„Des Kaisers neue Gärten“ lautet das Motto der diesjährigen Landesgartenschau in Bad Ischl, dem ehemaligen Sommersitz der Kaiserfamilie. Rosen Die Kaiserin des Gartens ALTE ROSENSCHÖNHEITEN AUF DER LANDESGARTENSCHAU Schon seit der Antike hat die Rose besonderen Stellenwert. Die Anmut ihrer Blüten und der betörende Duft dürfen in keinem Garten fehlen. Der Schönsten unter den Blumen wird auch bei der Landesgartenschau in Bad Ischl Platz gewidmet. I m Kaiserpark wurde für die Ausstellung ein Rosengarten angelegt, der ab Ende Mai seine volle Pracht entfalten wird. Duft und Symbolik der Rose erinnern an jene Zeit, als der junge Kaiser Franz Joseph um die Hand der 15-jährigen Elisabeth angehalten hat, unserer Sisi. „Rosen lieben Gesellschaft.“ Von der Kaiserin ist bekannt, dass sie den Rosen besonders zugeneigt war. Vom heimatlichen Possenhofen aus soll sie oft zur Roseninsel am Starnbergersee übergesetzt haben, wo ihr Cousin Ludwig II einen üppigen Rosengarten anlegen hatte lassen. Zu Sisis Lebzeiten blühten jene Sorten, die wir heute als die am längsten kultivierten Garten-Rosen kennen – zumeist stattliche Büsche mit 07 großen, dicht gefüllten Blüten und wunderbarem Duft. „Vermutlich standen die von uns heute ‚alte Rosen’ genannte Rosen in Sisis Gärten“, meint Biogärtner Karl Ploberger, selbst ein großer Rosenfreund und -kenner. „Ihr Duft, ihre vielen Blütenblätter und der Charme machen sie auch heute noch zu begehrten Sammelobjekten.“ Die historischen Rosen aus Kaisers Zeiten hatten einen kleinen Nachteil: Sie blühten nur einmal im Jahr. Durch die Kreuzung mit China Rosen gelang es, einige Rosensorten zu mehrfachem Blühen anzuregen. „Meine Favoritin ist ‚Mme Isaac Pereire‘. Bei meinen Reisen hatte ich das Vergnü- KARL PLOBERGERS ROSENEMPFEHLUNGEN Biogärtner Karl Ploberger hat auch bei der diesjährigen Landesgartenschau federführend mitgewirkt. Er liebt Rosen und ist stets auf der Suche nach neuen, besonders schönen Exemplaren: „Die tollste Rose, die mir auf meinen vielen Gartenreisen begegnet ist, stand in einem alten englischen Garten: die Rambler-Rose – ein Traum mit hunderttausenden Blüten. Wenn man sich eine Rambler-Rose mit wirklich tollem Duft in den Garten holen möchte, dann sollte man ‚Paul’s Himalayan Musk‘ wählen. Eine fast alte Sorte – weil sie erst in den 1960er Jahren vom deutschen Rosenzüchter Kordes gezüchtet wurde – ist die Westerland; keine, so finde ich, duftet stärker. Wer auf einen wirklich reichen, dauerhaften Blütenflor wert legt, der sollte eine der englischen Rosen wählen, jene Rosen, die der englische Rosenzüchter David Austin aus den alten und modernen Rosen gezüchtet hat. ‚Graham Thomas‘ gehört zu den robustesten und blühfreudigsten Sorten.“ MAI 2015 I 08 Rosen ROSEN-BALSAMICO PETRA JANKO Kräuterexpertin und ISA-Trainerin gen die Enkelin der Namensgeberin persönlich kennenzulernen – ebenfalls eine Rosenliebhaberin. ‚Mme Isaac Pereire‘ kann als Strauch und als Kletterrose gezogen werden, ist robust und blüht von Juni bis November. Sehr schön finde ich auch die ‚Rosa Remontant‘. Und in meinem Garten stehen die Sorten ‚Ulrich Brunner Fils‘ und ‚Ferdinand Pichard‘“, erzählt Ploberger. Das Zeitalter der alten Rosen endete 1867 mit der ersten Teehybride „La France“, die öfter blühend und winterfest ist und die Ära der „modernen Rosen“ einleitete. Sind alte Rosen eigentlich anspruchsvoller als moderne Züchtungen? Karl Ploberger: „Alle Rosen sind auf ihre Art und Weise anspruchsvoll. Sie wollen einen sonnigen, luftigen Platz mit einem möglichst lehmigen, aber humosen Boden, nicht zu viele, aber auch nicht zu wenig Nährstoffe, am besten biologisch gedüngt, dann gibt es keine Probleme mit Mehltau. Ganz wichtig bei der Pflege ist der Schnitt. Während alle modernen Rosen und Edelrosen auf dem ‚neuen‘ Holz blühen, gibt es bei den alten Rosen meist nur Blüten am ‚alten’ – also vorjährigen – Holz. Schneidet man sie zu stark, dann gibt es keine Blüten.“ I MAI 2015 „Rosen lieben Gesellschaft“, so Ploberger weiter. „Jede Königin braucht ihren Hofstaat, heißt es so schön prosaisch. Ganz klar lässt man auch alte Rosen nicht allein im Beet. Ich pflanze gerne Katzenminze, und auch den Lavendel – mit einer punktuellen Bodenvorbereitung mit Kies, aber auch viele Blumenzwiebeln, die im Frühjahr blühen.“ Die Rosen im Kaiserpark bleiben 2015 bestimmt nicht allein. Hofstaat und Bewunderer werden auch die zahlreich erwarteten Besucher der Landesgartenschau sein. Der Rosengarten ist einer von acht Themengärten, der Kaiserpark einer von vier Schauplätzen, der insgesamt 20 ha umfassenden Landesgartenschau. Der im Stile eines englischen Landschaftsgartens angelegte Kaiserpark lädt zum Flanieren ein, die floristischen Hallenschauen zum Entdecken botanischer Besonderheiten. Im Marmorschlössl, dem früheren Teehaus der Kaiserin, befindet sich das Photomuseum Hans Frankl. Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung Ich fülle rote Rosenblüten, etwas zerkleinert, in ein Schraubglas und gieße mit weißem Balsamico-Essig bis zum Rand auf. Die Mischung lasse ich zugeschraubt bei Raumtemperatur 6 – 8 Wochen ziehen, wobei ich das Glas manchmal schwenke, damit alle Pflanzenteile mit Essig bedeckt sind. Im Lauf der Zeit nimmt der Essig eine schöne rote Farbe an und entwickelt einen zarten Rosengeschmack, der sich im Salat wunderbar macht. Natürlich ist der selbst gemachte Rosen-Balsamico auch ein schönes Geschenk. ist der neue Sisipark entlang des renaturierten Kaltenbachs. Kurpark und Esplanade – ebenfalls Schauplätze in Bad Ischl – sind ohne Eintritt zugänglich. Es werden auch zeitliche Schwerpunkte gesetzt. Die für Hobbygärtner interessanteste Zeit ist jetzt: Bei der „Gärtnerzeit“ bis 7.6. können Gartenfreunde in Bad Ischl dazulernen. Mit besonderen Spielplätzen bietet sich die Landesgartenschau auch als Freizeiterlebnis für Großeltern mit Enkelkindern an. INFO Die Landesgartenschau ist bis 4. Oktober 2015 geöffnet. Informationen beim Landesgartenschau-Büro, Bahnhofstraße 6, 4820 Bad Ischl, Tel. 06132/22855, www.badischl2015.at