6/22/2009 Evolutionäre Genetik (8) Die Evolution geschlechtlicher Fortpflanzung (und ihre Konsequenzen) SS 2009 Gerhard Schöfl Max‐Planck Institut für chemische Ökologie, Abt. Entomologie Jump to first page Die Evolution geschlechtlicher Fortpflanzung und ihre Konsequenzen Themen: 1) Die Evolution geschlechtlicher Vermehrung 2) Die Evolution von Anisogamie 3) ‘Sex allocation theory’ – Theorie des Geschlechtsverhältnisses Jump to first page 1 6/22/2009 Geschlechtliche Fortpflanzung Was bedeutet geschlechtliche Fortpflanzung? 1)) Produktion haploider p Gameten durch Meiose (Reduktionsteilung) 2) Fusion dieser Gameten um den ursprünglichen diploiden Zustand herzustellen (Syngamie) Graham Bell (1982). “Sex is the queen of problems in evolutionary biology Perhaps no problems in evolutionary biology. Perhaps no other natural phenomenon has aroused so much interest; certainly none has sowed as much confusion” Jump to first page Die Konsequenzen von Sex: unabhängige Segregation der Allele Diploid, ungeschlechtlich Diploid, geschlechtlich aa aa aA aA Mutation aA viel Zeit AA Mutation aa × aA aa × aa aA × aA aa aa aa A Aa Aa AA Mutation Segregation erzeugt und zerstört günstige Allelkombinationen innerhalb von Genorten: • In einer diploiden sexuellen Population kann eine günstige Mutation leicht homozygot werden; in einem diploiden asexuellen Organismus müssen beide Kopien das Allels in derselben Linie mutieren. • Asexuelle Fortpflanzung bewahrt einen gnstigen heterozygoten Genotyp während in einer sexuellen Population 50% der Nachkommen homozygot sein werden. Jump to first page 2 6/22/2009 Die Konsequenzen von Sex: Rekombination Rekombination ermöglicht die (teilweise) unabhängige Vererbung von Allelen an unterschiedlichen Genorten AB AB × ab AaBb Ab aB Rekombination erzeugt und zerstört günstige Allelkombinationen zwischen Genorten aa Jump to first page Die Kosten von Sex Lewis (1987). The cost of sex. In: S.C. Stearns (ed.) The Evolution of Sex and its Consequences 1) Rekombination: zerstört vorteilhafte Genkombinationen. 2) Zellulär‐mechanische Kosten: Meiose und Syngamie dauern länger als Mitose. 3) Befruchtungskosten: a) Risiko der Verpaarung (Räuber, Krankheiten, Veschwendung von Gameten); b) Minimale Populationsdichte für Reproduktion (Kosten durch Partnersuche). Jump to first page 3 6/22/2009 Die Kosten von Sex Lewis (1987). The cost of sex. In: S.C. Stearns (ed.) The Evolution of Sex and its Consequences Kosten durch Anisogamie 4) “Genomverdünnung”: das anisogame sexuelle Weibchen stellt alle Reserven für die Zygote (in Form der Eizelle) zur Verfügung, der durch das Männchen beigesteuerte genetische Beitrag ‘verdünnt’ ihre Gene in Relation zu dem von ihr bereitgestellten Zytoplasma. Im Vergleich dazu verbreiten asexuelle Weibchen doppelt so viel ihres Genoms pro Eizelle. 