Was das Auge nicht sehen kann – auf der Suche nach den Bausteinen der Materie Tilman Rohe, Physiker, Ennetbaden T. Rohe, 27. November 2013 T. Rohe, 27. November 2013 1 Inhalt Teilchenphysik Forschungsgegenstand Experimentelle Techniken Standardmodell, Higgsteilchen und “neue” Physik CERN Organisation und Aufgabe Organisation von Experimenten Detektor-Bau Schweizer Beitraege zum CMS-Experiment Entwicklung und Bau des CMS-Pixel-Detektors Diskussion Download der Folien http://people.web.psi.ch/rohe/treff T. Rohe, 27. November 2013 Woraus besteht die Welt? Was ist Materie? Aristoteles 384-322 v. Chr. Der Raum ist kontinuierlich mit Materie gefüllt . Wer hat recht? Mit Nachdenken alleine kannDemokrit man das nicht 460-370 v. Chr.: herausfinden. Experimente Die sind notwendig. Materie besteht aus vielen unteilbaren Teilchen (Atomen). Die Natur der Atome bestimmt die Materialeigenschaften Thales 624-547v.Chr Alle Materie ist eine Kombination der 4 Elemente: Wasser, Feuer, Luft und Erde Platon 428-348v.Chr. Elementare Symmetrien: Jedem der 4 Elemente ist eine Form zugeordnet. T. Rohe, 27. November 2013 2 Theorie ↔ Experimente (Physikalische) Theorien: • Beschreiben Phänomene (Teilaspekte der “Natur”) mathematisch • Benötigen dazu möglichst wenig “Annahmen” (Axiome) • Machen (quantitativ) überprüfbare Vorhersagen • Nicht alle in sich schlüssigen Theorien sind in der Natur realisiert Experimente: • “Fragen an die Natur” • Widerlegen oder bestätigen Vorhersagen (meist lassen sich Theorien “anpassen”) • Messen grundlegende (z.T. nicht vorraussagbare) Grössen (z.B. Naturkonstanten) Wissenschaftlicher Fortschritt ist nur durch die Zusammenarbeit beider Disziplinen möglich • Diese Einsicht ist relativ neu (~400 Jahre). T. Rohe, 27. November 2013 Experimentelle und technische Möglichkeiten Mittelalterliche LinsenSchleifmaschine Tomaso da Modena um 1352 Die experimentellen Möglichkeiten hängen stark vom “Stand der Technik” ab. Beispiel: Optik im Mittelalter: • Schon im 13.Jh. waren Brillen aus geschliffenen Glaslinsen üblich • Die Qulität erlaubte aber nicht den Bau von Mehr-Linsen-Systemen • Selbst wenn jemand die Idee gehabt hätte: Es hätte nicht funktioniert T. Rohe, 27. November 2013 3 Technologiescher Frotschritt → wiss. Fortschritt J. Lipperhey 1570-1613 Beispiel Optik: Johann Lippershey (Brillenmacher aus Middelburg/NL) verbesserte die Schleiftechnologie und erfand 1608 das erste Mehrlinsen-Fernrohr Enormer Fortschritt durch den Einsatz von Teleskopen und Mikroskopen in der Wissenschaft Galileo Galilei Jupiter Monde (1610) Phasen der Venus Robert Hook Zellen, Biologie . . . Mikroskop von Hook Robert Hook 1635 - 1702 Galileo Galilei 1564 - 1642 Galilean Telescope T. Rohe, 27. November 2013 Grösste und kleinste Grenzen Dunkle Materie Dunkle Energie (Anti)Materie Teleskope mit: Higgs , SUSY Strings, QG CP-Violation Gamma-Strahlung ~1980 Neutrinos Guth, Linde Inflation Infrared Gravity 1969 x-ray Wheeler Particle Physics 6 Quarks & Leptons Nuclear Physics Schwarze Löcher 1965 Penzias, Wilson T ~ 3K (kosmische 1932 Chadwick Neutron Radio Hintergrundstrahlung) Teleskope 1910 Rutherford Atom 1927 Lemaitre Urknall Teleskope 1923 Hubble v=Hr Teilchen Physik Experimente 1897 J.J.Thomson Electron 1917 Sharpley Spiral Milky Way 1896 Becquerel Radioactivity ~1600 Linsen Technologie Mehr-Linsen-Systeme Detektoren Beschleuniger Elektron / Röntgen Mikroskope Mikroskope T. Rohe, 27. November 2013 4 Urknall und Expansion des Universums (Hubble 1923) T. Rohe, 27. November 2013 Physik des frühen Universums Bausteine der Materie Nukleosynthese (primordial) H, D, 3He, 4He, 7Be, 6Li, 7Li Big Bang, Thermodynamik, Kernphysik p,n Physik der Elementar-Teilchen Die Naturgesetze der Teilchenphysik regieren das frühe Universum Beschleuniger für die Erforschung der Teilchenphysik T. Rohe, 27. November 2013 5 Mikroskope der Teilchenphysik Mit sichtbarem Licht kann man keine Dinge darstellen, die (viel) kleiner sind als die Wellenlänge des Lichts: • ~ 500nm = 0.0005mm ~ 1/100 Haardurchmesser Es begann ein Entwicklung immer hochauflösenderer bildgebender Mikroskope • Ultraviolettes Licht • Röngenmikroskope (keine “Durchleuchtung”) • Elektronenmikroskope Von Elementarteilchen kann man keine “Bilder” im eigentlichen Sinne mehr machen. Man versucht ihre Eigenschaften zu vermessen • Streuexperimente • Teilchenbeschleuniger • Die Energie der der Sonden (Elementarteilchen, die gestreut werden) bestimmt die Auflösung der Messung: Je höher die Energie desto kleiner die darstellbaren Strukturen • Beispiel Proton: • Möchte man das Proton als gesamtes betrachten, so streut man “mittelenergetische” Teilchen (z.B. PSI) • Möchte man die Bausteine des Protons untersuchen, wendet man hochenergetische (HERA, TEVATRON, LHC) T. Rohe, 27. November 2013 Streuexperimente ? [Hans Peter Beck, Uni Bern] T. Rohe, 27. November 2013 6 Streuexperimente ? [Hans Peter Beck, Uni Bern] T. Rohe, 27. November 2013 Streuexperimente ? [Hans Peter Beck, Uni Bern] T. Rohe, 27. November 2013 7 Streuexperimente ? [Hans Peter Beck, Uni Bern] T. Rohe, 27. November 2013 Rutherford-Experiment – Au - Streuexperiment von Rutherford (1909) Licht blitz Winkelverteilung ? 4He Erwartet Kern (E ~ 5.5 MeV) Beobachtet T. Rohe, 27. November 2013 8 Atommodell von Rutherford Beobachtung: • Fast alle Alpha-Teilchen können die Goldfolie ungehindert passieren und werden nur leicht abgelenkt • Größere Streuwinkel kommen dabei immer seltener vor, je größer der Winkel ist. • Sehr wenige Alpha-Teilchen werden zurück gestreut. Erklärung durch das “Rutherford’sche Atommodell” • Im Zentrum jedes Atoms befindet sich ein Kern • sehr klein: nur ~1/100000 des Atomdurchmessers • massiv: trägt praktisch die gesamte Atommasse • positiv geladen • Heute wissen wir: der Kern besteht aus Protonen und Neutronen • Die negativ geladenen Elektronen • bilden eine Hülle • tragen zur Ablenkung der Alpha-Teilchen nicht (messbar) bei, da sie sehr leicht sind Elektron Atom ~10-8cm Kern ~10-13cm 100’000 mal kleiner, aber 99.95% der Masse T. Rohe, 27. November 2013 Streuexperimente heute: PSI Teilchenbeschleuniger erlauben Kollisions- und Streuexperimente zur Bestimmung der mikroskopischen Struktur der Materie sowie der Erzeugung von neuen Teilchen (Materie / Antimaterie) PSI Ring-Zyklotron beschleunigt ~1016 Protonen pro Sekunde auf 590 MeV ~ 0.0006TeV (vergl. LHC: 2×7 TeV) Proton Kollisionen: p+p p + n + + (Pion Produktion) Masse 938.3 MeV/c2 938.3 MeV/c2 proton proton Total 1876.6 MeV/c2 Masse proton 938.3 MeV/c2 neutron 939.6 MeV/c2 + 139.7 MeV/c2 Total 2017.6 MeV/c2 Massen Unterschied = 141 MeV/c2 Massive Teilchen aus KollisionsEnergie E=mc2 ~20mg/year at PSI T. Rohe, 27. November 2013 9 Einfaches Beispiel für Erzeugung eines Teilchens pneutron p + p p + n + + mneutron Proton Proton neutron protron pion Ebeam Ebeam mproton pproton mpion ppion pi , mi , i 4-Vektor pi ( Ei , pi ) (c=1) [Roland Horisberger, PSI] Messe für alle Teilchen : Energie und Impulserhaltung erlauben Massenberechnung des erzeugten Teilchens: 2 m X ( 2 Ebeam,0) ( p proton pneutron ) mx liegt im Bereich mX < 2 Ebeam/c2 Teilchen mit Masse mx muss selbst nicht beobachtet (detektiert/gemessen) werden. hermetische Teilchenphysikexperimente können auch unsichtbare Teilchen messen T. Rohe, 27. November 2013 Erzeugung eines unbekannten Teilchens X0 Werden hier ein unbekanntes Spielzeug -Teilchen X0 erzeugen! Detektor beschleunigtes Proton beschleunigtes Proton Proton Proton Teilchen X0 wird erzeugt durch: p + p + + - + X0 + + + - + p + p + + - Detektor : misst Punkte der erzeugten Pionen Berechne: Winkel & Energie aller Teilchen-Spuren [Roland Horisberger, PSI] Detektor T. Rohe, 27. November 2013 10 Rekonstruktion des Teilchens Messen für alle Teilchen: pi, mi, qi 4-vector pi ( Ei, pi ) Für viele Ereignisse probieren wir sämtliche Kombinatonen von 2 Pionen und bestimmen deren invariante Masse mX : mX p p 2 Die richtige Kombination ergibt einen statistisch signifikanten Peak bei der Masse des X0 K.Stenson,B.Drell, K.Ulmer (Univ. Colorado) K0s + + - CMS Experiment at LHC Prinzipiell ist2009, die 11:30 Sunday, 6. Dec. Rekonstruktion schwerer Teilchen (from first 5hwie of colliding beam at 2x450GeV, run 123’596) Beauty-, Top- or SUSY oder ParticleHiggs Data Group Value K0 mass: 0.49765 GeV/c2 Sehr ähnlich. H messe E1,2 & q1,2 der Photonen Mit dem elektromagnetischen Kalorimeter (ECAL) T. Rohe, 27. November 2013 Teilchenzoo der 1960er Jahre Viele “elementare” Bausteine (Teilchen) wurden gefunden: Mesonen ~100 bekannt Baryonen p, n, N(1440)P11 , N(1520)D13 , N(1535)S12, …. (1232)P33 , (1600)P33 , (1630)S31 , (1950)D35 , …(2429)PH3,11 0, (1405),01 , (1520)D03 , …(1810)P01 , …(2110)F05 ,…. +/-, 0, (1385)P13 , (1660)P11 ,…(1915)F15 ,…(2250)…. 