Die Rolle des Wissensmanagement in der Organisationsentwicklung – oder: Wie in lernenden Organisationen Wissen erlangt und weitergegeben wird. Verfasserin e-mail Seminar Dozent Julia Müller [email protected] Professionalisierung: Strukturen, Prozesse, Theorien - Berufsethik Uwe Jäger Gliederung: 1. Einleitung 2 2. Organisationsentwicklung: Organisationen müssen sich entwickeln 3 3. Organisationen können lernen: adaptive und lernfähige Systeme 7 4. Wissensmanagement: Die Organisation als wissensbasiertes System 8 4.1.1 Wissensmanagement in der lernenden Organisation 12 4.1.2. Systemisches Wissensmanagement: Wissensformen und Ansätze 12 4.2. Organisationales Lernen 16 4.3. Das organisationale Gedächtnis 18 4.4. Bildungsarbeit aus der systemisch – konstruktivistischen Sicht 19 5. Fazit 22 Literatur 24 1 1. Einleitung: In der vorliegenden Arbeit soll die Rolle des Wissensmanagement innerhalb der Organisationsentwicklung dargestellt und beleuchtet werden. Es beschäftigt mich die Frage, wie und warum ein Unternehmen sich entwickeln und lernen kann. Ist die Idee der “lernenden Organisation“ realistisch, wenn ja, wie kann man sie umsetzen und wie kann gezieltes Wissensmanagement dabei helfen? Oder anders: Wie wird in lernenden Organisationen Wissen erlangt und weitergegeben? Dazu sollen unter anderem Überlegungen zu den Konzepten Organisationsentwicklung, Wissensmanagement, Managementforschung und der lernenden Organisation miteinander in Verbindung gebracht und integriert werden. Ich möchte mich bei meinen Ausführungen besonders auf systemische Ansätze des Wissensmanagements beziehen, aus zwei Gründen halte ich diese (die systemische) Herangehensweise am geeignetsten: Die Systemtheorie hat als wissenschaftliche Theorie ein hohes Erklärungspotential für Zusammenhänge und Wechselwirkungen jeglicher Art, zudem ist die systemische Grundposition auf nahezu jedes Gebiet anwendbar und daher für eine zwecknahe Analyse und Interpretation von Lern- und Bildungsprozessen auf den verschiedenen Ebenen - von der personalen bis zur organisationalen - in Organisationen bestens geeignet. Die Funktionslogik von Organisationen verlangt immer komplexere Betrachtungen, da große Firmen und Unternehmen sich längst als “global player“ betätigen und auch kleinere Betriebe sich einem globalisierten Wettbewerbsmarkt stellen müssen. Systemisches Entwicklungs- und Wissensmanagement kann die komplexen und weltumspannenden Prozesse, Strukturen und Funktionsweisen solcher Unternehmen, durch ein Begriffliches und Methodologisches Instrumentarium, komplexitätsreduziert beschreiben. Trotzdem bietet die systemtheoretische Perspektive auf Organisationen auch Stolperfallen. Eine Schwierigkeit – die sich paradoxerweise aus den Vorteilen ergibt - bei der Beschäftigung mit der lernenden Organisation ist sicherlich die Schwierigkeit zwischen verschiedenen Aggregationsebenen innerhalb der Organisation zu unterschieden. Zum einen sind Organisationen soziale Systeme und egal ob man nun die Luhmann`sche Definition zu Grunde legt und ein soziales System als Ablauf von Kommunikationsereignissen und damit als ein architektonisches Kommunikationsgebilde, oder der personalen Systemtheorie Batesons folgt und soziale Systeme als von Individuuen konstituiert betrachtet, es ist grundlegend Aussagen über die Interaktionen zwischen den Organisationsmitgliedern zu treffen. In der 2 wechselseitigen Interaktion entsteht die spezifische Struktur der Organisation - die Kommunikations- und Interaktionsstrukturen des Unternehmens, die in mentalen Landkarten gespeichert sind und für die Mitarbeiter handlungsleitend wirken. Auf einer organisationalen Ebenen existiert die Organisation allerdings unabhängig von den einzelnen Mitgliedern, denn sobald Mitglieder einer Gesamtheit Regeln aufstellen, sind sie organisiert und die Gesamtheit einer Organisation ist im Stande – zu einem gewissen Grade autonom - zu handeln. Ich möchte auf der organisationalen Ebene hier eine wichtige Unterscheidung vorwegnehmen (auch wenn diese Trennung während der Arbeit nicht immer ganz aufrecht erhalten werden kann, da die Trennung eine künstliche ist ), die zwischen der Organisationsstruktur und – Kultur. Die Struktur der Organisation ist der funktional-organisatorische Aufbau des Unternehmens, die Standartverfahren und – Abläufe, Organisationshierarchien, festgelegte Ziele, der Einsatz von Technologien und die Verteilung von Fähigkeiten und finanziellen Mitteln, es sind die expliziten und sichtbaren Aspekte der Organisation. Dem gegenüber steht die Unternehmenslkultur. Sie spiegelt die Informellen, eher unsichtbaren Aspekte der Organisation: Einstellungen, Werte, Gefühle, Sinnbilder, aber auch implizite Regelsysteme, man spricht in diesem Zusammenhang auch gerne von der Corporate Identity. Natürlich existieren beide Agrregationsebenen nicht unabhängig voneinander, im besten Fall sollten die Leitbilder einer Organisation natürlich von allen Mitgliedern geteilt werden und die Unternehmenskultur und - Struktur in den “maps“ der Mitarbeiter gespeichert sein, zudem entsteht die Kultur erst durch die Interaktion, aber es ist wichtig, zu realisieren, dass es so etwas gibt wie “organizational maps“, in denen die aus Kommunikation und Interaktion hervorgegangenen Strukturen personenunabhängig gespeichert werden und durch Mythen, Storytelling oder implizite Regeln weitergegeben werden. 2. Organisationsentwicklung: Organisationen müssen sich entwickeln Da jedes offene System mit seiner Umwelt in direkter Beziehung steht, muss es sein unternehmerisches Handeln an veränderte Umwelt- und damit Kontextbedingungen anpassen – oder besser noch: schon im voraus auf Veränderungen reagieren. Ein Unternehmen kann sein Überleben nur sichern, wenn es adäquat regieren kann und in der Lage ist sich auf neue Situationen einzustellen, damit muss es sich kontinuierlich verändern. Ein Ansatz, um diesen organisatorischen Wandel zu gewährleisten und gezielt voranzutreiben bietet die 3 Organisationsentwicklung. Organisationsentwicklung ist damit immer anwendungsbezogen und hat ihren Ursprung in den sozialpsychologischen Grundlagen der Aktionsforschung ( die u. a. von Kurt Lewin begründet wurde und später u.a. von Argyris und Schön weiterentwickelt wurde), die sich mit gruppendynamischen Prozessen und Gruppentherapeutischen Settings beschäftigte. (Güldenberg 1998, S. 137f) Die Gesellschaft für Organisationsentwicklung (GOE) beschreibt „… Organisationsent-wicklung als einen längerfristig an gelegten, nachhaltigen Entwicklungs- und Veränderungs-prozess von Organisationen und der in ihr tätigen Menschen. Die Wirkung dieses Prozesses beruht auf dem gemeinsamen Lernen aller beteiligten Personen durch direkte Mitwirkung bei der Bearbeitung und Lösung betrieblicher und unternehmerischer Probleme.