5) Sexuelle Selektion: a) Kosten durch Konkurrenz; b) Kosten der zweifachen phänotypischen Spezialisierung Jump to first page ‘The paradox of Sex’ Annahmen (Maynard‐Smith 1978): 1. Der Reproduktionsmodus hat keinen Einfluß auf die Zahl der Nach‐ kommen die ein Weibchen produzieren kann 2. Der Reproduktionsmodus hat keinen Einfluß auf die Überlebenswahr‐ scheinlichkeit h i li hk it der d Nachkommen N hk ‘The cost of males’ – Der Luxus sich Männchen zu leisten Jump to first page 4 6/22/2009 ‘The paradox of Sex’ Parthenogenetische Formen sollten sexuelle Formen aus dem Feld schlagen. ABER Sexuelle Vermehrung ist wesentlich häufiger als asexuelle. ALSO Eine oder beide von Maynard‐Smiths Annahmen von Maynard Smiths Annahmen ist wahrscheinlich falsch! (vermutlich die Zweite) Jump to first page Die Vorteile von Sex: Vermeiden von Müller’s ratchet A) Bei einem Mutations‐Selektions‐ gleichgewicht mit U/s = 0.1/0.02 = 5 schädlichen Mutationen pro Genom sind in einer i P Population von 1000 asexuellen l ti 1000 ll Klonen Kl 1000 e‐U/s = 6.7 Individuen mutationsfrei. B) Diese Klone gehen irgendwann durch Drift verloren. Ohne Rekombination oder Rückmutation können sie nicht wieder‐ gewonnen werden. C) Die gesamte Verteilung wandert eine Zacke auf der Müller‐Ratsche nach rechts und der Prozeß beginnt von Neuem. Jump to first page 5 6/22/2009 Die Vorteile von Sex: Selektion gegen schädliche Mutationen Mutation Selektion Asexuelle Linien akkumulieren schädliche Mutationen auch durch Hintergrundsselektion: In asexuellen Linien ziehen günstige Mutationen den gesamten genetischen Hintergrund, auf dem sie zuerst aufgetreten sind, mit sich. Jump to first page Die Vorteile von Sex: Selektion gegen schädliche Mutationen Rekombination Selektion In sexuellen Populationen kann Rekombination die günstigen Mutationen von ihrem genetischen Hintergrund befreien. Jump to first page 6 6/22/2009 Die Vorteile von Sex: Beschleunigte Evolution; die Fisher‐Müller Hypothese A) In asexuellen Linen müssen günstige Mutationen sequentiell auftreten. B) In sexuellen Linen bringt Rekombination günstige Mutationen zusammen, auch wenn sie in verschiedenen Individuen auftreten. Zeit Sex kann es Populationen ermöglichen sich an eine dynamische Umwelt anzpassen, indem er ständig neue Genkombinationen erzeugt Jump to first page Die Vorteile von Sex: Anpassung an heterogene Umwelt; die ‘Tangled‐Bank‐Hypothese’ It is interesting to contemplate a tangled bank, clothed with many [plants and animals], and to reflect that these elaborately constructed forms, so different from each other, and dependent upon each other in so complex a manner [ ] Darwin “Origin manner [...] Darwin Origin of Species of Species” Jump to first page 7 6/22/2009 Die Vorteile von Sex: Anpassung an heterogene Umwelt; die ‘Tangled‐Bank‐Hypothese’ o Räumliche Heterogenität der Umwelt fördert die Aufrechterhaltung von Sex. o Ein Genotyp hat günstige Eigenschaften für ein Habitat aber schlechte für ein anderes o Dann kann es vorteilhaft sein die Genotypen Dann kann es vorteilhaft sein die Genotypen der dispergierenden Nachkommen aufzubrechen o Sexuelle Populationen könnten eine größere Anzahl von Mikrohabitaten nutzen als parthenogenetische Klone Jump to first page Die Vorteile von Sex: Beschleunigte Koevolution; die ‘Red‐Queen‐Hypothese’ Red‐Queen‐Hypothese: jede Popula‐ tion muß sich ständig weiterentwickeln weil ihre Ressourcen, Konkurrenten, Raubfeinde und Parasiten es auch tun. Leigh Van Valen (1973): "A New Evolutionary Law", Evolutionary Theory, p. 1‐30. o Zeitliche Heterogenität der Umwelt (Unterschiede der Selektionsbedingungen von Generation zu Generation) fördert Generation zu Generation) fördert die Aufrechterhaltung die Aufrechterhaltung von Sex. von Sex o Im