Vollkeramik auf Implantaten – geht das? - AG

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Vollkeramik auf Implantaten – geht das?
Fachgesellschaften reflektieren interdisziplinär die Ästhetik und Stabilität
implantologischer Therapiekonzepte.
Das alljährlich stattfindende Keramiksymposium der der Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde wird stets von Beiträgen wissenschaftlicher Fachgesellschaften begleitet und ist in diesem Jahr eingebettet in den Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin, der Deutschen Gesellschaft für Orale
Implantologie, der Deutschen Gesellschaft für Computergestützte Zahnheilkunde.
Unter dem Leitgedanken „Der Natur auf der Spur – gemeinsam zum Praxiserfolg“
verfolgen die Veranstalter den holistischen Ansatz, mit dem „Blick auf das Ganze“
durch interdisziplinäre Therapiekonzepte verschiedene Fachbereiche zusammen zu
führen und bisher reduktionistische Sichtweisen aufzulösen.
Erfahrene Referenten aus Klinik und Praxis werden unter dem Aspekt des nachhaltigen Langzeiterfolgs die Zusammenhänge einer Implantatplanung, das klinische Vorgehen in der Weichgewebsgestaltung, die prothetische Rekonstruktion – teilweise mit
Keramikwerkstoffen - unter ästhetischen und biomechanischen Gesichtspunkten vorstellen. Unter anderem wird Frau Dr. Anja Zembic, Universität Zürich, sowie ZTM
Vincent Fehmer, Universität Genf, auf der Jahrestagung am 15.-16. Sept. 2017 in
Hamburg mit „Vollkeramik auf Implantaten aus zahnärztlicher und zahntechnischer
Sicht“ neue Erkenntnisse vortragen. Der nachstehende Bericht zeichnet den aktuellen Stand der Implantat-Prothetik nach.
Vollkeramische Werkstoffe haben sich seit geraumer Zeit zur ernsthaften Alternative
für implantatgetragene Suprakonstruktionen entwickelt. Hierbei nimmt das Abutment
einen zentralen Platz als Schnittstelle zwischen dem osseo-integrierten Implantat und
der prothetischen Versorgung ein. Als transgingivale Verbindung stützt es das
periimplantäre Weichgewebe und ist für die mechanische Stabilität der Suprakonstruktion verantwortlich. Besonders in schwierigen Situationen müssen Anforderungen an die Ästhetik sowie an die Stabilität differenziert beantwortet werden, die
manchmal nur mit Kompromissen gelöst werden können. Lange Zeit standen für
Mesostrukturen lediglich konfektionierte Abutments aus Titan zur Verfügung. Herausforderungen ergaben sich hierbei aus der drehrunden Form, die der Zahnanatomie
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Abb. 1: Virtuelles Planungsmodell für Titan-Abutments. Links: konfektioniert, rechts:
individualisiert hergestellt. Quelle: Lauer
nicht entspricht, aus der eingeschränkten Ästhetik, besonders bei dünner Gingiva,
aus der unzureichenden Positionierbarkeit der Zementfuge, und aus Einschränkungen bei der Angulation.
Mit dem Einzug der CAD/CAM-Technik zur Fertigung von individuellen Abutments
eröffnete sich die Möglichkeit, speziell für die klinische Situation und Restauration
geeignete Mesostrukturen herzustellen (Abb. 1). Damit können heute spezifische
Anforderungen an Abutments erfüllt werden, die von der Lokalisation im Kiefer beeinflusst werden: Hohe Stabilität und Dauerfestigkeit, chemische Beständigkeit, sehr
gute Biokompatibilität, Möglichkeit der individuellen Formgebung und Achsenausrichtung. Vor allem im Frontzahnbereich gelten ein individualisierbares Austrittsprofil sowie eine zahnähnliche Farbe und Transluzenz beim dünnen gingivalen Biotyp als
wichtige Faktoren zur Rekonstruktion einer zufriedenstellenden Ästhetik (Abb. 2) [11,
15]. Obwohl Titan immer noch der gängigste Werkstoff für Abutments ist, wird in vielen Fällen Zirkoniumdioxidkeramik (ZrO2) eingesetzt. Besonders im ästhetisch sensiblen Bereich werden mit ZrO2-Abutments bessere Ergebnisse erzielt.
