Mol. Pathologie ausgearbeitete Prüfungsfragen Molekulare Pathologie Fragenausarbeitung 1. Homologe Gene: Begrifferklärung, Typen, Beispiele, Evolution Begrifferklärung: Gene, die eine ähnliche oder identische Funktion haben und in ihrer Sequenz auf einen gemeinsamen Vorläufer zurückzuführen sind Typen und Beispiele a) Paraloge: Kopie eines Gens und Entwicklung in zwei unterschiedliche Gene in einem Organismus, zB.: HOX-Gene b) Orthologe: Gene mit selber Funktion in verschiedenen Organismen, zB.: Mausmyoglobin und Humanmyoglobin Evolution: Duplikation und Entwicklung in zwei unterschiedliche Gene Horizontaler Gentransfer 2. Krankheitsbild der Familiären Hypercholesterinämie • • • • single gene mutation - autosomal dominant heterozygot: 1/500, Plasma LDL level: 2,5-fach homozygot: 1/1 000 000, Plasma LDL level: 6-fach Therapiemöglichkeiten: a) Transplantation (homozygot): - nach Herz-Leber-Transplantation wird Cholesterin wieder aufgenommen und der Cholesterinspiegel sinkt ab b) Gentherapie (homozygot): - Leberzellen entnommen - mit funktionierenden LDL-Rezeptoren versetzt - in den Körper eingebracht - siedeln sich zellspezifisch wieder in der Leber an c) LDL-Apharese/Filtration (homozygot): - hohe Kapazität - Verlust von anderen H.M. Stoffen (Fibrinogen) - Reduktion der Gerinnung - Verbesserung der Fließeigenschaften d) LDL-Apharese/Adsorption (heterozygot) - hohe Kapazität - hohe Spezifität - Träger wieder verwendbar - gute Verträglichkeit e) Cholesterinsynthese-Blocker - HMG-CoA-Reduktase-Hemmer (Statine) - es wird verhindert, dass der Körper zusätzlich Cholesterin in den Zellen produziert f) Hemmung der Synthese von TG-reichen Lipoproteinen (Fibrate) (TG = Triglyzeride) 1/7 Mol. Pathologie ausgearbeitete Prüfungsfragen g) Gallensäureadsorber h) Diät - Functional Food: pflanzliche Sterine verringern Gesamtaufnahme von Cholesterin i) Ausdauersport 3. Polkörperdiagnostik - Wie? Alternativen? • • • • • • • • ermöglicht im Rahmen einer IVF die genetische Untersuchung der Eizelle ist eine Präfertilisationsdiagnostik Chromosomensatz-Fehlverteilungen Translokationen Segregationsnachweis einer maternal vererbten monogenetischen Krankheit paternal vererbte Erkrankungen können nicht untersucht werden untersucht werden die Polkörper, wenn eine mutierte Genvariante im Polkörper vorkommt Rückschluss ob gesunde Genvariante in Eizelle Alternative: Präimplantationsdiagnostik 4. 3 Möglichkeiten der Präimplantationsdiagnostik Vor- und Nachteile! 1) Polkörperdiagnostik es kann nur Genom der Eizelle untersucht werden 2) Blastomerbiopsie Embryo befindet sich im 4-10-Zell-Stadium alle Zellen totipotent aus diesen Zellen kann sich ein Embryo entwickeln = Zerstörung eines Embryos in Deutschland nicht erlaubt! 3) Blastozystenbiopsie 5. - 6. Tag nach der Befruchtung Zellen sind nicht mehr totipotent ethische Bedenken!! 5. Auswirkungen auf Nachkommenschaft von Träger einer balancierten Translokation und Mensch mit normalem Karyogramm! • partielle Monosomie bzw. partielle Trisomie 6. Entstehung von CML! • • • • Philadelphia-Chromosom (t(9;22)): involvierte Protoonkogene: ABL und BCR ABL/BCR Fusionsgen ist eine konstitutiv aktivierte Tyrosinkinase bewirkt erhöhte Mitose und verringerte Differenzierung der Blutzelle monoklonale Erkrankung: klonale Expansion einer einzigen pluripotenten hämatopoetischen Stammzelle im Knochenmark aufgrund einer erworbenen Mutation führt zur Überproduktion und Reifungsstörung von Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten betrifft Granulozyten, Monozyten/Makrophagen, Erythrozyten, Megakaryozyten und B-Zellen (praktisch nie T-Zellen) 2/7 Mol. Pathologie ausgearbeitete Prüfungsfragen 7. Wieso haben Menschen mit XXY einen Phänotyp? Eigentlich sollte es keine Auswirkung auf den Phänotyp haben, wenn 2 X vorhanden sind, da eines ohnehin inaktiviert wird. Allerdings wird die pseudoautosomale Region des XChromosoms bei der Inaktivierung ausgespart und somit ist XXY für die pseudoautosomale Region triploid. Beispielsweise liegen Genprodukte, die das Skelettwachstum beeinflussen, in dieser Region und sind dreifach vorhanden. 