Kapitel 2 Passive Bauelemente Zusammenfassung Die elektrischen und magnetischen Eigenschaften der Materie und deren Behandlung im Rahmen der Maxwellschen Gleichungen bilden die Grundlage der Konstruktion von Bauelementen, die heute passiv genannt werden. Ausgehend von den Materialeigenschaften werden Kondensatoren, Spulen und Widerstände beschrieben. Es folgen die Beschreibungen von Parasitärelementen, deren Modellierung, Quantifizierung durch Güten und Verlustwinkel, sowie deren Einfluss auf das Frequenzverhalten. 2.1 Fragen zu den passiven Bauelementen 2.1.1 Einfache Fragen 2.1. Zwei Kondensatoren mit C1 = 2, 5 nF und C2 = 10 nF werden in Reihe geschaltet. Welche Kapazität haben die beiden zusammen? 2.2. Finden Sie einen einfachen Ausdruck ohne das -Zeichen für 1/(a b). 2.3. Zwei Kondensatoren mit C1 = 2, 75 nF und C2 = 1, 25 nF werden parallel geschaltet. Welche Kapazität haben die beiden zusammen? 2.4. Zwei Tantal-ELKOs mit einer Kapazität von C1 = C2 = 30 ± 3 F sollen zur Verbesserung der Spannungsfestigkeit der Gesamtanordnung in Reihe geschaltet werden. Wie kann das funktionieren? 2.5. In Abb. 2.1 sehen Sie den zeitlichen Verlauf eines Magnetfeldes durch eine Drahtscheife. Sowohl die Feldstärke B als auch die induzierte Spannung sind in beliebigen Einheiten angegeben. In diesen Einheiten sei der Wert der Spannung U(t = 1 ms) = U0 = −1. Bitte skizzieren Sie den Verlauf der Spannung über den gesamten Zeitbereich. 33 M. Poppe, Prüfungstrainer Elektrotechnik, DOI 10.1007/978-3-642-33495-5_2, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2012 34 2 Passive Bauelemente Abb. 2.1 zur Aufgabe 2.5: Zeitlicher Verlauf des Magnetfelds B durch eine Spule. Zum Zeitpunkt t = 1 ms ist die Spannung der Spule bekannt: U0 = −1 Abb. 2.2 zur Aufgabe 2.6: Gemessene Induktivität en L einer 12mH Spule und einer 5, 5 mH Spule als Funktion des Wechselstromes I 2.6. In Abb. 2.2 ist die gemessene Induktivität zweier Spulen als Funktion des hindurchfließenden Wechselstromes gezeigt. Um welche Typen von Spulen handelt es sich? Welche Effekte sorgen für die Abnahme der Induktivität? Wie könnte der Induktivitätsverlauf abgeflacht werden? 2.7. Ein Kette mit elektrischen Tannenbaumkerzen wird oft als Reihenschaltung der Einzelkerzen realisiert. Wie kann verhindert werden, dass der Ausfall einer einzigen Kerze zum Ausfall der gesamten Kette führt? 2.8. An einer 230 V Netz-Steckdose wird zur Entstörung ein C = 1 μF Keramikkondensator mit einem Verlustfaktor D = tan δ = 0, 02 eingesetzt. Wie groß ist die Verlustleistung des Kondensators? Welche Energie verbraucht der Kondensator im Laufe eines Jahres? Um welchen Faktor ginge diese zurück, wenn der Keramikkondensator durch einen Folienkondensator mit tan δ = 10−4 ersetzt werden würde? 2.1.2 Mittelschwere Fragen und Aufgaben 2.9. Ein auf 1 Volt aufgeladener Plattenkondensator hat zwischen den Elektroden ein 0, 1 mm dickes Blatt Papier mit einer elektrischen Suszeptibilität von χE = 1, 5 eingeklemmt. Der Kondensator wird von allen elektrischen Verbindungen getrennt. Was passiert, wenn dann das Papier herausgezogen wird? 2.1 Fragen zu den passiven Bauelementen 35 2.10. Der in Abb. 2.3 gezeigte Kondensator vom Typ UltraCap ist bis zu 2, 5 V spannungsfest und hat eine Kapazität von 5 kF (in Worten: Kilofarad). Bitte leiten Abb. 2.3 zur Aufgabe 2.10: Ultracap Kondensator. Solche Kondensatoren haben heute Kapazitäten im Kilofarad Bereich (Foto: EPCOS AG) Sie aus der Definition 2.6 für die Kapazität einen Ausdruck für den maximalen Energieinhalt her. 2.11. Ein Kunststoff-Kondensator soll mit dem einzigen übergeordneten Ziel entwickelt werden, eine möglichst hohe Energiedichte zu erreichen. Welche Strategie verfolgen Sie: maximale Flächenkapazität oder maximale Spannungsfestigkeit? Bitte begründen Sie Ihre Strategie! Wäre bei Elektrolyt-Kondensatoren die gleiche Vorgehensweise richtig? 2.12. Ein Kondensator wurde zum Schutz gegen kurzzeitige Energieeinbrüche parallel zur Spannungsversorgung geschaltet. Er hat den in Abb. 2.4 gezeigten Fre- Abb. 2.4 zur Aufgabe 2.12: Frequenzverlauf des Verlustwinkels eines handelsüblichen 50 F Kondensators quenzverlauf des Verlustwinkels (siehe Abschnitt 2.2.5). Welchen Ohmschen Längswiderstand muss man diesem Kondensator bei f = 1 Hz und bei F = 100 Hz zuordnen? Kurz nach Inbetriebnahme brennt der Kondensator ab. Welcher KondensatorTyp könnte das sein? Worin könnte der Grund für das Abbrennen liegen? 2.13. Bitte skizzieren Sie den Impedanzverlauf eines realen Folienkondensators mit einer Kapazität von 100 nF. 2.14. Die relative magnetische Permeabilitiät μr eines Stoffes kann man bestimmen, indem man einen Ring mit der Materialdicke r aus ihm formt und mit einem Draht umwickelt. Bitte beschreiben Sie: Wie lässt sich aus dem Impedanzverlauf zwischen den Drahtenden μr bestimmen? (Hinweis: Sie können die magnetische Erregung für N Windungen als konstant H ≈ NI/(2r) annehmen.) 36 2 Passive Bauelemente 2.15. Bestimmen Sie die Induktivität einer langen Spule der Länge l, Windungszahl N und Radius r mit r l. 2.16. Abbildung 2.5 zeigt das vom Hersteller angegebene Ersatzschaltbild einer Abb. 2.5 zur Aufgabe 2.16: Ersatzschaltbild einer realen Spule [6]. Der Widerstand des Wickeldrahtes RL (ω) steigt durch den Skin-Effekt mit der Frequenz an realen Spule (vergleiche [6] S.452). Die Zahlenwerte sind RS = 1 mΩ, RC = 6 Ω, C = 68 fF, L = 1 nH. Der Widerstand des RL (ω) ist wegen des skin √Spulendrahtes, effect frequenzabhängig: RL = 3, 4 μΩ/ Hz · ω/2π. Bis zu welcher Frequenz ist die Spule einsetzbar? 2.17. In einer gedruckten Schaltung wird ein R = 100 Ω Widerstand durch eine = 1 cm lange, b = 2 mm breite und d = 0, 2 mm dicke Schicht realisiert. Wie groß sind der spezifische Widerstand ρ und der Schichtwiderstand ? 2.18. Zur Stabilisierung einer Leitung wird neben einen C = 1 μF Aluminium Elektrolytkondensator noch ein zweiter, C = 1 nF Tantal-Kondensator gelötet. Dient der zweite Kondensator der Kapazitätserhöhung? 2.1.3 Schwere Fragen und Aufgaben 2.19. Ein Kondensator hat als Dielektrikum eine 0, 8 μm dünne Schicht aus Polyethylenterephthalat1 (PET) mit εr = 3, 3. Er wird aus 15 mm breiten Metallbahnen für die Kathode und 12 mm breiten Metallbahnen für die Anode gewickelt. Wie lang müssten die Aluminiumbänder sein, um eine Kapazität von1 μF zu ergeben? 2.20. Ein so genannter Mischkondensator besteht aus Aluminium-Elektroden, zwischen denen zwei Lagen Dielektrika plaziert sind: 10 μm Polypropylen mit εr = 2, 25 und 20 μm Papier mit εr = 3. Welche Dielektrizitätskonstante muss man ansetzen, um zusammen mit der Kondensatorfläche und dem 30 μm Abstand den korrekten Kapazitätswert zu erhalten? 2.21. Durch eine 110 kV Gleichstrom-Überlandleitung, deren leitender Teil aus Aluminium mit einem Querschnitt von 300 mm2 besteht, fließt ein Strom von I = 200 A. Das Molvolumen von Aluminium beträgt 1 · 10−5 m3 /mol. Wie groß ist die Geschwindigkeit der Elektronen? Wie viele Elektronen passieren pro Zeiteinheit den Leitungsquerschnitt? 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 37 Abb. 2.6 zur Aufgabe 2.22: Erdleiter in Form einer Halbkugel: Die ebene Oberfläche schließt an die des Erdreiches an, so dass nur der gewölbte Teil der Oberfläche Kontakt zum Boden hat 2.22. Die Erdung einer Maschine soll mit Hilfe der in Abb. 2.6 gezeigten EdelstahlElektrode in Form einer Halbkugel erfolgen. Die Elektrode hat einen Radius von r = 5 cm. Das Erdreich hat einen spezifischen Widerstand von ρ ≈ 200 Ωm. Wie groß ist der Widerstand der Erdung (gegen ein hypothetisches, unendlich weit entferntes Nullpotenzial)? Welche Schrittspannung muss ein Mensch aushalten, der mit einem Fuss auf der Elektrode steht und mit dem anderen d = 30 cm vom Rand des Erdleiters, während ein Strom von I = 200 A durch den Erdleiter fließt? 