0, -, X(1530)P13 , X(1690) , X(1820)D13 , X(1950) , X(2030) -, -(2250), +c , +c(2590),… c(2455),…c+/0 ,… 0b …. ~80 bekannt Quark Modell +/-, 0, , 0(600), (770), (782), ’(958),...(1300),…3(1630),… K+/-, K0, K*(892), K1(1270),...K*2(1430),…K*4(2045),… D+/-, D0, Ds+/-, Ds*+/-, D*0(2007), D*+/-(2010),...D10(2420),..Ds1+/-(2536) B+/-, B0, B*, Bs0, Bc+/-,…. (1020), c(1s), J/(1s), c0(1p), c1(1p),…(2s), (3770), (4020), Y(1s), b0(1p), b1(1p), Y(2s), b0(2p), Y(3s), Y(4s), . . . qq qqq Heute wissen wir: Mesonen und Baryonen sind nicht elementar ! (wir messen eine Substruktur) Sie setzen sich aus punktförmigen Quark Teilchen zusammen! Quarks u Leptonen e d s e µ c b t Leptonen & Quarks sind gemäss heutigem Wissen die fundamentalen Bausteine der Materie ! (keine Substruktur) T. Rohe, 27. November 2013 11 Pion-Produktion im Quarkmodell p + p p + n + + gluon (QCD) Quanten Chromo Dynamik d u d u d d u Pion Neutron u Proton Raum Koordinate Zeit Koordinate Proton Proton u d u u d u Immer nur paarweise Erzeugung von Materi-Antimaterie in Beschleuniger-Experimenten wird nie (Anti-) Materie Produktion alleine erzeugt T. Rohe, 27. November 2013 Standardmodell der Teilchenphysik Elementare Bestandteile der Materie und Wechselwirkung zwischen ihnen Symmetrien Relativitätstheorie Quantenmechanik T. Rohe, 27. November 2013 12 Lagrange Formalismus Die klassische Mechanik wurde von Newton formuliert: Kraft = (träge) Masse × Beschleunigung Das bedeutet • Wirkt eine Kraft auf einen Gegenstand, ändert sich dessen Geschwindigkeit • Je gösser dessen Masse ist, detso gösser muss die Kraft sein • Kennt man Ort und Geschwindigkeit eines Körpers zu einem bestimmten Zeitpunkt sowie alle Kräfte, die auf ihn wirken, kann man seine Bewegung genau vorhersagen. Isaac Newton 1642-1726 Alternative Formulierung durch Euler, Lagrange & Hamilton Lagrange Funktion (Dichte) T= kinetische Energie V= potentielle Energie Leonhard Euler 1707-1783 J-L. Lagrange 1736-1813 W-R.Hamilton 1805-1865 Euler‘sches Wirkungsintegral ist minimal Hamilton‘s Variationsprinzip Euler-Lagrange Gleichungen • Bsp. konstante Kraft: L= ½ mq2 – qF → F = mq•• (Newton’sche Bewegungsgleichung) T. Rohe, 27. November 2013 Symmetrien Mathematischer Lagrange Formalismus erlaubt die Konstruktion einer sog. Quantenfeldtheorie und die tiefe Verknüpfung von Symmetrien des physikalischen Systems mit Erhaltungsgrössen sowie die rigorose Konstruktionsprinzipien physikalischer Theorien. Theorem von Emmy Noether (1918): Jeder Symmetrie steht eine Erhaltungsgrösse gegenüber Beispiele: Zeitinvairanz (die Naturgesetze bleiben mit der Zeit unverändert) → Energieerhaltung Translationsinvarianz → Impulserhaltung Rotationsinvarianz → Drehimpulserhaltung Emmy Noether (1882-1935) Mit Hilfe der Lagrange-Funtkion, lassen sich diese Zusammenhänge leicht mathematisch zeigen Weiter gilt: lokale Eichinvarianz (gauge invariance) Wechelswirkung (Kräfte) T. Rohe, 27. November 2013 13 U(1) und QED Mathematischer Formalismus der relativistische Quanten-Feld-Theorie (QFT) zuerst formuliert als Eichtheorie der Quanten-Elektro-Dynamik (QED) Diese Lagrange-Dichte lässt sich herleiten mit der Forderung nach lokaler Eichinvarianz unter der U(1)Symmetrieopreation (eine Drehung vom um einen orts- und zeitabhängigen Winkel) . Diese Forderung ist vollkommen willkürlich. Macht sie aber, folgt daraus •Elektronen sind geladen •Es gibt Photonen (“Lichtteilchen” = Anregung des elektrischen Feldes), die an die Ladung “koppeln”. Oder: Die elektrische Kraft wird durch den Austausch von Photonen übertragen Berechnung der Quanten-Elektro-Dynamik (QED) Prozesse über Störungstheorie und der dazu gehörigen Feynman Diagramme e+ e- e+ eStreuung Berechnung der Feynman Graphen ergibt experimentell verifizierbare Resultate QED ist die am besten getestete Theorie (10-10) über 100 Jahre Forschung lassen sich in einer fundamentalen Symmetrie zusammenfassen T. Rohe, 27. November 2013 Schwache und starke Kraft Für die anderen fundamentlen Wechselwirkungen, lassen sich ähnliche Symmetrien finden. Kernkräfte (sog. “starke” Kraft): SU(3) ist eine Drehung von 3 Quarks um 8 Phasenwinkel: • Quarks koppeln an eine sog. “Farbladung” • Es gibt 8 Gluonen, die an diese “Farbladung” koppeln und selber “Farbladung” tragen → Quanten-Chromo-Dynamik (QCD) Schwache Kraft (wird u.a. benötigt, um die Kernfusion im innern der