8. Erklären Sie das Phänomen der Milchunverträglichkeit! Worauf beruht diese? • • • • • • • • • beruht auf primärem Laktasemangel normale Laktaseaktivität bei der Geburt Abnahme der Aktivität mit Lebensalter (genetisch bedingt) wird zw. dem 10. und 20. Lebensjahr manifest autosomal rezessiv osmotische Diarrhoe und Meteorismus wird Laktose nicht gespalten bleibt sie im Darm Wasser folgt in den Darm um osmotische Konzentration auszugleichen Diarrhoe + ideale Lebensbedingungen für Bakterien für Menschen mit Laktoseunverträglichkeit ist Verzicht auf Milchzucker oder nicht fermentierte Milchprodukte notwendig eigentlich ist Milchverträglichkeit eine Mutation und nicht Milchunverträglichkeit Menschen mit Milchverträglichkeit hatten nach Entwicklung der Milchwirtschaft Selektionsvorteil in Hungerperioden Entwicklung der Milchverträglichkeit 9. Welcher molekulare Defekt liegt der Hutchinson-Gilbert Progeria zugrunde? • • • • • • geras = hohes Alter Frequenz: 1 in 4-8 Mio. zur Zeit 40 dokumentierte Fälle weltweit Klinische Symptome: - keine Auffälligkeiten bei Geburt - nach 1 Jahr beginnt rapider Alterungsprozess (x10) - kraniofaziale Disproportion - schmale Kiefer - auffällige Venen auf dem Kopf - retardiertes Wachstum - Untergewicht - Mittlere Lebenserwartung: 13 Jahre - prominente Todesursache: progressive Artheriosklerose Vererbung: dominant betroffenes Gen: Imna 3/7 Mol. Pathologie ausgearbeitete Prüfungsfragen • • • • • betroffenes Genprodukt: Lamin A, Lamin C Lamin A und Lamin C entstehen durch alternatives Splicen durch Mutation wird eine kryptische Splicesite aktiviert nach der Mutation fehlt Exon 11 Auflösung der Kernlamine bei der Zellteilung wird verhindert 10. Was ist Heterochromatin, welche Bestandteile gibt es im humanen Genom und welche Funktion haben diese? • • • • • • • • • • • • transkriptionell inaktiv entspricht dunklen Banden in der Giemsa-Färbung sehr kompakt/kondensiert ca. 10% des Genoms konstitutiv in Zentromer- und Telomerregionen nicht nur in der Metaphase sondern auch im Interphasekern stark kondensiert korreliert mit genetischer Inaktivität und später Replikation konstitutives Heterochromatin (in allen Zellen kondensiert) und fakultatives Heterochromation (zb. X-Chromosom) besteht oft aus Ansammlung kurzer wiederholter Sequenzen Bestandteile im Humanen Genom: Zentromer, Telomer Zentromer: funktionell durch Anheftung des Spindelapparates in der Mitose definiert, alphoid DNA Telomer: End-stabilisierende Sequenzen, verhindern Fusion mit anderer DNA, ermöglichen Replikation ohne Verlust von DNA, hochrepetitive Sequenzen (human: 5’GGGTTA3’) Azetylierung von Histonen korreliert mit Heterochromatin 11. X-Inaktivierung! • • • • • • • • • • • Glucose-6-Phosphat Dehydrogenase (G6PD)-Spiegel gleich bei Mann und Frau Barr-Bodies: hochkondensiert, Art von Heterochromatin, inaktives Chromatin klonale Expression von G6PD klonale Natur entarteter Zellen zB.: Calico Cat Mosaik Inaktivierung durch Kondensation alle X bis auf eines werden inaktiviert (in Blastocyste) weibliche Organismen sind ein Mosaik aus maternalen und paternalen XChromosomen Inaktivierung nicht vollständig pseudoautosomale Region wird ausgespart permanent in somatischen Zellen, reversibel in Keimzellen X-Inactivation Center: enthält Gen XIST nur am inaktiven X-Chromosom exprimiert 4/7 Mol. Pathologie ausgearbeitete Prüfungsfragen • Xist-RNA lagert sich an „sein“ X-Chromosom und inaktiviert es Inaktivierung durch alle folgenden Zellteilungen beibehalten 12. Was versteht man unter MELAS-Syndrom? Warum haben Menschen mit MELASSyndrom Laktatazidose? • • • • • • • • • • MELAS = Myopathie, Enzephalopathie, Laktatazidose, Schlaganfall Myopathie = degenerative Muskelerkrankung Enzephalopathie = nicht-entzündliche diffuse Veränderungen im Gehirn (Demenz) Laktatazidose: Symptome: Übelkeit, Bauchschmerzen, Hyperventilation, Sehstörungen, Benommenheit, laktatazidotisches Koma Ursache von L.: allgemeine Gewebshypoxie Referenzbereich: 0,5-1,3 mmol/l Laktatazidose = Laktatüberschuss bei zu wenig O2 Erkrankung beruht auf defekt im Mitochondrialen Genom (Gendefekt in einem Gen das für eine tRNA codiert) L.: Anstieg des Laktatwertes im Blut und gleichzeitiger Abfall des pH-Wertes im Blut Störung in der