Diagnose der Approximalkaries mit verschiedenen Methoden in vivo (Diagnodent pen, Bissflügelröntgen und visuell im Vergleich) Diplomarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades Dr. med. dent. an der Medizinischen Universität Graz ausgeführt an der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Klinische Abteilung für Zahnerhaltungskunde Unter Anleitung von Univ. Prof. Dr. Peter Städtler Eingereicht von Angelika Glaser Otto- Loewi- Gasse 36 8042 Graz Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Diplomarbeit ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche gekennzeichnet habe. Graz, 15. Juli 2010 Angelika Glaser i Danksagungen Ich möchte mich recht herzlich bei Herrn Univ. Prof. Dr. Städtler, dem Leiter der Klinischen Abteilung für Zahnerhaltungskunde der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, für die Betreuung und Begutachtung meiner Diplomarbeit bedanken. Weiters danke ich Frau DI. Irene Mischak für die statistische Auswertung des erhobenen Datenmaterials. Ein besonderer Dank gilt meiner Familie, ohne deren Unterstützung die Absolvierung meines Zahnmedizinstudiums nicht möglich gewesen wäre. ii Zusammenfassung Es wurde untersucht, Untersuchungsmethode ob das der Diagnodent Bissflügelröntgen pen in als der nicht invasive Erkennung von Approximalkaries adäquat ersetzen kann. Bei Patienten, im Alter von 14- 30 Jahren, wurden die Zähne nach professioneller Zahnreinigung im Seitenzahnbereich okklusal und approximal klinisch, anschließend mittels Diagnodent pen, und letztendlich anhand von Bissflügelröntgenaufnahmen unersucht. Danach wurde das Datenmaterial statistisch ausgewertet und es kam zu einem eindeutigen Ergebnis. Approximalkaries konnte mit dem Diagnodent pen nicht diagnostiziert werden. Der Goldstandard Bissflügelröntgen kann in der Diagnose von Approximalkaries noch nicht ersetzt werden. Jedoch ist der Diagnodent pen als zusätzliche und unterstützende Diagnosemöglichkeit, besonders bei Fissurenund Glattflächenkaries, hilfreich. iii Abstract It was investigated if the Diagnodent pen as a non-invasive examination method in the detection of approximal caries can substitute bitewing radiographs adequately. In patients aged 14-30 years, after professional tooth cleaning the teeth were first examined in the lateral tooth area occlusal and approximal clinically, then using Diagnodent pen and finally using bitewing radiographs. After the examination and the statistical analysis, there was a clear result. Approximal caries could not be diagnosed with the Diagnodent pen. The gold standard of bitewing radiographs in the diagnosis of approximal caries can not be replaced yet. However, the Diagnodent pen is helpful as an additional support and diagnostic alternative, particularly in fissure caries and smooth surface caries. iv Inhalt 1. Einleitung .............................................................................................................................. 1 1.1 Ziel ....................................................................................................................................... 2 2. Grundlagen ........................................................................................................................... 3 2.1 Cavum oris- Die Mundhöhle ........................................................................................... 3 2.2 Oraler Biofilm .................................................................................................................. 4 2.3 Karies und Kariesentstehung ............................................................................................ 5 3. Kariesdiagnostik ................................................................................................................... 7 3.1 Epidemiologische Methodik ............................................................................................ 7 4. Verschiedene Möglichkeiten der Kariesdiagnostik ......................................................... 10 4.1 Röntgen in der Zahnheilkunde ....................................................................................... 10 4.2 QLF (Quantitive light induced fluorescence)................................................................. 13 4.3 FOTI (Fiberoptic Transillumination) ............................................................................. 14 4.4 Elektrische Impedanzmessung ...................................................................................... 15 4.5 Speicheltests ................................................................................................................... 16 4.5.1 CRT- bacteria .......................................................................................................... 16 4.5.2 CRT- buffer ............................................................................................................. 16 4.5.3 Clinpro L-Pop .......................................................................................................... 17 4.6 LF (Quantitatve laser fluorescence) ............................................................................... 18 4.6.1 Gerätebeschreibung: Diagnodent pen 2190 (KaVo) ............................................... 18 4.6.2 Funktionsweise und Handhabung des Diagnodent : ............................................... 18 5.Kariesprophylaxe ................................................................................................................ 20 5.1 Ernährung ....................................................................................................................... 22 5.2 Fluoridierung .................................................................................................................. 24 5.3 Mundhygiene .................................................................................................................. 26 5.4 Fissurenversiegelung- regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt ............................ 28 6. Material und Methoden ..................................................................................................... 30 6.1 Material [ganzes Kapitel 23] .......................................................................................... 30 6.1.1 Technische Daten .................................................................................................... 30 6.1.2 Befunderhebung und Vorgehensweise: ................................................................... 31 6.1.3 Individuelle Einstellung auf den Patienten.............................................................. 32 6.1.4 Zahnoberfläche abscannen ...................................................................................... 32 6.1.5 Fissuren und Glattflächen abscannen ...................................................................... 