Bedienungs- & Wartunganleitung Gleichstrom-Hubmagnete Inhaltsverzeichnis 1. Allgemeines .......................................................................................................................................................3 1.1 VORWORT ....................................................................................................................................................3 1.2 NORMEN UND RICHTLINIEN ...........................................................................................................................3 1.3 EINBAUERKLÄRUNG ......................................................................................................................................3 1.4 HAFTUNG .....................................................................................................................................................3 2) Allgemeine Produktbeschreibung .....................................................................................................................4 2.1 EINSCHALTVORGANG ....................................................................................................................................4 2.2 ABSCHALTVORGANG .....................................................................................................................................4 2.3 ANSCHLUSSVARIANTEN .................................................................................................................................5 2.4 VERÄNDERUNG DER ANZUGSZEIT (SCHNELLERREGUNG) ................................................................................5 2.5 SPARSCHALTUNG .........................................................................................................................................6 2.6 VERÄNDERUNG DER ABFALLZEIT (ABFALLDÄMPFUNG) ....................................................................................6 2.7 VORSCHLÄGE ZUR ÜBERSPANNUNGSDÄMPFUNG UND FUNKENLÖSCHUNG .......................................................7 2.8 DER GLEICHSTROMMAGNET ..........................................................................................................................7 2.9 MECHANISCHE BEGRIFFE ..............................................................................................................................8 2.10 ELEKTRISCHE BEGRIFFE .............................................................................................................................9 2.11 ZEITBEGRIFFE ............................................................................................................................................9 2.12 UMGEBUNGSTEMPERATUR ..........................................................................................................................9 3. Prüfung ............................................................................................................................................................10 3.1 FUNKTIONSPRÜFUNG ..................................................................................................................................10 3.2 SICHERHEITSPRÜFUNG ...............................................................................................................................10 4 Montage und Anschluss ...................................................................................................................................10 4.1 MECHANISCHE MONTAGE ...........................................................................................................................10 4.2 ELEKTRISCHER ANSCHLUSS UND BETRIEB ...................................................................................................10 4.3 ANSCHLUSSARTEN .....................................................................................................................................10 4.4 ANSCHLUSS-SCHEMA .................................................................................................................................10 4.5 WÄRME ......................................................................................................................................................12 