Diplomarbeit Mario Wieser

Werbung
Diplomarbeit
Mario Wieser
-1-
Diplomarbeit
Mario Wieser
Diplomarbeit
Konstruktion einer Zylinderkern –
Knochenbiopsiefräse
mit integriertem Zentriersystem und
3-Stufen-Wundversorgungseinheit
für die osteologische Basisdiagnostik
eingereicht von
Mario Wieser
Mat.Nr.: 0112544
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am
Universitätsklinik für Innere Medizin,
Klinische Abteilung für Endokrinologie und Nuklearmedizin
unter der Anleitung von
ao.Univ. Prof. Dr. Harald Dobnig
Ort, Datum …………………………..
(Unterschrift)
-2-
Diplomarbeit
Mario Wieser
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne
fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet
habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen
als solche kenntlich gemacht habe.
Graz, am ……
Unterschrift
-3-
Diplomarbeit
Mario Wieser
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen bedanken, die mich beim Verfassen
meiner Diplomarbeit unterstützt haben.
Besonderer Dank gilt meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. Harald Dobnig und meiner
Zweitbetreuerin Frau Doz. Dr. Astrid Fahrleitner-Pammer, die mir die Möglichkeit
boten, ein medizinisch- technisches Diplomarbeitsthema zu behandeln und mir
jederzeit mit Rat und Tat zur Seite standen.
Weiters möchte ich meinem ehemaligen Lehrmeister und mittlerweiligen Kollegen
Herrn Peter Stocker danken, ohne dessen Beitrag, die Entwicklung des
Prototypen, der Zylinderkern- Knochenbiopsiefräse nicht möglich gewesen wäre.
Darüberhinaus gebührt meinen Eltern ein spezieller Dank. Sie haben mir während
dem Studium zu jeder Zeit moralischen und finanziellen Rückhalt geboten. Dank
gebührt auch meinem Bruder Thomas und meiner Lebensgefährtin Julia, die mir
bei der Formulierung und bei der Korrektur der Diplomarbeit hilfreich zur Seite
standen.
Ich bedanke mich auch bei meinem langjährigen Freund Harald Antonitsch, der
mich in allen Belangen tatkräftig unterstützt hat.
-4-
Diplomarbeit
Mario Wieser
Zusammenfassung
Fragestellung: Verschiedene Biopsie-Techniken haben sich im Laufe der Zeit etabliert.
Dabei erfordert jedes Gewebe des Körpers bedingt durch die individuelle Struktur,
materielle Beschaffenheit und Konsistenz spezifisch ausgerichtete Instrumente. Infolge
der strukturellen Eigenheit und der Ähnlichkeit zu technischen Werkstoffen nimmt das
Knochengewebe in der Biopsietechnik eine Sonderstellung ein. Die bislang verwendeten
osteologischen Biopsiewerkzeuge konnten die qualitativen Anforderungen bezüglich des
Grades an Invasivität und Erhalt der Knochenstruktur des Biopsates nicht vollständig
erfüllen. Zusätzlich erschwerte die komplizierte Handhabung der Biopsiesysteme die
Gewebeentnahme und belastete den Patienten zumeist unnötig. Die Konstruktion eines
Prototypen einer neuartigen Zylinderkern-Knochenbiopsiefräse mit integriertem Zentriersystem und 3-Stufen-Wundversorgungseinheit sollte alle geforderten Ansprüche erfüllen
und die zukünftige Diagnostik von osteologischen Erkrankungen, wie auch die
Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen erleichtern.
Material und Methoden: Die primäre Planung der Konstruktion erfolgte über Handskizzen,
im Zuge derer versucht wurde, die Grundstruktur des Biopsiewerkzeuges festzuhalten. Im
weiteren Verlauf erfolgte die Digitalisierung der Handzeichnungen. Konkrete Details der
Funktion wurden in Versuchen getestet und anschließend auf technische Zeichnungen
übertragen. Probleme funktioneller und struktureller Natur erforderten den Einsatz von
Simulationsprogrammen und die Fertigung von Vorläufermodellen (Prototyp), um die
Funktionen entsprechend den gestellten Anforderungen an anatomischen Präparaten zu
testen. Fehlplanungen wurden korrigiert und in die bereits vorhandenen technischen
Zeichnungen übernommen.
Ergebnisse:
Konstruktion
Die
ständige
technische
Überarbeitung
ermöglichte
schließlich
die
eines vollständig funktionsfähigen Prototyps, der auf dem technischen
Niveau einer geplanten Serienfertigung ist. Anforderungen, wie die strukturelle Erhaltung
des Knochenzylinders bei gleichzeitig minimaler Invasivität des Biopsievorganges, sowie
die Voraussetzungen für eine optimale Wundheilung, wurden dabei erfüllt.
