NR. 2 | JULI 2014 | www.labor-rothen.ch DIABETES Alles auf Zucker: Erfahren Sie alles rund um Diabetes in der Labormedizin. INTERVIEW Dr. med. Benno Weissenberger beantwortet Fragen aus dem Praxisalltag, die sich rund um die Patientenbetreuung ergeben. DIABETES MELLITUS LEIDEN UNTER ZUVIEL ZUCKER. IN DER MEDIZINISCHEN LABORANALYTIK NIMMT DIABETES IMMER EINEN GRÖSSEREN STELLENWERT EIN – MIT ZUNEHMENDEM TREND FÜR DIE ZUKUNFT. DESHALB MÖCHTEN WIR IM RAHMEN DER PATIENTENVERSORGUNG EINEN PROFESSIONELLEN ÜBERBLICK RUND UM DIE ANALYTISCHEN MÖGLICHKEITEN PRÄSENTIEREN. Facts Man schätzt, dass allein in der Schweiz gegen 500000 Personen an Diabetes erkrankt sind. 40000 davon sind Typ-1-Diabetiker. Weltweit beträgt die Prävalenz 8,3% oder 366 Millionen Menschen – und es wird mit einer Verdoppelung bis ins Jahr 2030 gerechnet. Labormedizin Obwohl unsere Arbeit sehr technischen und theoretischen Bahnen folgt, stehen auch bei uns die Patienten im Vordergrund. Es ist uns ein grosses Anliegen, nicht nur Resultate zu vermitteln, sondern auch immer wieder in den direkten Kontakt mit den Ärzten einzutreten, welche die Patienten behandeln. Nur in der Wechselwirkung und im Austausch können wir dazulernen und unsere Methoden allenfalls anpassen oder korrigieren. Gerade im vorliegenden Thema «Diabetes» ist es uns wichtig, im Dialog mit den medizinischen Fachkräften zu stehen, um den Patienten auch optimal unterstützen zu können. Deshalb wollen wir als Labor auch nicht endlos expandieren, sondern suchen bewusst die Nähe – zu Ihnen und Ihren Patienten. Bis zur Diagnosestellung eines Typ-2-Diabetes dauert es im Durchschnitt 7 Jahre; viele Diabetiker wissen also noch gar nicht, dass sie diese Krankheit haben oder einmal haben werden. In der Labordiagnostik helfen uns verschiedene Parameter für die Diagnosestellung und die Therapiekontrolle des Diabetes. Eine detaillierte Auflistung ist in der Tabelle dargestellt. Für die Diagnosestellung sind von den Fachgesellschaften für die Glukosebestimmung und den HbA1c -Test klare Kriterien definiert worden. Ergänzende Untersuchungen sind der orale Glukosetoleranztest nach WHO, der Glukosebelastungstest in der Schwangerschaft sowie die Bestimmung der Autoantikörper. Für die korrekte Beurteilung der Resultate ist es wichtig zu wissen, ob Glukose im Vollblut oder im Plasma/Serum gemessen wurde und ob die Untersuchung in nüchternem Zustand erfolgt ist. Auch zur Erfassung der Komplikationen und Folgeerkrankungen des Diabetes stellt das Labor grundlegende Informationen beispielsweise über den Fettstoffwechsel und die Nierenschädigung zur Verfügung. Manche Analysen stehen im Praxislabor als Point of Care Analysen zur Verfügung und können auf den Praxis-Laborgeräten mit ausreichender Qualität bestimmt werden. Dazu gehören die Glukosebestimmung, die HbA1c -Bestimmung und die Bestimmung des Albumins im Urin. Die Glukosebestimmung steht zusätzlich den Erkrankten zur Selbstkontrolle zur Verfügung. Andere Analysenverfahren wie die Bestimmung von Insulin, C-Peptid und den Autoantikörpern sind komplexer und werden in den Fachlaboratorien angeboten. Herausforderungen Nur durch enge