FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Technische Mechanik 3 Kinematik und Kinetik Prof. Dr.-Ing. M. Fulland FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 1 Hochschule Zittau/Görlitz Technische Mechanik 3 - Kinematik und Kinetik Inhalt: I. Bewegungen, ihre Ursachen und Folgen II. Bewegungen eines Massenpunktes III. Bewegungen eines Massenpunktsystems IV. Bewegungen eines starren Körpers V. Schwingungen FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 2 Hochschule Zittau/Görlitz Technische Mechanik 3 - Kinematik und Kinetik Literatur: (1) Richard, H. A.; Sander, M: Technische Mechanik. Statik. Vieweg-Verlag, Wiesbaden 2005 (2) Richard, H. A.; Sander, M: Technische Mechanik. Festigkeitslehre. Vieweg-Verlag, Wiesbaden 2006 (3) Richard, H. A.; Sander, M: Technische Mechanik. Dynamik. ViewegVerlag, Wiesbaden 2007 (4) Hauger,W.; Schnell, W.; Gross, D.: Technische Mechanik, Band 3: Kinetik. Springer-Verlag, Berlin 2002 (5) Holzmann; Meyer; Schumpich: Technische Mechanik, Teil 2: Kinematik und Kinetik. Teubner-Verlag, Stuttgart 2000 (6) Hahn, H. G.: Technische Mechanik fester Körper. Carl Hanser Verlag, München, 1992 (7) … FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 3 Hochschule Zittau/Görlitz I. Bewegungen, ihre Ursachen und Folgen 1. Bewegungen überall Bewegungen in der Natur, in der Technik, im Verkehr, im Sport, ... 2. Ursachen für Bewegungen Kräfte, Momente, … 3. Folgen von Bewegungen Verschleiß, Lärm, Materialermüdung, Fitness, Unwohlsein, ... 4. Idealisierungen Massenpunkt, Massenpunktsystem, starrer Körper FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 4 Hochschule Zittau/Görlitz I. Bewegungen, ihre Ursachen und Folgen 5. Einteilung der Bewegungen ● geradlinige Bewegungen ● ebene Bewegungen ● räumliche Bewegungen ● Translationen ● Rotationen ● gleichförmige Bewegungen ● beschleunigte Bewegungen ● einmalige Bewegungen ● wiederkehrende Bewegungen FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 5 Hochschule Zittau/Görlitz I. Bewegungen, ihre Ursachen und Folgen 6. Einordnung der Kinematik und Kinetik in die Technische Mechanik Mechanik Dynamik Kinematik Bewegungslehre Geometrie der Bewegung wird betrachtet Grundgrößen: Länge und Zeit FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Lehre von den Kräften Statik Kinetik -Statik starrer Körper: Gleichgewichtslehre -Statik verformbarer Körper: Elastostatik, Festigkeitslehre Lehre von den Beziehungen zwischen Bewegungen und Kräften Bewegungsänderungen erfolgen unter dem Einfluß von Kräften Grundgrößen: Länge, Zeit, Kraft Seite 6 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1. Kinematik 1.1. Geschwindigkeit und Beschleunigung Die Bewegung eines Punktes im Raum wird durch die Kinematik beschrieben. Kinematik: Geometrie der Bewegungen (nach den Ursachen der Bewegung wird nicht gefragt) Bahn: Die Folge der Aufenthaltsorte eines Punktes zu verschiedenen Zeiten; wird durch den Ortsvektor r beschrieben. y Bahn ey ez P • r2 r1 ex Bahngleichung: r3 x r r (t) Bahngleichung in kartesischen Koordinaten: r ex x(t) ey y(t) ez z(t) ex , ey , ez Einheitsvektoren z FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 7 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Im Zeitintervall Δt wird der Weg Δ r zurückgelegt Geschwindigkeit: Bahn P1 • r (t) r • P2 r(t t) r(t) r ey mittlere Geschwindigkeit (zwischen P1 und P2) Δ r vm Richtung ist Sehne der Kurve Δt momentane Geschwindigkeit (im Punkt P1): Δt 0; Δr ebenfalls klein ex Δ r d r v lim r t 0 Δt dt Dimension: Einheit: Länge/ Zeit [l/t] m/s, km/h Geschwindigkeit v ̂ zeitliche Ableitung des Ortsvektors Geschwindigkeit stets tangential zur Bahn (da für Δt 0 Sonderfälle: Δr in Richtung der Tangente zeigt) • Richtung von v konstant: geradlinige Bahn • Betrag von v konstant: gleichförmige Bewegung v konstant : Geschwindigkeit ändert im Lauf der Zeit Betrag und Richtung FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 8 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Beschleunigung: Maß für die zeitliche Änderung der Geschwindigkeit v (t Δt) v(t) • 2 P 2 •P Δv dv d r 1 a lim v 2 r Δ v v(t) t 0 Δt dt dt v(t Δt) Beschleunigung a ̂ 1. Ableitung von v oder 2. Ableitung von r Beschleunigungsvektor ist im allgemeinen nicht tangential zur Bahn. v P1 ey • r Bahn a Dimension: Einheit: Länge/Zeit2 (l/t2) m/s2 ex FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 9 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.2. Geschwindigkeit und Beschleunigung in kartesischen Koordinaten y s ey ez z r Bahn Ortsvektor r ; Bahngleichung r r (t) : r ex x ( t) e y y(t) ez z(t) ex Die Basisvektoren ex , e y und ez hängen nicht von der Zeit ab! x Geschwindigkeit: v r ex x ( t) e y y ( t) ez z (t) Geschwindigkeitskomponenten: v x x ; v y y ; vz z 1 ds Betrag : v v x 2 y 2 z 2 dx 2 dy 2 dz 2 s dt dt Beschleunigung: a v r ex x e y y ezz Betrag: a a x 2 y2 z2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK s: Bahnkoordinate ds: Linienelement Beschleunigungskomponenten: a x x ; a y y ; a z z ; im allg. a s Seite 10 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.3. Geradlinige Bewegung Einfachste Form der Bewegung; aber große praktische Bedeutung: z.B. Fahrt mit PKW auf gerader Straße, freier Fall, Kolben im Motor, ... z.B. x-Koordinate fällt mit der geraden Bahn zusammen • P Bahn x Geschwindigkeit: v x d.h. : r hat nur eine x-Komponente v und a zeigen in x-Richtung (wir können somit auf den Vektorcharakter von v und a verzichten) Beschleunigung: a v x Falls v bzw. a negativ: Geschwindigkeit und Beschleunigung zeigen in negative x-Richtung negative Beschleunigung Verzögerung Grundaufgaben der Kinematik: Bestimmung kinematischer Größen aus anderen gegebenen kinematischen Größen. 1.3.1. Bestimmung von Geschwindigkeit und Beschleunigung aus gegebenem Weg v und a erhält man durch Differenzieren: FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK v x Seite 11 a v x Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.3.2. Bestimmung von Geschwindigkeit und Weg aus gegebener Beschleunigung Es gibt 5 Grundaufgaben: a 0; a konst.; a a(t); a a(v); a a(x) v, x erhält man durch Integration unter Berücksichtigung von Anfangsbedingungen 1.3.2.1. a 0 : Gleichförmige Bewegung a v dv 0 dt Integration v konst. v0 ,d.h. gleichförmige Bewegung Geschwindigkeit: Weg: v v0 dx dt Trennung der Veränderlichen dx = v0 dt x erhält man durch Integration unter Berücksichtigung einer Anfangsbedingung (Randbedingung) Anfangsbedingung: Zur Zeit t = t0 ist x = x0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Index 0 kennzeichnet die Anfangswerte Seite 12 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes a) unbestimmte Integration: dx v0dt x v0 t C Integrationskonstante erhält man durch Einsetzen der Anfangswerte: x 0 v0 t 0 C C x 0 v0 t 0 x x 0 v0 (t t 0 ) somit: für x0 = 0 bei t0 = 0: x v0 t vt b) bestimmte Integration: Untere Grenzen entsprechend den Anfangswerten t0, x0 x t x0 t0 x x 0 v0 (t t 0 ) dx v0dt x x 0 v0 (t t 0 ) Integrationsvariable n x, t, damit keine Verwechslu ng mit oberen Grenzen möglich ist. a-t-, v-t-, x-t-Diagramme: a t FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK v x v0 x0 t t Seite 13 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.3.2.2. a a 0 konstant : gleichförmig beschleunigte Bewegung dv a 0 konst. dt a v Anfangsbed . : t0 0 v v0 , x x 0 Geschwindigkeit: dv a0 dt Trennung der Veränderlichen: bestimmte Integration: v t v0 t 0 0 dv a 0 dt v - v0 a 0 t Sonderfall : v0 0 bei t 0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK dv a 0 dt v t v v a0 t 