1 Grundlagen 1.1 Licht Wir betrachten die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in einem linearen und isotropen Medium. Es gelten die Materialgleichungen: D r 0 E B r 0 H und Weiterhin nehmen wir an, dass keine freien Ladungen und Ströme vorhanden sind, d.h. j 0 0 und Damit werden die Maxwell-Gleichungen zu: (II) B 0 (IV) B r 0 r 0 E E 0 (III) E B (I) Wir bilden die Rotation von (III) und (IV): ( E ) (E ) E B r 0 r 0 E ( B) (B) B r 0 r 0 E r 0 r 0 B (1.1.1) (1.1.2) Die Terme E und B sind aufgrund Gleichung (I) bzw. (II) gleich Null. Es bleibt: E r 0 r 0 E 0 Mit 1 0 0 und B r 0 r 0 B 0 (1.1.3) c (Lichtgeschwindigkeit im Vakuum) und r r n (Brechungsindex des Mediums) erhält man: 2 2 n E 0 2 c t und 2 2 n B 0 2 c t (1.1.4) Dies sind homogene Wellengleichungen für Wellen mit der c Ausbreitungsgeschwindigkeit u . n Mögliche Lösungen sind ebene Wellen der Form: E E0 e i ( k r t ) und B B0 e i ( k r t ) k ist dabei der Wellenvektor und die Kreisfrequenz. -1- (1.1.5) Die Lösungen für das elektrische und magnetische Feld sind nicht unabhängig, sondern durch die Maxwellgleichungen verknüpft. a) Einsetzen in E 0 liefert: i (k E0 )e i ( kr t ) 0 und daraus k E0 0 => k und E0 stehen senkrecht zueinander (1.1.6) b) Einsetzen in B 0 liefert: i (k B0 )e i ( kr t ) 0 und daraus k B0 0 => k und B0 stehen senkrecht zueinander (1.1.7) c) Einsetzen in E B liefert: i (k E0 )e i ( kr t ) iB0 e i ( k r t ) und daraus k E0 B0 (1.1.8) 1 1 c c d) Einsetzen in B r 0 r 0 E (oder: B 2 E mit u ) u r 0 r 0 r r n liefert: i (1.1.9) i (k B0 )e i ( kr t ) 2 E0 e i ( k r t ) und daraus k B0 2 E0 u u Die Vektoren E0 , B0 und k bilden daher ein orthogonales Rechtssystem (Abb. 1.1.1), wir haben es mit einer transversalen Welle zu tun. Abbildung 1.1.1: Orientierung von Magnetfeld, elektrischem Feld und Wellenvektor bei einer ebenen Welle, die sich in einem isotropen Medium ausbreitet. Wir leiten nun noch einen Zusammenhang zwischen k und her, dazu bilden wir das Kreuzprodukt von (1.1.9) und k : k (k B0 ) 2 k E0 u 2 2 k (k B0 ) k B0 B0 u -2- 2 c 2 2 und damit: uk k n 2 (1.1.10) Dies ist eine Dispersionsrelation (siehe Abb. 1.1.2), die die Frequenz (und damit auch die Energie) mit dem Wellenvektor verknüpft. Abbildung 1.1.2: Dispersionsrelation für die Ausbreitung von ebenen Wellen im Vakuum (n=1) und in einem Medium Brechungsindex n=2. Weiterhin gelten die Beziehungen: 2 , 2 und k nk 0 , wobei k 0 der Wellenvektor im Vakuum ist. k 1.2 Absorption und Verstärkung Absorption Wir betrachten ein absorbierendes Medium mit der Länge L, das von Licht mit der anfänglichen Leistung P0 durchlaufen wird (Abb. 1.2.1). Nach Durchlaufen des Mediums ist die Lichtleistung auf P P0 e L abgefallen (Lambert-Beersches Gesetz). ist der Absorptionskoeffizient des Mediums (Einheit: 1/Länge). Abbildung 1.2.1: Änderung der Lichtleistung beim Durchlaufen eines absorbierenden Mediums der Länge L. -3- Verstärkung Bei einem verstärkenden Medium (wieder mit Länge L) erhöht sich die Lichtleistung beim Durchlauf auf P P0 e gL . g ist der Verstärkungskoeffizient (oder einfach die Verstärkung) des Mediums. Abbildung 1.2.2: Änderung der Lichtleistung beim Durchlaufen eines verstärkenden Mediums der Länge L Verstärkung und Absorption können auch durch einen komplexen Brechungsindex n n'in' ' beschrieben werden. Wir betrachten dazu die mittlere Energiedichte einer ebenen Welle (Herleitung z.B. in Nolting: Grundkurs Theoretische Physik, Elektrodynamik): 2 1 1 w r 0 E0 B0 2 2 r 0 2 (1.2.1) Die Energiedichte hängt also quadratisch von den Feldstärken