Private Wertpapierstrategie Eine Research-Publikation der DZ BANK AG Handbuch Das 1x1 der Anleihen Anleihen Special 12.5.2009 Inhalt Teil 1: Ausstattung, Rendite und Risiken 5 Teil 2: Zinsänderungsrisiko, Duration und Konvexität 13 Teil 3: Bonität, Rating, Ausfallrisiko 21 Teil 4: Wechselkurs-, Liquiditätsund Kündigungsrisiken 36 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. Teil 5: Anleihestrategien im Konjunkturzyklus 49 Impressum 60 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Zu dieser Publikation Die Zeit ab der Jahresmitte 2007 wird vielen Kapitalmarktinvestoren in lebhaftester Erinnerung bleiben. Was ehedem als lokal begrenzte Immobilienkrise in den Vereinigten Staaten begann, erschütterte nachfolgend die Finanzmärkte weltweit in ihren Grundfesten, bevor die Turbulenzen dann mit voller Wucht auf die Realwirtschaft übergriffen. Kennzeichen der Finanzmarktwirren war ein Marktgeschehen, das zuvor über lange Zeit hin sehr gut funktioniert hatte, dann aber nahezu sprichwörtlich über Nacht in eine Schockstarre verfiel. Die Liquidität versiegte, und die Risikoaversion unter den Marktteilnehmern stieg in schwindelerregende Höhen. Unmittelbarer Ausdruck dessen waren stark abfallende Umsatzvolumina, extrem erhöhte Geld/Brief-Spannen oder auch das vollständige Einstellen des Market-making für vormals hochliquide Marktsegmente. Nicht nur fielen die Bewertungen ganzer Aktiva-Klassen ins Bodenlose. Vielmehr waren für bestimmte Anlagevehikel oft überhaupt keine Kurse mehr zu bekommen. Die Aussage darüber, welchen Wert ein bestimmtes Aktien- oder Anleiheportfolio aufwies, glich zunehmend einem Lotterie-Spiel. Sich von Positionen zu trennen, erschien in vielen Fällen als unmöglich. Wo noch Wertpapierhandel stattfand, löst auch die kleinste Order Marktbewegungen krassesten Ausmaßes aus. Liquidität und Fungibilität waren Trumpf. Die Finanzmarktkrise hat schonungslos offengelegt, dass jegliches Handeln mit Wertpapieren, seien dies nun Aktien, Anleihen oder sonstige Titel, verschiedenster Risiken unterliegt und dass sich die Anleger dieser Risiken bewusst sein müssen, bevor sie sich engagieren: Argument genug für uns, uns einmal mehr dem Thema Anleihen ganz grundsätzlich zu nähern. Wir haben in der zurückliegenden Zeit in mehreren Einzelbeiträgen diejenigen Wirkungszusammenhänge dargestellt, denen Anleihen unterliegen. Das vorliegende Heft fasst diese Einzelbeiträge in geraffter Form zusammen und ergänzt sie um aktuelle Bezüge. Der Text ist eingehend überarbeitet und auf Konsistenz hin verbessert worden. Wir hoffen, unserer Leserschaft mit diesem Heft einen hilfreichen Leitfaden an die Hand zu geben, der bei den Dispositionen am Geldmarkt und Rentenmarkt nützliche Dienste leistet. Dr. Jan Holthusen Leiter Fixed Income Research 1)2)3)4)5)6) Dr. Thomas Meißner Leiter Marktanalyse Renten Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 2 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Das 1x1 der Anleihen Über den Inhalt Handbuch fasst unsere Publikationsreihe „Das 1x1 der Anleihen“ als ! Dieses überarbeitetes und gedrucktes Nachschlagewerk zusammen. Das 1x1 der Anleihen beschäftigt sich mit den Grundlagen von Zinsprodukten. Teil 1: Ausstattungen, Rendite und Risiken Anleihen handelt es sich um börsengehandelte Darlehen, die von Institutionen, ! Bei Staaten, Gebietskörperschaften, Kreditinstituten oder Unternehmen begeben werden. In der Regel werden Anleihen am Ende der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt. Während der Laufzeit erhält der Inhaber für seine Kapitalüberlassung eine festgelegte Verzinsung. Der Preis einer Anleihe setzt sich aus einer Reihe von Faktoren zusammen. Die Rentabilität eines Anleiheengagements wird in der Rendite ausgedrückt. Die Ermittlung von Renditen erfolgt über das Barwertkonzept. Teil 2: Zinsänderungsrisiko, Duration und Konvexität Inhaber festverzinslicher Anleihen sind bei ansteigenden Kapitalmarktrenditen dem ! Die Risiko von Kursverlusten ausgesetzt. Mit Hilfe der „Modifizierten Duration“ lassen sich Kursveränderungen bei Anleihen in Abhängigkeit von der Veränderung der Marktrenditen berechnen. Genauere Rückschlüsse, insbesondere bei stärkeren Renditeveränderungen, erlaubt die Kennzahl „Konvexität“. Teil 3: Bonität, Rating, Ausfallrisiko ! Zentral für die Ertragsaussichten einer Anleihe sind die Zahlungsfähigkeit und die Zahlungswilligkeit eines Emittenten. Die Bonität des Anleiheemittenten beeinflusst maßgeblich die Höhe der Rendite einer Schuldverschreibung. Die Bewertung der Zahlungsfähigkeit eines Emittenten wird in einer Kenngröße, dem Rating, zusammengefasst. Mit jeder Rating-Einstufung verbindet sich im Gedankengang der führenden Ratingagenturen zugleich ein bestimmtes Ausfallrisiko: Je schlechter das Rating, desto höher in der Regel das Risiko eines Zahlungsausfalles. Teil 4: Wechselkurs, Liquiditäts- und Kündigungsrisiken ! Anleger setzen sich Wechselkursrisiken aus, wenn sie auf eine fremde Währung lautende Wertpapiere halten. Wechselkursverläufe haben meist einen dominanten Einfluss auf die Gesamtperformance von Fremdwährungsengagements. Liquiditätsrisiken bestehen darin, Vermögenswerte nicht jederzeit zu marktgerechten Preisen verkaufen zu können. Kündigungsrisiken kommen bei solchen Anleihen zum Tragen, die in ihren Emissionsbedingungen besondere Kündigungsrechte vorsehen. Teil 5: Anleihestrategien im Konjunkturzyklus ! Das abschließende Kapitel untersucht den Wirkungszusammenhang zentraler volkswirtschaftlicher Daten auf den Rentenmarkt: Wie stark fällt das Wirtschaftswachstum aus? Wie hoch wird die Teuerungsrate sein? Und daraus abgeleitet: Welche Auswirkungen haben diese Daten auf die Renditestrukturkurve? Auf der Grundlage der erwarteten Renditestrukturkurven werden passende Anlagestrategien am Rentenmarkt abgeleitet. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 3 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Inhaltsverzeichnis Das 1x1 der Anleihen 3 Teil 1: Ausstattung, Rendite und Risiken 5 Emittenten Kursnotiz und Anleihebedingungen Laufzeit und Tilgung Verzinsung Rendite und Kurs Risiken Teil 2: Zinsänderungsrisiko, Duration und Konvexität Einleitung Definition Kursverluste durch Renditeanstiege Das Durationskonzept Modifizierte Duration Konvexität 13 Teil 3: Bonität, Rating, Ausfallrisiko Von der Bonität zum Rating Ratingnoten der Agenturen Ausfall- und Übergangswahrscheinlichkeiten Erfahrungen am Markt für Auslandsanleihen Auslandsanleihen von Emerging Markets 21 Teil 4: Wechselkurs-, Liquiditäts- und Kündigungsrisiken 36 Wechselkurs-, Liquiditäts- und Kündigungsrisiken Das Wechselkursrisiko Das Liquiditätsrisiko Das Kündigungsrisiko Teil 5: Anleihestrategien im Konjunkturzyklus Formen von Renditestrukturkurven Bestimmungsfaktoren von Renditestrukturkurven Konjunkturverlauf und Renditestrukturkurve Die Erholungsphase Die Boomphase Die Rezession Depression und Konjunkturtief Längen von Konjunkturzyklen Zyklik und Auslastungsgrad der Wirtschaft 49 Impressum 60 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 4 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Teil 1: Ausstattung, Rendite und Risiken Definition Anleihen, auch Renten(-papiere), Bonds oder Obligationen genannt, sind auf den jeweiligen Inhaber oder den Namen eines bestimmten Inhabers lautende Schuldverschreibungen. Sie sind in der Regel mit einer festen oder variablen Verzinsung ausgestattet und haben eine vorgegebene Laufzeit und Tilgungsform. Der Inhaber einer Anleihe ist Gläubiger, der eine vertraglich geregelte Geldforderung gegenüber dem Emittenten (Schuldner) besitzt. Anleihen: Verzinsliche Schuldverschreibungen mit vorgegebener Laufzeit und Tilgungsform Emittenten Als Emittenten treten neben supranationalen Institutionen wie Weltbank oder Europäische Investitionsbank vorwiegend Staaten, Gebietskörperschaften, Kreditinstitute oder Unternehmen auf. Größter inländischer Emittent ist die Bundesrepublik Deutschland. Der Bund begibt neben den Bundesanleihen und Bundesobligationen auch Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze. Die beiden letztgenannten Anleiheformen werden, im Gegensatz zu den Bundesanleihen und –obligationen, nicht an der Börse gehandelt. Kursnotiz und Anleihebedingungen Anleihen werden überwiegend an den Wertpapierbörsen notiert. Ihr umlaufendes Volumen übertrifft das von Aktien deutlich. Der Handel von Anleihen erfolgt in Prozent (Prozentnotiz). Der Anleger kauft nicht eine bestimmte Stückzahl einer Anleihe, sondern einen bestimmten Nominalbetrag und bezahlt ihren Kurs in Prozent. Ein Kurs von 100% (zu pari =100%) besagt, dass das Wertpapier genau zu demjenigen Kurs gehandelt wird, zu dem es der Emittent am Ende der Laufzeit laut Anleihebedingungen zurückzahlt. Neuemittierte Anleihen werden üblicherweise zum Nennwert oder nahe an diesem ausgegeben. In den vorab fest definierten Anleihebedingungen wird die Ausstattung einer Emission im Detail aufgeführt. Diese Emissionsbedingungen dokumentieren alle wichtigen Einzelheiten der Anleihe und der Rechtsbeziehungen zwischen Emittent und Anleger. Bei den Anleihemerkmalen stehen insbesondere die Laufzeit, die Tilgung und die Verzinsung im Mittelpunkt. Börsengehandelte Darlehen Vorab sind Verzinsung, Laufzeit und Tilgung klar geregelt Laufzeit und Tilgung Die Laufzeit betrifft den Zeitraum von dem Beginn der Verzinsung bis zur Fälligkeit. Weist das Wertpapier bei seiner Emission eine sehr kurze Laufzeit von einigen Tagen, Monaten oder von maximal einem Jahr auf, wird es als Geldmarktpapier bezeichnet. Im Unterschied dazu wird der Markt für Zinsinstrumente mit einer Laufzeit von mehr als einem Jahr als Kapitalmarkt oder Rentenmarkt bezeichnet. Zu Kurzläufern werden Anleihen mit Restlaufzeiten bis zu vier Jahren gerechnet, mittelfristige Anleihen weisen Laufzeiten zwischen vier und acht Jahren auf, von Langläufern spricht man in der Regel bei Laufzeiten von mehr als acht Jahren. Die Mehrzahl der Neuemissionen weist Laufzeiten bis zu 15 Jahren auf, einige wenige Emissionen werden auch im Bereich von 30 bis 50 Jahren vorgenommen. Zu den Ausnahmen gehören die meist mit Kündigungsrechten versehenen Anleihen mit unbefristeter Laufzeit. 1)2)3)4)5)6) Geldmarkt oder Kapitalmarkt? Eine Frage der Laufzeit Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 5 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Bruttoabsatz festverzinslicher Wertpapiere inländischer Emittenten 2008 600 in Mio Euro 500 400 300 200 100 0 bis 1 Jahr 1-4 Jahre 4-8 Jahre über 8 Jahre Quelle: Deutsche Bundesbank In der Regel werden Anleihen in einer Summe am Ende der Laufzeit zum Nennwert zurückgezahlt. Bei Annuitäten-Anleihen erfolgt die Rückzahlung nicht in einer Summe, sondern in mehreren gleichbleibenden Jahresraten. Bei Auslosungsanleihen werden zu unterschiedlichen Terminen Teile der Gesamtemission zurückgezahlt, die zuvor durch ein Losverfahren ermittelt wurden. Außerplanmäßige Tilgungen können bei Anleihen auftreten, die mit Kündigungsrechten des Emittenten (seltener des Inhabers) ausgestattet sind. Verzinsung Bei der Verzinsung sind Anleihen mit fester und gestaffelter Kuponstruktur, mit variabler oder ohne laufende Verzinsung zu unterscheiden, bei der Anzahl der Zinszahlungen pro Jahr Papiere mit jährlicher, halbjährlicher und vierteljährlicher Verzinsung. Verzinsung mit vielfältigen Varianten Bei Standardfestzins-Anleihen – auch Straight Bonds genannt – bleibt die Verzinsung während der gesamten Laufzeit konstant. Wegen der periodisch wiederkehrenden Zahlungen werden Anleihen mit fester Verzinsung auch als Rentenpapiere bezeichnet. Der Zins wird hierzulande meist jährlich, in einer Vielzahl anderer Länder (zum Beispiel Vereinigte Staaten, Großbritannien) überwiegend halbjährlich nachträglich gezahlt. Anleihen mit gestaffelter Kuponstruktur weisen vorab feststehende Verzinsungen auf, die von Kupontermin zu Kupontermin ansteigen (Step-up-Anleihen) oder sich verringern (Stepdown-Anleihen). Der bekannteste Vertreter der Step-up-Variante ist der Bundesschatzbrief vom Typ A. Bei variabel verzinslichen Anleihen wird die Verzinsung periodisch gemäß den Anleihebedingungen angepasst. Hierbei zahlt der Emittent nach jeder Zinsperiode, die sich auf drei, sechs oder zwölf Monate beläuft, die Verzinsung und stellt gleichzeitig den Zinssatz für die neue Periode fest. Diese orientiert sich meist an den bekannten Referenzzinssätzen Euribor (European Interbank Offered Rate) und Libor (London Interbank Offered Rate). Bei diesem Anleihetyp, auch als Floating Rate Notes oder Floater bezeichnet, steht die genaue Höhe der Verzinsung vorab nicht fest. Bei Anleihen ohne Zinskupons (Nullkupon-Anleihen, Zerobonds) erfolgen während der Laufzeit keine Zinszahlungen. Bei diesen Emissionen stellt die Differenz zwischen dem Ausgabepreis und dem Rückzahlungswert den Zinsertrag dar. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 6 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Rendite und Kurs Der Preis einer Anleihe hängt von einer Reihe von Faktoren ab, so von den ausstehenden Kupons, der Laufzeit, der Angebots- und Nachfragesituation und der Bonität des Schuldners. Die Rentabilität eines Anleiheengagements wird in der Rendite ausgedrückt. Die Rendite gibt den Ertrag in Prozent des angelegten Kapitals an, der zum aktuellen Zeitpunkt erzielt wird. Ein Anlagebetrag von 100 Euro, der vier Jahre mit einer Verzinsung von 3% jährlich angelegt wird, hat nach einem Jahr einen Wert von 103 Euro (100*1,03); wird der Zinsertrag unmittelbar wieder mit angelegt, beträgt der Wert nach zwei Jahren 106,09 Euro, in vier Jahren, von heute an gerechnet, entsteht hieraus ein Endbetrag von Rendite, die „interne“ Verzinsung des eingesetzten Kapital (100 • 1,03 • 1,03 • 1,03 • 1,03) = 100 • 1,034 = 112,55 Euro. Bei einer Anleihe stehen der aktuelle Kurswert und die zukünftigen Zahlungsströme in Form von Kupons und der Rückzahlung des Nominalwertes fest, sofern nicht Bonitätsaspekte dem entgegenstehen. Die Renditeberechnung fußt auf diesen Zahlungsströmen. Allerdings ist hierbei nicht der Endwert am Laufzeitende interessant, sondern es wird auf Basis der zukünftigen Zahlungsströme die interne Verzinsung des eingesetzten Kapitals ermittelt. Hierbei wird eine jährlich konstante Verzinsung inklusive des Zinseszinseffektes unterstellt. Umgekehrt zur Aufzinsung werden hierbei die zukünftigen Zahlungen auf den heutigen Zeitpunkt (Gegenwartswert, Barwert) abgezinst. Eine einjährige Anleihe mit einem Kupon von 3% weist bei einer Rendite von 3% einen Barwert von 103 / 1,03 = 100 auf. Der Barwert einer längerlaufenden Anleihe ermittelt sich entsprechend. Als Beispiel soll eine vierjährige Anleihe mit 3% Verzinsung dienen. Das Barwert-Konzept bildet die Basis der Renditeermittlung Zahlungsströme und Barwert 125 103 100 75 50 25 3 3 3 1 2 Ze itpunk t in Jahre n 3 0 -25 heute -50 4 -75 -100 -99,26 Quelle: DZ BANK Der Käufer, der diese Anleihe mit einem Nominalwert von 100 Euro erwirbt, erhält jährlich einen Kupon von 3 Euro und in vier Jahren den Nominalwert von 100 Euro zurückerstattet. Bei einer Marktrendite von 3,2% sind hierfür 99,26 Euro zu entrichten. Dieser Barwert von 99,26 ergibt sich, wenn die einzelnen Zahlungen (Cash flows) mit einer Rendite von 3,2% auf den Ausgangszeitpunkt abdiskontiert werden: 3 3 3 103 + + + = 2,91 + 2,82 + 2,73 + 90,81 = 99,26* 2 3 4 1,032 1,032 1,032 1,032 *Differenz durch Rundung 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 7 PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 DZ BANK Ist die gleiche Anleihe statt einer jährlichen mit einer halbjährlichen Kuponzahlung ausgestattet, liegt der Barwert geringfügig höher, da hierbei ein Teil der Kupons dem Anleger früher für eine Wiederanlage zur Verfügung stehen. 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 1,5 101,5 + + + + + + + = 99,35 0, 5 1 1,5 2 2, 5 3 3,5 1,032 1,032 1,032 1,032 1,032 1,032 1,032 1,0324 Mit einem jährlichen Kupon von 3% bietet die betrachtete Anleihe eine Verzinsung, die unterhalb des aktuellen Marktniveaus liegt, welches mit 3,2% angenommen wurde. Sie notiert daher knapp unter pari. Bei einem Kurs von 100% entspricht die Verzinsung der Anleihe dem aktuellen Marktzinsniveau. Bei einem Anstieg des Marktzinses sinkt in der Regel der Kurs der Anleihe, bis ihre Rendite dem Marktzinssatz entspricht. Bei sinkendem Marktzinsniveau steigt umgekehrt der Kurs der festverzinslichen Anleihe, bis ihre Rendite in etwa dem Marktzinssatz entspricht. Die Veränderung der Anleiherendite wirkt entgegengesetzt auf den Kurs Zusammenhang von Rendite und Kurs 115 Rendite 3,20%, Kurs 99,26% 110 Kurswert 105 100 95 90 85 80 0,0% Quelle: DZ BANK 1,0% 2,0% 3,0% 4,0% 5,0% 6,0% 7,0% Rendite Bei der Ermittlung der Kurswerte ausstehender Anleihen muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass die Restlaufzeiten von Anleihen meistens nicht in ganzzahligen Jahren vorliegen. Liegen bei den zu bewertenden Anleihen unterjährige Zinsperioden vor, so ist eine Anpassung der Renditeberechnung erforderlich. Der Zinsertrag errechnet sich aus dem jeweiligen Nominalbetrag der Anleihe und steht ihrem Besitzer für jeden Tag (Stückzinstag), den er im Besitz der Anleihe ist, anteilig zu. Verkauft der Inhaber die Anleihe vor dem eigentlichen Zinstermin, erhält er die aufgelaufenen Stückzinsen vom Käufer vergütet. Nach Konvention der deutschen Börsen sind Wertpapiergeschäfte zwei Werktage nach dem Handelstag abzurechnen. Der Termin wird als Valutierungstag bezeichnet. Dem Verkäufer stehen die Zinsen bis einschließlich einen Tag vor dem Valutierungstag (Zinsvaluta) zu, danach stehen sie dem Käufer zu. Seit Anfang 1999 gilt bei neuemittierten Anleihen die so genannte Actual-Methode. Dabei werden die Zinstage kalendergenau ausgezählt. Dies soll am Beispiel der ausstehenden Bundesobligation WKN 114 150 zum Bewertungstermin (Handelstag) 2. März 2009 verdeutlicht werden. Die Emission ist mit einem Kupon von 4% ausgestattet, der jährlich am 13. April gezahlt wird. Der Titel wird am 13. April 2012 endfällig, die aktuelle Marktrendite betrage 2,0%. 1)2)3)4)5)6) Actual-Methode hat hierzulande die 30/360 Zinskonvention abgelöst Dem Anleihekäufer stehen die Stückzinsen ab dem Valutierungstag (einschließlich) zu Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 8 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Stückzinsberechnung Zinsvaluta 03.03.09 Zinstermin 13.04.08 Apr 08 Valutierungstag 04.03.09 Handelstag 02.03.09 Mai 08 Jun 08 Jul 08 Aug 08 Sep 08 Okt 08 Nov 08 Dez 08 14.04.2008 - 03.03.2009 324 Zinstage für den Verkäufer Jan 09 Feb 09 Mrz 09 Zinstermin 13.04.09 Apr 09 04.03.2009 - 13.04.2009 41 Zinstage für den Käufer Quelle: DZ BANK Es ist zwar Marktusance, Anleihenkurse ohne aufgelaufene Stückzinsen auszuweisen (Clean Price), bei der Renditeberechnung sind diese jedoch Bestandteil des Barwertes. Der Stückzinszeitraum erstreckt sich vom 14. April 2008 bis zum 3. März 2009 (Valuta 4. März) auf 324 Tage. Es errechnen sich somit Stückzinsen in Höhe von 324 * 4 = 3,55 Euro 365 Zur Berechnung des Barwertes sind alle Zahlungen auf den aktuellen Bewertungstermin abzuzinsen. Die nächste Kuponzahlung erfolgt in 41 Tagen oder in 41/365 = 0,11 Jahren. Der Kurs inklusive Stückzinsen ermittelt sich über den nachfolgenden Ausdruck. 