Sonne zu beschreiben): SU(2) ist eine gemeinsame Drehung der Elektron- und Neutrinofunktion um 3-Phasenwinkel • 3 massive Austauschteilchen (Vektor-Bosonen) Damit sind die Wechselwirkungen zwischen allen bekannten Elementarteilchen im Prinzip berechen- und experimentell verifizierbar. Mache Berechnung sind sehr schwierig und z.T. nur näherungsweise möglich. T. Rohe, 27. November 2013 14 Masse der Teilchen Quantenmechanik Reltivitätstheorie Symmetrieoperationen Aber: Alle Teilchen sind “masselos” • Das einfügen von “Massetermen” in die bisherigen Darstellungen der Lagrangedichte würde die Eichinvarianz zerstören • Wir wissen aber, dass die Teilchen Masse besitzen “The Path to Feynman Diagrams” by Martinus Veltman (Nobel Prize,1999) Das “Stadardmodell” der Teilchenphysik wird getragen von • • • Peter Higgs, Robert Brout, Francois Englert (u.A.) 1964 (Nobel-Preis für Physik 2013, Verleihung am 10.12.) Fügen der Lagrangedichte Terme zu, die das Verhalten “massiver” Teilchen beschreiben : • Diese Technik (spontane Symmetriebrechung) war aus der Beschreibung der Supraleitung bekannt Die Interpretation dieser Terme: • Das Vakuum ist nicht leer sondern durchsetzt mit einem neutralen, skalaren Feld (), dem Higgsfeld • Die Wechselwirkung mit diesem Feld bremst die Teilchen • (träge) Masse ist keine intrinsische Eigenschaft sondern Effekt der Wechselwirkung mit dem Higgsfeld • Die unterschiedliche Masse der Elementarteilchen erklärt sich durch die unterschiedlich startke Kopplung and das Higgfeld • Das Higgsfeld kann man anregen → Higgsteilchen T. Rohe, 27. November 2013 “Politische” Erklärung Im Jahr 1993 hat der Britische Wissenschaftsminister Waldegrave einen Preis ausgelobt für denjenigen, der ihm den Higgsmechanismus erklären kann. Gewonnen hat David J. Miller vom Unversity College London: Higgs-Mechnismus • Man stelle sich eine Coctailparty mit Party mit Parlamentariern vor. Sie sind gleichmässig im Raum verteilt. Jeder spricht mit den Personen in seiner Umgebung. Die Partygäste stellen das Higgsfeld im Vakuum dar. • Nun betritt die ehemalige Premierministerin den Raum. Bewegt sie sich durch den Raum, zieht sie die Personen in ihrer Umgebung an, diejenigen, die sie zurücklässt beginnen wieder ein Gespräch mit den Nachbarn. Wegen der Meschentraube um sie herum hat sie einen grösseren Impuls als andere Gäste. Ist sie einmal in Bewegung, benötigt sie mehr Kraft zum stoppen. Steht sie einmal, benötigt sie mehr Kraft um wieder inb Bewegung zu kommen. Sie ist also träger als andere Partygäste, oder die Partygäste geben ihr Masse. Ähnlich (in 3 Dimensionen unter Einbeziehung der Relativitätstheorie und Quantenmechanik) funktioniert der Higgs-Mechanismus. Higgs-Teilchen • Die Tür öffnet sich und jemand streut ein Gerücht in den Raum. Diejenigen nahe der Tür bilden Grüppchen, um mehr zu erfahren. Eine Welle geht durch den Raum. Dort, wo sich das Gerücht befindet ist auch eine Menschentraube. Die sich bewegende Menschentraube ist auch “träge”, also sie hat eine Masse. Diese “Anregung” des Feldes, stellt das Higgs-Teilchen dar. [http://www.hep.ucl.ac.uk/~djm/higgsa.html] T. Rohe, 27. November 2013 15 Zusammenfassung Standardmodell Alle uns umgebende Materie ist aus 12 Teilchen und deren Anitteilchen zusammengesetzt • Die Teilchen kommen in 3 Generationen vor • Es gibt experimentelle Hinweise, dass es keine weiteren Generationen gibt • Die Teilchen der 2.-3. Generation sind instabil • Die Wechselwirkungen zwischen diesen Elementarteilchen geschieht durch den Austausch sog. Bosonen • Die träge Masse dieser Teilchen ist ein Effekt der Wechselwirkung mit dem das Vakuum füllenden Higgsfeld • Die aus Symmetriebetrachtungen hergeleiteten mathematischen Modelle (“Theorien”) dieser Wechselwirkungen erlauben überprüfbare Vorhersagen zu machen Nur wo ist das Higgsteilchen? T. Rohe, 27. November 2013 Kurzer Überblick CERN LHC CMS - Experiment 2008 Cessy Sector 3-4 Point 5 SPS ATLAS LEP Tunnel 1985 CERN Site (Meyrin) T. Rohe, 27. November 2013 16 Gründung des CERN Der Beginn ist nicht ganz klar. Zwei “Wurzeln” werden genannt: • Der Vorschlag von Denis de Rougemont beim Centre Européen de la Culture “CEC” im Dez. 1949 in Lausanne • Der Vorschlag verschidener Physiker (de Broglie, Bohr, Auger, Amaldi, …) ein europäisches Atom-ForschungsLabor zu gründen um die europäischen Physiker nach dem Krieg wieder zusammenzuführen. 