„Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Zum Vorlesen und Austauschen für Kinder ab 8 Jahren! Astronomie Text von Kristen Lippincott Unser Sonnensystem KENNST DU EIGENTLICH UNSER SONNENSYSTEM? Das Sonnensystem ist eine Anordnung von Planeten, Monden und kleineren Trümmern, die um die Sonne kreisen, und wird von deren Schwerkraft zusammengehalten. Vermutlich entstand es aus einer gigantischen Gas- und Staubwolke, die sich vor etwa 5 Milliarden Jahren unter dem Einfluss der Schwerkraft verdichtete. Die Planeten unseres Sonnensystems teilt man in zwei Gruppen ein. Die vier sonnennächsten nennt man erdähnlich oder terrestrisch (von lat. terra für „Erde“). Sie sind relativ klein, von hoher Dichte und haben eine feste Oberfläche. Die vier äußeren Planeten bezeichnet man als jupiterähnlich oder iovianisch (von lat. iovis für „Jupiter"), weil sie wie Jupiter vorwiegend aus Gasen und Flüssigkeiten bestehen. Zwischen Mars und Jupiter im Asteroidengürtel und hinter Neptun im Kuipergürtel kreisen kleine Himmelskörper und Zwergplaneten. 1 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ GRÖSSENVERHÄLTNISSE Die Sonne ist mit 1,392 Mio. km Durchmesser fast zehnmal größer als Jupiter, der größte Planet, in dessen Volumen sich alle anderen Planeten unterbringen ließen. Auf der Abbildung oben sind Planeten und Sonne im richtigen Größenverhältnis dargestellt. Die Planeten, deren Umlaufbahnen näher bei der Sonne liegen als die der Erde, bezeichnet man als innere Planeten. Die anderen nennt man die äußeren. Die vier relativ kleinen, sonnennahen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars haben geringere Massen als die vier nächstäußeren, sind jedoch erheblich dichter. Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun umkreisen die Sonne in größerem Abstand und sind auch voneinander weit entfernt. UMLAUFBAHNEN Einige Planeten, darunter die Erde, umrunden die Sonne auf fast kreisförmigen Ellipsen. Andere folgen langgestreckten elliptischen Bahnen. Hier sind die Umlaufbahnen in zwei Gruppen jeweils etwa maßstäblich dargestellt. Die Entfernung der Planeten von der Sonne gibt man meist in Astronomischen Einheiten (AE) an. 1 AE entspricht mit 149,6 Mio. km dem mittleren Abstand zwischen Sonne und Erde. 2 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Die Sonne Seit je gilt die Sonne als Lebensspenderin und Treibkraft allen Geschehens auf der Erde. Sie ist das Zentrum unseres Sonnensystems und damit „unser Stern“. Die Sonne besitzt keine dauerhaften Strukturen, weil sie gasförmig ist – sie besteht hauptsächlich aus Wasserstoff. Die Temperatur auf der sichtbaren Oberfläche – der Fotosphäre – beträgt etwa 5500 °C. Oberhalb der Fotosphäre befinden sich heißere Gasschichten – die Chromosphäre und die Korona. Das dünne Gas der Korona ist ungefähr 1 Million Grad heiß. Mithilfe der Spektroskopie stellte man fest, dass die Sonne hauptsächlich aus Wasserstoff besteht. In ihrem extrem heißen Kern herrscht ein so enormer Druck, dass die Kerne der Wasserstoffatome zu Heliumkernen verschmelzen. Bei diesem Vorgang, den man als Kernfusion bezeichnet, wird Masse in Energie umgesetzt und es werden unvorstellbar große Energiemengen frei. Pro Minute setzt die Sonne 240 Millionen Tonnen ihrer Masse in Energie um! Mathematisch drückt man diesen Sachverhalt mit Einsteins berühmter Formel E=mc2 aus, wobei m für Masse, E für Energie und