2. Ergebnisse Die Calponin-Gene sind in die Regulation der Zellmigration, der Proliferation und der Organentwicklung von Wirbeltierembryonen involviert. Hierfür sprechen ihre funktionellen Eigenschaften und ihre Expressionsmuster in sich entwickelnden Vertebraten (Samaha et al., 1996; Miano et al., 1996). Um die Funktion eines Genproduktes während der Entwicklung zu ergründen, sollten folgende Kriterien berücksichtigt werden. Zunächst muss das Expressionsmuster der Gene während der Entwicklung untersucht werden, dann gilt es, die biologische Aktivität der Proteine in vivo durch Funktionsgewinn- und verlustexperimente abzuklären (Slack, 2006). In der vorliegenden Arbeit wurden zwei weitere Calponin-Gene (Xclp1, Xclp3) aus dem afrikanischen Krallenfrosch Xenopus laevis kloniert. Es handelt sich dabei um das in anderen Vertebraten beschriebene Calponin 1 mit basischem Charakter und um das saure Calponin. Mit Hilfe einer mRNA-Detektionstechnik wurden die Expressionsmuster der drei Calponin-Gene (Xclp1, Xclp2 und Xclp3) während den Entwicklungsstadien des Frosches untersucht. Dazu diente die In Situ Hybridisierung (Sive et al, 2000), welche eine Methode zur Lokalisierung von Genaktivität im Embryo darstellt. Nach dem Färben wurden die Expressionsdomänen in Gewebeschnitten histologisch untersucht. Dadurch erhielt man detailliertere Informationen über die Aktivitätsmuster von Xclp1, Xclp2 und Xclp3. Die Expressionsmuster ließen eine Beteiligung der drei Calponinvarianten an den entscheidenden Entwicklungsprozessen des Embryos vermuten. Anschließende Funktionsgewinnexperimente dienten zur Aufklärung der Eigenschaften dieser Gene während der embryologischen Entwicklung von Xenopus laevis. Aufgrund der hoch konservierten Sequenzen könnten 35 die ermittelten Ergebnisse stellvertretend für die Funktionen der CalponinProteine in anderen Spezies stehen. 2.1. Klonierung von Xclp1 und Xclp3 aus Xenopus laevis Für die Klonierung von Genen mittels Polymerase-Kettenreaktion (PCR) sind Sequenzinformationen zur Synthese der spezifischen Oligonukleotide notwendig. Diese Sequenzinformationen können aus einer Genom- oder cDNA Datenbank stammen, die mit einer bekannten Sequenz (beispielsweise aus einer anderen Spezies wie Maus oder Mensch) verglichen werden. Da für Xenopus laevis kein Genomprojekt zur Verfügung stand und der Abgleich mit den gängigen cDNA Datenbanken zu keinem Erfolg führte, wurde eine sogenannte EST (Expressed Sequence Tag) Datenbank herangezogen. EST Datenbanken bestehen aus zufällig klonierten cDNA Sequenzen, die für zahlreiche Entwicklungsstadien existieren. Ziel hierbei ist es, möglichst die Gesamtheit aller exprimierten mRNAs zu einem bestimmten Zeitpunkt darzustellen. Aufgrund ihrer Herstellungsweise sind EST Sequenzen meist nicht vollständig und zeigen nur partielle Sequenzdaten einer mRNA auf. Ein Sequenzvergleich mit humanem Calponin h1 bzw. dem sauren Calponin ergab 4 bzw. 1 Xenopus laevis EST Sequenzen, die hohe Homologien aufwiesen. Zum Erhalt der codierenden Sequenzen von Xclp1 und Xclp3 wurden Polymerase-Kettenreaktionen mit den erzeugten sequenzspezifischen Oligonukleotiden und cDNA durchgeführt. Die als Matrize verwendete cDNA wurde aus der Gesamt-RNA von Xenopus laevis in den Schwanzknospenstadien (St.32, St.38 und St.42) transkribiert. Die codierenden Sequenzen wurden sequenziert. 36 2.1.1. Sequenzanalyse von Xclp1, 2 und 3 Der Grad der Aminosäurenhomologien zwischen den Vertebraten gibt einen Hinweis auf die Identität der untersuchten Proteinsequenz und darüber hinaus Hinweise auf eine mögliche Konservierung der Proteinfunktion. Mit den BLAST (Basic Local Alignment Search Tool) umfassenden Programmen wurden die translatierten Sequenzen von Xclp1, Xclp2 und Xclp3 mit Datenbankeinträgen von bereits identifizierten Calponinsequenzen von Mensch, Maus, Huhn und Fisch verglichen. Xclp1 mCalponin 1 hCalponin 1 -MYGHFNKGPAYGLSAEVKNKLAQKYDPLKEAELRQWIDGLTGRTIGNNFMDSLKDGIIL MSSAHFNRGPAYGLSAEVKNKLAQKYDHQREQELREWIEGVTGRRIGNNFMYGLKDGIIL MSSAHFNRGPAYGLSAEVKNKLAQKYDHQREQELREWIEGVTGRRIGNNFMDGLKDGIIL ::***:******************* :* *** **:*:***.******. ******* Xclp1 mCalponin 1 hCalponin 1 CELINKLQPGSVRKINEATQNWHKLENIGNFIKGIMQYGVKPHDIFEANDLFENTNLTQV CEFINKLQPGSVKKVNESTQNWHQLENIGNFIKAITKYGVKPHDIFEANDLFENTNHTQV CEFINKLQPGSVKKINESTQNWHQLENIGNFIKAITKYGVKPHDIFEANDLFENTNHTQV **:*********:*:** ***** *********:*. ******************* *** Xclp1 mCalponin 1 hCalponin 1 QCTLLALASVAKSKGARVDIGVKYADRQERRFNPDKLKEGRNIIGLQMGTNKFASQKGMT QSTLLALASMAKTKGNKVNVGVKYAEKQERRFEPEKLREGRNIIGLQMGTNKFASQQGMT QSTLLALASMAKTKGNKVNVGVKYAEKQERKFEPGKLREGRNIIGLQMGTNKFASQQGMT *:******* **:** :* :*****::***:* * **:****************** *** Xclp1 mCalponin 1 hCalponin 1 SYGTRRHLYDPKLANEQPMDQATISLQMGTNKGASQAGMTAPGTKRQIFDQKLGMEHCDS AYGTRRHLYDPKLGTDQPLDQATISLQMGTNKGASQAGMTAPGTKRQIFEPGLGMEHCDT AYGTRRHLYDPKLGTDQPLDQATISLQMGTNKGASQAGMTAPGTKRQIFEPGLGMEHCDT ************:::**:******************************: *******: Xclp1 mCalponin 1 hCalponin 1 QTVSLQMGSNKGASQHGMTVYGLPRQVYDSKYCNVPEFLMEGDEDGQYNNSHQYYNSE LNVSLQMGSNKGASQRGMTVYGLPRQVYDPKYCLNPEYPELS-EPTHNHHPHNYYNSLNVSLQMGSNKGASQRGMTVYGLPRQVYDPKYCLTPEYPELG-EPAHNHHAHNYYNS:*************:************* *** ** * :. *:**** 297 AS; 33,2kDa Abb.4 Vergleich der Aminosäurensequenz von Calponin 1 in Xenopus laevis, Mus musculus und Homo sapiens. Die übereinstimmenden Aminosäuren wurden grün und mit Stern gekennzeichnet. Die verschiedenen Aminosäuren mit chemisch ähnlichen Eigenschaften wurden mit einem Punkt, die Aminosäuren mit chemisch gleichen Eigenschaften mit zwei Punkten gekennzeichnet. Die funktionellen Domänen wurden farbig unterlegt. Die Calponin Homologie Domäne wurde grau, die erste Aktinbindedomäne hellblau und das Calponin ähnliche Wiederholungsmodul (ABD 2) gelb unterlegt. Benutzt wurde das Programm T-COFFEE,Version_1.41,http://www.ch.embnet.org/software/TCoffee.html. Xclp1 (Xenopus laevis); mCalponin 1 (Mus musculus) Acc. NP_034052, Vers. GI: 31560611; hCalponin 1 (Homo sapiens), basic smooth muscle Acc. AAH36307, Vers. GI: 33990056. Die Aminosäurenabfolgen der Calponin-Proteine sind zwischen den einzelnen Vertebraten sehr hoch konserviert. So beträgt die Homologie von Calponin 1 zwischen Xenopus laevis und Mensch 95%, Danio rerio 37 (Zebrabärbling) 80%, Mus musculus (Hausmaus) 95% und Coturnix coturnix (Wachtel) 93% (Tab.1; Abb.4). Protein: Calponin 1 Coturnix coturnix Danio rerio Mus musculus Homo sapiens Länge 292 331 330 329 identisch 222/292 (74 %) 200/331 (60 %) 282/330 (85 %) 285/329 (87 %) homolog 270/292 (93 %) 266/331 (80 %) 315/330 (95 %) 314/329 (95 %) Tab.1 Identität und Homologie der Aminosäurensequenz zwischen Xclp1 und den Calponin 1 anderer Vertebraten Die Werte wurden numerisch und prozentual dargestellt. Database: All non-redundant GenBank CDS, Translations+PDB+SwissProt+PIR+PRF (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST/Blast.cgi). Die Homologie von Calponin 2 zwischen Xenopus laevis und Homo sapiens liegt bei 86%, Danio rerio 89% und Mus musculus 89% (Tab.2; Abb.5). Xclp2 mCalponin 2 hCalponin 2 -MSSQFNKGPSYGLSAEVKNKLAQKYDPQKETELKVWIEEVTGMSIGPDFQKGLKDGVIL MSSTQFNKGPSYGLSAEVKNRLLSKYDPQKEAELRSWIEGLTGLSIGPDFQKGLKDGVIL MSSTQFNKGPSYGLSAEVKNRLLSKYDPQKEAELRTWIEGLTGLSIGPDFQKGLKDGTIL *:****************::::******* **: *** :**:*************.