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente Widerstände, Kondensatoren und Spulen sind Resultate des Zusammenspiels von Elektrodynamik und Materialwissenschaft. Dabei ist es die Materialwissenschaft, die noch heute Fortschritte macht, während in der Elektrodynamik mit den vier Maxwellschen Gleichungen (fast) alles gesagt ist. 2.2.1 Felder und Materie Die im letzten Kapitel beschriebenen Gesetze betreffen strenggenommen nur leere Räume. Das Zusammenspiel mit der Materie hängt zunächst davon ab, wie frei sich Ladungsträger in einem Stoff bewegen können, wie leicht also ein Strom fließen kann. Die Beweglichkeit der Elektronen wird in erster Linie durch die Art der Bindung vogegeben. Wie in Abb. 2.7 gezeigt, bilden bei der metallischen Bindung die Elektronen eine Art Gas, welches sich zwischen den positiv geladenen Atomrümpfen praktisch frei bewegen kann. Sie können allerdings ohne Energiezufuhr2 von außen nicht das Metall verlassen, und gelegentlich kommt es zu Stößen mit den Atomrümpfen. Kovalent gebundene Stoffe werden durch Elektronenpaare zusammengehalten, die sich in zwei oder wenig mehr Atomrümpfen zugeordneten Bahnen 1 Wenn Ihre Bierflasche nicht aus Glas ist, dann ist sie aus PET. Hierfür gibt es zwei prominente Beispiele: erstens den photoelektrischen Effekt. Hiermit bezeichnet man die Tatsache, dass hochenergetische Photonen Elektronen aus einem Metall herausschlagen können. Für die Analyse des photoelektrischen Effekts erhielt Albert Einstein den Nobelpreis, nicht für die Realtivitätstheorie. Das zweite Beispiel sind Glühkathoden in alten Verstärkerröhren. 2 38 2 Passive Bauelemente Abb. 2.7 Veranschaulichung der chemischen Bindungstypen. Elektronen sind bei der metallischen Bindung fast frei beweglich, bei der kovalenten Bindung ortsfest zwischen zwei oder mehreren Ionen und bei der ionischen Bindung von einem auf das andere Atom übergegangen (Orbitalen) bewegen. Bei der ionischen Bindung werden die Elektronen von einem Atom abgegeben. Danach verbleiben sie bei dem anderen Atom und machen es zum negativ geladenen Ion. Ionische und kovalente Bindungen treten praktisch nur als Mischform auf. Je stärker der ionische Charakter einer Bindung ist, desto weniger beweglich sind die Elektronen. In Metallen hängt die Fähigkeit des Ladungstransportes von der Anzahl der Elektronen und von deren Wahrscheinlichkeit ab, mit den verbleibenden Atomrümpfen zusammenzustoßen. Zur formalen Beschreibung der Leitfähigkeit wird ein Ausdruck gesucht, in dem die Materialeigenschaften von den jeweiligen äußeren Bedingungen getrennt werden. In einem Material mit einer Dichte von Ne /V Elektronen, die sich mit einer Geschwindigkeit ve bewegen, fließt durch eine Fläche A ein Strom I= Ne dQ = − A·v . dt V (2.1) Betrachtet man ein Stück Draht (vergleiche Aufgabe 2.21) mit der Querschnittsfläche A und der Länge . Wenn die Elektronengeschwindigkeit proportional zum elektrischen Feld E ist, dann ist sie auch proportional zu Spannung zwischen den Enden (2.2) v ∼ E → ve ∼ U/ . Aus Gl. (2.1) und (2.2) folgt, dass der Strom proportional zu A · U/ ist. Die Proportionalitätskonstante heißt spezifische Leitfähigkeit, σ , ihr Kehrwert heißt spezifischer Widerstand, ρ. Definition 2.1. Der spezifische Widerstand ρ eines auf der Länge einer Spannung U ausgesetzten Körpers mit der Querschnittsfläche A senkrecht zum Strom I ist durch U ·A ρ= (2.3) I · gegeben. In dieser Größe sind die für die Elektrotechnik relevanten Materialeigenschaften, die Anzahl und Beweglichkeit der Ladungsträger, zusammengefasst und von den äußeren Geometrie- und Anschlussfaktoren getrennt. Sie wird daher auch zur Kathegorisierung der Materialien verwandt: 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 39 1. Leiter, insbesondere Metalle, sind Stoffe mit einem spezifischen Widerstand in der Größenordnung ρ ≈ 10−8 Ωm. Innerhalb solcher Stoffe sind Elektronen in großer Zahl frei beweglich. 2. Isolatoren haben einen spezifischen Widerstand in der Größenordnung von mehr als ρ ≈ 1016 Ωm. In solchen Stoffen sind kaum frei bewegliche Ladungsträger vorhanden. In dem Bereich dazwischen sind sowohl die so genannten Halbleiter als auch die Elektrolyte (Flüssigkeiten mit Ionen) angesiedelt. Bei einigen Materialien geht der spezifische Widerstand bei sehr niedrigen Temperaturen gegen Null. Dieses Phänomen nennt man Supraleitung. In Felder eingebrachtes Material verändert eben diese Felder, denn es kann magnetisch oder elektrisch polarisiert werden. Wie Abb. 2.8 zeigt, richten sich bei Abb. 2.8 Feldbilanz in einem elektrisch polarisierbaren Stoff. Ein äußeres elektrisches Feld zieht die Moleküle auseinander. Dadurch entstehen im Material viele Dipole, deren Felder das von außen angelegte Feld abschwächen ionischen oder polaren Bindungen die Ladungen entsprechend dem äußeren Feld aus. Dadurch entstehen viele kleine Dipole, deren Feld das ursprüngliche Feld abschwächt. Die in Abb. 2.9 dargestellte Nomenklatur hat sich zur Beschreibung solcher Phänomene eingebürgert. Zunächst werden aus den Ursachen Ladung Q und Strom Abb. 2.9 Der Zusammenhang zwischen den Größen (D, H), (P, M) und (E, B): Zunächst wird aus den erzeugenden Ladungen und Strömen ein abstraktes Modell ohne Materialien und ohne Naturkonstanten konstruiert (hier D, H). Aus ihnen werden mit Hilfe der Materialeigenschaften die Polarisationsfelder brechnet. Alles zusammen ergibt die messbaren Größen E und B 40 2 Passive Bauelemente I die fiktiven Felder D und H berechnet3 . Diese sind, bis auf die Faktoren ε0 und μ0 diejenigen elektrischen und magnetischen Felder, die den leeren, materialfreien Raum füllen würden: Definition 2.2. Die elektrische Erregung4 D ist durch Ober f l äche DdA = Q (2.4) gegeben, wobei Q die nicht im Material gebundene, freie Ladung ist. Wenn sich ein Material durch ein elektrisches Feld verändert, so wird diese Veränderung als Polarisation P bezeichnet. Diese verändert, wie in Abb. 2.8 gezeigt, das ursprüngliche Feld. Die Polarisation ist als Differenz zum (nur durch die primären Ursachen definierten) Feld im Vakuum und dem tatsächlich messbaren Feld definiert: Definition 2.3. Die Polarisierung P eines Materials ist das Vektorfeld, welches von der elektrischen Erregung abgezogen werden muss, um das messbare elektrische Feld E zu erhalten: (2.5) D − P = ε0 E . Dabei lässt sich die Polarisation in fast allen Fällen durch eine einfache Proportionalität ausdrücken: In einem linearen, homogenen und isotropen Material kann man die Polarisation P durch (2.6) P = χE ε0 E ausdrücken. Die Proportionalitätskonstante χE in Gl. (2.6) wird elektrische Suszeptibilität 5 genannt. Es folgt mit Hilfe der Definitionen 2.2 und 2.3 D = (1 + χE ) · ε0 E (2.7) Der Einfachheit halber werden die Terme (1 + χE ) und ε0 gerne zusammengefasst: D = (1 + χE ) · ε0 E = εr · ε0 E = ε E (2.8) Da sich in diesen Fällen D nur noch um die Proportionalitätskonstante εr · ε0 = ε von der elektrischen Feldstärke E unterscheidet, kann man den Effekt der Polarisation auf die elektrischen Felder durch eine einfache Modifikation der Maxwellschen Gleichungen berücksichtigen. 3 Nach dem Machschen Prinzip sollte die Physik nur solche Größen verwenden, die auch messbar sind. D und H erfüllen dieses Kriterium nicht. Sie sind reine Rechen-Hilfsgrößen. Man kann sie immer und überall mittels D = ε0 Eleerer Raum und H = Bleerer Raum /μ0 ersetzen. 