H >) CD iHP ?H iP L iXio iä iCD i' )4 fOi-|.t il/1s): L fr+ iJ I= I l. ICD t <ra1 i \./ ifdo 3 l-{ # e: I 5 uc § C] §: §. §: §- tI] \ §- $ fr FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 19. JANUAR 2014, NR. 3 §" §: 0a rF s e § >U \ §- § \ §.J § -§ rc §. \ § §* l^ §; §: & tt \ § \ \ §- § El \o ..1. N (/) ! lrl C,) \J t-J O- rD \i ,\ f-t s6 \§) s" ,l l=,r (,) dH §§ (.l §rD so so §8 sr) r-f ;§) s\n 11 9. §' ä' o.D I].§ o-O a üE 0)-t (n oq* (Dü aä FZ U) o§ r)5 L\J aH. gF 9.3 Eo oi.. qB ä'€' Q. P f-t CD P fr+ H P F{ o lr+ X ä CD $) ä P f-+ fdr { CD U ldr lr er ordendiche Volkswirtschafisprofessor der Universität MagdeburgJoachim Weimann ist in den letzten Wochen zu einem Widerstands- kimpfer geworden. Zumindest schon einmal menal. Er sitzt vor Schmandkuchen und Kaffee und hegt Revolte-Phantasien: en Z,eltdorf, Sizblockaden, was einem so einfillt, wenn einem ein Windpark vor die Nase gepflanzt wird. Zum harten Kern der Widerstandsgruppe ,,Windkraftgegner Elm", der sich an der Kaffeetafel im Klostergut Hagenhof bei Königslutter.versammelt, gehören neben dem Okonomen ein pensionier- ter VVV-Manageq ein Polizist, ein Strommanager, ein Autohändler, eine Bürofachlraft, ein SiemensManager und Felicitas Naundorf. Sie ist die Landwirtin auf dem Klos- tergut, und von ihr wird später noch zu reden sein. Soziokulturell betrachtet, haben sich hier nicht gerade qpische Staatsfeinde versammelt. Dass sie es werden könnten, ahnt man, wenn man die Büroangestellte sagen hört: ,,Wir kämpfen hier bis zum Letzten" Heute treffen sie sich, um eine Bürgerversammlung am nächsten Tag zu besprechen, für die sie heftig getrommelt haben. Den großen Saal in einem nahen Landgasthof haben sie dafüt gemietet. Nun hoffen sie, dass sie sich nicht mit leeren Pläzen bla- mieren, weil die Leute lieber die Alpenidylle 1m ZDF sehen wollen in der Serie ,,Der Bergdokor". In Berlin beschweren sich die Grünen im Einklang mit der Ökostromlobby, dass die Energiewende nicht vorangeht. Und der neue Wirtschafisminister Sigmar Ga. briel, ein Mann aus der bedrohten Gegend, lässt gerade ein Eclgunktepapier schreiben. Hier im NordElm, unweitvon Braunschweig, bekommt man einen besonders guten Eindruck davon, was ,,Energiewende endlich umsetzen" heißt. Die Widerstandsgruppe hat sich gefirnden, um die liebliche Landschaft am Rande des Elms vor einem Windpark mit bis zu r9 Anlagen zu bewahren. Die Leute reden hiervon der Toskana Norddeutschlands. Erst möchte man witzeln über die lokalpatriotischeÜTberhöhung, aber dann sieht man in sehr ernste Gesichter von Leuten, die wegen der halbwep intaken Oase hierhergezogen sind. WEr die AutobaEr zwischen Braunschweig und Helmstedt Richtung Süden verlässt, kornmt in die leicht hügelige Gegend. Königslutter liegt hier mit dem lnapp 9oo ]ahre alten Kaiserdom, der kürzlich für achtMillionen Euro liebevoll saniertwurde. Und die eherunspektakuläre Gemeinde Süpplingen. Hier wohnt der Professor Weimann, ein renommierter Ökonom, mit Frau und Kindern. Sie besitzen ein großes Haus, das erhöht steht. Von der Terrasse haben die Weimanns eine außergewöhnlich schöne