SONDERDRUCK aus Arzt, Zahnarzt & Naturheilverfahren 3/05 „Ganzheitliche Zahnmedizin“ Seite 18-19 Bioverträgliche Oberflächen ermöglichen zahnärztliche Implantate bei hypersensiblen Patienten Seit etwa drei Jahren benutzen wir ergänzend ein Implantatsystem dessen besondere Verträglichkeit und einfache Handhabung in der Praxis eine spezielle und häufig genutzte Alternative darstellt. eranlasst durch eine polyallergische Patientin haben wir uns auf die Suche nach einem biologischen integrierbaren System begeben, um keine Risiken einer Empfindlichkeitsreaktion einzugehen. V Matthias Viehoff Berlin Jahrgang 1947 Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Seit 1993 niedergelassen in einer Praxisgemeinschaft Tätigkeitsschwerpunkte: Plastisch kosmetische Operationen und ästhetische Zahnheilkunde, Implantologie und Lasertherapien Mitglied im Praktikerbeirat der DGL sowie bei mehreren wissenschaftlichen Gesellschaften Vorträge und Veranstaltungen zu den Tätigkeitsschwerpunkten 18 AZN 3/05 Als die Patientin sich bei uns vorstellte, konnten wir auf dem OPG (Abb. 1) neben den mehrfachen apikalen Veränderungen eine deutliche Kieferarthrophie und parodontale Läsionen an den noch vorhandenen Zähnen feststellen. Auffällig jedoch war eine marginale Gingivitis an allen mit Kronen versorgten Zähnen. Die hyperplastische Gingiva war levide und gerötet, berührungssensibel und leicht blutend. Die Patientin gab an, eine Art Juckreiz zu verspüren und allgemeine Symptome wie Augenflimmern, Augendruck, subjektive Sehstörungen, gelegentlichen Schwindel und Übelkeiten, sowie einen Tinnitus zu haben. Eine Palladium-Allergie war bekannt und sollte bei dem Zahnersatz berücksichtigt worden sein. Wie zu sehen ist, waren im Ober- und Unterkiefer unterschiedliche Metalle bei allerdings gleicher Gingivareaktion, verwandt worden. Zunächst wurden die nicht erhaltungswürdigen Oberkieferzähne entfernt und eine metallfreie Immediatversorgung eingegliedert. Gegen unsere Erwartungen gab es trotz der Polyallergie keine Schleimhautreaktion. Im Unterkiefer sollten die Zahnwurzeln erhalten bleiben, so dass eine Sanierung zunächst durch Wurzelspitzenresektionen durchgeführt wurde. Trotz komplikationsloser Abheilung waren die gingivalen Probleme und die allgemeinen Symptome, sowie die fortschreitende parodontale Erkrankung für die Patien- Abb. 2 Aus der Zeit meiner ersten Implantationstätigkeiten vor etwa 25 Jahren kannte ich noch die metallfreien Keramikimplantate (Tübinger Implantat) und die Erfahrungen waren, bei richtiger Indikation, nicht so schlecht. Bekanntlich ist dieses System aus unterschiedlichen Gründen schon seit längerem nicht mehr auf dem Markt. Die Erfahrung mit zur Zeit verfügbaren Vollkeramikimplantaten erschien uns zu wenig ausreichend, so dass wir uns auch nicht entschließen konnten, zumal die Patientin eine rein Implantat getragene Versorgung im Unterkiefer anstrebte. Abb. 3 Durch einen befreundeten Kollegen wurden wir auf ein Keramik beschichtetes Implantat aufmerksam. Das biocer-Implantat von o.m.t (Lübeck) kommt im enossalen Bereich nur mit der Zirkoniumkeramik mit dem Organismus in Berührung. Von diesem Material ist aus vielen Publikationen die außerordentliche Verträglichkeit bekannt. Auch zum biocer-Implantat liegen entsprechende Veröffentlichungen vor. Abb. 4 Aus ganzheitlich medizinischer und naturheilkundlicher Sicht liegen verschiedene Verfahren zur Störfeld- bzw. Verträglichkeitsdiagnose sowie biokinetische Untersuchungen vor, wie Bioresonanztestung, EAV (Elektroakupunktur nach Voll) und andere Akupunktur-Verfahren. tin so belastend, dass sie auf der Entfernung der Zähne bestand. Auch im Unterkiefer wurde eine Immediat-Totalprothese eingegliedert. Sowohl der Schleimhautbefund als auch die allgemeinen Symptome waren verschwunden. Trotz mehrmaliger Verbesserungsversuche kam die noch nicht 60-jährige Patientin mit dem Unterkiefer-Zahnersatz nicht zurecht, so dass eine Implantation überlegt wurde. Der angefertigte LTT (Lymphozytentransformationstest) ergab eine Reaktion, jedoch keine eindeutige Allergiebestätigung auf Titan bzw. Titanlegierungen. Dieses Ergebnis konnte die Ängste der Patientin nicht nehmen, so dass die Suche nach geeigneten Implantaten weiterging. Abb. 5 Um die Patientin von der Verträglichkeit zu überzeugen, haben wir sie von einer naturheilkundlich tätigen Kollegin untersuchen lassen. Das biocer-Implantat führte im Gegensatz zu Titanimplantaten, hochglanzpoliert, aufgeraut oder plasmabeschichtet, zu keiner negativen Reaktion. Mit diesem Ergebnis war die Patientin zur Implantatbehandlung bereit. Aus anatomischen Gründen wurde eine computerunterstützende Implantatplanung mit Hilfe der CT-Daten erstellt und eine entsprechende Navigationsschablone angefertigt. Somit konnten wir trotz der fortschreitenden Kieferarthropathie acht biocer-Implantate einsetzen. (Abb. 2 – vor Abdrucknahme, Divergenz hauptsächlich projektionsbedingt). Nach der Einheilzeit wurde eine Zirkoniumbrücke durch den Prothetiker eingegliedert (Abb. 3). Während der Einheilzeit und auch nach der Versorgung war die Schleimhaut reizfrei und die allgemeinen o. a. Symptome traten nicht mehr auf. Auch nach ca. zweieinhalb Jahren zeigt sich eine problemfreie Situation (Abb. 4, Spiegelaufnahme). Die Patientin kommt mit dem Totalersatz im Oberkiefer gut zurecht, möchte deshalb zunächst keine Implantation dort und ist mit dem erreichten Ergebnis glücklich (Abb. 5). Matthias Viehoff, Hannah Viehoff, Dr. Rainer Niess Praxisgemeinschaft, Kurfürstendamm 35, 10719 Berlin AZN 3/05 19