Was kommt mit dem Klimawandel auf Norddeutschland zu? Fachtagung „Kommunale Klimapolitik“, Syke, 4. Nov. 2011 Stefan Wittig & Bastian Schuchardt BioConsult Schuchardt & Scholle GbR 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawandel findet statt Jahresmitteltemperaturen in Bremen ab 1829 sowie langjährige Trend (Heinemann 2003) Lufttemperatur (Jahresmittelwerte) für Deutschland von 1891 bis 2009 (Deutscher Wetterdienst 2010) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawandel findet statt Anstieg des mittleren Meeresspiegels in der Deutschen Bucht: ca. + 20 cm (z.B. Albrecht et al. 2010; Gönnert et al. 2009) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawandel wird sich verstärken IPCC 2007 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimaszenarien für Metropolregion HB-OL Ensemble-Ansatz: 2 x globale Klimamodelle (GCM), 3 x regionale Klimamodelle (RCM), 4 x Emissionsszenarien (SRES), 2 x Klimamodelläufe Datenquellen: Klimadaten aus Datenbank vom DKRZ (CSC) Norddeutsches Klimabüro (Klimaatlas: Meinke & Gerstner 2009) BioConsult (2010) DWD: Messdaten für Referenzperiode 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig ‚nordwest2050‘-Klimaszenarien Spannweiten für 2050 und 2085: Vergleich Periode 2036-2065 und 2071-2100 mit 1971-2000 Parameter 2050 2085 Temperatur +1 bis +2°C +1,9 bis +4,7°C Niederschlag +3 bis +9% -1 bis +10% Sommer -13 bis +8% -46 bis -9% Winter +9 bis +27% +17 bis +44% Zunahme Starkregentage und Hitzeextreme/ Hitzeperioden Abnahme Kälteextreme und Schnee mehr Sturmtage, höhere max. Windgeschwindigkeiten 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Wasserstände: Deutsche Bucht/Weserästuar Norddeutsches Klimabüro (2010) Parameter mittlerer Meeresspiegel mittleres Tidehochwasser Windstau Zunahme Sturmfluthöhe 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig 2050 2085 +9 bis +70 cm +18 bis +140 cm +10 bis +20 cm +20 bis +41 cm 0 bis +20 cm +15 bis +35 cm +19 bis +110 cm +53 bis +216 cm Sektoren/Handlungsbereiche: Verwundbarkeit menschliche Gesundheit Bauwesen Bevölkerungs- und Katastrophenschutz Raumplanung Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz Küstenschutz Tourismus Bodenschutz 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Biodiversität und Naturschutz Klimawirkungen: menschliche Gesundheit 1,6 Hitzeextreme und -perioden: erhöhte Mortalität 1,4 1,2 1 Ausbreitung von Krankheitsüberträgern (z.B. Zecken, Mücken, Nagetiere) 0,8 0,6 0,4 0,2 Zunahme von Allergien durch Allergene (z.B. Beifuß-Ambrosie) 0 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 2055 2060 2065 2070 2075 2080 2085 -0,2 Anzahl Hitzeperioden pro Jahr (Wachsmuth et al. 2011) Zunahme Tage pro Jahr mit Hitzebelastung (DWD 2008) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawirkungen: Bodenschutz Bodenwasserhaushalt, Bodenhumusgehalt, Bodenbiodiversität, Bodenverdichtung Bodenstoffhaushalt Bodenerosion (Wasser, Wind) Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG 2010) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawirkungen: Küstenschutz Zunahme der Versagenswahrscheinlichkeit der Küstenschutzbauwerke Zunahme der potenziellen Überflutungsschäden höheres Sturmflutschadenrisiko Sturmflut November 2007 (Foto: Wittig) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawirkungen: Hochwasserschutz Zunahme der Überschwemmungsrisiken aufgrund höherer Binnenwasserabflüsse Abnahme Zunahme Abflussänderung im Wesereinzugsgebiet: DHI-WASY (2010) überflutungsgefährdete Gebiete (NIBIS-Kartenserver) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawirkungen: Wasserwirtschaft steigender Entwässerungsbedarf: Winter und nach Starkregenereignissen erhöhter Zuwässerungsbedarf im Sommer Starkregen in Bremen mit bis zu 35 Liter/m² (August 2011; Fotos: Weser Kurier) Climate Proof Areas (2011) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimawirkungen: Ökosysteme direkte Wirkungen des Klimawandels auf Arten (Einwandern, Abwandern) Veränderung von Lebensräumen (z.B. Wattenmeer, Feuchtlebensräume) UBA (2009) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig WBGU (2006) Klimawirkungen: Naturschutz Schutz- und Erhaltungsziele gefährdet: z.B. FFH-Gebiete BioConsult 2011 Natura 2000-Gebiete in Niedersachsen (FFH- und Vogelschutzgebiete; NLWKN 2011) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimaanpassung: Gesundheitswesen Hitzewarnsystem und Verhaltensinformationen (DWD, UBA, Robert Koch-Institut usw.) Umweltmedizinischer Informationsdienst (2009) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Klimaanpassung: Küstenschutz Verstärkung der vorhandenen Anlagen (Küstenschutzplanung: 50 cm Klimazuschlag, 75 cm Bau-Reserve) raumbezogener Küstenschutz (z.B. 2. Deichlinien) könnte langfristig erforderlich werden Foto: Wittig (2011) Generalplan Küstenschutz: NLWKN (2007) 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig KRIM (2007) Klimaanpassung: Wasserwirtschaft / Bauwesen Erhöhung der Pumpleistung zur Entwässerung (Küstenniederung) Regenwasserspeicherung und -versickerung; hochwassersichere/-angepasste Bauweise (Städte) Retentionsräume und Überflutungspolder HafenCity in HH 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Hochwasserrückhaltebecken Delme Floating Homes (H. Ruyter) Klimaanpassung: Naturschutz natürliche Anpassungsfähigkeit vieler Lebensräume relativ hoch (bei moderater Geschwindigkeit des Klimawandels) rechtliche Instrumente vorhanden Anpassung Schutzziele: Schutz von Dynamik, Biotopverbundsysteme Ausgleich auf der Luneplate (bremenports 2009) Foto: BfN 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Flächennutzungs- und Zielkonflikte Küsten- und Ästuarbereich, ländliche Räume Sektor/Bereich raumwirksame Anpassungserfordernisse (Beispiele) Küstenschutz Deichverstärkung, Kleiabbauflächen räumlich gestaffelter Küstenschutz Gewässerausbau zur Erhöhung der Entwässerungskapazität Wasserwirtschaft und Speicherung von Niederschlagswasser und Hochwasserschutz Wasserrückhalt Überschwemmungsflächen und Retentionsräumen Naturschutz Übergangsräume zwischen Land und Meer, Biotopverbund Anpassungsnotwendigkeiten erhöhen Flächennutzungskonkurrenz (auch durch Klimaschutz); schaffen aber auch Synergien Herausforderung für Raumplanung: z.B. climate proofing 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig integrierte Anpassungsstrategien regions- und sektorübergreifende Konfliktbehandlung Dialog- und Beteiligungsprozesse: Kooperation zwischen Wissenschaft, Politik/Verwaltung und Bevölkerung zielgruppengerechte und praxisnahe Wissensvermittlung (Klimaänderung, Anpassungsoptionen) Finanzierungsbedarf und Fördermöglichkeiten: Priorisierung von Anpassung Langfristigkeit des Klimawandels: neue Randbedingungen frühzeitig „mitdenken“ 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Fazit (1) Klimawandel wird zu deutlichen Veränderungen in der Region führen Anpassungsmaßnahmen werden auf verschiedenen Zeitskalen erforderlich Auswirkungen der zugrunde gelegten Klimaszenarien scheinen mittelfristig weitgehend beherrschbar (Ausnahme: Extremereignisse) Prozess der Anpassung hat begonnen 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig Fazit (2) integrierte, regionale Anpassungsstrategie notwendig Klimaanpassung muss als querschnittsorientierter, langfristiger und priorisierender Prozess angelegt werden Ziel sollte auch die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit („Resilienz“) der Region sein („Überraschungen“) Ausmaß der Klimaänderung bleibt unsicher; dies muss die Strategie berücksichtigen Klimaschutz bleibt unverzichtbar! 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig BioConsult Schuchardt & Scholle GbR Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: [email protected] 04. Nov. 2011 / Stefan Wittig