c für die Lichtgeschwindigkeit steht. VORSICHT! Trotz der großen Entfernung der Sonne von der Erde ist ihr Licht so intensiv, dass es die Augen dauerhaft schädigt, wenn man direkt in die Sonne schaut, womöglich noch durch ein Fernrohr. Galilei war sich dieser Gefahr wohl nicht bewusst, denn er erblindete aufgrund häufiger Sonnenbeobachtung. Die Aufnahme oben entstand im Kitt-Peak Observatorium in Arizona (USA). Hier reflektieren zwei Spiegel an der Kuppel das Bild der Sonne auf einen dritten in der Beobachtungsfläche, sodass die Helligkeit erträglich wird. 3 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ JAHRESZEITEN Der Wechsel der Jahreszeiten beruht darauf, dass die Erdachse um 23,5° gegenüber der Bahnebene geneigt ist. Ist die Südhalbkugel der Sonne zugewandt, herrscht hier Sommer und auf der Nordhalbkugel Winter. Die unterschiedliche Höhe, die die Sonne in den verschiedenen Jahreszeiten am Mittag erreicht, und die wechselnde Tageslänge haben dieselbe Ursache. Nah am Äquator sind diese Änderungen deutlich geringer. 4 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ STRAHLENKRANZ Als äußerste Schicht der Sonnenatmosphäre reicht die Korona Millionen von Kilometern in den Weltraum. Sehen können wir sie nicht, weil sie von der Helligkeit des Himmels überstrahlt wird. Bei einer totalen Sonnenfinsternis jedoch wird sie als Kranz um den dunklen Mond sichtbar (wie hier 1970 in Mexiko). KORONASTRAHLEN Gewaltige Bögen aus sehr heißen Gasen wölben sich entlang von Magnetfeldlinien über der Korona ins All. Sie sind etwa 30mal größer als die Erde. Diese Bilder im extremen Ultraviolett nahm der Satellit TRACE der NASA auf, der seit 1998 die Sonne erforscht. 5 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ PROTUBERANZEN Die Raumsonde SOHO (Solar-und Heliosphärenobservatorium) lieferte viele Information über die Sonne. Diese Aufnahme von SOHO zeigt ultraviolettes Licht in der Chromosphäre. Diese dicke Gasschicht liegt über der gelben Sonnenscheibe, die man von der Erde aus sieht. Eine gewaltige Protuberanz erstreckt sich in die Korona. Solche Ausbrüche dauern meistens nur wenige Stunden. Sie können zurückfallen oder abbrechen und dabei Gase herausschleudern. Manchmal strömen riesige Gasmengen von der Korona ins All. Wenn dieser koronale Massenauswurf die Erde erreicht, kann er Magnetstürme erzeugen, sodass Polarlichter entstehen. 6 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ SONNENFINSTERNIS AUF DEN STANDORT KOMMT ES AN Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond zwischen Sonne und Erde, sodass diese für einige Zeit teilweise im Schatten liegt. Im gleichen Gebiet tritt eine totale Sonnenfinsternis nur etwa alle 360 Jahre auf, weil der Mond einen sehr kleinen Kernschatten wirft. Global betrachtet können jährlich allerdings mehrere Sonnenfinsternisse auftreten. 7 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Der Mond Der Mond ist als einziger natürlicher Satellit der Erde im Durchschnitt 384000 Kilometer von uns entfernt. Er leuchtet 2000-mal heller als die Venus und ist damit nach der Sonne der hellste Himmelskörper. Auch ohne Teleskop erkennt man große dunkle Flächen auf seiner Oberfläche. Frühere Beobachter hielten sie für Meere und gaben ihnen Namen wie Meer der Ruhe (Mare Tranquilitatis). Heute wissen wir, dass der Mond weder flüssiges Wasser noch eine Atmosphäre besitzt. Die Maria (Plural von Mare) sind weite Tiefebenen, in die vulkanische Lava nach Meteoriteneinschlägen floss und erstarrte. Die Vulkane auf dem Mond erloschen vor ungefähr 2 Milliarden Jahren. DER ERDE ZUGEWANDT Der Mond wendet uns stets dieselbe Seite zu. Von der Erde aus gesehen pendelt er auf seiner elliptischen Umlaufbahn leicht hin und her (man nennt dies Libration), sodass wir insgesamt ca. 59 % seiner Oberfläche sehen. Die rechts gezeigte Karte (1647), die auch die Libration berücksichtigt, erstellte der deutsche Astronom Johannes Hevelius (1611-1687). PHASEN DES MONDS Die Mondphasen kommen dadurch zustande, dass Sonne, Erde und Mond ihren Winkel zueinander ändern. Befinden sich Sonne und Mond auf entgegengesetzten Seiten der Erde, wird die gesamte von der Erde aus sichtbare Seite des Monds von der Sonne beschienen (Vollmond). Im umgekehrten Fall wird die für uns nicht sichtbare Mondrückseite beschienen (Neumond). 8 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ KRATERLANDSCHAFT Da der Mond keine Atmosphäre hat, gibt es an seiner Oberfläche keine Verwitterung. Die Mondkrater sehen deshalb heute noch genauso aus wie vor 3,5-4,5 Mrd. Jahren, als sie durch Meteoriteneinschläge entstanden. Das Gipsmodell (unten) zeigt den Kopernikus-Krater (Durchmesser: 90 km; Tiefe: 3352 m). In ihm erheben sich bis zu 10000m hohe Berge. 9 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ GEZEITENTAFELN Der Unterschied der Anziehungskräfte des Monds und der Sonne auf die ihnen zubzw. abgewandte Seite der Erde bewirkt die Gezeiten der Meere. Wenn bei Neuoder Vollmond Sonne, Erde und Mond etwa auf einer Geraden liegen, ist der Gezeitenhub am größten (Springflut). Stehen Sonne, Erde und Mond im rechten Winkel zueinander, ist der Hub geringer (Nippflut). Mit dem metallenen „Nachschlagewerk“ von 1569 konnten Seefahrer die Gezeiten in einigen europäischen Hafenstädten ermitteln. SCHATTENSPIELE Bei einer Mondfinsternis befindet sich die Erde zwischen Sonne und Vollmond, sodass der Erdschatten auf diesen fällt. Eine Mondfinsternis ist auf der gesamten Erdhalbkugel sichtbar. 10 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ AUF DER RICHTIGEN SPUR? Ende der 1950er-Jahre gab es erstmals Bilder von der Mondrückseite. Das rechts abgedruckte wurde 1969 von Apollo 11 aufgenommen. Ein Hauptziel der Mondexpeditionen bestand darin, aus Proben von Mondgestein Aufschluss über die Entstehung des Monds zu erhalten. Untersuchungen ergaben, dass Mondgestein eine ähnliche Zusammensetzung hat wie das der Erde. Es besteht hauptsächlich aus Silikaten, ist jedoch weniger eisenhaltig. Diese Entdeckung stützt die bekannteste Theorie über die Entstehung des Monds: Ein kleiner Planet so groß wie der Mars kollidierte vermutlich vor ungefähr 4,5 Mrd. Jahren mit der Erde. Trümmer von beiden Planeten wurden herausgeschleudert und bildeten den Mond. 11 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Die Erde Die Erde ist der einzige Planet in unserem Sonnensystem, auf dem die uns bekannten Lebensformen existieren können. Ihr Wasserreichtum, die Sauerstoff und stickstoffhaltige Atmosphäre sowie ein komplexes Wettergeschehen waren und sind die Grundlage für die Entwicklung einer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt. Seit Jahrmillionen wandeln sich Kontinente und Meere, werden Gebirge aufgefaltet und wieder abgetragen und verschieben sich Kontinentalplatten