September | Oktober 2015 + Zusatzversicherungen: Wer sie braucht + G E SU N D H E IT Zähne GESUNDHEIT Neue Techniken bei Implantaten, Parodontose, Zahnspangen Keine Angst vorm Zahnarzt / Sparen mit Behandlung im Ausland Zahnpflege-Forschung: effizientes Putzen, die besten Bürsten DIE P 425 TO RZTE Ä N H ZA PLANTATE, FÜR IM HOPÄDIE, RT KIEFERO WURZELN, E ZAHN ONTOS PAROD Schöne, gesunde Zähne Karies, Kronen, Korrekturen – was Zahn-Experten heute alles können und was ihre Behandlung kostet Veneers & Bleaching So bleibt Ihr Lächeln makellos Inhalt FOCUS-GESUNDHEIT – Nr. 25 – Die Zähne Forschen & verstehen 6 Mein Zahn der Zeit Vom Embryo im Mutterleib übers (weiche) Milch- bis zum (oft lückenhaften) Altersgebiss: wie sich unsere Zähne im Lauf des Lebens verändern 14 Nicht ganz lückenlos 18 Losgelassen Bei der Zahnbürste zählt selbst der Klang – Bericht aus dem Borstenlabor Kaugummis, die Alarm schlagen, Kinder, die Zähne kosten (oder nicht?), der Zahn als Datenträger und das Geheimnis des harten Beißerchens 18 Besuch bei den Borstenforschern Eine Zahnbürste ist kein Stiel mit Borsten, sondern ein High-Tech-Produkt. Selbst ihr Summton bleibt nicht dem Zufall überlassen 24 Blendendes Erfolgssignal Sexy, dominant oder introvertiert – wie unsere Zähne auf andere Menschen wirken und warum sie in Nordamerika weißer sein müssen als in Europa 29 Reparieren & heilen 30 Was darf’s denn sein? Füllungen, Inlays und Kronen gibt es in einer Vielzahl von Materialien und zu ganz unterschiedlichen Kosten. Eine Entscheidungshilfe von der Uniklinik Münster Parodontitis (oder Parodontose) bedroht erwachsene Zähne stärker als Karies und kann den ganzen Körper krank machen. Was vor der Entzündung schützt 58 Weggetreten Gegen ZahnarztAngst kann Hypnose helfen – mit roten Luftballons 4 44 Ausgehöhlt Experten für Wurzelbehandlung retten auch scheinbar unrettbare Zähne 44 Verzweigtes Gangsystem Spezialisten der Endodontologie retten schwer geschädigte Zähne mit einer aufwendigen Wurzelbehandlung 50 Auf Lebenszeit verschraubt Moderne Technik und immer bessere Materialien machen Implantate präziser und langlebiger. Dennoch brauchen die künstlichen Wurzeln eine gute Pflege 56 Wieder befreit lächeln Eine gute Vollprothese ist entscheidend FOCUS-GESUNDHEIT Titel Illustration: Brian Christie für FOCUS-Gesundheit 38 Bitte fest halten! 85 Pflegen & erhalten 86 Mit Bürste und Bürstchen 85 Tipps und Infos für die richtige Zahnpflege. Alles über die richtige Bürste und ihre Anwendung, die optimale Putzdauer und die Frage: elektrisch oder von Hand? 92 Was den Zähnen schmeckt Fotos: Jonas Ratermann, Andreas Nestl, Oliver Tjaden/alle für FOCUS-Gesundheit; Illustration: Karsten Petrat für FOCUS-Gesundheit Sauber poliert Nicht zu viel, nicht zu wenig – beim Putzen kommt es auf das Maß an Die richtige Ernährung erhält die Zahngesundheit. Überraschung: Naschen ist in Grenzen erlaubt. Ein Stück Hartkäse nach dem Putzen liefert Calcium 94 Was kleine Zähne brauchen Vorsorge bei Kindern beginnt am besten schon während der Schwangerschaft. Dazu: wie Karies vermeidbar ist und wann mit dem Putzen begonnen werden sollte 98 Auch für dazwischen Schlaue Produkte locken zur Zahnpflege: eine Bürste, die mit dem Smartphone kommuniziert, oder