6 Region Eisenach–Erfurt Nr. 7 vom 16. Februar 2014 Septuagesimä Von neun Teufeln, die den Pfarrer quälen Thüringens Geistlichkeit vor der Reformation hatte alles andere als ein bequemes Leben G ewalttätige Geistliche, unsittlicher Lebenswandel, zotenhaftes Betragen der Pfarrer und aus Armut geflohene Priester. War das der Alltag einer Thüringer Pfarrgemeinde am Ende des 15. Jahrhunderts? Dieser Frage und weiteren brisanten Aspekten widmete sich Enno Bünz, Professor für Sächsische Landesgeschichte an der Universität Leipzig, bei seinem Fachvortrag im Rahmen der Ausstellung »Umsonst ist der Tod! Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation« am 31. Januar im Museum am Lindenbühl in Mühlhausen. In einem kleinen Büchlein eines unbekannten Verfassers mit dem Titel »Epistola de miseria curatorum seu plebanorum« wird von den Querelen und unendlichen Drangsalen, denen ein Pfarrer damals ausgesetzt war, berichtet und mit althergebrachten Vorurteilen über den »privilegierten Geistlichen« aufgeräumt. Die wirtschaftliche Lage des niederen Klerus, also Vermögen und Einkommen von Pfarrer, Gesellpriester, Vikar und Kaplan, war im auslaufenden 15. Jahrhundert nicht gerade beträchtlich. »Die Pfarrei ist besonders ärmlich und der Vikar hat nichts als die tägliche Kost. Daher sei er aus Armut geflohen«, heißt es im Subsidienregister, in dem Einen interessanten Einblick in die vorreformatorische Zeit gab der Leipziger Kirchenhistoriker Enno Bünz im Mühlhäuser finanzielle Zuwendungen an Pfarreien Museum. Bünz steht hier vor einem Holzschnitt mit den »neun Teufeln«. Foto: Gregor Mühlhaus aufgelistet waren, über die Vikarie auf Burg Schauenforst bei Plauen. Erkleck- der prediger noch pfarrer«. Gleichwohl in der satirischen Flugschrift benannt. verletzt hatte. Zu den Verfehlungen liche Nebeneinnahmen der Geistlichen machten Opfergaben und Zahlungen Als siebter Teufel wird gar der Diözes- des Klerus zählte jedoch »unsittliches für Seelmessen oder Jahrtage einen anbischof angeführt, der dem Pfarrer Verhalten«. Magister Simon Koyne aus erheblichen Teil des Pfarreinkom- ständig Steuern abverlange und wie Salza musste Strafgelder entrichten, »Für ihre Missetaten mens aus und bildeten mehr als nur ein »Wolf erntet, wo er nicht gesät hat«. weil er mit einer Witwe geschlafen hat, mussten die Geistlichen ein willkommenes Nebeneinkommen hinzu kommen Kaplan, Kirchenpfleger, und Heinrich Stock, Pfarrer in Reider Pfarrer. Generalvikar und der gelehrte Prediger. chensachsen, wurde bestraft, weil er Strafgelder entrichten« Nun treten die neun Teufel auf den Dass die Pfarrer kein sorgloses Le- eine Frau zum Ehebruch verführt hatte. ergaben sich gleichwohl aus Oblatio- Plan. Die »Epistola de miseria cura- ben hatten, zeigt das Schicksal des Hatten Pfarrer gar ein Kind gezeugt, nen, also Opfergeldern, und Stolge- torum seu plebanorum«, der »Brief Pfarrers von Großrudestedt, der 1472 wurde dieses als illegitim betrachtet. bühren. Benannt nach der Stola des vom Elend der Pfarrer«, der im Jahr erschlagen wurde, weil er den Bann- Uneheliche Söhne durften jedoch nicht Priesters, die dieser beispielsweise bei 1490 das erste Mal erschien, schildert brief gegen eines seiner Pfarrkinder Priester werden. Allerdings konnte die einer Trauung den Eheleuten auflegte. das Leben des Landgeistlichen wie von der Kanzel verkündet hatte. Auch oberste Päpstliche Bußbehörde von Beim Begräbnis eines Erwachsenen eine Art Vorhölle. Wer das Amt eines zwischen Pfarrer und Küster wird von diesen Mängeln befreien und stellte in war ein Schaf als solche Gebühr üb- Pfarrers bekleide, der solle wissen, dass Streitigkeiten berichtet. So schlugen großer Zahl bischöfliche und päpstlilich, ein