5. Wartung bzw. Reparatur .................................................................................................................................12 Kendrion (Switzerland) AG Albisstrasse 26 CH – 8915 Hausen am Albis Schweiz Tel. +41 44 764 80 60 Fax. +41 44 764 80 69 Mail: [email protected] Seite 2 1. Allgemeines 1.1 Vorwort Diese Betriebsanleitung erläutert die Funktionsweise und Leistungsmerkmale der Elektromagnete folgender Baureihen der Kendrion (Switzerland) AG GS KLM TVM KVM GB GT Bei der Projektierung von Maschinen oder Anlagen sowie bei Inbetriebnahme, Einsatz und Wartung der Kendrion Elektromagnete sind die in dieser Betriebsanleitung enthaltenen Sicherheitshinweise unbedingt zu beachten. Bei Unklarheiten bezüglich Einbausituation, Abwärme, Umweltbedingungen und dergleichen im Voraus mit Kendrion (Switzerland) AG abzustimmen. Kendrion (Switzerland) AG Magnete der oben genannten Baureihen sind nicht verwendungsfertige Produkte (unvollständige Maschinen). Sie werden im Folgenden Komponenten genannt. 1.2 Normen und Richtlinien Die Komponenten sind gebaut, geprüft und ausgelegt nach dem aktuellen Stand der Technik, insbesondere nach den Bestimmungen für elektromagnetische Geräte und Komponenten (DIN VDE 0580). Kendrion (Switzerland) AG Magnete fallen als „elektromagnetische Komponenten“ nicht in den Anwendungsbereich der „Niederspannungsrichtlinie" und dürfen somit nicht mit dem CE-Kennzeichen versehen werden. Die Einhaltung der EMVRichtlinie 2004/108/EG ist mit entsprechenden Schaltgeräten bzw. Ansteuerungen ist vom Anwender sicherzustellen. 1.3 Einbauerklärung nach Anhang II Teil 1 Abschnitt B der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG Hiermit erklären wir, dass die oben aufgeführten Produkte den folgenden grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsschutzanforderungen nach Anhang I der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG entsprechen: Anhang I Allgemeine Grundsätze, Anhang I Kapitel 1.1.2, 1.1.3, 1.1.5, 1.3.2, 1.5.1 Die Inbetriebnahme der unvollständigen Maschine ist solange untersagt, bis festgestellt wurde, dass die Maschine, in die die unvollständige Maschine eingebaut werden soll, den Bestimmungen der EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG entspricht. Die zur unvollständigen Maschine gehörenden speziellen technischen Unterlagen gemäss Anhang VII Teil B der EGMaschinenrichtlinie 2006/42/EG wurden erstellt. Wir verpflichten uns, die Unterlagen zur unvollständigen Maschine der zuständigen nationalen Behörde auf Verlangen elektronisch zu übermitteln. Hersteller: Kendrion (Switzerland) AG Albisstrasse 26 CH - 8915 Hausen am Albis Dokumentationsbevollmächtigter Josef Zemp Kendrion (Switzerland) AG Albisstrasse 26 CH - 8915 Hausen am Albis Kendrion (Switzerland) AG Hausen am Albis ........................... Josef Zemp Dipl. Ing. FH Head of Engineering & Production Angewendete Normen und Vorschriften: EN 60529 Schutzarten durch Gehäuse DIN VDE 0580 Elektromagnetische Geräte und Komponenten 1.4 Haftung Werden die Komponenten nicht ordnungsgemäss, bestimmungsgemäß und gefahrlos verwendet, wird keine Haftung für daraus entstehende Schäden übernommen. Die Angaben in der Betriebsanleitung waren bei Drucklegung auf dem neuesten Stand. Aus den Angaben können keine Ansprüche auf bereits gelieferte Komponenten geltend gemacht werden. Seite 3 2) Allgemeine Produktbeschreibung Für die Auswahl und Festlegung eines Gleichstrom-Magneten sind neben der richtigen Typenwahl noch schaltungsmässig einige Punkte von Bedeutung. Dadurch ist es möglich, den Anwendungsbereich der Gleichstrommagnete um einiges zu erweitern. Die nachfolgenden Erläuterungen sollen eine Ergänzung der bereits erschienenen Listen und Prospekte darstellen. Wir hoffen, dadurch unseren Kunden die Bestimmung und Festlegung eines Magneten leichter zu gestalten, sowie einen umfassenden Überblick über die möglichen Schaltungsarten zu gewähren. 