TECHNISCHE UNIVERSITÄT DARMSTADT Fachbereich Mathematik Prof. Dr. L. Kramer Martin Fuchssteiner Lisa Steiner WS 2004/05 20.12.2004 Analysis I 9. Tutorium mit Lösungshinweisen (T 1) Offene Mengen Lösung: (a) S (b) Sind O1 , . . . , On offene Mengen und x ∈ ni=1 Oi ein Punkt in der Vereinigung, so gibt es ein k mit x ∈ Ok . Nach Definition der Offenheit gibt es eine -Umgebung U (x), welche ganz S in Ok liegt: U (x) ⊂ Ok . Diese Umgebung Sn U (x) liegt dann auch in der n Vereinigung i=1 Oi . Weil dies für alle Punkte x ∈ i=1 Oi gilt, ist die Vereinigung eine offene Menge. (c) Der Beweis ist analog zu (b). T (d) Sind O1 , . . . , On offene Mengen und x ∈ ni=1 Oi ein Punkt im Schnitt dieser Mengen, so liegt der Punkt x in jeder der Mengen Oi . Weil diese offen sind, gibt es für jedes 1 ≤ i ≤ n eine -Umgebung Ui (x), welche ganz in Oi liegt: Ui (x) ⊂ Oi . Ist = min{i | 1 ≤ ı ≤ n}, so liegt die Menge U (x) in Tnjeder der Mengen Oi und damit auch im Schnitt. Es gibt T also zu jedem Punkt x ∈ i=1 Oi eine -Umgebung U (x), welche ganz im Schnitt ni=1 Oi liegt, d.h. der Schnitt ist eine offene Menge. (e) Der ganze Raum R ist offen, da jede -Umgebung eines Punktes wieder in R liegt. Die leere Menge ∅ ist auch offen, da hier das gleiche gilt (Es gibt hier nämlich gar keine Umgebungen, daher gilt für diese auch die Bedingung.) (T 2) Stetigkeit Lösung: (a) (b) Zeige, daß es zu jeder -Umgebung U (y) = {r ∈ R | r − y |< } eine δ-Umgebung Uδ (x̂) = {r ∈ R | r − x̂ |< δ} gibt, die unter f in die Umgebung U (y) abgebildet wird, d.h. f (Uδ (x̂)) ⊂ U (y). (c) Nach Definition der Offenheit gibt es eine -Umgebung U (f (x̂)) um f (x̂), welche ganz in O liegt. Nach (b) gibt es somit eine δ-Umgebung Uδ (x̂) mit f (Uδ (x̂)) ⊂ U (f (x̂)) ⊂ O. Die Umgebung Uδ (x̂) hat die geforderten Eigenschaften. (d) Ist O eine offene Menge und x ∈ f −1 (O) ein Punkt im Urbild von O, so gibt es nach (c) eine δ-Umgebung Uδ (x), deren Bild f (Uδ (x)) in O liegt, d.h. Uδ (x) ⊂ f −1 (O). Somit gibt es um jeden Punkt x im Urbild f −1 (O) eine δ-Umgebung Uδ (x), welche ganz in diesem Urbild liegt, d.h. das Urbild f −1 (O) ist offen. (T 3) Nocheinmal Stetigkeit Lösung: (a) Da jede -Umgebung U (ŷ) von ŷ offen ist, ist nach Annahme auch ihr Urbild f −1 (U (ŷ)) offen. Da der Punkt x̂ in diesem Urbild liegt, gibt es nach Definition der Offenheit eine δ-Umgebung Uδ (x̂), welche ganz in f −1 (U (ŷ)) liegt, d.h. f (Uδ (x̂)) ⊂ U (ŷ). (b) Nach Definition der Konvergenz von folgen gibt es einen solchen Index Nδ . (c) Wir beweisen zunaächst lim f (xn ) = ŷ = f (lim xn ). Sei U (ŷ) eine beliebige -Umgebung von haty. Nach (a) gibt es eine δ-Umgebung Uδ (x̂) mit f (Uδ (x̂)) ⊂ U (ŷ). Nach (b) gibt es einen Index N so daß xn ∈ Uδ (x̂) für alle n ≥ N . Insbesondere folgt somit yn = f (xn ) ∈ f (Uδ (x̂)) ⊂ U (ŷ). Es gibt also einen Index N , so daß alle Folgeglieder yn für n ≥ N in U (ŷ) liegen. Da beliebig war, gibt es für jedes einen Index N , so daß alle Folgeglieder yn für n ≥ N in U (ŷ) liegen, d.h. die Folge yn = f (xn ) konvergiert gegen ŷ: lim yn = lim f (xn ) = ŷ = f (lim xn ) Da dies für jede konvergente Folge xn gilt, ist die Funktion f stetig. (T 4) Abgeschlossene Mengen Lösung: (a) Seien Ai , 1 ≤ i ≤ n abgeschlossene Mengen. Nach Definition der Abgeschlossenheit sind die Komplemente Oi := CAI = R \ Ai offene Mengen. Mit den deMorganschen Regeln folgt: n n n \ \ [ Ai = COi = C Oi i=1 i=1 i=1 Da die Vereinigung der offenen Mengen Oi wieder offen ist, ist ihr Komplement nach Definition wieder abgeschlossen. Somit ist der Schnitt der Ai eine abgeschlossene Menge. (b) Dies folgt analog zu (a). (c) Diese Mengen sind als Komplemente der offenen Mengen R und ∅ auch abgeschlossen. (T 5) Äquivalente Formulierungen für Stetigkeit Lösung: Wir nehmen an, daß Urbilder offener Mengen offen sind (d.h. f ist stetig). Ist A eine abgeschlossene Menge, so ist ihr Komplement O = CA offen. Aus der Annahme (Stetigkeit) folgt die Offenheit von f −1 (O). Es folgt f −1 (A) = f −1 (CO) = Cf −1 (O), d.h. das Urbild von A ist eine Komplement einer offenen Menge und somit abgeschlossen. Analog folgt die Offenheit von Urbildern offener Mengen aus der Abgeschlossenheit der Urbilder abgeschlossener Mengen, d.h. die beiden Aussagen sind äquivalent.