gepolsterter Stuhl oder fünf ihn ohne Unterlass neun Teufel zerrei- sich Pfarrer und Küster von Tunzen- che Dispense aus, die so den PriesterSchillinge, beim Begräbnis eines Kin- ßen, heißt es am Beginn der Schrift. Der hausen nach einem Trinkgelage in kindern selbst wieder den Eintritt in des ein Huhn oder ein Schilling. Bei Bauer, der darum schlimm sei, weil er Sömmerda im Jahr 1510 dermaßen, das Pfarramt ermöglichten. freudigen Ereignissen wie Hochzeiten keinen Verstand besitzt und über die dass letzterer schließlich, vom Pfarrer Martin Luther selbst hat sich im und Kindtaufen waren diese Gebühren langen Messen murrt; der Patronats- mit dem Schwert durchbohrt, wie tot Hinblick auf den vorreformatorischen nicht minder wichtig. So ließ Martin herr, der meint die Pfarrei, die er ver- liegen blieb. Klerus aller Verdammungsurteile entLuther den Kurfürsten brieflich wissen, leiht, sei sein eigen; der Kirchner oder Für ihre Missetaten mussten die halten. Noch 1521 meinte er, die Mehr»das die pfarren allenthalben so elend Küster, den der Verfasser gar mit Judas Geistlichen Strafgelder entrichten. So zahl der katholischen Geistlichen führe liegen. Da gibt niemand, da bezahlet vergleicht, da er alle Geheimnisse aus wurde 1498 der Pfarrer Johannes Hopf ein tugendhaftes Leben und genieße niemand, opffer und seelpfennige sind der Pfarrei ausplaudere, und auch im bestraft, weil er in seiner Wut das Weih- deshalb beim Volk Ansehen, war vom gefallen, Zinse sind nicht da odder zu Pfarrhaus selbst ein weiblicher Teufel, rauchfass von sich geschleudert und Referenten Enno Bünz zu erfahren. Gregor Mühlhaus wenig, so acht der gemeyn man wid- die Haushälterin des Priesters, werden so versehentlich einen Jungen schwer Anzeige Termine 15. bis 21. Februar Eisenach. 18. 2., 10 Uhr, Diakonissenmutterhaus: Nikolaikolleg – Dr. Wolfgang Kessler (Wirtschaftspublizist): »Es geht auch anders – Wege zu einem gerechten Umgang mit Geld« • 18. 2., 19 Uhr, Creutznacher Haus: Musik und Texte zum Sterbetag Martin Luthers – Dr. Jochen Birkenmeier, Superintendentin Martina Berlich, Stephan Rumphorst (Landestheater Eisenach) • 20. 2., 12.12 Uhr, Nikolaikirche: Mittagsmusik – Landeskapelle Eisenach • 20. 2., 19.30 Uhr, Diakonissenmutterhaus: Aus meinem Bücherschrank – Tonimaria Kalkbrenner liest Hilde Domin Erfurt. 20. 2., 17 Uhr, Kleine Synagoge: »Gegen das Vergessen – Die Erfurter Denknadeln« – Stadtgang zu ausgewählten Denknadeln • 20. 2., 19 Uhr, Augustinerkloster: Vortrag – Dr. Miriam Rieger und Dr. Daniel Gehrt (Gotha): »Ein Teufelsgespenst in Weimar 1573. Lutherischer Gespensterglaube in der Frühen Neuzeit« Sömmerda. 20. 2., 17 Uhr, Firma Hesse, Freiligrathstr. 58: Bibelgespräch der Landeskirchlichen Gemeinschaft Wettbewerb Wunschbilder und reale Welt Wandersleben (mkz) – Die Literatur-Gedenkstätte der Evangelischen Kirchengemeinde Wandersleben (Landkreis Gotha) hat am 13. Februar einen Schülerwettbewerb unter der Schirmherrschaft der Thüringer Sozialministerin Heike Taubert ausgeschrieben. Es geht um Wunschbilder und die Fähigkeit, Realitäten annehmen zu lernen. Das Thema »Du bist perfekt … vor Deinem Spiegel?« soll kreativ-künstlerisch verarbeitet werden. Karikaturen, Video-Geschichten, Comics, Bilder-Collagen und Fotofolgen können eingesandt werden. Die Auswertung erfolgt in den Klassenstufen 1 bis 4, 5 bis 8 und 9 bis 12. Einsendeschluss ist der 4. April. Der Preis soll am 21. Mai verliehen werden. Einsendungen an: Menantes-Literaturgedenkstätte, Menantesstr. 31, 99869 Drei Gleichen OT Wandersleben. 