Stellare Nukleosynthese

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14. Endstadien der Sterne
Jetzt schnelle Entwicklung.
Rote Riesen (z. B. Sonne) < 109 Jahre
Immer neues nukleares Brennen wechselt mit
dazwischenliegenden Phasen von Kontraktion ab. Im
tieferen Inneren des Sternes werden immer schwerere
Elemente aufgebaut.
Dann: Verlust der äußeren Schichten
Ö Planetarische Nebel (M < 8 M~)
Ö Supernova
Ende: als Weißer Zwerg, Neutronenstern oder
Schwarzes Loch
Folie 1
14. Endstadien der Sterne
Stellare Nukleosynthese
• Sämtliche chemischen
Elemente schwerer als He
(abgesehen von Spuren von
Li,Be,B) sind in Sternen
entstanden
• Nukleosynthese: Schema zur
Erklärung der Elementhäufigkeiten im Universum
• Fusionsprozesse sind die
stellare Energiequelle,
maximale Bindungsenergie bei
56Fe erreicht
• Elemente schwerer als Eisen
durch Neutronen- bzw.
Protonen-Einfang, kein
Energiegewinn mehr
14. Endstadien der Sterne
Folie 2
XIV.1
s-, r– und p-Prozesse
• Sterne als Orte der Nukleosynthese
• Aufbau zahlreicher Elemente, die
nicht direkt aus Fusionsreaktionen
stammen
• Hohe Flüsse an Neutronen (s-und
r-Prozess) bzw. Protonen für pProzess notwendig
• Aussagen über Dichten und
Temperaturen, Alter einzelner
Elemente, Chronometer durch
radioaktiven Zerfall
• Aktive Forschungsrichtung der
nuklearen Astrophysik
Folie 3
14. Endstadien der Sterne
14.1 Endstadien massearmer Sterne
IC 1295
14. Endstadien der Sterne
• Sterne: M< 8M~ haben kein
Kohlenstoffbrennen
• Entwicklung erfolgt entlang des
asympthotischen Riesenastes (engl.:
Asymtotic Giant Branch, AGB)
• Ausgeprägte Kern-Hülle Struktur, Rote
Riesen mit ausgedehnten
Konvektionszonen, WZ im Zentrum
• AGB-Sterne: Hohe Leuchtkräfte,
Massenverlust und langperiodische
Pulsationen, Beispiel: MIRA
• Kühle Sternatmosphären: Teff<3000 K,
Kondensation von Festkörpern,
Staubbildung
• Abstoßen der Hülle, Bildung eines
Planetarischen Nebels
• Nukleosynthese: s-Prozess Elemente
durch langsamen Neutroneneinfang
Folie 4
XIV.2
Massenverlust von Roten Riesen
• Wechselwirkungen von Strahlung, Gas
und Staubteilchen, die aus Gasphase
kondensieren, staubgetriebene Winde
• Pulsation des Sterns (sog. MiraVariablen, schon 1594 durch Fabricius
bei o Ceti entdeckt,) lässt Atmosphäre
expandieren
• L!104L~, R!300R~ (=Marsbahn)
• Kondensation der Staubteilchen wird
erleichtert, Strahlungsdruck bläst Staub
davon, Reibung durch Stöße mit dem
Gas nimmt gesamte Hülle mit
• Rotation, Konvektion, Inhomogenitäten,
Abschattung, Wolkenbildung,
Instabilitäten, …
Olofsson et al.