“ (www.goe.org) Der Ansatz der Organisationsentwicklung beinhaltet immer auch den Aspekt der Humanisierung der Arbeit. Neben der Verbesserung der Leistungsfähigkeit einer Organisation soll gleichzeitig die Qualität des Arbeitslebens verbessert werden. „Effizienz und Humanität sind die beiden Seiten gelingender OE-Prozesse.“ (www.goe.org), da die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens immer von den Mitarbeitern, ihren Einstellungen und der Zufriedenheit am Arbeitsplatz, getragen wird (vgl. ebd). Diese humanistisch-ethische Dimension birgt in sich die Gefahr einer Ideologisierung der OE-Diskussion. Gleichzeitig zwingt das Zusammenspiel von wirtschaftlicher Effizienz und sozialen Aspekten innerhalb der Organisation dazu nicht nur die Struktur der Organisation zu verändern, sondern auch die Werte und Einstellungen der Mitglieder und damit die Unternehmenskultur . (vgl. Güldenberg 1998, S.138) Auch wenn manche Autoren die Kulturentwicklung als einen Ansatz der Organisationsveränderung von der OE trennen (s. Güldenberg 1998, S. 139), ist diese Trennung meiner Meinung nach nicht haltbar, da ein organisatorischer Wandel immer durch einen kulturellen Wandel im Unternehmen gestützt werden muss, um Nachhaltige Entwicklung zu garantieren. Nur durch die Entwicklung der Unternehmenskultur lässt sich eine Lernkultur etablieren, die das Unternehmen im Sinne eines Lernenden Unternehmens auf Dauer erfolgreich, Leistungs- und Funktionsfähig macht. Auch French und Bell (1995, S. 28) sehen die Organisationsentwicklung als langfristig einzusetzendes Instrument für einen organisationsumfassenden Wandel1. Ein wichtiger Teilaspekt, der, definiert man die OE als organisationsumfassend, organisationaler Entwicklungsprozesse ist die Personalberatung und mit ihr die Personalentwicklungs1 „Organization development is a long-term effort, led and supported by top management, to improve an organization´s visioning, empowerment, learning, and problem-solving processes, through an ongoing, collaborative management of organization culture - with special emphasis on the culture of intact work teams and other team configurations - utilizing the consultant-facilitator role and the theory and technology of applied behavioral science, including action research.“( French & Bell 1995, S.28) 4 Methoden. Die Personalentwicklung wird als Lehr- und Lernprozess konzeptualisiert, der im Sinne der Entwicklung der ganzen Organisation auch die Qualifikation der Organisationsmitglieder zu verbessern sucht. Es ist unumgänglich, den Veränderungsprozess von Unternehmen im Rahmen einer Organisationsentwicklung nicht mit Lernen in Verbindung zu bringen oder gar gleich zu setzen. „ … der Prozess der Organisationsentwicklung – als Entwicklung von Individuen und sozialen Systemen – [ist] in mehrfacher Hinsicht ein Lernprozess. …, auch wenn dabei der Begriff Lernen oft mit anderen Begriffen umschrieben wird, wie z.B Entwicklung, Wachstum, mobilisierung von Wissen, Steigerung der Problemlösekompetenz und die Fähigkeit zur Selbstaufklärung.“ (Gairing S.190) Die Grundlage eines organisationalen Lernprozesses ist die Interpendenz des Lernens von Menschen und Systemen. „Und trotzdem gibt es beim lernen im Rahmen von Organisationsentwicklung Lerndimensionen, die eher personalen und andere, die eher systembezogenen Charakter haben, Wesentlich ist jedoch, dass personales Lernen im Sinne der OE-Theorie nur im Kontext des Systems stattfinden kann und umgekehrt, dass ein ´Systemlernen` nur stattfinden kann, wenn sich such die System-Mitglieder lernend entwickeln. Das Lernen von Menschen und Systemen im OE_Prozess ist also ein dialektischer Prozess, der die Interdependenzen zwischen Individuum und System zum zentralen Lernthema macht. … Lernen im Rahmen von Organisationsentwicklung heißt immer: Individuen und Systeme lernen gemeinsam und aneinander.“ (Gairing S.198f) An dieser Schnittstelle, zwischen lerntheoretischen Modellen (und ihrer Integration in den gesamten organisationalen Lernprozess) und einer permanenten Systemtransformation und – entwicklung zur Erhöhung der Lern- und Wandlungsfähigkeit (und damit der Überlebensfähigkeit) befindet sich das Konstrukt der “lernenden Organisation“ . Ein lernendes Unternehmen sollte eine Organisation sein, die individuelle, kollektive und organisationale Lernprozesse nutzt und unterstützt, um sich gleichzeitig selbst fortwährend zu wandeln und damit die Überlebensfähigkeit auf ein Optimum zu steigern. (vgl. Güldenberg 1998, S.146f) Da die Mehrheit der Autoren die Lernende Organisation als kontinuierlich lernendes System darstellen, könnte man das Konstrukt der lernenden Organisation als Vision des “intelligenten“, innovativen und erfolgreichen Unternehmens an sich verstehen und die lernende Organisation als Ziel und wünschenswertes Endergebnis eines OE-Prozesses sehen (lapidar ausgedrückt: Wo soll sich eine Organisation hinentwickeln?). Güldenberg (1998, S.12) konstatiert, „ …,daß lernende Organisationen • Wirtschaftswissenschaftliche und systemtheoretische Modelle sind • Von einem komplexen, aber beeinflussbaren Umfeld umgeben sind 5 • Alle ihre Bemühungen darauf ausrichten, die Lernprozesse der gesamten Organisation und die ihrer Gruppen und Mitarbeiter zu fördern und zu einem organisationalen Lernprozeß zu integrieren • Zu diesem Zweck die aktuellen neurobiologischen und lerntheoretischen Erkenntnisse verwenden • Über organisationale Lernprozesse und kontinuierliche gemeinschaftliche Selbsterneuerung ihre eigene Überlebensfähigkeit langfristig optimieren.“2 Meist werden Prozesse der Organisationsentwicklung durch eine externe Prozessberatung gesteuert. Die Organisationsberatung ist ein Konzept, das versucht ein Set von spezifischen Methoden und Instrumenten für professionelle Qualifizierung von Personen, Teams, Projekten und Organisationen bereitzustellen und einen und “Forschungsprozess“ voranzutreiben, in dem menschliche Systeme befähigt werden, sich selbst, aber auch die organisationale Struktur zu erforschen und zu verändern. Dabei kann dem zuvor gesagten ein systemischer Ansatz Rechnung tragen: „Systemische Organisationsentwicklung ist ein Konzept, das Organisationen und einzelne Personen innerhalb der Organisation bei Veränderungsprozessen unterstützt. Dabei ist das Augenmerk nicht nur auf einzelne Faktoren (z.B. einzelne Abläufe), sondern auf das gesamte soziale System ( die hier tätigen Menschen, ihre Gedanken und Einstellungen, die Regeln und Verhaltensmuster in dem sozialen System usw.) gerichtet.“ (König & Vollmer S.7) Die Inhalte der Organisationsentwicklung, also was genau verändert und entwickelt werden soll, können verschiedener Art und auf allen Unternehmensebenen und in allen Unternehmensbereichen angesiedelt sein, sie hängen mit den Problemen und Defiziten zusammen, die die Organisation zu lösen versucht. Neben dem Begriff der Organisationsentwicklung gibt es viele verwandte oder ähnliche Konzepte und Begriffe, wie das “change management“ oder “reengineering“, die ebenfalls auf Veränderungsprozesse in Unternehmen abzielen, aber im Gegensatz zu OE, als einzusetzendes Instrument für einen organisationsumfassenden Wande eher die punktuelle oder kurzzeitige Gestaltungsmaßnahme betonen. 