4. Molekulare Evolution Molekulare Evolution 1 Technische vs. biologische Evolution Die Evolution arbeitet aus gegebenen Materialien, das bedeutet die neuen Strukturen (Gene, Organe, usw.) entstehen nur aus schon existierenden. Also zB. ein Gen steht niemals aus zufälligen DNA Basensequenzen zusammen, sondern aus anderen Genen. Ähnlich wie die neue Organen entstehen aus anderen Organen (zB. Lunge aus Luftsack der Fische) 1 2 Die Entstehung von neuen Genen Exon Verdoppelung Exon Vermischung Genverdoppelung de novo (neu) Entstehung Verdopplung des Genoms und/oder der Genom-Teile Exon Verdopplung Ein Exon kodiert oft das funktionelle Domain eines Proteins. So kommt es, dass, wenn sich ein Exon verdoppelt, sich auch das Domain des gegebenen Proteins verdoppelt. Die zwei Domaine können beide dieselbe Funktion behalten; häufiger ist jedoch, dass sich die der einen ändert. 3-7 Exon Vermischung Ein Exon eines Gens gerät in ein anderes Gen, dadurch erhält das andere Gen zur eigentlich vorhandenen Funktion eine weitere. Dieser Mechanismus spielt wahrscheinlich eine grundsätzliche Rolle bei der Entstehung der neuen Gene. 3-7 Eine funktionelle Abtrennung nach Verdopplung der Gene ist die am meist vorkommende Art der Entstehung der Gene. Das Schicksal der neu entstandenen Gene kann sich wie folgt entwickeln. (1) Wird zum Pseudogen dies ist der am häufigsten vorkommende Fall, im Laufe dessen die eine Kopie nach der Verdopplung sich Schritt für Schritt degradiert indem sie Mutationen anhäuft. Aus perspektive der Evolution betrachtet gilt dies als schneller Ablauf, da die überflüssige Kopie von der negativen Selektion nicht geschützt wird. (2) Gewinn einer neuen Funktion Die in der kodierenden Region vorkommenden Mutationen führen zur Entstehung einer neuen Funktion, währenddessen behält die andere Kopie ihre originale Funktion. Die Entwicklung der neuen Funktion findet in mehreren Schritten statt, jeder Schritt muss erst in der Population vertieft werden. Die neue Funktion ist meistens ähnlich wie die vorige, der entstandene Gen nimmt in der Regel an demselben Prozess teil, eventuell nur in einer anderen Phase dessen. Die zwei Gene werden als paralog bezeichnet (gegenüber den ortologen Genen, welche die gleichen Gene in unterschiedlichen Arten sind). (3) Alte Funktion andere Expression Eine in der regulierenden Region vorkommende Mutation lässt die Funktion des Gens unberührt, sie wirkt statt dessen auf die Expression der Gene, in Folge dessen können die beiden Gene in Zellen von unterschiedlichen Arten ausgedrückt werden. Eine Art hierfür ist, wie auch auf dem Abbild zu sehen ist, wenn je ein Konsensus Element vom Promoter oder Enhancer entfernt wird. Aber es kann auch vorkommen, dass sich neue Konsensus-Elemente entwickeln. (4) Behalten der gleichen Funktion Selten kann die Funktion des verdoppelten Gens als gleiche bewahrt werden, oder als fast gleiche. Dies kommt dann vor, wenn in der Zelle Bedarf an eine grosse Menge an Genprodukten besteht. In diese Kategorie gehören die rRNS und die Histon Gene. Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 4. Molekulare Evolution 11 Verdopplung von grösseren genetischen Einheiten Dieser Prozess kann zur Verdoppelung eines Chromosom-Segments führen, oder durch eine unebene Meiose zur Duplikation eines Chromosoms (Aneuplodia) oder des ganzen Genoms (Poliploidia). Die Duplikation des ganzen Genoms kann teilweise oder ganz ablaufen. Bei Pflanzen kommt die Duplikation des ganzen Genoms häufig, bei Tieren sehr selten vor. Nach der 2R Theorie, auf dem Weg, der zu den Wirbeltieren führte gab es zwei Duplikations-Prozesse, bzw. den Fall der Knochenfische mit berechnet plus einen. Die erste seit 510, die zweite Duplikation war seit 420 Million Jahre geschehen. Wir Menschen sind also auch in diesem Sinn Poliploiden. Die totale Genom Duplikation ist eine effektive Art der Steigerung der Komplexität. Gleich nach der Duplikation des Genoms beginnt die Diploidisation, das heißt der Verlust der Mehrheit der Gene. Nach einer Zeit wird diese netto-Änderung nur im Fall einiger Gene das Doppelte, bei den anderen bleibt wegen dem Genverlust die originelle Anzahl. Die übriggebliebenen Gene divergieren funktionell. 