Zusammenarbeit der Fachpersonen aus Klinik und Labor kann die Diabetes-Erkrankung optimal erfasst, begleitet und therapiert werden. Grosse Herausforderungen an die Prävention, Diagnostik und Therapie bietet die massive Zunahme der Erkrankung in der Bevölkerung, die lange Zeit zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnosestellung sowie die optimale Therapiebegleitung. Wünsche an das Labor wären hierin eine kontinuierliche vielleicht sogar transkutane Glukosemessung, die eine Insulinpumpe steuern könnte. Die Zuckerkrankheit, oder mit dem medizinischen Fachbegriff «Diabetes mellitus», ist in der sogenannten «zivilisierten» Welt auf dem Vormarsch. Bedingt durch falsche Ernährungs- und Trinkgewohnheiten oder auch dadurch, dass bei uns die Menschen immer älter werden. Auch wir als medizinisches Labor sind in diesem Bereich gefordert. Grund genug, uns bei «Diabetes mellitus» den Durchblick zu verschaffen. Mit den vorliegenden Rothen News zum Thema Diabetes mit dem Schwerpunkt HbA1c wollen wir die Möglichkeiten der Labormedizin aufzeigen und so einen Beitrag zur Verbesserung leisten. Claude Rothen Claude Rothen, Dr. med. MSc, Laborspezialist FAMH DAS ROTHEN Jean-Pierre Rothen, Dr. phil. II, Laborspezialist FAMH, befragt Dr. med. Benno Weissenberger, FMH Endokrinologie und Diabetologie, über den Praxisalltag mit Diabetes-Patienten und auf was eine Arztpraxis spezifisch im Umgang mit den Laborwerten beachten sollte. JPR HbA1c: IFCC oder NGSP? BW Die Angabe des HbA1c nach NGSP (%) ist ein errechneter Wert und nach IFCC (mmol/mol) ein gemessener Wert. An sich ist die Angabe beider Werte korrekt. Da man sich aber weltweit auf die Angabe nach IFCC geeinigt hat, sollte man diesen Wert verwenden. Dies ist aber gewöhnungsbedürftig, deshalb sollte in einer Übergangsphase die Angabe beider Werte erfolgen. Für den Patienten, welcher das HbA1c häufig mit dem Blutzucker verwechselt (Angaben in derselben Zahlengrösse, Bsp. HbA1c 7%, Blutzucker 7 mmol/l) ist dies eine Vereinfachung. Aber auch für das Betreuungsteam bedeutet der Wechsel eine Umstellung, da bei sämtlichen Studien und Behandlungsempfehlungen die Angabe des HbA1c immer noch in Prozent erfolgt. JPR Einige Kollegen berechnen aus dem HbA1cWert die mittlere Plasmaglukose. Besteht ein spezifischer Nutzen? BW Mit der Bestimmung des HbA1c können wir das Risiko des Patienten für das Auftreten von Spätkomplikationen abschätzen. Ferner kann anhand der Blutzuckerselbstmessung die Stabilität (Hypoglykämien, Hyperglykämien) des Blutzuckers beurteilt werden. Ich sehe den Nutzen der Angabe einer mittleren Plasmaglukose in der Plausibilitätsabschätzung, ob die Blutzuckerselbstmessungen korrekt durchgeführt worden sind. Eine erhebliche Diskrepanz lässt vermuten, dass die Blutzuckerselbstmessungen nicht korrekt durchgeführt worden sind (Adhärenz, Bestimmungen zur falschen Zeit, technischer Defekt beim Blutzuckermessgerät). JPR Gemäss einigen Studien gilt HbA1c auch als kardiovaskulärer Risikofaktor. Wird die Beurteilung der Werte dadurch beeinflusst? BW Es gibt neben den klassischen Risikofaktoren für Herzkreislauferkrankungen unzählige weitere