4 4 4 104 + + + = 109,52 0 ,11 1,11 2 ,11 1,02 1,02 1,02 1,023,11 Dieser Kurswert inklusive der Stückzinsen (Dirty Price) kann als Gesamtmarktwert der Anleihe interpretiert werden. Bei dem um die Stückzinsen bereinigten Clean Price von 105,97 (= 109,52 - 3,55) handelt es sich um den aktuell (Bewertungstermin 2.03.2009) am Markt notierten Kurswert der betrachteten Bundesobligation. Das Barwertkonzept hat den Vorteil, dass unterschiedliche Zeitpunkte der Zahlungsströme berücksichtigt werden. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass ein Zufluss heute aufgrund der Möglichkeit, ihn wieder zinsbringend anzulegen, „wertvoller“ ist als ein Zufluss in gleicher Höhe in einigen Jahren. Zudem lässt sich das Barwertkonzept auf unterund überjährige Kuponzahlungen erweitern, die auch in unterschiedlicher Höhe anfallen können. Eine exakte Renditeermittlung ist für beliebige Zeitpunkte auch während einer Zinsperiode möglich. Zwar stellt die Barwertermittlung bei vorgegebener Rendite kein Problem dar, allerdings kann die Gleichung nicht unmittelbar nach der Rendite aufgelöst werden. Neben der Lösung durch schrittweises Probieren mit unterschiedlichen Renditewerten bleibt nur die Verwendung eines Renditerechners. Ein Hilfsmittel bietet das Internet, dort kann man sich beispielsweise des Renditerechners der Börse Stuttgart bedienen, zu finden unter www.boerse-stuttgart.de, Menüpunkt „Anleihen“, „Renditerechner“. 1)2)3)4)5)6) Das Barwertkonzept leistet eine exakte Renditeermittlung und ist flexibel einsetzbar Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 9 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Quelle: Börse Stuttgart Eine komfortable Art der Renditeberechnung ermöglicht das Programmpaket Microsoft Excel unter dem Menüpunkt „Einfügen“, „Funktion“. Werden dort die Daten der Bundesobligation aus dem obigen Beispiel verwendet (kursiv hervorgehoben), ergibt sich als Lösung die Rendite von 2,00%. Renditeberechnung über Excel-Funktion „Rendite“ Abrechnung Fälligkeit Zins Kurs Rückzahlung Häufigkeit (Kupons pro Jahr) Basis (Zinstage taggenau) Lösung: Rendite Rendite in % 02.03.2009 13.04.2012 0,04 105,97 100 1 3 0,0200 2,00 Bei Anleihen ohne Zinskupons, so genannten Nullkupon-Anleihen oder Zerobonds, verzichtet der Emittent auf regelmäßige Auszahlungen der laufenden Zinsen. Statt dessen wird das Kapital am Ende der Laufzeit inklusive Zins und Zinseszins zurückgezahlt. Zerobonds können in Form von Ab- oder Aufzinsungspapieren begeben werden. Die am Markt gängigste Variante stellt die Abzinsung dar, also die Ausgabe zu einem Kurs unter pari und die Rückzahlung zum Nennwert am Laufzeitende. Da ein Zerobond keine Kupons besitzt, ist zur Ermittlung seines Barwertes lediglich der Tilgungskurs, in der Regel 100%, 1)2)3)4)5)6) Bei Nullkupon-Anleihen ist lediglich der Rückzahlungswert abzudiskontieren Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 10 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 auf den Betrachtungszeitpunkt abzudiskontieren. Als Beispiel verwenden wir wieder die Marktdaten der oben aufgeführten Bundesobligation, diesmal als Nullkuponvariante. Der Zerobond wird in 3,11 Jahren zu 100% zurückgezahlt, die aktuelle Rendite betrage wiederum 2,00%. Der aktuelle Barwert der Nullkuponanleihe beläuft sich somit auf 94,02 = 100 1,02 3,11 Im Unterschied zu Kuponanleihen lässt sich bei Zerobonds bei gegebenem Kaufpreis die 1 ⎛ ⎞ ⎜ ⎛ Rückzahlungskurs ⎞ ⎟ Restlaufze it ⎟ • 100 − Rendite = ⎜ ⎜ 1 ⎟ Kaufkurs ⎜⎜ ⎝ ⎟⎟ ⎠ ⎝ ⎠ Rendite unmittelbar bestimmen. Der Begriff unterjährige Zinsperiode besitzt bei Zerobonds keine Bedeutung, da diese Anleihen die angenehme Eigenschaft besitzen, keine Stückzinsproblematik aufzuweisen. 1 ⎛ ⎞ ⎜ ⎛ 100 ⎞ 3,11 ⎟ 2,00 = ⎜ ⎜ ⎟ − 1⎟ • 100 ⎜ ⎝ 94,02 ⎠ ⎟ ⎝ ⎠ Zudem bieten sie den Vorteil, dass sich der Anleger während der Laufzeit nicht um die Wiederanlage zwischenzeitlich gezahlter Zinsen kümmern muss. Risiken im Überblick Zu den Risiken verzinslicher Wertpapiere zählen das Zinsänderungsrisiko (Teil 2 dieses Handbuchs), das Bonitätsrisiko (Teil 3), das Liquiditätsrisiko, das Kündigungs- und das Wechselkursrisiko (Teil 4). Unter dem Bonitätsrisiko ist die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit oder der Illiquidität eines Wertpapieremittenten zu verstehen, also eine möglicherweise vorübergehende oder endgültige Unfähigkeit, Zins- und/oder Tilgungsverpflichtungen zu erfüllen. Alternative Begriffe für das Bonitätsrisiko sind das Schuldner- oder Emittentenrisiko. Die Risiken verzinslicher Wertpapapiere: BonitätsZinsänderungs-, Liquiditäts-, Kündigungs- und Währungsrisiko Das Zinsänderungsrisiko ergibt sich aus der Ungewissheit über die zukünftigen Veränderungen des Marktzinsniveaus. Der Käufer eines festverzinslichen Wertpapiers ist dem Risiko eines Kursverlustes ausgesetzt, wenn die Kapitalmarktrendite steigt. Dieses Risiko wirkt sich grundsätzlich umso stärker aus, je deutlicher der Zins ansteigt und je stärker der Kurs des Papiers auf Zinsänderungen reagiert. Bei Privatanlegern besteht das Liquiditätsrisiko darin, dass Vermögenswerte nicht jederzeit zu marktgerechten Preisen verkauft werden können. Dies ist üblicherweise dann der Fall, wenn bereits ein durchschnittlich hoher Verkaufsauftrag zu spürbaren Kursschwankungen führt und nur auf deutlich reduziertem Kursniveau abgewickelt werden kann oder wenn die Umsätze im betreffenden Papier so gering sind, dass sich keine Gegenseite für seine Kaufoder Verkaufsorder findet. Bei Anleihen, die ein vorzeitiges Kündigungsrecht (Call) vorsehen, haben die Emittenten das Recht, die Emissionen nach einer bestimmten Frist oder zu einem bestimmten Termin zu 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 11 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 pari zurückzuzahlen. Von diesem Recht wird üblicherweise Gebrauch gemacht, wenn das Marktzinsniveau sinkt und sich für den Schuldner attraktivere Finanzierungskonditionen bieten. Der Anleger ist dem Risiko ausgesetzt, sein Kapital zu ungünstigeren Konditionen wieder anlegen zu müssen. Für die Abtretung dieses Rückzahlungswahlrechtes steht ihm eine Prämie zu, die er zumeist in Form einer höheren Verzinsung erhält. Ein Währungsrisiko besteht, wenn Schuldverschreibungen nicht auf Euro lauten und der zu Grunde liegende Wechselkurs sinkt. Durch eine Aufwertung des Euro (Abwertung der Auslandswährung) verlieren in Euro bewertete Positionen in Fremdwährungsanleihen an Wert. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 12 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Teil 2: Zinsänderungsrisiko, Duration und Konvexität Definition Das Zinsänderungsrisiko ergibt sich aus der Ungewissheit über die zukünftigen Veränderungen des Marktzinsniveaus. Der Inhaber eines festverzinslichen Wertpapiers ist dem Risiko eines Kursverlustes ausgesetzt, wenn die Kapitalmarktrendite steigt. Dieses Risiko wirkt sich grundsätzlich umso stärker aus, je deutlicher der Zins ansteigt und je stärker der Kurs der Anleihe auf Zinsänderungen reagiert. Zinsänderungsrisiko: Kursverluste durch ansteigende Kapitalmarktrenditen Kursverluste durch Renditeanstiege Da bei unveränderter Emittentenbonität die Kurswerte von Anleihen vor allem von den Kapitalmarktzinsen abhängen, ist das Zinsänderungsrisiko eines der zentralen Risiken festverzinslicher Wertpapiere. Eine zehnjährige Anleihe mit 4% Verzinsung notiert bei einem Kapitalmarktzins von 4% bei einem Kurswert von 100%. Ein Renditeanstieg um einen Prozentpunkt auf 5% lässt den Kurs auf 92,28% absinken. Dem hierin investierten Anleger entstünde hierdurch ein Verlust von 7,72%. Kursermittlung einer Anleihe: 4% Kupon, Laufzeit 10 Jahre, Marktrendite 5% Zufluss in Jahren (t) 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 Summe Cash flow Abzinsungsfaktor Barwert 4,0 1,05 3,81 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 104,0 1,10 1,16 1,22 1,28 1,34 1,41 1,48 1,55 1,63 3,63 3,46 3,29 3,13 2,98 2,84 2,71 2,58 63,85 92,28 Der Abzinsungsfaktor ermittelt sich über den Ausdruck (1 + r ) t wobei r die Kapitalmarktrendite und t der Zahlungszeitpunkt in Jahren darstellt. Am Beispiel des neunjährigen Abzinsungsfaktor ergibt sich somit (1 + 0,05) 9 = 1,55 Steigende Renditen führen zwar zu Kursverlusten, aber auch zu verbesserter Wiederanlage Der Barwert ergibt sich, indem der Cash flow durch den Abzinsungsfaktor geteilt wird. Anhand dieser Beispielrechnung zeigt sich bereits, welchem Zinsänderungsrisiko ein in einer Festzinsanleihe investierter Anleger ausgesetzt ist. Ein Renditeanstieg führt zwar zu unmittelbaren Kursverlusten bei Festzinsanleihen, er hat aber die erfreuliche Begleiterscheinung, dass die ausstehenden Kuponzahlungen zu erhöhten Marktkonditionen wiederangelegt werden können. Richtet man das Augenmerk auf den Endwert, auch Zukunftswert genannt, so resultiert aus einem Renditeanstieg ein höherer Endwert als zuvor. Den Endwert erhält man durch Aufzinsen aller Zahlungen Cf bis zum Fälligkeitstermin in n=10 Jahren. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 13 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 n −1 n Endwert = ∑ Cf t (1 + r ) t =1 Bliebe die anfängliche Rendite von 4% während der Laufzeit der Anleihe unverändert, so ermittelt sich bei einem ursprünglichen Kapitaleinsatz von 100 Euro ein Endwert von 148,02 Euro. Steigt jedoch die Wiederanlagerendite unmittelbar auf 5% an, so steigt auch der Endwert an und zwar auf 150,31 Euro. Endwertermittlung bei 4% und 5% Wiederanlageverzinsung Endwert bei Wiederanlage zu 4% Zufluss in Jahren (t) Cash flow 1,0 4,0 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 104,0 Endwert bei Wiederanlage zu 5% Aufzinsungsfaktor Wert am Fälligkeitstermin n-t (1+0,04) mit n=10 1,42 5,69 1,37 1,32 1,27 1,22 1,17 1,12 1,08 1,04 1,00 Summe 5,47 5,26 5,06 4,87 4,68 4,50 4,33 4,16 104,00 148,02 Aufzinsungsfaktor Wert am Fälligkeitstermin n-t (1+0,05) mit n=10 1,55 6,21 1,48 1,41 1,34 1,28 1,22 1,16 1,10 1,05 1,00 Summe 5,91 5,63 5,36 5,11 4,86 4,63 4,41 4,20 104,00 150,31 Die nachfolgende Grafik zeigt im Zeitablauf die Wertentwicklung des Anleihenengagements, die sich aus dem Kurs der Anleihe zuzüglich der Wiederanlage der Kupons ermittelt. Steigt das Zinsniveau wie im vorliegenden Fall von 4% auf 5% an, fällt zwar zunächst der Kurs (Barwert) auf 92,28%, andererseits steigt der Endwert von 148,02 auf 150,31 Euro an. Wertverlauf der Anleihe bei anfänglichem Renditeanstieg 150 4% Rendite 140 5% Rendite 130 120 110 100 Laufzeit in Jahren 90 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Quelle: DZ BANK Es zeigt sich also, dass bis zum Laufzeitende der anfängliche Kursverlust durch die verbesserten Wiederanlagemöglichkeiten überkompensiert wird. Fällt hingegen das Zinsniveau, dann steigt zwar unmittelbar der Kurs der Anleihe, allerdings fällt zugleich der 1)2)3)4)5)6) Der anfängliche Kursverlust wird durch die bessere Wiederanlage überkompensiert Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 14 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Endwert. Das heißt, bis zum Laufzeitende wird der augenblickliche Kursgewinn diesmal durch die verschlechterten Wiederanlagemöglichkeiten überkompensiert. Wertverlauf der Anleihe bei anfänglichem Renditerückgang 150 140 4% Rendite Duration 3% Rendite 130 120 110 100 Laufzeit in Jahren 90 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Quelle: DZ BANK Sinkt also das Zinsniveau von 4% auf 3%, steigt zwar zunächst der Kurs (Barwert) auf 108,53%, andererseits fällt der Endwert von 148,02 auf 145,86 Euro. Es zeigt sich also dass jede Kursveränderung infolge einer augenblicklichen Verschiebung des Zinsniveaus bis zum Laufzeitende nicht nur ausgeglichen, sondern sogar überkompensiert wird. Da stets eine Überkompensierung eintritt, muss es eine kritische Laufzeit geben, bei der sich die beiden Kurven schneiden und bei der sich die Vermögenswerte genau entsprechen. Die Höhe des Vermögens zu diesem Zeitpunkt ist somit unabhängig davon, ob eine Zinsniveauveränderung stattgefunden hat oder nicht. Aufgrund dieser Eigenschaft der kritischen Laufzeit, die als Duration (Duration nach Macauley) bezeichnet wird, sind Anleihen in diesem Zeitpunkt immun gegenüber Zinsänderungsrisiken. Möchte sich ein Anleger keinem Zinsänderungsrisiko aussetzen, so braucht er lediglich eine Anleihe zu wählen, deren Duration sich mit seinem Anlagehorizont deckt. Im Schnittpunkt der Kurven ist die Anleihe immun gegenüber Zinsänderungsrisiken Das Durationskonzept Zur Berechnung der Duration werden die Einzelbarwerte mit der Zeit (mit dem Zuflusszeitpunkt in Jahren t) gewichtet, danach addiert und diese Summe durch den ungewichteten Gesamtbarwert geteilt. n Duration = ∑ t • Cf (1 + r ) −t t t =1 n ∑ Cf (1 + r ) t =1 1)2)3)4)5)6) Duration: Mittlere, zeitgewichtete Kapitalbindungsdauer −t t Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 15 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Berechnung der Duration Zufluss in Jahren (t) Cash flow Abzinsungsfaktor Barwert Barwert * t 1,0 4,0 1,04 3,85 3,85 2,0 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 104,0 1,08 1,12 1,17 1,22 1,27 1,32 1,37 1,42 1,48 3,70 3,56 3,42 3,29 3,16 3,04 2,92 2,81 70,26 100,00 7,40 10,67 13,68 16,44 18,97 21,28 23,38 25,29 702,59 843,53 Summe 843,53 / 100 = 8,44 Jahre Die Duration ist also eine Kennzahl für die durchschnittliche zeitgewichtete Bindungsdauer eines finanziellen Engagements oder, anders gesagt, derjenige Zeitpunkt, an dem die Zahlungen, die der Anleiheinhaber dann bereits erhalten hat, genau den dann noch ausstehenden Zahlungen entsprechen. Duration: Mittlere Kapitalbindungsdauer Zeitgewichtete Barwerte Duration 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Quelle: DZ BANK Die Grafik zeigt, dass die Duration kleiner ist als die Laufzeit. Dies ist im Falle von Kuponanleihen immer der Fall. Bei einer Nullkupon-Anleihe sind dagegen Duration und Laufzeit identisch, da es keine regelmäßigen Kuponzahlungen gibt, sondern der gesamte Cash flow bei Fälligkeit auftritt. Die Duration ist bei Kuponanleihen immer kleiner als die Restlaufzeit, nur beim Zerobond entsprechen sich beide Die Duration ist umso kleiner, je kürzer die Restlaufzeit ist, je höher der Marktzins ist und je höher der Anleihekupon ist. Bei Kupon-Anleihen ist die Duration ein endlicher Wert, auch wenn die Anleihe eine unendliche Laufzeit aufweist. Bei diesen ewigen Renten ermittelt sich die Duration über den nachfolgenden Ausdruck. DurationEwigeRente = 1)2)3)4)5)6) 1+ r r Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 16 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Bei einer angenommenen Marktrendite von 4% beträgt die Duration einer ewigen Anleihe: 1,04 = 26 Jahre 0 ,04 Der Nutzen der Duration liegt in ihrer Interpretation als Sensitivität von Anleihen im Hinblick auf Marktzinsänderungen. Man hatte schon immer beobachtet, dass Anleihen mit langer Restlaufzeit eine größere Sensitivität gegenüber Zinsrisiken haben als Anleihen mit kurzer Restlaufzeit. Es zeigt sich, dass für die Sensitivität nicht die Restlaufzeit, sondern - genauer die Duration maßgeblich ist. Es gilt hierbei die Regel: je niedriger die Duration, desto geringer das Zinsänderungsrisiko. Eine niedrige Duration steht für einen schnelleren Rückfluss des eingesetzten Kapitals. Befinden sich mehrere Anleihen in einem Portfolio, kann dessen Portfolioduration ohne große Umschweife bestimmt werden. Hierzu berechnet man in einem ersten Schritt die Durationen der einzelnen Anleihen des Portfolios. Die Portfolioduration ergibt sich dann als die mit dem Anteil jeder Anleihe am Portfoliogesamtwert gewichtete Summe der einzelnen Anleihedurationen. Je niedriger die Duration, desto geringer das Zinsänderungsrisiko Ermittlung der Portfolioduration Anleihe 1 Anleihe 2 Anleihe 3 Kupon (%) 4,00 4,50 0,00 Restlaufzeit (Jahre) 10 6 12 Nominalwert (Euro) Kurs (%) Rendite (%) Kurswert (Euro) Portfolioanteil (%) Duration (Jahre) 40.000 100 4,00 40.000 46,48 8,44 30.000 96,22 5,25 28.866 33,54 5,38 30.000 57,30 4,75 17.190 19,98 12,00 Summe 100.000 86.056 100 Der Marktwert des Anleihenportfolios beträgt 86.056 Euro. Durch die Multiplikation der Portfolioanteile mit den jeweiligen Durationskennzahlen ergibt sich die Portfolioduration. DurationPortfolio = 0,4648 • 8,44 + 0,3354 • 5,38 + 0,1998 • 12,00 DurationPortfolio = 8,12 Jahre Modifizierte Duration Die Duration lässt sich noch besser zur Abschätzung von Kursveränderungen einsetzen, wenn sie durch den Ausdruck (1 + r ) dividiert wird. Die resultierende Kennzahl, die so genannte Modifizierte Duration (Modified Duration, MD), besitzt die Dimension Prozent und gibt die Kursveränderung von Anleihen in Abhängigkeit von der Veränderung des Marktzinses an. Am Beispiel der Anleihe 1 ergibt sich eine Modifizierte Duration von Modifizierte Duration = Die Modifizierte Duration gibt die Kursveränderung bei Veränderung der Marktrendite an Duration 8,44 = = 8,12% (1 + 0,04) 1+ r Bei einem angenommenen Rückgang der Marktrendite um einen Prozentpunkt wird der Kursanstieg, bezogen auf den Dirty Price (Kurs inklusive Stückzinsen) der betrachteten Anleihe, 8,12% betragen. Eine Anleihe, die zunächst bei 100% taxiert wird, notiert dann bei 108,12%. Ein Renditeanstieg um einen Prozentpunkt hätte einen Kursverlust von 100% auf 91,88% zur Folge. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 17 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Der allgemeine Ausdruck hierfür lautet: ∆K = − MD • ∆r Wobei ∆K für die Veränderung des Anleihekurses inklusive Stückzinsen und ∆r für die Veränderung der Marktrendite steht. Bezieht man den Anleihekurs mit ein, kann näherungsweise auch die absolute Kursveränderung bestimmt werden. Bei einem Anlagebetrag von nominal 100 Euro (Dirty Price) bewirkt ein Renditeanstieg um 100 Basispunkte einen Verlust von 8,12 Euro. ∆K = 100 • − 8,44 • 0,01 = −8,12 Euro 1,04 Der Preis der Anleihe sinkt also um 8,12 Euro auf 91,88 Euro. Konvexität Mit der Modifizierten Duration lässt sich das Kursveränderungspotenzial aufgrund von Marktzinsveränderungen bestimmen. Das Durationskonzept liefert zwar gute, jedoch nicht genaue Ergebnisse. Die Kurse betragen bei einem Renditeanstieg von 4% auf 5% nicht 91,88%, sondern, wie bereits oben berechnet, 92,28%. Auch die Kursveränderung auf Basis des einprozentigen Renditerückgangs wird nicht genau ausgewiesen, nicht 108,12%, sondern 108,53% lautet das genaue Ergebnis. Die Unterschiede rühren daher, dass die Duration einen linearen Zusammenhang zwischen Anleihekurs und Marktzins unterstellt. Tatsächlich ist der Zusammenhang zwischen Marktzins und Anleihekurs jedoch nichtlinearer Natur. Es handelt sich, wie in der nachfolgenden Grafik zu erkennen ist, um eine linksgekrümmte Funktion, die deshalb auch als konvex bezeichnet werden kann. Die Berechnung der voraussichtlichen Kursveränderungen ist nur bei geringfügigen Zinsbewegungen hinreichend genau. Bei starken Renditeveränderungen am Markt nimmt der Schätzfehler zu. Die Konvexität berücksichtigt die Krümmung der Barwertkurve Zusammenhang von Marktzins und Anleihekurs 140 Tatsächlicher Kursverlauf 130 120 Anleihekurs (K) 110 100 90 80 Konvexitätsfehler Bei der Duration unterstellter Kursverlauf 70 60 Marktrendite (r) 50 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 9% 10% 11% 12% Quelle: DZ BANK 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 18 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Aus der Grafik ist zudem die Tendenz zu erkennen, dass die Duration die Wirkung von Marktzinsänderungen auf den Anleihekurs stets unterschätzt. Fallen die Zinsen, so steigt der Anleihekurs stärker, als dies die Duration anzeigt. Umgekehrt fällt der Anleihekurs weniger stark bei Marktzinserhöhungen, als dies die Duration unterstellt. Um genauere Prognosewerte für die Preisveränderungen von Anleihen bei Marktzinsänderungen zu erhalten, wird das Konzept der Konvexität eingesetzt. Da die Konvexität die Krümmung der Kurve im Marktzins/Anleihekurs-Diagramm berücksichtigt, liefert sie bessere Ergebnisse als die Durationsmethode. Zur Berechnung der Konvexität wird die Durationsformel im Zähler um den Ausdruck Die Duration "unterschätzt" die Wirkungen von Renditeänderungen auf den Anleihekurs (t + 1) ergänzt und der Nenner wird mit dem Ausdruck (1 + r )2 multipliziert. n Duration = ∑ t • Cf (1 + r ) −t t t =1 n ∑ Cf (1 + r ) −t t =1 t n Konvexität = ∑ t (t + 1) • Cf (1 + r ) −t t t =1 n (1 + r )2 • ∑ Cf t (1 + r )−t t =1 Ermittlung der Konvexität Zufluss in Abzinsungsfaktor Jahren (t) Cash flow (r = 4%) Barwert Barwert * t Barwert *t *(t+1) 1,0 4,0 1,04 3,85 3,85 7,69 2,0 4,0 1,08 3,70 7,40 22,19 3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0 Summe 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 4,0 104,0 1,12 1,17 1,22 1,27 1,32 1,37 1,42 1,48 3,56 3,42 3,29 3,16 3,04 2,92 2,81 70,26 100,00 10,67 13,68 16,44 18,97 21,28 23,38 25,29 702,59 843,53 42,67 68,38 98,63 132,77 170,22 210,44 252,93 7728,45 8734,39 Konvexität = 8734,39 = 80,75 (1 + 0,04)2 • 100 Eine hohe Konvexität und damit eine stärkere Krümmung der Barwertkurve weist auf eine größere Kursreagibilität bei fallenden Marktrenditen, aber auf kleinere Kursbewegungen bei 1)2)3)4)5)6) Eine hohe Konvexität ist aus Anlegersicht wünschenswert Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 19 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 steigenden Zinsen hin. Aus Anlegersicht ist eine hohe Konvexität eine willkommene Eigenschaft. Bei zwei Anleihen mit gleicher Modifizierter Duration sollte in der Regel der Titel mit der höheren Konvexität bevorzugt werden. Um die Auswirkung einer größeren Marktzinsänderung abschätzen zu können, wird die Konvexität in die bei der Duration bereits verwendete Preisveränderungsgleichung eingesetzt. ∆K = − MD • ∆r + 0,5 • Konvexität • (∆r ) 2 Unter Verwendung der bisherigen Beispieldaten und einer unterstellten Marktzinsveränderung um minus zwei Prozentpunkte, das heißt, die Marktrendite sinkt von 4% auf 2%, ergibt sich eine prozentuale Kursveränderung der Anleihe um 17,84%. ∆K = −8,11 • (− 0,02) + 0,5 • 80,75 • (0,02) = 0,1784 = 17,84% 2 Der Anleihekurs wird demzufolge von 100 auf 117,84% ansteigen. Der Kursanstieg, über die Durationsmethode ermittelt, beträgt 16,22%. In der nachfolgenden Übersicht wird die Beispielanleihe zusätzlich zum Renditerückgang um 200 Basispunkte auch Renditerückgängen von 100, 300 und 400 Basispunkten und Renditeanstiegen um dieselben Beträge ausgesetzt. Zum Vergleich sind die Anleihekurse sowohl über die Barwertmethode als auch über die Duration und die Konvexität ermittelt worden. Vergleich von Anleihekursermittlungen mittels Duration und Konvexität Markt- Anleihekurs Anleihekurs per Anleihekurs per Kursabweichung Kursabweichung rendite (Barwert) Duration (D) Konvexität (K) (Barwert - D) (Barwert - K) 0% 140,00 132,44 138,90 7,56 1,10 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% 8% 128,41 117,97 108,53 100,00 92,28 85,28 78,93 73,16 124,33 116,22 108,11 100,00 91,89 83,78 75,67 67,56 127,96 117,84 108,51 100,00 92,29 85,40 79,30 74,02 4,08 1,75 0,42 0,00 0,39 1,50 3,26 5,60 0,45 0,14 0,02 0,00 -0,01 -0,12 -0,37 -0,86 Es ist deutlich zu erkennen, dass die Ungenauigkeit der Durationsmethode mit zunehmender Größe der Renditeänderung zunimmt. Mit Hilfe der Konvexität lassen sich demgegenüber die Anleihekurse gut abschätzen. Wie die Duration, so kann auch die Konvexität für Anleihenportfolios berechnet werden. Mit ihrer Hilfe lassen sich marktzinsinduzierte Wertveränderungen von Bondportfolios hinreichend genau vorhersagen. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 20 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Teil 3: Bonität, Rating, Ausfallrisiko Definitionen Unter der Bonität wird die Kreditwürdigkeit und Zahlungsfähigkeit eines Schuldners (Emittenten) verstanden. Es geht hierbei um die Beurteilung eines Anleiheemittenten im Hinblick auf seine Fähigkeit und seinen Willen, allen zukünftigen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Im Blickpunkt steht die Bonität Die Bewertung der Zahlungsfähigkeit eines Emittenten wird in einer Kenngröße, dem Rating, zusammengefasst. Mit Hilfe des Ratings wird die Wahrscheinlichkeit bewertet, dass ein Schuldner die ausstehenden Zins- und Tilgungszahlungen rechtzeitig und in vollem Umfang erfüllen wird. Die gängigen Rating-Skalen orientieren sich an den US-amerikanischen Schulnoten A bis D, wobei ein AAA-Rating die beste Bonitätsbewertung darstellt, ein D-Rating einen Zahlungsausfall signalisiert. Mit jeder Rating-Einstufung verbindet sich im Gedankengang der führenden Ratingagenturen zugleich ein bestimmtes Ausfallrisiko: Je schlechter das Rating, desto höher in der Regel das Risiko eines Zahlungsausfalles. Wie wahrscheinlich ein Zahlungsausfall innerhalb eines definierten Zeitraumes nach der Feststellung eines bestimmten Ratings ist, gibt die Ausfallwahrscheinlichkeit an. Von der Bonität zum Rating Der Renditeaufschlag zu Bundesanleihen oder zum Swapmarkt (Preismaßstab im Interbankengeschäft), den ein Anleiheschuldner bieten muss, hängt – neben der Größe der Emission, ihrer Liquidität oder dem Bekanntheitsgrad des Schuldners – vor allem davon ab, wie seine Fähigkeit und sein Wille beurteilt werden, zukünftig allen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen, also von seiner Bonität (siehe hierzu auch Grafik: „Anleiherenditen und Rating-Einstufungen“ auf Seite 23). Positive Zinsdifferenz als Risikoprämie Die Bonität eines Anleiheemittenten zu beurteilen, darauf haben sich Ratingagenturen spezialisiert. In den Vereinigten Staaten gibt es solche unabhängigen Gesellschaften in privatrechtlicher Form seit mehr als hundert Jahren. Heute sind weltweit drei Ratingagenturen bestimmend: Moody’s Investors Service, Standard & Poor’s und FitchRatings. Ratingagenturen Die Ratingagenturen werden in der Regel von den Emittenten beauftragt, ihre Kreditqualität oder die ihrer Anleihe zu beurteilen. Mit einem Agenturrating verbessern sich die Platzierungschancen ihrer Anleihen, vor allem in Märkten, in denen sie weniger bekannt sind. Auftragsarbeit Ratingnoten der Agenturen Die Agenturen veröffentlichen in ausführlichen Schuldnerstudien ihre Einschätzung über die Zahlungsfähigkeit des Emittenten. Sie stellen diese den Investoren gegen Entgelt zur Verfügung. Das Analyseergebnis wird in einer Kenngröße, dem Rating, zusammengefasst. Die Ratingnoten von Schuldtiteln und Emittenten werden auch über Informationsdienste wie Reuters oder Bloomberg veröffentlicht. 1)2)3)4)5)6) Ratingnote Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 21 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Rating-Einstufungen einer Daimler-Anleihe Quelle: Bloomberg Zur weiteren Unterscheidung vergeben Standard & Poor’s und Fitch ein Plus oder ein Minus, während Moody’s die Differenzierung durch den Zusatz 1, 2 oder 3 trifft. Nur die Klasse AAA/Aaa erhält keine Untergliederung. Während Moody‘s die unterste Klasse in Caa (mit der Untergliederung 1 bis 3), Ca und C unterteilt, heißen diese Stufen bei Fitch CCC, CC und C. Ein D ist dem Zahlungsausfall (englisch: default) vorbehalten, SD, LD (englisch: selective default, limited default) steht für „teilweise in Zahlungsverzug“, WR für ein zurückgezogenes Rating („withdrawn rating“). Ein R (englisch: regulatory supervision) weist einen Schuldner aus, der unter der Überwachung der Aufsichtsbehörde steht. Eine Ratingstufe, also beispielsweise den Unterschied zwischen A und A+, nennt man einen „Notch“. Differenzierungen: AAA bis D, + -, 1 bis 3, SD, Investment- oder Speculative-Grade Die entscheidende Grenze läuft zwischen Baa3/BBB- und Ba1/BB+. Erstere und darüber liegende Ratings gelten als mittlere, gute bis sehr gute Anlagequalität (Investment-Grade), zweitere und darunter liegende als spekulative Anlage (Speculative-Grade). Viele institutionelle Investoren dürfen nur Anleihen kaufen, die als Investment-Grade eingestuft sind. „Demarkationslinie“ zwischen Investment- und SpeculativeGrade 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 22 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Anleiherenditen und Rating-Einstufungen 60,0 Staatsanleihen 50,0 in % 40,0 Unternehmensanleihen Investment-Grade 30,0 Speculative-Grade 20,0 10,0 0,0 AAA Aa A Baa Ba B CCC C Quelle: Bloomberg Die Ratingagenturen bedienen sich weiterer Abstufungen, unter anderem um Investoren auf möglicherweise bevorstehende Änderungen ihrer Einschätzung hinzuweisen. Mit dem Zusatz, dass ein Rating unter Beobachtung steht (Rating watch bei Moody’s und Fitch, CreditWatch bei S&P), wird angezeigt, dass die Einstufung gegenwärtig überprüft wird und eine realistische Möglichkeit für eine Herauf- (watch positive) oder Herabstufung (watch negative) besteht. Mit dem Zusatz „developing“ (S&P), „evolving“ (Fitch) oder „uncertain“ (Moody´s) wird deutlich gemacht, dass das Rating zwar überprüft wird, es aber noch unklar ist, ob es zu einer Herauf- oder einer Herabstufung kommt, oder ob das Rating unverändert bleibt. In der Regel wird über Emittenten, die auf der Beobachtungsliste stehen, innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums (Moody’s und S&P geben 90 Tage an) entschieden. Beobachtungsliste: Das Rating wird derzeit überprüft Der Ratingausblick gibt an, in welche Richtung sich das Rating über einen längeren Zeitraum (Moody’s nennt 18 bis 36 Monate, Fitch ein bis zwei Jahre) entwickeln könnte. Für eine Ratingveränderung ist es nicht erforderlich, dass ein positiver oder negativer Ausblick besteht. Bei Veränderung der Rahmenbedingungen ist eine Herauf- oder Herabstufung auch nach einem stabilen Ausblick möglich. Ausblick (Rating-Outlook) 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 23 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Bonitätsnoten (Ratings) der Agenturen Moody’s, Standard & Poor´s und Fitch Moody’s / S&P / Fitch Sehr gute Anleihen Aaa AAA AAA Aa1 AA+ AA+ Aa2 AA AA Aa3 AA- AA- A1 A+ A+ Gute Anleihen A2 A A Angemessene Deckung von Zins und Tilgung, viele gute Investmentattribute, aber auch Elemente, die sich A3 A- A- bei einer Veränderung des wirtschaftlichen Umfeldes negativ auswirken können Baa1 BBB+ BBB+ Angemessene Deckung von Zins und Tilgung; Sicherheit von Zins- und Tilgungsleistungen erscheint Baa2 BBB BBB zu einem gegebenen Zeitpunkt angemessen; beinhaltet aber auch spekulative Charakteristika oder Baa3 BBB- BBB- mangelnden Schutz gegen wirtschaftliche Veränderungen Ba1 BB+ BB+ Ba2 BB BB Ba3 BB- BB- B1 B+ B+ B2 B B B3 B- B- Beste Qualität; sehr große Fähigkeit, Zinsen und Tilgung zu leisten; geringstes Ausfallrisiko Hohe Qualität; gute Fähigkeit, Zinsen und Tilgungen zu leisten; im Vergleich zu Aaa/AAA aber etwas geringere Spekulative Anleihen Enthält spekulative Elemente; sehr mäßige Deckung von Zins und Tilgung, auch in gutem Wirtschaftsumfeld; Bedienung der Schuld erscheint nur gesichert, wenn das konjunkturelle Umfeld stabil bleibt oder sich verbessert Sehr spekulativ, auf längere Sicht geringe Sicherung von Zins und Tilgung; Charakteristiken für ein dauerhaftes CCC+ Caa2 CCC CCC Caa3 CCC- CCC- Ca CC CC Hochgradig spekulativ; geringster Anlegerschutz; in akuter Gefahr eines Zahlungsverzugs, bei Moody‘s auch C C C bereits im Zahlungsverzug DDD In Zahlungsverzug; D (default) bei generellem Zahlungsausfall oder SD / LD (selective default, limited default), DD wenn erwartet werden kann, dass einige Schuldtitel weiter bedient werden; bei Fitch mit unterschiedlichen D Erwartungen für die Rückzahlungsquoten (100 bis 90%, 90 bis 50%, unter 50%) Sehr niedrige Qualität, es besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass es während der Laufzeit zu einem Zahlungsausfall kommt Speculative-Grade Investment nicht vorhanden Caa1 CCC+ D / LD D / SD Investment-Grade Sicherheitsmargen Anleihen, die C-Ratings aufweisen, werden auch als Junk-Bonds („Ramschanleihen“) bezeichnet 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 24 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Beispiele für Ratings Rating Rating Staaten (Fremdwährung) S&P Unternehmen Moody‘s Deutschland, USA AAA General Electric Aaa Belgien, Spanien AA+ Deutsche Bahn Aa1 Japan, Slowenien AA Novartis, Eni Aa2 Saudi-Arabien AA- BASF, Procter & Gamble Aa3 Portugal, Italien, China A+ GlaxoSmithKline, RWE*, Siemens A1 Südkorea, Tschechien, Estland A BMW, E.ON, Henkel A2 Polen, Griechenland Mexiko, Litauen, Südafrika ABBB+ Bayer, Daimler; Volkswagen Bertelsmannn, Deutsche Telekom A3 Baa1 Russland, Ungarn BBB KPN ,ThyssenKrupp, Metro Baa2 Island, Brasilien, Lettland BBB- Deutsche Lufthansa, Imperial Tobacco Baa3 Rumänien, Panama BB+ Uruguay BB Türkei, Venezuela BB- Weißrussland, Bosnien & Herzeg. B+ Paraguay, Ukraine, Georgien B Argentinien B- Conti, Fresenius Ba1 Ba2 Ba3 TUI B1 Kabel Deutschland B2 B3 CCC+ Ekuador Caa1 Ford Motor Co., General Motors Corp. SD Ca Stand: Januar 2009 *RWE auf Moody’s Watchlist Name des Emittenten RWE AG Land Deutschland Rating Mögliche Richtung A1 Downgrade Aufnahmedatum 15. Januar 2009 Stand: Januar 2009 Differenzierung nach Rangstellung Im Gegensatz zum Emittentenrating wird beim Emissionsrating eine einzelne Anleihe bewertet und nicht ein Schuldner. Hierbei wird unterschieden, ob die Anleihen besichert sind (secured) oder bei einem Zahlungsausfall zuerst (senior unsecured) oder nachrangig zu anderen Anleihen (subordinated) bedient werden. Ein Emittent kann daher bei unterschiedlicher Besicherung oder Rangstellung der Titel Anleihen mit unterschiedlichem Rating ausstehen haben. 1)2)3)4)5)6) Emittenten- versus Emissionsrating Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 25 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Beispiel: HSH Nordbank AG Moody’s S&P Fitch Emittentenrating (langfristig) bzw. erstrangig-unbesichert (senior unsecured) Aa3 A A Rating Öffentliche Pfandbriefe Aaa AAA Rating Hypothekenpfandbriefe Aaa AAA Rating Nachrang (subordinated debt) A1 A- Quelle: Bloomberg, Stand 13.02.2009 Inlands- und Fremdwährungsrating Eine Unterscheidung kann es auch geben zwischen dem Rating von Anleihen in Heimatwährung und in Fremdwährung. So ist bei staatlichen Emittenten davon auszugehen, dass bei Zahlungsengpässen zur Bedienung einer Inlandsanleihe über Steuern und letztlich über die Druckerpresse der Notenbank Mittel beschafft werden können, während das Erwirtschaften von Devisen, um eine Auslandsanleihe zu bedienen, nicht so einfach ist. Deshalb gibt es hier ein Inlands- und ein Fremdwährungsrating. Inlands- versus Fremdwährungsrating Beispiele für Ratings auf Inlands- und Fremdwährungsschulden (S&P) Land Inlandsschulden Argentinien Brasilien Fremdwährungsschulden Unterschied (Notches) B- B- 0 BBB+ BBB- 2 China A+ A+ 0 Deutschland AAA AAA 0 A A 0 BB+ BB- 2 Estland Indonesien Japan AA AA 0 Kolumbien BBB+ BBB- 2 Kroatien BBB+ BBB 1 Lettland BBB- BBB- 0 Litauen BBB+ BBB+ 0 Mexiko A+ BBB+ 3 Philippinen BB+ BB- 2 A A- 1 Rumänien BBB- BB+ 1 Russland BBB+ BBB 1 Slowakei A+ A+ 0 Slowenien AA AA 0 Südafrika A+ BBB+ 3 Südkorea A+ A 1 Tschechien A+ A 1 Türkei BB BB- 1 Tunesien A BBB 3 Ungarn BBB BBB 0 USA AAA AAA 0 Polen Stand: 13.02.2009 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 26 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Kurzfristratings In Ergänzung zu den Ratings für Langfristverbindlichkeiten bieten die drei führenden Agenturen auch Kurzfristratings an. Diese beziehen sich auf die Fähigkeit des Emittenten, seinen kurzfristigen Verbindlichkeiten fristgerecht und vollständig nachzukommen. Kurzfristratings können sich auf Emittenten, Emissionen oder Emissionsprogramme (beispielsweise Programme zur Emission von Commercial Papers) beziehen. In der Regel sind sie anwendbar auf Schuldtitel mit einer Ursprungslaufzeit von einem Jahr oder weniger (Moody’s: 13 Monate oder weniger). Die Ratingskala ist bei den Kurzfristratings weniger differenziert als bei den Langfristratings. Kurzfristratings für Verbindlichkeiten von einem Jahr und weniger Kurzfristige Ratings der Agenturen Moody’s, S&P und Fitch Moody’s S&P Fitch Prime 1 (P-1) A-1+ A-1 F1+ F1 Prime 2 (P-2) A-2 F2 Prime 3 (P-3) A-3 F3 Angemessene Qualität; Zins und Tilgung relativ sicher; kurzfristig eintretende ungünstige Entwicklungen können aber Verschlechterung in den Non-Investment-Grade bewirken B B Fähigkeit, Zins- und Tilgungszahlungen fristgerecht zu leisten, ist zwar noch vorhanden; hohes Maß an Anfälligkeit gegenüber negativen Veränderungen des fundamentalen Umfelds; enthält erhebliche spekulative Elemente C C Hohes Ausfallrisiko; Fähigkeit, Zins- und Tilgungszahlungen fristgerecht zu leisten, nur gegeben bei positiver Entwicklung der fundamentalen Rahmenbedingungen D D Zahlungsverzug steht unmittelbar bevor oder ist eingetreten Finanzstärkeratings für Banken und Versicherungen Das Bank-Financial-Strength-Rating (BFSR) von Moody's repräsentiert die Ansicht der Agentur über die innere Stärke einer Bank, also die Bonität inklusive aller qualitativen Faktoren, aber exklusive jeglicher Unterstützungsmechanismen wie die Mitgliedschaft in Haftungsverbünden oder die Unterstützung durch Anteilseigner. Es gibt keinen Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit einer fristgerechten Erfüllung der Verbindlichkeiten, sondern nur über die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank Unterstützung von Dritten – zum Beispiel ihren Eigentümern, einem Industriekonzern oder einer anderen Institution – in Anspruch nehmen muss. Die Noten gehen hier von A bis E. Wenn es dem Analysten der Ratingagentur sinnvoll erscheint, kann unterhalb der A-Kategorie ein zusätzliches Pluszeichen verwendet werden und oberhalb der E-Kategorie ein Minuszeichen. Speculative-Grade --- Gute Qualität; großzügige Sicherheitsmargen, um Zins- und Tilgungszahlungen fristgerecht zu leisten Investment-Grade Not prime (NP) Überragende Qualität, sehr hohe Sicherheitsmargen, um Zins- und Tilgungszahlungen fristgerecht zu leisten Finanzstärkerating für Banken fokussiert auf die innere Stärke Das Individual-Rating von Fitch stellt wie das Bank-Financial-Strength-Rating (BFSR) von Moody's den Versuch dar, die Bank so zu bewerten, als ob sie unabhängig wäre und sich nicht auf externe Unterstützung verlassen könnte. Das Individual-Rating soll angeben, wie stark die Bank Risiken ausgesetzt ist und wie sie diese steuert. Außerdem soll es eine Aussage darüber treffen, ob die Bank in Schwierigkeiten geraten könnte beziehungsweise eine Wahrscheinlichkeit dafür angeben, dass sie Unterstützung benötigt. Die Noten gehen wie bei Moody’s von A bis E. Durch die Bezeichnungen A/B, C/D, D/E können von Seiten der Analysten Abstufungen vorgenommen werden. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 27 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Finanzstärkeratings der Agenturen Moody’s und Fitch für Banken Moody’s Fitch Bank-FinancialStrength-Rating Individual Ratings A A A- Außergewöhnliche Finanzkraft A/B B+ B B Starke Finanzkraft BB/C C+ C C C- Gute Finanzkraft, Probleme in einigen Teilbereichen möglich C/D D+ D D D- Angemessene Finanzkraft, aber anfällig gegenüber negativer Entwicklung der fundamentalen Rahmendaten D/E E+ E E Sehr schwache Finanzkraft; hohe Wahrscheinlichkeit, dass externe Unterstützung benötigt wird F In Zahlungsverzug Bei Versicherungen wird die Fähigkeit, die vorrangigen Verpflichtungen der Versicherungsnehmer termingerecht begleichen zu können, als Finanzkraftrating (Insurance Financial Strength Rating (IFSR)) bezeichnet. Wegen der Vorrangigkeit fällt das Finanzkraftrating bei Versicherungen regelmäßig besser oder mindestens gleich gut aus wie das für den Kapitalmarkt relevante Emittentenrating. Finanzkraftrating von Versicherungen Ausfall- und Übergangswahrscheinlichkeiten Ausfallwahrscheinlichkeiten Mit jeder Ratingkategorie verbindet sich zugleich die Vorstellung einer bestimmten Ausfallwahrscheinlichkeit: Je schlechter das Rating, desto höher, so die Überlegung, das Risiko. Unter einem Zahlungsausfall (Default) verstehen die Agenturen das erstmalige Auslassen einer Zins- oder Tilgungszahlung, einen Konkurs oder Vergleichbares sowie eine aus Zahlungsschwierigkeiten resultierende Umschuldung zur Verminderung der finanziellen Verbindlichkeiten. Im Kalenderjahr 2008 traten solche Defaults laut Moody’s bei insgesamt 101 (2007: 18) Emittenten von Unternehmensanleihen auf, die zu Jahresbeginn ein Rating aufgewiesen hatten. Diese Zahlungsausfälle betrafen ein ausstehendes Anleihevolumen von 238,6 (2007: 4,5) Mrd. US-Dollar. Die am stärksten betroffene Branche war hierbei der Finanzsektor. Den Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 weist Moody´s als den größten Default der Geschichte aus. Der Zahlungsausfall betrifft Forderungen in Höhe von 120,2 Mrd. US-Dollar. Rating indiziert Ausfallerwartung Die Ratingagenturen veröffentlichen regelmäßig Statistiken über die Ausfallwahrscheinlichkeiten nach Ratingklassen. Die Daten beziehen sich in der Regel auf Unternehmensanleihen, aber auch für souveräne Staaten gibt es inzwischen derartige 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 28 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Statistiken der Ratingagenturen. Diese sind aufgrund der relativ schmalen Datenbasis allerdings weniger aussagekräftig als die entsprechenden Tabellen für private Schuldner. Generell sollten die Ausfallwahrscheinlichkeiten für Emittenten, die zwar aus unterschiedlichen Marktsegmenten stammen, aber in einer Ratingklasse liegen, auf längere Sicht nicht allzu stark voneinander abweichen. Bei Unternehmensschuldnern weist zum Beispiel Moody's für die 26 Jahre von 1983 bis 2008 für Emittenten, die das jeweilige Jahr mit einem Rating von Aaa begannen, innerhalb des betreffenden Jahres keine Zahlungsausfälle aus. Im Aa-Segment fielen 0,019% der Schuldner oder von 10.000 Emittenten durchschnittlich zwei aus, bei A-Emittenten waren es durchschnittlich zweieinhalb, und bei den Baa-Schuldnern gab es 18 Ausfälle auf 10.000. Das zeigt, dass sich die Ausfallwahrscheinlichkeiten bei Investment-Grade-Adressen nicht sehr stark voneinander unterscheiden, auch wenn diese erwartungsgemäß mit schlechterem Rating ansteigen. Wie die Definitionen für die Ratingklassen zeigen, spielen im Investment-Grade Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld die entscheidende Rolle. Ab Ba, dem Beginn des Non-Investment-Grade, aber steigen die Ausfallraten sprunghaft an. Von den zu einem Jahresbeginn mit Ba bewerteten Emittenten fielen von 10.000 immerhin schon 115 aus, bei B-Adressen waren es 433, bei Schuldnern aus der Kategorie Caa 1373 und bei Ca-C war es knapp jeder Dritte, bei dem es in den nächsten zwölf Monaten zu Zahlungsausfällen kam. Historische Daten Jährliche Ausfallraten von Unternehmensschuldnern (1983 – 2008) 32,95 35,0 30,0 in % Non-InvestmentGrade Investment-Grade 25,0 20,0 13,73 15,0 10,0 5,0 0,0 0 0,019 0,026 0,182 1,15 Aaa Aa A Baa Ba 4,33 B Caa Ca-C Quelle: Moody’s, Februar 2009 Die kumulierte Ausfallwahrscheinlichkeit gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls innerhalb eines definierten Zeitraumes von mehr als einem Jahr nach der Feststellung eines bestimmten Ratings ist. Sie steigt naturgemäß mit der Länge des Betrachtungszeitraumes an. So fallen von 100 Emittenten, die zum Startzeitpunkt mit Ba eingestuft werden, in den nachfolgenden zwölf Monaten durchschnittlich 1,15 aus. Auf fünf Jahre bezogen sind es schon 10,48, und auf zehn Jahre 18,74. Während souveräne Staaten zwar zahlungsunfähig werden können, nach einer Umschuldung aber in der Regel wieder am Kapitalmarkt in Erscheinung treten, ist das bei Unternehmen nicht zwingend der Fall. Diese werden nach einer Insolvenz häufig zerschlagen und verschwinden vom Markt. 1)2)3)4)5)6) Kumulierte Ausfallraten Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 29 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Kumulierte Ausfallraten 1983-2005 (Unternehmen) 80 5 Aaa 4 Aa A Ba Baa B Caa Ca-C 60 3 in % in % Kumulierte Ausfallraten 1983-2008 (Unternehmen) 2 40 20 1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Jahre Quelle: Moody’s, Februar 2009 0 1 2 3 4 5 6 Jahre 7 8 9 10 Quelle: Moody’s, Februar 2009 Ratingveränderungen und Übergangswahrscheinlichkeiten Ein Rating will die längerfristige Zahlungsfähigkeit eines Emittenten beurteilen, es ist aber immer nur eine Einschätzung auf Basis der aktuell verfügbaren Informationen. Neue Nachrichten oder ein verändertes wirtschaftliches Umfeld können zu einer geänderten Beurteilung führen. Damit kann das Rating eines Unternehmens oder Staates im Laufe der Zeit durchaus gravierenden Veränderungen unterworfen sein. Russlands Rating beispielsweise hatte sich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre zunächst kontinuierlich verschlechtert, 1998 trat sogar ein teilweiser Zahlungsausfall ein. Seitdem hat sich die Bonität wieder deutlich verbessert und liegt bei S&P seit Januar 2005 (Moody’s seit Oktober 2003, Fitch seit November 2004) wieder im Investment-Grade-Bereich. Zeitpunktbeurteilung Ratings im Zeitablauf A ABBB+ BBB BBBBB+ BB BBB+ B BCCC+ CCC CCCSD Russland Lehman Brothers 01/97 01/98 01/99 01/00 01/01 01/02 01/03 01/04 01/05 01/06 01/07 01/08 01/09 Quelle: Bloomberg Im Gegensatz dazu verschwinden die Rating-Einstufungen von insolventen Unternehmensschuldnern meist geraume Zeit nach dem Zahlungsausfall von den Rating-Listen der Agenturen. Bei der US-Investmentbank Lehman Brothers trat die Insolvenz am 15. September 2008 ein. S&P zog zehn Tage später, Fitch sechs Wochen und Moody’s drei Monate später das Rating zurück. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 30 PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 DZ BANK Beispiele für Zahlungsausfälle 120 in % 100 140 teilweiser Zahlungsausfall 100 80 60 RUSSIA 1997 10% 26/06/07 S - 40 20 1997 Quelle: Datastream Insolvenz per 15.9.2008 120 in % 140 80 60 LEHMAN BROS.HDG. 1995 8 1/2% 01/08/15 DEFAULT - 40 20 0 1999 2001 2003 2005 2007 01/05 01/06 01/07 01/08 01/09 Quelle: Datastream Ein Musterbeispiel für Ratingkonstanz bot bis vor kurzem der amerikanische Konzern General Electric. Standard & Poor’s hat General Electric seit mehr als 18 Jahren mit der Bestnote AAA eingestuft. Erst Mitte März 2009 wurde das Rating um eine Stufe auf AA+ abgesenkt. Mit den so genannten Übergangswahrscheinlichkeiten wird angegeben, mit welcher Wahrscheinlichkeit das Rating eines Emittenten nach Ablauf eines bestimmten Zeitraums (beispielsweise ein Jahr) in einer bestimmten Ratingklasse liegt, nachdem es zuvor in einer bestimmten, gegebenenfalls anderen, Ratingklasse gelegen hatte. In der nachfolgenden Tabelle haben wir die von Standard & Poor´s über einen Zeitraum von 1981 bis 2008 erhobenen Daten für Unternehmensschuldner dargestellt. Die in der Diagonalen aufgeführten, fett hervorgehobenen Werte geben die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass das Rating nach Ablauf eines Jahres noch in derselben Ratingklasse liegt. So liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein mit einem A-Rating eingestufter Schuldner auch nach Ablauf eines Jahres noch in dieser Ratingklasse liegt, bei 87,19%. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,04% verbessert er sein Rating auf AA, während das Risiko, in den BBB-Bereich abzurutschen, bei 5,35% liegt. Das Risiko, dass eine mit A eingestufte Anleihe innerhalb von zwölf Monaten ausfällt, liegt nach den Daten von S&P im Zeitraum von 1981 bis 2008 bei 0,08%. Bei 4,72% der Emittenten liegt nach Jahresfrist kein Rating mehr vor (NR englisch: not rated). Die Übersicht zeigt zudem, dass Speculative-Grade-Emittenten eine geringere Beständigkeit in ihren Rating-Einstufungen aufweisen als ihre Pendants aus dem Investment-Grade-Segment, die mit Wahrscheinlichkeiten zwischen 84 und gut 88% auch nach Ablauf eines Jahres ein unverändertes Rating aufweisen. 1)2)3)4)5)6) Übergangswahrscheinlichkeiten Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 31 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Durchschnittliche Einjahres-Übergangswahrscheinlichkeiten, 1981-2008 (in %) auf von AAA AA A BBB BB B CCC/C D NR AAA 88,39 7,63 0,53 0,06 0,08 0,03 0,06 0,00 3,23 AA 0,58 87,02 7,79 0,54 0,06 0,09 0,03 0,03 3,86 A 0,04 2,04 87,19 5,35 0,40 0,16 0,03 0,08 4,72 BBB 0,01 0,15 3,87 84,28 4,00 0,69 0,16 0,24 6,60 BB 0,02 0,05 0,19 5,30 75,74 7,22 0,80 0,99 9,68 B 0,00 0,05 0,15 0,26 5,68 73,02 4,34 4,51 12,00 CCC/C 0,00 0,00 0,23 0,34 0,97 11,84 46,96 25,67 14,00 Quelle: Standard & Poor’s, März 2009 Rückzahlungsquote Mit einem Zahlungsausfall ist nur in sehr seltenen Fällen alles verloren. Nimmt der Schuldner seine Zahlungen wieder auf, entsteht kein Verlust, wenn die Zeit des Zahlungsverzugs verzinst wird. Geht der Schuldner in Konkurs, erhält der Gläubiger mögliche Zahlungen aus der Liquidationsmasse; erfolgt eine Umschuldung, bekommt er für seine alten Anleihen neue Papiere. Auch hier veröffentlichen die Ratingagenturen Durchschnittszahlen, die nach der schuldrechtlichen Stellung der Emission differenziert werden. Hierbei wird unterschieden, ob die Anleihen bei einem Zahlungsausfall zuerst (senior) oder nach anderen Anleihen (subordinated) bedient werden. Bei staatlichen Emittenten erfolgen in der Regel Umschuldungsverhandlungen, bei denen den Gläubigern ein partieller Verzicht auf ihre Forderungen abgerungen wird. Der Prozentsatz einer Forderung (Barwert aus Nominalbetrag und Zinsen), den der Investor wiedererlangt, wird als Rückzahlungsquote (recovery rate) bezeichnet. Rückzahlungsquote nach Zahlungsausfällen Durchschnittliche Rückzahlungsquoten nach Rangstellung der Anleihen (2008) 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 57,98% 33,80% senior secured senior unsecured 23,02% 23,56% senior subordinated subordinated Quelle: Moody’s, Februar 2009 Die Rückzahlungen können sich im Einzelfall über viele Jahre erstrecken. Da die Rückzahlungsquote damit oft erst viele Jahre nach Erklärung des Zahlungsausfalls feststeht, wird in der Praxis als Recovery-Rate häufig auch der am Markt festgestellte Kurswert einer Anleihe 30 Tage nach Erklärung des Zahlungsausfalls bezeichnet. Die Streubreite für die 1)2)3)4)5)6) Exakte Rückzahlungsquote oft erst nach vielen Jahren zu ermitteln Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 32 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Rückzahlungsquoten ist recht hoch. Erwartungsgemäß weisen Emittenten, die ein Jahr vor ihrem Zahlungsausfall ein Investment-Grade-Rating aufwiesen, eine durchschnittlich höhere Rückzahlungsquote auf als die schwächer eingestuften Emittenten. Die durchschnittliche Rückzahlungsquote für Investment-Grade-Emittenten ermittelt Moody´s für den Zeitraum von 1982 bis 2008 mit 42,05%, während selbige für Speculative-Grade-Emittenten bei 36,26% lag. Durchschnittliche Rückzahlungsquoten: 42% bei InvestmentGrade-, 36% bei SpeculativeGrade-Emittenten Erfahrungen am Markt für Auslandsanleihen In Deutschland war die Frage nach der Bonität jahrzehntelang unwichtig, teilten sich doch Öffentliche Hand und Pfandbriefemittenten den Inlandsrentenmarkt nahezu vollständig. Nur bei DM-Auslandsanleihen gab es Schuldner mit schlechteren Bonitäten: staatliche Emittenten aus Emerging-Markets-Ländern und Unternehmen. Hochsolvente Inlandsschuldner Auslandsanleihen von Emerging Markets 1958 wurde in Deutschland der Markt für Auslandsanleihen wiedereröffnet, und bis zum Jahresbeginn 2000 wurde keine Anleihe eines staatlichen Schuldners zahlungsunfähig. Bei zwischenzeitlichen Zahlungsengpässen gingen die konsortialführenden Banken in Vorlage, wie im Fall des Irans oder einzelner südamerikanischer Emittenten. Mit dem Zahlungsausfall der Ukraine am 28. Februar 2000 auf die ein Jahr später fällige DM-Anleihe änderte sich diese Situation grundlegend. Die Investoren mussten im Rahmen der Umschuldung auf rund 50% des Nominalwertes ihrer alten Anleihen verzichten. Trotzdem konnte die Umschuldung für einen großen Teil der Anleihen innerhalb einer relativ kurzen Zeit abgeschlossen werden. Das Land wird von den Ratingagenturen derzeit mit B1/CCC+/B eingestuft. Anfang 2002 folgte der Zahlungsausfall Argentiniens. Hier hat im Jahresverlauf 2005 die Umschuldung stattgefunden. Der Umschuldung haben Anleiheinhaber zugestimmt, die rund 74% des ausstehenden Volumens auf sich vereinigen und die mit ihrer Zustimmung auf 67% des ursprünglichen Nominalwertes verzichteten. Diese Gläubiger haben neue langlaufende Anleihen erhalten. Ob es auch zu einer Entschädigung derjenigen Gläubiger kommen wird, die das Umschuldungsangebot der argentinischen Regierung nicht angenommen haben und noch Alt-Anleihen im Nominalwert von 22 Mrd. US-Dollar halten, ist noch offen. Bis Jahresbeginn 2000 keine Ausfälle auf DM-denominierte Auslandsanleihen staatlicher Schuldner 2000: Ukraine fällt aus Argentinien folgt 2002 und schuldet 2005 um Argentinien fällt 2002 aus 120 ARGENTINA 2000 10 1/4% 26/01/07DEFAULT - DEFAULT PRICE 100 80 Zahlungsausfall 60 40 20 01/00 01/01 01/02 01/03 01/04 01/05 01/06 Quelle: Datastream 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 33 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Trotz der geringen Anzahl von Ausfällen auf die Bedienung von Eurobonds ist die Liste der Zahlungsausfälle staatlicher Schuldner in Fremdwährung lang: Viele Zahlungsausfälle – In den fünfziger Jahren konnten (oder wollten) zwei Länder (Argentinien 1956, Türkei 1959) ihre Auslandsschulden nicht mehr bedienen; – in den sechziger Jahren waren es acht Länder (Argentinien, Brasilien, Türkei, Chile, Indonesien, Ghana, Peru, Indien); insgesamt gab es 14 Umschuldungsprogramme; – in den siebziger Jahren stieg die Zahl auf 25 Länder, darunter erstmals ein Land, das ein Milliardenvolumen umschuldete; – in den achtziger Jahren waren es dann 54 Staaten (1988), fast ein Drittel aller Länder der Welt, von denen manche mehrmals betroffen waren, die ihre Auslandsschulden nicht bedienen konnten; das Volumen erreichte 241 Mrd. US-Dollar (1989); – in den neunziger Jahren waren in der Spitze (1992) 58 Staaten zeitweise oder andauernd in Zahlungsverzug. Der Fokus verschob sich auf Osteuropa, Südostasien und Afrika. In der zweiten Dekadenhälfte trat eine gewisse Beruhigung ein, insgesamt blieben der Londoner Club (der Banken) und der Pariser Club (der öffentlichen Gläubiger) aber keineswegs unbeschäftigt. Die Anleihegläubiger waren davon aber nahezu unberührt. In der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts fielen weltweit weniger als 20 Emissionen staatlicher Schuldner in Fremdwährung aus, überwiegend waren es kurzfristige Papiere und keines davon in DM. Das lag vor allem daran, dass der Großteil der Auslandsschulden der Länder in Zahlungsverzug staatliche Kredite oder Bankkredite waren. Nur ein kleiner Teil war in Anleihen verbrieft und konnte deshalb aus den Umschuldungen ausgeklammert werden. Das Ausfallrisiko und die Ausfallkosten (Zinserleichterungen, Schuldenstreichungen, Laufzeitenprolongation) trugen supranationale Institutionen wie der Internationale Währungsfonds, andere Staaten oder Geschäftsbanken. Ausfälle waren lange Zeit auf Bankkredite beschränkt Inzwischen ist der Anteil der verbrieften Verbindlichkeiten (Anleihen) an den gesamten staatlichen Auslandsschulden aber sehr stark gestiegen. Für einige Länder liegt er über 80%. Damit wird, wie das Beispiel des schon in der Vergangenheit an den Anleihemärkten sehr aktiven Schuldners Argentinien zeigt, ein Ausklammern der Anleihen aus künftigen Umschuldungsverhandlungen kaum noch möglich. Schon die Zahlungsausfälle Ecuadors und Pakistans in den Jahren 1998 und 1999, betroffen waren hier US-Dollaranleihen, hatten den Blick vieler Anleger für mögliche Ausfallrisiken geschärft. Mit den Zahlungsausfällen der Ukraine und Argentiniens ist die „risikolose“ Zeit für EuroStaatsanleihen minderer Bonität aber definitiv beendet. Risiko steigt mit Verbriefung DM- und Euro-Unternehmensanleihen Schon Mitte der achtziger Jahre entdeckten Unternehmen den Anleihenmarkt als interessante Refinanzierungsquelle. Vor allem Optionsanleihen standen bei den Anlegern hoch im Kurs. Die meisten Emissionen verfügten