2 dieser Definitionsansatz soll keines falls Einigkeit über den Begriff der “lernenden Organisation“ darstellen, denn eine einheitliche Definition gibt es nicht, dies ist nur ein Versuch die Begrifflichkeit einzuordnen. Organisationales Lernen stellt allerdings eine Grundvoraussetzung für die Konzeption einer “lernenden Organisation“ dar (vgl. Güldenberg 1998, S. 107f) 6 3. Organisationen können lernen: adaptive und lernfähige Systeme Damit ein System, bzw. das spezielle System der Organisation, Anpassungs- und Veränderungsfähig bleibt – und somit als Identität überlebensfähig – muss es lernen. Lernen bedeutet für das System (nach. Güldenberg 1998 , S. 60f): 1. Adaptivität, d.h. Veränderungen in der Systemumwelt wahrzunehmen und sich im Sinne eines Regelkreises3 darauf einzustellen, das heißt Anpassungen am Systemzustand vorzunehmen. 2. Lernfähigkeit, die es dem System erlaubt Veränderungsprozesse der Systemumwelt frühzeitig zu erkennen und vorwegzunehmen, sowie diese Prozesse zu gestalten und Einfluß auf sie zu nehmen. Das “Anpassungslernen“ allein, würde die Anforderungen an eine intelligente Organisation nicht erfüllen, da sie nicht nur reaktiv auf Veränderungen am Markt reagieren muss, sondern auch vorausschauend planen und organisieren muss. Diese aktiven Entscheidungs – und Planungsprozesse sichern das Überleben und sind Grundlage erfolgreichen strategischen und operativen Managements innerhalb der Organisationsentwicklung. Durch die Lernfähigkeit, und damit das aktive Aufspüren und die zielgerichtete Auswertung der Informationen aus der (ausdifferenzierten) Systemumwelt, generiert das System Wissen. Diese Wissensbasis, über frühere Handlungen, Prozesse und Abläufe (Wie haben wir das früher gemacht, wie gehen wir normalerweise mit diesem Problem um) und ihre positiven oder negativen Ergebnisse, existiert innerhalb des Systems in den Strukturen des Systems (vgl. Güldenberg 1998, S. 61). Diese, nicht-greifbaren, systemimmanenten Strukturen, beschreibt Wilke (1998, S.16) -den Begriff des organisationalen Wissens bereits vorwegnehmend- so: „…Wissen, das nicht in den Köpfen von Menschen gespeichert ist, sondern in den Operationsformen eines sozialen Systems. Organisationales oder institutionelles Wissen steckt in den personen-unabhängigen, anonymisierten Regelsystemen, welche die Operationsweise eines Sozialsystems definieren. Vor allem sind dies Standartverfahren (>>standing operating procedures<<), Leitlinien, Kodifizierungen, Arbeitsprozess-Beschreibungen, etabliertes Rezeptwissen für bestimmte Situationen, Routinen, Traditionen, spezialisierte Datenbanken, kodiertes Produktions- und Projektwissen und die Merkmale der spezifischen Kultur einer Organisation.“ 3 Gemeint ist das einfache Regelkreis-Modell der Kybernetik, bei dem sich das System einem soll Wert (Gleichgewichtszustand zwischen System und Systemumwelt) durch positive und negative Rückkopplungen nährt. 7 Eine Organisation kann demnach nur lernen, wenn sie ihre Struktur verändert, d.h. ihre Handlungs-und Kommunikationsspielräume einschränkt oder erweitert und sie damit (um-) strukturiert (s. Theorien Maturana/Varela und Luhmann; vgl.Güldenberg 1998, S. 48). Diese autopoietischen Regelungs- und Steuerungsprozesse und der Grad ihrer Veränderlichkeit (strukturelle Plastizität), entscheidet über das Überleben des Systems “Organisation“ (vgl. Wilke 1998, S. 61. und S. 96). Daher sind Änderungen im Unternehmen immer Strukturveränderungen um autopoietische Prozesse aufrechtzuerhalten, diese sind als Lernprozesse der Organisation anzusehen. 4. Wissensmanagement: Die Organisation als wissensbasiertes System Es gibt rund 160 bekannte Modelle aus der Unternehmenspraxis zum Wissensmanagement, die sich nicht nur hinsichtlich ihrer Schwerpunkte und Erfolgsfaktoren innerhalb des Prozesses Wissensmanagemnet unterscheiden, sindern vor allem eine vereinheitlichung der Begrifflichkeiten vermissen lassen. (vgl. Heisig 2005 S. 74) Dadurch ist der Austausch innerhalb der scientific community umso schwieriger und das Forschungs- und Arbeitsfeld unübersichtlich, obwohl Jahr für Jahr mehr Publikationen erscheinen, die sich auf den Begriff des knowledge management beziehen (vgl. ebd). Eine weitere Schwierigkeit ist die fehlende Interdisziplinarität im Bereich der WM Forschung, die bisherigen Ansätze bleiben noch zu stark ihren jeweiligen disziplinären Wurzeln verhaftet. Es gibt – zumindest im deutschsprachigen Raum – wenig Fachübergreifende Methoden und Modelle. (vgl. Heisig 2007, S.14) Aus den bisherigen Punkten ergibt sich zusammenfassend, dass jedwede erfolgreiche – im Sinne der Effizienz und Arbeitsqualität – Entwicklung mit Lernprozessen einhergeht und diese Lernprozesse laufen auf irgendeine Weise, neben menschlichem Lernen auf organisationaler Ebene ab. Ein verantwortungsvolles Management muss daher organisationales Lernen gezielt forcieren und fördern. „Organisationales Lernen betrifft die Veränderung der organisationalen Wissensbasis, die Schaffung kollektiver Bezugsrahmen sowie die Erhöhung der organisationalen Peoblemlösungs- und Handlungskompetenzen.“ ( Probst, Raub & Romhardt 1999, S. 46) Dieser Ansatz der organisationalen Lerntheorie ist unter dem Namen „Development of Knowledge Base“ ursprünglich von Duncan und Weiss begründet. Organisationen sind demnach Wissenssysteme, die organisationales Lernen als Mittel nutzen um kontinuierlich Wissen zu generieren und ihre organisationale Wissensbasis ständig zu 8 entwickeln. Die organisationale Wissensbasis setzt sich aus individuellen und kollektiven Wissensbeständen zusammen, die eine Organisation zur Lösung ihrer Aufgaben und Probleme nutzt und auf die sie zugreifen kann, darunter fallen auch Daten- und Informationsbestände, auf welchen individuelles und organisationales Wissen aufbaut. Führungskräfte in Organisationen brauchen daher Methoden , mit denen sie organisationale Wissensbestände lenken und gezielt einsetzen können, ( Güldenberg 1998, S. 123 und Probst, Raub & Romhardt 1999 S.47 u .51) Organisationen, sind also wissensbasierte Systeme und ein dieser Definition entsprechendes Wissensmanagement ist ein Konzept, das der Gestaltung Veränderung, Aktualisierung und Nutzung dieser organisationalen Wissensbasis dient ( vgl. Probst, Raub & Romhardt 1999, S.47) oder differenzierter und umfassender ausgedrückt „Wissensmanagement meint die Gesamtheit organisationaler Strategien zur Schaffung einer >>intelligenten<< Organisation. Mit Blick auf die Personen geht es um das organisationsweite Niveau der Kompetenzen, Ausbildung und Lernfähigkeit der Mitglieder; bezüglich der Organisation als System steht die Schaffung , Nutzung und Entwicklung der kollekiven Intelligenz und des >>collective mind<< in Frage; und hinsichtlich der technologischen Infrastruktur geht es vor allem darum, ob, wie und wie effizient die Organisation eine zu ihrer Operationsweise kongeniale Kommunikationsund Informationsstruktur nutzt.