ab. Für eine gedämpfte ebene Welle müssen wir also ansetzen: E ( r , t ) E0 e kr 2 k e i ( k r t ) (1.2.2) 2 Unter Verwendung von k n'k 0 und k 0 ergibt sich: 0 0 k 0 r E ( r , t ) E 0 e 2 2 e i ( n ' k 0 r t ) (1.2.3) Ein Vergleich mit der ursprünglichen Form E E0 e i ( nk 0 r t ) (jetzt mit komplexem n) liefert: n n'in' ' n'i 0 4 (1.2.4) Für ein verstärkendes Medium erhält man analog: n n'in' ' n'i g0 4 (1.2.5) -4- 1.3 Einfaches Lasermodell Abb. 1.3.1 zeigt ein einfaches Lasermodell, bestehend aus einem verstärkenden Medium (auch aktive Zone oder aktives Material genannt) der Länge L, das an beiden Seiten von Spiegeln einer Reflektivität von R1 bzw. R2 begrenzt ist. Die Verstärkung des Mediums muss die Spiegelverluste (Transmission und Absorption) ausgleichen. Abbildung 1.3.1: Einfaches Lasermodell. Das verstärkende Medium der mit der Länge L wird an beiden Seiten von Spiegeln begrenzt. Zur Berechnung der dafür erforderlichen Verstärkung (Schwellenverstärkung) betrachtet man einen Umlauf des Lichts im Laserresonator. Wir starten mit der Leistung P0. Nach einem Durchlauf beträgt die Leistung P0egL, nach der Reflexion am rechten Spiegel P0R2egL, nach einem weiteren Durchlauf des Resonators P0R2e2gL und nach der Reflexion am linken Spiegel P0R1R2e2gL. Kompensiert die Verstärkung gerade die Spiegelverluste, so darf sich die Leistung bei einem Umlauf nicht ändern, d.h. es muss gelten: P0 P0 R1 R2 e 2 gL Daraus ergibt sich die Laserbedingung: R1 R2 e 2 gL 1 (1.3.1) Diese Gleichung ist allerdings nur ’fast’ richtig, da wir die spontane Emission vernachlässigt haben. Bei jedem Umlauf des Lichts im Resonator koppelt ein kleiner Anteil (ca. 10-5-10-4) der spontanen Emission in die Lasermode. Auf der rechten Seite von 1.3.1 müsste daher genaugenommen keine eins, sondern ungefähr 0.99999 stehen. Für alle praktischen Zwecke (z.B. Berechung der Laserschwelle) ist Gleichung 1.3.1 aber eine sehr gute Näherung. Die Schwellenverstärkung berechnet sich aus Gleichung 1.3.1 zu: g th 1 1 log 2L R1 R2 (1.3.2) Das ‚th’ kommt vom englischen Wort für Schwelle (threshold). Beispiel: Ein Halbleiterlaser mit einer Länge von 1 mm habe Spiegel mit einer Reflektivität von R = 0.3. Die Schwellenverstärkung ist damit gth=12 cm-1. -5- Neben der Umlaufbedinung für die Leistung kann man auch eine Umlaufbedingung für das elektrische Feld im Resonator aufstellen. Diese ist (analog zu 1.3.1): r1r2 e 2ink 0 L 1 (1.3.3) r1 R1 und r2 R2 sind die Amplitudenreflektivitäten. Durch Zerlegen des Brechungsindex n in Real- und Imaginärteil erhält man: r1r2 e 2in 'k0 L e 2 n ''k0 L 1 (1.3.4) Die Laserbedingung zerfällt damit in zwei Gleichungen, die beide erfüllt sein müssen: r1r2 e 2 n ''k0 L 1 (1.3.5) e 2in 'k0 L 1 (1.3.6) a) Gleichung 1.3.5 ist identisch zu Gleichung 1.3.1, wie man leicht durch Einsetzen von g 2 zeigen kann: n' ' 0 und k 0 4 0 r1r2 e g0 k 0 L 2 1 => r1r2 e gL 1 => R1 R2 e 2 gL 1 (1.3.7) b) Aus 1.3.6 folgt 2in ' k0 L 2im , mit m=1, 2, 3, …. Unter Verwendung von L m 2 0 n' ergibt sich: (1.3.8) Die Resonatorlänge muss also ein ganzzahliges Vielfaches der halben Wellenlänge (im Resonator) sein, wie es in Abb. 1.3.2 schematisch für zwei Resonatormoden gezeigt ist. Abbildung 1.3.2: Feldverteilung für zwei Lasermoden. -6- Gleichung 1.3.5 ist eine Bedingung für die Amplitude des Feldes, diese darf sich bei einem Umlauf im Resonator nicht ändern. Gleichung 1.3.6 ist eine Bedingung für die Phase des Feldes, diese darf sich beim Umlauf im Resonator nur um ganzzahlige Vielfache von 2 ändern. Bei einem realen Laser