Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Zeitlich veränderliche Felder: Elektrodynamik Die Maxwell-Gleichungen im statischen Fall ⇔ Differentialform Integralform (1)= ∫∫ E ⋅ dA A ρ ⇔ ∇⋅E ∫∫∫ ρ dV = 1 ε 0 V ( A) (2)= ∫∫ B ⋅ dA 0 ε0 = ⇔ ∇⋅B 0 Hier fehlt noch etwas ! A = ⇔ ∇× E 0 (3) 0 = ⋅ E dr ∫ ∂A (4) µ ⋅ = ⋅ B dr j dA 0 ∫ ∫∫ ∂A A ⇔ ∇ × B = µ0 j 1 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Es sollen noch einmal einige Begriffe wiederholt werden: r2 Elektrische Spannung: U= − ∫ E ⋅ dr Im statischen Fall gelten folgende Abhängigkeiten: U E , Φ el. I B, Φ mag. r1 Elektrischer Fluß: Φ el.= ∫∫ E ⋅ dA A Elektrischer Strom: = I Magnetischer Fluß: Φ mag. 1 µ0 ∫ B ⋅ dr = ∫∫ B ⋅ dA A Weiterhin sind Ladungen q die Quellen des elektrischen Feldes. Das magnetische Feld hat keine Quellen. Es wird durch Ströme erzeugt. Bei zeitabhängigen Feldern kommen weitere hinzu: U E , Φ el. I B, Φ mag. 2 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Das Induktionsgesetz Versuch 1: Bewegter Magnet in einer Leiterschleife Leiterschleife Stabmagnet Wenn der magnetische Fluß durch eine Leiterschleife zeitlich veränderlich ist, dann wird eine Spannung und somit ein elektrisches Feld erzeugt. 3 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Versuch 2: Bewegte Spule im Erdmagnetfeld Kompaßnadel Spule mit vielen Windungen Wieder ist der magnetische Fluß durch die Leiterschleife (Spule) zeitlich veränderlich. Es wird ebenfalls eine Spannung und somit ein elektrisches Feld erzeugt. Es kommt also nur auf die zeitliche Änderung des magnetischen Flusses an. 4 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Magnet U(t) Michael Faraday (1791-1867) Leiterschleife B Faraday entdeckte im Jahre 1831, dass eine elektrische Spannung durch einen zeitlich veränderlichen magnetischen Fluß erzeugt werden kann. Dieses Phänomen wird Induktion genannt. 5 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Im statischen Fall wird keine Spannung Ein zeitlich veränderliches induziert; es ist U = 0. Experimentell Magnetfeld erzeugt ein elektrisches findet man: Wirbelfeld. Da das geschlossene Wegintegral für dieses Feld nicht dB U (t ) ∝ verschwindet, existiert kein Potendt tial für dieses Wirbelfeld! Die induzierte Spannung ist also proportional zur zeitlichen Änderung des Magnetfeldes. Da = U (t ) ∫ E (t ) ⋅ dr Schleife gilt genauer: d E (t ) ⋅ dr ∝ B (t ) ∫ dt Schleife 6 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Durch Verschieben des Leiters wird die Fläche einer in einem Magnetfeld angeordneten Leiterschleife verändert. Die Fläche der Leiterschleife ist: A = xb Daher kann man schreiben: dA U (t ) ∝ dt B U(t) Der magnetische Fluß für ein Feld B(t), welches senkrecht durch eine Fläche A(t) tritt, ist gegeben durch: A x b v Φ mag. (t ) = A(t ) B(t ) Dann ergibt sich das Induktionsgesetz: Auch durch Veränderung der Fläche der Leiterschleife, die vom Magnetfeld durchd Φ mag. d setzt wird, entsteht eine Spannung. Das U (t ) = − ( B (t ) A(t ) ) = − Experiment liefert den Zusammenhang: dt dt dx U (t ) ∝ v = dt Das negative Vorzeichen wird im 7 nächsten Abschnitt erklärt. Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Die induzierte Spannung ist proportional zur Änderung des elektrischen Flusses durch die Leiterschleife. 