“ (Wilke 1998, S.39) Die Vielfalt an organisationalen Strategien, wie sich dies im einzelnen erreichen lässt ist vorstellbar. Als Kernkompetenzen jedes Wissensmanagements lassen sich jedoch folgende Elemente eines Wissensmanegment-Prozesses identifizieren, die in einem Leitfaden des Europäischen Komitees für Normung (CENFT)4 zusammengestellt sind und auch in den meisten Fachbüchern aufgegriffen werden (s. Probst, Raub & Romhardt 1999; Güldenberg 1998 u.a.): 1.: Wissen identifizieren Eine Organisation muss ihr Wissen analysieren und beschreiben, die Identifikation vorhandenen Wissens ist ausschlaggebend um Entscheidungen zu treffen, außerdem kann nur auf dieser Basis bestimmt werden, wo Wissenslücken bestehen und wo Informationen gebraucht werden. Eine umfassende Wissensidentifikation schafft ausserdem Transparenz und erleichtert den Mitgliedern der Organisation Suchaktivitäten, z.B nach bestimmten Informationen (s. Probst, Raub & Romhardt 1999, S. 54). Methoden um Wissen zu identifizieren sind z.B. Brainstorming, “mapping techniques” oder (Kunden-Feedback). 2.: Wissensgenerierung 4 CEN Workshop Argreement CWA 14924-1, “European Guide to good Practice in Knowledge Management Part 1: Knowledge Management Framework“ 9 Um neues Wissen zu erwerben gibt es viele Wege, auf personaler Ebene als Resultat der – bereits angesprochenen - Interkationsprozesse, z.B. in Trainings, “communities of practice“oder Lernprojekten, und auf organisationaler Ebene durch Innovationsprozesse oder Forschung. Neben der Entwicklung neuen Wissens durch die Interaktionen der Organisationsmitglieder ist die Nutzung vorhandener Wissenspotenziale und die Kombination dieser Ressourcen eine unterschätzte Möglichkeit der Wissensgenerieerung. Die Aufgabe der Wissensmanagements ist es bisher nicht zugängliches individuelles und kollektives Wissen für alle Organisationsmitglieder zugänglich zu machen, so dass es in die organisationale Wisensbasis einfließt. (Güldenberg 1998, S. 248) Eine dritte Möglichkeit Wissen zu beschaffen ist der Import von Wissen oder Experten (s. ebd.) allerdings ist der Import oft problematisch weil aus systemtheoretischen Betrachtungen ein eins-zu-eins Import von Wissen unmöglich ist, da Informationen nur systemspezifisch generiert werden können, sie sind nur interpretier- und damit nutzbar wenn sie in den systemeigenen Kontext eingebaut werden können (Wilke 1998, S. 10f). was nicht bedeutet, dass Daten, bzw Informationen aus der Umwelt Lernprozesse nicht anregen und beeinflussen, aber der Umgang mit ihnen wird nur von Systemeigenen Kräften gesteuert werden, da sie nur durch die Interpretation in einer organisationalen Wissensbasis gespeichert werden können.5 3.: Wissensspeicherung Die Speicherung muss der Generierung unmittelbar folgen, sonst kommt es zum organisationalen Vergessen (Güldenberg 1998, S. 266). Nur durch die Speicherung von Wissen kann ein eine organisationale Wissensbasis, das organisationales Gedächtnis entstehen. Die Wissensspeicherung erfolgt mittels verschiedener Speichermedien, dazu dienen natürliche Speichersysteme (Menschen, Gruppen), Expertensysteme) und kulturelle Unternehmenskultur). „Speichersysteme künstliche Speichersysteme Speichersysteme sind die (Datenbanken, (organisationale Träger der Routinen, organisationalen Wissensbasis.“(Güldenberg 1998, S. 266f) Die Speicherung verlangt eine Selektion, Organisation und ständige Aktualisierung des Wissens. 4.: Wissensverteilung und –Transfer Das Ziel dieses Schrittes ist die Verteilung des Wissens zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der angemessenen Qualität. Das Wissen muss den Kontext erreichen, in dem es gebraucht wird. 5 Güldenberg (1998, S. 260) nennt als Barrieren von externen Wissensbeständen: fehlende Möglichkeit struktureller Verknüpfung mit bestehenden Wissensstrukturen; mangelnde Akzeptanz oder aber Wahrnehmung der externen Wissensbestände und Kommunikationsbarrieren. 10 Eine Arte des Transfers ist der direkte und zielgerichtete Wissenstransfer via Interaktion, Kommunikation und Zusammenarbeit, z.B. durch Weiterbildungsmaßnahmen, Qualitätszirkel, Coaching, Mentoring oder Instruktionen am Arbeitsplatz; aber bereits die Versorgung mit wichtigen Dokumenten (z.B. per Rundmail) ist eine triviale Maßnahme um Wissen gezielt zu verteilen. Wissenstransfer kann aber auch indirekt, nebenbei “passieren“, wenn er ein Nebeneffekt bestimmter Maßnahmen, z.B. im Rahmen von Jobrotation oder Jobredesign. (vgl. Güldenberg 1998, S.282ff) 5.: Wissensanwendung Wissen kann nur seinen Wert entfalten, wenn es auch durch die Organisation genutzt wird. Organisationales Wissen muss in Aktionen umgewandelt werden, nur so ändert sich das Verhalten und erst hier zeigt sich ob neues Wissen in Kommunikation, Handlungen und Entscheidungen (s. Güldenberg 1998, S. 292f). Die konkrete Anwendung des Wissens dient auch als Referenzpunkt, welches Wissen nützlich ist und gebraucht wird und damit in welchen Bereichen Wissen generiert, gespeichert und transferiert werden soll. Durch die Anwendung offenbaren sich auch Wissenslücken und Potenziale, die erneut identifiziert werden müssen, so dass der Kreislauf von vorne beginnt. Das CENFT weist darauf hin, dass sich dieser Kreislauf des Wissensmanagements in die täglichen Routinen eines Unternehmens integriert werden muss und dass es wichtig ist, diesen Prozess ganzheitlich zu betrachten, Anstrengungen in nur einem Bereich führen nicht zu einem gewünschten Ergebnis. Es ist noch einmal daran zu erinnern, dass dieser Prozess des Wissensmanagement als Prozess auf individueller Ebene, Gruppen - (kollektiver) und Organisationsebene ansetzt Außerdem bedarf es einer entsprechenden Organisationsstruktur und Kommunikationskultur,die Aufnahme, Generierung neuen Wissens, wie auch interne Kommunikation und Zugänglichkeit desselben, nicht nur ermöglicht, sondern gezielt fördert. 4.1.1. Wissensmanagement in der lernenden Organisation Die Umsetzung von Wissensmanagement, verlangt eine ganzheitliche und prozessorientierte Sicht auf das Fachwissen jeder einzelnen Person des Betriebes, und damit auf das als Gesamtheit verfügbare Wissen im Unternehmen. Dem durch die berufliche Bildung erworbenem Wissen, also den Qualifikationen und Kompetenzen, muss ein Verständnis zu Grunde liegen, das „ … nicht einmal im Leben durch Erfahrung, Initiation, Lehre, 11 Fachausbildung oder Professionalisierung erworben und dann angewendet wird.