Kongressjournal

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W
Band 6 / Heft 5
www.springer.at/wmw
ISSN Print 0043-5341
ISSN Electronic 1563-258X
P. b. b. Verlagspostamt 1201 Wien
03Z035235
05/09
skriptum
Kongressjournal
wmw Wiener Medizinische Wochenschrift
23. bis 25. April 2009, Salzburg
XVIII. Wissenschaftliche Tagung der Arbeitsgemeinschaft für
Gynäkologische Onkologie der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe – AGO
7. Österreichischer Kongress
„Krebs bei der Frau“
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. Dr. Alexander Reinthaller
inhalt
05/09
Inhalt
brief des herausgebers
4 Willkommen in Salzburg
A. Reinthaller, Wien
beiträge
6 Supportive medikamentöse Maßnahmen in der
gynäkologischen Onkologie
E. Petru, Graz
XVIII. Wissenschaftliche
Tagung der
Arbeitsgemeinschaft für
gynäkologische Onkologie
(AGO) „Krebs bei der Frau“
Salzburg,
23. bis 25. April 2009
7 Sentinel-Node-Biopsie nach neoadjuvanter Therapie
beim fortgeschrittenen Mammakarzinom
U. Ritz, Wiener Neustadt
9 Lymphonodektomie beim Endometriumkarzinom
C. Schausberger und A. Albrecht, Hallein
10 Sentinel-Konzept bei Frauen mit Zervixkarzinom
A. Schneider, Berlin
11 Behandlungsqualität in der gynäkologischen Onkologie
P. Sevelda, Wien, und W. Oberaigner, Innsbruck
13 Diagnosis and treatment of borderline ovarian neoplasms
C. Tropé, Oslo
Peter A. Etzer: „Die Rotbuche“ Öl auf Leinen, 80 x
80 cm
15 „Targeted therapies“ bei gynäkologischen Malignomen
A. G. Zeimet, Innsbruck
17 Neue Daten in der adjuvanten Hormontherapie des
Mammakarzinoms
A. Galid, Wien
19 Behandlungsqualität in der gynäkologischen Onkologie: Was kann das Zentrum besser als die Peripherie?
R. Heider, Kufstein
21 Behandlungsqualität in der gynäkologischen Onkologie: Was kann die Peripherie besser als das Zentrum?
W. Stummvoll, Linz
23 Qualitätsmanagement
U. Denison, Wien
23 Impressum
wmw skriptum
© Springer-Verlag
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3
brief der herausgeber
Willkommen in Salzburg!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Als Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO) darf ich Sie herz-
Univ.-Prof. Alexander
Reinthaller
Präsident der AGO
lich zur XVIII. wissenschaftlichen Tagung unserer Arbeitsgemeinschaft in Salzburg begrüßen. Auch
2009 trägt unsere Veranstaltung den Titel „Krebs bei der Frau“ und richtet sich an alle Ärztinnen und
Ärzte, die an der Prävention, Diagnostik, Behandlung und Nachsorge von gynäkologischen Krebserkrankungen interessiert sind. Dem Pflegepersonal von onkologischen Patientinnen ist parallel zum
wissenschaftlichen Programm ein ganztägiges Fortbildungsseminar gewidmet. Der AGO ist die Integration dieses Seminars in ihre jährliche wissenschaftliche Tagung ein besonderes Anliegen. Ganz
besonders in der Onkologie sind starre Grenzen zwischen Pflege und Ärzteschaft nicht zweckdienlich. An onkologischen Abteilungen muss dem interdiziplinären Teamgeist einer strengen hierarchischen Organisation allemal der Vorzug gegeben werden. Aus diesem Grund ist darauf hinzuweisen,
dass alle Teilnehmer des onkologischen Pflegeseminars herzlich willkommen sind, auch alle wissenschaftlichen Sitzungen der Tagung zu besuchen wie auch alle Ärzte und Ärztinnen zum Besuch der
Sitzungen des Pflegeseminars eingeladen sind.
Die wissenschaftlichen Themen unserer diesjährigen Tagung umfassen hoch aktuelle Bereiche
wie Schwangerschaft und Krebs, neue Therapieansätze beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom, adjuvante Therapie beim Mammakarzinom, Zervixkarzinomscreening – Quo vadis Zytologie?, HPVScreening und Impfung, Borderline-Tumore des Ovars, Zervixkarzinom Stadium IB–IIB – StrahlenChemotherapie vs. Chirurgie und Stellenwert der Lymphadenektomie in der gynäkologischen
Onkologie. Zusätzlich erwarten wir wieder einen spannenden Bericht der AGO-Studienzentrale sowie
Ergebnisse der AGO-Qualitätssicherung. Am Anfang der Sitzungen werden in- und ausländische Experten in Basisvorträgen über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zum jeweiligen Thema
referieren. Besondere Praxisnähe wird durch die Präsentation von interessanten, praxisrelevanten
Fallberichten am Ende jeder Sitzung gewährleistet. Für deren interaktive Diskussion steht jedem Teilnehmer, wie bereits in den letzten Jahren, ein Digivote®-Pad zur Verfügung. Der Tradition folgend wird
im Rahmen dieser Tagung zum achten Mal der „Ernst Wertheim Preis“ für besondere Verdienste um
die gynäkologische Onkologie verliehen.
Wie auch bereits im letzten Jahr werden im Rahmen unserer Tagung wissenschaftliche Poster
präsentiert. Die besten Poster werden von einem Expertenteam ausgewählt, in einer wissenschaftlichen Sitzung präsentiert und die besten drei Poster prämiert. Zusätzlich findet heuer auch noch eine
Posterbegehung statt. Diese soll jüngeren onkologisch interessierten Kollegen und Kolleginnen die
Möglichkeit zur Präsentation ihrer Arbeit geben.
Im vorliegenden Kongressband sind wesentliche Beiträge der Tagung enthalten. Diese sollen
Ihnen einen Überblick über die Inhalte der einzelnen Themenblöcke geben und Sie dazu animieren,
an den wissenschaftlichen Sitzungen teilzunehmen.
Univ.-Prof. Alexander Reinthaller
Präsident der AGO
4
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beiträge
Edgar Petru, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Graz
Supportive medikamentöse Maßnahmen in der
gynäkologischen Onkologie
Stark verbesserte Supportivtherapie erleichtert Krankheit und Therapie
Die Behandlungsergebnisse bei gynäkologischen Malignomen haben sich in
den letzten Jahren vor allem durch die Anwendung von Taxanen, Aromatasehemmern und Trastuzumab mäßig verbessern
lassen. Im Gegensatz dazu haben sich insbesondere auf dem Gebiet der unterstützenden Maßnahmen bei Tumorpatienten
während der letzten 2 Jahrzehnte zweifellos
enorme Fortschritte erzielen lassen.
Neutropenie
hängig. Es besteht eine umgekehrte Relation zwischen dem Tiefstwert der
Neutrophilen (Nadir) und der Prävalenz
von Infektionen. Das Therapieziel einer antibiotischen Therapie bei Fieber unklarer
Genese ist die Erfassung bzw. das Bekämpfen der am häufigsten vorkommenden und
mit der höchsten Mortalität behafteten Erreger. Bakterien als Auslöser der Infektionen stammen überwiegend aus dem
Darm.
Tumoranämie
Die wichtigste supportive Therapie
der Neutropenie, üblicherweise bei einer
absoluten Neutrophilenzahl deutlich unter
500/mm3 bei zusätzlich bestehenden Symptomen, besteht in der Gabe von Antibiotika und Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktoren (G-CSF). Filgrastim und
Lenograstim können bei bestehender
hochgradiger Neutropenie, pegyliertes Filgrastim als Prophylaxe am Tag 2 nach der
Chemotherapie zum Einsatz kommen.
Febrile Neutropenie
Die febrile Neutropenie wird als Fieber ≥ 38,3o Celsius (bei einmaliger Messung
bzw. einer Temperatur > 38o Celsius über
mehr als 1 Stunde) begleitet von einem Abfall der neutrophilen Granulozyten unter
500/mm3 definiert. Die Prognose der Neutropenie ist von der Dauer der neutropenischen Phase, der absoluten Neutrophilenzahl, dem Karnofsky-Status, der Art der
Grunderkrankung, der Schwere von Begleiterkrankungen und der Tumorlast ab-
Klinisch weisen Patienten mit Anämie meist eine verminderte körperliche
Leistungsfähigkeit, Atemnot, Tachykardie,
Schlafstörungen und auch Depression auf.
Außerdem kommt es in der Folge zu einer
Verminderung der sozialen Kontakte. Typischerweise liegt kein Eisenmangel vor. Die
Therapie der Tumoranämie besteht bei
leichteren Formen (Hb < 10 g/dl) in der
Gabe von Erythropoietin bzw. Darbepoetin, und bei schweren Formen (meist Hb <
8 mg/dl) in der Gabe von Erythrozytenkonzentraten. Eine Kontraindikation für eine
Erythropoietin-Gabe stellen eine Thromboembolie und ein unkontrollierter Hypertonus dar.
Thrombopenie
Thrombopenien äußern sich klinisch meist erst bei Thrombozytenwerten
unter 30.000/mm3. Typisch sind Nasenbluten, Makrohämaturie und Blut im Stuhl.
Meist erfolgt ab einem Grenzwert von unter
Zum Autor
Univ.-Prof. Dr. Edgar Petru
Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Medizinische Universität Graz
Auenbruggerplatz 14
8036 Graz
Fax: ++43/316/385-3061
E-Mail: [email protected]
10.000 (oder im Fall von Blutungen schon
unter 20.000) Thrombozyten pro mm3 die
Verabreichung von Thrombozytenkonzentraten.
Übelkeit und Erbrechen
Die Einführung der HT3-SerotininAntagonisten in die klinische Routine hat
vielen teilweise hochemetogenen Chemotherapien viel von ihrem Schrecken nehmen können. Aprepitant hat zu einer deutlichen Verbesserung der verzögerten
antiemetischen Kontrolle geführt.
Diarrhoe
Diarrhoen kommen unter anderem
bei Chemotherapie-induzierter Neutropenie oder z. B. spezifisch nach Irinotecan.
Loperamid 2 mg (Imodium®) ist hier effektiv. Diarrhoe ist auch eine häufige Nebenwirkung nach Radiotherapie des Beckens.
Als Ultima ratio wird Tinctura opii angewendet.
Periphere Neuropathie
Nach Platin-haltiger und vor allem
Taxan-haltiger Chemotherapie kommt es
häufig zu Sensibilitätsstörungen im Bereich
der Finger und Zehen. Bei einem kleinen
Anteil der Patienten können sich schwere
sensible und unter Umständen auch motorische neurologische Ausfälle entwickeln.
Patienten geben dann Kribbeln oder das
Gefühl des „Ameisenlaufens“ vor allem im
Fingerspitzenbereich an, können unter
Umständen kein Glas mehr sicher in der
Hand halten oder Näharbeiten verrichten.
Gabapentin 300 mg beginnend mit 1 x 1
Kapsel/Tag langsam auf bis zu 3/2/3 Kapseln/Tag gesteigert ist meist effektiv. Auch
25 mg Amitryptilin abends oder Oxycodon
als Retardtablette beginnend mit 2 x 10 mg/
Tag sind in diesem Fall wirksam.
Schmerztherapie
In der Schmerztherapie onkologischer Patienten ist vor allem darauf zu ach-
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7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
ten, dass eine kontinuierliche Basistherapie
erfolgt und diese nicht nur bei Bedarf erfolgt. Im Mittelpunkt stehen Metamizol-Tabletten oder -Tropfen.
Durch eine kontinuierliche Schmerztherapie mit Opioiden in Retard-Form oder
transdermales Fentanyl bzw. Buprenorphin wird ein konstanter Wirkspiegel über
24 Stunden erzielt.
Depression
Darmverschluss (Ileus)
Antidepressiva sind vielfach bei onkologischen Patienten indiziert. Sie können
auch dazu beitragen, klimakterische Ausfallserscheinungen bei Patientinnen nach
Eierstockentfernung oder durch eine antihormonelle Therapie v.a. des Mammakarzinoms reduzieren. Venlafaxin ist hier besonders zu erwähnen.
Bei einem oft über Monate verlaufenden Subileus, der häufig als Folge einer
Peritonealkarzinose auftritt, ist v. a. die
Therapie mit p. o. Metamizol (Novalgin®)
effektiv. Bei extensiver Vortherapie z. B. infolge Platinresistenz sollte nur im Ausnahmefall ein chirurgisches Vorgehen gewählt
werden. n
Ursula Ritz, Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Landesklinikum Wiener Neustadt
Sentinel-Node-Biopsie nach neoadjuvanter Therapie beim
fortgeschrittenen Mammakarzinom
Eine sichere Methode zur Vorhersage des Lymphknotenstatus
Die Sentinel-Node-Biopsie (SNB)
ist ein diagnostisches Verfahren, mit dem
der Nodalstatus der Axilla durch selektive
Entnahme des (der) Lymphknoten mit der
höchsten Wahrscheinlichkeit für eine Metastasierung bestimmt wird. Das Verfahren dient der Identifikation von nodal-negativen Patientinnen, die keine weitere
Therapie im Bereich des Lymphabflussgebietes benötigen.
Diese Methode gilt als Goldstandard beim kleinen unifokalen Mammakarzinom, da bei gleichwertiger lokaler
Kontrolle [1] im Vergleich zur Axilladissektion (AND) eine signifikant reduzierte
operationsbedingte Morbidität im Schulter-Arm Bereich erreicht werden kann [2]
(LOE 1a).