eine, die aus Holz besteht und damit biologisch abbaubar ist 100 Methodik Zahnärzteliste Wie die Daten der FOCUS-GesundheitZahnärztelisten erhoben wurden 101 Ärzteliste Endodontologie 108 Ärzteliste Parodontologie für mehr Lebensqualität im Alter. Zur Befestigung am Unterkiefer genügt neuerdings schon ein Implantat 58 Keine Scheu vor dem Weiß Wer sich nicht zur Behandlung in die Praxis traut, kann schlimme Schäden am Gebiss davontragen. Was gegen die Zahnarzt-Angst hilft 62 Reiseziel Praxis Eine Behandlung im Ausland spart Geld. Die gründliche Vorbereitung vermeidet böse Überraschungen, wenn etwas schiefgeht oder Nacharbeiten nötig sind 69 Korrigieren & verschönern d 70 Unsichtbares für Große Neuerdings tragen auch immer mehr Erwachsene Zahnspangen. Neue transparente Modelle versprechen eine unauffällige Korrektur von Fehlstellungen 76 Endlich richtig weiß Zähne aufhellen ist heute kein Problem. FOCUS-GESUNDHEIT 120 Ärzteliste Kieferorthopädie 128 Schon gewusst? Der legendäre Bayernkönig Ludwig II. hatte unterirdisch schlechte Zähne. Und: Tipps, wie sich noch der kleinste Rest an Zahnpasta aus der Tube quetschen lässt Die Methoden im Vergleich 78 Lächeln mit Bling-Bling Grillz, Dazzlers, Twinkles – wie bitte? Zahnschmuck wird immer vielfältiger 66 Police mit Biss Die umfangreiche Gebisssanierung kann ein kleines Vermögen kosten. Für wen eine Zusatzversicherung lohnt und was dabei zu beachten ist 111 Ärzteliste Implantologie 80 Malmen im Schlaf Wer nachts mit den Zähnen knirscht, riskiert schwere Schäden. Beißschienen oder Bio-Feedback helfen dagegen Rubriken 3 Editorial des Chefredakteurs 130 Vorschau und Impressum 5 FORSCHEN & VERSTEHEN INFOGRAFIK Das Schulkind Knapp drei Jahre herrscht Ruhe im Gebiss – zumindest an der Oberfläche. Im Kiefer bereiten die nachrückenden Zähne den Zahnwechsel vor. Den Durchbruch der bleibenden Zähne leitet der erste große Backenzahn ein – fast unbemerkt, denn für ihn muss kein Milchzahn weichen. Für die anderen Nachrücker ist der Weg bis zur Mundhöhle mühsamer. Von den Ersatzzähnen aktivierte Fresszellen (Makrophagen, Osteoklasten und Dentinoklasten) müssen die Wurzeln der Milchzähne und den umliegenden Knochen erst noch auflösen. Sie beginnen damit, noch bevor das Milchgebiss im dritten Lebensjahr fertig gebildet ist. Stück für Stück lockert sich der Milchzahn, bis er schließlich ausfällt. Sein Nachfolger steht schon bereit und drängt sich nach und nach durch einen Kanal an die Oberfläche. Schubweise wandern nun alle bleibenden Zähne heraus – zunächst die Schneidezähne, gefolgt von den Prämolaren und Eckzähnen. Einmal ausgebrochen, wächst der Zahn weiter in die Mundhöhle hinein, rund 75 Mikrometer pro Tag. Sobald er auf seinen Gegenzahn stößt, beendet der Zahn sein Wachstum. Dabei hebt sich das Gebiss um einige Millimeter. Etwa im Alter von zwölf Jahren erscheinen die zweiten großen Backenzähne, und der Zahnwechsel ist vollzogen. Es vergehen aber noch bis zu drei Jahre, bis die Wurzeln der bleibenden Zähne vollständig ausgewachsen sind. transparente Ansicht des Kiefers eines Schulkinds Wechselgebiss Stück für Stück schieben die bleibenden Zähne ihre Vorgänger aus der Mundhöhle. erster Backenzahn zweiter Backenzahn erster Backenzahn Vergleich: Milchzahn und bleibender Zahn bleibender Eckzahn bleibender Schneidezahn Nachrücker Kaum fertig gebildet, werden die Milchzahnwurzeln vom Zahn der zweiten Dentition aufgelöst. Milchschneidezahn Milcheckzahn 8 Zweite Garde Die bleibenden Zähne sind größer als ihre Vorgänger. Die Pulpahöhle (blau) hingegen ist kleiner und nimmt im Laufe der Jahre weiter ab. Kieferquerschnitt: Zahndurchbruch im sechsten Lebensjahr FOCUS-GESUNDHEIT Foto: Master file; Illustration: Jörn Kaspuhl für FOCUS-Gesundheit nachrückender Eckzahn 2 Pausen legt das Gebiss ein, bevor alle bleibenden Zähne durchgebrochen sind FORSCHEN & VERSTEHEN INFOGRAFIK Die Erwachsene Obwohl der Zahnwechsel längst abgeschlossen ist, sind die Zähne im Erwachsenengebiss alles andere als regungslos verwurzelt. Grund dafür ist der ständige Umbau des Kieferknochens. Der Zahn schaukelt dabei in seinem Knochenfach. Er dreht und neigt sich, doch seine Position behält er bei. Da sich Zähne und Kiefer unabhängig voneinander entwickeln, ist das Gebiss erst am Ende der Pubertät passgenau verzahnt. Aus 32 Zähnen besteht das Gebiss eines erwachsenen Menschen – jedoch nur, wenn auch alle vier Weisheitszähne vorhanden sind. Die hintersten Backenzähne, auch dritte Molaren genannt, treten normalerweise im Alter von 18 Jahren hervor. Ihr Durchbruch kann sich aber um Jahre verzögern. Bei manchen Menschen fehlen die Weisheitszähne komplett, oder sie sind angelegt, bleiben aber zeitlebens im Kiefer verborgen. Blick in das Erwachsenengebiss Gebisskorrektur Bakterienbefall und Frakturen schädigen die Zähne. Mit Kronen, Füllungen, Prothesen und Implantaten können Zahnärzte kleinere und größere Defekte im Gebiss reparieren. Krone Brücke Füllung Implantat Kräftiger Knochen Der Erwachsenenkiefer ist etwa doppelt so groß wie der eines Kleinkindes. Die Zahnbögen von Erwachsenen sind länger und breiter, damit alle bleibenden Zähne mit ihren hohen Kronen und langen Wurzeln im Kiefer Platz finden. 10 Zahnschmelz Querschnitt: Backenzahn im Kiefer Innenleben eines Zahns Den größten Anteil des Zahns bildet das Dentin. Darüber sitzt der Zahnschmelz, das härteste Material im ganzen Körper. In der Pulpa bilden Nerven, Blut- und Lymphgefäße ein fein verzweigtes Geflecht (hier: blau). Dentin Zahnwurzel Nerven und Blutgefäße FOCUS-GESUNDHEIT Foto: Getty Images; Illustration: Jörn Kaspuhl für FOCUS-Gesundheit Vergleich: Schädelgrößen Säugling (links), Erwachsener (rechts) R E PA R I E R E N & H E I L E N P A RO D O N T I T I S Der Angriff der Bakterien H ellmut Kleinschmidt hatte Glück im Unglück. Ausgerechnet im Urlaub seiner Zahnärztin bricht ihm ein Stück Zahn ab, er fährt in die Zahnklinik der Uni Frankfurt. Die Spezialisten dort versorgen den porösen Eckzahn, der im rechten Unterkiefer sitzt. Bei der Behandlung entdecken sie, dass Kleinschmidt eine schwere Parodontitis hat: Überall im Ober- und Unterkiefer ist das Zahnbett stark entzündet. Es haben sich tiefe Zahnfleischtaschen gebildet, die mit Eiter gefüllt sind. Der Kieferknochen ist bereits angegriffen, die umliegenden Zähne wackeln. Als Kleinschmidt die Diagnose erfährt, ist er geschockt. Zudem hat die Zahnbettentzündung nicht nur sein Gebiss ruiniert, die Parodontitiskeime bedrohen auch sein von einem Infarkt