32 6.1.6 Interpretation der gewonnen Werte im Fissurenbereich ......................................... 33 v 6.1.7 Therapiehinweise in Abhängigkeit des Werts/ Tabelle 4........................................ 34 6.1.8 Approximalraum abscannen .................................................................................... 34 6.1.9 Interpretation der gewonnenen Werte im Approximalbereich ................................ 34 6.1.10 Funktionsablauf: .................................................................................................... 35 6.2 Methodik ........................................................................................................................ 36 7. Ergebnisse ........................................................................................................................... 37 8. Fallbeispiel .......................................................................................................................... 39 9. Diskussion ........................................................................................................................... 40 10. Konklusion ........................................................................................................................ 41 11. Literaturverzeichnis ......................................................................................................... 42 12. Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................... 45 13. Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... 46 14. Diagrammverzeichnis ...................................................................................................... 47 vi 1. Einleitung Neben den Fissuren- ist der Approximalbereich die häufigste Lokalisation für Karies. Aufgrund des oft schwer zugänglichen Interdentalraumes entziehen sich approximale kariöse Defekte der klinischen visuellen Diagnose durch Spiegel und Sonde. Deswegen müssen zusätzliche Verfahren eingesetzt werden, um diesem Problem vorzubeugen. Solche sind beispielsweise QLF (quantitative light induced fluorescence), FOTI (fiberoptic transillumination), Vista Proof, LF( quantitative laser fluorescence z. B. Diagnodent pen). Diese Systeme arbeiten ohne belastende Röntgenstrahlung. In dieser Studie wurde ein Vergleich zwischen der Approximalsonde des Diagnodent pen und dem Goldstandard Bissflügelröntgen untersucht. Ziel war es, herauszufinden, ob das Röntgen zur Diagnose von Approximalkaries durch das Lasersystems (Diagnodent pen) abgelöst werden kann. Der Diagnodent pen funktioniert folgendermaßen: Es wird gepulstes Licht mit definierter Wellenlänge abgegeben, das ca. 1mm in die Zahnoberfläche eindringt. Sobald veränderte Zahnsubstanzen von dem ausgesandten Licht angeregt werden, fluoreszieren sie mit dem Licht einer anderen Wellenlänge. Karies fluoresziert stärker als gesunder Schmelz und gesundes Dentin und wird deutlich erkennbar. 1 1.1 Ziel In der vorliegenden Diplomarbeit wurde untersucht, ob man für die Diagnostik einer Approximalkaries mittels Diagnodent pen das Bissflügelröntgen (Goldstandard) ersetzt werden kann. Es wurde vergleichsweise untersucht, wie viele approximale kariöse Läsionen visuell, mit dem Diagnodent pen und dem Bissflügelröntgen, diagnostiziert werden konnten. Folgende Erkenntnisse sollten mit der Diplomarbeit gewonnen werden: 1. Ist der Diagnodent pen eine Hilfe bei der Kariesdiagnostik, speziell im Approximalbereich? 2. Rentiert sich die Anschaffung von einem Diagnodent pen zur Patientenmotivation und Monitoring von Fissuren- bzw. Approximalkaries? 3. Wird mit dem Diagnodent pen Approximalkaries präziser erkannt als mit dem Goldstandard Bissflügelröntgen? 2 2. Grundlagen 2.1 Cavum oris- Die Mundhöhle Die Mundhöhle besteht aus Gefäßen und Nerven, aus Muskeln und Knochen bzw. Kiefergelenken sowie Speicheldrüsen. Die Mundhöhle dient verschiedenen Zwecken. Sie dient als Anfangsteil des Verdauungsorganes der Nahrungsaufnahme, der Nahrungszerkleinerung und der Nahrungsverdauung. Weiters trägt sie zur Artikulation der Sprache bei. [1] Die Mundhöhle, in der mehr als 500 Keime leben, die einerseits Karies, andrerseits Gingivitis und Parodontitis induzieren, steht über die Mundöffnung mit der Außenwelt in Verbindung und ist deshalb nicht bakterienfrei. Da sie durch ihre gleichbleibende Temperatur, ihre hohe Feuchtigkeit und das Vorhandensein vieler Nischen hervorragende Lebensbedingungen für Mikroorganismen bietet, wird sie von einer Vielzahl von Bakterien, die miteinander in einem ökologischen Gleichgewicht stehen, besiedelt. Dieses Gleichgewicht ist wichtig für die Mundgesundheit. Wird es durch äußere Einflüsse (z. B. mangelnde Mundhygiene, Antibiotika) gestört, sind häufig Krankheiten die Folge. Viele der entzündlichen Krankheiten in der Mundhöhle wie zum Beispiel Karies, Gingivitis und Parodontitis entstehen durch eine Verschiebung des Gleichgewichts. Man spricht dann von einer opportunistische Infektion. [18, 25] 3 2.2 Oraler Biofilm Biofilme (=dentale Plaque; Zahnbelag) sind matrix-gebundene Bakterienpopulationen, die in komplexer Weise miteinander verbunden und an der Oberfläche anhaften. Im offenen Ökosystem der Mundhöhle sind Bakterien allgegenwärtig; sie versuchen, alle Nischen zu besiedeln. Die meisten Bakterien können aber nur durch Bildung eines Biofilms an Oberflächen, also an Hartsubstanzen (Zahn- und Wurzeloberflächen, Füllungsmaterialien, Implantaten, Prothesen usw.), auf Dauer überleben. Bei gesunden Zahn- und Gingivaverhältnissen besteht ein Gleichgewicht zwischen den additiven und retentiven Mechanismen des Biofilms sowie den abrasiven, ihn reduzierenden Kräften wie Selbstreinigung durch Wange und Zunge, Diät und mechanische Reinigung. Die Entstehung eines Biofilms erfolgt binnen Stunden bis Tagen in unterschiedlichen Phasen. [18] Auf einem gesäuberten Zahn bildet sich minutenschnell eine Pellikel (Schmelzoberhäutchen) von 0.1- 1µm Größe aus den Proteinen des Speichels (saure prolinreiche Proteine, Glykoproteine, Serumproteine, Enzyme, Immunglobuline) bestehend, die aufgrund ihrer Eigenladungen an Kalzium- und Phosphatgruppen des Apatits der Zahnsubstanzen elektrostatisch binden können. Zu den primären Keimen, die das Milieu für die folgenden Bakterien bestimmen, die sich wiederum an ihren Vorgängern anhaften, gehören gram+ Kokken und Stäbchen z.B. Sreptokokkus mutans, St. mitis und Actinomyceten, die sich durch Adhäsine anlagern. [5] Nach der Schmelzoberhäutchenbildung kommt es zur Assoziation und Adhäsion der Bakterien. Nun folgt eine Vermehrung und somit entstehen Mikrokolonien. Hierbei bilden die Streptokokken die bakterienschützenden extrazellulären Polysaccharide. Jetzt gruppieren sich die Mikrokolonien zu Komplexen mit metabolischen Vorteilen der Mitglieder. Im Biofilm entsteht ein Zirkulationssystem. Die Mikroorganismen können Stoffwechselprodukte, Resistenz- und Virulenzfaktoren austauschen. Die Plaque beginnt als Gesamtorganismus zu