8 www.menantes-wandersleben. de Gemeinde Kraftakt fast geschafft Knopffest in Kühnhausen M it einem Gottesdienst und einem Fest beging die evangelische Kirchengemeinde Kühnhausen (Kirchenkreis Erfurt) am vergangenen Freitag ihr Knopffest, das durch starken Wind erschwert wurde. Im September 2013 mussten die völlig desolaten Preolit-Schindeln aus DDR-Zeiten vom Turm der Kirche »Porta Coeli« genommen werden. Der Turm wurde mit Schiefer neu gedeckt. Zuvor waren verfaulte Bretter und Balken erneuert worden. »Die Sanierungsarbeiten des Turmes sind sehr viel teurer geworden als veranschlagt«, sagt Martin Remus. Der promovierte Theologe ist zuständig für die 220 Gemeindemitglieder in der Filialgemeinde Kühnhausen. Ursprünglich seien 86 000 Euro angesetzt gewesen, inzwischen belaufen sich die Schätzungen auf 112 000 Euro. »Das ist viel Geld für eine kleine Kirchengemeinde.« Auch wenn der Kirchenkreis zwei Drittel und Lottomittel von 3 000 Euro einen Teil abdeckten. Dass bei einer Spendenaktion, die ins Leben gerufen wurde, bereits 6 600 Euro eingegangen sind, berichtet der Pfarrer voller Stolz. Trotzdem schaue man mit Sorge der Schlussrechnung entgegen und hoffe, dass sie nicht noch höher ausfällt. Der Turmknopf selbst wurde auch restauriert. Er hatte Einschusslöcher, da übermütige Soldaten am Kriegsende gern Turmknöpfe als Zielscheiben aussuchten, um ihr Können zu präsentieren. Die Löcher waren nur notdürftig gelötet. Zudem war der Knopf nicht vergoldet. Nun hat der Kühnhäuser Turm eine goldene Zier. In den Knopf eingelegt wurden eine Tageszeitung, die neueste Ausgabe von »Glaube + Heimat«, Berichte über das aktuelle Leben des Ortes, eine Liste der Pfarrer von Kühnhausen, der am Bau beteiligten Firmen sowie vollständige Sätze DM- und Euro-Münzen. Kleinere Arbeiten, so Remus, werden auch nach dem Fest noch nötig sein. Aber erst einmal sollte die neue Turmbekrönung mit Bratwurst und Glühwein gebührend gefeiert werden. (mkz) Region Gera–Weimar 7 Nr. 7 vom 16. Februar 2014 Septuagesimä Termine Notiert Hilfe nach dem Brandunglück 15. bis 21. Februar Altenburg. 19. 2., 12 Uhr, Brüderkirche: Tag der Gemeinschaft • 20. 2., 15 Uhr, Brüdergasse 11: Bibelstadtgespräch Cospeda. 16. 2., 10.30 Uhr, Kirche: 20. Musikalische Andacht Gera. 16. 2., 9.30 Uhr, St. Salvator: Gottesdienstreihe »Grundbegriffe des Christentums – Kreuz« und dazu am 19. 2., 19 Uhr, Gemeindesaal: Gemeindeabend Jena. Bis 31. 12. 2014, Stadtmuseum: Ausstellung im Rahmen der Lutherdekade in Thüringen »Zwischen Bildersturm und Wiederauferstehung – die Jenaer Marienkrönung« • Während der vorlesungsfreien Zeit an der Uni: Offener Abend in KSG oder ESG Pößneck. 16. 2., 17 Uhr, Bilkesaal: Allianzgottesdienst Rödigen. 19. 2., 14.45 Uhr, Gemeindezentrum: Seniorentreffen/ Menschen in der nachberuflichen Lebensphase: »Adam und Eva, Abraham und Sarah … Paarbeziehungen in der Bibel« Rüdersdorf. 17. 2., 15 bis 18 Uhr, Gemeindezentrum: Kinderferienspiele »Gott hat den Himmel, die Erde gemacht« – Ein Schöpfungsnachmittag für Vorschulkinder und Grundschüler Weimar. 16. 2., 9.30 Uhr, Ev. Gemeindezentrum »Paul Schneider«: Familiengottesdienst zur Eröffnung der Kindertage – Heidi Scholz und Team • 16. 2., 19.30 Uhr, Stephanuskirche Schöndorf: Lobpreisgottesdienst • 19. 2., 10 Uhr, Herdersaal, Herderplatz 7: Forum am Vormittag – Dr. Matthias Rost (Drübeck): »›… nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden‹ – geistliche Übung und geistliche Wurzeln im täglichen Leben« Pilgern In ökumenischer Gemeinschaft Altenburg (mkz) – Das 2004 von Christoph Kühn begründete Ökumenische Samstagspilgern begeht sein zehnjähriges Jubiläum. »In dieser Zeit waren wir jeweils von März bis Oktober auf Wegen in unserer Region unterwegs, die schon in früher Zeit von Pilgern gegangen worden sind«, sagt Dagmar Schlegel, die Regionalbeauftragte der Region Mitteldeutschland in der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft, im Gespräch mit »Glaube+Heimat«. »Mit dem regelmäßigen Samstagspilgern knüpfen wir an die geistige Tradition der Fernpilgerfahrt an. Den Dreiklang des Aufbrechens, des Unterwegsseins und des Ankommens wollen wir als Sinnbild des eigenen Lebens erfahren. In diesem Jahr laden wir zu Pilgerwanderungen in westlicher Richtung von Altenburg bis Weimar ein«, berichtet sie weiter. »Wir sind dabei zu Gast in den Kirchengemeinden am Weg, und wollen selbst zur pilgernden Gemeinde auf dem Weg werden.