Technisch wird der transgingivale Übergang unterschiedlich gelöst und hängt primär
von der Implantatform ab. Bei einteiligen Implantaten ist er integrierter Bestandteil
und als zylindrischer oder taillierter Bereich gestaltet. Bei zweiteiligen Implantaten
werden der Übergang, die Kraftübertragung und die Lagesicherung, Gewebeformung, Emergenzprofil und die Ästhetik durch das Abutment bewerkstelligt.
Vollkeramische Abutments, konfektioniert oder individualisiert, sind derzeit in zwei
Varianten verfügbar. Die vollkeramische Variante wird mittels Verschraubung im
Enossalpfeiler fixiert. Die Variante „Hybrid-Abutment“ mit der individuell gestalteten
Mesostruktur als Überwurf aus ZrO2 wird mit einer Titanhülse verklebt (Abb. 3). Diese TiBase wird enossal verschraubt. Dadurch entsteht eine spannungsfreie Verbindung zwischen Implantat, Abutment und Krone. Die gingivaformende Basis endet
direkt oberhalb der Implantatschulter und geht mit dem Schraubenschlot in den Fügebereich mit ZrO2 über. Der koronale ZrO2-Anteil gewährleistet ein dauerhaft helles
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Durchschimmern bei hoher Stabilität. Hybrid-Abutments können für Einzelkronen,
Brücken, keramische Stege und teleskopierende Restaurationen eingesetzt werden
[10].
Abb. 2: ZrO2-Abutment zur den Frontzahnbereich. Auch bei dünner Gingiva wird der
Titan-Enossalpfeiler abgedeckt. Einfallendes Licht wird in die Gingiva transferiert.
Quelle: Beuer, Schweiger
Abb. 3: Implantatkrone aus Lithiumdisilikat mit individualisiertem Hybrid-Abutment
aus ZrO2, mit TiBase verklebt zur Verschraubung mit dem Enossalpfeiler. Quelle:
Zembic
3
Implantate rückwärts planen
Als Vorbereitung erleichtert das Digitalröntgen die Befundung, die Planung der
implantologischen Insertion sowie die nachfolgenden Therapieschritte. Die Kombination aus digital-prothetischer und chirurgisch-implantologischer Planung ermöglicht
es, die Daten der digitalisierten Intraoralabformung sowie die virtuell konstruierte,
prothetische Suprastruktur mit der Implantatkrone im DVT-Röntgenbild deckungsgleich zu vereinen [20]. Zur Vorbereitung der OP besteht die Möglichkeit, mittels der
kombinierten Digitaldaten eine chirurgische Bohrschablone für die enossale Tiefenbohrung virtuell zu konstruieren, die neuerdings auch in der Praxis hergestellt werden
kann. Basiert die Implantatplanung heute zumeist noch auf der konventionellen Intraoral-Abformung, wird durch den Einsatz der digitalen bzw. lichtoptischen IntraoralAbformung der Behandlungsablauf standardisiert und verkürzt [27]. Da für die prothetischen Aufbauten vielfach vollkeramische Werkstoffe zum Einsatz kommen, die
ohnehin einen digitalen Workflow zur CAD/CAM-Bearbeitung benötigen, ist es folgerichtig, die digitale Erfassung auf die Mundhöhle auszudehnen [19, 23].
Die prothetische Konstruktion mittels computergeführter Software macht im Rahmen
der Rückwärtsplanung das spätere Ergebnis vorhersagbar (Abb. 4-5). Unabdingbar
ist die Abstimmung zwischen den einzelnen Behandlungs- und Herstellungsschritten
zwischen Oralchirurg bzw. Zahnarzt und Zahntechniker. Hierbei umfasst die Standardisierung die Vereinheitlichung von Maßen, Typen oder Verfahrensweisen. Dabei
liegt neben der Vereinheitlichung von Herstellungsprozessen auch die Effizienzsteigerung im Zielkorridor [1].
Abb. 4: Virtuelles Modell (Cerec Omnicam) mit Erstvorschlag für verschraubte
Implantatkronen. Quelle: Zembic/Fehmer
Zahnmedizinisch und zahntechnisch bewegt sich die Implantologie in einem Feld
höchster Individualität. Standardisierung und individuelle Betreuung des Patienten
widersprechen sich dann nicht, wenn die Individualität besonders die Funktion und
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Abb. 5: Bestimmung der Einschubrichtung für Implantat und Suprastruren. Rechts:
Planung der Ausschleifphase für die Krone. Quelle: Zembic/Fehmer
die Ästhetik der Versorgung im Fokus hat. Sobald die Arbeitsschritte digital erfolgen,
ist es möglich, Einzelschritte exakt zu kontrollieren und im Bedarfsfall Korrekturen
und Anpassungen schon im Vorfeld durchzuführen, bevor Einzelteile hergestellt werden [2, 21].
