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MRT in der Gastroenterologie
MRT und bildgebende Differenzialdiagnose
Bearbeitet von
Henning Ernst Adamek, Thomas Lauenstein, Jörg Albert, Regina Beets-Tan, Jürgen Bunke, Siegbert
Faiss, Lucas Greiner, Renate Hammerstingl, Dirk Hartmann, Jan Janssen, Karl-Friedrich Kreitner, Günter
Layer, Andreas Rink, Andreas G. Schreyer, Jörg Stattaus, Jaap Stoker, Deike Strobel, Hubert Vogler,
Joachim-Ernst Wildberger, Manon L.W. Ziech
1. Auflage 2009. Buch. XVI, 225 S. Hardcover
ISBN 978 3 13 149291 3
Format (B x L): 23 x 31 cm
Gewicht: 1326 g
Weitere Fachgebiete > Medizin > Klinische und Innere Medizin > Gastroenterologie,
Proktologie
Zu Inhaltsverzeichnis
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Pankreas
Thomas C. Lauenstein, Henning E. Adamek
5.1
Anatomie und Physiologie
Das retroperitoneal gelegene Pankreas wird unterteilt in den Processus uncinatus, den Pankreaskopf, ‑korpus und ‑schwanz. Wichtige benachbarte anatomische Strukturen beinhalten das duodenale C, das an den Pankreaskopf grenzt, sowie die V. lienalis, die
dorsal des Pankreaskorpus und ‑schwanzes verläuft. Letztere ist
ein wichtiger Orientierungspunkt, um das Pankreasorgan in der
Schnittbilddiagnostik zu identifizieren. Der Magen liegt ventral
des Pankreaskorpus und ‑schwanzes und ist durch das parietale
Peritonealblatt und die Bursa omentalis von diesen getrennt. Da
das Pankreas keine eigentliche Organkapsel besitzt, führen Entzündungsprozesse rasch zur ödematösen Einbeziehung der umgebenden retroperitonealen und mesenterialen Fettgewebe. Ebenso
kommt es bei malignen Pankreastumoren in einem frühen Stadium zur Infiltration umgebender anatomischer Strukturen.
Der Ductus pancreaticus misst im Querdurchmesser unter
physiologischen Bedingungen 1 – 2 mm. Er endet in enger Beziehung zum Ductus choledochus an der Papilla Vateri und drainiert
in die Pars descendens duodeni. Neben dem Hauptgang (Ductus
Wirsungianus) existiert ein akzessorischer Gang (Ductus santorini), der im Falle eines Pancreas divisum getrennt an der Papilla
minor in das Duodenum enden kann. Dies ist insbesondere bei
der Schnittbildgebung zu beachten, da es trotz Vorliegen eines Abflusshindernisses am Hauptgang (z. B. durch einen Tumor oder einen Stein) bei einem Pancreas divisum nicht zu einer generellen
Erweiterung des Pankreasgangsystems kommen muss.
Das Pankreasorgan wird durch Nerven aus dem Splanchnikusgebiet sympathisch innerviert, die parasympathische Versorgung
läuft über den N. vagus. Die parasympathischen Fasern stimulieren die exokrine und endokrine Funktion. Das Pankreas wird mit
einem umfangreichen sensorischen Netzwerk versorgt; Schaltstelle ist das Ganglion coeliacum. Schmerzempfindungen bei Pankreaserkrankungen sind allerdings multifaktoriell und nicht ausschließlich anatomisch zu erklären.
Die (zentro-) azinären Zellen produzieren Wasser, Elektrolyte
und Enzyme. Aus diesem Gemisch entsteht eine farblose, isoosmotische, alkalische Flüssigkeit mit einem hohen Anteil an Verdauungsenzymen (Amylase, Lipase, Trypsinogen); die Tagesproduktion beträgt 500 – 800 ml. Die Insulinproduktion findet in den
Langerhansʼschen Inseln statt und wird u. a. durch Glukose, Glukagon und GIP stimuliert.
