Psoriasis Arthritis

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Mehr Wissen: Psoriasis Arthritis
Eine Psoriasis Arthritis macht sich durch schmerzhafte und steife Gelenke bemerkbar. Sie kann als Folge einer Schuppenflechte auftreten, kommt
aber auch bei Menschen ohne sichtbare Hautveränderungen vor. Verschiedene Behandlungen können die Beschwerden lindern und die Gelenke
vor Schäden schützen.
Bei schätzungsweise 20 % der Menschen mit Psoriasis entzünden sich irgendwann auch bestimmte Gelenke. Sie fangen an zu schmerzen und können
sich vor allem morgens für eine Weile steif anfühlen. Die Steifigkeit verschwindet durch Bewegung oft innerhalb einer halben Stunde. Die
betroffenen Gelenke können außerdem anschwellen, sich warm anfühlen und berührungsempfindlich sein. Wenn die kleinen
Zwischenwirbelgelenke der Wirbelsäule entzündet sind, kann es zu Rückenschmerzen kommen.
Psoriasis Arthritis kann an vielen Gelenken im Körper auftreten. Oft sind die Hände, Füße, Ellbogen, Knie, der Nacken oder die Wirbel betroffen.
Häufig entzünden sich mehr als fünf Gelenke, unter anderem die Endgelenke der Finger und Zehen. Vor allem sie können sich verformen, wenn die
Erkrankung fortschreitet. Auch die Sehnen und Sehnenscheiden können sich entzünden.
Die meisten Menschen mit Psoriasis Arthritis haben zudem mit einer Nagelpsoriasis zu tun. Dabei können sich kleine Dellen im Nagel bilden, der
sich zudem verdicken, verfärben und ablösen kann. Eine Nagelpsoriasis ist schwer zu behandeln und kann mit einem Nagelpilz verwechselt werden.
Wie wird Psoriasis Arthritis festgestellt?
Schätzungsweise 10 % aller Menschen mit einer Psoriasis Arthritis haben keine sichtbaren Hautveränderungen. Dann kann es schwierig sein, sie von
anderen Gelenkerkrankungen abzugrenzen – zumal es keine Untersuchung gibt, die eine Psoriasis Arthritis eindeutig nachweisen kann. Ein wichtiger
Hinweis kann eine familiäre Veranlagung sein: Wenn Psoriasis in der Familie verbreitet ist, deuten Gelenkbeschwerden auf eine mögliche Psoriasis
Arthritis hin.
Die folgenden Untersuchungen und Tests können helfen, die Diagnose zu stellen und zwischen Psoriasis Arthritis und einer anderen
Gelenkentzündung zu unterscheiden:
körperliche Untersuchung: Bestimmte Veränderungen sind für Psoriasis Arthritis besonders typisch. So kann sich zum Beispiel ein ganzer Finger
entzünden (Daktylitis) oder die Sehnen und Sehnenscheiden an Händen oder Füßen (Enthesitis), etwa die Achillessehnen.
Bluttests: Bei 90 % der Menschen mit Psoriasis Arthritis sind keine Antikörper im Blut nachweisbar, wie sie typischerweise bei einer rheumatoiden
Arthritis vorkommen. Werden keine dieser sogenannten Rheumafaktoren gefunden, ist deshalb eine Psoriasis Arthritis wahrscheinlicher.
Untersuchung des Harnsäurespiegels: Ein hoher Harnsäurespiegel im Blut deutet darauf hin, dass die Gelenkbeschwerden nicht von einer
Psoriasis Arthritis, sondern von einer Gicht ausgelöst werden.
bildgebende Untersuchungen: Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen können helfen, zwischen Psoriasis Arthritis, rheumatoider Arthritis und
Arthrose zu unterscheiden. Die Bilder können auch dabei helfen, Art und Ausmaß der Gelenkschäden einzuschätzen. Allerdings können sie die
Gelenkveränderungen bei einer beginnenden Psoriasis Arthritis oft noch nicht eindeutig zeigen.
Wie verläuft die Erkrankung?
Wie eine Psoriasis Arthritis verläuft, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Bei manchen Menschen sind nur einzelne Gelenke betroffen, bei anderen
entzünden sich im Laufe der Zeit weitere. Die entzündeten Gelenke können Schaden nehmen und sich verformen, vor allem, wenn sie nicht richtig
behandelt werden.
Zwischen einer sichtbaren Psoriasis der Haut und einem Gelenkbefall gibt es keinen eindeutigen Zusammenhang. So haben manche Menschen eine
ausgeprägte Schuppenflechte der Haut, aber keine Probleme mit den Gelenken. Andere Menschen haben eine Psoriasis Arthritis, aber keine
Schuppenflechte. Oder ihre Gelenke entzünden sich, bevor Hautveränderungen sichtbar werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlung einer Psoriasis Arthritis hat verschiedene Ziele: Symptome wie Schmerzen und Schwellungen zu lindern, die Funktion der Gelenke
zu erhalten und langfristigen Gelenkschäden vorzubeugen. Probleme mit den Gelenken, der Muskulatur oder den Sehnen können mit einer Physiooder Ergotherapie und mit orthopädischen Hilfsmitteln wie Einlagen behandelt werden.
Die Behandlung mit Medikamenten spielt bei Psoriasis Arthritis eine wichtige Rolle. Dabei wird zwischen symptomatischer und
krankheitsmodifizierender Therapie unterschieden. Medikamente zur symptomatischen Behandlung sollen akute Schmerzen und Entzündungen
lindern. Sogenannte krankheitsmodifizierende Medikamente wirken ursächlich und hemmen die Entzündungsprozesse in den Gelenken. Dadurch
sollen sie das Fortschreiten einer Psoriasis Arthritis aufhalten oder zumindest verzögern und so Gelenkschäden vorbeugen.