Indikationen mit unterschiedlich
hoher Evidenz
Standardindikation für eine SNB ist
das kleine (< 2 cm) unifokale Mammakarzinom mit klinisch negativem Nodalstatus
[2]. Die Durchführung einer SNB ist unabhängig von der Tumorlokalisation, dem
Alter der Patientin sowie dem operativen
Konzept.
Keine ausreichende Evidenz gibt es
derzeit für den Einsatz der SNB beim multizentrischen Karzinom, im Rezidivfall
und nach neoadjuvanter Therapie (primär
systemischer Therapie) größerer Karzinome.
Diente in der Vergangenheit die primär systemischer Therapie (PST) in erster
Zur Autorin
Dr. Ursula Ritz
Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe
Landesklinikum Wiener Neustadt
Corvinusring 3-5
2700 Wiener Neustadt
Fax: ++43/2622/321-2697
E-Mail: [email protected]
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Linie der Behandlung des fortgeschrittenen inoperablen Mammakarzinoms, so
wird diese Therapieoption inzwischen zunehmend zur Behandlung operabler Tumorstadien eingesetzt. Bezüglich des rezidivfreien und des Gesamtüberlebens
unterscheiden sich die neoadjuvante und
die adjuvante Therapie nicht voneinander
[3]. Die PST bietet jedoch eine Reihe von
Vorteilen. Neben der Möglichkeit einer Invivo-Chemosensitivitätstestung, welche
bei Nichtansprechen der Patientin eine
Therapie ohne Benefit erspart, kann vor
allem die Rate an brusterhaltenden Therapien durch Verkleinerung des Primärtumors erhöht werden [4]. Weiters dient die
Ansprechrate als Vorhersagewert für den
weiteren Krankheitsverlauf und korreliert
signifikant mit der Prognose [3].
Im Anschluss an eine PST wird üblicherweise eine Tumorektomie oder eine
modifizierte radikale Mastektomie mit
AND und postoperativer Strahlentherapie
durchgeführt. Da die PST bei 30 bis 40 %
der Patientinnen zu einem Downstaging
der axillären Lymphknoten führt, könnte
möglicherweise einem Teil der primär nodal positiven Patientinnen durch die
Durchführung einer SNB eine AND (mit
entsprechender Morbidität) erspart werden.
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beiträge
Offene Fragen
Bezüglich der Möglichkeit einer
SNB nach PST gibt es noch eine Reihe von
offenen Fragen: Führt die neoadjuvante
Therapie zu einer Veränderung der lymphatischen Abflusswege und somit zu einer erschwerten Identifikation des Sentinellymphknotens?
Kann von einem gleichen Ansprechen von involvierten Sentinellymphknoten und Nicht-Sentinellymphknoten auf
die Therapie ausgegangen werden, oder
führt die PST zu einer erhöhten FalschNegativ-Rate der SNB?
Derzeitige Studienlage
Zahlreiche Studien haben in den
letzten Jahren die Durchführbarkeit und
Genauigkeit der SNB nach neoadjuvanter
Chemotherapie untersucht.
Eine der größten Arbeiten wurde
von Eleftherios et al. 2005 publiziert. Die
Untersuchung basiert auf den Daten des
NSABP Trial B-27 und vergleicht die Ergebnisse von 428 Sentinel-Node-Biopsien
nach neoadjuvanter Therapie. Primäre
Endpunkte für die statistische Auswertung
waren die Detektionsrate und die FalschNegativ-Rate. Diese Ergebnisse wurden
auf ihre Korrelation mit der Tumorgröße,
der Tumorlokalisation, dem Patientenalter, dem klinischen Nodalstatus und der
Erfahrung des Chirurgen untersucht.
Insgesamt waren die Detektionsraten und die Falsch-Negativ-Raten vergleichbar mit jenen der Sentinelnode-Biopsie vor adjuvanter Therapie [5] (Tab. 1).
Die korrekte Vorhersage des axillären Nodalstatus erfolgte in 95,6 % der Fälle.
Die Detektionsrate stieg signifikant bei der
Markierung des Sentinellymphknotens
mit einem radioaktiven Tracer im Ver-
Tab. 1: Vergleich der Daten des NSABP Trial B-27 mit den Ergebnissen
von 428 Sentinel-Node-Biopsien nach neoadjuvanter Therapie. Primäre
Endpunkte: Detektionsrate und die Falsch-Negativ-Rate
Detektionsrate
84,8 %
Falsch-Negativ-Rate
10,7 %
Sensitivität
89,3 %
Negativer Vorhersagewert
93,1 %
gleich zur ausschließlichen Verwendung
eines Farbstoffes (88,9 % vs. 78,1 %; p =
0,03).
Keine signifikanten Unterschiede
der Detektionsraten und der Falsch-Negativ-Raten zeigten sich im Zusammenhang
mit der Tumorgröße, der Tumorlokalisation, dem Alter, dem klinischen Nodalstatus und der Erfahrung des Chirurgen. Ein
nicht signifikanter Trend mit steigender
Falsch-Negativ-Rate konnte bei zunehmender Tumorgröße und bei Lokalisation
des Tumors im unteren inneren Quadranten nachgewiesen werden.
Eine Reihe anderer Studien kam in
den letzten Jahren zu ähnlichen Ergebnissen [6, 7, 8]. Stearns et al. fanden ebenso
einen Zusammenhang zwischen der Tumorlokalisation und der Identifikationsrate, wobei bei Karzinomen im inneren
Quadranten und bei zentral gelegenen Tumoren die Detektion erschwert sein dürfte
[6]. Das inflammatorische Mammakarzinom führte aufgrund seiner Tumorbiologie im Sinne einer diffusen Infiltration von
Brust, Haut und Lymphgefäßen zu einer
erniedrigten Detektionsrate [6]. Weiters
dürfte der klinische Nodalstatus einen wesentlichen Einfluss auf die Falsch-NegativRate haben [9].
Insgesamt kommen die Autoren zu
dem Schluss, dass die SNB nach neoadjuvanter Therapie eine sichere Methode ist,
um den axillären Lymphknotenstatus vorherzusagen. Einige Faktoren wie die Tumorlokalisation, das Vorliegen eines inflammatorischen Karzinoms sowie der
klinische Nodalstatus sollten jedoch im
Vorfeld berücksichtigt werden [6].
Weitere Studien werden erforderlich sein, um die definitive Rolle der Sentinel-Node-Biopsie im primär systemischen
Therapiekonzept festzulegen.
n
Literatur
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woman with a neg SLN and no axillary dissection in breast cancer. J Surg Oncol 93: 129-132
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SNB and no axillary dissection. N Engl J Med
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with operable breast cancer. J Natl Cancer Inst
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after neoadjuvant chemotherapy in breast cancer: results from NSABP-B-27. J Clin Oncol 23:
2694-2702
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for breast cancer may reliably represent the
axilla except for inflammatory breast cancer. Ann
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biopsy after neoadjuvant chemotherapy for advanced breast cancer: results of ganglion sentinelle et chimiotherapie neoadjuvante, a French
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[9] Glimbergues P et al (2008) Sentinel lymph
node biopsy after neoadjuvant chemotherapy is
accurate in breast cancer patients with a clinically negative nodal status at presentation. Ann
Surg Oncol 15: 1316-1321
Fachkurzinformation
Arimidex - Filmtabletten
Pharmakotherapeutische Gruppe: ATC-Code: L02B G03 (Enzym-Hemmer). Qualitative und quantitative Zusammensetzung inkl. Sonstige Bestandteile: Jede
Filmtablette enthält 1 mg Anastrozol. Sonstige Bestandteile: Lactose-Monohydrat, Povidon, Natriumstärkeglycolat, Magnesiumstearat, Hypromellose, Macrogol 300,
Titandioxid. Anwendungsgebiete: Behandlung von fortgeschrittenem Mammakarzinom bei postmenopausalen Frauen. Die Wirksamkeit wurde bei Östrogenrezeptornegativen Patientinnen nur in jenen Fällen nachgewiesen, die vorher eine positive klinische Reaktion auf Tamoxifen gezeigt hatten. Adjuvante Behandlung von postmenopausalen Frauen mit Hormonrezeptor-positivem, frühem invasiven Mammakarzinom. Adjuvante Behandlung von frühem Mammakarzinom bei Hormonrezeptor-positiven postmenopausalen Frauen, die 2 bis 3 Jahre lang adjuvant Tamoxifen erhalten haben. Gegenanzeigen: Arimidex ist kontraindiziert bei: - prämenopausalen
Frauen, - schwangeren oder stillenden Frauen, - Patientinnen mit schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 20 ml/min). - Patientinnen mit mittelschwerer oder schwerer Lebererkrankung. - Patientinnen mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Anastrozol oder einen Bestandteil des Präparates (siehe Abschnitt
6.1). Östrogenhältige Therapien sollten nicht gleichzeitig mit Arimidex verabreicht werden, da sie die pharmakologische Wirkung von Arimidex aufheben würden. Gleichzeitige Tamoxifen-Therapie (siehe Abschnitt 4.5) Inhaber der Zulassung: AstraZeneca Österreich GmbH, Schwarzenbergplatz 7, A-1037 Wien. Verschreibungspflicht/
Apothekenpflicht: NR, apothekenpflichtig „Informationen zu den Abschnitten „Nebenwirkungen“, „Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige
Wechselwirkungen“ und „Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung“ sind der veröffentlichten Fachinformation (z.B. Austro Codex) zu entnehmen.“
8
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7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
Christiane Schausberger und Alexander Albrecht, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Krankenhaus der Halleiner KA-BetriebsgesmbH, Hallein
Lymphonodektomie beim Endometriumkarzinom
Nach wie vor wenig klare Evidenz
Das Endometriumkarzinom ist das
häufigste Karzinom des weiblichen Genitale. Im Jahr 2005 wurden in Österreich
928 Neuerkrankungen und 136 Todesfälle
aufgezeichnet [1]. Bei einer zuletzt rückläufigen altersstandardisierten Inzidenz
von 13 Neuerkrankungen pro 100.000
Frauen / Jahr ist – bei zunehmendem
Durchschnittsalter – die absolute Zahl der
Neuerkrankungen mit 901 bis 1022 betroffenen Frauen in Österreich während der
letzten 25 Jahre weitgehend konstant [1].
Ebenso konstant ist auch die jährliche
Mortalität von 88 bis 155 der erkrankten
Patientinnen [1] – letzteres trotz der in diesem Zeitraum erfolgten Ausweitung des
Therapiemodus auf die Lymphonodektomie auch in frühen Stadien.
Vorwiegend postmenopausale
Frauen
Betroffen durch das Endometriumkarzinom sind vorwiegend postmenopausale Frauen, etwa 90 % erkranken nach
dem 50. Lebensjahr. Bekannte Risikofaktoren sind unter anderem alleinige Östrogenzufuhr bzw. endogene Östrogenüberproduktion sowie „westlicher Lebensstil“
durch die hierdurch bedingten Folgeerkrankungen.
Leitsymptom Blutung
Die Altersverteilung erklärt die Kardinalsymptomatik, die postmenopausale
Blutung. Sind Frauen in der Prämenopause betroffen, sind Blutungsstörungen
häufig diagnoseweisend. Insgesamt ist die
vaginale Blutung, respektive Blutungsstö-
Tab. 1: Risiko für Lymphknotenmetastasen in % bei präoperativem
Stadium I [2]
Pelvine LK
Alle
9 % (58 Pat.)
6 % (34 Pat.)
Adenokarzinom
9 % (40 Pat.)
5 % (21 Pat.)
Adensquamöses Karzinom
12 % (12 Pat.)
9 % (9 Pat.)
Adenoakanthom
10 % (4 Pat.)
0 % (0 Pat.)
Andere
(u. a. serös-papilläres & klarzelliges Karzinom)
rung, ein häufiges Frühsymptom, aufgrund dessen es gelingt, etwa 80 % aller
Endometriumkarzinome in einem frühen
Stadium mit entsprechend guter Prognose
zu diagnostizieren. Trotz dieser Tatsache
und trotz frühzeitiger Lymphonodektomie
ist, wie bereits eingangs erwähnt, die Mortalität in den letzten Jahrzehnten unverändert.
Einteilung nach FIGO
Die derzeitig verwendete Einteilung
des Endometriumkarzinoms nach FIGO
wurde 1988 etabliert. Diese Einteilung berücksichtigt den Befall der lokalen Lymphknoten aufgrund seiner prognostischen
Bedeutung. Offen bleibt jedoch immer
noch die Frage, ob die Durchführung einer Lymphonodektomie prädiktiv für ein
verbessertes Überleben ist.
Lymphknotenstationen
Die regionären Lymphknotenstationen (parametrane, pelvine und paraaor-
Zur Autorin
Dr. Christiane Schausberger
Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Krankenhaus der Halleiner KA-BetriebsgesmbH.
Bürgermeisterstraße 34
5400 Hallein
Fax: ++43/6245/799-404
E-Mail: [email protected]
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Paraaortale LK
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9 % (2 Pat.)
18 % (18%)
tale Lymphknoten) stellen den häufigsten
Ort der Metastasierung beim Endometriumkarzinom dar. Die prozentuale Häufigkeit pelvinen sowie paraaortalen Lymphknotenbefalls ist in Tabelle 1 angeführt.