0 0 v v0 a 0 t v a 0t Seite 14 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Weg: dx v dt dx v dt x dx x0 t (v0 a 0 t)dt t 0 0 t2 x x 0 v0 t a 0 2 Sonderfall : t 2 v2 x 0 0 und v0 0 bei t 0 0 x a 0 2 2a 0 a-t- ,v-t- x-t-Diagramme: a x v a0t a0 x0 v0 v0 t FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK 2 a0t 2 v0 t x0 t t Seite 15 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.3.2.3. a a(t) : a v dv a(t) dt a Anfangsbed . : v(t 0 ) v 0 ; x(t 0 ) x 0 Geschwindigkeit: dv a(t) dv a(t) dt dt a0 t v t v0 t0 dv a(t)dt t v v 0 a(t)dt v v0 t0 t Weg: dx v dt dx v(t) dt x t x0 t0 x dx v(t)dt x0 t x x 0 v(t)dt t0 t FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 16 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.3.2.4. a a(v) : a v dv a(v) dt Anfangsbed . : v(t 0 ) v 0 ; x(t 0 ) x 0 Geschwindigkeit: dv a(v) Trennung dt Integratio n : t v dv dt t0 v0 a(v) Umkehrung liefert: Weg: dx v dt v v(t) dx v dt t der Veränderli chen v dv a(v) dt dv a(v) v dv t ( v) v0 a ( v) t t0 (Umkehrfunktion muss gefunden werden) (mit dt dv ) a(v) v v dv v0 a ( v) x x 0 v( t )dt x 0 t0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 17 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.3.2.5. a a(x) : Kettenrege l dv dv dx dv a v Anfangsbed . : v(t 0 ) v 0 , x(t 0 ) x 0 dt dx dt dx v Geschwindigkeit: dv v a ( x ) v dv a(x) dx dx v x v0 x0 v dv a ( x ) dx 1 2 1 2 x v v 0 a ( x ) dx 2 2 x0 x v v 2 a ( x ) dx v(x) 2 0 x0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 18 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Weg: dx v v( x ) dt dx dt v(x) Umkehrung liefert: FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK x dx x 0 v( x ) t t0 x x(t) Seite 19 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.4. Ebene Bewegung 1.4.1. Darstellung in kartesischen Koordinaten Gegenüber der räumlichen Bewegung entfällt die Komponente zur Ebene (Abs. II.1.2.) y ey r • P Bahn ex r e x x(t) e y y(t) v e x x (t) e y y (t) a e x x(t) e y y(t) x 1.4.2. Darstellung in Polarkoordinaten y e • r er • • r P Bahn x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Polarkoord inaten r, orthogonal e Basisvekto ren : e r e ( e r zeigt immer auf Punkt P, e i.a. nicht in Richtung der Bewegung) Ortsvektor, Bahngleichung: r er r Ermittlung von v und a durch Zeit ableitung. Da sich die Lage von P mit der Zeit ändert, sind auch e r und e zeitabhäng ig, müssen also differenzi ert werden ! Seite 20 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Zeitableitung von er : de de r . e d . er . d der er d 1 d d d ist Betrag, e ist Richtung von der : der e d der d er e e dt dt Zeitableitung von e : de er d e de d er er dt dt Geschwindigkeit: v r (er r ) e r r er r er r e r Produktreg el: yuv yuvuv FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 21 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Komponente n : v r r radiale Komponente (Radialgeschwindigke it) v r zirkulare Komponente (Quergeschwindigkeit ) Betrag : v v v 2r v 2 r 2 r 2 2 Beschleunigung: e -er a v (er r e r ) er r err e r e r e r Produktreg el : y uvw y uvw uvw uvw 2r ) a er (r r 2 ) e (r Komponente n : a r r r 2 radiale Komponente (Radialbeschleunigun g) 2r zirkulare Komponente (Querbeschleunigung ) a r i.a. nicht tangential zur Bahn Betrag : a a FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK a 2r a 2 Seite 22 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Winkelgeschwindigkeit, Winkelbeschleunigung y t+dt In der Zeit dt überstreicht der Ortsvektor einen Winkel d. t • r d • Bahn • Winkelgeschwindigkeit: x Dimension: 1/Zeit Winkelbeschleunigung: Dimension: 1/Zeit2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 23 d dt Einheit: 1/s d d 2 2 dt dt Einheit: 1/s2 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Sonderfall: Kreisbewegung Punkt auf Kreisbahn : e stets in Richtung der Bahntangente ; r konstant Ortsvektor : r er r Geschwindi gkeit : v e r Beschleuni gung : a e r r 2 e r y P e er r • • x v r Geschwindi gkeitskomp onenten : vr 0 v r r v (v zeigt stets in Tangentenr ichtung) P • a r •P 2 a r r Beschleuni gungskompo nenten : a r r 2 rω 2 (- bedeutet zum Zentrum hin geri chtet) " Zentripeta lbeschleunigung" rω rε a r " Tangential -, Umfangs-, Bahnbeschl eunigung" FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 24 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Kreisbewegung mit konst. Winkelgeschwindigkeit: = konstant: v v r v2 a a r r ; r 2 a 0 Trotz konst. Winkel - bzw. Bahngeschw indigkeit tritt die Zentripeta lbeschleunigung r2 auf! FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 25 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.4.3. Darstellung in natürlichen Koordinaten y Koordinatensystem, das sich mit Punkt P längs seiner Bahn bewegt. et P • r s en Bahn 0 x M• e t zeigt stets in Tangentenr ichtung e t en e n stets in Normalenri chtung (zeigt zum momentanen Krümmungsm ittelpunkt M ) s : Bahnkoordi nate, Bogenlänge Ortsvektor: ist als Funktion der Bogenlänge s=s(t) gegeben r r (s) r (s(t )) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 26 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Geschwindigkeitsvektor: et dr • r v et s et v d r ds dr d r vr s dt ds dt ds s Bahn Kettenregel d r zeigt in Richtung der Tangente; d r ds dr d r e t ds e t ds nur Komponente in Tangentenr ichtung : v v t s FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 27 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Beschleunigungsvektor: e t de t et ds de t et d e t de t Bahn d a v r (et s) e t s ets Zeitableitung von e t : de t e t d 1 d d d ist Betrag , e n ist Richtung von de t de t en d de t d et en en dt dt a ets en s mit s v , , ds d , v s v gilt auch : v2 a e t v e n v e t v e n FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 28 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Komponenten: a t v s v2 a n s v 2 Bahnbeschl eunigung (zeigt in Richtung der Tangente, ist für das schneller und langsamer werden verantwortlich) Normalbeschleunigung (zeigt in Normalenrichtung, ist auf M hin gerichtet) Sonderfall: Kreisbewegung: r konst . y r • • s x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK s r v s r r r r a t v r Geschwindi gkeit 2 2 Beschleuni gungskompo nenten v v 2 2 a n v r r Seite 29 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 1.5. Räumliche Bewegung in Zylinderkoordinaten Räumliche Bewegung kann in kartesischen Koordinate n (x, y, z; siehe Abschnitt II. 1.2.) oder in Zylinder koordinate n (r, , z) beschrieben werden. Zylinderko ordinaten sind eine räumliche Verallgeme inerung der Polarkoordinaten, wobei sich e z nicht mit der Zeit ändert. z P • r Bahn z r y r er r ez z v e r r e r e z z 2r ) e zz a e r (r r 2 ) e (r r ist hierbei nicht der Betrag von r , sondern dessen Projektion auf die x - y - Ebene x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 30 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2. Kinetik 2.1. Grundgesetze (Axiome) Bisher wurden nur die kinematischen Größen einer Bewegung betrachtet: Weg, Geschwindigkeit, Beschleunigung. Aus Erfahrung wissen wir: Bewegungen bzw. Bewegungsänderungen erfolgen unter dem Einfluss von Kräften. Kinetik: Verknüpfung von Kräften mit kinematischen Größen Grundlage sind die 3 NEWTONschen Grundgesetze (NEWTONschen Axiome) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 31 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.1.1. Erstes NEWTONsches Gesetz (Trägheitsgesetz) „Wenn auf einen Massenpunkt keine Kraft wirkt, so ist der Impuls konstant“ Impuls (Bewegungsgröße): p mv p : Vektor in Richtung der Geschwindi gkeit 1. NEWTONsches Gesetz: p mv kons tan t, bei Abwesenheit von Kräften „ Satz von der Erhaltung des Impulses“ Ein Massenpunkt führt eine geradlinige, gleichförmige Bewegung aus, solange keine resultierende Kraft wirkt; d.h. Bewegungsänderungen erfordern Kräfte. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 32 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.1.2. Zweites NEWTONsches Gesetz (Bewegungsgesetz) „Die zeitliche Änderung des Impulses ist gleich der auf den Massenpunkt wirkenden Kraft“ 2. NEWTONsches Gesetz: für m= konst.: F p (mv) F mv ma „Impulssatz“ „Dynamische Grundgleichung oder NEWTONsche Grundgleichung“ Kraft = Masse • Beschleunigung Für F 0 folgt wiederum das 1. NEWTONsches Gesetz (dieses ist daher als Sonderfall im 2. Gesetz enthalten). Einschränkungen: a) b) Das Gesetz gilt in der oben angegebenen Form nur für ein ruhendes Bezugssystem (Inertialsystem). Die Erde gilt näherungsweise als ruhendes Bezugssystem. Wenn die Geschwindigkeit in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit kommt, müssen die Gesetze der Relativitätstheorie beachtet werden. Dieser Fall tritt im allgemeinen in der Technik nicht ein. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 33 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.1.3. Drittes NEWTONsches (Wechselwirkungsgesetz) „Zu jeder Kraft gibt es stets eine entgegengesetzt gerichtete, gleich große Gegenkraft“ actio = reactio Bereits aus der Statik bekannt! FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 34 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.2. NEWTONsche Grundgleichung in verschiedenen Koordinatensystemen NEWTONsche Grundgl. (2. Grundgesetz): F ma oder ma F Kartesische Koordinaten: Vektorglei chung ˆ 3 Komponente ngleichung Fx ma x mx Fy ma y my mx Fx oder Fz ma z mz my Fy Bei ebener Bewegung entfällt 3. Gleichung mz Fz Natürliche Koordinaten (ebene Bewegung) et s en • FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Ft ma t ms v2 Fn ma n m m 2 m 2 Seite 35 ms Ft oder m 2 Fn Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.3. Anwendungen der NEWTONschen Grundgleichung Mittels der NEWTONschen Grundgleichung können 2 Fragen beantwortet werden: a) Wie groß sind die zur Bewegung notwendigen Kräfte, wenn der Verlauf der Bewegung bekannt ist? Koordinaten der Bewegung bekannt daraus Beschleunigung daraus mittels NEWTONscher Grundgleichung: Kraft b) Wie verläuft die Bewegung, wenn die Kräfte vorgegeben sind? NEWTONsche Grundgleichung liefert Beschleunigung daraus erhält man durch Integration (unter Berücksichtigung von Randbedingungen) Geschwindigkeit und Weg (Winkel); siehe Kinematik FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 36 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.3.1. Schiefer Wurf (ohne Luftwiderstand) y Bahn v0 . Massenpunkt (Masse m) wird zu einem Zeitpunkt t=t0=0 unter einem Winkel (zur x-Achse) mit einer Geschwindigkeit v=v0 abgeworfen: x(t0)=x0=0, y(t0)=y0=0 m Gesucht: Wurfbahn, Wurfweite, Wurfhöhe x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 37 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.3.2. Freier Fall mit Luftwiderstand Widerstandskräfte: Reibungskräfte, Luftwiderstand • entstehen erst durch die Bewegung • sind der Bewegung entgegengerichtet Luftwiderstand: FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Fw kv 2 k: Widerstandskoeffizient (gemessen) Seite 38 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.3.3. Geführte Bewegung Geführte Bewegung: Ein Massenpunkt wird gezwungen, sich auf einer vorgegebenen Fläche bzw. Kurve zu bewegen. Zahl der Freiheitsgrade wird reduziert - Bewegung auf Fläche: - Bewegung auf Kurve: 2 Freiheitsgrade 1 Freiheitsgrad (e) Neben eingeprägten ( z ) Kräften F (z.B. Gewicht) treten auch Führungs- oder Zwangskräfte F (z.B. Reaktionskräfte) auf. Zwangskräfte stehen zur Bahn, sie können im Freischnitt sichtbar gemacht werden. NEWTONsche Grundgleichung: (e) ( z ) ma F F F (alternative Formulierung für geführte Bewegungen) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 39 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.3.4. Bewegung mit Reibung Eine Bewegung auf rauer Unterlage wird durch eine Gleitreibungskraft gebremst. Gleitreibungskraft: R μG N COULOMBsches Reibungsgesetz G: Gleitreibungskoeffizient N: Normalkraft R wirkt der Bewegung entgegen! Bewegungen mit Reibung sind ebenfalls geführte Bewegungen. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 40 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.4. Impulssatz F p (mv) 2. NEWTONsches Gesetz: " Impulssatz " alternative Formulierung (erhält man durch Integration): d (mv) F dt Integratio n : t mv mv 0 F dt t0 „Die Änderung des Impulses p mv zwischen dem Zeitpunkt t0 und einer beliebigen Zeit t ist gleich dem Zeitintegral über die Kraft“ Häufig wird der Impulssatz bei Stoßvorgängen angewendet. Stoß: große Kraft wirkt über einen sehr kurzen Zeitraum; dabei erfährt die Masse eine plötzliche Geschwindigkeitsänderung F . ts F(t) meist unbekannt Fmax t ts Einführung einer „Stoßkraft“: Fs F dt 0 mv mv 0 Fs somit: FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 41 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.5. Momentensatz, Drallsatz Massenpunkt auf Bahn v F m • Bahn r •0 Momentenvektor: ( 0) M r F Moment von F um Punkt 0 M auf Ebene von r und F NEWTONsche Grundgleic hung für Translatio n und Impulssatz : F ma mv p ( 0) M r F r (mv ) r p ( 0) L r p " Impulsemoment, Drehimpuls , Drall (bezüglich 0)" L steht auf Ebene von r und v ( 0) L ( r p) ( r mv) r mv r mv r p v 0, dav und mv parallel FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 42 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes ( 0) ( 0) M L oder ML " Drallsatz, Momentensa tz" (gilt für beliebigen Bezugspukt ; jedoch muß M und L auf denselben Punkt bezogen we rden! ) „Die zeitliche Änderung des Dralls (Drehimpulses) ist gleich dem Moment der am Massenpunkt angreifenden Kraft bezüglich desselben Bezugspunktes“ Für M 0 folgt L 0 L r p konst . "Satz von der Erhaltung des Dralls" bzw. " Wenn kein Moment wirkt, ist der Drall konstant" Ebene Bewegung: Bewegung in x-y-Ebene: Drallvektor (Drehimpulsvektor) und Momentenvektor haben nur z-Komponenten ML M ez M z FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK L e z L z e z p r sin e z m v r sin ez m v l Seite 43 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes v y m • M z L z r L • 0 oder M L ,da nur eine Komponente (gleicher Bezugspunkt; z.B. 0) . x l Komponentendarstellung des Dralls: Komponente n von v : v x v cos v y v sin y p mv vy v senkrechte r Abstand von v um 0 : l x sin - y cos (Hebelarm) m vx Drall (bezüglich 0) : l y (0) . L pl mvl mv ( x sin - y cos) . x m v sin -ymv cos 0 x x vy vx . L(0) m vy x - m vx y p y x p x y FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 44 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Sonderfall: Kreisbewegung: p l=r v m r• 0 v = r L(0) pl mvl mr 2 • mr 2 Θ (0) : Massenträg heitsmomen t (wird später ausführlic h besprochen) somit ist: L(0) Θ (0)ω bzw. folgt aus dem Drallsatz und mit M (0) Θ (0) oder FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK M Θ „Dynamische oder NEWTONsche Grundgleichung für Drehbewegung“ Seite 45 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.6. Arbeitssatz, Energiesatz 2.6.1. Arbeit, Leistung, Wirkungsgrad geradlinige Bewegung: m • F Bahn x Arbeit bei F=konst. : W Fx „Arbeit = Kraft Weg“ Dimension: Kraft Länge Leistung: P Einheit: Nm dW Fx Fv „Leistung = Arbeit pro Zeit = Kraft Geschwindigkeit“ dt Dimension : Kraft