5.2
Bildgebende Differenzialdiagnostik
Computertomografie
Die CT wird in der klinischen Routine häufig als Standardverfahren zur Beurteilung von Entzündungsprozessen und Tumorerkrankungen des Pankreas eingesetzt. Sie zeichnet sich im Vergleich zur MRT durch kürzere Untersuchungszeiten und eine
höhere Robustheit gegenüber Bewegungsartefakten aus. Deshalb
wird die CT‑Diagnostik insbesondere bei akuten Fragestellungen
oder bei der Untersuchung nicht kooperativer Patienten der
MRT‑Diagnostik vorgezogen. Zudem können Verkalkungsherde
mittels CT einfach abgegrenzt werden. Hingegen besitzt die MRT
Vorteile aufgrund des höheren Weichteilkontrastes und der Möglichkeit der Datenakquisition zu multiplen Zeitpunkten nach intravenöser Kontrastmittelgabe. Deshalb können Pankreastumore
häufig in der MRT‑Diagnostik etwas besser abgegrenzt und genauer spezifiziert werden. Zudem können die pankreatischen
Gangstrukturen in den MRCP‑Bildern sehr genau beurteilt werden.
Positronenemissionstomografie
Mittels Positronenemissionstomografie (PET) können Entzündungsprozesse und Tumorerkrankungen dargestellt werden.
Grundlage ist der Einsatz schwach radioaktiv markierter Tracer,
die in Zellen mit hoher Stoffwechselaktivität angereichert werden. Der Nachteil der fehlenden anatomischen Information kann
durch die Kombination von PET und CT in einer Untersuchung
umgangen werden. Die PET-(CT-) Bildgebung galt lange Zeit als
Hoffnungsträger, um (post-) entzündliche Pseudotumore von
Pankreaskarzinomen zu differenzieren. Grundlage war die Hypothese, dass maligne Prozesse eine höhere FDG‑Traceraufnahme
(FDG: Fluordesoxyglukose) zeigen. Jedoch hat sich diese Annahme
nicht vollständig bewahrheitet und es kann häufig nicht eindeutig
anhand des Standard Uptake Value (SUV) zwischen den verschiedenen Krankheitsbildern unterschieden werden. Die Verwendung
neuerer PET‑Tracer, wie das Gallium-DOTATOC, zeigt jedoch eine
ausgesprochen vielversprechende Möglichkeit, neuroendokrine
Tumore darzustellen und in gleicher Untersuchungssitzung eine
Ausbreitungsdiagnostik bei Vorliegen von neuroendokrinen Tumoren des Pankreas durchzuführen.
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Adamek/Lauenstein, MRT in der Gastroenterologie (ISBN 9783131492913), © 2010 Georg Thieme Verlag KG
Bildgebende Differenzialdiagnostik
Endoskopische retrograde
Cholangiopankreatografie
Mit der endoskopischen retrograden Cholangiopankreatografie
(ERCP) gelang Anfang der 1970er-Jahre erstmals eine präzise Darstellung des Pankreasgangsystems. Bis heute ist die ERCP der
Goldstandard für die Diagnose angeborener, entzündlicher oder
maligner Veränderungen des Pankreasgangsystems. Aufgrund
der untersuchungsbezogenen Risiken wurden nicht invasive
Techniken entwickelt (vor allem die Magnetresonanz-Cholangiopankreatografie, MRCP), die gleichwertige Bilder bei fehlenden
Nebenwirkungen liefern. Damit hat die ausschließlich diagnostische ERCP an Bedeutung verloren; sie ist jedoch uneingeschränkt
das minimal invasive Verfahren zur endoskopischen Therapie am
Pankreas. Zur Differenzialdiagnose unklarer Stenosen kann im
Rahmen einer ERCP durch das Duodenoskop eine Miniendoskopiesonde oder eine Miniultraschallsonde in den Pankreasgang
eingeführt werden. Bei intraduktalen Tumoren kann so in Einzelfällen eine Blickdiagnose gestellt werden.
