Industrie-Applikationen 212 Integrierte Lösungen für RNAi-Experimente mit der HiPerformance-Technologie von QIAGEN Peter Hahn, Elizabeth Scanlan, Anja Grewe, Silvia Magyar, Cornelia Schmidt, Jie Kang und Wolfgang Bielke QIAGEN GmbH, Hilden Die gezielte Gen-Inaktivierung (engl. Gene Silencing) oder RNA-Interferenz (RNAi) mittels synthetischer, kurzer interferierender RNA-Moleküle (siRNA, für short interfering RNA) dient als leistungsfähige experimentelle Methode für die funktionelle Genomforschung. QIAGEN bietet mit seinen Dienstleistungen Forschern integrierte Lösungen für optimales Design und Synthese der siRNA. Diese werden durch ein umfassendes Portfolio von HiPerformance RNAi-Produkten zur Transfektion von Zellen und zum Messen der DownstreamEffekte nach einer erfolgreichen Gen-Inaktivierung ergänzt. eine Vielzahl unterschiedlicher siRNA-Duplexe getestet werden muss, bevor man eine optimale Gen-Inaktivierung erzielt. Mit den „2-for-Silencing“ siRNA-Duplexen bietet QIAGEN die Garantie, dass mit einer der beiden siRNAs ein Knock-down der betreffenden mRNA erreicht wird. Die „2-for-Silencing“ siRNA-Duplexe werden mittels des innovativen HiPerformance-Algorithmus entworfen. Dieser Algorithmus basiert auf der umfangreichsten Studie zur siRNA-Funktionalität, die gegenwärtig verfügbar ist; in ihm ist zudem ein Homologieanalyse-Tool integriert, das eine ähnliche Sensitivität aufweist wie der sogenannte Smith-Water- man-Algorithmus, jedoch erheblich schneller ist. Mit den „2-for-Silencing“ siRNA-Duplexen spart der Anwender Zeit und Kosten beim Screening nach wirksamen siRNAs. Es stehen auch bereits veröffentlichte Oligonukleotid-Sequenzen in Form der LibrarysiRNA-Duplexe für viele verschiedene Zielgene zur Verfügung. Diese siRNA-Oligonukleotide werden anhand von Sequenzen entworfen und synthetisiert, deren Funktionsfähigkeit in Fachjournalen veröffentlicht wurden. Als weitere Option werden validierte Library-siRNA-Duplexe angeboten, deren hohe Knock-down-Effizienz durch QIAGEN Wissen- schaftler experimentell nachgewiesen wurde. Transfektion der siRNA Das Transfektionsreagenz RNAiFect™ basiert auf einer Lipidformulierung, die speziell für die Transfektion von siRNAs in eukaryotische Zellen optimiert wurde. RNAiFect bietet eine hohe Transfektionseffizienz bei gleichzeitig niedriger Zytotoxizität. Dank einer strengen Qualitätskontrolle sind außerdem niedrigste Endotoxin-Werte und das Fehlen von RNaseAktivität sichergestellt. Die hohe Effizienz von mit RNAiFect™ durchgeführten siRNA Transfektionen konnte in vielen Zellkultursystemen gezeigt werden. Beispielhaft wurden mehrere humane und MausZelllinien mit siRNAs transfiziert, die entweder spezifisch gegen die Lamin-A/C mRNA oder gegen die mRNA der schweren Kette von Ferritin gerichtet sind. Kontrollexperimente wurden jeweils mit einer nicht-inaktivierenden siRNA durchgeführt, die siRNA für die gezielte GenInaktivierung Die für Gene-Silencing-Experimente eingesetzte HPP-siRNA (HPP = High Performance Purity) weist einen Reinheitsgrad von > 90 % auf – eine weitere Aufreinigung mittels HPLC oder PAGE ist daher nicht erforderlich. Das bei der siRNA-Synthese angewendete patentierte TOM-Amidit-Verfahren gewährleistet hierbei eine hohe Kopplungseffizienz. Der Prozess ermöglicht sehr kurze Synthesezeiten, sodass die gewünschte siRNA dem Kunden schnell zur Verfügung steht. HPP-siRNA wird in der stabilen DuplexKonformation ausgeliefert und kann direkt für Transfektionsexperimente eingesetzt werden. Für einen erfolgreichen „Knock-down“ der zu untersuchenden Gene ist das optimale Design einer hoch wirksamen, spezifischen siRNA von entscheidender Bedeutung. Die Verwendung herkömmlicher Richtlinien für das siRNA-Design bedeutet in der Regel, dass Abb. 1: Effiziente Gen-Inaktivierung in humanen und Maus-Zellen mit RNAiFect Reagenz. Die Zellen wurden mittels RNAiFect Transfektionsreagenz mit Kontroll-siRNA bzw siRNA transfiziert, die spezifisch gegen Lamin-A/C -mRNA oder gegen die schwere Kette von Ferritin gerichtet ist. Nach 48 Stunden wurde eine quantitative