Abutment-Technik nach Wahl
Grundsätzlich können zwischen konfektionierten Implantat-Abutments, angussfähigen bzw. überpressbaren und CAD/CAM-gefertigten Abutments unterschieden werden. Angießbare HSL-Hülsen, auf die der Zahntechniker seine Idealgeometrie aufwachst und diese im Lost-Wax-Verfahren in Edelmetall bzw. in Presskeramik umsetzt, stellen eine Zwischenlösung dar. Nachfolgend werden die bedeutendsten
Abutment-Techniken vorgestellt.
1. CAD/CAM-Monoblock-Abutment aus Titan:
CAD/CAM-gefertigte Abutments aus Titan waren bisher der Standard. Der Vorteil
dieser CAD/CAM-gefertigten Aufbauten liegt darin, dass sich die Nachbearbeitung
lediglich auf ein Glätten der Oberfläche mittels Silikonpolierer beschränkt.
2. CAD/CAM-Abutment aus Zirkoniumdioxid:
ZrO2-Abutments, die computergestützt konstruiert und gefertigt werden, lassen sich
entweder mit oder ohne Titanklebebasis (TiBase) verarbeiten. Der Werkstoff bietet
für das Weichgewebe einen reizlosen Schleimhautkontakt. Da der marginale Rand in
den gut zugänglichen intrasulkulären Bereich gelegt werden kann, wird die Überschussentfernung nach dem Zementieren erleichtert. Einteilige, d.h. monolithische
ZrO2-Abutments ohne Zwischenstruktur bieten den Vorteil, dass sich keine Klebeund Fügematerialien im Sulcus befinden.
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3. CAD/CAM-Keramik-Abutment ohne Klebebasis:
CAD/CAM-gefertigte Abutments aus Keramik ohne Klebebasis sind wie TitanAbutments aus einem Monoblock gefertigt. Die Außengeometrie des Abutments wird
den Konstruktionsdaten des ZT-Labors bzw. analog dem Wax-up individualisiert aus
dem Rohling herausgeschliffen. Nachteilig ist, dass es keine Konushaftung der
Abutmentschrauben gibt. Um Zugspannungen zu vermeiden, haben die Schrauben
einen planen, winkelrechten Schraubensitz mit direktem Keramikkontakt; sie unterliegen dem Risiko der Schraubenlockerung.
4. CAD/CAM-Keramik-Abutment mit Klebebasis (Hybrid-Abutment):
Hergestellt aus Zirkoniumdioxid oder Lithiumdisilikat, kommen dafür teilvorgefertigte
Meso-Blocks mit einem Schraubenkanal zum Einsatz. Das Abutment als Überwurfteil
wird mit einer Titanhülse verklebt. Die TiBase weist die gleiche Passung wie ein konfektioniertes Titan-Abutment auf. Der konische Schraubensitz verhindert eine
Schraubenlockerung. Zuspannungen treten nicht auf. Nachteilig kann sich eine
Plaqueaffinität in der Klebefuge zwischen TiBase und Abutment auswirken.
Abb. 6: Individualisiertes ZrO2-Abutment stützt das periimplantäre Weichgewebe.
Quelle: Zembic
Individualisierte Abutments
In den Fällen, in denen ausgeprägte Angulationen vorhanden sind und die Form des
konfektionierten Aufbaus stark von der natürlichen Pfeilergeometrie abweicht, ist das
individuell gefertigte, vollkeramische Abutment angezeigt (Abb. 6). Speziell gestaltete Abutments, die bereits die Geometrie eines beschliffenen Prämolaren oder Molaren nachbilden, sind für eine anatomisch korrekte Gerüstgestaltung auch aus mechanischen Gründen vorteilhafter. Durch die individuelle Charakterisierung wird im
Wurzel- und Übergangsbereich zur Krone ein natürliche Passung erreicht. Die Geometrie des Hybrid-Abutments mit Abschlussrand der Krone auf Gingia-Niveau er6
leichtert die Eingliederung. Grundsätzlich gilt immer, die einzusetzenden Abutments
möglichst nicht mehr im gesinterten Zustand zu beschleifen, um eine eventuelle
Werkstoffschädigung auszuschließen [12].