4 Die elektrische Erregung wird oft auch als elektrische Flussdichte, dielektrische Verschiebung oder Verschiebungsdichte bezeichnet. Der Begriff Erregung hat den Vorteil, dass er beinhaltet, dass die freien Ladungen die primäre Ursache der Felder sind, die wiederum das Polarisationsfeld verursachen. Beide zusammenergeben das elektrische Feld E. 5 wörtlich: Empfänglichkeit 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 41 Die Beschreibung des Materialeinflusses bei Magnetfeldern verläuft analog, aber nicht ganz genau gleich: Definition 2.4. Die magnetische Erregung6 H ist durch L H · d = I + ε0 dΦE dt (2.9) gegeben, wobei I der von der Linie L vollständig umschlossene Strom und ΦE der elektrische Fluss durch eine von L begrenzte Fläche ist. Bis auf den Faktor μ0 ist also die magnetische Erregung nichts anderes als das Magnetfeld im Vakuum (vergleiche Gl. (1.31)). Das Magnetfeld innerhalb eines Materials kann berechnet werden, wenn bekannt ist, wie stark die in ihm hervorgerufene magnetische Polarisation M ist. Definition 2.5. Die magnetische Polarisierung M eines Materials ist das Vektorfeld, welches zu der magnetischen Erregung hinzugerechnet werden muss, um das messbare Magnetfeld B zu erhalten: H + M = B/μ0 . (2.10) In homogenen, linearen und isotropen Medien ist die Polarisation proportional zur magnetischen Erregung M = χM · H (2.11) mit dem Proportionalitätsfaktor magnetische Suszeptibilität χM . Und es gilt auch hier B B B (2.12) = = . H= (1 + χM ) · μ0 μr · μ0 μ Die Gleichungen (2.8) und (2.12) lassen sich zu einem sehr gut handhabbaren Ergebnis zusammenfassen: Innerhalb eines homogenen linearen Materials gelten die Maxwellschen Gleichungen mit der Modifikation ε0 → εr · ε0 = ε und μ0 → μr · μ0 = μ. Für ein inhomogenes Material müssen an Stelle der Konstanten μr und εr Funktionen des Ortes gesetzt werden. Dabei ist es oft hilfreich, inhomogene Regionen in mehrere homogene Regionen aufzuteilen (siehe Lösung der Aufgabe 2.20). Bei 6 In manchen Texten wird H auch als magnetische Feldstärke bezeichnet. Um die Verwechslung mit B auszuschließen, wird in diesem Buch der Begriff Feldstärke nur für B verwandt. Wer Begriffsdiskussionen in Prüfungssituationen vermeiden will, kann immer vom H-Feld oder vom BFeld sprechen. 42 2 Passive Bauelemente nicht-linearen Materialien sind μr und εr Funktionen der Feldstärke. Bei anisotropen Materialen sind die Gl. (2.6) und (2.11) nicht mehr anwendbar. Die magnetischen Suszeptibilitäten variieren so stark von Material zu Material, dass man sie in Klassen einteilt: 1. Diamagnetisch heißen Stoffe mit kleinem negativen χM . Diese haben ohne äußere Einflüsse kein Dipolmoment, bekommen es aber, solange ein äußeres Magnetfeld wirkt. 2. Paramagnetisch heißen Stoffe mit kleinem positivem χM . Diese Stoffe bestehen aus normalerweise statistisch verteilten kleinen magnetischen Dipolen, die sich beim Anlegen eines äußeren Feldes ausrichten und dieses verstärken. 3. Ferromagnetisch heißen Materialeien, deren magnetische Suszeptibiliäten viel größer als Eins sind. Durch solche Materialien werden Magnetfelder, verglichen mit dem Vakuum, um das bis zu 100000-Fache (Nickel-Kupfer-Cobalt Legierung) verstärkt. Bei ferromagnetischen Materialien ist der Zusammenhang zwischen der magnetischen Erregung und der Polarisation nicht mehr eindeutig. Die Polarisation hängt nicht nur vom äußeren Feld, sondern auch vom vorherigen Polarisationsgrad ab. Dieses Phänomen heißt Hysterese. Wird ein ferromagnetischer Stoff umgepolt, so wird die in Abb. 2.10 gezeigte Kurve durchlaufen. In dieser Abbildung ist auch zu sehen, dass für große magnetische Abb. 2.10 Grafische Darstellung der Hysterese eines magnetisierbaren Materials. Die Stärke des Magnetfeldes B hängt sowohl von der magnetischen Erregung H als auch von der vorherigen Magnetisierung ab. So wird die Kurve immer in der gleichen Richtung durchlaufen Erregungen die Feldstärke B praktisch nicht mehr zunimmt. Dies wird Sättigung genannt. Ferromagnetische Materialien sind also weder linear noch isotrop. Wird ein leitendes Material einem wechselnden elektrischen Felde ausgesetzt, so entstehen Magnetfelder. Nach dem Ampère-Maxwellschen Gesetz sind die magnetischen Feldstärken proportional zur Änderung der elektrischen Feldstärken. Abbildung 2.11 zeigt die Situation für ein Stück einer Wechselstromleitung. Ein elek trisches Feld E = Êsin(ωt) entlang des Drahtes erzeugt Magnetfelder Bd = Êμεω cos(ωt) in dessen Querschnittsebene. Die Magnetfelder ändern sich also auch und führen nach dem Induktionsgesetz zu geschlossenen elektrischen Ringfeldern, die die im Leiter vorhandenen Ladungsträger antreiben. Die elektrischen Felder zeigen auf der dem Drahtzentrum zugewandten Seite in die entgegengerichtete Richtung wie das von außen angelegte Feld. Auf der dem Rand zugewandten Seite zeigen sie in die gleiche Richtung wie das ursprüngliche Feld. So wird der Strom im Zentrum gebremst und am Rande vergrößert. Anders ausgedrückt: 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 43 Abb. 2.11 Prinzipskizze zur Kausalkette des skin effect: Das oszillierende äußere elektrische Feld erzeugt magnetische Wirbelfelder, deren Änderungen solche elektrischen Felder erzeugen, die das äußere Feld im Zentrum schwächen Je größer die Frequenz, desto mehr wird der Strom eines Leiters an dessen Oberfläche gedrängt. Dieses Phänomen wird meist mit dem englischen Begriff skin7 effect bezeichnet und durch die so genannte Eindringtiefe δS charakterisiert. Diese ist ein Maß dafür, wie weit der Strom in den Leiter eindringt. Sie verringert sich mit der Wurzel aus der Frequenz. Eine Herleitung ist in [4] zu finden. Nach [5] liegt ihr Wert für f = 1 GHz bei δS (Cu) = 2, 1 μm, δS (Al) = 3, 5 μm, δS (Fe) = 0, 71 μm. Bei f = 1 KHz liegt die Eindringtiefe bei Werten um 1 mm. Der skin effect hat großen Einfluss auf das Hochfrequenzverhalten von Leitungen und Spulen (siehe Aufgabe 2.16). 2.2.2 Kondensatoren Kondensatoren dienen dem kurzzeitigen Speichern von Ladung, wobei kurz von 100 ps beim LNB eines Satellitenempfängers bis zu Minuten bei BremsenergieSpeichern8 reichen kann. Eine detaillierte Beschreibung der sehr großen Auswahl an Normen, Typen und Anwendungen findet sich zum Beispiel in [4]. Das Funktionsprinzip ist in Abb. 2.12 dargestellt. Mit Hilfe des Gaußschen SatAbb. 2.12 Prinzipskizze eines Kondensators: Zwei leitende Platten unterschiedlichen Potenzials werden bis auf den kleinen Abstand d aneinander gebracht. Das Feld E bindet Ladungen zes für das elektrische Feld lässt sich berechnen, wie viel Ladung gespeichert ist. 7 skin heißt Haut In der Formel 1 ist dies unter dem Kürzels KERS = Kinetic Energy Recovery Systems bekannt. Neben Akkumulatoren werden auch Kondensatoren verwendet. 8 44 2 Passive Bauelemente Denn die Ladung auf der oberen Platte ist in guter Näherung9 Q = ε0 E · dA ≈ E · A = E · A = U ·A . d (2.13) Die Ladungen befinden sich unmittelbar an der Oberfläche der Platte, wobei die Größenordnung durch den Durchmesser eines einzelnen Atoms gegeben ist. Auf der unteren Platte befindet sich die gleiche Ladungsmenge. Wird bei einem Kondensator (oder einer Batterie) von der gespeicherten Ladung Q gesprochen, so bedeutet dies genau genommen immer die getrennte Ladung: auf der Anode Q und auf der Kathode −Q. Fügt man zwischen zwischen die beiden Platten ein polarisierbares Material, ein so genanntes Dielektrikum, so ergibt Gl. (2.13) mit ε0 → ε: Q =U ·ε · A . d (2.14) Gleichung (2.14) sollte als Produkt Spannung mal Materialeigenschaft des Dielektrikums mal Geometriefaktor gelesen werden. Alle konstruktionsspezifischen Faktoren werden in einer Proportionalitätsgröße zusammengefasst, die Kapazität C heißt: Definition 2.6. Die Kapazität C eines Kondensators ist das das Verhältnis C = Q/U. Hieraus folgt sofort die immer gültige Formel I =C· dU . dt (2.15) Für komplexe Ströme und Spannungen ergibt Gl. (2.15) zusammen mit u = Ue jωt die Impedanz Z u U 1 . (2.16) Z= = = i I jωC Für einen Kondensator, wie er in Abb. 2.12 gezeigt ist, beträgt die Kapazität also C=ε· A A = ε0 εr · . d d (2.17) Eine große Kapazität, oder auch viel gespeicherte Ladung, heißt also: große elektrische Suszeptibilität des Dielektrikums (also auch großes εr ) und kleiner Abstand bei großer Fläche. Ein geladener Kondensator speichert, wie in Aufgabe 2.10 gezeigt, eine Energie von 9 Der dominante Anteil am Oberflächenintegral ist derjenige, der zur Fläche zwischen den Platten gehört. Nach oben hin ist das Feld schwach, zu den Seiten die Fläche klein. 