Aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Würzburg Direktor: Professor Dr. med. J. Deckert Untersuchung des C(-1019)G 5-HT1A-Promotorpolymorphismus an einer Patientengruppe mit Persönlichkeitsstörungen nach DSM-IV-TR Inaugural - Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg vorgelegt von Petra Schwanzer aus Würzburg Würzburg, Januar 2007 Referent : Professor Dr. med. K. P. Lesch Koreferent: Professor Dr. med. Fallgatter Dekan: Professor Dr. med. M. Frosch Tag der mündlichen Prüfung: 02.05.2008 Die Promovendin ist Ärztin. Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Theoretische Grundlagen 4 2.1. Neurotransmitter Serotonin 4 2.1.1. Vorkommen 4 2.1.2. Biochemie 6 2.1.3. Serotonerge Synapse 8 2.1.4. Serotonin-Rezeptoren 11 2.1.5. 5-HT1A-Rezeptor bei Mäusen 18 2.1.6. 5-HT1A-Rezeptor beim Menschen 19 2.1.7. 5-HT1A-Polymorphismen 20 2.2. Persönlichkeitsmerkmale und Persönlichkeitsstörungen 25 2.2.1. Epidemiologie 25 2.2.2. Diagnostik, Klassifikation und Klinik 25 2.2.3. Testverfahren zur Bestimmung von Persönlichkeitsdimensionen 30 2.2.4. Ätiopathogenese von Persönlichkeitsmerkmalen und 35 Persönlichkeitsstörungen 2.3. Zwangsstörung 2.3.1. Definition Zwangsstörung und Abgrenzung zur zwanghaften 41 41 Persönlichkeitsstörung 2.3.2. Serotoninhypothese der Zwangsstörung 3. Fragestellung und Hypothesen der Arbeit 3.1. Assoziation des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit angst- und 42 43 43 depressionsbezogen Verhaltensweisen 3.2. Assoziation des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit zwanghaften Verhaltensmerkmalen 44 3.3. Assoziation des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit impulsiven 45 Verhaltensmerkmalen/Cluster B Persönlichkeitsstörungen 4. Patienten, Material und Methodik 46 4.1. Auswahl von Patienten 46 4.2. Verwendete Materialien 47 4.2.1. Reagenzien 47 4.2.2. Geräte 48 4.2.3. Verbrauchsmaterialien 49 4.3. Labormethodik 49 4.3.1. Methodischer Überblick 49 4.3.2. Polymerase-Kettenreaktion (PCR) 50 4.3.3. Enzymverdau (Digestion) und elektrophoretische Auftrennung 51 4.3.4. Kontrollsequenzierung 52 4.4. Statistische Methoden 5. Ergebnisse 54 55 5.1. Ergebnisse der Genotypisierung 55 5.2. Ergebnisse der statistischen Auswertung 56 5.2.1. Untersuchung auf Assoziation mit angst- und depressionsbezogenen 56 Verhaltensweisen 5.2.2. Untersuchung auf Assoziation mit zwanghaften Verhaltensmerkmalen 56 5.2.3. Untersuchung auf Assoziation mit impulsiven Verhaltensmerkmalen/ 59 Cluster B Persönlichkeitsstörungen 5.2.4. Untersuchung auf Assoziation mit den extrahierten Persönlichkeitsfaktoren 61 6. Diskussion 63 6.1. Diskussion über die Ergebnisse der Genotypisierung 63 6.2. Diskussion über die Ergebnisse der statistischen Auswertung 63 6.2.1. Diskussion über die Untersuchungsergebnisse einer Assoziation mit 63 angst- und depressionsbezogenen Verhaltensweisen 6.2.2. Diskussion über die Untersuchungsergebnisse einer Assoziation 65 mit zwanghaften Verhaltensmerkmalen 6.2.3. Diskussion über die Untersuchungsergebnisse einer Assoziation mit 66 impulsiven Verhaltensmerkmalen/Cluster B Persönlichkeitsstörungen 6.2.4. Gesamtbewertung der Ergebnisse der statistischen Auswertung 7. Zusammenfassung und Ausblick 67 68 7.1. Zusammenfassung 68 7.2. Ausblick 70 8. Literaturverzeichnis Danksagung Lebenslauf 72 1 1. Einleitung Persönlichkeit ist gekennzeichnet durch zeitlich überdauernde Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Reaktionen erklären und Vorhersagen auf künftiges Verhalten ermöglichen (Sass et al., 1996). Persönlichkeitsstörungen werden entsprechend den allgemeinen Kriterien von DSMIV-TR definiert. Ein überdauerndes abweichendes Erlebens- und Verhaltensmuster des Betroffenen liegt in mindestens zwei der folgenden Bereiche vor: Kognition, Affektivität, Impulskontrolle und zwischenmenschliche Beziehungen. Die Abweichungen sind unflexibel und tief greifend in weiten Bereichen persönlicher und sozialer Situationen. Das überdauernde Muster führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. Die Abweichungen lassen sich in die Adoleszenz oder das frühe Erwachsenenalter zurückverfolgen. Andere psychische Störungen, die Wirkung einer Substanz (z. B. Droge, Medikament) oder eines medizinischen Krankheitsfaktors (z. B. Hirnverletzung) sind als Ursache ausgeschlossen (Millon et al., 1996). Familienbasierte Studien belegen, dass 30 bis 60 % der beobachtbaren Varianz von Persönlichkeitsmerkmalen auf genetische Faktoren zurückzuführen sind (Benjamin et al., 1998). Die Molekulargenetik untersucht Assoziationen funktioneller Varianten von Kandidatengenen mit Persönlichkeitsmerkmalen und –störungen. Das Konzept der Quantitative Trait Loci (QTLs) geht von dem Einfluss multipler Gene mit unterschiedlich ausgeprägten Effekten auf komplexe Persönlichkeitsmerkmale aus. Gene leisten einen quantitativen Beitrag zu dimensional angelegten Persönlichkeitsmerkmalen (Eley und Plomin, 1997). In einem dimensionalen Modell stellen Persönlichkeitsstörungen Extremausprägungen dar. Die komplexen Interaktionen zwischen multiplen Genen und Umweltfaktoren sind Gegenstand aktueller Forschung (Lesch und Reif, 2002; 2003). Der Neurotransmitter Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) moduliert multiple vegetative Funktionen wie zerebrale Durchblutung, Schlaf-Wach-Rhythmus, Ess- und Sexualverhalten, Körpertemperatur, Blutdruck und Schmerzerleben. Motorik, Wahrnehmung und Lernen werden von Serotonin beeinflusst. Komplexe psychische 2 Symptome wie Aggression, Stimmung, Ängste, Zwangshandlungen, -gedanken und Antrieb werden moduliert (Lesch et al., 1996). Entsprechend besteht eine Relevanz für die Ätiologie von affektiven Störungen, Angst- und Zwangsstörungen, Bulimie, Anorexie, Störungen des Substanzkonsums, Schizophrenie, Autismus und Demenz (Lucki, 1998). Das serotonerge System ist ein wesentlicher Angriffspunkt für selektive SerotoninWiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklische Antidepressiva (TZA), zu deren Indikationen depressive Erkrankungen sowie Zwangs- und Angststörungen gehören (Vaswani et al., 2003; Hensler, 2003; Griebel, 1995). Von hoher Relevanz für die serotonerge Neurotransmission sind Regulation der Synthese (Tryptophan-Hydroxylase), Speicherung (vesikulärer Monoamin Transporter), Wiederaufnahme (Serotonin Transporter) und Abbau von Serotonin (Monoaminooxidase A) sowie die mindestens 15 bisher bekannten Serotoninrezeptoren (Lucki, 1998; Lesch und Mössner, 1998; Hoyer et al., 2002). Der 5-HT1A-Rezeptor ist im gesamten zentralen Nervensystem (ZNS) weit verbreitet. In den serotonergen Neuronen der Raphekerne wird er als präsynaptischer, die serotonerge Aktivität hemmender, somatodentritischer Autorezeptor exprimiert. Postsynaptische 5-HT1A-Rezeptoren findet man in besonders hoher Dichte im Hippocampus, im Septum und in der Amygdala (Pompeiane et al., 1992; Baumgarten et al., 1997). Eine vermehrte 5-HT1A- und verminderte 5-HT2A- Bindungsstellendichte zeigen Burnet et al. bei Patienten mit Schizophrenie im präfrontalem Kortex (Burnet et al., 1996). 5-HT1A-Rezeptoren werden in Verbindung gebracht mit angst- und depressionsbezogenen Verhaltensweisen. Drei unabhängige Studien mit 5-HT1ARezeptor-Knockout-Mäusen bestätigen entsprechende Befunde im Mausversuch (Heisler et al., 1998; Parks et al., 1998; Ramboz et al., 1998). Die 5-HT1A Gen Transkription wird beim Menschen moduliert durch einen C(-1019)G Single Nucleotid Polymorphismus (SNP) in der regulatorischen Region. Das C(-1019) Allel ist Teil eines inkompletten 26 Basenpaar (bp) Palindroms, an das die 3 Transkriptionsfaktoren NUDR (nuclear deformed epidermal auto regulatory factor) und Hes5 (Hairy/Enhancer-of-split-5) binden. Das G(-1019) Allel des Polymorphismus hebt spezifisch die von NUDR vermittelte Suppression der 5-HT1APromotoraktivität auf und unterdrückt auch teilweise die durch Hes5 vermittelte Hemmung (Lemonde et al., 2003). Assoziationen des C-(1019)G-Polymorphismus mit Major Depression, Suizidalität, Panikstörung, angstassoziierten Persönlichkeitseigenschaften (Neurotizismus und Harm Avoidance), Störungen des Substanzgebrauchs und Schizophrenie werden beschrieben (Lemonde et al., 2003; Rothe et al., 2004; Strobel et al., 2003; Huang et al., 2004). Ein Einfluss des C(-1019)G 5-HT1A Gen Polymorphismus auf die Pharmakokinetik von Antidepressiva wird diskutiert (Serretti et al., 2004; Lemonde et al., 2004; Lesch und Gutknecht 2004). 4 2. Theoretische Grundlagen 2.1. Neurotransmitter Serotonin 2.1.1. Vorkommen Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT) wird in vielen verschiedenen Gewebearten nachgewiesen. Der größte Anteil (etwa 90%) befindet sich in den enterochromatischen Zellen des Gastrointestinaltraktes. Die 5-HT-Freisetzung regt die Darmperistaltik an. Im Blut wird freies 5-HT durch einen aktiven Transportmechanismus in Thrombozyten aufgenommen und gespeichert. Nach erneuter Freisetzung resultiert eine für die Blutgerinnung essentielle vasokonstriktorische Wirkung. Geringe Mengen von 5-HT lassen sich in peripheren Nervenendigungen, sympatischen Ganglien, im Nebennierenmark, in Mastzellen und in basophilen Granulozyten nachweisen. Auf das zentrale serotonerge System entfällt etwa 0,1 % des gesamten im Körper vorhandenen 5-HT (Hüther und Rüther, 2000). 5-HT gilt als einer der phylogenetisch ältesten Neurotransmitter. Während der Ontogenese des menschlichen Gehirns besteht eine hohe Relevanz für Zellproliferation, Zellmigration und Differenzierung (Lauder, 1993). Serotonerge Autorezeptoren (insbesondere 5-HT1A) sind von Bedeutung für den selbst hemmenden Effekt von 5-HT auf Anzahl und Länge serotonerger Neuronen während der embryonalen Entwicklung (Rumajogee et al., 2004). Die in den Raphekernen des Hirnstamms lokalisierten serotonergen Neurone innervieren mit ihren enorm langen, vielfach verzweigten Axonen praktisch alle Bereiche des Gehirns und Rückenmarks. Dieses Kerngebiet differenziert sich in eine rostrale Gruppe, die aus Nucleus centralis superior, Nucleus raphe dorsalis und Nucleus prosupralemniscus besteht, sowie in eine kaudale Gruppe, zu der Nucleus raphe obscurus, Nucleus raphe magnus, Nucleus raphe pallidus und Nucleus raphe ventricularis zählen. Aus den Kerngebieten der rostralen Gruppe stammen vor allem aszendierende Projektionen in andere Gebiete des Gehirns, so z. B. zu Thalamus, Hypothalamus, Trochleariskern, Substantia nigra, Nucleus caudatus, Nucleus 5 accumbens, Putamen, Amygdala sowie zu Frontal- und Temporallappenbereiche. Serotonerge Projektionen finden sich somit vor allem im limbischen System und in den sensorischen Arealen des ZNS. Im Hirnstamm gibt es Verbindungen zu den Trigeminus- und Hypoglossuskernen sowie den dorsalen motorischen Vaguskern. Außerdem existieren zwischen den einzelnen Raphekernen enge wechselseitige Verschaltungen. Aus der caudalen Gruppe der Ursprungskerne stammen vor allem Verbindungen zum Rückenmark. Serotonerge Projektionen im Rückenmark findet man insbesondere in der Substantia gelatinosa, die dem Nucleus raphe magnus zugeschrieben werden, sowie um die motorischen Kerne des Vorderhorns. Serotonerge Bahnen beeinflussen dabei über die Substantia gelatinosa durch Interneurone die Schmerzafferenzen (Forth et al. 2001; Hüther und Rüther, 2000; Baumgarten et al., 1997; siehe Abb. 1). In den Raphekernen befinden sich auch nicht-serotonerge Neurone (u.a. GABAerge, noradrenerge und dopaminerge), die an der Modulation der neuronalen Aktivität der serotonergen Neurone beteiligt sind. Das serotonerge System spielt eine bedeutende Rolle an der Modulation verschiedener anderer Transmittersysteme, wie das noradrenerge, dopaminerge, glutamaterge, GABAerge und cholinerge System (Hüther und Rüther, 2000). 6 Abb. 1: Schematischer Sagittalschnitt durch das menschliche Gehirn mit Darstellung der serotonergen Kerngebiete und Projektionen (nach Hüther und Rüther, 2000). 2.1.2. Biochemie Nach Aufnahme in die Präsynapse wird die Aminosäurenvorstufe L-Tryptophan durch die Tryptophan-Hydroxylase zu 5-Hydroxytryptophan und weiter durch die 5Hydroxytryptophan-Decarboxylase in 5-Hydroxytryptamin (Serotonin) katalysiert. Der Abbau von Serotonin zu 5-Hydroxyindolylacetaldehyd wird durch das Enzym Monoaminooxidase (MAO) katalysiert. Dieses Enzym existiert in zwei Isoformen (MAO A und MAO B). MAO A weißt die höhere Affinität für Serotonin auf. 5Hydroxyindolylacetaldehyd Acetylserotonin, abgebaut. wird überwiegend teilweise jedoch zu zu 5-Hydroxytryptophol 5-Hydroxyindolessigsäure und N- (5HIAA) Diese Abbausubstanzen werden im Urin ausgeschieden (Forth et al. 2001, Hüther und Rüther, 2000; siehe Abb. 2) 7 Abb. 2: Der Serotonin-Stoffwechsel im Überblick (nach Forth et al. 2001) 8 2.1.3. Serotonerge Synapse Das Schrittmacherenzym der Serotoninsynthese, die Tryptophan-Hydroxylase, ist unter physiologischen Bedingungen nicht mit Tryptophan gesättigt (Lesch, 1990). Die Syntheserate wird begrenzt durch das Verhältnis von totalem zu freiem Tryptophan und von Tryptophan zu neutralen Aminosäuren, die in Konkurrenz um den Transport durch die Blut-Hirn-Schranke stehen. Tryptophan-Hydroxylase wird von serotonergen Neuronen der Raphekerne, von Pinealozyten der Epiphyse und von enterochromaffinen Zellen des Gastrointestinaltraktes exprimiert. Zwei Isoformen des Enzyms, TPH1 und TPH2, werden beim Menschen beschrieben: Das TPH1-Gen ist auf Chromosom 11p15.1 lokalisiert und besteht aus mindestens 11 Exone (Boularand et al., 1995). Das Gen von TPH2 liegt beim Menschen auf Chromosom 12p21.1 und umfasst 11 Exone (Walther et al., 2003). Der menschliche Serotonintransporter (SERT, 5-HTT), umfasst 37,8 kb auf Chromosom 17q11.2, und ist zusammengesetzt aus 14 Exonen, die ein Protein von 630 Aminosäuren kodieren (Siehe Abb. 3, Murphy et al., 2004). Die Funktion besteht in der Beendigung der 5-HT Wirkung mittels eines aktiven Transportmechanismus. In allen Gewebe- und Zellarten liegt ein einheitlicher Typ vor. Trizyklische Antidepressiva sowie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bewirken eine Blockade von 5-HTT (Ramamoorthy et al., 1993). 9 Abb. 3: Der Serotonintransporter (aus Murphy et al., 2004) 5-HT wird in den präsynaptischen serotonergen Neuron über den Vesikulären Monoamin-Transporter (VMT) in die Speichervesikel aufgenommen. Eintreffende Impulse führen über Erhöhung des freien Ca2+-Spiegels zu einer exozytotischen Freisetzung des Vesikelinhalts in den synaptischen Spalt. 5-HT bindet an einen oder mehrere 5-HT-Rezeptor-Subtypen, die sich entweder als terminale Autorezeptoren an der präsynaptischen Membran oder an der postsynaptischen Membran nachgeschalteter bzw. benachbarter Neurone befinden (Forth et al. 2001; Hüther und Rüther, 2000). Freies, cytoplasmatisches 5-HT kann durch die Monoaminooxidasen MAO A und B, die an die äußere Mitochondrienmembran gebunden sind, abgebaut werden. MAO A ist die vorherrschende Isoform im ZNS und weist eine höhere Affinität für Serotonin auf. Die kodierenden Gene beider Isoformen sind auf Chromosom Xp11.3 lokalisiert (Lan et al., 1989). 