Hebammenversorgung in Hamburg

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Hebammenversorgung in Hamburg
Kurzbericht zur Gesundheit
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2. Korrektur vom 28.01.2016
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Datum, Unterschrift
Hebammenversorgung in Hamburg
Hebammenversorgung in Hamburg
IMPRESSUM
Gesundheitsbericht
Hebammenversorgung in Hamburg
Herausgeber:
Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz
(BGV)
Amt für Gesundheit
Fachabteilung Gesundheitsdaten
und Gesundheitsförderung
Billstraße 80a, 20539 Hamburg
Stand:
Dezember 2015
Konzept, Auswertung, Berichterstellung
Datenbank- und Kartenerstellung,
Gestaltung:
Unterstützung:
Dr. Regina Fertmann (BGV)
Nils Möller (BGV)
Daniela Eggers (Praktikantin)
© 2015, Alle Rechte vorbehalten
Bezug:
Sie erhalten den Bericht kostenlos unter
(040) 428 37 - 2368
[email protected]
Im Internet:
Amt für Gesundheit
Amt für Arbeitsschutz
www.hamburg.de/gesundheit
www.hamburg.de/arbeitsschutz
Druck/Herstellung:
VIG DRUCK & MEDIA GmbH
ISBN:
978-3-9814693-6-3
Anmerkung zur Verteilung:
Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerberinnen und Wahlwerbern oder
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Hebammenversorgung in Hamburg
Hebammenversorgung in Hamburg
Hebammenversorgung
in Hamburg
3
Hebammenversorgung in Hamburg
Hebammenversorgung in Hamburg
4
Hebammenversorgung in Hamburg
Hebammenversorgung in Hamburg
Vorwort
hinaus - in etwa die Hälfte der Gebärenden von einer Hebamme individuell betreut wurden. Die Betreuung fand meist in
der Zeit nach der Geburt, im Wochenbett,
statt. Gleichzeitig hören wir von betroffenen Frauen und Hebammen, dass Anfragen zur Betreuung oft nicht entsprochen
werden kann, weil die Hebammen schon
ausgebucht sind.
Liebe Leserin und lieber Leser,
sehr geehrte Damen und Herren,
Leider haben wir derzeit aber noch kein
vollständiges Bild der Hebammenarbeit,
das muss sich ändern. Vor allem, weil wir
dann auch bei regionalisierter Betrachtung
noch zuverlässiger feststellen können, wo
es Probleme in der Hebammenversorgung
gibt. Auch wenn wir uns über bestimmte
Rahmenbedingungen, die aufgrund der
Bundesgesetzgebung bestehen, nicht
hinwegsetzen können: Wir werden diese
aktuelle Datengrundlage zum Anlass nehmen, verstärkt mit allen Akteurinnen und
Akteuren über mögliche Maßnahmen zu
diskutieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir
in konstruktiver Zusammenarbeit unser
Ziel erreichen, die Hebammenversorgung
in Hamburg noch weiter zu verbessern.
Das kürzlich verabschiedete Präventionsgesetz sieht eine Hebammenbetreuung
statt bis zur achten bis zur zwölften Woche nach Geburt vor. Auch dies ist eine
neue Chance, die Zeit rund um die Geburt
in jedweder Hinsicht zu unterstützen und
nachhaltig gesundheitsförderlich zu gestalten.
die Unterstützung für Mutter und Kind in
der Zeit von Schwangerschaft, Geburt und
den ersten Lebenswochen des Neugeborenen ist aus gesundheitlicher Sicht von
größter Bedeutung. Dies hat auch die Erstellung
dieses
Berichts
motiviert.
Während der Schwangerschaft und nach
der Geburt ergeben sich viele gesundheitsrelevante Fragen. Und es ist auch
wichtig, dass Mutter und Kind in eine liebevolle und stabile Beziehung hineinfinden. Professionelle Hilfe und Unterstützung dabei kann durch Hebammen erfolgen.
Jede krankenversicherte Frau hat Anspruch darauf, vor, während und/oder
nach der Geburt die Hilfe einer Hebamme
in Anspruch zu nehmen. Wenn sie dies
will, sollte sie diese Hilfe bekommen. Das
ist nicht nur im Interesse der Mütter und
Familien selbstverständlich, sondern es ist
auch aus präventivmedizinischer und psychosozialer Sicht ein wichtiges Ziel. Ich bin
überzeugt, nicht nur der Hamburger Hebammenverband, auch die geburtshilflichen
Stationen der Hamburger Krankenhäuser,
die niedergelassenen Gynäkologinnen und
Gynäkologen und Akteure des sozialen
Hilfesystems teilen dieses Anliegen.
Der vorliegende Bericht zeigt auf der
Grundlage von freiwilligen Auskünften der
freiberuflich tätigen Hebammen in Hamburg, dass im Vorjahr – über die Geburt
Cornelia Prüfer-Storcks
Senatorin der Behörde für
Gesundheit und Verbraucherschutz
5
Hebammenversorgung in Hamburg
Hebammenversorgung in Hamburg
6
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Seite
1. Zusammenfassung ..............................................................................................
9
2. Einleitung .............................................................................................................
11
3. Erhebung und Auswertung ....................................................................................
13
4. Rahmenbedingungen.............................................................................................
17
5. Ergebnisse ...........................................................................................................
19
6. Schlussfolgerungen und Perspektiven
26
7. Anhang ................................................................................................................
29
4.1 Rücklauf/Response .......................................................................................
4.2.Arbeitsbedingungen ......................................................................................
5.1 Individuelle Betreuungen ..............................................................................
5.2 Vorgeburtliche Leistungen
5.3 Geburtsbetreuung .........................................................................................
5.4 Nachgeburtliche Leistungen ........................................................................
5.5 Kursangebote ................................................................................................
5.6 Anmerkungen aus Sicht der Hebammen
7
Hebammenversorgung in Hamburg
Inhaltsverzeichnis
8
Zusammenfassung
Zusammenfassung
1. Zusammenfassung
kurse angeboten. Daraus resultiert ganz
überwiegend eine mehr als ausgelastete
berufliche Tätigkeit. Viele Hebammen monierten, dass sie täglich oder mehrmals
pro Woche Anfragen von Schwangeren
für eine individuelle Betreuung ablehnen
müssen.
Mit der Drucksache 20/12014 vom
03.06.2014 wurde der Senat der Freien
und Hansestadt Hamburg ersucht, die
Datengrundlage der Hebammenhilfe in
Hamburg zu verbessern. Mit Unterstützung des Hebammenverbandes, der Bezirksämter und von Hamburger Krankenhäusern mit geburtshilflichen Stationen
wurden - unter Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen - im
Frühjahr 2015 die Hebammen kontaktiert
und gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Rund 360 Fragebögen kamen zurück,
knapp 260 von den in Hamburg im Jahr
2014 freiberuflich tätigen Hebammen.
Hätten sich alle freiberuflich tätigen Hebammen an der Befragung beteiligt, wäre
vermutlich das Ergebnis, dass nachgeburtlich jede zweite Mutter eine Betreuung in
Anspruch genommen hat und dass vorgeburtlich ein Drittel der Schwangeren eine
Betreuung durch Hebammen in Anspruch
genommen haben. Da die Betreuung im
Wochenbett ein Alleinstellungsmerkmal
der Hebammen ist, bedarf vor allem die
erste Beobachtung einer sorgfältigen Bewertung.
Bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege
(BGW) waren 343 Hebammen, die 2014
freiberuflich in Hamburg tätig waren, unfallversichert. Die daraus abgeleitete
Hamburger Verhältniszahl Geburten/Hebamme pro Jahr von 56 entspricht dem
deutschlandweiten Durchschnitt (55). Mit
Bezug auf die Zahlen der BGW haben sich
ca. 75% der in Hamburg freiberuflich tätigen Hebammen an der Befragung beteiligt.
In regionaler Betrachtung sind deutliche
Unterschiede in der Betreuung durch die
befragten Hebammen im Wochenbett in
mehreren geburtenstarken Regionen in
Hamburg auszumachen. So werden z.B. in
Rahlstedt und den benachbarten Regionen
sowie im Stadtteilcluster um Wilhelmsburg und den benachbarten Stadtteilen
deutlich seltener Hebammen in Anspruch
genommen.
Die meisten an der Befragung teilnehmenden Hebammen leisten individuelle
Betreuungen im Wochenbett (90%) oder
auch vorgeburtlich (76%). Drei Viertel der
Hebammen vertreten auch ihre Kolleginnen in der Einzelbetreuung. Die befragten
Hebammen erreichen durch individuelle
Betreuung fast 10.000 Schwangere bzw.
Mütter und Neugeborene pro Jahr.