agieren. Anaerobier nehmen zu. Stoffwechselprodukte, abgestoßene Zellwandbestandteile (z.B. Lipopolysaccharide, Vesikel) aktivieren die Wirtsabwehr. Die Bakterien sind jetzt vor Fresszellen (PMN) und zugeführten Bakteriziden geschützt. [18] Die Plaque wird aus schleimhautbesiedelnde Keime, koronaler Plaque, marginaler und subgingivaler Plaque bakteriell zusammengesetzt. Biofilme sind äußerst empfindlich gegenüber mechanischer Störung. Erst nach der mechanischen Zerstörung wirken antimikrobielle Substanzen. [25] 4 Plaque ist ein notwendiger Faktor für die Kariesentstehung. Ihre Metaboliten sind für die Demineralisation der Zahnhartsubstanzen verantwortlich. [5] 2.3 Karies und Kariesentstehung Es gibt mehrere Theorien zur Entstehung von Karies. Karies ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten des menschlichen Körpers. Die Vipeholm- Studie bildet die Grundlage der heutigen Charakterisierung der Karies als alimentär- kohlenhydrat- modifizierte, bakteriell bedingte Infektionserkrankung. Heute ist die Theorie nach Willoughby D. Miller (1898) allgemein anerkannt. Demnach kommt es auf Grund mehrerer pathogener Faktoren zur Zerstörung der Zahnsubstanz in mehreren Stufen. [4] Weiters geht man von der Vorstellung aus, dass kariogene Mikroorganismen der Mundhöhle (Plaque) bei einem Überangebot an kariogenem Substrat (speziell niedermolekulare Kohlenhydrate) organische Säuren produzieren. Wirken diese lange genug auf die Zahnhartsubstanz (Wirt) ein, so entmineralisieren sie diese. [5] Menschen erkranken an Karies, durch vier Hauptfaktoren: Zähne (Wirtsfaktor), Plaque, Nahrung mit niedermolekularen Kohlenhydraten (besonders im Zucker enthalten) und Zeit Neben diesen Hauptfaktoren der Kariesentstehung gibt es zahlreiche sekundäre Faktoren z. B. Speichelfluss und Speichelzusammensetzung, pH- Wert und Pufferkapazität des Speichels, Dauer und Häufigkeit der Substratzufuhr, Immunabwehr, bisher nicht bekannte genetische Faktoren, sozioökonomische und verhaltensbezogene Komponenten, Zahnfehlstellungen und –bildungen, Einstellung des behandelnden Zahnarztes, welche die Entstehung und Progression einer kariösen Läsion beeinflussen können.[5] Da Karies eine kohlenhydratmodifizierte Infektionskrankheit ist, muss daher erst eine Übertragung der Streptokokken in den Mund erfolgen. Die Mundhöhle eines Ungeborenen ist zunächst noch unbehaftet, jedoch erfolgt bereits bei der Geburt die erste Kontamination mit vaginalen und fäkalen Bakterien. Innerhalb kürzester Zeit entwickelt sich eine natürliche 5 Bakterienflora, ähnlich der von Erwachsenen. Die Übertragung erfolgt durch Speichelkontakt z.B. beim Küssen, gemeinsamen Benutzen von Geschirr etc. Der bedeutendste kariogene Keim, Streptokokkus mutans ist, jedoch erst nach dem Durchbruch der Milchzähne nachzuweisen. In der Plaque siedeln sich verschiedene Laktobazillen und Streptokokkenarten an. Vorwiegend findet man den Streptokokkus mutans. Diese Mikroorganismen produzieren aus niedermolekularen Kohlenhydraten organische Säuren, die den Zahn angreifen, indem sie die in der Zahnhartsubstanz vorhandenen Mineralien herauslösen. Zucker aus der Nahrung wird dabei zu Milchsäure abgebaut. Nur Mikroorganismen, die diesen Stoffwechselprozess beherrschen und in stark saurem Milieu überleben können, vermehren sich dann weiter. [5] Von großer Wichtigkeit für die Zahngesundheit sind ausreichende Pausen zwischen den Mahlzeiten, in denen der Speichel die Säuren neutralisieren und die angegriffene Zahnsubstanz remineralisieren kann. Es kommt nicht so sehr auf die Menge des konsumierten Zuckers an, sondern auf die Häufigkeit Zuckerkonsums. 6 3. Kariesdiagnostik 3.1 Epidemiologische Methodik Epidemiologische Untersuchungen sind ein wichtiges Hilfsmittel für die Erforschung der Ätiologie der Karies, die Kontrolle der Effektivität präventiver Programme und die Planung zahnärztlicher Betreuungssysteme. Der Kariesbefall (caries experience) bezeichnet die Anzahl kariöser und/oder wegen Karies behandelter bzw. extrahierter Zähne bei einer Person. Die Kariesverbreitung (caries prevalence) wird aus dem durchschnittlichen Kariesbefall einer bestimmten Population errechnet. [4] Für beides wird weltweit der DMF- Index verwendet. Er fasst die kariösen (decayed, D), wegen Karies extrahierten (missing, M) und gefüllten (filled, F) Zähne für eine Person als Kariesbefall und für eine Populationsgruppe als Kariesverbreitung zusammen. [Klein et al. 1938] Zahnbezogen wird die Zahl als DMF/T- Index (T für „teeth“) angewendet, die aussagekräftigere Flächenbezogenheit auf 5 Flächen der Molaren und Prämolaren und 4 Flächen der Schneide- und Eckzähne wird durch den DMF/S- Index ( S für „surface“) ausgedrückt. Die Weisheitszähne werden bei diesen Indizes nicht immer berücksichtigt. Für das Milchgebiss (dmf) gilt die gleiche Methodik der Erfassung, wegen der Beeinflussung durch den Zahnwechsel werden häufig nur df/t- oder df/s- Index berechnet. [4] Unter Kariesinzidenz (caries incidence) versteht man die Zunahme an Zahnschäden bei demselben Kollektiv. [22] Für die Diagnose wird üblicherweise anhand einer Vier- Felder- Tafel berechnet. Dabei werden Sensitivität, Spezifität, der positive Vorhersagewert und der negative Vorhersagewert berechnet. (siehe Abb. 1) Eine hohe Sensitivität bedeutet z. B., dass die Prognose behandlungsbedürftige Dentinkaries sich tatsächlich nach dem Aufziehen z. B. einer Fissur verifizieren lässt. Eine hohe Spezifität liegt vor, wenn man gesunde Flächen tatsächlich auch als gesund erkannt hat. [5] 7 Abb.1: Vier- Felder- Tafel zur Berechnung von Sensitivität Und Spezifität sowie positiven und negativen Vorhersagewerten (aus Hellwig, Attin, Klimek S.61) Da Karies noch immer eine sehr weit verbreitete Infektionskrankheit ist, hat die Weltgesundheitsorganisation Ziele für die Zahngesundheit der Bevölkerung festgelegt (siehe Tabelle 1). Zur Überprüfung wird der Zahnstatus in verschiedenen Altersgruppen erhoben. In Österreich wurde dazu im ÖBIG die „Koordinationsstelle Zahnstatus“ eingerichtet. Hierbei wird überprüft, inwieweit die Ziele der WHO in Bezug auf die Zahngesundheit der österreichischen Bevölkerung erreicht werden. [ 21] Tabelle 1: WHO-Ziele für das Jahr 2000 und 2020 nach Altersgruppen Tabelle 1 : [Quelle: www.who.org] “kariesfrei“ nach WHO Definition bedeutet, dass es keine sichtbaren Dentinläsionen gibt. Sehrwohl können Schmelzveränderungen oder Schmelzläsionen diagnostiziert werden. DMFT = durchschnittliche Anzahl kariöser (decayed) ,fehlender (missing) und sanierter (filled) Zähne (teeth) MT= missing teeth 8 Heute werden folgende Kariesgrade verwendet [Ekstrand et al. 1998] 1 Weiße oder braune Opazität, die erst nach Trocknen sichtbar wird 2 Weiße oder braune Opazität, die ohne Trocknen sichtbar ist 3 Lokaler Schmelzeinbruch in opakem oder verfärbten Schmelz und/ oder graue Verfärbung durch durchschimmerndes Dentins 4 Kavitation in opakem/ verfärbtem Schmelz mit