Perkutane Sonografie
Diese Methode spielt eine wichtige Rolle in der Entdeckung und
Charakterisierung von Pankreaserkrankungen. Sie ist ein nicht
invasives, ubiquitär verfügbares Instrument und damit der erste
diagnostische Schritt zur Untersuchung des Pankreas. Je nach Gerätekonfiguration und Patientenkonstitution lassen sich die verschiedenen Anteile des Pankreas einsehen. Die komplette Darstellung des Organs lässt sich mit unterschiedlichen Hilfstechniken
erreichen:
" Wasserfüllung des Magens
" Untersuchung in tiefer Inspiration
" Untersuchung in verschiedenen Patientenpositionen
Pankreaserkrankungen führen zu Parenchymveränderungen, die
den Ultraschallreflex verändern. Damit können die akute Pankreatitis mit ihren Komplikationen, die chronische Pankreatitis
und das Pankreaskarzinom dargestellt werden. Über die reine Parenchymdiagnostik hinaus kann die perkutane Sonografie Flüssigkeitsansammlungen, Pseudozysten, Abszesse, Blutungen, Pseudoaneursymata und venöse Thrombosen auffinden.
Zur Verbesserung der Differenzialdiagnostik von Parenchymveränderungen im Pankreas wird seit einigen Jahren die kontrastverstärkte Ultraschalluntersuchung eingesetzt. Sie ist das einzige
Verfahren, das derzeit eine kontinuierliche (Real-Time-) Beobachtung der kontrastanreichernden Phasen im Pankreasgewebe ermöglicht und unterscheidet sich somit hinsichtlich Technik und
Kontrastmitteln von der dynamischen Computer- und Kernspintomografie. Neben der Differenzierung von (chronisch-) entzündlichen und soliden Veränderungen ist mit dieser Technik auch die
Unterscheidung von muzinösen Tumoren und zystischen Läsionen möglich.
Endosonografie
Der endoskopische Ultraschall (EUS) kann das retroperitoneal liegende Pankreas besser darstellen als der transkutane Ultraschall.
Mit dem Endoskop kann der Ultraschallkopf im Magen und im
Duodenum in unmittelbare Nähe des Organs geführt werden;
dies ermöglicht Bilder höchster Auflösung mit weniger Störechos
(Abb. 5.1). Es werden meist radiale Systeme mit einer Sendefrequenz von 7,5 MHz eingesetzt, die auch eine detailgenaue Darstellung des Ductus Wirsungianus ermöglichen (Abb. 5.2). Auch die
Papilla Vateri kann aufgrund ihrer günstigen anatomischen Lage
vom Duodenum aus endosonografisch sehr gut dargestellt werden (Abb. 5.3), sinngemäß gilt das auch für periampulläre Tumoren (Abb. 5.4).
Die chronische Pankreatitis kann insbesondere in ihren Frühformen gut mit der Endosonografie beurteilt werden und hat damit die ERCP in der Diagnostik abgelöst. Der EUS hat den Vorteil,
nicht nur typische Gang-, sondern auch Parenchymveränderungen frühzeitig nachweisen zu können (Abb. 5.5). Aufgrund der hohen Ortsauflösung können falsch-positive Befunde entstehen, wie
in Langzeituntersuchungen gezeigt werden konnte. Aber auch der
fortgeschrittene Befund mit massiver Pankreasgangdilatation
kann Schwierigkeiten in der Abgrenzung zur intraduktalen papillären muzinösen Neoplasie (IPMN) machen. Große Pseudozysten,
die postakut oder als Komplikation der chronischen Pankreatitis
entstehen können, werden eindeutig identifiziert (Abb. 5.6). Die
Methode zeigt jedoch Unsicherheiten bei der Differenzierung zwischen chronischer Pankreatitis und Pankreaskarzinom (Abb. 5.7) –
ein Problem, das sie mit allen anderen Schnittbildverfahren gemein hat. In diesen Fällen kann die kontrastverstärkte (Doppler-)
Endosonografie die Trefferquote erhöhen. Sinngemäß gilt das
auch für die Elastografie. Ob diese Verfahren auch die autoimmune Pankreatitis mit ihren fokalen inflammatorischen Veränderungen von der chronischen Pankreatitis abgrenzen können, ist
derzeit noch nicht hinreichend untersucht. Leider hilft in schwierigen Fällen häufig auch die endosonografisch gesteuerte Feinnadelpunktion nicht, da die erhebliche Zahl falsch-negativer Befunde die potenzielle Operationsentscheidung nicht hinauszögern
sollte.