** Xclp2 mCalponin 2 hCalponin 2 CELMNKLRPRAIPKVNVSRQNWHQLENLSNFIKAMSLYGMKSVDLFEANDLFENGNMTQV CTLMNKLQPGSVPKINRSMQNWHQLENLSNFIKAMVSYGMNPVDLFEANDLFESGNMTQV CTLMNKLQPGSVPKINRSMQNWHQLENLSNFIKAMVSYGMNPVDLFEANDLFESGNMTQV *.***** * :**:* * **************** ***. ***********:****** Xclp2 mCalponin 2 hCalponin 2 QVSLLSLAGLAKTQGLQS-VDIGVKYSEKKERNFDDNTKKAGNCVIGLQMGTNKCASQSG QVSLLALAGKAKTKGLQSGVDIGVKYSEKQERNFDDATMKAGQCVIGLQMGTNKCASQSG QVSLLALAGKAKTKGLQSGVDIGVKYSEKQERNFDDATMKAGQCVIGLQMGTNKCASQSG ***** *** ***.**** ********** ****** * ***:***************** Xclp2 mCalponin 2 hCalponin 2 MTAYGTRRHLYDPKNTILPPMDHSTISLQMGSNKGASQVGMTAPGTRRHIYDTKSGTEKC MTAYGTRRHLYDPKNHILPPMDHCTISLQMGTNKCASQVGMTAPGTRRHIYDTKLGTDKC MTAYGTRRHLYDPKNHILPPMDHSTISLQMGTNKCASQVGMTAPGTRRHIYDTKLGIDKC ***************.*******:*******:** ******************* * :** Xclp2 mCalponin 2 hCalponin 2 DNSSMSLQMGYTQGANQSGQIFGLGRQIYDPKYCPTGNRDDLPHDENEQEQY----QQDF DNSSMSLQMGYTQGANQSGQVFGLGRQIYDPKYCPQGSAADGAPAGDGQ----GEAPEYL DNSSMSLQMGYTQGANQSGQVFGLGRQIYDPKYCPQGTVADGAPSGTGDCPDPGEVPEYP ********************:**************:*: *:: **: : Xclp2 mCalponin 2 hCalponin 2 --------AYCQEEAGY PYYQEEAGY :*:****** Abb.5 Vergleich der Aminosäurensequenzen des Calponin 2 von Xenopus laevis, Mus musculus und Homo sapiens Die übereinstimmenden Aminosäuren wurden grün und mit Stern gekennzeichnet. Die verschiedenen Aminosäuren mit chemisch ähnlichen Eigenschaften wurden mit einem Punkt, die Aminosäuren mit chemisch gleichen Eigenschaften mit zwei Punkten gekennzeichnet. Die funktionellen Domänen wurden farbig unterlegt. Die Calponin Homologie Domäne wurde grau, die erste Aktinbindedomäne hellblau und das Calponin ähnliche Wiederholungsmodul (ABD 2) gelb unterlegt. Benutzt wurde das Programm T-COFFEE, Version_1.41, 38 http://www.ch.embnet.org/software/TCoffee.html. Xclp2 (Xenopus laevis), mCalponin 2 (Mus musculus) Acc.NP_031751, Vers.GI: 6680952, hCalponin 2 (Homo sapiens) Acc. CAG46609, Vers. GI: 49456577. Protein: Calponin 2 Danio rerio Mus musculus Homo sapiens Länge 307 305 309 identisch 220/307 (72%) 240/305 (79%) 242/309 (78%) homolog 273/307 (89%) 270/305 (89%) 266/309 (86%) Tab.2 Identität und Homologie der Aminosäurensequenz zwischen Xclp2 und den Calponin 2 anderer Vertebraten Die Werte wurden numerisch und prozentual dargestellt. Database: All non-redundant GenBank CDS, Translations+PDB+SwissProt+PIR+PRF (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST/Blast.cgi). Die Homologie zwischen dem sauren Calponin 3 von Xenopus laevis und Homo sapiens beträgt 95%, Danio rerio 95%, Gallus gallus (Haushuhn) 96% und Mus musculus 95% (Tab.3; Abb.6). Xclp3 mCalponin ac hCalponin ac MANFNKGPAYGLSAEVKNKIAQKYDPQVEEDLRLWIEEVTGMIIGENFQQGLRDGVILCN MTHFNKGPSYGLSAEVKNKIASKYDQQAEEDLRNWIEEVTGLGIGTNFQLGLKDGIILCE MTHFNKGPSYGLSAEVKNKIASKYDHQAEEDLRNWIEEVTGMSIGPNFQLGLKDGIILCE * ***** ************:*** *:***** *******: ** *** **:**:***: Xclp3 mCalponin ac hCalponin ac LINKLQPGSIRKINEAKLNWHKLENIGNFIKSMQEYGMKPHDIFEANDLFENGNMTQVQT LINKLQPGSVKKVNESSLNWPQLENIGNFIKAIQAYGMKPHDIFEANDLFENGNMTQVQT LINKLQPGSVKKVNESSLNWPQLENIGNFIKAIQAYGMKPHDIFEANDLFENGNMTQVQT *********::*:** .*** .********* :: ************************* Xclp3 mCalponin ac hCalponin ac SLVSLAGLAKTKGFHTSVDIGVKYAEKQRRQFGDEKMKAGQSVIGLQMGTNKCASQAGMT TLVALAGLAKTKGFHTTIDIGVKYAEKQTRRFDEGKLKAGQSVIGLQMGTNKCASQAGMT TLVALAGLAKTKGFHTTIDIGVKYAEKQTRRFDEGKLKAGQSVIGLQMGTNKCASQAGMT :** ************::**********.*.* : *:*********************** Xclp3 mCalponin ac hCalponin ac AYGTRRHLYDPKMRTDKPFDQTTISLQMGTNKGASQAGMPAPGTRRDIYDQKAVSQPADN AYGTRRHLYDPKMQTDKPFDQTTISLQMGTNKGASQAGMLAPGTRRDIYDQKLTLQPVDN AYGTRRHLYDPKMQTDKPFDQTTISLQMGTNKGASQAGMLAPGTRRDIYDQKLTLQPVDN *************.*************************:************: **:** Xclp3 mCalponin ac hCalponin ac STISLQMGTNKVASQKGMSVYGLGRQVYDPKYCAAPTEPIIHNGSQGTGTNGSEISDSDY STISLQMGTNKVASQKGMSVYGLGRQVYDPKYCAAPTEPVIHNGSQGTGTNGSEISDSDY STISLQMGTNKVASQKGMSVYGLGRQVYDPKYCAAPTEPVIHNGSQGTGTNGSEISDSDY ***************************************:******************** Xclp3 mCalponin ac hCalponin ac QAEYPDEYQGEYPDDYPRDYHGQYSDQGIDYLEI QAEYPDEYHGEYPDDYPREYQYG-DDQGIDY--QAEYPDEYHGEYQDDYPRDYQY--SDQGIDY--********.*** *****:*. .****** Abb.6 Vergleich der Aminosäurensequenzen des sauren Calponin in Xenopus laevis, Mus musculus und Homo sapiens Die übereinstimmenden Amiosäuren wurden grün und mit Stern gekennzeichnet. Die verschiedenen Aminosäuren mit chemisch ähnlichen Eigenschaften wurden mit einem Punkt, die Aminosäuren mit chemisch gleichen Eigenschaften mit zwei Punkten gekennzeichnet. Die funktionellen Domänen wurden farbig unterlegt. Die Calponin Homologie Domäne wurde grau, die erste Aktinbindedomäne hellblau und das Calponin ähnliche Wiederholungs Modul (ABD 2) gelb unterlegt. Benutzt wurde das Programm T-COFFEE Version_1.41,http://www.ch.embnet.org/software/T-COFFEE.html. 39 Xclp3 (Xenopus laevis), mCalponin acidic (Mus musculus) Acc.NP_082320, Vers. GI: 21312564, hCalponin acidic (Homo sapiens) Acc.CAG46646, Vers. GI: 49456651. Protein: saures Calponin Gallus gallus Danio rerio Mus musculus Homo sapiens Länge identisch homolog 331 329 330 329 289/331 (87 %) 271/329 (82 %) 282/330 (85 %) 285/329 (87 %) 317/331 (96 %) 313/329 (95 %) 315/330 (95 %) 311/329 (95 %) Tab.3 Übereinstimmung und daraus resultierende Homologie zwischen Xclp3 und saurem Calponin anderer Vertebraten Die Werte wurden numerisch und prozentual dargestellt. Database: All non-redundant GenBank CDS Translations+PDB+SwissProt+PIR+PRF,(http://www.ncbi.nlm.nih.gov/BLAST/Blast.cgi). Die sehr hohe evolutive Konservierung der drei Calponin-Proteine innerhalb der verschiedenen Vertebraten lässt vermuten, dass diese Proteine an wesentlichen funktionellen Prozessen der sich entwickelnden Organismen beteiligt sind. 2.2. Untersuchung der genetischen Aktivitätsmuster von Xclp1, Xclp2 und Xclp3 in frühen Entwicklungsstadien von Xenopus laevis Um die Rolle der drei Calponin-Gene während der Embryonalentwicklung zu untersuchen, wurden die zeitlichen und räumlichen Aktivitätsmuster in Xenopus laevis Embryonen verschiedener Entwicklungsstadien detailliert untersucht. 