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 45 1 E = CU 2 . (2.18) 2 Schaltet man zwei Kondensatoren mit den Kapazitäten C1 und C2 parallel, so verhalten sich beide zusammen wie ein einziger Kondensator mit der Kapazität C = C1 +C2 (Parallelschaltung). (2.19) Man kann sich zur Begründung zwei nebeneinander gestellte und parallel geschaltete Plattenkondensatoren vorstellen, die sich nur in der Fläche unterscheiden. Nach Gl. (2.14) erhöht sich die Gesamtladung proportional zur Fläche: A = A1 + A2 → C = C1 +C2 . Abbildung 2.13 zeigt zwei in Reihe geschaltete Kondensatoren. Mit Hilfe der Abb. 2.13 Zwei in Reihe geschaltete Kondensatoren, die von einer Stromquelle gespeist werden Ladungserhaltung lässt sich bestimmen, welcher Gesamtkapazität C diese Reihen schaltung entspricht: Nach einer bestimmten Zeit t sei eine Ladung Q = Idt durch die beiden Kondensatoren geflossen. Nach der Definition 2.6 der Kapazität gilt U1 ·C1 = (U2 −U1 ) ·C2 = U2 ·C . (2.20) Aus diesen beiden Gleichungen lässt sich die Zwischenspannung U1 eliminieren, und man erhält 1 1 1 + (Reihenschaltung). (2.21) = C C1 C2 Kondensatoren kommen in zwei Gruppen von Bauformen vor: gewickelt, oder gestapelt. Beide nutzen sowohl die Vorder- als auch die Rückseiten der Elektro- Abb. 2.14 Prinzipskizze eines gestapelten Kondensators. Solche Kondensatoren kommen bei Keramik-Dielektrika zum Einsatz den. Gestapelte Kondensatoren wie der in Abb. 2.14 gezeigte nutzen Materialien mit sehr großen Dielektrizitätskonstanten. Sie kommen bei Keramiken aus Barium- 46 2 Passive Bauelemente , Kalzium- und Strontium-Titanat oder auch Zirkonaten mit bis zu εr = 1000 [2] zum Einsatz. Gewickelte Kunststoff-Kondensatoren setzen auf große Flächen: Sie haben als Dielektrika 0, 7 . . . 3, 0 μm dünne Plastikfolien mit εr = 2, 2 . . . 3, 3. Gewickelte Abb. 2.15 Gweickelter Kondensator: Diese Bauform wird für elastische Dielektrika und Aluminiu-ElektrolytKondensatoren verwandt. Die Kathode ragt unten heraus und ermöglicht so eine optimale Kontaktierung. Für die Anode müssen Extraelektroden oben mit eingewickelt werden Aluminium-Elektrolyt-Kondensatoren haben bis zu 200-fach vergrößerte Oberflächen, die durch elektrochemisches Ätzen des Anoden-Aluminiums erreicht werden. Bei diesen Kondensatoren wird die Ladung kathodenseitig nicht im Metall, sondern in der leitenden Flüssigkeit (Elektrolyt) direkt am Rande des Dielektrikums Al2 O3 gespeichert. Dieses bedeckt die angerauhte Fläche des Aluminiums und hat eine relative Dielektrizitätskonstante von εr ≈ 9, 5. Elektrolytkondensatoren (ELKOs) sind unipolar, das heißt, Anode und Kathode dürfen nicht vertauscht werden. Die verlässlichsten und teuersten Elektrolytkondensatoren haben Tantal als Anodenmaterial und das Oxyd Ta2 O5 mit εr ≈ 27 als Dielekrikum. Der innere Aufbau ist von Hersteller zu Hersteller verschieden. Nur eine großflächige Kathode als äußere Begrenzung ist allen gemein. Die im praktischen Einsatz wichtigste Eigenschaften der Tantalkondensatoren sind ihre Geschwindigkeit (also eine hohe Güte selbst im oberen MHz Bereich) und ihre Anfälligkeit gegenüber zu großen Strömen (siehe Aufgabe 2.18). Die mit Abstand größten Kapazitäten erreichen Doppelschichtkondensatoren. bei denen, wie in Abb. 2.16 gezeigt, sowohl die Kathode als auch die Anode aus der Abb. 2.16 Aufbau von Doppelschichtkondensatoren wie Gold Cap oder Ultracap. Diese werden aus zwei durch einen Separator getrennte Lagen Aktivkohle gewickelt. Die Ladung wird an den Grenzflächen der Aktivkohle gebunden. 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 47 hochgradig porösen Aktivkohle besteht. Diese befinden sich in einem gemeinsamen Elektrolyten. Am Übergang zum Elektrolyten bildet sich eine isolierende Grenzschicht, die als Dielektrikum dient. Zwischen den beiden Elektroden befindet sich ein Separator, der einen direkten Kontakt verhindert, für den Elektrolyten jedoch durchlässig ist. 2.2.3 Spulen Stromdurchflossene Spulen erzeugen Magnetfelder, die Energie speichern und für eine Verstetigung des Stromflusses sorgen. Spulen nutzen die magnetische und elektrische Induktion (siehe Gl. (1.20)). Sich ändernde Ströme erzeugen sich ändernde Magnetfelder welche sich ändernde elektrische Felder erzeugen, die der Stromänderung entgegenwirken. Der Einfluss einer Spule auf eine Schaltung steigt daher in dem Maße, in dem der magnetische Fluss ΦB = A B · dA = μ0 μr A H · dA steigt. Daher werden einerseits zur Vergrößerung von A viele Flächen übereinandergelegt (daher Windungen, Spulen), andererseits Materialien mit großem μr in diese Windungen hineingebracht, um aus einer gegebenen magnetischen Erregung H ein möglichst starkes Magnetfeld B zu erhalten. Da die Stärke eines Magnetfeldes proportional zur Stärke des erzeugenden Stromes ist, muss die Änderung des magnetischen Flusses proportional zur Änderung der Stromstärke sein. Die dazu gehörige Proportionalitätskonatante heißt Induktivität L. In ihr werden alle stoffspezifiischen und geometriespezifischen Konstanten zusammengefasst: Definition 2.7. Die Induktiviät L ist das Verhältnis der Änderung des magnetischen dI B Flusses zur hervorrufenden Stromänderung: dΦ dt = L · dt . Das Induktionsgesetz (1.20) lässt sich mit Hilfe dieser Definition als Ed = Uind = −L · dI dt (Spannungsgenerator) (2.22) schreiben. Das Minuszeichen findet Anwendung, weil bei Generatoren Strom und Spannung antiparallel definiert sind. (Details hierzu später in Abb. 4.9 und 4.10). Das heißt: Spulen erzeugen Spannungen, die einer schnellen Stromänderung entgegenwirken. Zum Begriff Spannungsgenerator ein Beispiel: Abbildung 2.17 zeigt die Kombination aus einer Spule und einem Widerstand. Nehmen wir an, zum Zeit- Abb. 2.17 Spule und Widerstand 48 2 Passive Bauelemente punkt t = 0 fließe ein Strom I0 in der dargestellten Richtung. Der Ladungstransport in der Spule sorgt dafür, dass der Pluspol in Abb. 2.17 oben liegt. Durch den Widerstand fließt also ein Strom I = Uind /R. Die weitere Entwicklung folgt nun aus Gl. (2.22): t L I dI dI dt = − = R·I → (2.23) −L · dt R I0 I 0 mit dem Ergebnis R I = I0 e− L ·t . (2.24) Die Tatsache, dass die Spule einen Strom vom Minuspol zum Pluspol transportiert, zeigt, dass die Spule in diesem Fall ein Energielieferant oder Genarator ist. Mit Hilfe von Gl. (2.24) kann die von der Spule gespeicherte Energie bestimmt werden. Es ist die, die am Widerstand freigesetzt wird E= ∞ 0 PR dt = ∞ 0 R · I 2 dt = R · I02 ∞ 0 2R e− L ·t dt . (2.25) Bei der Berechnung des Integrals fällt der Widerstand R ganz heraus - eine Konsequenz der Tatsache, dass hier unabhängig vom Verbraucher der Energieinhalt des Magnetfeldes der Spule zum Zeitpunkt t = 0 berechnet wird: 1 E = LI02 2 (2.26) Vorsicht Vorzeichen! Die Betrachtung der Rückwirkung einer stromdurchflossenen Leiterschleife auf sich selbst führt praktisch zwangsläufig zu der in Abb. 2.17 gezeigten Wahl von Strom- und Spannungsrichtungen. Das Minuszeichen in Gl. (2.22) gehört also zu der bei Generatoren üblichen Wahl der Stromrichtung vom Minuspol zum Pluspol. Innerhalb einer von anderen Quellen gespeisten Schaltung wird der Strom genau in die andere Richtung gewählt, und es gilt Uind = +L · dI dt (Verbraucher) (2.27) Zwei in Reihe geschaltete Spulen verhalten sich wie eine einzige mit der Gesamtinduktivität (2.28) L = L1 + L2 (Reihenschaltung) Dies folgt aus Gl. (2.27), wenn man berücksichtigt, dass der Strom