10 Abb. 4: Die serotonerge Synapse im Überblick: Bestandteile und Substanzen zur Beeinflussung der synaptischen Übertragung durch Serotonin (nach Forth et al. 2001) 11 2.1.4. Serotonin-Rezeptoren Zwei verschiedene 5-HT-Rezeptorsubtypen werden erstmals 1957 im peripheren Nervensystem beschrieben. Gaddum und Picarelli zeigen, dass die Darmmotilität beim Meerschweinchen partiell durch Morphin (M) inhibiert und die restliche Darmfunktion durch Dibenzylin (D) blockiert wird. Folglich werden diese Rezeptoren in M- und D-Rezeptoren unterteilt (Gaddum und Picarelli, 1957). 1979 gelingt es Peroutka und Snyder zwei unterschiedliche 5-HT-Rezeptorbindungsstellen in Rattenhirnpräparaten mit Hilfe von Radioliganden nachzuweisen. Serotonin kann als einziger Neurotransmitter die verwendeten Radioliganden [3H]-5-HT, [3H]-spiperone und [3H]-LSD verdrängen. Die Bindungsstellen werden als 5-HT1 und 5-HT2 bezeichnet. 5-HT1 zeigt eine höhere Affinität zu Agonisten und 5-HT2 eine stärkere Antagonistenbindung (Peroutka und Snyder, 1979). Durch die Entwicklung selektiver Liganden und den Einsatz molekularbiologischer Methoden werden in rascher Folge weitere Subtypen gefunden und auch heute gilt diese Entwicklung nicht als abgeschlossen. Die aktuelle Klassifikation zur Einteilung der Serotonin-Rezeptoren basiert im wesentlichem auf drei Faktoren: pharmakologisches Profil, „second messenger“System (Transduktionsmechanismus) und Aminosäuresequenz (Hoyer et al., 1994; siehe Abb. 4). Die 15 bislang bekannten Rezeptortypen werden sieben Rezeptorklassen zugeordnet (5-HT1-HT7). 5-HT3-Rezeptoren weisen Ionenkanäle auf, alle übrigen bekannten 5-HT-Rezeptoren gehören zur Gruppe der G-Protein (Guaninnucleotide-bindendes Protein) gekoppelten Rezeptoren. Man unterscheidet Gs-, Gi- und Gq-Proteine. Gs-Proteine sind stimulierender (erregender) Wirkung, Gi-Proteine inhibierender (hemmender) Wirkung. Die verschiedenen G-Proteintypen besitzen verschiedene Effektoren, u. a. die Adenylatcyclase und die Phospholipase C. Bei Gs/Gi-gekoppelten Vorgängen wird über den Second Messenger cAMP die Proteinkinase A als regulatorische bzw. katalytische Untereinheit angeregt, die ein Protein phosphoryliert. Bei Gqgekoppelten Vorgängen spaltet der Effektor Phosphatidylinositolbisphosphat (PIP2) in Inositoltrisphosphat (IP3) und Diacylglycerin. Dieses aktiviert die Proteinkinase C, die ein Funktionsprotein phosphoryliert, deren Aktivierung zur Hemmung der 12 Adenylatcyclase und damit zu einem Absinken des intrazellulären c-AMP-Spiegels führt (Forth et al. 2001, Hoyer et al. 2002). 5-HT1-Rezeptoren Die gegenwärtig fünf Subtypen (5-HT1A, 5-HT1B, 5-HT1D, 5-HT1E und 5-HT1F) der 5-HT1-Rezeptorfamilie weißen verschiedene Gemeinsamkeiten auf. Sie bestehen aus 365-422 Aminosäuren mit einer Sequenzhomologie von ca. 40% (Lin et al., 2002). Die Primärsequenz umfasst 7 transmembranöse Domänen. Die kodierende Sequenz wird nicht durch Introne unterbrochen (Kobilka et al., 1997). Der 5-HT1A-Rezeptor wurde zuerst durch Bindungsstudien mit Spiperon entdeckt und konnte später durch die Entwicklung des hochselektiven Liganden 8-Hydroxy-2(di-n-propylamino)tetralin (8-OH-DPAT) weiter charakterisiert werden (Pedigo et al., 1981; Gozlan et al., 1983). Das Gen des 5-HT1A-Rezeptors ist auf Chromosom 5q11.2-q13 lokalisiert (Kobilka et al., 1987; Fargin et al.1988; el Mestikawy, 1991; Hoyer et al., 1994; Olivier et al., 1999). Der 5-HT1A-Rezeptor ist im gesamten ZNS weit verbreitet. Zwei verschiedene Rezeptorformen, der präsynaptischer Autorezeptor sowie der postsynaptischer Heterorezeptor, werden im ZNS exprimiert. In den serotonergen Neuronen der Raphekerne liegt er als präsynaptischer, die serotonerge Aktivität hemmender, somatodendritischer Autorezeptor vor (Sotelo et al., 1990; Sprouse, 1987). Die Aktivierung dieser präsynaptischen 5-HT1ARezeptoren durch selektive Agonisten führt zu einer Verringerung der Entladungsfrequenz serotonerger Neurone sowie zur Unterdrückung der 5-HTSynthese und Freisetzung in den serotonergen Projektionsgebieten. In den Zielgebieten ist der 5-HT-Rezeptor als typischer postsynaptischer Rezeptor in den Membranen nachgeschalteter Neurone, als präsynaptischer Heterorezeptor an den Axonterminalen, aber auch in extrasynaptischen Bereichen der Neuronen- und Gliazellmembranen lokalisiert. Eine besonders hohe Dichte von 5-HT1A-Rezeptoren findet man im Hippocampus, im Septum und in der Amygdala (Pompeiane et al., 1992). In den Nervenzellen kommt es bei Aktivierung der 5-HT1A-Rezeptoren zur neuronalen Hyperpolarisation, vermittelt durch G-Protein gekoppelte Kaliumkanäle (Aghajanian, 1995). Die Aktivierung von 5-HT1A-Rezeptoren in Gliazellen führt über 13 Hemmung des Adenylatcyclase-Systems und der c-AMP-Bildung u. a. zu einer vermehrten Freisetzung neurotropher Faktoren (S100ß). 5-HT1A-Rezeptoren beeinflussen beim Menschen die neuroendokrine Regulation der Sekretion des Adrenocorticotrophen Hormons (ACTH), nicht jedoch die Prolactinsekretion (Jorgensen et al., 2001). Die Aktivierung zentraler 5-HT1ARezeptoren führt zu einer Abnahme des Blutdrucks und der Herzfrequenz sowie zu einer Steigerung der motorischen Aktivität (Dreteler et al., 1991; Kalkman, 1995). Die hemmende Wirkung von 5-HT1A-Agonisten an den 5-HT1A-Autorezeptoren in den dorsalen Raphekernen in 5-HTT-Knockout-Mäusen ist im Vergleich zu WildtypMäusen deutlich reduziert. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede des Effektes mit stärkerer Ausprägung bei weiblichen Tieren wird auf unterschiedliche Wirkungen von Testosteron und Estradiol auf die von 5-HT1A vermittelte Kontrolle der serotonergen Neurotransmission zurückgeführt (Bouali et al., 2003). 5-HT1A und GABA B-Rezeptoren in den Raphekernen weisen möglicherweise einen gemeinsamen G-Protein vermittelten Transduktionsweg auf. Die Aktivierung von GABA-B-Rezeptoren in den dorsalen Raphekernen von 5-HT-Transporter-KnockoutMäusen führen zu den gleichen funktionellen Veränderungen, wie die Aktivierung von 5-HT1A-Autorezeptoren in 5-HTT-Knockout-Mäusen (La Cour et al., 2004). In den meisten Fällen ist ungeklärt, ob prä- oder postsynaptische Mechanismen der 5-HT1A-Rezeptoren für die Vermittlung derartiger Steuervorgänge verantwortlich sind. Diese Mechanismen sind teilweise speziesabhängig. Durch 5-HT1A-Agonisten vermittelte hypotherme Reaktionen werden bei Ratten sowohl durch prä- als auch durch postsynaptische Mechanismen übermittelt, während bei Mäusen präsynaptische Mechanismen verantwortlich sind (Larsson et al., 1990; Bill et al., 1991; Millan et al., 1993). Der 5-HT1B-Rezeptor wurde ursprünglich für einen rattenspezifischen Rezeptor gehalten. Bei der Klonierung zeigt sich eine Sequenzhomologie des 5-HT1BRezeptors mit dem nicht-rattenspezifischen 5-HT1Dβ-Rezeptor von 97% (Hoyer und Middlemiss, 1989; Hartig et al., 1992). Der pharmakologisch definierte 5-HT1D- 14 Rezeptor wird unterteilt in zwei durch unterschiedliche Gene kodierte Unterformen, 5HT1Dα und 5-HT1Dβ. Der menschliche 5-HT1Dβ-Rezeptor gilt als äquivalent mit dem ursprünglichen rattenspezifischen 5-HT1B-Rezeptor und wird daher heute 5-HT1BRezeptor bezeichnet. Das Gen des 5-HT1B-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom 6q13 lokalisiert (Hoyer et al., 2002). Das Gen des 5-HT1D-Rezeptors (ursprünglich 5-HT1Dα) ist auf Chromosom 1p34.3p36.3 lokalisiert und zeigt zum 5-HT1B-Rezeptor insgesamt eine Strukturhomologie von 63%. 5-HT1B und 5-HT1D-Rezeptoren unterscheiden sich auch in ihren funktionellen und pharmakologischen Merkmalen nur geringfügig. Im ZNS werden sie an serotonergen Neuronen als Autorezeptoren exprimiert. Man findet sie als Heterorezeptoren an cholinergen, glutaminergen und dopaminergen Axonterminalen (Pauwels, 1997). Eine besonders hohe Dichte von 5-HT1B bzw. 5-HT1D-Rezeptoren werden in den Basalganglien, dem Striatum und im frontalen Cortex gefunden. Pharmakologisch relevant ist der 5-HT1B/1D-Agonist Sumatriptan, der aufgrund seiner antinozizeptiven Wirkung zur Behandlung von Migräne und neurogenen Entzündungen eingesetzt wird (Hoyer et al., 2002; Leysen et al., 1996). Der 5-HT1E-Rezeptor wurde im Rahmen von Bindungsstudien im menschlichen Frontalhirn entdeckt. Das entsprechende Gen ist auf Chromosom 6q14-q15 lokalisiert (Bruinvels et al., 1994). Die funktionelle und pharmakologische Bedeutung dieser Rezeptorgruppe ist noch weitestgehend unklar. Die Entwicklung von selektiven Liganden steht ebenfalls aus (Hoyer et al., 2002). Der 5-HT1F-Rezeptor ist mit einer Sequenzhomologie von über 70 % eng mit dem 5HT1E-Rezeptor verwandt. Das Gen ist auf Chromosom 3p11 lokalisiert. Die mRNA des Rezeptorproteins wird beim Menschen im Gehirn (dorsale Raphekerne, Hippocampus, Kortex, Striatum, Thalamus und Hypothalamus), Mesenterium und Uterus gefunden. Der Rezeptor spielt möglicherweise eine Rolle als 5-HTAutorezeptor. Die genauen Funktionen des 5-HT1F-Rezeptors sind noch nicht bekannt (Hoyer et al. 2002). 15 5-HT2-Rezeptoren Die Gruppe der 5-HT2-Rezeptoren besteht aus drei Subtypen, 5-HT2A, 5-HT2B und 5-HT2C. Sie bestehen aus 458-471 Aminosäuren mit einer Sequenzhomologie von 70-80% in den 7 transmembranösen Bereichen. 5-HT2-Rezeptoren sind gekoppelt an das intrazelluläre Phosphoinositol-Hydrolase-Signaltransduktionssystem (Martin und Humphrey, 1994). Das Gen des 5-HT2A-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom 13q14-q21 lokalisiert und umfasst 471 Aminosäuren. Der Rezeptor wird im ZNS von Neuronen und Gliazellen in den Zielgebieten serotonerger Projektionen exprimiert, wobei man im Kortex, Claustrum und den Basalganglien eine besonders hohe Dichte findet. Die Kombination von D2- und 5-HT2A-Rezeptor Antagonismus ist ein Erklärungsansatz für die Wirkung verschiedener atypischer Neuroleptika. Lysergsäurediethylamid (LSD) und anderer Halluzinogene werden möglicherweise durch eine agonistische Wirkung an 5-HT2A-Rezeptoren vermittelt (Aghajanian und Marek, 1999). Das Gen des 5-HT2B-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom 2q36.3-2q37.1 lokalisiert. Eine Expression findet vor allem in peripheren Organen, wie Herz, Leber und Gastrointestinaltrakt statt. Im Magenfundus kommt es durch Aktivierung des 5HT2B-Rezeptors zur Kontraktion der glatten Muskulatur. Im Gehirn lassen sich 5HT2B-Rezeptoren in geringer Dichte im Cerebellum, Septum, Hypothalamus und der Amygdala nachweisen (Duxon et al., 1997). Die funktionelle Bedeutung dieses Rezeptors im ZNS ist bislang weitgehend unbekannt (Hoyer et al., 2002). Das Gen des 5-HT2C-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom Xq24 lokalisiert. Aufgrund seiner komplexen Exon-Intron-Struktur war es schwierig das Gen des Rezeptors in vollständiger Länge zu isolieren. 5-HT2C-Rezeptor und 5HT2A-Rezeptor weisen pharmakologische Gemeinsamkeiten auf. 5-HT2C- Rezeptoren werden bisher ausschließlich im ZNS und den Epithelzellen des Plexus choroideus nachgewiesen. Die funktionelle Bedeutung ist weitgehend unklar und selektive Liganden sind nicht bekannt (Hoyer et al., 2002). 16 5-HT3-Rezeptoren Die 5-HT3-Rezeptoren entsprechen den M-Rezeptoren der Einteilung von Gaddum und Picaelli (Gaddum und Picaelli, 1957). Sie gehören wie die nikotinergen Acetylcholin- und GABA A Rezeptoren zu den ligandengesteuerten Ionenkanälen. (Boess und Martin, 1994). Das Gen des 5-HT3-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom 11q23.1-q23.2 lokalisiert (Weiss et al., 1995). Untersuchungen führen zur Klonierung eines zweiten Subtyps: 5-HT3B (Davies et al., 1999). Die Kombination beider Subtypen, 5-HT3A und 5-HT3B, ist möglicherweise eine Voraussetzung, damit alle funktionellen Merkmale des 5-HT3-Rezeptors ausgebildet werden (Dubin et al., 1999; Hanna et al., 2000). 5-HT3-Rezeptoren sind sowohl im peripheren Nervensystem als auch im ZNS weit verbreitet. Besonders hohe Konzentrationen finden sich im ZNS in der Area postrema, der Substantia gelatinosa, dem Nucleus tractus solitarius und im Hirnstamm. Peripher wird der 5-HT3-Rezeptor von Neuronen des sensorischen, enterischen und autonomen Nervensystems exprimiert und ist insbesondere an der Regulation des kardiovaskulären Systems und des Gastrointestinaltraktes beteiligt. Klinisch werden 5-HT3-Rezeptorantagonisten zur Behandlung von Nausea und Emesis bei Chemotherapiepatienten eingesetzt. Als weitere Indikationen werden Angststörungen, Schizophrenie, Demenz und Substanzabhängigkeit diskutiert (Hoyer et al., 2002). 5-HT4-, 5-HT6- und 5-HT7-Rezeptoren Die 5-HT4-, 5-HT6- und 5-HT7-Rezeptoren binden bevorzugt an Gs und unterstützen die Bildung von cAMP. Die Sequenzhomologie ist geringer als 35 %. Das Gen des 5-HT4-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom 5q31-33 lokalisiert. Sieben C-terminale Splice Varianten des Rezeptors liegen vor (5-HT4A-H) (Claeysen et al., 1997). Hohe Konzentrationen von 5-HT4-Rezeptoren werden in Hirnregionen gefunden, die dopaminerg versorgt werden (Striatum, Basalganglien, Nucleus Accumbens). Stimulationen von 5-HT4-Rezeptoren in diesen Regionen führen zu einer vermehrten Freisetzung von Dopamin. Peripher wird der Rezeptor vor allem im Gastrointestinaltrakt sowie in der glatten Gefäßmuskulatur exprimiert 17 und scheint an der Regulation der Darmmotilität und des kardiovaskulären Systems beteiligt zu sein (Hoyer et al., 2002). Das Gen des 5-HT6-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom 1p35-p36 lokalisiert. Die mRNA des Rezeptors wird im Striatum, Amygdala, Nucleus Accumbens, Hippocampus und Kortex nachgewiesen. In peripheren Organen ist eine 5-HT6-Rezeptorexpression bisher nicht nachgewiesen worden. In pharmakologischen Studien zeigen verschiedene Neuroleptika (Clozapin und Seroquel) und Antidepressiva (Clomipramin, Amitryptylin und Doxepin) eine hohe Affinität zu 5-HT6-Rezeptoren und wirken als Antagonisten. Die Relevanz von 5-HT6Rezeptoren in der Pathogenese psychiatrischer Erkrankungen wird auf dieser Grundlage diskutiert (Hoyer et al., 2002). Das Gen des 5-HT7-Rezeptors ist beim Menschen auf Chromosom 10q23.3-q24.4 lokalisiert. Eine geringe Sequenzhomologie mit den anderen 5-HT-Rezeptoren (< 50%) besteht. In der Peripherie werden 5-HT7-Rezeptoren insbesondere in der glatten Muskulatur exprimiert und vermitteln die vasodilatorische Wirkung von Serotonin (Martin und Humphrey, 1994). Im ZNS werden 5-HT7- Rezeptorbindungsstellen vor allem im limbischen System und thalamocortikalen Regionen nachgewiesen, so dass eine Relevanz für die Pathophysiologie affektiver Störungen diskutiert wird (Hoyer et al., 2002). 5-HT5-Rezeptoren Die zwei Subtypen des 5-HT5-Rezeptors, 5-HT5A- und 5-HT5B, weisen eine Sequenzhomologie von 70% auf. Das Gen des 5-HT5A Rezeptors befindet sich auf Chromosom 7q36.1 und das Gen des 5-HT5B Rezeptors auf Chromosom 2q11-q13. 