Zur Tabelle hinzuzufügen ist, dass insgesamt 11 % aller Patientinnen Stadium I
nach erfolgtem Staging Lymphknotenmetastasen aufweisen, wobei in 2 % aller Patientinnen – das sind 17 % der Patientinnen mit Lymphknotenmetastasen –
sogenannte „Skip lesions“, also ein Befall
von paraaortalen Lymphknoten ohne befallene pelvine Lymphknoten, vorkommen.
Fragen bleiben offen
In den vergangenen Jahrzehnten
wurde in zahlreichen retrospektiven Studien der Nutzen einer Lymphonodektomie untersucht. Die Ergebnisse und
Schlussfolgerungen dieser Arbeiten blieben widersprüchlich, und auch die wenigen neueren, randomisierten kontrollierten Studien [3, 4] ließen mindestens die
zwei folgenden Fragen offen:
1. Ist durch eine adjuvante Therapie
bei nachgewiesenem Lymphknotenbefall
ein Benefit in Bezug auf das krankheitsfreie Überleben / Gesamtüberleben zu erreichen?
2. Ab welchem Stadium und in welchem Ausmaß ist eine Lymphonodektomie indiziert? Ist eine alleinige pelvine
Lymphonodektomie in ausgewählten Fällen gerechtfertigt oder fordert der prozen5/2009
9
beiträge
tuale Anteil an „skip lesions“ stets die
systematische primäre paraaortale Lymphonodektomie?
Während feststeht, dass ein nachgewiesener Lymphknotenbefall das 5-Jahresüberleben deutlich verschlechtert, ist
nach wie vor unklar, ob durch den Einsatz
von systemischen adjuvanten Therapien
als Konsequenz aus dem metastatischen
Lymphknotenbefall eine Verbesserung im
Hinblick auf das krankheitsfreie Überleben erzielt werden kann. Uneinigkeit über
den Einsatz einer Lymphonodektomie
herrscht insbesondere bei den Stadien
IAG3 und IC (alle Grade). Zu bedenken
bleibt, dass die präoperative Diagnose –
sowohl im Hinblick auf Grading als auch
Tumorausdehnung – nicht selten postoperativ revidiert werden muss, d. h. dass
ein höheres Stadium aus der pathologischen Diagnostik resultiert als präoperativ
angenommen worden war. Schließlich
müssen nicht zuletzt die resultierende
Komplikationsrate bei erfolgter Lymphonodektomie und die Lebensqualität der
Patientin bedacht werden.
cheren Datenlage kann im klinischen Alltag jedoch Raum für individuelle Lösungen
eingeräumt werden.
n
Fazit
Schlussfolgernd lässt sich anhand
der aktuellen Datenlage festhalten, dass
der diagnostische und therapeutische
Nutzen bei Vorliegen eines Endometriumkarzinoms stadienabhängig und für einige
klinische Situationen unklar ist bzw. der
Level-of-Evidence sowie der Empfehlungsgrad schwer einzuschätzen sind. Bis
zum Vorliegen von randomisierten Studien mit ausreichender statistischer Power scheint jedoch das derzeitige Vorgehen der meisten Kliniken mit frühzeitiger
Lymphonodektomie (d. h. häufig schon ab
dem intraoperativen Stadium IBG2) gerechtfertigt. Aufgrund der letztlich unsi-
Literatur
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Homesley HD, Graham JE, Heller PB (1987) Surgical pathologic spread patterns of endometrial cancer. A Gynecologic Oncology Group
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N, Cormio G, Grassi R, Franchi M, Giannarelli
D, Fossati R, Torri V, Amoroso M, Crocè C,
Mangioni C (2008) Systematic pelvic lymphadenectomy vs. no lymphadenectomy in early-stage
endometrial carcinoma: randomized clinical trial.
J Natl Cancer Inst 2008; 100: 1707-1716
Achim Schneider, Frauenklinik der Charité, Campus Benjamin Franklin, Berlin
Sentinel-Konzept bei Frauen mit Zervixkarzinom
Ermöglicht ein individuelles und schonendes Vorgehen
Grundpfeiler der individualisierten
Therapie bei Frauen mit Zervixkarziom ist
das operative Staging, das idealerweise laparoskopisch erfolgt. Durch die minimalinvasive Diagnostik kann die Ausdehnung
der Tumorerkrankung intraabdominal, in
Nachbarorganen und vor allem in den
Lymphknoten exakt evaluiert werden. Bei
pathohistologisch nachgewiesener Beschränkung des Tumors auf den Gebärmutterhals ist ein kurativer Erfolg der rein
operativen Behandlung sehr wahrscheinlich und kann der Patientin mit gutem Gewissen abgeboten werden.
Ist die Tumorerkrankung schon in
Lymphknoten und Nachbarstrukturen
verbreitet, macht die Radikaloperation der
Gebärmutter wenig Sinn und die Patientin
profitiert von einer primären Radiochemotherapie am meisten. Daher ist der
Lymphknotenstatus der Schlüssel zur in-
Zum Autor
Prof. Dr. med. Achim Schneider, M.P.H.
Frauenklinik der Charité
Campus Benjamin Franklin
Hindenburgdamm 30
12200 Berlin
Fax: ++49/30/8445 4477
E-Mail: [email protected]
dividualisierten Therapie, die sich an der
Ausdehnung der Erkrankung orientiert.
Die systematische Lymphonodektomie kombiniert mit der histopathologischen Untersuchung der entnommenen
Lymphknoten liefert bisher die zuverlässigste Aussage über den Lymphknotenstatus, da alle bildgebenden Verfahren bis
einschließlich PET-CT keine ausreichende
Validität besitzen. Von den im Rahmen
der Lymphonodektomie entfernten
Lymphknoten sind bei Frauen mit Zervixkarzinom mehr als 90 % nicht Tumor-befallen, zudem ist diese Operation mit einer
signifikanten Rate an intra- und postoperativen Komplikationen befallen. Daher
liegt es auf der Hand, die gezielte Entnahme von Sentinel-Lymphknoten auch
bei dieser Tumorart zu evaluieren.
Daten zur Sentineldiagnostik
In der AGO wurde die bisher größte
Studie zum Sentinelkonzept bei Frauen
mit Gebärmutterhalskrebs durch die Ko-
10
5/2009
© Springer-Verlag
wmw skriptum
7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
operation mehrerer Kliniken durchgeführt
(Abb. 1). Bei mehr als 500 Patientinnen
wurde gezeigt, dass das Türwächterlymphknotenkonzept für Frauen mit Tumoren
kleiner als 2 cm sinnvoll ist. Die Sensitivität des Sentinel-Lymphknotennachweises
liegt hierbei bei 90 %, der negative Vorhersagewert bei 99 %. Aufgrund der niedrigen
Prävalenz des Lymphknotenbefalls in dieser Patientinnengruppe können mehr als
80 % aller Frauen vom Sentinel-Konzept
profitieren und nur bei einer Frau würde
ein falsch negativer Sentinel-Lymphknoten diagnostiziert (1). Durch den molekularbiologischen Nachweis von RNA von
Humanen Papillomviren (HPV) kann die
Falschnegativrate potentiell weiter gesenkt werden. Dies ist Gegenstand einer
prospektiven Studie der AGO, die von der
Deutschen Krebshilfe gefördert wird. Zudem konnte gezeigt werden, dass zwar
70 % der Sentinel-Lymphknoten an typischer Stelle, i.e. der Bifurkation der iliakalen Gefäße gefunden werden, aber auch
die präsakrale Region und der untere
paraaortale Bereich kommen als primäre
Lokalisation in Frage (2).
Tumorenstadien Ia1 und Ia2
profitieren
Schließt man die Daten anderer Arbeitsgruppen mit ein, so erscheint es sinnvoll, allen Frauen mit Tumorenstadium
Ia1 und Ia2 das Sentinel-Konzept anzubieten, um postoperative Morbidität zu reduzieren und gleichzeitig die postoperative Lebensqualität zu
verbessern. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Erhaltung der Lebensqualität gerade für junge
Frauen mit kleinem Tumor und
Kinderwunsch stellt die Erhaltung der Gebärmutter dar. In einer prospektiven Studie der
AGO (3) sind inzwischen mehr
als 150 Frauen in Deutschland
mit dieser Methode behandelt
worden. Hierbei liegt die Rezidivrate unter 5 %, die Mortalitätsrate unter 3 % und die
Schwangerschaftsrate für die
Frauen mit aktuellem Kinderwunsch
bei 40 %. Diese Gruppe
Abb. 1: Typische Blaufärbung der Lymphbahn in Richtung
des Sentinellymphknotens nach Farbstoffapplikation
von Patientinnen erscheinen
auch ideale Kandidatinnen für das Sentinel-Konzept.
Geringere Radikalität notwendig
Rückblickend kann das letzte Jahrzehnt als Meilenstein für die Verbesserung
der operativen Therapie bei Frauen mit
Gebärmutterhalskrebs eingestuft werden.
Ein Tumor-basiertes Vorgehen ist
möglich, mit dem der betroffenen Frau ein
individualisiertes und optimales Konzept
angeboten werden kann. Dies führt zu einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität durch eingeschränkte Radikalität. Herausforderung der Zukunft sind
die Erhöhung der Sicherheit des SentinelKonzeptes und Verminderung der Frühgeburtsrate bei Trachelektomie.
n
Literatur:
(1) Altgassen C, Hertel H, Brandstädt A, Köhler C, Dürst M, Schneider A; AGO Study
Group (2008) Multicenter validation study of the
sentinel lymph node concept in cervical cancer:
AGO Study Group. J Clin Oncol 26: 2943-2951
(2) Marnitz S, Köhler C, Bongardt S, Braig U,
Hertel H, Schneider A; German Association of
Gynecologic Oncologists (AGO) (2006) Topographic distribution of sentinel lymph nodes in
patients with cervical cancer. Gynecol Oncol
103: 35-44
(3) Hertel H, Köhler C, Grund D, Hillemanns P,
Possover M, Michels W, Schneider A; German
Association of Gynecologic Oncologists
(AGO) (2006) Radical vaginal trachelectomy
(RVT) combined with laparoscopic pelvic lymphadenectomy: prospective multicenter study of
100 patients with early cervical cancer. Gynecol
Oncol 103: 506-511
Paul Sevelda und Willi Oberaigner für die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie der ÖGGG
Behandlungsqualität in der gynäkologischen Onkologie
AGO Erhebungen – aktuelle Ergebnisse
International hat sich vor allem im
angloamerikanischen Raum die gynäkologische Onkologie als Subspezialität des
Faches für Frauenheilkunde etabliert. Dabei steht die umfassende medikamentöse,
operative und palliative Behandlung der
Frau im Mittelpunkt. Zusätzlich enthält
die Spezialisierung aber auch den Auftrag
zur Forschung und Qualitätssicherung.
Auf Initiative des Vorstandes der AGO Öswmw skriptum
terreich wurde erstmals im Jahr 1999 eine
Qualitätserhebung für die primäre Therapie des Ovarialkarzinoms durchgeführt.
Es wurden sämtliche 100 gynäkologischen
Abteilungen Österreichs eingeladen, an
dieser anonymisierten Datenerhebung
teilzunehmen. Es wurde in einem Vertrag
festgehalten, dass die Abteilung sich verpflichtet, ausnahmslos alle primär diagnostizierten Fälle zu melden. Damit sollte
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gewährleistet werden, dass ohne Selektion
ein unverfälschtes Bild zustande kommt.
Die Meldung mit Namen und Geburtsdatum sollte dem Tumorregister Tirol als unabhängige sammelnde Stelle die Möglichkeit auch zur Auswertung von
Überlebensdaten ermöglichen. Ziel dieser
Erhebung war es, den Ist-Zustand in der
Primärtherapie gynäkologische Malignome und des Mammakarzinoms öster5/2009
11
beiträge
reichweit zu erfassen. Im Jahr 2002 wurde
daher auch das Endometriumkarzinom
und im Jahr 2005 auch das Mammakarzinom und Zervixkarzinom erfasst. Im Österreichischen Strukturplan 2006 wird als
zu forderndes Qualitätskriterium in der
Behandlung gynäkologischer Malignome
die Teilnahme an dieser Qualitätserfassung verpflichtend vorgeschrieben.
Bis zum Jahr 2007 sind insgesamt
7.759 Frauen in dieser Datenbank erfasst.
Österreichweit haben 71 Abteilungen an
dieser Qualitätssicherungsmaßnahme
teilgenommen. Nachfolgend sollen die
zentralen Punkte in den einzelnen Tumorentitäten dargestellt werden.
Mammakarzinom
Zwischen 2005 und 2007 wurden
insgesamt 1.579 Fälle erfasst. Dies entspricht etwa 13 % aller Mammakarzinomfälle Österreichs. In der Diagnostik ist österreichweit ein sehr hoher Standard
gegeben. So wurde bei 90 % aller Fälle präoperativ die Diagnose mittels Stanzbiopsie
bereits gesichert. Der Anteil brusterhaltender Operationen lag mit 72,1 % über dem
internationalen Durchschnitt. Bei 99,6 %
der Frauen wurden die Hormonrezeptoren
bestimmt und bei 96,1 % der Her 2 neuStatus. Eine postoperative Chemotherapie
erhielten 35,8 % der Frauen, sowie 89,6 %
der hormonrezeptorpositiven Frauen eine
Form der Hormontherapie.