Schlussfolgerung: Die Konstruktion des neuen Biopsiesystems bietet die Möglichkeit,
Knochengewebe schnell, einfach und ohne große Belastung für den Patienten zu
gewinnen und dadurch die Diagnostik von Knochenerkrankungen zu vereinfachen.
-5-
Diplomarbeit
Mario Wieser
Abstract
Introduction: Many biopsy techniques have been created during the course of time.
However, only some of them have been made superior due to their efficiency. Due to the
individual structure and consistency of the body tissue specific instrument must be used
during a biopsy. Because of the uniqueness and similarity to the technical material the
bone tissue has a unique position in techniques of biopsy. The osteological biopsy tools
that have been used up to this date could not reach the requirements of quality as high in
invasiveness and patient’s bone protection as with the new bone milling technique.
Moreover, the difficult handling of the biopsy tools has made it difficult to obtain the bone
tissue which has also caused much inconvenience for the patient. The construction of the
new cylindrical-cored bone-biopsy miller with integrated centring system and 3 step
wound healing unit should meet all requirements and make the future diagnostics of
osteological diseases and the answering of the scientific questions easier.
Methods and Materials: The primary planning of the construction was made with sketches
with which it was tried to draw the base structure of the biopsy tool down. The next step
was to put the sketches into the digital form. Next, we had to test the function’s details and
apply them to the engineering drawings. In order to be able to test functions on the
anatomical biologics with special requirements the functional and structural problems had
to be simulated with a program and a prototype had to be built. Errors were corrected and
the corrections have been applied to the sketches.
Results: Due to the constant technical revision we were able to build a full-functioning
prototype which is on the technical level of a planned series production. Requirements
such as structural cylindrical-bone protection, minimal invasiveness and optimal
conditions for recovery have been met.
Conclusion: The construction of the new biopsy system makes it possible to obtain high
quality transilliac bone-biopsy cylinders easily, quickly and without any major stress for the
patient and also makes the diagnostics of osteological diseases easier.
-6-
Diplomarbeit
Mario Wieser
Inhaltsverzeichnis
1
EINLEITUNG ............................................................................... - 11 1.1 HISTORIE BIOPSIE ...............................................................................- 11 1.2 BIOPSIE TECHNIKEN ............................................................................- 12 1.2.1
DERMATOLOGIE .................................................................................- 12 -
1.2.2
NEPHROLOGIE, UROLOGIE .................................................................- 12 -
1.2.3
NEUROCHIRURGIE ..............................................................................- 13 -
1.3 WERKZEUGANFORDERUNGEN IN DER OSTEOLOGIE ................................- 14 -
2
1.3.1
STRUKTURELLE ERHALTUNG DER KNOCHENMATRIX ............................- 14 -
1.3.2
MINIMAL - INVASIVE ZUGANGSTECHNIK ...............................................- 15 -
1.3.3
EINFACHE HANDHABUNG DER BIOPSIEWERKZEUGE .............................- 15 -
1.3.4
KOSTEN .............................................................................................- 15 -
STRUKTURELLE GLIEDERUNG (MODULBESCHREIBUNG) ................ - 16 2.1 SCHALENMODELL ................................................................................- 16 2.1.1
FIXIERTE MODULE (SCHALE 1 UND 2, WEICHTEILKANÄLE) ...................- 17 -
2.1.2
DYNAMISCHE MODULE (SCHALE 3 UND SCHALE 4) ..............................- 18 -
2.2 GEWEBEKANAL (SCHALE 1) .................................................................- 19 2.2.1
GEOMETRIE .......................................................................................- 19 -
2.2.2
EINZELTEILBESCHREIBUNG .................................................................- 20 -
2.2.3
2.2.2.1
Gewebeschnabel .................................................................................................- 20 -
2.2.2.2
Gewebekanalhals ................................................................................................- 22 -
2.2.2.3
Gewebekanalfuss ................................................................................................- 24 -
WERKSTOFF...................................................................................- 25 -
2.3 ARBEITSKANAL (SCHALE 2) .................................................................- 26 2.3.1
GEOMETRIE .......................................................................................- 26 2.3.1.1
2.3.2
Spacer (Abstandhülse) ........................................................................................- 27 -
WERKSTOFF...................................................................................- 28 -