Die Hybrid-Abutment-Krone (Abb. 7), z.B. aus Lithiumdisilikat, vereint das Abutment
und die verblendfreie Krone in einem Teil. Die monolithisch ausgeschliffene
Implantatkrone wird mit der TiBase verklebt. Dann wird die Krone – in einem Stück –
in den Enossalpfeiler eingeschraubt. Der Schraubenkanal wird mit Komposit verschlossen. Besonders im Molarenbereich, wo Festigkeit und komfortables klinisches
Handling angezeigt sind, bieten Hybrid-Abutment-Kronen die wirtschaftliche Alternative zur klassischen Implantatversorgung. Die Verschlankung der Suprastruktur verhindert, dass bei einer eventuellen Rezession des Weichgewebes das Abutment
sichtbar wird.
Die Individualisierung des Emergenzprofils kann mit einem Wax-up oder mit spezieller CAD/CAM-Software unterstützt werden. Als Parameter eines individualisierten
Abutments gelten das Weichgewebs-Durchtrittsprofil, die Präparationstiefe, gemessen vom Zahnfleischsaum oder von der Implantatschulter, die Ausformung der
Abutmentpräparation (Stufe oder Hohlkehle), Retentionsflächen beim Titan-Abutment
und die Einschubrichtung der Abutments. Hierbei kann eine Schleimhautunterstützung, deren Ausformung und der größte anatomische Abutment-Umfang berücksichtigt werden.
Abb. 7: Hybrid-Abutment-Krone mit TiBase spannungsfrei verklebt, mit Verschraubung als Verbindungsteil zum Enossalpfeiler. Quelle: Fehmer
Beim Laboreinsatz hat sich als effizient erwiesen, Konfektionszähne aufzuschleifen.
Um die optimale Position der Zähne auf dem Implantatmodell zu erreichen, können
die Zähne auf eingekürzten Abformpfosten aufgewachst werden. Damit lässt sich das
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Wax-up reproduzierbar aufsetzen und abnehmen. Das passende Abutment kann
nach Maßgabe im Webordner des industriellen Herstellers bestellt werden.
Einen neuen Ansatz bietet die Dentalindustrie. Das zahntechnische Implantatmodell
kann gescannt, die Suprastrukturen konstruiert und der Datensatz an ein Fertigungszentrum gesandt werden. Vor der industriellen Herstellung der Abutments und
Implantatkronen werden in der Freigabephase Kontrollausdrucke per E-Mail mit dem
Auftraggeber ausgetauscht; erst dann erfolgt das Ausfräsen aus Titan oder Keramik.
Verschraubte Suprastrukturen
Im Sulkus verbleibende Zementreste können iatrogene Entzündungen im periimplantären Gewebe auslösen. Zur Vermeidung dieses Risikos darf die Abutmentschulter
nur leicht subgingival gelegt werden – alternativ können implantatgetragene Einzelkronen verschraubt werden. Dafür muss der Schraubenkanal okklusal offen liegen.
Limitiert wird auch die Verschraubung durch die Implantatachse, wenn der Schraubenkanal labial im Frontzahnbereich platziert werden muss.
Bei einer verschraubten Implantat-Einzelkrone repräsentiert das Abutment das Gerüst der Krone. Es muss so konstruiert werden, dass es als Gerüst die Verblendkeramik unterstützt. Hier ist die Individualisierung des Sekundärteils von Vorteil, um das
Gerüst der zukünftigen Krone anzupassen. Damit Keramik-Abplatzungen verhindert
werden, wird eine Verblendkeramik-Schichtstärke von maximal 1,5 mm empfohlen.
Die verschraubte Suprastruktur erleichtert den Austausch im Reparaturfall [9].
Freiend-Versorgung mit Implantat
Zur Vermeidung von herausnehmbarem Zahnersatz können distale Freiendsituationen mit vollkeramischen Restaurationen auf Implantaten versorgt werden. Im Vergleich zum herausnehmbaren (Modellgussprothese) oder kombiniert festsitzendherausnehmbaren Zahnersatz (doppelkronenverankert) bieten implantatgetragene
Versorgungen bei richtiger Indikationstellung günstigere Überlebensraten, einen erhöhten Kaukomfort und eine gesteigerte Lebensqualität für den Patienten.