5-HT5A-Rezeptoren werden im ZNS in Astrozyten exprimiert, wobei über deren funktionelle Bedeutung bisher wenig bekannt ist (Franken et al., 2000; Hoyer und Martin, 1997; Hoyer et al., 2002). 18 Abb. 5: Die 5-HT-Rezeptoren mit den jeweiligen Transduktionsmechanismen im Überblick (aus Hoyer et al., 2002). 2.1.5. 5-HT1A-Rezeptor bei Mäusen Unabhängige Studien untersuchen das Verhalten von sog. 5-HT1A-RezeptorKnockout-Mäusen, also Tieren, deren 5-HT1A Rezeptoren gezielt inaktiviert worden sind, im Vergleich zu Kontrolltieren (Wildstämmen). Knockout-Mausstämme zeigen verstärkte angstassoziierte sowie verminderte depressive Verhaltensweisen (Heisler et al., 1998, Parks et al., 1998; Ramboz et al., 1998; Lesch und Mössner, 1999; Bonasera, 2000). An Hausmäusen vom Wildtyp kann gezeigt werden, dass Tiere mit höheren Aggressionswerten eine stärkere Expression von 5-HT1A-Rezeptoren im dorsalen 19 Hippocampus aufweisen, als Mäuse, deren Aggressionsverhalten als gering eingestuft wird (Korte et al., 1996). 5-HT-Transporter-Knockout-Mäuse weisen im Vergleich zu Wildstämmen vermehrt angstassoziierte Verhaltenweisen auf. Der selektive 5-HT1A-Rezeptorantagonist WAY 100635 zeigt bei 5-HTT-Knockout-Mäusen einen anxiolytischen Effekt. Bei den Kontrolltieren kann diese Wirkung dagegen nicht nachgewiesen werden. 5-HT1ARezeptoren scheinen somit an der Vermittlung der veränderten Verhaltensmerkmale von 5-HTT-Knockout-Mäusen beteiligt zu sein (Holmes et al., 2003). Das serotonerge System ist möglicherweise relevant für eine Balance zwischen diesen hyper- (impulsiv-aggressiven) und hyporeaktiven (ängstlich-depressiven) Verhaltensweisen (Lesch und Reif, 2002; Lesch et al., 2003b). 2.1.6. 5-HT1A-Rezeptor beim Menschen Seit der Entdeckung des 5-HT1A-Rezeptors wird intensiv nach Agonisten mit unterschiedlicher intrinsischer Aktivität und Rezeptorantagonisten gesucht. Pharmakologische Studien weisen deren Wirksamkeit bei Angsterkrankungen und Depression nach. Der Agonist 8-OH-DPAT sowie die partiellen Agonisten Buspiron und Gepirone zählen zu den wichtigsten selektiv am 5-HT1A-Rezeptor angreifenden Wirkstoffen (Den Boer et al., 2000). Die anxiolytische Wirkung der 5-HT1ARezeptoragonisten wird auf die intrinsische Wirkung an den präsynaptischen Autorezeptoren und die dadurch bedingte Hemmung der serotonergen Aktivität zurückgeführt (File et al.,1996). Die Wechselwirkung der Agonisten an den postsynaptischen Rezeptoren ist entscheidend für die antidepressive Wirkung (Schreiber und De Vry, 1993; De Vry, 1995). WAY 100135 ist bis heute der einzige selektive Antagonist mit hoher Affinität (Hoyer et al., 2002). Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind bei der Behandlung von Angst- und Zwangsstörungen sowie der Depression indiziert. SSRI weisen gegenüber trizyklischen Antidepressiva (TZA) ein günstigeres Nebenwirkungsprofil auf. Das Fehlen anticholinerger Nebenwirkungen bei SSRI ist vor allem bei 20 komorbiden körperlichen Erkrankungen, älteren Patienten und in der Langzeittherapie relevant. Widersprüchliche Daten gibt es zu dem Vergleich der antidepressiven Wirkung von SSRI und TZA (Baumgarten and Grozdanovic, 1998; Blier and de Montigny 1999; Zohar and Westenberg, 2000; Vaswani et al., 2003). Die Kombination von SSRI mit 5-HT1A-Antagonisten bewirkt eine höhere extrazelluläre Serotoninkonzentration, als die Monotherapie mit einem SSRI. Bei der Behandlung von schweren depressiven Störungen mit der Kombination eines SSRI und Pindolol, einem 5-HT1A- und ß-Adrenozeptor-Antagonist, kann die Wirklatenz deutlich verkürzt werden. Bei zuvor therapieresistenten Patienten kann zum Teil eine rasche Besserung der Symptomatik erzielt werden (Artigas et al., 1996; Griebel, 1995; Blier, 2001). 2.1.7. 5-HT1A-Polymorphismen 5-HT1A-Strukturpolymorphismen Die Strukturpolymorphismen Ile28Val, Gly-22-Ser, Asp272Gly und Pro16Leu sind in den kodierenden Abschnitten des 5-HT1A-Gens lokalisiert und verändern die Struktur der Proteinzusammensetzung des Rezeptors. Der Ile28Val-Polymorphismus beruht auf eine Punktmutation (A → G) an Nukleotidposition 82, die zu einem Aminosäureaustausch (Isoleucin → Valin) an Position 28 des Rezeptorproteins führt. Beim Gly-22-Ser-Polymorphismus kommt es durch eine Punktmutation (G → A) zu einer veränderten Aminosäureabfolge (Glycin → Serin) an Position 22 des Proteins. Die Strukturpolymorphismen Asp272Gly und Pro16Leu führen durch Aminosäureaustausch (Aspartat → Glycin bzw. Prolin → Leucin) an Position 272 bzw. 16 zu einer veränderten 5-HT1A-Proteinzusammensetzung (Erdmann et al., 1995; Nakhai et al., 1995; Arias et al., 2002). C(-1019)G 5-HT1A-Promotorpolymorphismus Der C(-1019)G-Promotorpolymorphismus ist funktionell, d.h. er bewirkt eine quantitative Veränderung der 5-HT1A-Rezeptorexpression, im Gegensatz zu den 21 Strukturpolymorphismen jedoch keine Veränderung der Proteinzusammensetzung des Rezeptors (Albert et al., 1996). Das C(-1019) Allel ist Teil eines inkompletten 26 Basenpaar (bp) Palindroms, also einer Sequenzregion Doppelstrangbereichs des Genoms betrachtet die die AACGAAGACACACTCGGTCTTCTT-3´) von beiden gleiche 5`-Enden des Basenpaarabfolge (Lemonde et al., DNA- zeigt 2003). (5´- Dieses unvollständige Palindrom bindet die Transkriptionsfaktoren NUDR [nuclear deformed epidermal autoregulatory factor (DEAF-1)] und Hes5 (Hairy/Enhancer-of-split-5), wodurch die 5-HT1A-Promotoraktivität gehemmt wird. Die Hemmung des 5-HT1APromotors durch NUDR ist spezifisch für das C(-1019)-Allel. Der Transkriptionsfaktor Hes5 zeigt bei der C(-1019)-Variante eine stärkere Suppression der Promotoraktivität. NUDR wird im adulten Gehirn ähnlich wie der 5-HT1A-Rezeptor insbesondere in den Regionen Kortex, Hippocampus und den Raphezellen des Mittelhirns exprimiert: Zellen dieser Gehirnregionen mit 5-HT1A-Expression zeigen zu über 95% gleichzeitig eine NUDR-Immunreaktivität (Lemonde et al., 2003). Das NUDRRepressorprotein bewirkt in den Raphezellen eine Reduktion der 5-HT1AGentranskription und der Rezeptorexpression. Die Rolle des Transkriptionsfaktors Hes5 bei der Regulation der 5-HT1A-Rezeptorexpression im adulten Gehirn ist dagegen noch umstritten: Hes5 wird stark im embryonalen Nervensystem exprimiert und sinkt dann während der Entwicklung des ZNS stark ab. Lemonde und Mitarbeiter nehmen an, dass bei der G-Variante des C(-1019)GPromotorpolymorphismus im Vergleich zur C-Variante vermehrt 5-HT1A- Autorezeptoren in den Raphezellen exprimiert werden, da das G-Allel die Bindung des Transkriptionsfaktors NUDR verhindert. Diese verstärkte Rezeptorexpression geht wiederum mit einer verminderten serotonergen Aktivität einher (siehe Abb. 5; Lemonde et al., 2003; Albert et al., 1996; Albert, 2002; Albert und Lemonde, 2004). 22 Abb. 6: Darstellung der 5-HT1A-Promotorgenregion: Die Bindung des Repressorproteins NUDR ist selektiv für die C(-1019)-Variante und bewirkt eine Hemmung der 5-HT1A-Promotoraktivität. Träger des C-Allels zeigen somit im Vergleich zur G(-1019)-Variante eine geringere Rezeptorexpression und eine höhere serotonerge Aktivität. Hes5 verhält sich während der Gehirnentwicklung entsprechend NUDR (Lemonde et al., 2003). Klinische Relevanz der 5-HT1A-Polymorphismen Untersuchungen weisen auf einen Einfluss des 5-HT1A C-(1019)G-Polymorphismus auf die Pharmakokinetik bei der antidepressiven Behandlung mit klassischen trizyklischen Antidepressiva (TZA) sowie Selektiven Serotonin- Wiederaufnahmehemmern (SSRI) hin (Lesch und Gutknecht, 2004). Verschiedene Untersuchungen belegen die Relevanz der allelischen Variationen des 5-HT1A C-(1019)G-Polymorphismus für die Ätiopathogenese von Angst- und affektiven Störungen. 151 Patienten mit der Diagnose Major Depression sowie 111 manisch-depressive Patienten werden in einer Studie von Serretti sechs Wochen mit Fluvoxamin behandelt. Die Schwere der depressiven Symptomatik wird wöchentlich durch die Hamilton Rating Scale for Depression (HAMD) bestimmt. In der Gruppe mit bipolaren affektiven Erkrankungen sprechen die Patienten, die die homozygote CC Variante des 5-HT1A C-(1019)G-Polymorphismus aufweisen, besser auf die Therapie mit Fluvoxamin an (p=0.036). Bei Patienten mit der Diagnose unipolare 23 Depression zeigt sich dagegen kein Einfluß der C-(1019)G-Variante auf die Wirksamkeit der antidepressiven Therapie (Serretti et al., 2004). In einer Studie von Lemonde werden 118 depressive Patienten unter Therapie mit spezifischen Serotonin- oder Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern kombiniert mit dem 5-HT1A Antagonisten Pindolol oder unter Monotherapie mit dem 5-HT1A Agonisten Flibanserin, untersucht. Patienten mit dem homozygoten GG-Genotyp zeigen eine signifikant geringere Wirksamkeit der antidepressiven Therapie. Patienten mit der GG-Variante sind doppelt so häufig therapieresistent im Vergleich zu Studienteilnehmer mit dem homozygoten CC-Genotyp (Lemonde et al., 2004). Der 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus wird von Strobel und Mitarbeitern auf eine Assoziation mit bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen an einer Gruppe aus 284 gesunden Probanden untersucht. Zur Erhebung dieser Persönlichkeitseigenschaften werden die deutschen Versionen von TPQ und NEO-PI-R (Weyers et al., 1995; Ostendorf und Angleitner, 2003) verwendet. Personen mit mindestens einem G-Allel (N = 225) zeigen signifikant höhere Skalenwerte für den NEO-Faktor Neurotizismus (F1,282 = 5,07, p = 0,025) und den TPQ-Faktor Harm Avoidance (F1,282 = 4,57, p = 0,033), als Probanden mit der homozygoten CC-Variante (N = 59). Neurotizismus und Harm Avoidance erfassen angst- und depressionsassoziierte Persönlichkeitsmerkmale. Diese Befunde deuten darauf hin, dass die allelischen Variationen im 5-HT1A-Rezeptorgen für die Entwicklung von angst- und depressionsbezogenen Verhaltensmerkmalen von Bedeutung sind (Strobel et al., 2003). Eine Assoziation des G-Allels mit Major Depression und Suizid wird in einer Untersuchung von Lemonde und Kollegen nachgewiesen (Lemonde et al., 2003). Patienten mit Major Depression weisen im Vergleich zu Kontrollpersonen eine zweifach erhöhte Wahrscheinlichkeit auf, einen homozygoten G-Genotyp zu besitzen. Suizidenten tragen diesen Genotyp viermal häufiger (Lemonde et al., 2003; Albert and Lemonde, 2004). Der C(-1019)G 5-HT1A-Polymorphismus wird in einer Studie von Rothe und Kollegen an einer Gruppe von 134 Patienten mit der Diagnose Panikstörung untersucht. In der 24 Gesamtgruppe sowie in der Gruppe von Patienten mit Panikstörung ohne Begleitdiagnose zeigen sich keine Assoziationen. Eine signifikante Häufung des GAllels besteht bei Panikstörungen mit der Begleitdiagnose Agoraphobie (p = 0,03; n = 101; Rothe et al., 2004). 696 nichtverwandte Patienten mit unterschiedlichen psychiatrischen Erkrankungen und 107 gesunde nichtverwandte Freiwillige werden von Huang und Mitarbeiter bezüglich des C(-1019)G 5-HT1A-Polymorphismus genotypisiert. Dabei zeigt sich eine signifikante Assoziation des G-Allels des C(-1019)G SNP mit Schizophrenie (p = 0,009; n = 108), Substanzmissbrauch (p = 0,015; n = 57) und Panikattacken (p = 0,043; n = 54). Kein Zusammenhang der Allelvariation werden bei Major Depression (n = 328), manisch-depressiven Erkrankungen (n = 88), Panikstörungen (n = 87), Alkoholismus (n = 94) sowie der Patientengruppe, die einen Suizidversuch unternommen hatte (n = 214), nachgewiesen (Huang et al., 2004). Des Weiteren wird die 5-HT1A Rezeptorbindung im präfrontalen Kortex mit dem 5HT1A Agonisten [3H]8-OH-DPAT an 241 postmortalen Gehirnproben (davon 85 Suizidenten und 156 Kontrollpersonen) untersucht. Weder in der Gruppe der Suizidenten noch der Kontrollpersonen zeigt sich ein Zusammenhang zwischen den aus der DNA der Gehirnproben ermittelten C(-1019)G-Genotypen und der 5-HT1A Rezeptorbindung (Huang et al., 2004). Verschiedene andere Studien weisen keine Assoziation von Variationen im 5-HT1ARezeptorgen mit psychiatrischen Erkrankungen nach: Arias und Kollegen untersuchen die drei Strukturpolymorphismen Asp272Gly, Ile28Val und Pro16Leu sowie den C(-1019)G 5-HT1A-Promotorpolymorphismus auf einen Zusammenhang mit Major Depression. Keine Unterschiede bestehen bezüglich des Genotyps und der beteiligten Allele zwischen den an Depression erkrankten Patienten und den Probanden der Kontrollgruppe (Arias et al., 2002). In mehreren früheren Studien werden die Genotypen von Patienten die an Schizophrenie, der manischdepressiven Erkrankung, dem Tourette-Syndrom oder einer Zwangsstörung erkrankt waren, bezüglich der Ile28Val-Mutation untersucht. Alle Befunde deuten darauf hin, dass dieser Polymorphismus keine bedeutende Rolle bei der genetischen 25 Prädisposition der oben genannten Erkrankungen spielt (Erdmann et al., 1995; Nakhai et al., 1995; Lam et al., 1996; Brett et al., 1995; Serretti et al., 2000). 2.2. Persönlichkeitsmerkmale und Persönlichkeitsstörungen 2.2.1. Epidemiologie Die Prävalenzrate von Persönlichkeitsstörungen wird in der Gesamtbevölkerung nach einer deutschen Studie unter Berücksichtigung methodischer Schwierigkeiten mit ungefähr 11% angegeben Persönlichkeitsstörungen wird (Maier bei et al., ambulant 1992). und Der stationär Anteil von behandelten psychiatrischen Patienten mit bis zu 50% ermittelt (Casey, 1989). Frauen und Männer sind insgesamt gleich häufig von Persönlichkeitsstörungen betroffen. Geschlechtsunterschiede Persönlichkeitsstörungen, bestehen die bei häufiger histrionischen bei Frauen und und Borderlinedissoziale Persönlichkeitsstörungen, die häufiger bei Männern diagnostiziert werden. Nach einer im Auftrag der WHO durchgeführten Studie (Loranger et al., 1994) zur prozentualen Verteilung der spezifischen Persönlichkeitsstörungen in psychiatrischen Klinikpopulationen werden paranoide und schizoide Persönlichkeitsstörungen selten und ängstlich-vermeidende und Borderline-Persönlichkeitsstörungen am häufigsten diagnostiziert. Die Häufigkeit der Diagnosen zwanghafte, histrionische, abhängige und dissoziale Persönlichkeitsstörung ist geringer. 