Korpuskarzinom
Zwischen 2002 und 2007 wurden
insgesamt 2.615 Korpuskarzinompatientinnen erfasst. Dies entspricht etwa 48,9 %
aller Korpuskarzinompatientinnen Österreichs. Diese Korpuskarzinome wurden
an 58 Abteilungen in Österreich operiert.
Davon operierten 38 Abteilungen pro Jahr
weniger als 12 Korpuskarzinome, 16 Abteilungen zwischen 12 und 24 Korpuskarzinome und nur 4 Abteilungen mehr als 24
Abb. 1: Erfreuliche Entwicklung der Inzidenz und Mortalität gynäkologischer Malignome und des
Mammakarzinoms in Österreich
Korpuskarzinome pro Jahr. Insgesamt
wurden 34,1 % aller Frauen in sehr kleinen
Einheiten operiert, die weniger als 1
Korpuskarzinom pro Monat behandeln.
92,6 % der Frauen wurden operiert. Die
abdominelle Hysterektomie ist mit 76,1 %
aller operativen Behandlungen immer
noch an erster Stelle, jedoch ist die laparoskopische Operationstechnik mit 13,8 %
bereits an zweiter Stelle. In der präoperativen Diagnostik werden nur 66,9 % der
Frauen der Standarddiagnostik mittels
fraktionierter Curettage unterzogen. Beim
operativen Eingriff wird die geforderte Peritoneallavage nur in 69,7 % aller Fälle
durchgeführt. Während die pelvine
Lymphadenektomie bei 41,7 % der Operationen durchgeführt wurde, ist die paraaortale Lymphadenektomie nur bei 7,2 %
der Frauen durchgeführt worden. Auch
wenn die Lymphadenektomie beim Korpuskarzinom insgesamt in Diskussion gekommen ist, muss auf Grund des Musters
des Lymphknotenbefalles gesagt werden,
dass die alleinige pelvine Lymphadenektomie beim Korpuskarzinom nicht ausrei-
Zum Autor
Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda
Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel
Wolkersbergenstraße 1
1130 Wien
Fax: ++43/1/801 10-2789
E-Mail: [email protected]
12
5/2009
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chend ist. Ausgenommen sind jene
Frauen, für die keine Indikation zu einer
Lymphadenektomie besteht (FIGO-Stadium IA und IB, G1-2) und jene Frauen,
die aus internen Gründen oder wegen
ausgeprägter Adipositas aus technischen
Gründen nicht einer Lymphadenektomie
unterzogen werden können. Auch die Peritoneallavage sowie die präoperative Diagnostik bezüglich der fraktionierten Curettage sind zu verbessern.
Zervixkarzinom
Zwischen 2005 und 2007 wurden
insgesamt 593 invasive Zervixkarzinome
gemeldet. Dies entspricht 50 % aller diagnostizierter Zervixkarzinome in Österreich. Diese Zervixkarzinome wurden in
39 Zentren behandelt, wobei der überwiegende Teil der Zentren, nämlich 34 weniger als 12 Zervixkarzinome pro Jahr diagnostizieren und behandeln. Nur 4 Zentren
haben zwischen 12 und 24 Fälle pro Jahr,
und nur 1 Zentrum mehr als 24 Fälle. Wohl
durch die Früherkennung ist das invasive
Zervixkarzinom heute in nahezu allen Abteilungen Österreichs ein sehr seltenes Ereignis geworden. In 53,3 % wurde die Diagnose mittels Biopsie gestellt und in
37,4 % mittels Konisation. Lediglich in
2,2 % wurde die Diagnose als Zufallsbefund im Rahmen einer Hysterektomie gestellt. 73,4 % der Frauen wurden einer primär operativen Therapie unterzogen,
wobei 40,9 % mit einer Konisation oder
einfachen Hysterektomie behandelt wurden und nur 43,0 % nach Wertheim radikal
operiert wurde. 17,4 % der Frauen wurden
im Stadium IA1 diagnostiziert und 39,7 %
wmw skriptum
7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
im fortgeschrittenen Stadium IIb–IV. Die
restlichen 42,9 % entfielen auf die Stadien
IA2–II A.
Ovarialkarzinom
Fälle bereits vor der Operation ein Malignomverdacht bestand, also die Zufallsdiagnose nicht der Grund für diese geringe
Zentralisation zu sehen ist.
Subspezialisierung nicht erfolgt
Zwischen 1999 und 2007 wurden
insgesamt 2.972 Frauen registriert. Dies
entspricht etwa 46 % aller diagnostizierten
Ovarialkarzinome Österreichs. Gerade
beim Ovarialkarzinom ist die primär operative Therapie von entscheidender Bedeutung, weshalb auch gerade diese Tumorentität als erste für das Qualitätssicherungsprogramm ausgewählt wurde.
Auf die Problematik der Zentralisation
wird noch in den anderen Vorträgen eingegangen. Faktum ist jedoch auch, dass es
in Österreich derzeit nur 2 Zentren gibt,
die dieses Karzinom öfters als 24 Mal pro
Jahr primär behandeln. Immer noch werden 52,3 % aller Frauen mit dieser Diagnose an Abteilungen operiert, die weniger
als 12 Fälle pro Jahr sehen und behandeln.
Dies betrifft immerhin 63 Abteilungen in
ganz Österreich. Aus der Erhebung ist jedoch auch zu sehen, dass bei 86,3 % der
Zusammenfassend hat die Erhebung dieser Daten sehr eindrucksvoll dargelegt, dass eine Subspezialisierung der
gynäkologischen Onkologie in Österreich
bisher nicht stattgefunden hat. Wenn man
davon ausgeht, dass ein Zentrum etwa 150
Mammakarzinomfälle pro Jahr diagnostizieren und behandeln soll, und man diesen Maßstab auch auf die gynäkologischen Malignome anlegt, dann würde
Österreich insgesamt 30 Mammazentren
und 14 gynäkoonkologische Zentren benötigen. Zu fordern wäre allerdings auch,
dass solche Zentren den Arbeitsschwerpunkt inklusive dem Schwerpunkt der
Forschung ausschließlich auf dieses Gebiet fokussieren müssten. Nur so wird
auch die optimale Qualität im Zentrum zu
erzielen sein. Erst dann wird eine Zuweisungspraxis für alle anderen Abteilungen
sinnvoll und auch im Interesse der Patientinnen sein.
Weitere Erfolge wären durch
Zentrumsbildung möglich
Abschließend sei jedoch noch auf
die insgesamt sehr erfreuliche Entwicklung der Inzidenz und Mortalität gynäkologischer Malignome und des Mammakarzinoms in Österreich hingewiesen
(Tab. 1). So zeigt sich ein dramatischer
Rückgang des Zervixkarzinoms um nahezu 60 %, ein Rückgang des Korpus- und
Ovarialkarzinomes um 25 % und lediglich
beim Mammakarzinom eine Zunahme
um 25 % vom Jahr 1983 an gerechnet. Bei
allen 4 Tumorerkrankungen kam es jedoch in diesem Zeitraum zu einer deutlichen Reduktion der alterstandardisierten
Mortalität. Beim Mammakarzinom um
etwa 30 % beim Ovarialkarzinom um etwa
40 %, beim Zervixkarzinom um etwa 50 %
und beim Korpuskarzinom um etwa 60 %.
Dennoch wären mit einer ehrlichen und
wirklichen Zentrumsbildung diese sehr
guten Zahlen noch weiter verbesserbar.n
Claes Tropé, Department of Gynaecological Oncology, Division of Obstetrics and Gynaecology, The Norwegian Radium Hospital, Oslo, Norway
Diagnosis and treatment of borderline ovarian neoplasms
“The state of the art”
The 5-year survival for women with
stage-I borderline tumours (BOT) is favourable, about 95-97 %, but the 10-year
survival is only between 70 and 95 %,
caused by late recurrence. The 5-year survival for stage II-III patients is 65-87 %
(Table 1). Standard primary surgery in-
cludes bilateral SOEB, omentectomy, peritoneal washing and multiple biopsies. Second cytoreductive surgery is recommended
for patients with recurrent disease. Adjuvant postoperative therapy is not indicated
in stage-I diploid tumors. Occasional responses to chemotherapy have been re-
The Author
Claes Tropé, Prof, MD, PhD, Head of R&D
Department of Gynaecological Oncology
Division of Obstetrics and Gynaecology
Oslo University Hospital / The Norwegian Radium Hospital
Ullernchausséen 70
0310 Oslo
Norway
Fax: ++47/2293 4199
E-mail: [email protected]
wmw skriptum
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ported in advanced BOTs but no study has
shown improved survival.
Histologic subtypes and
prognostic factors
Recently a new theory has been developed describing a subset of S-ovarian
cyst adenomas that evolve through S-BOT
to low grade carcinoma (Fig. 1). A more
correct staging procedure, classification of
true serous implants and agreement on
the contribution to stage of the presence of
gelatinous ascites in mucinous tumours
may in the future change the distribution
of stage and survival data by stage for
women with BOT (Table 2). Independent
prognostic factors in patients with epithelial ovarian BOT without residual tumour
after primary surgery are DNA-ploidy, international FIGO-stage, histologic type
5/2009
13
beiträge
Tab. 1: Multivariate survival analysis of patients with borderline tumours
diagnosed between 1970 and 1993, with a 5-year follow-up: Relative
risk of dying according to age, stage, period of diagnosis and histology1
RR2
(95% ci)2
N
0-44
1.00
Referent
803
45-64
4.70
(2.46-8.99)
843
65-74
11.09
(5.84-21.05)
430
75-89
34.16
(18.23-64.02)
245
Localized
1.00
Referent
2,165
Regional spread
2.52
(0.80-7.96)
21
Distant metastases
1.78
(1.08-2.94)
112
Unknown
1.14
(0.36-3.57)
23
1970-1973
1.00
Referent
331
1974-1978
1.52
(0.95-2.42)
459
1979-1983
1.42
(0.88-2.29)
372
1984-1988
1.07
(0.66-1.72)
495
1989-1993
1.24
(0.75-2.05)
664
Serous
1.00
Referent
994
Mucinous
0.72
(0.54-0.95)
1,202
Other
1.30
(0.79-2.12)
125
Age (years)
Fig. 1: “Low-grade” pathway: frequent BRAF/
KRAS mutations (61-68 %), low cellular
proliferation, gradual increase in chromosomal
instability, 5-year survival ≈ 55 %; “High-grade”
pathway: frequent TP53 mutations (70 %), high
cellular proliferation, high chromosomal
instability, frequent HLA-G expression, five-year
survival ≈ 30 %.
APST: Atypical proliferative serous tumours,
SBT = S-BOT = Serous borderline ovarian
tumours, MPSC: Micropapillary serous
carcinoma. From Shih and Kurman, 2004 with
permission
Stage
Period
and patient age. Studies on other molecular markers have not yet uncovered a reliable prediction of biologic behaviour,
however, there is hope that future studies
of genetics and molecular biology of these
tumours will lead to useful laboratory
tests. Future questions to be addressed in
this lecture include the following:
■ ■ Have patients with borderline tumours
in general been over-treated and how
should these patients be treated?
■ ■ How to define the high risk patients?
■ ■ In which group of patients is fertilitysparing surgery advisable? and
■ ■ Do patients with borderline tumours
benefit from adjuvant treatment? n
Histology
RR = Relative Risk; CI = Confidence Interval
2
Adjusted for all other variables in the table
1
Tab. 2: The Norwegian Radium Hospital – Primary Treatment Guidelines in BOT
A. Childwish
B. No childwish
1. All stages
1. All stages
a) Fertility sparing surgery + comprehensive staging
without lymph node removal if not enlarged *
2. Radical surgery + comprehensive
staging without lymph nodes removal if not
enlarged *
Pathologic centreal review
I. Invasive implants
II. Invasive implants
a) Yes
b) No
a) Yes
b) No
1. Observe
1. Observe
1. Observe, or
1. Observe
2. Consider adjuvant EOC chemotherapy if
macroscopically rest tumor
2. DNA-ploidy (prognostic factor)
2. Consider adjuvant EOC
chemotherapy
2. Chemotherapy if
macroscopically rest tumor
3. If aneuploid consider adjuvant EOC chemotherapy
3. If reproduction failure consider definitive
radical surgical treatment with HRT
3. Chemotherapy if
macroscopically rest tumor
3. HRT in premenopausal
women
4. Consider radical surgery after family is completed,
treatment with HRT
4. HRT in premenopausal
women
* Enlarged palpable nodes are removed
14
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7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
Alain G. Zeimet, Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Medizinische Universität Innsbruck
„Targeted therapies“ bei gynäkologischen Malignomen
Die Komplexität der therapeutisch anvisierten Systeme steigt stetig
Seit den Anfängen der Chemotherapie besteht der Wunsch eines selektiven
„Targetings“ von Tumorzellen. Durch eine
bessere Charakterisierung der zu behandelnden Tumoren ist man diesem Wunsch
zwar heute etwas näher gekommen, ohne
jedoch eine echte Tumorselektivtät in der
onkologischen Therapie erreicht zu haben.
