Gymnasium am Waldhof Fachschaft Latein Warum Latein? Warum Latein? Ende der fünften Klasse steht die Entscheidung an, welche Fremdsprache in Klasse 6 neu gelernt werden soll. Für einige steht vielleicht schon sehr früh und sicher fest, welcher Sprache der Vorzug gegeben wird. Für alle noch nicht Entschlossenen möchten wir als Fachschaft Latein hier Entscheidungshilfen geben und über unser Fach informieren. Wer Latein in Klasse 6 wählt, kann in Klasse 8 Französisch als dritte Fremdsprache dazu nehmen. Wer sich in Klasse 6 für Französisch entscheidet, kann in Klasse 8 keine weitere Fremdsprache wählen, sondern nur ein anderes Angebot aus dem Differenzierungsbereich. Wozu soll Latein denn gut sein? Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn weder kann man damit im Urlaub eine ordentliche Mahlzeit bestellen noch wird man mit internationalen Geschäftspartnern in der Sprache der alten Römer plaudern. Aber dennoch gibt es viele Gründe, die für das Lernen von Latein auch und gerade an der Schwelle zum dritten Jahrtausend sprechen. 1. Latein wird in Studium und Beruf gebraucht. Das Latinum (Lateinunterricht von Klasse 6 bis Ende Klasse 10, Abschluss mit mindestens „ausreichend“) ist Voraussetzung für den Abschluss (besonders höheres Lehramt und Magister/Master; für Promotionen sowieso) in zahlreichen Studiengängen. Natürlich kann man das Latinum an der Universität auch nachholen, der Zeitaufwand dafür ist aber immens und die Durchfallquoten hoch. Das sollte nur eine Notlösung sein. Folgende Fächer erfordern in der Regel das Latinum oder nachgewiesene Lateinkenntnisse: Anglistik, Romanistik, Germanistik, Altphilologie, z.T. auch Slavistik, Orientalistik ... (Sprachwissenschaften allgemein) Geschichte Kunstgeschichte Musikwissenschaft Theologie Archäologie Pädagogik (nur an manchen Hochschulen) Philosophie (nur an manchen Hochschulen) (Die Studienbedingungen sind z. T. von Hochschule zu Hochschule verschieden und ändern sich auch schnell. Bei konkreten Berufsvorstellungen lohnt es sich, bei der gewünschten Universität/Hochschule nachzufragen.) © Gymnasium am Waldhof, Fachschaft Latein Stand Oktober 2011 1/5 Gymnasium am Waldhof Fachschaft Latein Warum Latein? In vielen anderen Studiengängen und Berufen geht man vorwiegend mit lateinischen Fachbegriffen und Wendungen um. Lateinkenntnisse sind somit nützlich bis unabdingbar und werden oft von den Dozenten vorausgesetzt. Sicher lernt man die Fachbegriffe nicht im Lateinunterricht, aber im Studium fällt es viel leichter Begriffe zu lernen, deren Ableitung, Bildung oder Herkunft man sich erklären kann. Dies gilt vor allem für die Studiengänge Medizin Veterinärmedizin Jura Pharmazie Biologie Alle diese Studienfächer legen übrigens nicht ohne Grund so großen Wert auf das Lateinische. Die Sprache ist auf vielen Gebieten von überaus großem Bildungswert und vermittelt wertvolles Basiswissen. Denn: 2. Latein ist die Muttersprache Europas Da sich die romanischen Sprachen aus Latein entwickelt haben, finden sich in ihrem Wortschatz unzählige Vokabeln, die direkt aus dem Lateinischen zu erschließen sind. Das erleichtert sowohl das Erlernen der romanischen Sprachen als auch das Verstehen z. B. von kleinen Zeitungstexten im Urlaub, wenn man die Sprache nicht gelernt hat. Außerdem wird im Lateinunterricht eine Basisgrammatik vermittelt, die nahezu