“ ( Wilke 1998, S. 4.) Vielmehr fordert Wilke (s. ebd), dass… 1. Wissen kontinuierlich revidiert wird. 2. fortwährend als verbesserungsfähig angesehen wird, der Lernprozess also nicht als beendet erachtet werden sollte. 3. Wissen immer auch mit Nichtwissen gekoppelt ist. 4. als Ressource betrachtet wird. Mit dem Wissen muss also gearbeitet werden, dazu benutzt Wilke den Begriff der „organisierten Wissensarbeit“.Durch diese Wissensarbeit soll beim Wissensmanagement eine kollektive Intelligenz aufgebaut werden und für das Untenehmen, bzw. die Organisation nutzbar gemacht werden. Die Herausforderung von Wissensarbeit ist die vergemeinschaftung, Nutzung und Dokumentation der Expertise aller Organisationsmitglieder – und damit des gesamten „Intellectual Capital“ - sowie diese Expertise einer ständiger Revision zu unterziehen (Wilke 1998, S. 118). 4.1.2. Systemisches Wissensmanagement: Wissensformen und Ansätze Eine klassische dualistische Unterscheidung ist die Unterteilung in implizites und explizites Wissen. „Implizites Wissen ist ein Wissen, das eine Person aufgrund ihrer Erfahrung ihrer Geschichte, ihrer Praxis und ihres Lernens im Sinne von >>know-how<< hat.“ (Wilke 1998, S.12f). Die Person muß das Wissen um diese Kompetenzen nicht unbedingt kommunizieren können, sich nicht einmal darüber bewusst sein, dass es dieses besitzt. Sie hat die Handlungsweisen automatisiert und operationales Wissen routinisiert. Das explizite Wissen hingegen, ist im Bewusstsein, also formuliert und/ oder dokumentiert und daher verfügbar. Es ist explizit kommunizierbar. Wissensmanagement baut als Organisationsinstrument vor allem auf den Übergänge zwischen implizitem zu explizitem Wissen – und umgekehrt – auf. (vgl. Nonaka 1992; 1994; 1995 in Wilke 1998, S.14). 12 Abb. 1 „Spirale der organisationalen Wissensgenerierung“ nach Nonaka und Takeuchi Quelle: http://www.hubert-wagner.de/wissen_des_menschen.htm Sozialisation ist der Erwerb impliziten Wissens durch gemeinsame Handlungspraxis, Nachahmung usw. der Lernprozess geht ohne Explikationen oder Formalia von Statten, im Gegensatz zur Externalisierung, bei der implizites Wissen durch (mündliche oder schriftliche) Kommunikation expliziert wird. Nur das so erlernte explizite Wissen lässt sich im nächsten Schritt zur Kombination und damit zur Vernetzung und „Vergemeinschaftung“ des Wissens aller nutzen. Wird das durch die Kombination entstandene Wissen erneut routinisiert und operationalisiert, kommt es zur Internalisierung und damit wieder zur individuellen Aneignung, des zuvor auf der Stufe der gesamten Organisation kombinierten und generierten Wissens. (vgl. Wilke 1998, S.14f) Diese Phasen lassen sich zu einem Lernkreislauf zusammenfassen, in dem individuelles, personengebundenes Wissen zu kollektivem, organisationalem Wissen wird und von jedem einzelnen wieder als individuelles Wissen generiert werden kann. Dieser Lernzyklus erlaubt es innerhalb eines organisationalen Lernzyklus` organisationales Wissen zu produzieren und nutzbar zu machen. Diese prozesshafte Beschreibung der Wissensgenerierung bezieht sich allerdings weniger auf die Dichotomie explizites vs. Implizites Wissen, sondern führt eine andere Unterscheidung ein, nämlich die zwischen individuellem und kollektivem Wissen, auf den Ebenen des Individuums bzw. des Systems. Die Wissensbasis eines Unternehmens läßt sich entsprechend dem gesagten beispielsweise weiterentwickeln, wenn implizites und latentes Wissen in explizites transferiert wird, so dass es kommunizierbar wird – und dadurch auch veränderbar – oder aber wenn die Übergänge zwischen individuellem und kollektivem Wissen gezielt unterstützt werden (dazu unten mehr), 13 hierzu gehört eine dementsprechende Kommunikationskultur, die die Weitergabe und Zugänglichkeit von Wissen gezielt unterstützt und einen Konsens über die Nützlichkeit und Relevanz dieses Wissens und vor allem seiner permanenten Weiterentwicklung. Eine solche Kultur ist Grundbestandteil in einer lernenden Organisation und muss natürlich auch gepflegt werden. Wichtig ist also festzuhalten, dass Wissensmanagement nicht nur an den Übergangen von implizitem Wissen zu explizitem ansetzt, sondern auch die Kollektivierung und Institutionalisierung individuellen Wissens zum Ziel hat, so dass kollektives Wissen innerhalb des Systems generiert werden kann, welches nicht mehr in den Köpfen einzelner gespeichert ist, sondern in der Organisationsstruktur gespeichert und institutionalisiert wird. „Organisationales oder institutionelles Wissen steckt in den personen-unabhängigen, anonymisierten Regelsystemen, welches die Operationsweise eines Sozialsystems definieren.“ (Wilke 1998, S.16) Abb. 2 „Spirale der organisationalen Wissensgenerierung“; Prozess Modell Quelle: eigene Materialien Die Konsequenzen für das Wissensmanagement, die sich aus der Spirale der Wissensgenerierung ergeben sieht Nonaka folgendermaßen: Redundanzen sollen gefördert und unterstütz werden, da gerade redundante Organisationsformen zu Wisssen produzierenden Unternehmen führen. Es soll ein „konzeptioneller Schirm“ über dem Unternehmen aufgespannt 14 werden, der eine gemeinsame Vorstellung über die Zukunft der Organisation wiederspiegelt und das Management sollte qualitative Vorgaben machen, nach denen sich der Wert neuen Wissens bemisst, beide Maßnahmen geben der Spirale eine Richtung vor . Viertens sollte Wissensmanagement Raum für sich selbst organisierende Gruppen schaffen, um die Internalisierung zu fördern und die Spirale in Gang zu halten. (vgl. Güldenberg 1998, S. 234) Es ergibt sich aus dem vorher gesagten, dass damit zwei Säulen im Unternehmen existieren, auf die sich die Wissensarbeit konzentrieren muss: Zum einen personales Wissen (Beobachtungskompetenzen, Relevanzmuster, Erfahrungswelten) und zum anderen organisationales Wissen (systemische Kognitionen, Wertmuster, Organisationskulturen, Regelsysteme, Praxisroutinen). (s. Wilke 1998, S. 18) 4.2.Organisationales Lernen Das Lernen im Team (kollektives Lernen) ist essentiell für organisationales Lernen. Dabei werden Ideen, Erfahrungen und Erfindungen der Mitarbeiter als Vorschlag in einen Dialog eingebracht und dann in der Gruppe diskutiert und kritisiert, gegebenenfalls weiterentwickelt und so neues Wissen produziert. Dabei lernt das Team als Gruppe und verändert bzw. erweitert dabei in einem gemeinsamen, synergetischen Prozess den kollektiven Wissensvorrat,6 so dass das Team auf veränderte Anforderungen reagieren kann. Dieses neu erworbene Wissen muss in der organisationalen Wissensbasis institutionalsisiert werden und wird schließlich als zukünftiges Handlungswissen in den maps der Mitarbeiter internalisiert und erprobt und bietet dadurch wiederum den Boden neuer individueller Lernprozesse, die den Kreislauf wiederum ins Rollen bringen. Erst wenn auf der individuellen Ebene sichtbare Veränderungen eintreten ist ein organisationaler Lernprozess abgelaufen, dessen Ergebnis eine veränderte Wissensbasis des Unternehmens darstellt. Da das Regelsystem die Handlungsoptionen der Mitglieder7 und damit das Verhalten innerhalb der Gruppe bestimmt, ist erst bei einer Verhaltensänderung von Lernen zu sprechen. Will man organisationales Lernen verstehen, muss man die in der Organisation ablaufenden individuellen Lernprozesse heranziehen. Allerdings lässt sich Kollektives Lernen in der Gruppe nicht allein aus den Einzel-Lernprozessen der Mitglieder erklären, sondern ist in der Summe mehr als die die aufaddierten Einzel-Lernergebnisse: „Although organizational learning occurs through individuals; it would be a mistake to conclude that organizational learning is nothing 6 In diesen Prozess ist gleichzeitig kulturelles Lernen eingebettet und damit eine Weiterentwicklung der Regelsysteme und Kommunikationsstrukturen innerhalb der Gruppe, 7 Man spricht hier von einer Strukturdeterminiertheit des Verhaltens. 