-7-
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.4 ZYLINDERKERNLOCHFRÄSER (SCHALE 3)..............................................- 29 2.4.1
GEOMETRIE .......................................................................................- 29 -
2.4.2
EINZELTEILBESCHREIBUNG .................................................................- 30 -
2.4.3
2.4.2.1
Fräskopf ..............................................................................................................- 30 -
2.4.2.2
Fräserschaft.........................................................................................................- 37 -
WERKSTOFF ......................................................................................- 38 -
2.5 DIE SICHERUNGSEPROUVETTE (SCHALE 4)............................................- 40 2.6 LOKALISATIONSPLATTE MIT HAFTFOLIE UND STABILISATIONS-MEMBRAN - 43 2.6.1
DEFINITION ........................................................................................- 43 -
2.6.2
FUNKTIONSANGABEN..........................................................................- 44 -
2.6.3
EINZELTEILBESCHREIBUNG .................................................................- 45 -
2.6.4
3
2.6.3.1
Haftfolie..............................................................................................................- 45 -
2.6.3.2
Lokalisationsplatte mit Stabilisationsmembran...................................................- 47 -
WERKSTOFF ......................................................................................- 49 -
ANATOMIE ................................................................................. - 50 3.1 REGIO GLUTAEA ..................................................................................- 50 -
4
3.1.1
BEGRENZUNG ....................................................................................- 50 -
3.1.2
BEGRENZUNGEN DES BIOPSIEAREALS.................................................- 51 -
3.1.3
GEWEBESCHICHTEN DER REGIO GLUTAEA (BIOPSIEAREAL).................- 52 3.1.3.1
Die Haut..............................................................................................................- 52 -
3.1.3.2
Fascien und Muskulatur des Biopsieareals .........................................................- 53 -
3.1.4
GEFÄßE UND NERVEN ........................................................................- 54 -
3.1.5
BIOPSIEAREAL AM DARMBEIN (KNÖCHERNE GRUNDLAGE) ...................- 56 -
LAGERUNGSVERHÄLTNISSE ........................................................ - 59 4.1 VORBEREITUNG ...................................................................................- 59 4.2 LAGERUNGSPOSITION ..........................................................................- 60 -
5
FUNKTIONELLE GLIEDERUNG (FUNKTIONSBESCHREIBUNG) ........... - 64 5.1 VORAUSSETZUNGEN ............................................................................- 65 5.1.1
INDIKATION ........................................................................................- 65 -
-8-
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.1.2
AUFKLÄRUNGSGESPRÄCH ..................................................................- 65 -
5.1.3
LAGERUNG DES PATIENTEN ................................................................- 65 -
5.1.4
CHIRURGISCHE FLÄCHENDESINFEKTION .............................................- 66 -
5.1.5
NARKOSE UND LOKALANÄSTHESIE ......................................................- 66 -
5.2 ANATOMISCHE NAVIGATION .................................................................- 67 5.2.1
POSITIONIERUNG DER LOKALISATIONSPLATTE .....................................- 67 5.2.1.1
Anatomische Landmarken ..................................................................................- 67 -
5.2.1.2
Aufkleben der Lokalisationsplatte ......................................................................- 68 -
5.2.1.3
Verkleben der Stabilisationsmembran ................................................................- 69 -
5.2.2
POSITIONIERUNG DER HAFTFOLIE .......................................................- 70 -
5.2.3
LAGEKONTROLLE ...............................................................................- 71 -
5.2.4
FUNKTIONSZUSTÄNDE DER LOKALISATIONSPLATTE .............................- 72 5.2.4.1
Funktionsposition 1 (F 1)....................................................................................- 72 -
5.2.4.2
Funktionsposition 2 (F 2)....................................................................................- 72 -
5.2.4.3
Aktivierung der Lokalisationsplatte....................................................................- 73 -
5.3 PATHFINDER .......................................................................................- 74 5.3.1
EINBRINGEN DES GEWEBEKANALS ......................................................- 74 5.3.1.1
Biopsiefenster .....................................................................................................- 74 -
5.3.1.2