2.1 Einschaltvorgang Betrachten wir zunächst die in Fig. 1 dargestellte Kurve des Stromverlaufes. Als wesentlichste Betrachtung des Einschaltvorganges ist zu berücksichtigen, dass hierbei eine Zustandsänderung eintritt, welche nicht sprunghaft stattfindet, sondern zu deren Ablauf Strom I eine gewisse Zeit erforderlich ist. Physikalisch gesehen geschieht folgendes: Beim Anlegen einer Spannung an die Spule des Magneten, I Anzug also im Augenblick des Einschaltens, möchte ein Stromfluss zustande kommen. Dieser hat das Bestreben einen Endwert zu erreichen, welcher durch den Quotienten aus Spannung und dem «Widerstand» der Wicklung nach dem ohmschen Gesetz gegeben ist. Beim ersten geringen Stromfluss wird jedoch eine Spannung induziert, welche der angelegten Spannung entgegenwirkt. Die Ursache hierfür ist die IndukI Ein tivität der Spule. Je grösser nun die Stromänderung wird, desto grösser wird natürlich auch die induzierte Gegenspannung. Aus diesem Grunde steigt der Strom nicht sprunghaft Zeit t Ansprechverzug Hub an, sondern er verläuft nach einer e-Funktion bis zu dem Anzugzeit Punkte «I Anzug » in der Ansprechverzugszeit. Der Stromanteil «I Ein » resultiert aus der Tatsache, dass infolge der immer Fig. 1 vorhandenen Kupfer- und Eisenverluste sofort ein kleiner Stromfluss vorhanden ist. Bei dem Wert «I Anzug » hat das Magnetfeld nun eine solche Kraft erreicht, dass der Anker sich bewegt. Dadurch verringert sich der Luftspalt und die Induktion bewirkt, abhängig von der Ankergeschwindigkeit, ein Ansteigen der Gegenspannung. Der Strom nimmt also wieder ab und zwar so lange, bis der Anker sich in seiner Endlage befindet, Punkt «I Ruhe » nach der Hubzeit. Nun steigt der Strom wieder nach einer e-Funktion an, bis er den Endwert «I Nenn » gebildet aus U/R erreicht hat. Auf Grund des gesamten Stromverlaufes ergibt sich für den Gleichstrommagneten ein weiches und zügiges Anziehen des Ankers. Als Gesamtzeit "Anzugszeit" ergibt sich der Wert aus der Addition von «Ansprechverzug» und «Hubzeit». Strom I I Nenn Im Gesamten betrachtet lässt sich also für die Stromkurve keine Konstante ermitteln m it deren Hilfe eine Bestimmung der Anzugszeit erfolgen könnte. Massgebend ist allein der Aufbau und Hub des Magneten. Die Anzugszeit lässt sich an einem gegebenen Magneten selbst nicht ändern. 2.2 Abschaltvorgang Auch hier liegt eine Zustandsänderung vor, die nicht zeitlos vor sich gehen kann. Beim Abschalten haftet der Anker zunächst an dem Kern, da die elektrische Energie, die in Spannung U der Spule gespeichert ist, sich abbauen muss. Es entsteht also beim Öffnen des Kontaktes ein Lichtbogen, über den von der angelegten Stromquelle noch Energie dem Magneten zugeführt wird. Nach einer gewissen Zeit nimmt 0 der Lichtbogenwiderstand einen Wert an, bei dem die zuZeit t geführte Energie gleich gross wie die abbauende Energie ist. Dies ist der Punkt, bei dem die Spannung den U Sp. 2 Nulldurchgang erreicht. Der Strom nimmt nun weiter ab, während die Spannung bei umgekehrter Energierichtung einem negativen Höchstwert zustrebt. Bei Erreichen dieser - Spannung Spannungsspitze wird der Strom zu Null und der U Sp. 1 Lichtbogen erlischt. Die Spannung selbst geht nun wieder Abfallverzug Rücklaufzeit nach einer e-Funktion gegen die Nulllinie zurück. Nach Ablauf der Zeit «Abfallverzug» erreicht die Spannung einen Abfallzeit Wert, bei dem die Rückstellkraft am Anker zu wirken Fig. 2 beginnt, d. h. der Anker bewegt sich gegen seine Ruhelage. Die Folge hiervon ist ein nochmaliges Ansteigen der Spannung zu einer kleinen Spannungsspitze, die aber weit unter dem Wert liegt, der beim Abschalten hervorgerufen wird. Von diesem Spannungswert an klingt die Spannung dann endgültig gegen Null ab. Diese Zeit selbst ist mit «Rücklaufzeit» bezeichnet. Die gesamte Abfallzeit ergibt die Addition von «Abfallverzug» und «Rücklaufzeit». Strom + Spannung Strom I Auf diese Vorgänge beim Ein- bzw. Ausschalten bauen sich die meisten der nun folgenden Schaltungsarten auf. Seite 4 2.3 Anschlussvarianten a) Wechselstromseitig geschaltet Diesen Schaltungen ist der Vorzug zu geben, weil die Schaltkontakte dabei geschont werden. Schnellerregung Normalschaltung ~ ~ Fig. 3 Fig. 4 + + Anz ug n orma l Anz ug s chn ell R vo r Abfa ll ve rzög ert Abfa ll ve rzög ert b) Gleichstromseitig geschaltet