7. Kapitel: Die Klimamaschine Erde Physik, Geographie und Geschichte Die Sonne, Quelle allen Lebens 1 DIE SONNE, QUELLE ALLEN LEBENS 1.1 Zur Entstehung unseres Sonnensystems ! Die ungewisse Unendlichkeit des Universums übte schon immer Faszination auf die Menschen aus. Diese Faszination der gewaltigen und geheimnisvollen Phänomene können wir als Einstieg nutzen, um sie dann gemeinsam mit den Schülern zu ergründen. Auch alltägliche Erscheinungen, wie der Wind, die Jahreszeiten und das ständige Nachwachsen der Vegetation, sind solche Phänomene. Sie sind Teil unserer Lebensrealität; eine Begeisterung für die Erkundung dieser Phänomene lässt sich dadurch leicht wecken. Lange Zeit war über die Entstehung des Universums nichts Näheres bekannt. In Mythen und Religionen versuchten sich die Menschen ein Bild davon zu machen, was zur Entstehung unserer Welt geführt haben könnte und wie dies geschah. Naturwissenschaften und Technik lieferten immer präzisere Möglichkeiten und Methoden zur Erforschung unserer Welt. Heute können wir Messungen anstellen und interpretieren, was wir sehen. Über die großen Zusammenhänge können wir allerdings nur Mutmaßungen anstellen. Für viele Geheimnisse unseres Universums konnten bereits Erklärungen gefunden werden, trotzdem wirft es nach wie vor viele Fragen auf. Vor etwa 13,7 Milliarden Jahren soll sich der Urknall ereignet haben. Der Urknall beschreibt keine Explosion, sondern das Entstehen von Materie, Zeit und Raum aus einer ursprünglichen Einheit. Durch den Urknall sollen nur die leichtesten Elemente, wie Wasserstoff und Helium, entstanden sein, die sogenannte Urwolke. Das Universum dehnt sich seit diesem Ereignis aus, weshalb die Urwolke in viele Teile zerrissen wurde. Die Zentren der neuen Wolken hatten eine höhere Dichte als ihre Umgebung, weshalb sich durch die wirkenden Gravitationskräfte (gegenseitige Anziehung von Massen; auch Schwerkraft) die Materie an diesen Stellen verdichtete. Sobald ein gewisses Niveau erreicht war, startete in den Zentren der Wolken die Kernfusion: So entstanden die ersten Sterne. Durch diese Kernfusionen (das Verschmelzen atomarer Teilchen) sind in diesen Sternen auch die schweren Elemente entstanden. Ist der Brennstoff im Kern verbraucht, kommt es zum Kollabieren des Sterns. Das Sterben eines Sterns wird Supernova genannt. Seine Leuchtkraft kann für kurze Zeit stark ansteigen und so hell wie eine ganze Galaxie sein. Die schweren Elemente sollen beim Sterben von Sternen in den Kosmos gelangt sein und zur Bildung unseres Sonnensystems beigetragen haben. Heute glauben wir zu wissen, dass unser Sonnensystem vor etwa 4,6 Milliarden Jahren entstanden ist. Nach der am weitesten verbreiteten These befand sich an dessen heutiger Stelle eine ausgedehnte Materiewolke aus Gas und Staub. Die Druckwellen einer relativ nahen Supernova sollen der Auslöser dafür gewesen sein, dass schwere Elemente und Verbindungen aus dem Kern des gestorbenen Sterns in unsere Wolke gelangten. Es entstanden viele tausende Gravitationszentren, in denen sich die Ma- 1 1 226 ABBILDUNG 417: Supernova (heller Punkt links unten) - BILD: NASA/ESA terie verdichtete. Eines davon war der Sonnennebel. Durch die Gravitation verdichtete sich die Materiewolke und begann, um ein gemeinsames Zentrum zu rotieren. Die Zentrifugalkraft des Systems flachte den Sonnennebel ab, wobei sich alle Materie dieses