« Die Saison startet am 1. März, 9 Uhr, an der Herzogin-Agnes-Gedächtnis-Kirche in Altenburg. Von dort führt der 18 km lange Pilgerweg nach Schmölln. Interessenten, die in die Pilgerpraxis »hineinschnuppern« möchten, sind jederzeit willkommen. Für Verpflegung und zweckentsprechende Ausrüstung (Schuhwerk, Regen- oder Sonnenschutz etc.) sind die Teilnehmer selbst verantwortlich. Die Anfangs- und Endpunkte jeder Etappe sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Die Bildung von Fahrgemeinschaften wird empfohlen. Die Teilnahme erfolgt auf eigene Gefahr. Eine Haftung seitens der Organisatoren kann nicht übernommen werden. Gebühren werden nicht erhoben. 8 www.pilgern-in-mitteldeutsch land.de Saalburg (mkz) – Beim Brand, der am 19. Januar im Saalburger Haus für Betreutes Wohnen »Weisses Ross« ausbrach und den Tod einer Bewohnerin sowie die Evakuierung von 17 Frauen und Männern nach sich zog, zeigte sich, wie viele Menschen im Notfall schnell zur Stelle sind und uneigennützig helfen. »Für die große Anteilnahme und Unterstützung während der Rettungsarbeiten durch viele Nachbarn und helfende Hände danken wir sehr herzlich«, sagte Klaus Scholtissek, Geschäftsführer der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein, im Gespräch mit »Glaube + Heimat«. Zur Unterstützung der Betroffenen werde weiterhin um Spenden gebeten. Bankverbindung: Konto-Nr. 16 993, BLZ 830 505 05, Kreissparkasse Saale-Orla, Stichwort »Brandhilfe für Bewohner« 8 www.diakonie-wl.de Bildungstag der Finneck-Schule Studentenpfarrerin Esther-Maria Wedler (Mitte) bei der Bibelarbeit Foto: Maik Schuck In die Uni hineinwirken Die Evangelische Studentengemeinde Weimar befindet sich im Herderzentrum H ier lernt man neue Leute kennen, trifft auf unterschiedliche Ideen und erlebt dabei eine tolle Gemeinschaft«, erläutert Mareike Schönborn, was für sie Anziehungskraft der Evangelischen Studentengemeinde in Weimar ausmacht. Die aus Magdeburg stammende Vertrauensstudentin, die gerade das dritte Semester des Faches Medienkultur an der Bauhaus-Universität absolviert hat, weiß aus eigener Erfahrung, dass der straffe Studienalltag oftmals nur wenig Raum für solche Begegnungen lässt. Deshalb sei es besonders wichtig, dass es eine Anlaufstelle und regelmäßige Termine gebe, »für die man sich einfach Zeit nimmt«. Die Evangelische Studentengemeinde Weimar ist ein solcher Ort. Ihr Domizil befindet sich in der zweiten Etage des 2011 bis 2013 erbauten Herderzentrums, das in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadtkirche St. Peter und Paul eine architektonische Symbiose zwischen Geschichte und Modernität versucht. Um einen solchen Brückenschlag geht es auch in der Arbeit mit den Studierenden. Sie treffen sich Donnerstagabend zu Andacht, Abendbrot und thematischen Angeboten, die zumeist auf Vorschlägen aus der Gemeindeversammlung basieren. Am Dienstagmorgen gibt es hier zwischen 7.15 und 8.30 Uhr die Möglichkeit, sich mit Andacht und Frühstück gemeinsam zu stärken. Über das jeweilige Programm des Winterbzw. Sommersemesters der evangelischen und der katholischen Studentengemeinde informieren farbenfrohe und handliche Leporellos. Seit März 