Noch keine echte
Tumorselektivität erreicht
Der erste klinisch relevante Schritt
in diese Richtung wurde durch die Hormonrezeptor-Bestimmung und die Verfügbarkeit einer effektiven Therapieoption
mit der als Anti-Östrogen wirkenden Substanz Tamoxifen beim Mamakarzinom erreicht. Zwanzig Jahre später, Ende der 90er
Jahre, brach das eigentliche Zeitalter der
sogenannten „Biologicals“ mit dem Einsatz des humansierten monoklonalen
Anti-HER-2NEU-Antikörpers in der Therapie des HER-2-NEU-über-exprimierenden Mamakarzinoms ein. Aus beiden Beispielen geht hervor, dass es mittlerweile
gelungen ist, definierte, für das Überleben
von Tumorzellen relevante Moleküle therapeutisch zu treffen. Leider sind solche
Zielmoleküle nicht in jedem Tumor ausreichend und gleich stark exprimiert und
übernehmen zudem auch in gesunden
Zellen wichtige Funktionen. Somit setzt
eine effiziente „Targeted Therapy“ eine genaue Charakterisierung des Tumors hinsichtlich der angepeilten Zielmoleküle voraus. Aufgrund der Komplexität der gezielt
therapeutisch beeinflussten zellulären Signalkaskaden zeigt sich aber immer häufi-
ger, dass es in Zukunft zweckmäßig sein
kann, neben dem eigentlichen Zielmolekül auch weitere interferierende Kernmoleküle der entsprechenden Kaskade zu bestimmen, um die Wirksamkeit einer
solchen zielgerichteten Therapie annähernd voraussagen zu können. Ein weiteres Problem dieser modernen Therapieform scheint auch das Phänomen der
Redundanz in dem integrierten Netzwerk
der unzähligen Signalkaskaden sowohl in
normalen als auch in malignen Zellen darzustellen. Es muss angenommen werden,
dass im Falle einer Unterbrechung eines
Signaltransduktionsweges durch eine zielgerichtete Therapie die Tumorzelle durchaus im Stande sein kann, einen oder mehrere alternative Pfade der Signalübertragung zu aktivieren, um die Funktion
des blockierten Weges wenigstens teilweise zu kompensieren. Abgesehen von
den gewonnenen Erkenntnissen über die
Aktivierung des HER-2NEU-Pathways
nach erfolgter Tamoxifenresistenz gibt es
derzeit keine handfeste klinische Daten,
die auf eine Resistenzentwicklung, sei es
durch molekulare Anpassung der Tumorzellen oder durch einfache Selektion unter
Biologicals, schließen lassen. Mit solchen
Phänomenen muss allerdings auch gerechnet werden.
Was ist die maximal finanzierbare
Dosis?
Durch immer neue molekularbiologische Erkenntnisse, denken wir nur an
die Epigenetik und die mi-RNAs, wird die
Komplexität der therapeutisch anvisierten
Systeme stetig steigen. Hierdurch werden
Zum Autor
Univ.-Prof. Alain G. Zeimet
Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35
6020 Innsbruck
Fax: ++43/512/504-23055
E-Mail: [email protected]
http//www.frauenklinik.at
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in Zukunft zunehmend „high throughput“
Labormethoden nötig sein, um zeitgemäß
eine entsprechend genaue Charakterisierung des Tumors zu ermöglichen und
„Targeted Therapies“ ins (Halb)blinde zu
vermeiden. Die damit verbundenen Kosten werden zusammen mit den hohen
Preisen der Biologicals selbst bald an eine
Obergrenze des Finanzierbaren im Sozialsystem stoßen, und klinische Studien werden neben der maximal tolerierbaren Dosis (MTD) auch die maximal finanzierbare
Dosis im Auge behalten müssen. Neben
dieser sozialpolitischen Nebenwirkung
haben wir in letzter Zeit erkennen müssen, dass auch zielgerichtete Therapien,
wie wäre es auch anders denkbar, mit erheblichen, oft unerwarteten und schwer
in das theoretische Denkkonzept passenden organischen Nebenwirkungen verbunden sind und wir noch weit von einer
tumorselektiven Therapie entfernt sind.
Obwohl sich das Nebenwirkungsprofil der
Biologicals völlig von dem der klassischen
Zytostatika (wie Übelkeit, Erbrechen und
Haarausfall) unterscheidet und diese Substanzen meistens subjektiv gut vertragen
werden, sollten die, wenn auch relativ selten auftretenden Nebenwirkungen aufgrund ihrer Schwere keineswegs unterschätzt werden. Man denke hier etwa an
die Kardiotoxizität von Trastuzumab, die
pulmonale Toxizität von Erlotinib und die
Hypertonie im Rahmen einer Bevazizumab-Therapie. Des weiteren muss auf
die akneforme Hauterscheinungen, die
unter einer EGF-Rezeptor Blockade auftreten, und deren Schweregrad deutlich
mit der therapeutischen Wirksamkeit assoziiert ist, hingewiesen werden. Insbesondere bei den gängigen Langzeittherapien ist diese Nebenwirkung mit einer
starken psychischen Belastung der Patientin verbunden. In aller Regel ist bei einer
Monotherapie mit den einzelnen Biologicals die Nebenwirkungsrate als sehr gering anzusehen. Das gilt leider meistens
auch für ihren messbaren therapeutischen
Effekt, der oft durch eine Kombination mit
einem klassischen Zytostatikum stark gesteigert werden kann. In solchen Kombinationstherapien zeigt sich dann regelmäßig ein verstärktes und möglicherweise
5/2009
15
beiträge
geändertes Nebenwirkungsprofil der zielgerichteten Behandlung.
Indikation in Rezidivsituationen
Außer der Tamoxifen- und der antiHER-2NEU-Therapie beim Mamakarzinom, deren Wirksamkeit in der adjuvanten Situation mehr als belegt ist, haben
sich die Biologicals bislang bei keinem gynäkologischen Malignom in der primären
Standardtherapie etablieren können. Allerdings gibt es sowohl für das Mammaals auch für das Ovarialkarzinom in der
Rezidivsituation gute Wirksamkeitsdaten
für die Kombination von Paclitaxel (wöchentlich) und den Angiogenese-Hemmer Bevazizumab (zwei-wöchentlich), so
dass diese Kombination in diesem Patientensetting große Anwendung findet. Trotz
eines exzellenten therapeutischen Index
muss jedoch beim Ovarialkarzinom auf
die Vermutung, dass es unter dieser Kombination zu einer erhöhten Rate an lebensbedrohlichen Darmperforationen kommen kann, hingewiesen werden.
Gegenwärtig wird Pazupanib als oralen
Tyrosinkinase-Hemmer des VEGF-Rezeptors in der gleichen Indikation beim Ovarialkarzinom auf seine Wirksamkeit hin
überprüft. In einer europäischen Multizenter-Studie wird derzeit unter Mitwirkung der AGO-Österreich das Pazupanib
in der sogenannten „Maintenance Therapie“ über 1 Jahr nach abgeschlossener Primärtherapie untersucht. Ebenfalls läuft
eine von der EORTC initiierte weltweite
Studie, in der die Wirksamkeit der EGF-R
Blockade mittels Erlotinib in der Erhaltungstherapie des Ovarialkarzinoms untersucht wird. Insgesamt wurden 880 Patientinnen, davon 92 aus Österreich,
rekrutiert und über 2 Jahre behandelt.
Die Ergebnisse sind in nächster Zukunft zu erwarten. Mit großem Einsatz
verfolgt die AGO die Initiierung einer österreichweiten Studie zusammen mit der
Österreichischen Gesellschaft für Radioonkologie (ÖGRO), in der ein voll humanisierter Anti-EGF-R-Antikörper, das Pani-
turnumab, in der Primärtherapie des
fortgeschrittenen Zervixkarzinoms als Adjuvans zur klassischen Radiochemotherapie untersucht wird. Dem Panitumumab
wird eine strahlensensibilisierende Wirkung zugesprochen, und es hat den Vorteil
einer außergewöhnlich langen Halbwertzeit. Beide Eigenschaften stellen die Rationale zur erhofften Wirkungssteigerung in
diesem Therapiekonzept dar.
Tumorstammzellen wären die
eigentlichen Ziele
Eines der fundamentalsten Probleme der „Targeted Therapies“, aber auch
aller klassischen systemischen Onkotherapien, kann am besten durch die Frage
„Do we miss the target?“ charakterisiert
werden. Diese Unsicherheit, ob unsere
Therapien gegenwärtig die richtigen „Zielzellen“ treffen, wurde in den letzten Jahren durch neue Erkenntnisse um die Tumor-Stammzell-Hypothese entfacht.
Letztere gründet auf der Annahme einer
strikten hierarchischen Organisation des
Tumors bezogen auf dessen Möglichkeiten zum Wachstum und zur Ausbreitung.
Demnach würde nur ein sehr geringer
Prozentsatz aller Tumorzellen für das
Langzeit-Überleben und für die metastatische Ausbreitung eines Tumors verantwortlich sein. Zu dem muss hervorgehoben werden, dass solche TumorStammzellen eine konstitutive Resistenz
gegenüber herkömmlichen Toxinen und
somit auch Zytostatika aufweisen. Dabei
handelt es sich um ein Schutz-Phänomen,
das allen Stammzellen des Körpers zu eigen ist, um nach Toxinschäden eine Regeneration der Gewebe zu gewährleisten.
Genau diese Stamm- oder Vorläufer-Zellen wären die eigentlichen therapeutische
Ziele, um eine langfristige Degeneration
des Tumors zu erzielen und somit Aussicht auf Kurration oder wenigstens Chronifizierung einer malignen Erkrankung zu
erreichen. Die eigentliche „Targeted Therapy“ der Zukunft sollte nicht die große
Masse an Tumorzellen mit nur mehr begrenzter Teilungs- und Überlebensfähig-
keit anvisieren, sondern ihr Ziel sollten
definierte Molekülstrukturen des sogenannten Stammzellpools darstellen. Dies
setzt ein kategorisches Umdenken vor allem in der biomolekularen Charakterisierung der einzelnen Tumoren voraus. Beide
oben vorgestellten Studien in der „Maintenance Therapie“ des Ovarialkarzinoms
bieten diesbezüglich interessante Ansätze
und könnten zukunftsweisend sein. Es ist
aus in vitro Untersuchungen bekannt,
dass Stammzellen für ihre Expansion EGF
benötigen, und somit könnte Erlotinib wenigstens teilweise die Teilungsaktivität zurück gebliebener Stammzellen hemmen.
Andererseits ist auch bekannt, dass diese
Zellen in ihrem Schlummerzustand bevorzugt Kontakt zu kleinen Gefäßen suchen, um durch VEGF im Zusammenspiel
mit einer einsetzenden Neoangiogenese
gleichzeitig in ihrer Teilungspotenz gefördert zu werden. Unter diesem Aspekt wäre
die Erhaltungstherapie mittels Panupanib,
das übrigens auch das Stammzell-Oberflächenantigen c-kit zu hemmen scheint,
eine vielversprechende Strategie.
Fazit
Mit den „Targeted Therapies“ haben
wir nunmehr das Zeitalter erreicht, in dem
wir anhand unseres Wissen um die Molekularstruktur einer Krankheit in der Lage
sind, Therapeutika als sogenannte „small
molecules“ per Computer zu designen
oder als humanisierte Antikörper rekombinant herzustellen. Das war beileibe
nicht immer so! Medizinhistorisch wurden die für ihre Zeit revolutionären und
bis heute unverzichtbaren Medikamente
wie das Penicillin oder das Aspirin, durch
günstige Umstände rein zufallsmäßig entdeckt.
Aufgrund der Vielfalt und der Komplexität der integrativen Netzwerke im Innenleben von Tumorzellen werden wir in
unserem Bestreben nach wirklich effizienten onkologischen Therapien, so fürchte
ich, auch diesmal nicht auf den einen oder
anderen glücklichen Zufall verzichten
können.
n
Kongressankündigung
Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
und der Bayerischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Frauenheilkunde
Termin: 10.–13. Juni 2009
Ort: Wien, Austria Center Vienna
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG)
Präsident der OEGGG: Prim. Univ. Doz. Dr. Walter Neunteufel, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, a.ö. Krankenhaus
Dornbirn, Lustenauerstraße, 6853 Dornbirn. OEGGG-Sekretariat: Stephanie Leutgeb, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern,
Seilerstätte 4, 4010 Linz, Tel.: ++43/732/7677-7160, Fax: ++43/732/7677-7168, E-Mail: [email protected] Website: www.oeggg.at
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7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
Arik Galid, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Hanusch-Krankenhaus, Wien
Neue Daten in der adjuvanten Hormontherapie des
Mammakarzinoms
Rezidive vermeiden, Leben verlängern
Auf dem San Antonio Breast Cancer
Meeting im Dezember 2001 wurden erstmals die Daten aus der ATAC-Studie präsentiert, die dem Aromatasehemmer
Anastrozol eine dem damaligen „Goldstandard“ Tamoxifen überlegene Wirksamkeit bescheinigten. Von diesem Zeitpunkt an fand ein Paradigmenwechsel in
der adjuvanten Behandlung des Mammakarzinoms statt. In den folgenden Jahren
konnten Aromatasehemmer ihre Rolle in
der Behandlung des frühen Mammakarzinoms bestätigen, wobei die Vermeidung
von Rezidiven als primärer Endpunkt stets
im Vordergrund der Analysen stand. Der
Nachweis, dass durch die Integration der
Aromatasehemmer ins adjuvante Therapieregime auch eine Verlängerung des Gesamtüberlebens möglich ist, war jedoch
über lange Zeit ausständig – hatte es doch
auch 10 Jahre gedauert, um eine solche
Überlegenheit von Tamoxifen versus Plazebo in einem vergleichbaren Kollektiv
nachzuweisen (1). Auf dem San Antonio
Breast Cancer Meeting 2008 wurden in
diesem Zusammenhang Updates der ABCSG-Studie 8 und der BIG 1-98-Studie
präsentiert, in denen der lebensverlängernde Effekt der Aromatasehemmer erstmals deutlich wird.