Methodische Unsicherheiten (z.B. keine
Vollerhebung) schmälern die Verlässlichkeit der Ergebnisse. Deswegen ist geplant, mit einer Neufassung der Berufsordnung freiberuflich tätige Hebammen
zur Auskunft über ihre Leistungen insbesondere in der individuellen Versorgung zu
verpflichten. Gleichzeitig erscheint es
dringlich, die freiberufliche Tätigkeit von
Hebammen in Hamburg v.a. regional akzentuiert zu fördern. Nur in Kooperation
mit den relevanten Akteuren kann es gelingen, die Hebammenversorgung in
Hamburg bedarfsgerechter zu gestalten.
Darüber hinaus engagieren sich die Hebammen in Geburtsvorbereitungs- oder
Rückbildungskursen. Damit wurden in
Hamburg 2014 von den teilnehmenden
Hebammen mehr als 600 Geburtsvorbereitungs- und mehr als 500 Rückbildungs9
Hebammenversorgung in Hamburg
Zusammenfassung
10
Einleitung
Einleitung
2. Einleitung
Mehr noch hat allerdings auch in Hamburg
die bundesweite Diskussion um die Haftpflichtversicherung die öffentliche Wahrnehmung der Hebammentätigkeit geprägt.4 Seit Ende 2015 wird eine Refinanzierung der Berufshaftpflichtversicherung
angeboten, wenn die Hebamme pro Quartal mindestens eine geburtshilfliche Leistung nachweist. Auch das Hebammenhonorar wurde um 5 Prozent angehoben. 5
Ziel dieses Berichtes ist es, einen aktuellen Einblick in die Versorgungslage zu bieten. In welchem Umfang und in welchen
Stadtteilen Hebammenhilfeleistungen im
Einzelnen erbracht werden, stellt sich als
zentrale Frage dar.
Laut Sozialgesetzbuch (SGB) V hat jede
Versicherte „während der Schwangerschaft, bei und nach der Entbindung Anspruch auf ärztliche Betreuung sowie auf
Hebammenhilfe…“. 1 In den vergangenen
Jahren ist auch in Hamburg die Versorgung durch Hebammen2 mehrfach im parlamentarischen Raum diskutiert worden.
Das bürgerschaftliche Ersuchen (Drs.
20/12014 vom Juni 2014) hat die hier vorliegende Erhebung und Berichterstattung
veranlasst. Die Datengrundlage der Hebammenhilfe in Hamburg sollte verbessert
werden „um eine zielgerichtete Sicherstellung und Optimierung der flächendeckenden Versorgung mit Hebammenhilfe
zu gewährleisten“. 3 Die zuständige Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) wurde aufgefordert zu ermitteln,



Hebammen arbeiten als angestellte Hebammen (vorwiegend in Kliniken) oder/und
freiberuflich. In ihrer freiberuflichen Tätigkeit – ob nun alleine oder im Team – bestimmen sie selbst den zeitlichen Umfang
und die Arbeitsinhalte. Sie können ihre
Tätigkeit auf Kurse beschränken, Geburtshilfe als Beleghebamme oder in der außerklinischen Geburtshilfe anbieten, ihren
Schwerpunkt auf Schwangerenvorsorgeuntersuchungen oder Betreuung im Wochenbett legen. Auch sind die Hebammen
darin frei zu entscheiden, in welcher Region sie beruflich aktiv sind. In diesen Aspekten sind sie nicht weisungsgebunden.
Es gibt Hinweise darauf, dass für eine
bedarfsgerechte Versorgung zu wenige
Kapazitäten zur Verfügung stehen. Diese
Sorge stützt sich nicht nur auf Beobachtungen der Hebammen selbst, sondern
auch auf die bundesweite Erhebung zur
Hebammenversorgung.6
in welchem Umfang und in welchen
Stadtteilen Hebammenhilfeleistungen
im Einzelnen erbracht werden,
die Erfassung mit Hebammenverbänden und gegebenenfalls anderen Akteuren abzustimmen und
der Bürgerschaft über die Ergebnisse
der Erfassung zu berichten.
Abgesehen von der Umlagerechnung der
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) liegen
auf bundesweiter Ebene keine Statistiken
4
Z.B. Pressemitteilung der Süddeutschen Zeitung zur
Haftpflichtproblematik: http://www.sueddeutsche.de/
geld/haftpflichtrisiko-von-geburtshelfern-hebammenwerden-versichert-aber-teurer-1.1935687
5
Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes vom
28.09.2015: Verbindliche Qualitätskriterien für Hausgeburten, Lösung für Haftpflichtproblematik, fünf Prozent Honorarsteigerung
6
„Versorgungs- und Vergütungssituation in der außerklinischen Geburtshilfe“ des IGES Institut GmbH aus dem
Jahr 2012
1
SGB V – Gesetzliche Krankenversicherung. Fassung vom
17.07.2015; https://dejure.org/gesetze/SGB_V/24d.html
2
Zur besseren Lesbarkeit wird ausschließlich das Wort
„Hebammen“ benutzt, um die Berufsgruppe der Hebammen und Entbindungspfleger zu bezeichnen.
3
Drucksache 20/14333 vom 19.01.2015: Bürgerschaftliches Ersuchen vom 18. Juni 2014: „Datengrundlage der
Hebammenhilfe in Hamburg verbessern“; Drucksache
20/12014 vom 03.06.2014: Datengrundlage der Hebammenhilfe in Hamburg verbessern
11
Einleitung
Einleitung
zur Anzahl der freiberuflichen Hebammen
vor. Aus dieser Datengrundlage geht hervor, dass Im Jahr 2014 bundesweit 13.032
Hebammen freiberuflich tätig waren und
eine Unfallversicherung abgeschlossen
haben.
ergab sich eine konzeptionelle Neuorientierung (s. Kapitel 6).
Die BGV hat die hier zugrunde liegende
Erfassung mit dem HVH abgestimmt und
die Erhebung mit hohem Aufwand, unter
Wahrung der Anonymität der Hebammen
und auf freiwilliger Basis durchgeführt. Die
statistische Aussagekraft der Ergebnisse
ist u.a. durch diese datenschutzrechtlichen
Rahmenbedingungen eingeschränkt. Das
ist auch ein wesentliches Ergebnis der
Erhebung. Mit diesem Bericht wird allen
Interessierten über die Ergebnisse berichtet. Eine verbesserte Datengrundlage der
Hebammenhilfe in Hamburg soll soweit
möglich zur bedarfsgerechteren Versorgung mit Hebammenhilfe beitragen.
Daraus ergibt sich im Bundesdurchschnitt eine Verhältniszahl von 55
Geburten bzw. Säuglingen pro freiberuflicher Hebamme und Jahr.
In Hamburg waren nach dieser Statistik
343 Hebammen freiberuflich aktiv, hier
ergibt sich für Hamburg eine Verhältniszahl von 55,5 Geburten bzw. Säuglingen/Hebamme und Jahr. Zum Vergleich:
In Mecklenburg-Vorpommern, SachsenAnhalt und Berlin liegt dieses Verhältnis
im Schnitt bei 59-65, im Saarland hingegen bei nur 43 Geburten bzw. Säuglingen/Hebamme und Jahr. 7
Die Hamburger Verhältniszahl von 56
Geburten pro freiberuflicher Hebamme
und Jahr entspricht dem Bundesdurchschnitt.
Bereits 2006 gab es, initiiert vom Hebammenverband Hamburg (HVH), erste
Bestrebungen, die Versorgungslage in
Hamburg zu erfassen. 8 Gleichzeitig ist in
Hamburg seit 1998 ein System von Familienhebammen aufgebaut worden. 2007
waren ca. 25 Familienhebammen an 16
Standorten in allen Bezirken Hamburgs
tätig. In Verknüpfung mit dem bestehenden Regelsystem wurden mit diesem Angebot besonders bedürftige Schwangere,
Mütter und Familien mit Säuglingen unterstützt. Mit der Bundesinitiative Frühe
Hilfen 2012 und zusätzlichen Finanzmitteln
7
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/36617/
umfrage/anzahl-der-geburten-in-deutschland-nachbundeslaendern/
8
Stahl, Katja: Heterogene Versorgungslage. Hebammenforum 2007, S. 985- 990
12
Erhebung und Auswertung
Erhebung und Auswertung
3. Erhebung und Auswertung
Zeitlicher Ablauf
Fragebogen
Im März 2015 wurden alle im HVH organisierten Hebammen (n=472) gebeten sich
an der Befragung zu beteiligen und Mitte
April per Postkarte daran erinnert. 10 Über
die in den Hamburger Bezirken vorliegenden Adressdaten der dort jeweils gemeldeten Hebammen erfolgte die Befragung
im April (n=492). Hier ergaben sich
manchmal hohe Anteile von Rückmeldungen „unbekannt verzogen“, vermutlich
weil Adressen veraltet waren. Dies konnte
teilweise durch Adressrecherchen kompensiert werden. Im Mai erfolgte mit Unterstützung von elf Krankenhäusern mit
geburtshilflichen Stationen eine weitere
Verteilung des Fragebogens bei den dort
beschäftigten Hebammen. In der 2. und 3.