2.2.1. Xclp1 Mit der RT (Reverse Transkriptase)-PCR Methode konnten geringe Mengen an maternaler Xclp1 mRNA während den Furchungsstadien nachgewiesen werden (nicht gezeigt). Durch Expressionsanalysen in anderen Vertebraten gilt Calponin h1 als prominenter Marker der differenzierten glatten Muskelzellen. Da die 40 Expression von Calponin h1 in den glatten Muskelzellen während deren Entwicklung und Differenzierung zunimmt, wird ihm außerdem eine Rolle bei der funktionellen Reifung der Muskel-Myofilamente in diesen Zellen zugesprochen (Draeger et al., 1991; Gimona et al., 1992). Abb.7 Xclp1 mRNA Expression während der Embryonalentwicklung In Situ Hybridisierung mit einer Sonde gegen Xclp1 in Embryonen verschiedener Entwicklungsstadien. Die Embryonen sind in links lateraler Ansicht gezeigt (A, B, C). Die Lage der Transversalschnitte sind angedeutet. Um Artefaktfärbung zu vermeiden, wurde bei den späten Kaulquappenstadien der Bauchraum geöffnet. Mit Hilfe von Anti-Sinn RNA konnte Xclp1 in der Lungenanlage von Xenopus laevis nachgewiesen werden. Im Schwanzknospenstadium St.37, wird Xclp1 mRNA in den Mesenchymzellen des dorsalen splanchnischen Mesoderms (A, dsM, gelbe Pfeilspitze) exprimiert. Diese Zellen differenzieren sich in der weiteren Entwicklung zu den die Lungen umgebenden glatten Muskelzellen und stellen somit die Lungenanlage dar. In den Folgestadien St.42 bzw. St.45 wurde die Expression von Xclp1 mRNA in den Glattmuskelzellen der Lungenknospen (LK) und des Intestinaltraktes (B, C, blaue Pfeilspitze) gezeigt. Auch im Frosch konnte Xclp1 mRNA in den Zellen der sich entwickelnden glatten Muskulatur nachgewiesen werden (Abb.7). 41 Im Kaulquappenstadium (St.42), dem 3 Tage alten Embryo, exprimierten die Mesenchymzellen des sich entwickelnden Intestinaltraktes erstmals Xclp1 mRNA (Abb.7, B). Diese vom Mesoderm stammenden Zellen des Darmes zeigen neben den Zellen des Entoderms zunächst nur wenig Differenzierung. Tatsächlich erscheinen in diesem Entwicklungsstadium erste Myoblasten außerhalb des intestinalen Epitheliums, die sich in glatte Muskelzellen differenzieren (Nieuwkoop and Faber, 1967). Die glatte Muskulatur des Darmes im Kaulquappenstadium von Xenopus laevis besteht dann letztlich nur aus einer einzelnen sehr dünnen Zellschicht (Kordylewski, 1983; Chalmers und Slack, 1998). Ein an Intensität zunehmendes Xclp1 Signal lässt sich schließlich in den sich differenzierenden zirkulär orientierten Glattmuskelzellen des Darmes der 5 Tage alten Xenopus Kaulquappe erkennen (Abb.7, C). Diese innere zirkulär orientierte Muskelschicht wird früher gebildet als die äußere longitudinal orientierte Schicht (Nieuwkoop and Faber, 1967). Die Expression von Xclp1 nimmt mit dem Differenzierungsgrad der glatten Muskelzellen, welche die verschiedenen Abschnitte des Verdauungstraktes wie den Oesophagus, den Magen, den Dünn- und Dickdarm umgeben, zu (nicht gezeigt). In den Froschembryonen konnte außer diesem prominenten Aktivitätsmuster eine weitere interessante Expressionsdomäne festgestellt werden. Neben den Zellen des Intestinaltraktes konnte Xclp1 Aktivität auch in den Zellen des sich entwickelnden Respirationstraktes nachgewiesen werden. Im Schwanzknospenstadium (St.37) erfolgte die Xclp1 Transkription erstmals in den Zellen des splanchnischen Seitenplattenmesoderms (Abb.7, A). Dies gilt als Vorläufergewebe der später den Respirationstrakt umgebenden glatten Muskelzellen. In der Kaulquappe handelt es sich dabei zunächst um sogenannte Lungenknospen, die sich bilateral entwickeln. Der Frosch selbst besitzt erst nach der Metamorphose eine funktionsfähige Lunge. Im Stadium 42 wurde Xclp1 mRNA in den 42 differenzierenden glatten Muskelzellen dieser Lungenknospen gezeigt. Die tubulären Lungenknospen erstrecken sich nun als abgeschlossenes System auf beiden Seiten des Darmes nach caudal (Abb.7, B). Die Expression von Xclp1 mRNA in den Glattmuskelzellen der Lungenknospen blieb auch im späten Kaulquappenstadium bestehen. So wurde im Stadium 45, dem 5 Tage alten Embryo, positives Xclp1 Signal in den funktionsfähigen glatten Muskelzellen der jetzt dorsoventral zusammengepressten Lungenknospen nachgewiesen, die auf beiden Seiten des Oesophagus und des Magens in den dorsalen Bereich der Abdominalhöhle ragen (Abb.7, C). 2.2.2. Xclp2 Bereits im Rahmen meiner Diplomarbeit wurden Entwicklungsstadien der späten Neurulation (St.19) und des Schwanzknospenstadiums (St.33) auf Transkription von Xclp2 hin untersucht. Damals galt es zu prüfen, ob Calponin als mögliches Zielgen von Pitx2 regulatorisch die asymmetrische Organogenese von Herz oder Darm beeinflussen kann. Deshalb wurde die Aktivität von Xclp2 während der Entwicklung des Herzens und des Darmes untersucht. Die damaligen Analysen zeigten, dass Xclp2 dafür nicht in Frage kam. Da die Funktion von Xclp2 weiterhin unklar war, wurde in dieser Arbeit die Fragestellung breiter angelegt. Weitergehende detaillierte Überprüfungen ergaben zusätzliche Expressionsmuster von Xclp2 im sich entwickelnden Embryo. Durch die Nutzung eines verbesserten Protokolls für die In Situ Hybridisierung (Uyen Tran et al., 2003) konnten die bereits beschriebenen, wie auch neue Xclp2 Expressionsmuster beobachtet werden. 43 Abb.8 Xclp2 mRNA Expression während den embryonalen Entwicklungsstadien von Xenopus laevis. Definierte Stadien nach einer In Situ Hybridisierung mit Xclp2 Anti-Sinn RNA in caudaler (A, B) und in links lateraler Ansicht (C, D). Die Positionen der Sagittal- (A´) und Transversalschnitte wurden schematisch dargestellt (B´, C´, D´). Während der Gastrulation wurde Xclp2 mRNA im zukünftigen neuralen (eN, rote Pfeilspitze) und epidermalen (eE, rosa Pfeilspitze) Ektoderm, im zukünftigen Mesoderm und Entoderm vor deren Invagination exprimiert (A´, St.12, Sagittalschnitt). Die über die Urmundlippe in das Innere des Embryos involutierten Zellen verloren ihre Xclp2 mRNA Expression (A´´, Ausschnittsvergrößerung, weiße Pfeilspitze). 