alle Sprachen Europas nutzen. Beim Lernen weiterer Sprachen ist dieses Wissensfundament von unschätzbarem Wert. Im Unterricht wird die Verwandtschaft der romanischen Sprachen immer wieder angesprochen. Eine typische Übung aus dem Trainingsbuch zu Lektion 3 unseres Lehrbuches sieht z. B. so aus: Latein (familia) (amicus) (sol) (salutare) Französisch famille ami soleil saluer Italienisch famiglia amico sole salutare Spanisch familia amigo sol saludar Portugiesisch familia amigo sol saudar Rumänisch familie amic soare saluta © Gymnasium am Waldhof, Fachschaft Latein Stand Oktober 2011 Deutsch ? ? ? ? 2/5 Gymnasium am Waldhof Fachschaft Latein Warum Latein? Aber auch 50 - 60% des englischen Wortschatzes sind lateinischen Ursprungs. Das erleichtert das Vokabellernen im Lateinunterricht, weil die Schüler/innen ihren englischen Wortschatz einbringen (und so auch festigen) können. Später funktioniert es auch in die andere Richtung, weil viele schwierige Wörter der gehobenen englischen Fach- und Literatursprache aus dem Lateinischen verständlich werden. 3. Latein verhilft zu einem tieferen Verständnis differenzierteren Gebrauch der deutschen Sprache und Anders als im modernen Fremdsprachenunterricht geht es im Lateinunterricht nicht darum, sich möglichst bald in der Sprache ausdrücken zu können. Es steht die Übersetzung ins Deutsche im Mittelpunkt. Die Unterrichtssprache ist ebenfalls Deutsch. Deshalb ist Genauigkeit im Umgang mit der Muttersprache gefordert – auch wenn Deutsch vielleicht nicht die Muttersprache ist. Was Sprachstil ist, wird hier genauso erläutert wie regionale Sprachvorlieben. Der Wortschatz im Deutschen wird erweitert, wenn es um die treffendste Übersetzung geht und manche deutschsprachige Wendung versteht man erst im Lateinunterricht richtig. Darüber hinaus geht man im Lateinunterricht bereits früh mit Stilmitteln und ihren Wirkungen um. Das heißt, bereits im ersten Lernjahr lernen die Schüler/innen, Texte genau auf ihre Absichten hin zu untersuchen. Dieser sorgfältige und kritische Umgang mit Sprache und Texten kommt der Arbeit in allen Fächern zu Gute. Nicht zuletzt die Pisa-Studien haben schließlich gezeigt, dass mangelndes Textverständnis meist die Ursache schlechter Ergebnisse in allen Bereichen war. Technik Computer computare: ausrechnen Video videre: sehen Demonstration sozial Gesellschaft demonstrare: socius: zeigen der Kamerad Addition Mathematik addere: hinzufügen Multiplikation multiplicare: vervielfältigen Medizin Fraktur frangere: zerbrechen Kur cura: die Pflege Namen Beate beatus: glücklich Justus iustus: gerecht Politik Minister minister: der Diener Präsident praesidere: leiten Recht Jurist ius: das Recht legal lex: das Gesetz Dazu können viele Fremdund Fachwörter, die uns im Alltag begegnen, aus dem Lateinischen erschlossen werden. (Auch das funktioniert natürlich umgekehrt!) Noch interessanter wird das Erschließen natürlich bei Fremdwörtern, die uns gerade nicht so häufig begegnen! Die Begriffe der deutschen Grammatik entstammen dem Lateinischen. Immer wieder hört man von Schülern, aber auch Eltern oder auch Lehrern, dass sie die deutsche Grammatik erst im Lateinunterricht richtig erfasst haben. Das kann schon sein, denn dort wird die Grammatik als ein logisches System vorgeführt, ständig Sprachvergleich © Gymnasium am Waldhof, Fachschaft Latein Stand Oktober 2011 3/5 Gymnasium am Waldhof Fachschaft Latein Warum Latein? betrieben (auch mit Englisch und den romanischen Sprachen) und Sprache als ein – allerdings lebendiges, veränderliches und entwicklungsfähiges - System begreifbar gemacht. In Absprache mit der Fachschaft Deutsch werden am Gymnasium am Waldhof übrigens die für das erste Lateinlernjahr wichtigen grammatischen Kategorien bereits in der fünften Klasse im Deutschunterricht behandelt, so dass beide Fächer hier direkt ineinander greifen. 