8 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Die Lenz‘sche Regel Wenn durch Induktion in einer Leiterschleife eine Spannung entsteht, dann fließt wegen dieser Potentialdifferenz ein Strom. Dieser Strom ist wieder von einem Magnetfeld, dem induzierten Feld, umgeben. Es soll nun die Richtung des Stromflusses und des induzierten Feldes B genauer betrachtet werden. Heinrich Friedrich Emil Lenz (1804-1865) v Binduziert 9 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Versuch 4: Das Waltenhofen-Pendel Ein Pendel, an dem ein Leiter schwingt, wird in einem Magnetfeld stark abgebremst. Der Grund dafür ist das durch Wirbelströme verursachte Magnetfeld im Leiter (⇒ „Wirbelstrombremse“). Adalbert von Waltenhofen (1828 - 1914) 10 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Versuch 5: Fallender Magnet Ein Magnet und ein unmagnetischer Gegenstand fallen in einer Metallröhre zu Boden. Der Magnet kommt deutlich später an !! 11 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Versuch 6: Der Thomson‘sche Ring Nach Einschalten des Stromes und damit des Magnetfeldes wird der Aluminiumring nach oben geschleudert. Wenn der Ring unterbrochen ist, dann passiert nichts. 12 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Versuch 6: Der Thomson‘sche Ring Nach Einschalten des Stromes und damit des Magnetfeldes wird der Aluminiumring nach oben geschleudert. Wenn der Ring unterbrochen ist, dann passiert nichts. 13 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Experimentell findet man folgendes: (i) Wenn ein Magnet auf eine Leiterschleife zu bewegt wird, dann wird die Leiterschleife durch das induzierte Magnetfeld abgestoßen. v v (ii) Wenn hingegen die Leiterschleife vom Magneten weg bewegt wird, dann entsteht ein anziehendes induziertes Magnetfeld. Dies läßt sich allgemein zusammenfassen zu der Lenz‘schen Regel (1834): „Der Induktionsstrom wirkt immer seiner Ursache entgegen !“ 14 Physik A/B1 SS 2017 SS13 PHYSIK B2 Diebstahlsicherung Anwendung: im Kaufhaus (älteres System) Wegen der Lenz‘schen Regel schwächt das Feld des in der Diebstahlsicherung induzierten Stroms das Magnetfeld des Senderkreises. 15 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Die 3. Maxwell‘sche Gleichung Wir hatten das Induktionsgesetz U(t) B (t ) d Φ mag. d U (t ) = − ( B (t ) A(t ) ) = − dt dt experimentell begründet, wobei das negative Vorzeichen der Lenz‘schen Regel entspricht. Bisher waren wir von einem Magnetfeld ausgegangen, dass eine rechteckige Fläche senkrecht durchsetzt. Dies soll jetzt stark verallgemeinert werden. Wir betrachten eine beliebige Leiterschleife, die von einem Magnetfeld durchsetzt wird. Dann ist der magnetische Fluß durch die Leiterschleife: Φ mag. = ∫∫ B ⋅ dA A dA E (t ) dr Die elektrische Spannung an den Enden der Leiterschleife ergibt sich durch Integration über das elektrische Feld: = U (t ) ∫ Schleife E (t ) ⋅ dr 16 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Das Induktionsgesetz läßt sich also folgendermaßen verallgemeinern: ∂ ⋅ = − ⋅ E dr B dA ∫∂A ∂t ∫∫ A Michael Faraday (1791-1867) Bemerkungen: • Dies ist das sog. Faraday‘sche Induktionsgesetz. Hierbei handelt es um die 3. Maxwell‘sche Gleichung in integraler Form. • Die obige Gleichung bedeutet anschaulich, dass zeitlich veränderliche magnetische Felder elektrische Wirbelfelder hervorrufen. • Neben Ladungen können elektrische Felder also von veränderlichen Magnetfeldern (genauer: magnetischen Flüssen) erzeugt werden. • Das Wegintegral auf der linken Seite ist entlang der Randkurve ∂A der Fläche A, durch die das Magnetfeld tritt, zu berechnen. • Man kann die Induktion mit der Lorentz-Kraft begründen. • Auf dem Induktionsgesetz basiert die Stromerzeugung mittels Turbinen. 