Bei grosser Schalthäufigkeit muss evtl. eine Funkenlöschung für die Kontakte vorgesehen werden. Normalschaltung ~ Schnellerregung ~ Fig. 5 Fig. 6 + + Anz ug s chn ell Anz ug no rma l Abfa ll sc hne ll R vo r Abfa ll sc hne ll 2.4 Veränderung der Anzugszeit (Schnellerregung) + R vor Fig. 7 (siehe auch Fig. 4 und Fig. 6) Wie schon unter A beschrieben ist es nicht durchführbar, am Magneten selbst eine Verkürzung der Anzugszeit zu erreichen. Wohl ist es aber möglich, durch äussere Hilfsmittel dieses zu bewirken. Bei einem gegebenen Magneten sind sämtliche Werte, welche auf den Stromverlauf einen Einfluss haben, festgelegt und unveränderlich, bis auf den Strom anteil «I Ein », welcher durch Eisen- und Kupferverlust gegeben ist. Nun kann durch Vorschalten eines Widerstandes (siehe Fig. 7) der Strom «I Ein » verändert werden. Wichtig hierbei ist die Tatsache, dass am Magneten die Nennspannung anliegen muss, d. h. die Anschlussspannung muss um den Betrag des Span nungsabfalls am Vorwiderstand bei «I Nenn » erhöht werden. In der Praxis hat es sich als zweckmässig erwiesen, die Anschlussspannung um den 2 bis 3-fachen Betrag der Nennspannung zu erhöhen. Wird nun der Magnet über den Vorwiderstand an Spannung gelegt, so nimmt der Strom « I Ein » einen Wert an, der grösser ist als bei normalem Anschluss. Grund hierfür ist die am Magneten anliegende grössere Spannung, da ja der Vorwiderstand so ausgelegt ist, dass er erst bei «I Nenn » den vollen Spannungsabfall aufweist. Es ist nun möglich, den Strom « I Ein » so gross werden zu lassen, dass sich der Anker schneller in Bewegung setzt, d.h. die Ansprechverzugszeit geht gegen Null. Die Hubzeit ist nun im Extremfall nur noch alleine massgebend als Einschaltzeit und stellt somit die kleinste Anzugszeit dar, welche erreicht werden kann. Für die Auslegung der Schnellerregung sind folgende Ausführungen massgebend: Vorwiderstand «R «R cu» vor » - Spulenwiderstand Seite 5 t an [%] 100 Rvor = Rcu UA - UM UM 80 Dabei sind: 60 Rvor = Vorwiderstand 40 Rcu = Spulenwiderstand 20 UA = Anschlussspannung UM = Nennspannung des Magneten 0 UA UM Fig. 8 Beispiel: Die Anzugszeit soll 60 % der normalen Zeit des Magneten betragen. Aus Kurve (Fig.8) ergibt sich der Faktor 2,3 d. h. UA = 2,3 · UM Der Vorwiderstand wird dann: Rvor = Rcu 2.3 UM - UM = Rcu UM ( 2.3 – 1) UM Rvor = 1.3 · Rcu UM Es ist zu beachten, dass der Gleichrichter die 2,3 fache Magnetleistung aufweisen muss. Kann nun die Anschlussspannung nicht erhöht werden, so muss der Magnet für eine niedrigere Spannung ausgelegt werden. Der Rechnungsgang ist dann wie folgt: Beispiel: Die Anzugszeit soll den gleichen Wert aufweisen wie im vorherigen Beispiel. Damit wird: UA UM = = 0.435 · UA Rvor = 1.3 · Rcu 2.3 Ferner kann die Anzugszeit noch dadurch verkürzt werden, dass anstelle der benötigten Magnettype eine mit grösserer Leistung verwendet wird. Durch diese erwünschte Überdimensionierung ist die zur Verfügung stehende Zugkraft wesentlich grösser, während die zu bewegende Masse annähernd gleich bleibt. Die Folge hiervon ist ein schnelleres Arbeiten des Magneten und damit ebenfalls eine Verkürzung der Anzugszeit. 2.5 Sparschaltung Bei der Schaltung nach Fig.9 wurde die Tatsache berücksichtigt, dass die Haltekraft eines Gleichstrom-Magneten den 2- bis 3-fachen Wert der Kraft beträgt, welche während des Anzuges vorhanden ist. Fig. 9 Über einen kurzgeschlossenen Widerstand wird der Magnet an Spannung gelegt. Bei Hubende wird nun der Schalter geöffnet und der Strom wird durch den Vorwiderstand «R vor» auf einen durch Versuch ermittelten Wert gebracht, bei dem der Fig.9 Magnet noch sicher seine Last hält. Ausserdem kann auch für den Fall, wo eine höhere Anzugskraft als der Magnet normal zu leisten vermag verlangt wird, mittels e iner grösseren Spannung der Magnet zum Arbeiten gebracht werden. Nach erfolgter Hubarbeit wird dem Magneten durch Ö ffnen des Schalters der normale Betriebsstrom zugeführt. Es ist nur dabei zu beachten, dass die thermischen Werte der Spule nicht überschritten w erden. 