Dentinexposition Abb.2: Grad 1, Grad 2 Abb.3: Grad 3, Grad 4 (aus Städler P. Austria Dental journal.S.132) Aktive/ inaktive Läsionen Grad 1 und 2 werden auch als aktive Läsion Grad 3 und 4 als inaktive Läsion bezeichnet. [22] 9 4. Verschiedene Möglichkeiten der Kariesdiagnostik 4.1 Röntgen in der Zahnheilkunde Die Anfertigung von Röntgenbildern ist in der Zahnheilkunde ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik. Es werden dabei unterschieden, Aufnahmen eines einzelnen Zahnes, das sogenannte Kleinbild, das Bissflügelröntgen, der Goldstandard in der Diagnostik von Approximalkaries und das Orthopantomogramm, das zur Übersichtdiagnostik verwendet wird. Allerdings ist die diagnostische Aussagekraft eines einzelnen Röntgenbildes dadurch limitiert, dass ein dreidimensionales Objekt zweidimensional dargestellt wird. Deshalb ist in manchen Situationen empfehlenswert, Bilder aus unterschiedlichen Projektionsrichtungen anzufertigen. Hierbei wird unterschieden zwischen orthograd, mesial oder distal exzentrisch. (siehe Abb.4+ 5)Die Beurteilung der Röntgenbilder erfolgt nach der radiologischen Klassifizierung nach Curilovic (siehe Tabelle 2). In den letzten Jahren hat anstelle des analogen Röntgenbildes die digitale Röntgentechnik zunehmend an Bedeutung gewonnen. Vorteile diese Technik sind die geringere Dosisbelastung (50- 80% Reduktion), schnelle Verfügbarkeit des Bildes, variable Bilddarstellung, der Verzicht auf Chemikalien sowie die Möglichkeit der elektronischen Archivierung. Man kann zwischen direkten und indirekten Röntgentechniken unterscheiden. Bei den direkten Verfahren wandelt ein Sensor, der einen CCD- Chip enthält, im Mund des Patienten die auftreffenden Röntgenstrahlen in ein elektronisches Signal. Der Sensor ist mit einem Kabel mit dem Computer verbunden, und die Aufnahme kann sofort auf dem Bildschirm betrachtet werden. Beim indirekten System dient eine Speicherfolie als Bildzwischenspeicher. Danach wird in einem Scanner die Oberfläche mit einem Laserstrahl abgetastet und in ein digitales Bild umgewandelt. Einziger Nachteil bei den digitalen Systemen ist die Ortsauflösung gegenüber den konventionellen Mundfilmen noch ein wenig verringert. Dieses Problem wird durch verschiedene Möglichkeiten der Bildnachbearbeitung wie z. B. Kontrastkorrekturen, 3- D Darstellungen, Abstands- Winkelmessungen, etc. wieder aufgehoben. [5] 10 Abb.4: Verschiedene Projektionsrichtungen (aus Hellwig, Klimek, Attin S. 240) Abb.5: Darstellung der Wurzeln und Wurzelkanäle bei verschiedenen Projektionsrichtungen ( aus Hellwig, Klimek, Attin S. 240) Tabelle 2 : Radiologische Klassifizierung kariöser Läsionen (Curilovic et al.1983) (siehe auch Abb.6:) 11 Abb.6: Radiologische Klassifizierung kariöser Läsionen [aus Hellwig, Klimek, Attin; S 63] 12 4.2 QLF (Quantitive light induced fluorescence) Hierbei wird entweder ein Argon-Laser oder ein gefiltertes Xenonlicht als illuminierende Strahlung verwendet. Die Methode basiert auf dem Prinzip, dass Mineralverlust, der durch kariöse Zerstörung des Zahnschmelzes verursacht wird, als Änderung in der Fluoreszenz der Zahnsubstanz wahrgenommen und gemessen werden kann. [26, 19] Die QLF- Methode ist ein Verfahren, das zur Bestimmung kleiner Demineralisationsphänomene an Glattflächen durchgeführt wird. Damit können die Effekte von Präventionsmaßnahmen auch in vivo gemessen werden. Für die klinische Diagnose der Karies scheint es weniger geeignet zu sein, da die Anwendung vor allen Dingen an Glattflächen (Bukkalflächen) am besten ist. Die Anwendung fluoreszierender Farblösung scheint eine Verbesserung der QLF-Ergebnisse nach sich zu ziehen. Drei Arten der Fluoreszenz müssen unterschieden werden. Die erste ist die blaue Fluoreszenz und reicht in die Nähe von Ultraviolett (≥488 nm). Die zweite ist die gelbe und orange Fluoreszenz in der Nähe von blau und grün (≥540 nm). Die dritte ist die Fluoreszenz im tiefen Rot (≥700nm), nahe Infrarot. Wenn Zahnschmelz demineralisiert wird, führt dies zu Porositäten; die Poren füllen sich mit Flüssigkeit aus dem Speichel, was wiederum zu einer Verminderung der Lichtdurchlässigkeit im Schmelz führt. Die Lichtstreuung in einer kariösen Läsion ist viel stärker als in gesundem Zahnschmelz, deshalb ist die Fluoreszenz weniger stark [27]. 13 4.3 FOTI (Fiberoptic Transillumination) Bei diesem System wird der Zahn mit einer Lichtquelle ohne Strahlungsbelastung durchleuchtet. Es dient zur zusätzlichen Kariesdiagnose im Approximalraum. Die optischen Eigenschaften einer gesunden Zahnfläche unterscheiden sich von der einer kariösen Zahnfläche. Kariöse Bereiche weisen Poren in der Zahnhartsubstanz auf. Diese haben wiederum einen anderen Brechungsindex als gesunde Zahnhartsubstanz, sodass an den Grenzflächen vermehrt Licht gestreut wird, wodurch es zu einem Intensitätsverlust kommt. Das kann als dunkler Fleck gesehen werden. Das gleiche optische Phänomen kann bei einer initialen Läsion beobachtet werden, nur erscheint diese heller fast weiß. Das FOTI- Verfahren wurde weiterentwickelt und daraus entstand das DIFOTI- Gerät. Dieses ermöglicht mit Hilfe einer CCD- Kamera, die Befunde zu dokumentieren und kann ebenso für quantitatives Monitoring genutzt werden. [12, 19] 14 4.4 Elektrische Impedanzmessung Das Prinzip der Impedanzmessung beruht auf den physikalischen Eigenschaften des Zahnschmelzes. Schmelz ist ein guter elektrischer Isolator. Durch die Demineralisation entstehen Porositäten, welche durch Wasseraufnahme die Isolation verringern. Um einen bestimmten Trocknungsgrad der untersuchten Fläche zu erzielen, wurde in einem neuen Gerät ein definierter Luftstrom auf die untersuchte Fläche gegeben, wodurch die Genauigkeit des Ergebnisses verbessert wurde. Problematisch scheint mit diesem Gerät allerdings immer noch die Differenzierung zwischen Schmelz- und Dentinkaries zu sein, wodurch eine restaurative Überbehandlung resultieren kann. [Lussi et al. 1995] Bei einem präventiv orientierten Therapieansatz kann somit über diese technischen Befunde festgestellt werden, ob die Therapie erfolgreich ist oder ob die Karies weiter fortschreitet. Somit ist ein echtes "Kariesmonitoring" möglich. [19] 15 4.5 Speicheltests Eine weitere Methode um Karies zu diagnostizieren sind Speicheltests. Es gibt verschiedene Arten von Speicheltests. Hat ein Patient eine erfolglose Parodondaltherapie hinter sich oder ist er ein Kariesrisikopatient, zieht man in der erweiteten Diagnostik unterschiedliche Tests zur Rate, um die Keime genau zu bestimmen, damit sie dann gezielt bekämpft werden können. Hier sind einige angeführt: - CRT- bacteria - CRT- buffer - Clinpro Cario L- pop 4.5.1 CRT- bacteria Bei diesem Test wird die Anzahl von Streptokokkus mutans und Laktobazillus ermittel. Vorgang: Der Patient muss auf Paraffin kauen, danach wird der so entstandene Speichel gesammelt. Ein spezieller Nährboden mit heller und dunkler Agarfläche wird dann mit dem Speichel