Länge Zeit Einheit : Nm 1W (Watt) s 1 kW ˆ 1,36 P S FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 46 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes allgemeine Bewegung: F • 0 Bahn r r(t) m dr • r0 r • 1 r1 W W0,1 1 1 F d r F cos dr r1 0 oder : W F d r r0 in Komponente n : (Skalarprodukt zweier Vektoren) in Komponente n : dW Fx dx Fy dy Fz dz • 0* Arbeit: Arbeitsdifferential : dW F d r F dr cosα 0 Arbeit zwischen den Bahnpunkten 0 u. 1 ; F cos Kraft in Verschiebu ngsrichtun g W (Fx dx Fy dy Fz dz) Fx dx Fy dy Fz dz Wx Wy Wz FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 47 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes Die an einem Massenpunkt aus (e) angreifenden Kräfte setzen sich im allgemeinen (z) eingeprägten Kräften F und Zwangskräften (Führungskräften) F zusammen. Da die Zwangskräfte stets zur Bahn stehen, verrichten sie keine Arbeit. (e) W F dr d.h.: „Nur eingeprägte Kräfte leisten Arbeit“ Leistung: dr (e) dW PW F Fv F v dt dt (z) Die Leistung von Zwangskräften F ist Null! Spezialfall: Kreisbewegung: y d m • F r d r ds rd Ft n x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Arbeit : dW F d r F dr cosα Ft ds cos0 Fn ds cos90 Arbeit der Tangential kraft =0 : Arbeit der Zwangskraft Fn (Normalkraft, Zentripetalkraft) Seite 48 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes dW Ft ds Ft r d M d „Arbeit = Moment Drehwinkel“ 1 W M d 0 Leistung: P dW M d M Mω dt dt bzw. P M πn 30 n: Drehzahl (Umdr./Min., 1/Min.) Wirkungsgrad: Bei allen Maschinen treten Energieverluste infolge Reibung auf. Wirkungsgrad = Verhältnis von Nutzarbeit WN und aufgewendeter Arbeit WA η WN WA bzw. η PN PA PN: Nutzleistung PA: aufgewendete Leistung < 1, bei allen reibungsbehafteten Vorgängen FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 49 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.6.2. Arbeitssatz 1 W F dr dv NEWTONsche Grundgleic hung : F mv m dt 0 2 1 2 2 1 m v m v d r v 0 1 m dv mv dv m dt 0 2 0 2 2 0 1 v mv 2 mv 2 EK 2 2 kinetische Energie : W EK EK 1 „Arbeitssatz“ 0 „Die Arbeit , welche Kräfte zwischen 2 Bahnpunkten verrichten, ist gleich der Änderung der kinetischen Energie“ Arbeitssat z ˆ 1.Integral der NEWTONschen Grundgleic hung 1 mv 2 mv 2 W F dr 0 1 2 0 2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK (Geschwind igkeiten kommen vor , keine Beschleuni gungen) Seite 50 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes 2.6.3. Energiesatz Energiesatz: spezielle (einfache) Form des Arbeitsatzes, wenn die Kräfte ein Potential besitzen. Nur konservative Kräfte besitzen ein Potential. Konservative Kräfte: alle eingeprägten Kräfte mit Ausnahme der Widerstandskräfte F • dr Potentialänderung bei Bewegung von 0 nach 1: 1 E p E p F dr W 1 0 m Bahn 0 • y r 1 0 0 E p : Kräftepotential oder potentiell e Energie in Punkt 1 1 E p : Kräftepotential oder potentiell e Energie in Punkt 0 x z 0 somit folgt aus dem Arbeitsatz: E p1 E p 0 E K 1 E K 0 EK EP EK EP 0 0 1 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK 1 bzw. E K E P konst . Seite 51 „Energiesatz“ Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes „Bei reibungsfreier Bewegung ist die Summe aus kinetischer und potentieller Energie konstant“ potentielle Energie (Potential) der Gewichtskraft in der Nähe der Erdoberfläche y Bahn m • ey G=mg ex x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK E P F dr F -mg e y d r e y dy mg dy mgy C Festlegung: für y=0 ist EP=0 C=0 E P mgy gespeicherte Energie nimmt mit der Höhe zu Seite 52 Hochschule Zittau/Görlitz II. Bewegungen eines Massenpunktes potentielle Energie (Potential) einer Federkraft c Ruhelage: m reibungsfrei c: Federkonstante x Masse schwingt um Ruhlage: E P F dr F -e x cx FF FF = cx Federkraft m (von Feder auf Masse ausgeübte Kraft) d r e x dx FF 1 2 1 1 E P c x dx cx cx x FF x 2 2 2 EP(Feder) (gilt für lineare Federkennlinie) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK x Seite 53 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 1. Grundlagen bisher wurde der einzelne Massenpunkt betrachtet; bei vielen Bewegungsvorgängen in Natur und Technik sind jedoch mehrere Körper beteiligt, die vielfach als Massenpunkte idealisiert werden können; „Massenpunktsystem: endliche Zahl von Punktmassen, die untereinander in Verbindung stehen“ Man unterscheidet: a) kinematische Bindungen b) physikalische Bindungen 1.1 Systeme mit kinematischen Bindungen kinematische Bindungen: zwischen den Koordinaten der Massenpunkte bestehen geometrische Beziehungen Bindungsgleichungen FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 54 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 1.2. Freiheitsgrade: die Freiheitsgrade f eines Punktsystems sind durch die Zahl n der Massen und die Zahl r der kinematischen Bindungen bestimmt: einachsige Bewegung: f nr ebene Bewegung: f 2n r räumliche Bewegungen: f 3n r z.B.: 1 Punkt im Raum hat 3 Freiheitsgrade. n Punkte (ungebunden) haben 3n Freiheitsgrade; diese Zahl wird um die Anzahl der Abstandsbindungen vermindert! FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 55 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 1.3. Systeme mit physikalischen Bindungen physikalische Bindungen: FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Zwischen den Abständen der Massen und den Kräften (Bindungskräften) bestehen physikalische Zusammenhänge. Seite 56 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 2. Kinetik des Massenpunktsystems System aus n Massen im Raum; beliebige Bindungen Fj • S rS y z ri Fij mi m j Fji Massen mi äußere Kräfte Fi innere Kräfte Fij Fi x Systemgrenze FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK i=1,....,n Index i zeigt an, dass Fi an der Masse mi angreift Indizes zeigen an, dass diese Kraft auf die Masse mi in Richtung der Masse mj wirkt Fij Fji , wegen actio reactio Seite 57 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 2.1. Bewegungszustände der Massen eines Systems NEWTONsche Grundgleichung muss für jede einzelne Masse aufgestellt werden: m i a i m i ri Fi Fij j i= 1,....,n Summation über j erfasst alle inneren Kräfte, die auf m i wirken in kartesischen Koordinaten: m i x i Fkx k m i y i Fky k m izi Fkz F kx : Summe aller Kräfte (in x - Richtung) welche auf den Massenpunkt m i einwirken (äußere und innere Kräfte) k Hinzu kommen noch die kinematischen und physikalischen Bindungsgleichungen FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 58 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 2.2. Bewegungen des Gesamtsystems NEWTONsche Grundgleichung für einzelne Masse: m i a i m i ri Fi Fij j Bewegungsgesetz für alle (n) Massen: m a m r F F i i i i i i i i i j i Massenmitt elpunkt : rS m i ri mrS i i=1,...,n Summe über alle inneren Kräfte 0, da Fij Fji m i ri Fi i ij m i ri i mi 1 m i ri m i i m iri mrS ma S i FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 59 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems Resultierende der äußeren Kräfte : Fi F i ma S F „Dynamische Grundgleichung für den Schwerpunkt des Massenpunktsystems“ oder Schwerpunktsatz „Der Schwerpunkt eines Massenpunktsystems bewegt sich so, als ob die Gesamtmasse in ihm vereinigt wäre und alle äußeren Kräfte an ihm angriffen“ in kartesischen Koordinate n : FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK mxS Fx myS Fy Seite 60 mzS Fz Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems Gesamtimpuls: p p i m i v i mvS i Impuls: Produkt aus Masse und Schwerpunktgeschwindigkeit i Impulssatz: F p „zeitliche Änderung des Gesamtimpulses ist gleich der Resultierenden der äußeren Kräfte“ Impulserhaltungsatz: p p i m i v i kons tant F0 i i Gesamtdrall: ( 0) ( 0) L L i ( ri p i ) ( ri m i v i ) i Drallsatz: (0) (0) M L i i ( 0) M : resultiere ndes Moment bezüglich eines festen Bezugspunktes 0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 61 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 3. Gerader zentrischer Stoß zweier Massenpunkte Stoß: plötzliches Aufeinandertreffen zweier Massen ruft Bewegungsänderungen hervor vor dem Stoß: Stoß: nach dem Stoß: v1* v*2 v1 v 2 m1 m2 v1 v 2 m1 m2 v*2 v1* F(t) F . ts Fmax Beim Stoß wird große Kraft (innere Kraft) übertragen t Bei der Betrachtung der Bewegungszustände vor und nach dem Stoß kann die Stoßphase außerachtgelassen werden. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 62 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 3.1. Stoß ohne Energieverlust (vollkommen elastischer Stoß) Impulserhaltungssatz: m1v1 m 2 v 2 m1v1* m 2 v*2 Gesammtimpuls vor dem Stoß p mi v i konst . Gesamtimpuls nach dem Stoß m1 ( v1 v1* ) m 2 ( v*2 v 2 ) Energiesat z : (1) m i v i2 EK 2 i E K E p konst . E p E *p E K konst . bzw. E K E *K m1 2 m 2 2 m1 *2 m 2 *2 v1 v2 v1 v2 2 2 2 2 m1 ( v12 *2 v1 ) *2 m 2 (v 2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK v 22 ) (2) Seite 63 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems aus (1) und (2) folgt: v*2 v1* v1 v 2 (3) „Stoßbedingung“ Geschwindigkeitsdifferenz vor dem Stoß = Geschwindigkeitsdifferenz nach dem Stoß Geschwindigkeiten nach dem Stoß: aus (3) und (1): v1* m1v1 m 2 (2v 2 v1 ) m1 m 2 v*2 m 2 v 2 m1 (2v1 v 2 ) m1 m 2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 64 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems 3.2. Stoß mit Energieverlust Impulserhaltung, Gleichung (1), gilt auch hier „Stoßbedingung“ v*2 v1* e( v1 v 2 ) (4) für Stoß mit Energieverlust e: Stoßzahl (abhängig vom Material), wird experimentell bestimmt 0 e 1 e = 0: vollkommen plastischer Stoß e = 1: vollkommen elastischer Stoß Geschwindigkeit nach dem Stoß: aus (4) und (1): m1v1 m 2 v 2 em2 ( v 2 v1 ) v m1 m 2 * 1 v*2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK m1v1 m 2 v 2 em1 ( v1 v 2 ) m1 m 2 Seite 65 Hochschule Zittau/Görlitz III. Bewegungen eines Massenpunktsystems Energieverlust beim Stoß Plastifizierung, Wärme, Schall E V E K E*K EV = Differenz der kinetischen Energien vor und nach dem Stoß m1 2 m 2 2 m1 *2 m 2 *2 v1 v2 v1 v2 2 2 2 2 1 e 2 m1m 2 EV ( v1 v 2 ) 2 2 m1 m 2 vollkommen elastischer Stoß : e 1 EV 0 vollkommen plastischer Stoß : e0 E V E V max Geschwindi gkeiten nach dem Stoß : FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK v1* v*2 1 m1m 2 ( v1 v 2 ) 2 2 m1 m 2 m1v1 m 2 v 2 v* m1 m 2 Seite 66 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 1. Kinematik Ein starrer Körper kann als ein System von unendlich vielen Massenpunkten aufgefasst werden, deren Abstände sich nicht ändern. „Allgemeine Bewegung eines starren Körpers (SK) ist aus Translationen und y Rotationen zusammengesetzt“ vy Freiheitsgrade: SK frei im Raum hat f=6 Freiheitsgrade vx 3 Translationen + 3 Rotationen vz y z SK an 1 Punkt festgehalten (1 Fixpunkt) x f=3 3 Rotationen z SK an 2 Punkten festgehalten (2 Fixpunkte) f=1 Rotation (Drehung) um 1 feste Achse FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 67 x x Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers = z SK frei in der Ebene f = 3 2 Translationen + 1 Rotation vy vx 1.1. Translation Translation: P dr A A y z r x Bewegung, bei der alle Punkte eines Körpers in der Zeit dt die gleiche Verschiebung d r erfahren. P Damit sind die Geschwindigkeiten und Beschleunigungen für alle Punkte des SK gleich: d r v r dt dv a vr dt Bei der Translation ist die Bewegung eines beliebigen Körperpunktes repräsentativ für die Bewegung des ganzen Körpers. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 68 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 1.2. Rotation Rotation: Alle Punkte eines Körpers bewegen sich um eine gemeinsame Drehachse Man unterscheidet: • Rotation um feste Achse: Lage der Achse im Raum ist unveränderlich • Rotation um 1 raumfesten Punkt (Fixpunkt): Richtung der Achse verändert sich mit der Zeit. 1.2.1. Rotation um feste Achse: , Alle Punkte des SK bewegen sich auf Kreisbahnen, deren Ebenen zur Achse stehen. d r P e P er feste Achse In der Zeit dt erfahren alle Punkte eine Verdrehung um den Winkel d; demnach sind auch Winkelgeschwindigkeit und Winkelbeschleunigung für alle Punkte gleich: d d dt dt (siehe Abschnitt II. 1.4.2. Ebene Bewegung) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 69 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Geschwindigkeit und Beschleunigung eines beliebigen Punktes P: v P e v v r r a P e r a r ea a r r2 r 2 r a r (siehe Abschnitt II. 1.4.2. Kreisbewegung) 1.2.2. Rotation um raumfesten Punkt momentane Drehachse Momentane Drehachse dreht sich mit ; d=dt y z rP x rAP P d rP P A v A rA 0 rA konst. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK alle Punkte des SK bewegen sich auf momentanen Kreisbahnen; In der Zeit dt führt der Körper eine Drehung um d aus, d.h. ein Punkt P verschiebt sich um d rP nach P`. d rP d rAP sin rAPsin dt Betrag des Vektorproduktes rAP d rP rAP dt Seite 70 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Geschwindigkeit: d rP vP rAP dt mit rP rA rAP v P auf Ebene von und rAP ; in Richtung von d rP v P rP rA rAP v AP rAP 0, da rA konst Beschleunigung: a P v P ( rAP ) rAP rAP v AP ω rAP a P rAP ( rAP ) Re chenregel : A (B C) B (CA) - C (AB) aP rAP ( rAP ) rAP 2 P 2 rAP 2 2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK ( rAP ) rAP A Seite 71 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 1.3. Allgemeine Bewegung Allgemeine Bewegung: zusammengesetzt aus Translation + Rotation momentane Punkt A bewegt sich auch, d.h. v rA 0 A Drehachse Ortsvektor: rP rA rAP P y z rP x rA Verdeutlicht: rAP A Geschwindigkeit: v P rP rA rAP v v AP rAP v P v A rAP „EULERsche Beziehung“ (Grundformel der Kinematik des starren Körpers) Allgemeine Bewegung des SK besteht aus Translation + Rotation; d.h. Angabe der Geschwindigkeit vA eines Punktes A und der Winkelge schwindigkeit ω um eine momentane Achse durch A beschreibt den Bewegungszustand. 2 Vektoren 6 skalare Gleichungen ̂ den 6 Freiheitsgraden des SK im Raum. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 72 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Beschleunigung: a P v P a A rAP ( rAP ) rAP 2 Bewegung mit Fixpunkt 1.3.1. Allgemeine ebene Bewegung SK bewegt sich parallel zu einer Ebene, d.h. : • alle Geschwindigkeitsvektoren sind parallel zu dieser Ebene • -Vektor stets zur Ebene y P ey ez rAP rP rA ex A x rAP konst . ( Bedingung für starren Körper) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK EULERsche Beziehung (gilt auch hier): vP vA rAP speziell bei ebener Bewegung : ez somit auch : v P v A (e z rAP ) Seite 73 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Ein SK in der Ebene hat 3 Freiheitsgrade (2 Transl. + 1 Rotat.), die Bewegung kann somit durch 3 Lagekoordinaten beschrieben werden: y Lagekoordinaten: xA, yA, P l A AP rAP l ; Koordinaten des Punktes P: yA xA t x x P x A l cos t (1) y P y A l sin t (2) Geschwindigkeitskomponenten des Punktes P: v Px x P x A l sint (3) v Py y P y A l cost (4) EULER-Beziehung in kart. Koordinaten Beschleunigungskomponenten des Punktes P: sin t - l2 cos t ; a Py y A l cos t l2 sin t a Px x A l FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 74 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 1.3.2.Momentanpol oder Geschwindigkeitspol Die allgemeine ebene Bewegung eines SK setzt sich aus Translation + Rotation zusammen; sie lässt sich aber auch zu jedem Zeitpunkt als reine Drehbewegung um einen momentanen (augenblicklichen) Drehpunkt (Momentanpol) auffassen. Im Momentanpol G ist die Geschwindigkeit v P v G 0 ; d.h. v Px v Py 0 Koordinaten des Momentanpols: aus (3), (4): 0 x A l sint 0 y A l cost x A l sint - y l cost A (5) (6) (6) in (1) und (5) in (2) liefert: y xG xA A Für alle 0 existiert ein Momentanpol (Drehpol) x = 0 reine Translation, Momentanpol im yG yA A FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 75 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Translation + Rotation um A = Rotation um G resultierende Geschwindigkeit Rotat. rAP vA P rAP A = P v P v A rAP Momentane Geschwindigkeitsverteilung so, als ob der Drehpol ein fester Punkt wäre, um den sich die Scheibe dreht. auf Ebene v P rGP v P stets auf rGP G v1 v2 2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK G vP Transl. 