44 Nach abgeschlossener Neurulation St.21 bzw. St.24 fand sich Xclp2 mRNA in den migrierenden Neuralleistenzellen (rote Pfeilspitzen) des cranialen Bereiches (B, B´, C, C´) und des Rumpfes (B, B´´, C, C´´). Im frühen Schwanzknospenstadium St.24 (C) wanderten die Xclp2 mRNA positiven mandibularen (mNLZ), hyoidalen (hNLZ) cranialen Neuralleistenzellen nach ventral. Weiter posterior migrierten die Xclp2 mRNA exprimierenden Neuralleistenzellen des Rumpfes (rNLZ) lateral zwischen den Somiten und der Epidermis. Im Gegensatz zu früheren Entwicklungsstadien exprimierten nun die Zellen der Herzanlage, die sich simultan auf beiden Seiten des Embryos in Richtung der ventralen Mittellinie bewegten und dort fusionierten Xclp2 mRNA (C´´, Transversalschnitt durch die Herzregion, grüne Pfeilspitze). Die Expression in den Zellen der Chorda dorsalis (Chd) fand sich bis zum Stadium 24 (B´, B´´, C´, C´´, gelbe Pfeilspitzen). Im fortgeschrittenen Schwanzknospenstadium erschien erstmals Xclp2 mRNA Transkription in den Zellen des sich nach caudal bis zur Kloake erstreckenen Pronephrosganges (Pg) und in den Pronephrostubuli (Pt) (D, D´, blaue Pfeilspitzen). Xclp2 mRNA fand sich erstmals in Blastulastadien in der animalen Region (nicht gezeigt). Diese mRNA war zum Zeitpunkt des MidblastulaÜbergangs entstanden, dem Moment indem das zygotische Genom erstmals transkribiert werden kann. Eine maternale Transkription während der Eireifung konnte durch die Abwesenheit eines Xclp2 Signals ausgeschlossen werden (nicht gezeigt). Nach Beginn der embryonalen Transkription während der Blastulastadien fand sich Xclp2 mRNA in den animalen Zellen des epidermalen Ektoderms und des Neuroektoderms des gastrulierenden Embryos (St.10,5 nicht gezeigt und St.12, Abb.8, A). Auch die dorsalen und ventralen mesodermalen Zellen der Randzone wiesen positives Xclp2 Signal auf. Diese Zellen, die zur Bildung der entodermalen und mesodermalen Organstrukturen beitragen, werden in das Innere des gastrulierenden Embryos verlagert. Nach dieser Verlagerung verloren die Zellen ihr Xclp2 Signal und unterlagen einem epithelial-mesenchymalen Übergang (Abb.8, A´´). Dabei kommt es zur Veränderung der Polarität, des Adhäsionsverhaltens und der Zellgestalt. Zudem wirken bei der Involution weitere Kräfte. Eine davon ist die aktive Migration der mesodermalen Zellen auf der Basallamina unterhalb des späteren Ektoderms. Eine weitere Kraft ist die konvergente Migration der Zellen des Epithels (Bray, 2001). 45 Nach Abschluss der Neurulation fanden sich Xclp2 Transkripte in den einzeln wandernden mesenchymalen cranialen und caudalen Neuralleistenzellen (NLZ) des Embryos St.21 (Abb.8, B). Die NLZ werden im embryonalen Ektoderm in den lateralen und dorsalen Regionen der Grenze zwischen Neuralplatte und dem nicht neuralen Ektoderm, der späteren Epidermis spezifiziert. Die Zellen können das Neuralrohr nicht verlassen, solange sie noch fest miteinander verbunden sind. Nach der Induktion beschreiben die NLZ einen epithelial-mesenchymalen Übergang und erlangen die für die Migration notwendigen Fähigkeiten, d.h. sie verlieren die Adhäsion an das sie umgebende Neuroepithelium und verstärken gleichzeitig die Adhäsion an die extrazelluläre Matrix der Migrationswege. Die cranialen Neuralleistenzellen beginnen kurz vor dem Neuralrohrschluss nach ventral zu wandern (Abb.8, B´). Diese cranialen Neuralleistenzellen emigrieren entlang der visceralen Bögen (Schlundbögen) in drei verschiedenen Xclp2 exprimierenden Zellströmen (Abb.8, C). Als 1) mandibularer Zellstrom als 2) hyoidaler Zellstrom und als 3) branchialer Zellstrom. Die Xclp2 exprimierenden Neuralleistenzellen des ersten Kiemenbogens erscheinen zunächst als zusammenhängender Strom. Im frühen Kaulquappenstadium (St.24) des Xenopus Embryos wandern die Zellen des mandibularen Neuralleistenzellstromes anterior und posterior um die Randgebiete der Augen (Abb.8, C). Der anteriore Zellstrom dient höchstwahrscheinlich dem Aufbau der mesenchymalen und choroidalen Schichten des Auges und der Cornea, sowie des benachbarten Kopfmesenchyms. Der Hyoid-Bogen separiert den ersten und zweiten Schlundbogen (Abb.8, C, C´). Später, weiter caudal, migrieren die Rumpfneuralleistenzellen (Abb.8, B´´, C´´). Die Xclp2 exprimierenden Zellen des Rumpfneuralleistenzellstroms wandern dorso lateral zwischen dem Ektoderm und den Somiten (Abb.8, B´´, C´´). Xclp2 wurde auch in motilen Zellen anderer Gewebe exprimiert, so zum Beispiel in den migrierenden Myocardmyoblasten des Herzvorläufergewebes. Im Stadium 24 fanden sich Xclp2 Transkripte in diesen 46 migrierenden Herzvorläuferzellen ventral des Urdarmes (Abb.8, C´´). Die Xclp2 exprimierenden Zellen fusionierten an der ventralen Mittellinie und bildeten den linearen Herztubus (St.30), aus dem von anterior nach posterior der Bulbus cordis, der Ventrikel, die Atrien und der Sinus venosus hervorgehen. Die Xclp2 Expression blieb bilateral in den drei Kammern, den zwei Atrien und dem Ventrikel (de Graaf, 1957) des ausdifferenzierten Froschherzens bestehen (nicht gezeigt). Eine weitere Expressionsdomäne von Xclp2 befand sich in den Strukturen des sich paarig entwickelnden Pronephros (Abb.8, D). Der Pronephros ist das erste Exkretionsorgan in der Kaulquappe und entwickelt sich aus dem somatischen und splanchnischen intermediären Mesoderm. Der Pronephros ist nur während der Kaulquappenstadien funktionsfähig. Während der Metamorphose degeneriert er. Im Schwanzknospenstadium St.38 wurde Xclp2 in den Zellen der Pronephrostubuli (Abb.8, D´) und des Pronephrosganges (Abb.8, D) exprimiert. Das tubuläre System gliedert sich an das Coelom über drei Nephrostome, dünne zilientragende Trichter, an. Diese Nephrostome transportieren den Urin aus dem Coelom in die Tubuli. Der Pronephrosgang erstreckt sich nach caudal. Über ihn gelangen schließlich die Abbauprodukte aus den Tubuli in die Kloake (Abb.8, D) (Vize et al., 1995; Schultheiss et al., 2003). 2.2.3. Xclp3 Während den Furchungsstadien des Xenopus laevis Embryos fand sich maternale Xclp3 mRNA im animalen Bereich der Blastomere (Abb.9, A, A´). Nach dem Mid-Blastula-Übergang blieb die Xclp3 Expression bestehen. Ob es sich dabei weiterhin um maternale oder bereits um vom Embryo selbst transkribierte Xclp3 mRNA handelte war nicht unterscheidbar. Während der Gastrulation zeigte sich ein dem Xclp2 entsprechendes Expressionsmuster in den epithelialen Zellen der zukünftigen Epidermis 47 und des Neuroektoderms (Abb.9, B´, C´). Die dorsalen und ventralen mesodermalen Zellen der Randzone exprimierten ebenfalls Xclp3 mRNA. Die während der Gastrulation durch den Urmund eindringenden Zellkohorten der Randzone verloren nach diesem Vorgang das positive Xclp3 Signal und breiteten sich entlang der Innenseite des Blastoderms als Urdarm (Archenteron) aus (Abb.9, C´, weiße Pfeilspitze). Abb.9 Xclp3 mRNA Expression während der Entwicklung von Xenopus laevis. Embryonen unterschiedlicher Entwicklungsstadien wurden mittels In Situ Hybridisierung mit einer spezifischen Sonde auf Xclp3 Transkription untersucht. Gezeigt werden Embryonen im vier-Zell-Stadium (A, caudale Ansicht), während der Gastrulation (St.10,5 (B), St.12 (C), caudale Ansicht), in der Neurulation (St.18 (D), frontale Ansicht) und in den Schwanzknospenstadien (St.24 (E) und St.37 (F), jeweils links laterale Ansicht). 