Messverfahren zur optischen Charakterisierung von Spiegelmaterialien für CSP Stephanie Meyen*, Eckhard Lüpfert, Johannes Pernpeintner Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) e.V., Institut für Technische Thermodynamik, Solarforschung, Linder Höhe, 51147 Köln Zusammenfassung Um in Zukunft den Kraftwerksbauern und Anbietern von Reflektormaterial für die konzentrierende Solartechnik unabhängige, standardisierte Prüfverfahren zur Bewertung der Materialqualität zur Verfügung zu stellen, wurde ein Verfahren entwickelt, um die optischen Eigenschaften dieser Materialien zuverlässig zu messen. Dabei wurden aussagekräftige Kennzahlen und die nötigen Messmethoden für deren Bestimmung festgelegt. Die Ergebnisse der Messung verschiedener Spiegelproben ermöglichen eine Unterscheidung der Charakteristika. 1 Einführung und Ziele Mit der Markteinführung der konzentrierenden Solartechnologie (CSP) wächst die Zahl der Industrieunternehmen, die einzelne Solarkraftwerkskomponenten bereitstellen und dabei auch neue Herstellungsverfahren und Materialien einführen. Eine der Schlüsselkomponenten stellt der Kollektorspiegel dar, an den hohe Ansprüche in Bezug auf seine Reflexionseigenschaften gestellt werden, um eine maximale Ausnutzung der Solareinstrahlung auch nach jahrelanger Einwirkung von Umwelteinflüssen zu erreichen. Um vergleichende Aussagen über Qualität und Leistungspotenzial der Materialien machen zu können, werden unabhängige, standardisierte Prüfverfahren und Kennzahlen benötigt, die sowohl Anbietern als auch Käufern zuverlässige Daten liefern. Mit diesem Ziel wurde ein Messverfahren ausgearbeitet, das durch die Kombination von verschiedenen Instrumenten aussagekräftige und reproduzierbare Werte der für die konzentrierende Solartechnologie relevanten optischen Eigenschaften von Spiegelmaterialien liefert. Außerdem wurde eine Methode getestet, um die Stabilität der Oberflächen gegen mechanische Belastung zu prüfen und damit die Beständigkeit der gemessenen optischen Parameter abzuschätzen. Verschiedene Reflektorproben (Glasspiegel, Aluminiumband, Polymerfolie) wurden in einen Vergleich einbezogen. 2 Definition der Kennzahlen 1,0 0,01 0,9 0,009 0,8 0,008 0,7 0,007 0,6 0,006 0,5 0,005 Glas-Spiegel ρSWH=0.94 Polymerfolie ρSWH=0.92 Aluminiumband ρSWH=0.87 Solar Norm G173 0,4 0,3 0,004 0,003 0,2 0,002 0,1 0,001 0,0 250 500 750 1000 1250 1500 Wellenlänge [nm] 1750 2000 2250 Relative Intensität Solareinstrahlung Rhem,λ Zunächst liefert die hemisphärische Reflexion spektrale Informationen über das Spiegelmaterial. Da es für die Qualität eines Kollektorspiegels außerdem auf den Anteil der Solareinstrahlung ankommt, der auf den Receiver konzentriert wird, beziehen sich wichtige Kenngrößen auf die gerichteten Reflexionseigenschaften der Probenoberfläche. 0 2500 Bild 1: Hemisphärische Reflexionsspektren verschiedener Materialien. * Korrespondenzautor: Tel.: +49 2203 601 3214; Fax: +49 2203 601 4141; e-mail: [email protected] Solar gewichteter, hemisphärischer Reflexionsgrad ρSWH: Der spektral aufgelöste, hemisphärische Reflexionsgrad ρhem,λ der Spiegelprobe wird, im solartechnisch relevanten Spektralbereich von 250–2500 nm, mit einem Spektrometer mit Integrationskugel bestimmt (Bild 1). Als erste Kennzahl gilt der solar gewichtete, hemisphärische Reflexionsgrad ρSWH, welcher sich aus der Faltung des gemessenen Reflexionsspektrums mit dem Spektrum der solaren Direkteinstrahlung für air mass AM 1.5 (in Europa und Nordamerika) nach der aktuellen Norm ASTM G173-03 [1] ergibt. Verbreitet ist auch die Anwendung des globalen Spektrums nach ISO 9050, das wegen des höheren Anteils im Blau und UV je nach Material zu Unterschieden im Zahlenwert führt. Solar gewichteter, direkter Reflexionsgrad ρSWD: Der direkte Reflexionsgrad ρdirect wird mit einem Reflektometer bei einer Wellenlänge von 