1952 wurde eine provisorische Körperschaft, das Conseil Européen pour la recherche nucléaire (CERN) unter dem Dach der UNESCO gegründet. Mandat: Schaffung eines Instituts fuer physikalische Grundlagenforschung. 1953 Genf wurde als Standort bestimmt (mit Lobby-Arbeit von P. Scherrer und P. Preiswerk). In Genf fand ein Referendum statt. 1954 Die Europäisches Organisation für Nuklearforschung wurde gegründet. Es gab 12 Gründungsmitglieder: A,B, CH, D, DK, F, I, N, NL, S, UK und Jugoslavien. Das Conseil wurde aufgelöst, der Name CERN aber beibehalten. CERN ist keine Organisation der EU T. Rohe, 27. November 2013 CERN heute Anzahl der Mitgliedsstaaten ist auf 20 angewachsen + 3 Kandidaten + 7 Beobachter + 37 mit Kooperationsvertrag Jeder Mitgliedstaat gibt einen festen Anteil zum Gesamtbudget (~1Mrd CHF/a) proportional zum Bruttosozoalprodukt (verlässliche und langfristige Finanzplanung) Forschungsgebiete • Teilchenphysik • Astro-Teilchenphysik und Kosmologie Arbeitsweise • CERN baut die Experimentieranlagen (Teilchenbeschleuniger) • Meist externe Forscher schlagen Messungen vor und führen sie durch • Die Strahlzeiten werden anhand wissenschaftlicher Evaluation zugeteilt • Die Nutzung der Anlagen ist gratis, aber es besteht Veröffentlichungszwang (nichts bleibt Geheim) • Den ~2500 CERN-Angestellten, stehen ~10’000 Nutzer aus über 600 Instituten gegenüber T. Rohe, 27. November 2013 17 Beschleuniger am CERN 2008 LEP 1989-2000 1973 1959 T. Rohe, 27. November 2013 Die CMS Kollaboration Die “Kollaboration” ist eine Organisation, die ersteinmal unabhängig von CERN gegründet wird. Diese besteht aus Forschern vieler Universitäten und Institute. Diese Organisation unterbreitet dem CERN (genauer dem Begutachtungsgremium LHCC) einen Vorschlag für ein Experiment. Diese werden in mehreren Stufen: LoI, TP, TDR, EDR begutachtet. Ddazu gibt es ein MoU in dem die Finanzierung geregelt ist. Die CMS-Kollaboration besteht z.Zt. aus ~4300 Personen • • • • • • • • • 1740 Physiker/Wissenschaftler (alle Autoren der Veröffentlichungen) 845 Doktoranden (teilweise auf der Autorenliste) 790 Ingenieure 690 Studenten CMS-Autorenliste: ~2100 Personen • Die Aufgaben werden in Pakete aufgeteilt und verschiedenen “Unter-Ckollaborationen” übertragen • Betrieb und Wartung von Teilen des Detektors und seiner Infrastruktur • Verarbeitung der Rohdaten zu auswertbarer “Physik-Information” • Datenanalyse • Planung und Bau von verbesserten Komponenten (sog. Upgrades) • Strategische Entscheidungen trifft das Managemant Board dem die Spokesperson vorsitzt • Diese werden vom “Collaboration Board” (ist sotwas wie der Ständerat) überwacht • Niemand hat wirklich “Macht” – einige jedoch eine Menge Einfluss • Man versucht “Machtkämpfe” zu vermeiden und Überzeugungsarbeit zu leisten T. Rohe, 27. November 2013 18 CMS – Organisation eines Experimentes T. Rohe, 27. November 2013 Das CMS Experiment Wichtiger Beitrag von ETHZ und PSI protons protons 4T Supraleitender Magnet Pixel Detektor (CH Beitrag) PSI, Uni ZH, Uni BS, ETHZ T. Rohe, 27. November 2013 19 Querschnitt des Detektors T. Rohe, 27. November 2013 20 21 22 CMS Areal im Jahr 2000 T. Rohe, 27. November 2013 Zusammenbau der Eisenstruktur 2002 T. Rohe, 27. November 2013 23 Zusammenbau des Magneten ● Supraleiter gewickelt durch Kabelwerke Brugg ● Einbetten in Rein-Alumin Cortaillod SA T. Rohe, 27. November 2013 Einbau des Magneten Sept 05 T. Rohe, 27. November 2013 24 Das “Blech” für Hadron-Calorimeter T. Rohe, 27. November 2013 Endkappen des Myon-Detektors T. Rohe, 27. November 2013 25 Bau der Untergrundhalle 2003 Halle ist ~100m unter Tage 2004 T. Rohe, 27. November 2013 Herunterlassen des Zentralen Teils (2400t) FebYB0 2007(Feb’07) T. Rohe, 27. November 2013 26 Einbau des Streifentrackers Aug. 2007 T. Rohe, 27. November 2013 Spurdetektoren in CMS Fläche #Kanäle ~ 1 m2 65 Million Silicon Strip Detector ~ 200 m2 12 Million Silicon Pixel Detector Installation: • Silizium Streifen Tracker • Pixel Detektor am Schluss T. Rohe, 27. November 2013 27 Pixel-Detektor Photo : R. Horisberger, PSI Jan. 08 R&D, Entwurf und Bau am PSI ~12 Jahre T. Rohe, 27. November 2013 Imperfektionen der Versuchapperatur primary vertex reconstruction of high pile up event Detector K0 x r-z-view of 78 vertices Detector Echte Detektoren haben •Masse •Pile-Up •Auflösung •Datenrate Teilchen werden