2.6 Veränderung der Abfallzeit (Abfalldämpfung) Für verschiedene Fälle der Magnet- und Steuerungstechnik ist es manchmal erforderlich, die Abfallzeit des Magneten zu verzögern. Dieses kann durch die Schaltung nach Fig. 10 erreicht werden. Fig. 10 Nach Öffnen des Stromkreises und Anlegen des Parallelwiderstandes geschieht nun folgendes: Die in der Spule gespeicherte Energie sowie die durch den rücklaufenden Anker erzeugte Induktionsspannung bewirken in dem Parallelwiderstand einen Strom bestimmter Grösse. Dadurch wird in der Spule ein Magnetfeld erzeugt. Dieses Magnetfeld übt nun eine Kraft aus, welche der Rückstellkraft des Ankers entgegen wirkt. Die Folge hiervon ist nun ein verzögertes und weiches Zurückgleiten des Ankers. Es ist nun leicht zu übersehen, dass durch die Grösse des Parallelwiderstandes dieser Vorgang gesteuert werden kann. Der Wert dieses Parallelwiderstandes liegt zwischen dem 0 bis 5 fachen Wert des Spulenwiderstandes. Aus nachstehendem Diagramm (Fig. 11) könn en die ungefähr erreichten Verzögerungswerte entnommen werden. Variante: Durch Hinzuschalten eines Vorwiderstandes erhält man die Kombination zwischen Schnellerregung und Abfalldämpfung. Seite 6 4 Dabei sind: 3 Rp = Parallelwiderstand Rcu = Spulenwiderstand 2 tn = Abfallzeit normal tv = Abfallzeit verzögert 1 Fig. 11 Beispiel: Die Abfallzeit soll auf den doppelten Wert gebracht werden: dann ist also t R v p = 2; daraus tn = 1.3 R cu d.h. der Parallelwiderstand muss den 1,3-fachen Wert des Spulenwiderstandes betragen. 2.7 Vorschläge zur Überspannungsdämpfung und Funkenlöschung Wie schon unter «B» beschrieben, baut sich nach dem Abschalten des Magneten die in der Spule gespeicherte Energie ab. Ohne Schutzmassnahmen besteht die Gefahr, dass infolge des Stromflusses die Schaltkontakte einen Abbrand erleiden, bzw. durch die entstehende hohe Spannungsspitze eine Beschädigung der Spule auftreten kann. In folgender Zusammenstellung sollen nun hierfür gegebene Massnahmen erklärt werden. Schaltung Schutzmassnahmen Nachteile nach Fig. 3 Der Netzgleichrichter selbst dämpft die Überspannungen. Abfallzeit verzögert nach Fig. 5 Ohm‘scher Widerstand parallel zur Spule. Die Überspannung wird dabei wie folgt begrenzt: Abfallzeit je nach Widerstandsgrösse verzögert U über = R parallel R Spule (Richtwert: R parallel = 5 · R Spule ) nach Fig. 5 Spannungsabhängiger Widerstand parallel zur Spule. Sehr gute Spannungsbegrenzung. Kleiner Leistungsverlust. Abfallzeit schwach verzögert nach Fig. 5 Serieschaltung von Diode und Widerstand parallel zur Spule. Diode vorteilhaft mit Avalanche Effekt Grössen im Versuch ermitteln. Abfallzeit verzögert nach Fig. 5 Serieschaltung von Kondensator und Widerstand parallel zum Schalter. Oder auch nur Kondensator parallel zum Schalter. Diese Anordnung dient zur Funkenlöschung, ein Überspannungsschutz durch Parallelwiderstand zur Spule wäre von Vorteil. Abfallzeit schwach verzögert 2.8 Der Gleichstrommagnet In seinem Aufbau unterscheidet sich der Gleichstrommagnet erheblich von einem Wechselstrommagneten. Gleichstrommagnete sind grundsätzlich aus massivem Material hergestellt , Wechselstrommagnete aus lamellierten Blechen. Die Stromaufnahme ist über den gesamten Hub konstant und daher kann der Magnetanker in jeder beliebigen Hublage angehalten werden. Es besteht keine Notwendigkeit bis zu Hubende (Anschlag) arbeiten zu lassen, da die Gefahr des Durchbrennens der Spule gering ist. Genauso wenig muss die vorhandene Kraft ausgenutzt werden, allerdings ist dabei u. U. mit einer höheren Klebekraft zu rechnen . Spule Die zur Verwendung kommenden Kupferlackdrähte entsprechen der Wärmeklasse F. Seite 7 Lager Die Lagerung ist selbstschmierend und darum absolut wartungsfrei. Oberflächenschutz Die Eisenteile sind phosphatiert und anschliessend lackiert. Art Bei den in der Liste aufgeführten Gleichstrommagneten handelt es sich um Einfachhub -, Doppelhub- und Umkehrhubmagnete. Einfachhubmagnete sind Elektromagnete, bei welchen der Anker durch elektromagnetische Kraftwirkung von der Hubanfangslage in die Hubendlage gebracht wird. Die Rückstellung muss durch äussere Kräfte erfolgen. (Feder oder dergl.) Doppelhubmagnete sind Elektromagnete, bei welchen der Anker von der Nullstellung durch elektromagnetische Kraftwirkung in eine der beiden möglichen Richtungen gebracht wird. Die Rückstellung in die Nullage erfolgt ebenfalls durch äussere Kräfte, so dass jeweils von der Nullage an, die Hubbewegung erfolgt. Umkehrhubmagnete sind Elektromagnete, bei welchen der Anker durch elektromagnetische Kraftwirkung in Richtung der e rregten Spule gebracht wird. Durch Umschalten des Stromes auf die entgegengesetzte Spule erfolgt ebenfalls ein Anzug des Ankers in diese Richtung. Die Hubanfangslage der einen Richtung ist somit Hubendlage der anderen. 