4. Kultur und Sprache der Römer sind die gemeinsame Grundlage Europas (und des gesamten Mittelmeerraums!) Latein war bis ins Mittelalter Verkehrssprache, blieb bis in frühe 20. Jahrhundert Sprache der Wissenschaft und bis heute die Sprache der Kirche. So sind wir in ganz Europa von Zeugnissen der lateinischen Sprache umgeben: Sprichwörter, Zitate, Namen, Inschriften … Sogar in Bielefeld – obwohl nicht übermäßig mit historischen Gebäuden gesegnet –finden sich am Alten Markt (und nicht nur dort) eine ganze Reihe lateinischer Inschriften an den Häusern, die Anlass zu einer Kurzexkursion im Lateinunterricht bieten. In ganz Europa ist unser Leben geprägt von unserem gemeinsamen antiken Erbe: Viele Gedichte, Romane, Gemälde, Skulpturen, Filme ... sind ohne Kenntnis der griechisch–römischen Antike nicht zu verstehen. Unser Rechtssystem baut auf dem römischen Recht auf. Unsere Begriffe der Staatstheorie, Philosophie, Architektur ... basieren auf den Grundlegungen der Antike. Dies und vieles mehr ist Thema im Lateinunterricht. Vor dem Hintergrund der antiken Wirklichkeit wird die eigene Gegenwart immer wieder thematisiert, hinterfragt, bewusst wahrgenommen. Die Schüler/innen lernen sich und ihre kulturelle Identität kennen, die sie mit Europa verbindet. © Gymnasium am Waldhof, Fachschaft Latein Stand Oktober 2011 4/5 Gymnasium am Waldhof Fachschaft Latein Warum Latein? 5. Latein schult wichtige lerntechnische Fähigkeiten Genauigkeit, Ruhe, Konzentration sind beim Übersetzen lateinischer Texte ganz wichtig. Diese Zeit nehmen wir uns im Unterricht. Hektik und Flüchtigkeit können hier nicht zum Erfolg führen, gefordert sind Stetigkeit und Ausdauer. Wort-Formen müssen in ihren Einzelteilen betrachtet und dann wieder in den Zusammenhang gestellt werden. Fremdartig wirkende Formulierungen müssen auf ihre Kernaussage gebracht werden …: kurz, ein stetiger Wechsel von analytischen und synthetischen Methoden bereitet auf wissenschaftliche Arbeitsweisen vor. Denken steht im Zentrum des Unterrichts und wird gefordert wie gefördert. 6. Latein macht Spaß In wenigen Fächern sind die Themen so vielfältig, und reichen von Beauty-Tipps bis zu wirkungsvollen Kampftechniken. Wer Rätsel mag und Puzzle, der kommt im Lateinunterricht sicher auf seine Kosten. Wer gern im Team arbeitet oder mit seinen Tischnachbarn, hat dazu reichlich Gelegenheit, denn das Unterrichtsgespräch (‚Frontaluntericht’) nimmt gegenüber solchen Arbeitsphasen den geringeren Teil ein. Und: Latein ist ein durchschaubares Fach! Wer das geforderte Lernpensum gewissenhaft erfüllt, kann fast sicher mit Erfolg rechnen. Fazit: Latein lohnt sich! Zum Schluss noch ein paar nützliche Adressen mit weiteren Informationen: www. altesprachen.de www. lateinforum.de www. lateinservice.de www. prolatein.de © Gymnasium am Waldhof, Fachschaft Latein Stand Oktober 2011 5/5