2.2.2. Diagnostik, Klassifikation und Klinik Jeder Mensch besitzt eine individuelle Persönlichkeit, d. h. eine Struktur von Eigenschaften und Verhaltensweisen, die charakteristische Individualität verleihen und zeitlich überdauernd sind. Persönlichkeitsstörungen liegen charakteristische, rigide und dauerhafte innere Erfahrens- und Verhaltensmuster des Betroffenen zu 26 Grunde, die sich von denen des Bevölkerungsquerschnitts deutlich unterscheiden. Das abweichende Verhalten einer Persönlichkeitsstörung orientiert sich an den gegenwärtig kulturell erwarteten Normen der entsprechenden Gesellschaft (Lesch und Reif, 2002). Die Definition von Persönlichkeitsstörungen nach DSM-IV-TR entspricht im Wesentlichen der Definition abnormer Persönlichkeiten in Kurt Schneiders 1923 erschienenem Buch „Die psychopathische Persönlichkeit“. Abnorme Persönlichkeiten werden als „Abweichungen von der Durchschnittsbreite“ definiert, unter denen der Betroffene selbst oder seine Umgebung leidet (Schneider, 1923). In der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen werden kategoriale von dimensionalen Modellen unterschieden (Berger, 2000; Möller et al., 2000): Das kategoriale Modell postuliert eine Einteilung der Persönlichkeitsstörungen in klar unterscheidbare Krankheitskategorien mit einheitlicher Symptomatik, Verlauf und Prognose. Der Patient erhält eine spezifische Diagnose, wenn er eine gewisse Anzahl von Merkmalen einer Persönlichkeitsstörung erfüllt. Diese kategoriale Erfassung wird im Klassifikationssystem von DSM-IV-TR angewendet. Clustereinteilung Persönlichkeitsstörungen können nach DSM-IV-TR entsprechend klinischer Symptome in drei Cluster unterteilt werden (siehe Tabelle 1): Cluster A (sonderbar, exzentrisch) umfasst paranoide, schizoide und schizotypische Persönlichkeitsstörungen. Letztere wird nach ICD 10 zur Gruppe der Schizophrenien und wahnhaften Störungen gezählt (Dilling et al., 1991). Cluster B beinhaltet histrionische, antisoziale, Borderline- und narzisstische (in ICD 10 nicht aufgeführt) Persönlichkeitsstörungen. Die Charakteristika „dramatisch, emotional und launisch“ weisen auf Gemeinsamkeiten im Bereich der Affektregulation hin. Im Cluster C (ängstlich vermeidend) finden sich Persönlichkeitsstörungen, die Merkmale aus dem Bereich der (dependente) Angsterkrankungen und Clustereinteilung zwanghafte werden im aufweisen: selbstunsichere, Persönlichkeitsstörungen. DSM-IV-TR passiv-aggressive abhängige Außerhalb und dieser depressive 27 Persönlichkeitsstörungen in der Restkategorie „andere spezifische Persönlichkeitsstörungen“ aufgeführt (Saß et al., 1996). Neben dieser klinischen Grundlage der Clustereinteilung von Persönlichkeitsstörungen, weisen Untersuchungen auch auf einen neurobiologischen Zusammenhang hin: Assoziationen zwischen Cluster C-Persönlichkeitsstörungen und einem Polymorphismus im 5-HT-Transportergen (5-HTTLPR) sowie zwischen Cluster B-Persönlichkeitsstörungen und dem Längenpolymorphismus im Monoaminooxidase A-Promotorgen können nachgewiesen werden (MAO A-LPR; Jacob et al., 2004 und 2005). Im Folgenden wird auf die wichtigsten diagnostischen Merkmale der spezifischen Persönlichkeitsstörungen nach DSM-IV-TR eingegangen (Millon et al., 1996). Cluster A Paranoide Persönlichkeitsstörungen sind charakterisiert durch die überdauernde, grundlose Erwartungshaltung von anderen ausgenutzt, benachteiligt oder getäuscht zu werden. Betroffene vertrauen sich nur zögernd anderen Menschen an und messen harmlosen Bemerkungen oder Vorkommnissen eine gegen sich gerichtete abwertende oder bedrohliche Bedeutung zu. Schizoide Persönlichkeitsstörungen sind gekennzeichnet durch übermäßige Gleichgültigkeit gegenüber sozialen Beziehungen und eingeschränkte emotionale Ausdrucksfähigkeit im zwischenmenschlichen Kontext. Betroffene zeigen sich meist gleichgültig gegenüber Lob und Kritik von Seiten anderer und machen einen insgesamt kalten, unnahbaren Eindruck. Kennzeichen der schizotypischen Persönlichkeitsstörungen sind soziale und zwischenmenschliche Defizite, die jeweils von einem akut erlebten Unbehagen begleitet werden, sowie kognitive Störungen und ein übermäßig exzentrisches Verhalten. Zu den typischen Kriterien zählen: Beziehungsideen, seltsame Glaubensinhalte oder magisches Denken (wie z. B. Aberglaube), eigenartiges 28 Denken und Sprechen, paranoide Vorstellungen, inadäquater Affekt, fehlende enge Freunde sowie extreme soziale Ängstlichkeit. Cluster B Histrionische Persönlichkeitsstörungen sind charakterisiert durch ausgeprägtes Verlangen nach dramatischer Selbstdarstellung, Aufmerksamkeit und übertriebenen Ausdruck von Gefühlen. Das Verhalten der Betroffenen ist oft theatralisch, provokant und übertrieben sexuell-verführerisch. Sie zeigen dabei schnell wechselnde, oberflächlich wirkende Emotionen und sind stark suggestibel. Antisoziale Persönlichkeitsstörungen sind gekennzeichnet durch eine andauernde, deutlich verantwortungslose Haltung und Missachtung von sozialen Normen, Regeln und Verpflichtungen. Stark impulsives, aggressives Verhalten, fehlendes Wahrheitsempfinden und die Unfähigkeit vorausschauend zu planen sind weitere Kriterien. Emotional instabile oder Borderline-Persönlichkeitsstörungen sind charakterisiert durch ein Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im affektiven Bereich sowie des Selbstbildes. Die Tendenz sich auf intensive aber instabile Beziehungen einzulassen, besteht. Betroffene zeigen deutliche Tendenzen zu Stimmungsschwankungen, Substanzmissbrauch, Wutausbrüchen, Fressanfälle). impulsives Selbstverletzendes, Verhalten (z. parasuizidales B. und suizidales Verhalten sind weitere Kriterien. Kennzeichen der Selbstwertgefühle Betroffenen narzisstischen sowie zeigen das einen Persönlichkeitsstörungen ständige Mangel Verlangen an nach sind übertriebene Bewunderung. Einfühlungsvermögen, Die arrogantes, überhebliches Verhalten und sind häufig neidisch auf andere. Cluster C Selbstunsichere Persönlichkeitsstörungen sind gekennzeichnet durch ausgeprägte Gefühle persönlicher Unzulänglichkeit und Überempfindlichkeit vor negativer 29 Beurteilung durch andere. Folge sind umfassende soziale Ängste bis hin zur Vermeidung beruflicher und sozialer Aktivitäten sowie Zurückhaltung gegenüber zwischenmenschlich engen und intimen Beziehungen. Dependente (abhängige) Persönlichkeitsstörungen sind geprägt von der Grundannahme, den Anforderungen des alltäglichen Lebens ohne Unterstützung durch andere nicht gewachsen zu sein. Daraus resultieren ausgeprägte Ängste verlassen zu werden, die hohe Bereitschaft zur Unterordnung eigener Bedürfnisse sowie Schwierigkeiten anderen zu widersprechen. Zwanghafte (anankastische) Persönlichkeitsstörungen sind charakterisiert durch ständige Beschäftigung mit Ordentlichkeit und Perfektionismus, der Aufgabenerfüllung behindert. Betroffene gelten als übermäßig gewissenhaft und rigide in Fragen der Moral, Ethik und Werte. Sie verschreiben sich übermäßig der Arbeit und Produktivität unter Ausschluss von Freizeitaktivitäten und Freundschaften, wobei Aufgaben nur ungern an andere delegiert werden. Sie zeigen die Tendenz sich ständig mit Details, Regeln, Konventionen, Ordnungen oder Plänen zu beschäftigen. Sie sind oft geizig und nicht in der Lage wertlose Dinge wegzuwerfen. Andere spezifische Persönlichkeitsstörungen (Restkategorie außerhalb der Clustereinteilung) Passiv-aggressive (negativistische) Persönlichkeitsstörungen sind gekennzeichnet durch ein durchgängiges Muster negativistischer Einstellungen und des passiven Widerstands gegenüber der Erfüllung normaler sozialer und beruflicher Anforderungen. Betroffene beklagen auf übertriebene Weise ihr persönliches Unglück und fühlen sich missverstanden oder von anderen benachteiligt. Depressive Persönlichkeitsstörungen sind durch eine überwiegend niedergeschlagene, freudlose Stimmungslage, Gefühle der eigenen Unzulänglichkeit und geringen Selbstwert charakterisiert. Betroffene neigen zu Schamgefühlen und verhalten sich gegenüber anderen häufig kritisch und abwertend. Diese Merkmale 30 sind nicht ausschließlich während Episoden einer Major Depression oder einer Dysthymie zu beobachten. Cluster ICD 10 DSM IV A: sonderbar, exzentrisch Paranoide Schizoide Paranoide Schizoide Schizotypische B: dramatisch, emotional, launisch Dissoziale Emotional instabile – Borderline-Typus – impulsiver Typ – histrionischer Typ Antisoziale Borderline Histrionische Narzißtische C: ängstlich vermeidend Ängstliche Abhängige Anankastische Selbstunsichere Abhängige Zwanghafte Passiv-aggressive Andere spezifische Passiv-aggressive Passiv-aggressive Depressive Tabelle 1: Einteilung der Persönlichkeitsstörungen nach ICD 10 und DSM IV 2.2.3. Testverfahren zur Bestimmung von Persönlichkeitsdimensionen Zur Erfassung von Psychopathologie und Persönlichkeitszügen stehen verschiedene Instrumente wie Selbstbeurteilungsfragebögen, Checklisten sowie strukturierte und standardisierte Interviews zur Verfügung (Berth und Balck, 2003). Bei den folgenden in der vorliegenden Untersuchung verwendeten Verfahren handelt sich um unabhängige, auf verschiedenen Grundannahmen basierende Inventare. SKID-II Das „Strukturierte Klinische Interview für DSM-IV-TR, Achse II“ (SKID-II) (Wittchen et al., 1997) beruht auf den Kriterien der Persönlichkeitsstörungen nach dem 31 Klassifikationssystem DSM-IV-TR. Das gesamte Spektrum der Persönlichkeitsstörungen nach DSM-IV-TR wird erfasst. Beim SKID-II werden 117 Fragen zu Empfindungen, Einstellungen und Verhaltensweisen vorgegeben. Daneben hat der Untersucher Spielraum für zusätzliche, selbst formulierte Fragen (Interview). Das Testverfahren hat sich dabei als sehr sensitiv gegenüber Persönlichkeits- und Verhaltensveränderungen der Testpersonen erwiesen. NEO-PI-R und TPQ Die Testverfahren NEO-PI-R und TPQ basieren auf einem dimensionalen Persönlichkeitsmodell und erfassen somit die quantitative Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen. Dieses Konzept ist mit dem Quantitative Trait Loci (QTL) Ansatz vereinbar (Eley and Plomin, 1997). NEO-PI-R Das revidierte NEO-Persönlichkeitsinventar (NEO-PI-R) (Borkenau und Ostendorf, 1993) ist ein faktorenanalytisch konstruierter Selbstrating Fragebogen mit 240 Items. NEO-PI-R basiert auf dem Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (Costa und McCrae, 1992). Die Bezeichnung NEO geht auf frühere Versionen zurück, in denen zunächst die drei Faktoren Neurotizismus, Extraversion und Offenheit für Erfahrung erfasst wurden. NEO-PI-R erfasst die Hauptbereiche interindividueller Persönlichkeitsunterschiede. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer differenzierten Messung der Hauptskalen (Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrung, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit) durch insgesamt 30 Subskalen. Neurotizismus weist folgende Subskalen auf: N1 Anxiety (Ängstlichkeit), N2 Angry Hostility (Reizbarkeit), N3 Depression (Depression), N4 Self-Consciousness (Soziale Befangenheit), N5 Impulsiveness (Impulsivität) und N6 Vulnerability (Verletzlichkeit). Neurotizismus ist gekennzeichnet durch Ängstlichkeit, Traurigkeit, Entrüstung, Verlegenheit sowie unrealistische Ideen und eine geringe Bedürfniskontrolle. Probanden mit hohen Werten für Extraversion sind gesellig, aktiv, herzlich, optimistisch und heiter. Offenheit für Erfahrung zeigt hohe Werte bei Probanden, die eine hohe 32 Wertschätzung für neue Erfahrungen aufweisen, Abwechslung bevorzugen sowie wissbegierig, kreativ, phantasievoll und unabhängig in ihrem Urteil sind. Verträglichkeit kennzeichnet eine altruistische, mitfühlende, verständnisvolle und wohlwollende Haltung mit zwischenmenschlichen Vertrauen und starkem Harmoniebedürfnis. Gewissenhaftigkeit kennzeichnet ordentliche, zuverlässige, disziplinierte, pünktliche und ehrgeizige Personen. Das Fünf-Faktoren-Modell stützt sich bei der Rekonstruktion von Persönlichkeitsdimensionen auf einen psycholexikalen Ansatz. Das Bemühen ist dabei vorrangig auf eine Vereinheitlichung des Sprachgebrauchs ausgerichtet, also darauf, wie Persönlichkeitseigenschaften beschrieben werden. Dieser Ansatz sieht die Analyse der in Wörterbüchern enthaltenen persönlichkeitsbeschreibenden Begriffe der anglo-amerikanischen Sprache vor (John et al., 1988). Faktorenanalysen umfangreicher Sammlungen persönlichkeitsbeschreibender Adjektive, die Probanden zur Selbst- bzw. Fremdbeurteilung vorgegeben werden, führen auch für den deutschen Sprachgebrauch zur Bestätigung der Fünf-Faktoren-Struktur. Zwillingsstudien bestätigen hohe Erblichkeitswerte für Hauptskalen und Subskalen von NEO-PI-R (Loehlin, 1992; Bouchard und Propping, 1993). Die unterschiedlichen unabhängig voneinander entwickelten Fünf-Faktoren Modelle weisen deutliche Übereinstimmungen auf (siehe Tabelle 2). 33 Costa, Neurotizismus Extraversion Offenheit für Verträglichkeit Gewissen- McCrae Erfahrungen haftigkeit (1992) Norman Emotional (1963) Culture Agreeableness Conscious- Stability (-) Digman Emotional (1981) Surgency ness Sociability Intellect Lability Friendly Will to Compliance achieve Amelang Neurotizismus Soziabilität Unabhängige Dominanz (-) Selbst- (1982) Meinungs- kontrolle bildung Fieske Emotional Confident Inquiring Social (1949) Control (-) Self- Intellect Adaptability Conformity expression Tabelle 2: Die verschiedenen Fünf-Faktoren Modelle der Persönlichkeit im Überblick TPQ Das aus 100 zu bewertenden Feststellungen zur Beschreibung von Einstellungen, Interessen und persönlichen Gefühlen bestehende Testverfahren „Tridimensional Personality Questionnaire“ (TPQ) geht auf das psychobiologische Modell der Persönlichkeit von Cloninger zurück (Cloninger, 1987). Dieses Modell beschreibt drei Dimensionen der Persönlichkeit, die mit verschiedenen Transmittersystemen in Zusammenhang gebracht werden (siehe Tabelle 3): Der dopaminerge Transmitter wird mit einem System der Verhaltensaktivierung in Verbindung gebracht. Cloninger bezeichnet die mit diesem System verknüpfte Persönlichkeitsdimension als „Offenheit für bzw. Suche nach neue(n) Erfahrungen“ (Novelty Seeking), worunter die angeborende Tendenz, ein hohes Maß an Anregung und Lust bei der Darbietung unbekannter Reize zu verspüren, verstanden wird. Die zweite Verhaltensdimension „Vermeidung von Schaden“ (Harm Avoidance) beschreibt die Fähigkeit, rasch auf aversive Reize zu reagieren um Strafen zu 34 vermeiden und steht in enger Verbindung mit einem System der Verhaltenshemmung. Cloningers Theorie zufolge wird diese Dimension wesentlich durch den Neurotransmitter Serotonin gesteuert. Die Persönlichkeitsdimension „Abhängigkeit von Belohnung“ (Reward Dependence) beschreibt die angeborene Tendenz, intensiv auf positive Verstärker im Sinne sozialer Akzeptanz zu reagieren und das eigene Verhalten entsprechend danach auszurichten. Cloninger Transmittersystem und bringt einem diese Dimension System der mit dem noradrenergen Verhaltensbeibehaltung in Zusammenhang. Cloninger und Mitarbeiter können mit dem auf der Grundlage dieses Modells entwickelten TPQ-Testverfahren in einer Feldstudie mit 1019 Personen die interne Konsistenz und die dreidimensionale Struktur faktorenanalytisch weitgehend bestätigen (Cloninger et al., 1991). 