gestört (Vielfachstreuung, -Konvertierung, Kern-WW) Spurrekonstruktion: Efficienz / “fakes” Spuren nicht trennbar Begrenzte Statistik bei seltenen Zerfällen Was tun? •Mehr Lagen Eventrekonstruktion wird robuster •Genaue Messung Spur-Trennung, Rekonstruktion verschiedener Vertices •Leichter Weniger Störungen der Bahnen, aber im Widerspruch zu Oben •Lokaler Datenspeicher, schnelle Links komplizierte Auslese -Electronik T. Rohe, 27. November 2013 28 Hybride Pixel Detektoren Geladenes Teilchen oder Photon Pixel- Sensor Vorverstärker& Auslesechip CMOS Qsignal Power Indium Bump Bonds Clock Inputs DrahtVerbindungen Strom Steuersignale Ausgang Data Outputs Teilchen Signalladung Vorverstärker Auslese Digitale Daten T. Rohe, 27. November 2013 Aufbau eines Pixelmoduls Kapton Signal Kabel 21 Spuren, 0.3mm pitch Modul Bau Alu-Stromversorgung 6 x 250 ribbon In Leichtbauweise 2.20 g PCB 3 Layers, 48 thick Silicon Sensor d=285 100 x 150 pixels -bump bonding 16 x Auslesechips (CMOS) 175 thick SiN base strips 250 thick, screw holes 1996 war dies “sehr ambitioniert”: Kritische Punkte: 1) Strahlenhärte der Sensoren bei Teilchenfluenzen von 1015 p/cm2 - Signalladung? Trapping? - Lorentz Winkel? - Verarming & Typinversion? - Spannungsfestigkeit? 2) Mikro-Bump Bonding - Machbar für <20 bumps ? - Kosten? Budget? 3) Auslesechip (ROC) - Leistungsaufnahme - Geschwindigkeit? - Rauschen & Schwellen? - Strahlenhärte? (>100KGy) Kosten? 4) Datenrate & Auslese - 10 Tbit/sec Rohdaten - ??????????? Schrauböffnungen 5) 6)…. Physics performance? T. Rohe, 27. November 2013 29 Sensor Charge sharing of signal charge Design of sensor masks at PSI precision coordinates ~10-20 in both directions r- & z n+ B= 3.8T Lorentz angle of charge drift In depleted silicon E T. Rohe, PSI amplifier pixel Silicon sensor production CIS, Erfurt Germany T. Rohe, 27. November 2013 Silizium-Sensor Scheiben p-side n-side Mirror Doppelseitige Silizium Pixel Sensor Scheibe Photo: T. Rohe T. Rohe, 27. November 2013 30 Mikro-Mumb-Bonden am PSI Indium “cakes” before reflow • Verbinden Sensorpixel mit Mikroelektronik • Verbindungsdichte bis 10’000/cm2 • Mikrolötkugel Technik am PSI entwickelt Bumps on CMOS pixel read out chip reflow 16mm Indium balls after reflow T. Rohe, 27. November 2013 Auslese-Chip 2 x80 Pixel Doppelkolonne IBM_PSI46 CAD layout Column Drain Architectur 4160 Pixel pro Chip Grösse: 100µm×150µm 251 Transistoren pro Pixel 35 µW/pixel bei 25ns Anstiegszeit Schwelle: ~2500 e Strahlenhärte ~1 MGy 9.8 mm • • • • • • CMS Pixel ROC 0.25 CMOS IBM 200mm Wafer (8”) timestamp & data buffers zoom in Fertigung der Wafer: IBM USA Abschleifen auf 175µm → em Marin, NE Sägen → Powatec in Hünenberg, ZG 8.0 mm T. Rohe, 27. November 2013 31 butting chip side, cut within 50 of transistors ! Layout-Detail T. Rohe, 27. November 2013 Eine Pixel Zelle bump pad 251 Transistors / pixel T. Rohe, 27. November 2013 32 Test dieser Komponenten Um sicherzustellen, dass alle Komponenten die Anforderungen erfüllen, sind Tests mit “echten” Teilchen an Beschleunigern notwendig. Die Wahl der Strahllinie/des Beschleunigers richtet sich nach dem Parameter, dass man Testen möchte: • Genauigkeit (hohe Teilchenenergien: CERN SPS, PS, FNAL, DESY) • Verhalten unter hohen Teilchenströmen (PSI, CERN SPS) • Nachweiseffizienz Meist werden die Komonenten vor dem Test künstlich gealtert. Messvorrichtungen und Auswerte-Software müssen selber bereitgestellt werden T. Rohe, 27. November 2013 Zusammenfügen der Roh-Module Pixel Sensor mit UBM & Indium Kugeln 16 getestete CMOS ROC chips mit UBM & Indium “Rohmodul” Photos: S. Streuli. PSI T. Rohe, 27. November 2013 33 Aufkleben von Keramik-Streifen Si3N4 Keramik besitzt fast die gleiche thermische Ausdehnung wie Silizium Schrauböffnungen Photos: S. Streuli. PSI T. Rohe, 27. November 2013 PCB und Kabel HV-Kondensator HIGHTEC MC AG Lenzburg High Density Interconnect (HDI) 3 Lagen, 48 dick DYCONNEX Bassersdorf ELECTRISOLA Eschholzmatt Kapton Signalkabel (21 Spuren, 0.3mm Pitch) Cu-gemanteltes Aluminum Power cable (6 wire ribbon) ~1A KUK Appenzell Photos: S. Streuli. PSI T. Rohe, 27. November 2013 34 Fertiges Modul LAUBSCHER Täuffelen BE Photos: S. Streuli. PSI FELASTEC Gümligen BE T. Rohe, 27. November 2013 Zusammenbau M ontage der Module auf der Kohlefasermechanik mit eingelegten Kühlrohren Pixel Barrel Mechanik (Kohlefaser) T. Rohe, 