geschwächtes Herz. „Das Vertrauen in meine damalige Zahnärztin wurde etwas angekratzt“, sagt der 65-Jährige heute. Bis zu dem Tag in der zahnärztlichen Notaufnahme vor fünf Jahren wähnte sich Hellmut Kleinschmidt als gesundheitsbewusster Bürger, der regelmäßig zur Kontrolluntersuchung und zweimal im Jahr zur professionellen Zahnreinigung ging. Morgens und abends putzte er seine Zähne gründlich. Seit seinem Herzinfarkt 2006 achtet er darauf, Stress zu reduzieren und gesund zu leben. Und dennoch konnten in seiner Mundhöhle seit Jahren unbemerkt Bakterien wüten. 38 Wie dem Frankfurter Rentner dürfte es hierzulande vielen Menschen ergehen. Die Parodontitis ist eine unterschätzte und oft auch unentdeckte Volkskrankheit mit bedrohlichen Folgen. Häufig wird sie erst behandelt, wenn der Zahnhalteapparat bereits unwiederbringlich zerstört ist. Trotz wissenschaftlicher Evidenz müssen Patienten die Therapie einer Parodontitis zu großen Teilen selbst finanzieren und viel Geduld beweisen. Parodontitis entsteht meist schleichend und unbemerkt. Zunächst bilden sich durch mangelhafte Mundhygiene Zahnbeläge. Darauf vermehren sich Bakterien aus Speichel und Nahrungsresten und 50 % der Deutschen, die über 40 Jahre alt sind, leiden an einer Parodontitis Quelle: Vier te Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV). 2006 bilden einen Biofilm (Plaque), der sich vom Zahnfleischrand entlang der Zahnwurzeloberfläche ausbreitet. Die Bakterien scheiden Säuren und Gifte aus, das Zahnfleisch entzündet sich. Löst sich das Zahnfleisch von der Zahnoberfläche, entsteht eine Zahnfleischtasche. Bakterien, die sich hier über Jahre ansiedeln, bauen den Zahn tragenden Faserapparat und den umgebenden Knochen ab. Erster Hinweis auf eine Parodontitis ist Zahnfleischbluten. Weitere Folgen sind entzündete Zahnfleischtaschen, Mundgeruch und lockere Zähne. Eine Parodontitis ist der häufigste Grund, wenn Menschen, die älter als 40 Jahre sind, Zähne verlieren. Betroffene laufen Gefahr, zusätzlich schlimme Folgeerkrankungen zu bekommen. Wie die Wissenschaft heute weiß, wandern die Parodontalkeime in viele Organe des Körpers. Sie bilden Giftstoffe, die das Immunsystem bekämpfen will. Der Körper schüttet daher Fresszellen und entzündungsfördernde Botenstoffe aus – eine Infektion entsteht. Diese kann etwa in Blutgefäßen oder Gelenken auftreten. Das Risiko für HerzKreislauf-Entzündungen, Diabetes oder einen Schlaganfall steigt deutlich. Auch Rheuma, Alzheimer, Krebs und Impotenz sollen mit Parodontitis zusammenhängen, zeigen Studien. Ist die Zahnfleischtasche bis zu 3,5 Millimeter tief, besteht noch kein Grund zur Sorge. Alles, was tiefer geht, muss behandelt werden. Ab vier Millimeter Taschentiefe sprechen Experten von FOCUS-GESUNDHEIT Foto: Jonas Ratermann für FOCUS-Magazin Parodontitis wird oft zu spät bemerkt. Die Entzündung kann das Gebiss und den Körper schädigen. Regelmäßige professionelle Zahnreinigung schützt Unbemerkte Erkrankung Hellmut Kleinschmidt, 65 Die Diagnose „schwere Parodontitis“ erhält er 2010; da ist das Zahnbett bereits stark entzündet und der Kieferknochen angegriffen. Da Kleinschmidt als Herzinfarktpatient besonders gefährdet ist, putzt er seine Zähne jetzt zweimal täglich bis zu einer Viertelstunde, verwendet