1 rGP Die Geschwindigkeiten in den Punkten 1 und 2 stehen auf den Verbindungslinien zum Pol: v1 rG 1 v 2 rG 2 v1 rG 1 u.s.w. da rGP Seite 76 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Aufsuchen des Pols: Kennt man die Richtung der momentanen Geschwindigkeit für 2 Punkte eines SK, ergibt sich der Drehpol (Momentanpol) als Schnittpunkt der zu den Geschwindigkeiten Geraden: v1 v2 G kann auch außerhalb des SK liegen G FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 77 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 2. Kinetik Zusammenhang zwischen den Kräften und Bewegungen der starren Körper wird betrachtet. 2.1. Rotation um feste Achse M z.B. homogener starrer Kreiszylinder, Masse m Draufsicht: 0 v r dm M Masseteilchen dm: Geschwindigkeit: v r r r Tangentialbeschl.: a t v r dm Dyn.Grundgl. (in tang. Richt.): dFt dm a t r Moment um Drehachse: r 2 dm dM dFt r Starrer Körper: r 2 dm r 2 dm M dM für alle Punkte des SK gleich 2 r dm m " Massenträgheitsmomen t" m für Kreiszylinder: mR 2 2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 78 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers NEWTONsche Grundgleichung für Drehbewegung: M (s.a. II. 2.5., Massenpunkt auf Kreisbahn) M und sind auf die Drehachse zu beziehen Drall (Drehimpuls): L (s.a. II. 2.5.) Drallsatz: M L 1 Arbeit: W M d (s.a. II. 2.6.) Leistung: P M (s.a. II. 2.6.) Kinetische Energie: 1 E K 2 2 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK 0 Seite 79 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Gegenüberstellung: Translation und Rotation um feste Achse Translation x (oder s) v x a v x m F p mv F mx 1 E K mv 2 2 W F dx P Fv Weg Geschwindi gkeit Beschleuni gung Masse Kraft Impuls dyn. Grundgleic hung kinetische Energie Arbeit L eistung FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Rotation um feste Achse M L M 1 E K 2 2 W M d P M Seite 80 W inkel Winkelgeschwindigkeit Winkelbeschleunig ung Massenträg heitsmomen t Moment Drall (Drehimpul s) dyn. Grundgleic hung kinetische Energie Arbeit L eistung Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 2.2. Allgemeine ebene Bewegung y Eine allgemeine ebene Bewegung setzt sich aus 2 Translationen und 1 Rotation zusammen. m S Lagekoordinaten z.B. xS, yS, S: Schwerpunkt yS xS x NEWTONsche Grundgleichungen für die allgemeine ebene Bewegung Die Bewegung wird auf den Schwerpunkt des SK bezogen mx mx S Fx beschreibt Bewegung in x - Richtung my my S Fy beschreibt Bewegung in y - Richtung M S S beschreibt Drehung um den Schwerpunkt S S: Massenträgheitsmoment bezüglich der Schwerpunktachse. M: Summe aller Momente bezüglich der Schwerpunktachse. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 81 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Kinetische Energie bei allgemeiner ebener Bewegung: 1 1 E K mv S2 S2 2 2 Translatio ns - Rotations energie energie vS: Schwerpunktgeschwindigkeit S: Massenträgheitsmoment bezüglich des Schwerpunkts (der Schwerpunktachse) Arbeitssatz: E K1 E K 0 W Gilt analog zu Arbeitssatz für Massenpunkt und Massenpunktsystem. Energiesatz: E K 0 E P0 E K1 E P1 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK bzw. E K E P konst . Seite 82 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 2.3. Massenträgheitsmomente 2.3.1. Definitionen Massenträgheitsmomente sind schon mehrfach im Verlauf der Vorlesung aufgetaucht. y r dm Massenträgheitsmoment bezüglich einer Drehachse z: y z r 2 dm (x 2 y 2 ) dm x z x m dm: Masseteilchen r: senkrechter Abstand von dm zur Drehachse Massenträgheitsmomente bezüglich der x-, y-Achse x ( y 2 z 2 ) dm y (z 2 x 2 ) dm FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 83 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 2.3.2. Massenträgheitsmomente um parallel verschobene Achsen y m Massenträgheitsmoment bezüglich der Schwerpunktsachse z: dm rS S z y S z rS2 dm (x 2 y 2 ) dm rA x A x a Massenträgheitsmoment bezüglich einer Achse A parallel zur z-Achse im Abstand a: A rA2 dm y 2 rS2 x 2 rA2 (a x ) 2 rA2 rS2 x 2 a 2 2ax x 2 rS2 a 2 2ax A (rS 2 a 2 2ax) dm rS2 dm a 2 dm 2a x dm S A S a 2 m a 2m 0, da statisches Moment bezüglich Schwerpunkt Satz von STEINER FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 84 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers Massenträgheitsmomente einiger Körper y ra2 l2 x y m 4 12 ra2 z m 2 1. Zylinder x z y 2. dickwandiger Hohlzylinder ri x (ra2 ri 2 ) l 2 x y m 4 12 (ra2 ri 2 ) z m 2 z FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 85 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers y 3. dünne Kreisscheibe x z y 4. dünner Kreisring x z y 5. Kreiskegel x ra2 x y m 4 ra2 z m 2 rm2 x y m 2 z m rm2 3 r2 2 x y m l 5 4 3 z mr 2 10 z FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 86 Hochschule Zittau/Görlitz IV. Bewegungen eines starren Körpers 6. Quader m( h 2 l 2 ) x 12 m( b 2 l2 ) y 12 m( b 2 h 2 ) z 12 y x h l z b y 7. dünne Rechteckplatte h x z b 8. dünner Stab 0 S l FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK h2 x m 12 b2 y m 12 (h 2 b 2 ) z m 12 l2 S m 12 l2 0 m 3 Seite 87 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 1. Grundbegriffe Schwingungen: mehr oder weniger regelmäßig erfolgende zeitliche Schwankungen von Zustandsgrößen. Schwingungen mechanischer Systeme, Schwingungen im elektr. Stromkreis, usw. mechanischer Schwinger: xe= xe(t) besteht z.B. aus Masse m, Elastizität (Federkonstante) c, Erregung xe= xe(t) c m periodische Schwingung: Verlauf x(t) wiederholt sich nach einer Zeit T T x x(t) t x(t+T) t+T t FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK T : Periode der Schwingung ; Schwingung sdauer 1 f : Frequenz der Schwingung T 1 1 Dimension : Zeit Seite 88 Einheit : 1 Hz s Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen harmonische Schwingung: x Größe x(t) ändert sich sinus- oder kosinusförmig z.B. x(t) = A sin 0t oder x(t) = B cos 0t 0T = 2 A 2 3 x = A sin 0t 0t A: Amplitude der Schwingung 0: Kreisfrequenz, Eigenfrequenz 2 0 2 f (wichtige Größe zur T rechnerischen Behandlung von Schwingungsvorgängen) Der reinen Sinus- bzw. Kosinusschwingung sind spezielle Anfangsbedingungen zugeordnet, z.B.: x(t) = A sin 0t Anfangsbedingungen.: x ( t 0) 0 ; x (t 0) A0 Für beliebige Anfangsbedingungen gilt: x(t) = A sin 0t + B cos 0t bzw. x(t) = C sin (0t+ ) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 89 (beide Darstellungen sind gleichwertig) Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen x x = C sin (0t+) B A sin 0t A 2 3 Überlagerung einer Sinus- und einer Kosinusschwingung ergibt reine Sinusschwingung mit verschobener Phase. Phasenverschiebung: 0t B cos 0t ungedämpfte Schwingung: Schwingung mit konst. Amplitude s.o. gedämpfte Schwingung: Amplitude nimmt mit der Zeit ab x t FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 90 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Freie Schwingung (Eigenschwingung): Schwinger wird sich selbst überlassen. (Schwinger wird nicht von außen angeregt) Erregte oder erzwungene Schwingung: Schwinger wird von außen angeregt. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 91 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 2. Freie Schwingungen es werden lineare Schwingungen von Systemen mit einem Freiheitsgrad untersucht: einfache Schwinger 2.1. Freie ungedämpfte Schwingungen (Eigenschwingungen) 2.1.1. Geradlinige Schwingungen eines Feder-Masse-Systems Ruhelage: c Masse m gleitet auf reibungsfreier Unterlage. m Schwingungsvorgang: x m FF = cx FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Masse m Federkonstante c Beim Schwingungsvorgang erfährt die Masse eine Auslenkung aus der Ruhelage: Koordinate x Auf die Masse wirkt dann die Federkraft FF = cx als rücktreibende Kraft. Seite 92 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Aufstellen der Schwingungsdifferentialgleichung mittels NEWTONscher Grundgl. mx F cx mx cx 0 mit der Abkürzung 02 c folgt : m x 02 x 0 „Schwingungsdifferentialgleichung“ (lineare, homogene DGL 2. Ordnung) Allgemeine Lösung der DGL: x ( t ) A sin0 t B cos 0 t bzw. x ( t ) C sin (0 t ) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK A und B bzw. C und folgen aus Randbedingungen Seite 93 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Spezielle Lösung: Randbed . : z.B. x(t 0) x 0 0 x ( t ) A sin 0 t B cos 0 t x (t 0) v 0 x ( t ) A 0 cos 0 t B0 sin 0 t x(t) v0 sin 0 t 0 Sinusschwi ngung ; x0 0 B v 0 A0 bzw. B x 0 0 v0 bzw. A 0 v0 : Amplitude 0 v0 mit x(t) C sin (0 t ) und 0, ,... ; C erhält man die gleiche Beziehung 0 Geschwindigkeit: Beschleunigung: v x ( t ) v 0 cos 0 t a x( t ) v 0 0 sin 0 t FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 94 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen x x v0 2 0t v0 v = vmax, beim Durchgang durch die Ruhelage 0t x v0 a = amax in den Umkehrpunkten 2 0t andere Randbeding ungen : z.B. x(t 0) x 0 x (t 0) v 0 0 v B x0 A 0 0 x ( t ) x 0 cos 0 t Kosinusschwingung; 0 Eigenfrequenz, Kreisfrequenz: Schwingungsdauer: FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK 0 T x0: Amplitude c m 2 m 2 0 c Seite 95 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 2.1.2. Drehschwingungen eines Feder-Masse-Systems x = l m l A F = cx = cl Masse an masseloser starrer Stange Lösung: Auslenkung aus der Ruhelage um den Winkel Federkraft ist rücktreibende Kraft c NEWTONsche Grundgl. für Drehbewegung M A A mit A S ma 2 , S 0 ; a l A ml 2 2 M A FF l cl cl 2 ml 2 02 0 mit FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK c 0 m c 0 m c 0 m Schwingungsdiff.gln. für Drehschwingung (analog zur geradlinigen Schwingungsbewegung) Seite 96 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Allgemeine Lösung: ( t ) A* sin 0 t B* cos 0 t oder ( t ) C* sin(0 t ) A*,B* bzw. C*, folgen aus Randbedingungen 2 m Schwingung sdauer T 2 c 0 Drehschwingungen mit mehreren Federn (eine Masse) c Masse an starrer Stange c2a A a a ca c FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK a M m caa c2a2a m(3a ) 2 5 c 0 9m 02 Seite 97 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 2.1.3 Schwerependel Gewicht ist rücktreibende Kraft FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 98 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 2.1.4 Federkonstanten elastischer Systeme 2.1.4.1. Einzelsysteme FF c FF = cx F oder : x F c c F bzw. : c F x x m FF x EA l Ein linearer Zusammenhang zwischen Kraft u. Verformung tritt auch bei anderen elastischen Systemen auf: a) masseloser elastischer Stab (Länge l, Dehnsteifigkeit EA) l x l=x Fl EA cSt F EA l l F FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 99 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen b) masseloser elastischer Balken (Länge l, Biegesteifigkeit EI) EI m l w=x Fl 3 wx 3EI cB F 3EI 3 w l Fl 3 wx 48EI cB 48EI l3 F oder: m l 2 l 2 F w=x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 100 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen c) Torsionsstab (Länge l, Torsionssteifigkeit GIT) GIT l MT MTl G IT cT M T GI T l -MT -c T DGL : c T 0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 101 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 2.1.4.2. Kombinationen elastischer Systeme Parallelschaltung: Federkräfte: c1 c2 m x = x1=x2 c ges c1 c 2 F1 = c1x F2 = c 2 x Fges=F1+F2=(c1+c2)x = cgesx n bzw. allgemein: c ges c k k 1 Parallelschaltung: „Federsystem wird härter“ FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 102 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Reihenschaltung: F Federkraft : F F1 F2 F c2 1 1 F Gesamtverlängerung : x x1 x 2 F c1 c 2 c ges Verlängeru ngen der Federn : x1 c1 c2 1 c ges m x 1 1 c1 c 2 F c1 1 bzw. allgemein: bei nur 2 Federn auch : c ges c ges x2 n 1 k 1c k c1c 2 c1 c 2 Reihenschaltung: „Federsystem wird weicher“ FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 103 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 2.2. Freie gedämpfte Schwingung Amplitude nimmt mit der Zeit ab, Ursache hierfür sind Reibungs- und Dämpfungskräfte. Gleitreibung und Luftwiderstand wurden bereits besprochen. (nicht im Zusammenhang mit Schwingungen) viskose Dämpfung ist von großer praktischer Bedeutung Flüssigkeitsreibung, z.B. Stossdämpfer eines Autos v x FD kv bzw. FD kv kx Dämpfungskraft wirkt der Geschwindigkeit entgegen k: Dämpfungskonstante z.B. in Ns m Flüssigkeitstopf FD FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 104 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen gedämpfter Feder-Masse-Schwinger FF cx c Feder und Dämpfer parallel c m m x k k kleine Schwingungen um x die statische Ruhelage werden betrachtet. m FD kx x Aufstellen der Schwingungsdifferentialgl. mittels NEWTONscher Grundgl.: mx F cx kx mx kx cx 0 c 0 Eigenfrequenz des ungedämpften Systems m FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 105 x k c x x 0 m m Schwingungsdiff.gl. des gedämpften Systems Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen dimensionslose Darstellung der DGL: dimensionslose Zeit: z 0 t x ( t ) x (z) ; x bezogen auf die Periode der ungedämpften Schwingung (Eigenzeit) dx dx dz x 0 dz dt dt ; x x 02 x 0 d.h. 02 x k 2 mω 0 k 0 x 02 x 0 m d.h. x 2x x 0 bzw . x k x x 0 m0 k Dämpfungsfaktor (nach LEHR) 2m0 dimensionslose Form der DGL gilt für alle freien gedämpften Schwingungen, nur eine Konstante ist abhängig vom jeweiligen Schwingungssystem; bei Drehschwingungen x FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 106 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Lösung mittels Exponentialansatz: x = ez x λe λz : Konstante x λ 2 e λz Einsetzen in DGL : 2 2 1 0 Lösung : 1, 2 2 1 chrakteris tische Gleichung Allgemeine Lösung der DGL: x C1e λ1z C2e λ 2z C1e κz κ 2 1 z C2e κz κ 2 1 z je nach Größe von werden 3 Fälle unterschieden FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 107 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen a) > 1: aperiodische Bewegung (große Dämpfung, keine Schwingung, Wurzel im Exponenten ist reell) allgemeine Lösung auch: x e z A sinh ( 2 1 z) B cosh ( 2 1 z) C e z sinh ( 2 1 z ) spezielle Lösung: Konstanten aus Randbedingungen z.B.: x(t 0) x(z 0) 0 β 0 v x (t 0) v 0 x(z 0) 0 C 0 x v0 0 2 1 e κz sinh ( κ 2 1 z) v0 0 2 1 x höchstens 1 Maximum z FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 108 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen b) = 1: aperiodischer Grenzfall (Grenzdämpfung) x (C1 C 2 z)e z allgemeine Lösung: spezielle Lösung: x für obige Randbed. v 0 z ze 0 c) < 1: gedämpfte Schwingung (kleine Dämpfung, Wurzel im Exponenten negativ) allgemeine Lösung: xe z Schwingungsbewegung mit exponentiell A sin( 1 z) B cos( 1 z) abnehmenden Amplituden. 