betropft und mit einer Natriumbicarbonattablette in einen Behälter für 48 Stunden bei 37° kultiviert. Die Bakterienkultur wird mit einer Referenzkultur verglichen und bestimmt. Erhöhtes Kariesrisiko besteht, wenn der Streptokokkus mutans und Laktobazillien über 10 5 /ml Speichel vorhanden sind. [18] 4.5.2 CRT- buffer Bei dieser Methode wird die Pufferkapazität des Speichels gemessen. Vorgang: Der Patient muss auf Paraffin kauen. Der Speichel wird gesammelt und mit einer Pipette auf einen Teststreifen getropft. Nach 5 Minuten kann das Ergebnis mit einer Vorlage verglichen werden (siehe Abb.7). Erhöhtes Kariesrisiko liegt vor, wenn weniger als 0,7 ml Speichel/Minute fließt und wenn die Pufferkapazität niedrig ist. [18] 16 Abb.7: Vorlage zum Vergleich der Ergebnisse (aus der Mappe :Parodondologie und Prophylaxe) 4.5.3 Clinpro L-Pop Dieser Test bestimmt die Milchsäurebildungsrate der gesamten Mikroflora der Mundhöhle. (siehe Abb. 8) Abb.8: Clinpro L- Pop (aus Produktprofil von 3M Espe) Das Teststäbchen zeigt die Farbe der Felder 1 bis 3: Die Mikroflora zeigt eine geringe Milchsäurebildungsrate, das heißt, das generelle Kariesmanagement ist gut. Eine normale Verlaufskontrolle ist akzeptabel. Das Teststäbchen zeigt die Farbe der Felder 4 bis 6: Die Mikroflora zeigt eine mittlere Milchsäurebildungsrate, d. h., das generelle Kariesmanagement hat Schwächen. Eine engere Verlaufskontrolle und/oder Untersuchung ist wünschenswert. Das Teststäbchen zeigt die Farbe der Felder 7 bis 9: Die Mikroflora zeigt eine hohe Milchsäurebildungsrate, d. h., das generelle Kariesmanagement ist zu überdenken. Eine intensive Untersuchung und Behandlung ist erforderlich. [24] 17 4.6 LF (Quantitatve laser fluorescence) 4.6.1 Gerätebeschreibung: Diagnodent pen 2190 (KaVo) Mit KaVo Diagnodent pen kann versteckte Karies aufgespürt werden. Der Diagnodent pen unterstützt das Auffinden von Approximalkaries, Fissurenkaries, Glattflächenkaries und Konkremente. Dieses System nutzt die unterschiedliche Fluoreszenz gesunder und erkrankter Zahnsubstanz. So können sehr feine Läsionen aufgespürt werden und es besteht keine röntgenologische Strahlenbelastung. Der Diagnodent pen hat ungefähr die Größe und Form einer elektrischen Zahnbürste (Länge: 220mm)- zusätzlich befindet sich ein kleines Display am Griff. Hierauf können die verschiedenen Programmabläufe überwacht bzw. ein- und verstellt werden. Der Diagnodent pen funktioniert nicht mehr mit Kabel, sowie sein Vorgängermodell, sondern sehr praktisch, mit Batterie. [23] (siehe Abb.9) Abb.9: Diagnodent pen 2190, (www.kavo.com) 4.6.2 Funktionsweise und Handhabung des Diagnodent : Der Diagnodent besteht aus einer Lichtquelle mit einer Wellenlänge von 655nm und einer Leistung von 1 mW und beruht auf dem Prinzip, dass durch Karies veränderte Zahnhartsubstanz fluoresziert und dass diese Fluoreszenz proportional zur Demineralisation der Zahnhartsubstanz ist. Demineralisierte Zahnhartsubstanz erzeugt mit dieser Anregung im roten eine stärkere Fluoreszenz im Bereich über 680nm als gesunde. Die einwirkende Strahlungsenergie bewirkt einen kurzzeitigen Übergang der Moleküle in einen angeregten Zustand. Der Grundzustand wird wieder erreicht, indem ein Teil der Energie durch Stöße und Wärmeabgabe ins umliegende Gewebe verbraucht wird, ein anderer Teil der Energie kann zur 18 Aussendung von Licht, der Fluoreszenzstrahlung, führen. Durch den erwähnten Energieverlust ist das Fluoreszenzlicht langwelliger (rotverschoben) als das angeregte Licht. Nicht erwünschtes Licht anderer Lichtquellen und das in den Detektionsfasern remittierte Anregungslicht wird dank einem Filtersystem zurückgehalten: Nur Licht mit Wellenlängen größer 680 nm wird transmittiert. Zur Eliminierung langwelliger Störstrahlung wird das Anregungslicht moduliert und nur der entsprechend modulierte Anteil des PhotodiodenSignals verstärkt und festgehalten. Dabei werden der aktuelle Messwert und der maximale Messwert des laufenden Messzyklus gespeichert. Ein sich in der Tonlage ändernder Ton ermöglicht durch Rotation der Spitze die Auffindung des größten Fluoreszenzsignals einer bestimmten Stelle, ohne dass die Anzeige am Gerät dabei beobachtet werden muss. Nach dem Messvorgang wird der Maxmalwert abgelesen [6, 13] 19 5.Kariesprophylaxe Der heutige Wissensstand der Ätiologie der Karies ist so gut, dass durch den Einsatz präventiver Möglichkeiten ein deutlicher Kariesrückgang erzielt werden kann. Der Kariesbefall ist besonders bei Erwachsenen noch sehr hoch. Dies liegt u. a. daran, dass der Entstehung von Karies auch eine biosoziale Komponente zugrunde liegt. Einer der Hauptgründe für die hohe Kariesmorbidität ist die mangelnde Bereitschaft einzelner Menschen, bestimmte krankheitsfördernde Habits zu ändern. Karies ist eine multifaktoriell bedingte Erkrankung, das verlangt verschiedene Präventionsmöglichkeiten. Die primären Präventionsmaßnahmen sollen Neuerkrankungen reduzieren bzw. verhindern. Das wird meist durch gesundheitsfördernde und protektive Maßnahmen erreicht wie z. B. Ernährungsumstellung und Fluoridapplikation. Sekundäre Prävention zielt darauf ab, initiale Läsionen so früh wie möglich zu diagnostizieren um die Anzahl der Manifestationen neuer Erkrankungen zu reduzieren bzw. Zahnhartsubstanzverlust zu begrenzen (Remineralisation, Fissurenversiegelung). Im Rahmen der tertiären Prävention wird durch spezielle Behandlungsmaßnahmen z. B. minimal invasive Restaurationstechnik der befallene Zahn therapiert. Gruppenprophylaktische Maßnahmen also systemische Fluoridierungsmaßnahmen wie Trinkwasserfluoridierung oder Salzfluoridierung etc. müssen durch Individualprophylaxe (Zahnarzt, Prophylaxeassistentin) ergänzt werden um für jeden Patienten die richtige Lösung zu finden. [5] Die vier wichtigsten Pfeiler der Kariesprophylaxe sind: (siehe Abb. 10) - Ernährung - Fluoridierung - Mundhygiene - Fissurenversiegelung – regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt 20 Abb. 10: Für den größten Teil der Bevölkerung reichen als Basisprophylaxe Fluoridierung und Fissurenversiegelung aus. Mit zunehmender Kariesaktivität müssen weitere Maßnahmen getroffen werden. (aus Hellwig, Klimek, Attin. S.74) 21 5.1 Ernährung Es gibt zwar keine spezielle Diät, die die Entstehung von Karies völlig verhindert, jedoch durch die Einschränkung des Konsums zuckerhaltiger Nahrungsmittel kann sie wesentlich reduziert werden. Mangel- oder Fehlernährung erhöhen die Kariesentstehung durch Störung der Mineralisation, des Speichelflusses oder der Speichelzusammensetzung. Dennoch kann durch eine zahngesunde Kost die Kariesmorbidität erheblich reduziert werden. Zur Kariesentstehung tragen Kohlenhydrate wie Saccharose, Glukose, Fructose, Maltose, Laktose und weiterverarbeitete Stärke bei. Empfehlenswert zu Erhaltung der Zahngesundheit sind schwer aufschließbare Kohlenhydrate wie z. B. 100 %iges Vollkornprodukte, schlecht sind leicht aufschließbare Kohlenhydrate