Folie 5
14. Endstadien der Sterne
Zwei-Wind Modell eines PN
langsamer asymmetrischer
Wind-Halo des früheren
Roten Riesen ~10 km/s
schneller sphärischer
Wind ~2000 km/s
Zentralstern
äußere
Stoßwelle
heiße
Windschale
expandierende
PN-Schale ~25 km/s
innere
Stoßwelle
14. Endstadien der Sterne
Kwok, 1982
Kahn & West, 1985
Folie 6
XIV.3
s-Prozess
• Langsamer Einfang von Neutronen: slow
neutron capture, d.h. β--Zerfall findet
zwischen den n-Einfängen statt, Tal der
stabilen Kerne
• Wechselspiel von β--Zerfall und n-Einfang:
Verzweigungspunkte geben Hinweise auf
Temperatur und Dichte
• s-Prozess findet in Roten Riesen statt
• Bildung von A = 90 bis A = 204, bei
Temperaturen zwischen 2.8 und 3.9•108K,
Neutronendichten von 2.3 ... 4.5•108cm-3
• Jeder 56Fe-Saatkern fängt im Mittel 15.1
Neutronen ein
14. Endstadien der Sterne
• 0.043 % der vorhandenen 56Fe-Kerne
genügen als Ausgangssaat, um solare sHäufigkeiten zu erklären
Folie 7
Weiße Zwerge in M4
14.7 pc
0.2 pc
• HST und VLT: Kugelhaufen in Einzelsterne aufgelöst,
detaillierte Farben-Helligkeits-Diagramme möglich
• Spektrale Fits: Elementhäufigkeiten der Weißen Zwerge
14. Endstadien der Sterne
Folie 8
XIV.4
Weiße Zwerge (in M4)
• Weiser Zwerg (WZ): Endstadium
eines sonnenähnlichen Sterns
• Kollaps des stellaren Kerns,
extrem kompaktes Objekt,
R!10000km bei M=1M~
• Dichte etwa 1 Tonne/cm3
• Chandrasekhar'sche Grenzmasse: 1.44 M~
• R ~ M-1/3
• Sirius B mit Teff!30000K
• M4: Nächster Kugelhaufen in
Entfernung von d = 2.2 kpc
• Schätzung: etwa 40 000 Weiße
Zwerge (von 100000 Sternen)
• [Fe/H] = -1.2
14. Endstadien der Sterne
Folie 9
Supernovae vom Typ I
HST: SNe bei hoher
Rotverschiebung
• Doppelstern: Akkretion von Masse auf einen
Weißen Zwerg, keine oder kaum WasserstoffLinien beobachtet
• Energien: Ekin≈1051erg, ve≈10000 km/s
• Zerstörung des Weißen Zwerges durch thermonukleare Reaktion, Zünden von Kohlenstoff
• Modell: WZ an der Chandrasekhar-Grenzmasse
von 1.44 M~, Akkretionsrate: 10-6...10-8M~/Jahr
• Zeitskala der Explosion etwa 1 Sekunde, kein
Neutronenstern als Überrest
• Auftreten in allen Galaxientypen, insbesondere in
Elliptischen Galaxien
• Fundamentale Rolle bei der extragalaktischen
Entfernungsbestimmung, da ziemlich einheitliche
maximale Helligkeiten und Lichtkurven
• Relation zwischen maximaler Helligkeit und Abfall
der Lichtkurve
14. Endstadien der Sterne
Folie 10
XIV.5
Entfernungsmessung durch SNe
SN1994D
• SN-Explosionen sind wichtigste
Methode zur Bestimmung der HubbleKonstanten, der Expansion des
Kosmos, ...
• Systematische SN-Überwachung: 2001
sind 282 SNe in Galaxien beobachtet
• Typ Ia erscheint als homogene Gruppe,
insbesondere im B-Band, Streuung
σ<0.1mag
• Vergleich von scheinbarer Helligkeit
mit absoluter Helligkeit, Problem:
interstellare Absorption (Staub)
• WZ mit 1.44M~ erklärt Lichtkurve und
Spektrum
• Entfernteste Typ Ia SN im Hubble
Deep Field (HDF) zeigt
Rotverschiebung von z=1.7, d=3Gpc
Folie 11
14. Endstadien der Sterne
14.2 Endstadien massereicher Sterne
• Masse: M ≥ 12M~, Sternentwicklung zeigt Zwiebelschalenmodell, chemische
Stratifikation des Sterns
• Kernbrennen ist erschöpft,
Kollaps des Kerns bis zu
Neutronen-sterndichten
• Rückprall der Strömung am
Kern: core-collapse Supernova,
Typ II
• Stoßwelle durchläuft Stern,
Photo-dissoziation der Kerne
führt zu hohen
Energieverlusten, z.B. FeZerlegung: 1.5•1051erg/0.1M~
• Explosive Nukleosynthese: rund p-Prozess
14. Endstadien der Sterne
Folie 12
XIV.6
r-Prozess
• Rascher Einfang von Neutronen: rapid
neutron capture, d.h. kein unmittelbarer
β--Zerfall
• Typische Zeitskala des Einfangs etwa
10-4s
• r-Prozess-Pfad etwa 10-20
Masseneinheiten in Richtung