15 but the cumulative result of their members´ learning." (Vgl. Hedberg 1981, S.3). Die Fähigkeit einer Organisation Probleme zu lösen, beruht daher im wesentlichen auf der organisationalen Wissensabasis, die befähigt kollektiv zu handeln, da verschiedene Wissensbestandteile und Wissensträger effizient kombiniert werden können.( Probst, Raub & Romhardt 1999, S.43) Diese Verhaltensänderung zeigt und vollzieht sich in den Mustern und Regeln der Kommunikation. Durch einen kooperativen Dialog, bei dem Sinnstrukturen in der Gruppe durch einen gemeinsamen Erfahrungskontext erzeugt werden, entsteht eine Art „gemeinsames Denken“ („collective mind“), dass sich durch gemeinsame Regeln und Kommunikationsmuster ausdrückt. Es entstehen innerhalb einer Gruppe, wie auch innerhalb einer Organisation Sinnund Kommunikationsarchitekturen, durch die nun Lernen auf überindividueller Ebene ermöglicht wird, wenn sie sich verändern. (vgl. Wilke 1998, S. 50ff) In diesem Zusammenhang ist es wichtig einen gemeinsamen Erfahrungskontext („community of practice“) herzustellen, in dem genau diese Prozesse ablaufen können. Zahlreiche Firmen nutzen in der Ausbildung ihrer Mitarbeiter dieses Prinzip - hier sei McKinsey oder die DB AG genannt. Instrument dieses Ansatzes können z.B. computergestütze Lernwelten sein, in denen Erfahrungen erworben und Denkstrukturen analysiert und hinterfragt werden können.(vgl. Wilke 1998, S.117) Eine anderes Instrument ist die Arbeit mit Mikroartikeln hierbei werden Lernerfahrungen in standardisiertem Format festgehalten und in das Intranet eingespeist. Der Verfasser muss sich seiner eigenen Expertise bewusst werden und sein Wissen explizieren; er macht seine Erfahrungen für andere zugänglich und somit kann eine Kollektivierung dieses Wissens stattfinden. Eine ständige Erweiterung und das Hinterfragen und Diskutieren der Mikroartikel erlaubt die geforderte ständige Reversion der geschaffenen Wissensbasis. (s. Wilke 1998, S.107ff). Eine wichtige Komponente kollektiver Wissensproduktion ist die Entstehung von vertrauensvoll Beziehungen und Netzwerken, die über ein bestimmtes Projekt hinaus Impulse für eine tragfähige Kooperations- und Kommunikationsstruktur im gesamten Unternehmen geben können. Wilke (1998, S. 51f)und andere weisen allerdings auch auf Besonderheiten des Lernens in Gruppen hin, wegen mangelnden Verständnisses dieser Besonderheiten schlagen Gruppen-, und Projektarbeiten in der Praxis oft fehl. Die systemdynamischen Prozesse werden zu oft ausgeblendet, Wilke unterstellt daher einen Mangel systemischer Denkstrukturen. Immer noch fällt es vielen schwer, einer Gruppe als Geflecht mit eigenen Regeln und Mustern zu sehen, das 16 durch Kommunikation (im weitesten Sinne) entsteht 8 und als Kommunikationsarchitektur von seinen Mitgliedern unabhängig existiert. Organisationales Lernen ist besonders auf die, schon mehrfach betonte, Unternehmenskultur angewiesen, die das Ideal einer lernenden Organisation zu verankern sucht. Die Organisationsmitglieder müssen sich darüber bewusst sein, dass sie nur als ständig lernendes System konkurrenzfähig und innovativ und damit erfolgreich sein können. Es gibt allgemeine Rahmenbedingungen, die organisationales Lernen fördern: Flache Hierarchien (dezentrale Organisationsstrukturen) und der Abbau von Kommunikationsabarrieren, offene und ehrliche Kommunikation, mit dem Produkt des konstruktiven Feedback, Informationssysteme, die schnelles, öffentliches Feedback auf die Leistung der Organisation und ihrer Teile liefert, Visionen, die mit Maßnahmen wie Total Quality oder lebenslanges Lernen umschrieben werden können und die Allgemeine Offenheit für Neues. (s. Argyris und Schön 1999, S. 197) 4.3. Das organisationale Gedächtnis Nach Prange ( 2002, S. 163ff), ist das Ziel eines organisationalen Gedächtnisses (auch organisational memory/organisational memory system), analog zum menschlichen, Lernen zu ermöglichen und zu fördern. Es speichert Erfahrungen und Informationen und ist damit Resultat vielfältiger Lernprozesse. Dabei ist es nicht statisch, sondern dynamisch, d.h. mittels Feedback-Lernprozessen (s. Abb. 2 „Spirale der organisationalen Wissensgenerierung“, Prozessmodell) wird es ständig verändert und angepasst. Dabei ist auch das “Vergessen“ von großer Bedeutung, da es auch verlernen können muss, um handlungs- und anpassungsfähig zu bleiben. In der Praxis funktioniert die Speicherung von Erfahrungen (Wie haben wir das bisher gemacht?) und Wissen über Datenbanken und –Bestände, die den Mitarbeitern in einem bestimmten Format zur Verfügung gestellt werden, dazu dienen strukturierte Verfahren wie zum Beispiel Data Warehousing oder Data Mining, aber auch Inter- und Intranet „Speichersysteme haben die Aufgabe, das organisationale Wissen unabhängig von den einzelnen Unternehmensmitgliedern abzuspeichern und damit dieses Wissen dauerhaft für das Unternehmen zu sichern.“ (vgl. Probst; Büchel, S. 65 in Güldenberg 1998, S.266) Die “Entpersonalisierung“ des Wissens trägt im besten Fall dazu bei, dass erworbenes Wissen der Mitarbeiter, auch bei hoher Personalfluktuation, dem Unternehmen erhalten bleibt. 8 Weiterfühend siehe dazu: Watzlawick et al.: „Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen und Pradoxien“ 17 Es ist in diesem Zusammenhang allerdings wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Speicherung von Wissensbeständen weder die Nutzbarkeit, noch die Anwendung garantiert. Mit Nutzbarkeit meine ich die Relevanz der Informationen, aber auch die Möglichkeit die Daten sinnvoll zu nutzen. Um Nutzen aus den organisationalen Gedächtnissystemen zu ziehen, muss das Wissen aufbereitet und handhabbar gemacht werden (vgl. Güldenberg 1998, S. 267) „Handhabbar ist eine Wissensaufbereitung dann, wenn sie, ausgehend von einer überschaubaren Menge von Informationensinhalten, Rückschlüsse auf interessierende Einzeltatbestände ermöglicht.