Ausrichten des Gewebekanals ............................................................................- 75 -
5.3.1.3
Durchsetzen der Weichteile ................................................................................- 76 -
5.3.1.4
Öffnen der Gewebeklappen und Verankerung des Kanals..................................- 77 -
5.3.1.5
Verankerungssicherungen...................................................................................- 80 -
5.4 AUSFRÄSEN DES KNOCHENZYLINDERS ..................................................- 82 5.4.1
DAS ZENTRIERSYSTEM .......................................................................- 82 -
5.4.2
KOPPELUNG DER ZYLINDER KERNLOCHFRÄSE MIT DEM ZENTRIERSYSTEM...83 -
5.4.3
AUSFRÄSEN DER KNOCHENPROBE......................................................- 83 5.4.3.1
Einstellung der Frästiefe .....................................................................................- 83 -
5.4.3.2
Anschnitt der Kortikalis......................................................................................- 84 -
5.4.3.3
Schnittführung im Knochengewebe....................................................................- 86 -
5.4.3.4
Absetzen des Biopsiezylinders............................................................................- 87 -
5.5 BERGUNG UND SICHERUNG DES KNOCHENZYLINDERS ............................- 90 5.5.1
MEHRFACHE PROBEENTNAHME ..........................................................- 91 -
5.6 3-STUFEN-WUNDHEILUNGSEINHEIT .......................................................- 93 5.6.1
ALLGEMEINE FUNKTIONSBESCHREIBUNG ............................................- 93 -
-9-
Diplomarbeit
5.6.2
Mario Wieser
3-STUFEN-WUNDVERSORGUNGSEINHEIT ............................................- 95 5.6.2.1
Stufe 1 - Entfernung der intraoperativen Schutzeinrichtungen (Gewebekanal,
Arbeitskanal, Haftfolie) ......................................................................................- 95 -
5.6.2.2
Stufe 2 - Lösen der Blutschranke (Deaktivierung der Druckplatte) ...................- 97 -
5.6.2.3
Stufe 3 – Lösen der Stabilisationsmembran ........................................................- 98 -
6
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ........................................................ - 102 -
7
LITERATURVERZEICHNIS ........................................................... - 107 -
8
ANHANG .................................................................................. - 108 -
- 10 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
1 EINLEITUNG
1.1 HISTORIE BIOPSIE
Die Weiterentwicklung von bildgebenden medizinischen Methoden revolutionierte
in den letzten Jahrzehnten die Diagnostik krankheitsbedingter, struktureller
Veränderungen von Organen und Geweben. Der menschliche Körper wurde für
den Arzt in morphologischer und auch funktioneller Beziehung
immer
transparenter. Es bot sich die einzigartige Möglichkeit, Strukturen und Funktionen
des Körpers zu betrachten, ohne dafür ein „anatomisches Fenster“, einen Zugang
zur Leibeshöhle schaffen zu müssen. Medizinische diagnostische Verfahren wie
z.B. explorative chirurgische Verfahren wurden dadurch großteils entbehrlich.
Primär dominierte der Vorteil, krankhaftes Gewebe untersuchen zu können, ohne
dabei gesundes Gewebe zu zerstören. Doch auch den bildgebenden Systemen
sind Grenzen gesetzt; speziell histologische Gewebeveränderungen entziehen
sich dem Blickfeld radiologischer Methodik. Die Detektion von neoplastischem
Wachstum bzw. die Sicherung der Diagnose, welche nötig ist, um eine adäquate
Therapie einzuleiten,
muss auch heute noch auf direktem Weg, sprich im
Rahmen einer Biopsie und der anschließenden histopathologischen Auswertung
erfolgen. Der direkte Nutzen, über einen anatomischen Zugang Gewebe aus dem
Körper zu gewinnen und es unter dem Mikroskop auszuwerten, ist in mancher
Hinsicht unerlässlich und wird auch in nächster Zeit einen hohen Stellenwert
besitzen.
Histologie
Anamnese
Sicherung
der
Diagnose
Biopsie
Bildgebendes
Verfahren
Abb.1: Schema der Diagnosesicherung bei neoplastischem Geschehen
- 11 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
1.2 BIOPSIE TECHNIKEN
Verschiedene Biopsie - Techniken haben sich im Laufe der Zeit etabliert. Dabei
erfordert jedes Gewebe, bedingt durch individuelle Struktur, materielle Beschaffenheit und Konsistenz, spezifisch ausgerichtete Instrumente.
Grundsätzlich sollte der Zugriff auf das zu biopsierende Gewebe möglichst
schonend und im sicheren Abstand zu anderen Organsystemen erfolgen. Oft
müssen mehrere Schichten von Bindegewebe, Fettgewebe, Haut und Muskulatur
durchsetzt werden, um die gewünschte Gewebeprobe entnehmen zu können - mit
Ausnahme der Haut,
die für Probeentnahmen leicht zugänglich ist. Prinzipiell
kann jedem Organ Parenchym entnommen werden, meist kommen dafür Spezialkanülen in Nadelkonfiguration oder spezielle Stanzen für die Entnahme von
Gewebezylindern zum Einsatz. Die Individualität der verschiedenen Gewebearten
erfordert den Einsatz spezifischer Instrumentarien. In den medizinischen Teilbereichen haben sich infolgedessen sehr unterschiedliche Biopsietechniken
etabliert.