MRT und CT bieten ähnlich gute Ergebnisse bei der Tumordiagnostik des Pankreas. Die CT sollte jedoch gegenüber der
MRT in Akutsituationen sowie bei Untersuchungen nicht kooperativer Patienten bevorzugt werden. Die PET in Verbindung mit
neuen Radionukliden stellt ein vielversprechendes Verfahren für
die Diagnostik von neuroendokrinen Tumoren dar. Die ausschließlich diagnostische ERCP hat an Bedeutung verloren, sie
ist jedoch uneingeschränkt das minimal invasive Verfahren zur
endoskopischen Therapie am Pankreas.
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Abb. 5.2 Normalbefund mit Darstellung des Ductus Wirsungianus
(DW) vom Magen aus.
Abb. 5.1 Normalbefund. Darstellung von Pankreaskopf und ‑korpus
vom Magen aus; als anatomische Leitstrukturen sind die A. lienalis
(AL) und die V. lienalis (VL) zu erkennen (a). Von derselben Schallkopfposition aus Darstellung von Korpus/Schwanz-Übergang (b) und Pankreasschwanz (c).
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Bildgebende Differenzialdiagnostik
Abb. 5.3 Normalbefund Papille. a Darstellung vom Duodenum aus;
b In unmittelbare Nähe zur Duodenalmündung Darstellung des
Ductus hepatocholedochus (DHC) und des D. Wirsungianus (DW).
Abb. 5.4 a 2 cm großer, echoarmer Papillentumor; b Mit Endoprothese überbrückte Papillenstenose.
Abb. 5.5 Frühform der chronischen Pankreatitis mit diskreten Parenchymkriterien: Inhomogenität, echogene Reflexe, akzentuierte Lobularität.
Abb. 5.6 Fortgeschrittene chronische Pankreatitis mit großer Pseudozyste mit diffus verteilten feinen echogenen Reflexen.
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Abb. 5.7
35 mm großes, echoarmes, unregelmäßig begrenztes Pankreaskopfkarzinom mit Infiltration der Duodenalwand.
5.3
MRT‑Techniken, Messprotokolle
und praktisches Vorgehen
Der Einsatz schneller Gradientenecho-(GRE-) Sequenzen und Single-Shot-Sequenzen hat die abdominelle MRT‑Diagnostik maßgeblich geprägt. Grundvoraussetzung sind Akquisitionszeiten von
weniger als 20 s, sodass die MRT‑Daten unter Atemstillstand aufgenommen werden können. Es sollten 1,5T‑Magneten zur Bildgebung verwendet werden. Erste Arbeiten dokumentieren auch die
Möglichkeit der Pankreas-MRT bei 3T. Hinsichtlich der Patientenvorbereitung wird die Verwendung oraler Kontrastmittel kontrovers diskutiert. Einerseits können durch die orale Applikation von
Kontrastmitteln Veränderungen insbesondere im Pankreaskopf
und Processus uncinatus besser von benachbarten Duodenalstrukturen abgegrenzt werden. Andererseits können jedoch durch
eine gesteigerte Darmmotilität vermehrt Bewegungsartefakte
nach oraler Kontrastmittelgabe beobachtet werden. Werden orale
Kontrastmittel verwendet, sollten solche mit einem niedrigen T2Signal eingesetzt werden (z. B. Bariumsulfat oder eisenoxidhaltige
KM), um keine Überlagerungen der Gangstrukturen in den stark
T2w-MRCP‑Sequenzen hervorzurufen.