17 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Induktionsgesetz elektrische Energie Generator mechanische Energie Die Umkehrung eines Generators ist ein Elektromotor. 18 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 19 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Jetzt soll die 3. Maxwell-Gleichung Umformen liefert schließlich: wieder in die differentielle Form ∂ B überführt werden. Mit dem Stokes ∇ × E ⋅dA = − ⋅dA ‘schen Integralsatz läßt sich die linke ∂t A A Seite umformen zu Diese Gleichung soll für jede beliebige Fläche A gelten. Dies ist nur möglich, E ⋅ dr = ∇ × E ⋅dA wenn beide Integranden übereinstimA ∂A men, also: wobei die Randkurve der Fläche A den Integrationsweg auf der linken ∂B ∇× E = − Seite darstellt. ∫∫ ( ∫∫ ( ∫ A ∂ ∇ × E ⋅dA = − ∫∫ B ⋅dA ∂t A ) ∫∫ ) Einsetzen ergibt: ∫∫ ( ) ∂t Dies ist die 3. Maxwell‘sche Gleichung, also das Induktionsgesetz, in differentieller Form. 20 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Die Selbstinduktion einer Spule Wir betrachten das Feld einer Spule der Länge l mit N Windungen, die von einem zeitabhängigen Strom I(t) durchflossen wird. A l Das Feld im Inneren der Spule ist: N B(t ) = µ0 I (t ) l Da das Feld zeitlich veränderlich ist, entsteht eine Induktionsspannung d Φ mag. dB(t ) U (t ) = − = − NA dt dt wobei A die Querschnittsfläche der Spule ist. Differenzieren der Gleichung oben ergibt: B(t ) I(t) U(t) dB µ0 N dI (t ) = dt l dt 21 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Einsetzen in das Induktionsgesetz liefert: U (t ) = − Die Größe L= µ0 AN 2 dI (t ) l dt µ0 AN 2 l ist die Selbstinduktion oder Induktivität der Spule. Sie hängt nur von geometrischen Eigenschaften wie der Querschnittsfläche, der Länge und der Windungszahl ab. Die Einheit der Selbstinduktion ist: Vs m 2 Vs = [ L] 1 = 1= 1H (Henry) Am m A Beispiel: Eine Spule habe die Länge l = 10 cm und den Durchmesser D = 5 cm. Sie hat N = 50 Windungen. Wie groß ist die Induktivität L ? Die Querschnittsfläche A ist dann: 2 D 2 −3 = ⋅ A π= 1.963 10 m 2 Mit µ0 = 4π⋅10-7 Vs/Am ergibt sich dann: µ0 AN 2 L= l =6.17 ⋅10−5 H =61.7μH 1 Henry ist also eine recht große Einheit. Joseph Henry (1766-1844) 22 Physik A/B1 PHYSIK B2 I(t) U(t) SS 2017 SS13 Ein zeitlich variabler Strom I(t) durch die Spule bewirkt zwischen den Spulenanschlüssen eine Spannung: dI U (t ) = − L dt t t 23 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Der Begriff der Selbstinduktion läßt sich auch auf eine beliebige Leiterschleife verallgemeinern. Durch jeden Stromkreis greift ein Magnetfluß, der von seinem eigenen Magnetfeld herrührt. Da das Magnetfeld proportional zum Strom I(t) ist gilt: B(t ) U (t ) dA Φ mag. = ∫∫ B (t ) ⋅ dA I (t ) = L I (t ) Hierbei ist L die Selbstinduktion der Leiterschleife, die nur von ihrer geometrischen Beschaffenheit abhängt. Es ergibt sich also wieder: dI (t ) U (t ) = − L dt 24 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Der RL-Kreis: Ein- und Ausschaltverhalten Wir betrachten einen Stromkreis bestehend aus einer Gleichspannungsquelle U0, einem Widerstand R und einer Induktivität L. (i) Einschaltverhalten: Die „Maschenregel“ liefert: U= U0 + UL R dI UR = R I UL = −L dt dI ⇒ R I =U 0 − L dt U0 dI (t ) R ⇒ + I (t ) = dt L L R UR I U0 L UL Dies ist eine lineare, inhomogene DGL 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten. Als Anfangsbedingung soll speziell I(0) = 0 gewählt werden. 