35 Temperament Hirnfunk- Monoamin Relevante Verhaltens- tionssystem Stimuli antwort Novelty Verhaltens- Dopamin Potentielle Exploration, Seeking aktivierung Belohnung, Annäherung, Potentielle Aktive Vermeidung, Beendigung Flucht von Bestrafung, Monotonie Harm Verhaltens- Serotonin Konditionierte Passive Vermeidung, Avoidance hemmung Stimuli für Verhaltenslöschung Bestrafung, Neuheit, frustrierende Nichtbelohnung Reward Verhaltens- Noradrenalin Konditionierte Aufrechterhaltung des Dependence beibehaltung Stimuli für Verhaltens, Belohnung Widerstand gegen oder Löschung Beendigung von Bestrafung Tabelle 3: Das Psychobiologische Modell der Persönlichkeit (Cloninger, 1987) 2.2.4. Ätiopathogenese von Persönlichkeitsmerkmalen und Persönlichkeitsstörungen Bisherigen Studienergebnissen zufolge unterliegen Persönlichkeitsdimensionen und deren Extremvarianten, die Persönlichkeitsstörungen, einer genetischen Teildetermination. Genetische Varianten beeinflussen das Erkrankungsrisiko und haben keine kausale oder deterministische Wirkung auf die Manifestation der Störung. Insgesamt sind komplexe Interaktionen multipler Gene und Umweltbedingungen von grundlegender Bedeutung (Lesch und Reif, 2002; 2003). Im 36 Folgenden soll auf die wichtigsten Befunde aus Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien sowie biochemischen Untersuchungen und der Analyse genetischer Varianten ausgewählter Kandidatengene eingegangen werden. Familien-, Zwillings- und Adoptionsstudien Schizotypische Persönlichkeitsstörungen treten einerseits familiär gehäuft, andererseits auch häufiger in Familien Schizophrener auf (Siever et al., 1990; Battaglia et al., 1991; Thaker et al., 1993; Kendler et al., 1993; Dahl et al., 1993). Repräsentative Adoptionsstudien (Kety, 1994) belegen einen genetischen Zusammenhang von Schizophrenien mit schizotypischen Persönlichkeitsstörungen, nicht aber mit schizoiden oder paranoiden Persönlichkeitsstörungen. Patienten mit schizotypischen Persönlichkeitsstörungen scheinen einen nicht vollständig ausgedrückten Genotyp für Schizophrenie zu besitzen, welcher bei Einwirken stärkerer Umweltstressoren manifest werden kann. Ein Kontinuum zwischen schizotypischer Persönlichkeitsstörung und Schizophrenie wird daher angenommen (Walker und Gale, 1995). Beim Cluster B weisen Familien- und Adoptionsstudien auf eine gemeinsame teilweise genetisch bedingte Grundlage Persönlichkeitsstörungen hin Zwillingsstudien antisozialen zur (Dolan, von 1994; Borderline- Goldman, und 1993). Persönlichkeitsstörungen antisozialen Anhand von kann mit varianzanalytischen Methoden ein quantifizierbarer Anteil genetischer Faktoren von 30% errechnet werden (Grove et al., 1990). Adoptionsstudien zufolge wird dieser genetische Faktor insbesondere unter ungünstigen Sozialisationsbedingungen in Adoptionsfamilien deutlich (Moffit, 1987; Cadoret und Steward, 1991). BorderlinePersönlichkeitsstörungen zeigen eine überzufällig häufige familiäre Aggregation, allerdings in geringerem Umfang als schizotypische und antisoziale Persönlichkeitsstörungen (Pope et al., 1983; Links et al., 1988; Reich, 1989). Zu histrionischen und narzisstischen Persönlichkeitsstörungen liegen keine konsistenten Befunde vor. 37 Zum ängstlichen Cluster C liegt eine Familienstudie mit abhängigen und ängstlichen Persönlichkeitsstörungen vor (Reich, 1989). Erhöhte Prävalenzraten zeigen sich bei Verwanden ersten Grades im Vergleich zu Normalpersonen, nicht jedoch gegenüber Personen mit anderen Persönlichkeitsstörungen. Nichtgenetische ätiopathogenetische Befunde Bei der Ausbildung von Persönlichkeitsdimensionen bzw. –störungen müssen auch Umwelteinflüsse, die insbesondere das soziale Umfeld in Form von Milieu, Familie, Erziehung und Bildung umfassen, berücksichtigt werden. Neben Genetik, Erziehungs- und soziale Umweltfaktoren können auch perinatale oder erworbene minimale Hirnschädigungen bei der Entstehung bestimmter Persönlichkeitsstörungen von Bedeutung sein. Die minimale Dysfunktionen im Bereich des Frontalhirns, z. B. auf dem Boden einer partiellen zerebralen Ischämie während des Geburtsvorgangs, scheinen mit der Pathogenese der Borderline- und antisozialen Persönlichkeitsstörung in Verbindung zu stehen (Kunert et al., 2000; Judd und Ruff, 1993). Dissoziale und emotional instabile Personen weisen z. B. gehäuft diskrete EEG-Veränderungen auf (Howard, 1984; Andrulonis et al., 1981; Cornelius et al., 1988). Neurochemische Studien Das Ziel neurochemischer Neurotransmittersysteme mit Studien ist es Variationen Persönlichkeitsstörungen bzw. im Bereich der Persönlichkeits- dimensionen in Verbindung zu bringen. Zu den Persönlichkeitsstörungen des Cluster A liegt eine Studie zur schizotypischen Persönlichkeitsstörung vor: Korrelierend mit den psychosenahen Symptomen bei den Patienten werden signifikant erhöhte Werte des Katecholaminabbauproduktes Homovanillinessigsäure (HVA) im Liquor sowie im Plasma nachgewiesen (Siever et al.,1993). 38 Zahlreiche Befunde belegen eine Beteiligung des serotonergen Systems an der Regulation von Aggressivität und Impulsivität. Impulsivität gilt als ein Kernsymptom der Cluster B Persönlichkeitsstörungen jeweils mit unterschiedlicher Manifestation (Möller et al., 2000). Erniedrigte Werte des Serotoninabbauproduktes 5- Hydroxyindolessigsäure (5-HIAA) im Liquor korrelieren beim Primaten und Menschen mit Suizidalität, Impulsivität und Aggressivität (Higley et al., 1996, 1997; Lidberg et al., 2000; Westergaard et al., 1999; Asberg, 1997). In anderen Studien kann dieser Zusammenhang an Patienten mit schweren antisozialen und Borderline- Persönlichkeitsstörungen gezeigt werden (Brown et al., 1982; Coccaro et al., 1992). In Provokationsstudien mit dem zentral indirekt wirkenden 5-HT-Agonisten Fenfluramin (Coccaro et al., 1994) sowie dem 5-HT1A-Agonisten Flesinoxan (Hansenne et al., 2002) kann eine verminderte Prolaktinresponse bei BorderlinePatienten im Vergleich zu Kontrollpersonen nachgewiesen werden. Medikamente, die in das serotonerge System eingreifen, vor allem SSRIs und 5-HT-Antagonisten inklusive atypische Neuroleptika werden entsprechend in der Therapie von Borderline-Patienten eingesetzt (Goodman und New, 2000; Gurvits et al., 2000). Zu den Persönlichkeitsstörungen des Clusters C gibt es nur vereinzelte Studien, woraus sich keine stichhaltigen neurochemische Befunde ableiten lassen (Möller et al., 2000). Studien zu Polymorphismen ausgewählter Kandidatengene 5-HT-Transporter (5-HTTLPR) Das Gen des Serotonin-Transporters (SERT, 5-HTT, SLC6A4), das auf Chromosom 17q11.2 lokalisiert ist, nimmt eine zentrale Rolle bei der Feinregulation der serotonergen Neurotransmission ein. Die transkriptionale Kontrollregion des 5-HTTGens weist einen Insertion/Deletions-Polymorphismus (5-HTTLPR) auf, der in einem kurz/langen (s/l) und einen kurz/kurzen (s/s) Genotyp (Genotypgruppe S) mit niedriger sowie einen lang/langen (l/l) Genotyp (Genotypgruppe L) mit hoher Serotonin-Wiederaufnahme resultiert (Lesch et al., 1994; Little et al., 1998; Heinz et al., 1999; Lesch, 1997). 39 Eine signifikante Assoziation zwischen s-Allel des 5-HTTLPR-Polymorphismus und der angst- und depressionsassoziierten Persönlichkeitsdimension Neurotizismus wird in zwei großen Studien mit 505 bzw. 397 Probanden nachgewiesen (Lesch et al., 1996; Greenberg et al., 2000). Weitere Studien können dieses Ergebnis nur zum Teil bestätigen, was man jedoch auf die meist geringe Probandenzahl bzw. auf methodische Mängel zurückführen kann (Lesch und Reif, 2002). Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Untersuchung des 5-HTTLPRPolymorphismus an einer Gruppe von 320 Patienten mit Persönlichkeitsstörungen der Cluster B und C sowie 281 gesunden Probanden: Bezüglich der Genotypen zeigen sich keine Unterschiede zwischen Patienten- und Kontrollgruppe. Patienten mit einer Cluster C-Persönlichkeitsstörung, die mindestens ein 5-HTTLPR s-Allel (Genotypgruppe S) besitzen, weisen höhere Skalenwerte der Faktoren Neurotizismus und Harm Avoidance auf, als entsprechende Patienten der Genotypgruppe L (F1,54 = 10.31, P = 0.002; Jacob et al., 2004). Diese Befunde stützen die Vorstellung, dass keine allgemeine Assoziation zwischen dem 5-HTTLPR Polymorphismus und angstassoziierten Verhaltensweisen vorliegt und unterschiedliche Geneffekte und/oder Gen-Umwelt Interaktionen wahrscheinlich in verschiedenen klinischen Subpopulationen wirksam sind (Jacob et al., 2004). Die Wirkung genetischer Polymorphismen unterscheidet sich somit in verschiedenen klinischen und nicht klinischen Populationen. Dopaminrezeptor D4 (DRD4-nR) Das Dopamin-D4-Rezeptor (DRD4) Gen befindet sich auf Chromosom 11p15.5. Ein 48 bp Repeat Polymorphismus im 3. Exon weist Allele mit 2-11 Repeats (2R-11R) und über 67 verschiedene Haplotypvarianten auf. Zwei Studien zeigen signifikante Assoziationen zwischen dem DRD4-7R Allel und der TPQ-Persönlichkeitsdimension „Novelty Seeking“ (Ebstein et al., 1996; Benjamin et al., 1996). Weitere Studien erbringen widersprüchliche Ergebnisse (Lesch und Reif, 2002). Ekelund diskutiert die Hypothese, dass der DRD4-nR Polymorphismus nicht direkt die Dimension „Novelty 40 Seeking“ beeinflusst, sondern eine andere Genvariante, die ungleichgewichtig mit DRD4-nR in Zusammenhang steht (Ekelund et al., 1999). Monoaminooxidase A (MAO A-LPR) Der MAO A-LPR Polymorphismus, der 1,2 kb vor den MAO A kodierenden Sequenzen in der Transskriptionskontrollregion lokalisiert ist, beinhaltet eine 30-bp Wiederholungssequenz mit 2, 3, 3.5, 4, 5 und 6 Kopien, die entsprechend niedriger (2, 3) und hoher Aktivität (3.5, 4, 5, 6) dichotomisiert werden. MAO A-LPR beeinflusst die Expression des Enzyms und die 5-HIAA-Konzentration im Liquor (Deckert et al., 1999; Sabol et al., 1998; Jonsson et al., 2000). Der Polymorphismus wird von Jacob und Kollegen an einer Gruppe von 566 Patienten mit Persönlichkeitsstörungen nach DSM-IV-TR untersucht: Eine signifikante Assoziation des MAO A-LPR wird mit Cluster B-Persönlichkeitsstörungen (chi2 = 7,77; p = 0,005; df = 1), jedoch nicht mit Cluster C-Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen. Insgesamt zeigen 26 % der Patienten des Clusters B einen heterooder homozygoten Genotyp bezüglich der MAO A-Variante die mit geringerer Enzymaktivität in Verbindung steht, im Vergleich zu 16,4 % der Teilnehmer der Kontrollgruppe (Jacob et al., 2005). Andere Studien weisen Assoziation des MAO ALPR mit antisozialen Verhalten bei Alkoholikern (Samochowiec et al., 1999) und gesteigerter Impulsivität und Aggression bei gesunden männlichen Probanden (Manuck et al., 2000) nach. Diese Befunde stützen die Vorstellung, dass dieser die MAO A Aktivität beeinflussender Polymorphismus geringfügig daran beteiligt ist, hyper- (impulsivaggressive) und hyporeaktive (ängstlich-depressive) Gleichgewicht zu halten (Jacob et al., 2005). Verhaltensweisen im 41 2.3. Zwangsstörung 2.3.1. Definition Zwangsstörung und Abgrenzung zur zwanghaften Persönlichkeitsstörung Zwangsstörungen sind durch Zwangsgedanken und Zwangshandlungen gekennzeichnet. Zwangsgedanken sind nach DSM-IV-TR wiederkehrende und anhaltende Gedanken, Impulse oder Vorstellungen, die als unangemessen empfunden werden Zwangshandlungen und ausgeprägte Angst und Unbehagen sind wiederholte Verhaltensweisen oder hervorrufen. gedankliche Handlungen, zu denen sich die Person als Reaktion auf einen Zwangsgedanken oder auf Grund von streng zu befolgenden Regeln gezwungen fühlt. Die Verhaltensweisen dienen dazu, Unbehagen zu verhindern oder gefürchtete Situationen vorzubeugen. Dabei stehen diese in keinem realistischen Bezug zu dem, was sie zu verhindern versuchen (Saß et al., 1996). Zwangsstörungen weisen zumindest initial eine Symptomatik auf, die als Ich-dyston, fremd, irritierend und quälend erlebt wird. Zwanghafte Persönlichkeitsstörungen oder –akzentuierungen sind durch Ich-syntone, stabile und überdauernde Verhaltensmerkmale gekennzeichnet. Das Verhalten wird von den Betroffenen als sinnvoll erlebt (Möller et al., 2000). Bei zwanghaften Persönlichkeitsstörungen zeigt sich eine signifikant vermehrte Häufigkeit des Auftretens von Zwangserkrankungen, ohne dass ein stabiler Zusammenhang zwischen beiden Störungen anzunehmen wäre. In einer Patientengruppe mit Zwangsstörungen werden bei 71 % der Teilnehmer mäßige bis ausgeprägte prämorbide Merkmale einer Zwangspersönlichkeit nachgewiesen (Black et al., 1992). In einer Studie von Rasmussen und Tsuang erfüllen 55 % der Probanden mit Zwangsstörung zusätzlich die Kriterien Persönlichkeitsstörung (Rasmussen and Tsuang, 1986). einer zwanghaften 42 2.3.2. Serotoninhypothese der Zwangsstörung Zwangspatienten weisen Liquorkonzentration von im Vergleich zu Kontrollprobanden 5-Hydroxyindolessigsäure eine (5-HIAA) höhere auf, dem Hauptmetaboliten des Serotonins. Eine signifikante Korrelation zwischen Besserung der Zwangssymptome während der Behandlung mit Clomipramin und Abnahme der 5-HIAA-Konzentration im Liquor wird von Zaudig und Kollegen nachgewiesen (Zaudig et al., 1998). Stimulationstests mit dem partiellen Serotoninrezeptoragonisten Meta-ChlorophenylPiperazin (mCPP) führen bei Zwangskranken zur Symptomprogression, während bei gesunden Probanden keine Effekte erzielt werden (Zohar et al., 1987a; Hollander et al., 1992). Diese Provokation kann durch die Vorbehandlung mit dem Serotoninrezeptorantagonisten Metergolin oder durch die langfristige Applikation von Clomipromin blockiert werden (Pigott et al., 1991). Die Serotoninhypothese der Zwangsstörung wird durch empirische Befunde gestützt: Serotonerg wirksame Wiederaufnahmehemmer Antidepressiva (SSRI) und wie die Clomipramin selektiven zeigen eine Serotoninsignifikante Überlegenheit gegenüber überwiegend noradrenergen Antidepressiva in der Therapie von Zwangsstörungen (Zohar and Insel 1987b; Cartwright and Hollander 1998; Zohar et al., 2000a; Vaswani et al., 2003). 43 3. Fragestellung und Hypothesen der Arbeit Im praktischen Teil dieser Arbeit wurde die Genotypisierung bezüglich des 5-HT1A C(-1019)G Promotorpolymorphismus an einer Gruppe von 563 Patienten mit unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen entsprechend der Einteilung der DSM IVTR vorgenommen. Dieser Polymorphismus verändert die Rezeptorexpression und die serotonerge Aktivität (Lemonde et al., 2003). Eine Studie von Strobel und Mitarbeiter deutet darauf hin, dass sich der 5-HT1A C(-1019)G Promotorpolymorphismus auf Persönlichkeitsmerkmale auswirkt (Strobel et al., 2003). Der Polymorphismus könnte somit auch für die Ätiologie von Persönlichkeitsstörungen von Bedeutung sein. Deshalb wurden in dieser Studie verschiedene Persönlichkeitsstörungen und die zugrunde liegenden, mit Testverfahren ermittelten Persönlichkeitsfaktoren auf signifikante Assoziationen mit den 5-HT1A C(-1019)G Genotypen untersucht. Aus den dargelegten Befunden zum 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus und Serotonin lassen sich folgende Hypothesen ableiten: 3.1. Assoziation des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit angst- und depressionsbezogenen Verhaltensweisen Verschiedene Studien zeigen Assoziationen des untersuchten Polymorphismus mit Depression sowie Angsterkrankungen (Lemonde et al., 2003; Rothe et al., 2004). Studien zeigen, dass 5-HT1A-Rezeptor-Knockout-Mäuse im Vergleich zu Wildstämmen veränderte angst- und depressionsbezogene Verhaltensweisen aufweisen (Heisler et al., 1998; Parks et al., 1998; Ramboz et al., 1998). Verschiedene in das serotonerge System eingreifende Medikamente haben sich in der Therapie von Depression und Angsterkrankungen bewährt. Zwei Studien weisen auf eine Bedeutung des 5-HT1A C(-1019)G SNP auf die Pharmakokinetik der antidepressiven Therapie mit SSRIs hin (Serretti et al., 2004; Lemonde et al., 2004). 