Befragungswelle gab es für die Hebammen auch die Möglichkeit, eine kurze
„Negativmeldung“ als Antwort zu geben,
wenn sie sich schon zuvor an der Befragung beteiligt hatten. Damit sollten Mehrfachangaben ausgeschlossen werden.
Ende Juni wurde die Erhebung nach Versand von ca. 1200 Fragebögen, knapp 500
Erinnerungspostkarten und mindestens 4
Wochen Wartezeit für eine Rückantwort
abgeschlossen. Dieser hohe Aufwand war
notwendig, weil an keiner Stelle eine vollständige und aktuelle Adressdatei von
Hebammen zur Verfügung steht.
Im Wesentlichen wurde der Fragebogen
auf Grundlage der 2005 erfolgten Erhebung und in Abstimmung mit dem Hebammenverband Hamburg (HVH) entwickelt. 9
Der Regionalbezug wurde - anders als in
der vorausgehenden Erhebung - mit der
Postleitzahl (PLZ) erhoben. Dafür sprachen
praktische Erwägungen: Die PLZ sind über
die Adressen der betreuten Frauen eindeutig identifizierbar und - zumindest bei
einem der üblichen Software-Programme
zur Verwaltung der freiberuflichen Hebammentätigkeit - abrufbar. Ein statistisches Programm zur Darstellung der Ergebnisse auf Ebene der Verwaltungseinheiten (Stadtteile bzw. regionale Cluster)
liegt vor und ist rechnerisch zuverlässig.
Im Februar 2015 wurde der Pretest
durchgeführt. Die vom HVH gewonnenen
freiwilligen Testpersonen wurden gebeten
u.a. zur Vollständigkeit, Verständlichkeit
und Eindeutigkeit der Fragen Stellung zu
nehmen. Auch Anregungen zur Verbesserung der praktischen Handhabbarkeit wurden erbeten.
Zum Zeitaufwand gab es unterschiedliche
Rückmeldungen. Eine Hebamme benötigte 25 Min., eine andere lehnte das Ausfüllen ab mit dem Hinweis, „es würde mich
An dieser Stelle ist dem Hebammenverband, den Bezirksämtern und
Krankenhäusern für die Unterstützung
und die gute Zusammenarbeit bei der
Erhebung ausdrücklich zu danken.
Stunden kosten … so eine differenzierte
Auswertung zu machen“. Die Frage nach
der Auslastung wurde als zu knapp bemessen kritisiert und erweitert. Die abgefragten Leistungen und die Zielgruppe
wurden auf spezifischen Anregungen hin
eingegrenzt.
9
Die Befragung erfolgte anonym. Aus Datenschutzgründen sind während der Erhebung Namen und Adressen in den drei
o.g. Quellen verblieben. Sie lagen zu keinem Zeitpunkt in der Gesundheitsbehörde
vor. Nachgehende Fragen z.B. wegen un10
Fragebogen s. Anhang
13
Anschreiben und Erinnerungspostkarte s. Anhang
Erhebung und Auswertung
Erhebung und Auswertung
plausibler Angaben waren deswegen nicht
möglich.
on eine ausreichend große Bezugszahl
bietet.12
Auch konnten die Adressverteiler nicht
abgeglichen werden. Dies hat zur Folge,
dass eine verlässliche Angabe, wie viele
Hebammen in Hamburg freiberuflich tätig
waren und theoretisch hätten teilnehmen
können (Nennergröße), auf dieser Datengrundlage nicht möglich ist. Auch die
Schätzung des Rücklaufs ist dadurch nur
eingeschränkt möglich.
Um die Leistungen der Hebammen in der
Einzelbetreuung auf die Zahl der möglichen Leistungsempfänger zu beziehen,
wurden die Geburtenzahlen herangezogen. Auf kleinräumiger Ebene stehen hierzu leider nur die Zahlen von 2013 zu Verfügung.13 Grundlage sind 18.200 Geburten
im Jahr 2013, die in regionaler Differenzierung vorliegen. Mit Bezug auf die nichtregionalisiert vorliegende Geburtenanzahl
von 2014 (19.039) ergäben sich jeweils
etwas niedrigere Schätzzahlen.
Nach Abschluss der Datenerhebung wurden 370 Fragebögen in die Datenbank
aufgenommen. Nach Ausschluss der Fragebögen mit gravierenden Datenlücken
oder widersprüchlichen Angaben konnten
insgesamt 358 Fragebögen ausgewertet
werden.
Eine Überprüfung der vorliegenden Geburtenzahlen der Jahre 2010-2013 in kleinräumiger Differenzierung für Stadtteile von
jährlich mindestens 100 Geburten hat bestätigt, dass die Schwankungen gering
und die Zahlen sehr stabil sind.14
Die Hebammen verfügen durch den persönlichen Kontakt mit den Frauen über
deren Adressen. Die darin enthaltenenPostleitzahl-(PLZ)-Angaben müssen zur
Darstellung auf regionaler Ebene auf die
Stadtteile angemessen verteilt werden. Da
das Statistikamt Nord die Bevölkerungsdaten mit Bezug zur Postleitzahl und Verwaltungseinheit zur Verfügung gestellt hat,
konnten die jeweiligen Anteile z.B. von
betreuten Frauen berechnet werden. 11 So
ist eine Umverteilung der Bevölkerung im
Postleitzahlengebiet auf Stadtteile möglich
(prozentuale Umverteilung). Der regionale
Zuschnitt von 67 Regionen (Stadtteilcluster und Stadtteile) in Hamburg (statt 104
Stadtteilen) wurde beibehalten. Diese Regionen schließen (bis auf eine Ausnahme)
mindestens 10.000 Personen ein. Gleichzeitig wird somit gewährleistet, dass mit
mindestens 100 Geburten/Jahr und Regi-
In der folgenden Abbildung (Abb.3.1) sind
die Geburten 2013 nach Stadtteil bzw.
Stadtteilcluster kartiert. Typisch ist ein
Wert von 237 Geburten/Stadtteil; die unterschiedliche Bevölkerungsdichte und –
alterszusammensetzung tragen zu einer
großen Unterschiedlichkeit in der Geburtenanzahl bei.
12
Ausnahme Wellingsbüttel mit <70 Geburten; Hafencity
wird von der Analyse ausgeschlossen
13
Nach Auskunft des Amtes für Statistik stehen die kleinräumigen Zahlen spätestens ab 2017 wieder zur Verfügung.
14
Variationskoeffizient Spanne 2%-18%, <10% bei 58
Regionen von 65 Regionen; Korrelationskoeffizienten bei
0.99
11
Dieses rechnerische Verfahren ist eine Weiterentwicklung des im Hamburger Morbiditätsatlas eingesetzten
Schätzverfahrens mit flächengewichteter Umverteilung bei
Differenzierung von besiedelten und unbesiedelten Flächen
(http://www.hamburg.de/contentblob/4133362/data/morbi
ditaetsatlas.pdf).
14
Erhebung und Auswertung
Erhebung und Auswertung
Abb.3.1: Geburtenanzahl in Hamburg 2013 in den 67 Stadtteilen bzw. Stadtteilclustern
Von besonderem Interesse hinsichtlich
der Versorgung durch Hebammen sind die
geburtenreichsten Stadtteile bzw. Stadtteilcluster. Die „top five“ sind Rahlstedt,
Billstedt, das Stadtteilcluster um Wilhelmsburg, Eimsbüttel und Winterhude.
in schlechter sozialer Lage generell weniger aktiv sind. Im Kontext dieser Annahmen nimmt die folgende Abbildung
(Abb.3.2) Bezug auf die unterschiedlichen
sozialen Lagen der Hamburger Stadtteile
und Stadtteilcluster. Diese Informationen
werden in der Bewertung der regionalen
Unterschiede am Schluss des Berichtes
mit einbezogen, um die prioritären Bedarfe zu bestimmen.
Die Teilnahme an Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen und die Vorbereitung auf die Zeit nach der Geburt sind
auch ein Aspekt von individueller Gesundheitskompetenz. Diese wiederum ist im
Allgemeinen bildungsabhängig und mit
dem sozialen Status assoziiert. 15 Von daher ist zu erwarten, dass auch die soziale
Situation der Schwangeren dazu beiträgt,
inwieweit sie sich für Hebammenbetreuung interessiert und sich diese organisiert.
Auch gibt es Hinweise, dass Hebammen
in bildungsfernen Schichten und Familien
Im ersten Auswertungsschritt wurden alle
erhaltenen Fragebögen ausgewertet, insbesondere um den Erhebungsverlauf und
die Response qualitativ einzuschätzen (s.
Kapitel 4 Rahmenbedingungen). Im zweiten Auswertungsschritt wurden ausschließlich die Angaben der freiberuflich
tätigen Hebammen ausgewertet (s. Kapitel 5 Ergebnisse). Zusätzlich zur Analyse
der quantitativen Angaben wurden die
Freitextangaben der Hebammen gesichtet, kategorisiert und beispielhaft zitiert.