2 2 C e z sin( 1 2 z γ) d.h. keine periodische Bewegung aber: gewisse Ereignisse: Nulldurchgänge Maximalausschläge folgen in zeitlich konst. Abständen. spezielle Lösung: Randbed. wie oben C v0 0 1 2 ; γ0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK x v0 0 e z sin( 1 2 z) 1 2 z* Seite 109 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen x Hüllkurve konst. e-z 2 3 z* 1 Periode Nulldurchg änge für z * 1 2 z 0, , 2,... 3 Hüllkurven werden berührt für z * , ,... 2 2 Maxima liegen etwas davor Schwingungsdauer: „Periode“: z * 1 2 z 2 z 0 t 0 TD 1 0 TD 2 TD 2 2 0 1 2 T 1 2 Dämpfung verlangsamt die Schwingung TD: Schwingungsdauer für gedämpfte Schwingung T: Schwingungsdauer, für die ungedämpfte Schwingung 1 0 1 2 Frequenz : f D 2 TD FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 110 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 3. Erzwungene Schwingungen Schwinger wird von außen permanent angeregt 3.1. Arten der Erregung Wegerregung (Federerregung): Krafterregung: Federende wird periodisch erregt Periodische Kraft wirkt auf Massenpunkt c xe= r sin et c c m r m m x e: Erregerfrequenz 0: Eigenfrequenz des Schwingers η e : Frequenzverhältnis 0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Fe F sin e t F konst . a) Krafterregung mit konst. Amplitude Seite 111 me 2 F me re b) Krafterregung mit frequenzabhängiger Amplitude Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 3.2. Ungedämpfte erzwungene Schwingungen 3.2.1. Wegerregung Schwingungsdiff.gl.: c xe= r sin et FF= c(x-xe) m x Dyn . Grundgl . : mx F FF c( x x e ) mx cx cx e cr sin e t c x c r sin t c 2 x m e 0 m m lineare inhomogene x 02 x 02 r sin e t DGL 2. Ordnung Störglied Allgemeine Lösung der DGL: setzt sich zusammen aus der allg. Lösung der homogenen DGL und einer Partikularlösung der inhomogenen DGL: x ( t ) C sin(0 t ) C1 sin e t al lg emeine Lösung der homogenen DGL FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Partikular lösung Seite 112 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen C, : Integrationskonstanten folgen aus Randbedingungen Berechnung von C1: Partikularlösung: x p C1sine t ; x p C1e cose t ; x p C1e2sine t Einsetzen in DGL: C1 e2 sin e t 02 C1 sin e t 02 r sin e t C1 02 r 02 e2 r 1 1 2 e 0 Da bei realen Systemen wegen stets vorhandener Dämpfung die Eigenschwingung (Lösung der homogenen Gl.) abklingt, bleibt nach hinreichender Zeit nur die erzwungene Schwingung (Partikularlösung): x x p C1 sin e t mit C1 r 1 2 x x p C1sin e t x(t) C1 C1 ( r , ) C1 Anregungsphase FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK t stationäre Bewegung Seite 113 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Resonanzkurve: C1 Änderung der Amplitude C1 in Abhängigkeit von der Erregerfrequenz (Frequenzverhältnis) = 1 : Resonanz < 1 : unterkritischer Bereich > 1 : oberkritischer Bereich r =1 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 114 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 3.2.2. Krafterregung mit konstanter Amplitude Schwingungsdiff.gl.: c FF= cx x m Fe F sin e t Dyn. Grundgl . : mx F cx F sin e t mx cx F sin e t c x F sin t x m e m F x 02 x m sin e t Allg. Lösung: wie bei Wegerregung x p C1e2 sin e t Partikularlösung: x p C1 sin e t Einsetzen in DGL: F sin t C1 e2sinω e t 02 C1 sine t m e FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 115 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen F F m02 F 1 m C1 2 e2 c 1 2 0 e2 1 2 0 Resonanzkurve wie bei Wegerregung 3.2.3 Krafterregung mit frequenzabhängiger Amplitude m: Gesamtmasse me: umlaufende Masse c FF = cx Schwingung sdiff .gl. : mx F cx m e re2 sin e t m x r = et me Fe F sin e t 2 F me re FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK mx cx m e re2 sin e t x 02 x me 2 r sin e t m e Seite 116 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Allg. Lösung: x ( t ) C sin(0 t ) C1 sin e t Partikularlösung: x p C1 sin e t in DGL : C1e2 sin e t 02 C1 sin e t x p C1e2 sin e t me 2 r sin e t m e me 2 re m 2 m e C1 2 r 2 m 1 2 0 e Resonanzkurve: C1 me r m =1 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 117 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 3.3. Gedämpfte erzwungene Schwingungen 3.3.1. Wegerregung Diff .gl. : xe FF c( x x e ) m x FD kx mx F c( x x e ) kx mx kx cx cr sin e t k c c x m x m x m r sin e t Eigenzeit : z 0 t 02 x ( t ) x (z) x x 0 e t e 0 t z 0 02 x x 02 x dx dz z k x 2 x 2 r sin z 02 x m 0 0 0 x mk x x r sin z 0 2 x 2x x r sin z FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 118 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen Allgemeine Lösung: x Ce z sin( 1 2 z ) C1 sin(z ) Eigenschwingungen 0 für grosse t bzw . z Phasenverschiebung infolge Dämpfung (Nachhinken der Masse gegenüber der Erregung) x x p C1 sin(z ) Resonanzkurve: C1 r 1 (1 2 ) 2 4 2 2 C1 =0 2 tan 1 2 r >0 =1 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 119 Hochschule Zittau/Görlitz V. Schwingungen 3.3.2. Krafterregung mit frequenzabhängiger Amplitude c DGL: FF = cx mx kx cx m e re2 sin e t m r x k me =et Lösung: x p C1 sin(z ) 2 m e r e FD kx m: Gesamtmasse me: umlaufende Masse FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK me 2 C1 r m (1 2 ) 2 4 2 2 2 tan 1 2 Seite 120 Hochschule Zittau/Görlitz A2. Lagrange‘sche Gleichungen Anwendungsbeispiel: Schwingungstilger Millenium- Bridge Können diese Eigenschwingungen auf einfache Art (z.B. durch Ankopplung einer geeigneten weiteren Masse) verhindert werden? x2 x1 c2 c1 m2 m1 Eigenschwingungen: Horizontal: 0,5Hz Vertikal: 1,2-2,2Hz FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK =0 Seite 121 =0 Hochschule Zittau/Görlitz A2. Lagrange‘sche Gleichungen x2 x1 Aufstellen der Schwingungsdgl.: c2 c1 m2 m1 =0 =0 kinetische Energie: 1 1 EK mx12 mx22 2 2 L EK EP Lagrange‘sche Gleichungen 2. Art potentielle Energie: 1 1 EP c1 x12 c2 ( x2 x1 ) 2 2 2 d L L 0 dt q j q j m1x1 (c1 c2 ) x1 c2 x2 0 m2 x2 c2 x1 c2 x2 0 FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Homogenes Differentialgleichungssystem 2. Ordnung Hochschule Zittau/Görlitz A2. Lagrange‘sche Gleichungen •Betrachtung einer erzwungenen Schwingung mit der Erregerfrequenz e •Lösen des Differentialgleichungssystems Schwingungsamplituden X1 und X2 der Massen m1 und m2 F0 c2 e2 m m X1 2 1 2 2 2 2 (e 1 )(e 2 ) FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK F0 c2 m m X 2 2 12 22 2 (e 1 )(e 1 ) Seite 123 Hochschule Zittau/Görlitz A2. Lagrange‘sche Gleichungen X2 X1 0 1 t 2 0 1 2 ωe ωe • Im Punkt t c2 m2 wird die Amplitude X1 gleich Null m1 ist in Ruhe => Schwingungstilgung. Nur m2 schwingt mit einer relativ kleinen Amplitude • Nachteil: Es gibt 2 Resonanzfrequenzen – eine oberhalb und eine unterhalb der Tilgungsfrequenz. FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Seite 124 Hochschule Zittau/Görlitz A2. Lagrange‘sche Gleichungen In hohen Gebäuden wird die Schwingungsdämpfung häufig als Tilgerpendel ausgeführt. Schwingungsanregung durch • Wind • Erdbeben • menschliche Einflüsse Schwingungstilger im Hochhaus Taipai 101 (Höhe 509m, 101 Stockwerke) Gewicht: 660t FACHGRUPPE ANGEWANDTE MECHANIK Hochschule Zittau/Görlitz