44 Eine Untersuchung an 284 gesunden Probanden weist Assoziationen des GGenotyps des C(-1019)G SNP mit dem NEO-Hauptfaktor Neurotizismus sowie dem TPQ-Faktor Harm Avoidance nach (Strobel et al., 2003). Ähnlich wie der G-Genotyp des Serotonintransporterpolymorphismus C(-1019)G 5-HTTLPR SNP geht mit das einer s-Allel des verminderten serotonergen Aktivität einher (Lesch et al., 1994; Lesch, 1997). Eine Studie an der gleichen Patientengruppe mit Persönlichkeitsstörungen wie in der vorliegenden Untersuchung kann eine Assoziation des s-Allels des 5-HTTLPR unter Patienten mit Cluster C-Persönlichkeitsstörungen mit den Faktoren Neurotizismus und Harm Avoidance nachweisen (Jacob et al., 2004). Aus diesen Vorbefunden leitet sich die Haupthypothese ab: • Zwischen dem G-Allel des 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus und angstund depressionsbezogenen Verhaltensmerkmalen, insbesondere mit dem NEO-Hauptfaktor Neurotizismus und dem TPQ-Faktor Harm Avoidance sowie mit den Cluster C- Persönlichkeitsstörungen besteht ein signifikanter Zusammenhang. 3.2. Assoziation des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit zwanghaften Verhaltensmerkmalen Die Serotoninhypothese der Zwangsstörung wird durch die Wirksamkeit serotonerger Antidepressiva in der Therapie der Zwangsstörung gestützt (Zohar et al., 2000a). Dimensionale Modelle gehen von einem Kontinuum zwischen zwanghaften Persönlichkeitsstörungen und Zwangsstörungen aus (Black et al., 1992). Daraus lässt sich folgende Hypothese ableiten: • Zwischen dem untersuchten 5-HT1A C(-1019)G SNP und zwanghaften Verhaltensmerkmalen bzw. der zwanghaften Persönlichkeitsstörung besteht eine signifikante Assoziation. 45 3.3. Assoziation des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit impulsiven Verhaltensmerkmalen/Cluster B Persönlichkeitsstörungen Neurochemische Studien deuten darauf hin, dass an der Regulation von Impulsivität, dem Kernsymptom der Cluster B Persönlichkeitsstörungen, vor allem das serotonerge System beteiligt ist (Higley et al., 1997; Westergaard et al., 1999; Lidberg et al., 2000). Daneben kann eine Assoziation eines Längenpolymorphismus im MAO A-Gen (MAO A-LPR) mit Cluster B-Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen werden (Jacob et al., 2005). Somit lässt sich folgende Hypothese formulieren. • Der 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus ist mit impulsiven Verhaltensmerkmalen bzw. Persönlichkeitsstörungen aus dem Cluster B assoziiert. 46 4. Patienten, Material und Methodik 4.1. Auswahl von Patienten An der Studie nehmen 563 nicht verwandte ambulante und stationäre Patienten (weiblich = 333, männlich = 230; Durchschnittsalter = 35.5 Jahre, SD = 12.7) der psychiatrischen Klinik und Poliklinik der Universität Würzburg teil. Einschlusskriterien sind das Vorliegen einer Persönlichkeitsstörung entsprechend den Kriterien der DSM-IV-TR, Alter von 18 bis 60 Jahren sowie eine schriftliche Einverständniserklärung. Ausschlusskriterien sind eine signifikante Veränderung des Gesundheitszustandes sowie die Diagnose einer Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Erkrankung. Studenten der Universität Dresden bilden die Kontrollgruppe (N = 281; weiblich = 209, männlich = 233; Durchschnittsalter = 22.4 Jahre; SD = 5.7). Alle Teilnehmer sind europäischen Ursprungs, bis auf sechs Probanden der Kontrollgruppe, die mindestens einen nicht europäischen Elternteil besaßen. Die Studie ist von der Ethikkommission der Universität Würzburg genehmigt und erfolgt nach den Empfehlungen der Deklaration von Helsinki. Das Einverständnis der Patienten erfolgt schriftlich auf Widerruf nach eingehender Aufklärung über Verfahrensweise und Zweck der Untersuchung. Für die Genotypisierung wird jedem Patienten zwei Röhrchen Blut abgenommen. Zur Bestimmung der Persönlichkeitsmerkmale der Studienteilnehmer werden die jeweils deutschen Versionen der Testverfahren „Tridimensional Personality Questionnaire“ (TPQ) sowie „Revised NEO Personality Inventory“ (NEO-PI-R) verwendet (Weyers et al., 1995; Ostendorf und Angleitner, 2003). Mit dem „Strukturierten Klinischen Interview für DSM-IV, Achse II“ (SKID-II; Wittchen et al., 1997) erfolgt die Diagnosestellung und Zuordnung der Persönlichkeitsstörung zu einem der Cluster A, B oder C entsprechend dem Klassifikationssystem DSM-IV-TR durch einen erfahrenen Psychiater. 47 4.2. Verwendete Materialien 4.2.1. Reagenzien Enzyme: Taq DNA Polymerase (5u/µl); Eurogentec, Seraing, Belgien BseGI (10u/µl); MBI Fermentas, St.Leon-Rot Oligonukleotide: Normal Primer: SNPR1A-nor (5´-GGCTGGACTGTTAGATGATAACG); Modifying Primer: SNPR1A-mod (5´-GGAAGAAGACCGAGTGTGTCAT); MWG-Biotech AG, Ebersberg Nukleotide: dNTP (100 mM; dGTP, dATP, dTTP, dCTP); Genecraft, Münster Chemikalien: Agarose; Biozym, Rockland, USA Bromphenolblau; Merck, Darmstadt 100 bp DNA-Leiter; Peqlab, Erlangen Ethanol; Baker, Deventer Holland Ethidiumbromid; Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Steinheim Ethylendiamintetraacetat (EDTA); Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Steinheim Glycerol; Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Steinheim Harnstoff; Roth, Karlsruhe Isopropanol; Merck, Darmstadt KCl; Applichem, Darmstadt MgCl2; Applichem, Darmstadt Natrium-Acetat (NaAc); Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Steinheim SDS; Applichem, Darmstadt 48 Sequenziermix aus dem „Big Dye Terminator Cycle Sequencing Ready Reaction Kit“; Applied Biosystems, Weiterstadt Sequenziergel Konzentrat; Roth, Karlsruhe Sequenziergel Verdünner; Roth, Karlsruhe Tris-Acetat, Tris-Borat, Tris-HCl; Merck, Darmstadt Mg-Acetat, K-Acetat, MBI Fermentas, St.Leon-Rot Tween 20; Applichem, Darmstadt Destilliertes Wasser; Merck, Darmstadt Puffer: Puffer Y+/Tango: 33 mM Tris-Acetat (pH 7,9); 10 mM Mg-Acetat; 66 mM K-Acetat; 0,1 mg/ml BSA PCR-Puffer : 500 mM KCl, 100 mM Tris-HCl, 0,25% Tween 20; 0,25 mg/ml BSA; 10 mM MgCl2 1 × TAE-Puffer: 40 mM Tris-Acetat, 1 mM EDTA (pH 8,0) TE-Puffer : 10 mM Tris-HCl, 1 mM EDTA (pH 8,0) Ladepuffer für native Gele : 0,25% Bromphenolblau, 0,25% Xylen Cyanol FF, 30% Glycerol in Wasser Sequenziergel Puffer Konzentrat: 50% Harnstoff, 1M Tris Borat, 20 mM EDTA (pH 8,3) Lysispuffer: 155 mM NH 4Cl, 10 mM KHCO 3, 0,1 mM EDTA Kernlysispuffer: 10 mM Tris-HCl (pH 8), 400 mM NaCl, 2 mM Na2EDTA-Puffer 4.2.2. Geräte Biometra T-Gradient Thermocycler; Biometra, Göttingen Sequenzierer: ABI PRISM 310 Genetic Analyser; Applied Biosystema, Foster City, USA Spannungsgerät: Power Supply; LKB, Bromma, Schweden Sequenziergerät: Base Ace Sequenzer; Stratagene, La Jolla CA, USA Ultraviolet Transilluminator : UVP, Upland CA, USA Chemie Doc; Hercules, USA 49 Tischzentrifuge Mikroliter; Hettich, Tuttlingen Zentrifuge Megafuge 1.OR; Heraeus Instruments GmbH, Osterode Waagen Toledo und PM 300; Mettler, Gießen Schüttelgerät; IKA-Labortechnik, Staufen Gelkammern, Kämme, Spacer, Spatel, Klammern; Peqlab, Erlangen Pipetten; Eppendorf, Hamburg 4.2.3. Verbrauchsmaterialien Fließpapier; Schleicher und Schüll, Dassel Haushaltsfolie; Wentus Kunststoff GmbH, Höxter Reaktionsgefäße: PCR Softtubes; Biozym, Oldendorf Safe Lock; Eppendorf, Hamburg Reaktionsgefäße zum Sequenzieren: Genetic Analyzer; Applied Biosystems, Foster City, USA Filterspitzen; Greiner Labortechnik, Frickenhausen 4.3. Die Labormethodik 4.3.1. Methodischer Überblick Zur Genotypisierung wird zunächst eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR) mit einem modifizierten Primer durchgeführt, wodurch im entsprechenden PCR-Produkt eine Schnittstelle für eine Restriktionsendonuklease in der SNP (single nucleotide polymorphism) Region geschaffen wird. So kann durch die folgenden Schritte Enzymverdau und elektrophoretische Auftrennung die Genotypisierung erfolgen. Die Sequenzierung jeder einzelnen DNA-Probe kann somit durch die beschriebene Vorgehensweise umgangen werden. 50 4.3.2. Polymerase-Kettenreaktion (PCR) Mittels der Polymerase-Kettenreaktion ist die gezielte Vervielfältigung einer spezifischen DNA-Sequenz möglich, deren Größe anschließend durch Auftragen auf ein Agarosegel sichtbar gemacht werden kann (Müller, 2001). Die Extraktion der genomischen DNA erfolgt aus frischem Blut der ausgewählten Patienten. Vor der Genotypisierung wird von den DNA-Proben mit destillierten Wasser (Merck) eine 1:10-Verdünnung angelegt. Durch PCR gelingt die Amplifikation von 163 Basenpaar (bp) langen, den 5-HT1A-1019 SNP enthaltende Fragmente (Position -1158 bis -996 der 5-HT1A-Promotorregion, ausgehend vom Translationsstartpunkt ATG). Da der 5-HT1A-1019 SNP keine Erkennungsstelle für Restriktionsendonukleasen bietet, wird ein modifizierter reverser Primer (SNPR1A-mod), der ein A-Nukleotid anstelle eines T-Nukleotids an Position -1019 besitzt, verwendet. So wird eine variable Restriktionsstelle, abhängig von der C- oder G-Variante an Position -1019, eingeführt. PCR-Ansatz Die PCR-Amplifikation wird in einem Gesamtvolumen von 21 µl durchgeführt, bestehend aus: 1 µl (25ng) genomische DNA 0,84 µl Desoxynukleotide 10 mM (ATP, CTP, TTP, Deaza-GTP) 2,1 µl Taq-Puffer (Gold Star Buffer 10X) 1,26 µl Magnesiumclorid 25 mM 0,84 µl Normal Primer (10µM) (SNPR1A-nor: 5´-GGCTGGACTGTTA GATGATAACG) 0,84 µl Modifying Primer (10µM) (SNPR1A-mod: 5´-GGAAGAAGACC GAGTGTGTCAT) 0,84 µl Taq-DNA-Polymerase (thermostabiles Enzym) 13,28 µl destilliertes Wasser (Merck) 51 PCR-Bedingungen Nach einem initialen Denaturierungsschritt der doppelsträngigen DNA von 5 Minuten bei 95°C, wird die PCR im Thermocycler (Temperaturwechselgerät) mit 38 Zyklen unter folgenden Bedingungen durchgeführt: 30 Sekunden Denaturierung bei 95°C, 40 Sekunden Primer-Annealing (Anlagerung der Primer) bei 59,5°C und 50 Sekunden Primer-Extension beim Temperaturoptimum für die DNA-Synthese durch die Taq-Polymerase von 72°C. Letztlich folgt ein finaler Syntheseschritt von 5 Minuten bei 72°C. 4.3.3. Enzymverdau (Digestion) und elektrophoretische Auftrennung Der Enzymverdau erfolgt mit einem Gesamtvolumen von 18 µl bestehend aus: 8-12 µl PCR-Produkt 0,15µl Enzym BseGI 10 u/µl (Restriktionsendonuklease) 1,8 µl Puffer Y +/Tango 10X 4,05-8,05µl destilliertes Wasser (zum Auffüllen auf 18 µl) Die Inkubation des Reaktionsansatzes wird 5 bis 6 Stunden bei 55°C durchgeführt. Letztlich erfolgt die Längenauftrennung der enzyminkubierten PCR-Produkte elektrophoretisch bei 120 bis 130 Volt in einem 5%igen Agarosegel. Die Zugabe von Ethidiumbromid macht die einzelnen Banden unter UV-Licht sichtbar, wobei ihre Länge durch Vergleich zu einem molekularen Größenstandart (DNA-Leiter) bestimmt wird. Nach dieser Methode wird die Genotypisierung an den 563 Proben von Patienten mit Persönlichkeitsstörungen vorgenommen. Die einzelnen Banden der jeweiligen PCRProdukte auf dem Elektrophoresegel werden unter dem UV-Transilluminator photografisch festgehalten. Abb. 6 zeigt exemplarisch ein solches als Grundlage zur Genotypisierung dienende Bandenmuster: Während die auf dem Elektrophoresegel kürzere Strecken laufenden Einzelbanden aus 163 Basenpaaren dem homozygoten CC-Genotyp repräsentieren, entsprechen die elektrophoretisch weiter laufenden, 146 52 Basenpaar langen PCR-Produkte der homozygoten GG-Variante. Der heterozygote Genotyp CG zeigt dementsprechend ein Doppelbandenmuster mit 146 und 163 Basenpaar langen PCR-Produkten. Abb. 7 : Exemplarische Darstellung des Bandenmusters nach elektrophoretischer Auftrennung der PCR-Produkte (nach dem Enzymverdau): Die Genotypen von links nach rechts lauten CG, GG, CG, GG, CC, CG, GG, CG, GG, CC. 4.3.4. Kontrollsequenzierung Zur Kontrolle werden jeweils zwei Produkte der homozygoten C- und G-Allele, sowie des heterozygoten Genotyps CG direkt sequenziert. Die dabei verwendete Methode ist die automatisierte Form des von Fred Sanger entwickelten enzymatischen Didesoxyverfahrens (Sanger et al., 1977). Dieses beruht auf der enzymatischen Herstellung eines DNA-Strangs, welcher zu der zu sequenzierenden DNA komplementär ist. Der spezifische Kettenabbruch an diesen DNA-Strängen erfolgt jeweils bei Einbau eines der vier Dideoxy-NucleositTriphosphate (ddNTP) in getrennten Reaktionsansätzen. Bei der automatisierten Form verwendet man nicht mehr radioaktiv markierte Nukleotide wie beim ursprünglichen Sanger-Verfahren, sondern arbeitet mit vier unterschiedlichen floureszierenden Farbstoffen. Dadurch ist es möglich die Reaktionsansätze in einer einzigen Spur durch das Sequenziergel laufen zu lassen. Dabei werden die 53 floureszierenden Farbstoffe durch einen Laserstrahl angeregt, wobei die dadurch ausgesendeten unterschiedlichen Wellenlängen von einer Photozelle registriert werden. Die mit diesen Verfahren analysierte DNA-Sequenz wird schließlich als Abfolge von Spitzen auf dem Computerbildschirm wiedergegeben (Nicholl, 1995; Gilman et al., 1993). Die Kontrollsequenzierung wird in folgenden Schritten durchgeführt: Die zu sequenzierenden PCR-Produkte, nach dem in Abschnitt 4.3.2. beschriebenen PCR-Protokoll erstellt, werden zunächst gereinigt. Daraufhin wird die Sequenzierreaktion folgendermaßen angesetzt: 4 µl Sequenziermix (Ready Reaction Premix 2,5X) 2 µl Sequenzierpuffer (BigDye Sequencing Buffer) 3,2 pmol Primer-DNA (SNPR1A-nor bzw. SNPR1A-mod) 2 µl Template (gereinigtes PCR-Produkt) 10 µl destilliertes Wasser (zum Auffüllen auf 20 µl) Nach einen initialen Denaturierungsschritt von 5 Minuten bei 96°C werden im Thermocycler 25 Zyklen mit folgender Abfolge durchlaufen: 10 Sekunden bei 96°C, 5 Sekunden bei 56°C und 4 Minuten bei 60°C. Daraufhin wird noch die DNA-Fällung vorgenommen. Diese erfolgt durch Mischen von 20 µl Probe mit 80 µl destillierten Wasser, 10 µl 3M Natriumacetat und 250 µl 96%iges Ethanol und anschließenden Zentrifugieren bei 13000 RPM und 4°C für 15 Minuten. Daraufhin wird der abzentrifugierten Template 250µl 75%iges Ethanol zugefügt und erneut 15 Minuten unter gleichen Bedingungen zentrifugiert. Nach darauf folgenden 30 minütigen Trocknen wird die Template unter Auflösen in 20 µl destillierten Wasser in die Sequenzierreaktionsgefäße überführt. Die Sequenzierung erfolgt abschließend wie oben beschrieben in einer automatischen DNASequenziermaschine. Mit dieser Methode werden zur Kontrolle exemplarisch jeweils die PCR-Produkte der unterschiedlichen Genotypen CC, CG und GG sequenziert. Durch diese direkte 54 Sequenzanalyse der durch PCR amplifizierten Genregion (Position -1158 bis -996 ausgehend vom Translationsstartpunkt ATG mit dem 5-HT1A SNP an Position 1019) können die Genotypisierungsergebnisse aus dem zuvor durchgeführten PCR/Enzymverdau-Verfahren bestätigt werden. 