evolutionären Wettlauf Parasit‐Wirt sind die Parasiten schneller (größere Populationen, kürzere Generationszeit) o Resistenz gegenüber Parasiten hängt oft von bestimmten Genkombinationen ab o Sexuelle Populationen sind im Vorteil weil Rekombination neue und diverse Gen‐ kombinationen schafft die Parasiten gegenüber resistent sein können Jump to first page 8 6/22/2009 Die Vorteile von Sex: Empirische Evidenz für die ‘Red‐Queen‐Hypothese’ Studie an der Teichschnecke Potamopyrgus antipodarum in 66 Seen in Neuseeland Die Schnecke ist Wirt für ein Dutzend parasitischer Egel (Trematoda) Die Egel zerstören die Gonaden der Schnecke und führen dadurch zu Kastration Starker Selektionsdruck für Resistenz Die Die meisten meisten Populationen beherbergen zwei Typen an an Weibchen – Parthenogenetische und Sexuelle. Test ob sexuelle Weibchen in stärker parasitierten Populationen häufiger sind als parthenogentische Weibchen Quelle: Lively 1992, Evolution 46:907‐913 Jump to first page Die Vorteile von Sex: Empirische Evidenz für die ‘Red‐Queen‐Hypothese’ Nur die sexuellen Weibchen produzieren männliche Nachkommen. Der Anteil der Männchen in einer Population ist daher ein Maß für die Häufigkeit sexueller gegenüber asexueller Formen. In Seen mit höherem Durchseuchungsgrad sind Männchen, d.h. sexuelle Weibchen, häufiger. Jump to first page 9 6/22/2009 Die phylogenetische Verteilung von Sex Phylogenie sexueller (S1‐S14; schwarz) und asexueller (A1‐A14; orange) Daphnia pulex Linien; Die sexuellen Linien sind phylogenetisch älter! Die meisten (multizellulären) partheno‐ genetischen Organismen sind evolutionär jung Alte Asexuelle (‘ancient asexual scandals’): Rädertierchen der Klasse Bdelloidea (> 35 Mill. Jahre) (> 35 Mill Jahre) Ostracoden der Gattung Darwinulidae (> 200 Mill. Jahre) Quelle: S. Paland et al., Science 311, 990‐992 (2006) Jump to first page Die ökologische Verteilung von Sex: Geographische Parthenogenese Geographische Parthenogenese (La parthénogénèse géographique, Vandel 1928): Parthenogenetische Formen tendieren dazu andere Habitate zu besiedeln als nahe sexuell reproduzierende Verwandte. Asexuelle Formen tendieren zu marginaleren Habitaten in extremeren Umwelten (kälter, trockener, höher, isoliert, gestört) – Habitate mit niedrigeren Populationsdichten, niedrigerer Parasitenprävalenz, geringerer ökologischer Diversität (‘reduced incidence and diversity of biotic interactions’) – Scheint kompatibel mit ‘Tangled‐bank’ und/oder ‘Red‐Queen’ – Alternativ: Schwierig Sexualpartner zu finden (Populations‐ dichte); besser angepaßt (bewahren lokal adaptierte Gen‐ kombinationen). Jump to first page 10 6/22/2009 Zusammenfassung 1. Teil (Evolution von Sex) 9 Das Vorherrschen geschlechtlicher Fortpflanzung bedarf aufgrund der damit verbundenen Kosten einer evolutionären Erklärung 9 Es gibt wahrscheinlich keine simple Antwort: sowohl Müller’s ratchet, die ‘Tangled‐Bank’ und die ‘Red‐Queen’‐Hypothese sind theoretisch gut fundiert und genießen eine gewisse Unterstützung durch empirische Befunde und Indizien 9 Kurzfristige und langfristige Vorteile von Sex: 9 Nur ‘Red‐Queen’ und ‘Tangled‐Bank’ Effekte dürften unmittelbare evolutionäre Vorteile nach sich ziehen. 