15
GEDA 2012
http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Stu
dien/Geda/Geda_2012_inhalt.html
15
Erhebung und Auswertung
Erhebung und Auswertung
Abb. 3.2. Soziale Lage in den 67 Stadtteilen bzw. Stadtteilclustern Hamburgs17
17
Diese erstmalige Erhebung der Hamburger Hebammenversorgung durch die BGV
hat - typisch für eine Machbarkeitsstudie –
vielfältige methodische Probleme 16 mit
sich gebracht, die nur teilweise befriedigend gelöst werden konnten.
17
Fünf Indikatoren je Stadtteil/Stadtteilcluster: Anteil Arbeitslose, Sozialwohnungen und Leistungsempfänger/innen nach SGBII; durchschnittliche Wohnungsgröße,
durchschnittliches Einkommen (Quelle: Stadtteilprofile
2014)
Berechnung: Transformation und Addition der Werte
Einteilung: 25% der Bevölkerung niedriger Status, 50%
mittlerer Status, 25% hoher Status.
16
Freiwilligkeit der Teilnahme, Wahrung der Anonymität
Missverständnisse bei der Befragung, behelfsweise Nennergröße, Fehlen aktueller regionalisierter Daten
16
Rahmenbedingungen
Rahmenbedingungen
4. Rahmenbedingungen
Mit Bezug auf die in der BGW-Statistik
geführte Anzahl von 343 freiberuflich
tätigen Hebammen in Hamburg kann
eine Response von 75% geschätzt
werden.
4.1 Rücklauf/Response
Die Adressverteiler der HVH und der Bezirksämter umfassen jeweils fast 500 Adressen von Hebammen. In den Hamburger Krankenhäusern sind mehr als 300
Hebammen beschäftigt. Welche Überschneidungen bestehen war aus Datenschutzgründen nicht festzustellen.
Auf dieser Grundlage ist eine einigermaßen zuverlässige Schätzung der Versorgungssituation durch die freiberuflich erfolgten Leistungen der Hebammen möglich. Es liegen allerdings keine Informationen vor, ob sich eher Hebammen mit nur
geringem beruflichem Engagement19 oder
eher die Hebammen mit großer Arbeitsintensität 20gegen eine Teilnahme entschieden haben. Somit bleibt auch bei der befriedigenden Response ein Vorbehalt bestehen:
Der Rücklauf bei den über den Hebammenverband und die Bezirksämter angeschriebenen Hebammen war befriedigend
(jeweils 46%). Jede zweite Rückantwort
nach der Kontaktierung über die bezirklich
vorgehaltene Adresse war eine sog. Negativmeldung, d.h. die Hebamme hatte sich
schon beim erstmaligen Versand über den
Hebammenverband an der Befragung beteiligt.
Die Ergebniszahlen der befragten
Hebammen bedingen in der Gesamtsicht eine gewisse Unterschätzung der
Versorgungszahlen bzw. eine Überschätzung des Versorgungsdefizits.
Im Unterschied dazu gab es bei den Hebammen, die in geburtshilflichen Stationen
der Hamburger Krankenhäuser tätig sind,
nur einen geringeren Rücklauf (28%).
In regionaler Betrachtung sind Zufallsfaktoren, die zu einer Fehleinschätzung der
Versorgungssituation beitragen, nicht auszuschließen.
Zur Schätzung einer Response fehlt als
Bezugsgröße die Anzahl aller in Hamburg
tätigen Hebammen, ungeachtet, ob und in
welchem Anstellungsverhältnis sie sich
befinden. Als Annäherung kann nur eine
Reponseschätzung bei den freiberuflich
tätigen Hebammen erfolgen. Ein geeigneter Ausgangspunkt ist die Zahl der 343 bei
der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)
gemeldeten (unfallversicherten) Hebammen, die 2014 freiberuflich tätig waren. 18
Im Rahmen dieser Erhebung haben von
358 Hebammen 257 Hebammen Angaben
zur freiberuflichen Tätigkeit gemacht.
Für ein zuverlässiges Abbild der Versorgung von Schwangeren und
Müttern durch eine freiberufliche
Hebammenbetreuung ist eine verpflichtende und damit vollständige
Erhebung notwendig.
Darüber hinaus würde eine personenbezogene Erhebung mit der Möglichkeit,
unplausible Angaben zu klären, die Datenqualität maßgeblich verbessern.
18
19
Mitteilung der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege vom 02.05.2015: Ergebnis
der Umlagerechnung 2014 (SSL 0100 Hebammen/Entbindungspfleger)
„die wenigen Frauen, die ich jährlich betreue, das ist
nicht so wichtig“
20
„für alle betreuten Frauen PLZ-Angaben machen – das
ist mir zu viel Arbeit“
17
Rahmenbedingungen
Rahmenbedingungen
4.2 Arbeitsbedingungen
chenstunden und nur wenige arbeiten
weniger als 10 Stunden/Woche (12%).
Fast 10% der Teilnehmerinnen waren
ausschließlich außerhalb Hamburgs als
Hebamme tätig, von diesen Hebammen
wurden keine weiteren Angaben erbeten.
Erwartungsgemäß liegt bei denjenigen,
die ihre freiberufliche Tätigkeit als Nebentätigkeit ausüben, der Stundenumfang in
etwa zur Hälfte bei weniger als 10 Wochenstunden (47%).
Eine eventuelle Tätigkeit als Familienhebamme wurde gesondert erfragt. 21Nur 24
teilnehmende Hebammen arbeiteten als
Familienhebamme in Hamburg. Sie sind
überwiegend angestellt und freiberuflich
tätig (n=14), nur wenige ausschließlich
freiberuflich bzw. ausschließliche angestellt (7 bzw. 3).22
In der Zusammenschau arbeiten die meisten freiberuflich tätigen Hebammen in
Hamburg 10-34 Wochenstunden.
Wie sind insgesamt die beruflichen Rahmenbedingungen bei den in Hamburg tätigen Hebammen?
Fast die Hälfte der Hamburger
Hebammen, die an der Befragung
teilgenommen haben, ist ausschließlich
freiberuflich tätig (43%), ein Drittel
(36%) kombiniert die angestellte und
freiberufliche Tätigkeit, 21% sind
ausschließlich angestellt tätig.
Diese Anteile sind nicht repräsentativ für
alle Hamburger Hebammen, da der Rücklauf aus den Krankenhäusern mit überwiegend festangestellten Hebammen gering war. Von den befragten und ausschließlich angestellt tätigen Hebammen
wurden keine weiteren Angaben erbeten.
Der Stundenumfang der freiberuflichen
Tätigkeit liegt bei denjenigen, die ausschließlich freiberuflich tätig sind, mehrheitlich bei mindestens 35 Wochenstunden (55%). Ein Drittel arbeiten 10-34 Wo-
21
In den Auswertungen wird nur die freiberuflich ausgeübte Tätigkeit einer Familienhebammen berücksichtigt.
22
Leider wurde die Frage auffällig oft übergangen, so dass
die weitere Auswertung auf eine Differenzierung zwischen
Familienhebammen und Nicht-Familienhebammen verzichtet.
18
Ergebnisse
Ergebnisse
5. Ergebnisse
Die folgende Tabelle (Tab. 5.1) gibt eine
Übersicht zu den oben beschriebenen
Zahlen für die individuellen Betreuungen
differenziert nach Bezirken und im Verhältnis zur jeweiligen Zahl der Geburten/Bezirk:
Insgesamt haben sich 257 freiberuflich
tätige Hebammen in Hamburg an der Befragung beteiligt und Auskunft gegeben zu
ihrem Leistungsumfang im Jahr 2014.
Dies ist die Grundlage für alle folgenden
Auswertungen zur freiberuflich ausgeübten Tätigkeit, u.a. auch in Relation zu den
Geburten 2013.
Bezirk
Mitte
Altona
Eimsbüttel
Nord
Wandsbek
Bergedorf
Harburg
Gesamt
5.1 Individuelle Betreuungen
Fast alle freiberuflich tätigen Hebammen
(249; 97%) haben im Jahr 2014 individuelle Beratung und Betreuung rund um die
Geburt geleistet.23 Dabei ist die Spanne in
der Anzahl der betreuten Frauen groß: ein
Viertel der Hebammen betreute 2014 maximal 13, ein weiteres Viertel 14-30 Frauen, ein weiteres Viertel 31-50 Frauen und
schließlich ein weiteres Viertel bis zu 180
Frauen. Daraus ergibt sich, dass die „typische“ Hebamme im Jahr 30 Frauen individuell betreut.
Anzahl
individuell
betreuter
Frauen
1.416
1.641
1.577
1.945
1.787
664
705
9.735
Anteil individueller Betreuungen/
Geburten
45 %
60 %
58 %
61 %
48 %
60 %
45 %
54 %
Tabelle 5.1: Anzahl der durch die teilnehmenden Hebammen individuell betreuten
Frauen und der Anteil individueller Betreuungen/Geburten differenziert nach Bezirken
In bezirklicher Differenzierung werden
Unterschiede ersichtlich. Im Bezirk Nord
wurden 2014 nahezu 61% individuell betreut, in den Bezirken Mitte und Harburg
hingegen nur 45%.