durch beide Spulen der gleiche ist und sich die induzierten Spannungen addieren. Bei der in Abb. 2.18 gezeigten Parallelschaltung muss an beiden Spulen die gleiche Spannung abfallen. Will man wissen, welches L einer einzigen Spule zuzuordnen ist, die sich genau so verhält wie diese beiden zusammen, kann man daher schreiben: U = L1 d dI1 dI2 = L2 = L (I1 + I2 ) . dt dt dt (2.29) 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 49 Abb. 2.18 Parallelschaltung zweier Spulen Eliminiert man mit Hilfe des mittleren Gleichheitszeiches I1 , dann erhält man auf der rechten Seite von Gl. (2.29) eine Gleichung, aus der auch I2 herausfällt: 1 1 1 = + L L1 L2 (Parallelschaltung). (2.30) Spulen kommen in verschiedenen Bauformen vor. Die Berechnung der Induktivität ist für eine gegebene Geometrie meist sehr schwierig. Denn L muss als Doppelintegral berechnet werden. So sind analytische Ausdrücke nur für wenige Geometrien, und für diese auch nur in Grenzfällen, bekannt. Für eine lange Spule, wie sie in Abb. 2.19 zu sehen ist, ergibt sich (siehe Aufgabe 2.15) Abb. 2.19 Eine Spule der Länge l und der Querschnittsfläche A wird von einem Strom I durchflossen. Dadurch entsteht ein Magnetfeld B LLange Spule = μN 2 A/l . (2.31) Für die meisten einfachen Formen wie eine Ringspule mit N Windungen, Radius R und einem Drahtradius a sind nur Approximationen bekannt [3]: 8R 2 LRing ≈ μN R ln −2 . (2.32) a Ein wichtiger Sonderfall ist der (unendlich) lange, gerade Draht. Denn die Berechnung seiner Induktivität führt zu einem divergenten Ergebnis. Ebenfalls unmöglich ist es, einem kurzen Leitungsstückchen allein eine bestimmte Induktivität zuzuordnen. Denn die magnetische Wirkung hängt davon, ab, in welche Richtung der Strom weiter fließt und welche Flächen dabei umflossen werden. In den meisten Fällen kann die Induktivität daher nur mit numerischen Verfahren näherungsweise vorhergesagt oder experimentell bestimmt werden. 50 2 Passive Bauelemente Die dynamischen Eigenschaften einer Spule werden durch das Material ihres Kerns bestimmt. Vergleicht man mehrere Spulen gleicher Geometrie und Drahtstärke, so ergibt sich Folgendes: 1. Luftspulen haben die geringsten, aber sowohl von der Stromstärke als auch von der Frequenz nur sehr schwach abhängige Induktiviäten. 2. Spulen mit Ferritkernen10 haben deutlich größere Induktivitäten. Bei großen Strömen nimmt die Induktivität aufgrund der Sättigung des Kernmaterials (siehe Abb. 2.10) ab. 3. Spulen mit ferromagnetischem Kern haben sehr große Induktivitäten. Diese nehmen aufgrund der Sättigung des Eisens (siehe Abschnitt 2.2.1) bei großen Strömen ab. Durch Wirbelstromverluste nimmt die Verlustleistung bei hohen Frequenzen deutlich zu. Allen Spulen gemein ist die Tatsache, dass der Skin-Effekt, welcher bei hohen Frequenzen auch mit einer Phasenverschiebung einher geht, (siehe [4, 5]) zu einer über die reine Iduktivität hinaus gehende Stromdämpfung führt. 2.2.4 Widerstände Widerstände werden benutzt um Ströme zu begrenzen oder im Zusammenspiel mit Spule und Kondensatoren Frequenzen zu begrenzen. Dabei wird immer Wärme erzeugt, manchmal absichtlich, meist aber nur gezwungenermaßen. Widerstände werden bei diskkreten Bauteilen als gewickelte Drähte oder als auf ein Substrat aufgebrachte dünne Schichten realisiert. Bei Hybridschaltungen werden Bahnen schlecht leitendem Material eingesetzt. Innerhalb von Halbleitern können auch Bahnen aus dotiertem Material verwandt werden. Die große Mehrheit aller in der Elektrotechnik verwendeten Materialien, zum Beispiel alle Metalle, hat einen mit der Temperatur zunehmenden Widerstand. Diese Materialien werden auch Kaltleiter genannt. Die Abhängigkeit des Widerstandes dieser Materialien von der Temperatur kann für die meisten Anwendungen durch eine Gerade in der Nähe von T = 293 K = 20o C gemäß Gl. (2.33) angenähert werden: R(T ) ≈ R(293 K) + a(T − 293 K) . (2.33) Halbleiter und einige wenige andere Materialien haben einen mit der Temperatur abfallenden Widerstand. Diese werden Heißleiter genannt. Aus solchen Materialen werden die so genannten NTC-Widerstände 11 hergestellt (siehe Abb. 2.20). Das Anwendungsgebiet dieser Widerstände reicht von der Temperaturmessung bis zum Begrenzen von Einschaltströmen. Ihr Verhalten wird phänomenologisch in guter 10 Ferrite sind nicht-leitende ferromagnetische Keramiken mit einem hohen Fe O (Eisenoxyd) 2 3 oder Fe3 O4 (Magnetit) -Anteil. Ihre magnetische Suszeptibilität ist ähnlich groß wie die des Eisens, aber sie leiten nicht und haben deshalb keine Wirbelstromverluste. 11 Negative Temperature Coefficient 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 51 Abb. 2.20 Widerstände mit negativem Teperaturkoeffizienten ((NTCs): Sie kommen entzsprechend den verschiedenen Einsatzgebieten in einer Vielzahl von Bauformen vor Näherung von der Steinhart-Hart-Gleichung (2.34) beschrieben: 1 = a + b · ln(R) + c · (ln(R))3 . T (2.34) Dabei ist T die absolute Temperatur, R der Widerstand sowie a, b und c experimentell zu bestimmende Parameter. Für besondere Anwendungen gibt es auch noch so genannte PTCs. Das sind Widerstände mit bei Temperaturerhöhung stark ansteigendem Widerstand. In der Beschreibung von Widerständen hat sich die Verwendung der Größe Schichtwiderstand als sehr nützlich erwiesen. Definition 2.8. Der Schichtwiderstand ist der durch die Dicke der Schicht geteilte spezifische Widerstand des Materials, aus dem die Schicht besteht. Abbildung 2.21 zeigt den Sinn dieser Größe. Man stelle sich ein quadratisches PlättAbb. 2.21 Zur Definition des Schichtwiderstandes: Der Widerstand, den der Strom I überwinden muss, hängt nicht von der Seitenlänge b des Quadrates ab chen der Breite b und der Höhe h vor, durch welches ein Strom I fließt. Der Widerstand des Plättches ist RSchicht = ρ · Länge b ρ =ρ· = . Querschnitt hb h (2.35) Gleichung (2.35) beinhaltet, dass der Widerstand eines Quadrates einer dünnen Schicht immer gleich ist, unabhängig davon, welche Seitenlänge es hat. Er ist damit eine charakteristische Eigenschaft einer Schicht und wird daher als Schichtwiderstand RSchicht bezeichnet. Für eine Bahn der Länge und Breite b in dieser Schicht ist der Widerstand dann (2.36) R = RSchicht · /b . 52 2 Passive Bauelemente 2.2.5 Impedanzen und Parasitärelemente Im Idealfall haben die passiven Bauelemente sehr einfach zu beschreibende Impedanzen.: Z(R) = R (Widerstand) Z(C) = 1/( jωC) (Kondensator) (2.37) (Spule). Z(L) = jωL Jedoch lehrt die praktische Erfahrung: Wer ein Bauteil in die Hand nimmt, der hat gleich mehrere in der Hand. Denn jedes Stück Draht hat einen Widerstand, jede Leitungsbahn eine Induktivität, und zwischen zwei Leitern gibt es immer eine Kapazität. All diejenigen Bauteile, die (bildlich gesprochen) ohne Bestellung dabei sind, nennt man Parasitärelemente. Für eine gegebene Anwendung müssen aber solche Bauteile gefunden werden, bei denen Parasitärelemente eine untergeordnete Rolle spielen und so die eigentliche Funktion im Vordergrund steht. Phänomenologisch werden zu diesem Zwecke die Größen Güte Q, der Verlustfaktor D und der Verlustwinkel δZ eingeführt. Denn sie sind ein Maß dafür, wie nahe die Bauteilefunktion an ihr Ideal heranreicht. Naturgemäss sind all diese Größen stark frequenzabhängig. Definition 2.9. Die Güte Q eines Bauteils ist das Verhältnis vom Blindwiderstand zum Wirkwiderstand ℑ(Z) . Q= (2.38) ℜ(Z) Der Verlustfaktor D ist ihr Kehrwert D = 1/Q. 12 Für ideale Spulen und Kondensatoren gilt daher Ideal f all → D = 1 =0. Q (2.39) Messtechnisch am leichtesten zu erfassen ist die Abweichung des Phasenwinkels von den idealen ±90◦ . Definition 2.10. Der Verlustwinkel δZ ist der Arcustangens des Verlustfaktors. Daher gilt ℜ(Z) =D= 1 . tan(δZ ) = ℑ(Z) Q (2.40) Gleichung (2.40) ist, wie in Abb. 2.22 gezeigt, die Brücke