2012 ist hier Esther-Maria Wedler – neben ihrer halben Gemeindepfarrstelle in Neumark – als Studentenpfarrerin tätig. Die promovierte Theologin, die nach ihrer Ordination von 2007 bis 2008 ein Auslandsvikariat in der Deutschen Christuskirche Paris absolvierte und von 2008 bis 2011 eine Projektstelle im Augustinerkloster Gotha innehatte, ist bestrebt, »mit biblischen Themen und ethischen Fragen auch in die Universität hinein zu wirken«. So kamen am 9. Januar an die 200 Besucher zum Vortrag und Podiumsgespräch »Fast Forward – Gutes Leben auf der Überholspur?« in den Oberlichtsaal der Bauhaus-Universität, bei dem mit dem Soziologen Hartmut Rosa über die Beschleunigung des Lebenstempos und das gleichzeitige Gefühl der Zeitknappheit diskutiert wurde. Als wichtiges Instrument zur Beförderung solcher Veranstaltungen bezeichnet sie den Evangelischen Hochschulbeirat, dem Professoren und Studierende der Bauhaus-Universität und der Musikhochschule, Propst Diethard Kamm und Superintendent Henrich Herbst angehören. Hinzu komme als weiterer tragfähiger Partner die Evangelische Akademie Neudietendorf. Der Gesprächsabend im Sommersemester behandle das Thema »Ängste überwinden« aus medizinischer und theologischer Sicht, ist weiter zu erfahren. Dankbar ist Esther-Maria Wedler für die gute Zusammenarbeit mit der katholischen Hochschulseelsorgerin Katharina Pomm und die gewachsene Ökumene. Die ESG Weimar, zu deren hartem Kern 15 bis 20 Studierende gehören, ist offen für alle Nichtstudenten. »Bei uns gibt es keine akademischen Hürden«, betont Mareike Schönborn. Michael von Hintzenstern Rastenberg (mkz) – »Vielfalt der entwicklungsfördernden Möglichkeiten zum individuellen Lernen« ist das Thema des 2. Bildungstages, zu dem die Finneck-Schule »Maria Martha« am 22. März, ab 8 Uhr, in ihr Domizil in der Rastenberger Herrenstraße 34 einlädt. Da verschiedenartige Umwelteinflüsse, Belastungen oder Störungen die nachwachsenden Generationen anfälliger für Entwicklungsdefizite machen, ist es Anliegen der Veranstaltung, gemeinsam mit den Teilnehmern nach geeigneten Hilfen zu suchen. Angesprochen sind Pädagogen, Erzieher, aber auch interessierte Eltern. Sie alle sind eingeladen, neue Erkenntnisse und Methoden kennenzulernen und miteinander über dieses Thema ins Gespräch zu kommen. Bereits am 21. März, um 16.30 Uhr, sind Interessenten in der FinneckSchule zum Vortrag »Kein Kind muss an Mathe scheitern, wenn es die richtige Hilfe erhält – die Wasserglasmethode« willkommen. Dann stellt die Psychologin und Psychotherapeutin Angelika Schlotmann die von ihr Ende der 1990er Jahre entwickelte Wasserglasmethode vor. Diese hilft Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erfolgreich, die Mathematik zu begreifen. Anmeldungen sind bis zum 26. Februar auf der Website der Stiftung Finneck möglich. 8 www.stiftung-finneck.de Vorgestellt Den Kranken einfach nahe sein Pfarrerin Regina Scriba-Lattek ist seit September im Greizer Kreiskrankenhaus als Seelsorgerin tätig S eit fast sechs Jahren gibt es im 1. Obergeschoss des Kreiskrankenhauses Greiz einen Raum der Stille, den seither nicht nur Patienten, sondern auch Klinikangestellte zum Innehalten nutzen. Nachdem Pfarrer Herrmann Rose hier 14 Jahre lang die Stelle des Klinikseelsorgers ausübte, übernahm am 1. September 2013 Regina Scriba-Lattek diese Tätigkeit. »Ich wollte keine große Einführung«, erwidert sie auf die Frage, warum die Öffentlichkeit davon nur geringe Notiz nahm. »Ärzte, Schwestern und anderes Personal beginnen auch einfach damit, ihren Beruf auszuüben«, begründet dies die Theologin. In einer schwierigen Lebenssituation, wie sie ein Patient im Krankenhaus erleben muss, sei die psychologische Versorgung und der