48 Die jeweiligen Schnittebenen wurden schematisch durch Striche dargestellt (medial (A´), sagittal (B´, C´), transversal (D´, E´, F´). Im vierzelligen Embryo fand sich Xclp3 mRNA im animalen Bereich der Blastomere (A, A´). Während der Gastrulationsstadien (St.10,5; St.12) wurde Xclp3 Expression in der epithelialen und sensorischen Schicht des zukünftigen epidermalen Ektoderms (eE, rosa Pfeilspitze) und des zukünftigen Neuroektoderms (eN, rote Pfeilspitze), im Mesoderm und im Entoderm (C, C´) deutlich. Durch Invagination gelangen die beiden letzteren über die dorsale Urmundlippe in das Innere des Embryos. Beim Übergang verloren die Zellen ihre Xclp3 Expression (C´, weiße Pfeilspitze). Im Neurula-Stadium (St.18) und während der Schwanzknospenstadien (St.24, St.37) wurde Xclp3 mRNA im gesamten Neuroektoderm exprimiert (D, E). Positves Signal fand sich in den Zellen der sich schließenden Neuralfalte (D, D´, rote Pfeilspitze) und später im Neuralrohr und im Kopfneuroektoderm (E, E´, F, F´). Xclp3 mRNA Transkription fand sich stadienübergreifend im dorsalen Entoderm (D´, E´´, F´, schwarze Pfeilspitze). Im Schwanzknospenstadium (St.24) waren die Zellen des Herzmesoderms (cM) Xclp3 mRNA positiv (E´, grüne Pfeilspitze). Im Stadium 37 wurde Xclp3 mRNA in den sich entwickelnden tubulären Strukturen des Pronephros (Pt) und dem Pronephrosgang (Pg) transkribiert (F, F´, blaue Pfeilspitze). Während den Neurulastadien wurde Xclp3 mRNA nur noch in Zellen des zukünftigen Neuroektoderms transkribiert. Im Stadium 18 fand sich Xclp3 mRNA in den Zellen des sich schließenden Neuralrohrs. Nach Abschluss der Neurulation, im frühen Schwanzknospenstadium (St.24), wurde Xclp3 anterior in den Kompartimenten des Gehirns und in den Zellen des Neuralrohrs exprimiert (Abb.9, E, E´, E ´´). Die neurale Expressionsdomäne von Xclp3 blieb im Stadium 37 während der weiteren Entwicklung des zentralen Nervensystems im Gehirn und im Rückenmark erhalten (Abb.9. F, F´). Sehr interessant war zudem die Expression von Xclp3 in den Zellen des dorsalen Entoderms. Im späten Neurulationsstadium (St.18) transkribierten die Zellen des dorsalen Entoderms Xclp3 (Abb.9, D´). Dieses Expressionsmuster blieb während der frühen und späten Kaulquappenstadien bestehen (Abb.9, E´, F´). Übereinstimmend hierzu fand man saures Calponin in Neuronen während der frühen Embryonalentwicklung und im Gehirn, der Lunge, der Aorta, der Niere, dem Darm und dem Magen der adulten Ratte (Plantier M. et al., 1999; Ferhat et al., 1996; Trabelsi-Terzidis et al., 1995). Mit dem Xclp2 Expressionsmuster identisch war die Xclp3 Transkription im frühen Schwanzknospenembryo (St.24) in den wandernden Myocardmyoblasten 49 (Abb.9, E´). Später erschien Xclp3 mRNA ebenfalls bilateral symmetrisch im Myocard, Epicard und Entocard des Frosch-Herzens (nicht gezeigt). Eine weitere Koexpression von Xclp2 und Xclp3 erfolgte in der sich entwickelnden Vorniere. Ab dem Schwanzknospenstadium (St.37) zeigten die Zellen der Pronephrostubuli, sowie des Pronephrosgangs ein positives Xclp3 Signal (Abb.9, F, F´). 2.2.4. Zusammenfassung der Expressionsdomänen Während Xclp1 ausschließlich in den sich entwickelnden Glattmuskelzellen der Lungenknospen und des Intestinaltraktes während dessen Schleifenbildung exprimiert wurde, fanden sich Xclp2 und 3 mRNA in anderen Geweben des frühen Embryos, die aktiven morphogenetischen Prozessen unterliegen. So waren Xclp2 mRNA und Xclp3 mRNA in den zukünftigen mesodermalen Zellen der dorsalen Randzone exprimiert. Diese Expression ging jedoch während deren Involution in das Innere des Keims verloren, welche mit dem Prozess des epithelial-mesenchymalen Übergangs korreliert. Am Ende der Gastrulation und in den Neurulastadien konnte Aktivität der Gene Xclp2 in mesodermalen (Chorda dorsalis) oder Xclp3 in neuralen Geweben (Neuralplatte) nachgewiesen werden, die sich durch den Prozess der konvergenten Extension aktiv umordnen. Etwas später, während den frühen Kaulquappenstadien wurde ein Xclp2 Signal zusätzlich in den migrierenden cranialen und caudalen Neuralleistenzellen gefunden. Da die Calponin-Proteine in der Lage sind, durch Aktin-MyosinInteraktionen die funktionellen Mechanismen wie die Adhäsion, die Migration oder die Proliferation zu beeinflussen, spricht deren Expressionsmuster für eine wichtige Rolle bei zentralen Vorgängen auch während der Embryogenese. Um dies nachzuweisen wurden zunächst Überexpressionsexperimente in Xenopus laevis durchgeführt. 50 2.3. Funktionelle Analysen Durch ektopische Überexpression der drei Gene im Froschkeim wurde versucht, dessen embryonale Entwicklungsvorgänge zu manipulieren. Die Analyse der auftretenden Fehlentwicklungen im Vergleich mit Kontrollembryonen sollten Rückschlüsse auf die Funktion der CalponinProteine erlauben. Dafür erfolgte die Klonierung der für Calponin codierenden Sequenzen in den für Xenopus laevis geeigneten Expressionsvektor CS2+ (Turner und Rupp). Um einen direkten Proteinnachweis zu ermöglichen wurden Xclp2 und 3 mit der Nukleotidsequenz des Myc Epitops fusioniert und ebenfalls in den CS2+ Vektor eingebracht (CSMT; Vize et al., 1991). Diese MycCalponinFusionsproteine liessen sich nun mit Hilfe eines Anti-Myc Antikörpers im Embryo immunhistochemisch oder im Western Blot nachweisen (Vize et al., 1991). Bei den Funktionsgewinnexperimenten wurden synthetische mRNA oder e DNA Expressionskonstrukte in vier- bis achtzellige Embryonen injiziert. Die Verwendung von mRNA oder DNA erlaubt eine zeitliche Komponente des Überexpressionsexperiments. Denn während mRNA unmittelbar nach der Injektion translatiert wird, und somit auch eine Wirkung während der Furchungsstadien ausüben kann, findet eine Transkription des DNA Konstrukts erst in Blastulastadien statt. Der Grund hierfür ist die späte Aktivierung des zygotischen Genoms im Blastulastadium St.8.5 (MidBlastula-Transition). Das gleiche gilt für ein Expressionskonstrukt. Dies hat zur Folge, dass erst ab diesem Zeitpunkt ein Anstieg der ektopischen Proteinmenge auftritt. Damit können also nur die der Blastula folgenden Entwicklungsprozesse beeinflusst werden. Die Menge