zwischen Messtechnik und Bauteilebeschreibung. Denn sie beinhaltet, dass mit der Messung des Phasenwinkels zwischen Strom und Spannung die Abweichungen vom IdealBauteil zu quantifizieren sind. Auf der Entwurfseite ist es nötig, Modelle für den Einfluss der Parasitärelemente zu entwickeln, die den Frequenzverlauf der Impedanz und der Güte vorhersagen. Hierzu werden Ersatzschaltbilder entworfen und durchgerechnet. Diese Modelle 12 Q wie Quality und D wie Dissipation 2.2 Theoretische Grundlagen der passiven Bauelemente 53 Abb. 2.22 Die Bedeutung des Verlustwinkels: Am Verlustwinkel δz lässt sich festmachen, ob ein Bauteil geeignet ist sollten aber nicht überbewertet werden. Sie dienen in erster Linie dazu festzstellen, wo die Abweichungen von der Idealfunktion zu groß werden. Und zu diesem Zwecke reicht eine recht grobe Näherung. Das tatsächliche Verhalten eines Kondensators beinhaltet, wie in Abb. 2.23 gezeigt, seine gewünschte Funktion (C), die Widerstände der Leitungen, Elektroden Abb. 2.23 Ersatzschaltbild eines realen Kondensators. (RR ) und (LR ) werden auch als ESR und ESL bezeichnet und Lötstellen (RR ), deren Induktivitäten (LR ) sowie einen endlichen Leitwert (1/RP ) des Dielektrikums13 . Die Impedanz eines realen Kodensators ist daher in guter Näherung Z = RR + Z L + (ZC RP ) . (2.41) Der Parallelwiderstand spielt nur bei Anwendungen zur Spannungspufferung eine Rolle. In allen anderen Fällen gilt 1 Z ≈ RR + Z L + ZC = RR + j ωL − . (2.42) ωC Bei der Verwendung von Kondensatoren sind also immer drei Bereiche zu unterscheiden: 1. bei kleinen Frequenzen normale Kondensatorfunktion, 2. bei Näherung an ωRC = 1 Zunahme der Ohmschen Verluste, 3. oberhalb der Reihenresonanz ω 2 LC = 1 Dominanz der Induktivität. Man spricht bei dieser Frequenz auch von der Eigenresonanz des Kondensators. Der Frequenzbereich der Anwendung bestimmt also, welcher Kondensator zu wählen ist. Die folgende Gl. (2.43) zeigt, dass der Phasenwinkel der Gesamtimpedanz ein Maß dafür ist, welche Rolle der Reihenwiderstand spielt: 13 Nach den Englischen Begriffen equivalent series resistace und equivalent series inductance werden die Reihen-Parasitärelemente auch als ESR und ESL bezeichnet. 54 2 Passive Bauelemente φZ = atan ω 2 LC − 1 RR ωC . (2.43) Denn nur wenn auch die beiden anderen Parasitärelemente verschwinden, ist φZ = −90◦ . Als Maß für den Einfluss der Parasitärelemente wird der Verlustwinkel δZ oder der Verlustfaktor D angegeben: 1 − ω 2 LC RR ωC δZ = acot = atan = atan(D) = acot(Q) . (2.44) RR ωC 1 − ω 2 LC An dieser Gleichung ist bei genauerem Hinsehen die generelle Regel14 bestätigt: Die Güte Q ist immer dann groß, wenn parasitäre Widerstände keine große Rolle spielen. Bei realen Spulen sind je nach Material und Frequenz der Verwendung unterschiedliche Effekte zu berücksichtigen. Abbildung 2.24 zeigt ein häufig verwendetes Ersatzschaltbild. Der Parallelwiderstand RP muss nur berücksichtigt werden, wenn ein ferromagnetischer Kern zu Wirbelstromverlusten führt. Bei ferromagnetiAbb. 2.24 Ersatzschaltbild einer realen Spule: der Parallelwiderstand RP ist nur bei Spulen mit Wirbelstromverlusten relevant. Bei hohen Frequenzen nimmt der Reihenwiderstand RR wegen des skin effect zu schen Kernen nimmt bei großen Strömen die Induktivität ab: Wenn dem steigenden Strom I aufgrund der Sättigung ein nicht mehr steigendes (d. h. konstantes) Magnetfeld gegenüber steht, dann nimmt die Induktivität wie L ∼ 1/I ab. Der Reihenwiderund kleistand RR ist wegen des skin effect (siehe Abb. 2.11) bei hohen Frequenzen √ nen Drahtdurchmessern als frequenzabhängig anzunehmen: RR ∼ ω. Wie in Abb. 2.24 gezeigt, werden die Parasitärkapazitäten zu einer einzigen Parallelkapazität C zusammengefasst. Dies ist nur eine in der Praxis gängige Näherung. In Wirklichkeit sind die Parasitärkapazitäten kontinuierlich entlang der Spulen-Windungen verteilt. Zum Verständnis des prinzipiellen Impedanzverlaufs ist das in Abb. 2.24 gezeigte Schaltbild ausreichend. Man erhält ZL jωLRP . (2.45) Z = RR + RP = RR + 1 − ω 2 LC RP (1 − ω 2 LC) + jωL 14 Diese Regel ist auf sehr viele verschiedene Situationen, zum Beispiel Reihen- und Parallelschwingkreise anwendbar. Sie beinhaltet, dass große Güte mit großen Parallelwiderständen und kleinen Reihenwiderständen einhergeht. Man frage also nicht, ob ein Widerstand groß oder klein, sondern ob er wichtig oder unwichtig sei. 2.3 Antworten zu Kapitel 2 55 Bei der Verwendung von Spulen sind nach Gl. (2.45) im Allgemeinen vier Bereiche zu unterscheiden: 1. 2. 3. 4. bei ω = 0 ist Z = RR , also Ohmsches Verhalten, bei kleinen Frequenzen (RR ωL RP ) normale Spulenfunktion, bei Näherung an ω = L/RP Zunahme der Ohmschen Verluste, oberhalb der Parallelresonanz ω 2 LC = 1 Dominanz der Parasitärkapazitäten. In Aufgabe 2.16 wird eine reale Spule inklusive skin effect durchgerechnet. Auch für Spulen kann, unabhängig vom gewählten Ersatzschaltbild, eine Güte Q, ein Verlustfaktor D = 1/Q und ein Verlustwinkel δZ angegeben werden. Für das in Abb. 2.24 gezeigte Ersatzschaltbild ergibt sich zum Beispiel eine Güte Q= ωLR2P (1 − ω 2 LC) . (RR + RP )ω 2 L2 + RR R2P (1 − ω 2 LC)2 (2.46) Im doppelten Grenzfall C → 0 und RP → ∞ ergibt sich die Standardformel für gute Spulen bei niedrigen Frequenzen: Q ≈ ωL/RR . Bei sehr hohen Frequenzen muss auch der proximity effect und die elektromagnetische Abstrahlung bei der Modellierung von Spulen berücksichtigt werden. Die Beschreibung dieser Effekte findet sich in der Fachliteratur zur Hochfrequenztechnik. Die Ersatzschaltbilder von Widerständen hängen stark von der Bauart ab. Besteht ein Widerstand aus einem gewickelten Draht, dann ist das in Abb. 2.24 gezeigte Ersatzschaltbild einer Spule angemessen. Besteht er als diskretes Bauteil aus einer dünnen, auf einen Träger aufgebrachten Schicht, dann sind die Parasitärelemente so klein, dass sie praktisch in allen Fällen zu vernachlässigen sind. Widerstände in Hybridschaltungen oder in integrierten Halbleiterschaltungen haben dagegen immer parasitäre Kapazitäten zu den darunter oder zu den darüber liegenden Schichten. Ihr Verhalten hängt also von dem der benachbarten Bauelemente ab. 2.3 Antworten zu Kapitel 2 2.1 Mit 1 1 1 + = C C1 C2 (2.47) 1 a+b 1 1 = = + . ab a·b a b (2.48) erhält man C = 2 nF. 2.2 Es ist Wegen der Gültigkeit dieser Beziehung ist es oft nützlich, Gleichungen so umzustellen, dass das -Zeichen im Nenner steht. 2.3 Die Kapazitäten müssen addiert werden: 56 2 Passive Bauelemente C = C1 +C2 = (2, 75 + 1, 25) nF = 4 nF. (2.49) 2.4 Jeder Kondensator muss gegen Überspannung geschützt werden. Bei Elektrolytkondensatoren kommt hinzu, dass sie nicht umgepolt werden dürfen. Eine Umpolung kann aufgrund von Bauteiletoleranzen auftreten, wie die folgende Überlegung zeigt: Wenn beide Kondensatoren in Reihe liegen, dann fließt durch sie der gleiche Strom dU1 dU2 I = C1 · = C2 · , (2.50) dt dt woraus für beliebige Spannungsveränderungen folgt: ΔU2 C1 = . ΔU1 C2 (2.51) Wenn nun die Anordnung vollständig entladen wird, dann ist ΔU1 + ΔU2 = 0. Das heißt, wenn die Kondensatoren vor der Entladung nicht genau im Verhältnis C1 /C2 vorgeladen waren, dann wird nach der vollständigen Entladung derjenige mit der kleineren Kapazität umgepolt sein, was im schlimmsten Falle dessen Zerstörung nach sich zieht. Die Umpolung kann durch in Sperrrichtung betriebene Schutzdioden (am besten Schottky-Dioden) auf ca. 0, 3 V begrenzt werden. Überspannungen können durch unterschiedliche Leckströme in den Kondensatoren auftreten: Wenn zwei in Reihe geschaltete, gleiche Kondensatoren auf eine Gesamtspannung U aufgeladen werden, dann fällt zunächst an jedem der beiden U/2 ab. Wenn danach, bei konstanten äußeren Bedingungen, einer der beiden Kondensatoren aufgrund seiner größeren Leckströme sich sehr viel schneller entlädt als der andere, dann fällt nach einiger Zeit fast die gesamte Spannung an dem Kondensator mit der geringeren Selbstentladung ab. Dies kann nur verhindert werden, indem, wie in Abb. 2.25 gezeigt, zu beiden Kondensatoren Widerstände parallel geschaltet Abb. 2.25 zur Aufgabe 2.4: Hochohmige Widerstände parallel zum Kondensator schützen von Überspannung werden, durch die mehr Strom fließt als die größten zu erwartenden Leckströme. 