Folgende MRT‑Sequenzen sollten für die Pankreas-Bildgebung
Verwendung finden (Abb. 5.8):
" T1w GRE‑Sequenzen mit Fettsättigung. Diese Sequenzen sind
das Kernstück der MRT und sollten vor und zu verschiedenen
Zeitpunkten nach intravenöser Gadoliniumgabe durchgeführt
werden. Hierzu zählt die Datenakquisition in einer
– arteriellen Phase (20 s Delay),
– sogenannten Pankreasparenchym-Phase (40 s Delay),
– portalvenösen Phase (70 s Delay),
– Equilibriums-Phase (2 min Delay),
– spätvenösen Phase (5 min Delay).
Je nach Fragestellung sollte entweder eine rein arterielle Phase,
anhand derer insbesondere Gefäßstrukturen und neuroendokrine
Tumore gut abgegrenzt werden können, oder eine Pankreasparenchym-Phase, bei der Adenokarzinome mit einem hohen Kontrast zwischen Tumor und Pankreasgewebe dargestellt werden
können, aufgenommen werden. Das normale Pankreasgewebe besitzt bereits in der nativen T1w-Bildgebung ein hohes Signal, das
ähnlich hoch oder höher als das Lebersignal erscheinen sollte. Ist
das Pankreas atrophiert oder aufgrund chronisch-entzündlicher
Prozesse fibrotisch umgebaut, liegt das T1-Signal des Pankreas unter dem Signal der Leber. Nach Gadoliniumgabe zeigt normales
Pankreasgewebe ein frühes, ausgesprochen starkes KM‑Enhancement, das sich nach 1 – 2 min der Kontrastmittelaufnahme der
benachbarten Organe, wie Leber und Darmwand, angleicht. Die
Gadoliniumaufnahme ändert sich bei Pankreasgewebe, das fibrotisch verändert ist: Hier ist die arterielle KM‑Aufnahme weniger
stark ausgeprägt, jedoch zeigt das Organ in späten KM‑Phasen
ein hohes Signal aufgrund eines „late enhancement“, wie es auch
in der kardialen MRT‑Bildgebung bei myokardialen Infarkten zu
erkennen ist.
" T2w-Bildgebung mit Fettsättigung. Diese Sequenzen sind zum
einen hilfreich, um ein peripankreatisches Ödem im Rahmen
von akuten Pankreatitiden darzustellen. Zum anderen können
Raumforderungen (RF) des Pankreasparenchyms leicht in zystische und nicht zystische Tumore unterteilt werden, was in
vielen Fällen wichtig für eine richtige Aufstellung von Differenzialdiagnosen ist.
" MRCP‑Sequenzen. Hierbei handelt es sich um stark T2wMRT‑Bilder, auf denen lediglich flüssigkeitsgefüllte Strukturen
ohne größere Flussgeschwindigkeit signalreich dargestellt
werden. Hierdurch können Veränderungen des Pankreasganges dargestellt werden, was insbesondere bei mechanischen
Abflusshindernissen (z. B. durch Tumore oder Steine) von diagnostischer Wichtigkeit ist. In einigen Zentren wird eine sekretinverstärkte MRCP zur Diagnostik der chronischen Pankreatitis verwendet. Hierdurch können insbesondere auch kleinere
Abschnitte des Gangsystems besser dargestellt werden und zudem Aussagen über die exokrine Pankreasfunktion getroffen
werden.
T1w-Bilder vor und nach intravenöser Kontrastmittelgabe, T2wBilder mit Fettsättigung und MRCP‑Sequenzen bilden die Grundlage eines umfassenden MRT‑Protokolls für die Pankreasbildung.
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MRT‑Techniken, Messprotokolle und praktisches Vorgehen
Abb. 5.8 Physiologisches Signalverhalten des Pankreasparenchyms.