seelsorgerliche Beistand besonders wichtig, sagt sie im Blick auf ihre Arbeit. »Klinikseelsorge ist ein Gesprächsangebot, das die Möglichkeit bietet, Gefühle, Ängste, aber auch Wünsche und Hoffnungen zu erforschen und miteinander zu teilen. Ich möchte in dieser Aufgabe den Pfarrerin Regina Scriba-Lattek ist am Greizer Krankenhaus als Klinikseelsorgerin tätig. Foto: Antje-Gesine Marsch Menschen einfach nahe sein«, betont Regina Scriba-Lattek. Nicht selten bringe die Krankheit Fragen mit sich, die das Leben im Ganzen betreffen. Ungewissheit, Angst, aber auch Einsamkeit könnten sehr belasten. »Manchmal brechen dabei auch Fragen des Glaubens auf«, weiß Pfarrerin Scriba-Lattek aus Erfahrung. Ein seelsorgerisches Gespräch könne auch weiterhelfen, in der Situation des Krankseins die eigenen Kraftressourcen aufzuspüren. So komme es vor, dass Menschen, die noch nie direkten Kontakt zur Kirche hatten, um ein Gespräch bitten. Andere Patienten wären dankbar, wenn sie einfach nur still neben ihnen säße und die Hand halte. Die 53-Jährige, die in Freilassing geboren wurde und »der Liebe wegen« vor 15 Jahren nach Thüringen kam, wohnt mit ihrem Ehemann, Pfarrer Gerhard Scriba, und dem 18-jährigen Sohn im Aumaer Pfarrhaus. Neben ihrer Tätigkeit als Klinikseelsorgerin ist Regina Scriba-Lattek, die zuvor viele Jahre als Pfarrerin in Frankfurt/ Main wirkte, an der Freien Regelschule Reudnitz und dem Ulf-Merbold- Gymnasium Greiz als Schulpfarrerin tätig. Von der Jugend hält die sympathische Frau sehr viel: »Ich erlebe in meiner täglichen Arbeit Heranwachsende, die ganz klare Ziele haben. Was die heutige Jugend anbetrifft, bin ich entgegen anderer Meinungen sehr optimistisch.« Wichtig ist der Theologin auch: Klinikseelsorge ist keine Einbahnstraße. »Oft können die Patienten viel zurückgeben. Es wirkt durchaus bestärkend, wenn man sieht, wie Menschen mit ihrer Krankheit umgehen und sich trotz mancher Aussichtslosigkeit nicht aufgeben.« In ihrer Freizeit arbeitet Regina Scriba-Lattek gern in ihrem Garten, wandert und schwimmt mit Begeisterung. »Ich liebe meine Arbeit im Krankenhaus, sie macht wirklich Sinn«, sagt die Pfarrerin, die dienstags von 14 bis 16 Uhr, mittwochs von 14 bis 16.30 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr im Raum der Stille anzutreffen ist. Jeden Donnerstag findet dort 16 Uhr eine Andacht statt. Antje-Gesine Marsch 8 Region Meiningen–Suhl Nr. 7 vom 16. Februar 2014 Septuagesimä Notiert Angebote Glocken finden ihre letzte Ruhestätte Familienzentrum erhielt eine Spende Walldorf (mkz) – Für die vier gusseisernen Glocken der Walldorfer Wehrkirche ist ein Standplatz gefunden. Sie sollen auf dem Friedhof des Ortes zur Ruhe kommen. Auf der freien Längsseite neben dem Denkmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft soll dazu ein Fundament gegossen werden. Bislang stehen die alten Glocken der Walldorfer Wehrkirche noch in der Pfarrgasse und können dort von jedermann besichtigt werden. Da dieser Standplatz demnächst für die Wiederaufbauarbeiten geräumt werden muss, wandte sich Pfarrer Heinrich von Berlepsch an die weltliche Gemeinde und bat diese um Mithilfe bei der Suche nach einer geeigneten letzten Ruhestätte für die tonnenschweren Klangkörper. Das Problem ergab sich, nachdem die Kirchengemeinde festgestellt hatte, dass ein passender Standort auf eigenem Grund nicht zur Verfügung steht. Mit der Entscheidung für den Standplatz auf dem Friedhof kann jetzt die Umsetzung der Glocken vorbereitet werden. Suhl (mkz) – Das Projekt »Kochen mit Kindern« des Mehrgenerationenhauses Familienzentrum »Die Insel« in Suhl erhielt eine Spende von mehr als 17 000 Euro. Das Projekt ist eines von fünf Vorhaben, die Anfang Februar aus dem