Die befragten Hebammen erreichen
durch individuelle Betreuung fast
10.000 Schwangere bzw. Mütter und
Neugeborene pro Jahr.
Durchschnittlich wurden in Hamburg 54%
der Frauen individuell vor- und/oder
nachgeburtlich, im Einzelfall auch im
Rahmen einer außerklinischen Geburt
oder Beleggeburt durch die befragten
Hebammen betreut. Differenziert nach
Bezirken zeigt sich hier eine Spanne
von 45 bis 61%.
Mit Bezug auf die Geburtenzahl 2013
wurden 54% 24 der Frauen individuell vorund/oder nachgeburtlich, im Einzelfall auch
im Rahmen einer außerklinischen Geburt
oder Beleggeburt, durch die teilnehmenden Hebammen betreut. D.h. auch, in etwa jede zweite Frau wurde zumindest
durch keine der befragten Hebammen
individuell betreut.
Drei Viertel der befragten Hebammen
(73%) haben auch ihre Kolleginnen in der
Einzelbetreuung vertreten. Diese Vertretungstätigkeit galt im Regelfall sechs
Frauen (Spanne 1-48 Frauen). Ein Viertel
der Hebammen haben „nur“ ihre eigenen
Klientinnen betreut.
23
Nur 7 (3%) der befragten, freiberuflich tätigen Hebammen waren ausschließlich als Kursleiterin tätig.
24
Grundlage sind 18.200 Geburten im Jahr 2013, die in
regionaler Differenzierung vorliegen (link); mit Bezug auf
die nicht-regionalisiert vorliegende Geburtenanzahl von
2014 (19.039) ergäbe sich 51%)
19
Ergebnisse
Ergebnisse
worten würden wie ihre teilnehmenden
Kolleginnen. Mit dieser Annahme ist das
vermutliche Ergebnis, wenn die Leistungen aller Hebammen geschätzt würden,
dass in ganz Hamburg 2/3 der Schwangeren vorgeburtlich nicht durch Hebammen
betreut werden.
Die große Mehrheit der befragten Hebammen (81%) mussten fast täglich oder
2-3 mal/Woche Anfragen für eine individuelle Betreuung ablehnen. Nur bei einer
Minderheit (19%) war dies selten oder
maximal 2-3 mal/Monat der Fall.
5.2 Vorgeburtliche Leistungen
Es ist davon auszugehen, dass die vorgeburtliche Betreuung im Wesentlichen ausschließlich bei den niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen liegt. Die
für Hamburg 2014 vorgelegten Daten der
externen Qualitätssicherung lassen erkennen, dass alle Frauen vor der Geburt an
Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen
haben.27
An der Schwangerenvorsorge beteiligten
sich etwas mehr als die Hälfte (56%) der
befragten Hebammen. Typischerweise
betreuen sie 15 Frauen/Jahr, hierbei ist die
Spanne sehr groß. Ein Viertel der Hebammen untersucht und berät maximal 5
Frauen in der Schwangerenvorsorge, bei
einem weiteren Viertel der Hebammen
sind es mehr als 35 und bis zu 150 Frauen/Jahr.
Die folgende Abbildung (Abb. 5.1) stellt
die regionale Verteilung der vorgeburtlichen Betreuung durch freiberuflich tätige
Hebammen in Hamburg dar. Hierzu wurden die Anzahl der betreuten Frauen ins
Verhältnis gesetzt zu den jeweiligen Geburten. Daraus wurde der Anteil der vorgeburtlich von den teilnehmenden Hebammen nicht betreuten Frauen geschätzt.28
Hilfe bei Beschwerden in der Schwangerschaft leisten drei Viertel (76%) der befragten Hebammen. Typischerweise betreuen sie hierbei 20 Schwangere/Jahr.
Auch hier ist die Spanne und Heterogenität in den Zahlen ausgesprochen groß.25
Immerhin drei Viertel der befragten
Hebammen sind in die vorgeburtliche
Betreuung von Schwangeren eingebunden.
Auf regionaler Ebene sind es Niendorf,
Steilshoop und Bramfeld im Norden, Billstedt im Osten und die südlichen und
südwestlichen Stadtteile bzw. Stadtteilcluster von Wilstorf bis Neuenfeld, die
die höchsten Anteil von Schwangeren
aufweisen, die vorgeburtlich nicht von den
befragten Hebammen betreut wurden.
Insgesamt gesehen ergeben sich aus den
Angaben der befragten Hebammen für
Hamburg rund 4.500 vorgeburtliche Betreuungen. Im Umkehrschluss sind fast
14.000 Schwangere, das entspricht 75%,
nicht vor der Geburt durch die befragten
Hebammen betreut worden. Um eine Gesamteinschätzung vorzunehmen, kann
angenommen werden, dass die Hebammen, die nicht an der Befragung teilgenommen haben 26 , in etwa genauso ant-
27
EQS Geburtshilfe 2014, S. 132
Diese Ergebnisse beruhen ausschließlich auf den Angaben der befragten Hebammen. Kleinräumig kann die
mögliche ergänzende Betreuung durch Hebammen, die
sich nicht an der Befragung beteiligt haben, nicht geschätzt werden.
28
25
25% der Hebammen
Hebammen leisten
leisten bei
bei <10
10 Frauen
Frauen Hilfe
Hilfe bei
Beschwerden, ein weiteres Viertel bei 40-155 Frauen.
26
Schätzung mit Bezug auf die BGW-Statistik: 86 Hebammen bzw. 25%
20
Ergebnisse
Ergebnisse
Abb. 5.1: Anteil der vorgeburtlich nicht durch die teilnehmenden Hebammen betreuten
Frauen in Regionen Hamburgs
5.3 Geburtsbetreuung
Sonderfall Geburtshaus
Nur wenige befragte freiberuflich tätige
Hebammen (3%) haben Hausgeburten
durchgeführt. Dies waren zwischen 1-24
Geburten im Jahr 2014, der typische Wert
liegt bei 15. Auch für Beleggeburten standen 2014 nur wenige der befragten Hebammen (8%) zur Verfügung. Bei einer
Spanne von 8-62 Beleggeburten pro Jahr
lag der typische Wert bei 33 Geburten/Jahr.
Es gibt ein Geburtshaus in Hamburg, in
dem Hebammen außerklinische Geburten
durchführen. 29 Im Jahr 2014 haben dort
durchschnittlich 13 Hebammen freiberuflich gearbeitet; diese haben insgesamt
194 Geburtshausgeburten und fünf Hausgeburten durchgeführt. Im Vorjahr gab es
in Hamburg 330 außerklinische Geburten30, wobei die meisten (60%) durch die
Hebammen des Geburtshauses betreut
wurden.
Insgesamt wurden 2014 von den
befragten Hebammen 87 Hausgeburten und 687 Beleggeburten
betreut.
Individuell wurden 2014 271 Schwangere
aus allen Hamburger Bezirken durch das
Geburtshaus betreut. Auch wurden 79
Geburtsvorbereitungskurse und 39 Rückbildungskurse mit jeweils ca. 10 Teilneh-
Jede vierte Hebamme (24%) hat auch
eine oder mehrere Frauen nach einer Fehloder Totgeburt betreut.
29
30
21
www.geburtshaus-hamburg.de
http://www.quag.de/downloads/QUAG_bericht2013.pdf
Ergebnisse
Ergebnisse
merinnen durchgeführt. Ergänzt wurde
das Kursangebot durch 31 andere Kurse
(z.B. Yoga, Pekip, Massage oder Osteopathie).
Fast alle der befragten freiberuflich
tätigen Hebammen Hamburgs sind in
die Betreuung von Mutter und Kind in
der Zeit des Wochenbetts engagiert.
Damit ist deutlich geworden, dass das
Geburtshaus für Hamburg eine überregionale Bedeutung hat. Fast täglich müssen –
laut Angabe des Geburtshauses – Anfragen zur individuellen Betreuung oder auch
Kursanfragen abgelehnt werden.
Insgesamt gesehen ergeben sich aus den
Angaben der befragten Hebammen für
Hamburg fast 6.900 nachgeburtliche Betreuungen.
Im Umkehrschluss sind ca. 11.000
Schwangere, das entspricht 62%, nach
der Geburt nicht durch die befragten
Hebammen nachgeburtlich betreut
worden.32
Da die Hebammen des Geburtshauses
keine Wochenbettbetreuung anbieten,
wurde der Fragebogen des Geburtshauses in den weiteren Auswertungen nur in
Bezug auf die vorgeburtliche Einzelbetreuung berücksichtigt.
Um erneut eine Gesamteinschätzung vorzunehmen, kann wieder angenommen
werden, dass die Hebammen, die nicht an
der Befragung teilgenommen haben, in
etwa genauso antworten würden wie ihre
teilnehmenden Kolleginnen. Mit dieser
Annahme ist das vermutliche Ergebnis,
dass in ganz Hamburg 50% der Schwangeren nachgeburtlich durch freiberuflich
tätige Hebammen betreut, bzw. auch
nicht betreut werden.