Faktoren, welche aber meiner Meinung nach einen geringen klinischen Nutzen haben, da sie von untergeordneter Bedeutung oder nicht beeinflussbar sind. Deshalb sollte die Bestimmung des HbA1c ausschliesslich zur Diagnosestellung eines Diabetes mellitus oder als Risikofaktor für das Auftreten von diabetesbedingten Spätkomplikationen verwendet werden. JPR In welchen Fällen soll der orale Glukosetoleranztest eingesetzt werden? BW Der OGT kann nach wie vor (bei korrekter Durchführung) zur Diagnosestellung eines Diabetes mellitus dienen. Bei Nachweis eines IFG/IGT beim OGT liegt ein Prädiabetes vor. Den Einsatz sehe ich vor allem bei unklarer Interpretation beim Einsatz des HbA1c (Störfaktoren) und vor allem bei der Suche nach einem Gestationsdiabetes. Da dort sehr tiefe Blutzuckerwerte gelten und möglichst frühzeitig (vor Anstieg des HbA1c ) mit der Behandlung zu beginnen ist. JPR Welche Autoantikörper sollten zur Früherkennung eines Diabetes Typ 1 getestet werden? BW In einem ersten Schritt sollte zur Bestätigung eines T1DM und zur Differentialdiagnose von LADA/T2DM beim Erwachsenen zuerst GAD und bei Kindern IA-2 und IAA bestimmt werden. In unklaren Situationen können bei Erwachsenen und Kindern sämtliche Autoantikörper bestimmt werden. Das Auftreten der Autoantikörper ist je nach Dauer des T1DM und dem Alter des Patienten unterschiedlich. JPR In welchen Fällen soll eine Insulinresistenz mit dem HOMA-Index quantifiziert werden? BW Mit dem HOMA-Index kann die Insulinresistenz bestimmt werden. Sie kann bereits bei noch normalen Blutzuckerwerten erhöht sein. Bestimmt wird sie nach der Formel: Insulin (µU/ml) x Glukose (mmol/l) / 22.5. Für den Praxisalltag ist der HOMAIndex aber nicht von Bedeutung. JPR Welchen Patienten kann die Blutzuckerselbstbestimmung empfohlen werden? Auf was ist zu achten? BW Jedem Diabetes-Patienten soll die Blutzuckerselbstmessung angeboten werden. Für den Patienten ist es die Möglichkeit den Einfluss seines Lebensstils (Bewegung, Ernährung) auf den Blutzuckerverlauf zu beobachten, zu interpretieren und zu korrigieren. Er erhält damit die Möglichkeit seinen Diabetes besser zu behandeln. Bei T1DM und bei T2DM mit Basis-Bolus Therapie ist es eine Voraussetzung um die Menge (Korrektur, Faktor Kohlenhydrat) des Bolusinsulins zu bestimmen. Möglicherweise gefährliche Situationen können so dokumentiert und verhindert werden – zum Beispiel Hypoglykämien beim Autofahren. Die Messungen sollten korrekt und adäquat durchgeführt (Präanalytik/Zeitpunkt der Messungen) und von einer Diabetesfachberaterin dem Patienten vermittelt werden. JPR Besten Dank für das sehr aufschlussreiche Gespräch! Dr. med. Benno Weissenberger FMH Endokrinologie und Diabetologie / Innere Medizin Praxis Hardhof, Hardstrasse 111, 4052 Basel Dem Diabetes auf der Spur Rund um das Krankheitsbild bieten wir die folgenden Analysen an, um Diabetes früh zu erkennen oder zu bestätigen. Sehr gerne beraten wir Sie auch persönlich, damit wir Ihren Patienten ein optimales Analysepaket bereitstellen können. Fragen Sie uns an! Fragen zu Diabetes? Wenn Sie noch weitere Informationen rund um die Laboranalyse von Diabetes