wie Mehl, Mehlspeisen, Cola, Schokolade etc. Aus zahlreichen Statistiken und Studien geht hervor, dass mit zunehmendem Zuckerverbrauch die Kariesmorbidität in der Bevölkerung steigt. [5] (siehe Diagramm 1) Diagramm 1: Mit steigendem Zuckerkonsum steigt der DMF-T- Wert an. (aus Hellwig, Klimek, Attin. S. 75) Zuckerhaltige Zwischenmahlzeiten sollten weitgehend reduziert werde, zu den empfehlenswerten zählen z. B. Milch, Milchprodukte, Gemüse und Obst, Nüsse, sofern kein Zucker zugesetzt wird. [5, 8, 10] (siehe Diagramm 2) Es kommt dann selten zu zeitlich begrenzten Demineralisationsattacken auf die Hartsubstanz der Zähne. Für die Remineralisation durch den Speichel stehen dann längere Zeiträume zur Verfügung. [8, 10] 22 Diagramm 2: Vipeholm-Studie; Im ersten Jahr bekam eine Versuchsgruppe normale zuckerhaltige Nahrung und im zweiten Jahr bekamen sie zusätzlich 24 Toffees pro Tag als Zwischenmahlzeit. Eine massive Karieszunahme war die Folge. (aus Hellwig, Klimek, Attin. S.75) Nicht außer Acht zu lassen ist auch, dass durch säurehaltige Nahrungsmittel Erosionen entstehen können. Während beim Genuss kariogener Nahrung die häufige Bildung organischer Säuren durch Bakterien im Vordergrund steht, bewirken säurehältige Nahrungsmittel eine direkte Demineralisation des Schmelzes. Deshalb sollte die Häufigkeit des Genusses saurer Nahrungsmittel reduziert werden, damit dem Speichel genügend Zeit zum Abpuffern und zur Remineralisation zur Verfügung steht. Ein Nahrungsmittel wird als zahnschonend eingestuft, wenn der pH- Wert in der interdentalen Plaque bis zu 30 Minuten nach dem Verzehr nicht unter 5,7 abfällt. [5, 8, 10] (siehe Tabelle 3). Tab.3: Getränke mit niedrigem pH-Wert führen beim häufigen Genuss zu Erosionen [aus Hellwig, Klimel, Attin; S.77] 23 5.2 Fluoridierung Fluoride nehmen in der Kariesprophylaxe eine zentrale Rolle ein und sind in therapeutische Dosis für den menschlichen Organismus unschädlich. Der Wirkungsmechanismus von Fluoriden sieht folgendermaßen aus; sie beschleunigen die Remineralisation, sie erhöhen die Säureresistenz der Schmelzoberfläche und sie beeinträchtigen den Stoffwechsel der Bakterien. Weiters beschleunigen sie die Apatitbildung des Schmelzes und die Einlagerung von mineralischen Stoffen in das Skelett. [26] Durch den Einbau von Fluoriden in die Schmelzkristallite wird das Kristallgitter stabiler und die Schmelzlöslichkeit gegenüber Säuren wird herabgesetzt, die Zahnhartsubstanzen werden widerstandsfähiger gegenüber Demineralisationsattacken. Fluoride und Speichel bilden zusammen einen wichtigen natürlichen Abwehrmechanismus gegen Karies, d. h. es werden auch Plaquebakterien in ihrem Wachstum gehemmt. [5] Zur systemischen Fluoridierung zählen Trinkwasserfluoridierung, Salzfluoridierung und Fluoride als Tablettenform. (siehe Abb.11+12) Abb.12: Fluortabletten für Kinder und Erwachsene( aus Mappe: Parodontologie u Prophylaxe) Abb.11: Fluoridierdes und jodiertes Speisesalz ( aus Mappe: Parodontologie u Prophylaxe) Die ideale Zufuhr für den Erwachsenen beträgt ca. 1- 1,5 mg/d. Durch Nahrung, Wasser und Luft werden bei uns ca. 0,5 mg/d zugeführt. Daraus ergibt sich als Idealdosis 1 mg/d. 24 Bei Kindern sollte eine tägliche Zufuhr von 0,5- 2,5 mg/d und beim Erwachsenen von 4,0 mg/d nicht überschritten werden. Nebenwirkungen bei zu hoher Zufuhr wären Dentalfluorose und Nephrotoxitität. [26] (siehe Abb.13) Abb.13: Fluorosen. (aus Mappe: Parodontologie und Prophylaxe) 25 5.3 Mundhygiene Um die Zähne gesund zu erhalten, ist eine regelmäßige und effiziente Mundhygiene zu Hause unverzichtbar. Durch eine optimale Mundhygiene wird die Entstehung einer kariogenen Plaque vorgebeugt, gleichzeitig wird durch die Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasten eine lokale Fluoridierungsmaßnahme der Zahnhartsubstanzen vorgenommen. Korrekte und regelmäßige Zahnpflege (auch im Approximalraum) ist gleichermaßen eine karies- und parodontalprophylaktische Maßnahme. [5] 100%ige Prävention ist durch entscheidende Faktoren, wie gründliche und regelmäßige Mundhygiene (zweimal täglich 3 Minuten, sowie einmal pro Tag die Verwendung von Zahnseide), gesunde und zahnfreundliche Ernährung, und durch Anwendung von Fluoriden (Speisesalz, Mundspülungen etc.) möglich. Davon macht 90% die Mundhygiene aus. Zur effektiven Zahnpflege gibt es verschiedene Hilfsmittel: - Zahnbürsten (Handzahnbürste oder elektrisch) - Hilfsmittel zur Interdentalreinigung (Zahnseide, Interdentalbürstchen, med. Zahnstocher, Gummistimulatoren) - Chemische Präventionsmöglichkeiten (Mündspülungen, Zahnpasten etc.) Weiters gehört zur optimalen Mundhygiene die richtige Putztechnik, die sogenannte BassTechnik (eine, der empfohlenen Methoden) (siehe Abb.14, 15, 16, 17, 18). Sie eignet sich, wenn gesunde, gingivitische oder parodontitische veränderte Verhältnisse vorliegen. Denn ein zu häufiges, aggressives Putzen mit zu hohem Anpressdruck und zu harter Zahnbürste verursacht keilförmige Zahnhalsdefekte, Abrasionen oder Erosionen und Zahnfleischprobleme. [5] Abb.14: 6 Putzabschnitte 10-15 Bewegungen pro Abb.15: Ansetzen der Bürste im 45° Winkel b/l Rüttel- und Rotationsbewegungen Bürstenbreite 26 Abb.16: Im Frontbereich l/p wird die Bürste Abb.17: Okklusal rotierende Bewegungen aufgestellt Abb.18: Um den endständigen Zahn,distal wird die Bürste aufgestellt. (alle 5 Abb. aus Mappe: Parodontologie und Prophylaxe) 27 5.4 Fissurenversiegelung- regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt Eine optimale Mundhygiene ist Voraussetzung für gesunde Zähne, aber reicht alleine nicht aus, deshalb empfiehlt es sich beim Zahnarzt regelmäßige Kontrollbesuche zu unternehmen, um frühzeitig initiale kariöse Läsionen oder Erkrankungen des Parotontium zu diagnostizieren. Weiters werden prophylaktische Maßnahmen durchgeführt, wie professionelle Zahnreinigungen mit Mundhygieneinstruktionen, Fluoridierungen, Fissurenversiegelungen, sowie, wenn notwendig minimal invasive Füllungstherapien. Durch Fissurenversiegelungen sollen Kariesprädilektionsstellen (Fissuren, Grübchen) abgedeckt werden, in denen sich langkettige Kohlenhydrate festsetzen können und das Risiko einer Kariesentstehung erhöhen. Nach der Eruption ist die Kariesanfälligkeit der Fissuren von Molaren am höchsten. [4] Im Querschnitt von den Zähnen im Seitenbereich lassen sich unterschiedliche Fissurenformen- und tiefen erkennen. [5] (siehe Abb.19) Abb.19: Fissurenformen [aus Hellwig, Klimek, Attin: Einführung in die Zahnerhaltung ; S. 98] Oft reicht der Boden der Fissur bis nahe an die Schmelz- Dentin- Grenze, so dass sich eine initiale Karies rasch in das Dentin vordringen kann. Ziel der Versiegelung ist es, Grübchen und Fissuren dicht zu verschließen, um kariogenen Bakterien keinen Zugang mehr zu gewährleisten. Bereits vorhandenen Bakterien sollen unter dem Versiegler abgetötet werden. 