Spendengeld der Initiative »Thüringen sagt Ja zu Kindern« jeweils 17 056,92 Euro erhalten haben. Mit dem Spendengeld will das Familienzentrum in den nächsten Sommerferien Kochkurse für Kinder organisieren. In der »Insel« in Suhl sollen Kinder aus bedürftigen und bildungsfernen Familien ein gutes Essen bekommen und lernen, wie man es selbst zubereitet. Die Initiative »Thüringen sagt Ja zu Kindern« ist eine Gemeinschaftsaktion des Thüringer Landtags, des Thüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit, des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Thüringen, des Radiosenders Antenne Thüringen sowie der Thüringischen Landeszeitung. Sie wurde von den Partnern mit dem Ziel und Zweck gegründet, auf die Problematik des Kinderschutzes aufmerksam zu machen. Ziel ist es, Vernachlässigung, Kindesmissbrauch, Kindesmisshandlung und Armut in unserer Gesellschaft darzustellen – Aufklärungsarbeit zu leisten. Darüber hinaus stellt die Aktion die zahlreichen Hilfsangebote in Thüringen vor und sammelt Spendengelder, die diese Kinderund Jugendschutzprojekte finanziell unterstützen sollen Spenden für Turmuhr in Oehrenstock Oehrenstock (mkz) – Die Turmuhr in Oehrenstock (Kirchenkreis Arnstadt-Ilmenau) soll elektrifiziert werden. Das heißt, die gesamte Mechanik aus dem Jahr 1886 soll erhalten bleiben, der Aufziehvorgang jedoch von Getriebemotoren übernommen werden. Auch das alte Uhrwerk soll mit einem Zusatzgerät wie einer Funkuhr betrieben werden. Doch dafür müssen insgesamt Mittel in Höhe von mehr als 5 000 Euro aufgebracht werden. Eine Spendenaktion der Kirchengemeinde erbrachte im vorigen Jahr 3 600 Euro. Noch immer fehlen 1 800 Euro, um die Antriebe für die Uhr und das Zusatzgerät für die Funkautomatik anzuschaffen. Wie das Freie Wort berichtete, will sich Pfarrer Walther in der Thüringer Staatskanzlei um Lottomittel bewerben: »Wir hoffen, dass wir damit auf offene Ohren stoßen. Die Uhr ist schließlich für alle Oehrenstöcker da, nicht nur für die Gemeindeglieder.« Anzeige Der Glaube ist für Andrea Schiel eine wichtige Stütze. Foto: Juliane Hassan »Gott hat uns getragen« Vorgestellt: Andrea Schiel, ausgezeichnet mit der »Thüringer Rose« O hne ihren Glauben an Gott kann sich Andrea Schiel ihr Leben nicht vorstellen. Er trägt sie in der Familie, im Beruf und in ihrem jahrelangen ehrenamtlichen Engagement. Im Herbst wurde Andrea Schiel aus Fambach (Kirchenkreis Schmalkalden) mit der »Thüringer Rose« geehrt, einer Auszeichnung des Thüringer Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit. Mit der »Thüringer Rose« werden Menschen gewürdigt, die sich in langjähriger gemeinnütziger und überdurchschnittlicher Weise für Schwächere einsetzen. Die Auszeichnung erinnert an die Heilige Elisabeth. »Ich hab’ mich sehr darüber gefreut«, sagt Andrea Schiel. »Denn ich hab’ die Medaille stellvertretend für alle angenommen, die tagtäglich im Kleinen und Verborgenen viel für andere tun. Es gibt manches, was ich gemacht habe, was aber keinen Namen hat«, versucht die 52-Jährige ihr vielfältiges Engagement zu beschreiben, für das sie ausgezeichnet wurde. Sie selbst sieht es als selbstverständlich an, füreinander da zu sein, sich gegenseitig zu helfen, ein offenes Ohr zu haben. In den ersten Jahren ihrer Ehe engagierte sie sich gemeinsam mit ihrem Mann Ingolf beim »Blauen Kreuz«. Sie hatten immer ein offenes Haus, offen für Menschen, die Rat in einer schwierigen Lebenslage suchten oder nur eine Übernachtungsmöglichkeit. »Mein Mann und ich wussten, dass wir unser Leben auf den Glauben gründen wollten«, erzählt Andrea Schiel. Als sie noch ein junges Paar waren, sprachen sie oft über Fragen des Glaubens. Was sind unsere Werte? Worauf wollen wir bauen? Wie