13 Austausch von chromosomalen Segmenten Der Vergleich von Chromosomen von Säugetieren zeigt, dass die Reihenfolge der Gene in nur recht kleinen Segmenten übereinstimmt, und sich die entfernten Gene an je anderen Chromosomen befinden (auch die Chromosom-Anzahl ist unterschiedlich). Beim Vergleich von Mensch und Maus ist eine Konserviertheit in eine ca. 10 Mb Region zu erkennen, das heisst, dass an so kurzen Chromosom-Strecken dieselben Gene in den zwei Arten miteinander benachbart sind. Die Gene des Menschen und der Maus stimmen also im Großen und Ganzen miteinander überein ( mit anderen Worten sind die den Genen des Menschen entsprechenden ortologen Gene auch bei der Maus vorzufinden und umgekehrt), aber auch die Platzierung der Gene an den Chromosomen ist sehr unterschiedlich. Chromosom X bildet eine interessante Ausnahme, denn die am X Chromosom de Menschen platzierten Gene sind auch in der Maus an demselben Chromosom zu finden. Der Grund für diese Erscheinung ist bislang noch unbekannt. Molekulare Phylogenetik 16 Molekularer Stammbaum: Basiert auf dem Vergleich der Basisreihenfolge der DNS. Je entfernter die zwei Arten voneinander sind, desto größer der unterschied in ihrer Basisreihenfolge. An den stummen Orten des genetischen Kodes ist die Geschwindigkeit der Änderung viel höher, als in den Aminosäuren-Änderungen verursachenden Positionen. Grund dafür ist, dass die negative Selektion die Exemplare in einer Population nicht verbreiten lässt, welche mutiertes Protein enthalten (meistens bedeutet solch eine Mutation einen selektiven Nachteil). Hier muss bemerkt werden, dass die mit einem Aminosäuren-Austausch verbundenen Mutationen meistens sogenannte konservative Austausche sind, was bedeutet, dass die neue Aminosäure chemisch mit der ausgetauschten verwandt sind, der Austausch verursacht also keine bedeutende funktionelle Änderung (z.B. Arg Lys; beide sind basische Aminosäuren). Die Fälle, in denen in der Aminosäure-Änderung verursachenden Position die Geschwindigkeit der Änderung höher ist wie an den stummen Orten, rufen die Aufmerksamkeit auf das seltene Phänomen auf, dass auf die Evolution der Proteine die positive Selektion gewirkt hat. Zum Feststellen der Abstammungs-Verhältnisse können wir die DNS-e der Zellkerne, des Y-Chromosoms und des Mitochondriums verwenden (letztere sind deshalb interessant, weil sie sich während der Fortpflanzung nicht vermischen). Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 2 4. Molekulare Evolution Molekulare Uhr ist die Basis bei der Bearbeitung eines molekularen Stammbaumes. Die Anwendung der molekularen Uhr für das Feststellen von abstammungs-Verhältnissen, bzw. von Zeitpunkten basiert auf der Hypothese, dass die Abschnittwechslungs-Geschwindigkeit der untersuchten DNS in einem größeren Zeitintervall ständig ist. Die nicht-kodierenden Regionen ändern sich in der Regel schneller, wie die kodierenden Abschnitte, der Grund hierfür ist, dass letztere unter dem Schutz der negativen Selektion stehen. Die einzelnen Gene ändern sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten: Hystone 1 Aminosäure/1 Milliarden Jahre; Cytochrom C1 Aminosäure/ 10 Millionen Jahre (das ist der typische Fall); das Fibrinopeptid 1 Aminosäure/1 Millionen Jahre. Vererbungs Arten Auf dem Bild gehört zu einer Person eine Farbe, ein Chromosom ist normal, eins gestreift. Man kann erkennen, dass sich der Stoff der Chromosomen nach einer Zeit in den Abstammenden total vermischt. Dem gegenüber vermischt sich die DNS des Y Chromosoms und des Mitochondriums während den Generationen nicht. Mitochondriale DNS Zum feststellen der abstammungs- und verwandtschafts-Verhältnisse wird das Cytochrom b Gen, bzw. die hypervariable Region des Mitochondriums zur Vergleichung der Sequenzen verwendet. 20 Y Chromosom ist zum feststellen der genetischen Entfernung verwendbar. Hierfür verwenden wir die angewandten Methoden der Sequenz-Vergleichung (molekulare Uhr) oder des genetischen Markers. (1) Moleklare Uhr: basiert auf Vergleich der Sequenzen (siehe oben). (2) Genetische Marker: die Mikrosatelliten (sich wiederholende, 1-4 Basenpaaren lange Einheiten), bzw. die Ein-Nukleotid Polymorphismus (SNP; single nucleotide poymorphism) Techniken werden verwendet. Bei den mikrosatelliten wird nicht die Basisreihenfolge untersucht, sondern die Zahl der kurzen Wiederholungen (eher innerhalb einer Art, z.B. Vaterschaftstests, Evolution): STR- (short tandem repeats) und VNTR (variable number of tandem repeats) Analyse. 21 VNTR Analyse Wenn sich zwei Allele (A und B) so voneinander unterscheiden, dass in einem 2, im anderen 4 sich wiederholende Sequenzen sind, dann können diese voneinander durch die PCR (Polymerase Kettenreaktion) und die Gelelektrophorese Techniken abgesondert werden. Über die PCR Technik muss vorerst nur bekannt sein, dass mit zwei Primersequenzen der zwischen diesen Sequenzen anwesende DNS-Abschnitt vermehrfacht werden kann, welcher so genügend DNS produziert, und wir so diese durch Agarose-Gel separieren, bzw. die zwei Varianten voneinander unterscheiden können: die kleinere Sequenz läuft schneller/weiter wie die größere. Notizen: Grundanforderung 10. Vortrag Boldogkői Zsolt © 3