2.9 Mechanische Begriffe Nennmagnetkraft Die Nennmagnetkräfte gelten für betriebswarmen Zustand, 90% Nennspannung und bei einer Umgebungstemperatur von 20˚C. Bei Nennspannung erhöht sich die Nennmagnetkraft um 20%. Bei Nennspannung und 20°C Wicklungstemperatur des Gerätes erhöht sich die Nennmagnetkraft um ca. 50%. Spannungen > 48 Volt ergeben eine allmähliche Reduktion der Nennmagnetkraft bis zu 10% bei 200 Volt. Ist die Einbaulage nicht horizontal, so muss die entsprechende Gewichtskomponente des Ankers zur Nennmagnetkraft hi nzu- oder abgezählt werden. Fig. 12 Hubkraft = Nennmagnetkraft Hubkraft = Nennmagnetkraft – Ankergewicht Hubkraft = Nennmagnetkraft + Ankergewicht Haltekraft Die Haltekraft ist in den Tabellen bei Hub Null angegeben. Es ist die Kraft, welche der Magnet in Hubendlage aufbringt. Hub Als Magnethub wird der nutzbare Weg des Magnetankers bezeichnet, lt. Tabellen, wobei der Maximalhub nicht ausgenutzt we rden muss. Hubarbeit Die Hubarbeit entspricht dem Integral der Magnetkraft über dem Hub. Etwas vereinfacht entspricht das dem Produkt gebildet aus der Nennmagnetkraft und dem Hub des Magneten. Da die Hubarbeit auch bei reduziertem Tabellenhub konstant ist, berechnet sich die resultierende Kraft wie folgt: Hubarbeit [Ncm] Hubkraft bei reduziertem Hub [N] = reduzierter Hub [cm] Seite 8 Charakteristiken Wir unterscheiden zwischen zwei Charakteristiken. Bei Charakteristik I verläuft die Hubkraft über den grössten Teil des Hubes konstant und steigt auf die 2 -3 mal grössere Haltekraft an. Bei Charakteristik II findet man einen ständigen Anstieg, ausgehend von einer Anfangskraft, die ca. 50 % der Anfangskra ft von Charakteristik I beträgt. Kraft [N] Kraft [N] (Vorzugscharakteristik) Fig. 13 Fig. 14 Hub [cm] Hub [cm] Für spezielle Anwendungen können z. B. auch fallende oder Charakteristiken mit extrem hoher Haltekraft usw. hergestellt werde n. 2.10 Elektrische Begriffe Als Normspannung bei Gleichstrommagneten gelten 24, 48 und 207 Volt. Darüberhinaus werden alle Magnetspulen-Anschlussspannungen soweit es technisch möglich ist hergestellt. Die zulässige Spannungsschwankung bei Gleichstrommagneten beträgt + 5 / - 10% der Nennspannung. Induktivität In den Tabellen ist die Zeitkonstante in ms angegeben. Von diesem Wert ausgehend kann die Induktivität bei den einzelnen Spannungen selbst errechnet werden, nach der Formel Induktivität L = U2 · P = Nennleistung [Watt] U = Nennspannung [Volt] P · 1000 = Zeitkonstante [ms] L = Induktivität [Henry] Spannungen> 48 Volt ergeben eine allmähliche Reduktion der Zeitkonstante bis zu 15% bei 200 Volt. 2.11 Zeitbegriffe Einschaltdauer ist die Zeit, welche zwischen dem Einschalten und dem Ausschalten des Erregerstromes liegt. Spieldauer ist die Summe aus Einschaltdauer und stromloser Pause. Spielfolge ist eine einmalige oder periodisch wiederkehrende Aneinanderreihung von Spieldauerwerten verschiedener Grössen. Relative Einschalldauer ist das Verhältnis Einschaltdauer zur Spieldauer, z. B. in Prozenten ausgedrückt % ED. Die relative Einschaltdauer ist in den Tabellen mit 5%, 15%, 25%, 40% und 100% ED genannt. 