Bereits vor KM‑Gabe besitzt das Pankreas ein hohes T1-Signal (a) und
zeigt ein deutliches arterielles KM‑Enhancement (b). In einer spätvenösen KM‑Phase (c) kommt es zum Signalangleich von Pankreas und Leber. Mittels T2w-Bildgebung (d) und MRCP (e) können Aussagen zur
Struktur des Pankreasganges getroffen werden.
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5 Pankreas
5.4
MRT‑Befunde
Anlagevarianten
n Pancreas divisum
Hierbei handelt es sich um eine häufige anatomische Variante, deren Inzidenz mit etwa 2 – 5 % angegeben wird. Beim Pancreas divisum liegt eine fehlende Fusion von Ductus Santorini und Ductus
Wirsungianus vor. Dies bedeutet, dass zwei von einander unabhängige Drainagewege bestehen:
" Einerseits fließen Ganganteile des Pankreaskopfes und des Processus uncinatus über den Ductus Wirsungianus zur Papilla
maior ab,
" andererseits fließen die Anteile des Pankreaskorpus und
‑schwanzes über den Ductus Santorini gesondert zur Papilla
minor (Abb. 5.9).
Mittels MRCP und ERCP kann ein Pancreas divisum mit hoher diagnostischer Sicherheit erkannt werden. Obwohl keine eindeutige
Datenlage existiert, scheint das Vorliegen eines Pancreas divisum
ein Prädispositionsfaktor für rezidivierende Pankreatitiden zu
sein. Zudem kann bei Vorliegen eines Pancreas divisum und Auftreten eines obstruktiven Tumors im Pankreaskopf eine Erweiterung des Gangsystems aufgrund der Drainage über die Papilla minor fehlen.
n Pancreas anulare
Hierbei handelt es sich um eine Variante, bei der ein Ring aus Pankreasgewebe die Pars descendens duodeni komplett oder teilweise umgibt (Abb. 5.10). Dies kann bei ausgeprägten Formen im frühen Lebensalter zu einer Duodenalstenosierung führen. Bei
weniger stark ausgeprägter Stenosierung des Duodenums können
Abb. 5.9 Pancreas divisum. a MRCP‑Sequenz; b Axiale T2w-Bildgebung. Der Ductus Santorini (gestrichelter Pfeil) endet in der Papilla mi-
epigastrische Schmerzen und Erbrechen Leitsymptome sein. Das
Pancreas anulare kommt bei einer Inzidenz von ca. 0,1 % deutlich
seltener vor als das Pancreas divisum.
Entzündungsprozesse
n Akute Pankreatitis
Bei dieser Erkrankungsform wird in vielen Zentren die CT-Diagnostik gegenüber der MRT aufgrund des häufig reduzierten Allgemeinzustandes der Patienten und der geringeren Untersuchungszeit bevorzugt. Dennoch kann die MRT zur Diagnose der
akuten Pankreatitis eingesetzt werden (Abb. 5.11). Vergleichsstudien von CT und MRT weisen der MRT sogar eine höhere diagnostische Sensitivität insbesondere bei mild verlaufenden Formen
der akuten Pankreatitis zu.
Eines der Hauptkriterien bei der Diagnose der akuten Pankreatitis ist der Nachweis eines peripankreatischen Ödems oder von
Flüssigkeitsansammlungen, die mit hoher diagnostischer Genauigkeit anhand von fettgesättigten T2w-MRT‑Bildern erkannt
werden können.
Das Pankreasorgan selbst kann je nach Schweregrad der Erkrankung fokal oder diffus aufgetrieben sein. Bei ausgeprägten Krankheitsverläufen kann eine inhomogene Kontrastierung des Pankreas nach intravenöser Gadoliniumgabe beobachtet werden.