Zahlenmäßig spielt die Geburtsbetreuung durch freiberufliche
Hebammen eine nachgeordnete Rolle.
5.4 Nachgeburtliche Leistungen
Fast alle freiberuflich tätigen Hebammen
(232; 90%) haben Wochenbettbetreuungen durchgeführt: Im typischen Fall bei 26
Frauen, die Spannweite reicht von 1- 200
Wochenbettbetreuungen im Jahr 2014.
Ein Viertel der befragten Hebammen hat
nur bis zu 12 Frauen/Jahr betreut, ein weiteres Viertel der Hebammen knapp 50 bis
zu mehr als 100 Frauen/Jahr.
Die folgende Abbildung (Abb.5.2) stellt die
regionale Verteilung der nachgeburtlichen
Betreuung dar. Auch hier wurde der Anteil
der nachgeburtlich nicht betreuten Frauen
abgeleitet.
Die regionalisierte Analyse der Versorgung durch Hebammen in der Zeit des
Wochenbetts zeigt eine heterogene
Versorgungslage.
Auch hat die große Mehrheit der freiberuflich tätigen Hebammen (80%) Stillberatung durchgeführt; dies allerdings bei
deutlich weniger Frauen, typischerweise
bei 12 der von ihnen betreuten Frauen.
Auch hier ist die die Spannweite wieder
ausgesprochen groß.31
31
Spannweite 1-126 Stillberatungen; 25% der Hebammen
bei bis zu 6 Frauen, weitere 25% bis zu 12 Frauen, alle
anderen bei 13 Frauen und mehr
32
Bezogen auf 2014 würde sich eine Schätzung von 64%
nicht betreuter Frauen ergeben.
22
Ergebnisse
Ergebnisse
Abb. 5.2: Anteil der nachgeburtlich nicht durch die teilnehmenden Hebammen betreuten
Frauen in Regionen Hamburgs
Auf regionaler Ebene sind auf den ersten
Blick jeweils mehrere zusammenhängende Regionen identifizierbar, die sich durch
einen hohen Anteil von Müttern bzw.
Säuglingen auszeichnen, die nachgeburtlich nicht von den befragten Hebammen
betreut wurden. Die Regionen finden sich
zentral in Hamburg (Altstadt und Neustadt)
genauso wie in allen vier Himmelsrichtungen jeweils am Stadtrand.33
Diese haben – soweit es auf der aktuellen
Datengrundlage einzuschätzen ist – eine
vergleichswiese schlechtere Versorgungssituation in der Hebammenbetreuung.

Herauszuheben - in Hinblick auf die
Hebammenversorgung, eine relevante
Geburtenanzahl und die soziale Lage sind vier jeweils zusammenhängende
Stadteile bzw. Regionen.


33
Diese Ergebnisse beruhen ausschließlich auf den Angaben der befragten Hebammen. Kleinräumig kann die
mögliche ergänzende Betreuung durch Hebammen, die
sich nicht an der Befragung beteiligt haben, nicht geschätzt werden.
23
Stadtteilcluster um Wilhelmsburg und
die südlich liegenden Stadtteile Heimfeld, Harburg, Eißendorf mit ca. 2000
Geburten/Jahr, ca. 80% Frauen ohne
nachgeburtliche Betreuung durch die
befragten Hebammen; überwiegend
schlechtere soziale Lage;
Rahlstedt und die westlich liegenden
Stadtteile Farmsen-Berne, Bramfeld
und Steilshoop mit ca. 2000 Geburten/Jahr, ca. 80% Frauen ohne nachgeburtliche Betreuung durch die befragten Hebammen; überwiegend
mittlere soziale Lage;
Eidelstedt, Lokstedt, Stellingen und
Bahrenfeld mit ca. 1000 Geburten/Jahr, ca. 75% Frauen ohne nach-
Ergebnisse
Ergebnisse

geburtliche Betreuung durch die befragten Hebammen; überwiegend
mittlere soziale Lage und
Billstedt und Lohbrügge mit ca. 1000
Geburten/Jahr, ca. 67% Frauen ohne
nachgeburtliche Betreuung durch die
befragten Hebammen; schlechtere
und mittlere soziale Lage.
Bezirk
Mitte
Altona
Eimsbüttel
Nord
Wandsbek
Bergedorf
Harburg
gesamt
5.5 Kursangebote
Insgesamt gesehen bieten weniger als die
Hälfte der befragten Hebammen überhaupt Kurse an (116 von 257). Ein Drittel
der befragten Hebammen (35%) haben
Geburtsvorbereitungskurse durchgeführt,
ein Viertel (28%) Rückbildungskurse und
nur wenige (14%) andere Kurse.
Anzahl
Geburtsvorbereitungskurse
29
46
161
141
82
45
41
545
Anzahl
Rückbildungskurse
17
56
122
124
97
36
52
504
Tab.5.2: Kursangebote der teilnehmenden
freiberuflich tätigen Hebammen in Hamburg zur Geburtsvorbereitung und Rückbildung34
In puncto Auslastung zeigt sich bei den
Kursangeboten zur Geburtsvorbereitung
bzw. Rückbildung ein ähnliches Bild wie
bei der individuellen Betreuung. Die meisten Hebammen (88%) mussten Nachfragen ablehnen, weil die Kurse schon ausgebucht waren.
Dennoch ergibt sich eine beeindruckende
Zahl: In Hamburg wurden von den befragten Hebammen im Jahr 2014 über 500
Geburtsvorbereitungskurse (545) und fast
ebenso viele Rückbildungskurse (504)
durchgeführt. Darüber hinaus gab es mehr
als 150 Kurse anderer Art für die vor- und
nachgeburtliche Zeit (Yoga, Massage, Stillen, …). Auf bezirklicher Ebene ergibt sich
folgende Differenzierung (s. Tab. 5.2):
5.6 Anmerkungen aus Sicht der Hebammen
Mehr als die Hälfte der freiberuflich tätigen Hebammen (55%) nutzten die Möglichkeit, eine persönliche Anmerkung zu
machen. Viele Angaben bezogen sich auf
die Versorgungslage (23%).
Eimsbüttel und Nord zeichnen sich durch
das zahlenmäßig größte Angebot von Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskursen aus. Dies passt nur teilweise zu den
bezirklichen Geburtszahlen. Hier führen
Wandsbek, Nord und Mitte die Statistik
mit über 3.000 Geburten/Jahr an.
Nach Einschätzung der Hebammen
selbst gibt es ein Versorgungsdefizit,
insbesondere im Bereich der Wochenbettbetreuung:
„Die Wochenbettbetreuung kann in manchen Bezirken Hamburgs nicht ausreichend angeboten werden. Die Nachfrage
übersteigt das Angebot. Hebammenbetreuung muss anders organisiert werden.“
34
Die Angebote des Geburtshauses sind hier (wegen
seiner überregionalen Bedeutung) nicht eingeschlossen.
24
Ergebnisse
Ergebnisse
dung, mehr Respekt vor dem einzigen
salutogenetischen Beruf, der Familien und
Frauen unterstützt. Investition in Hebammenarbeit heißt langfristig weniger Kosten
im Gesundheitssystem“.
„Im Schnitt muss ich doppelt so vielen
Schwangeren für Wochenbettbetreuung/Kursen absagen wie ich Frauen annehmen kann.“
„Der Zeitraum, in dem sich eine Frau eine
Nachsorgehebamme suchen sollte, ist
sehr "früh" geworden (8.-11. SSW). Das
machen eher Frauen mit gutem Bildungsstatus, Frauen aus anderen sozialen
Schichten, die später die Hebamme suchen, haben weniger Erfolg.“
In wenigen Fällen (2%) gab es auch Anregungen zur besseren Vernetzung unter
den Hebammen bzw. zwischen Hebammen und Gynäkologen und Gynäkologinnen:
„Ich würde eine zentrale Liste im Internet
gut finden, in der die Hebammen regelmäßig angeben können, wenn sie noch
Kapazitäten haben oder aber schon ausgebucht sind. Das erspart den Frauen viel
Frust und schont die Nerven aller.“
Verstärkt wird der Bedarf nach Ansicht
einiger Hebammen auch dadurch, dass
viele Frauen ambulant entbinden und somit spätestens einen Tag nach der Geburt
wieder zu Hause sind.