liegt m bei ca. 103 (z.B. für L=1mm, n’=3, 0=1µm => m=6000). Die Verstärkung im Halbleiterlaser ist breiter als der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Moden, im Spektrum eines Halbleiterlasers treten daher in der Regel mehrere, äquidistante Moden (Fabry-Perot Moden) auf. Eine Laserstruktur mit zwei Spiegeln als Reflektoren wird daher auch als Fabry-Perot Laser bezeichnet. Abb. 1.3.3 zeigt schematisch das Emissionsspektrum eines solchen Lasers. Abbildung 1.3.3: Emissionsspektrum eines Fabry-Perot Lasers mit Moden im Abstand . Die Einhüllende des Spektrums ist durch die Verstärkungskurve des verwendeten aktiven Materials gegeben. Der Modenabstand eines Fabry-Perot Laser ist gegeben durch: 2 2n g L (1.3.9) ng ist der Gruppenindex des Materials im Laserresonator. Hängt der Brechungsindex n nicht von der Wellenlänge ab, so ist ng=n. In dispersiven Materialien mit (n()) ist der Gruppenindex bei der Wellenlänge : n g ( ) n ( ) n( ) (1.3.10) n( ) negativ, d.h. der Gruppenindex ist größer als der Brechungsindex. Typische Werte für n liegen im Bereich von 3-3.5, die Werte für ng liegen um 10-20% darüber. In Halbleitermaterialien ist -7- 1.4 Aufbau eines Halbleiterlasers Abbildung 1.4.1 zeigt den Schichtaufbau eines InGaAs/GaAs/AlGaAs Quantenfilmlasers. Der 8 nm dicke In0.18Ga0.82As Quantenfilm in der Mitte der Struktur ist das verstärkende Medium. Er ist eingebettet in einen 400 nm dicken GaAs Wellenleiter, der zusammen mit den AlGaAs Mantelschichten (engl. Cladding) für den optischen Einschluss der Lasermode sorgt. Die Mantelschichten sind n- bzw. p-dotiert, so dass von unten Elektronen und von oben Löcher in den Quantenfilm injiziert werden können. Die obere 150 nm dicke GaAs Kontaktschicht ist hoch dotiert (n=1019cm-3), um einen guten ohmschen Kontakt zu der darüberliegenden Metallisierung (hier nicht eingezeichnet) zu ermöglichen. Der n-Kontakt erfolgt über die Rückseite des GaAs Substrates. Die Dotierung der Claddingschichten bewegt sich im Bereich von 1018 cm-3. Abbildung 1.4.1: Schichtstruktur eines InGaAs/GaAs/AlGaAs Quantenfilmlasers Der Verlauf der Bandlücke ist schematisch in Abb. 1.4.2 dargestellt. Die AlGaAs Schichten verfügen über die größte Bandlücke, nach innen hin (GaAs Wellenleiter, InGaAs Quantenfilm) wird die Bandlücke sukzessive kleiner. Durch die p- und n-Dotierung der Mantelschichten bildet sich eine Raumladungszone mit einer Verbiegung der Bänder aus, die hier nicht dargestellt ist (siehe dazu die Ergänzungen zum Skript). Elektronen und Löcher, die von den Claddingschichten in den GaAs Wellenleiter injiziert werden relaxieren schließlich in den Quantenfilm, wo sie strahlend rekombinieren. Abbildung 1.4.2: Bandverlauf in einem InGaAs/GaAs/AlGaAs Quantenfilmlasers -8- Der Brechungsindexverlauf der Struktur ist in Abb. 1.4.3 gezeigt. Abbildung 1.4.3: Brechungsindexverlauf in einem InGaAs/GaAs/AlGaAs Quantenfilmlasers Der Verlauf ist umgekehrt zum Verlauf der Bandlücke, die AlGaAs Claddingschichten verfügen über den kleinsten und der InGaAs Quantenfilm über den größten Brechungsindex. Auf diese Weise wird ein ebener Wellenleiter realisiert, der Licht durch Totalreflexion an der GaAs/AlGaAs Grenzfläche führen kann (Abb. 1.4.4). Abbildung 1.4.4: Lichtleitung in einem GaAs/AlGaAs Schichtwellenleiter. Diese Struktur wird SCH (Separate Confinement Heterostructure) genannt. Der separate Einschluss bezieht sich dabei auf den Einschluss von Ladungsträgern und Photonen. Der Quantenfilm sorgt für den Einschluss der Ladungstäger, die Wellenleiterstruktur für den