der für die Überexpressionsexperimente eingesetzten DNA ist jedoch begrenzt. Injektionen von Embryonen mit mehr als 100 pg zusätzlicher DNA pro Embryo führen während der Gastrulation zu 51 abnormaler Entwicklung und Tod (Early Development, Laboratory Manual, 1998). Die in den folgenden Überexpressionsexperimenten verwendete DNA Menge reichte von 41 pg bis 82 pg pro Embryo. Im Vergleich dazu können bei mRNA Injektionen wesentlich höhere Mengen an Nukleinsäure verwendet werden. Erst ab einer Menge von 5 ng zusätzlicher mRNA pro Embryo wirkt diese toxisch während der Gastrulation (Early Development, Laboratory Manual, 1998). In dieser Arbeit wurden 82 pg bis 2.4 ng mRNA pro Embryo eingesetzt. Um letztlich Artefakte jeglicher Art auszuschliessen dienten Injektionen mit DNA-Vektoren bzw. mit mRNAs, die keinen Einfluss auf die Entwicklung besaßen, als Kontrolle. Der CS2+ Leervektor oder ein CS2+-GFP (Green Fluoreszent Protein, Chalfie et al., 1994) bzw. die mRNA, die für GFP oder die bakterielle βGalaktosidase (βGal) codieren, wurden als Kontrollen für die Calponin Überexpressionexperimente verwendet. In den meisten Experimenten wurde neben Calponin (DNA bzw. mRNA) GFP oder ßGal mRNA koinjiziert um festzustellen, welches Gewebe von der Überexpression betroffen war. Weil bereits im vierzelligen Froschembryo verschiedene Bereiche unterschiedlichste Zellschicksale aufweisen, können spezifische Gewebe gezielt durch Injektionen manipuliert werden. Aufgrund der Expressionsmuster von Xclp1, Xclp2 und Xclp3 wurden drei Bereiche ausgewählt. 52 Abb.10 Injektionsschema mit Zellschicksal. Die Injektionsorte des vierzelligen Xenopus laevis Embryos wurden mit Rücksicht auf das Zellschicksal der betroffenen Zellen gewählt. Bei den Injektionsorten handelte es sich um das zukünftige Neuroektoderm (gelb markiert) das dorsale Mesoderm (orange markiert) und den vegetalen Bereich des ventralen Mesoderms (grün markiert). In den farbig entsprechenden Kästchen wurde das Schicksal der Zellen der jeweils injizierten Region beschrieben. 2.3.1. Xclp1 Überexpression im sich entwickelnden Darm Zunächst wurde Xclp1 DNA in den vegetalen Bereich des Mesoderms der ventralen Blastomere von vier- bzw. achtzelligen Xenopus laevis Embryonen (Abb.10, grünmarkierter Bereich) injiziert. Die Zellschicksalskarte zeigt, dass diese Region vor allem in der Entwicklung des Seitenplattenmesoderms involviert ist. Das splanchnische Blatt des Seitenplattenmesoderms differenziert sich zu der zirkulären glatten Muskulatur des Darmes. Während der Schleifenbildung des Darmes besitzen dessen glatte Muskelzellen hohe Xclp1 Aktivität. Durch die Fähigkeit von Xclp1 sowohl kontraktile (Winder et al., 1990; Abe et al., 1990) als auch nicht kontraktile Prozesse (Gimona et al., 2003) zu regulieren, könnte es möglich sein, durch dessen Überexpression Einfluss auf die Dynamik des Zytoskeletts dieser Zellen zu nehmen. Die Folge wären dann zum Beispiel Defekte der Darmschleifenbildung. 53 Die Analyse des Phänotyps wurde während der Kaulquappenstadien kontinuierlich von St.26 bis St.45 durchgeführt. Nach einer Koinjektion von GFP mRNA mit Xclp1 mRNA konnte Fluoreszenz in den Zellen des Darmes detektiert werden. Abb.11 Die Missexpression von Xclp1 in das zukünftige ventrale Mesoderm resultierte nicht in einer Veränderung der embryonalen Entwicklung. Vierzellige, bzw. achtzellige Embryonen wurden mit der DNA des Expressionskonstruktes Xclp1CS2+ in das zukünftige ventrale Mesoderm injiziert (9 Exp., p = n.s.). Die Embryonen wurden kontinuierlich während ihrer Entwicklung beobachtet und nach der Fixierung im Kaulquappenstadium (St.45/46) auf mögliche phänotypische Veränderungen analysiert. Die Überexpression von Xclp1 im Bereich des zukünftigen ventralen Mesoderms, bzw. Entoderms hatte im Vergleich mit den Kontrollembryonen keinen Einfluss auf die embryonale Entwicklung (A, B). Als Kontrolle dienten unbehandelte Wildtypembryonen (wt). Der p-Wert wurde mit Hilfe des 2 x 2 Tables Chi Quadrat ermittelt und nach Bonferroni korrigiert. Rot: Anteil an resultierenden phänotypischen Veränderungen (veränd Pht), Blau: Anteil an Wildtypembryonen (wt). 54 Als Kontrolle des Schicksals der injizierten Zellen wurde GFP mRNA coinjiziert. Die Fluoreszenz des Proteins im Bereich des Entoderms zeigt, dass das Gewebe gemäß der Zellschicksalskarte getroffen wurde (B). Ko wt Xclp1 DNA n 120 116 wt 112 (93%) 108 (93%) v.Pht 8 (7%) 8 (7%) p 1,0 Tab.4 Die phänotypischen Veränderungen nach Überexpression von Xclp1 DNA im ventralen vegetalen Bereich des vierzelligen Xenopus laevis Embryos Die Werte wurden numerisch und prozentual angegeben. wt: Wildtypembryonen; v.Pht: veränderter Phänotyp. Der p-Wert wurde mit Hilfe des 2 x 2 Tables Chi Quadrat ermittelt und nach Bonferroni korrigiert. Trotz ortsspezifischer Überexpression von Xclp1 zeigten sich keine Veränderungen bezüglich der Darmwindungen (9 Experimente (Exp.), n = 116, p = 1,0). Die Anzahl der Embryonen mit verändertem Phänotyp war im Vergleich mit den 120 nicht injizierten Kontrollwildtypembryonen statistisch nicht signifikant (Tabelle. 4). 2.3.2. Überexpression von Calponin im dorsalen Mesoderm Eine Injektion von Calponin in das zukünftige dorsale Mesoderm eines vierzelligen Embryos trifft unter anderem die Region des Spemann Organisators (s. Abb.10, orangefarbener Bereich). An der dorsalen Urmundlippe beginnen die Gastrulationsbewegungen, also die Involution der Zellschichten. Das Zellschicksal des injizierten Bereichs umfasst die Chorda dorsalis, die Bodenplatte des Neuroektoderms und das Herzmesoderm. Chorda und Bodenplatte erfahren während der Gastrulation massive Umlagerungen durch konvergente Extensionsbewegungen. Der Befund, dass nach der Verlagerung in das Innere der Gastrula die Zellen Xclp2 bzw. Xclp3 Expression verlieren, lässt auf eine Funktion des Aktin-Zytoskeletts bei diesem epithelialmesenchymal Übergang schliessen. Dieser wird möglicherweise durch eine biomechanische Umstrukturierung mit Hilfe von Calponin hervorgerufen. 55 Mit einer Überexpression beider Calponin-Proteine sollte deren Aktivität auch nach der Involution aufrechterhalten werden. Die Folge hätten Gastrulationsdefekte, wie die Inhibition der Involution und der konvergenten Extensionsbewegungen mit folgender Exogastrula und Achsendefekten sein können. Injiziert wurde die DNA der XclpCS2+ und XclpCSMT Expressionskonstrukte, sowie die mRNA aller drei CalponinGene. Die Analyse der resultierenden phänotypischen Veränderung erfolgte während der Kaulquappenstadien. Es wurden 11 Experimente mit Xclp1CS2+ DNA bzw. mRNA, 16 mit Xclp2CS2+ DNA bzw. 7 mit mRNA und jeweils 7 Experimente mit Xclp3CS2+ DNA bzw. mRNA durchgeführt. Die Koinjektion von GFP mRNA zeigte, dass das zu manipulierende Gewebe (Chorda dorsalis, Bodenplatte) getroffen wurde. 