Aussicht: Der Blick fillt auf ei- nen leicht gewellten Landstrich, hinter dem einzelne Dächer und die Kirchtärme Königlutters herausragen. Dahinter erhebt sich der Gebirgszug des Elms, auf dem Deutschlands schönster Buchen-Eichen-Wald wächst. Das behaupten die regionalen Jburismuwermarkter zumindest. Genau in diese Sichtachse wür- de derWindparkgerammt. Der be- sondere Reiz des Weimannschen Hauses wäre perdu. Der Ökonom fühlt sich nicht nur seines ästheti- schen Genusses beraubt, sondern seiner ganzen Immobilie und damit der Lebensplanung der Fami- lie. Seine Rechnung geht so: Wenn die Monsterräder kommen, dann wird keiner mehr nach Süpplingen ziehen wollen, eher im Gegenteil. Denn außer Landschaft und Ruhe gibt es hier nicht viel. Sein Plan, nach seiner Pensionierung das Haus zu verkaufen, um in eine größere Stadt zu ziehen, wäre zu verwirklichen. Der Volkswirt Weimann spricht von schwerer enschädigungsloser Enteignung. Sie treffe jeden im Umkreis des Windparks. Dessen besondere Dimension ist vielen Leuten noch nicht klargewor- den, glaubt Weimarur. Nicht nur, dass eine 4oo Fußballfelder umfassende Fläche als sogenanntes Potentialgebiet reserviert ist. Die Windräder der neuen Modellreihe sind hoeh, dank einer atemberaubenden technischen Entwicklung. Das Beste vom Besten ist heute die Enercon rr5, ein Prachtstück ostfriesi- scher Ingenieurskunst. Die neue Baurefüe hat eine Nabenhöhe von bis zu r,49 Meter. Rechnet man den halben Rotordurchmesser dazu, werden die Anlagen über zoo Meter hoch, sie überragen damit nicht tägiFää [ärfE [äFä r Ffi [ ä ä r r ä *ä [ä f,-iä * ääägäääiä iääää i§äää ä äE [äiäEEäääg räE § # [ F ffi [;ääFE i FärF§läflärä$i13 riq$ ä ä[ E ät 1 E ='ilärä BäE rää äBtFä$äääi$tä uEi$iäFi[iä rc äärä äF Fr ä ä il1rä ;ä l [gär ä flgäggää [ggE ffi* F ä [ä ää I + * TIäEFE Fä[rää [i€ räE ä +ä E r*Fä il i iF l* ä rä il +ä [[äiirflitäääää ffi rälää igä *ä [ ffiä igä läägääigärr ä+äg§arggFääg[ää+ääääät ää iB ä äi Weiter führt der Spitzenbeamte aus, dass alle Eingaben der Bärger tich Schobert sagt. Deren Schutz hätte Vorrang. Deswegen richten sich die Hoffrrungen auf einen Spa- zierganger, der Täg für Täg durch die die Landschaft spaziert und Tierwelt dokumentiert: Dringend gesucht sind seltene Greifvögel oder seltene Fledermäuse. Die Energiewende spaltet Parteien, Okoorganisationen, Dörfer und Familien. Auf der einen Seite sind die Profiteure, die pottischen Üherzeugungstäter und die politischen Karrieristen, auf der anderen Seite sind zunehmend Naturschützeq die Stromkunden und die normalen Leute, die einen Windpark in ihrer Nfüe ertragen müssen. Der geplante Windpark Süpplingen ist, daraufweist der zuständige Spitzenbeamte Jens Palandt hin, kein Ak der Willkür, sondern Folge einer politischen Entscheidung des Zrreckverbands Großraum Braunschweig. Dieses Gremium ist in der Großregion zuständig fiir die Regionalplanung. Und Jens Palandt ist der Mann, der das Projek nun, wie ihm Beobachter bescheinigen, mit viel Fleiß exekutiert. Mehr als 9o Bürgerversammlungen hat er inzwischen be- sucht, sagt er gleich und unterstreicht, wie transparent das