4.4. Statistische Methoden Die Untersuchung auf eine Assoziation erfolgt mittels Varianzanalyse (ANOVA), wobei die Stichprobe nach Vorhandensein (G+) bzw. Fehlen (G-) des G-Allels eingeteilt wird und der 5-HT1A-1019 SNP (G- vs. G+) als unabhängige Variable dient. Eine Hauptkomponentenanalyse erfolgt auf Grundlage der verwendeten Testverfahren durch Datenreduktion aus den 12 TPQ-Subskalen und 30 NEOFacetten. Dabei werden nach Parallelanalyse folgende sechs Faktoren extrahiert: Neurotizismus/Harm Avoidance, Impulsivität/Novelty Seeking, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit, Geselligkeit und Hartnäckigkeit/Leistungsstreben. Diese sechs Faktoren dienen als abhängige Variable. Die Patientenstichprobe mit verschiedenen Persönlichkeitsstörungen wird auf Unterschiede in den 5-HT1A C(-1019)G Genotyp- und Allelfrequenzen im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen untersucht. Weiter wird die Genotypverteilung des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit den Ergebnissen der Genotypisierung des Längenpolymorphismus des Serotonintransportergens 5-HTTLPR, die an der gleichen Kontroll- und Interaktionen verglichen. Patientengruppe vorgenommen wird, auf mögliche 55 55 5. Ergebnisse 5.1. Ergebnisse der Genotypisierung Bei den insgesamt 563 ermittelten Genotypen der Patientengruppe (N = 563) ergibt sich folgende Häufigkeitsverteilung: GG, N = 154 (27,4%); CC, N = 122 (21,6%) und CG, N = 287 (51,0%) (siehe Tabelle 4). Hieraus errechnet sich eine 5-HT1A-1019 SNP Allelfrequenz von 52,8% für das G-Allel (n = 595) und 47,2% für die C-Variante (n = 531). Für die unabhängige Variable Vorhandensein (G+) bzw. Fehlen (G-) des G-Allels beträgt N (G+) = 663 bzw. N (G-) = 182. Genotypen Häufigkeit N Prozent % GG 154 27,4 CG 287 51,0 CC 122 21,6 Gesamt 563 100 Tabelle 4: Genotypenverteilung der untersuchten Patientengruppe Bei der Kontrollgruppe (N = 284) zeigt sich folgende Häufigkeitsverteilung der Genotypen: GG, N = 83 (29,2%); CC, N = 59 (20,8%); CG, N = 142 (50,0%). Die entsprechende Allelfrequenz beträgt 54,2% für das G-Allel und 45,8 % für die CVariante (Strobel et al., 2003). Aus dem Vergleich mit den Genotyp- und Allelfrequenzen der Patientenstichprobe lassen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Kontroll- und Patientengruppe ableiten. Im Vergleich dazu unterscheidet sich die 5-HT1A-1019 SNP Genotypfrequenz der Kontrollgruppe aus Ontario in der Studie von Lemonde und Mitarbeitern signifikant: GG = 12%; CC = 37 %; CG = 51 % (Lemonde et al., 2003). Die Genotypverteilung des 5-HT1A-1019 SNP wird mit den Ergebnissen der Genotypisierung des Längenpolymorphismus des Serotonintransportergens 5- 56 HTTLPR, die an der gleichen Kontroll- und Patientengruppe vorgenommen wurde (Jacob et al., 2004), verglichen. Dabei lassen sich keine signifikanten Interaktionseffekte nachweisen. 5.2. Ergebnisse der statistischen Auswertung 5.2.1. Untersuchung auf Assoziation mit angst- und depressionsbezogenen Verhaltensweisen In dieser Studie werden Neurotizismus/Harm Avoidance auf Assoziationen mit dem G-Allel (G+ vs. G-) untersucht. Personen mit G-Allel (G+) erreichen in diesem Faktor einen Mittelwert von 0,016, wobei die Standardabweichung 1,001 beträgt. Versuchsteilnehmer ohne G-Allel (G-) zeigen bezüglich dieser abhängigen Variablen einen Mittelwert von -0,059 bei einer Standardabweichung von 0,979. Personen mit G-Allel versus ohne G-Allel unterscheiden sich somit in den Werten von Neurotizismus/Harm Avoidance nicht signifikant (siehe Tabelle 7). Auch in der weiteren statistischen Analyse (Tests der Zwischensubjekteffekte) lassen sich keine signifikanten Effekte nachweisen: Signifikanz = 0,364; F = 0,824; df = 1; Partielles Eta-Quadrat = 0,001 (siehe Tabelle 8). Des Weiteren zeigt sich auch keine signifikante Assoziation des untersuchten Polymorphismus zur Gesamtgruppe der Cluster C Persönlichkeitsstörungen: Anzahl N (G+) = 83; erwartete Anzahl N (G+) = 84,8; Anzahl N (G-) = 25; erwartete Anzahl N (G-) = 23,4 (siehe Tabelle 6). 5.2.2. Untersuchung auf Assoziation mit zwanghaften Verhaltensmerkmalen Ein signifikanter Effekt von 5-HT1A-1019 SNP (G+ vs. G-) auf den Faktor Hartnäckigkeit/Leistungsstreben kann für Patienten mit Cluster C-Diagnose (F1,102 = 5,91, p = 0,017) nachgewiesen werden: Patienten mit einer Persönlichkeitsstörung aus dem Cluster C, die kein G-Allel besitzen (N [G-] = 25; Mittelwert = -0,764; Standardabweichung s = 0,725), zeigen niedrigere Werte des Faktors 57 Hartnäckigkeit/Leistungsstreben als die Träger des G-Allels (N [G+] = 81; Mittelwert = -0,289; Standardabweichung s = 0,980; siehe Abb. 8 und Tabelle 5). Abb. 8 : Unter Patienten mit Cluster C-Diagnose niedrigere Werte in Hartnäckigkeit/ Leistungsstreben bei Personen ohne 5-HT1A-G-Allel (G-). 58 Genotyp Mittelwert Standardabweichung N G+ -0,289 0,980 81 G- -0,764 0,725 25 Gesamt -0,399 0,946 106 Tabelle 5: Mittelwert und Standardabweichung bezüglich des Faktors Hartnäckigkeit/ Leistungsstreben (abhängige Variable) bei Patienten mit ausschließlicher Cluster C-Diagnose (Aufteilung der 5-HT1A-Genotypen in G+ vs. G-). Um den dargelegten Effekt auf eine bestimmte Diagnosegruppe zurückführen zu können, werden Analysen separat für die einzelnen Cluster C- Persönlichkeitsstörungen durchgeführt. Dabei werden nur diejenigen Patienten, die eine einzige Diagnose erhalten berücksichtigt. In der Gruppe der Patienten ohne Diagnose selbstunsichere Persönlichkeitsstörung zeigt sich ein signifikanter Effekt von 5-HT1A-1019 SNP (G+ vs. G-) auf den Faktor Hartnäckigkeit/Leistungsstreben (p = 0,023), nicht aber in der Patientengruppe mit entsprechender Diagnose (p > 0,05). Der entsprechende signifikante Effekt lässt sich ebenso in der Patientengruppe ohne Diagnose dependente Persönlichkeitsstörung nachweisen (p = 0,050), während die Gruppe der Patienten mit entsprechender Diagnose zu klein (N = 5) für statistische Analysen ist. In der Patientengruppe ohne Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung lässt sich kein signifikanter Effekt von 5-HT1A1019 SNP auf den Faktor Hartnäckigkeit/Leistungstreben nachweisen (p > 0.05). Dagegen ist der Effekt in der Patientengruppe mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung hoch signifikant (p = 0,003). Somit zeigt sich, dass unter den Personen mit der Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung diejenigen ohne GAllel (N [G-] = 7) bedeutsam niedrigere Werte in den Faktoren Hartnäckigkeit/Leistungsstreben aufweisen als Träger des G-Allels (N [G+] = 25; F1,30 = 10,61, p = 0,003; siehe Abb. 9). 59 Abb. 9 : Unter Patienten mit ausschließlicher Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung niedrigere Werte in Hartnäckigkeit/ Leistungsstreben bei Personen ohne 5-HT1A G-Allel (G-). 5.2.3. Untersuchung auf Assoziation mit impulsiven Verhaltensmerkmalen/Cluster B Persönlichkeitsstörungen In der statistischen Auswertung wird der durch die Hauptkomponentenanalyse extrahierte Faktor Impulsivität/Novelty Seeking auf eine Assoziation mit dem C(1019)G-Polymorphismus untersucht. Personen mit G-Allel (G+) zeigen bezüglich dieses Faktors einen Mittelwert von -0,004, bei einer Standardabweichung von 0,991. Versuchsteilnehmer ohne G-Allel (G-) erreichen in diesem 60 Persönlichkeitsfaktor einen Mittelwert von -0,017, bei einer Standardabweichung von 1,032. Somit unterscheiden sich Personen mit G-Allel versus ohne G-Allel bezüglich der Werte des Faktors Impulsivität/Novelty Seeking nicht signifikant (siehe Tabelle 7). In der weiteren statistischen Analyse (Tests der Zwischensubjekteffekte) zeigen sich ebenfalls keine signifikanten Effekte: Signifikanz = 0,878; F = 0,024; df = 1; Partielles Eta-Quadrat = 0,000 (siehe Tabelle 8). Ferner kann keine Assoziation des Polymorphismus mit Cluster B Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen werden: Anzahl N (G+) = 248; erwartete Anzahl N (G+) = 254,5; Anzahl N (G-) = 76; erwartete Anzahl N (G-) = 69,5 (siehe Tabelle 6). G Anzahl Nur Nur Nur Kontroll Cluster Cluster Cluster Misch- - A- B- C- diagnos gruppe Diagnos Diagnos Diagnos en e e e 226 8 248 83 102 667 223,9 7,1 254,5 84,8 96,6 667 59 1 76 25 21 182 61,1 1,9 69,5 23,2 26,4 182 285 9 324 108 123 849 Gesamt + G Erwartete + Anzahl G- Anzahl G- Erwartete Anzahl Gesamt Tabelle 6: Häufigkeitsverteilung Persönlichkeitsstörungen x 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus (G+ versus G-): Kreuztabelle Clusterzugehörigkeit. 61 5.2.4. Untersuchung auf Assoziation mit den extrahierten Persönlichkeitsfaktoren Neben den bereits aufgeführten Persönlichkeitsfaktoren Neurotizismus/Harm Avoidance, Hartnäckigkeit/Leistungsstreben und Impulsivität/Novelty Seeking werden die Faktoren Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Geselligkeit auf eine Assoziation mit dem 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus untersucht. Dabei können keine signifikanten Effekte nachgewiesen werden (siehe Tabelle 7 und 8). Abhängige Genotyp Mittelwert Variable Standardab- N weichung Neurotizismus/ G+ 0,016 1,001 663 Harm G- -0,059 0,979 182 Avoidance Gesamt -0,0001 0,996 845 Impulsivität/ G+ -0,004 0,991 663 Novelty G- -0,017 1,032 182 Seeking Gesamt -0,007 0,999 845 Offenheit für G+ 0,029 1,000 663 Erfahrungen G- -0,039 1,013 182 Gesamt 0,015 1,003 845 G+ -0,003 0,992 663 G- 0,025 1,046 182 Gesamt 0,003 1,003 845 G+ 0,010 1,009 663 G- -0,038 0,997 182 Gesamt -0,0002 1,006 845 Hartnäckig- G+ 0,046 1,002 663 keit/ Leist- G- -0,141 0,993 182 ungsstreben Gesamt 0,006 1,002 845 Verträglichkeit Geselligkeit Tabelle 7: Untersuchung auf Assoziation des 5-HT1A G-Allels (G+ vs. G- als unabhängige Variable) mit den extrahierten Persönlichkeitsfaktoren (abhängige Variable): Mittelwert und Standardabweichung (deskriptive Statistiken). 62 Abhängige Variable Signifikanz F df Partielles EtaQuadrat Neurotizismus/Harm 0,364 0,824 1 0,001 Impulsivität/ Novelty Seeking 0,878 0,024 1 0,000 Offenheit für Erfahrungen 0,413 0,671 1 0,001 Verträglichkeit 0,741 0,109 1 0,000 Geselligkeit 0,565 0,331 1 0,000 Hartnäckigkeit/Leistungstreben 0,025 5,044 1 0,006 Avoidance Tabelle 8: Untersuchung auf Assoziation des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit den extrahierten Persönlichkeitsfaktoren: Tests der Zwischensubjekteffekte 63 6. Diskussion 6.1. Diskussion über die Ergebnisse der Genotypisierung Zwischen den Genotyp- und Allelfrequenzen der Patientengruppe mit der Diagnose Persönlichkeitsstörung und der Kontrollgruppe aus gesunden Probanden zeigen sich keine signifikanten Unterschiede. Sowohl Patienten- als auch Kontrollgruppe bestehen aus Teilnehmern europäischen Ursprungs. Dieses Ergebnis lässt sich somit mit dem QTL-Konzept vereinbaren, wonach es nur Gene für Verhaltensdimensionen und nicht für Persönlichkeitsstörungen gibt (Eley und Plomin, 1997). Bei einem Vergleich mit den Ergebnissen der Genotypisierung des Längenpolymorphismus des Serotonintransportergens 5-HTTLPR, die an der gleichen Kontroll- und Patientengruppe vorgenommen wurde (Jacob et al., 2004), können keine Interaktionseffekte nachgewiesen werden. Bisher sind noch keine Vergleichsstudien vorhanden, die Interaktionen zwischen 5-HTTLPR und 5-HT1APolymorphismus untersuchen. Zukünftige Vergleichsstudien mit anderen Polymorphismen in Kandidatengenen wie z. B. MAO A könnten Aufschluss über wichtige Geninteraktionseffekte des 5-HT1A C(-1019)G SNP erbringen. 6.2. Diskussion über die Ergebnisse der statistischen Auswertung 6.2.1. Diskussion über die Untersuchungsergebnisse einer Assoziation mit angst- und depressionsbezogenen Verhaltensweisen In der vorliegenden Untersuchung an einer Patientengruppe mit Persönlichkeitsstörungen kann unsere Haupthypothese, dass ein signifikanter Zusammenhang des 5-HT1A C(-1019)G SNP mit angst- und depressionsbezogenen Verhaltensmerkmalen besteht, nicht bestätigt werden. So können signifikante Assoziation des untersuchten Polymorphismus weder mit dem extrahierten Hauptfaktor Neurotizismus/Harm Avoidance noch den Cluster C- 64 Persönlichkeitsstörungen, die ähnliche Merkmale wie bestimmte Angsterkrankungen aufweisen, nachgewiesen werden. Die von uns aufgestellte Haupthypothese stützt sich auf verschiedene Vorbefunde: In der vorliegenden Untersuchung lässt sich der Befund der Studie an 281 gesunden Probanden, die eine Assoziation des G-Allels des 5-HT1A-1019 Polymorphismus mit dem NEO-Hauptfaktor Neurotizismus und dem TPQ-Faktor Harm Avoidance nachweisen kann, nicht bestätigen (Strobel et al., 2003). In dieser Studie von Strobel lässt sich der entsprechende Effekt auf die Neurotizismusfacetten Ängstlichkeit und Depression zurückführen. Dieses Ergebnis lässt sich in Einklang bringen mit Untersuchungen, in denen eine Assoziation des G-Allels mit Major Depression und Suizidalität bzw. Panikstörung mit der Begleitdiagnose Agoraphobie gezeigt werden kann (Lemonde et al., 2003; Rothe et al., 2004). Eine mögliche Erklärung, weshalb sich die Ergebnisse der Studie von Lemonde in der vorliegenden Arbeit nicht bestätigen lassen, kann in der unterschiedlichen Genotypenverteilung der untersuchten Populationen liegen: So unterscheidet sich unsere Kontrollgruppe aus deutschen Teilnehmern bezüglich der Genotypfrequenz signifikant von der Kontrollgruppe aus der Studie von Lemonde, die aus Teilnehmern aus der Gegend Ontario besteht. Zur Studie von Rothe und Kollegen ist anzumerken, dass in der Gesamtgruppe und der Patientengruppe mit Panikstörung ohne Begleitdiagnose, wie in der vorliegenden Studie, keine signifikanten Effekte nachgewiesen werden können. Daneben gibt es auch Studien in denen es, ähnlich wie in der vorliegenden Untersuchung, keine Assoziation des 5-HT1A Polymorphismus mit Depression, Suizidalität oder Panikstörung nachgewiesen werden (Huang et al., 2004; Arias et al., 2002). So sind weitere Studien mit großen Stichprobenzahlen an Patienten mit entsprechenden Diagnosen nötig, um über widersprüchlichen Effekte Klarheit zu schaffen. die beschriebenen zum Teil 65 6.2.2. Diskussion über die Untersuchungsergebnisse einer Assoziation mit zwanghaften Verhaltensmerkmalen In einer Untergruppe von Patienten mit der Cluster-C-Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung zeigt sich, dass entsprechende Patienten, die kein G-Allel besitzen bedeutsam niedrigere Werte in den Faktoren Hartnäckigkeit/Leistungsstreben aufweisen als Träger des G-Allels. Der aus TPQSubskalen und Leistungsstreben NEO-Facetten mit den extrahierte Unterfaktoren Hauptfaktor Aktivität, Hartnäckigkeit/ Selbstdisziplin und Pflichtbewusstsein lässt sich z. T. mit den Diagnosekriterien einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung in Verbindung bringen. Die Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung, das Krankheitsbild an dem sich die dargelegte Assoziation nachweisen lässt, zeigt häufig einen fließenden Übergang zur Achse-I-Diagnose Zwangsstörung. So besteht bei Patienten mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit zusätzlich eine Zwangsstörung zu entwickeln (Rasmussen and Tsunang, 1986; Black et al., 1992). Die