100% ED ist Dauereinschaltung, der Magnet kann also unbegrenzt eingeschaltet bleiben. % ED = Einschaltdauer [sek.] · 100 Spieldauer [sek.] Ansprechverzug ist die Zeit vom Einschalten des Erregerstromes bis zum Beginn der Ankerbewegung. Hubzeit ist die Zeit vom Beginn der Ankerbewegung aus der Hubanfangslage bis zum Erreichen der Hubendlage. Anzugszeit ist die Summe aus Ansprechverzugszeit und Hubzeit. Abfallverzug ist die Zeit vom Ausschalten des Erregerstromes bis zum Beginn der Rücklaufbewegung des Ankers. Rücklaufzeit ist die Zeit vom Beginn der Rücklaufbewegung des Ankers bis zum Erreichen der Hubanfangslage. Abfallzeit ist die Summe aus Abfallverzugszeit und Rücklaufzeit. Die Schaltzeiten werden im betriebswarmen Zustand mit Nennspannung und einer Belastung von 70% der Nennmagnetkraft erreicht. Die Spieldauer ist für Gleichstrommagnete nach oben mit 5 Min. begrenzt. Nach unten erfolgt die Begrenz ung zwangsläufig durch die Anzugs- und Abtallzeiten. Geht man von der rnax. Spieldauer von 5 Min. = 300 Sek. aus, ergibt sich folgende Einschaltdauer: 5% ED 15% ED 15 Sekunden 45 Sekunden 25% ED 40% ED 75 Sekunden 120 Sekunden 100% ED ist Dauereinschaltung, d. h, die Einschaltzeit unbegrenzt Beispiel für die ED-Berechnung Einschaltdauer 9 Sekunden Spieldauer 20 Sekunden 9 · 100 20 = 45% ED Der Magnet muss somit für eine Einschaltdauer 100% ED ausgelegt werden, da die serienmässige Einschaltdauer von 40% ED überschritten ist (bei grösseren Stückzahlen ist eine kundenspezifische Version mit beliebiger ED möglich, z.B. 45%). 2.12 Umgebungstemperatur Die Umgebungstemperatur soll 40˚C und ihr Mittelwert über eine Dauer von 24 Stunden 35˚C nicht überschreiten. Wird die Temperatur überschritten, so müssen geeignete Massnahmen, wie Reduktion der Leistung oder wenn möglich Erhöhung der Isolierstoffklasse, vorgenommen werden. Seite 9 3. Prüfung 3.1 Funktionsprüfung Alle Elektromagnete der Kendrion (Switzerland) AG werden vor dem Versand auf ihre korrekte Funktion hin geprüft. 3.2 Sicherheitsprüfung Ebenfalls werden alle Magnete einer Sicherheitsprüfung nach VDE0580 unterzogen. In diesem Test wird jede Wicklung gegen den Magnetkörper auf Durchschlagsfestigkeit geprüft. Die Prüfung wird mit einer sinusförmigen Spannung durchgeführt, die Höhe der Spannung richtet sich dabei nach der Betriebsspannung und ist in der Norm VDE 0580 festgelegt. Allenfalls notwendige wiederholte Spannungsprüfungen (z.B. bei Endprüfungen von Geräten mit eingebauten Magneten) dürfen mit höchstens 80% der in VDE 0580 definierten Spannung vorgenommen werden. Anderenfalls kann der Magnet Schaden nehmen. 4 Montage und Anschluss 4.1 Mechanische Montage Die Elektromagnete sind je nach Typ mit unterschiedlichen Befestigungsarten wie Flansch, Zentral- oder seitlicher Befestigung erhältlich. Eine Befestigung ist nur an den dazu vorgesehen Orten zugelassen, damit die Magnete nicht mechanisch beschädigt werden. Bei Hubmagneten ist darauf zu achten, dass die Radialkräfte an der Zugstange klein gehalten werden, da sonst die Lebensdauer der Lager markant beeinträchtigt werden kann. 4.2 Elektrischer Anschluss und Betrieb Die Elektromagnete sind an geglättete Gleichspannung gemäss Typenschild anzuschliessen. Eine Versorgung über Brückengleichrichter ist aber ebenfalls möglich. Die Polarität der Gleichspannung ist in der Regel nicht von Bedeutung, in diesem Falle sind Anschlusslitzen bzw. Steckvorrichtungen nicht speziell gekennzeichnet. Ausführungen mit einem führenden „G“ im Feld „Spannung“ bzw. „U:“ kennzeichnen einen vorgeschalteten Gleichrichter. beachtet werden. Maximales Anzugsdrehmoment für Schrauben (Kabelklemme und Gehäusedeckel): max 0.3 Nm 4.3 Anschlussarten freie Litze Kleinklemme (ohne Deckel) Klemmenkasten Grösse I (ohne Deckel) Klemmenkasten Grösse II (ohne Deckel) Apparatestecker mit Leitungsdose EN 175301-803 4.4 Anschluss-Schema 4.4.1 Hub-Magnete mit Gleichstrom-Speisung und nur einer Spule Dies umfasst alle Gleichstrom-Magnete mit einer Hub-Bewegung (ziehend oder stossend). In diesem Fall ist die Polarität der Speisung nicht von Bedeutung. Bei Versionen mit Anschlusskasten oder Leitungsdosen sind immer die Pins 1 + 2 zur Speisung zu verwenden. Der allfällige Erdleiter-Anschluss muss nur bei Spannungen > 50 V angeschlossen werden. Ist der Magnet mit freien Litzen ausgeführt sind die zwei identisch farbigen Anschlusslitzen zu verwenden. freie Litze Klemmenkasten Apparatestecker Seite 10 4.4.2 Hub-Magnete mit Wechselstrom-Speisung und nur einer Spule Bei diesen Magneten handelt es sich um Gleichspannungs-Magnete, welche mit einem Gleichrichter versehen sind, um den direkten Anschluss an Wechselspannung