damals über kein Rating. Geprägt von der hohen Bonität inländischer Anleihen, fehlte den Investoren in Deutschland weitgehend der Sinn für Bonitätsunterschiede und Ausfallrisiken. Das änderte sich mit Beginn der neunziger Jahre, als eine Reihe von DM-Auslandsanleihen des Unternehmenssektors ausfiel, wie Bond Corporation, Maxwell, Heron, Polly Peck, National Home Loan, Hafnia oder Fokker. Die Rückzahlungsquoten (als Barwert, bezogen auf die gesamten Zahlungsansprüche aus der Anleihe) dürften zwischen 5 und maximal 25% gelegen haben, nur National Home Loan, 1)2)3)4)5)6) Erfahrungen mit Ausfällen bei Unternehmensanleihen Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 34 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 eine britische Bausparkasse, bediente Zins und Tilgung zu 100%. In einigen Fällen ist auch nach zehn Jahren der Liquidationsprozess nicht abgeschlossen. Nach diesen Ausfällen kam der Markt für Unternehmensanleihen in Europa nahezu zum Erliegen. Erst zum Ende der neunziger Jahre, insbesondere mit Beginn der Europäischen Währungsunion 1999, stieg das Emissionsvolumen wieder deutlich an. Der Markt für Eurodenominierte Unternehmensanleihen hat sich seither für institutionelle und private Anleger zu einer interessanten Ergänzung der Angebotspalette entwickelt. Größere Ausfälle wie bei Enron (2002) und Parmalat (2003) blieben jedoch nicht aus. Mit Beginn der Europäischen Währungsunion entsteht das Segment der Unternehmensanleihen neu Bankanleihen In Verlauf der Finanzkrise im Zuge der Subprime-Wirren gerieten im Jahr 2008 verstärkt Finanzinstitute in Schieflagen. Mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im September 2008 ereignete sich der bislang größte Default. Hinzu kamen weitere große Finanzinstitute wie Washington Mutual und die drei großen isländischen Banken: Kaupthing, Glitnir und Landsbanki. Eine Vielzahl weiterer Finanzinstitute konnte nur durch eine Reihe von staatlichen Rettungspaketen vor drohender Insolvenz bewahrt werden. Wertentwicklung nach Marktsegmenten (FTSE-Indizes) 170 160 150 140 130 120 110 100 90 Staatsanleihen Euro-Zone Emerging Markets Unternehmensanleihen Pfandbriefe 01/00 01/01 01/02 01/03 01/04 01/05 01/06 01/07 01/08 01/09 Quelle: Datastream Fazit Anleihen staatlicher Schuldner aus Emerging-Markets-Ländern und Unternehmensanleihen versprechen auf längere Sicht einen höheren Ertrag als EWU-Staatsanleihen oder Pfandbriefe. Der Preis hierfür ist eine größere Schwankungsanfälligkeit des Ertrags, insbesondere bei den Anleihen von Emittenten minderer Qualität. Man sollte sich daher immer vor Augen halten: Der Renditeaufschlag, den ein Anleiheschuldner bieten muss, ist vor allem Ausdruck seiner Bonität, also seiner Fähigkeit, zukünftig allen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Das Rating beschreibt die Bonität und indiziert damit zugleich die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls. Es kann sich im Zeitablauf verbessern oder verschlechtern; dies sollte bei jeder Anlageentscheidung berücksichtigt werden. Eine regelmäßige Überprüfung der Bonitätseinschätzung ist daher unabdingbar. Zugleich ist eine Streuung der Risiken im Depot unbedingt zu empfehlen. 1)2)3)4)5)6) Rating und Ratingentwicklung beachten Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 35 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Teil 4: Wechselkurs-, Liquiditäts- und Kündigungsrisiken Das Wechselkursrisiko Definition Ein Wechselkursrisiko bezeichnet die aus der Unsicherheit über zukünftige Währungsentwicklungen entstehenden Risiken. Anleger sind einem Wechselkursrisiko ausgesetzt, wenn sie auf eine fremde Währung lautende Wertpapiere halten. Durch eine Aufwertung des Euro (Abwertung der Auslandswährung) verlieren in Euro bewertete ausländische Vermögenspositionen an Wert. Wechselkursrisiko: Verluste durch abwertende Währungen Von der Preis- zur Mengennotierung Grundsätzlich gibt der nominale Wechselkurs an, in welchem Verhältnis die Währung eines Landes gegen eine andere Währung getauscht werden kann. Hierzulande galt zu Zeiten der Deutschen Mark die Preisnotierung (direkte Notation). Die Preisnotierung gibt den Preis für eine Einheit der Fremdwährung in der heimischen Währung an. Beispielsweise lag im Sommer 1998 der Preis für einen US-Dollar bei etwa 1,80 DM. Mit der Einführung des Euros ist auf die Mengennotierung (indirekte Notation) umgestellt worden. Nun gibt der Marktpreis an, wie viele US-Dollar und US-Cents mit einem Euro erworben werden können. Die „unschöne“ Begleiterscheinung dieser Darstellung des Wechselkurses in Mengennotierung ist, dass positive Änderungsraten eine Abwertung der Auslandswährung bedeuten, negative Änderungsraten dagegen eine Aufwertung der Auslandswährung gegenüber dem Euro anzeigen. Bei der nunmehr üblichen Mengennotierung steigt bei einer beispielhaften Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar um 20% der Wechselkurs von einem USD/Euro auf 1,20 USD/Euro (nachfolgende Grafik rechts). Die Abwertung des US-Dollars wird über die Preisrelation Euro je US-Dollar berechnet. 1,20 USD / Euro = 0,83 Euro / USD Die Abwertung von einem Euro/USD auf 0,83 Euro/USD beträgt 16,7%. Bei der Preisnotierung zu DM-Zeiten hätte eine 20%ige Abwertung des Dollars bedeutet, dass der Gegenwert eines US-Dollars von 1,80 DM auf 1,44 DM fällt. Zu D-Mark-Zeiten lag die Preisnotierung vor Die Mengennotierung besteht seit Einführung des Euro Der US-Dollar wertet gegenüber der D-Mark… Der US-Dollar wertet gegenüber dem Euro… 1,90 1,80 1,70 1,60 1,50 1,40 1,30 US-Dollar je Euro 1,40 Abwertung des US-Dollar 1,20 Aufwertung des US-Dollar Aufwertung des US-Dollar Abwertung des US-Dollar 1,00 0,80 1994 Quelle: Datastream 1)2)3)4)5)6) 1,60 DM je US-Dollar 1995 1996 1997 1998 1999 1999 2001 2003 2005 2007 2009 Quelle: Datastream Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 36 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Zur Jahreswende 1998/99 lag der US-Dollar-Wechselkurs bei 1,65 DM. Die Deutsche Mark trat der Europäischen Währungsunion zu diesem Zeitpunkt mit einem Umrechnungskurs von 1,95583 DM/Euro bei. Dividiert man den Beitrittskurs von 1,95583 DM/Euro durch die Währungsrelation 1,65 DM/USD, ergibt dies die US-Dollar/Euro-Bewertung von 1,18 USDollar/Euro, mit der die Gemeinschaftswährung in die Währungsunion gestartet ist. Einfluss des Wechselkurses auf die Gesamtperformance Bei Engagements am Rentenmarkt des Euro-Währungsraumes bieten namentlich die erzielbaren Renditen von Anleihen einem Anleger eine Entscheidungsgrundlage, sich für oder gegen den Kauf einer Anleihe zu entscheiden. Stehen neben Euro-Titeln auch Anleihen in fremder Währung zur Disposition, kommt neben der Anleiheperformance die Währungsentwicklung als wesentlicher Einflussfaktor zum Tragen. Der Einfluss der Währungskomponente auf die Gesamtperformance sollte nicht unterschätzt werden. Die Zahlungen, die ein Anleger während der Laufzeit der Fremdwährungsanleihe in Fremdwährung bezieht – die Kupons und die Rückzahlung – werden zum jeweiligen Wechselkurs getauscht. Diese Zahlungen ergeben in Abhängigkeit vom jeweiligen Devisenkurs einen niedrigeren oder höheren Geldbetrag in der Referenzwährung. Um dieses Wechselkursrisiko transparenter zu machen, koppeln wir die tatsächliche Wechselkursentwicklung des US-Dollar zum Euro (siehe nachfolgende Grafik) beispielhaft an zwei Anleihenengagements. In beiden Beispielfällen soll ein im heimischen Währungsraum ansässiger Anleger eine dreijährige US-Dollar-Anleihe im Nominalwert von 100 US-Dollar zum Emissionspreis von 100% erwerben und diese bis zum Rückzahlungstermin halten. Der Kupon soll in beiden Fällen 5% betragen und jährlich zufließen. Im Beispiel 1 erwirbt der Anleger die US-Dollaranleihe am 1.1.1999 zu einem Wechselkurs von 1,18 USD/Euro. Die Wechselkursentwicklung dominiert häufig die Gesamtperformance eines Fremdwährungsengagements US-Dollar je Euro 1,60 1,50 1,35 1,40 1,26 1,30 1,20 1,18 1,10 1,05 1,01 0,93 1,00 0,90 0,88 0,80 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Datastream 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 37 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Beispiel 1: Aufwertungsphase des US-Dollar Datum der Zahlungsströme Wechselkurs USD je Euro (Grafik) 01.01.1999 01.01.2000 01.01.2001 01.01.2002 1,18 1,01 0,93 0,88 Zahlungsströme in US-Dollar Kauf 1. Kuponzahlung 2. Kuponzahlung 3. Kupon- und Rückzahlung Rendite Euro Die beiden Beispiele zeigen Wohl und Wehe eines Wechselkursverlaufes auf -100 -84,75 5 4,95 5 5,38 105 119,32 5% 15,98% Zum Erwerb eines Nominalwertes von 100 US-Dollar ist unserem Beispiel am 1.1.1999 ein Gegenwert von 84,75 (=100/1,18) Euro zu entrichten gewesen. Der erste Kupon in Höhe von 5 USD wird am 1.1.2000 gezahlt und fließt dem Anleger mit einem Gegenwert von 4,95 Euro zu. Die Rendite des Gesamtengagements beträgt in der Anlagewährung, dem US-Dollar, unmittelbar ersichtlich 5%. Auf Eurobasis ermittelt sich eine Rendite von 15,98%, von der knapp 11% alleine aus der Währungskomponente resultieren. Beispiel 2: Abwertungsphase des US-Dollar Datum der Zahlungsströme Wechselkurs USD je Euro (Grafik) Zahlungsströme in Kauf 01.01.2002 0,88 -100 -113,64 1. Kuponzahlung 2. Kuponzahlung 3. Kupon- und Rückzahlung Rendite 01.01.2003 01.01.2004 01.01.2005 1,05 1,26 1,35 5 5 105 5% US-Dollar Euro 4,76 3,97 77,78 -9,11% Im Beispiel 2 investiert der Anleger das frei gewordene Kapital unmittelbar wieder in eine US-Dollar-Anleihe gleicher Ausstattung. Für den Kauf des Nominalwertes von 100 US-Dollar ist bei einem Wechselkurs von 0,88 USD/Euro nunmehr ein Gegenwert von 113,64 Euro zu entrichten. Mit der Jahreswende 2001/2002 tritt der US-Dollar, nun zum Leidwesen des Anlegers, in eine länger anhaltende und ausgeprägte Abwertungsperiode zum Euro ein. Bis zur Endfälligkeit wertet der Euro gut 53% gegenüber dem US-Dollar auf (der US-Dollar büßt knapp 35% seines Wertes zur Gemeinschaftswährung ein). Vom ursprünglichen Kapitaleinsatz von 113,64 Euro fließen dem Anleger auf Eurobasis nur 86,51 Euro zurück. Die Rendite dieses Engagements ist mit -9,11% deutlich negativ. Wechselkursunsicherheiten können, wie die beiden an dem tatsächlichen Wechselkursverlauf Euro/US-Dollar angelehnten Beispiele demonstrieren, sowohl als Chance als auch als Risiko aufgefasst werden. Einerseits ermöglichen sie Marktakteuren Zusatzgewinne, andererseits gefährden sie deren Rendite und führen zu Verlusten, wenn sich der Wechselkurs aus Investorensicht in die ungewünschte Richtung bewegt. Wechselkursunsicherheiten bieten Chancen als auch Risiken Zu einer besseren Einschätzung, in welchen Dimensionen sich die Erträge, aber auch die Verluste bei Fremdwährungsanleihen bewegen, kann die durchschnittliche Performance an den Rentenmärkten des Kalenderjahres 2008 Aufschluss geben. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 38 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Durchschnittliche Rentenmarktperformance im Jahre 2008 In nationaler Währung Währungsperformance In Euro Land Japan Schweiz Vereinigte Staaten Euro-Raum Schweden Australien Ungarn Kanada Türkei Polen Neuseeland Mexiko Norwegen Südafrika Großbritannien 3,59% 9,83% 13,90% 12,59% 15,07% 20,27% 3,14% 12,07% 19,00% 8,05% 17,63% 9,24% 10,84% 16,75% 12,26% 30,75% 11,43% 5,78% ----13,14% -17,35% -4,86% -15,00% -20,03% -13,48% -21,36% -17,11% -18,38% -23,24% -23,01% 35,44% 22,38% 20,48% 12,59% -0,05% -0,59% -1,88% -4,74% -4,83% -6,51% -7,49% -9,44% -9,53% -10,39% -13,57% Quelle: Datastream, eigene Berechnungen Im Umfeld einer weltweiten konjunkturellen Abwärtsbewegung haben sich die Kapitalmarktrenditen im Verlauf des Jahres 2008 bis auf wenige Ausnahmen (Ungarn und Mexiko) zurückgebildet und den nationalen Rentenmärkten überwiegend gute Erträge beschert. Zehn der fünfzehn Märkte haben im betreffenden Jahr sogar Erträge von mehr als 10% erzielt. Mit Blick auf die Staatsanleihenmärkte war das Jahr 2008 ein überdurchschnittlich gutes Rentenjahr, zumindest wenn man die Wechselkursentwicklungen nicht mit ins Kalkül zieht. Die Wechselkursverläufe spiegeln zuvorderst die im Zuge der sich verschärfenden Finanzkrise angestiegene Risikoaversion wider; viele Devisen haben auf breiter Front gegenüber dem Euro abgewertet. Lediglich der Schweizer Franken und der US-Dollar konnten sich als Währungen der „sicheren Anlagehäfen“ zum Euro behaupten. Der Yen konnte seine Gewinne gegenüber der Gemeinschaftswährung sogar stark ausbauen, was daran lag, dass er als klassische Finanzierungswährung massiv von der Rückführung dieser Finanzierungstransaktionen profitiert hat. Da das Krisenjahr 2008 mit ungewöhnlich scharfen Wechselkursabwertungen einherging, blieben positive Erträge auf Euro-Basis neben dem heimischen Markt auf Yen-, Franken- und US-Dollar-Anleihen beschränkt. Wechselkursverläufe haben dominante Einflüsse auf die Erträge von Fremdwährungsengagements Diese Beispiele zeigen sehr schlagend den häufig dominanten Einfluss der Wechselkursentwicklung auf den Ertrag eines Fremdwährungsengagements. Anleger sollten daher dem Währungsaspekt besondere Aufmerksamkeit widmen, denn die an den Fremdwährungsrentenmärkten häufig erzielbaren Renditeaufschläge (Beispiele: Australien, Türkei) können schnell durch Wechselkursverluste aufgezehrt werden und zu Verlusten werden, zum Teil zu erheblichen Verlusten. Attraktive Erträge winken hingegen bei denjenigen Fremdwährungsengagements, bei denen während der Betrachtungsperiode die zumeist höheren Kuponerträge (und gegebenenfalls Kursgewinne) mit aufwertenden Währungen einhergehen. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 39 PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 DZ BANK Wechselkursvolatilitäten Fremdwährungsengagements, die an Rentenmärkten eingegangen werden, an denen die schwankungsintensiveren Währungen beheimatet sind, bergen erhöhte Verlustrisiken. Die nachfolgenden Grafiken zeigen mit dem südafrikanischen Rand und der türkischen Lira zwei gegenüber dem Euro schwankungsintensivere Wechselkursverläufe und mit dem schweizer Franken und insbesondere mit der dänischen Krone zwei schwankungsärmere Wechselkurse. Zur besseren Veranschaulichung wurden die Wechselkursverläufe zum Euro auf einen Startwert von 100 indexiert. Zu beachten sind insbesondere die unterschiedlichen Skalierungen der Größenachsen. Je schwankungsintensiver ein Wechselkurs desto höher das Anlagerisiko Wechselkursschwankungen zum Euro Stark schwankende Wechselkurse 400 350 300 250 200 150 100 Euro (als Basis) Schwankungsarme Wechselkurse südafr. Rand türk. Lira 110 Euro (als Basis) dänische Krone schweizer Franken 105 100 95 2001 2002 2003 2004 2005 Quelle: Datastream 2006 2007 2008 2009 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Datastream Insbesondere Anleger, die in den zurückliegenden Jahren Engagements in der türkischen Lira eingegangen sind, waren mit erheblichen Wechselkursrisiken konfrontiert. Bezogen auf den Wert Anfang Januar 2001 wertete sich der Euro gegenüber der türkischen Lira um über 270% auf, oder die türkische Lira gab in der Spitze gut 73% ihres Wertes zum Euro ab. Das Maß für die Schwankungsintensität eines Wechselkurses ist ihre Volatilität. Die rechnerische Ermittlung der historischen Volatilität basiert auf der Berechnung der statistischen Standardabweichung. Zur Berechnung der Standardabweichung wird zunächst der Mittelwert der beobachteten Werte ermittelt: x= 1 N N ∑x i =1 i und danach die Varianz berechnet: 2 Var = 1 N ∑ (xi − x ) N − 1 i =1 Die Standardabweichung σ ist definiert als die Quadratwurzel der Varianz. σ = Var Als Beispiel zur Berechnung der Standardabweichung soll der Wechselkursverlauf des südafrikanischen Rands gegenüber dem Euro im März 2009 verwendet werden. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 40 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Ermittlung der Standardabweichung Datum Rand je Euro xi − x ( xi − x ) 2 13,066 13,230 13,144 13,208 13,325 13,374 13,294 13,003 12,947 12,828 12,904 12,922 12,921 13,080 13,068 12,842 12,791 12,832 12,750 12,730 12,843 12,614 285,715 0,079 0,243 0,156 0,221 0,338 0,387 0,307 0,016 -0,040 -0,159 -0,083 -0,065 -0,067 0,093 0,081 -0,145 -0,196 -0,155 -0,237 -0,257 -0,144 -0,373 0,0063 0,0590 0,0245 0,0488 0,1140 0,1499 0,0940 0,0003 0,0016 0,0254 0,0068 0,0043 0,0044 0,0086 0,0066 0,0209 0,0384 0,0241 0,0563 0,0661 0,0207 0,1392 02.03.2009 03.03.2009 04.03.2009 05.03.2009 06.03.2009 09.03.2009 10.03.2009 11.03.2009 12.03.2009 13.03.2009 16.03.2009 17.03.2009 18.03.2009 19.03.2009 20.03.2009 23.03.2009 24.03.2009 25.03.2009 26.03.2009 27.03.2009 30.03.2009 31.03.2009 Summe Anzahl der Beobachtungswerte N Mittelwert ∑ (x i x 0,9201 22 12,987 − x ) = 0,9201 2 1 • 0,9201 = 0,04381 22 − 1 0,04381 = 0,209 Var = σ = 20,9% Die Wechselkursvolatilität des Rands zum Euro im März 2009 beträgt somit 20,9%. Innerhalb eines Monats schwankt die südafrikanische Währung durchschnittlich zwischen knapp 80 und gut 120 Prozent ihres Mittelwertes. Je größer diese Schwankungsbreite ist, desto volatiler und damit risikoreicher ist ein Fremdwährungsengagement. Auf den Zeitraum der letzten zwölf Monate bezogen weist der Rand gegenüber dem Euro mit 23,57% nach der isländischen Krone die derzeit höchste Wechselkursvolatilität aller von uns beobachteten Währungen auf. Die Wechselkursvolatilität stellt auch eines der Basisrisiken dar, die zur Risikoklassifizierung von Fremdwährungsanleihen herangezogen werden. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 41 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Wechselkursvolatilitäten zum Euro (Stand: April 2009) Wechselkurs Einjahresvolatilität Isländische Krone Südafrikanischer Rand Japanische Yen Mexikanischer Peso Türkische Lira Australische Dollar Polnischer Zloty Neuseeländischer Dollar Ungarischer Forint US-Dollar Kanadischer Dollar Britisches Pfund Norwegische Krone Schwedische Krone Schweizer Franken 42,87 23,57 21,24 21,18 20,93 19,78 17,52 17,19 16,76 16,25 15,18 14,11 13,01 11,68 9,41 Break-even-Wechselkurs, kritischer Wechselkurs und Verlustzone Die internationalen Rentenmärkte weisen bis auf wenige Ausnahmen wie beispielsweise die Rentenmärkte der Schweiz oder Japans Renditeaufschläge zum Euro-Rentenmarkt auf. Die erhöhten Renditen bieten aus Anlegersicht einen gewissen Ertragspuffer gegenüber möglichen Wechselkursverlusten. Der Break-even-Wechselkurs gibt an, wie stark der Wechselkurs in einem betreffenden Zeitraum zum Euro abwerten kann, so dass gerade noch die Performance am heimischen Rentenmarkt erzielt wird. Am Beispiel einer zweijährigen Randanleihe ergibt sich bei einer Anleiherendite von 6,8% und 1,28% bei der korrespondierenden Bundesanleihe und dem aktuellen Wechselkurs von 12,35 südafrikanischen Rand zum Euro einen Break-even-Wechselkurs von Eine gute Entscheidungshilfe: Der Break-even-Wechselkurs 2 ⎛ 6,80 ⎞ ⎜1 + ⎟ ⎝ 100 ⎠ • 12,35 = 13,73 2 ⎛ 1,28 ⎞ ⎜1 + ⎟ ⎝ 100 ⎠ Auf Sicht von zwei Jahren kann die südafrikanische Währung somit von derzeit 12,35 Rand/Euro auf 13,73 Rand/Euro abwerten, ohne dass die zweijährigen Rand-Titel in ihrer Performance hinter denen zweijähriger Bundesanleihen von 1,28% zurückbleiben. Durch eine Aufwertung des Euro um 11,2% (10,1% Abwertung des Rand) wäre also der Renditeaufschlag der Rand-Anleihe gegenüber der Bundesanleihe aufgezehrt. Beurteilt der Anleger die Abwertung der Währung auf diese Marke als ein wahrscheinliches Szenario, ist der Kauf der Rand-Anleihe unattraktiv. Der kritische Wechselkurs beträgt 14,09 Rand/Euro und entspricht einer Euro-Aufwertung um 14,1% (Rand-Abwertung 12,3%). Bei dieser Marke entsprechen die Kapitalerträge genau den Wechselkursverlusten. Der kritische Wechselkurs errechnet sich, indem die korrespondierende Verzinsung am heimischen Rentenmarkt (1,28%) durch Null ersetzt wird. Mit einer Abwertung über den kritischen Wechselkurs hinaus beginnt die Verlustzone. Schätzt man das Erreichen des kritischen 1)2)3)4)5)6) Der kritische Wechselkurs markiert den Beginn der Verlustzone Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 42 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Wechselkurses als wahrscheinlich ein, sollten keinesfalls Käufe getätigt werden und bestehende Engagements zur Vermeidung von Verlusten verkauft werden. Wechselkurswirkungen auf die Anleiherendite Verlust 15,0 Kritischer Wechselkurs Rand/Euro 14,0 0% Rendite 1,28% Rendite 13,0 6,8% Rendite 12,0 Break-even-Wechselkurs 11,0 13,55% Rendite 15,52% Rendite 10,0 9,0 03/07 03/08 unverändert 11,2% Euro-Abwertung 03/09 11,2% Euro-Aufwertung 14,1% Euro-Abwertung 03/10 14,1% Euro-Aufwertung Quelle: Datastream, eigene Berechnungen Unter der Annahme, dass die zweijährige Rand-Anleihe aus unserem Beispiel im April 2009 erworben und bis Fälligkeit im April 2011 gehalten wird, ergeben sich je nach Wechselkursverlauf unterschiedliche Gesamterträge. Verharrt der Wechselkurs während der Laufzeit der Anleihe auf seinem Ausgangswert von 12,35 Rand je Euro (siehe blaue Zeitreihe in der Grafik), erzielt der Anleger die Anleiherendite von 6,8%. Der orange Verlauf stellt die Euro-Aufwertung um 11,2% auf den Break-even-Wechselkurs dar, die schwarze Line die Euro-Aufwertung (14,1%) auf den kritischen Wechselkurs dar. Ab dieser Marke beginnt die Verlustzone. Wertet dagegen die Anleihewährung zum Euro auf, erzielt der Anleger zusätzlich zur Anleiherendite noch Wechselkursgewinne. Im Beispiel sind die Gesamtrenditen bei spiegelbildlichen Euro-Abwertungen berechnet. Eine Abwertung um 11,2% auf 10,97 Rand je Euro (entspricht einer Rand-Aufwertung von 12,58%) beschert dem Anleger eine Gesamtrendite von 13,55%, aus einer Euro-Abwertung um 14,1% auf 10,61 Rand je Euro (Rand-Aufwertung 16,4%) resultiert eine Gesamtrendite von 15,52%. Die Ermittlung der Rendite einer Anleihe, die Wechselkursänderungen ausgesetzt ist, kann durch die Barwertmethode vorgenommen werden. Dies soll anhand des Euro-Abwertungsszenarios (-14,1%) aufgezeigt werden. In diesem Beispiel erwirbt der Anleger die zweijährige Randanleihe zu pari mit einem Kupon von 6,8% und einem Nominalwert von 100.000 Rand. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 43 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Renditeermittlung bei Wechselkursänderungen Kauf 2. Kupon und 1. Kupon Rückzahlung Datum April 2009 April 2010 April 2011 Zahlungsstrom in Rand Wechselkurs Rand/Euro Zahlungsstrom in Euro -100.000 12,35 -8.097,17 6.800 10,61 640,90 106.800 10,61 10.065,98 Werden die Zahlungsströme in Euro in die Barwertgleichung eingesetzt, ergibt sich eine Rendite von 15,52%. Wir verweisen im diesem Zusammenhang auf Teil 1 dieser Publikation. 640,90 10.065,98 + = 8.097,17 1 (15,52 / 100 + 1) (15,52 / 100 + 1)2 Die Sharpe-Ratio Das Anlagespektrum an den internationalen Rentenmärkten ist groß, und damit besteht für den Anleger ein Auswahlproblem. Weisen zwei oder mehrere zur Disposition stehende Investments vergleichbare Ertragserwartungen auf, dann sollte diejenige Anlage gewählt werden, die hierbei das geringste Risiko (Volatilität) aufweist. Häufiger ist jedoch die Situation anzutreffen, dass ein Investment zwar eine etwas geringere Rendite aufweist, jedoch auch etwas weniger risikobehaftet ist. Es ist also zu ermitteln, welches Engagement das günstigere Ertrags-/Risiko-Verhältnis aufweist. Hierbei gibt die Sharpe-Ratio Hilfestellung. Sie misst den Ertrag pro Risikoeinheit, der die risikolose Geldmarktanlage übersteigt. Die Kennzahl enthält im Zähler die über die sichere Geldmarktanlage hinausgehende erwartete Rendite (die so genannte Überschussrendite), die zur Volatilität ins Verhältnis gesetzt wird. Je größer also die Sharpe-Ratio, desto attraktiver ist das Investment. Unter der Prognose eines stabilen Wechselkurses beträgt die erwartete Performance der zweijährigen Rand-Anleihe aus unserem Beispiel 6,8%, der ZwölfmonatsEuribor liegt bei 1,8%. Die Sharpe-Ratio beläuft sich somit auf Sharpe − Ratio2 j . Südafr . Rand = Wie lassen sich Ertragserwartungen und Risiken verschiedener Investments gegeneinander abwägen? ... … Durch die Sharpe-Ratio: Je größer die Kennzahl, desto attraktiver eine Investition (0,068 − 0,018) = 0,2121 0,2357 Im Vergleich hierzu bergen Anlagen in norwegischer Krone merklich geringere Wechselkursrisiken. Allerdings bieten zweijährige Kronen-Anleihen auch lediglich eine Rendite von 2,13%. Die zugehörige Sharpe-Ratio fällt mit 0,0254 deutlich geringer aus. Sharpe − Ratio2 j . Norw. Kronen = (0,0213 − 0,018) = 0,0254 0,1301 Im Vergleich der beiden Anlagealternativen weisen die zweijährigen Rand-Anleihen das günstigere Ertrags-/Risiko-Verhältnis auf. Das Liquiditätsrisiko Definition Das Liquiditätsrisiko einer Kapitalanlage besteht für einen Anleger darin, seine Vermögenswerte nicht jederzeit zu marktgerechten Preisen verkaufen zu können. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn ein durchschnittlich großer Verkaufsauftrag (gemessen 1)2)3)4)5)6) Liquidität: Die Verfügbarkeit des Geldes Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 44 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 am marktüblichen Umsatzvolumen) zu spürbaren Kursschwankungen führt und nur auf einem niedrigeren Kursniveau abgewickelt werden kann. Dimensionen der Marktliquidität: Markttiefe und Marktbreite Grundsätzlich sind Breite und Tiefe eines Marktes die entscheidenden Kriterien für schnelle und problemlose Wertpapiertransaktionen. Ein Markt besitzt Tiefe, wenn eine Vielzahl offener Kauf- und Verkaufsaufträge zu einer Preisbildung in unmittelbarer Nähe des herrschenden Preises im Markt führt, also die Spanne von Kauf- und Verkaufspreis (Bid-/Ask-Spread) gering ist. Je weiter aber der Bid-/Ask-Spread, desto größer das Liquiditätsrisiko. Die Marktbreite stellt neben der Vielzahl an Orders auch auf das Volumen der Transaktionen ab. Geld-/Brief-Spanne ausgewählter fünfjähriger Staatsanleihen 100 87 80 50 Ticks 60 40 20 25 3 3 Vereinigte Staaten Bundesoblig.* 0 Ungarn Türkei Kolumbien Quelle: Bloomberg, Stand: April 2009 * Die Geld-/Brief-Spanne der betrachteten Bundesobligation betrug zum betrachteten Zeitpunkt 99,12 zu 99,15 und somit 3 Ticks. Genau wie Investoren ein erhöhtes Bonitätsrisiko nur zu übernehmen bereit sind, wenn ihnen dies auch über eine erhöhte Rendite abgegolten wird (Kreditrisikoprämie), müssen Anleihen mit erhöhten Liquiditätsrisiken auch entsprechende Renditeaufschläge bieten. Liquiditätsprämie als Bestandteil der Rendite Weitere Risiken Rendite Prämie für das Kreditrisiko Spread auf die Staatsanleihe Prämie für das Liquiditätsrisiko Risikoloser Zins Rendite einer Staatsanleihe Rating AAA Quelle: DZ BANK 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 45 PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 DZ BANK Die Liquidität einer Anleihe ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Diese sind neben dem Alter der Anleihe, der Restlaufzeit, und der Anzahl der Broker, die den Titel aktiv handeln, die Breite der Investorenbasis und insbesondere das Emissionsvolumen des Bonds. Die nachfolgende Grafik zeigt dies anhand der AAA-gerateten EWU-Staatsanleihen auf, die wegen ihrer geringeren Emissionsvolumina Renditeaufschläge zur laufzeitgleichen Bundesanleihe (Emissionsvolumen 24 Mrd. Euro) aufweisen. Während die Liquiditätsspreads im April 2007 noch idealtypische Werte aufwiesen, ist dieser Effekt zwei Jahre später – in den Wirren der Weltfinanzkrise – weitgehend außer Kraft gesetzt. Liquidität insbesondere vom Emissionsvolumen abhängig Liquiditätsspreads zehnjähriger Euro-Staatsanleihen (Rating AAA) auf Bund 8 April 2009 Österreich 7 Niederlande 6 Frankreich 5 4 8 9 10 11 12 Spread zur Bundesanleihe Spread zur Bundesanleihe April 2007 100 Österreich 80 Niederlande 60 Frankreich 40 20 6 7 Emissionsvolumen in Mrd. Euro Quelle: Bloomberg 8 9 10 11 12 13 14 15 Emissionsvolumen in Mrd. Euro Quelle: Bloomberg Vor allem tradingorientierte Anleger sollten vor dem Kauf von Anleihen die Liquiditätsrisiken mit ins Kalkül ziehen. Die Anleger, die dagegen ihren Anleihekauf auf Endfälligkeit des Titels ausrichten, können Liquiditätsrisiken weitgehend vernachlässigen. Liquidität - wichtig für tradingorientierte Käufer Das Kündigungsrisiko Definition Kündigungsrisiken können bei Anleihen zum Tragen kommen, die in ihren Emissionsbedingungen besondere Kündigungsrechte vorsehen. Mit einem derartigen Kündigungsrecht behält sich der Emittent eine vorzeitige Rückzahlung der Emission zu einem vorab festgelegten Kurs, zumeist pari, vor. Es werden einfach kündbare Anleihen (Single-Callable-Bonds) und mehrfach kündbare Titel (Multi-Callable-Bonds) unterschieden. Der Kündigungstermin beziehungsweise die Kündigungstermine decken sich in der Regel mit den Zinszahlungsterminen. Kündigungsrisiken bestehen bei Anleihen, die mit speziellen Kündigungsrechten ausgestattet sind Beispiel einer mehrfach kündbaren Anleihe Die nachfolgend aufgeführte DZ BANK Anleihe weist eine siebenjährige Laufzeit auf und wird am 6.4.2016 zurückgezahlt, sofern der Emittent bis dahin nicht eines seiner vorzeitigen Kündigungsrechte ausgeübt hat. Diese DZ BANK Emission kann jährlich durch den Emittent gekündigt und am Kupontermin (siehe rechte Übersicht) zum Kurs von 100% zurückgezahlt werden. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 46 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Mehrfach kündbare Anleihe Quelle: Bloomberg Quelle: Bloomberg Die Entscheidungsregel für den Emittenten am Kündigungstermin ist weitgehend klar. Liegt das Marktzinsniveau über dem Kupon der Anleihe, in diesem Falle 4%, wird er das Kündigungsrecht nicht ausüben. Liegt das Marktzinsniveau allerdings darunter, kann sich der Emittent am Markt günstiger refinanzieren und wird die Anleihe höchstwahrscheinlich kündigen. Die Kündigungswahrscheinlichkeit ist umso größer, je stärker das Marktzinsniveau unter die Anleiheverzinsung sinkt. Die Chancen und Risken einer kündbaren Anleihe lassen sich am einfachsten im Vergleich zu einer identischen, nichtkündbaren Anleihe aufzeigen. Der kündbare Titel ist mit einem Optionsrecht ausgestattet, das der Emittent ausüben kann. Die kündbare Anleihe muss daher einen Renditeaufschlag zur vergleichbaren nichtkündbaren Anleihe bieten, der etwa dem Wert dieses Optionsrechtes entspricht. Zum Zeitpunkt der Publikationserstellung hat eine fünfjährige Anleihe, die nach einem Jahr Vorlaufzeit jährlich kündbar ist, einen Renditeaufschlag von 54 Basispunkten auf eine fünfjährige nicht kündbare Anleihe geboten. Entscheidungsregel: Kann sich der Schuldner am Kapitalmarkt günstiger Mittel beschaffen, wird die Anleihe gekündigt Renditeaufschlag mehrfach kündbarer Anleihen Vorlaufzeit Laufzeit: 5 Jahre 10 Jahre 15 Jahre 20 Jahre 1 Jahr 2 Jahre 54 20 63 34 86 51 124 80 3 Jahre 9 25 38 64 15 27 48 5 Jahre Wertentwicklung kündbarer Anleihen Sofern das Zinsniveau deutlich über dem Kupon liegt, wird die kündbare Anleihe genauso wie die identisch ausgestattete Anleihe ohne Kündigungsrecht unter pari notieren. Je stärker das Zinsniveau über dem Kupon der Anleihe liegt, desto mehr nähert sich die Kursreagibilität der kündbaren Anleihe der der nichtkündbaren Anleihe an, weil die Kündigung immer unwahrscheinlicher wird. Entspricht das Zinsniveau etwa dem Kupon der Anleihe, führt das vorzeitige Kündigungsrecht dazu, dass sich bei nun weiter nachgebenden Marktrenditen die Kursverläufe stärker voneinander unterscheiden, wobei der Kurs der kündbaren Anleihe hinter dem der nichtkündbaren zurückbleibt. Sofern das Zinsniveau unterhalb des Kupons liegt, weist die Standardfestzinsanleihe die stärkeren Kursgewinne auf. Da bei der kündbaren Anleihe die Kündigungswahrscheinlichkeit zunimmt, sind deutliche Über-pari-Notierungen ausgeschlossen. Je weiter das Zinsniveau unterhalb des 1)2)3)4)5)6) Das Kursverhalten kündbarer Anleihen weicht von Standardtiteln ab Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 47 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Kupons sinkt, desto mehr nähert sich die Kursreagibilität der kündbaren Anleihe der eines Kurzläufers an, der eine Laufzeit bis zum Kündigungstermin besitzt. Idealtypische Kursverläufe kündbarer und nicht-kündbarer Anleihen Anleihekurs nicht-kündbare Anleihe kündbare Anleihe Quelle: DZ BANK Marktrendite Bei kündbaren Anleihen kann das Kündigungsrecht fast ausschließlich durch den Schuldner ausgeübt werden. Ein populärer Vertreter von Titeln mit Inhaber-Kündigungsrechten sind die Bundesschatzbriefe, die vom Gläubiger nach dem ersten Laufzeitjahr und bis zu 5.000 Euro, innerhalb von 30 Zinstagen zum Nennwert, zuzüglich anteiliger Zinsen zurückgegeben werden können. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 48 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Teil 5: Anleihestrategien im Konjunkturzyklus Formen von Renditestrukturkurven Jede Anlageentscheidung am Rentenmarkt ist zwangsläufig eine Entscheidung für eine bestimmte Laufzeit. Der Kauf einer Anleihe mit einer langen Laufzeit bietet meist eine höhere Rendite als vergleichbare Titel mit kürzeren Laufzeiten. Allerdings muss der Anleger beim Kauf von Langläufern auch das Risiko stärkerer Kursschwankungen in Kauf nehmen, denn es gilt: je länger die Laufzeit und je höher die modifizierte Duration einer Anleihe, desto stärker fallen bei einem Renditeanstieg auch deren Kursverluste aus. Tendenziell einfacher wird die Anlageentscheidung, wenn der Langläufer keinen merklichen Renditevorsprung auf die kürzeren Laufzeiten aufweist. Schaute man sich beispielsweise im September 2008 die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe an und verglich diese mit der Rendite des zweijährigen Bundestitels, so ließ sich nur ein Unterschied von neun Basispunkten feststellen. Stellt man die Kapitalmarktzinssätze in Abhängigkeit von der Restlaufzeit grafisch dar, ergibt dies die Renditestrukturkurve. Drei typische Formen von Renditestrukturkurven können unterschieden werden. Eine Kurve mit ansteigenden Renditen wird als normal bezeichnet. Dies rührt daher, dass Anleger bei langfristigen Investitionen im Normalfall eine Liquiditätsprämie in Form eines Renditeaufschlages verlangen. Je länger der Anlagehorizont, desto größer die verlangte Risikoprämie. Diese Form der Renditestrukturkurve ist in der Praxis am häufigsten zu beobachten. Wenn sich die Renditen nicht mit der Fristigkeit verändern, sie also über alle Laufzeiten weitgehend konstant sind, liegt eine flache Renditestrukturkurve vor. Als invers wird eine fallende Kurve bezeichnet, bei der für längere Laufzeiten niedrigere Renditen gezahlt werden als für kürzere Fälligkeiten. In der Praxis kommen auch Kombinationen von normalen, flachen und inversen Abschnitten auf der Renditestrukturkurve vor. Drei Formen von Renditestrukturkurven: normal, flach, invers Typische Renditestrukturkurven 7 normal Rendite in % 6 5 flach 4 3 2 invers 1 0 0 1 2 3 4 5 6 Laufzeit in Jahren 7 8 9 10 Quelle: DZ BANK Die nachfolgende Übersicht gibt einen Hinweis auf die Lage der Renditestrukturkurven im Zeitablauf. Dargestellt wird dies anhand der Renditedifferenzen der zehnjährigen Bundesanleihen gegenüber den zweijährigen Bundestiteln, anhand des sogenannten 2/10-Spreads. Alle Zeiträume mit deutlich positiven Spreads weisen auf normale Renditestrukturkuven hin. Flache Kurven waren in denjenigen Zeiträumen zu beobachten, in denen die Renditen der zehnjährigen Titel in etwa den zweijährigen entsprachen, also die Renditeaufschläge nahe oder auf der Nulllinie lagen. Inverse Kurven, in denen der 2/10-Spread negative Werte aufwies, traten speziell in den beiden Zeiträumen Anfang und Ende der achtziger Jahre auf. 1)2)3)4)5)6) Normale Kurven am häufigsten Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 49 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 2/10-Spread Bundesanleihen 300 Basispunkte 200 100 0 -100 -200 -300 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 Quelle: Datastream Bestimmungsfaktoren der Renditestrukturkurve Grundsätzlich gilt, dass sich die Zinshöhe aus dem komplexen Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage an Krediten ergibt. Es existieren eine Reihe von Erklärungsansätzen, um die Höhe der Zinssätze für die einzelnen Laufzeiten zu erklären und Zinsänderungen besser prognostizieren zu können. Eine gängige Einschätzung ist, dass die Zinssätze am „kurzen Ende“, hierunter fallen üblicherweise die Zinssätze am Geldmarkt sowie die Renditen der Kurzläufer am Rentenmarkt bis etwa zwei Jahre Laufzeit, vor allem von der Geldpolitik der Zentralbank abhängen. Die Geldpolitik der Zentralbank und… Der Leitzins dominiert die Geldmarktzinsen 14 Zins für Sechsmonats-Geld in % 12 Leitzins in % 10 8 6 4 2 0 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 Quelle: Datastream Bei der Renditebildung der mittleren und längeren Laufzeiten wird den Inflationserwartungen eine wesentliche Rolle beigemessen. Die Zinshöhe einer bestimmten Laufzeit gilt als Indikator für die am Markt gehandelten Erwartungen zum Inflations- und dahinterstehend zum Konjunkturverlauf. 