Stochastik für Bioinformatiker Literatur Held (2008): “Methoden der statistischen Inferenz. Likelihood und Bayes”. Spektrum, 29,95 EUR (304 Seiten) Vorlesung Sommersemester 2009 Dienstag 12.00 – 14.00 Donnerstag 12:00 – 14.00 Dümbgen (2003): “Stochastik für Informatiker”, Springer Verlag, 24,95 EUR (268 Seiten) Fahrmeir, Künstler, Pigeot, Tutz (2002): “Statistik: Der Weg zur Datenanalyse”, Springer, 29,95 EUR (608 Seiten) Torsten Hothorn <[email protected]> Georgii (2004): “Stochastik”, deGruyter, 24,95 EUR (356 Seiten) Grimmett, Stirzaker (2001): “Probability and Random Processes”, 3rd Edition, Oxford University Press, ca. 40 EUR (596 Seiten) Übung (TBA) Webseite: http://www.stat.uni-muenchen.de/∼hothorn/ Ligges (2007): “Programmieren mit R”, 2. Auflage,Springer Verlag, 29,95 EUR (247 Seiten) Schein: Erwerb durch Klausur Skript zur Vorlesung auf der Webseite Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 / 56 Software Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker 2 / 56 SS 2009 4 / 56 Inhaltsverzeichnis Die Graphiken und Beispiele im Skript und in der Vorlesung wurden mit R erstellt. Das Analysesystem R ist für alle gängigen Betriebssysteme frei erhältlich unter 1 Einleitung 2 Laplace-Verteilungen und diskrete Modelle 3 Bedingte Wkeiten, stoch. Unabhängigkeit http://www.R-Project.org 4 Diskrete Zufallsvariablen 5 Erwartungswerte, Varianzen und Kovarianzen 6 Statistische Inferenz 7 Markov-Ketten 8 Stetige Zufallsvariablen 9 Statistische Inferenz II Eine geeignete deutschsprachige Einführung ist das Buch von Uwe Ligges “Programmieren mit R” (siehe Literaturliste). Auf der obigen Webseite sind elektronische Handbücher und diverse Einführungen in diese Programmiersprache erhältlich. Am Institut für Statistik werden Vorlesungen und Kurse zu R angeboten. Prof. Dr. Torsten Hothorn SS 2009 () Stochastik für Informatiker SS 2009 3 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker 1. Einleitung Stochastik = Ist Stochastik für die Bioinformatik wichtig? Wahrscheinlichkeitstheorie Statistik Simulation von zufälligen Prozessen am Computer Bsp.:Verbreitung von Epidemien Analyse von statistischen/randomisierten Algorithmen Bsp.:Quicksort Wahrscheinlichkeitstheorie: Mathematische Beschreibung von zufälligen Phänomenen Statistische Analyse von Daten aus der Biologie und Genetik Bsp.: Genexpression und Überlebenszeit Statistik: I I Stochastische Modelle für das Auftreten von Daten Bsp.: Hardy-Weinberg-Gesetz Erhebung, Auswertung und Interpretation von Daten Quantifizierung von Unsicherheit vgl. Journal Bioinformatics, Table of Contents Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 5 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker Wahrscheinlichkeit Subjektivistische Interpretation Grundbegriff der Stochastik: Wahrscheinlichkeit P(A) für das Auftreten eines bestimmten Ereignisses A Wahrscheinlichkeit aus Wetteinsatz P(A) P(A) P(A) = = = 1 0 p ∈ (0, 1) : : : Frage A tritt mit Sicherheit ein A tritt mit Sicherheit nicht ein Ereignis A tritt mit Wahrscheinlichkeit p ein Prof. Dr. Torsten Hothorn 6 / 56 : ”Wie sicher bist Du, dass das Ereignis A eintreten wird?” : ”Wie viel Einsatz E wirst Du maximal setzen, wenn beim Eintreten von A ein Gewinn G ausgezahlt wird?” ; P(A) = Interpretation? SS 2009 E G Wahrscheinlichkeit als Maß für Deine Unsicherheit. () Stochastik für Informatiker SS 2009 7 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 8 / 56 Beispiel: Spiel mit drei Bechern Frequentistische Interpretation Unter einen von drei gleichartigen Bechern wird eine weiche Kugel gelegt. Nun beginnt der Anbieter, die Becher vor den Augen des Spielers zu vertauschen. “Häufigkeitsinterpretation” Der Spieler muss nach einer gewissen Zeit sagen, unter welchem Becher die Kugel liegt. Wenn er die Kugel findet, gewinnt er den doppelten Einsatz. Klassisches Beispiel: Wiederholtes Werfen eines “fairen” Würfels; Simulation durch Funktion sample() in R; Berechnung der kumulierten relativen Häufigkeiten von interessierenden Ereignissen. Ereignis A: “Kugel gefunden” Spieler glaubt: P(A) > 1/2, möglichst nahe bei Eins Anbieter glaubt: P(A) < 1/2, im Idealfall P(A) = 1/3 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Angenommen das Zufallsexperiment kann beliebig oft wiederholt werden, dann konvergiert die relative Häufigkeit des Eintretens des Ereignisses A gegen die Wahrscheinlichkeit P(A). 9 / 56 2. Laplace-Verteilungen und diskrete Modelle Prof. Dr. Torsten Hothorn Für ein Ereignis A ⊂ Ω definiert man die LaplaceWahrscheinlichkeit als die Zahl P(A) := Ein Element ω einer Grundgesamtheit Ω nennt man Elementarereignis. SS 2009 10 / 56 Ω = {ω1 , ω2 , . . . , ωn } Frage: Was sind “Elementarereignisse”? Stochastik für Informatiker SS 2009 Betrachte die endliche Grundgesamtheit von Elementarereignissen “Wenn nichts dagegen spricht, gehen wir davon aus, dass alle Elementarereignisse gleichwahrscheinlich sind.” () Stochastik für Informatiker 2.1 Laplace Wahrscheinlichkeiten Prinzip von Laplace (Pierre-Simon de Laplace [1749-1827]): Prof. Dr. Torsten Hothorn () 11 / 56 |A| |A| = |Ω| n wobei |A| die Anzahl der Elemente in A ist. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 56 Folgerungen und Erweiterungen Jedes Elementarereignis ωi , i = 1, . . . , n Wahrscheinlichkeit P({ωi }) = n1 . Beispiel: Augensumme von zwei Würfeln hat also die Ω = {(1, 1), (1, 2), . . . , (6, 5), (6, 6)} |Ω| = n = 62 = 36 Die Wahrscheinlichkeit von Ω ist P(Ω) = 1. Die entsprechende Abbildung P(Ω) → [0, 1] nennt man auch Laplace-Verteilung (oder diskrete Gleichverteilung) auf Ω. Sei Ak das Ereignis “Augensumme ist k”. Dann gilt: 6 − |k − 7| P(Ak ) = für k = 2, . . . , 12 36 Hierbei nennt man P(Ω) die Potenzmenge (Menge aller Teilmengen) von Ω (nicht zu verwechseln mit P(Ω)!). Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 13 / 56 Beispiel: Skatspiel Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 14 / 56 Laplace-Verteilungen sind zu speziell! Beispiele: Beim Skatspiel werden 32 verschiedene Karten, darunter 4 Buben an 3 Spieler verteilt. Jeder Spieler erhält 10 Karten. 2 Karten kommen in den Skat. Wie groß ist nun die Wahrscheinlichkeit der Ereignisse: Unfairer Würfel Wahrscheinlichkeit für Knabengeburt Auftreten von Kopf oder Zahl bei 2-Euro Münze ; Elementarereignisse hier nicht gleichwahrscheinlich! A1 := “Spieler 1 erhält alle Buben” Ein weiteres Problem ist, dass manchmal |Ω| unendlich ist. A2 := “Jeder Spieler erhält genau einen Buben” Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 15 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 16 / 56 Beispiel für unendliche Grundgesamtheiten 2.2 Diskrete Wahrscheinlichkeitsräume Man interessiere sich für die Anzahl der Würfe einer fairen Münze bis zum ersten Mal Zahl eintritt. Ein diskreter Wahrscheinlichkeitsraum ist ein Paar (Ω, P) wobei P ein diskretes Wahrscheinlichkeitsmaß, das jeder Teilmenge A ⊂ Ω eine Wahrscheinlichkeit P(A) zuordnet. Ω unendlich: Ω = {ω1 , ω2 , ω3 , ω4 , . . .} = {1, 2, 3, 4, . . .} = N Allgemein mit ωi = i: P({ωi }) = ∞ P i=1 1 2i P({ωi }) = Prof. Dr. Torsten Hothorn Diese definiert man wieder über die Wahrscheinlichkeiten P({ω}) der Elementarereignisse ω ∈ A: X P({ω}) P(A) = i = 1, 2, 3, . . . ∞ P i=1 1 2i () = 1 (geom. Reihe) vgl. Analysis Stochastik für Informatiker SS 2009 ω∈A 17 / 56 Diskrete Wahrscheinlichkeitsräume II ω∈Ω P({ω}) = 1 A1) P(A) ≥ 0 Beispiel für unendlichen Wahrscheinlichkeitsraum: Ω = N; ωi = i () Stochastik für Informatiker Stochastik für Informatiker SS 2009 18 / 56 SS 2009 für beliebige A ⊂ Ω A2) P(Ω) = 1 A3) P(A ∪ B) = P(A) + P(B) A, B ⊂ Ω Betrachte z.B. P({ωi }) = 1/(i(i + 1)) oder P({ωi }) = 1/2i Prof. Dr. Torsten Hothorn () Wir betrachten eine beliebige (abzählbare) Grundgesamtheit Ω und eine Funktion P auf der Potenzmenge P(Ω), die jedem Ereignis A ⊂ Ω eine Wahrscheinlichkeit zuordnet. Wir nennen P eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf Ω, wenn sie folgende Eigenschaften erfüllt: 0 ≤ P({ω}) ≤ 1 , für alle ω P Prof. Dr. Torsten Hothorn 2.3 Axiome von Kolmogorov [1903-1987] wobei für P({ω}) gelten muss: und Ω eine abzählbare Grundgesamtheit ist und 19 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () für disjunkte Ereignisse Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 56 Folgerungen P(∪ni=1 Ai ) = Die Siebformel von Sylvester-Poincaré n P i=1 James Sylvester [1814-1897] Jules Henri Poincaré [1854-1912] P(Ai ) für paarweise disjunkte Ereignisse A1 , A2 , . . . , An ⊂ Ω P(A) ≤ P(B) Für beliebiges n ∈ N und A1 , A2 , . . . , An ⊂ Ω gilt: X X P(Ai ) − P(Ai ∩ Aj ) P(A1 ∪ A2 ∪ . . . ∪ An ) = falls A ⊂ B Definiere das Komplement von A: Dann gilt P(Ā) = 1 − P(A) i Ā = Ω \ A. P(A ∪ B) = P(A) + P(B) − P(A ∩ B) + X i<j P(Ai ∩ Aj ∩ Ak ) i<j<k für beliebige A, B ⊂ Ω ± . . . + (−1)n+1 · P(A1 ∩ A2 ∩ . . . ∩ An ) ; Darstellung im Venn-Diagramm (John Venn [1834-1923]) Daher: P(A ∪ B ∪ C ) = ??? Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 21 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Bonferroni Ungleichungen 3.1 Bedingte Wahrscheinlichkeiten ; Abschätzungen von P(A1 ∪ A2 ∪ . . . ∪ An ) Für Ereignisse A, B ⊂ Ω mit P(B) > 0 definiert man die bedingte Wahrscheinlichkeit von A gegeben B als die Zahl Für beliebige Ereignisse A1 , A2 , . . . An ist P ≤ P(Ai ) i P(∪ni=1 Ai ) = P P P(Ai ) − P(Ai ∩ Aj ) ≥ i Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker P(A|B) = i<j 22 / 56 P(A ∩ B) P(B) ; Darstellung im Venn-Diagramm SS 2009 23 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 24 / 56 Beispiel: Spiel mit drei Bechern Eigenschaften von bedingten Wahrscheinlichkeiten P(B|B) = 1 Spieler macht einen Trick und markiert einen der drei Becher. Sei P(B̄|B) = 0 P(A|B) ≥ 0 für beliebige A ⊂ Ω A := “Beobachter findet den richtigen Becher” B := “Spielanbieter legt die Kugel unter den markierten Becher” P((A1 ∪ A2 )|B) = P(A1 |B) + P(A2 |B) für A1 und A2 disjunkt Dann: Daher: P(A|B) = 1 P(A|B̄) = 1/2 Als Funktion von A ⊂ Ω ist P(A|B) (bei festem B!) eine Wahrscheinlichkeitsverteilung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 25 / 56 Beispiel: Skat Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 26 / 56 Multiplikationssatz Für beliebige Ereignisse A1 , A2 , . . . , An mit P(A1 ∩ A2 ∩ . . . ∩ An ) > 0 gilt: Sei P(A1 ∩ A2 ∩ . . . ∩ An ) = P(A1 ) · P(A2 |A1 ) · P(A3 |A1 ∩ A2 ) · . . . · P(An |A1 ∩ . . . ∩ An−1 ) A := “Mindestens eine der acht Karokarten liegt im Skat” B := “Spieler 1 erhält beim Austeilen keine der acht Karokarten” wobei man die rechte Seite offensichtlich auch in jeder anderen möglichen Reihenfolge faktorisieren kann. Wir schreiben im folgenden auch gerne P(A1 , A2 ) := P(A1 ∩ A2 ) etc. Insbesondere gilt also Berechne P(A) und P(A|B) und vergleiche diese. P(A1 , A2 ) = P(A1 ) · P(A2 |A1 ) P(A1 , A2 , A3 ) = P(A1 ) · P(A2 |A1 ) · P(A3 |A1 , A2 ) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 27 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 28 / 56 Satz der totalen Wahrscheinlichkeit Ein wichtiger Spezialfall Sei B1 , B2 , . . . , Bn eine disjunkte Zerlegung von Ω: 1 B1 , B2 , . . . , Bn paarweise disjunkt: Bi ∩ Bj = ∅ 2 B1 ∪ B2 ∪ . . . ∪ Bn = Ω ∀i 6= j Insbesondere gilt P(A) = P(A|B)P(B) + P(A|B̄)P(B̄) Falls zusätzlich P(Bi ) > 0 für i = 1, . . . , n so gilt für jedes A ⊂ Ω: P(A) = n X da B, B̄ eine disjunkte Zerlegung von Ω ist. P(A|Bi ) · P(Bi ) Beweis? i=1 → Illustration im Venn-Diagramm Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 29 / 56 3.2 Der Satz von Bayes I Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 30 / 56 Der Satz von Bayes II Thomas Bayes [1701-1761] P(B|A) Dieser Satz beruht auf der Asymmetrie der Definition von bedingten Wahrscheinlichkeiten: P(A|B) = P(B|A) = Prof. Dr. Torsten Hothorn P(A ∩ B) P(B) P(A ∩ B) P(A) () ⇒ P(A ∩ B) = P(A|B)P(B) ⇒ P(A ∩ B) = P(B|A)P(A) Stochastik für Informatiker SS 2009 = totale W’keit = P(A|B)P(B) P(A) P(A|B)P(B) P(A|B)P(B) + P(A|B̄)P(B̄) Allgemeiner gilt für eine disjunkte Zerlegung B1 , . . . , Bn P(A|Bi )P(Bi ) P(Bi |A) = Pn i=1 P(A|Bi )P(Bi ) 31 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 32 / 56 Interpretation Beispiel: Diagnostischer Test K := “Person ist krank” P(Bi ) “a-priori-Wahrscheinlichkeiten” P(Bi |A) “a-posteriori-Wahrscheinlichkeiten” T := “Test auf Krankheit ist positiv” Nach Beobachtung von A ändert sich die Wahrscheinlichkeit von Bi von P(Bi ) zu P(Bi |A) Sensitivität P(T |K ) ⇒ P(T̄ |K ) = 1 − P(T |K ) Spezifität P(T̄ |K̄ ) ⇒ P(T |K̄ ) = 1 − P(T̄ |K̄ ) Beispiel: Skatspiel Prof. Dr. Torsten Hothorn Üblicherweise kennt man die: P(K ) () Stochastik für Informatiker SS 2009 33 / 56 Beispiel: Diagnostischer Test II Prof. Dr. Torsten Hothorn () heißt Prävalenz Stochastik für Informatiker SS 2009 34 / 56 Beispiel: Creutzfeldt-Jakob Zahlenbeispiel: P(T |K ) = 0.222 P(T̄ |K̄ ) = 0.993 P(K ) = 0.0264 14-3-3 + Total Es ergibt sich P(T ) ≈ 0.012676 CJD + 126 7 8 97 134 104 Total 133 105 238 Die Sensitivität ist P(14-3-3 = +|CJD = +) = 126/134 = 0.94 und die Spezifität ist P(14-3-3 = −|CJD = −) = 97/104 = 0.93. P(K |T ) ≈ 0.462 P(K̄ |T̄ ) ≈ 0.979 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 35 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 36 / 56 Chancen Eine Version vom Satz von Bayes Eine elementare Umformung liefert P(B|A) P(B̄|A) Oft ist es einfacher, W’keiten als Chancen, im Sinne von Wettchancen (etwa 1:10), engl. “odds” aufzufassen. Für eine W’keit π besteht zur Chance γ der Zusammenhang P(B) P(A|B) · P(B̄) P(A|B̄) = Posterior Odds = Prior Odds · Likelihood Ratio π 1−π γ π= 1+γ γ= Posteriori Chance = Priori Chance · Likelihood Quotient Im Beispiel ergibt sich: Priori Chance: 0.027 Likelihood Quotient: 31.7 ; Posteriori Chance: 0.858 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 37 / 56 Beispiel: O.J. Simpson Prozess Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 38 / 56 Beispiel: O.J. Simpson Prozess II Zwei Ansätze zur Lösung! Sei O.J. Simpson gab zu, seine Frau missbraucht zu haben. A: “Ein Mann hat seine Frau missbraucht” Er gab aber nie zu, seine Frau ermordet zu haben. M : “Die Frau wurde ermordet” Einer seiner Verteidiger sagte, die Wkeit, dass jemand, der seine Frau missbraucht auch ermordet, ist 1/1000. G: P(G |A, M) P(Ḡ |A, M) Aber: Gericht ist mehr interessiert in die Wkeit, dass O.J. Simpson der Mörder seiner Frau ist, gegeben er hat sie missbraucht und sie ist ermordet worden. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 “Der Mann ist des Mordes schuldig” = aber auch = 39 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () P(G |M) P(A|G , M) · P(Ḡ |M) P(A|Ḡ , M) P(G |A) P(M|G , A) · P(Ḡ |A) P(M|Ḡ , A) Stochastik für Informatiker SS 2009 (1) (2) 40 / 56 Beispiel: O.J. Simpson Prozess III Beachte: Ansatz (1) liefert (unter geeigneter Vorinformation) Alle Aussagen für Wahrscheinlichkeiten gelten auch für bedingte Wahrscheinlichkeiten (bei fester Bedingung C mit P(C ) > 0). Daher z.B. P(G |A, M) = 4.08 P(Ḡ |A, M) P(A ∪ B|C ) = P(A|C ) + P(B|C ) − P(A ∩ B|C ) Ansatz (2) liefert (unter anderer Vorinformation) und eben auch: P(G |A, M) = 1.0 P(Ḡ |A, M) und Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 41 / 56 3.3 Stochastische Unabhängigkeit Prof. Dr. Torsten Hothorn P(G |A, M) P(Ḡ |A, M) P(G |A, M) P(Ḡ |A, M) () = = P(G |M) P(A|G , M) · P(Ḡ |M) P(A|Ḡ , M) P(G |A) P(M|G , A) · P(Ḡ |A) P(M|Ḡ , A) Stochastik für Informatiker SS 2009 42 / 56 Definition und Folgerungen Zwei Ereignisse A, B sind unabhängig, wenn Frage: Wann sind 2 Ereignisse A, B unabhängig? → Illustration im Venn-Diagramm P(A ∩ B) = P(A) · P(B) Motivation über bedingte Wahrscheinlichkeiten: gilt. Beachte: Voraussetzung P(B) > 0 und P(A) > 0 hier nicht nötig. Zwei Ereignisse A, B sind unabhängig, wenn P(A|B) = P(A) | {z } Folgerungen: P(A∩B) P(B) Sind A und B unabhängig, dann sind auch Ā und B, A und B̄ und auch Ā und B̄ unabhängig. Beweis? bzw. P(B|A) = P(B) | {z } P(A∩B) P(A) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 43 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 44 / 56 Beispiel: Zweimaliges Würfeln Beispiel: Zweimaliges Würfeln mit Tricks Ein fairer Würfel wird zweimal hintereinander geworfen. Sei Angenommen der Würfelwerfer ist besonders am Werfen von einem Pasch interessiert. Er kann den zweiten Wurf ein wenig steuern und würfelt mit W’keit 1/2 das gleiche wie beim ersten Wurf. Die anderen Ergebnisse seien dann gleichverteilt mit W’keit 0.1 . A : “Beim 1. Würfelwurf eine Sechs” B : “Beim 2. Würfelwurf eine Sechs” Dann ist zwar P(A) = 1/6 und auch P(B) = 1/6, aber Bei jeden Würfelwurf ist die Grundgesamtheit Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6}. Nach Laplace gilt P(A) = P(B) = 1/6. P(A ∩ B) = 1/12 > 1/36 Bei “unabhängigem” Werfen gilt somit Die Ereignisse A und B sind also abhängig, da P(A ∩ B) = P(A) · P(B) = 1/36 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 P(A ∩ B) 6= P(A) · P(B) 45 / 56 Unabhängigkeit von mehr als zwei Ereignissen Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 46 / 56 Beispiel zur paarweisen Unabhängigkeit Ω = {0, 1, 2, 3} Ai = {0} ∪ {i} Allgemeiner lässt sich die Unabhängigkeit von mehr als zwei Ereignissen definieren: Die Ereignisse A1 , A2 , . . . , An sind (stochastisch) unabhängig, wenn für alle Teilmengen I ⊂ {1, 2, . . . , n} mit I = {i1 , i2 , . . . , ik } gilt: Laplace-Wahrscheinlichkeitsraum mit i = 1, 2, 3 (etwa einmaliges Ziehen aus einer Urne). Dann gilt: P(Ai ) = 12 und P(Ai ∩ Aj ) = 14 = P(Ai ) · P(Aj ) für alle i 6= j. P(Ai1 ∩ Ai2 ∩ . . . ∩ Aik ) = P(Ai1 ) · P(Ai2 ) · . . . · P(Aik ) Aber: Bemerkung: Aus der paarweisen Unabhängigkeit folgt nicht die Unabhängigkeit von mehr als zwei Ereignissen. P(A1 ∩ A2 ∩ A3 ) = 14 und P(A1 ) · P(A2 ) · P(A3 ) = 1 8 A1 , A2 , A3 sind also nicht unabhängig. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 47 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 48 / 56 Bedingte Unabhängigkeit 3.4 Das Hardy-Weinberg-Gesetz Sei C ein beliebiges Ereignis mit P(C ) > 0. Zwei Ereignisse A und B nennt man bedingt unabhängig gegeben C , wenn Population von diploiden Organismen; zwei Allele a und b Drei Genotypen aa, ab und bb, Wahrscheinlichkeitsverteilung paa , pab , pbb sei unabhängig vom Geschlecht P(A ∩ B|C ) = P(A|C ) · P(B|C ) gilt. Man überzeugt sich leicht, dass weder aus unbedingter Unabhängigkeit bedingte Unabhängigkeit (bzgl. einem Ereignis C ), noch aus bedingter Unabhängigkeit bzgl. einem Ereignis C unbedingte Unabhängigkeit folgt. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 49 / 56 Das Hardy-Weinberg-Gleichgewicht Unter bestimmten weiteren Voraussetzungen (“zufällige” Paarung von Individuen, keine Selektion, keine Mutation etc.) gilt, dass die Wahrscheinlichkeitsverteilung der drei Genotypen über Generationen hinweg konstant bleibt. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 50 / 56 Das Hardy-Weinberg-Gleichgewicht 1.0 Sei x ∈ {aa, ab, bb} der Genotyp eines zufällig ausgewählten Individuums. Ist die Population im H-W-Gleichgewicht, so gilt: q 2 für x = aa 2q(1 − q) für x = ab px = (1 − q)2 für x = bb 0.2 0.4 P 0.6 0.8 aa ab bb 0.0 mit q ∈ [0, 1]. Der Parameter q ist die Häufigkeit des Allels a. 0.0 Beachte: Im Allgemeinen beschreiben zwei Parameter eine diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung mit drei möglichen Ausprägungen, das H-W-Gleichgewicht wird jedoch nur von einem Parameter beschrieben. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 q Hardy-Weinberg-Gleichgewicht für die Genotypen aa, bb und ab. 51 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 52 / 56 Beweisskizze Anwendungsbeispiel Genotyp bb verursacht bestimmte Krankheit, aa und ab sind aber äußerlich nicht erkennbar. Starte mit beliebigen Wahrscheinlichkeiten paa , pab und pbb (mit paa + pab + pbb = 1). Berechne die bedingten Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten eines bestimmten Genotyps eines Nachkommen in Abhängigkeit vom Genotyp der Eltern. Aus Kenntnis der relativen Häufigkeit/Wahrscheinlichkeit pbb lassen sich (unter der Annahme, dass die Population im H-W-Gleichgewicht ist) die anderen Wahrscheinlichkeiten berechnen: Satz der totalen Wahrscheinlichkeit liefert H-W-Gleichgewicht mit q = paa + pab /2. pab Neustart im H-W-Gleichgewicht liefert wieder H-W-Gleichgewicht! Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Beispiel: pbb = 0.0001 ; paa = 0.9801 und pab = 0.0198 53 / 56 Das Hardy-Weinberg-Ungleichgewicht Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 54 / 56 Das Hardy-Weinberg-Ungleichgewicht (d = 0.1) 1.0 Allgemeinere Formulierung mit zwei Parametern: q 2 +d für x = aa 2q(1 − q)−2d für x = ab px = (1 − q)2 +d für x = bb 0.4 P 0.6 0.8 aa ab bb 0.2 mit Ungleichgewichtskoeffizienten d. 0.0 Problem: Beschränkter Wertebereich für q und d 0.0 Später: 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 q Statistische Schätzung von q und d Hardy-Weinberg-Ungleichgewicht mit d = 0.1 für die Genotypen aa, bb und ab. Statistischer Test auf “Nullhypothese” H0 : d = 0 Prof. Dr. Torsten Hothorn √ pbb )2 √ √ = 2(1 − pbb ) pbb paa = (1 − () Stochastik für Informatiker SS 2009 55 / 56 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 56 / 56 4.1 Diskrete Zufallsvariablen: Einleitung Eine diskrete Zufallsvariable Ergebnisse von Zufallsvorgängen sind nicht notwendigerweise Zahlen Oft ist es aber hilfreich diese durch Zahlen zu repräsentieren, um mit ihnen rechnen zu können Beispiel: 4-maliger Wurf einer Münze Ω = {Wappen, Zahl} = {W , Z }4 X ist also eine Abbildung von Ω nach R. |Ω| = 24 = 16 Die Menge der möglichen Ausprägungen {0,1,2,3,4} heißt Träger T der ZV X . z. B. ω = {W , Z , Z , W } () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 / 52 Vorteile von Zufallsvariablen Oder: Welche Zahl erhalten wir “im Mittel”? Stochastik für Informatiker Stochastik für Informatiker SS 2009 2 / 52 Die Wahrscheinlichkeitsfunktion von X ist durch Ursprünglicher Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, P) wird letztendlich nicht mehr benötigt. () () Eine ZV X heißt diskret, falls sie nur endliche oder abzählbar unendlich viele Werte x1 , x2 , . . . annehmen kann. Die Menge T = {x1 , x2 , . . .} der möglichen Ausprägungen (d.h. alle xi mit P{xi } > 0) von X heißt Träger der ZV X . Man kann mit X “rechnen”: Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn Definition z. B. P(X ≤ a) oder P(X 2 > b) 2 X :=“Anzahl von Wappen” Dann nennt man X eine Zufallsvariable (ZV) mit reellen Ausprägungen bzw. Realisierungen x ∈ R. Man schreibt kurz X = x, wenn die Ausprägung x der ZV X eingetreten ist. Prof. Dr. Torsten Hothorn 1 Angenommen man interessiert sich für SS 2009 3 / 52 f (xi ) = P(X = xi ) = P ({ω ∈ Ω : X (ω) = xi }) für xi ∈ R gegeben. Die Wahrscheinlichkeitsfunktion f (xi ) heißt auch Wahrscheinlichkeitsdichte. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 4 / 52 Folgerungen Die Verteilungsfunktion 1 Für x 6∈ T ist f (x) = P{∅} = 0. 2 Als Funktion von B ∈ R ist also Die Verteilungsfunktion einer diskreten ZV ist definiert als F (x) = P(X ≤ x) = P(X ∈ B) = P{ω ∈ Ω : X (ω) ∈ B} () Stochastik für Informatiker SS 2009 f (xi ) i:xi ≤x eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf R. Man nennt diese die Verteilung der Zufallsvariable X . Diese wird durch die Abbildung X und die Wahrscheinlichkeitsverteilung P induziert. Prof. Dr. Torsten Hothorn X 5 / 52 Eigenschaften der Verteilungsfunktion Kennt man also die Wahrscheinlichkeitsfunktion f (x) für alle x ∈ T , so kennt man auch die Verteilungsfunktion F (x) (dies gilt auch umgekehrt). Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 6 / 52 Beispiel: 4-maliger Wurf einer Münze X :=“Anzahl Kopf”, T = {0, 1, 2, 3, 4} F (x) ist monoton wachsend (“Treppenfunktion”) f (0) f (1) f (2) f (3) f (4) F (x) ist stückweise konstant mit Sprungstellen an Werten xi mit f (xi ) > 0, d.h. an allen Realisierungen xi ∈ T lim F (x) = 1 x→∞ = = = = = 1/16 4/16 6/16 4/16 1/16 ⇒ 0 1/16 5/16 F (x) = 11/16 15/16 1 : : : : : : x 0≤x 1≤x 2≤x 3≤x x <0 <1 <2 <3 <4 ≥4 lim F (x) = 0 x→−∞ Prof. Dr. Torsten Hothorn Beachte: f (x) = 0 für alle x ∈ /T () Stochastik für Informatiker SS 2009 7 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 8 / 52 Spezielle Verteilungen 1.0 1.0 Wahrscheinlichkeits- und Verteilungsfunktion Man unterscheidet nun bestimmte “gängige” Verteilungen, die häufig von weiteren Parametern abhängen. ● 0.8 0.8 ● Das einfachste Beispiel ist die Bernoulli-Verteilung. Eine Bernoulli-verteilte ZV kann nur die Werte 0 und 1 annehmen: 0.6 0.4 0.4 f(x) F(x) 0.6 ● ● P(X = 1) P(X = 0) ● ● 0 1 2 3 = f (1) = f (0) = = π 1−π ● 0.0 ● 0.0 ● 0.2 0.2 ● 4 π ∈ [0, 1] ist der Parameter der Bernoulli-Verteilung. −1 0 x 1 2 3 4 5 Man schreibt kurz: X ∼ B(π). x Wahrscheinlichkeitsfunktion (links) und Verteilungsfunktion (rechts) für den viermaligen Münzwurf Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 9 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 10 / 52 Die diskrete Gleichverteilung Die geometrische Verteilung Die allgemeine diskrete Gleichverteilung hat endlichen Träger T = {x1 , x2 , . . . , xk }, wobei Ein Zufallsvorgang, bei dem mit Wahrscheinlichkeit π ein Ereignis A eintritt, wird unabhängig voneinander sooft wiederholt, bis zum ersten Mal A eintritt. P(X = xi ) = f (xi ) = 1 k Sei X die ZV “Anzahl der Versuche bis zum ersten Mal A eintritt”. Dann ist T = N und die Wahrscheinlichkeitsfunktion von X lautet: mit i = 1, . . . , k gilt. Häufig sind alle natürlichen Zahlen zwischen a ∈ N und b ∈ N Element des Trägers T . Die Grenzen a und b sind dann die Parameter der diskreten Gleichverteilung. () Stochastik für Informatiker x = 1, 2, 3, . . . π ∈ (0, 1) ist der Parameter der geometrischen Verteilung. Man schreibt kurz: X ∼ G(π). Beispiel: Augenzahl beim fairen Würfelwurf Prof. Dr. Torsten Hothorn f (x) = (1 − π)x−1 · π SS 2009 11 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 52 Wahrscheinlichkeits- und Verteilungsfunktion π = 0.5 π = 0.3 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● SS 2009 0.6 F(x) 0.4 2 0.2 ● ● ● ● ● ● ● 4 ● ● ● ● 6 ●● 8 ●● ●● ● 0.0 0.2 ● ● 0 dgeom() berechnet Wahrscheinlichkeitsfunktion pgeom() berechnet Verteilungsfunktion rgeom() berechnet Zufallszahlen aus der geom. Verteilung ● ● ● ● 0.0 Für diese Form gibt es folgende Funktionen in R: Stochastik für Informatiker ● ● ● ● ● ● () ● ● 0.8 0.8 0.6 ● 0.4 f (y ) = (1 − π)y · π Prof. Dr. Torsten Hothorn ● ● ● = {0, 1, 2, . . .} f(x) T 1.0 Sei Y := “Anzahl der Versuche bevor das erste mal A eintritt”, d.h. Y = X − 1. Dann ist 1.0 Eine Variante der geometrischen Verteilung 10 0 2 4 6 8 π = 0.5 π = 0.3 10 x x Vergleich der geometrischen Wahrscheinlichkeitsfunktionen (links) und Verteilungsfunktionen (rechts) für die beiden Parameter π = 0.3 und π = 0.5 13 / 52 Quantile Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 14 / 52 Quantile II Sei X eine diskrete ZV mit Verteilungsfunktion F (x), x ∈ R. Um Eindeutigkeit zu erreichen, definiert man: Sei p ∈ [0, 1]. Jeder Wert x, für den Das p-Quantil xp der Verteilung von X ist definiert als der kleinste Wert x für den F (x) ≥ p gilt. P(X ≤ x) ≥ p und P(X ≥ x) ≥ 1 − p Somit gilt P(X ≤ x) = F (xp ) ≥ p und daher “xp = F −1 (p)” (“Inversion der Verteilungsfunktion”). gilt, heisst p-Quantil xp der Verteilung von X . Speziell nennt man das 0.5-Quantil den Median xmed der Verteilung. Problem: Definition nicht immer eindeutig. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 15 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 16 / 52 Interpretation vom Median und von Quantilen Numerische Bestimmung von Quantilen Beim Median xmed gilt: Bei Kenntnis der Verteilungsfunktion F (x) und endlichem Träger T : P(X ≤ xmed ) ≥ 0.5 1 Berechne F (x) für alle x ∈ T . 2 Dann gilt für das p-Quantil xp : P(X ≥ xmed ) ≥ 0.5 xp = min{x : F (x) ≥ p} Allgemeiner gilt für das p-Quantil xp : P(X ≤ xp ) ≥ p 3 P(X ≥ xp ) ≥ 1 − p Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker in R: verwende Funktion which Nicht so einfach, siehe Dokumentation ?quantile. SS 2009 17 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Beispiel: geometrische Verteilung 4.2 Unabhängigkeit von diskreten Zufallsvariablen Funktion qgeom() berechnet Quantilfunktion der geometrischen Verteilung. Betrachte zwei ZV X und Y auf dem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, P) mit Träger TX = {x1 , x2 , . . .} und TY = {y1 , y2 , . . .} und Wahrscheinlichkeitsfunktionen fX (x) und fY (y ). 0.95-Quantil x0.95 : In 95% aller Fälle muss man maximal x0.95 Versuche unternehmen, bevor zum ersten mal A eintritt. π 0.01 0.1 0.5 0.9 0.99 Prof. Dr. Torsten Hothorn () x0.95 298 28 4 1 0 Die Funktion fX ,Y (x, y ) = P(X = x und Y = y ) = P(X = x, Y = y ) xmed 68 6 0 0 0 Stochastik für Informatiker 18 / 52 heißt gemeinsame Wahrscheinlichkeitsfunktion der zwei Zufallsvariablen X und Y . Unter Unabhängigkeit kann man diese zurückführen auf die beiden Wahrscheinlichkeitsfunktionen fX (x) und fY (y ). SS 2009 19 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 52 Definition Beispiel: Bernoulli-Kette X und Y heißen unabhängig, wenn Sind X1 , X2 , . . . , Xn Bernoulli-verteilt mit Parameter π und unabhängig, so heißt X = (X1 , X2 , . . . , Xn ) Bernoulli-Folge. P(X = x, Y = y ) = P(X = x) · P(Y = y ) d.h. Beispiel: fX ,Y (x, y ) = fX (x) · fY (y ) n = 3, π = 61 ; wegen der Unabhängigkeit gilt z. B. für alle x ∈ TX und y ∈ TY gilt. 1 P(X1 = 1, X2 = 0, X3 = 0) = · 6 X1 , X2 , . . . , Xn heißen unabhängig, falls P(X1 = x1 , . . . , Xn = xn ) = n Y P(Xi = xi ) = i=1 n Y 2 5 25 = 6 216 fXi (xi ) i=1 für alle x1 , x2 , . . . , xn aus den entsprechenden Trägern gilt. Stochastik für Informatiker SS 2009 21 / 52 Die Binomialverteilung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker π = 0.5 π = 0.3 ● ● ● ● f(x) ●● ● ● ● ● ● ● ● ● 4 ●● 10 20 ● ● ● ● ● ● ● ● 50 ● ● ● ● ● ● ● 0.2 ● ● 0.0 ● ● ● 0 2 4 6 8 π = 0.5 π = 0.3 10 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●●●●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●● 10 x SS 2009 23 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn ● ● 0.0 0.2 ● ● ● 70 ● ● F(x) ● 60 ● ●●●●●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 0.4 F(x) ● 40 n = 100 ● Stochastik für Informatiker 30 n = 10 ● 0.4 Funktionen in R: dbinom(), pbinom(), qbinom(), rbinom() 10 x ● 0.6 ● ● 8 x ● 0.8 Man schreibt kurz X ∼ B(n, π) und es gilt B(1, π) = B(π). ● 6 1.0 2 1.0 0 ● ●● ●● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ●● ●●●●●● ●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●●●●●●●● ●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●●●●●●●●● 0.8 ● ● ● π = 0.5 π = 0.3 0.6 Diese ZV X heißt binomialverteilt mit Parametern n ∈ N, π ∈ [0, 1] und hat den Träger T = {0, 1, . . . , n} sowie die Wahrscheinlichkeitsfunktion: n P(X = x) = f (x) = · π x (1 − π)n−x für x ∈ T x () 22 / 52 n = 100 0.00 0.05 0.10 0.15 0.20 0.25 0.30 n = 10 Bei einer P Bernoulli-Folge interessiert man sich häufig nur für die Anzahl X := ni=1 Xi , wie oft Xi = 1 aufgetreten ist. Prof. Dr. Torsten Hothorn SS 2009 Wahrscheinlichkeits- und Verteilungsfunktion f(x) () 0.00 0.05 0.10 0.15 0.20 0.25 0.30 Prof. Dr. Torsten Hothorn 20 30 40 ● ● 50 60 π = 0.5 π = 0.3 70 x () Stochastik für Informatiker SS 2009 Vergleich der binomialen Wahrscheinlichkeitsfunktionen (oben) und 24 / 52 Beispiele Die hypergeometrische Verteilung Anzahl der 6-er bei n-maligem Würfeln: Berechne Häufig wird jedoch im Urnenmodell ohne Zurücklegen gezogen, d. h. die “Auswahlwahrscheinlichkeiten” ändern sich von Ziehung zu Ziehung (Beispiel: Meinungsforschung). Modus (wahrscheinlichster Wert) und Die Verteilung von X (Anzahl der markierten Kugeln) nennt man dann hypergeometrisch. Sie hat den Träger Median in Abhängigkeit von n. Das Urnenmodell: Zufälliges Ziehen mit Zurücklegen einer Stichprobe von n Kugeln aus einer Urne mit N Kugeln, darunter M markierte. Sei X : “Anzahl der markierten Kugeln in der Stichprobe”. Dann: T = {max(0, n − (N − M)), . . . , min(n, M)} und die Wahrscheinlichkeitsfunktion M N−M x f (x) = X ∼ B(n, M/N). n−x N n für x ∈ T . Man schreibt kurz: X ∼ H(n, N, M) Funktionen in R: {dpqr}hyper() SS 2009 2 4 ● ● ● ● ● ● 6 8 0.4 ● ● 2 4 6 8 ● ● ● ● 10 ● ● ● ● 12 0 2 0.5 ● ● ● 3 ● ● ● ● 4 5 ● ● 0 2 ● ● 4 10 15 0 10 15 0.3 ● 20 f(x) ● 0.1 ● ● ● ● ● 0 2 4 6 ● ● SS 2009 27 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn ● ● ● ● ● ● 8 ● ● ● ● 10 ● ● ● ● ● 0 x Vergleich der hypergeometrischen und binomialen ● ● ● x Stochastik für Informatiker ● ● ● 0.2 ● 0.0 ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● 5 ● 0.1 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ● x () 0.4 0.4 f(x) ● ● 0.0 ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● 0.0 ● ● ● ● 5 ● ● ● ●● ● ● ● ● 8 Binomial Hypergeometrisch ● ● 0.2 0.2 ● ● ● 0.1 ●● Binomial Hypergeometrisch 0.3 0.4 f(x) 0.3 0.4 0.3 f(x) 0.2 ● ● 0.5 n = 20, M = 5, N = 25 0.5 n = 15, M = 5, N = 25 0.5 n = 40, M = 20, N = 100 0.5 n = 30, M = 20, N = 100 Binomial Hypergeometrisch ● ● 6 x ● ● ● 0.1 0.0 1 ● x ●● Prof. Dr. Torsten Hothorn ● ● x ● 0 ● ● ● ● ● ● ● ● 0.3 ● ● 26 / 52 n = 10, M = 5, N = 25 x Binomial Hypergeometrisch ●● ●● ● ● 0.1 ● ● ● ● SS 2009 Binomial Hypergeometrisch f(x) 0.3 f(x) ● ● ● ● 0 ● 0.2 ● ● ● ● 0.0 0.0 ● ● ● 0.0 ● ● Binomial Hypergeometrisch ● ● 0.1 f(x) ● ● 0.1 ● ● 0 ● ● 0.2 0.2 f(x) ● ● 0.1 Binomial Hypergeometrisch 0.3 0.3 ● ● Stochastik für Informatiker n = 5, M = 5, N = 25 0.4 0.4 Binomial Hypergeometrisch () Ziehen mit und ohne Zurücklegen II n = 20, M = 20, N = 100 0.5 0.5 n = 10, M = 20, N = 100 Prof. Dr. Torsten Hothorn 0.2 Ziehen mit und ohne Zurücklegen 25 / 52 0.4 Stochastik für Informatiker 0.0 () 0.5 Prof. Dr. Torsten Hothorn ● 2 4 ● 6 ● ● 8 ● ● ● ● ● ● 10 ● ● ● ● 12 x () Stochastik für Informatiker SS 2009 Vergleich der hypergeometrischen und binomialen 28 / 52 Approximation der hypergeometrischen Verteilung Beispiel: Capture-Recapture-Experiment Für N “groß” und n “klein” läßt sich die hypergeometrische Verteilung gut durch die Binomialverteilung approximieren: H(n, M, N) ≈ M B n, π = N Frage: Wie viele Fische schwimmen in einem See? Idee : Fange M Fische, markiere diese und wirf sie dann wieder (lebendig) in den See zurück. Später werden n Fische gefangen. Die ZV X :=“Anzahl der markierten Fische”ist idealerweise hypergeometrisch verteilt mit Parametern N, M und n: X ∼ H(n, N, M) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 29 / 52 Beispiel: Capture-Recapture-Experiment II n x ⇒ SS 2009 30 / 52 Häufig gibt es zufällige Vorgänge, bei denen es keine natürliche obere Grenze für die Anzahl an Ereignissen gibt, z.B.: N̂ ≈ n ·M x Die Anzahl an Telefonanrufen in einem “Call-Center” pro Stunde Die Anzahl der Tore in einem Bundesligaspiel Probleme: Im Allgemeinen N̂ ∈ /N Anzahl von Todesfällen durch Hufschlag in der Preußischen Armee (L. von Bortkiewicz, 1893) Keine Angaben über die Genauigkeit der Schätzung Später mehr dazu. Prof. Dr. Torsten Hothorn Stochastik für Informatiker Siméon Poisson [1781-1840] Naiver Ansatz zur Konstruktion eines Schätzers N̂ von N: ≈ () 4.3 Die Poisson-Verteilung Statistisches Problem: Wie groß ist N? N M Prof. Dr. Torsten Hothorn Die einfachste Verteilung für solche Phänomene ist die Poisson-Verteilung. () Stochastik für Informatiker SS 2009 31 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 32 / 52 Wahrscheinlichkeits- und Verteilungsfunktion λ=3 λ=1 ● 0.3 0.1 0.0 ● ● ● 2 ● ● ● 4 ● ● 6 ● ● ●● 8 ● 0.0 ● ● ● 0.2 ● ● Man schreibt kurz: X ∼ P(λ) ●● 10 ● 0 2 4 6 8 λ=3 λ=1 10 x x Vergleich der Wahrscheinlichkeitsfunktionen (links) und Verteilungsfunktionen (rechts) für eine poissonverteilte Zufallsvariable mit dem Parameter λ = 1 bzw. λ = 3 Funktionen in R: {dpqr}pois () ● ● 0.4 ● 0 Prof. Dr. Torsten Hothorn ● ● 0.6 ● ● hat. Der Parameter λ ∈ ist die durchschnittliche Rate oder die Intensität, mit der die Ereignisse in dem zugrundeliegenden Zeitintervall eintreffen. ● F(x) ● ● R+ ● ● ● ● 0.2 λx · exp(−λ) x! ● ● ● ● ● ● 0.8 ● f(x) f (x) = 0.4 Eine Zufallsvariable X folgt einer Poisson-Verteilung, wenn sie Träger T = N0 und Wahrscheinlichkeitsfunktion 1.0 Die Poisson-Verteilung II Stochastik für Informatiker SS 2009 33 / 52 Approximation der Binomialverteilung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 34 / 52 Vergleich von Binomial- und Poissonverteilung 0.4 π = 0.5 0.4 π = 0.8 Poisson Binomial 0.3 0.3 Poisson Binomial ● ● 0.1 0.2 f(x) ● ● ● ● 0 P(λ = n · π) ● ● ● 2 ● 4 ● ● ● 0.0 0.0 ● ●● ● ● ● 6 8 10 ●● ● ● ● ● 0 2 4 6 8 10 x π = 0.3 π = 0.1 0.4 Je größer n ist und je kleiner π, desto besser ist die Approximation. ● ● x 0.4 ≈ ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● Poisson Binomial 0.3 ● ● Poisson Binomial ● ● 0.3 B(n, π) ● ● ● 0.1 Die Binomialverteilung B(n, π) kann für “großes n” und “kleines π” gut durch die Poisson-Verteilung mit λ = n · π approximiert werden. 