oder anderen Krankheitsbildern benötigen – zögern Sie nicht. Wir geben Ihnen gerne Auskunft: Claude Rothen Dr. med. MSc, Laborspezialist FAMH [email protected] Telefon 061 269 81 81 Analysen Analyse Referenzwert Präanalytik Glukose im Vollblut nüchtern < 5.1 mmol/l Grenzbereich bis 6.4 Nüchtern, NaF-Vacutainer Glukose im Plasma nüchtern < 5.6 mmol/l Grenzbereich 5.6 – 6.9 ≥ 7.0 Diabetes mellitus Nüchtern, NaF-Vacutainer Glukose postprandial/spontan < 7.8 Grenzbereich 7.8 – 11.1 ≥ 11.1 Diabetes mellitus NaF-Vacutainer Glukose-Toleranztest nach WHO (75g) nü < 5.6 mmol/l 2h < 7.8 mmol/l 7.8 bis 11.0 Prädiabetes ≥ 11.1 Diabetes mellitus NaF-Vacutainer Glukose-Toleranztest in der Schwangerschaft nü < 5.1 mmol/l 1h < 10 mmol/l 2h < 8.5 mmol/l NaF-Vacutainer HbA1c < 6.5% / < 47.5 mmol/mol Edta-Vacutainer Fruktosamin 200 – 285 mcmol/l Serum Insulin 2.6 – 24.9 mIU/l Serum C-Peptid 364 – 1655 pmol/l Serum tiefgefroren Inselzell-Ak (ICA) negativ Serum GAD65-Ak negativ Serum Tyrosinphosphatase-Ak (IA2-Ak) negativ Serum Insulin-Ak (IAA) negativ Serum Triglyceride < 1.7 mmol/l Serum Cholesterin < 5 mmol/l Serum Quotient <5 Berechnung LDL < 2.5 mmol/l Primärprävention < 1.8 mmol/l Sekundärprävention Serum HOMA-Index < 1 Index Grenzbereich 1.0 – 2.0 Berechnung Albumin im Urin negativ Spontanurin Ketonkörper im Urin negativ Spontanurin Glukose im Urin negativ Spontanurin Spalenzirkel MPA Am 5. Juni durften wir mit den Praxisassistentinnen aus unserem Kundenkreis einen spannenden Abend zum Thema «Work-Life Balance» erleben. Neben interessanten Referaten und angeregten Diskussionen blieb im schönen Garten der Mission 21 auch Raum zur aktiven Erholung – eben «Work-Life Balance»! MedGes und AeBL Kundendienst Prisca Schadock hat den Platz von Monika Giess übernommen und freut sich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen. Als Marketingspezialistin und Pharmaassistentin steht Sie Ihnen mit Rat und Tat zur Seite: Prisca Schadock Tel. 061 269 81 89 [email protected] Bakteriologie Die bakteriologische Abteilung unter Dr. med. Ingrid Steffen, Spezialistin für med. Mikrobiologie FAMH, hat Fahrt aufgenommen. Diese Dienstleistung ergänzt unser Analysenangebot optimal – lernen Sie uns bei Fragen persönlich kennen. Wir kommen Ihnen gerne entgegen. Dr. med. Ingrid Steffen Tel. 061 269 81 83 [email protected] Gemeinsame Jahrestagung der Ärztegesellschaften MedGes und AeBL. Unter dem Patronat der medizinischen Gesellschaft Basel Stadt und der Ärztegesellschaft Baselland unterstützen wir ebenfalls am 5. Juni 2014 die Tagung zum Thema «Patientenversorgung der Zukunft – Wie werden wir mit den Ressourcen des Gesundheitssystems umgehen?» Ein Thema das uns alle angeht und uns in der Zukunft noch weiter beschäftigen wird. Vom Spalentor nach Indien Dem Spalentorfest am Samstag, den 12. April 2014, zum Abschluss der Sanierung konnten wir uns natürlich nicht entziehen – immerhin haben wir das Tor in unserem Logo. Die freiwilligen Spenden, die wir für Speis und Trank von den Festbesuchern empfangen durften, überwiesen wir sehr gerne an unser Hilfsprojekt in Indien, wo wir diverse Spitalprojekte unterstützen.