25 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Die Lösung der homogenen Gleichung lautet: R = I h (t ) A exp − t L Eine partikuläre Lösung Ip(t) ergibt sich leicht aus der Bedingung: U0 lim I P (= t ) = const. t →∞ R Damit gilt für die Gesamtlösung: = I (t ) I p (t ) + I h (t ) U0 R I (t ) = + A exp − t R L U0 I (0) = + A= 0 R U0 ⇒ A= − R Damit ergibt sich das gesuchte Einschaltverhalten des Stromes in einem Stromkreis mit einer Induktivität: U0 I (t ) = R R 1 − exp − L t Der Strom baut sich erst nach einer Zeit τ = L/R auf. Beispiel: L = 1 mH und R = 1 kΩ Die Konstante A ist mit der Anfangs10−3 H Vs −6 = τ = 10 = 1μs bedingung I(t) = 0 für t = 0 fest1000 Ω A V/A gelegt: 26 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Einschaltkurve des Stromes bei einer Induktivität I(t) U0 R U0 I (t ) = R R 1 − exp − L t t 27 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 (ii) Ausschaltverhalten: Jetzt ergibt die „Maschenregel“: I U R= 0 + U L dI UR = R I UL = −L dt dI ⇒ RI = −L dt dI (t ) R ⇒ + I (t ) = 0 dt L Dies ist eine lineare, homogene DGL 1. Ordnung mit konstanten Koeffizienten. Als Anfangsbedingung soll jetzt speziell I(0) = I0 gewählt werden. U0 R L UR UL Als Lösung ergibt sich sofort: R = I (t ) I 0 exp − t L Der Strom klingt mit der Zeitkonstanten τ = L/R ab. 28 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Ausschaltkurve des Stromes bei einer Induktivität I(t) I0 R = I (t ) I 0 exp − t L I0 e L τ = R t 29 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Zusammenfassung der Maxwell-Gleichungen ⇔ Differentialform 1 ρ (1) ρ E dA dV E = ⋅ = ⇔ ∇ ⋅ ∫∫ ∫∫∫ Integralform O ε 0 V (O ) (2) = ∫∫ B ⋅ dA 0 O (3) ∫ E ⋅ dr = ∂A (4) ∫ B ⋅ dr= ∂A VORSICHT: = ⇔ ∇⋅B Hier fehlt noch etwas! ε0 0 ∂ ∂B − ∫∫ B ⋅ dA ⇔ ∇ × E = − ∂t A ∂t µ0 ∫∫ j ⋅ dA + ? ⇔ ∇ × B = µ0 j + ? A 30 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 I(t) Der Verschiebungsstrom Jetzt muß noch eine Korrektur vorgenommen werden, um Widersprüche bei unterbrochenen Strömen zu vermeiden. Wir hatten das Ampère‘sche Gesetz in Abschnitt 4.4 kennengelernt: ∂A A U(t) ⇒ µ0 I ∫ B ⋅ dr = = µ0 I ∫ B ⋅ dr= µ0 ∫∫ j ⋅ dA ∂A B(t) ∂A A Dabei bezeichnet ∂A die Randkurve der Fläche A, durch die der Strom I fließt. Es ist zu beachten, dass eine beliebige Fläche gewählt werden darf ! Es wird nun der folgende einfache Stromkreis betrachtet, bei dem ein Kondensator aufgeladen wird: I(t) ∂A B(t) A U(t) ⇒ 0 ∫ B ⋅ dr = ∂A 31 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Es kommt zu Mehrdeutigkeiten des Ausdruckes ∫ B ⋅ dr ∂A Die Teilfläche dA der Kondensatorplatte hat die Kapazität: dA dC = ε 0 d falls der Stromfluß unterbrochen ist. Um diese Mehrdeutigkeit zu beheben, Die Ladung dq auf der Fläche dA ist dann: muß der Begriff des Stromes so verallgemeinert werden, dass durch jede = = dC Ed dq UdC Fläche immer der gleiche Strom fließt. Damit dieser verallgemeinerte Strom Zusammengefaßt ergibt das: bestimmt werden kann, muß der KondA dq ε 0 E= d ε 0 E dA = = ε 0 E ⋅ dA densator genauer betrachtet werden: d d E dA Die Gesamtladung auf der Platte ist somit: = q ε 0 ∫∫ E ⋅ dA A 32 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 I(t) Ableiten nach der Zeit ergibt: dq dt d ε 0 ∫∫ E ⋅ dA dt A Auf der linken