Serotoninhypothese der Zwangsstörung stützt sich vor allem auf die signifikante Überlegenheit von serotonerg wirksamen Antidepressiva in der Behandlung von Zwangszuständen (Zohar and Insel., 1987b; Cartwright and Hollander 1998; Zohar et al., 2000a; Vaswani et al., 2003). Unsere Hypothese, dass zwischen dem 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus und zwanghaften Verhaltensmerkmalen bzw. der zwanghaften Persönlichkeitsstörung eine signifikante Assoziation besteht, kann somit möglicherweise zum Teil bestätigt werden. Jedoch könnte dabei auch ein falsch positiver Befund vorliegen: Der signifikante Effekt des Persönlichkeitsfaktors Hartnäckigkeit/Leistungsstreben lässt sich nur in der Patientensubpopulation mit der Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung, die mit 32 Patienten eine relativ geringe Stichprobenzahl aufweist (N = 32), nachweisen. Des Weiteren liegt noch keine Studie, die eine Patientengruppe mit der Diagnose Zwangsstörung auf eine Assoziation mit dem C(1019)G 5-HT1A-Polymorphismus untersucht, vor. Ein Vergleich zu einer Studie an einer entsprechenden Patientengruppe könnte in Zukunft dazu beitragen, die 66 Bedeutung des im Rahmen dieser Arbeit nachgewiesenen Effekts besser einordnen zu können. Sowohl bei den Krankheitsbildern Major Depression und Panikstörung als auch bei den Zwangsstörungen kommen therapeutisch die selektiven Serotonin- Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zum Einsatz. Zwei Studien weisen auf einen Einfluss des 5-HT1A C-(1019)G SNP auf die Pharmakokinetik bei der antidepressiven Behandlung mit SSRIs hin. So sprechen in der Studie von Serretti manisch-depressive Patienten mit dem homozygoten CC-Genotyp besser auf die Therapie mit Fluvoxamin an, als Patienten mit mindestens einem G-Allel (Serretti et al., 2004). In der Studie von Lemonde zeigt sich bei depressiven Patienten mit dem GG-Genotyp bezüglich des C-(1019)G SNP eine signifikant geringere Wirksamkeit der antidepressiven Therapie (Lemonde et al., 2004). Auf Grundlage dieser Befunde könnten Studien, die die therapeutische Ansprechrate von Patienten mit der Diagnose Zwangsstörung auf serotonerge Antidepressiva in Abhängigkeit vom 5HT1A 1019 SNP untersuchen, weitere Klarheit bringen. 6.2.3. Diskussion über die Untersuchungsergebnisse einer Assoziation mit impulsiven Verhaltensmerkmalen/Cluster B Persönlichkeitsstörungen In der vorliegenden Patientenstichprobe kann keine Assoziation des 5-HT1A-1019SNP mit impulsiven Verhaltensmerkmalen bzw. mit der Cluster B Diagnose nachgewiesen werden. Neurochemische Befunde deuten dagegen darauf hin, dass an der Regulation von Impulsivität, dem Kernsymptom der Cluster B Persönlichkeitsstörungen, vor allem das serotonerge System beteiligt ist (Higley et al., 1997; Westergaard et al., 1999; Lidberg et al., 2000). In einer Studie, die an der gleichen Patientenstichprobe wie die vorliegende Untersuchung durchgeführt wird, kann eine Assoziation des MAO A-Längenpolymorphismus (MAO A-LPR) mit Cluster B-Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen werden (Jacob et al., 2005). Dabei ist anzumerken, dass MAO A nicht nur ein Serotoninabbauenzym ist, sondern auch Dopamin und Norepinephrin verstoffwechselt. Somit könnten die in der Studie von Jacob und Mitarbeitern nachgewiesenen Effekte z. B. auch auf die Einflüsse des MAO A-LPR auf den Dopaminstoffwechsel beruhen. Dies wäre eine mögliche 67 Erklärung, weshalb sich diese Effekte in der vorliegenden Untersuchung des 5HT1A-Polymorphismus nicht bestätigen lassen. 6.2.4. Gesamtbewertung der Ergebnisse der statistischen Auswertung Verschiedene Befunde aus Studien, die den 5-HT1A-Polymorphismus auf eine Assoziation mit Verhaltensmerkmalen oder psychischen Erkrankungen untersuchen, können in der vorliegenden Untersuchung nicht bestätigt werden. Dies lässt sich vor allem dadurch erklären, dass neben dem direkten Einfluss des untersuchten Polymorphismus, die komplexen Wechselwirkungen mit Umweltfaktoren und den zahlreichen anderen Genvariationen Verhaltensmerkmalen und (kleine Geneffekte) bei der Ausbildung von psychischen Erkrankungen von entscheidender Bedeutung sind. Zukünftige Studien, die Interaktionseffekte des 5-HT1A 1019 SNP mit Umweltfaktoren und anderen Polymorphismen in Kandidatengenen weiter untersuchen, wären somit hilfreich. Ein möglicher Schwachpunkt der vorliegenden Untersuchung könnte in der Stichprobenauswahl liegen: Zum einen wird keine ausschließlich stationär behandelte Patientenpopulation untersucht, sondern auch ambulante Patienten werden in die Stichprobe aufgenommen. Daneben liegen bei 123 Patienten Mischdiagnosen ohne eindeutige Clusterzugehörigkeit vor. In zukünftigen Studien könnten somit Stichproben aus stationär behandelten Probanden sowie ausschließlich mit Diagnosen, die eine eindeutige Clusterzuordnung ermöglichen, eindeutigere Befunde erbringen. Des Weiteren können falsch negative Ergebnisse auf einer zu geringen Stichprobengröße, epigenetischen Faktoren oder auf Stratifikationseffekte in der untersuchten Population beruhen. Weitere umfangreiche Studien an unterschiedlichen Populationen wären somit nötig, um die bisherigen zum Teil widersprüchlichen Befunde besser beurteilen zu können. 68 7. Zusammenfassung und Ausblick 7.1. Zusammenfassung In der vorliegenden Untersuchung wird der funktionelle C-(1019)G-Polymorphismus in der 5-HT1A-Promotorgenregion auf signifikante Assoziationen an einer Gruppe von 563 Patienten mit unterschiedlichen Persönlichkeitsstörungen nach DSM-IV-TR untersucht. 281 Studenten der Universität Dresden bilden die Kontrollgruppe. In dieser Arbeit wird folgende Haupthypothese untersucht: Zwischen dem 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus und angst- und depressionsbezogenen Verhaltensmerkmalen sowie mit den Cluster C-Persönlichkeitsstörungen, die ähnliche Merkmale wie bestimmte Angsterkrankungen aufweisen liegt eine signifikante Assoziation vor. Die Hypothese leitet sich aus verschiedenen Vorbefunden ab: Studien weisen darauf hin, dass der 5-HT1A-C(-1019)G Polymorphismus mit Depression, Suizidalität und Angststörungen assoziiert ist (Lemonde et al., 2003; Rothe et al. 2004). Eine Untersuchung von Strobel an gesunden Probanden zeigt eine Assoziation des G-Genotyps des C(-1019)G SNP mit dem NEO-Hauptfaktor Neurotizismus sowie dem TPQ-Faktor Harm Avoidance. Der Effekt lässt sich dabei auf die Neurotizismusfacetten Ängstlichkeit und Depression zurückführen (Strobel et al., 2003). 5-HT1A-Rezeptor-Knockout-Mäuse weisen im Vergleich zu Wildstämmen veränderte angst- und depressionsbezogene Verhaltensmerkmale auf (Heisler et al., 1998; Parks et al., 1998; Ramboz et al., 1998). Verschiedene in das serotonerge System eingreifende Medikamente, insbesondere die selektiven Serotonin- Wiederaufnahmehemmer (SSRI), haben sich in der Therapie von Depression und Angsterkrankungen bewährt. Zwei Studien weisen ferner auf eine Bedeutung des 5-HT1A C(-1019)G SNP auf die Pharmakokinetik der antidepressiven Therapie mit SSRIs hin (Serretti et al., 2004; Lemonde et al., 2004). In der statistischen Auswertung der vorliegenden Arbeit kann jedoch weder ein signifikanter Effekt bezüglich der Faktoren Neurotizismus und Harm Avoidance noch bezüglich der Cluster C-Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen werden. Eine mögliche Erklärung, weshalb sich die Haupthypothese nicht bestätigt, könnten die 69 komplexen Interaktionen des untersuchten Polymorphismus mit anderen Genen und Umweltfaktoren sein. Des Weiteren könnten eine zu geringe Stichprobengröße, Schwachpunkte in der Stichprobenauswahl, epigenetische Faktoren oder Stratifikationseffekte in der untersuchten Population zu einem falsch negativen Ergebnis führen. Letztlich liegen auch andere Studien vor, die keine Assoziation des 5-HT1A Polymorphismus mit Depression, Suizidalität oder Panikstörung nachweisen (Huang et al., 2004; Arias et al., 2002). Zukünftige Studien könnten weiteren Aufschluss über diese z. T. widersprüchlichen Befunde bringen. Des Weiteren wird in der vorliegenden Untersuchung die Hypothese, dass zwischen dem 5-HT1A C(-1019)G Polymorphismus und zwanghaften Verhaltensmerkmalen bzw. der zwanghaften Persönlichkeitsstörung eine signifikante Assoziation besteht, formuliert. Folgende Befunde führen zu dieser Hypothese: Die Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung stellt eine häufige Komorbidität zur Achse-I-Diagnose Zwangsstörung dar (Rasmussen and Tsunang, 1986; Black et al., 1992). Die Serotoninhypothese der Zwangsstörung stützt sich vor allem auf die signifikante Überlegenheit von serotonerg wirksamen Antidepressiva in der Behandlung von Zwangszuständen (Zohar and Insel., 1987b; Cartwright and Hollander 1998; Zohar et al., 2000a; Vaswani et al., 2003). In einer Untergruppe von Patienten mit der Cluster C Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung zeigt sich, dass entsprechende Patienten, die kein G-Allel besitzen, signifikant niedrigere Werte in den Faktoren Hartnäckigkeit/ Leistungsstreben aufweisen, als Träger des G-Allels. Jedoch ist anzumerken, dass es sich u. a. aufgrund der geringen Stichprobenzahl der Patientensubpopulation mit der Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung (N = 32) möglicherweise auch um einen falsch positiven Befund handeln könnte. Bislang gibt es noch keine Vergleichsstudien, die den C(-1019)G 5-HT1A Polymorphismus an Patientengruppen mit der Diagnose zwanghafte Persönlichkeitsstörung oder Zwangsstörung untersuchen. Derartige Untersuchungen könnten dazu beitragen, die Bedeutung des im Rahmen dieser Arbeit nachgewiesenen Effekts besser einzuordnen zu können. Daneben wird in dieser Arbeit die Hypothese, dass eine Assoziation des 5-HT1A1019-SNP mit impulsiven Verhaltensmerkmalen bzw. mit Cluster B 70 Persönlichkeitsstörungen vorliegt, untersucht. Abgeleitet wird diese Hypothese zum einen aus neurochemischen Befunden, wonach an der Regulation von Impulsivität, dem Kernsymptom der Cluster B Persönlichkeitsstörungen, vor allem das serotonerge System beteiligt ist (Higley et al., 1997; Westergaard et al., 1999; Lidberg et al., 2000). Des Weiteren kann eine Assoziation des MAO ALängenpolymorphismus (MAO A-LPR) mit Cluster B-Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen werden (Jacob et al., 2005). In der statistischen Auswertung kann jedoch keine Assoziation mit Impulsivität oder Cluster B-Diagnosen nachgewiesen werden. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass die Befunde aus der Studie von Jacob und Mitarbeitern auf Einflüsse des MAO A-LPR auf den Stoffwechsel anderer Transmitter beruhen, da MAO A nicht ausschließlich als 5-HT Abbauenzym fungiert. 7.2. Ausblick Wie in der vorliegenden Arbeit dargelegt, gibt es verschiedene interessante Befunde aus Genetik und Neurobiologie zu den unterschiedlichen Persönlichkeitsdimensionen bzw. dem Krankheitsbild der Persönlichkeitsstörung. Jedoch ist bis heute noch keine große übergreifende Theorie erkennbar, die es uns erlaubt, die heterogenen Wissensbausteine in eine einheitliche Konzeption der Persönlichkeit(sstörung) zu integrieren. Das Konzept, der sog. Quantitative Trait Loci (QTL; Eley und Plomin, 1997) verdeutlicht, dass der zukünftige Erfolg der Persönlichkeitsgenetik abhängig ist von der Entdeckung der wichtigsten Polymorphismen in kodierenden und regulatorischen Regionen der zahlreichen Kandidatengenen und der Erkenntnis inwieweit sich diese untereinander beeinflussen. Die Entwicklung neuer effizienter Methoden in der Gentechnologie könnte diesen Prozess beschleunigen. Letztlich ist auch die Auswahl geeigneter Stichproben von Patienten bzw. Kontrollpersonen von großer Bedeutung: Dabei ist auf die Vermeidung von Stratifikationseffekte in den untersuchten Populationen und ausreichenden Stichprobengrößen zu achten. 71 Eine Betrachtungsweise, die Verhalten und Persönlichkeitseigenschaften in direkter Kausalität zu entsprechenden Genen sieht, kann der Wirklichkeit niemals gerecht werden und birgt zudem Gefahren wie Stigmatisierung und ungerechtfertigte Ängste im Zusammenhang mit Gentestverfahren. Bei der Ausbildung von Persönlichkeitsdimensionen bzw. –störungen müssen Umwelteinflüsse, die sowohl das soziale Umfeld in Form von Milieu, Familie, Erziehung, Bildung als auch bereits intrauterin beginnende Faktoren wie z. B. somatische Krankheiten oder äußere Noxen umfassen, berücksichtigt werden. Dabei ist zu beachten, dass nicht die Ursachentrennung zwischen genetischen und umweltbedingten Faktoren der Realität entspricht, sondern vielmehr deren permanente wechselseitige Beeinflussung (Lesch und Reif, 2002; 2003). Zukünftige Studien werden sich somit der Herausforderung eines Erklärungsversuches der komplexen Gen-Umwelt Interaktionen stellen müssen. Zum im Rahmen dieser Arbeit untersuchten C(-1019)G 5-HT1A Polymorphismus liegen bisher zum Teil widersprüchliche Ergebnisse vor. Somit wären weitere Studien sowohl an Patientengruppen mit Persönlichkeitsstörungen als auch mit der Diagnose einer anderen psychischen Erkrankung, zu denen häufig Komorbiditäten bestehen, als durchaus sinnvoll zu erachten. Auf diese Weise könnten Einzeleffekte, die beispielsweise auch an der vorliegenden Stichprobe nachgewiesen wurden, bestätigt bzw. im Rahmen eines Gesamtkonzeptes besser eingeordnet werden. Auch wenn einzelne Studienergebnisse „wie Tropfen auf den heißen Stein“ erscheinen, könnten sie durch die Verknüpfung mit anderen bekannten und bisher noch unbekannten Faktoren zu einem umfassenden Verständnis der komplexen psychischen Vorgänge im menschlichen Gehirn führen. Die Erkenntnis der genetischen Vulnerabilität für psychische Erkrankungen ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung neuer und möglicherweise auch kausal wirksamer Therapieverfahren in der Psychiatrie. Dieses Ziel sollte die Triebfeder für die zukünftige Forschung auf diesem Gebiet sein. 72 8. 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Lesch für die freundliche Überlassung des Themas, die Möglichkeit der Mitarbeit in seiner Arbeitsgruppe und die Begutachtung meiner Dissertation. Besonders bedanke ich mich bei meinen Betreuer Herrn OA Dr. med. C. P. Jacob für sein stetiges Engagement, die fachliche Betreuung und die kritische Beurteilung meiner Arbeit. Des Weiteren geht besonderer Dank an Frau Dr. L. Gutknecht und Frau G. Ortega für die kompetente Einarbeitung in die molekularbiologischen Arbeitsmethoden und Ihre freundliche Hilfe während meiner gesamten praktischen Arbeit im Labor. Insbesondere ohne deren Hilfe wäre die Durchführung der Arbeit nicht möglich gewesen. Auch alle weitere Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Lesch danke ich für Ihre freundliche Unterstützung und der stets angenehmen Arbeitsatmosphäre im Labor. Letztlich bedanke ich mich bei allen meinen Freunden und meiner Familie für Ihre Unterstützung und Hilfe während meines Studiums und darüber hinaus.