“ (Becker , S.18 in Güldenberg 1998, S. 267) Wie bereits oben erwähnt, wird Wissen immer erst auf individueller Ebene generiert, Individuen dienen als Wissensspeicher, die stellvertretend für die Organisation lernen. Menschen (und natürlich auch Gruppen, ob formell oder informell) sind natürliche Speichersysteme, im Gegensatz zu den künstlichen Systemen wie die Datenbanken und Wissensnetzwerke. Es gibt noch eine dritte Kategorie ogansiationalen Gedächtnisses: kulturelle Speichersysteme. Diese sind wenig greifbar, da sie systemimmanente Strukturen speichern, Güldenberg (1998, S. 278) nennt die Art der Wissensspeicherung daher indirekt, da sie oft nicht abrufbar oder kommunizierbar sind. Die Strukturen – und Strukturveränderungen zeigen sich zum einen im Verhalten der gesamten Organisation (z.B. in organisationalen Routinen), aber auch in der Interaktion der Mitarbeiter. Hier ist vor allem die Unternehmenskultur zu erwähnen Es gibt nicht ein organisationales Gedächtnis, sondern eine Vielzahl von Speichermedien, die ein umfassendes Netz innerhalb der Organisation bilden und im besten Fall das vorhandene Wissen bewahren und nutzbar machen und so die Wissensbasis des Unternehmens bilden. Wie groß die Kluft zwischen Theorie und Praxis allerdings immer noch ist, zeigt folgendes Beispiel aus einer Evaluationsstudie zum Thema Wissensmanagement: „Eine Befragung von 1000 Sekretärinnen im Hinblick auf das Dokumentenmanagement [ErWi05] ergab, dass die Mehrheit (75,2%) sich ein eigenes Ablagesystem neu einrichtet, sowohl in Papierform (85,3%) als auch am PC (76,1%) ablegt und nur relativ wenige (21,6%) eine Datenbank nutzen.“ (Heisig 2007, S. 8) Wichtig ist noch einmal festzuhalten, dass es hier nicht nur um Informations- und Datenmanagement mittels IT- Systemen geht, sondern eben auch um eine Art narratives Gedächtnis, was in der Kultur verankert ist und durch Geschichten, Mythen und Storytelling weitergegeben wird. 18 4.4. Bildungsarbeit aus der systemisch – konstruktivistischen Sicht Da Organisationen, wie alle soziale Systeme soziale Netzwerk mit einer eigenen und für jedes System spezifischen Kommunikationsarchitektur (bzw.-Struktur) und Kultur sind müssen vor allem soziale und kommunikative Aspekte verändert werden, will man das System verändern oder entwickeln, hier verschiebt sich der Fokus der Bildungsarbeit innerhalb des Betriebs, nicht die herkömmlichen Reproduktion von Lerninhalten in der konkreten Lernsituation ist das Ziel „… sondern diese [Bildungsarbeit] versteht sich vielmehr als entwicklungs- und prozeßorientiert, d.h. Lernen wird als ein Handlungs- und Problemlösungsprozeß verstanden, dessen Lerninhalte sich in der Moderation der Problemlösungssituationen vielfach erst ergeben (vgl. Decker 1984). Aus diesem Grunde erhalten auch die Bildungsverantwortlichen … im ´lernenden Unternehmen` eine andere Zuständigkeit. Sie sind die change agents und Moderatoren, die im Dialog mit betrieblichen Abteilungen Probleme identifizieren sowie Problemlösungsprozesse initiieren und moderieren. Ein solchermaßen sich als Organistationsentwicklung verstehender betrieblicher Lernprozeß ist auch in seinen Lernformen und Lerninhalten ganzheitlicher.“ (Arnold 1995, S.23) Das Wissen und Lernen am Arbeitsplatz ist nicht mehr hierarchisch-autoritär von “oben“ geplant, sondern die Mitarbeiter – aber auch ganze Abteilungen- arbeiten in einem selbstverantwortlichem Rahmen, sie erkennen ihre Defizite, wenn bisherige Handlungsmuster in einer neuen Situation nicht mehr zum gewünschten Erfolg führen oder Probleme mit dem bisherigen Wissen und den Kompetenzen nicht adäquat gelöst werden und planen – in Absprache mit Kollegen und Fortgesetzten – ihren eigenen Lern- und Entwicklungsprozess. Jeder Mitarbeiter wird zum “manager“ seiner eigenen Lernprozesses. Die Weiterbildungsmaßnahmen werden nicht mehr aufoktroiert sondern unterliegen der Selbstorganisation. Diese Auffassung spielt in der Lernkultur eines Unternehmens eine entscheidende Rolle. Insbesondere wenn man ein systemisch-evolutionäres Verständnis von Führung zugrunde legt, die Mitarbeiter entwickeln sich selbst, da es unmöglich ist sie zuentwickeln. Die Bildungsbeauftragten – und natürlich auch das Management als Ganzes müssen die Ermöglicher dieser Entwicklungsprozesse sein, sie müssen die Rahmenbedingungen schaffen um damit das Lernen der Organisation als Ganzes zu ermöglichen. Dazu gehört es ein Bewusstsein für derartig selbstorganisatorische Prozesse zu schaffen, aber auch eine Lern- und Kooperationskultur zu festigen, die Raum für derartig systemeigene Kräfte lässt. (Arnold 1995, S.23f) 19 Ein weiteres Ziel der Bildungsarbeit innerhalb des Unternehmens ist es zweifelsohne Lernen auf höchster Ebene bzw. Qualität voranzutreiben, des gilt für individuelles Lernen genauso wie für organisationales Lernen. In diesem Zusammenhang möchte ich kurz einen Teil des Modell von Argyris und Schön eines der bekanntesten und umfassendsten Modelle zur lernenden Organisation – skizzieren. Die Grundannahme Argyris`und Schöns ist, dass handlungsleitende Theorien generell, und damit auch in Unternehmen, unser Handeln bestimmen. Wir haben bestimmte Zielvorstellungen bzw. eine Basis auf der gehandelt wird, dies sind zu Grunde liegende Annahmen und geteilte (Wert-)Vorstellungen, gespeichert in “maps“ (individuellen und organisationalen). Lernen erfolgt, wenn das Ergebnis der Handlung nicht mit der Zielerwartung übereinstimmt, also nicht zum gewünschten Ergebnis führt, dabei erfolgt das Lernen auf unterschiedlichen Ebenen: Beim Single-Loop- oder Einschleifen-Lernen werden nur Anpassungen vorgenommen (Anpassungslernen), dies bewirkt zwar eine Verbesserung des Handelns, aber die grundsätzlichen Verhaltensweisen werden nicht verändert, d. h. Möglichkeiten von Handlungsalternativen für die Zukunft werden nicht bereitgestellt, die Werte und Ansichten, die der Handlung zu Grunde lagen bleiben unberührt. Erst wenn „Untersuchungen“ zu den Werten und Normen angestellt werden und die Ziele, die hinter den misslungenen Handlungen stehen, kann eine Umstrukturierung der Organisationsnormen und der Strategien und Annahmen erfolgen. Es findet Double-Loop- oder Zweischleifen-Lernen statt. Im Gegensatz zum Single-Loop-Lernen erweitert sich dabei das vorhandene Handlungspotential. (vgl. alles Argyris & Schön 1999, S. 35ff) Diese Lernprozesse finden in einer ganz bestimmten Organisationsstruktur statt, die die organisationale Verhaltenswelt lenkt und bestimmt, das „Lernsystem“ einer Organisation. Dieses gilt es zu durchschauen, will man Lernen auch auf der Metaebene vorantreiben (Lernen wie man lernt), nur durch ein Lernen zweiter Ordnung können Lernstrategien entwickelt und dysfunktionale Strukturen aufgelöst werden, z. B. das Versagen, bestehende Praktiken in Frage zu stellen. Das Lernen zweiter Ordnung unterstützt selbstorganisatorische