Anastrozol führte zu signifikanter
Lebensverlängerung
In der ABCSG-Studie 8 (2) wurden
postmenopausale hormonrezeptor-positive Mammakarzinompatientinnen direkt
nach der Tumorresektion in die beiden
Behandlungs-Arme 5 Jahre Tamoxifen versus 2 Jahre Tamoxifen, gefolgt von 3 Jahren
Abb. 1: Die häufigste Rezidivform ist die Fernmetastasierung. Sie bedeutet für die Patientinnen eine
drastische Verschlechterung der Prognose
Anastrozol randomisiert. Aufgrund der
guten Datenlage für Aromatasehemmer
wurde es den Patientinnen im Monotherapie-Arm nach 2002 freigestellt, sich ebenfalls für einen Wechsel auf Anastrozol zu
entscheiden. Frühere Analysen der Studie
8 bezogen sich nur auf die Periode nach
dem Switch-Zeitpunkt, womit die Ereignisse der ersten beiden Therapiejahre unter Tamoxifen nicht in das Ergebniss einflossen.
Die Datenauswertung von 2008, die
erstmals den gesamten Therapiezeitraum
ab der Randomisierung berücksichtigt,
konnte sehr beeindruckend unter Beweis
stellen, dass die Umstellung auf Anastrozol neben einer signifikanten Verbesserung des rückfallfreien Überlebens um relativ 21 % (HR 0,79; p = 0,038) auch zu
einer signifikanten Verlängerung des Ge-
Zum Autor
Dr. Arik Armon Galid
Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
Hanusch-Krankenhaus Wien
Heinrich-Collin-Straße 30
1140 Wien
Fax. ++43/1/91021-84819
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samtüberlebens um relativ 23 % im Sequenz-Arm führte (HR 0,77; p = 0,025).
Das Ergebnis ist umso eindrucksvoller, als es sich bei den Teilnehmerinnen
in ABCSG 8 um ein Niedrigrisikokollektiv
handelt: Alle Frauen hatten gut bis mäßig
differenzierte Tumoren (Grading 1 und 2),
drei Viertel waren nodalnegativ, 82 %
brusterhaltend operiert. Keine Patientin
hatte eine Chemotherapie erhalten.
Letrozol bestätigt günstige
Wirkung
Die BIG 1-98-Studie konnte nach
2005 für den Aromatasehemmer Letrozol
ebenfalls eine Verringerung des Rezidivrisikos gegenüber Tamoxifen nachweisen
und damit die ATAC-Ergebnisse weiter
untermauern. Die rezente Datenauswertung der Monotherapiearme 2008 (3) zeigt
nun auch einen Trend zu einer Verlängerung des Gesamtüberlebens durch den
Aromatasehemmer (HR = 0,87; p = 0,08).
Die Auswertung der sequentiellen Arme
der Studie zeigte keine Vorteile im Vergleich zur Aromatasehemmer-UpfrontTherapie, wobei jedoch im direkten Vergleich der „klassischen“ mit einer
„umgekehrten“ Sequenz dem Beginn mit
einem Aromatasehemmer der Vorzug zu
geben ist. Dies gilt in diesem Fall für Patientinnen mit höherem Rezidivrisiko.
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beiträge
Ersten 2 Jahre kritisch
Es zeigt sich zunehmend, dass auch
bei Patientinnen mit niedrigerem Rezidivrisiko die ersten 2 Jahre nach Diagnosestellung tumorbiologisch durchaus als kritisch angesehen werden können. Als
weitaus häufigste Rezidivform tritt dabei
die Fernmetastasierung auf, die für die Patientin eine drastische Verschlechterung
der Prognose bedeutet (4) (Abb. 1). Hier
gilt es, von Anfang an Aromatasehemmer
als jene Therapie zum Einsatz zu bringen,
die während dieser vulnerablen Periode
bei insgesamt günstigem Nebenwirkungsprofil am effektivsten vor Rezidiven
schützt. Ein späteres Umstellen der Therapie auf Tamoxifen, falls notwendig, ist aufgrund der rezenten Daten eine Option. Ein
anhaltender Effekt mit zunehmendem Benefit nach regulärer Beendigung der adjuvanten Behandlungsdauer von 5 Jahren
(„Carry-Over-Effekt“) konnte bis dato allerdings nur für die Monotherapie mit
dem Aromatasehemmer Anastrozol nachgewiesen werden (5) (Abb. 2).
Noch keine Empfehlung zur
Therapiedauer
Die Datenlage der Aromatasehemmer in der adjuvanten Behandlung des
Abb. 2: Anhaltender Effekt mit zunehmendem Benefit nach regulärer Beendigung der adjuvanten
Behandlungsdauer von 5 Jahren („Carry-Over-Effekt“) unter Monotherapie mit dem Aromatasehemmer Anastrozol
Mammakarzinoms, so beeindruckend sie
auch ist, ermöglicht derzeit noch keine definitive Empfehlung über die optimale
Therapiedauer in der adjuvanten Situation
über die initialen 5 Jahre hinaus. Diesbezüglich bleiben die nächsten Jahre gespannt abzuwarten, besonders was die Ergebnisse der ABCSG-Studie 16 (SALSA)
anbelangt. n
Literatur
(1) Peto R, SABCS 2007, Plenary Lecture 1
(2) Jakesz R, et al, SABCS 2008; Abstr. #14
(oral presentation)
(3) Mouridsen HT, SABCS 2008, Abstr. #13
(oral presentation)
(4) Mansell J, et al, SABCS 2006, Abstr. #2091
(5) Arimidex, Tamoxifen, Alone or in Combination (ATAC) Trialists’ Group. Lancet Oncol
2008; 9:45-53
Fachkurzinformation
Caelyx 2 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Qualitative und quantitative Zusammensetzung: 1 ml Caelyx enthält 2 mg Doxorubicin-Hydrochlorid in einer polyethylenglykolisierten, liposomalen Formulierung.
Caelyx, eine Liposomenformulierung, enthält Doxorubicin-Hydrochlorid, das in Liposomen eingeschlossen und an deren Oberfläche Methoxypolyethylenglykol (MPEG)
gebunden ist. Durch den Prozess der Polyethylenglykolisierung werden die Liposomen vor der Erkennung durch das Monozyten-Makrophagen-System geschützt, was
ihre Kreislaufzirkulation verlängert. Liste der sonstigen Bestandteile: a-(2-[1,2-distearoyl-sn-glycero(3)phosphooxy]ethylcarbamoyl)-w-methoxypoly(oxyethylen)-40
Natriumsalz (MPEG-DSPE) vollhydriertes Phosphatidylcholin aus Sojabohnen (HSPC) Cholesterol Ammoniumsulfat Saccharose Histidin Wasser für Injektionszwecke
Salzsäure Natriumhydroxid Anwendungsgebiete: Caelyx ist indiziert: Als Monotherapie bei Patientinnen mit metastasierendem Mammakarzinom mit erhöhtem kardialen Risiko. Zur Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarialkarzinom nach Versagen einer platinhaltigen First-Line-Chemotherapie. In Kombination mit
Bortezomib zur Behandlung des progressiven multiplen Myeloms bei Patienten, die zumindest eine vorangegangene Therapie erhalten haben, und die sich bereits einer Knochenmarkstransplantation unterzogen haben bzw. dafür ungeeignet sind. Zur Behandlung von Patienten mit AIDS-assoziiertem Kaposi-Sarkom (KS) mit niedrigen CD4-Werten (< 200 CD4-Lymphozyten/mm³) und umfangreichem mukokutanem und viszeralem Befall. Die Anwendung von Caelyx kann entweder als primäre systemische Chemotherapie erfolgen oder als sekundäre Chemotherapie bei AIDS-KS-Patienten, bei denen die Krankheit fortschreitet oder eine vorherige, systemische
Kombinationschemotherapie mit mindestens zwei der folgenden Wirkstoffe - ein Vinca-Alkaloid, Bleomycin und Standard-Doxorubicin (oder sonstige Anthrazykline) nicht toleriert wurde. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Caelyx darf nicht bei AIDS-KS-Patienten angewendet werden, die erfolgreich mit lokaler Therapie oder systemischer a-Interferon-Therapie behandelt werden können. Schwangerschaft und Stillzeit: Schwangerschaft: Von Doxorubicin-Hydrochlorid wird angenommen, dass es, wenn es während der Schwangerschaft angewendet wird, schwere konnatale Defekte verursachen
kann. Daher darf Caelyx nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich. Frauen im gebärfähigen Alter muss geraten werden, eine Schwangerschaft so lange zu vermeiden, wie sie oder ihr männlicher Partner Caelyx erhalten und darüber hinaus bis zu sechs Monate nach Abschluss
der Caelyx-Therapie. Stillzeit: Es ist nicht bekannt, ob Caelyx in die Muttermilch übergeht. Mütter müssen vor Beginn der Behandlung das Stillen einstellen, da viele Arzneimittel, einschließlich Anthrazykline, in die Muttermilch übergehen und auf Grund des Potentials schwerwiegender Nebenwirkungen durch Caelyx für gestillte Kinder.
Gesundheitsexperten empfehlen HIV-infizierten Frauen, ihre Säuglinge auf keinen Fall zu stillen, um eine HIV-Übertragung zu vermeiden. Pharmakotherapeutische
Gruppe: Zytostatika (Anthrazykline und verwandte Substanzen), ATC-Code:L01DB. Pharmazeutischer Unternehmer: SP Europe 73, rue de Stalle, BE-1180 Bruxelles, Belgien. Abgabe: NR, apothekenpflichtig. Stand der Information:14. Dezember 2007. Weitere Angaben zu Dosierung, Art und Dauer der Anwendung, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Auswirkung auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen
von Maschinen, Nebenwirkungen, Überdosierung, pharmakologische Eigenschaften und pharmazeutische Angaben sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.
1. Gordon et al. Gynecol Oncol 95: 1-8, 2004.
2. Alba et al. J Clin Oncol (43rd Ann. Mtg. Am. Soc. Clin. Oncol., ASCO, Chicago, IL, USA, June 1-5, 2007) 25: Abstr. No. 1007, 2007.
3. In Kombination mit Bortezimib. Orlowski et al. J Clin Oncol 25: 3892-3901, 2007. CAE-82-2008-1-141108
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7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
Rainer Heider, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Bezirkskrankenhaus Kufstein
Behandlungsqualität in der gynäkologischen Onkologie:
Was kann das Zentrum besser als die Peripherie?
Zusammenarbeit von Zentren mit Peripheriespitälern wäre der Idealzustand
„Was kann das Zentrum besser als
die Peripherie?“ Eine Frage, die ich mir als
Primar einer Abteilung mit 28 Betten in
ähnlicher Form mehrmals jährlich in etwas abgewandelter Form stelle: Profitiert
die Patientin, genau diese, die jetzt vor mir
sitzt, davon, und in welcher Form, wenn
ich sie zur weiteren Behandlung nach der
Diagnose eines Malignoms an ein Zentrum überweise? Dabei geht es vor allem
darum, die Patientin und auch meist ihre
Angehörigen offen über die Möglichkeiten
aufzuklären. Dabei geht es darum, das eigene Ego etwas hintanzustellen, sich in
die Position der jeweiligen Patientin hinein zu versetzen, um ihr so möglichst optimal mit Rat und eventuell auch Tat zu
Seite zu stehen.
Dazu möchte ich Statements zur Situation in Österreich, Informationen aus
der Literatur, vielleicht auch ganz besonders den Blickwinkel der Patientinnen
selbst und auch persönliche Dinge zur
Sprache bringen. Man hat recht bewusst
bei der Gestaltung der Sitzung mich als
„Peripherie“ zu diesem Rollenspiel eingeladen, um sich dem konfliktbeladenen
Thema der „Zentralisierung“ in der gynäkologischen Onkologie zu nähern. Ich soll
mich also in die Rolle des „anderen“, des
Zentrums versetzen und Argumente für
die Qualität des Zentrums suchen, so wie
mein Nachredner umgekehrt als Vertreter
eines Zentrums für die Peripherie.
Um das Thema besser beleuchten
zu können, müssen drei Begriffe näher definiert werden: Was ist ein „Zentrum“ und
was ist im Gegensatz dazu „Peripherie“.
Und: Was bedeutet eigentlich „besser“?
Zur Definition des Zentrums
In Österreich gibt es keine offiziell
definierten Zentren für gynäkologische
Onkologie. Auf der Homepage www.
gynoko.at der Medizinischen Universität
Wien definiert man ein Zentrum mit 100
Neuerkrankungen von Genitalkarzinomen plus 60 Mammakarzinomen im Jahr;
Vorhandensein eines Tumorboards, von
Spezialisten und guten Kontakt zu anderen Abteilungen, Zugang zur Radiotherapie und Pathologie auch mit Schnellschnitt. Man definiert also über Quantität
und Strukturqualität. Auch international
wird ähnlich definiert: Die ESCO bezeichnet „Gynaecological Oncological Centers“
als Ausbildungsstätten für gynäkologische
Onkologie und fordert 100 Genitalkarzinome und 60 Mammakarzinome im Jahr
pro erstem Auszubildendem. In Österreich erfüllen diese Kriterien wahrscheinlich nur wenige „Zentren“, nicht alle publizieren ihre Zahlen. Man muss also die
Frage nach der Definition eines Zentrums
in Österreich vorerst noch offen lassen,
oder ich würde sie gerne noch ergänzen.