27. November 2013 35 Anschrauben Photo: S. Streuli. PSI T. Rohe, 27. November 2013 Testen Photo: 12.March 08, 10:23 T. Rohe, 27. November 2013 36 16128 Verbindungen müssen stimmen 21 Pin Stecker mit 0.3mm Pitch T. Rohe, 27. November 2013 Test des Gesamtsystems T. Rohe, 27. November 2013 37 Eine fertige Detektorhälfte T. Rohe, 27. November 2013 CMS vor dem Einbau T. Rohe, 27. November 2013 38 Transport nach Cessy 17 July.08 23 July.08, ~13h Party-Zelt als “Reinraum” in Cessy Fotos: R. Horisberger T. Rohe, 27. November 2013 Einbau Pixel Installation 28. July 2008 Barrel Pixel Detector shifting into CMS Fotos:Frank Meier T. Rohe, 27. November 2013 39 CMS fertig zur Datennahme August 2008 T. Rohe, 27. November 2013 Störfall vom 19.09.2008 Fehlerhafte Lötverbindung erzeugte einen Lichtbogen, schmolz Metalleigungen und verursate ein Leck im Heliumbehälter T. Rohe, 27. November 2013 Die gespeicherte Energie in den Magneten führte zu einem explosiven Verdampfen des Heliums und zu einer Schockwelle, die einige 20t schwere Magnete von ihren Betonsockeln schob → 53 Magnete betroffen Herbst 2009: Alle Magnete repariert, alle Lötverbindungen getestet, zusäzliche Sicherheitsventiele eingebaut Neustart des LHC (Nov. 2009) 40 Neustart im Nov/Dez 2009 Erste pp-Kollisionen des LHC im CMS-Experiment aufgenommena am 23.11.09 Erste “saubere” 5h lange pp-run mit 11’000 triggern: 6.12.2009 T. Rohe, 27. November 2013 prod LHC event rate [Hz] Physikalische Prozesse beim LHC c-, b-quark physics 1010 LHC 7TeV u-, d-, s-quark physics K0 , 0, LHC 14TeV pp-Kollisionen at 7TeV W & Z0 - physics t-quark physics Higgs – physics BSM, higher dim. “Interesannte” Prozesse sind sehr selten! T. Rohe, 27. November 2013 41 Detektorkalibration mit bekannten Prozessen Ecm = 7 TeV Data CMS Preliminary 0 K0short =ds = uds = sss = dss CMS Preliminary CMS Preliminary T. Rohe, 27. November 2013 Zerfallskanäle des Higgs M. Spira /PSI H ZZ* H H H W+WH bb . . . observed Theoretisch berechnete Higgs-Zerfallwahrscheinlichkeiten Suche nach dem Higgs geschieht in verschiedenen Zerfallskanälen. Dies erlaubt ein Vergleich von Messdaten mit theoretischen Vorhersagen. T. Rohe, 27. November 2013 42 H ZZ* 4 6.7 (7.2 exp.) Pixeldetektor ist wichtig für diese Analyse, um herauszufinden, dass alle 4 Myonen vom gleichen Punkt stammen T. Rohe, 27. November 2013 Higgs → Zerfall in Standard Model (SM) Theorie mit einer Wahrscheinlichkeit von 2x10-3 T. Rohe, 27. November 2013 43 Vergleich mit den theoretischen Erwartungen Bisher ist das neue Teilchen vertäglich mit den Vorhersagen für das Standard-Modell-Higgs. Für genauere Aussagen sind mehr Daten notwendig. T. Rohe, 27. November 2013 Fertig ? Sind nun die alle Prozesse der Teilchenphysik Verstanden? Nein! Defizite des Standartmodells Suche nach neuer Physik: • Gravitation • Ist mikroskopisch nicht verstanden • Beste Beschreibung für grosse (astronomische) Systeme ist die Allgemeine Relativitätstheorie • Dunkle Materie • Die Rotation der Galaxien ist nur bei Annahme von grossen Mengen unsichtbarer Materie erklärbar • Diese muss einen Grossteil der Materie im Universum ausmachen • “Baryonische” Materie (Steine, Felsbrocken, Gas) scheiden aus (Urknall) • Neutrinos auch • Idee der Supersymmetrie • Dunkle Energie • Grundlegendere Überlegungen • Warum 3 Generationen von Elementarteilchen? • Viele “freie Parameter” Dunkle Materie (1933) • Zusammenführung der Wecheslwirkungen (GUT) • Gültig für noch höhere Energien? • ….. Andromeda, M31 → Die Suche nach “neuer Physik” beginnt erst und ist sehr spannend T. Rohe, 27. November 2013 44 SUSY Super Symmetry ist eine Familie von Theorien, welche die Standard Model Theorie um eine neue fundamentale Symmetrie zwischen Fermionen (Spin ½) und Bosonen (Spin 1) erweitern nebst normalen Teilchen müsste Natur auch SUSY Teilchen erlauben, resp. haben. Liefert einen “attraktiven Kandidaten” für die Dunkle Materie SM 1 Higgs SUSY 5 Higgs Susy Teilchen in p-p-Kollisionen am LHC würden sich durch fehlende Energie im Detektor bemerkbar und rekonstruiebar machen. Sorgfälltige Suche in den Daten durch ATLAS & CMS bisher nichts gesehen! T. Rohe, 27. November 2013 Die Kraft der Quanten-Fluktuationen http://www.psi.ch/media/seltene-teilchenzerfaelle-stuetzen-standardmodell Von der Hoch-Energie zur Hoch-Intensität Beschleuniger haben eine maximale Engergie, Quantenfluktuationen nicht (t E < h)! Durch sog. “Loop”-Diagramme kann die Existenz sehr schwerer Teilchen (zu schwer, als dass sie mit einem Beschleuniger erzeugt werden können) Messgrössen beeinflussen. Am PSI finden 2 Experimente auf diesem Bereich statt (MEG und edm), CMS hat unter der Federführung von Urs Langenegger, PSI folgende Messung gemacht: Bs(d) +- Zerfall ist sehr unwahrscheinlich im SM, aber möglich in anderen Modellen (z.B. SUSY) SM Vorraussage: BR = 3.5×10-9 Messergebnis BR = 3+1.0-0.9×10-9 Einschränkungen für SUSY & BSM Theorien T. Rohe, 27. November 2013 45 Warum Grundlagenforschung? Um die Welt besser zu verstehen! T. Rohe, 27. November 2013 Ziele der Grundlagenforschung Ziel von Grundlagenforschung allgemein ist es die Welt besser zu verstehen Dies ist • Teil unserer Kultur Bob Wilson (Gündungsdirektor des Fermilab) wurde von einem Congressabgeordneten gefragt “What will your lab contribute to the defense of the US?” Seine Antwort: “Nothing, but it will make it worth defending” • Keine Wirtschaftsförderung (zumindest nicht in erster Linie) Wichtige technische Errungenschaften beruhen auf Ergebnissen der Grundlagenforschung Beispiel: Quantenmechanik (Beginn 20.Jh) → Quantentheorie der Festkörper → Transistoren (1948) → Digitale Elektronik → Mikroelektronik → IT-Indutrie Zweifelt noch jemand am wirtschaftlichen Nutzen der Quantenmechanik? Kosten • Geht man an Grossforschungseinrichtungen, so sieht man viele teure Geräte Aber • Die Forschungsanlagen werden von vielen Wissenschaftlern über einen langen Zeitraum (~20 Jahre) an einem Ort gebündelt • CMS: Kosten ~500 Mio CHF. ~2500 “echte” Forscher über 20 Jahre → Weniger als 1000 CHF pro Monat (fragen Sie mal einen Chemie-Laboranten, was er im Monat für Chemikalien benötigt ..) T. Rohe, 27. November 2013 46 Nebeneffekte Folgende positive Effekte konnen kein Forschungsfeld rechtfertigen, sind aber doch erwähneswert: Ausbildung junger Wissenschafter • Am CMS Experiment doktorieren z.T. ~800 Studierende • Sie lernen nicht nur wissenschaftlich, sonderen auch Internationale Zusammenarbeit! • Die meisten nehmen danach Stellen in der Wirtschaft an Spin-offs • Teilchenbeschleunger • Krebstherapie • Ionen-Implanter (Halbleiter-Industrie) • Synchrotronlicht • Neutronenquellen • Detektoren • Biologie/Kristallographie • Medizin-Diagnose (PET) • Elektronenmikroskope • …. T. Rohe, 27. November 2013 Dectris: Röntgendetektoren für Forschungszwecke Zählender (rauschfreier) Pixel-Detektor für Synchrotron-Anwendungen Spin-off vom PSI (1997) → ursprünglich für Teilchenphysik konzipiert 2006 gegründet 2011 ~ 35 Angestellte Beliefert sämtliche Synchrotronstrahlungsquellen der Welt Ch. Brönnimann M. Naef E. Eikenberry Firma wurde mehrfach ausgezeichnet •BESSY-Innivation prize 2009 •Swiss economic award 2010 T. Rohe, 27. November 2013 47 Zusammenfassung Teilchenphysik • Teilchenphysik erforscht die innere Struktur der Materie • Sie ist eng mit Fragen der Astrophysik und der Kosmologie verwoben • Das Standardmodell der Teilchenphysik beschreibt bisher alle bekannten Prozesse der Mikroskopischen Physik mit grosser Genauigkeit. Es basiert auf Symmetrieüberlegungen. CERN/LHC • Das CERN ist eine unabhägige Oranisation, die Anlagen zur Forschung mit Elementarteilchen zur Verfügung stellt. Sie betreibt den LHC. • Das CMS Experiment wird von vielen Univeritäten und Instituten (darunter PSI, ETHZ, UniZh) betrieben • Schweizer Institute haben einen wichtigen Teil (Pixeldetektor, em-Kalorimeter) beigesteuert. • Die Entdeckung des Higgs-Teilchens ist ein weiterer Meilenstein im Verständnis der Struktur der Materie • Nach der Wiederinbetriebnahme der LHC 2015 wird die Suche nach “neuer Physik” fortgesetzt Es bleibt aufregend! Grundlagenforsung • Ist wichtiger Teil unserer Kultur • Langfristiger (technischer) Fortschritt ist nicht ohne sie zu erreichen • Hat nützliche Spin-offs T. Rohe, 27. November 2013 Mein Dank geht an …Sie für Ihre Aufmerksamkeit …Judith Meier vom Treffpunkt-Team für die Möglichkeit hier zu sprechen …Roland Horisberger (PSI), Hans Peter Beck (Uni Bern), Quentin Ingram (ehemals PSI) und vielen anderen für das zur Verfügung gestellte Material T. Rohe, PSI, 31. 27. November Januar 2014 2013 48 Zum Abschluss T. Rohe, 27. November 2013 Suche nach Schwarzen Löchern Speculative Extra Dimension Theory would have micro quantum black holes T. Rohe, 27. November 2013 49