Gleichzeitig wünschen sich einige Hebammen: „Die Frauenärzte müssen den
„Frauen werden ausgesprochen früh entlassen - dies bedeutet, dass wir nachsorgenden Hebammen viel schneller und
häufiger Hausbesuche machen - das ist
fast nicht mehr zu leisten.“
Erstgebärenden früher über das Hebammenangebot aufklären. Z.B. direkt in der
Frühschwangerschaft. Viele Frauen melden sich erst in der 18.-20. SSW und sind
damit in Hamburg schon spät dran.“
„Telefonanrufe von Babylotsen sind sehr
häufig!“
Auch berichten Hebammen, dass schon
Frauen, die sich im 3. Schwangerschaftsmonat zur Betreuung im Wochenbett anmelden, abgelehnt werden müssen:
„Man muss sich als Schwangere sehr früh
um alles kümmern, z.B. ab 6. SSW um
eine Wochenbetthebamme, da sonst alle
Kapazitäten vergeben sind. Ebenso steht
es um die Kurse (Geburtsvorbereitung +
Rückbildung), da die Plätze schnell vergeben sind.“
Fast ebenso viele Angaben (21%) thematisieren die schwierigen Rahmenbedingungen der Freiberuflichkeit, wie zum
Beispiel die Haftpflichtproblematik, die zu
geringe Fahrtkostenpauschale und andere
belastende Arbeitsbedingungen. Eine
Hebamme fordert: „Höhere Geldaufwen25
Schlussfolgerungen und Perspektiven
Schlussfolgerungen und Perspektiven
6. Schlussfolgerungen und Perspektiven
Hebammen geschätzt würden35, wäre das
vermutliche Ergebnis:
In ganz Hamburg wird ein Drittel der
Schwangeren vorgeburtlich durch
Hebammen betreut. In der Zeit nach
der Geburt wird in etwa jede zweite
Mutter mit einem Neugeborenen durch
eine Hebamme betreut.
Die Ausgangsbedingungen für eine flächendeckende Erhebung der Versorgungssituation durch Hebammen in Hamburg waren denkbar schlecht. Es stehen
weder durch den Berufsverband noch den
ÖGD eindeutige und zuverlässige Zugangsdaten für eine Erhebung zur Verfügung. Die Hebammen selbst führen - abgesehen von ihrer Einzeldokumentation
und Buchführung - keine systematischen
Jahresstatistiken. Zur Auskunft sind sie
bisher nicht verpflichtet.
Im Umkehrschluss: In ganz Hamburg
werden zwei Drittel der Schwangeren
vorgeburtlich nicht durch Hebammen betreut und jede zweite Mutter mit einem
Neugeborenen wird nicht durch eine Hebamme betreut.
Vor diesem Hintergrund ist es ein ausgesprochen positives Ergebnis, dass mit
Unterstützung des Hebammenverbandes,
der Bezirksämter und der Krankenhäuser
eine umfassende Erhebung möglich war.
Und allen freiberuflich tätigen Hebammen,
die sich an der Befragung beteiligt haben,
ist ganz besonders zu danken. Nur durch
ihre freiwillige, ggf. auch zeitaufwändige
Mitarbeit, waren eine Gesamteinschätzung sowie eine regional differenzierte
Auswertung möglich.
Es stehen aktuelle Informationen zur
individuellen Versorgung von Schwangeren und Wöchnerinnen durch
Hebammen insgesamt für ganz
Hamburg und regionalisiert zur
Verfügung.
Zur Einordnung dieser Ergebnisse liegen
derzeit keine Referenzdaten vor. Während
in der Zeit vor der Geburt die gynäkologische Betreuung dominiert, liegt die Betreuung in der Zeit nach der Geburt allein
bei den Hebammen. Das 2015 verabschiedete Präventionsgesetz36 hat darüber
hinaus den Zeitraum für die Inanspruchnahme von Hebammenhilfe erweitert.
Bisher konnte der vorgesehene Zeitraum
von bis zu acht Wochen nach der Geburt
nur auf ärztliche Anordnung erweitert
werden. Nunmehr besteht für bis zu zwölf
Wochen ein gesetzlicher Anspruch auf
Hebammenhilfe. Damit können Mütter
und Familien künftig länger von der wichtigen Unterstützung durch Hebammen
profitieren.
Trotz des relativ großen Aufwands in Erhebung, Qualitätssicherung und regionaler
Aufbereitung muss berücksichtigt werden:
Die Datengrundlage ist nicht vollständig,
gerade die regionalisierten Ergebnisse
haben eine eingeschränkte Aussagekraft.
Es gibt leider keine aktuelle Untersuchung, die belegt, wie hoch der Anteil der
Mütter mit Neugeborenen ist, die eine
Hebammenbetreuung wünschen bzw.
eher ablehnen. Es ist davon auszugehen,
dass die meisten Frauen diese Unterstüt-
Wenn auf Grundlage der Angaben der
befragten Hebammen die Leistungen aller
35
Korrigierte Schätzzahl unter der Annahme, dass die
Hebammen, die sich nicht an der Befragung beteiligt
haben, ähnlich intensiv arbeiten wie die Hebammen, die
sich an der Befragung beteiligt haben.
36
Präventionsgesetz vom 24.07.2015
s. unter Bundesgesetzblatt Teil 1, 2015 Nr. 31.
abrufbar unter: http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav
26
Schlussfolgerungen und Perspektiven
Schlussfolgerungen und Perspektiven
zung durch eine Hebamme im Wochenbett begrüßen. Wegen der allgemein niedrigen Geburtenrate können nur wenige
Frauen vor Geburt ihres ersten Kindes im
familiären Umfeld oder Freundeskreis
praktische Erfahrungen bei der alltäglichen
rund-um-die-Uhr Betreuung eines Säuglings machen. Aus public health Perspektive ist wünschenswert, dass zum einen
alle Frauen über dieses Versorgungsangebot informiert sind, zum anderen sollte um das gesunde Aufwachsen zu fördern,
um das Stillen und den Aufbau einer guten
Mutter-Kind-Bindung zu unterstützen jeder Mutter eine Hebammenbetreuung
zur Verfügung stehen, die dieser Unterstützung bedarf.
voraussichtlich weiter steigern. Ziel ist es,
deutlich mehr Frauen in den Geburtskliniken anzusprechen. Für die Familienteams
gibt es noch keine verlässlichen Angaben
zu Anzahl der betreuten Familien, da das
bundesweit koordinierte Monitoring gerade erst begonnen hat.
Die regionalisierte Analyse lässt auf eine
heterogene Versorgungslage innerhalb
Hamburgs schließen. Der Anteil von
Schwangeren, die keine Vorsorge durch
die befragten Hebammen erfahren haben,
liegt bei ca. 50% nur in den zentral gelegenen und vornehmlich besser gestellten
Stadtteilen wie z.B. Ottensen, Harvestehude, Eppendorf/ Hohe Luft-Ost. Dagegen
liegt dieser Anteil bei ca. 90% in den
Stadtteilen und Stadtteilclustern wie z.B.
Niendorf, Steilshoop und Bramfeld sowie
südlich der Elbe in Wilhelmsburg und seiner westlichen Nachbarschaft.
Bundesinitiative Frühe Hilfen 2012
Zum Zeitpunkt der Entbindung werden
Mütter bzw. Familien durch die „Babylotsen“ in den Geburtskliniken angesprochen. Bei Bedarf werden sie ins Hilfesystem, insbesondere in die regionalen Familienteams weitervermittelt. Dort sind u.a.
Familienhebammen tätig. Generell haben
die Hebammen in der sog. „Präventionskette“ eine große Bedeutung, da sie
Schwangere und Mütter mit Säuglingen
in dieser besonderen Lebensphase verlässlich begleiten und eine wichtige Ansprechpartnerin für Unsicherheiten und
Sorgen sind. Frühe Hilfen zielen darauf
ab, die flächendeckende Versorgung von
Familien mit bedarfsgerechten Unterstützungsangeboten voranzutreiben. Gleichzeitig soll auch die Qualität der Versorgung verbessert werden. 37
Der Anteil von Müttern, die durch die befragten Hebammen im Wochenbett nicht
betreut wurden, liegt bei unter 25% nur in
den nördlich gelegenen Stadtteilen Hummelsbüttel, Wellingsbüttel und Sasel. Dagegen liegt dieser Anteil bei 75 bis über
90% in mehreren benachbarten Regionen
Hamburgs. Beispielhaft sind nur die Regionen mit einer hohen Geburtenzahl zu
nennen, in denen mindestens drei Viertel
der Frauen keine Betreuung im Wochenbett durch die befragten Hebammen hatten: Zum einen Rahlstedt, Farmsen/Berne,
Bramfeld und Steilshoop, zum anderen
das Stadtteilcluster um Wilhelmsburg mit
den benachbarten westlichen Stadtteilen
und Statteilclustern (mit jeweils ca. 2.000
Geburten/Region). An dritter Stelle ist das
Gebiet von Eidelstedt, Stellingen mit
Lokstedt und Bahrenfeld anzuführen (zusammen ca. 1.000 Geburten); auch hier
wurden ca. drei Viertel der Wöchnerinnen
Aktuell nehmen in den Hamburger Geburtskliniken die Babylotsen mit ca. 1/3
aller Mütter/Familien Kontakt auf. Die
Zahlen stammen aus der Aufbauphase
Ende 2014/Anfang 2015 und werden sich
37
http://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/3734966/
2013-01-08-basfi-landeskonzept-fruehe-hilfen/ oder
http://www.fruehehilfen.de/fruehe-hilfen/
27
Schlussfolgerungen und Perspektiven
Schlussfolgerungen und Perspektiven
mentation der Leistungen ergänzt werden.