Vielleicht erklärt auch die unterschiedliche Definition die unterschiedlichen Ansätze und auch die Emotion in der Diskussion. Daher zunächst zur Frage nach dem
„besser“.
Medizinischer Aspekt
Das ist der nächstliegende, wie
schaut es aus mit dem Überleben, der rezidivfreien Zeit, unseren Standardparametern, etc.? Zahlreiche Autoren beschäf-
Zum Autor
Prim. Dr. Rainer Heider
Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
A.ö. Bezirkskrankenhaus Kufstein
Endach 27
6330 Kufstein
Fax: ++49/5372/6966-1946
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tigen sich mit dem Thema der
Zentralisation und der Behandlung von
gynäkologischen Malignomen in „Zentren“, wobei eben unter „Zentrum“ nicht
immer dasselbe verstanden wird. Zitate:
“The surgical treatment of patients with
ovarian carcinoma by gynecologic oncologists occurred more often according to
surgical guidelines, tumor removal more
often was complete, and survival was improved.” (Engelen MJ et al. Cancer 2006;
106: 389-398). Oder: “The results indicate
that, in our country, rules on minimum
department case-load can further improve
survival for breast and ovarian cancer patients.” (Oberaigner W et al. Gynaecol Oncol 2006; 103: 527-534). Aber auch: “Among
patients with advanced ovarian cancer,
hospital type was not associated with survival.” (Vernooij F et al. J Natl Cancer Inst
2008; 100: 399-406) und “We conclude that
adequate surgical management of breast
cancer is fundamental to improving the
outcome from breast cancer irrespective
of where it is delivered.” (Kingsmore D et
al. Br J Cancer 2004; 90: 1920-1925). Interessant ist auch die Sichtweise der AGO
Ovar Deutschland: „Das Klinikmerkmal
Studienteilnahme war das einzige nachprüfbare Kriterium für bessere Therapiequalität und Ergebnisse“ (du Bois A et al.
Zentralbl Gynakol 2005; 127: 18-30). Der
unbedarfte Leser ist also verwirrt, umso
mehr als ich keine Arbeit fand, die die
konkret definierten „Gynaecological Oncological Centers“ mit anderen Kliniken
verglich. Es erscheint mit dem Hausverstand aber nicht unlogisch, dass jemand
Dinge, die er öfters macht, auch besser
kann. Jeder von uns wendet diese Erkenntnis bei der Auswahl anderer Dienstleistungen täglich an. Gleichzeitig sind an
manchen Zentren so viele Operateure und
Spezialisten tätig, dass sich die Patientinnenanzahl durch die Behandler dividiert
und wieder relativieren könnte. Doch ist
das Thema damit ausreichend diskutiert,
sind auch alle Aspekte beleuchtet? Wir
wissen ja, dass in Österreich nur etwa ein
Drittel der gynäkologischen Malignome in
„Zentren“ behandelt werden. Welche
Gründe dafür kann es also noch geben?
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beiträge
Sozialmedizinischer Aspekt
Was denkt eigentlich die Patientin
selbst? Was heißt diese Statistik für sie
konkret? Sind Überlebensrate und rezidivfreies Intervall auch ihre wichtigsten Parameter oder etwa andere? Wie schaut es
aus mit Fahrgelegenheit, Besuchsmöglichkeiten, Arztkontinuität, konkreten,
nicht wechselnden Bezugspersonen? Wir
wissen nicht genau, wie sehr sie der Patientin wichtig sind, geschweige denn, ob
sie den Krankheitsverlauf beeinflussen.
Literatur: “However, a number of psychosocial factors have been investigated in relation to HR-QoL in head and neck cancer
patients” (Llewellyn CD et al. Oral Oncol
2005; 41: 440-454). “Few studies provide
an understanding of the range of decisions
women are likely to face” (Halkett GK et al.
Eur J Cancer Care [Engl] 2007; 16: 322-330).
Aus meiner täglichen Erfahrung sind diese
Fragen aber für viele, vor allem ältere Patientinnen durchaus relevant. Der bereits
beanspruchte Hausverstand legt nahe,
dass die genannten Aspekte in der Peripherie besser aufgehoben sein könnten.
Aber: Auch ein gut organisiertes Zentrum
kann in Kenntnis dieser Dinge seine Organisation so perfektionieren, dass hier gleiche Qualität möglich ist.
Vernetzungsaspekt
Wie schaut es aus nach der Primärtherapie? Passiert die Nachsorge weiter im
Zentrum oder wird sie delegiert an die Peripherie, gibt es ein Berichtswesen, das
diesen Namen verdient? Die meisten Zentren kontrollieren aus Qualitätssicherungsgründen selbst nach, manchmal
vielleicht auch, weil sie der Peripherie die
Qualität nicht zutrauen. Wesentlicher Faktor in der Vernetzung sind jedoch auch die
niedergelassenen Kollegen und die Hausärzte, gerade am Lande die ersten Ansprechpartner, die die Patientinnen ja oft
persönlich schon lange kennen. Dazu
kommen noch die lokalen sozialen Dienste
wie Rettung, Caritas, Sozialsprengel oder
Palliation, um nur einige zu nennen. Berichtswesen hat nach meiner Erfahrung
hier oft einen völlig anderen, oft papierlosen Charakter, trifft man sich nicht selten
bei anderen lokalen Ereignissen und Fortbildungen oder regelmäßigen Stammtischen. Daten über Qualitätsunterschiede
in der Nachsorge und deren Auswirkung
auf das Überleben zwischen Zentrum und
Peripherie sind mehr als dürr. Literatur:
“This study indicates that women with
breast cancer in stages I to II can be follo-
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wed up by a specialist nurse with high patient satisfaction and good medical safety”
(Koinberg IL et al. Eur J Oncol Nurs 2004;
8: 109-117). Die Frage bleibt also offen.
Meine persönliche Bewertung: Gefühlsmäßig schneidet das Zentrum durch Distanz und Anonymität schlechter ab. Durch
gute Zentrumsorganisation kann auf diesem Gebiet aber viel passieren.
Zusammenarbeit der
verschiedenen Fächer
Vernetzung in anderem Kontext
versteht sich auch als interdisziplinäre Zusammenarbeit der Fachvertreter: Im Zentrum gibt es sicher neben den Gynäkoonkologen auch diesbezüglich erfahrene
Chirurgen und Urologen sowie internistische Onkologen und Strahlentherapeuten, so dass hier hohe Qualität entsteht
und das Zentrum auf den ersten Blick klar
zu punkten scheint. Wie ist es aber, wenn
besagter Chirurg auf Grund der Größe des
Zentrums in ein anderes Gebäude, einen
anderen OP, mit anderen Instrumenten
und anderen Instrumentaren muss? Plötzlich hat er/sie ein „Auswärtsspiel“ zu bestreiten, oder ist nicht darauf vorbereitet.
Bleibt dann der Qualitätslevel erhalten?
Und was ist mit den zwischenmenschlichen Aspekten der Abteilungen an Zentren, bei atmosphärischen Störungen der
handelnden Personen, was man angeblich bei uns Ärzten gar nicht so selten findet? Hier könnte die Peripherie also durch
gemeinsame OP-Einheit, vielleicht auch
persönliche Freundschaften den anfangs
bestehenden Nachteil wieder ausgleichen.
Alternativaspekt
Viele Patientinnen stellen auch die
Frage nach komplementärmedizinischen
Maßnahmen, ob solche auch angeboten
werden. Immer mehr Zentren bieten diesbezüglich ergänzende Therapie an, einzelne Mitarbeiter spezialisieren sich, Spezialambulanzen entstehen. Es gibt auch
Daten dazu, dass eine solche adjuvante
Therapie auch Sinn macht (z. B. “Impact of
complementary treatment of breast cancer patients with standardized mistletoe
extract during aftercare: a controlled multicenter comparative epidemiological cohort study” Beuth J et al. Anticancer Res
2008; 28: 523-527). Wie es aber mit dem
Vergleich zwischen Peripherie und Zentrum ausschaut, ist nicht untersucht. Dennoch scheint mir Komplementärmedizin
untrennbar mit persönlichem Kontakt,
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mit „Behandeln“ im wahrsten Sinn des
Wortes verbunden zu sein. Nicht umsonst
entwickelte sie sich besonders stark in der
Peripherie und vor allem im niedergelassenen Bereich. Aus meiner Sicht also ein
Patt.
Wirtschaftsaspekt
Nach allen derzeit verfügbaren Daten ist die Behandlung in der Peripherie
preiswerter als im Zentrum. Das zeigt sich
in Österreich auch daran, dass gleiche
Leistungen und Operationen im Zentrum
und in der Peripherie nicht gleich bewertet werden, sondern mit einem zusätzlichen Steuerungsfaktor, unterschiedlich je
nach Bundesland, den Zentren mehr Mittel zufließen lässt. Andererseits ist es für
eine kleine Abteilung wie meine (mit gutem Controlling und Abteilungsbudget)
nicht finanziell existenzbedrohend, wenn
malignomerkrankte Patientinnen zentralisiert werden und diese Punkte verloren
gehen.
Ausbildungsaspekt
Zentren sind hauptverantwortlich
für die Ausbildung der Facharztkollegen.
An Zentren sind auch die meisten Ausbildungsstellen lokalisiert. Für die gute Ausbildung der Kollegen ist es notwendig,
dass diese auch ein möglichst breites Bild
der gynäkologischen Erkrankungen geboten bekommen. Das spricht für die Behandlung im Zentrum. Tatsache ist jedoch
auch, dass der Personalfluss vor allem der
Primarärzte oft vom Zentrum in die Peripherie stattfindet und damit oft auch jemand, der im Zentrum gerade noch ein
Spezialist oder gar Gynäkoonkologe war,
in der Peripherie seine Tätigkeit fortsetzen
möchte und es oft auch mit gleicher Qualität kann. Es könnte jedoch auch jemand
in der Peripherie zunächst durch die im
Verhältnis deutlich höhere Operationsfrequenz Operationserfahrung sammeln, um
sich dann durch einen kürzeren Aufenthalt im Zentrum das Spezialwissen anzueignen, um die geforderte Qualität liefern
zu können.
Forschungsaspekt
Medizin muss sich weiter entwickeln. Dazu sind klinische Studien unerlässlich. Patientinnen profitieren oft auch
von der Einbringung in Studien, erhalten
vielleicht schon neuere Therapien früher.
Die Abwicklung solcher Studien wird immer komplizierter, die Protokolle immer
wmw skriptum
7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
umfangreicher. Die Einbringung von Patientinnen in Studien passiert sicherlich
leichter in Zentren als in der Peripherie,
bei uns bedeutet das einen ungleich höheren Aufwand, da hierfür kaum Personalreserven bestehen.
Gesamtbeurteilung
Die von mir dialektisch abgeführte
Diskussion zeigt für mich kein eindeutiges
Ergebnis und spiegelt damit die derzeitige
Diskussion wider. Die gestellte Frage: Was
kann das Zentrum besser als die Peripherie? kann im Idealfall mit „alles“ und im
schlechtesten Fall auch mit „nichts“ beantwortet werden, es hängt eben vom jeweiligen Zentrum und von der jeweiligen
Peripherie ab. Genauer gesagt, es hängt
vom Engagement der handelnden Personen ab. Von deren Organisation, Vernetzung, Ausbildung, Empathie, Eingehen
auf die Patientin und Berücksichtigung ihrer ganz konkreten Situation. Das heißt für
mich in der Beratungssituation alle wesentlichen Faktoren in möglichst verständlicher Form auf den Tisch zu legen
und dann die Entscheidung der Zentralisation oder Nichtzentralisation gemeinsam zu treffen.
Für Österreich heißt das für mich:
Zentren, die in ihrem Selbstverständnis
ein solches sind, sollen festlegen, für wel-
ches Einzugsgebiet sie sich als Zentrum
sehen. Sie sollen versuchen, nach innen
im diskutierten Sinn zu optimieren und
nach außen ihre „Peripherie“ einladen, in
eine Diskussion einzutreten. Patientinnen
können im 21. Jahrhundert durchaus auch
digital besprochen, „zentralisiert“ werden,
Therapien und Studien können abgestimmt, vereinheitlicht, schlichtweg optimiert werden. Ausbildung muss durch regen Personenaustausch stattfinden (das
würde auch zusätzlich den menschlichen,
atmosphärischen Faktor verbessern). Der
Peripherie muss dabei aber auch in Augenhöhe entgegengetreten werden. Die
Peripherie muss diese Einladung annehmen, muss sich und ihre Patientinnen einbringen, muss auch manches Mal zurücktreten, muss einfach mitmachen. Die
Peripherie muss auch ihre Ressentiments
über Bord werfen und den Zentren mit Respekt begegnen. Beiden muss für solch ein
Szenario Anreiz geboten werden. Es muss
also für ein Zentrum Vorteile bringen,
möglichst viele Peripherien einzubinden,
ein Aspekt, der bei der Errichtung der
Mammazentren und ihrer affiliierten Zentren bisher vergessen wurde.
Veränderungen werden nur umgesetzt, wenn sie einen konkreten Vorteil
bringen, wir sind Menschen. (Der Versuch, ein System durch einseitigen Eingriff
zu verändern, scheitert, da das System wie
eine Waage sofort den Ausgleich sucht).
Genauso muss es für die Peripherie Vorteile bringen mit dem Zentrum in engere
Kooperation zu treten, nur dann passiert
es auch.