2.5 Bei diesem Beispiel wurde offensichtlich die Spannungsrichtung so gewählt, dass eine positive Ableitung des Magnetfeldes zu einer negativen Spannung gehört, zu erkennen an U0 < 0. Da die induzierte Spannung immer proportional zur Ableitung ist, ergibt sich der in Abb. 2.26 gezeigte Induktionsspannungsverlauf. 2.6 Die Abnahme der Induktivität legt Spulen mit Eisenkern nahe. Deren Magnetisierung erreicht ein Maximum, wenn alle im Eisen vorhandenen Dipole (bzw. die Weißschen Bezirke) im Magnetfeld ausgerichtet sind. Die Polarisierung ist dann praktisch konstant. Die magnetische Erregung steigt aber proportional zum Strom. 2.3 Antworten zu Kapitel 2 57 Abb. 2.26 zur Aufgabe 2.5: Zwischen 0 und 2 Millisekunden muss die Spannung konstant sein, denn die Änderung des Magnetfeldes ist konstant. Danach ist die Induktionsspannung Null, denn das Magnetfeld ist konstant, ..., und so weiter Der magnetische Fluss setzt sich also aus einem konstanten, großen Polarisationsterm und einem sehr viel kleineren stromabhängigen Term zusammen. Die induzierte Spannung wächst kaum noch mit dem Strom und die gemessene Induktivität zeigt annähernd ein 1/I Verhalten. 2.7 Zu jeder Kerze wird ein NTC-Widerstand parallel geschaltet. Dieser wird so dimensioniert, dass er im kalten Zustand einen deutlich größeren Widerstand hat als die Kerze. Fällt die Kerze aus, so fließt der gesamte Strom durch den NTC, er erwärmt sich und sein Widerstand sinkt, bis sich ein Gleichgewicht einstellt. Bei richtiger Auslegung leuchten dann die anderen Kerzen nur wenig schwächer als vor dem Ausfall der einen. 2.8 Nach Gl. (2.40) wird dem Kondensator ein Widerstand von R= 1 1 = ωCD 2π fC tan δ (2.52) zugeordnet. In Zahlen ergibt sich ein Wert von R = 159 kΩ. Die Verlustleistung ist nun P = U 2 /R, also in Zahlen P = 0, 33 W. Im Jahr wird also eine Energie W = P ·t, also W = 365, 25 · 24 h · 0, 33 W = 2, 914 kWh verbraucht. Bei einer Verbesserung von tan δ um den Faktor 0, 02/10−4 = 200 steigt der Widerstand auf das 200-Fache und der Energieverbrauch sinkt um das 200-Fache auf P = 0, 0146 kWh im Jahr. 2.9 Die Ladung ist erhalten. Bezeichnet man mit den Indizes 1 und 2 den Kondensator mit und ohne Papier, muss nach Gl. (2.14) U1 · ε1 · A A = U2 · ε2 · d d (2.53) gelten oder mit Hilfe der elektrischen Suszeptibilität U2 = U1 · 1 + χE1 . 1 + χE2 (2.54) 58 2 Passive Bauelemente Das heißt, die Spannung steigt in diesem Fall von 1 Volt auf 2,5 Volt. Dieses Ergebnis ist auch durch den Energie-Erhaltungssatz begründet: Um das Dielektrikum zu polarisieren, muss Arbeit verrichtet werden. Wenn das Dielektrikum nicht mehr polarisiert ist, dann hat es weniger Energier - genau die, die dem Kondensataor zugute kommt. Falls das Ergebnis der Intuition widersprechen sollte: Der umgekehrte Vorgang scheint oft leichter verständlich. Schiebt man ein Dielektrikum zwischen die Platten, dann sorgt dessen Polarisation für eine Verringerung des elektrischen Feldes und damit zu einer Abnahme der Spannung. 2.10 Um eine Ladung Q eine Potenzialdifferenenz ΔU überwinden zu lassen, ist eine Arbeit ΔW = QΔU nötig.Wie viel Energie gebraucht wird, hängt wegen Q = CU also davon ab, wie viel Ladung bereits auf dem Kondensator ist: ΔW = CUΔU. Die gesamte zu verrichtende Arbeit ist genau der Energieinhalt: E =W = W 0 dW = C U 0 1 UdU = CU 2 . 2 (2.55) In Zahlen ergibt sich W = 15, 6kJ, das sind 4,34 Watt-Stunden. 2.11 Die maximale gespeicherte Energie ist nach Gl. (2.17) und (2.18) ε0 εr A 2 U . (2.56) 2d max Dabei bestimmt d sowohl die Kapazität C ∼ 1/d als auch die Spannungsfestigkeit Umax ∼ d. Denn die Feldstärke im Aluminiumoxyd ist E = U/d. Insgesamt ist daher Wmax = Wmax ∼ d2 =d. d (2.57) Es ist also besser, die Spannungsfestigkeit zu erhöhen, als die spezifische Kapazität. Bei einem Elektrolyt-Kondensator kann so nicht argumentiert werden. Je dicker das Dielektrikum wird, desto glatter wird die Oberfläche auf der der Flüssigkeit zugewandten Seite. Mit zunehmender Dicke nimmt also die Fläche ab, ein sehr diffiziles Technologieproblem ohne einfache Lösung. 2.12 Der Verlustwinkel ist ein Maß für das Verhältnis von Längswiderstand und Impedanz. Man erhält für den Ohmschen Anteil (ESR) R = tan(δZ )/(ωC). In Zahlen ergeben sich bei f = 1 Hz RR = 3, 2 mΩ und bei f = 100 Hz RR = 11, 5 mΩ. Die sehr große Kapazität legt den Schluss nahe, dass es sich bei dem Kondensator um einen Doppelschichtkondensator handelt. Diese Hypothese wird durch die Tatsache gestützt, dass er abbrennt: Solche Kondensatoren haben Elektroden aus Aktivkohle. Aus dem Frequenzverlauf des Verlustwinkels ist zu sehen, dass Ohmsche Widerstände ab Frequenzen von 1 Hz eine Rolle spielen. Ab f = 10 Hz sind sie bereits größer als die Impedanz des Kondensators. Aufgrund dieser Indizien ist anzunehmen, dass es auf Seiten der Versorgung ein Störsignal mit mehr als f = 10 Hz gibt, welches im Kondensator in Wärme umgewandelt wird und schließlich zu dessen Zerstörung führt. (Dies ist ein Beispiel aus 2.3 Antworten zu Kapitel 2 59 dem wirklichen Leben. Verursacher war ein nicht ausreichend geglätteter Wechselrichter einer Solaranlage.) 2.13 Ein typischer Impedanzverlauf ist in Abb. 2.27 gezeigt. Bei kleinen Frequen- Abb. 2.27 zur Aufgabe 2.13: Impedanzverlauf eines realen 100 nF-Kondensators. Wo genau das Minimum liegt und ab welcher Frequenz das Spulenverhalten dominiert, hängt von Herstellungsdetails ab. Universell ist nur der 1/ωC Verlauf bei kleinen Frequenzen zen zeigt er das typische 1/(ωC) Verhalten. Das Steilerwerden der Impedanzkurve zeigt den Einfluss der Pararsitärinduktivität, welche bei sehr hohen Frequenzen dominiert. Das Minimum der Impedanz ist bei Reihenresonanz ω 2 LC = 1 erreicht. Dort ist die Impedanz die Summe der Ohmschen Widerstände. 2.14 Die Feldstärke im Ring beträgt B = μ0 μr NI/(2r) (siehe Aufgabe 1.16). Nach dem Induktionsgesetz gilt daher für N Windungen 2 N μ0 μr πr dI d μ0 μr NI dΦB 2 = −N · πr = − . (2.58) Uind = −N dt dt 2r 2 dt Der Faktor in Klammern ist nach Definition 2.7 die Induktivität L. Sind Radius und Windungszahl bekannt, so kann man aus einer Induktivitätsmessung auf μr schließen. Die Induktivität lässt sich zum Beispiel durch Messung der Impedanz Z = R + jωL bestimmen. Diese beginnt bei ω = 0 mit dem Gleichstromwiderstand √ des verwendeten Drahtes, R, und fällt bei ω0 = R/L auf den 1/ 2-Fachen Betrag ab. So folgen aus R und ω0 die Induktivität L und aus dieser folgt μr . 