Druckversion Mehr Wissen: Gicht mit Medikamenten vorbeugen Nicht immer lässt sich Gicht mit einer Ernährungsumstellung oder weniger Alkohol in den Griff bekommen. Dann können auch Medikamente infrage kommen, die den Harnsäurespiegel senken. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Gefahr besteht, dass die Gicht chronisch wird oder Folgeerkrankungen auftreten. Gicht wird durch einen erhöhten Harnsäurespiegel verursacht. Wenn die Menge der Harnsäure im Blut eine bestimmte Grenze überschreitet, können sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern und akute Gichtanfälle auslösen. Unbehandelt kann die Gicht chronisch werden und die Gelenke dauerhaft schädigen. Um Gichtanfällen und Folgeerkrankungen vorzubeugen, versucht man, den Harnsäurespiegel möglichst dauerhaft zu senken. Bei manchen Menschen reicht es, wenn sie ihre Ernährung umstellen und weitere mögliche Auslöser vermeiden. Andere benötigen Medikamente, die den Harnsäurespiegel dauerhaft senken. Welche Medikamente kommen infrage? Zur Senkung des Harnsäurespiegels stehen unterschiedliche Medikamente zur Verfügung. Alle müssen über lange Zeit eingenommen werden. In der Regel beginnt man die Behandlung mit dem Medikament Allopurinol. Dieser Wirkstoff hemmt den Abbau von Purinen und senkt dadurch den Harnsäurespiegel. Das Medikament wird nach dem Essen mit viel Flüssigkeit eingenommen. Es wird empfohlen, die Behandlung mit einer niedrigen Dosis von 100 mg zu beginnen und allmählich zu steigern, bis der Harnsäurewert unter 387 Mikromol pro Liter (µmol/l) beziehungsweise 6,5 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) fällt. Oberhalb dieses Grenzwerts bildet Harnsäure im Blut Kristalle. Bei Menschen mit leichter Gicht reichen meist Dosierungen von 200 bis 300 mg Allopurinol pro Tag, bei schwerer Gicht können 400 bis 500 mg pro Tag erforderlich sein. Die Höchstdosis von Allopurinol liegt bei 800 mg pro Tag, sie ist aber nur selten nötig. Nach Beginn der Behandlung wird der Harnsäurewert zunächst alle drei Monate kontrolliert. Später genügen größere Abstände zwischen den Kontrolluntersuchungen. Wenn eine Behandlung mit Allopurinol die Harnsäure nicht ausreichend senkt, kann das Medikament Febuxostat ausprobiert werden. Es hat einen ähnlichen Wirkungsmechanismus. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit sind Medikamente aus der Gruppe der Urikosurika, wie Probenecid und Benzbromaron. Sie wirken, indem sie die Harnsäure-Ausscheidung über die Nieren steigern. Sie können zusätzlich zu Allopurinol eingenommen werden, werden aber nur sehr selten eingesetzt. Die Wahl der Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie gut ein Mittel wirkt, wie gut es vertragen wird und welche anderen Erkrankungen man vielleicht noch hat. Für Menschen mit einer eingeschränkten Nierenfunktion kommen bestimmte Medikamente zum Beispiel nicht oder nur in geringerer Dosierung infrage. Wie wirksam sind die Medikamente? Allopurinol und Febuxostat können den Harnsäurespiegel sehr wirksam senken. In Studien zu diesen Medikamenten gelang es bei den meisten teilnehmenden Personen, die Harnsäure unter einen Wert von 387 µmol/l (6,5 mg/dl) zu bringen. Die meisten Fachleute gehen davon aus, dass sich mit den Medikamenten Folgeerkrankungen einer Gicht verhindern lassen. Dies wurde in den Studien aber nicht geprüft. Es lässt sich daher nicht genau sagen, was Menschen mit Gicht tatsächlich von der langfristigen Einnahme der Mittel erwarten können – also zum Beispiel, wie viele akute Gichtanfälle sich vermeiden lassen oder wie gut die Behandlungen vor Gelenkschäden schützen. Was ist bei der Anwendung zu beachten? Gerade in den ersten Monaten der Behandlung können Harnsäure senkende Medikamente Gichtanfälle sogar begünstigen. Der Grund ist, dass sich die vorhandenen Harnsäurekristalle erst nach und nach auflösen. Dabei kann es passieren, dass kleine Kristallteilchen in das Gelenk geschwemmt werden. Dort bewirken sie eine Entzündung, die zu einem Gichtanfall führt. Dies kommt relativ häufig vor. Man geht davon aus, dass es bis zu zwei Jahre dauern kann, bis der Körper die vorhandenen Harnsäurekristalle abgebaut hat. Um Gichtanfälle infolge der Behandlung zu verhindern, wird in den ersten sechs Monaten oft zusätzlich Colchicin verschrieben. Das Risiko für solche Anfälle lässt sich dadurch wirksam senken. Wenn es zu einem Anfall kommt, ist es aber nicht nötig, die Harnsäure senkenden Medikamente abzusetzen. Welche Nebenwirkungen können auftreten? Eine häufige Nebenwirkung von Allopurinol sind Hautausschläge. Sie treten bei etwa einer von 100 Personen auf. Wenn es zu einem Hautausschlag kommt, ist es wichtig, schnell ärztlichen Rat einzuholen. Manchmal kann ein Ausschlag ein erstes Anzeichen für eine Überempfindlichkeit gegen Allopurinol sein. Diese kann ernsthafte Komplikationen nach sich ziehen. Vorsichtshalber wird deshalb empfohlen, Allopurinol bei Auftreten eines Hautausschlags abzusetzen und andere Medikamente auszuprobieren. Auch andere Harnsäure senkende Mittel können Nebenwirkungen haben. Febuxostat kann möglicherweise die Leberfunktion beeinträchtigen. Es wurde auch mit einem leicht erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Ob das Medikament sie tatsächlich begünstigt, wird zurzeit aber noch in Studien untersucht. Wann ist eine Behandlung mit Medikamenten sinnvoll? Eine Gicht wird nicht bei allen Menschen chronisch. Deshalb muss man die Vor- und Nachteile einer Behandlung mit Harnsäure senkenden Medikamenten gut abwägen. Die meisten Fachleute sind sich aber einig, dass eine chronische Gicht behandelt werden sollte. Abgesehen davon wird eine medikamentöse Behandlung vor allem empfohlen, wenn Gichtanfälle gehäuft auftreten, bereits Gelenkschäden zu sehen sind, sich Gichtknoten gebildet haben oder der erhöhte Harnsäurespiegel zu Nierensteinen geführt hat. Wenn Menschen zum ersten Mal einen Gichtanfall haben oder die Anfälle in zeitlich großen Abständen auftreten, ist unklar, ob eine Harnsäure senkende Therapie sinnvoll ist. Es gibt auch keine Einigkeit darüber, ab wann man von „gehäuften“ Gichtanfällen spricht. In dieser Situation spielen persönliche Aspekte bei der Entscheidung für oder gegen Medikamente eine große Rolle. Zum Beispiel, wie stark die Gichtattacken einen Menschen belasten und ob er die Mittel gut verträgt. Manchen Menschen widerstrebt es zudem, täglich Tabletten einnehmen zu müssen, zum Beispiel aus Angst vor Nebenwirkungen. Andere sorgen sich vor allem um langfristige Folgen der Gicht und empfinden die Medikamenten-Einnahme als beruhigend. 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