56 Abb.12 Die Überexpression von Xclp1, Xclp2 und Xclp3 alleine oder in Kombination in dem zukünftigen dorsalen Mesoderm hatte keine phänotypischen Veränderungen zur Folge. Die DNA und mRNA der XclpCS2+ Expressionskonstrukte wurden in das zukünftige dorsale Mesoderm von vier- bzw. achtzelligen Xenopus laevis Embryonen injiziert. In diesen Experimenten wurden die Xclp neben den CS2+ auch in den Myc-Epitop enthaltenden Expressionsvektor (CSMT) kloniert. Somit konnte ein Fusionsprotein synthetisiert werden. Die Embryonen wurden kontinuierlich während ihrer Entwicklung beobachtet und in den späten Schwanzknospenstadien bzw. im Kaulquappenstadium (St.45) fixiert und auf mögliche phänotypische Veränderungen analysiert. Als Kontrolle dienten Wildtypembryonen (A, D, E), Injektionen mit der DNA des CS2+ Leervektors (B) 57 oder des CSMT Vektors (C) und ßGal- oder GFP mRNA Injektionen (B, C). Die Injektionsexperimente mit XclpCS2+ DNA + mRNA in Kombination wurden durch die Verwendung von CS2+ Leervektor DNA und βGal mRNA kontrolliert. Der Anteil an veränderten Phänotypen war nach der Injektion der DNA von Xclp1CS2+ oder Xclp1 mRNA jeweils im Vergleich zu den Wildtypembryonen statistisch nicht signifikant (A, 11 Exp., n.s.). Die Anzahl an embryonalen Entwicklungsstörungen nach der Injektion von Xclp2CS2+ DNA (16 Exp.) oder Xclp2 mRNA (7 Exp.) war im Vergleich zu den Kontrollen statistisch nicht signifikant (B, n.s). Der p-Wert wurde mit Hilfe des 2 x 2 Tables Chi Quadrat ermittelt und nach Bonferroni korrigiert. Die Injektion von Xclp3 mRNA (7 Exp.), bzw. Xclp3CS2+ DNA (9 Exp.) als auch von Xclp3CS2+ DNA und Xclp3 mRNA in Kombination (4 Exp.), führte im Vergleich mit den Kontrollen zu keiner statistisch signifikanten Anzahl von veränderten Phänotypen (C, n.s). Die Koinjektion der mRNA von Xclp1+Xclp3 (5 Exp.) bzw. von Xclp2+Xclp3 (6 Exp.) resultierte nicht in einer statistisch signifikanten Anzahl an auftretenden Entwicklungsstörungen (D, E, n.s.). Rot: Anteil an resultierenden phänotypischen Veränderungen (veränd Pht), Blau: Anteil an Wildtypembryonen (wt). Das Schicksal der injizierten Zellen wurde immunhistochemisch über die MycXclpFusionsproteine oder durch Koinjektion von GFP mRNA über Fluoreszenz nachgewiesen. Die GFP-Fluoreszenz erstreckte sich auf die Chorda dorsalis und auf die Bodenplatte (F) im Vergleich mit nichtinjizierten Kontrollembryonen (G). In all diesen Experimenten waren die beobachteten phänotypischen Veränderungen in den Calponin überexprimierenden Embryonen statistisch nicht signifikant. Ko wt Xclp1 DNA Xclp1 mRNA n 108 150 165 wt 102 (95%) 138 (92%) 159 (95%) v.Pht 6 (5%) 12 (8%) 8 (5%) 0,8606 0,3653 CS2+ DNA Xclp2 DNA 285 285 259 (91%) 251 (88%) 26 (9%) 34 (12%) 0,2749 ßGal mRNA Xclp2 mRNA 116 190 112 (97%) 186 (98%) 4 (3%) 4 (2%) 0,4750 CSMT DNA Xclp3 DNA 147 130 142 (97%) 123 (95%) 5 (3%) 7 (5%) 0,4184 GFP mRNA Xclp3 mRNA 108 120 106 (98%) 113 (94%) 2 (2%) 7 (6%) 0,2134 94 44 87 (93%) 41 (93%) 7 (7%) 3 (7%) 78 70 (90%) 8 (10%) Ko wt CS2+ DNA +ßGal mRNA Xclp3 DNA+mRNA 58 p 0,5243 Ko wt Xclp1+Xclp3 mRNA 70 150 62 (89%) 134 (89%) 8 (11%) 16 (11%) 0,8659 Ko wt Xclp2+Xclp3 mRNA 86 164 80 (93%) 152 (93%) 6 (7%) 12 (7%) 0,9212 Tab.5 Ergebnisse in Bezug auf die phänotypische Veränderungen nach der Überexpression von Xclp1, Xclp2 und Xclp3 DNA und mRNA im zukünftigen dorsalen Mesoderm des vierzelligen Xenopus laevis Embryos. Die Werte wurden numerisch und prozentual dargestellt. Rot: Anteil an resultierenden phänotypischen Veränderungen (v.Pht), Blau: Anteil an Wildtypembryonen (wt). Der pWert wurde mit Hilfe des 2 x 2 Tables Chi Quadrat ermittelt und nach Bonferroni korrigiert. Xclp3 mRNA + Xclp3 DNA Um die Menge des translatierten Proteins zu erhöhen ohne in toxische Bereiche der injizierten Nukleinsäuren zu kommen und um einen noch stärkeren Funktionsgewinn zu erreichen, wurden Koinjektionen von Xclp3CS2+ DNA- und mRNA durchgeführt. In den Experimenten konnten jedoch auch mit der Kombination von Expressionsvektor und mRNA keine statistisch signifikanten Unterschiede des Phänotyps im Vergleich zu den Kontrollen beobachtet werden. Die z.T. überlappenden und doch auch unterschiedlichen Expressionsmuster der Calponin-Gene lassen auf spezifische Funktionen schliessen. Verschiedene Affinität zu F-Aktin und Verteilung in Bezug auf die Aktin-Stressfasern des Zytoskeletts wurden beschrieben (Danninger et al., 2000; Burgstaller et al., 2001). Diese Befunde gaben Grund zur Annahme, dass durch deren gemeinsame Überexpression synergistische Effekte während der Gastrulation und der Organogenese hervorgerufen werden könnten. Deshalb wurden Funktionsgewinnexperimente mit der Koinjektion von jeweils zwei verschiedenen Calponin-Genen durchgeführt. Es wurden jeweils 5 Koinjektionsexperimente mit Xclp1- + Xclp3 mRNA (Abb.12, D) und Xclp2- + Xclp3 mRNA (Abb.12, E) durchgeführt. Die daraus resultierenden veränderten Phänotypen waren wiederum im Vergleich zu den Kontrollembryonen statistisch nicht signifikant. 59 Damit hatte die Überexpression der Calponinvarianten in dem dorsalen Mesoderm des Xenopus Embryos keine Veränderungen in den hervorgehenden Geweben und keine phänotypischen Veränderungen des gesamten Embryos zur Folge. 2.3.3. Überexpression im Neuroektoderm Das Zellschicksal des dorsalen animalen Bereiches eines vierzelligen Embryos ist das Neuroektoderm (s. Abb.10, gelb markierter Bereich). Im Laufe der Entwicklung erfolgen in diesen Zellen verschiedene dynamische Prozesse des Zytoskeletts. So finden Zellteilungen und Zellwanderungen im Verlaufe der Epibolie während der Gastrulation statt. Die Neuralplatte wird durch konvergente Extension ihrer Zellen verlängert. Am dorsalen Ende dieser Zellen befindet sich eine parallele Anordnung kreuzweise orientierter Aktinfilamente. Durch die Mikrofilamentkontraktion der apikalen Zellenden werden die Zellen keilförmig. Das Gewebe stülpt sich ein und bildet das Neuralrohr (Campbell et al., 2003; Bray, 2001). Eine Beeinträchtigung dieser Prozesse durch Calponin Überexpression könnte zu Gastrulationsdefekten oder zu Neuralrohrschlussdefekten führen. Morgan et al. untersuchten 1999, dass mit Xclp2 verwandte XclpH3 als mögliches Zielgen des Transkriptionsfaktors Otx2 und als Inhibitor der konvergenten Extensionsbewegungen im Telencephalon. Der