2.15 Gemäß der Definition 2.7 der Induktivität muss der magnetische Fluss ΦB aus der Feldstärke bestimmt werden. Die Feldstärke beträgt B = μ0 IN/l (siehe Aufgabe 1.17). Daher beträgt für N Windungen der magnetische Fluss N 2 ΦB = NA · B = N(πr ) · μ0 I . (2.59) l Einsetzen in Definition 2.7 ergibt L = πr2 was zu Gl. (2.31) äquivalent ist. μ 0 l N2 , (2.60) 60 2 Passive Bauelemente 2.16 Entscheidend für den Anwendungsbereich ist die Lage der Parallelresonanz von L und C. In Abb. 2.28 ist diese deutlich bei knapp f = 20 GHz zu sehen. Für Abb. 2.28 zur Aufgabe 2.16: Impedanzverlauf einer realen Spule. Deutlich ist die Parallelresonanz knapp unter f = 20 GHz zu sehen. Bis f < 10 GHz ist der Impedanzverlauf linear und die Spule verwendbar die Resonanz spielt RS keine Rolle, und wir suchen das Minimum des Betrages des komplexen Leitwertes: Y= 1 1 1 1 . + = + RC + ZC RL + Z L RC + ZC k ω/2π + Z L Differenzieren nach f und das Ergebnis gleich Null setzen ergibt k4C2 − 16π 2 L2C(RC2 C − L) − k2C ≈ 19, 8 GHz . fr = 8π 2 LC(L − RC2 C) (2.61) (2.62) 2.17 Die Lösung folgt unmittelbar aus der Definition 2.1 des spezifischen Widerstandes ρ: Rbd ρ →ρ = . (2.63) R = ρ /A = bd Die Zahlen ergeben einen Wert von 4 mΩ/m. Der Schichtwiderstand ist dann gemäß Gl. (2.35) RSchicht = ρ/d = 20 Ω. 2.18 Der Tantal-Kondensator erhöht die Gesamtkapazität nur um ein Promille, also im Regelfall um deutlich weniger als die Kapazitätstoleranz des AluminiumElektrolyt-Kondensators. Daher ist die Kapazitätserhöhung kein Argument für die Parallelschaltung. Vielmehr decken die beiden Kondensatortypen unterschiedliche Frequenzbereiche der Störungen ab. Der Tantal-Kondensator hat bei hohen Frequenzen eine viel größere Güte als ein Aluminium-Elektrolyt-Kondensator. Dieser kann dafür bei kleinen Frequenzen wegen der größeren Kapazität viel mehr Ladung aufnehmen. Damit schützt er den Tantal-Kondensator auch vor zu großen Strömen. 2.19 Lösungsstrategie: Zunächst wird der Flächenbedarf berechnet. Dann wird die Geometrie genauer untersucht. Lösung: Nach Gl. (2.17) wird eine Fläche von 2.3 Antworten zu Kapitel 2 61 A= CD ε0 εr (2.64) gebraucht. Wenn eine schmale Metallbahn über einer breiten liegt, dann definiert die schmalere (hier: b = 1, 2 cm) die Kapazität. Das überstehende Metall wird, wie in Abb. 2.15 gezeigt, zum Kontaktieren verwandt. Wenn gewickelt wird, dann tragen mit Ausnahme der letzten Lage immer sowohl die Vorder- als auch die Rückseite zur Kapazität bei. Daher kann die Länge wie folgt berechnet werden: A = 2 · b → = CD . 2bε0 εr (2.65) Mit den angegebenen Zahlen ergibt sich eine Länge von = 1, 14 m. 2.20 Am leichtesten lässt sich diese Aufgabe mit einem Gedankenexeriment lösen: Man stelle sich zunächst zwei in Reihe geschaltete Kondensatoren mit gleicher Fläche A, aber unterschiedlichen Dielektrika vor. Die Gesamtkapazität ist dann mit Hilfe von 1 1 d1 1 1 d2 = + = + (2.66) C C1 C2 ε0 A εr1 εr2 zu berechnen. Nun werden die Kondensatoren immer näher zusammengerückt, bis die zwei mittleren Elektroden zu einem einzigen, nirgends angeschlossenen Stück verschmelzen. Wenn die Dicke dieser Zwischenelektrode gegen Null geht, ändert sich nichts am elektrischen Verhalten. Daher beinhaltet Gl. (2.66) mit d = d1 + d2 bereits die Lösung: d · εr1 εr2 ε0 A ε0 A C= d · = . (2.67) 1 d d1 εr2 + d2 εr1 + d2 εr1 εr2 Die Klammer in Gl. (2.67) ist die relative Dielektrizitätskonstante für den Gesamtaufbau. Ein mehr formaler Ansatz kommt zum gleichen Ergebnis: Die Konfiguration ist in Abb. 2.29 gezeigt. Der Gaußsche Satz für die linke Elektrode mit der Abb. 2.29 zur Aufgabe 2.20: Kondensator mit zwei Dielektrika Querschnittsfläche A und der Ladung Q+ besagt Q+ /ε1 = E1 · A, wobei E das Feld im linken Dielektrikum ist. Wird als rechte Begrenzungsfläche für das Oberflächenintegral gerade die Grenzschicht zwischen den Dielektrika genommen, folgt 62 2 Passive Bauelemente Q+ U0 −U1 = ·A . ε1 d1 (2.68) Der Gaußsche Satz auf die rechte Elektrode für eine bis zur Grenzschicht reichende Einhüllende angewandt ergibt, da E und A in entgegengesetzte Richtungen zeigen, Q− U1 −U2 =− ·A . ε2 d2 (2.69) Das Zwischenpotenzial U1 kann mit Hilfe von Q− = −Q+ durch Addition aller Spannungen eliminiert werden: U0 −U1 = (Q+ d1 )/(ε1 A) U1 −U2 = (Q+ d2 )/(ε2 A) . (2.70) Die Addition dieser beiden Gleichungen ergibt genau dasselbe Ergebnis wie Gl. (2.66). Last but not least kann das Problem sehr schnell mit Hilfe der elektrischen Erregung D gelöst werden. Denn diese muss in allen Materialien gleich groß sein (!). Bezeichnen wir mit E1 und E2 die Felder innerhalb der entsprechenden Dielektrika, dann ergibt Definition 2.2 (2.71) D = ε1 E1 = ε2 E2 woraus sofort D = ε1 U0 −U1 U1 −U2 = ε2 d1 d2 (2.72) folgt. Da in diesem Falle D = Q/A ist, führt Gl. (2.72) auf die Gleichungen (2.68) und (2.69) und so wieder zum gleichen Ergebnis. Zusatzbemerkung: Gleichung (2.66) legt die folgende Generalisierung nahe, welche sich mit Hilfe von (2.72) auch beweisen lässt: für n Dielektrika läßt sich die Kapazität eines Kondensators mit der Substitution n di ε i=1 ri d→∑ (2.73) berechnen. 2.21 Lösungsstrategie: Zunächst sollte man sich ein Bild machen und dann überlegen: Wenn Strom Ladung pro Zeit und die Geschwindigkeit Stecke pro Zeit ist, was ist dann die Bedeutung der Strecke? Dabei ist es hilfreich, den Zusammenhang zwischen der Ladungsträgergeschwindigkeit und dem Strom (Gl. (1.4) zu kennen. Lösung: In Abb. 2.30 ist ein Stück Kabel schematisch dargestellt. Der Strom durch dieses Kabel ist gerade die Ladungsmenge, die pro Zeit durch die QuerschnittsFläche A hindurchtritt. Für ne Elektronen ist ist dies Δ Q = −ne · e. Bei einer Drift-Geschwindigkeit ve = Δ x/Δt der Elektronen sind dies gerade so viele, wie in dem Volumen A · Δ x vorhanden sind. Da Aluminium ein dreiwertiges Metall ist, ist die Dichte der Leitungselektronen dreimal so groß wie die der Atome: (ne /V ) = 3(nAl /V ) also ist ne = ( nVe ) · AΔ x = ( nVe ) · A · ve · Δt. Insgesamt ergibt sich 2.3 Antworten zu Kapitel 2 63 Abb. 2.30 zur Aufgabe 2.21: Hochspannungsmast mit Überlandleitungen der Querschnittsfläche A. Auch wenn in diesen Leitungen sehr große Leistungen übertragen werden, bleibt die Geschwindigkeit der Ladungsträger deutlich hinter der einer Schnecke zurück. (Photo: RWE) so die nützliche Formel ne ΔQ = e ( ) A ve . Δt V Nach ve aufgelöst ergibt sich in Zahlen I= ve = m 200 ∼ 0, 023 mm/s. 3 · 1, 602 10−19 · 6, 022 1028 · 3 · 10−4 s (2.74) (2.75) Die Drift-Geschwindigkeit ist also erstaunlich klein. An Gl. (2.74) kann man sehr schön erkennen, warum schmale Drähte schneller warm werden als dicke Kabel: Der gleiche Strom geht bei kleinerem Leitungsquerschnitt mit einer höheren Geschwindigkeit der Elektronen einher. Pro Stoß mit einem Atomrumpf wird also mehr Energie frei. So klein die Geschwindigkeit ist, so groß ist die Anzahl der Ladungsträger, die pro Zeiteinheit durch einen Leiterquerschnitt hindurchtreten. Δn ΔQ I 200 A = = = = 1, 25 1021 s−1 . Δt eΔt e 1, 602 10−19 As (2.76) Das sind etwas mehr als eine Trilliarde Elektronen pro Sekunde. 2.22 Lösungsstrategie: Das Erdreich um die Halbkugel herum wird in konzentrische, infinitesimal dicke Schalen unterteilt. Der Gesamtwiderstand ist die Summe der Schalenwiderstände. Lösung: Nach der Definition 2.1 des spezifischen Widerstandes ρ können wir den Widerstand einer Halbkugelschale bestimmen: R= ρ ρ ρ . → ΔR = Δr = Δr A A(r) 2πr2 (2.77) Der Gesamtwiderstand wird durch Integration bestimmt: R= dR = ∞ r ρ ρ dr = . 2 2πr 2πr In Zahlen ergibt sich ein Wert von R = 637 Ω. (2.78) 64 2 Passive Bauelemente Bis zu einem Abstand r + rFuß ist der Gesamtwiderstand bereits RFuß = 546 Ω. Dies ergibt sich, wenn an Stelle von r bis ∞ von r bis r + rFuß integriert wird. Bei einem Strom von I = 200 A ergäbe sich eine Spannung von U = R · I = 546 Ω · 200 A ≈ 110 kV . (2.79) Das würde niemand aushalten. An diesem Beispiel zeigt sich die überragende Bedeutung einer vernünftig geplanten Erdung gerade dort, wo große Ströme fließen (Fabriken etc.). Diese muss großflächig und hinreichend weit weg von Lebewesen sein. Literaturverzeichnis 1. Hering, Bressler, Gutekunst; Elektronik für Ingenieure, Springer Berlin 2001, ISBN 3-54041738-9 2. EPCOS AG, Multilayer Ceramic Capacitors, General technical Information, www.epcos.com 3. Siehe Missuri State University http://emclab.mst.edu/inductance/ 4. O. Zinke und H. Brunswig, Hochfrequenztechnik 1, Springer Berlin 2000, ISBN3-54066405-X 5. H. Henke, Elektromagnetische Felder, Springer Berlin 2001, ISBN 3-540-41973-X 6. Tildon H. Glisson, Introduction to Circuit Analysis and Design, Springer New York 2011, ISBN 9789048194421 http://www.springer.com/978-3-642-33494-8