Zu den symptomatisch wirkenden Medikamenten zählen:
Schmerzmittel: zum Beispiel Diclofenac, Ibuprofen und Naproxen. Medikamente aus dieser Wirkstoffgruppe werden auch nicht steroidale
Antirheumatika (NSAR) genannt. Sie sollen die Schmerzen lindern, können aber nicht vor möglichen Gelenkschäden schützen.
Kortisonspritzen oder -tabletten: Zur Linderung akuter Schmerzen kann Kortison in einzelne Gelenke gespritzt werden. Dies kommt bei
hartnäckigen Gelenkentzündungen infrage oder um die Zeit zu überbrücken, bis andere Behandlungen wirken. Manchmal kann auch kurzzeitig
mit Kortisontabletten behandelt werden. Wenn überhaupt, sollten sie aber nur niedrig dosiert und nicht über einen längeren Zeitraum
eingenommen werden, da sie sonst schwere Nebenwirkungen haben können. Außerdem kann es zu einem Psoriasis-Schub kommen, wenn die
Behandlung mit Kortisontabletten beendet wird.
Krankheitsmodifizierende Medikamente werden unabhängig von akuten Beschwerden dauerhaft eingesetzt. Nach der englischen Bezeichnung
„Disease-Modifying-Anti-Rheumatic-Drugs“ werden sie manchmal auch kurz „DMARDs“ genannt. Es werden zwei Gruppen dieser Medikamente
unterschieden:
Zu den klassischen krankheitsmodifizierenden Medikamenten gehören unter anderem Methotrexat (MTX) und Leflunomid.
Biologika sind biotechnologisch hergestellte Medikamente. Hierzu gehören die Wirkstoffe Adalimumab, Certolizumab pegol, Etanercept,
Infliximab, Golimumab, Secukinumab und Ustekinumab. Sie kommen infrage, wenn eine Behandlung mit klassischen krankheitsmodifizierenden
Medikamenten nicht ausreicht. Biologika können auch mit Methotrexat kombiniert werden.
Ein weiteres Mittel, das zur Behandlung infrage kommt, ist Apremilast (Otezla). Es gehört zu einer eigenen Wirkstoffklasse, den sogenannten PDEHemmern, und wird ebenfalls eingesetzt, wenn eine Behandlung mit klassischen krankheitsmodifizierenden Medikamenten nicht ausreicht.
Wann wird welche Behandlung eingesetzt?
Bei einer nur leicht ausgeprägten Psoriasis Arthritis der Knie, Ellbogen oder Handgelenke genügt manchmal eine Behandlung mit Schmerzmitteln
aus der Gruppe der NSAR. Reicht dies nicht aus oder spricht einiges für einen ungünstigen Verlauf, wird eine Behandlung mit
krankheitsmodifizierenden Medikamenten empfohlen. Ein ungünstiger Verlauf ist wahrscheinlicher, wenn
fünf oder mehr Gelenke betroffen sind,
die befallenen Gelenke im Röntgenbild bereits sichtbare Schäden aufweisen,
die Entzündung ausgeprägt ist (dies wird mit bestimmten Blutwerten untersucht) oder
die Entzündung neben den Gelenken auch Sehnen und Bindegewebe betrifft (zum Beispiel wenn ein ganzer Finger oder die Achillessehne
entzündet ist).
Manche Medikamente helfen gleichzeitig gegen die Hauterscheinungen und gegen die Gelenkentzündungen. Dies gilt zum Beispiel für Apremilast,
Methotrexat und Biologika. Sie werden daher bevorzugt zur Behandlung von Psoriasis Arthritis eingesetzt.
Wie eine Psoriasis Arthritis behandelt wird, hängt letztlich von verschiedenen Faktoren ab:
der Stärke der Gelenkentzündung und der Art der Beschwerden
ob die Gelenkentzündung allein oder zusammen mit einer Schuppenflechte der Haut auftritt
welche Körperteile betroffen sind
wie man die Vor- und Nachteile der Behandlungen für sich persönlich abwägt
Bei der Entscheidung für eine Behandlungsstrategie kann es hilfreich sein, sowohl hautärztlichen als auch rheumatologischen Rat einzuholen. Dabei
ist es sinnvoll, dass sich die behandelnden Ärztinnen und Ärzte untereinander austauschen.
Quellen
Agency for Healthcare Research and Quality (AHRQ). Drug Therapy for Psoriatic Arthritis in Adults: Update of a 2007 Report. Comparative
Effectiveness Review No. 54. Rockville (MD): AHRQ, 04.2012.
Lemos LL, de Oliveira Costa J, Almeida AM, Junior HO, Barbosa MM, Kakehasi AM et al. Treatment of psoriatic arthritis with anti-TNF agents: a
systematic review and meta-analysis of efficacy, effectiveness and safety. Rheumatol Int 2014; 34(10): 1345-1360.
National Institute for Health and Care Excellence (NICE). Psoriasis: Assessment and Management of Psoriasis. 24.10.2012. (NICE Guidelines; Band
153).
Steiman AJ, Pope JE, Thiessen-Philbrook H, Li L, Barnabe C, Kalache F et al. Non-biologic disease-modifying antirheumatic drugs (DMARDs)
improve pain in inflammatory arthritis (IA): a systematic literature review of randomized controlled trials. Rheumatol Int 2013; 33(5): 1105-1120.
IQWiG-Gesundheitsinformationen
sollen
helfen,
Vorund Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der
Gesundheitsversorgung zu verstehen.
Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt
werden. Wir bieten keine individuelle Beratung.
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