langsam in der Erdkruste. Die Atmosphäre wirkt wie eine Decke. Sie gleicht Temperaturschwankungen aus und hält die Erde warm. Ohne diesen „Treibhauseffekt“ ist es auf der Erde im Durchschnitt um 33°C kälter. In den letzten Jahrzehnten wurde ein stetiger Temperaturanstieg gemessen. Gletscher und polare Eiskappen schrumpften. Wahrscheinlich beruht diese schnelle Veränderung auf menschlicher Aktivität, bei der zu viel Kohlendioxid und andere Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt werden. IM LAUF DER ZEIT Die Erdkruste besteht aus Platten, die sich langsam bewegen, weil unter ihnen flüssiges Gestein in verschiedene Richtungen strömt. Wo die Platten zusammenstoßen, werden hohe Gebirge aufgefaltet, die durch Verwitterung allmählich wieder abgetragen werden (wie hier in den Anden). Spür- und sichtbare Zeichen dieser geologischen Aktivität sind Erdbeben und Vulkanausbrüche. 12 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ BLAUER PLANET Schon im 5. Jh. v.Chr. waren die griechischen Naturphilosophen überzeugt, dass die Erde eine Kugel ist, und 200 Jahre später hatten sie dies geometrisch bewiesen. Doch erst Ende der 1950er-Jahre entstanden Satellitenaufnahmen, die die Erde in ihrer tatsächlichen Gestalt zeigen. Durch ihren Wasserreichtum unterscheidet sich die Erde grundlegend von den anderen Planeten: Mehr als zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Ozeanen bedeckt. Erosion, Gezeiten, Wetter und die ganze Vielfalt des Lebens – all dies wurde erst durch Wasser möglich. 13 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ LEBEN SPENDENE ATMOSPHÄRE Die Atmosphäre ist rund 1000 km hoch, aber nur in den unteren 10 km (der Troposphäre) dicht genug, um Leben zu ermöglichen. Die oberen Schichten schützen uns vor schädlicher Strahlung von der Sonne und aus dem Weltraum. ATMOSPHÄRISCHE VERÄNDERUNGEN Seitdem die Erde existiert, hat sich die Zusammensetzung der Atmosphäre stark verändert. Bis vor 3 Mrd. Jahren nahm ihr Kohlendioxidanteil stark ab, während ihr Stickstoffgehalt in ähnlichem Maß stieg. Der Anstieg des Sauerstoffanteils geht auf die Fotosynthesetätigkeit der Pflanzen zurück. 14 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ LEBEN UND STERBEN Zu den ersten Lebensformen gehörten auch Pflanzen. Sie nehmen Kohlendioxid auf und geben bei der Fotosynthese Sauerstoff an die Atmosphäre ab. Dadurch entstanden geeignete Bedingungen für tierisches Leben, dessen frühe Formen teilweise als Fossilien erhalten sind. Änderten sich die Lebensbedingungen, starben ganze Tiergruppen aus wie vor 65 Mio. Jahren die Dinosaurier. 15 „Mein Papa liest vor … und meine Mama auch!“ Neugierig geworden? Sie können das Buch im Buchhandel erwerben oder in Ihrer örtlichen Bücherei ausleihen! Memo Wissen entdecken: Band 77: Astronomie Text von Kristen Lippincott Dorling Kindersley Verlag ISBN: 978-3-8310-2166-6 Gebundene Ausgabe: 72 Seiten Jetzt mitmachen: Kreativwettbewerb von Stiftung Lesen und Leseschutz So geht’s: Sie gestalten Ihr Lieblingsdesign für eine eReader-Hülle, die Facebook-Community der Stiftung Lesen stimmt ab und der Gewinner-Entwurf geht in die Produktion! Ein Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Gewinner-Hülle kommt den Leseförderungsprojekten der Stiftung Lesen zugute! ©source4fashion Mehr Informationen finden Sie unter: https://www.stiftunglesen.de/unterstuetzen-sie-uns/charity/ 16