Dentalbürstchen sowie Zahnseide und ist nur noch in der Uniklinik zur Behandlung. R E PA R I E R E N & H E I L E N I M P L A N TAT E Auf Lebenszeit verschraubt Moderne Technik und bessere Materialien machen die Implantologie präziser und langlebiger. Pflege brauchen die künstlichen Zahnwurzeln dennoch D ie Feierlaune war Waldemar Brohm schnell vergangen am Rosenmontag vor sechs Jahren. Während seine Faschingsgäste zu Hause im unterfränkischen Margetshöchheim fröhlich Krapfen aßen, fuhr Bürgermeister Brohm mit starken Zahnschmerzen nach Würzburg in die Uniklinik. Die Diagnose hellte seine Stimmung nicht auf: Im Unterkiefer hatte sich an zwei Brückenpfeilern das Zahnfleisch entzündet – so sehr, dass der Arzt beide Zähne ziehen musste. Die Zahnlücke mit einer noch größeren Brücke zu schließen kam für Brohm nicht in Frage: „Ich hatte Angst, dass wieder Entzündungen auftreten“, sagt der Unterfranke rückblickend. Er entschied sich für die schonendere Variante. Statt den Schaden mit einer Brücke über fünf Zähne zu versorgen, setzte sein Zahnarzt zwei Implantate in Brohms Unterkiefer. Als in den 1980er-Jahren die ersten Implantate aufkamen, waren künstliche Zahnwurzeln noch ein Experiment mit unklaren Erfolgsaussichten. Mittlerweile hat sich die Implantologie als eigenes Fach der Zahnmedizin etabliert. Dank neuer Materialien und moderner 3-D-Technik wird das Verfahren immer präziser und sicherer. Weil Komplikationen seltener auftreten, ist die „Überlebensrate“ von Implantaten heute sehr hoch. „Bei guter Pflege können Patienten ihre Implantate bis ins hohe Alter behalten“, sagt Dieter Weingart, Leiter des Zentrums für Implantologie am Klinikum Stuttgart. 50 Zwar können auch Brücken, herausnehmbare Prothesen oder ganze Gebisse fehlende Zähne ersetzen. Unter allen Methoden kommt ein Implantat dem tatsächlichen Zahn aber am nächsten: Eine künstliche Zahnwurzel – meist aus Titan – ist dabei wie ein Dübel im Kieferknochen verankert. Eine Keramikkrone als Aufsatz macht den Ersatzzahn komplett (siehe Grafik). So lassen sich sowohl einzelne Zahnlücken als auch große Leerräume im Gebiss wieder füllen. Wesentlicher Vorteil der Implantate ist, dass sie die Nachbarzähne schonen. Für eine Brücke – den alternativen Zahnersatz – schleift der Zahnarzt daneben stehende Zähne stark ab (siehe Grafik S. 52). Zweiter Vorteil: Das Implantat stimuliert den Kieferknochen und verhindert, dass sich dieser abbaut. Mit rund 2000 Euro je Zahn sind Implantate allerdings auch deutlich teurer als die Alternativen. 95 % der Implantate sind nach fünf bis zehn Jahren noch fest im Kiefer verankert Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten davon in der Regel nur die Kosten für die Krone. Dennoch schätzt die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI), dass von den jährlich 13 Millionen gezogenen Zähnen etwa eine Million durch Implantate ersetzt werden. Große Fortschritte in der Implantatmedizin brachte auch die Digitalisierung. Dazu zählt das digitale Volumentomogramm, eine dreidimensionale Darstellung von Zähnen und Kiefer. Bei dieser Aufnahmetechnik kreist der Röntgenapparat einmal um das Gesicht des Patienten und erstellt permanent Bilder, die der Computer zu einer 3-D-Ansicht