mitochondrialen Atmungskette (L.) 13. Welche molekularen Ursachen hat die Neurofibromatose Typ 1 und warum kommt es oft zu einer verminderten Penetranz? • • • • • • • • • • Café au lait - Spots (Neurofibrom) Hamartome auf der Iris (während der Embryonalentwicklung entstehen Tumore) (=Lisch-Knötchen) entstellende Neurofibrome plexiforma Neurofibrome (übermäßiges Wachstum ganzer Körperpartien) autosomal dominant (1:3000), variable Penetranz mehr als 50% Neumutationen Neurofibromatose Typ 1 = Morbus Recklinghausen Genlokus: 17q11.2 NF1 ist ein Regulator der Ras-Aktivität verminderte Penetranz: GAPs (Proteine die GTP in Ras zu GDP hydrolysieren) mutieren GAPs bleibt Ras aktiv und wird zu einem Onkogen variable Penetranz im Bezug auf GAPs: GAPs können unterschiedlich stark exprimiert werden: bei manchen wird die Mutation in einem GAP schlimmer ausfallen als bei anderen in leichten Fällen zB. nur Café au lait - Flecken 14. Welche reziproken Translokationen gibt es? • • reziproke Translokation = Stückaustausch zwischen nicht homologen Chromosomen Robertson’sche Translokation: Translokation zw. Chromosom 13 und 14 5/7 Mol. Pathologie ausgearbeitete Prüfungsfragen • Philadelphia Chromosom: Translokation zw. Chromosom 9 und 22 15. Balanced carrier Auswirkungen auf Nachkommenschaft bei Fertilisation mit normalen Gameten? • • • • • balancierte Translokation: wenn ein Chromosom oder ein Chromosomenabschnitt auf ein anderes Chromosom transloziert wird, wobei sich die Gesamtmenge des Erbguts nicht ändert, sondern im Gleichgewicht bleibt balancierte Translokation phänotypisch keine Auswirkungen für die betreffende Person Menschen mit einer balancierten Translokation haben jedoch eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, Nachkommen mit einer unbalancierten Translokation (s. u.) zu zeugen, denn sie bilden auch Keimzellen mit unbalancierter Translokation Findet eine Befruchtung zwischen einer Keimzelle mit unbalancierter Translokation und einer Keimzelle statt, bei der das Erbgut wie üblich angeordnet ist, hat das heranwachsende Kind eine Translokations-Trisomie Schwangere Frauen mit einer balancierten Translokation haben ein erhöhtes Risiko, ihr ungeborenes Kind durch eine Fehlgeburt zu verlieren. Klinische Bedeutung kann eine balancierte Translokation auch in der Krebsentstehung haben. Bei der akuten myeloischen Leukämie (AML) findet man in ca. 20% der Fälle eine balancierte Translokation in hämotopoetischen Vorläuferzellen. Es können Fusionsgene entstehen, die eine Rolle bei der Aktivierung der zur Proliferation und Differenzierung wichtigen Gene spielen. 16. Was kann alles durch eine Singlenukleotidmutation passieren? • • • Frameshift verfrüht ein Stop-Codon Nonsense Mutation Missense Mutation 17. Erklären Sie an einem Beispiel „Adverse Drug reactions“. Wie kann man diese minimieren? • • • • • • eine der führenden Todesursachen minimieren: Analysis of drug metabolism variations and CYP450 (=one of the pharmakogenetically best characterized metabolic protein complexes; Bestandteil von unspezifischen Monooxygenasen, Hydroxylierung von Xenobiotica, erster Schritt der Biotransformation) 76% of adverse drug reactions are dose dependent initial dosing studies have been carried out Beispiel: Paracetamol: reagiert mit SH-Gruppen von Leberproteinen Inaktivierung: Lebernekrose Genotype has a significant impact on drug metabolism 6/7 Mol. Pathologie ausgearbeitete Prüfungsfragen • AmpliChip (based on Affymetrix technology) um die relevanten genetischen Unterschiede zu finden 18. Genetischer Drift! • • • • • = zufällige Veränderung der Genfrequenz innerhalb des Genpools einer Population Gendrift ist ein Evolutionsfaktor rein zufallsbestimmt eine zufällige Änderung der Genfrequenz fällt in einer kleinen Population mehr ins Gewicht Genetischer Drift = wichtiger Faktor in der Evolution von Gründerpopulationen Flaschenhalseffekt = besonderer Fall von Gendrift Allelfrequenz wird durch zufälliges Ereignis stark vermindert (zB.: Vulkanausbruch, Hungerperiode,…) und damit auch die Variabilität in der Population Art wird nun neuen Umweltbedingungen angepasst und bildet eine neue Vielfalt von Genen Stand: Sep 2010 7/7