Darüber hinaus ist ein Verfahren abzuklären, mit dem durch die Bezirke eine systematische und routinemäßige Abfrage
erfolgen kann (Fachanweisung).
nicht von einer teilnehmenden Hebamme
betreut.
Deutlich geworden ist auch, dass sich die
Mehrheit der freiberuflich tätigen Hebammen durch die individuellen Anfragen
von Schwangeren und Müttern belastet
sieht, denen sie sehr häufig nicht entsprechen können. Hier ist auch zu prüfen, ob
es organisatorische Möglichkeiten gibt,
die vorhanden Kapazitäten der Hamburger
Hebammen besser zu nutzen. Insbesondere bildungsferne, ggf. migrierte Frauen,
die erst im letzten Drittel der Schwangerschaft von der Möglichkeit erfahren, eine
Hebammenbetreuung im Wochenbett in
Anspruch zu nehmen, sollten auch die
Möglichkeit dazu haben.
Ziel ist, eine vollständige und
systematische Erfassung zu etablieren,
so dass die Hebammenleistungen
statistisch ausgewertet werden können.
Damit würde eine geeignete Grundlage
bestehen, um Auswertungen im mehrjährigen Abstand vorzunehmen, Bericht zu
erstatten und den Akteuren eine Rückmeldung zu den weiteren Entwicklungen
in der Versorgungssituation zu geben.
Von Forschungsseite ist zu wünschen,
dass die Bedarfe in Schwangerschaft und
Wochenbett auch aus der Perspektive der
Betroffenen quantitativ und qualitativ analysiert werden. Auf bundesweiter Ebene
ist anzustoßen, dass auch andere Bundesländer ähnliche Erhebungen durchführen,
so dass Vergleichsdaten und Referenzergebnisse zur Verfügung stehen.
Bewertung dieser Ergebnisse muss in
Diskussion mit dem Hebammenverband
Hamburg, im Kontext Früher Hilfen, mit
Multiplikatoren und Experten erfolgen.
Auch an der Verbesserung der Versorgung
durch Hebammen sind unterschiedliche
Akteure zu beteiligen. Beispielhaft sind
der Hamburger Hebammenverband, die
Bezirksämter bzw. der öffentliche Gesundheitsdienst, die geburtshilflichen Stationen der Krankenhäuser, die niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen, die Familienteams des Frühe Hilfen
Systems, BGV und BASFI, Elternschulen,
Mütterzentren und freie Träger zu nennen.
Das Ziel sollte sein, mit gemeinsamen
Aktivitäten vor allem die auf regionaler
Ebene identifizierten Versorgungsengpässe zu überwinden. Dies betrifft
insbesondere die Betreuung im
Wochenbett, die nur von Hebammen
geleistet werden kann.
Um ein Monitoring der Versorgungssituation durch Hebammentätigkeit zu gewährleisten, muss die Berufsordnung für Hebammen um eine Verpflichtung zur Doku28
Anhang
Anhang
Anhang
29
Anhang
Anhang
Befragungsinstrument
An die
Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz
Gesundheitsdaten und Gesundheitsförderung
G1331
Billstraße 80a
20359 Hamburg
Datenbogen zur Erfassung der freiberuflich ausgeübten Hebammentätigkeit 2014 in Hamburg
1. Persönliche Daten
PLZ Ihres Wohnorts
1.1 In welchem Bezirk sind Sie als Hebamme angemeldet?
Mitte
Altona
Eimsbüttel
Nord
Wandsbek
Bergedorf
Harburg
1.2 Wenn Sie noch nicht als Hebamme angemeldet sind, in welchen Bezirk werden Sie
sich demnächst anmelden?
Mitte
Altona
Eimsbüttel
Nord
Wandsbek Bergedorf
Harburg
2. Beschäftigungsverhältnis
ja*
Ich arbeite als Familienhebamme
nein
Ich war 2014…
ausschließlich freiberuflich tätig.
 Der Umfang meiner freiberuflichen Tätigkeit beträgt ca.:
weniger als 10 Std./Woche
10-34 Std./Woche
35 und mehr Std./Woche
angestellt mit freiberuflicher Nebentätigkeit.
 Der Umfang meiner freiberuflichen Tätigkeit beträgt ca.:
weniger 10 Std./Woche
10-34 Std./Woche
35 und mehr Std./Woche
ausschließlich angestellt tätig.
 Vielen Dank für Ihre Hilfe! Sie müssen den Fragebogen nicht weiter ausfüllen, senden
Sie ihn aber bitte als Rückmeldung im beigefügten Rückumschlag an uns zurück.
nicht als Hebamme in Hamburg tätig.
 Vielen Dank für Ihre Hilfe! Sie müssen den Fragebogen nicht weiter ausfüllen, senden
Sie ihn aber bitte als Rückmeldung im beigefügten Rückumschlag an uns zurück.
* Wenn Sie als Familienhebamme arbeiten, machen Sie bitte nur Angaben zu
den freiberuflich ausgeübten und mit der GKV abgerechneten Tätigkeiten.
30
Anhang
Anhang
3. Leistungsangebot
Anzahl der individuell betreuten Frauen (Kursteilnehmerinnen ausgenommen).
Es gelten nur Betreuungen von Frauen, die in Hamburg gemeldet waren, mit
Geburten in 2014! (ohne Vertretungsleistungen)
Anzahl betreuter Frauen
3.1 Individuelle Leistungen (insgesamt)
(ohne Vertretungsbetreuungen)
vorgeburtlich
(Vorgespäche zur Wochenbettbetreuung zählen nicht!)
Schwangerenvorsorge
Hilfe bei Beschwerden/ Beratung und
Hilfeleistungen
Hausgeburten
Geburten
Beleggeburten
Geburtshausgeburten
Wochenbettbetreuung
nachgeburtlich
Stillberatung nach der 8. Woche p.p.
Betreuung nach einer Fehl- oder
Totgeburt
Insgesamt habe ich
Kollegin(nen) im Jahr 2014 bei
Frau(en) vertreten.
3.2 Individuelle Leistungen im Berichtszeitraum auf Postleitzahlenebene
Bitte geben Sie an, wieviele Frauen Sie in welchen Postleitzahlengebieten betreut haben.
Auch hier: nur in Hamburg gemeldete Frauen mit Geburten 2014! (ohne
Vertretungsleistungen)
Postleitzahl
Anzahl nachgeam Wohnort
Anzahl vorgeburtAnzahl geburtlicher Betreuburtlicher Beder betreuten
licher Betreuung
ung
treuung
Frauen
31
Anhang
Anhang
3.3 Kursangebot (insgesamt)
Anzahl betreuter Frauen
(pro Kurs im Schnitt)
Anzahl Kurse
Geburtsvorbereitung
Rückbildung
anderer Kurs
3.4 Kurse im Berichtszeitraum auf Bezirksebene
Bitte geben Sie an, wieviele Kurse Sie 2014 in den jeweiligen Bezirken durchgeführt haben.
Es zählt das Anfangsdatum des Kurses!
Geburtsvorbereitungskurs
Rückbildungskurs
Hamburg-Mitte
Altona
Eimsbüttel
Hamburg-Nord
Wandsbek
Bergedorf
Harburg
4. Auslastung
Wie oft gab es 2014 Anfragen für eine individuelle
Betreuung, der Sie nicht entsprechen konnten?
sehr häufig (fast täglich)
häufig (2-3 mal pro Woche)
manchmal (2-3 mal pro Monat)
selten/nie
Gab es 2014 Kursanmeldungen
(Geburtsvorbereitung oder Rückbildung), die Sie
nicht berücksichtigen konnte?
ja
nein
5. Anmerkungen
Welche zusätzlichen Informationen sind Ihrer Meinung nach für Ihre Arbeitssituation bzw. die
Hebammenversorgung in Hamburg insgesamt relevant?
Vielen Dank für Ihre Angaben!
Senden Sie bitte den ausgefüllten Fragebogen im beigefügtem Rückumschlag an uns
zurück.
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Anhang
Anhang
33
Anhang
Anhang
34
Anhang
Anhang
Negativmeldung
Ich habe den Fragebogen bereits vom…
Hebammenverband
Gesundheitsamt der Bezirke
Krankenhaus
…erhalten und ausgefüllt an die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz zurückgesandt.
 Senden Sie bitte in diesem Fall die Negativmeldung im beigefügten Rückumschlag an uns zurück.
Erinnerungspostkarte
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Freie und Hansestadt Hamburg
Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV)
Amt für Gesundheit
Fachabteilung Gesundheitsdaten und Gesundheitsförderung
Billstraße 80a, 20539 Hamburg
www.hamburg.de/gesundheit
ISBN: 978-3-9814693-6-3
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