Anreize zur Zusammenarbeit
Was könnten nun solche Faktoren
sein? Für das Zentrum sind sicher die zusätzlichen Patientenzahlen für die Primärtherapie interessant, für einzelne überhaupt erst die Möglichkeit, „Zentrum“ zu
sein. Auch Studien könnten dadurch noch
besser bestückt werden, was wiederum
der Medizin und den Patientinnen dient.
Die Definition des Zentrums muss auch
Punkt 7. der Anforderungen der ESOG
(Kontakt zur Peripherie) beinhalten. Unterstützung für die Ausbildung von Kollegen aus der Peripherie. Gezielte Vergabe
von Fördermitteln nach den Kriterien.
Gleichzeitig Entlastung bei der Sekundärtherapie, Nachsorge, Diagnosestellung.
Diskussion mit der Peripherie auch als Erweiterung des Blickwinkels. Die Peripherie profitierte durch breitere Diskussion
der Patientinnen z. B. online. Einbringung
in Studien, Erweiterung der Ausbildung,
verminderter „Verlust“ von Patientinnen
ans Zentrum, nur um wenige zu nennen.
Profitieren würden von solch einer Systemänderung meiner Meinung nach nicht
nur Peripherie und Zentrum, sondern vor
allem unsere Patientinnen.
n
W. Stummvoll, Abteilung für Gynäkologie, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz
Behandlungsqualität in der gynäkologischen Onkologie:
Was kann die Peripherie besser als das Zentrum?
Datenerfassung ist Grundlage für Vergleiche
In der Diskussion um die Qualitätssicherung in der gynäkologischen Onkologie wurde die Idee geboren, je einen Exponenten einer größeren Abteilung
überlegen zu lassen, was periphere kleinere Abteilungen eventuell besser könnten als große und vice versa einen Exponenten einer kleineren Abteilung zu
ersuchen, sich Gedanken darüber zu machen, was Zentren besser könnten. Mit seit
Jahren bereits knapp an die hundert bewmw skriptum
handelten Neuerkrankungen im Bereich
der gynäkologischen Beckenmalignome
zählt die Gynäkologische Abteilung am
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz zu den zentralen Abteilungen.
AGO-Erhebungen
Die Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO Austria) der
Österreichischen Gesellschaft für Gynäko© Springer-Verlag
logie und Geburtshilfe (OEGGG) betreibt
seit 1999 eine Erhebung über die Behandlung gynäkologischer Malignome
(Tab. 1).
In Österreich gibt es einschließlich
Privatkrankenanstalten und Sanatorien
100 Gynäkologische Abteilungen, davon
nehmen derzeit 72 (72 %) an den Erhebungen teil, 28 (39 %) davon beteiligen
sich zusätzlich auch an multizentrischen
klinischen Studien. Jede teilnehmende
5/2009
21
beiträge
Abteilung erhält einmal jährlich einen Bericht, der auch ein Benchmarking der eigenen Abteilung im Vergleich zu den restlichen Abteilungen zulässt, allerdings in
anonymisierter Form.
Eine Aufschlüsselung der AGO-Erhebungen ergibt für die Jahre 1999–2007
eine Gesamtzahl von 6180 gemeldeten
Fällen. Davon wurden 2141 Fälle (34,6 %)
an Häusern behandelt, die weniger als 20
Fälle eines gynäkologischen Beckenmalignoms (also Ovarial-, Endometrium- und
Zervixkarzinom zusammen) pro Jahr behandeln. Dem gegenüber wurden nur
1378 Fälle (22,4 %) an Häusern mit mehr
als 50 Fällen pro Jahr behandelt.
Argumente für dezentrale
Abteilungen
Es werden für die Behandlung von
Malignomen auch an peripheren Abteilungen immer wieder zahlreiche Argumente wie gleiche operative und konservative Behandlungsmöglichkeiten in
räumlicher Nähe zu Wohnort und Einweiser angeführt. Auch wenn es kaum Literatur darüber gibt, dürften soziale Argumente gerade in dezentralen Regionen
Tab. 1: AGO Austria-Erhebungen
Ovarialkarzinom
seit 1999
Endometriumkarzinom
seit 2002
Zervixkarzinom
seit 2005
Mammakarzinom
seit 2005
mit der Versorgung durch eine lokale Abteilung zutreffen und sollen hier nicht bestritten werden. Sie stellen die besondere
Stärke von dezentralen Abteilungen dar.
Medizinische Argumente
Besonderes Augenmerk ist auf medizinische Argumente zu legen. Insbesondere für das Ovarialkarzinom belegen Studien aus Dänemark und auch aus der
österreichischen (AGO Austria) Erhebung
für das fortgeschrittene Ovarialkarzinom
des Stadiums FIGO III (1-23 versus 24+
Fälle an Ovarialkarzinomen allein/Abteilung/Jahr) bessere Überlebensraten für
Patientinnen, die primär an einer größeren Abteilung operiert worden waren. Die
Abteilungsgröße bzw. die behandelten
Fallzahlen stellten sich als unabhängiger
Prognosefaktor heraus. Auch zeigten Pati-
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Prim. Dr. Wolfgang Stummvoll
Abteilung für Gynäkologie
Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz Betriebs-GmbH
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entinnen, die an einer Abteilung behandelt worden waren, die an wissenschaftlichen Studien teilnimmt, ein signifikant
besseres Überleben. Diese besseren Ergebnisse ließen sich allerdings für das Stadium I nicht belegen. Für die Stadien II
und IV wurde keine statistische Signifikanz erreicht.
Beim Endometriumkarzinom fanden sich für frühe Stadien gleiche Ergebnisse an peripheren Abteilungen und Zentren, für fortgeschrittene Fälle und Typ II
Karzinome signifikant bessere Überlebensdaten für Zentren. Beim Zervixkarzinom sind die Zahlen für eine derartige
Auswertung noch zu gering.
Für das Mammakarzinom wurde
von der Österreichischen Gesellschaft für
Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG)
ein Konzept von Zentren (100+ Fälle/Jahr)
mit daran affilierten kleineren peripheren
Abteilungen (50+ Fälle/Jahr) erarbeitet
und auch bereits allgemein vorgestellt.
Einzelne dieser Einrichtungen wurden inzwischen bereits zertifiziert.
Fazit
Es könnte somit gefolgert werden,
dass Frühstadien des Ovarial- und Endometriumkarzinoms gleich gut oder besser
an einer kleineren peripheren Abteilung
behandelt werden könnten, weil bei gleichen medizinischen Ergebnissen soziale
Vorteile schlagend werden. Eine behandelnde Abteilung sollte jedoch an Studien
und im Rahmen der Qualitätssicherung
an den Erhebungen der AGO Austria teilnehmen sowie eng mit einem Zentrum
entsprechend dem Modell Mammakarzinom zusammenarbeiten. 
Ursula Denison, Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe, Karl Landsteiner Institut für gynäkologische Onkologie und Senologie; Krankenhaus Hietzing,
Wien
Qualitätsmanagement
Tägliche Fallen und Fehler – wirklich nur bei den Anderen?
Behandlungsqualität und Patientensicherheit sind zu permanenten Themen in der Betreuung von Patienten geworden. Medizinische Fachkräfte sind
zunehmend bereit, die Sicherheitslektionen aus anderen Bereichen der Gesellschaft, trotz der ihnen bewussten fallweisen Unterschiede der Aufgaben,
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5/2009
aufzunehmen. Daher wird Qualitätsmanagement heute nicht nur im industriellen, sondern auch im medizinischen Bereich gefordert. Fachgesellschaften
erstellen zahlreiche Leitlinien und Richtlinien, um die Qualität in der Behandlung
von Erkrankungen zu gewährleisten. In
zahlreichen Stunden werden Prozesse de© Springer-Verlag
finiert und analysiert und sogenannte
SOPs (standard operating procedures) erarbeitet und schlussendlich medizinische
Einrichtungen zertifiziert (ISO, KTQ usw.).
Denn die Zertifizierung steht für die Einhaltung der Qualität und diese wird als
Grad der Übereinstimmung mit den Anforderungen definiert. Das Grundprinzip
wmw skriptum
7. österreichischer kongress „krebs bei der frau“
der Qualitätsplanung ist die Vorbeugung,
und ein Null-Fehler-Prinzip wird als Standard gefordert. Einige Bereiche der Medizin erfüllen durch standardisierte QM-approbierte Abläufe die Qualitätsanforderungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit. In hochkomplexen medizinischen
Bereichen (z. B. Notfallaufnahmen mit
fach- und teamüberschreitenden Therapien, Akutinterventionen) sind jedoch unvorhersehbare Ereignisse an der Tagesordnung und standardisierte Abläufe nur
ein Teil in der Versorgung des Patienten.
Unter hoher Arbeitsbelastung unter den
vorher genannten Umständen wird der
Faktor Mensch (medizinisches und Hilfspersonal) zum Risikofaktor. Fehler sind an
der Tagesordnung. Abgesehen davon, dass
Schäden auch ohne Fehler entstehen,
bleiben Fehler in 90 % ohne Schaden. Wir
haben gelernt mit Fehlern umzugehen
und sie zu korrigieren. Doch schon Heinrich visualisiert in seiner Heinrich’schen
Pyramide, dass von 300 Fehlern ohne Konsequenz, 29 Fehler zu einem Schaden und
1 Fehler zu einer Katastrophe führt. Nur
durch entsprechende Fehlerkultur (bewusst werden, bewusst machen, kommunizieren) ohne „shame and blame“-Kultur
wird es zu einer Senkung der Schadenszahlen kommen. Hierfür eignen sich anonyme funktionierender Berichtssysteme
für Ereignisse, Zwischenfälle und „Beinahezwischenfälle“ (Event/Incident/Near
Miss/ Institute of Medicine der USA [USIOM] /Department of Health, Großbritanniens [UK-DoH]). Diese Systeme werden
nicht nur wegen der Möglichkeit, genügend große Datenbanken rasch aufzubauen, empfohlen, sondern weil diese Instrumente quasi katalytisch die
medizinische Sicherheitskultur verändern. Lucian Leape definierte in seiner Arbeit, einer retrospektiven Analyse von
mehr als 30000 Patientenakten, die Art
und Häufigkeit unerwarteter Ereignisse
bei hospitalisierten Patienten (New England Journal of Medizin 1991). Die nachgewiesene Häufigkeit diagnostischer Fehler, deren Verzögerung und verzögerte
Konsequenz, Behandlungsfehler sowie
Fehler in der Verabreichung von Medikamenten (Dosis, Applikationsweg, Zeit),
Fehler in der Prävention (präventive Medikation), inadäquate Therapiedokumentation und fehlende Nachbehandlungen,
mangelhafte Kommunikation im Team
und interdisziplinär und Ausstattungsmängel blieben jahrelang ohne Beachtung
(Leape LL, Lawthers AG, Brennan TA,
Johnson WG. Preventing medical injury.
Qual Rev Bull 19[5]:144-149, 1993).
Eigene Erfahrungen
In dem Bewusstsein um die Notwendigkeit einer Fehlerkultur entschloss
sich unsere Abteilung vor einigen Jahren,
Zum Autor
OA Dr. Ursula Denison
Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe
Karl Landsteiner-Institut für gynäkologische Onkologie
und Senologie
Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel
Wolkersbergenstraße 1
1130 Wien
Fax: ++43/1/80110-2802
E-Mail: [email protected]
sich an ein anonymisiertes Vorfallsberichtssystem anzuschließen. Nach der Bewusstseinsschulung des gesamten Teams
durch einen Experten konnten „Vorfälle
ohne und mit Konsequenz“ internetbasiert erfasst werden. Eine Analyse erfolgte
nach einem Jahr und die Ergebnisse wurden dem Team präsentiert. In 52 % der
Vorfälle handelte es sich um Fehler im
Routinebetrieb, sogenannte unbewusste
Fehler. In 38 % handelte es sich um Regelbasierte Fehler und lediglich in 3 % um
Wissensfehler. Bezogen auf die von der
Joint Commission (International Center
for Patient Safety) geforderten Patientensicherheitsziele (Patient Safety Goals) handelte es sich in 9 % um Patientenidentifikationsfehler, 21 % Medikationsfehler,
37 % Kommunikationsfehler und 13 %
Briefingfehler. Keiner der Vorfälle führte
zu einem bleibenden Schaden der Patientin. Durch die Auswertung der eigenen
Fälle war es möglich, entsprechend den
abteilungsspezifischen Bedürfnissen die
Gefahrenbereiche zu analysieren und Lösungsmöglichkeiten anzudenken und umzusetzen. Diese Lösungen sind ein dynamischer Prozess, der in regelmäßigen
Abständen Anpassungen erforderlich
macht. Denn das Scheitern einer Lösung
liegt nicht in der Unmöglichkeit der Aufgabe, sondern in seinem Lösungsversuch
(Paul Watzlawick). Als Beispiele sind das
Umsetzen des vier Augenprinzips sowie
die Implementierung der präoperativen
Checkliste, das „time out briefing“ und
Berufsgruppen überschreitende Übergaben zu erwähnen.
Noch immer sind Hochsicherheitsindustrien dem Gesundheitswesen mehr
als ein Jahrzehnt voraus in der Gewährleistung der Sicherheit. Fehler sind ein Teil
der menschlichen Natur, aber es ist ein
Teil der menschlichen Natur Lösungen zu
finden, Alternativen aufzuzeigen und sich
der Herausforderung zu stellen.
n
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