Nekroseareale können ebenfalls aufgrund fehlender Gadoliniumaufnahme sehr gut mittels KM‑verstärkten T1w-Bildern diagnostiziert werden. Zudem können bei hämorrhagischen Verlaufsformen Einblutungen aufgrund des hohen T1-Signals schon vor
intravenöser Kontrastmittelgabe erkannt werden.
nor, wohingegen der Ductus Wirsungianus (Pfeil) an der Papilla major
in den Dünndarm mündet.
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MRT‑Befunde
Abb. 5.10 Pancreas anulare. a MRCP‑Sequenz; b KM‑verstärkte T1w-Bildgebung. Das Pankreas nebst Gangsystem umgibt ringförmig das Duodenum (Pfeile).
agnostische Schwierigkeit liegt in der Unterscheidung zwischen
fokalen Formen chronischer Pankreatitis und Adenokarzinomen.
Hierbei gibt es häufig Überlappungen bezüglich der Signaländerungen nach Kontrastmittelgabe. Bei entsprechendem Verdacht
muss eine weitere Abklärung mittels bildgesteuerter Biopsie oder
im Rahmen einer ERCP angestrebt werden.
Tumorerkrankungen
n Solide Pankreastumore
Adenokarzinome
Abb. 5.11 Bei einer akuten exsudativen Pankreatitis zeigt das Organ
ein erhöhtes T2-Signal sowie eine Ödembildung im angrenzenden Retroperitoneum (Pfeile).
n Chronische Pankreatitis
Chronische Formen der Pankreatitis können mittels MRT anhand
verschiedener morphologischer Kriterien diagnostiziert werden
(Abb. 5.12). Hierzu zählen u. a. eine Dilatation des Ductus pancreaticus, eine Parenchymatrophie sowie der Nachweis von Pseudozysten. Neben diesen Kriterien bildet die Perfusionsanalyse des
Parenchyms einen wichtigen diagnostischen Baustein. Während
normales Pankreasgewebe ein hohes natives T1-Signal sowie
eine starke arterielle Kontrastmittelaufnahme aufweist, sind diese
Eigenschaften bei chronischer Pankreatitis aufgrund eines fibrotischen Umbaus des Organs verändert: Das native T1-Signal ist
ebenso wie die arterielle Kontrastmittelanreicherung deutlich
vermindert. Hingegen zeigt sich in späten Kontrastmittelphasen
(z. B. nach 5 min) eine erhöhte Gadoliniumanreicherung. Eine di-
Das duktale Adenokarzinom ist mit einem Anteil von ca. 95 % der
häufigste maligne Tumor des Pankreas. Da der Tumor häufig erst
in einem fortgeschrittenen Stadium klinisch manifest wird, ist
die Prognose des Pankreaskarzinoms mit einem mittleren 5-Jahresüberleben von 5% als schlecht einzustufen. Der Pankreaskopf
stellt mit ca. 70 % die häufigste Lokalisation eines Adenokarzinoms
dar. Bei der Diagnose des Pankreaskarzinoms müssen sowohl indirekte als auch direkte Zeichen in der MRT‑Bildgebung beachtet
werden (Abb. 5.13). Zu den indirekten Zeichen gehört der prästenotische Aufstau des Pankreasganges. Bei papillennahen Tumoren
kommt es zu einem gleichzeitigen Aufstau des Gallenwegssystems
und einem klassischen Double-Duct-Zeichen. Es ist wichtig zu bedenken, dass eine Dilatation des duktalen Systems fehlen kann,
z. B. bei Anlage eines Pancreas divisum oder bei Lokalisation des
Karzinoms im Pankreasschwanz oder Processus uncinatus.
Die direkte Tumordetektion gelingt in der MRT durch nachweisbare Signalunterschiede zwischen Tumorgewebe und dem
angrenzenden Pankreasgewebe. Hierzu sind insbesondere die nativen T1w- und kontrastmittelgestützten Bilder relevant. Duktale
Adenokarzinome können insbesondere in der nativen und arteriellen KM‑Phase als hypointense Läsionen gegenüber dem sig-
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