28 Es gibt verschiedene Arten der Fissurenversiegelung. Eine prophylaktische, eine Versiegelung mit vorhergehendem Ausschleifen der Fissur und eine erweitete Fissurenversiegelung. Weite, gut zugängliche Fissuren und Zähne, die länger als vier Jahre ohne Karies sind, werden nicht versiegelt. [5] 29 6. Material und Methoden 6.1 Material [ganzes Kapitel 23] 6.1.1 Technische Daten Länge: ca. 220mm Durchmesser: ca. 32mm Gewicht: 110g Spannung: 1 Zelle Mignon Alkline LR6: 1,5V Lichtleistung: 1 mW Wellenlänge: 655nm Schutzart abgedeckt: IPX0 Transport- und Lagertemperatur: -10° C bis +55° C Abgleichtemperatur: 22° C +/- 2° C 30 Abb.20: Diagnodent pen [Quelle: www. kavo.com] Bevor man mit einer Messung beginnt, wird eine der zwei Sonden (Fissurensonde oder Approximalsonde) mit einer Referenz abgeglichen. Abgleichen ermöglicht das Monitoring der Werte über einen längeren Zeitraum. Weiters können auch Werte von verschiedenen Diagnodent Geräten miteinander verglichen bzw. können verschiedene Sonden mit individuellen Werten benutzt werden. 6.1.2 Befunderhebung und Vorgehensweise: 1. Davor eine professionelle Zahnreinigung 2. Zähne und Approximalraum gut trocknen, da insbesondere im Zahnzwischenraum Speichel die Umlenkung durch das Prisma verändert. Falschpositiven Ergebnisse entstehen, wenn bei der Diagnose folgende Punkte nicht berücksichtigt werden: - Verschmutzungen - Kompositfüllungen - Verschmutze Kompositränder - Zahnstein/ Konkremente - Speisereste in Fissuren 31 - Prophylaxe- Pasten - Remineralisierte Karies - Starke natürliche Fluoreszenz 6.1.3 Individuelle Einstellung auf den Patienten Die Zähne verschiedener Menschen haben unterschiedliche Fluoreszenz. Das wird durch ihre Essgewohnheiten, Umweltbedingungen, etc. verursacht. Die Zähne eines Menschen haben jedoch gleiche Fluoreszenz. Die Sonde wird an einer gesunden Stelle eines Zahnes aufgesetzt und der Ringschalter muss betätigt werden bis der Signalton ertönt. 6.1.4 Zahnoberfläche abscannen Zwei verschiedene Sonden stehen zur Verfügung, einerseits die Fissurensonde für den Scann von Glattflächen und Fissuren und andererseits die Approximalsonde für den Scann im Zahnzwischenraum. Die Approximalsonde ist um 360° drehbar und leitet durch ein Prisma den Laserstrahl um. Somit ist die Blickrichtung mesial und distal veränderbar. Die Sonden werden ohne Druck über die Zahnflächen geführt. Am Display ist der Momentwert ist der aktuelle Wert und der Peakwert ist der höchste Wert seit dem letzten Drücken des Ringschalters. 6.1.5 Fissuren und Glattflächen abscannen Die Starttaste muss eine Sekunde gedrückt werden bis ein Signalton ertönt und die Displayanzeige erscheint. Bei Bedarf kann ein Abgleich durchgeführt werden. Folglich besteht die Möglichkeit den Diagnodent individuell auf den Patienten einzustellen. Der Diagnodent soll mit Kontakt aber ohne Druck über die Zahnoberfläche geführt werden und man kann in alle Richtungen schwenken, um die maximalen Werte genauer festzustellen. Der Ringschalter wird bei erhöhtem Wert des untersuchten Zahnes kurz gedrückt um den Peakwert wieder zurückzusetzen. 32 6.1.6 Interpretation der gewonnen Werte im Fissurenbereich Großen Nutzen bietet das Instrument für die minimalinvasive Therapie. Es können kleinste, nicht sichtbare Veränderungen bis zu einer Tiefe von 2mm in der Zahnsubstanz festgestellt und entsprechend therapiert werden. Bei der Interpretation der Werte ist es wichtig, sonstige Kariesrisikofaktoren zu berücksichtigen; wie zum Beispiel Kariesanamnese, Häufigkeit des Zuckerkonsums, Aktivität der Kariesbakterien, Speichelproduktion etc. Übereinstimmend wurde in vielen klinischen Studien für Diagnodent Schwellenwerte publiziert, die eine starke Korrelation zum Kariesbefall der Zähne aufweisen. Folgende Tabelle 4( Lussi et al 2003) 33 6.1.7 Therapiehinweise in Abhängigkeit des Werts/ Tabelle 4 0 - 13 Anzeigewert Gesunder Zahn - Professionelle Zahnreinigung Diagnose / Therapie 14 - 20 Intensive PZR mit Fluoridierung etc. 21 - 29 Intensive PZR mit Fluoridierung und Monitoring minimalinvasive Restaurationen und Karies Risikofaktoren beachten Indikation ist abhängig von Kariesaktivität Kariesrisiko Recallintervall etc. ab 30 Minimalinvasive Restaurationen und intensive PZR Nur die Diagnose basierend auf den Diagnodent- Werten zusammen mit den Kariesrisikofaktoren führt zu einem zuverlässigen Ergebnis, was Sensitivität und Spezifität anbelangt. 6.1.8 Approximalraum abscannen Der Approximalraum wird getrocknet und die Starttaste muss man eine Sekunde lang gedrückt halten bis der Signalton ertönt und die Displayanzeige erscheint. Die Approximalsonde nach mesial oder distal ausrichten und bei Bedarf Abgleich durchführen. Nun kann man den Diagnodent individuell auf den Patienten einstellen. Die Lichtsonde wird mit Kontakt aber ohne Druck in die Zahnzwischenräume geführt. Das Instrument zeigt Abweichungen zwischen gesunder und fluoreszierender Zahnsubstanz an. Es empfiehlt sich daher quadrantenweise zuerst mesial dann distal oder umgekehrt zu scannen. 6.1.9 Interpretation der gewonnenen Werte im Approximalbereich Die Bereiche direkt um den Kontaktpunkt, die am stärksten kariesgefährdet sind, sind nicht zu erreichen. Daher sind die gemessenen Werte in der Regel niedriger als im Fissurenbereich, da sie aus den Bereichen stammen, bei denen die Karies noch nicht soweit fortgeschritten ist. 34 6.1.10 Funktionsablauf: Abb.21: Funktionsablauf (Quelle: www.kavo.com) Die Bestrahlung erfolgt mittels einer Laserdiode deren Licht über einen Lichtleiter und einer Sonde auf die kariöse Stelle geleitet wird. Veränderte Zahnsubstanz wird angeregt und fluoresziert. Die Fluoreszenz wird über eine Rückleitung in dem Lichtleiter zurück in eine entsprechende Auswertelogik (Fotozelle) geleitet und anschließend angezeigt bzw. akustisch wiedergegeben. [25] 35 6.2 Methodik Es wurden von insgesamt 10 Probanden je 48 Zahnflächen (mesial, okklusal, distal) visuell, mit der Diagnodent- Fissurensonde und mit dem Bissflügelröntgen untersucht und verglichen. Je 32 Approximalflächen wurden mittels der Diagnodent- Approximalsonde begutachtet. Die Probanden waren aus unterschiedlichen Altersgruppen zwischen 14- 30 Jahren. Die Zahnflächen wurden vor der Untersuchung professionell gereinigt, um etwaige Fehlerquellen auszuschalten. Danach erfolgte die klinisch- visuelle Untersuchung mittels Spiegel und Sonde anhand der Ekstrand- Grade (siehe unten) und die Diagnostik mit dem Diagnodent pen. Dessen Anzeigewerte aus dem Produktprofil des Herstellers entnommen wurde. Als letzte Diagnostik erfolgte die radiologische Untersuchung mittels Bissflügelröntgen. Hierbei wurde die radiologische Klassifizierung nach Curilovic (siehe Tabelle 2) gewählt. Heute werden folgende Kariesgrade verwendet (Ekstrand et al. 1998): 1 Weiße oder braune Opazität, die erst nach Trocknen sichtbar wird 2 Weiße oder braune Opazität, die ohne Trocknen sichtbar ist 3 Lokaler Schmelzeinbruch in opakem oder verfärbten Schmelz und/ oder graue Verfärbung