ganze Verfahren sei. Der Beamte umschreibt die politische Vorgabe für die Nutzung der Windenergie im Großraum Braunschweig so: Flä- che der Windparls verdoppeln, Leistung verdreifachen in den nächsten sechsJahren. Dieser Neu- ausrichtung des Flächenprografilms ist zu verdanken, dass plözlich Süpplingen nicht mehr tabu ist, die alte Fünf-Kilometerschutzzone rund um den Elm löchist. rig geworden Das ist eine neue Entwicklung, die die lokalen Politiker hier offenbar komplett überrascht hat. Doch Vergleichbares ist in ganz Deuschland zwangsläufig: Alte Schutzzo- berüclsichtigt würden, viele aber noch nicht gekommen seien. Auch alle sogenannten täger öf[entlicher Belange würden gehört. Das Bemerkenswerte an diesem Raumplanungpverfahren für den Großraum Braunschweig ist, dass die unmittelbar betroffenen Gemeinden kein Mitbestimmungsrecht haben. Ihre Rolle reduziert sich darauf, angehört zu werden wie Behörden, Vereine, Verbdnde und Versorgungpunternehmen. Eines ist aber auch klar: Wenn die Einwdnde nicht triftig sind, dann sind die Anlagen kaum zu verhindern. Denn Betreiber haben einen Rechtsanspruch auf die Baugeneh- migung. Der Bürgermeister von Königslutter dürfte das aushalten können. Er findet, dass von dem Windpark die Welt nicht untergehe. Vielleicht spekuliert er auf die Gewerbesteuer. Die Süpplinger dagegen laufen langsam Sturm. Der Beamte Palandt sagt, dass man ja nicht für die Energiewende sein könne und gleichzeitig dagegen, wenn sie konlret wird. ,,Nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass." Das allerdings wird man zumindest dem kämpferischen Professor Weimann nicht vorwerfen können. Er l«ämpft seit 15 Jahren ziemlich unermüdlich in Vorträgen gegen die Energiewende, die er im Grunde für hirnverbrannt hält. Klimaschutz und Atomausstieg ließen sich auch zum kleinen Bruchteil jener einen Billion Euro erreichen, die die Energiewende mindestens koste. Doch jetzt ist aus dem wissenschaftlichen Vortragsredner ein Aktivist geworden. Ein Täg ist vergangen, und im Landgasthof ,,Süpplinger Hof" hat jene Bürgerversamm- lung begonnen, für die Weimann und seine Widersandstruppe so emsig getrommelt haben. Die Sor- ge vor leeren Plätzen, das zeigt tioniert nur so. sich, war unbegrütrdet: Es ist brechend voll im großen Kneipensaal. Weimann steht auf der Billrne und fihrt alles auf in seiner Präsentation: Er zeigt ein Video, wie ein Windrad einen Vogel tötet. Er refe- Jens Palandt sagt auch, in anderen Bundesländem stünden die neu- riert über Infraschall, über Lärm, über den Schlagschatten, der bis in nen verlieren ihre Gültigkeit. Denn irgendwo müssen sie ja ste- hen, die neuen Windparks. ,,Energiewende endlich umsetzen" funk- en Windräder ja sogar im Wald. Tätsächlich hat sich zum Beispiel die rot-grüne Regierung in Rheinland-Pfalz nicht gescheut, die Hö- henzüge des Hunsrückmit Windrädern bestücken zu lassen. die Wohngebiete reiche. Und dann zeigt er die Simulation, die auch in dieser Zeitung abgebildet ist. Der Witz ist, dass es sich um eine unter- triebene Darstellung handelt. In der Realität werden die Anlagen vermutlich viel höher.