Geeignete Indikation sind: Lückenschluss im reduzierten Gebiss (OK, UK), distale
Versorgung von unilateral oder bilaterial verkürzten Zahnreihen (Kennedy-Klasse II),
und die Substitution von nicht erhaltungswürdigen Zähnen. Damit kann eine dauerhafte, okklusale Abstützung erzielt, der Alveolarkamm erhalten, die Restbezahnung
entlastet, und dorsale Teilprothesen abgestützt werden.
Materialauswahl für die Prothetik
Die Aufbauten zweiteiliger Implantate können heute statt aus Metall aus Lithiumdisilikat oder aus Zirkoniumdioxid ausgeführt werden [12]. Vor allem im ästhetisch
sensiblen Weichgewebsdurchtritt bieten vollkeramische Abutments große Vorteile.
So wird eine gräuliche Verfärbung der Gingiva durch metallisches Durchschimmern
vermieden. Ferner erreichen vollkeramische Kronen erst nach Verwendung von Keramik-Abutments ihre volle ästhetische Qualität, da kein dunkler Metallpfosten den
Lichtdurchtritt verhindert. Die geringere, mikrobielle Belagsbesiedlung auf KeramikAbutments bedeutet eine hohe Biokompatibilität und löst weniger Entzündungen aus.
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Als Werkstoffe für Implantatkronen haben sich bewährt: Lithiumdisilikat, zirkonverstärktes Lithiumsilikat, monolithisches Zirkoniumdioxid. Für implantatgetragene Brücken eignen sich Zirkoniumdioxid, Lithiumdisilikat (3gliedrig, anterior bis zum Prämolar). Falls Gerüste verblendet werden, ist eine anatoforme Höckerunterstützung der
Verblendung erforderlich; Verblendschichtdicke maximal 1,5 mm. Eine Nachbearbeitung der Gerüste darf nur unter Wasserkühlung mit der Laborturbine und Feinkorndiamant erfolgen.
Neue, polymerdotierte Werkstoffe wie Hybridkeramik sowie Resin-based NanoCompounds scheinen aufgrund von E-Modul und Resilienzfähigkeit für
implantatgetragene Kronen geeignet zu sein, weil der Kaudruck absorbiert und möglicherweise die enossale Osseointegration nicht belastet wird [14].
Klinische Bewährung
Die Prüfung des klinischen Überlebens von vollkeramischen Abutments reicht bis zu
12 Jahren zurück [16, 28]. Bei den mittelfristigen Überlebensraten wurde kein Unterschied zwischen Abutments aus Metall oder Keramik gefunden [22]. Übersichtsarbeiten zeigten für Abutments aus Zirkoniumdioxid und Titan Erfolgsraten nach fünf Jahren von 97 Prozent. Längerfristig sanken die Erfolgsraten auf 94-81 Prozent, abhängig vom marginalen Knochenverlust. Eine weitere Rolle für den klinischen Erfolg von
Abutments aus Zirkoniumdioxid scheint die Art des verwendeten Implantatsystems
zu sein. Besonders die Verbindung zwischen Implantat und Abutment nimmt Einfluss
auf die Frakturrate. Auch eine zu geringe Dimensionierung und Wandstärke; eine
forcierte Abkühlphase im Sinterprozess sowie eine extensive Nachbearbeitung des
Gerüsts durch Beschleifen erhöht das Risiko [17]. Studien mit Hybrid-Abutments, d.h.
Zirkoniumdioxid mit TiBase verklebt, zeigen eine höhere Frakturfestigkeit gegenüber
einteiligen Abutments [6] und sind somit für den hochbelasteten Molarenbereich geeignet. Für Heilungskappen aus ZrO2 konnte gegenüber Titan eine geringere Bakterienadhäsion nachgewiesen werden.
Implantatgetragene Einzelkronen aus Zirkoniumdioxid (ZrO2) waren nach 10 Jahren
noch komplikationsfrei [4, 5]. Es zeigten sich keine Unterschiede zwischen metallischen und keramischen S]uprastrukturen. Systematische Übersichtsarbeiten vermitteln jedoch kontroverse Ergebnisse zulasten vollkeramischer Suprastrukturen [11].