Funktionsgewinn von XclpH3 im Frosch führte zu Neuralrohrschlussdefekten und Missbildungen von Kopfstrukturen. Die dorsale animale Region von vier- bis achtzelligen Embryonen wurde mit den verschiedenen Calponinen injiziert und in Kaulquappenstadien auf einen veränderten Phänotyp hin untersucht. Es wurden jeweils 7 Experimente mit Xclp1CS2+ DNA (Abb.13, A), 6 Experimente mit Xclp3CS2+ DNA (Abb.13, C) und 22 Experimente mit Xclp2CS2+ DNA 60 (Abb.13, B) durchgeführt. Die synthetische mRNA von Xclp2 bzw. Xclp3 wurde in 18 bzw 7 Experimenten injiziert (Abb.13, B, C). Abb.13 Die Missexpression von Xclp1, Xclp2 und Xclp3 in dem zukünftigen Neuroektoderm hatte keine Auswirkungen auf die Entwicklung Vier- bis achtzellige Xenopus laevis Embryonen wurden im dorso-animalen Bereich mit DNA und mRNA der Expressionsvektoren XclpCS2+ bzw. MycXclp injiziert. Als Kontrolle dienten Wildtypembryonen (wt), (A, C) oder die Injektion von CS2+, CSMT Leervektor DNA (B, C) oder βGal- bzw. GFP mRNA (B, C). Die Injektion von Xclp1- (A, 7 Exp.), Xclp2CS2+ DNA (B, 22 Exp.) oder von Xclp3CS2+ bzw. MycXclp3 DNA (C, 7 Exp.) resultierten im Vergleich mit den Kontrollen in einer statistisch nicht signifikanten Anzahl veränderter Embryonen (n.s.). Der Anteil an abweichender Entwicklung nach der Injektion von Xclp2- (B, 18 Exp.) oder Xclp3 mRNA (C, 6 Exp.) war statistisch nicht signifikant (n.s.). Durch die Verwendung von MycXclp konnte das Schicksal der injizierten Zellen mit Hilfe des immunhistochemischen Nachweises durch Fluoreszenz des MycXclpFusionsproteins im zukünftigen Neuroektoderm nachgewiesen werden. Das Protein befindet sich im neuralen Gewebe des Embryos im Schwanzknospenstadium (St.32, D). 61 Als Vergleich dienten uninjizierte Kontrollembryonen, die eine Autoimmunfluoreszenz aufzeigten (E). Rot: Anteil an resultierenden phänotypischen Veränderungen (veränd Pht), Blau: Anteil an Wildtypembryonen (wt). Der p-Wert wurde mit Hilfe des 2 x 2 Tables Chi Quadrat ermittelt und nach Bonferroni korrigiert. Der Anteil, der aus der Überexpression der Calponinvarianten resultierenden veränderten Embryonen war jedoch im Vergleich mit den Kontrollembryonen statistisch nicht signifikant. n wt v.Pht p Ko wt Xclp1 DNA 104 116 99 (95%) 108 (93%) 5 (5%) 8 (7%) 0,8205 CS2+ oder CSMT DNA Xclp2 DNA 457 419 (92%) 38 (8%) 528 479 (91%) 49 (9%) 0,5945 ßGal mRNA Xclp2 mRNA 273 411 246 (90%) 368 (90%) 27 (10%) 43 (10%) 0,8089 CS2+ oder CSMT DNA Xclp3 DNA 98 93 (95%) 5 (5%) 158 149 (94%) 9 (6%) 0,6169 94 108 145 92 (98%) 104 (96%) 137 (94%) 2 (2%) 4 (4%) 8 (6%) 0,5021 Ko wt GFP mRNA Xclp3 mRNA Tab.6 Ergebnisse in Bezug auf phänotypische Veränderungen nach Überexpression von Xclp1, Xclp2 und Xclp3 mRNA und DNA im dorso-animalen Bereich des vierzelligen Xenopus laevis Embryos Die Werte wurden numerisch und prozentual dargestellt. Rot: Anteil an Embryonen mit resultierenden phänotypischen Veränderungen (v.Pht), Blau: Anteil an Wildtypembryonen (wt). Der p-Wert wurde mit Hilfe des 2 x 2 Tables Chi Quadrat ermittelt und nach Bonferroni korrigiert. 2.3.4. Detektion von Xclp2- und Xclp3-Protein Das Fehlen phänotypischer Veränderungen als Folge der Calponin Überexpression kann verschiedene Ursachen haben. Mögliche Leserastermutationen konnten zwar durch Sequenzierung der Konstrukte 62 ausgeschlossen werden (Daten nicht gezeigt), aber der Nachweis des überexprimierten Proteins könnte andere Fehlerquellen, wie proteolytische Degradation im Embryo oder instabile mRNA bzw. superstabile RNA-RNA Hybride haben. Um zu prüfen ob tatsächlich das Protein in vivo translatiert worden war, wurde neben dem XclpCS2+ ein weiteres Expressionskonstrukt erzeugt. Die codierende Xclp2 und 3 cDNA Sequenzen wurden in den CSMT Expressionsvektor kloniert. In diesem Vektor finden sich 6 Myc-Epitope. Das aus dem Onkogen Myc stammende Epitop lässt sich durch spezifische Antikörper nachweisen. Die Klonierung der Calponine in den Vektor erfolgte so, dass ein Fusionsprotein, welches N-terminal den sogenannten Myc-tag trug, entstand. In Überexpressionsexperimenten konnte gezeigt werden, dass sich die MycXclp2- bzw. MycXclp3-Fusionsproteine wie die WildtypProteine verhielten. Auch mit diesen veränderten Calponin-Proteinen konnte kein veränderter Phänotyp in den injizierten Kaulquappen erzielt werden (s.Abb.13, B, C, D). Die Detektion des Xclp-Proteins erfolgte mit Hilfe des Western Blots oder durch immunhistochemische Methoden. Western Blot Nach Überexpression mit MycXclp2- und Xclp3 Expressionskonstrukten wurde das Gesamtprotein aus den Xenopus Embryonen im frühen Schwanzknospenstadium (St.23, St.24) extrahiert. Nach der Proteinisolation mit Freon wurden 30-60 µg Gesamtprotein aufgetrennt. Die Detektion der Fusionsproteine erfolgte mit dem primären unkonjugierten Anti-Myc Antikörper (9E10). Mit Hilfe eines mit Meerrettich Peroxidase konjugierten zweiten Antikörpers konnten die detektierten Proteine über Belichtung eines Filmes durch die, bei der Umsetzung von Luminol entstehende Lumineszenz, sichtbar gemacht werden. Um Aussagen über die molekularen Massen treffen zu können, wurde ein definierter Protein Marker verwendet. Eine Berechnung der zu 63 erwartenden Massen der Fusionsproteine ergab für MycXclp2 (294 Aminosäuren) 43,2 kDa und für MycXclp3 (331 Aminosäuren) 47,5 kDa. Die Western Blot Analyse ergab, dass die Fusionsproteine mit der vorhergesagten Masse in vivo exprimiert wurden. Abb.14 Die MycXclp2-, 3-Fusionsproteine wurden in den Xenopus laevis Embryonen exprimiert. Das Myc-Fusionskonstrukt von Xclp2 und Xclp3 im CS2+ Vektor wurde in das zukünftige dorsale Mesoderm vierzelliger Embryonen injiziert. Die errechneten Größen der XclpFusionsproteine betrugen für MycXclp2 294 AS (43,2 kDa) und für MycXclp3 331 AS (47,5 kDa). Immunhistochemie Daraufhin wurden erneute Überexpressionsexperimente mit den Epitop markierten Xclp2 und Xclp3 durchgeführt. Zum immunhistochemischen Nachweis der Fusionsproteine im Zielgewebe (dorsales Mesoderm bzw. dorsales Neuroektoderm) der injizierten Embryonen wurden Stadien 32 bis 36 benutzt. Mit Hilfe des Fluoreszenzmikroskops konnte anschließend die korrekte Expression der Fusionsproteine im Zentralen Nervensystem bzw. in der Chorda dorsalis gezeigt werden (s. Abb.13, D, E). Weder die Injektionen des Expressionskonstruktes noch die synthetische mRNA hatten jedoch Einfluss auf die Embryonalentwicklung der Kaulquappen. Die Inaktivität der Myc-Fusionsproteine von Xclp2 und 3 glich somit den wirkungslosen nativen Calponin-Proteinen in den zuvor durchgeführten Funktionsgewinnexperimenten. 64