9 Mutationsbasierte Prozesse wirken erst nach einiger Zeit (M (Mutationsakkumulation i kk l i braucht b h seine Zeit). i Z i) 9 Asexuelle Linien könnten anfänglich durchaus erfolgreich sein. Das spätere Versagen ist ihnen allerdings schon vorherbestimmt (siehe phylogenetische Evidenz). 9 Tatsächlich gelöst ist das Paradoxon der Sexualität nicht! Jump to first page Die Evolution von Anisogamie Oder: Warum gibt’s Manderln und Weiberln Isogamie: Beide Gameten sind von gleicher Größe. Sehr wahrscheinlich die anzestrale die anzestrale Situation. Findet Situation Findet man bei einigen Ziliaten, Algen und Pilzen. Oft gibt es zwei (oder mehr) Paarungstypen (+/‐; A/a) die sich physiologisch unterscheiden, und nur unterschiedliche Typen können eine Zygote bilden. Anisogamie: Es gibt kleinen, mobilen Gameten und große immobilen Gameten. Wir nennen Individuen die große, unbewegliche Gameten bilden “Weibchen” und Individuen die kleine, bewegliche Gameten ausbilden “Männchen” Jump to first page 11 6/22/2009 Die Evolution von Anisogamie Ei ll Eizelle Spermienzelle Jump to first page Die Evolution von Anisogamie Durch Arbeitsteilung von Gameten unterschiedlicher Größe Größenverteilung vor Selektion vor Selektion Kleine Gameten: in großer Zahl billig zu produzieren. Mittelgroße Gamete: Zu groß Größe der Gameten um viele zu produzieren, zu klein um Embryogenese ohne zusätzliches Zytoplasma zu Trade‐off zw. zwei Selektionsdrücken: Größenverteilung g ggestatten. a) Gametengröße )G öß (Überlebensfähigkeit) (Üb l b fähi k i ) nach Selektion b) Gametenzahl (Fruchtbarkeit) Große Gameten: teuer zu produzieren aber genügend Proto‐ Proto‐ Bei sexueller Vermehrung kommt es zu disruptiver Zytoplama für Embryogenese. männchen weibchen Selektion Größe der Gameten Jump to first page 12 6/22/2009 Die Evolution von Anisogamie Durch Arbeitsteilung von Gameten unterschiedlicher Größe Die genaue Relation zw. Größenverteilung vor Selektion vor Selektion G Gametengröße öß und Über‐ d Üb lebensfähigkeit hat großen Einfluß auf die Dynamik des Selektionsprozesses Letztendlich ist aber Anisogamie die einzige evolutionär stabile evolutionär stabile Strategie Größe der Gameten Größenverteilung g nach Selektion Proto‐ männchen Proto‐ weibchen Größe der Gameten Jump to first page Sex allocation theory Oder: Warum gibt’s meist gleich viele Manderln und Weiberln ‘Sex allocation’ – geschlechtsbezogene Ressourcenaufteilung; Verteilung parentaler Ressourcen auf weibliche und männliche Nachkommen ‘Sex ratio’ – Geschlechtsverhältnis; Anzahl weiblicher und männlicher Nachkommen Das Geschlechtsverhältnis ist in der Natur oft – aber nicht immer – ausbalanciert. Aufgrund des Geschlechtsbestimmungsmechanismus’? ―die unabhängige di bhä i Segregation von Geschlechtschromosomen S ti G hl ht h sollte llt zu einem ausgewogenen Geschlechtsverhältnis führen. aber ―Geschlechtsbestimmungsmechanismen sind divers. Arten mit nichtchromosomalem GBM können ein ausgewogenes GV haben; Arten mit chromosomalem GBM können ein stark verschobenes GV haben Jump to first page 13 6/22/2009 Sex allocation theory Oder: Warum gibt’s meist gleich viele Manderln und Weiberln ‘Sex allocation’ – geschlechtsbezogene Ressourcenaufteilung; Verteilung parentaler Ressourcen auf weibliche und männliche Nachkommen ‘Sex ratio’ – Geschlechtsverhältnis; Anzahl weiblicher und männlicher Nachkommen Das Geschlechtsverhältnis