zu ermöglichen. Diese Versionen sind im Feld „Spannung“ bzw. „U:“ mit einem führenden „G“ gekennzeichnet und sind wie folgt anzuschliessen: Klemmenkasten Apparatestecker 4.4.3 Hub-Magnete mit Gleichstrom-Speisung und zwei Spulen Dies umfasst alle Gleichstrom-Magnete der Ausführungen U (Umkehrhub) sowie D (Doppelhub). Diese Magnete haben zwei mögliche Hübe (ziehen und stossen) und sind dafür mit zwei Spulen ausgerüstet. Versionen mit freien Litzen besitzen zwei und zwei Anschlusskabel, wobei die beiden zusammengehörigen jeweils gepaart sind. Versionen mit Klemmenkasten bzw. mit Apparatestecker sind wie folgt anzuschliessen: Klemmenkasten Apparatestecker: Ausführung mit einem gemeinsamen Pin Apparatestecker: Ausführung mit zwei separaten Steckern 4.4.4 Hub-Magnete mit Wechselstrom-Speisung und zwei Spulen Hier gilt sinngemäss das unter 4.4.2 und 4.4.3 gesagte. Jedoch ist für jede Spule ein separater Klemmenkasten bzw. Apparatestecker vorhanden. 4.4.5 Haft-Magnete mit Gleichstrom-Speisung Für Gleichstrom-Haftmagnete gilt sinngemäss das unter 4.4.1 gesagte. Eine Ausnahme bilden die Haftmagnete der Typenreihe GT..R. Da diese Magnete mit einem Verpolschutz ausgerüstet sind ist auf die Polarität zu achten: - Ausführungen mit freien Litzen haben farblich gekennzeichnete Anschlussdrähte: rot = Plus / blau (schwarz) = Minus - Ausführungen mit Klemmenkasten bzw. mit Apparatestecker sind wie folgt anzuschliessen: freie Litze (mit Verpolschutz) Klemmenkasten (mit Verpolschutz) Apparatestecker (mit Verpolschutz) 4.4.6 Haft-Magnete mit Wechselstrom-Speisung Diese sind anzuschliessen gemäss 4.4.2 Achtung: Die angegebene Nennspannung ist einzuhalten. Die Toleranz beträgt +6% bis -10%. Fremde Magnetfelder können die Funktion der Komponente einschränken. Die Komponente sollte deshalb ausserhalb dem Einflussbereich fremder Magnetfelder platziert werden. Vor Inbetriebnahme ist der korrekte elektrische Anschluss entsprechend den Typenschildangaben sicher zu stellen. Auch kurzzeitiger Betrieb mit Versorgungsspannung ausserhalb der spezifizierten Daten kann zu Schäden oder zur Zerstörung der Komponenten führen, was u.U. nicht sofort ersichtlich ist. Seite 11 4.5 Wärme Durch die Erwärmung der Erregerwicklung können sich die Elektromagnete erheblich erwärmen. Bei ungünstigen Bedingungen können Temperaturen deutlich über 100°C Oberflächentemperatur erreicht werden. Achtung: Magnete vor Berührung schützen, durch die hohe Oberflächentemperatur können Verbrennungen auftreten. 5. Wartung bzw. Reparatur Die unter 1.1. erwähnten Elektromagnete der Kendrion (Switzerland) AG sind wartungsfrei. Abgesehen von allfälligen äusserlichen Reinigungsarbeiten sind keine Wartungsarbeiten vorzusehen. Alle oben erwähnten Hub-Magnete sind mit dauergeschmierten Lagern ausgerüstet. Die Zugstangen dieser Magnete sind sauber und fettfrei zu halten. Eine nachträgliche Schmierung ist unbedingt zu vermeiden. Dies würde dazu führen, dass diese Schmiermittel die Lager beschädigen und die Magnete zum Kleben bringen. Reparaturen dürfen nur vom Hersteller durchgeführt werden. Durch unsachgemäss ausgeführte Reparaturen können erhebliche Sach- oder Personenschäden entstehen. Bei jeglichen Arbeiten an den Komponenten ist stets darauf zu achten, dass die Komponenten nicht unter Spannung stehen. Seite 12 L Kendrion (Switzerland) AG Albisstrasse 26 CH-8915 Hausen am Albis Switzerland Telefon: +41 44 764 80 60 Telefax: +41 44 764 80 69 www.kendrion.ch [email protected] Ausgabe: 8078-13-47g Technische Änderungen vorbehalten! Kendrion und Kendrion (Switzerland) AG sind eingetragene Markkenzeichen. Diese Veröffentlichung dient nur zur Information und nicht als verbindliche Darstellung der Produkte anzusehen, es sei denn, dies wird ausdrücklich von uns bestätigt. Wir behalten und vor, Spezifikation und Ausführung jederzeit zu ändern. Das Produkt darf nur für den vorgeschriebenen Verwendungszweck eingesetzt werden. Konstruktionsänderungen vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Datenblattes, auch auszugsweise oder in abgeänderter Form, ist nur mit schriftlicher Zustimmung der Kendrion (Switzerland) AG gestattet! Seite 13