Prozesse und durch die Fähigkeit die Muster zu Lernen zu analysieren und reflektieren wird das “Lernen“ effektiver, und eine schnellere und effizientere Entwicklung der gesamten Organisation tritt ein. (vgl. ebd., S. 43) 20 Reflexion, Analyse und Herstellen eines Sinnbezugs Ziele Handlung Ergebnis Single-Loop-Lernen Double-Loop-Lernen Lernen zweiter Ordnung Abb.3: Lernniveaus nach Argyris und Schön Quelle: eigene Materialien Die Reflexion der eigenen Handlungen und vor allem der Zielvorstellungen, die damit verbunden sind ist also von höchster Wichtigkeit um die Lernfähigkeit des Systems zu garantieren, daher muss reflexives Denken und Hinterfragen der Handlungsmuster Bestandteil der Bildungsarbeit in Unternehmen sein. Auf den Punkt bringen es Tomaschek und Strobel ( S. 229): „Unternehmen sind also komplex-dynamische soziale Systeme, die aufgrund von hochkomplexen Wechselwirkungen zwischen Flussystemen (Material und Informationsflüssen) und sozialen Phänomenen (Macht, Ideologie, Konflikten, Beziehungen etc.) durch Menschen in ihrer Interaktion (ihrem kommunikativen Handeln) erzeugt werden und nur durch mehr Bewusstheit der beteiligten Menschen transformiert werden können.“ es muss also ein gezielter Prozess in Gang gesetzt werden, bei dem Handlungen und Einstellungen bewusst reflektiert werden, um so neues Wissen zu generieren, nur die Bewusste Reflexion erlaubt problem- und ressourcenoientiertes Vorgehen. Ohne die Generierung von Wissen über den Ist-Zustand eines Systems, ist auch kein gezielter Transformationsprozess hin zu einem angestrebten Ziel-Zustand möglich. Organisationale Reflexionsfähigkeit sichert zum einen die operative Autonomie bestimmter Unternehmensbereiche und erlaubt außerdem die Operationslogik des Unternehmens als komplexes System mit verteilter Intelligenz und unterschiedlich verteilten Kompetenzen wahrzunehmen, denen eine hierarchische Steuerung nicht mehr gerecht wird, da sie keinerlei autopoietische und selbstreferentiellen Prozesse berücksichtigt, und damit die Fähigkeit zur Selbststeuerung des Systems als Ressource eines Unternehmens unbeachtet lässt. (vgl. Wilke S.90) 5. Fazit: Auch wenn die Ausführungen zum Wissensmanagements lange nicht vollständig waren, ist hoffentlich klar geworden, dass, Organisationen als Systeme lernen können, dies vor allem aber auch tun müssen. Das Wissen, was ein Unternehmen bereitstellen kann ist eine 21 Unternehmensressource, die über das Überleben oder den Zerfall der Organisation entscheiden kann zu nutzen, Wissen und der Umgang mit diesem ist also zentraler Bestandteil eines erfolgreichen und strategisch geführten Unternehmens und somit auch ein Ansatzpunkt erfolgreichen Managements. Es ist sicherlich eine Besonderheit und Herausforderung des systemischen Managements der Oganisation selber eine Lernfähigkeit und organisatorische Kompetenz zuzuschreiben, die personenenunabhängig in Leitlinien, Routinen, Traditionen, Richtlinien, der Kultur und in weiteren Formen existiert. Es geht dabei nicht darum die Organisation zu technokratisch und entpersonifiziert zu betrachten sondern die Prozesse zu beleuchten, die neben individuellen Lernprozessen Lernen auf einer höheren Komplexitätsebene ermöglichen. Solche kollektive Wissensgenerierung besitzt system-emergente Eigenschaften, die ein Lernen des Systems ermöglichen. Die lernende Organisation ist als Leitbild einer Organisation sicherlich hochgradig entwicklungs- und innovationsfördernd, allerdings, ist der Theorie-Praxisbezug schwierig und wenig vorhanden. In meinen Ausführungen habe ich mich vielleicht an einigen Stellen nicht kritisch genug geäußert, Kritikpotential ist vorhanden, z.B. bleiben die Aussagen einiger Autoren oft vage. Gerne hätte ich noch ausführlicher über einige Dinge geschrieben (beispielsweise über das Modell von Argyris und Schön, welches meine Darstellungen zum organisationalen Lernen wunderbar ergänzen würde), aber ich hoffe es ist auch so halbwegs gelungen zu zeigen, wie Organisationen sich entwickeln können, warum ein “Kreislauf der Wissengenerierung“ dazu erforderlich ist und wie man diesen Prozess und das Wissen an sich managen kann, denn eine intelligente Organisation verlangt automatisch nach einem Manegement der Ressource Wissens. 22 Literatur Argyris, Chris; Schön, Donald: Die lernende Organisation. Grundlagen, Methode, Praxis. Klett-Cotta: Stuttgart 1999 Arnold, Rolf: Bildungs- und systemtheoretische Anmerkungen zum Organisationslernen. In: Arnold, Rolf; Weber, Hajo: Weiterbildung und Organisation: Zwischen Organisationslernen und lernenden Oerganisationen. Berlin: Erich Schmidt Verlag 1995 French, Wendell; Bell, Cecil: Organization Development. London: Prentice Hall 1995 Güldenberg, Stefan: Wissensmanagement und Wissenscontrolling in lernenden Organisationen. Ein systemtheoretischer Ansatz. 2. durchges. Aufl.; Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1998 Hedberg, Bo: How Organizations Learn and Unlearn, in: Nystrom, P. C.; W. H. Starbuck (Hrsg.): Handbook of Organizational design, Bd. 1 S. 3-27 1981 , . Heisig, Peter: Stand und Zukunft des Wissensmanagements. In: Ciesinger, Kurt- Georg; Howaldt, Jürgen; Klatt, Rüdiger; Kopp, Ralf (Hrsg.): Modernes Wissensmanagement in Netzwerken. Perspektiven, Trends und Szenarien. Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 2005 Heisig, Peter: Professionelles Wissensmanagement in Deutschland. Erfahrungen, Stand und Perspektiven des Wissensmanagements. In: Norbert Gronau (Hrsg.): 4. Konferenz Professionelles Wissensmanagement – Erfahrungen und Visionen – 28.-20. März 2007, Potsdam, Berlin: GITO-Verlag 2007, Band 1, S. 3 – 19. König, Eckard; Volmer, Gerda: Praxis der systemischen Organisationsberatung. Deutscher Studien Verlag: Weinheim 1997 Prange, Christiane: Organisationales Lernen und Wissensmanagement. Fallbeispiele aus der Unternehmenspraxis. 1.Aufl.; Wiesbaden: Gabler 2002 23 Probst, G; Raub, S.; Romhardt, K.: Wissen managen: Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource optimal nutzen. . 3.Aufl. Frankfurt am Main: Gabler 1999 Tomaschek, Nino; Strobel, Markus; Die Bewusste Organisation nach der >> Augsburger Schule des Innovations-Coaching<<. Leistung, Lebendigkeit und Innovation durch einen Transformationsprozess mit drei Kompetenzstufen. In: Tomaschek, Nino (Hrsg.): Systemische Organisationsenwicklung und Beratung bei Veränderungsprozessen. Carl-Auer-Systme: Heidelberg 2006 Wilke, Helmut: Systemisches Wissensmanagement. 2. neubarb. Aufl.; Stuttgart: Lucius & Lucius 1998 Internetquellen: CEN Workshop Agreement; CWA 14924-1: European Guide to good Practice in Knowledge Management -Part 1: Knowledge Management Framework 2004: ftp://cenftp1.cenorm.be/PUBLIC/CWAs/e-Europe/KM/CWA14924-01-2004-Mar.pdf Gesellschaft für Organisationsentwicklung: www.goe.org http://www.hubert-wagner.de/wissen_des_menschen.htm 24