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass hier ältere Studien mit Komplikationen bei
Zirkoniumdioxid-Kronen eingeflossen sind, die hohe Verblendfrakturraten (Chippings)
aufwiesen. Während Gerüstfrakturen selten aufgetreten sind, zählt das Chipping von
verblendeten ZrO2-Kronen nach wie vor zu den häufigsten Komplikationen [7]. Neuere klinische Daten zeigen, dass mittelfristig auch bei vollkeramischen Systemen mit
einer Überlebensrate von mehr als 90 Prozent zu rechnen ist [25].
Inzwischen gelangt oftmals monolithisches ZrO2 für implantatgetragene Kronen zum
Einsatz, besonders im Seitenzahngebiet. Damit wird das Chipping-Risiko umgangen.
Der semi-opake Werkstoff kann zahnfarbig bemalt, mit Tauchlösung koloriert, aus
farbgeschichteten Blocks gefräst oder partiell bzw. labial dünn verblendet werden,
wobei die Funktionsflächen unverblendet bleiben. Dafür liegen klinisch günstige
Prognosen vor [3]. Aufgrund der besseren Ästhetik und der ausreichend mechanischen Eigenschaften sollte für Implantatkronen im Frontzahngebiet
Lithiumdisilikatkeramik vorgezogen werden [18].
9
Während sowohl verschraubte als auch zementierte vollkeramische Versorgungen
auf Implantaten gute Prognosen aufweisen [26], werden vielfach, wo klinisch möglich, verschraubte Lösungen bevorzugt [24]. Dies erfolgt vor dem Hintergrund, dass
Zementrückstände periimplatäre Entzündungen auslösen können. Mit eingefärbten
vollkeramischen Abutments bietet sich die Möglichkeit, die Zementfuge bewusst
epimukosal oder supramukosal zu legen, um die Versäuberung zu erleichtern und
das Verdrängen von Zementrückständen in subgingivale Bereiche zu unterbinden.
Unabhängig von der Lagerung auf Zähnen oder Implantaten weisen Brückenkonstruktionen höhere Komplikationsraten auf (Abb. 8) [8]. Mit zunehmender Spannweite steigt das Frakturrisiko für die Vollkeramik; das betrifft besonders das Chipping
[26]. Gerüstfrakturen bei Implantatbrücken aus Zirkoniumdioxid wurden selten beobachtet [3]. Dies wird auf das Fehlen des parodontalen Ligaments und die starre
Verbindung der Brückenglieder zurückgeführt. Im Gegensatz zu dreigliedrigen
Implantatbrücken scheinen weitspannige Rekonstruktionen aus ZrO2 eine höhere
Chipping-Anfälligkeit zu haben.
Abb. 8: 4gliedrige Implantatbrücke aus monolithischem ZrO2, farblich individualisiert.
Die enossale Verschraubung erfolgt durch Schraubenkanäle, die nach Eingliederung
mit Komposit verschlossen werden. Quelle: Fehmer
Auf einen Blick
Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse können vollkeramische Werkstoffe für
implantatgetragene Suprastrukturen in den meisten Fällen empfohlen werden.
Abutments aus Vollkeramik haben bei korrekter okklusaler Funktion kein höheres
Komplikationsrisiko als Titan-Abutments. Die Individualisierung des Abutments ist zu
bevorzugen. Zur Erfüllung ästhetischer Anforderungen im Frontzahnbereich ist die
Vollkeramik unabdingbar. Im Seitenzahngebiet haben sich Hybrid-Abutments mit
10
verklebter TiBase bewährt. Vollkeramische, implantatgetragene Einzelkronen haben
klinisch eine sehr gute Prognose. Weitspannige Implantatbrücken haben eine höhere
Komplikationsrate, unter anderem durch das Chipping-Risiko. Unverblendete Funktionsflächen sind deshalb zu bevorzugen. Verschraubte als auch zementierte
Implantataufbauten weisen gleichermaßen gute Prognosen auf.
Manfred Kern - Arbeitsgemeinschaft für Keramik in der Zahnheilkunde e.V.
Schriftführung
[email protected] www.ag-keramik.de
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Redaktion:
Manfred Kern, Wiesbaden
Schriftführung AG Keramik
Tel. (0611) 401 278, Fax 716 7618
E-Mail: [email protected]
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