ist in der Natur oft – aber nicht immer – ausbalanciert. Aufgrund natürlicher Selektion? R. A. Fisher: ‘…the sex ratio will so adjust itself, under the influence of natural selection, that the total parental expenditure incurred in respect f children of each sex, shall be equal…’ The Genetical Theory of Natural Selection (1930) Jump to first page Fisher‐Prinzip des Geschlechtsverhältnisses (einfacher Fall) Der einfache Fall gilt wenn 5 Annahmen zutreffen 1. Männliche und weibliche Nachkommen sind gleich ‚teuer‘ 2. Die relative Fitneß männlicher zu weiblicher Nachkommen variiert nicht zwischen Familien 3. Die Population ist groß und panmiktisch 4. Die Eltern bestimmen das Geschlechtsverhältnis ihrer Nachkommen 5. Autosomale elterliche Gene bestimmen das Geschlechtsverhältnis ihrer Nachkommen Population im Ungleichgewicht Eltern Kinder Enkel Jump to first page 14 6/22/2009 Fisher‐Prinzip des Geschlechtsverhältnisses (einfacher Fall) Population im Ungleichgewicht Population im Gleichgewicht Eltern Kinder Enkel o Jedes Individuum hat einen Vater und einen Mutter. o Daher trägt jedes Geschlecht die Hälfte der Gene zur nächsten Generation bei. o Ein Sohn hat im Schnitt eine höhere Fitneß als eine Tochter, weil er seltener ist. Jump to first page Fisher‐Prinzip des Geschlechtsverhältnisses (bei unterschiedlichen Produktionskosten für die beiden Geschlechter) ‘…the sex ratio will so adjust itself, under the influence of natural selection, that the total parental expenditure incurred in respect f children of each sex, shall be equal…’ Population im Gleichgewicht Eltern R.A. Fisher: The Genetical Theory of Natural Selection (1930) Bei unterschiedlichen Kosten für Männchen und Weibchen sollte die Gesamt‐Elterninvestition in die beiden Geschlechter ausgeglichen sein (nicht das Geschlechts‐ verhältnis) Investition in alle Weibchen der Population Kinder Enkel Investition in alle Männchen der Population Jump to first page 15 6/22/2009 Fisher‐Prinzip des Geschlechtsverhältnisses Die Produktionskosten eines Weibchens seien c‐mal die Produktionskosten eines Männchens. F sei der Anteil der populationsweit in Weibchen investierten Ressourcen (1–F) sei der Anteil der populationsweit in Männchen investierten Ressourcen Dann ist F/c = Anteil der Weibchen; (1–F) = Anteil der Männchen Im Schnitt ist die Fitneß jedes Geschlechts invers proportional zu seiner Häufigkeit in der Population (c/F für Weibchen, 1/(1–F) für Männchen) Wi sei die Fitneß eines Phänotyps i, der einen Anteil fi seiner Ressourcen in Töchter, und einen Anteil (1–fi) seiner Ressourcen in Söhne investiert. Der Phänotyp i produziert einen Anteil von fi/c Töchter mit der Fitness c/F, und (1–fi) Söhne mit der Fitness 1/(1–F). Shaw und Mohler 1953 Jump to first page Die Shaw‐Mohler Gleichung Fitneß eines Phänotypen i, der einen Anteil fi seiner Ressourcen in Töchter investiert als eine Funktion von F, der durchschnittlichen populationsweiten Investition in Töchter 4 F = 0.8 3 o Wenn die populationsweite Ressourcenallokation zu einem Geschlecht verschoben ist (F ≠ 0.5), sind individuelle Strategien die dem selteneren Geschlecht mehr Ressourcen zukommen lassen im Vorteil 2 F = 0.6 F = 0.5 1 F = 0.4 F = 0.2 0 Fitness [Wi] 5 6 ↔ 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 fi Jump to