Systems in das Zentrum stürzte und zur Protosonne verdichtete. Im Inneren dieses Gaskörpers stiegen Temperatur und Druck immer mehr an, bis es vermehrt zu Kernfusionen kam; das Wasserstoffbrennen (die Kernfusion von Wasserstoff zu Helium im Inneren von Sternen) in der Sonne wurde gezündet. Die dabei freigesetzte Energie wirkte als Strahlungsdruck der Gravitation entgegen und führte dadurch zu einer Stabilisierung der Materie. Ein stabiler Stern entstand. Die Abbildung unten zeigt den Adlernebel, etwa 7.000 Lichtjahre von der Sonne entfernt: In ihm wurden Staubsäulen beobachtet, an deren Spitzen sich relativ ABBILDUNG 418: Adlernebel - BILD: NASA, ESA PRÄSENTATION 1: Unser Sonnensystem und das Universum (26 Folien) TEXT 1: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde ...“ (2 Seiten) 7. Kapitel: Die Klimamaschine Erde Die Sonne, Quelle allen Lebens Die Planeten entstanden etwa zur selben Zeit. Staubteilchen verklumpten, zogen sich gegenseitig an und bildeten größere Massen, die Protoplaneten. Durch den Strahlungsdruck des jungen Sterns kondensierten die schwerflüchtigen Gase in Sonnennähe, während die leichtflüchtigen vom Sonnenwind (einem Strom geladener Teilchen, der von der Sonne ins All strömt) weggeblasen wurden. Durch dieses Modell wird auch erklärt, warum die inneren Planeten über feste Oberflächen verfügen, während die Oberflächen der äußeren Planeten vermehrt aus flüchtigen Elementen und Gasen bestehen: Mit steigender Entfernung zur Sonne nimmt auch die Intensität des Sonnenwindes ab, die Oberflächen der Planeten sind dem Sonnenwind deshalb weniger stark ausgesetzt. Physik, Geographie junge Sterne befinden. Aufgenommen wurden die Bilder vom Hubble-Weltraumteleskop. Abbildung rechts zeigt die Illustration einer protoplanetaren Scheibe. So könnte unser Sonnensystem in sehr jungen Jahren ausgesehen haben. ABBILDUNG 419: Illustration Protoscheibe - BILD: ESO/L. Calçada Die Erde ist der dritte von acht Planeten in unserem Sonnensystem. Lange zählte auch Pluto dazu, seit 2006 gelten allerdings nur solche Himmelskörper als Planeten, die über eine eigene Umlaufbahn verfügen. Pluto ist einer von fünf Himmelskörpern, die derzeit die Definition des Zwergplaneten erfüllen und wird deshalb nicht in den folgenden Modellen abgebildet. ARBEITSAUFTRAG 1: Darstellungsmodelle des Sonnensystems 1 ABBILDUNG 420: Unsere acht Planeten - QUELLE und BILD: NASA 1.2 Aufbau der Sonne ! Über 1.300-mal größer als die Erde, produziert die Sonne jede Sekunde eine Menge an Energie, die ausreichen würde, um ganz Europa für 4 Millionen Jahre zu versorgen. Seit 4,7 Milliarden Jahren ist dieser Prozess bereits im Gang und wird noch mehr als 5 Milliarden Jahre andauern, ehe der gesamte Brennstoff der Sonne verbraucht sein wird. Die Sonnenmasse ist etwa 330.000-mal größer als die Masse der Erde. Die Hälfte dieser Masse konzentriert sich im Kern der Sonne. Dort herrscht ein Druck von 200 Milliarden Bar bei über 15 Millionen Grad Celsius. Dieser Druck ist vergleichbar mit einem Stecknadelkopf, auf dem das gesamte Gewicht der Cheops-Py- ramide lastet. Die Temperatur beträgt etwa die 750.000-fache Raumtemperatur. Nach außen, in Richtung Sonnenoberfläche, nehmen Temperatur und Druck zunächst deutlich ab, bis dann am Übergang zum Weltall in der Korona die Temperaturen wieder heftig ansteigen. Die Sonne ist wie alle Sterne eine Plas227