neutronenreicher Kerne verschoben
• Versiegen des n-Flusses, rascher β-Zerfall in Richtung stabiler Kerne
• Gesamte Prozessdauer wenige Sekunden
• Explosive Nukleosynthese:
Entsprechend hohe Neutronenflüsse nur
bei Supernova-Explosionen
massereicher Sterne
Folie 13
14. Endstadien der Sterne
Beobachtete Nukleosynthese:
Al26-Linie im ISM
Al26: γ-Linie bei 1.809 MeV, τ1/2=106Jahre, diskrete Quellen
Al26 nur in explosiver Nukleosynthese
von core-collapse SNe
MAl26 < 1 M~
COMPTEL
14. Endstadien der Sterne
Folie 14
XIV.7
Folie 15
14. Endstadien der Sterne
Klassifikation von Supernovae
• Unterscheidung nach der Form
der Lichtkurve und dem
Vorhandensein/Abwesenheit von
H-Linien
• Zwei Klassen von optischen SNe:
– Typ I: kein H vorhanden,
theoretisches Modell:
Doppelstern, Akkretion auf
Weißen Zwerg, thermonukleare
Explosion
– Typ II: H vorhanden, Metalle,
Endstadium massereiche
Sterne, Kernbereiche
kollabieren, Bildung eines
Neutronensterns
14. Endstadien der Sterne
Folie 16
XIV.8
Folie 17
14. Endstadien der Sterne
Lichtkurven von Supernovae
• Typ I SNe sind leuchtkräftiger
als Typ II SNe, absolute
Helligkeit: MV=–19mag
• Typ Ia sind ideale Standardkerzen zur extragalaktischen
Entfernungsbestimmung
• Typ II zeigen häufig ein Plateau
• Langsamer Abfall der
Lichtkurve von Typ Ia SNe
bedingt durch γ-Heizung aus
radioaktivem Zerfall von 56Ni
und 56Co
• Typ I finden in allen Galaxientypen statt, keine räumlich
bevorzugten Gebiete
14. Endstadien der Sterne
Folie 18
XIV.9
p-Prozess
• Auf der protonenreichen Seite der Kerne
existieren 32 stabile Kerne, seltene
Elemente
• Keine Produktion durch s- oder r-Prozess
möglich, da protonenreiche Kerne
• Hohe Dichten ρ>106g cm-3 und hohe
Temperaturen T>2•109K erforderlich
• Bildung über (p,γ)-Reaktionen
• Explosive Nukleosynthese in Nova- oder
SN-Explosionen, Photodisintegration
schwerer Kerne
• Neutronensterne, X-ray bursters,
Thorne-Zytkow-Objekte
14. Endstadien der Sterne
Folie 19
Stellare Nukleosynthese:
Zusammenfassung
14. Endstadien der Sterne
Folie 20
XIV.10
Supernovae vom Typ II
• Ende der Kernfusion: Neutronisation der
Materie, Druck der entarteten Elektronen
fällt weg, Kern kollabiert, sog. corecollapse SNe
• Energetik: EG,NS ≈1054erg, Eν ≈1053erg,
Ekin≈1051erg
• Rückprall der Einwärtsbewegung bei
Atom-kerndichten, Ausbildung der
Stoßwelle
• Problem: Photodisintegration der Hülle, da
1051erg/0.1M~(Fe) notwendig
• Neutrinoverluste dominant, NS für
Neutrinos optisch dick, Bildung einer
Neutrinosphäre
• Streuung und Energieabgabe der
Neutrinos an das thermische Gas, sog.
delayed explosions
Folie 21
14. Endstadien der Sterne
14.3 Neutronensterne und Pulsare
• 1967 als periodische, gepulste
Radioquellen entdeckt (daher
der etwas irreführende Name)
• Modell: Schnell rotierender
Neutronenstern mit Magnetfeld,
einem Leuchtturm ähnlich
• Lichtzylinder: L·Ω = c
• Perioden: Millisekunden bis
einige Sekunden
• Perioden nehmen durch
Drehimpulstransport ins
Umgebungsmedium zu,
typischerweise dΩ/Ω !10-8
• Periodensprünge beobachtet,
sog. Sternbeben (star quakes)
14. Endstadien der Sterne
Folie 22
XIV.11
Aufbau eines
Neutronensterns
ROSAT: Vela SNR + NS
• Kristalline feste Kruste im
Zentrifugalgleichgewicht
• Masse: 1.44 ≤ M/M~ ≤ 3
• Radius: R !10 km
• Dichte vergleichbar einem
Atomkern: 1015 g/cm3
• Superfluider Kern aus freien
Neutronen, eventuell QuarkGluonen-Plasma: Anzahl von
Wirbeln ist quantisiert
• Extrem hohe Magnetfelder
durch Kollaps des stellaren
Magnetfeldes, sog. Magnetare
mit 1015 Gauss, Gammaemission, Soft-GammaRepeaters: SGR
Folie 23
14. Endstadien der Sterne
Zusatz zu Pulsaren:
Winkelgeschwindigkeit
ω=
2π
P
(360°=2π in einer Periode)
Warum müssen Pulsare klein sein ?