first page 16 6/22/2009 Die Shaw‐Mohler Gleichung Fitneß eines Phänotypen i, der einen Anteil fi seiner Ressourcen in Töchter investiert als eine Funktion von F, der durchschnittlichen populationsweiten Investition in Töchter 4 F = 0.8 3 o Eine ausgeglichene populationsweite Ressourcen‐ allokation (F = 0.5) ist eine evolutionär stabile Strategie (ESS) F = 0.6 2 Fitness [Wi] 5 6 ↔ F = 0.5 F = 0.2 0 1 F = 0.4 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 fi Jump to first page Vorhersagen von Fishers Theorie des Geschlechterverhältnisses 1. Geschlechtsallokation ist nicht durch geschlechtsverzerrte Sterblichkeit nach Ende der Elterninvestitionen beeinflußt • Für die Eltern werden die durch die höhere Sterblichkeit eines Geschlechts verursachten Kosten durch die höhere Fitness des dann selteneren Geschlechts aufgewogen. 2. Geschlechtsallokation ist unempfindlich gegenüber Unterschieden im Paarungssystem (zB Mono‐, Polygamie, Polyandrie, Promiskuität) • zB auch wenn in einer polygamen Art Männchen 5 Weibchen in einem Harem monopolisieren sollte das Geschlechtsverhältnis Harem monopolisieren das Geschlechtsverhältnis bei der Geburt 1:1 sein. Nur 1 von 5 Männchen hat zwar eine Chance sich fortzupflanzen, aber die die es schaffen haben einen 5 mal höheren Fortpfalnzungserfolg als die Töchter Jump to first page 17 6/22/2009 Allgemeine Theorie der Geschlechterverteilung Fishers Prinzip baut auf der Annahme linearer Fitnessgewinne auf ―wenn ein Elter seine Investition in ein Geschlecht erhöht, wird die Zahl der durch dieses Geschlecht dieses Geschlecht weitergegebenen Genkopien proportional steigen proportional steigen Fitnessgewinne sind nicht immer linear. Und Geschlechtsabhängige Beziehung zw. Elterninvestition und Elternfitness Fitnessgewinn ―die Fitnessgewinnfunktion kann für Söhne und Töchter unterschiedlich geformt sein Töchter Söhne Elterninvestition Jump to first page Allgemeine Theorie der Geschlechterverteilung Verallgemeinerung ― die Geschlechtsallokation einer Population ist im Equilibrium bei gleichen Fitnessgrenzwerte (‘equal marginal values’) für Männchen und Weibchen Der Fitnessgrenzwert eines Männchens oder Weibchens ist der Fitnessgewinn der durch eine kleine zusätzlich Investition in das jeweilige Geschlecht lukriert wird. ― Wenn Geschechtsallokation im Gleichgewicht ist, wird der Fitnessgewinn der durch die Investition einer Ressourceneinheit in ein Geschlecht lukriert wird, durch den Fitnessverlust kompensiert, der dadurch entsteht, daß diese Ressourceneinheit nicht in das andere Geschlecht investiert wurde. Jump to first page 18 6/22/2009 Bedingungsabhängige Geschlechtsallokation Fitnessgewinn für ein Weibchen in Familie i Fitnessgewinn für ein Männchen in Familie i Familie 1 Die Geschlechtsallokation wird zw. Familien variieren, wenn die erwarteten Fitnessgewinne für die Produktion von Töchtern oder Söhnen zw. den Familien variieren Familie n Familie 2 Familie i Eltern i Produktionskosten Weibchen Produktionskosten Männchen Kinder i Fitness der Töchter i Jede Familie sollte in Nachkommen des Geschlechts mit dem höchsten relativen Fitnessgewinn investieren (abhängig von Produktionskosten und der populationsweiten Geschlechts‐ allokation) Fitness der Söhne i Enkel i Jump to first page E N D E Jump to first page 19