optischen Einschluss. Eine Variante der SCH stellt der GRINSCH (Graded Index Separate Confinement Heterostructure) dar. Bei dieser Struktur wird der Al Gehalt der Schichten kontinuierlich vom Quantenfilm bis zum Cladding erhöht, so dass sich der in Abb. 1.4.5 dargestellte Bandverlauf ergibt. Abbildung 1.4.5: Bandverlauf in einem Laser mit GRINSCH. -9- Für ein ‚echtes’ Bauelement ist noch eine laterale Strukturierung erforderlich, um einen Einschluss der Ladungsträger und Photonen in der Schichtebene zu ermöglichen. Eine Möglichkeit ist der sogenannte Buried-Heterostructure (BH) Laser, der in Abb. 1.4.6. dargestellt ist. Ausgehend von der in Abb. 1.4.1 dargestellen Schichtstruktur wird hier zunächst eine Rippe geätzt und diese dann mit einem isolierenden Material großer Bandlücke (in unserem Fall AlGaAs) überwachsen. Durch den Sprung von Bandlücke und Brechungsindex vom GaAs Wellenleiterkern zum umgebenden AlGaAs wird, analog zum vertikalen Einschluss, eine Barriere für die Ladungsträger und eine optische Wellenführung realisiert. Am Ende des Herstellungsprozesses werden einzelne Laser mit einer Länge von 300-1000 µm aus dem Wafer herausgespalten. Die Spaltlinien verlaufen entlang der Kristallachsen, daher ist die optische Qualität der Facetten (Vorder- und Rückseite des Lasers in Abb. 1.4.6) sehr hoch. Aufgrund des großen Brechungsindex des Halbleitermaterials (n≈3) liegt die Reflektivität der Facetten bei ca. 30% (Fresnel Formel), dies ist wegen der hohen Verstärkung im Laser ausreichend. Abbildung 1.4.6: Aufbau eines Buried-Heterostructure (BH) Lasers. Der rote Strich stellt den InGaAs Quantenfilm dar, der umgebende hellgrüne Bereich ist der GaAs Wellenleiterkern. Abb. 1.4.7 zeigt den Stromfluss in einem BH-Laser. Das undotierte AlGaAs Material hat einen sehr großen Widerstand, der Stromfluss konzentriert sich daher auf die dotierten AlGaAs Schichten unter und über dem Wellenleiterkern. Abbildung 1.4.7: Stromfluss im BH-Laser. Der Strompfad konzentriert sich auf die dotierten Halbleiterbereiche. - 10 - Der spezielle Aufbau eines Halbleiterlasers erfordert einige Änderungen am in Abschnitt 1.3 besprochenen einfachen Lasermodell. a) Im Halbleiterlaser füllt das verstärkende Medium nicht den ganzen Resonator aus. Nur ein Teil des im Resonator umlaufenden Lichts wechselwirkt daher mit dem verstärkenden Medium. Man definiert den Füllfaktor als den Bruchteil der Lasermode, der mit dem verstärkenden Medium überlappt. Damit ergibt sich die effektive (oder auch modale) Verstärkung als Produkt aus der Verstärkung des aktiven Mediums (Quantenfilm) und dem Füllfaktor. gmodal=gMaterial (1.4.1) b) Die Halbleiterschichten absorbieren (z.B. durch ohmsche Verluste in dotierten Schichten) oder streuen einen Teil des Lichts. Dies führt zu zusätzlichen Verlusten, die als interne Absorption i bezeichnet werden. Die Nettoverstärkung ist damit: gnetto=gMaterial -i (1.4.2) Die Bezeichnungen ‚netto’ und ‚Material’ werden im Folgenden der Einfachheit halber weggelassen. Die Laserbedingung 1.3.1 kann man jetzt so schreiben: R1 R2 e 2 ( g i ) L 1 (1.4.3) Auch den Spiegeln kann ein (effektiver) Absorptionskoeffizient zugeordnet werden, die Spiegelverluste m. Dazu schreibt man Gleichung 1.4.3 formal um: R1 R2 e 2 ( g i ) L 1 => e 2( g i m ) L 1 Daraus ergibt sich für die Spiegelverluste: m 1 1 log 2L R1 R2 (1.4.4) Die Schwellenbedingung kann man jetzt schreiben als: g i m i 1 1 log 2L R1 R2 (1.4.5) Die modale Verstärkung muss also größer sein als die Summe von interner Absorption und Spiegelverlusten. - 11 -