zusammenfügt. Anhand der Aufnahme bereiten Implantologen den chirurgischen Eingriff am Computer präzise vor. „Der digitale Arbeitsablauf macht die Implantologie exakter“, sagt Alexander Kübler von der Universitätsklinik Würzburg. Der Kieferchirurg wählt per Mausklick das passende Implantat am Bildschirm aus und positioniert es in die dreidimensionale Kiefersimulation – millimetergenau an der optimalen Stelle und im optimalen Winkel. Schon im Voraus plant Kübler am Rechner, wie lang und breit die künstlichen Zahnwurzeln sein müssen, damit sie später perfekt in das Gebiss passen. Den Datensatz für die hochpräzise Implantation sendet der Würzburger Chirurg ins Dentallabor. Innerhalb einer Woche erhält er die fertig gefräste Bohrschablone. Auf die Kauflächen aufgelegt, weisen sie genau an jenen Stellen Löcher auf, an denen Kübler die ImFOCUS-GESUNDHEIT Fest verwurzelt Implantate ersetzen fehlende Zähne und sorgen für ein lückenloses Gebiss. Ihr Aussehen ist an die natürliche Struktur des Zahns angelehnt. Wie echte Zähne sind die Metallstifte im Kiefer fixiert. Damit das gelingt, müssen Zahnärzte einiges beachten Aufgebaut Das Implantat muss fest verankert sein. Ist der Kiefer dafür nicht breit oder tief genug, füllen ihn Zahnärzte mit zusätzlicher Knochensubstanz auf. Knochensubstanz Implantat eingesetzt Infografik: Br yan Christie Design für FOCUS-Gesundheit Kleinteilig Das Implantat ist mehr als nur eine Schraube. Je nach Hersteller besteht es aus drei bis vier Bestandteilen. Krone Unterkiefernerv Schraube Aufbauelement Empfindlich Nimmt der Nerv beim Eingriff Schaden, ist das Gefühl in Kinn und Unterlippe weg. Mit modernen bildgebenden Verfahren lässt sich der Nerv aber gut erkennen und bei der OP umgehen. Implantat Der Weg zum neuen Zahn Einheilen Ist das Implantat in den Knochen geschraubt, näht der Arzt das Zahnfleisch über die künstliche Wurzel zu. I NFOGR AFI K Aufschneiden Wo zuvor ein Zahn war, öffnet der Zahnarzt das Zahnfleisch unter örtlicher Betäubung. Bohren Mit einem dünnen Spezialbohrer fräst der Oralchirurg ein Loch in den Kieferknochen. FOCUS-GESUNDHEIT Verkronen Nach der Einheilphase wird das Aufbauelement in das Implantat eingefügt und mit einer Krone befestigt. 51 ÄRZTELISTE METHODIK Die Zahn-Experten FOCUS nennt Spezialisten fürWurzelbehandlungen, Implantologie, Parodontologie und Kieferorthopädie TOP MEDIZINER 2015 IMPLANTOLOGIE Wie finde ich einen guten Arzt? Diese Frage bewegt viele und ist nicht leicht zu beantworten. Das Internet, Freunde oder Nachbarn liefern zwar Hinweise. Die fachliche Kompetenz können sie aber nur selten einschätzen. Die FOCUS-Ärztelisten beheben das Informationsdefizit. Im Auftrag des Nachrichtenmagazins befragten die Rechercheure von Munich Inquire Media Klinikchefs, Oberärzte und niedergelassene Fachärzte. Sie wollten wissen: „Wohin schicken Sie Ihre Patienten?“ DEUTSCHLANDS RENOMMIERTE ÄRZTELISTE FOCUS nennt unabhängig ausgewählte Experten für Endodontologie, Implantologie (Abb.), Parodontologie und Kieferorthopädie. Sie sind qualifiziert, entsprechende Siegel zu tragen. Und: „Welcher Kollege leistet in seinem Fachgebiet sehr gute Arbeit?