* Oberflächengeschwindigkeit:
v=
R
2πr , wenn v = c
P
R=
Pc 1× 3 × 105
km ~ 48000km
=
2π
2π
also R < 48 000 km
* Zentrifugalbeschleunigung < Schwerebeschleunigung
z<g
14. Endstadien der Sterne
Gm
R2
4π 2
Gm
R< 2
P2
R
GmP 2 6.67 × 10−8 × 2 × 1033 × 12
3
R <
<
4π 2
4π 2
~ 1.000km
R 3 < 0,34 × 1025 cm
R<
Rω 2 <
Folie 24
XIV.12
HST: Zentrum von M1
Krebsnebel
• SN-Explosion: 4. Juli 1054 (23 Tage
sichtbar, in China) beobachtet
• Visuelle Helligkeit: Nebel: 8.2mag, NS: 16mag
• Pulsar mit 1/30 s
• Direkte Expansion des Nebels beobachtet
mit v = 1800km/s
• Pulsarwind: Produktion relativistischer
Elektronen, Wechselwirkung mit dem
Magnetfeld
• Abnahme der Rotationsenergie des Pulsars
= Synchrotronstrahlung des Nebels
• Gepulste Strahlung vom Radio- bis
Gammabereich (TeV-Quelle)
Folie 25
14. Endstadien der Sterne
Doppelsternsysteme
• Entwicklung von Sternen
unterschiedlicher Masse in einem
Doppelsternsystem
• SN-Explosion eines Partners:
Frage nach der Stabilität
• Expansion des Begleitsterns:
Ausfüllen der sog. Roche-Grenze
• Materieüberstrom am Lagrange
(L1)-Punkt
• Drehimpuls: Bildung einer
Akkretionsscheibe, Reibung in der
Scheibe legt Akkretionsrate fest
• Jets entlang der Rotationsachse,
Präzessionsbewegungen
14. Endstadien der Sterne
Folie 26
XIV.13
14.4 Stellare Schwarze Löcher
• M≥3M~: Kollaps stoppt nicht nach
Neutronisation der Materie
• Schwarzes Loch ist eine Singularität im
Raum-Zeit-Gefüge
• Schwarzes Loch vollständig durch
Masse, Drehimpuls und Ladung
beschrieben
• Beschreibung durch Allgemeine
Relativitätstheorie, Lösung der
Einstein'schen Feldgleichungen
• Sphärischer Fall: Metrik durch
Schwarzschild erstmals bestimmt
• Am Schwarzschildradius: Entweichgeschwindigkeit = Lichtgeschwindigkeit
• Schwarschildradius für 1M~: Rs=3km
Folie 27
14. Endstadien der Sterne
Reibung und Drehimpulstransport
ω1>ω2
14. Endstadien der Sterne
• Reibung versucht Gradienten
auszugleichen
• Scherströmungen in einer
Keplerscheibe, da Winkelgeschwindigkeit nicht
konstant, ω ~ R-3/2
• Impulsaustausch durch
Turbulenzelemente
• Magnetfelder durch mögliche
Dynamoprozesse verstärkt
• Magnetfelder: Effektiver
Drehimpulstransport,
Kopplung über große
Distanzen
Folie 28
XIV.14
Akkretion auf stellare
Schwarze Löcher
• Einige Schwarze Löcher in
Doppelsternsystemen
• Röntgenemission: Temperatur
der Scheibe ~107K, variable
Akkretion von Material des
Begleiters
• Bestimmung der Parameter:
Linienprofile, SternEntwicklung, Alter, Massenabschätzungen
• Massen ≥ 3M~, daher keine
Neutronensterne
Folie 29
14. Endstadien der Sterne
Akkretion: NS versus SL
• Rotverschiebung am Ereignishorizont gegen unendlich
• Emission wird röter und
schwächer
• Akkretion auf Neutronenstern:
Kinetische Energie wird auf
der Oberfläche dissipiert
• Neutronenstern-Oberfläche
als helle Röntgenquelle
sichtbar
• Unterschiede erst bei hoher
räumliche Auflösung
trennbar, Interferometrie
notwendig
14. Endstadien der Sterne
Folie 30
XIV.15
Schwarze Löcher in der Milchstraße
• Visueller Gravitationslinseneffekt:
MACHO-96-BLG5 ausgelöst durch
Vorbeiflug eines Schwarzen Loches,
d!2kpc, MSL!6M~
• Röntgenemission aus Akkretionsscheibe: XTE J1118+480, Eigenbewegung durch VLBI-Messungen,
daraus Bewegung im galaktischen
Potential, Begleiter ein K7-Stern,
MSL= 6.5±0.4M~
• Cyg X-1: P=5.6 Tage, Doppelsternsystem mit M*!20M~, MSL!10M~
• Gammaquelle: GRS 1915+105
(XN Aql 1992) mit MSL!10M~
14. Endstadien der Sterne
Folie 31
XIV.16
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