1)2)3)4)5)6) …die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer gelten als wichtige Bestimmungsfaktoren der Kapitalmarktrenditen Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 50 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Hoher Gleichlauf von Inflationsrate und Kapitalmarktrenditen 12 Inflationsrate J/J in % Rendite Bundesanleihen 10J in % 10 8 6 4 2 0 -2 1977 1980 1983 1986 1989 1992 1995 1998 2001 2004 2007 2010 Quelle: Datastream Zinsen und Renditen ändern sich laufend, doch vielfach ändern sich die Zinsen für die verschiedenen Laufzeiten nicht in gleicher Weise. Beispielsweise könnte eine straffere Geldpolitik in Form von Leitzinsanhebungen bewirken, dass die Zinsen am kurzen Ende steigen und gleichzeitig erreichen, dass die Inflationserwartungen abnehmen und die Renditen der längeren Laufzeiten sinken. So verändert sich im Laufe der Zeit nicht nur das Niveau der Renditestrukturkurve, sondern mit den Änderungen der Zinssätze auch Form und Neigung der Kurve. Der Wirkungszusammenhang von volkswirtschaftlichen Größen auf die Entwicklung am Rentenmarkt steht im Fokus dieses Abschnitts. Ohne Frage sind das Wirtschaftswachstum und, mit diesem eng verbunden, die Teuerungsrate wichtige Bestimmungsfaktoren für die Kapitalmarktrenditen. Hinweise auf ein stärkeres Wirtschaftswachstum und auf eine höhere Inflationsrate wirken sich meist negativ auf den Rentenmarkt aus, da sie höhere Renditen und damit niedrigere Anleihekurse bedeuten. Dagegen führt eine Wachstumsabschwächung meist zu einer Entspannung bei der Preisniveauentwicklung und lässt die Renditen tendenziell sinken. Weniger die aktuelle Situation der Wirtschaft als vielmehr die diesbezüglichen Erwartungen der Marktteilnehmer gelten als maßgebliche Bestimmungsfaktoren für die Preisbildung an den Kapitalmärkten. Einer erfolgreichen Anlagestrategie sollte daher die Analyse der volkswirtschaftlichen Daten und die Beantwortung der folgenden Punkte vorgelagert sein: - Wie stark fällt das Wirtschaftswachstum aus? - Wie hoch wird die Teuerungsrate sein? Und daraus abgeleitet: - Welche Auswirkungen haben diese Daten auf die Renditestrukturkurve? Auf der Grundlage der erwarteten Renditestrukturkurven lassen sich die Anlagestrategien vergleichsweise einfach ableiten. Im Fokus steht der Wirkungszusammenhang zentraler volkswirtschaftlicher Daten auf den Rentenmarkt Wie stark fallen das Wirtschaftswachstum und die Teuerungsrate aus? Und wie wirkt sich dies auf die Renditestrukturkurve aus? Konjunkturverlauf und Renditestrukturkurve Die gesamtwirtschaftliche Lage einer Volkswirtschaft wird als Konjunktur bezeichnet. Sie leitet sich aus der gleichzeitigen Betrachtung verschiedener volkswirtschaftlicher Größen wie beispielsweise den Auftragseingängen, der Arbeitslosenrate und der Kapazitätsauslastung ab. Als wichtigster Indikator gilt das Bruttoinlandsprodukt. Das Bruttoinlandsprodukt stellt die umfassendste Messung der gesamtwirtschaftlichen Leistung eines Landes oder eines Währungsraumes dar und kann vereinfachend als Summe der Konsumnachfrage der privaten Haushalte, der Nachfrage des Staats, der Investitionsnachfrage der Unternehmen und des Außenbeitrags dargestellt werden. Die Daten werden auf Grundlage der Ausgaben der Wirtschaftssubjekte ermittelt. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 51 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Da vereinfacht gesagt der Konjunkturverlauf einer Volkswirtschaft in der Regel periodischen Schwankungen unterliegt, können Aufschwungphasen, Phasen der Hochkonjunktur, Abschwungphasen und Konjunkturtiefs unterschieden werden. Konjunkturzyklus Veränderung BIP Oberer Wendepunkt Bruttoinlandsprodukt Konjunkturtief Unterer Wendepunkt Erholung Boom Rezession Depression Quelle: DZ BANK Der Konjunkturzyklus umfasst den gesamten Zeitraum, in dem die wirtschaftliche Entwicklung die einzelnen Konjunkturphasen von einem Aufschwung bis zum nächsten Aufschwung durchläuft. Die Erholungsphase Die Erholungsphase ist üblicherweise dadurch geprägt, dass die Auftragsbestände und die Produktion anziehen und die Arbeitslosenquote sinkt. Die Teuerungsrate ist niedrig, wird aber zukünftig wieder ansteigend erwartet. In den Zeiten eines langsam beginnenden Konjunkturaufschwungs hat die Renditestrukturkurve typischerweise einen normalen Verlauf. Die Zinssätze am kurzen Ende sind noch gering, weil die Zentralbank einen expansiven geldpolitischen Kurs zur wirtschaftlichen Belebung eingeschlagen hat. Mit ersten Leitzinsanhebungen wird sie warten, bis sich das Wirtschaftswachstum soweit gefestigt hat, dass eine Leitzinserhöhung den wirtschaftlichen Aufschwung nicht frühzeitig wieder beeinträchtigt. Daher bleiben die Renditen der kurzen Laufzeiten eher niedrig. Dagegen antizipieren die langen Laufzeiten schon frühzeitig eine konjunkturelle Erholung und sehen sich mit Kursverlusten konfrontiert. Für die Renditestrukturkurve resultiert hieraus ein steilerer Verlauf, initiiert vom langen Ende. 1)2)3)4)5)6) In der Erholungsphase längere Laufzeiten meiden und Kurzläufer wählen Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 52 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Steilere Kurve durch Anstiege der Langläuferrenditen 9,0 Rendite in % 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 0 1 2 3 4 5 6 Laufzeit in Jahren 7 8 9 10 Quelle: DZ BANK Bei diesem Szenario empfiehlt sich der Kauf von Kurzläufern. Anleihen mit mittleren und längeren Restlaufzeiten sollten gemieden werden. Bei diesen Laufzeiten werden die erwarteten Renditeanstiege zu Kursverlusten führen, die den Renditevorteil schnell aufzehren können. Ein Anleiheportfolio sollte daher eine möglichst niedrige modifizierte Duration aufweisen. Die Boomphase In der Boomphase nimmt das Bruttoinlandsprodukt noch weiter zu, aber mit sinkenden Zuwachsraten. Der Konjunkturverlauf erreicht sein zyklisches Hoch. Aufgrund der starken Nachfrage sind die Produktionskapazitäten einer Volkwirtschaft ausgelastet, die Arbeitslosigkeit ist sehr niedrig bis hin zur Vollbeschäftigung. Die Löhne und Preise steigen an. Die Renditestrukturkurve hat zunächst noch den für einen Konjunkturaufschwung typischen normalen Verlauf. Sofern die Teuerungsraten drohen, über die akzeptierte Obergrenze der Zentralbank zu steigen, oder das Notenbankziel bereits verletzt haben, wird die Zentralbank die Leitzinsen anheben. Da die Renditen der kurzen Laufzeiten relativ stark auf veränderte Leitzinsen reagieren, werden die Kurzläuferrenditen ansteigen. Die längerlaufenden Anleihen reagieren auf die Leitzinserhöhungen nicht oder nur geringfügig, da sie ja bereits mit den ersten positiveren Konjunkturdaten den Wirtschaftsaufschwung vorweggenommen und mit einem Anstieg der Renditen reagiert haben. Somit sollte mit der Wende in der Geldpolitik, also dem Einsetzen der Leitzinsanhebungen, der Trend zur Verflachung vom kurzen Laufzeitende her einsetzen. 1)2)3)4)5)6) Ist das Konjunkturhoch erreicht, sind lange Laufzeiten attraktiv Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 53 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Flachere Kurve durch Renditeanstiege der Kurzläufer 10 9 Rendite in % 8 7 6 5 4 0 1 2 3 4 5 6 Laufzeit in Jahren 7 8 9 10 Quelle: DZ BANK Bei einer normalen Renditestrukturkurve bieten die längeren Laufzeiten die höchsten Renditen. Da sie annahmegemäß keinen merklichen Renditeanstiegen ausgesetzt sind, verfügen sie über die besten Ertragsperspektiven. Sollte dieses Szenario allerdings nicht wie erwartet eintreten und auch die Renditen am langen Ende ansteigen, ist ein Engagement in Anleihen mit langen Restlaufzeiten aufgrund der hohen Kurssensitivität dieser Titel immer mit dem Risiko merklicher Kursverluste verbunden. Als risikoärmere Variante bietet sich der Kauf von variabelverzinsten Anleihen (Floatern) an. Bei der zum Ausgangszeitpunkt noch steilen Kurve werden diese Titel zunächst hinter der Performance von Langläufern zurückbleiben. Mit dem zunehmenden Zinsanstieg am kurzen Ende wird sich der Ertragsnachteil jedoch sukzessive abbauen. Durch ihre periodischen Zinsanpassungen unterliegen Floater nur geringfügigen zinsänderungsbedingten Kursrisiken. Die Rezession Die Rezession bezeichnet die Abschwungphase im Konjunkturverlauf. Die Wirtschaftsleistung stagniert oder schwächt sich ab. Häufig wird als Definition einer Rezession zwei aufeinander folgende Quartale mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes verwendet. Mit dem Rückgang der Nachfrage stagnieren oder sinken auch die Löhne und die Teuerungsraten. Mit den eingetrübten Konjunkturerwartungen und deflationären Tendenzen sinken die Kapitalmarktrenditen. Die Renditestrukturkurve verflacht sich vom langen Ende her. Sinken die langfristigen Renditen rascher, als die Notenbank die Leitzinsen senkt, wird die Kurve einen inversen Verlauf annehmen. 1)2)3)4)5)6) Als risikoärmere Variante bieten sich Floater an Die Erwartung merklicher Renditerückgänge spricht für den Kauf von längeren Laufzeiten Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 54 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Konjunkturabschwung führt zu sinkenden Renditen 10,0 Rendite in % 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Laufzeit in Jahren Quelle: DZ BANK Ein solches Szenario spricht für den Kauf von Anleihen mit längeren Restlaufzeiten. Langlaufende Titel bieten im Ausgangszeitpunkt die höchsten Renditen und werden durch die erwarteten Renditerückgänge die stärksten Kursgewinne verzeichnen. Depression und Konjunkturtief Die Depression bezeichnet den nachhaltigen konjunkturellen Niedergang, der im Konjunkturtief mündet. Diese Abschwungphase ist in der Regel mit einer erheblichen Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts verbunden und meist begleitet von einem allgemeinen und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen (Deflation) sowie hoher Arbeitslosigkeit. Einer Zentralbank, die der Preisniveaustabilität verpflichtet ist, obliegt sowohl die Bekämpfung der Inflation als auch der Deflation. Letztere wird sie veranlassen, die Leitzinsen zurückzuführen. Die längeren Laufzeiten sollten bereits frühzeitig das sinkende Preisniveau mittels Renditerückgänge vorweggenommen haben. Die Leitzinssenkungen dürften nunmehr auch die Renditen der kürzeren Laufzeiten sinken lassen. Die inverse Renditestrukturkurve wird in diesem Szenario eine Verflachung vom kurzen Ende der Kurve her erfahren. Nachgebende Renditen am kurzen Ende sprechen für den Kauf von Kurzläufern Mit niedrigeren Leitzinsen sinken auch die Kurzläuferrenditen 8,5 Rendite in % 7,5 6,5 5,5 4,5 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Laufzeit in Jahren Quelle: DZ BANK In diesem Szenario sind die Kurzläufer klar erste Wahl. Bei der im Ausgangstadium inversen Renditestrukturkurve bieten sie die höchsten Renditen und weisen die erwartungsgemäß stärksten erwarteten Renditerückgänge auf. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 55 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Überblick: Anleihestrategien im Konjunkturzyklus Konjunkturphase Aufschwung Erwartete Lage der Renditestrukturkurve zu Beginn der Konjunkturphase normal, auf niedrigem Niveau mit Ablauf der Konjunkturphase steiler, durch Anstiege am langen Ende Anlagestrategie kurze Laufzeiten 9, 0 8, 0 7, 0 6, 0 5, 0 4, 0 0 Boom normal flacher durch Anstiege am kurzen Ende 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 lange Laufzeiten, variabelverzinsliche Anleihen 10 9 8 7 6 5 4 Rezession relativ flach, auf hohem Niveau invers, durch stärkere Renditerückgänge am langen Ende 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0 1 2 3 10 , 0 lange Laufzeiten 9,0 8,0 7,0 6,0 5,0 Depression invers flacher , durch sinkende Renditen bei den kürzeren Restlaufzeiten 8, 5 kurze Laufzeiten 7, 5 6, 5 5, 5 4, 5 4 Länge von Konjunkturzyklen Es stellen sich abschließend die Fragen: Wie lange dauern derartige Zyklen, und wie lässt sich eine jeweils laufende Konjunkturphase bestimmen? Das beschriebene Schema geht von einem mehr oder weniger regelmäßigen Verlaufsmuster der Kurvensteilheit aus, das auf einem bestimmten immer wiederkehrenden Schema im Konjunkturverlauf aufsetzt. Nicht von ungefähr fällt in diesem Zusammenhang das Schlagwort vom „Konjunkturzyklus“; dem entspricht für den Rentenmarkt der Begriff von einem „Zyklus der Renditestrukturkurve“. 5 6 7 8 9 10 Das realwirtschaftliche Geschehen vollzieht sich in Zyklen Für Praktiker der Konjunkturbeobachtung ist der Fall klar; eine alte Daumenregel besagt: „Alle zehn Jahre gibt es eine Rezession.“ Die Kalendereinträge geben der Regel im Wesentlichen recht; tatsächlich hat es rund um die jüngsten vier Dekadenwechsel nahezu regelmäßig eine Rezession gegeben: in Deutschland 1969/70, 1980 und 1993 sowie dann, nun bereits für den Euro-Raum als ganzen, 2001/02 sowie die derzeitige, die Ende 2008 eingesetzt hat. Die Rezession 1993 kam zugegebenermaßen ein wenig spät und durchbricht etwas das Dekadenverlaufsmuster; hier hatte die deutsche Vereinigung eine aufschiebende Wirkung entfaltet. Die Rezession von 1973/74 ist im hier vorliegenden Zusammenhang als Minirezession und nicht als vollwertiger Einschnitt in der realwirtschaftlichen Entwicklung zu werten. Letztlich widerspricht diese Episode der Daumenregel nicht: Im Durchschnitt ist einmal innerhalb eines Zehnjahreszeitraumes mit einer Rezession zu rechnen, und diese Phasen einer rückläufigen gesamtwirtschaftlichen Leistung treten mit einer recht ausgeprägten zeitlichen Regelmäßigkeit auf. Wichtig für die Bestimmung einer konjunkturellen Lage sind nicht so sehr die Veränderungen des Bruttoinlandsprodukts von Quartal zu Quartal und auch nicht die Veränderungsraten Jahr über Jahr. Wesentliches Bestimmungsmerkmal für eine konjunkturelle Lage ist vielmehr der jeweilige Auslastungsgrad einer Volkswirtschaft, der sich aus dem Auf und Ab im Bruttoinlandsprodukt ergibt. Eine Rezession ist gekennzeichnet durch eine merkliche 1)2)3)4)5)6) Zur Bestimmung einer Konjunkturlage ist nicht so sehr auf die Wachstumsraten zu achten, … Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 56 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Unterauslastung der jeweils gegebenen Produktionsmöglichkeiten und Produktionsfaktoren (Produktionslücke), namentlich des Produktionsfaktors Kapital. ... sondern auf die Auslastung der Produktionskapazitäten Auslastungsgrad der Volkswirtschaft (in Prozent vom Produktionspotenzial) 92 90 88 86 84 82 80 78 76 74 1970 1980 1990 2000 2010 Quelle: ifo Institut Vor dem Hintergrund einer engen Verzahnung der realwirtschaftlichen Sphäre mit dem Kapitalmarkt drängt sich unmittelbar die Frage auf, ob auch das Aussehen der Renditestrukturkurve einem zyklischen Muster unterworfen ist. Immerhin lässt sich der Zins als Entgelt für die Nutzung des Produktionsfaktors Kapital ansehen. Insofern spiegelt die Steilheit der Kurve speziell Erwartungen zum zukünftigen Angebots-Nachfrage-Verhältnis des Faktors Kapital wider. Bei einer erwarteten Überauslastung der Produktionskapazitäten sollte die Kurve steiler werden, bei einer erwarteten Unterauslastung flacher. Zu prüfen ist, inwieweit sich aus empirisch beobachtbaren Zeitreihen zum Aussehen der Renditestrukturkurve regelmäßig wiederkehrende, harmonische Schwingungen herausfiltern lassen. Des Weiteren bedarf es eines Abgleichs mit dem Zyklusmuster der realwirtschaftlichen Entwicklung, speziell: mit Indikatoren, die etwas aussagen zur Auslastung der Produktionskapazitäten. Schwankten die Sätze zehn Jahre laufender Bundesanleihen um das Jahr 1980 noch um die Marke von 9%, so stehen heute im Mittel 3,5% zu Buche. Dabei ist der Zyklus als regelmäßiges Auf und Ab mitnichten tot. Die Ausschläge der Zyklen haben sich im Zeitablauf zurückgebildet. In den siebziger und achtziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts waren bei zehnjährigen Bunds Spannweiten von insgesamt 400 Basispunkten üblich, das heißt: 200 Basispunkte oberhalb und unterhalb eines jeweiligen temporären Durchschnitts. Am aktuellen Rand hingegen sind Amplituden von +/- 100 Basispunkten üblich. 1)2)3)4)5)6) Zehn Jahre Bund: Die Amplituden sind zurückblickend immer geringer geworden Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 57 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Renditen, zehn Jahre Bund: zyklische Schwingungen mit Abwärtstendenz 13,0 Bund-Rendite, 10 Jahre 11,5 Anpassungskurve 10,0 8,5 7,0 5,5 4,0 2,5 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Quelle: Datastream; Berechnungen der DZ BANK Auch im Falle des 2/10-Spreads heißt es: Die großen Ausschläge und Amplituden der Vergangenheit sind jüngst nicht mehr erreicht worden; so ist speziell eine immense Inversion der Kurven, wie beispielsweise noch in den neunziger Jahren, in jüngerer Zeit nicht mehr zu beobachten gewesen. Zwar will die Zeitreihe nicht immer ins strenge Korsett der harmonischen Schwingungen passen, doch über kurz oder lang findet der empirisch beobachtete Zeitreihenverlauf doch regelmäßig wieder zur abstrakten Zyklusverlaufsform zurück. 2/10-Spread und Schwingungen 300 200 100 0 -100 -200 Steilheit der Bund-Kurve (2/10; in Bp) -300 1970 1975 1980 1985 1990 1995 Anpassungskurve 2000 2005 2010 Quelle: Datastream; Berechnungen der DZ BANK Zyklik und Auslastungsgrad der Wirtschaft In den Renditezeitreihen der Bundesanleihen lassen sich im Zeitraum der letzten vierzig Jahre Muster wiederkehrender Schwingungen ausmachen. So weist die hier im Vordergrund des Interesses stehende Kurvensteilheit in Form des 2/10-Renditedifferenzials eine stets wiederkehrende Schwankungsfigur auf. Damit ist eine wichtige Voraussetzung dafür erfüllt, dass Konjunktur und Steilheit der Renditestrukturkurve tatsächlich eng verzahnt sind. Eine 1)2)3)4)5)6) Sind die Periodenlängen von Konjunktur und Kurvensteilheit kompatibel zueinander? Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 58 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 weitere Voraussetzung lautet: Der Zyklus zur Kurvensteilheit sollte eine enge Übereinstimmung mit dem Konjunkturzyklus an den Tag legen; namentlich die Periodenlängen von 2/10-Spread und Konjunktur sollten kompatibel zueinander sein. Zyklen am Kapitalmarkt und in der Realwirtschaft – Gemeinsamkeiten und Unterschiede seit 1970 durchschnittliche Zykluslänge (in Jahren) Maximum Minimum Zeitpunkt des jüngsten zyklischen Tiefs Zeitpunkt des nächsten vermuteten Hochs Zeitpunkt des nächsten vermuteten Tiefs Bund-Rendite, zwei Jahre Bund-Rendite, zehn Jahre 2/10-Spread, Bunds 9 Jahre 9 Jahre, 8 Monate 8 Jahre 2005 Q3 2017 Q3 2014 Q2 6 3/4 Jahre 9 Jahre, 3 Monate 4 Jahre, 4 Monate 2005 Q3 2015 Q2 2012 Q2 8 3/4 Jahre 9 Jahre, 9 Monate 7 Jahre, 7 Monate 2008 Q2 2013 Q1 2017 Q1 Realwirtschaft: Produktionslücke 9 Jahre 10 Jahre 6 Jahre (gerade durchlaufen) 2015 Q4 2018 Q1 Quelle: Berechnungen der DZ BANK Der Auslastungsgrad der Realwirtschaft hat über den Zeitraum der vergangenen vierzig Jahre stets um den Wert von 83 Prozent gependelt. In der Spitze sind Werte leicht oberhalb von 90 Prozent erreicht worden. Im Minimum standen knapp 75 Prozent zu Buche. Bei aller Unterschiedlichkeit im Detail hat der Auslastungsgrad der Volkswirtschaft – bis 1998 Deutschlands, seither des Euro-Raums – rund alle 9 Jahre ein zyklisches Tief beziehungsweise zyklisches Hoch erreicht. Ja! Der Rhythmus mit einer Länge von rund 9 Jahren lässt sich auch aus verwandten Indikatoren ablesen, so aus dem ifo-Index. Die Wirtschaft „atmet“ ein und aus mit Intervallen von neun bis zehn Jahren. Exakt hierauf scheint der Finanzmarkt zu blicken; auch der 2/10Renditespread „atmet“ mit einer Periodenlänge von knapp neun Jahren. Die verbleibende Diskrepanz in der Periodizität der Datenreihen fällt durchaus noch in den Bereich der statistischen Unschärferelation makroökonomischer Daten. Die Wirtschaft „atmet“ generell mit Neunjahres-Intervallen ein und aus Wenn wir die hier gefundenen Ergebnisse zum Aussehen der Renditestrukturkurven und zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung als reell ansehen, lassen sich die folgenden Schlüsse ziehen. Die Konjunktur im Euro-Raum hat aktuell einstweilen ein relatives Minimum im Konjunkturzyklus erreicht; das nächste relative Hoch liegt noch einige Zeit entfernt. Der gegenwärtige Trend nachgebender Renditen dürfte alsbald in eine Reifephase eintreten; rund ein halbes Jahr mag der Trend noch weiterlaufen. Setzt sich die Tendenz zu einer Verkürzung der Periodenlängen fort, mag das Renditetief allerdings auch früher erreicht sein. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 59 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Impressum Herausgeber: DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, Platz der Republik, 60265 Frankfurt am Main Vorstand: Wolfgang Kirsch (Vorsitzender), Dr. Thomas Duhnkrack, Lars Hille, Wolfgang Köhler, Albrecht Merz, Frank Westhoff Verantwortlich: Klaus Holschuh, Leiter Research und Volkswirtschaft Verantwortlich: Dr. Jan Holthusen, Leiter Fixed Income Research, Tel.: +49 (0)69 7447 6163, E-Mail: [email protected] © DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, Frankfurt am Main 2009 Nachdruck und Vervielfältigung nur mit Genehmigung der DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, Frankfurt am Main Zeitliche Bedingungen vorgesehener Aktualisierungen–Bond analyses ("Corporate Bonds and Eurobonds of Emerging Markets") Die DZ BANK führt Listen von bestimmten Emittenten, die Anleihen begeben und für die Empfehlungen ("Masterlisten für Corporates und für Emerging Markets" veröffentlicht werden. Kriterium für die Aufnahme oder Streichung eines Emittenten sind unter anderem die Handelbarkeit und gute Marktliquidität von Anleihen dieser Emittenten. Hierbei liegt es allein im Ermessen der DZ BANK, jederzeit die Aufnahme oder Streichung von Emittenten auf der Masterliste vorzunehmen. Für die auf der Masterliste aufgeführten Unternehmen und Länder wird mindestens quartalsweise ein Kurzkommentar bzw. eine zusammenfassende Bewertung (Empfehlungsübersicht) erstellt. Zur Einhaltung der Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes kann es jederzeit vorkommen, dass für einzelne auf der Masterliste aufgeführten Emittenten die Veröffentlichung von Finanzanalysen ohne Vorankündigung gesperrt wird. Zuständige Aufsichtsbehörde Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Lurgiallee 12, 60439 Frankfurt am Main, Germany Verantwortliches Unternehmen DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank, Platz der Republik, 60265 Frankfurt am Main, Germany Vergütung der Analysten Research-Analysten werden nicht für bestimmte Investment Banking-Transaktionen vergütet. Der/die Verfasser dieser Studie erhält/erhalten eine Vergütung, die (unter anderem) auf der Gesamtrentabilität der DZ BANK basiert, welche Erträge aus dem Investment Banking-Geschäft und anderen Geschäftsbereichen des Unternehmens einschließt. Die Analysten der DZ BANK und deren Haushaltsmitglieder sowie Personen, die den Analysten Bericht erstatten, dürfen grundsätzlich kein finanzielles Interesse an Finanzinstrumenten von Unternehmen haben, die vom Analysten gecovert werden. Die nachfolgenden Erläuterungen (1-6) beziehen sich auf die angegebenen Hochziffern in der Finanzanalyse. Die DZ BANK und/oder mit ihr verbundene Unternehmen: 1) sind am Grundkapital des Emittenten mit mindestens 1 Prozent beteiligt. 2) waren innerhalb der vorangegangenen zwölf Monate an der Führung eines Konsortiums beteiligt, das Finanzinstrumente des Emittenten im Wege eines öffentlichen Angebots emittierte. 3) betreuen Finanzinstrumente des Emittenten an einem Markt durch das Einstellen von Kauf- oder Verkaufsaufträgen. 4) haben innerhalb der vorangegangenen zwölf Monate mit Emittenten, die selbst oder deren Finanzinstrumente Gegenstand der Finanzanalyse sind, eine Vereinbarung über Dienstleistungen im Zusammenhang mit Investmentbanking-Geschäften geschlossen oder eine Leistung oder ein Leistungsversprechen aus einer solchen Vereinbarung erhalten. 5) halten Aktien des analysierten Emittenten im Handelsbestand. 6) haben mit den Emittenten, die selbst oder deren Finanzinstrumente Gegenstand der Finanzanalyse sind, eine Vereinbarung zu der Erstellung der Finanzanalyse getroffen. Weitere Informationen und Pflichtangaben zu Finanzanalysen finden Sie unter www.dzbank.de 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 60 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Disclaimer 1. a) Dieses Dokument wurde von der DZ BANK AG Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank AG, Frankfurt am Main, Deutschland ("DZ BANK") erstellt und von der DZ BANK für die Verteilung in Deutschland und solchen Orten, die nachstehend genannt sind, genehmigt. Die Analysten, die dieses Dokument verfasst haben, sind bei der DZ BANK angestellt. b) Unsere Empfehlungen stellen keine Anlageberatung dar und können deshalb je nach den speziellen Anlagezielen, dem Anlagehorizont oder der individuellen Vermögenslage für einzelne Anleger nicht oder nur bedingt geeignet sein. Die in diesem Dokument enthaltenen Empfehlungen und Meinungen geben die nach besten Kräften erstellte Beurteilung der DZ BANK zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments wieder und können aufgrund künftiger Ereignisse oder Entwicklungen ohne Vorankündigung geändert werden. Dieses Dokument darf in allen Ländern nur in Einklang mit dem jeweils dort geltenden Recht verteilt werden, und Personen, die in den Besitz dieses Dokuments gelangen, sollten sich über die dort geltenden Rechtsvorschriften informieren und diese befolgen. Dieses Dokument stellt eine unabhängige Bewertung der entsprechenden Emittentin beziehungsweise Wertpapiere durch die DZ BANK dar und alle hierin enthaltenen Bewertungen, Meinungen oder Erklärungen sind diejenigen des Verfassers des Dokuments und stimmen nicht notwendigerweise mit denen der Emittentin oder dritter Parteien überein. c) Dieses Dokument wurde Ihnen lediglich zu Informationszwecken übergeben und darf weder ganz noch teilweise vervielfältigt, an andere Personen weiter verteilt oder veröffentlicht werden. d) Die DZ BANK hat die Informationen, auf die sich das Dokument stützt, aus Quellen übernommen, die sie als zuverlässig einschätzt, hat aber nicht alle diese Informationen selbst nachgeprüft. Dementsprechend geben die DZ BANK, DZ Financial Markets LLC und/oder ihre jeweiligen Tochtergesellschaften keine Gewährleistungen oder Zusicherungen hinsichtlich der Genauigkeit, Vollständigkeit oder Richtigkeit der in diesem Dokument enthaltenen Informationen oder Meinungen ab. Des Weiteren übernimmt die DZ BANK keine Haftung für Verluste, die durch die Verteilung und/oder Verwendung dieses Dokuments verursacht und/oder mit der Verwendung dieses Dokuments im Zusammenhang stehen. Eine Entscheidung bezüglich einer Wertpapieranlage sollte auf der Grundlage unabhängiger Investmentanalysen und Verfahren sowie anderer Studien, einschließlich, jedoch nicht beschränkt auf, Informationsmemoranden, Verkaufs- oder Emissionsprospekte erfolgen und nicht auf der Grundlage dieses Dokuments. Obgleich die DZ BANK Hyperlinks zu Internet-Seiten von in dieser Studie erwähnten Unternehmen angeben kann, bedeutet die Einbeziehung eines Links nicht, dass die DZ BANK sämtliche Daten auf der verlinkten Seite bzw. Daten, auf welche von dieser Seite aus zugegriffen werden kann, bestätigt, empfiehlt oder genehmigt. Die DZ BANK übernimmt weder eine Haftung für solche Daten noch für irgendwelche Konsequenzen, die aus der Verwendung dieser Daten entstehen. e) Dieses Dokument stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Erwerb von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar und darf auch nicht dahingehend ausgelegt werden. Die Informationen in diesem Dokument stellen keine Anlageberatung dar. Mit der Ausarbeitung dieses Dokuments wird die DZ BANK gegenüber keiner Person als Anlageberater oder als Portfolioverwalter tätig. f) Die DZ BANK ist berechtigt, Investment Banking- und sonstige Geschäftsbeziehungen zu dem/den Unternehmen zu unterhalten, die Gegenstand dieser Studie sind. Die Research-Analysten der DZ BANK liefern ebenfalls wichtigen Input für Investment Banking- und andere Verfahren zur Auswahl von Unternehmen. Anleger sollten davon ausgehen, dass die DZ BANK, DZ Financial Markets LLC und/oder deren jeweilige Tochtergesellschaften bestrebt sind bzw. sein werden, Investment Banking- oder sonstige Geschäfte von dem bzw. den Unternehmen, die Gegenstand dieser Studie sind, zu akquirieren, und dass die Research-Analysten, die an der Erstellung dieser Studie beteiligt waren, im Rahmen des geltenden Rechts am Zustandekommen eines solchen Geschäfts beteiligt sein können. DZ BANK, DZ Financial Markets LLC und/oder deren jeweilige Tochtergesellschaften sowie deren Mitarbeiter halten möglicherweise Positionen in diesen Wertpapieren oder tätigen Geschäfte mit diesen Wertpapieren. g) Research-Analysten werden nicht für bestimmte Investment Banking-Transaktionen vergütet. Der/die Verfasser dieser Studie erhält/erhalten eine Vergütung, die (unter anderem) auf der Gesamtrentabilität der DZ BANK basiert, welche Erträge aus dem Investment Banking-Geschäft und anderen Geschäftsbereichen des Unternehmens einschließt. Die Analysten der DZ BANK und deren Haushaltsmitglieder sowie Personen, die den Analysten Bericht erstatten, dürfen grundsätzlich kein finanzielles Interesse an Wertpapieren oder Futures von Unternehmen haben, die vom Analysten gecovert werden. 2. Spezifische Angaben für die Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada: Dieses Research-Dokument wird US-amerikanischen Investoren durch die DZ BANK gemäß Vorschrift 15a-6 des Securities and Exchange Act of 1934 zur Verfügung gestellt. Es wird ausschließlich an große institutionelle Investoren entsprechend der Definition in Vorschrift 15a-6 verteilt und ist ausschließlich dazu bestimmt, von diesen gelesen zu werden. Jeder Auftrag zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, die in diesem Dokument analysiert werden, muss bei der in den Vereinigten Staaten als Händler und Makler registrierten Tochtergesellschaft der DZ BANK platziert werden. Sie erreichen die DZ Financial Markets LLC in der 609 Fifth Avenue, New York, NY 10017, 121-745-1600. Dieses Dokument wurde außerhalb der Vereinigten Staaten von Analysten verfasst, für die möglicherweise keine Vorschriften über die Erstellung von Analysen und die Unabhängigkeit von Research-Analysten galten, die den Vorschriften entsprechen, die in den Vereinigten Staaten gelten. Die in diesem Dokument enthaltenen Meinungen, Schätzungen und Prognosen sind diejenigen der DZ BANK zum Zeitpunkt der Erstellung des Dokuments und können ohne Mitteilung geändert werden. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen wurden von der DZ BANK aus Quellen zusammengestellt, die als zuverlässig eingeschätzt wurden; es übernimmt jedoch weder die DZ BANK noch ihre Tochtergesellschaften noch irgendeine andere Person ausdrücklich oder stillschweigend irgendwelche Garantien oder Gewährleistungen bezüglich der Genauigkeit, Vollständigkeit oder Richtigkeit dieses Dokuments. Im Anwendungsbereich der bundesrechtlichen Rechtsvorschriften der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) oder dem Recht der Einzelstaaten der USA geht der vorstehende Garantie-, Haftungs- und Gewährleistungsausschluss der Klausel zum Haftungsausschluss oben in Ziffer 1 d) vor. Die in diesem Dokument analysierten Wertpapiere/ADRS sind entweder an einer US-amerikanischen Börse notiert bzw. werden am US-amerikanischen Over-the-Counter-Markt oder ausschließlich am Devisenmarkt gehandelt. Diejenigen Wertpapiere, die nicht in den USA registriert sind, dürfen nicht innerhalb der USA oder US-amerikanischen Personen angeboten oder innerhalb der USA oder an US-amerikanische Personen verkauft werden (im Sinne von Regulation S und gemäß Securities Act of 1933 (das „Wertpapiergesetz“), es sei denn, es liegt eine Ausnahme entsprechend des Wertpapiergesetzes vor. Dieses Dokument stellt weder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers im Sinne von Abschnitt 5 des Wertpapiergesetzes dar und weder dieses Dokument noch irgendwelche darin enthaltenen Bestandteile bilden die Grundlage irgendeines Vertrages oder anderweitigen Verpflichtung irgendeiner Art. Darüber hinaus ist es nicht zulässig, sich im Zusammenhang mit irgendeinem Vertrag oder einer anderweitigen Verpflichtung auf dieses Dokument oder irgendwelche darin enthaltenen Bestandteile zu stützen. In Kanada darf dieses Dokument nur an die dort gebietsansässigen Personen verteilt werden, die, befreit von der Prospektpflicht gemäß den im jeweiligen Territorium bzw. der jeweiligen Provinz geltenden wertpapierrechtlichen Bestimmungen, berechtigt sind, Abschlüsse im Zusammenhang mit den hierin beschriebenen Wertpapieren zu tätigen. 3.a) Spezifische Angaben für Großbritannien: Die DZ BANK unterliegt hinsichtlich ihrer Verhaltens- und Organisationspflichten der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Soweit allerdings dieses Dokument in Großbritannien verteilt wird, darf es nur an berechtigte Gegenparteien (Eligible Counterparties) und professionelle Kunden (Professional Clients) entsprechend der Definition dieser Begriffe in den FSA (Financial Services Authority) Regularien verteilt und an diese gerichtet sein (diese Personen werden folgend als „relevante Personen“ bezeichnet). Keine anderen als die relevanten Personen sollen auf der Grundlage dieses Dokuments handeln oder darauf vertrauen. Jede Investitionen oder Investmentaktivität, auf die sich dieses Dokument bezieht, steht nur relevanten Personen zur Verfügung und nur relevante Personen können diese Investitionen tätigen. b) Die DZ BANK, DZ Financial Markets LLC und/oder ihre jeweiligen Tochtergesellschaften schließen ausdrücklich alle Bedingungen, Garantien, Gewährleistungen und Bestimmungen (gleich, ob sie auf Gesetz, Common Law oder auf anderer Grundlage beruhen) jeglicher Art aus, gleichgültig, ob sie sich auf die Genauigkeit, Vollständigkeit oder Richtigkeit dieser Information oder der in diesem Dokument vertretenen Meinungen oder Sonstiges beziehen. Ferner übernimmt die DZ BANK keinerlei Haftung für direkte oder indirekte Schäden oder Verluste jeglicher Art, gleichgültig, ob sie aus einer Vertragsverletzung, unerlaubter Handlung (inklusive Fahrlässigkeit), Verletzung einer gesetzlichen Pflicht, Freistellung oder sonstigen Tatbeständen herrühren, welche durch die Veröffentlichung und/oder Nutzung dieses Dokuments entstanden sind. Mit keiner Angabe in diesem Disclaimer ist beabsichtigt, die Haftung für (i) Betrug, (ii) den Tod oder körperliche Verletzungen aufgrund von Fahrlässigkeit, (iii) Verletzung von Bedingungen mit Bezug auf Ansprüche gemäß Abschnitt 2 Sale of Goods Act 1979 und/oder Abschnitt 2 Supply of Goods and Services Act 1982, oder (iv) in Bezug auf Tatbestände, bei denen die Haftung kraft Gesetzes nicht begrenzt oder aufgehoben werden darf, ganz oder teilweise auszuschließen. Im Anwendungsbereich der in England geltenden Rechtsvorschriften geht diese Ziffer 3 b) den Bestimmungen zum Haftungsausschluss oben in Ziffer 1d) vor. 4. Spezifische Angaben für Italien: Dieses Dokument darf in Italien nur an Personen weitergeleitet werden, die in Artikel 2 (1) (e) der Richtlinie 2003/71/EG definiert sind („Qualifizierte Anleger“). Andere Personen als Qualifizierte Anleger sollten die Informationen in diesem Dokument weder lesen, noch danach handeln oder sich darauf verlassen. Jegliche Handlungen, die in diesem Dokument genannt werden, werden nur mit oder für Qualifizierte Anleger vorgenommen. 5.a) Hinweis: Sämtliche Kursziele, die für die in dieser Studie analysierten Unternehmen angegeben werden, können auf Grund verschiedener Risikofaktoren, einschließlich, jedoch nicht ausschließlich, Marktvolatilität, Branchenvolatilität, Maßnahmen des Unternehmens, Wirtschaftslage, Nichterfüllung von Ertrags- und/oder Umsatzprognosen, Nichtverfügbarkeit von vollständigen und genauen Informationen und/oder ein später eintretendes Ereignis, das sich auf die zugrundeliegenden Annahmen der DZ BANK bzw. sonstiger Quellen, auf welche sich die DZ BANK in diesem Dokument stützt, auswirkt, möglicherweise nicht erreicht werden. b) Die DZ BANK ist ebenfalls berechtigt, während des Analysezeitraums eine andere Studie über das Unternehmen zu veröffentlichen, in der kein Kursziel angegeben wird, sondern Bewertungsprobleme erörtert werden. Die angegebenen Kursziele sollten im Zusammenhang mit allen bisher veröffentlichten Studien und Entwicklungen, welche sich auf das Unternehmen sowie die Branche und Finanzmärkte, in denen das Unternehmen tätig ist, beziehen, betrachtet werden. c) Die DZ BANK trifft keine Pflicht zur Aktualisierung des Research Reports. Anleger müssen sich selbst über den laufenden Geschäftsgang und etwaige Veränderungen im laufenden Geschäftsgang der Emittentin informieren. d) Indem Sie dieses Dokument nutzen oder sich gleich in welcher Weise darauf verlassen, akzeptieren Sie die vorstehenden Beschränkungen als für Sie verbindlich. Zusätzliche Informationen über den Inhalt dieser Studie erhalten Sie auf Anfrage. e) Sollte sich eine Bestimmung dieses Disclaimers unter dem jeweils anwendbaren Recht als rechtswidrig, unwirksam oder nicht durchsetzbar herausstellen, ist die betreffende Bestimmung so zu behandeln, als wäre sie nicht Bestandteil dieses Disclaimers; in keinem Fall berührt sie die Rechtmäßigkeit, Wirksamkeit oder Durchsetzbarkeit der übrigen Bestimmungen. 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 61 DZ BANK PRIVATE WERTPAPIERSTRATEGIE – HANDBUCH DAS 1X1 DER ANLEIHEN SPECIAL 12.5.2009 Verantwortlich Dr. Thomas Meißner Autor und Ersteller Hartmut Preiß + 49 – (0)69 – 74 47 – 9 05 39 [email protected] Analyst Retailstrategie +49 - (0)69 - 74 47 - 64 01 [email protected] Ralph Posselt Jörg Hartmann Kirsten Ernst Markus Reitmeier +49 – (0)69 – 74 47 – 47 31 +49 – (0)69 – 74 47 – 71 26 +49 – (0)69 – 74 47 – 68 20 +49 – (0)69 – 74 47 – 4 23 67 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] C607 Ansprechpartner Retailsales Süd Retailsales Nord Handel Zinsprodukte Vertrieb Produktlösungen Leiter Marktanalyse Renten 1)2)3)4)5)6) Wichtig: Bitte lesen Sie die Hinweise zu möglichen Interessenkonflikten und die Disclaimer am Ende dieser Studie. 62