660 nm, innerhalb eines Akzeptanzwinkels von 25 mrad um die perfekt gerichtete Reflexion gemessen. In Verbindung mit ρSWH wird daraus der zweite und wichtigste Parameter, der solar gewichtete, direkte Reflexionsgrad ρSWD berechnet. Es handelt sich um die sinnvolle Wahl einer zur Verfügung stehenden und relativ verbreiteten Messmethode. Andere standardisierte Methoden haben sich bisher nicht bewährt. Winkel der Strahlaufweitung α: In einem neuen Kamera-Messsystem wird die Strahlaufweitung der gerichteten Reflexion an nicht ideal glänzenden Oberflächen (z.B. Aluminiumband) abgebildet und daraus die Standardabweichung des Aufweitungswinkels α (Einheit mrad) zur Bild 2: Strahlaufweitung bei Flächennormalen ermittelt (Bild 2). Für glänzende Glasspiegel ist die Aluminiumband. Auflösung der minimalen Aufweitung des Strahls nicht messbar. Reduzierter Reflexionsgrad ρhem,r & ρdirect,r: Um mechanische Alterungsmechanismen durch Abrieb und Kratzen, wie z.B. Reinigungsarbeiten und Sandstürme, zu simulieren, wird mit einem Abrasionsgerät die Spiegeloberfläche kontrolliert degradiert (angelehnt an DIN ISO 9211-4 [2] ). Der reduzierte, hemisphärische Reflexionsgrad ρhem,r und der reduzierte, direkte Reflexionsgrad ρdirect,r werden aus dem Verhältnis der entsprechenden Messwerte an den durch das Reiben beschädigten Stellen und an unbeschädigten Referenzstellen der Probe bestimmt (Bild 3). Aluminiumband 100 Reduzierte Reflektivität in % Reduzierte Reflektivität in % Glas Spiegel 80 60 40 20 ρdirect,r 100 80 60 40 ρdirect,r ρhem,r 20 0 0 1 10 100 1000 10000 100000 Zyklen 1 10 100 1000 Zyklen 10000 100000 Bild 3: Reduzierte Reflektivität im Vergleich für Glas und Aluminiumband. 3 Diskussion Die Ergebnisse von Messungen an verschiedenen Reflektorproben bestätigen die Überlegenheit von GlasSilberspiegeln in Bezug auf ihre optischen Eigenschaften. Sie erreichen wegen des hohen solar gewichteten Reflexionsgrades des Silbers und der hervorragenden Qualität der gerichteten Reflexion mit kaum messbarer Streuung oder Strahlaufweitung den größtmöglichen Anteil an konzentrierbarem Sonnenlicht. Außerdem bestätigte der Abrasionstest die gute mechanische Widerstandsfähigkeit der Glasfläche, so dass sowohl ρSWH als auch ρSWD kaum beeinträchtigt werden. Bei Aluminiumband und auch Polymeren dagegen führen Reflexionsverluste aufgrund von Streuung an Mikrostrukturen, zu um bis zu 7 Prozentpunkte geringeren direkten Reflexionswerten im Vergleich zu hemisphärischen Werten. Dadurch wird auch das gerichtet reflektierte Licht um 1-3 mrad (Winkel zur Flächennormalen) aufgeweitet. Im Abrasionstest verschlechtert sich die gerichtete Reflektivität ρSWD von Aluminium- und Polymermaterialien deutlich (Bild 3). 4 Zusammenfassung und Ausblick Verschiedene optische Messinstrumente und –methoden wurden zu einem für Reflektormaterial der konzentrierenden Solartechnik ausgelegten Messverfahren kombiniert. Für die quantitative Beurteilung von Spiegeln hat sich der solar gewichtete, direkte Reflexionsgrad ρSWD bei 25 mrad Akzeptanzwinkel bewährt. Die entwickelte Methode für die mechanische Beständigkeit von Spiegeloberflächen lässt sich noch nicht direkt auf reale Um- welteinflüsse übertragen, sondern ermöglicht bisher den relativen Vergleich von Materialien. Das Messverfahren wird soweit festgelegt, dass es auch in anderen Labors durchführbar ist und somit zukünftig die Vergleichbarkeit von Ergebnissen erleichtert. Die Entwicklungen wurden vom Bundesumweltministerium im Rahmen des Projektes QUARZ-CSP (FKz 03UM0095) finanziell gefördert. Literatur [1] ASTM G173-03, Terrestrial Reference Spectra for Photovoltaic Performance Evaluation, American Socienty for Testing and Materials (2003). [2] DIN ISO 9211-4, Optics and Optical Instruments – Optical Coatings - Part 4: Specific test methods, Beuth Verlag GmbH, Berlin (2006).