durch durchschimmerndes Dentins Kavitation in opakem/ verfärbtem Schmelz mit Dentinexposition 4 Tabelle 2: Radiologische Klassifizierung kariöser Läsionen (Curilovic et al.1983) 36 7. Ergebnisse Um einen statistischen Vergleich zwischen der klinisch visuellen Untersuchungsmethode, dem Diagnodent pen und letztendlich dem Bitewing- Röntgen zu ermitteln, wurde der Spearman- Korrelationkoeffizient und der Qui- Quadrat- Test herangezogen. Der Korrelatinskoeffizient r liegt zwischen -1 und +1, je näher er bei 0 ist, desto geringer ist der Zusammenhang. Beim Chi- Quadrat- Test wird der Zusammenhang zwischen zwei Variablen in einer Kreuztabelle berechnet. Als Ergebnis gibt es einen Signifikanzwert p, wenn dieser kleiner als 0,05 ist, spricht man von einem Zusammenhang. Generell kann man sagen, dass speziell zwischen der Approximalsonde des Diagnodent pen und dem Bissflügelröntgen kein auffälliger Zusammenhang bestand. Der Diagnodent pen hat keine der im Röntgen diagnostizierten Kariesgrade 3 erkannt. In dem Diagramm 3-5 wird die Anzahl der diagnostizierten Kariesgrade 3 verglichen. Diagramm 3 Karies Grad 3 erkannt 14 12 10 8 Anzahl 6 4 2 0 Bissflügel Sonde 2 (Diagnodent Pen) 37 Diagramm 4 Karies Grad 3 erkannt 14 12 10 8 Anzahl 6 4 2 0 Bissflügel visuell Diagamm 5 Karies Grad 3 erkannt 4,5 4 3,5 3 2,5 Anzahl 2 1,5 1 0,5 0 visuell Sonde 2 (Diagnodent Pen) 38 8. Fallbeispiel Ein Patient, 26 Jahre alt, wurde nach der Zahnreinigung bei der klinischen visuellen Diagnostik bei den Zähnen 26 o und 27 o Kariesgrad 2 nach Ekstrand festgestellt werden. Weiters wurde bei 26 d und bei 27 m Grad 3 erkannt. Die Approximalkaries wurde durch das Bitewing- Röntgen (siehe Abb.22) bestätigt, jedoch wies die Untersuchung mit dem Diagnodent pen keinen erhöhten Behandlungsbedarf auf. Abb.22 Kariöse Läsion bei 26 d und bei 27 m. (2./3. Quadrant) 39 9. Diskussion In einigen erschienen Publikationen, größten teils in vitro Studien, ging hervor, dass eine Sensitivität von 88 % bei approximalen Läsionen im bleibenden Gebiss, bei Verwendung einer für den Approximalraum modifizierten Klassifizierung, aufwies. Die Arbeitsgruppe verwies auf die unterschiedlichen Zuordnungen zwischen Therapiewerten bei okklusaler und approximaler Karies [Lussi et al.2006]. Die von der Firma KaVo in der Gebrauchsanweisung des Diagnodent pen vorgegebenen Werte wurden ursprünglich im okklusalen Bereich kalibriert [Lussi et al.2003]. Dort ist die Karies mehr oder weniger frei zugänglich. Im approximalen Bereich hat die Sonde oft keinen direkten Zugang zur kariösen Läsion. Deshalb ist es sinnvoll für den okklusalen Bereich eine andere Einteilung zu wählen, als für den Approximalbereich, sowohl im bleibenden, als auch im Milchgebiss [Lussi et al. 2006]. In der vorliegenden Studie wurde sich an die Empfehlung der Firma KaVo gehalten. Die Sensitivität von 88,9% bei geöffnetem Approximalraum (durch Separiergummi) [Lussi 1999] ist wesentlich höher als die des Röntgens (63,5%).[Ermler 2009] Daraus lässt sich schlussfolgern, dass bei direktem Kontakt der Sonde mit der kariösen Läsion mehr Fluoreszenz gemessen wird, als bei indirektem Kontakt mit der Läsion, trotz der von Hibst beschriebenen Durchlässigkeit des Zahnschmelzes für das Laserlicht von 2 mm [Hibst 1999, Hibst et al. 2001]. Bei der Anwendung des Diagnodent pen im Approximalraum in vivo sind 22% aller Approximalbereiche nicht erreichbar und nur 31% gut erreichbar. [Buchalla 2009] Als positiver Aspekt angesehen werden kann, dass gerade bei neuen Patienten die optische und akustische Dokumentation vertrauensfördernd wirkt. [Klumpp 1999] Durch die Objektivierbarkeit des Befundes nimmt die Bereitschaft und Motivation des Patienten zur notwendigen Therapie deutlich zu. [Will 1998] Eine umfassende Diagnostik ist die Grundlage jeder Behandlungs- bzw. Therapieplanung. Es müssen meist mehrere Befunde zusammengetragen werden, um verschiedene Therapiemöglichkeiten erarbeiten zu können. Zur Befunderstellung gibt es heute diverse Möglichkeiten, diese reichen von der konventionellen klinischen Inspektion über das Röntgen (weist auch einige Fehlerquellen auf z. B. Überlappungen im Approximalraum von Schmelzbereichen) bis hin zu den modernen Methoden der Kariesdedektion. Diese neuen Methoden ergänzen eine sichere Diagnostik. 40 10. Konklusion Leider konnte Approximalkaries mittels Diagnodent pen nicht eindeutig diagnostiziert werden. Der Goldstandard Bissflügelröntgen kann in der Diagnose von Approximalkaries noch nicht ersetzt werden. Jedoch ist der Diagnodent pen als zusätzliche und unterstützende Diagnosemöglichkeit, besonders bei Fissuren- und Glattflächenkaries, hilfreich. 41 11. Literaturverzeichnis [1] Anderhuber F., Fanghänel J., Nitsch R., Pera F., Waldeyer die Anatomie des Menschen, 17. Auflage de Gruyter 2003 [2] Buchalla W. 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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Vier- Felder- Tafel……….……………………………………..………………8 Abbildung 2: Grad 1 und 2……..…………………………………………………..…………9 Abbildung 3: Grad 3 und 4…………………………………………………………..………..9 Abbildung 4: Verschiedene Projektionsrichtungen …………………………………………11 Abbildung 5: Darstellung der Wurzeln und Wurzelkanäle …………………………………11 Abbildung 6: Radiologische Klassifizierung kariöser Läsionen ………………………...….12 Abbildung 7: Vorlage zum Vergleich der Ergebnisse ………………………………………17 Abbildung 8: Cinpro L- Pop ………………………………………………………………...17 Abbildung 9: Diagnodent pen 2190…………………………………………………………18 Abbildung 10: Für den größten Teil der Bevölkerung reichen als Basisprophylaxe F + FV..21 Abbildung 11: Fluoridiertes und jodiertes Speisesalz ………………………………………24 Abbildung 12: Fluortabletten für Kinder und Erwachsene ………………………………….24 Abbildung 13: Fluorosen ……………………………………………………………………25 Abbildung 14: 6 Putzabschnitte ……………………………………………………………..26 Abbildung 15: Ansetzen der Bürste im 45° Winkel ……………………………...…………26 Abbildung 16: Im Frontbereich l/b wird die Bürste aufgestellt ……………………………..27 Abbildung 17: Okklusal rotierende Bewegungen ……………………………………….…..27 Abbildung 18: Um endständigen Zahn wird Bürste distal aufgestellt ………………………27 Abbildung 19: Fissurenformen ……………………………………………………………...28 Abbildung 20: Diagnodent pen ….…………………………………………………………..31 Abbildung 21: Funktionsablauf ……………………………………………………………..35 Abbildung 22: Kariöse Läsion bei 26 d und bei 27 m ………………………………………39 45 13. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: WHO-Ziele 2000 und 2020 ………………………………………………………..8 Tabelle 2: Radiologische Klassifizierung kariöser Läsionen…………………………....11+ 36 Tabelle 3: Getränke mit niedrigem pH- Wert führen bei häufigem Genuss zu Erosionen .....23 Tabelle 4: Therapiehinweise in Abhängigkeit des Wertes …………………………………..34 46 14. Diagrammverzeichnis Diagramm 1: Mit steigendem Zuckerkonsum steigt der DMF-T- Wert…………………….22 Diagramm 2: Vipeholm- Studie……………………………………………………………..23 Diagramm 3, 4, 5: …….…………………………………………………………………37, 38 47