“ Nur Mediziner, die besonders häufig genannt wurden, schafften es in die FOCUS-Listen. Darüber hinaus holten die Rechercheure von allen, die in die nähere Auswahl kamen, weitere Informationen ein. Etwa zur Anzahl der Publikationen, zu durchgeführten Studien und zum Behandlungsspektrum der Mediziner. Außerdem konnten die Ärzte zusätzliche Spezialisierungen angeben. Die Methodik der Ärztelisten Bundesweit haben Mediziner Kollegen aus ihrem Fachbereich empfohlen. Zusätzlich wurden Einschätzungen von Selbsthilfegruppen eingeholt sowie die wichtigsten Foren und Arztbewertungsportale ausgewertet. Nur Ärzte mit besonders vielen Empfehlungen sind aufgeführt. Publikationen FOCUS ermittelte in Medizindatenbanken und Fachzeitschriften, wie viele wissenschaftliche Beiträge ein Arzt in den vergangenen fünf Jahren veröffentlicht hat. Wichtiger Hinweis Die Auswahl der Spezialisten erfolgte anhand der genannten Kriterien und sorgfältiger Recherche. Die Qualifikation jener Ärzte, die in den FOCUS-Listen nicht genannt sind, wird selbstverständlich nicht angezweifelt. Weitere Details zur Methodik: www.minq-media.de/methodik 100 Behandlungsspektrum Behandlungsspektrum Diese Spalten zeigen, welche Therapie-Eingriffe ein Arzt wie häufig vornimmt. Die Informationen beruhen auf Eigenangaben in einem Fragebogen. Spezialisierungen Finanzierung Eigenangaben des Arztes zu Spezialisierungen. Beantwortete ein Mediziner die FOCUS-Fragen nicht, ist dies vermerkt. Die Informationen beruhen auf Eigenangaben des Zahnarztes auf Grundlage eines Fragenkatalogs. Innerhalb des Fachbereichs der Parodontologie gaben die Experten zusätzliche Spezialisierungen an. FOCUS-GESUNDHEIT Quelle: Munich Inquire Media für FOCUS 2015 Arzt- und Patientenempfehlungen Ort/Tel.-Nr. Michael Arnold Privatpraxis www.rootcanal.de 01097 Dresden Frank Cendelin Praxis www.zahnarztpraxis-cendelin.de 01099 Dresden Dr. Stephan Gäbler Gemeinschaftspraxis www.drgaebler.de 01465 Dresden Dr. Maik Göbbels Praxis www.zahnarztpraxis-mag.de 02977 Hoyerswerda Dr. Olaf Löffler Praxis www.praxisdrloeffler.de 04103 Leipzig Prof. Dr. Christian Gernhardt Universitätsklinikum Halle (Saale) www.medizin.uni-halle.de 06120 Halle (Saale) Dr. Christoph Huhn Privatpraxis www.wurzelkanal.de 06842 Dessau Dr. Jörg Schröder Privatpraxis www.endodontiepraxis.de 10717 Berlin Dr. Bernhard Bengs Praxis www.dr-bengs.de 10785 Berlin Dr. Stefan Verch Gemeinschaftspraxis www.stefanverch.de 13467 Berlin Dr. Oliver Pommer Praxis www.endo-web.de 14193 Berlin Dr. Heike Steffen Universitätsmedizin Greifswald www.dental.uni-greifswald.de 17475 Greifswald Dr. Clemens Bargholz Gemeinschaftspraxis www.endodontie.de 20149 Hamburg Dr. Martin Brüsehaber Gemeinschaftspraxis www.endodontie.de 20149 Hamburg Dr. Marc Schröder-Borm Gemeinschaftspraxis www.zahnaerzte-am-neuen-wall.de 20354 Hamburg Dr. J. Georg Lazar Praxis www.buchholz-zahnarzt.de 21244 Buchholz Dr. Horst Behring Gemeinschaftspraxis www.behring-und-partner.de 22089 Hamburg ● ●● ●●● n En Re do vis ion en ne ka bli Behandlungsspektrum Service < << << u > > < << < uu > > << << << << u > < << < < < < < << << < u > < << << < << uu ●●● << < < < < u ●●● << < < << < uu > > ● << < < << < u > > ●● << < << << < u > > ● < < < < uu > > ●● k. A. k. A. k. A. k. A. k. 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A. = ja = keine Angabe 101