wollen wir unsere Kinder erziehen? Zu Andrea Schiels Grundhaltung gehört auch die Dankbarkeit. Sie selbst kennt Krankheit und Verlust und ist dankbar für das Leben mit ihrer großen Familie. Das Ehepaar hat sieben eigene Kinder und drei Pflegekinder sowie fünf Enkelkinder. Alle Kinder hat Andrea Schiel zu Hause betreut. Vor zehn Jahren begann sie ehrenamtlich, sich als Hospizbegleiterin ausbilden zu lassen. Heute ist die gelernte Krankenschwester Leiterin des Ambulanten Hospizdienstes in Schmalkalden. »Ich bin dankbar für diesen Werdegang. Und dafür, dass mein Mann vor anderthalb Jahren seine Arbeit aufgegeben hat und wir die Rollen getauscht haben. Er kümmert sich nun um Kinder und Haushalt, damit ich meinen neuen Beruf ausfüllen kann. Scheinbar dachte man, wer eine so große Familie organisieren kann, der könne auch den Hospizdienst mit aufbauen. »Ich bin ins kalte Wasser gesprungen und heute bin ich die Hospizfrau«, sagt sie mit strahlenden Augen. Einen Traum hat die »Hospizfrau« noch: Nur zu gern würde sie mit ihrem Mann eine Art Wohngemeinschaft gründen. »Ein Haus für Jung und Alt, in dem alle unter einem Dach wohnen und doch jeder für sich Platz hat. Ein Zusammenleben in Würde bis ins hohe Alter, mit Kindern und Tieren. »Ich weiß nicht, ob das mal was wird, aber geträumt haben mein Mann und ich immer«, erzählt sie. Mancher Traum sei in Erfüllung gegangen, einige jedoch nicht. »Ich bin dankbar für unser Leben, und ich bin Gott dankbar, der uns immer getragen hat – egal was war.« Juliane Hassan Frauenfrühstück in Suhl Suhl (mkz) – Am 15. Februar, 9 Uhr wird im Mehrgenerationenhaus Suhl, Familienzentrum »Die Insel« in Suhl-Nord zum Frauenfrühstück eingeladen. Auf dem Programm steht ein Reisebericht »Eine fotografische Reise nach Canada und Alaska«. Impressum Ausgabe Thüringen Herausgeber: Evangelischer Presseverband in Mitteldeutschland e.V. www.glaube-und-heimat.de Chefredaktion: Dietlind Steinhöfel (v.i.S.d.P.) E-Mail<[email protected]> Redaktion Thüringen Michael v. Hintzenstern, Sabine Kuschel Redaktionsassistenz: Ramona Schurig Telefon (036 43) 24 61-20, Telefax -12 E-Mail<[email protected]> Gemeinsame Redaktion Mitteldeutscher Kirchenzeitungen (Seiten 2, 4 und 12) Chefredaktion: Harald Krille (v.i.S.d.P.) Redaktion: Sabine Kuschel Redaktionsassistenz: Birgit Heimann Telefon (036 43) 24 61-23, Telefax -12 E-Mail <[email protected]> Verlag: Wartburg Verlag GmbH Geschäftsführer: Torsten Bolduan, Barbara Harnisch Telefon (036 43) 24 61-14, Telefax -18 Mitglied im Evangelischen Medienverband in Deutschland (EMVD). Anzeigen: Stefanie Rost Telefon (036 43) 24 61-13, Telefax -18, E-Mail<[email protected]> Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 5 vom 1. 1. 2014. Abonnentenservice: Gerlint Buchwald Telefon (036 43) 24 61-14, Telefax -18 E-Mail<[email protected]> Anschrift (Verlag und Redaktionen): Postfach 26 03 und 26 41, 99407 Weimar Lisztstraße 2a, 99423 Weimar Druck: Schenkelberg Druck Weimar GmbH Jahresabonnement: 48,00 € inkl. Zustellgebühr. Die Bezahlung erfolgt nach Ihrer Wahl per Rechnung oder per Bankeinzug. Preise bei Zahlung per Rechnung jährlich 48,00 €, halbjährlich 25,00 €, vierteljährlich: 13,50 €. Bei Bankeinzug 3% Rabatt, d. h. jährlich 46,56 €, halbjährlich 24,25 €, vierteljährlich 13,10 €. Soweit Sie uns zum Bankeinzug bevollmächtigt haben, ziehen wir die Abonnementgebühr im Voraus ein: bei jährlicher Zahlweise am 15. des ersten Monats im jeweiligen 12-monatigen Abonnementzeitraum; bei Halbjahreszahlung am 15. des ersten Monats im jeweiligen Halbjahreszeitraum; bei quartalsweiser Zahlung am 15. des ersten Monats im jeweiligen Dreimonatszeitraum. 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