Seite steht eine Zeitableitung der Ladung, also ein Strom. Er wird durch die zeitliche Änderung des elektrischen Flusses durch die Fläche A verursacht. Dieser Strom ist der sogenannte „Verschiebungsstrom“ IV: IV B(t) d ε 0 ∫∫ E ⋅ dA dt A Auch dieser Verschiebungsstrom erzeugt nach dem Ampère‘schen Gesetz ein Magnetfeld, also: U(t) E(t) B(t) B ⋅ dr = µ ( I + I ) 0 V ∫ ∂A 33 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Diese Überlegungen gelten ganz allgemein wie eine Betrachtung der 1. Maxwell-Gleichung zeigt: q = ε0 Wenn nun das Ampère‘sche Gesetz so interpretiert wird, dass auf der rechten Seite alle Ströme stehen sollen, dann ergibt sich zwangsläufig: ∫∫ E ⋅ dA ∫ B ⋅ dr= µ0 I ges= µ0 ( I + I V ) A Die Ableitung beider Seiten nach der Zeit ergibt: dq d = I= ε 0 ∫∫ E ⋅ dA V dt dt A ∂A ∂ = µ0 ∫∫ j ⋅ dA + µ0ε 0 ∫∫ E ⋅ dA ∂t A A Die Interpretation dieser Gleichung ist, dass eine zeitliche Ableitung des elektrischen Flusses einem Stromfluß äquivalent ist. Dies gilt ganz allgemein für zeitlich veränderliche elektrische Felder. Es ist zu beachten, dass im Spezialfall j = 0, also insbesondere auch im Vakuum, trotzdem ein magnetisches Feld durch ein veränderliches elektrisches Feld erzeugt werden kann! 34 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Versuch1: Magnetfeld eines Verschiebungsstromes Kondensator HF-Voltmeter Der Kondensator wird durch hochfrequenten Wechselstrom geladen. induzierte Spannung Toroidspule zur Vermessung der kreisförmigen Magnetfelder Meßanordnung 35 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 James Clerk Maxwell (1831-1879) Díe 4. Maxwell‘sche Gleichung Wir haben also die folgende Gleichung abgeleitet: ∂ ⋅ = ⋅ + ⋅ B dr j dA E dA µ µ ε 0 0 0 ∫∂A ∫∫A ∫∫ ∂t A Bemerkungen: • Dies ist die vollständige 4. Maxwell‘sche Gleichung in integraler Form. • Die obige Gleichung bedeutet anschaulich, dass (stationäre) Ströme oder zeitlich veränderliche elektrische Felder magnetische Felder hervorrufen. • Es ist zu beachten, dass das Wegintegral in der obigen Gleichung entlang jeder beliebig geformten geschlossenen Kurve ∂A, die den Strom I und das elektrische Feld E umschließt, berechnet werden darf. • Man beachte die Analogie zur 3. Maxwell‘schen-Gleichung. 36 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Es soll nun wieder diese Gleichung in die differentielle Form überführt werden. Die linke Seite der 4. Maxwell‘schen Gleichung läßt sich mit dem Satz von Stokes umformen zu ∫ B ⋅ dr= ∂A ∫∫ ( ∇ × B ⋅dA ) A wobei die Randkurve der Fläche A, den Integrationsweg auf der linken Seite darstellt. Einsetzen ergibt: ∫∫ ( A ∂ ∇× B = ⋅ dA µ0 ∫∫ j ⋅ dA + µ0ε 0 ∫∫ E ⋅ dA ∂t A A ) Da dies für jede Fläche A gelten soll, müssen die Integranden bereits die Gleichung erfüllen, also: ∂E ∇ ×= B µ 0 j + µ 0ε 0 ∂t Dies ist die 4. Maxwell‘sche Gleichung in differentieller Form. 37 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 4.7.4 Zusammenfassende Darstellung aller Maxwell-Gleichungen (1) ∫∫ 1 E ⋅ dA = ∫∫∫ ρ dV ∫∫ 0 B ⋅ dA = O (2) ε0 V (O ) O (3) (4) ∂ − ∫∫ B ⋅ dA ∫∂A E ⋅ dr = ∂t A ∂ B dr µ j dA µ ε E dA ⋅ = ⋅ + ⋅ 0 0 0 ∫∂A ∫∫A ∫∫ ∂t A 38 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 Differentielle Form der Maxwell-Gleichungen ρ (1) ∇ ⋅ E = ε0 (2) ∇ ⋅ B = 0 ∂B (3) ∇ × E = − ∂t ∂E (4) ∇ × B = µ 0 j + ε 0 ∂ t 39 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 wenn sie 40 Physik A/B1 PHYSIK B2 SS 2017 SS13 41