Real-Time-RT-PCRAnalyse durchgeführt; dabei wurde der QuantiTect® SYBR® Green PCR Kit verwendet, um den Gen-inaktivierenden Effekt zu messen. Die Expression von Lamin A/C beziehungsweise der schweren Ferritin-Kette wurde auf die GAPDH-Expression normalisiert BIOspektrum · 2/04 · 10. Jahrgang Industrie-Applikationen 213 24h nach Transfektion möglich, eine fast vollständige Abnahme der MAPK1 mRNA nachzuweisen. Die Bestimmung der Gen-Inaktivierung auf Proteinebene mittels Western Blot zeigt ebenfalls eine nahezu vollständige Unterdrückung des MAPK1 Proteins in humanen und murinen Zellen (Abbildung 2). Integrierte Lösungen für GeneSilencing-Experimente Abb. 2: MAPK1-Gen-Inaktivierung in HeLa-S3- und NIH/3T3-Zellen. Humane HeLa-S3- und murine NIH/3T3-Zellen wurden mit MAPK1-siRNA oder mit einer nicht-inaktivierenden Kontroll-siRNA transfiziert (C). Als weitere Kontrolle dienten nur mit Transfektionsreagenz behandelte Zellen(Mock Transfection, M). Nach Transfektion und Inkubation wurden die Zelllysate durch SDS-PAGE elektrophoretisch aufgetrennt und einer Western-Blot-Analyse unterzogen. Die erhaltenen Blots wurden mit dem MAPK1-spezifischen Antikörper Tag·100- und einem Tubulin-spezifischen Primär-Antikörpern angefärbt keine Homologie mit zellulären mRNAs aufweist. Ergebnisse von in verschiedenen Zelllinien durchgeführten quantitativen Real-Time-RT-PCR-Analysen sind in Abbildung 1 dargestellt. RNAi-Kontrollen Ein wichtiger Faktor bei RNAiExperimenten, dem gelegentlich nicht die nötige Beachtung geschenkt wird, ist die Durchführung von adäquaten Kontrollexperimenten. Die nicht-inaktivierende Kontroll-siRNA dient dazu, die Möglichkeit eines unspezifischen Gene-Silencing-Effekts ausschließen zu können. Eine Positivkontrolle, bestehend aus einer siRNA mit nachgewiesenem hohen Gen-inaktivierenden Effekt, sollte routinemäßig parallel zu der zu testenden siRNA transfiziert werden. Dadurch erhält man die GewissBIOspektrum · 2/04 · 10. Jahrgang heit, dass optimale Reaktionsbedingungen vorlagen. Der „RNAi Human/Mouse Control Kit“, der demnächst von QIAGEN erhältlich ist, ermöglicht einfach durchzuführende Kontrollexperimente mit humanen und murinen Zelllinien. Dieser Kontroll-Kit enthält RNAiFect Transfektionsreagenz sowie eine Positivkontrolle und eine nicht-inaktivierende KontrollsiRNAs. Bei der nicht-inaktivierenden Kontrolle handelt es sich um eine mit Alexa Fluor® 488 markierte siRNA, die zur Bestimmung der Transfektionseffizienz dient. Diese siRNA weist keine Homologie zu einer Säuger-mRNA-Sequenz auf und zeigt keine Gene-Silencing-Aktivität. Durch die Markierung mit dem fluoreszierenden Alexa Fluor 488 kann die erfolgreiche Transfektion auf einfache Weise mittels Fluoreszenzmikroskopie kontrolliert werden. Der Kit enthält darüber hinaus eine validierte siRNA, die gegen eine Sequenz gerichtet ist, welche sowohl in der humanen als auch in der Maus-mRNA für die Proteinkinase MAPK1 (auch Erk2 und MAPK2 genannt) vorkommt. Expressionsanalysen von MAPK1 in vielen verschiedenen humanen und murinen Zelllinien haben gezeigt, dass dieses Protein ubiquitär exprimiert wird, sodass es als Positivkontrolle geeignet ist. Wird die MAPK1-Positivkontroll-siRNA in murine NIH/3T3-Zellen und in humane HeLa-S3-Zellen transfiziert,kann der Knockdown sowohl auf Protein-Ebene als auch auf mRNA-Ebene gemessen werden. Mit validierten real time PCR Assays für humanes sowie murines MAPK1 (Quantitect Hs_MAPK1 bzw. Quantitect Mm_MAPK1) ist es bereits Die Methode der gezielten GenInaktivierung hat das Potenzial, die funktionelle Genomforschung zu revolutionieren. Die raschen Fortschritte in diesem Forschungsgebiet werden auch zukünftig neue Tools und Techniken hervorbringen. Weiter gehende Informationen über die integrierten Gene-Silencing-Lösungen von QIAGEN stehen im Internet unter www.qiagen.com/ siRNA zur Verfügung. Korrespondenzadresse: Dr. Bettina Hädrich Sales Development Manager siRNA and Genomic Services QIAGEN GmbH QIAGEN-Straße 1 D-40724 Hilden Tel.: 02103-29-12400 Fax: 02103-29-22000 [email protected] www.qiagen.com