0.2 f(x) ● ● ● 0.2 ● f(x) 0.2 f(x) ● ● ● ● ● ● ● 0.1 ●● ● ● ● 0.0 0 ●● ● ● ● 2 4 6 ●● 8 ●● ●● 10 ●● 0.0 0.1 ● 0 1 x Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 35 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () 2 3 4 ●● ●● ●● 5 6 7 x Stochastik für Informatiker SS 2009 36 / 52 Vergleich von Binomial- und Poissonverteilung π = 0.8 π = 0.5 ● 70 80 90 0.12 0.04 0.00 0.04 0.00 ● ●●●●●●● ●● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ●● ● ● ●● ● ●● ● ●●● ● ●● ●●● ● ●● ● ●● ●●●●●●●● ●●●●●●●●●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● Sind X und Y unabhängige ZV mit Wahrscheinlichkeitsfunktionen fX (x) und fY (y ), so gilt für die Summe Z = X + Y : X P(X + Y = z) = P(X = x, x + Y = z) ●●● ● ● ● ● ● ● 60 Poisson Binomial 0.08 f(x) ●● ● ● ● ● ● 0.08 f(x) 0.12 Poisson Binomial 50 4.4 Faltungen ● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ●●● ● ● ● ● ●●● ●● ●● ●● ●●● ● ● ●●●●● ●●●●●●●●●●●●● ●●●●●● ●● ●●●●●●●● 100 30 40 50 x 60 70 x = 80 x X P(X = x, Y = z − x) x π = 0.3 20 30 40 0.12 ● ● ● () ● ● ● 0.08 f(x) x ● ● = ● ● ● ● ● ● 50 5 fX (x) · fY (z − x) ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 0 X x ● ● 10 x Prof. Dr. Torsten Hothorn Poisson Binomial ● ● ● ● 0.04 ●●● ● ● ● ●●●● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ●● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ●● ●● ● ● ●● ●● ●● ● ●●●●●●●●● ●●●●●●●●●●● ●●●●● ●●●●●●● 0.00 0.08 0.00 0.04 f(x) 0.12 Poisson Binomial 10 unabh. X P(X = x) · P(Y = z − x) = π = 0.1 15 20 25 x Stochastik für Informatiker SS 2009 37 / 52 Faltungen II Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 38 / 52 Faltung von zwei geometrischen ZV Man nennt die Wahrscheinlichkeitsverteilung von Z = X + Y X P(X + Y = z) = fX (x) · fY (z − x) x = X Seien X ∼ G(π) und Y ∼ G(π) unabhängig. fX (z − y ) · fY (y ) y Berechne Träger und Wahrscheinlichkeitsfunktion der Summe Z = X + Y . die Faltung von X und Y . Beispiel: Ist X ∼ P(λ1 ) und Y ∼ P(λ2 ) unabhängig, so ist die Faltung von X und Y wieder Poisson-verteilt mit Parameter λ1 + λ2 : Wie kann man Z interpretieren? X + Y ∼ P(λ1 + λ2 ) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 39 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 40 / 52 Die negative Binomialverteilung 4.4 Die Verteilung von Zufallsvektoren Betrachte die Summe von n unabhängigen geometrischen ZV X1 , . . . , Xn : X = X1 + . . . + Xn . Dann hat X eine negative Binomialverteilung mit Parameter n ∈ N und π ∈ (0, 1) und Wahrscheinlichkeitsfunktion x −1 n f (x) = π (1 − π)x−n für x = n, n + 1, . . . n−1 Funktionen in R: dnbinom(...), pnbinom(...), qnbinom(...), rnbinom(...) Betrachte zwei diskrete ZV X und Y definiert auf dem Wahrscheinlichkeitsraum (Ω, P). Wie kann man Information über ihr gemeinsames stochastisches Verhalten quantifizieren? Idee: Betrachte Zufallsvektor (X , Y ) als Abbildung von Ω nach R2 . Die gemeinsame Verteilung von X und Y enthält i. A. mehr Information als in den Randverteilungen von X und Y steckt! Beachte: Unterschiedliche Definition in R! Träger immer gleich N0 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 41 / 52 Gemeinsame Verteilungs- und Wahrscheinlichkeitsfunktion Seien X , Y zwei diskrete ZV auf (Ω, P). Die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsfunktion von X und Y lautet fX ,Y (x, y ) = P(X = x, Y = y ) FX ,Y (x, y ) = P(X ≤ x, Y ≤ y ) Beide sind also Funktion von R2 nach [0, 1]. Meist wird nur fX ,Y (x, y ) angegeben. () Stochastik für Informatiker SS 2009 () Stochastik für Informatiker SS 2009 42 / 52 Beispiel Ein Lehrer bittet seine Schüler, eine (faire) Münze zweimal zu werfen, und das Ergebnis (“Kopf” = 0, “Zahl” = 1) für jeden Wurf zu notieren. Sei X das Ergebnis des ersten Wurfes und Y das Ergebnis des zweiten Wurfes. Ein gewissenhafter Schüler folgt genau den Anweisungen des Lehrers und notiert das Ergebnis XG und YG . Ein fauler Schüler wirft nur eine Münze und notiert das erzielte Ergebnis zweimal: XF und YF . Die gemeinsame Verteilungsfunktion von X und Y lautet Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn 43 / 52 Berechne die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsfunktion von (XG , YG ) und von (XF , YF ). Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 44 / 52 Randverteilungen Bedingte Verteilungen Gemeinsame Wahrscheinlichkeitsfunktion bzw. Verteilungsfunktion charakterisieren die gemeinsame Verteilung von (X , Y ) vollständig. Die bedingte Verteilungsfunktion und bedingte Wahrscheinlichkeitsfunktion von X , gegeben Y = y , sind definiert für alle y mit P(Y = y ) > 0: Insbesondere kann man die Wahrscheinlichkeitsfunktion der Randverteilung von X bzw. Y durch Summation berechnen: X fX (x) = fX ,Y (x, y ) P(X ≤ x, Y = y ) P(Y = y ) P(X = x, Y = y ) fX |Y (x|y ) = P(X = x|Y = y ) = P(Y = y ) fX ,Y (x, y ) = fY (y ) FX |Y (x|y ) = P(X ≤ x|Y = y ) = y fY (y ) = X fX ,Y (x, y ) x Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 45 / 52 Folgerungen Prof. Dr. Torsten Hothorn Stochastik für Informatiker SS 2009 46 / 52 Beispiel Es gilt immer: fX ,Y (x, y ) y = −1 y = 0 y = 2 1 3 2 x =1 18 18 18 fX ,Y (x, y ) = fX |Y (x|y ) · fY (y ) = fY |X (y |x) · fX (x) x =2 x =3 Es folgt: X und Y sind genau dann unabhängig wenn fX |Y (x|y ) = fX (x) oder () Stochastik für Informatiker 2 18 0 0 4 18 3 18 3 18 Man berechne die Randverteilungen fX (x) und fY (y ), die bedingten Verteilungen fX |Y (x|y ) und fY |X (y |x) und untersuche X und Y auf Unabhängigkeit. fY |X (y |x) = fY (y ) für alle x und y gilt. Prof. Dr. Torsten Hothorn () SS 2009 47 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 48 / 52 Beispiel II Allgemeine Zufallsvektoren Betrachte zwei unabhängige ZV X und Y , die beide Poisson-verteilt sind mit Parameter λ bzw. µ. Allgemeiner kann man natürlich auch einen Zufallsvektor X = (X1 , . . . , Xn ) der Dimension n betrachten. Dieser hat dann die Wahrscheinlichkeitsfunktion Definiere Z = X + Y . fX (x) = fX1 ,...,Xn (x1 , . . . , xn ) Man zeige: Die bedingte Verteilung von X |Z = z ist binomial mit Parametern n = z und π = λ/(λ + µ): und die Randverteilungen fXi (xi ) = X |Z = z ∼ B(z, π = λ/(λ + µ)) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 X fX1 ,...,Xn (x1 , . . . , xn ) xj :j6=i 49 / 52 Die Trinomialverteilung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 50 / 52 Die Trinomialverteilung II Ein drei-dimensionaler diskreter Zufallsvektor X heißt trinomialverteilt, falls er Träger Ein Experiment, bei dem ein von drei möglichen Ereignissen mit Wahrscheinlichkeit π1 , π2 und π3 (π1 + π2 + π3 = 1) auftritt, wird unabhängig voneinander n-mal wiederholt. Sei X ein drei-dimensionaler Zufallsvektor, dessen i-te Komponente angibt, wie oft das i-te Ereignis eingetreten ist. T = {x = (x1 , x2 , x3 ) : xi ∈ {0, 1, . . . , n} und x1 + x2 + x3 = n} und Wahrscheinlichkeitsfunktion fX (x) = fX1 ,X2 ,X3 (x1 , x2 , x3 ) = Beispiel: In einer Population mit Häufigkeiten π1 , π2 und π3 der Genotypen aa, ab und bb wird eine Stichprobe vom Umfang n gezogen. Die Anzahlen X1 , X2 und X3 der drei Genotypen ist dann trinomialverteilt. n! π1x1 π2x2 π3x3 x1 !x2 !x3 ! besitzt. Man schreibt kurz: X ∼ M3 (n, π = (π1 , π2 , π3 )) Hierbei steht M3 für Multinomialverteilung der Dimension 3. Man kann zeigen, dass für die Randverteilungen gilt: Xi ∼ B(n, πi ) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 51 / 52 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 52 / 52 5. Erwartungswerte, Varianzen und Kovarianzen 5.1 Der Erwartungswert einer diskreten ZV Zur Charakterisierung von Verteilungen unterscheidet man Lagemaße Der Erwartungswert E(X ) = EX einer diskreten ZV X mit Träger T ist definiert als X X x · P(X = x) = x · f (x) E(X ) = I I I Erwartungswert (“mittlerer Wert”) Modus Median x∈T wenn diese Summe absolut konvergent ist. und Streuungsmaße I I Beachte: Man könnte die Summe auch über alle x ∈ R laufen lassen. Varianz und Standardabweichung mittlere absolute Abweichung Beispiele für Erwartungswerte: Am einfachsten mathematisch zu handhaben sind Erwartungswerte und Varianzen, da diese immer eindeutig und meist leicht zu berechnen sind. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Bernoulli-Verteilung: Für X ∼ B(π) ist E(X ) = π. Poisson-Verteilung: Für X ∼ P(λ) ist E(X ) = λ. 1 / 21 Eigenschaften des Erwartungswertes 1 2 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 2 / 21 Folgerungen Sei X = a mit Wahrscheinlichkeit 1 (deterministische ZV). Dann gilt: EX = a Allgemeiner gilt dann natürlich auch für beliebige a1 , . . . , an ∈ R und beliebige ZV X1 , . . . , Xn : ! n n X X E ai Xi = ai · E(Xi ) Seien a, b ∈ R und X , Y beliebige ZV. Dann gilt: E(a · X + b · Y ) = a · EX + b · EY i=1 “Linearität des Erwartungswertes” 3 x∈T i=1 Daher gilt für X ∼ B(n, π): E(X ) = nπ Für beliebige a, b ∈ R gilt daher E(aX + b) = a · E(X ) + b Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 3 / 21 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 4 / 21 Erwartungswert von ZVn mit Träger N Transformationsregel für Erwartungswerte Hat X den Träger T = N, so gilt: E(X ) = ∞ X Sei X diskrete ZV und g (x) eine reelle Funktion. Dann gilt für Y = g (X ): X E(Y ) = E(g (X )) = g (x) f (x) P(X ≥ k) k=1 Anwendung: Erwartungswert der geometrischen Verteilung: Ist X ∼ G (π) so gilt: E(X ) = Prof. Dr. Torsten Hothorn () x∈T Beachte: Im Allgemeinen gilt nicht: 1 π Stochastik für Informatiker SS 2009 5 / 21 Beispiel Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 6 / 21 Transformationsregel für Erwartungswerte II Transformationsregel gilt auch für Zufallsvektoren (X , Y ): Seien X und Y zwei ZV mit gemeinsamer Wahrscheinlichkeitsfunktion fXY (x, y ). Sei g (x, y ) eine reellwertige Funktion. Dann gilt für Z = g (X , Y ) XX E(Z ) = E(g (X , Y )) = g (x, y ) fX ,Y (x, y ). Sei X eine ZV mit folgender Wahrscheinlichkeitsfunktion 1/4 für x = −2 1/8 für x = −1 f (x) = 1/4 für x = 1 3/8 für x = 3 Berechne den Erwartungswert von x () Stochastik für Informatiker E(X · Y ) = SS 2009 y Speziell gilt daher: E(X 2 ) XX x Prof. Dr. Torsten Hothorn E(g (X )) = g (E(X )) ! 7 / 21 Prof. Dr. Torsten Hothorn () x · y · fX ,Y (x, y ) y Stochastik für Informatiker SS 2009 8 / 21 5.2 Varianzen und Standardabweichungen Eigenschaften von Varianzen Die Varianz Var(X ) (auch V(X )) einer diskreten ZV ist definiert als: 1 Var(aX + b) = a2 · Var(X ) 2 Sind X und Y unabhängig, so gilt: für alle a, b ∈ R Var(X ) = E[(X − EX )2 ] “Erwartete quadratische Abweichung vom Erwartungswert” Zur einfacheren Berechnung kann man häufig den Verschiebungssatz verwenden: Var(X ) = E(X 2 ) − [E(X )]2 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Var(X + Y ) = Var(X ) + Var(Y ) 9 / 21 Die Standardabweichung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 10 / 21 Beispiel: Binomialverteilung Ist X ∼ B(n, π), so gilt für die Varianz: Var(X ) = n · π · (1 − π) 0.25 Die Standardabweichung einer diskreten ZV X ist definiert als die Wurzel aus der Varianz: p σ = σ(X ) = + Var(X ) π(1 − π) 0.05 0.00 Bemerkung: Die mittlere absolute Abweichung E(|X − EX |) erscheint als Streuungsmaß intuitiver, ist aber deutlich schwerer mathematisch zu handhaben. 0.10 σ(aX + b) = |a| · σ(X ) 0.15 0.20 Im Gegensatz zur Varianz gilt für die Standardabweichung: 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 π Varianz der Bernoulliverteilung als Funktion von π Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 11 / 21 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 21 Ungleichung von Tschebyscheff 5.3 Kovarianzen und Korrelationen Als Maß für die Streuung einer Verteilung ist die Varianz bzw. Standardabweichung einer ZV X schwer direkt zu interpretieren. Es gilt aber zumindest folgende Ungleichung: P(|X − E(X )| ≥ c) ≤ Als Maße für die lineare stochastische Unabhängigkeit von zwei ZVn X und Y definiert man die Kovarianz Var(X ) c2 Cov(X , Y ) = E[(X − EX )(Y − EY )] Beispiel: und die Korrelation Sei E(X ) beliebig und Var(X ) = 1. Dann ist Cov(X , Y ) p ρ = ρ(X , Y ) = p Var(X ) · Var(Y ) P(|X − E(X )| ≥ 1) ≤ 1 P(|X − E(X )| ≥ 2) ≤ P(|X − E(X )| ≥ 3) ≤ Prof. Dr. Torsten Hothorn () unter der Voraussetzung, dass Var(X ) > 0 und Var(Y ) > 0 gilt. Beachte: Cov(X , X ) = Var(X ) 1 4 1 9 Stochastik für Informatiker SS 2009 13 / 21 Der Verschiebungssatz für die Kovarianz Es gilt zudem: () Stochastik für Informatiker SS 2009 14 / 21 Beispiel “revisited” fX ,Y (x, y ) y = −1 y = 0 y = 2 fX (x) 1 3 2 6 x =1 18 18 18 18 () Stochastik für Informatiker 2 18 x =2 Cov(X , Y ) = E(XY ) − EX · EY Beachte: E(XY ) kann mit Transformationssatz für Erwartungswerte leicht über die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsfunktion fXY (x, y ) von X und Y berechnet werden. Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn SS 2009 15 / 21 x =3 0 3 18 fY (y ) 0 4 18 7 18 3 18 3 18 8 18 5 18 7 18 Es ergibt sich: E(XY ) = EX = EY = Prof. Dr. Torsten Hothorn 29 18 37 18 13 18 Cov(X , Y ) = ρ = () Stochastik für Informatiker 29 18 − 37 18 √ 41 107413 · 13 18 = 41 324 = 0.125 SS 2009 16 / 21 Unkorreliertheit Beispiel X und Y heißen unkorreliert, wenn Cov(X , Y ) = 0 d.h. wenn gilt. Beachte: Seien X ∼ B(π = 12 ) und Y ∼ B(π = 12 ) unabhängig. Betrachte 1 0 mit Wkeit 4 Z1 = X + Y = 1 mit Wkeit 12 2 mit Wkeit 14 −1 mit Wkeit Z2 = X − Y = 0 mit Wkeit 1 mit Wkeit bzw. ρ(X , Y ) = 0 E(X · Y ) = EX · EY Aus Unabhängigkeit folgt Unkorreliertheit aber der Umkehrschluss gilt im Allgemeinen nicht! Man sagt: X und Y sind positiv/negativ korreliert falls Dann sind Z1 und Z2 zwar unkorreliert aber nicht unabhängig! ρ(X , Y ) > 0 bzw. ρ(X , Y ) < 0 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 4 1 2 1 4 17 / 21 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Eigenschaften von Korrelationen Lineare Transformationen Für alle ZVn X und Y gilt: Seien a, b, c, d ∈ R mit b · d > 0 und X , Y beliebige ZVn. Dann gilt: −1 ≤ ρ(X , Y ) ≤ 1 Cov(a + bX , c + dY ) = b · d · Cov(X , Y ) |ρ(X , Y )| = 1 gilt genau dann, wenn perfekte lineare Abhängigkeit zwischen X und Y besteht: Y =a+b·X Prof. Dr. Torsten Hothorn Daher gilt: ρ(a + bX , c + dY ) = ρ(X , Y ) für bestimmte a, b ∈ R mit b 6= 0 () Stochastik für Informatiker 18 / 21 SS 2009 d.h. die Korrelation ist invariant bzgl. linearer Transformationen 19 / 21 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 21 Die Varianz der Summe von zwei ZVn Seien X und Y beliebige ZVn. Dann gilt für X + Y : Var(X + Y ) = Var(X ) + Var(Y ) + 2 · Cov(X , Y ) Daher gilt speziell für unabhängige X und Y : Var(X + Y ) = Var(X ) + Var(Y ) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 21 / 21 6. Elemente Statistischer Inferenz Vertrauensintervalle Zwei Arten: Konfidenzintervalle überdecken mit einer gewissen Sicherheit den unbekannten Parameter θ (bei hypothetischer Wiederholung des Zufallsexperiments). Beachte: θ fest, X zufällig Ziel der Statistik ist es, unter bestimmten Annahmen Aussagen über unbekannte Parameter θ ∈ Θ zu machen, nachdem Beobachtungen X gemacht wurden. Dabei unterscheidet man Punktschätzungen: Was ist der “beste” Schätzwert θ̂ für den unbekannten Parameter θ? → frequentistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff Intervallschätzungen: Angabe eines Vertrauensintervalls In einem Kredibilitätsintervall liegt der unbekannte Parameter mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit. Beachte: θ zufällig, X fest → subjektivistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 / 51 Beispiele 1 I 2 Was ist der “beste” Schätzer π̂ für den unbekannten Parameter θ = π? Wie lautet ein 95%-Vertrauensintervall? Capture-Recapture Experiment: Angenommen M = 100, n = 50 und X = 33. I Stochastik für Informatiker SS 2009 2 / 51 θ ∈ Θ = [0, 1] θ ∈ Θ = {Nmin , Nmin + 1, . . .} Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker Wir haben die Wahrscheinlichkeitsfunktion f (x) einer ZV X in Abhängigkeit von einem Parameter θ kennengelernt. Beispiel: n x X ∼ B(n, π) ⇒ f (x) = π (1 − π)n−x |{z} x f (x; θ=π) Was ist der “beste” Schätzer N̂ für den unbekannten Parameter θ = N? Beachte: N ≥ Nmin = max(M + n − x, n) Beispiel 1: Beispiel 2: () 6.1 Likelihood-Inferenz Sei X ∼ B(n, π). Man beobachtet X = 7 bei n = 10 Versuchen. I Prof. Dr. Torsten Hothorn stetig diskret SS 2009 3 / 51 Betrachte nun f (x; θ) als Funktion von θ für festes X = x: L(θ) l(θ) = = Prof. Dr. Torsten Hothorn f (x, θ) log L(θ) () heißt Likelihoodfunktion heißt Log-Likelihoodfunktion Stochastik für Informatiker SS 2009 4 / 51 Der Maximum-Likelihood-Schätzer Idee: Zur Berechnung des ML-Schätzers Je größer die (Log-)Likelihoodfunktion L(θ) bzw. l(θ) als Funktion von θ bei gegebenen Daten X = x ist, desto“plausibler” ist der entsprechende Wert von θ. in einfacheren Modellen analytisch möglich: Ableitung der Log-Likelihood gleich Null setzen Optimal ist somit der Maximum-Likelihood (ML)-Schätzer θ̂ML , für den gelten soll: L(θ̂ML ) = max L(θ) θ ∈ Θ bzw. ansonsten Verwendung numerischer Algorithmen: l(θ̂ML ) = max l(θ) θ ∈ Θ Der (ML)-Schätzer θ̂ML maximiert also die (Log-)Likelihoodfunktion L(θ) bzw. l(θ). Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 5 / 51 ML-Inferenz im Capture-Recapture-Experiment I f (x) = n−x N n Dabei sind M und n bekannt. Bei beobachteter Stichprobe X = x lautet die Likelihoodfunktion für den unbekannten Parameter N M N−M L(θ = N) = x n−x N n unter der Restriktion, dass N ≥ max(M + n − x, n). Im Unterschied zum vorhergehenden Abschnitt ist der unbekannte Parameter N nun ganzzahlig. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 I Optimierung, z.B. Funktionen optim() und optimize() in R I EM-Algorithmus Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 6 / 51 ML-Inferenz im Capture-Recapture-Experiment II Im Capture-Recapture Beispiel lautet die Wahrscheinlichkeitsfunktion: M N−M x Beispiel: Binomialverteilung (in Vorlesung): π̂ML = x/n 7 / 51 Man kann zeigen, dass für x > 0 und N̂naive = Mn x 6∈ N gilt: n o Mn N̂ML = trunc = trunc N̂naive x Im Fall N̂naive ∈ N ist der ML-Schätzer i.A. nicht eindeutig: dann wird die Likelihood sowohl durch N̂naive als auch durch N̂naive − 1 maximiert. Den “naiven” Schätzer N̂naive kann man als ML-Schätzer unter Verwendung der Binomialapproximation zur hypergeometrischen Verteilung herleiten. → Vorlesung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 8 / 51 ML-Inferenz im Capture-Recapture-Experiment III Invarianz des ML-Schätzers Zahlenbeispiele: Wichtige und nützliche Eigenschaft des ML-Schätzers! Sei θ̂ML der ML-Schätzer für θ und ϕ = ϕ(θ) eine beliebige (eineindeutige) Funktion von θ. Dann ist der ML-Schätzer von ϕ: M n x 100 50 33 100 50 41 7 23 4 25 30 10 13 10 5 In den beiden Extremfällen erhält M n 100 50 100 50 N̂ML N̂naive 151 151.51 121 121.95 40 40.25 74 und 75 75 25 und 26 26 man: x N̂ML N̂naive 0 ∞ ∞ 50 100 100 ϕ̂ML = ϕ(θ̂ML ) Beispiel: Bestimmung des ML-Schätzers für die Chance γ = Binomialexperiment: γ̂ML x π̂ML = = n 1 − π̂ML 1− x n = π 1−π im x n−x Dies könnte man auch direkt zeigen! Dauert aber viel länger. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 9 / 51 Das Testproblem Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 10 / 51 Der statistische Test Wir sind nun daran interessiert, Aussagen darüber zu treffen, in welchen Teilmengen des Parameterraumes Θ sich der feste, aber unbekannte, Parameter θ ∈ Θ mutmaßlich befindet. Dazu unterteilen wir den Parameterraum Θ in zwei disjunkte Teilmengen Θ0 und Θ1 mit Θ = Θ0 ∪ Θ1 , wobei Θ0 ∩ Θ1 = ∅. Es ist nun eine Entscheidungsregel gesucht, für welche der beiden Zustände θ ∈ Θ0 oder θ ∈ Θ1 wir uns basierend auf einem Experiment (also Daten X = (X1 , . . . , Xn )) entscheiden sollen. Θ0 heißt Hypothese oder Null-Hypothese. Θ1 heißt Alternative. Die Formulierung Eine Entscheidungsregel, uns zwischen H0 bzw. H1 zu entscheiden nennt man einen statistischen Test. Eine Funktion ψ : Rn → {0, 1} heißt Test für H0 gegen H1 . Wenn für den Erwartungswert der Funktion ψ gilt: E(ψ) = P(ψ = 1) ≤ α, α ∈ [0, 1], für alle θ ∈ Θ0 (also in der Null-Hypothese), so heißt ψ Niveau-α-Test. H0 : θ ∈ Θ0 vs. H1 : θ ∈ Θ1 heißt Testproblem. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 11 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 51 Fehlerarten Test und Teststatistik In aller Regel ist ein Test ψ von der Form ψ(X) = I (T (X) ≥ c) H0 richtig und ψ = 0: OK! Die Funktion T : Rn → R heißt Teststatistik und die Konstante c heißt kritischer Wert (der überschritten werden muß, um sich gegen die Null-Hypothese zu entscheiden). Der kritische Wert kann so bestimmt werden, dass ψ ein Niveau-α-Test ist. Es gilt: H1 richtig und ψ = 1: OK! H0 richtig und ψ = 1: Fehler 1. Art! H1 richtig und ψ = 0: Fehler 2. Art! E0 (ψ(X) = 1) = I (T (X) ≥ c) = P0 (T (X) ≥ c) ≤ α. Also ist c das 1 − α-Quantil der Verteilung von T (X) wenn θ ∈ Θ0 und wird deshalb auch mit c1−α bezeichnet. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 13 / 51 Beispiel: Faire Münze Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 14 / 51 Likelihood-Quotienten-Tests H0 : π = 1 1 vs. H1 : π 6= 2 2 Teststatistik T (x) = x; lehne die Null-Hypothese ab, wenn x zu groß oder zu klein ist (zweiseitiger Test). Der Ausgang unseres Experimentes sei x = 7 bei n = 10. Wir bestimmen jetzt das 1 − α-Quantil der Verteilung von T (x) under H0 , also der Verteilung B(n, 0.5) für α = 0.05: > qbinom(1 - 0.05, size = 10, prob = 0.5) Eine formale Möglichkeit Teststatistiken zu konstruieren ist die Anwendung des Likelihood-Quotienten-Prinzips: Der Quotient max L(θ) Θ0 max L(θ) Θ = max L(θ) Θ0 L(θ̂ML ) heißt Likelihood-Quotient und steht in engem Zusammenhang zur normierten (Log)-Likelihoodfunktion. [1] 8 Damit können wir nicht sagen, dass x = 7 zu groß, also unter H0 unplausibel wäre. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 15 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 16 / 51 Die normierte Likelihoodfunktion Likelihood-Intervalle Den Wert der (Log-) Likelihoodfunktion L(θ) bzw. l(θ) am ML-Schätzer kann man nicht interpretieren. Daher verwendet man gerne die normierte (Log-) Likelihoodfunktion: Zur Bestimmung von Konfidenzintervallen muss man nun entscheiden, welche Werte von l̃(θ) zu “unplausibel” sind. Man kann unter bestimmten Annahmen zeigen, dass für einen bestimmten Schwellenwert c = c(α) L̃(θ) = L(θ) {θ : l̃(θ) ≥ c} L(θ̂ML ) bzw. {θ : L̃(θ) ≥ exp(c)} l̃(θ) = l(θ) − l(θ̂ML ) ein Konfidenzintervall für θ (Likelihood-Intervall) zum approximativen Niveau 1 − α ist. Interpretation: Bei hypothetischer Wiederholung des zugrundeliegenden Zufallsexperiments überdecken die so konstruierten Likelihood-Intervalle in ungefähr (1 − α) · 100% aller Fälle den unbekannten Parameter θ. Es gilt: 0 ≤ L̃(θ) ≤ 1 und −∞ ≤ l̃(θ) ≤ 0 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 17 / 51 Likelihood-Intervalle II 1−α 0.9 0.95 0.99 Stochastik für Informatiker SS 2009 18 / 51 c −1.33 −1.92 −3.32 Sei X ∼ B(n, π) mit n = 10 und x = 7. Damit erhält man als ML-Schätzer: π̂ML = 0.7 exp(c) 0.259 0.147 0.036 Die Bestimmung von Likelihood-Intervallen ist nur numerisch möglich, dort aber einfach durchzuführen. Likelihood-Intervalle sind (wie der ML-Schätzer) invariant bzgl. monotonen Transformationen des Parameters. () () Beispiel: Binomialverteilung Die Werte von c sind folgender Tabelle zu entnehmen: Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn Stochastik für Informatiker SS 2009 19 / 51 1 − α Likelihood-Intervall für π 0.9 [0.44; 0.89] 0.95 [0.39; 0.92] 0.99 [0.30; 0.95] Beachte: Die Konfidenzintervalle sind i.A. nicht symmetrisch um π̂ML . Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 51 0.8 1.0 0.4 0.6 0.8 1.0 1.0 0.6 ~ L(π) 0.4 0.0 0.2 0.4 0.6 1.0 0.4 0.6 0.8 1.0 () Stochastik für Informatiker SS 2009 21 / 51 1.0 0.8 ~ L(π) 0.4 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 π Linien verdeutlichen Likelihood-Intervalle zu unterschiedlichen Niveaus. α = 0.1 α = 0.05 α = 0.01 −3 −5 −5.5 −4 −5.0 ~ l (π) −4.5 −2 −1 −4.0 0 −3.5 π −2 ~ l (π) −4 0.80 0.55 0.60 0.65 0.70 0.75 0.80 0.85 π Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 22 / 51 Man kann mit Hilfe einer Taylorreihendarstellung um θ̂ML zeigen, dass die normierte Loglikelihoodfunktion l̃(θ) approximativ eine quadratische Funktion ist: 1 l̃(θ) ≈ · l 00 (θ̂ML ) · (θ − θ̂ML )2 2 Hier ist l 00 (θ̂ML ) (= l̃ 00 (θ̂ML )!) die zweite Ableitung (die Krümmung) von l(θ), ausgewertet am ML-Schätzer. Beachte: Die quadratische Approximation wird umso besser, je mehr Daten der Likelihood zugrundeliegen. −6 −6.0 0.75 α = 0.1 α = 0.05 α = 0.01 0.2 1.0 0.70 Quadratische Approximation der Log-Likelihood 0.0 0.8 Linien verdeutlichen Likelihood-Intervalle zu unterschiedlichen Niveaus. Likelihood (oben links), normierte Likelihood (oben rechts), Loglikelihood (unten links) und normierte Loglikelihood (unten rechts) 0.6 0.020 L(π) 0.010 0.000 0.6 0.65 π Beispiel: Binomialverteilung (n = 1000, x = 700) 0.4 1.0 −6 0.60 π Likelihood (oben links), normierte Likelihood (oben rechts), Loglikelihood (unten links) und normierte Loglikelihood (unten rechts) 0.2 0.8 −5 −5.0 −6.0 0.2 π Prof. Dr. Torsten Hothorn 0.6 α = 0.1 α = 0.05 α = 0.01 −1 −3.0 −4.0 l(π) −2 −4 0.8 0.4 π −5 −6 0.6 0.2 0 Linien verdeutlichen Likelihood-Intervalle zu unterschiedlichen Niveaus. −3 ~ l (π) −3 −4 −5 0.8 π α = 0.1 α = 0.05 α = 0.01 −1 −2 0 π −6 0.4 l(π) 0.2 0.02 0.00 0.2 π −3 0.6 α = 0.1 α = 0.05 α = 0.01 0.8 0.08 0.06 L(π) ~ L(π) 0.4 0.2 0.0 0.4 0.04 0.6 0.20 0.15 L(π) 0.10 0.05 0.00 0.2 l(π) Beispiel: Binomialverteilung (n = 100, x = 70) α = 0.1 α = 0.05 α = 0.01 0.8 0.25 1.0 Beispiel: Binomialverteilung (n = 10, x = 7) 0.67 0.68 0.69 0.70 0.71 0.72 0.73 0.66 π 0.68 0.70 0.72 0.74 π Likelihood (oben links), normierte Likelihood (oben rechts), Loglikelihood (unten links) und normierte Loglikelihood (unten rechts) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 23 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 24 / 51 Beispiel: Binomialverteilung Der Standardfehler 0 0 −6 −5 −4 −3 −2 −1 (70, 100) −6 −5 −4 −3 −2 −1 (7, 10) 0.6 0.8 1.0 0.55 0.70 0.75 (700, 1000) (7000, 10000) 0 0.68 0.65 π −6 −5 −4 −3 −2 −1 0.66 0.60 π 0 0.4 −6 −5 −4 −3 −2 −1 0.2 Durch Einsetzen der quadratischen Approximation für l̃(θ) in 0.70 0.72 0.74 0.80 {θ : l̃(θ) ≥ c} 0.85 erhält man θ̂ML ± 0.685 0.690 0.695 0.700 0.705 0.710 −2c · rh i−1 −l 00 (θ̂ML ) als Konfidenzintervall (Wald-Intervall) zum approximativen Niveau 1 − α. Daher definiert man den Standardfehler (“Standard Error”) als rh i 0.715 Vergleich der normierten Loglikelihood mit der quadratischen Approximation für X ∼ B(n, π): π √ π SE (θ̂ML ) := −l 00 (θ̂ML ) −1 n = 10, X = 7 (oben links), n = 100, X = 70 (oben rechts), n = 1000, X = 700 (unten links) und n = 10000, X = 7000 (unten rechts) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 25 / 51 Wald-Intervalle () Stochastik für Informatiker SS 2009 26 / 51 Standardfehler Das Wald-Intervall zum Niveau 1 − α ist also: Der Standardfehler des ML-Schätzers rh θ̂ML ± d · SE (θ̂ML ) SE (θ̂ML ) := Die Werte von d sind folgender Tabelle zu entnehmen: √ c d = −2c 1−α 0.9 −1.33 1.65 0.95 −1.92 1.96 0.99 −3.32 2.58 Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 i−1 −l 00 (θ̂ML ) kann als Schätzung der Standardabweichung des ML-Schätzers (im frequentistischen Sinne) angesehen werden. h i−1 Ebenso ist −l 00 (θ̂ML ) eine Schätzung der Varianz des ML-Schätzers. 27 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 28 / 51 Eigenschaften von Wald-Intervallen Beispiel: Binomialverteilung Wald-Intervalle sind immer symmetrisch um den ML-Schätzer; Invarianzeigenschaft geht verloren Es ergibt sich Wald-Intervalle sind einfacher zu berechnen als Likelihood-Intervalle, haben aber (leicht) schlechtere theoretische Eigenschaften im Beispiel (nächste Folie): offensichtliches Problem für 1 − α = 0.99: obere Grenze ist größer als 1! r SE (π̂ML ) = Beispiel: Für X = 7 und n = 10 ergibt sich: SE (π̂ML ) = 0.145 ; Tabelle mit Wald-Intervallen: 1−α 0.9 0.95 0.99 für n groß werden Wald-Intervalle Likelihood-Intervallen immer ähnlicher Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 29 / 51 6.2 Erwartungstreue () Stochastik für Informatiker SS 2009 30 / 51 Die Erwartungstreue ist nicht invariant bzgl. monotonen Transformationen! Das heißt, ist θ̂ erwartungstreu für θ, so ist g (θ̂) im Allgemeinen nicht erwartungstreu für g (θ). Die Existenz von erwartungstreuen Schätzern ist nicht gesichert. Erwartungstreue Schätzer sind nicht notwendigerweise Element des Parameterraums Θ. Die relative Häufigkeit π̂ = X /n ist ein erwartungstreuer Schätzer der Wahrscheinlichkeit π im Binomialverteilungsmodell. (Herleitung in Vorlesung) Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn Wald-Intervall [0.46; 0.94] [0.42; 0.98] [0.33; 1.07] Bemerkungen zur Erwartungstreue Eine wünschenswerte Eigenschaft von Punktschätzern (im frequentistischen Sinne) ist die Erwartungstreue: Ein Schätzer θ̂ (als Funktion der zufälligen Stichprobe X ) heißt erwartungstreu oder unverzerrt für einen unbekannten Parameter θ, falls gilt: E (θ̂) = θ Beispiel: π̂ML (1 − π̂ML ) n () Stochastik für Informatiker SS 2009 ML-Schätzer sind nicht immer erwartungstreu, zumindest aber asymptotisch erwartungstreu, d.h. für wachsenden Stichprobenumfang im Grenzwert erwartungstreu. 31 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 32 / 51 Beispiel: Taxis in Lübeck I Beispiel: Taxis in Lübeck II Alle Taxis in Lübeck seien von 1, . . . , N durchnummeriert. Ein Besucher sieht an einem Taxistand n = 3 Taxis und fragt nach deren Nummern: Die Likelihoodfunktion ist Y = {Y1 , . . . , Yn } Wie kann er daraus einen erwartungstreuen Schätzer für θ = N berechnen? Betrachte X = max(Y ). Man kann zeigen (Vorlesung), dass N̂ = n+1 max(Y ) − 1 n L(N) = const · (N − n)! für N = x, x + 1, . . . N! Diese wird maximiert für N = x! Das heißt der ML-Schätzer für N ist max(Y ), der kleinstmögliche Wert! ein erwartungstreuer Schätzer für N ist. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 33 / 51 6.3 Bayes-Inferenz () Stochastik für Informatiker SS 2009 34 / 51 Satz von Bayes für Wahrscheinlichkeitsfunktionen Seien X und Y zwei Zufallsvariablen mit gemeinsamer Wahrscheinlichkeitsfunktion fX ,Y (x, y ) und daraus abgeleiteten Wahrscheinlichkeitsfunktionen fX (x), fY (y ), fX |Y (x|y ) und fY |X (y |x). Dann gilt für alle x und alle y mit f (y ) > 0: alternativer Ansatz zur statistischen Inferenz basiert auf subjektivistischem Wahrscheinlichkeitskonzept unbekannter Parameter θ ist nun eine Zufallsvariable, versehen mit einer Wahrscheinlichkeitsfunktion f (θ) fX |Y (x|y ) = () Stochastik für Informatiker SS 2009 fY |X (y |x)fX (x) fY |X (y |x)fX (x) =P fY (y ) x fY |X (y |x)fX (x) Dies folgt direkt aus der Definition der bedingten Wahrscheinlichkeitsfunktion. wir können zunächst nur diskrete Parameter behandeln Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn 35 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 36 / 51 Bayes-Inferenz Beispiel: Posteriori-Verteilung im Binomialexperiment Sei X = x eine Beobachtung eines Zufallsexperiments, das von einem unbekannten Parameter θ ∈ Θ abhängt, wobei Θ abzählbar sei. Dann gilt mit dem Satz von Bayes für Wahrscheinlichkeitsfunktionen: Angenommen wir interessieren uns für den Parameter θ = π, nehmen aber an, dass nur Werte in Π = {0.00, 0.02, 0.04, . . . , 0.98, 1.00} erlaubt sind. Als Priori-Verteilung f (π) können wir z.B. eine Gleichverteilung auf den 51 Elementen von Π wählen, also f (π) = 1/51 für alle π ∈ Π. Nach der Beobachtung X = x aus einer B(n, π)-Verteilung ergibt sich die Posteriori-Verteilung f (θ|x) = Beachte: f (x|θ)f (θ) f (x|θ)f (θ) =P f (x) θ f (x|θ)f (θ) f (x|π)f (π) f (π|x) = P π f (x|π)f (π) Da X = x beobachtet wurde, muss automatisch P(X = x) > 0 gelten. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 37 / 51 Beispiel: Binomialverteilung (n = 5) 0.4 0.6 1.0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 0.12 1.0 ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●● ●●●●● ●●● 0.0 0.2 0.4 0.6 0.6 0.8 1.0 ●● ●● ●●●●● ● ● ● ●● ● ●● ● ●● ●● ● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● ●● ● ●● ●● ●● ●●●●●●●●●●●●● ●●● ● 0.0 π Posteriori Priori 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 Wähle z.B. 1.0 f (π) = 0.12 ● Dichte Dichte 0.4 ● 0.8 Posteriori ● Priori ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● ●● ●● ● ●● ●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●●●● 0.0 0.2 π 0.4 0.6 0.8 1.0 Bemerkung: C ist so gewählt, dass π Posteriori-Verteilung im Binomialexperiment für X ∼ B(5, π) bei Priori-Gleichverteilung. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker 1 {26 − 25 · |2 · π − 1|} C für π ∈ {0.00, 0.02, 0.04, . . . , 0.98, 1.00} und C = ● 0.08 0.12 X=5 ●●●●●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ●●● ●●●●●●● ●● 38 / 51 ●● ●●●●●●●● ●● X=4 Posteriori Priori SS 2009 Idee: favorisiere Werte von π nahe bei 0.5 0.08 Dichte ●● ● ●● ●● ● ●● ● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● ●● ● ●● ●● ●● ●●● ●●●●●●●●●●●●● ● 0.04 ●● X=3 ● 0.2 ●●●●●● ● π ● 0.0 ●● ● π 0.08 0.04 Dichte 0.8 ● Posteriori Priori ● π 0.12 0.2 0.00 ● ● ● ●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● ●● ●● ●● ●●● ●●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● 0.0 0.00 0.12 ● 0.04 ● 0.00 ● Posteriori Priori 0.00 ● ● 0.08 ● Stochastik für Informatiker X=2 ● 0.08 0.04 Dichte ● 0.04 0.08 ● ● 0.00 Dichte ● Posteriori Priori 0.04 ● () Eine Dreiecksverteilung als Priori-Verteilung X=1 ● 0.00 0.12 X=0 ● Prof. Dr. Torsten Hothorn SS 2009 39 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () P π 1 676 . f (π) = 1 gilt. Stochastik für Informatiker SS 2009 40 / 51 Beispiel: Binomialverteilung (n = 5) ●● ●● ●● 0.2 ●● ●●● ●●● ● ●● ● ● ● ●● ●●● ● ●● ● ●● 0.4 ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ●● ●● ●●● ●●●●●●●●●●●●●●●● 0.6 0.8 1.0 ● ● ●● 0.0 ● ● ● ● ●● ●● ● ●● ● ●● ●● ● ●● ● ●●● ●●● ● ● 0.2 ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● 0.4 0.6 0.8 ●● ●● ●● ● ●● ●● ●● ●● ●● 0.08 ●● ●● ●● ●● ●●●●●●●●●●●● 0.8 1.0 ● ●● ●●● ●● ● ●● ●● ●● ● ● ●●●● ● 0.0 ● ● ● ●●●● ● ● ●● ●● ● ● ●● ● ● ● ●● ●●● ● ●● ● ●●● ●●●● ●● ● ●● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●●●●● ●● 0.2 0.4 0.6 0.08 1.0 ● ● ●● ● ●● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ●● ●● ●● ● ●●●●●●●●●●●● ●● 0.0 π ● ● ● ●●●●●● 0.2 0.4 0.8 1.0 ● Posteriori Priori θ∈Θ Posteriori-Modus θ̂Mod = arg max f (θ|x) X=5 Posteriori Priori ● ● ●● Als Punktschätzer bietet sich nun ein Lageparameter der Posteriori-Verteilung an, z.B. der P Posteriori-Erwartungswert θ̂Erw = E (θ|x) = θf (θ|x) Posteriori Priori ● π ● 0.04 Dichte 0.02 ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ●● ● ●● ●● ●● ● ●● ●● ●● ●● ● ●● ●● ●●● ●● ●● ● ●● ● ●●● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ●● ● ●● ●● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ●● ● ●●● ●●●●●●● ●● 0.4 ● 0.06 Posteriori Priori 0.00 0.08 0.04 0.00 0.02 Dichte 0.06 ● 0.2 ●● ● X=4 ● 0.0 ● ● π X=3 ●●● ● ● 0.6 π ● ●● ● 0.06 0.06 ●● ● 0.04 ● Dichte ● ●● ● 0.02 ●● ● 0.00 ●● 0.0 ● ●● ● ● ●●● ●● ●● ●● ●●● ● ●● 0.6 ●● ● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ●● 0.08 ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ●● ● ●●● ● 0.8 ●● ●● ● 1.0 ● 0.06 ● ● 0.04 ● Dichte ● ● ●●● ● ● ●● ● 0.02 ● 0.00 ● Dichte ●●●● ● X=2 Posteriori Priori ● 0.02 ● 0.00 0.04 0.00 0.02 Dichte 0.06 ● ● Posteriori Priori 0.04 ● 0.08 X=1 0.08 X=0 Bayesianische Punktschätzer ● ●● ● ●● ●●● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ●●●● ● θ∈Θ ● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ●● ● ●● ●● ● ●● ●● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ● ●●●●●●●●●●●●●●●●● ●● 0.0 0.2 0.4 π 0.6 0.8 Posteriori-Median θ̂Med = min{θ ∈ Θ : F (θ|x) ≥ 0.5} wobei F (θ|x) die Verteilungsfunktion der Posteriori-Verteilung mit Wahrscheinlichkeitsfunktion f (θ|x) ist. 1.0 π Posteriori-Verteilung im Binomialexperiment für X ∼ B(5, π) bei Priori-Dreiecksverteilung. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 41 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 42 / 51 Posteriori-Modus bei Priori-Gleichverteilung Bayesianische Punktschätzer im Beispiel Bei Priori-Gleichverteilung ist der Posteriori-Modus θ̂Mod gleich dem ML-Schätzer θ̂ML , da Bei Priori-Gleichverteilung (G) bzw. Dreiecksverteilung (D) ergeben sich folgende Punktschätzer bei Beobachtung von X = x Erfolgen bei n = 5 Versuchen: f (x|θ)f (θ) f (x|θ) f (θ|x) = P =P θ f (x|θ)f (θ) θ f (x|θ) P Da der Nenner θ f (x|θ) nicht von θ abhängt, folgt: x 0.00 1.00 2.00 3.00 4.00 5.00 θ̂Mod = arg max f (θ|x) = arg max f (x|θ) = θ̂ML θ∈Θ Prof. Dr. Torsten Hothorn () θ∈Θ Stochastik für Informatiker SS 2009 43 / 51 Erwartungswert G D 0.13 0.23 0.29 0.35 0.43 0.45 0.57 0.55 0.71 0.65 0.87 0.77 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Modus G D 0.00 0.16 0.20 0.32 0.40 0.50 0.60 0.50 0.80 0.68 1.00 0.84 Stochastik für Informatiker Median G D 0.10 0.22 0.26 0.34 0.42 0.46 0.58 0.54 0.74 0.66 0.90 0.78 SS 2009 44 / 51 Bayesianische Intervallschätzer Berechnung von HPD-Regionen Prinzipiell ist jede Teilmenge A des Trägers Θ, für die gilt X f (θ|x) ≥ 1 − α 1 θ∈A eine Kredibilitätsregion (bzw. -intervall) zum Niveau 1 − α. 2 Zusätzlich kann man noch fordern, dass für alle θ1 ∈ A und θ2 ∈ Θ \ A gelten muss: f (θ1 |x) ≥ f (θ2 |x) Sortiere die Werte der Posteriori-Verteilung f (θ|x) der Größe nach (absteigend). Summiere die Werte kumulativ auf (Funktion cumsum() in R), bis die Summe größer als das Niveau 1 − α ist. ⇒ Die entsprechenden Werte von θ definieren dann eine HPD-Region. ⇒ “highest posterior density region” (HPD-Region) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 45 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 46 / 51 HPD-Regionen im Beispiel Beispiel: Capture-Recapture-Experiment Bei Priori-Gleichverteilung (G) bzw. Dreiecksverteilung (D) ergeben sich folgende 95% HPD-Regionen bei Beobachtung von X = x Erfolgen bei n = 5 Versuchen: Betrachte den unbekannten Parameter θ = N als diskrete ZV mit Träger 95% HPD-Region für π G D [0.00;0.36] [0.00;0.46] [0.02;0.56] [0.08;0.60] [0.12;0.74] [0.18;0.72] [0.26;0.88] [0.28;0.82] [0.44;0.98] [0.40;0.92] [0.64;1.00] [0.54;1.00] x 0 1 2 3 4 5 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker T = {M, M + 1, . . . , Ymax } Beachte: Vor der Beobachtung X = x (bei bekanntem n!) weiss man nur, dass mindestens M Fische im See schwimmen. Lege nun eine Priori-Verteilung fest, z.B. eine Gleichverteilung f (N) für N ∈ T SS 2009 47 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 48 / 51 Posteriori-Verteilung im Capture-Recapture-Experiment Graphische Darstellung der Posteriori-Verteilung Berechne Posteriori-Wahrscheinlichkeitsfunktion: Priori-Verteilung: f (x|N)f (N) f (x|N)f (N) f (N|x) = =P f (x) N f (x|N)f (N) Gleichverteilung und eine gestutzte geometrische Verteilung mit Parameter γ Beachte: Erst nach der Beobachtung X = x weiss man, dass mindestens M + n − x Fische im See schwimmen, da die Likelihood f (x|N) = 0 ist für x < M + n − N, also für N < M + n − x. Weiterhin muss n ≤ N gelten. Also hat die Posteriori-Verteilung f (θ|x) den Träger () Stochastik für Informatiker SS 2009 49 / 51 Beispiel Priori 0.010 0.020 Priori Verteilung 0.000 ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● 0 50 100 150 200 250 N Mod Erw ● ● ● ● ● ●● ●●● ●● ● ● ● Med Bei der Posteriori-Verteilung werden folgende Punktschätzer durch Linien verdeutlicht. Die 95%-HPD-Region stellen die äußeren Linien dar. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 0.010 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 0.000 Posteriori 0.020 Posteriori Verteilung ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●●● ● ● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● 0 50 ● ● ● 100 150 ●●● ●●● ●●●● ●●●● ●●●●● ●●●●●● ●●●●●●●● ●●●●●●●●●●●● ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● 200 ●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●●● 250 N Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 I Modus, I Median und I Erwartungswert der Posteriori-Verteilung und die HPD-Region, die hier ein Intervall ist. T = {max(M + n − x, n), max(M + n − x, n) + 1, . . . , Ymax } Prof. Dr. Torsten Hothorn Berechnet: 51 / 51 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 50 / 51 7. Markov-Ketten 7.1 Definition und Eigenschaften von Markov-Ketten Benannt nach Andrei A. Markov [1856-1922] Einige Stichworte: Sei X = (X0 , X1 , X2 , . . .) eine Folge von diskreten Zufallsvariablen die alle Ausprägungen in einer endlichen bzw. abzählbaren Menge S haben. S heißt der Zustandsraum und s ∈ S ein Zustand. X heißt Markov-Kette (MK), falls Markov-Ketten I Definition I Eigenschaften I Konvergenz P(Xn = s|X0 = x0 , X1 = x1 , . . . , Xn−1 = xn−1 ) = P(Xn = s|Xn−1 = xn−1 ) Hidden Markov Modelle I Motivation und Inferenz I Baum-Welch-Algorithmus I Viterbi-Algorithmus Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker für alle n ≥ 1 und alle s, x0 , x1 , . . . , xn−1 ∈ S. SS 2009 1 / 55 Interpretation Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 2 / 55 Bedingt unabhängige Zufallsvariablen Bedingt auf die gesamte Vergangenheit X0 , X1 , . . . , Xn−1 des Prozesses X hängt Xn nur vom letzten Wert Xn−1 ab. Darstellung mit Pfeilen in einem graphischen Modell: X0 → X1 → X2 → . . . → Xn−1 → Xn fX ,Y |Z (x, y |z) = fX |Z (x|z) · fY |Z (y |z) Anders ausgedrückt: Bedingt auf die Gegenwart (Xn−1 ) ist die Zukunft des Prozesses (Xn , Xn+1 , . . .) unabhängig von seiner Vergangenheit (X0 , X1 , . . . , Xn−2 ). → Begriff der bedingten Unabhängigkeit Prof. Dr. Torsten Hothorn Zwei diskrete Zufallsvariablen X und Y heißen bedingt unabhängig gegeben Z , wenn für die entsprechend definierten Wahrscheinlichkeitsfunktionen gilt: () Stochastik für Informatiker SS 2009 3 / 55 für alle x, y und z. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 4 / 55 Übergangswahrscheinlichkeiten Die Übergangsmatrix Die Entwicklung einer Markov-Kette X ist gekennzeichnet durch die (Ein-Schritt) Übergangswahrscheinlichkeiten Die Werte pij werden in einer |S| × |S|-Matrix P zusammengefasst, der sogenannten Übergangsmatrix. P beschreibt also die Kurzzeitentwicklung einer homogenen Markov-Kette X. P ist eine stochastische Matrix, d.h. sie hat folgende Eigenschaften: P(Xn+1 = j|Xn = i) für alle i, j ∈ S. Man nennt eine Markov-Kette homogen, wenn diese nicht von n abhängen und definiert 1 2 pij = P(Xn+1 = j|Xn = i) = P(X1 = j|X0 = i) pij ≥ 0 P j pij = 1 für alle i, j ∈ S für alle i ∈ S ⇒ “Zeilensummen gleich eins” für alle n ≥ 1 und alle i, j ∈ S. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 5 / 55 Beispiele 1.Beispiel: 2.Beispiel: Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 6 / 55 Die n-Schritt-Übergangsmatrix Telephon besetzt / frei mit S = {0, 1} und 0.9 0.1 P= 0.4 0.6 Die Langzeitentwicklung einer Markov-Kette X ist durch die n-SchrittÜbergangsmatrix P(m, m + n) mit Elementen Der Zustandsraum umfasst die vier Basen der DNA (Adenin, Cytosin, Guanin, Thymin): S = {A, C , G , T }. Die geschätzte Übergangsmatrix beim “Ablaufen” der DNA ist 0.300 0.205 0.285 0.210 0.322 0.298 0.078 0.302 P= 0.248 0.246 0.298 0.208 0.177 0.239 0.292 0.292 pij (m, m + n) = P(Xm+n = j|Xm = i) bzw. pij (n) = P(Xn = j|X0 = i) gegeben, wobei die letzte Gleichung für homogene Markov-Ketten gilt. In diesem Fall ergibt sich natürlich P(m, m + 1) = P und wir schreiben Pn = P(m, m + n). Durbin et al. (1998) “Biological sequence analysis”, p. 50 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 7 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 8 / 55 Die Chapman-Kolmogorov-Gleichungen Fortsetzung des 1. Beispiels Für eine homogene Markov-Kette X gilt: X pij (m, m + n + r ) = pik (m, m + n)pkj (m + n, m + n + r ) (1) Zwei-Schritt-Übergangsmatrix: 0.9 0.1 0.9 0.1 0.85 0.15 2 P2 = P = = 0.4 0.6 0.4 0.6 0.6 0.4 k P(m, m + n + r ) = P(m, m + n)P(m + n, m + n + r ) Pn = P(m, m + n) = Pn (2) (3) Dabei ist (2) nur (1) in Matrizenform und (3) folgt durch Iteration. Pn bezeichnet die n-te Potenz von P. Beweis zu (1) in Vorlesung. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Zum Beispiel ist also der Eintrag p21 (2) in P2 gleich p21 (2) = P(Xn+2 = 1|Xn = 2) = P(Xn+1 = 2|Xn = 2) · P(Xn+2 = 1|Xn+1 = 2) + P(Xn+1 = 1|Xn = 2) · P(Xn+2 = 1|Xn+1 = 1) = 0.6 · 0.4 + 0.4 · 0.9 = 0.6 9 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 10 / 55 Die Zeit bis zum Zustandswechsel Die Anfangsverteilung Eine Markov-Kette X mit Übergangsmatrix P sei zu einem Zeitpunkt t im Zustand i ∈ S. Dann ist die Dauer bis zum nächsten Zustandswechsel Zi geometrisch verteilt mit Parameter 1 − pii . Vergleiche: Gedächtnislosigkeit der geometrischen Verteilung: Schließlich hat jede Markov-Kette auch eine Anfangsverteilung für X0 . Die entsprechende Wahrscheinlichkeitsfunktion bezeichnet man mit dem Zeilenvektor µ(0) mit Elementen (0) µi Die (unbedingte) Wahrscheinlichkeitsfunktion von Xn fasst man entsprechend in dem Zeilenvektor µ(n) zusammen und es gilt: P(Zi = n + k|Zi > n) = P(Zi = k) µ(m+n) = µ(m) · Pn Nützliche Eigenschaft zum Test auf Modellanpassung: Vergleich der beobachteten und theoretischen Dauern bis zum nächsten Zustandswechsel. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 = P(X0 = i). (n) µ 11 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () (0) = µ und daher n ·P Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 55 Folgerung Beispiel: Inzucht Durch µ(0) und P ist also die Entwicklung einer Markov-Kette vollständig bestimmt. Die gemeinsame Wahrscheinlichkeitsverteilung (wichtig für Likelihood-Inferenz!) von X0 , . . . , Xn ist gegeben durch Eine Pflanze mit Genotyp aus S = {aa, ab, bb} wird mit sich selbst gekreuzt. Die Zufallsvariable Xn gibt den Genotyp in der n-ten Generation an. Daher: 1 0 0 P = 14 21 14 0 0 1 1 0 0 1 0 0 n→∞ 1 n 1 1 n+1 Pn = 12 − 12 n+1 −→ 12 0 21 2 2 − 2 0 0 1 0 0 1 P(X0 = x0 , X1 = x1 , . . . , Xn = xn ) = P(X0 = x0 ) n Y (0) = µx0 n Y P(Xt = xt |Xt−1 = xt−1 ) t=1 pxt−1 ,xt t=1 Prof. Dr. Torsten Hothorn () ⇒ Letztendlich bleiben nur die Genotypen aa und bb übrig, die sich dann deterministisch reproduzieren. Stochastik für Informatiker SS 2009 13 / 55 Beispiel: Genhäufigkeit in Population konstanter Größe N Xn = i: Anzahl der Individuen einer Population mit bestimmtem Genotyp zum Zeitpunkt n Einfaches Modell: Zu jedem Zeitpunkt stirbt ein zufällig ausgewähltes Mitglied. Das “nachrückende” Mitglied hat den Genotyp mit Wahrscheinlichkeit Ni . ; pij = Beachte: i(N−i) N2 1 − 2 i(N−i) N2 0 () für j = i ± 1 für j = i Stochastik für Informatiker SS 2009 14 / 55 Beispiel: Modelle für Epidemien → Verzweigungsprozesse Für λ < 1 wird die Epidemie mit Wahrscheinlichkeit 1 irgendwann aussterben. sonst Stochastik für Informatiker () Xn := Anzahl der Infizierten in einer Generation n S = {0, 1, . . .} Idee: Jeder Infizierte“erzeugt”(unabhängig von den anderen) eine zufällige Anzahl Infizierter in der nächsten Generation mit Erwartungswert λ. Die Anzahl könnte z.B. Poissonverteilt sein. Dann ist Xn |Xn−1 ∼ P(λ · Xn−1 ). Theorem: P ist “tridiagonal”. Formulierung beinhaltet Grenzfälle Xn = 0 und Xn = N. Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn SS 2009 Für λ > 1 ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Epidemie explodiert, echt größer 0. 15 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 16 / 55 7.2 Klassifikation von Zuständen und Markov-Ketten Beispiel Ein Zustand i ∈ S heißt rekurrent oder auch persistent, falls für die Rekurrenzzeit Ti = min{n : Xn = i|X0 = i} gilt Betrachte den Poisson-Verzweigungsprozess Xn |Xn−1 ∼ P(λ · Xn−1 ) P(Ti < ∞) = 1 Wenn P(Ti < ∞) < 1 heißt der Zustand transient. Eine Markov-Kette X kehrt also in einen rekurrenten Zustand mit Wahrscheinlichkeit 1 zurück. Ein Zustand i heißt absorbierend, falls dieser nicht mehr verlassen werden kann, also pii = 1. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 17 / 55 Dann ist der Zustand 0 rekurrent, ja sogar absorbierend, da X diesen Zustand nie verläßt. Alle anderen Zustände sind transient. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Die erwartete Rekurrenzzeit Zusammenhang zu den Übergangswahrscheinlichkeiten Man definiert die erwartete Rekurrenzzeit eines Zustands i wie folgt: P n nfi (n) falls i rekurrent ist µi = E (Ti ) = ∞ falls i transient ist Ein rekurrenter Zustand i ist genau dann leer, wenn pii (n) → 0 für n → ∞ mit fi (n) = P(X1 6= i, ..., Xn−1 6= i, Xn = i|X0 = i). Ein rekurrenter Zustand i heißt nicht-leer, falls seine erwartete Rekurrenzzeit endlich ist. Ansonsten heißt er leer. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 18 / 55 19 / 55 Dann gilt sogar pji (n) → 0 für n → ∞ für alle j ∈ S Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 55 Die Periode Beispiel Die Periode eines Zustandes i ist der größte gemeinsame Teiler der Menge Eine Markov-Kette habe die folgende 0 0 P= 1 {n : pii (n) > 0} Man nennt den Zustand i periodisch, falls dessen Periode größer eins ist, ansonsten heißt i aperiodisch. Haben alle Zustände einer Markov-Kette Periode 1, so heißt sie aperiodisch. Ein Zustand i heißt ergodisch, falls er rekurrent nicht-leer und aperiodisch ist. Sind alle Zustände von X ergodisch, so heißt X ergodisch. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 21 / 55 Übergangsmatrix: 1 0 0 1 0 0 Es gilt nun: jeder Zustand hat Periode 3 die Markov-Kette ist nicht aperiodisch Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Irreduzible Zustände Beispiele Zwei Zustände i 6= j einer Markov-Kette X kommunizieren miteinander, falls fij > 0 und fji > 0 (Schreibweise: i ↔ j) mit Markov-Ketten mit reduziblem Zustandsraum S 1 1 1 0 2 2 3 P1 = 12 12 0 P2 = 13 0 0 1 0 fij = = ∞ X n=1 ∞ X fij (n) Im folgenden Beispiel ist S irreduzibel: 1 P(X1 6= j, X2 6= j, . . . , Xn−1 6= j, Xn = j|X0 = i) n=1 P3 = Ein Zustand i kommuniziert per definitionem immer mit sich selber: i ↔ i Eine Menge C ⊂ S heißt irreduzibel, falls i ↔ j für alle i, j ∈ C . Eine Menge C ⊂ S heißt geschlossen, falls pij = 0 für alle i ∈ C und j ∈ C̄ . Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 23 / 55 3 1 3 0 Prof. Dr. Torsten Hothorn () 1 3 1 3 1 2 1 3 1 3 1 2 Stochastik für Informatiker 1 3 1 3 0 1 3 1 3 22 / 55 1 SS 2009 24 / 55 Der Zerlegungssatz Beispiel Eine Markov-Kette mit Zustandsraum S = {1, 2, 3, 4, 5, 6} habe die Übergangsmatrix 0.5 0.5 0 0 0 0 0.25 0.75 0 0 0 0 0.25 0.25 0.25 0.25 0 0 P= 0.25 0 0.25 0.25 0 0.25 0 0 0 0 0.5 0.5 0 0 0 0 0.5 0.5 Der Zustandsraum S einer Markov-Kette X lässt sich zerlegen in 1 eine Menge T mit transienten Zuständen 2 Mengen Ck , die irreduzibel und geschlossen sind ⇒ S = T ∪ C1 ∪ C2 ∪ . . . Ferner gilt folgendes Lemma: Man bestimme: Wenn S endlich ist, dann ist mindestens ein Zustand rekurrent und alle rekurrenten Zustände sind nicht-leer. die Periode jedes Zustands die Zerlegung des Zustandsraumes transiente Zustände ergodische Zustände Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 25 / 55 7.3 Die stationäre Verteilung und das Grenzwerttheorem Prof. Dr. Torsten Hothorn Stochastik für Informatiker 26 / 55 π · P2 = (πP)P = πP = π Oft wählt man für die Anfangsverteilung µ0 die stationäre Verteilung, d.h. µ0 = π. Im folgenden betrachten wir ausschließlich irreduzible Markov-Ketten, d.h. Markov-Ketten mit irreduziblem Zustandsraum S. π =π·P () SS 2009 Interpretation der stationären Verteilung i Prof. Dr. Torsten Hothorn Stochastik für Informatiker Hat die Markov-Kette X die Verteilung π zu einem gewissen Zeitpunkt n, dann auch im nächsten Zeitpunkt n + 1 und sogar in allen nachfolgenden Zeitpunkten i = n + 2, n + 3, . . . Betrachte z.B. i = n + 2: Eine Wahrscheinlichkeitsverteilung π (Zeilenvektor) mit Einträgen (πj : j ∈ S) heißt stationäre Verteilung einer Markov-Kette X mit Übergangsmatrix P, falls gilt: X πj = πi pij oder in Matrixnotation: () SS 2009 27 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 28 / 55 Satz über die stationäre Verteilung Bestimmung der stationären Verteilung bei |S| = 2 Eine irreduzible Markov-Ketten hat eine stationäre Verteilung π genau dann, wenn alle Zustände nicht-leer rekurrent sind. Dann ist π eindeutig und gegeben durch Stationäre Verteilung und Übergangsmatrix haben bei Markov-Ketten mit zwei Zuständen folgende allgemeine Formen: 1 − p12 p12 π = (π1 , 1 − π1 ) P= p21 1 − p21 πi = 1/µi Die erste Spalte der Gleichung π = π · P ist wobei µi die erwartete Rekurrenzzeit des Zustands i ist. Unter diesen Voraussetzungen gilt bei endlichem Zustandsraum: π1 = π1 − π1 · p12 + p21 − π1 · p21 −1 π = 1(I − P + U) wobei I die Einheitsmatrix und 1 ein Zeilenvektor mit Einsen ist und U nur Elemente gleich eins hat. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 29 / 55 Beispiel ⇒ π1 = Die zweite Spalte ergibt die gleiche Lösung. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 30 / 55 Reversible Markov-Ketten Wie lautet die stationäre Verteilung für die Markov-Kette mit folgender Übergangsmatrix: 0.9 0.1 P= 0.4 0.6 Sei X = (X0 , . . . , XN ) eine reguläre Markov-Kette mit Übergangsmatrix P und stationärer Verteilung π, die X auch zu jedem Zeitpunkt n = 0, . . . , N besitze. Definiere nun Y = (XN , . . . , X0 ) mit Yn = XN−n . Dann ist Y auch eine Markov-Kette mit Übergangswahrscheinlichkeiten Mit der eben bestimmten Formel erhält man: 0.4 0.1 , = (0.8 , 0.2) π = (π1 , π2 ) = 0.5 0.5 P(Yn+1 = j|Yn = i) = (πj /πi )pji Die erwarteten Rekurrenzzeiten sind demnach µ1 = 5/4 für Zustand 1 und µ2 = 5 für Zustand 2. Wie verhält es sich bei 0 P= 0 1 Prof. Dr. Torsten Hothorn p21 p12 und π2 = p12 + p21 p12 + p21 () 1 0 0 0 1 ? 0 Stochastik für Informatiker SS 2009 31 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 32 / 55 Reversible Markov-Ketten II Beispiele für reversible Markov-Ketten Alle irreduziblen Markov-Ketten mit zwei Zuständen sind reversibel (Beweis in Vorlesung). 1 Man sagt nun X ist reversibel, falls X und Y identische Übergangswahrscheinlichkeiten haben, d.h. falls Markov-Ketten mit tri-diagonaler Übergangsmatrix P sind reversibel, z.B. 2 πi pij = πj pji für alle i, j ∈ S gilt. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 33 / 55 Satz über die stationäre Verteilung i der random walk auf endlichem Zustandsraum S = {0, 1, . . . , b} I der Prozess aus Beispiel 2 (Stichwort: Genhäufigkeit) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 34 / 55 Das Grenzwerttheorem Sei X eine irreduzible Markov-Kette mit Übergangsmatrix P. Ferner gebe es eine Verteilung π mit πi pij = πj pji für alle i, j ∈ S. Dann ist π die stationäre Verteilung und X ist bzgl. π reversibel. Beweis: X X X πi pij = πj pji = πj pji = πj i I Eine irreduzible und aperiodische Markov-Kette konvergiert gegen ihre stationäre Verteilung π pij (n) −→ πj = µ−1 j bzw. für n → ∞ und alle i Pn = Pn −→ i ··· ··· .. . ··· π ··· π ··· .. .. . . π ··· Daher gilt µ(0) Pn −→ π für alle µ(0) . Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 35 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 36 / 55 Ein Gegenbeispiel 7.4 Inferenz für Markov-Ketten Schätzung der Übergangswahrscheinlichkeiten Eine Markov-Kette X mit Übergangsmatrix 0 1 0 P= 0 0 1 1 0 0 Test auf Modellanpassung Allgemeinere Markov-Modelle: hat zwar die stationäre Verteilung π = (1/3, 1/3, 1/3), konvergiert aber nicht gegen diese, da die Kette periodisch ist. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 37 / 55 Schätzung der Übergangswahrscheinlichkeiten I Markov-Ketten höherer Ordnung I Hidden-Markov Modelle Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 38 / 55 ML-Schätzung der Übergangswahrscheinlichkeiten Grundlage: Realisation X0 = x0 , X1 = x1 , . . . , XN = xN einer Markov-Kette X. Die Likelihood ist somit (vergleiche Folie S. 13) Ziel: Schätzung der Übergangswahrscheinlichkeiten basierend auf einer (oder mehrerer) Realisationen einer Markov-Kette X. Es erscheint plausibel, die Übergangswahrscheinlichkeiten pij durch die entsprechenden Übergangshäufigkeiten pˆij = (0) L(P) = µx0 nij ni () Stochastik für Informatiker (0) pxt−1 ,xt = µx0 t=1 zu schätzen, wobei P nij die Anzahl der beobachteten Übergänge von i nach j ist und ni = j nij . Im folgenden zeigen wir, dass dies auch die ML-Schätzer sind. Prof. Dr. Torsten Hothorn n Y SS 2009 39 / 55 Y i,j n pij ij wobei nij die Anzahl der beobachteten Übergänge von i nach j ist. Die Log-Likelihood ist dann X (0) l(P) = log(µx0 ) + nij log(pij ) i,j Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 40 / 55 ML-Schätzung der Übergangswahrscheinlichkeiten II Es sind mehrerer Parameter in θ = P durch Maximierung der Log-Likelihood l(P) zu schätzen, wobei noch die Restriktion X pij = 1 Die partiellen Ableitungen nach pij sind somit nij dl ∗ (P) = − λi pij pij j Nullsetzen liefert nij = λi pij . Durch Summation über j folgt X λi = nij = ni für alle i zu berücksichtigen ist. ⇒ Lagrangesche Multiplikatorenmethode: Maximiere j X X X (0) l ∗ (P) = log(µx0 ) + nij log(pij ) − λi pij − 1 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker i j SS 2009 41 / 55 Beispiel: Regen bei den Snoqualmie Wasserfällen Prof. Dr. Torsten Hothorn 42 / 55 Verweildauer im Zustand 1 (Regen) 400 600 500 Verweildauer im Zustand 0 (kein Regen) Haeufigkeit 400 Haeufigkeit 300 100 100 0 2 4 6theoretisch empirisch 8 0 Zeit bis zum Zustandswechsel 2 4 6theoretisch empirisch 8 Zeit bis zum Zustandswechsel Theoretische (schwarz) und empirische (rot) Verweildauern in den beiden Zuständen. Frage: Passt sich das Markov-Modell den Daten gut an? → Betrachtung der “Verweildauern” (Wartezeiten bis zum nächsten Zustandswechsel) SS 2009 SS 2009 200 Es ergibt sich n0 = 6229 (Tage ohne Regen) und n1 = 6920. Übergangsmatrix mit relativen Übergangshäufigkeiten (ML-Schätzer): 0.713 0.287 P̂ = 0.258 0.742 Stochastik für Informatiker Stochastik für Informatiker 500 Der Zustandsraum ist S = {0, 1} mit 0 : Kein Regen am Tag t = 1, . . . , N 1 : Regen () () nij . ni Verweildauern bei den Snoqualmie Wasserfällen Über eine Zeitreihe von N = 13149 Tagen wurde an den Snoqualmie Wasserfällen registriert, ob es am jeweiligen Tag geregnet hat oder nicht. Erstellung eines Markov-Modells: Prof. Dr. Torsten Hothorn pˆij = 300 i,j und schließlich 200 Problem: ML-Schätzung der Übergangswahrscheinlichkeiten III 43 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 44 / 55 Markov-Ketten höherer Ordnung Strukturelle Nullen Zum Beispiel Markov-Kette zweiter Ordnung: Im Beispiel ergibt sich: Die Regenwahrscheinlichkeit hängt nun von den letzten zwei Tagen ab. Die Übergangswahrscheinlichkeiten sind 00 P= 01 10 11 P(Xn = s|Xn−1 = xn−1 , Xn−2 = xn−2 ). Diese Markov-Kette kann auch als Markov-Kette erster Ordnung dargestellt werden, indem man den Zustandsraum zu S = {00, 01, 10, 11} erweitert, wobei der erste Eintrag xn−2 und der zweite Eintrag xn−1 darstellt. → In der Übergangsmatrix ergeben sich dann strukturelle Nullen. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 45 / 55 Regen bei den Snoqualmie Wasserfällen 00 P̂ = 01 10 11 0 0.749 0.277 0.624 0.252 1 0.251 0.723 0.376 0.748 () Stochastik für Informatiker Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 46 / 55 Mischverteilungsmodell mit zusätzlichem Zeitreihencharakter Anwendungen in verschiedenen Bereichen: Alternativer Ansatz: Hidden Markov-Modell Prof. Dr. Torsten Hothorn da z.B. auf Xn−2 = 0 und Xn−1 = 0 nicht Xn−1 = 1 und Xn = 0 folgen kann etc. → die Anzahl der Spalten kann reduziert werden 7.5 Hidden Markov Modelle Mit reduzierten Spalten ergibt sich im Beispiel 00 01 10 11 0 0 0 0 0 0 0 0 SS 2009 47 / 55 I Ökonometrie, I Genetik (DNA-Sequenzierung, Stammbaumanalyse), I Spracherkennung, ... Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 48 / 55 Das Modell Beispiel: Ein verrauschtes binäres Signal Latente Parameter X = (X1 , . . . , XN ) folgen einer (homogenen) Markov-Kette mit diskretem Zustandsraum S: Daten: y = (2 2 2 1 2 2 1 1 1 1 1 2 1 1 1 2 1 2 2 2) Übergangsmatrix P mit pij = P(Xt = j|Xt−1 = i) Anfangsverteilung π mit πi = P(X0 = i) (oft impliziert durch π = πP) |S| = 2 N = 20 Die Beobachtungen yt |xt = s sind bedingt unabhängig aus einer Verteilung mit Wahrscheinlichkeitsfunktion fs (yt ) mit Parametern θ s . Beispielsweise: diskret mit Mißklassifizierungswahrscheinlichkeiten ps () Stochastik für Informatiker P= 0.75 0.25 0.25 0.75 π= 0.5 0.5 f (yt = 1|xt = 1) = 0.8 f (yt = 1|xt = 2) = 0.2 f (yt = 2|xt = 1) = 0.2 f (yt = 2|xt = 2) = 0.8 Ziel der statistischen Inferenz: Restauration der Sequenz X Poisson mit Raten λs Prof. Dr. Torsten Hothorn SS 2009 49 / 55 Inferenz bei festen Hyperparametern Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 50 / 55 Posteriori-Modus Schätzung Hyperparameter: P, π, θ fest Viterbi-Algorithmus [Viterbi (1967)] Ziel: Schätzung der latenten Zustände x = (x1 , . . . , xN ) Posteriori-Verteilung f (x|y) = f (x, y)/f (y) mit: f (x|y) ∝ f (x, y) = πx1 | N Y pxt−1 xt · t=2 {z f (x) N Y fxt (yt ) } t=1 | {z f (y|x) } I Rekursiver Algorithmus zur Maximierung von f (x, y) bzgl. x I liefert (einen) MAP-(posteriori Modus)-Schätzer von f (x|y) ∝ f (x, y) I Algorithmus ist numerisch effizient: O(|S|2 · N) Simulated annealing [Kirkpatrick, Gelatt & Vecchi (1983)] Problem: Es gibt S N (!) unterschiedliche Sequenzen x. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 51 / 55 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 52 / 55 Rekonstruktion des verrauschten binären Signals Inferenz bei unbekannten Hyperparametern Das empfangene Signal war Seinen nun bestimmte Hyperparameter θ unbekannt, wie beispielsweise die Übergangsmatrix P oder die Verteilung f (yi |xi ). y = (2 2 2 1 2 2 1 1 1 1 1 2 1 1 1 2 1 2 2 2) Daraus kann man Schätzer für das zugrundeliegende Signal x berechnen: post. Wkeit P(x|y) Schätzer von x x̂MAP 1 = x̂MAP 2 = x̂MPM = y= (2 (2 (2 (2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 1 2 2 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 1 2 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2) 2) 2) 2) x 0.0304 0.0304 0.0135 0.0027 Bayesianische Ansätze verwenden zusätzliche priori-Verteilungen f (θ) und simulieren aus der posteriori-Verteilung Hierbei bezeichnet x̂MPM den marginalen Posteriori Modus, d.h. jedes xi , i = 1, . . . , 20, in x̂MPM hat marginale Posteriori-Wahrscheinlichkeit P(xi |y) > 0.5. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 53 / 55 Beispiel zur Likelihood-Inferenz 0.0 0.2 0.4 p22 0.6 0.8 1.0 Seinen nun die Einträge der Übergangsmatrix P unbekannt. Die marginale Likelihood L(p11 , p22 ) der Diagonalelemente p11 und p22 ist in folgender Graphik dargestellt. Die ML-Schätzungen sind p̂11 = 0.85 und p̂22 = 0.78. 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 p11 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Klassische Likelihood-Ansätze maximieren die (marginale) Likelihood L(θ) = f (y|θ) bezüglich θ, z.B. mit dem Baum-Welch-Algorithmus, der einen Spezialfall des EM-Algorithmus darstellt. P Problem: Berechnung von f (y|θ) = f (x, y|θ) 55 / 55 f (x, θ|y) ∝ f (x, y|θ) · f (θ) mit Markov-Ketten Monte Carlo (MCMC) Verfahren. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 54 / 55 8. Stetige Zufallsvariablen Idee: 8.1 Definition von stetigen Zufallsvariablen Eine Zufallsvariable X heißt stetig, wenn es eine Funktion f (x) ≥ 0 gibt, so dass sich die Verteilungsfunktion F (x) = P(X ≤ x) von X wie folgt darstellen lässt: Z x f (u) du F (x) = Eine Zufallsvariable X ist stetig, falls ihr Träger eine überabzählbare Teilmenge der reellen Zahlen R ist. Beispiel: Glücksrad mit stetigem Wertebereich [0, 2π] −∞ Die Funktion f (x) heißt Wahrscheinlichkeitsdichte (kurz: Dichte oder Dichtefunktion) von X. Der Träger T von X ist die Menge aller Elemente x ∈ R für die f (x) > 0 gilt. Beachte den Unterschied zu diskreten Zufallsvariablen! Hier gilt: X F (x) = f (xi ) Von Interesse ist die Zufallsvariable, die den exakten Winkel angibt, an dem das Glücksrad stehen bleibt. i:xi ≤x Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 / 65 Einige Folgerungen Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 2 / 65 Beispiel: Die stetige Gleichverteilung P(X = x) = 0 Z P(X ∈ [a, b]) = a +∞ Z f (x) dx Eine Zufallsvariable X heißt stetig gleichverteilt auf dem Intervall [a, b], falls ihre Dichtefunktion die folgende Form hat: ( 1 für x ∈ [a, b] b−a f (x) = 0 sonst für alle x ∈ R b f (x) dx Der Träger von X ist also T = [a, b]. Die Verteilungsfunktion F (x) von X ergibt sich zu x <a 0 x−a x ∈ [a, b] F (x) = b−a 1 x >b = 1 −∞ Man schreibt kurz: X ∼ U(a, b) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 3 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 4 / 65 Eigenschaften der Verteilungsfunktion 1.0 1 0.8 x→∞ 2 An allen Stetigkeitsstellen von f (x) gilt: F 0 (x) = f (x) 2 ● 3 P(a ≤ X ≤ b) = F (b) − F (a) 3 4 5 6 0.0 0.2 0.05 0.00 ● 2 3 4 5 6 Dichtefunktion (links) und Verteilungsfunktion (rechts) der stetigen Gleichverteilung für a = 2 und b = 6 Funktionen in R: dunif(...) berechnet die Dichtefunktion punif(...) berechnet die Verteilungsfunktion qunif(...) berechnet die Quantilsfunktion runif(...) erzeugt Zufallszahlen x Prof. Dr. Torsten Hothorn x () Stochastik für Informatiker SS 2009 4 5 / 65 Allgemeine Definition von stetigen ZVn Frage: lim F (x) = 0 und lim F (x) = 1 x→−∞ 0.4 0.10 f(x) F(x) 0.6 ● 0.20 ● 0.15 0.25 Beispiel: Die stetige Gleichverteilung II P(X > a) = 1 − F (a) etc. Prof. Dr. Torsten Hothorn überhaupt sinnvoll? Sei F die Mengenfamilie aller offenen Intervalle in R. Dann gibt es eine sogenannte σ-Algebra (eine spezielle Mengenfamilie) σ(F), die F enthält. 1 ∅ und Ω ∈ σ(F) 2 Für A, B ∈ σ(F) ist auch B \ A ∈ σ(F). 3 Für A1 , A2 , . . . ∈ σ(F) ist auch I ∞ S n=1 I ∞ T n=1 Stochastik für Informatiker SS 2009 6 / 65 SS 2009 8 / 65 Für eine σ-Algebra σ(F) muss gelten: B () Stochastik für Informatiker σ-Algebren Für welche Mengen B ist die Aussage Z P(X ∈ B) = f (x)dx Prof. Dr. Torsten Hothorn () SS 2009 7 / 65 An ∈ σ(F) und An ∈ σ(F). Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker Axiome von Kolmogorov 8.2 Wichtige stetige Verteilungen Ein Wahrscheinlichkeitsmaß P auf Ω wird nun mittels σ(F) definiert: Für alle paarweise disjunkten Mengen A1 , A2 , . . . ∈ σ(F) soll gelten (vgl. Axiom A3, Abschnitt 2.3): Im folgenden werden wir nun wichtige stetige Verteilungen kennenlernen. Stetige Verteilungen hängen wie diskrete Verteilungen von einem oder mehreren Parametern ab. Zur Charakterisierung werden wir meist die Dichtefunktion und den Träger angeben. Eine Verteilung haben wir schon kennengelernt, die stetige Gleichverteilung mit Parametern a ∈ R und b ∈ R (a < b). Sie hat die Dichtefunktion 1 f (x) = b−a P(An ) n=1 Ferner müssen natürlich auch A1 und A2 erfüllt sein: P(∅) = 0 P(Ω) = 1 SS 2009 9 / 65 Die Exponentialverteilung Prof. Dr. Torsten Hothorn Stochastik für Informatiker 1.0 0.8 0.8 0.6 0.0 Notation: X ∼ E(λ) 0 λ = 0.9 λ = 0.5 λ = 0.3 2 4 6 8 10 0 x 2 4 6 8 10 x Dichtefunktion (links) und Verteilungsfunktion (rechts) der Exponentialverteilung mit verschiedenen Raten Funktionen in R: dexp(), etc. Stochastik für Informatiker 10 / 65 0.6 f(x) λ = 0.9 λ = 0.5 λ = 0.3 0.2 besitzt. Die Verteilungsfunktion ergibt sich zu 1 − exp(−λx) für x ≥ 0 F (x) = 0 für x < 0 () SS 2009 Die Exponentialverteilung II Eine stetige Zufallsvariable X mit positivem Träger T = R+ heißt exponentialverteilt mit Parameter λ ∈ R+ , wenn sie die Dichte λ exp(−λx) für x ≥ 0 f (x) = 0 sonst Prof. Dr. Torsten Hothorn () F(x) Stochastik für Informatiker 0.4 () 0.2 Prof. Dr. Torsten Hothorn und den Träger T = [a, b]. 0.0 = ∞ X 0.4 P(∪∞ n=1 An ) SS 2009 11 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 65 4 Die Gammaverteilung ist eine Verallgemeinerung der Exponentialverteilung. Sie hat auch den positiven Träger T = R+ , aber einen Parameter mehr: Eine stetige Zufallsvariable X heißt gammaverteilt mit Parametern α ∈ R+ und β ∈ R+ (Notation: X ∼ G(α, β) ), falls sie die Dichte ( α β x α−1 exp(−βx) für x > 0 Γ(α) f (x) = 0 sonst SS 2009 F(x) 0.6 3 0.4 0.0 0.2 13 / 65 Für α = d/2 mit d ∈ N und β = 12 ergibt sich die sogenannte χ2 -Verteilung mit d Freiheitsgraden. 1.0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 x Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker R SS 2009 14 / 65 f (u)du = 1? Verwendung der Substitutionsregel: Z Z 0 ˜ f (g (x)) · g (x) dx = f˜(z) dz β α α−1 x exp(−βx) Γ(α) β g (x)α−1 exp(−g (x)) Γ(α) 1 g (x)α−1 exp(−g (x)) β |{z} Γ(α) f (x) = Funktionen in R: Gammaverteilung: dgamma(x, shape = α, rate = β), etc. χ -Verteilung: 0.8 mit g (x) = β · x: Notation: X ∼ χ2 (d) 2 0.6 Wieso ist bei der Gammaverteilung Für α = 1 ergibt sich die Exponentialverteilung mit Parameter λ = β. I 0.4 Dichtefunktion (links) und Verteilungsfunktion (rechts) der Gammaverteilung mit verschiedenen Werten für α und β Eigenschaften der Gammaverteilung I 0.2 x wobei Γ(x + 1) = x! für x = 0, 1, 2, . . . gilt. Stochastik für Informatiker 2 f(x) 1 0.0 0 () α, β = (2,, 3) α, β = (1.2,, 3) α, β = (2,, 6) α, β = (1.2,, 6) 0 besitzt. Hierbei ist Γ(α) die Gammafunktion Z ∞ Γ(α) = x α−1 exp(−x) dx Prof. Dr. Torsten Hothorn 1.0 Die Gammaverteilung II 0.8 Die Gammaverteilung = dchisq(x, df = Freiheitsgrade), etc. = g 0 (x) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 15 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 16 / 65 Die Normalverteilung Die Normalverteilung II 0.8 µ, σ = (0,, 1) µ, σ = (2,, 1) µ, σ = (0,, 2) F(x) 0.0 0.0 hat. Für µ = 0 und σ 2 = 1 nennt man die Zufallsvariable standardnormalverteilt. Man schreibt kurz: X ∼ N (µ, σ 2 ) 0.2 0.1 0.4 0.2 f(x) 0.6 0.3 Eine Zufallsvariable X mit Träger T = R und Parametern µ ∈ R und σ 2 ∈ R+ heißt normalverteilt, falls sie die Dichtefunktion 1 (x − µ)2 1 1 exp − für x ∈ R f (x) = √ 2 σ2 2π σ 1.0 0.4 “Gaußsche Glockenkurve” −5 0 5 −6 −4 x −2 0 2 4 6 x Dichtefunktion (links) und Verteilungsfunktion (rechts) der Normalverteilung mit verschiendenen Werten für µ und σ Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 17 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker R SS 2009 Mehr zur Normalverteilung Wieso ist bei der Normalverteilung Funktionen in R: dnorm(...) pnorm(...) qnorm(...) rnorm(...) Man weiß aus der Analysis, dass für a > 0 gilt: √ Z ∞ π 2 2 exp(−a x ) dx = a −∞ berechnet die Dichtefunktion berechnet die Verteilungsfunktion berechnet die Quantilsfunktion erzeugt Zufallszahlen Beachte: Z F (x) = x −∞ () f (u) du Stochastik für Informatiker f (u)du = 1? Ferner kann man leicht zeigen, dass Z Z 1 (x − µ)2 x2 exp − dx = exp − 2 dx 2 σ2 2σ ist nicht analytisch zugänglich (d.h. man findet keine Stammfunktion und braucht numerische Integration). Prof. Dr. Torsten Hothorn 18 / 65 SS 2009 19 / 65 für alle µ ∈ R gilt. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 65 Γ(α)Γ(β) B(α, β) = = Γ(α + β) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Z 0 1 x β−1 (1 − x) Stochastik für Informatiker dx SS 2009 0.8 4 0.6 F(x) 0.4 0.2 α, β = (2,, 3) α, β = (1.2,, 3) α, β = (2,, 6) α, β = (1.2,, 6) 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 0.0 x 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 x Dichtefunktion (links) und Verteilungsfunktion (rechts) der Betaverteilung mit verschiedenen Werten für α und β 21 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 22 / 65 8.3 Lageparameter von stetigen Zufallsvariablen Für α = β = 1 erhält man die Gleichverteilung auf dem Intervall [0, 1]. Man unterscheidet wieder den Erwartungswert (existiert meistens, ist dann auch eindeutig) den Median (existiert immer, ist immer eindeutig, solange der Träger von X ein Intervall ist) Funktionen in R: dbeta(...) pbeta(...) qbeta(...) rbeta(...) 3 0.0 α−1 Die Betaverteilung III Beachte: 2 0 0 0.0 besitzt. Hierbei ist die Betafunktion B(α, β) gerade so definiert, dass die R1 Dichtefunktion die Normierungseigenschaft f (x) dx = 1 besitzt: f(x) Eine Zufallsvariable X mit Träger T = (0, 1) und Parametern α ∈ R+ und β ∈ R+ heißt betaverteilt (X ∼ Be(α, β) ), falls sie die Dichtefunktion ( 1 α−1 (1 − x)β−1 für 0 < x < 1 B(α,β) x f (x) = 0 sonst 1.0 Die Betaverteilung II 1 Die Betaverteilung berechnet Dichtefunktion berechnet Verteilungsfunktion berechnet Quantilsfunktion erzeugt Zufallszahlen Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker den Modus (existiert nicht immer, ist auch nicht immer eindeutig) Diese sind nun aber anders definiert. SS 2009 23 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 24 / 65 Der Erwartungswert von stetigen Zufallsvariablen Eigenschaften des Erwartungswertes Wir setzen hier die Existenz des Erwartungswertes voraus. Z ∞ 1 E[g (X )] = g (x)f (x) dx für eine beliebige Funktion g : R → R Der Erwartungswert einer stetigen Zufallsvariable X ist definiert als Z ∞ EX = x · f (x) dx −∞ −∞ unter der Voraussetzung, dass die Funktion x · f (x) absolut integrierbar ist: Z ∞ Z ∞ |xf (x)| dx = |x|f (x) dx < ∞ −∞ −∞ Andernfalls sagt man, der Erwartungswert von X existiert nicht bzw. ist unendlich. 2 E(a · X + b) = aE(X ) + b “Linearität” 3 E(X + Y ) = E(X ) + E(Y ) “Additivität” 4 Ist f (x) symmetrisch um einen Punkt c, d.h. f (c − x) = f (c + x) ∀x ∈ R dann ist E(X ) = c. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 25 / 65 Beispiele für Erwartungswerte stetiger Verteilungen 1 Der Erwartungswert der stetigen Gleichverteilung ist (a + b)/2. 3 Der Erwartungswert der Exponentialverteilung ist 1/λ. Beweis über partielle Integration: Z 0 Z u(x)v (x) dx = u(x)v (x) − 4 1 1 · π 1 + x2 Stochastik für Informatiker SS 2009 26 / 65 Wir nehmen an, dass der Träger der stetigen Zufallsvariable X ein Intervall ist. Somit ist die Umkehrfunktion F −1 (p) der Verteilungsfunktion F (x) von X eindeutig definiert. Das p-Quantil der Verteilung von X ist definiert als der Wert xp für den F (x) = p gilt. Somit gilt xp = F −1 (p). Speziell erhält man für p = 0.5 den Median xMed . u 0 (x)v (x) dx Ist f (x) symmetrisch um einen Punkt c, so ist xMed = c. Beispiel: Bei einer normalverteilten Zufallsvariable X ∼ N (µ, σ 2 ) ist xMed = µ. Die Cauchy-Verteilung mit Dichtefunktion f (x) = () Quantile von stetigen Zufallsvariablen Der Erwartungswert der Betaverteilung ist α/(α + β). 2 Prof. Dr. Torsten Hothorn für x ∈ R hat keinen (endlichen) Erwartungswert. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 27 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 28 / 65 Der Modus von stetigen Zufallsvariablen Beispiele 1 Ein Modus einer stetigen Zufallsvariable X ist ein Wert xMod , für den für alle x ∈ R gilt: f (xMod ) ≥ f (x) Der Modus ist nicht notwendigerweise eindeutig, noch muss er existieren. Der Modus der Betaverteilung ist für α > 1 und β > 1 eindeutig gleich α−1 xMod = α+β−2 2 Der Modus der Exponentialverteilung ist gleich Null. 3 Der Modus der Normalverteilung ist µ. 4 Der Modus der Gammaverteilung ist für α > 1 eindeutig gleich xMod = α−1 β Für α < 1 existieren keine Modi. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 29 / 65 Die Varianz einer stetigen Zufallsvariable Verschiebungssatz: 30 / 65 Var(X ) = E(X 2 ) − [E(X )]2 Für Y = a · X + b gilt: SS 2009 Var(Y ) = a2 · Var(X ) Sind X und Y unabhängig, so gilt: Var(X + Y ) = Var(X ) + Var(Y ) Auch die Varianz kann nicht existieren, d.h. unendlich sein. Existiert der Erwartungswert nicht, so existiert auch die Varianz nicht. Stochastik für Informatiker SS 2009 Lineare Transformationen: mit µ = E(X ). Die Standardabweichung ist ebenfalls wie im diskreten Fall definiert: p σ = Var(X ) () Stochastik für Informatiker Es gelten dieselben Eigenschaften wie im diskreten Fall: −∞ Prof. Dr. Torsten Hothorn () Eigenschaften der Varianz Die Varianz einer stetigen Zufallsvariable definiert man analog zum diskreten Fall: Z ∞ 2 2 Var(X ) = E[X − E(X )] = E[X − µ] = (x − µ)2 f (x) dx Beachte: Prof. Dr. Torsten Hothorn 31 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 32 / 65 Beispiel: Varianz der stetigen Gleichverteilung (b − a)2 12 SS 2009 33 / 65 8.4 Das Gesetz der großen Zahlen 1 λ 1 λ2 Gammaverteilung X ∼ G(α, β) α β α β2 Normalverteilung X ∼ N (µ, σ 2 ) µ σ2 Betaverteilung X ∼ Be(α, β) α α+β α·β (α+β)2 (α+β+1) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 34 / 65 SS 2009 35 / 65 0.2 0.4 für n → ∞, wobei die Xi (i = 1, . . . , n) unabhängig und identisch verteilte Zufallsvariablen (engl.: iid = “independent and identically distributed”) aus einer Verteilung mit Erwartungswert µ und Varianz σ 2 sind. Es gilt: E(X̄n ) = µ und Var(X̄n ) = n1 σ 2 Daher folgt sofort für n → ∞: X̄n → µ und Var(X̄n ) → 0 ⇒ Das arithmetische Mittel konvergiert gegen den Erwartungswert. Dies funktioniert nicht bei der Cauchy-Verteilung! Stochastik für Informatiker X ∼ E(λ) 0.0 i=1 () (b−a)2 12 Beispiel: Normalverteilung Das Gesetz der großen Zahlen ist eine Aussage über das arithmetische Mittel n 1 X X̄n = Xi n Prof. Dr. Torsten Hothorn a+b 2 Arithmetisches Mittel Stochastik für Informatiker X ∼ U(a, b) −0.2 () Var(X ) Exponentialverteilung Die Varianz wächst also quadratisch und die Standardabweichung somit linear mit der Breite b − a des Trägers. Prof. Dr. Torsten Hothorn E(X ) Gleichverteilung und mit dem Verschiebungssatz ergibt sich: Var(X ) = EX 2 − (EX )2 = Symbol Name 1 b 3 − a3 E(X 2 ) = · 3 b−a −0.4 Zunächst gilt Erwartungswerte und Varianzen stetiger Verteilungen 0 2000 4000 6000 8000 10000 n Arithmetisches Mittel für 10000 standardnormalverteilte ZV Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 36 / 65 Beispiel: Cauchyverteilung 8.5 Der Transformationssatz für Dichten 0 −2 −4 −6 Arithmetisches Mittel 2 4 Sei X eine stetige Zufallsvariable mit Dichte fX (x). Betrachte nun die Zufallsvariable Y = g (X ), wobei z.B. Y = exp(X ), Y = X 2 , . . . Frage: Wie lautet die Dichte fY (y ) von Y ? Für eine streng monotone und differenzierbare Funktion g gilt der Transformationssatz für Dichten: −1 dg (y ) −1 fY (y ) = fX (g (y )) · dy | {z } −8 g −1 0 (y ) 0 2000 4000 6000 8000 10000 Beweis über die Verteilungsfunktion FY (y ) von Y in der Vorlesung. n Arithmetisches Mittel für 10000 cauchyverteilte ZV Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 37 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 38 / 65 Beispiel: Das Quadrat einer Standardnormalverteilung Beispiel: Erzeugung exponentialverteilter Zufallsvariablen Wie lautet die Dichte von Y = X 2 , falls X ∼ N (0, 1)? Betrachte zunächst Z = |X |. Z hat offensichtlich die Dichte Betrachte X ∼ U[0, 1] und Y = − log(X ), also g (x) = − log(X ). Die Umkehrfunktion und deren Ableitung lauten: 2 1 f (z) = √ exp(− z 2 ) für z > 0 und 0 sonst 2 2π g −1 (y ) = exp(−y ) Durch Anwendung des Transformationssatzes für Dichten erhält man: Nun ist X 2 = Y = Z 2 = g (Z ) und g monoton wachsend auf dem √ Wertebereich R+ . Es ergibt sich (y = z 2 ⇔ z = y ) f (y ) = fY (y ) = 1 · |− exp(−y )| = exp(−y ) 1 1 1 √ y − 2 · exp(− y ) 2 2π Dies entspricht der Dichte einer G(0.5, 0.5), also einer χ2 -Verteilung mit 1 Freiheitsgrad: Y = X 2 ∼ χ21 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 dg −1 (y ) = − exp(−y ) dy 39 / 65 Es gilt: Y ∼ E(λ = 1)! Dies ist also eine einfache Art, exponentialverteilte Zufallsvariablen zu erzeugen! Allgemeiner liefert Y = − λ1 log(x) Zufallszahlen aus einer Exponential- verteilung mit Parameter λ : Prof. Dr. Torsten Hothorn () Y ∼ E(λ) Stochastik für Informatiker SS 2009 40 / 65 Die Inversions-Methode Beispiel: Zufallszahlen aus der Cauchy-Verteilung Allgemeiner kann man die Inversions-Methode zur Erzeugung von Zufallszahlen aus einer beliebigen stetigen Verteilung mit Verteilungsfunktion F (x) verwenden: Dichte- und Verteilungsfunktion der Cauchy-Verteilung sind: f (x) = Erzeuge stetig gleichverteilte Zufallsvariablen U1 , . . . , Un auf dem Intervall [0, 1]. Dann sind Xi = F −1 (Ui ), i = 1, . . . , n fX (x) = fU (F (x)) · F 0 (x) = f (x) | {z } | {z } () f (x) Stochastik für Informatiker SS 2009 41 / 65 8.6 Der zentrale Grenzwertsatz Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker X̃ = Zunächst müssen wir noch standardisierte Zufallsvariablen definieren. Var(X̃ ) = SS 2009 43 / 65 X −µ σ Dann gilt: E(X̃ ) = Stochastik für Informatiker 42 / 65 Jede Zufallsvariable X mit endlichem Erwartungswert µ = E(X ) und endlicher Varianz σ 2 = Var(X ) kann man derart linear transformieren, dass sie Erwartungswert 0 und Varianz 1 besitzt: Begründet die zentrale Rolle der Normalverteilung in der Stochastik. () SS 2009 Standardisierte Zufallsvariablen Aussage, dass - unter Regularitätsbedingungen - das arithmetische Mittel, geeignet standardisiert, von beliebigen unabhängig und identisch verteilten Zufallsvariablen gegen die Standardnormalverteilung konvergiert. Prof. Dr. Torsten Hothorn 1 arctan(x) + 2 π Zufallszahlen aus der Cauchy-Verteilung lassen sich also leicht erzeugen, indem man U1 , . . . , Un aus ∼ U[0, 1] erzeugt und tan π Ui − 12 berechnet. Beweis: Die Dichte von Xi ergibt sich zu: Prof. Dr. Torsten Hothorn und F (x) = Die inverse Verteilungsfunktion ist somit: 1 −1 F (y ) = tan π y − 2 Zufallszahlen aus der gewünschten Verteilung. =1 1 1 · π 1 + x2 Prof. Dr. Torsten Hothorn () 1 (E(X ) − µ) = 0 σ 1 Var(X ) = 1 σ2 Stochastik für Informatiker SS 2009 44 / 65 Standardisierung von Summen von iid ZVn Der zentrale Grenzwertsatz (ZGWS) Betrachte iid Zufallsvariablen X1 , X2 , . . . , Xn mit endlichem Erwartungswert µ = E(Xi ) und endlicher Varianz σ 2 = Var(Xi ). Für die Summe Yn = X1 + X2 + . . . + Xn gilt offensichtlich: E(Yn ) = n · µ Var(Yn ) = n · σ 2 Für die standardisierte Summe Die Verteilungsfunktion Fn (z) von Zn konvergiert für n → ∞ an jeder Stelle z ∈ R gegen die Verteilungsfunktion Φ(z) der Standardnormalverteilung. Schreibweise: Fn (z) → Φ(z) für n → ∞ und alle z ∈ R a bzw. kurz Zn ∼ N (0, 1) (a = “asymptotisch”) In der Praxis kann man also die Verteilung von Zn für große n gut durch eine Standardnormalverteilung approximieren. n 1 X Xi − µ Yn − nµ =√ Zn = √ σ n·σ n i=1 gilt somit E(Zn ) = 0 und Var(Zn ) = 1. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 45 / 65 Bemerkungen Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 46 / 65 Beispiel: Bernoulliverteilung der ZGWS gilt sowohl für stetige als auch für diskrete ZV Xi Seien Xi ∼ B(π), P i = 1, . . . , n und unabhängig. Dann ist Yn = ni=1 Xi ∼ B(n, π) und asymptotisch gilt: Xi kann beliebig ”schiefe” Verteilungen haben, z.B. Y −n·π a p n ∼ N (0, 1) n · π(1 − π) Xi ∼ E(λ) bzw. Die Standardisierung ist nicht notwendig zur Formulierung des ZGWS. Alternativ kann man auch direkt Yn = X1 + . . . + Xn betrachten. Dann gilt a Yn ∼ N (n · π, n · π(1 − π)) a Yn ∼ N (n · µ, n · σ 2 ) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 47 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 48 / 65 8.7 Die gemeinsame Verteilung zweier stetiger ZVn Eigenschaften Die gemeinsame Verteilungsfunktion zweier stetiger Zufallsvariablen X und Y ist die Funktion Für f (x, y ) stetig gilt: F (x, y ) = P(X ≤ x und Y ≤ y ) f (x, y ) ist normiert: Alternativ kann man die gemeinsame Verteilung von X und Y auch über deren gemeinsame Dichtefunktion f (x, y ) definieren, wobei Z y Z x F (x, y ) = f (u, v ) du dv v =−∞ d 2 F (x, y ) = f (x, y ) dx dy u=−∞ Z +∞ Z +∞ −∞ −∞ f (x, y ) dx dy = 1 Bemerkung: Manchmal schreiben wir explizit FX ,Y für F und fX ,Y für f . für alle x, y ∈ R gelten muss. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 49 / 65 Randverteilung und Erwartungswert einer Funktion bzw. fY (y ) = −∞ Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 50 / 65 X , Y heißen unabhängig, genau dann, wenn FX ,Y (x, y ) = FX (x) FY (y ) bzw. fX ,Y (x, y ) = fX (x) fY (y ) ∀x, y ∈ R Allgemeiner gilt: f (x, y ) dx X1 , X2 , . . . , Xn sind genau dann unabhängig, wenn gilt: Sei g : R2 → R eine reellwertige Funktion, so ist Z +∞ Z +∞ E(g (X , Y )) = g (x, y ) · f (x, y ) dx dy −∞ () Unabhängigkeit Die Dichten der Randverteilungen sind gegeben durch: Z +∞ fX (x) = f (x, y ) dy −∞ Z +∞ Prof. Dr. Torsten Hothorn f (x1 , x2 , . . . , xn ) = f (x1 ) · f (x2 ) · . . . · f (xn ) −∞ Stochastik für Informatiker SS 2009 51 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 52 / 65 Kovarianz und Korrelation Beispiel Betrachte Man definiert analog zum diskreten Fall: die Kovarianz Cov(X , Y ) = die Korrelation ρ(X , Y ) = fX ,Y (x, y ) = E[(X − EX )(Y − EY )] √ Cov(X √,Y ) Var(X ) Var(Y ) Z Cov(X , Y ) = E(XY ) − E(X ) · E(Y ) () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 x 0 für 0≤y ≤x ≤1 sonst Die Randverteilungen von X und Y ergeben sich zu Z x 1 fX (x) = dy = 1 für 0 ≤ x ≤ 1 0 x Es gilt wieder der Verschiebungssatz für die Kovarianz: Prof. Dr. Torsten Hothorn ( fY (y ) = 53 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn 1 y () 1 dx = log (1/y ) x für Stochastik für Informatiker 0≤y ≤1 SS 2009 Beispiel Die bivariate Standardnormalverteilung R1 R1 Man überprüft leicht, dass 0 f (x) dx = 1 und 0 f (y ) dy = 1 und daher Z Z f (x, y ) dy dx = 1 Die bivariate (“zweidimensionale”) Standardnormalverteilung mit Parameter ρ (|ρ| < 1) hat die Dichtefunktion 1 1 2 2 p f (x, y ) = exp − (x − 2ρxy + y ) 2 (1 − ρ2 ) 2π 1 − ρ2 Die Korrelation zwischen X und Y ergibt sich zu ρ(X , Y ) ≈ 0.65 . 54 / 65 Die Randverteilungen von X und Y sind (für jedes ρ) standard-normalverteilt. (Details in Vorlesung) Die Korrelation zwischen X und Y ist gleich ρ. Aus Unkorreliertheit von X und Y folgt hier auch die Unabhängigkeit von X und Y . Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 55 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 56 / 65 Höhenlinien der bivariaten Standardnormalverteilung Die bivariate Normalverteilung ● ● Die allgemeine bivariate Normalverteilung erhält man durch die linearen Transformationen einer bivariaten Standardnormalverteilung: ● 3 3 3 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 0 ● ●● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● X Y ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●●●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● 1 ● ● ● ● ● ● ● ●●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● 2 2 ● ● ● ● ● ● ● ● −2 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●●● ● ● ●● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● −1 ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● y ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● −1 1 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● y ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● −2 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 1 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● y ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● −2 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● −1 ● ● ● ● ● ● ● 0 2 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 0 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● −3 −3 −3 ● ● ● ● ● → µX + σ X · X → µY + σ Y · Y ● ● ● ● −3 −2 −1 0 1 ● 2 3 −3 x −2 −1 0 1 2 3 −3 −2 −1 x 0 1 2 3 x Höhenlinien der Dichtefunktion der bivariaten Standardnormalverteilung mit jeweils 500 Stichproben für ρ = 0 (links), ρ = 0.7 (Mitte) und ρ = −0.5 (rechts) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 57 / 65 Insgesamt fünf Parameter: µX , µY , σX2 , σY2 , ρ Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker 8.8 Bedingte Verteilungen Bedingte Verteilungs- und Dichtefunktion Betrachte die Zufallsvariablen X und Y mit gemeinsamer Dichte fX ,Y (x, y ). Wir interessieren uns für die bedingte Verteilung von X gegeben Y = y . Problem: Es gilt P(Y = y ) = 0 für alle y . Daher ist Man geht nun anders vor und betrachtet P(X ≤ x|Y = y ) = SS 2009 58 / 65 P(X ≤ x|y ≤ Y ≤ y + dy ) = P(X ≤ x und Y = y ) P(Y = y ) ≈ nicht definiert. P(X ≤ x und y ≤ Y ≤ y + dy ) P(y ≤ Y ≤ y + dy ) Rx −∞ fX ,Y (u, y ) dy du Z = fY (y ) dy x −∞ fX ,Y (u, y ) du fY (y ) | {z } (∗) (∗) Dichtefunktion der bedingten Verteilung von X geg. Y = y Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 59 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 60 / 65 Bedingte Verteilungs- und Dichtefunktion II Beispiel Man definiert nun: Betrachten wir wieder die Zufallsvariablen X und Y mit gemeinsamer Dichte ( 1 x für 0 ≤ y ≤ x ≤ 1 fX ,Y (x, y ) = 0 sonst Die bedingte Verteilungsfunktion von X , gegeben Y = y ist Z x fX ,Y (u, y ) FX |Y (x|y ) = du fY (y ) −∞ Für die bedingten Dichten von Y , gegeben X = x ergibt sich: ( 1 x für 0 ≤ y ≤ x fY |X (y |x) = 0 sonst für alle y mit fY (y ) > 0. Die bedingte Dichte von X , gegeben Y = y ist somit fX ,Y (x, y ) fX |Y (x|y ) = fY (y ) d.h. Y |X = x ist gleichverteilt auf [0, x]. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 61 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 62 / 65 Beispiel II Simulation über bedingte Verteilungen Für die bedingten Dichten von X , gegeben Y = y ergibt sich: Bedingte Verteilungen sind sehr nützlich zum Simulieren aus gemeinsamen Verteilungen. Wegen 1 x für y ≤ x ≤ 1 log( y1 ) ( −1/(x log(y )) für y ≤ x ≤ 1 fX |Y (x|y ) = = 0 fX ,Y (x, y ) = fX |Y (x|y ) · fY (y ) (1) kann man zunächst eine Zufallsvariable Y = y aus der Randverteilung fY (y ) ziehen, und dann bedingt auf Y = y eine Zufallszahl aus der bedingten Verteilung fX |Y (x|y ) ziehen. Oder andersherum: sonst fX ,Y (x, y ) = fY |X (y |x) · fX (x) (2) Im Beispiel ist Version (2) einfacher zu implementieren. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 63 / 65 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 64 / 65 Beispiel: Standardnormalverteilung Angenommen X und Y sind bivariat standardnormalverteilt. Dann ist 1 1 1 √1 2 − 2ρxy + y 2 ) exp − (x 2 2π 2 (1−ρ ) 1−ρ2 fX |Y (x|y ) = √1 exp − 1 y 2 2 2π = 1 1 1 (x − ρy )2 √ p exp − 2 (1 − ρ2 ) 2π 1 − ρ2 also X |Y = y ∼ N(ρ · y , 1 − ρ2 ) Analog erhält man Y |X = x ∼ N(ρ · x, 1 − ρ2 ) → Simulation aus der bivariaten Standardnormalverteilung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 65 / 65 9. Elemente Statistischer Inferenz II 9.1 Likelihood-Inferenz für stetige ZVn Überblick Likelihood-Inferenz lässt sich analog zu diskreten Zufallsvariablen auch bei stetigen Zufallsvariablen anwenden. Beispiel: Likelihood-Inferenz für stetige Zufallsvariablen Tests auf Modellanpassung (“goodness of fit tests”) X1 , X2 , . . . , Xn seien unabhängige Beobachtungen aus einer E(λ)-Verteilung. WiePlautet der ML-Schätzer von θ = λ und dessen Standardfehler? Für x̄ = ni=1 xni ergibt sich (Herleitung in Vorlesung): λ̂ML = 1/x̄ √ √ SE (λ̂ML ) = 1/( n x̄) = λ̂ML / n √ → 95% Wald-Intervall für λ: 1/x̄ ± 1.96 · 1/( n x̄) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 / 25 Wie gut ist die Approximation? SS 2009 2 / 25 a θ̂ML ∼ N (µ = θ, σ 2 = SE (θ̂ML )2 ) Nach Standardisierung erhält man: Berechnung der empirischen Verteilung des ML-Schätzers und der Überdeckungshäufigkeit (Anteil der Konfidenzintervalle, die den wahren Wert beinhalten) θ̃ML = Woher kommt die offensichtlich sehr gute Approximation? Stochastik für Informatiker Stochastik für Informatiker Man kann zeigen, dass (unter Regularitätsbedingungen) asymptotisch (für großen Stichprobenumfang) gilt: Berechnung von m Konfidenzintervallen, jeweils basierend auf n exponentialverteilten Zufallsvariablen () () Asymptotische Eigenschaften des ML-Schätzers Dazu wird eine Simulationsstudie mit wahrem Wert θ = λ und variierendem n durchgeführt: Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn SS 2009 θ̂ML − θ SE (θ̂ML ) a ∼ N (0, 1) D.h., der ML-Schätzer ist asymptotisch unverzerrt und normalverteilt mit Standardabweichung gleich dem Standardfehler. 3 / 25 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 4 / 25 Motivation von Wald-Intervallen Mehr zur Asymptotik des ML-Schätzers Sei xα = Φ−1 (α) das α-Quantil der Standardnormalverteilung. Dann gilt mit einer Wahrscheinlichkeit von β = 1 − α, dass θ̃ML asymptotisch im Intervall [xα/2 , x1−α/2 ] ist. Beachte: Wegen der Symmetrie der Normalverteilung ist xα/2 = −x1−α/2 Nun kann der Faktor d in der Formel Betrachte wieder exemplarisch die unabhängigen X1 , X2 , . . . , Xn aus einer E(λ)-Verteilung. Es gilt: µ = E(Xi ) = 1/λ Var(Xi ) = 1/λ2 Wir wollen nun µ = 1/λ durch Maximum Likelihood schätzen. Es ergibt sich: θ̂ML ± d · SE (θ̂ML ) für Wald-Intervalle von θ zum Niveau β (vgl. Abschnitt 6.1) motiviert werden. Es gilt d = x1−α/2 . µ̂ML = x̄ (wegen Invarianzeigenschaft) √ √ SE (µ̂ML ) = x̄/ n = µ̂ML / n (ohne Beweis) → 95% Wald-Intervall für µ: Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 5 / 25 Der ML-Schätzer als Zufallsvariable Betrachte X̄ = 1 n P Prof. Dr. Torsten Hothorn () √ x̄ ± 1.96 · x̄/ n Stochastik für Informatiker SS 2009 6 / 25 Konfidenzintervall basierend auf dem ZGWS Xi mit unabhängigen Xi ∼ E(λ). Es folgt: Ein 95%-Konfidenzintervall für µ basierend auf dem ZGWS ist daher √ x̄ ± 1.96 · µ/ n E(X̄ ) = µ √ Var(X̄ ) = µ2 /n = (µ/ n)2 √ d.h. der ML-Schätzer X̄ ist erwartungstreu mit Standardabweichung µ/ n. Daher gilt wegen dem zentralen Grenzwertsatz (ZGWS): a X̄ ∼ N (µ, σ 2 = µ2 /n) Problem: µ ist unbekannt und deshalb verwendet man eine “plug-in”-Schätzung von µ durch µ̂ML = x̄. Damit erhält man: √ x̄ ± 1.96 · x̄/ n Dieses Intervall ist identisch zu dem Wald-Intervall, welches auf dem Standardfehler basiert! Also: Der Standardfehler ist ein empirischer Schätzer der Standardabweichung des ML-Schätzers. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 7 / 25 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 8 / 25 Bemerkungen ML-Inferenz im H-W-Gleichgewicht exakte Analogie funktioniert nicht immer: Angenommen wir beobachten x = (x1 , x2 , x3 ) = (600, 320, 80) bei n = 1000. Ziel: √ z.B. für λ̂ML = 1/x̄ mit SE (λ̂ML ) = λ̂ML / n gilt (ohne Beweis): E(1/X̄ ) Var(1/X̄ ) = λ· = n n−1 2 ML-Schätzung des Parameters q = π1 + π2 /2 unter Annahme einer Trinomialverteilung mit Wahrscheinlichkeiten π1 = q 2 , π2 = 2q(1 − q) und π3 = (1 − q)2 (H-W-Gleichgewicht) Wir wissen: 2 λ n · (n − 2) (n − 1)2 die Analogie gilt aber zumindest asymptotisch! Die ML-Schätzer von π1 und π2 sind π̂1 = x1 /n und π̂2 = x2 /n. Wegen der Invarianzeigenschaft gilt: in folgenden Beispielen gilt die Analogie exakt: I Binomialexperiment: π̂ML = x̄ I ML-Schätzung des Parameters q im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht (wird in den nächsten Folien skizziert) Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 q̂ML = 9 / 25 ML-Inferenz im H-W-Gleichgewicht II Stochastik für Informatiker Stochastik für Informatiker SS 2009 10 / 25 Für die Daten x = (x1 , x2 , x3 ) = (600, 320, 80) und n = 1000 gilt also: q̂ML = SS 2009 600 + 320/2 = 0.76 1000 Daraus lassen sich die erwarteten Anzahlen berechnen: 2 E = n · (q̂ML , 2q̂ML (1 − q̂ML ), (1 − q̂ML )2 ) = (577.6, 364.8, 57.6) Auch hier erhält man den Standardfehler durch “plug-in” des ML-Schätzers in die Formel für die Varianz des ML-Schätzers. () () ML-Inferenz im H-W-Gleichgewicht III 2 /2 Man kann zeigen, dass die zugehörige Zufallsvariable X1 +X die n 1 Varianz 2 q (1 − q) hat. Andererseits kann gezeigt werden, dass der Standardfehler von q̂ML folgenden Wert hat: r 1 SE (q̂ML ) = q̂ML (1 − q̂ML ) 2 Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn x1 + x2 /2 n 11 / 25 Frage: Ist der Unterschied zwischen erwarteten und beobachteten Anzahlen “zufällig” oder deutet er darauf hin, dass die Population nicht im H-W-Gleichgewicht ist? Diese Frage wird in Abschnitt 9.2 beantwortet. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 25 Wiederholung: Quadrat einer Standardnormalverteilung Motivation von Likelihood-Intervallen Betrachte die Taylor-Approximation der Log-Likelihood: Wie lautet die Dichte von Y = X 2 , falls X ∼ N (0, 1)? Es wurde berechnet, dass f (y ) = l(θ) ≈ l(θ̂ML ) − 1 1 1 √ y − 2 · exp(− y ) 2 2π a Dies entspricht der Dichte einer G(.5, .5), also einer χ2 -Verteilung mit 1 Freiheitsgrad: Y = X 2 ∼ χ21 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 13 / 25 Motivation von Likelihood-Intervallen II bzw. {θ : L̃(θ) ≥ exp(c)} x1−α 2 Stochastik für Informatiker Prof. Dr. Torsten Hothorn () L(θ̂ML ) a = −2l̃(θ) ∼ χ21 L(θ) Stochastik für Informatiker SS 2009 14 / 25 1. Ist eine Population im Hardy-Weinberg-Gleichgewicht? ergeben sich einfach durch Transformation der entsprechenden Quantile xα = F −1 (α) der χ21 -Verteilung: () 2 log Häufig ist es von Interesse die Anpassung eines bestimmten stochastischen Modells an vorliegende Daten zu studieren. Dies ist insbesondere bei kategorialen Daten der Fall. Beispiele: {θ : l̃(θ) ≥ c} Prof. Dr. Torsten Hothorn Wegen θ̃ML ∼ N (0, 1) folgt: 9.2 Modellanpassung Die kritischen Werte c in den Formeln zur Berechnung von LikelihoodIntervallen c=− 1 (θ̂ML − θ)2 1 2 = l(θ̂ML ) − θ̃ML 2 2 SE (θ̂ML ) 2 SS 2009 15 / 25 Untersuche N Individuen und berechne die empirischen Häufigkeiten der Genotypen aa, ab, bb. Die beobachtete Genotypverteilung ist z.B. x = (600, 320, 80). Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 16 / 25 Fortsetzung der Beispiele Das saturierte Modell 2. Sind zwei Variablen unabhängig? In allen drei Beispielen möchte man ein bestimmtes Modell (“Null-Modell”, “Null-Hypothese”) mit dem allgemeinen Modell (“saturiertes” Modell) unter der Annahme einer Multinomialverteilung Mp (n, π) vergleichen. Hier wird untersucht, ob es eine Abhängigkeit zwischen Geschlecht und Promotionsinteresse gibt. Die vorliegenden Daten sind: Interesse Ja Nein 5 12 6 5 11 17 ♂ ♀ 17 11 28 Beispiel Null-Modell 1 2 3 Population ist im H-W Gleichgewicht Variablen sind unabhängig Daten sind binomial verteilt Anzahl der Parameter p 1 2 1 Anzahl der Kategorien K 3 4 13 3. Im 19. Jahrhundert wurden in Sachsen Daten zur Häufigkeit von männlichen Nachkommen bei 6115 Familien mit jeweils (!) 12 Kindern erhoben: # Jungen # Familien 0 3 1 24 2 104 3 286 4 670 5 1033 6 1343 7 1112 8 829 9 478 10 181 11 45 12 7 Folgt die Verteilung einer Binomialverteilung? Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 17 / 25 Test auf Modellanpassung Prof. Dr. Torsten Hothorn 600 + 1000 q̂ = Beispiel 2: π̂♂ = χ2 = Beispiel 3: π̂ = = 0.76 () ri2 = K X (Xi − Ei )2 Ei i=1 Unter der Annahme, dass H0 wahr ist, hat χ2 eine (asymptotische) χ2 -Verteilung mit k = K − 1 − p Freiheitsgraden. = 0.519215 Berechnung der erwarteten Anzahl Ei an Fällen in Kategorie i unter Annahme des Null-Modells Prof. Dr. Torsten Hothorn 18 / 25 als Gesamtmaß für die Abweichung, wobei Xi die tatsächlich beobachteten Anzahlen in Kategorie i sind 11 28 0·3 + 1·24 + ... + 12·7 6115·12 K X i=1 17 28 π̂Interesse = SS 2009 Berechnung des Pearsonschen χ2 -Maßes ML-Schätzung der unbekannten Parameter im Null-Modell Beispiel 1: Stochastik für Informatiker Test auf Modellanpassung II Zum statistischen Testen der “Null-Hypothese” (H0 ) geht man nach folgendem Schema vor: 320 2 () Stochastik für Informatiker SS 2009 19 / 25 Ermittelung des p-Wertes: Wahrscheinlichkeit unter H0 ein solches oder noch extremeres Resultat zu beobachten. → Berechnung über Quantile der χ2 -Verteilung mit k Freiheitsgraden Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 25 Bemerkungen Berechnung der erwarteten Anzahlen in Beispiel 1 Die χ2 -Verteilung gilt nur asymptotisch (für n → ∞). Faustregel: Unter Annahme des Hardy-Weinberg-Gleichgewichts erhält man: Es muss gelten, dass alle Ei > 1 und mindestens 80% der Ei > 5 sind. π̂1 = q̂ 2 π̂2 = 2q̂(1 − q̂) = 0.3648 Alternativ bietet sich auch die Berechnung der Devianz D an: D =2· p X Xi log i=1 Xi Ei = 0.5776 π̂3 = (1 − q̂)2 = 0.0576 Daher ergeben sich als erwartete Anzahlen bei n = 1000 Individuen: Diese besitzt unter H0 die gleiche Verteilung wie χ2 . E1 = n · π̂1 = 577.6 Unter H0 sind die χ2 -Residuen ri approximativ und asymptotisch standardnormalverteilt, d.h. Residuen mit |ri | > 2 deuten auf schlechte Modellanpassung hin. E2 = n · π̂2 = 364.8 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 E3 = n · π̂3 = 57.6 21 / 25 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 22 / 25 Berechnung der erwarteten Anzahlen in Beispiel 2 Berechnung der erwarteten Anzahlen in Beispiel 3 Unter Unabhängigkeit gilt z.B. für den Eintrag (♂, Promotionsinteresse = Ja): Hier ergeben sich unter Verwendung der Wahrscheinlichkeit P(X = x) mit x = 0, . . . , 12 17 11 π̂1 = π̂♂ · π̂Interesse = · 28 28 bei Vorliegen einer Binomialverteilung mit n = 12 und π = 0.519215 folgende erwartete Häufigkeiten: Für die erwartete Anzahl folgt: E1 = n · π̂1 = 28 · 17 · 11 17 11 · = ≈ 6.68 28 28 28 Ei = P(X = i) · 6115 Tabelle mit beobachteten und erwarteten Anzahlen: Die Werte der anderen Fälle erhält man analog (erwartete Anzahl in Ja Nein Klammern): ♂ 5 (6.68) 12 (10.32) 17 ♀ 6 (4.32) 5 (6.68) 11 11 17 28 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Xi Ei 23 / 25 0 3 0.9 Prof. Dr. Torsten Hothorn 1 24 12.1 () 2 104 71.8 3 286 258.5 Stochastik für Informatiker ... ... ... 11 45 26.1 SS 2009 12 7 2.3 24 / 25 Vergleich von χ2 und Devianz in den 3 Beispielen Bsp. 1 2 3 χ2 15,08 1,769 110,5 Prof. Dr. Torsten Hothorn K 3 4 13 p 1 2 1 () k 1 1 11 p-Wert 0,0001 0,18 0 Stochastik für Informatiker D 14,36 1,765 97,0 p-Wert 0,00015 0,18 6, 66 · 10−16 SS 2009 25 / 25 10. Lineare Regression KQ-Schätzung ● Es ist eine Gerade y = β1 + β2 x gesucht, welche die Punktwolke in der Abbildung ‘bestmöglichst’ approximiert. Dazu betrachten wir eine bivariate Zufallsvariable (Y , X ) mit Beobachtungen (yi , xi ), i = 1, . . . , n und definieren den Schätzer für die Parameter der Gerade als 4.5 ● ● 4.0 y ● ● (βˆ1 , βˆ2 ) = argmin 3.5 ● ● β1 ,β2 ● n X (yi − β1 − β2 xi )2 i=1 3.0 ● ● 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 x Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 1 / 30 KQ-Schätzung Prof. Dr. Torsten Hothorn Stochastik für Informatiker SS 2009 2 / 30 SS 2009 4 / 30 Zielgröße Dieser Schätzer (βˆ1 , βˆ2 ) heißt (aus offensichtlichen Gründen) Kleinster-Quadrate-Schätzer und representiert diejenige Gerade durch die Punktwolke, welche den quadratischen vertikalen Abstand jeder Beobachtung zur Geraden minimiert. Andere Kriterien sind denkbar, wie etwa (βˆ1 , βˆ2 ) = argmin β1 ,β2 Prof. Dr. Torsten Hothorn () () n X Y = Y1 Y2 .. . ∈ Rn Yn |yi − β1 − β2 xi |. i=1 Stochastik für Informatiker SS 2009 3 / 30 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker Einflußgrößen Modellparameter X = j X1j X2j .. . Die Parameter der Geraden (k = 1) bzw. Hyperebenen (k > 2 sind durch β1 β2 β = . ∈ Rk .. , j = 1, . . . , k βk Xnj welche wir in einer Matrix X = Prof. Dr. Torsten Hothorn () (X 1 , X 2 , . . . , X k ) Stochastik für Informatiker ∈ Rn,k gegeben und wir betrachten das Modell Y = Xβ. Gesucht ist nach dem Kriterium der Kleinsten Quadrate ein Schätzer β̂, so daß ||Y − Xβ̂||2 ≤ ||Y − Xβ||2 ∀β ∈ Rk . aggregieren. SS 2009 5 / 30 KQ-Schätzung Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 6 / 30 KQ-Schätzung ● 4.5 ● Sei der Rang von X gleich k. Dann gilt: ● β̂ = argmin ||Y − Xβ|| = (X> X)−1 X> Y y β 4.0 ● ● 3.5 ● ● ● 3.0 ● ● 0.2 0.4 0.6 0.8 x Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 7 / 30 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 8 / 30 Das Lineare Regressionsmodell Das Modell Eigenschaften gegeben sind mehrere stetige Merkmale Y , X 1 , . . . , X k Y = Xβ + U X 1 , . . . , X k verursachen Y und nicht umgekehrt P der Zusammenhang ist linear, also Yi = kj=1 βj Xij + Ui heißt lineares Regressionsmodell. Dabei ist U1 U2 U = . ∈ Rn .. Un die X -Variablen heißen unabhängige Variable, Regressoren, exogene Variable oder Design-Variable die Y -Variable heißt abhängige Variable, Regressant, endogene Variable oder Response-Variable U sind nicht beobachtbare Störgrößen. ein n-dimensionaler Zufallsvektor. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 9 / 30 Annahmen () Stochastik für Informatiker SS 2009 10 / 30 Körperfettmessung Zudem treffen wir treffen drei Annahmen: A1) X ist eine feste (nicht zufällige) n × k Matrix mit vollem Spaltenrang, also Rang(X) = k. A2) U ist ein Zufallsvektor mit E (U) = (E (U1 ), E (U2 ), . . . , E (Un ))> = 0. A3) Die Komponenten von U sind paarweise unkorreliert und haben alle die gleiche Varianz σ 2 , formal: Cov(U) = σ 2 diag(n). Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 11 / 30 Garcia et al. (2005, Obesity Research) untersuchten n = 71 Frauen und erhoben (unter anderem) k = 5 Einflußgrößen (Alter, Bauchumfang, Hüftumfang, Ellenbogenbreite und Kniebreite) um deren Einfluß auf die Zielgröße, den Körperfettanteil gemessen mittels Dual Energy X-Ray Absorptiometry (DXA), zu untersuchen. Es stellen sich folgende Fragen: Welche der unabhängigen Variablen haben tatsächlich einen Einfluß auf den Körperfettanteil? Welche haben einen positiven und welche einen negativen Einfluß? Kann man aus den unabhängigen Variablen auf den Körperfettanteil schließen? Diese Fragen können mittels eines linearen Regressionsmodells beantwortet werden. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 12 / 30 Schätzung in R 80 ● 60 ● ● 90 ● ● 40 DEXfat ●● ● ● ● ● ● ● ● ● 30 40 ● ● ● ● ● ● ● ● 20 ● 100 110 5.5 10 30 ● ● ● 40 50 60 Prof. Dr. Torsten Hothorn ● 100 110 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 6.0 ● ● ● ● ● ● 6.5 ● ● 120 130 Stochastik für Informatiker ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●●● ● ● ●● ● 8 ● ● 9 10 age 0.0638 waistcirc 0.3204 hipcirc elbowbreadth 0.4340 -0.3012 7.0 was äquivalent (aber numerisch stabiler ist) zu 60 ● hipcirc () (Intercept) -59.5732 kneebreadth 1.6538 ● ● ● ● 50 ● ● ● DEXfat ● ●● 40 ● ● ● ● ● ● ●● ●● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ● ● ●●●● ● ● ● ● 90 age ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 30 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● 40 DEXfat ● 20 ● ● ● ● ● ●● ● ● ●● ● 10 ● ● 20 60 50 ● ● ● ● ● ● ● elbowbreadth ● ● 30 40 30 ● ● ● 10 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 20 ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● 20 60 50 ● ● DEXfat ● ● ● waistcirc ● ● ● ● ● ● > bodyfat_lm <- lm(DEXfat ~ age + waistcirc + hipcirc + + elbowbreadth + kneebreadth, data = bodyfat) > round(coef(bodyfat_lm), 4) ● 10 DEXfat 20 10 70 ●● ● ● ● ●● ● ●● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ● ● 50 ● 50 60 ● ● 30 40 30 10 20 DEXfat 50 60 Körperfettmessung ● ● ● > + > > > ● ● ● ● ● ● X <- bodyfat[,c("age", "waistcirc", "hipcirc", "elbowbreadth", "kneebreadth")] X <- cbind(1, as.matrix(X)) Y <- bodyfat$DEXfat round(drop(tcrossprod(solve(crossprod(X, X)), X) %*% Y), 4) 11 -59.5732 kneebreadth 1.6538 kneebreadth SS 2009 13 / 30 Eigenschaften der KQ-Methode age 0.0638 Prof. Dr. Torsten Hothorn () waistcirc 0.3204 Stochastik für Informatiker hipcirc elbowbreadth 0.4340 -0.3012 SS 2009 14 / 30 SS 2009 16 / 30 Eigenschaften der KQ-Methode Unter A1, A2 und A3 ist β̂ ein erwartungstreuer Schätzer für β mit Kovarianzmatrix Cov(β̂) = σ 2 (X> X)−1 . Sei Y ∈ Rn ein beliebiger Zufallsvektor mit E (Y ) = (E (Y1 ), . . . , E (Yn ))> und Var(Y1 ) Cov(Y1 , Y2 ) Cov(Y2 , Y1 ) Var(Y2 ) Cov(Y2 , Y3 ) Cov(Y ) = .. . . . . . . . Es gilt 1 Cov(Y ) is positiv semidefinit 2 E (AY ) = AE (Y ) 3 Cov(AY ) = ACov(Y )A> Var(Yn ) mit Cov(Y ) = Cov(Y )> = E ((Y − E (Y ))(Y − E (Y ))> ). Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 15 / 30 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker Lineare Funktionen Optimalität der KQ-Methode Unter Umständen sind wir an Linearkombinationen des Parametervektors β interessiert (welche auch ‘Kontraste’ genannt werden). Sei c ∈ Rk ein Vektor von Konstanten. Dann ist c > β̂ eine erwartungstreue Schätzung von c > β mit Kovarianzmatrix σ 2 c > (X> X)−1 c. Ein Schätzer β̃ heißt linear, wenn eine Matrix C ∈ Rk,n existiert, so daß β̃ = CY . Gauß-Markov-Theorem: Unter A1-A3 gilt: 1 2 β̂ ist der beste lineare erwartungstreue Schätzer (BLUE) für β, d.h. Cov(β̂) ≤ Cov(β̃) im Sinne der Löwner-Halbordnung (d.h. Cov(β̃) − Cov(β̂) psd). BLUE ist eindeutig. Desweiteren: Unter A1-A3 ist c > β̂ der BLUE für c > β. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 17 / 30 Prognose mit KQ () Stochastik für Informatiker SS 2009 18 / 30 Körperfettmessung Gegeben sei Y und X 1 , . . . , X k mit Beobachtungen (yi , xi = (xi1 , . . . , xik )), i = 1, . . . , n sowie xn+1 . Gesucht sei yn+1 . Bekannt > β+U ist, daß Yn+1 = xn+1 n+1 . Da die Störgrößen U nicht beobachtbar sind, jedoch per Annahme einen Erwartungswert gleich 0 haben, schätzen > β̂. wir Ŷn+1 = xn+1 Es gilt: Unter A1-A3 ist E (Ŷn+1 − Yn+1 ) = 0. Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 19 / 30 Für die 45jährige Emma mit Baumumfang 90cm, Hüftumfang 110cm, Ellenbogenbreite 7cm und Kniebreite 10cm ist der vorhergesagte Körperfettanteil > emma <- c(intercept = 1, age = 45, waistcirn = 90, + hipcirc = 110, ellbowbreadth = 7, + kneebreadth = 10) > emma %*% coef(bodyfat_lm) [,1] [1,] 34.30292 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 20 / 30 Schätzung von Varianz und Kovarianz Kovarianzschätzung Es fehlen noch Schätzer für σ 2 und Cov(β̂). Dazu betrachten wir die Residuen Damit können wir also auch die Kovarianzmatrix Cov(β̂) schätzen, und zwar als Û = Y − Xβ̂ als Ersatz für die nicht beobachtbaren Störgrößen U. 1 2 σ̂ 2 (X> X)−1 . Û = MY = MU mit M = diag(n) − H wobei die sogenannte Hat-Matrix H gegeben ist durch H = X(X> X)−1 X> und Ŷ = HY (H setzt dem Y den Hut auf). Desweiteren ist es möglich, die geschätzten Koeffizienten zu standardisieren, um sie miteinander vergleichen zu können: M ist orthogonaler Projektor mit Rang (gleich Spur) n − k. β̂j p σ̂ diag((X>X)−1 ) Unter A1-A3 gilt Û > Û σ̂ = n−k 2 ist erwartungstreue Schätzung für σ 2 . Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 21 / 30 Körperfettmessung U <- bodyfat$DEXfat - X %*% coef(bodyfat_lm) n <- nrow(bodyfat) k <- length(coef(bodyfat_lm)) sigma2 <- crossprod(U) / (n - k) sdbeta <- sqrt(sigma2) * sqrt(diag(solve(crossprod(X)))) round(coef(bodyfat_lm) / sdbeta, 4) (Intercept) -7.0471 kneebreadth 1.9178 age 1.7061 waistcirc 4.3469 () Stochastik für Informatiker SS 2009 22 / 30 Das Lineare Regressionsmodell unter Normalverteilung Hier sind die standardisierten Regressionskoeffizienten gegeben durch > > > > > > Prof. Dr. Torsten Hothorn hipcirc elbowbreadth 4.5365 -0.2474 Bisher haben wir außer dem Erwartungswert (A2) und der Kovarianzmatrix (A3) nichts über die Verteilung der Störgrößen U angenommen. In diesem Abschnitt betrachten wir zusätzlich A4) Ui ∼ N (µi , σ 2 ). oder einfacher > round(coef(bodyfat_lm) / sqrt(diag(vcov(bodyfat_lm))), 4) (Intercept) -7.0471 kneebreadth 1.9178 Prof. Dr. Torsten Hothorn age 1.7061 () waistcirc 4.3469 Stochastik für Informatiker hipcirc elbowbreadth 4.5365 -0.2474 SS 2009 23 / 30 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 24 / 30 Eigenschaften der Normalverteilung KQ- und Varianzschätzung Eine n-dimensionale Zufallsvariable Z folgt einer multivariaten Normalverteilung mit Erwartungswertvektor µ ∈ Rn und Kovarianzmatrix Σ ∈ Rn,n (symmetrisch und pd), symbolisch Es gilt Z ∼ N (µ, Σ). Y = Xβ + U ∼ N (Xβ, σ 2 diag(n)) β̂ = (X> X)−1 X> Y ∼ N (β, σ 2 (X> X)−1 ) Es gilt 1 2 3 4 Unter A1 - A4 sind β̂ und σ̂ 2 stochastisch unabhängig. Unter A1 - A4 ist β̂ die ML-Schätzung für β. 2 = Û > Û/n die ML-Schätzung für σ 2 . Unter A1 - A4 ist σ̂ML Z ∼ N (µ, Σ) ⇒ E(Z ) = µ, Cov(Z ) = Σ und Zi ∼ N (µi , Σii ). Sei A ∈ Rp,n mit Rang gleich p und b ∈ Rp , dann AZ + b ∼ N (Aµ + b, AΣA> ). Die Komponenten von Z sind stochastisch unabhängig ⇐⇒ Σ = diag(σii2 ). A ∈ Rp,n , B ∈ Rq,n , AΣB> = 0 ⇒ AZ , BZ sind stochastisch unabhängig. Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 25 / 30 Konfidenzintervalle und Tests für β testen oder Konfidenzintervalle für den Parameter d > β herleiten. Dabei ist d ∈ Rk beliebig. Unter A1 - A4 gilt d > β̂ − d > β p ∼ tn−k σ̂ 2 d > (X> X)−1 d wobei tn−k die t-Verteilung mit n − k Freiheitsgraden bezeichnet. Damit lautet die Testentscheidung: Lehne H0 ab, wenn SS 2009 26 / 30 (Intercept) age -7.0471 1.7061 hipcirc elbowbreadth 4.5365 -0.2474 waistcirc 4.3469 kneebreadth 1.9178 > p <- (1 - pt(abs(T), df = nrow(bodyfat) - length(T))) * 2 > round(p, 4) T =p > tn−k,1−α/2 σ̂ 2 d > (X> X)−1 d (Intercept) age 0.0000 0.0928 hipcirc elbowbreadth 0.0000 0.8054 und ein (1 − α) × 100% Konfidenzintervall für d > β ist q > d β̂ ± tn−k,1−α/2 σ̂ 2 d > (X> X)−1 d SS 2009 > T <- coef(bodyfat_lm) / sdbeta > round(T, 4) und die zweiseitigen P-Werte aus der t-Verteilung ablesen |d > β̂| Stochastik für Informatiker Stochastik für Informatiker Jetzt können wir für jede der Einflußgrößen die Teststatistik ausrechnen, dabei ist d der Einheitsvektor, so daß d > β = βj : H0 : d > β = 0 vs. H1 : d > β 6= 0 () () Körperfettmessung Wir möchten nun Hypothesen der Form Prof. Dr. Torsten Hothorn Prof. Dr. Torsten Hothorn 27 / 30 Prof. Dr. Torsten Hothorn () waistcirc 0.0000 kneebreadth 0.0595 Stochastik für Informatiker SS 2009 28 / 30 Körperfettmessung Körperfettmessung > summary(bodyfat_lm) Call: lm(formula = DEXfat ~ age + waistcirc + hipcirc + elbowbreadth + kneebreadth, data = bodyfat) Residuals: Min 1Q -9.1782 -2.4973 Median 0.2089 Coefficients: Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 Residual standard error: 3.988 on 65 degrees of freedom Multiple R-squared: 0.8789, Adjusted R-squared: 0.8696 F-statistic: 94.34 on 5 and 65 DF, p-value: < 2.2e-16 > confint(bodyfat_lm) 2.5 % 97.5 % (Intercept) -76.45619185 -42.6902064 age -0.01088410 0.1385129 waistcirc 0.17321558 0.4676638 hipcirc 0.24291126 0.6249985 elbowbreadth -2.73231557 2.1299704 kneebreadth -0.06842371 3.3760367 3Q Max 2.5496 11.6504 Estimate Std. Error t value Pr(>|t|) (Intercept) -59.57320 8.45359 -7.047 1.43e-09 *** age 0.06381 0.03740 1.706 0.0928 . waistcirc 0.32044 0.07372 4.347 4.96e-05 *** hipcirc 0.43395 0.09566 4.536 2.53e-05 *** elbowbreadth -0.30117 1.21731 -0.247 0.8054 kneebreadth 1.65381 0.86235 1.918 0.0595 . --Signif. codes: 0 ‘***’ 0.001 ‘**’ 0.01 ‘*’ 0.05 ‘.’ 0.1 ‘ ’ 1 Und als Abschluß noch die Konfidenzintervalle Wir sehen also, daß hauptsächlich der Bauch- und Hüftumfang informativ für den Körperfettanteil sind. 29 / 30 Prof. Dr. Torsten Hothorn () Stochastik für Informatiker SS 2009 30 / 30