1.2.1 DERMATOLOGIE
Infolge der einfachen Handhabung und dem gut zugänglichen Zielgewebe, hat
sich die „Stanze“ als Instrument der Wahl bei dermatologischen Eingriffen
durchgesetzt. Auch das Skalpell findet seine Anwendung: speziell bei großen
Biopsieflächen werden die betroffenen Hautareale spindelförmig ausgeschnitten.
Öberflächliche Läsionen werden unter Lokalanästhesie mit dem scharfen Löffel
oder einer Ringkürette abgeschabt und anschließend histologisch untersucht.
1.2.2 NEPHROLOGIE, UROLOGIE
In der Nephrologie und Urologie muss auch die Leibeswand durchsetzt werden,
um an das entsprechende Organ zu gelangen. Die Nierenpunktion erfolgt mittels
einer perkutanen Biopsie in Bauchlage. Dafür wird eine feine Nadel unter
Ultraschallkontrolle von dorsal-lateral an die Niere geführt, um anschließend den
entsprechenden Gewebezylinder aus dem Organ zu entnehmen.
- 12 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
1.2.3 NEUROCHIRURGIE
Das ZNS erfordert besonders sicher geführte Biopsieinstrumente, um keine
Schäden an lebenswichtigen Strukturen zu hinterlassen. Stereotaktische Biopsieinstrumente werden computergesteuert unter Bildwandlerkontrolle an die Biopsiestelle navigiert, um das entsprechende Gewebe aufzunehmen und zu bergen. Der
Schädel
des
Patienten
wird
dabei
fixiert,
veränderungen vermieden werden.
- 13 -
damit
ungewollte
Positions-
Diplomarbeit
Mario Wieser
1.3 WERKZEUGANFORDERUNGEN IN DER OSTEOLOGIE
Das Knochengewebe nimmt, durch
seine
materielle
Eigenheit,
eine
Sonderstellung ein. Rein zytologische
Analyseverfahren (Knochenmark) erfordern
keine
speziellen
Gerät-
schaften, dazu reichen herkömmliche
Nadeln („Jamshidi“-Nadel) aus. Kompressionsfrakturen im Konchenaufbau
Abb.2: Herkömmliches Biopsiewerkzeug
haben keine Folgen.
Die
strukturelle
Auswertung
von
Knochenproben, z.B. im Rahmen der
osteologischen
Basisdiagnostik
(Beckenkammbiopsie), bedürfen aber
der vollständigen Erhaltung der in-vivo
bestehenden Knochenkonstitution. Der
Knochenzylinder muss, ohne dabei
Druck auf die Knochenstruktur auszuüben, aus seinem Verband gesägt
Abb.3: Biopsiewerkzeug
oder gefräst werden. Die Erhaltung der
strukturellen Gegebenheiten genießt oberste Priorität. Die bisher verwendeten
osteologischen Biopsiewerkzeuge (Abb.1 und 2) konnten die qualitativen Anforderungen bezüglich des erforderlichen Grades an Invasivität und dem Erhalt
der Knochenstruktur des Biopsates nicht
erschwerte die komplizierte Handhabung der
vollständig
erfüllen.
Zusätzlich
Biopsiesysteme die Gewebe-
entnahme und belastete den Patienten unnötig.
1.3.1 STRUKTURELLE ERHALTUNG DER KNOCHENMATRIX
Der aus dem Beckenkamm gewonnene Knochenzylinder muss strukturell der invivo bestehenden Knochenmatrix entsprechen. Die Kortikalis als verdichtete,
äußerste Schicht des Beckenknochens sollte beim Anschnitt mit der Kernloch-
- 14 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
biopsiefräse möglichst gerade getroffen werden, um ihren konstanten soliden
Aufbau zur Gänze zu erhalten. Am Übergang von Kompakta auf Spongiosa
erfordern die wechselnden Dichteverhältnisse eine fein abgestimmte Vorschubbewegung durch die Antriebseinheit, um
Mikrofrakturen im Trabekelwerk des
Knochengewebes zu verhindern. Eine thermische Schädigung infolge inadäquat
hoher
Drehzahl
der
Kernlochfräse
kann
durch
das
Angleichen
der
Umdrehungsgeschwindigkeit weitgehend unterbunden werden.
1.3.2 MINIMAL - INVASIVE ZUGANGSTECHNIK
Um dem Patienten eine rasche und beschwerdefreie Genesung zu gewährleisten,
muss
der
gesamte
Eingriff,
insbesondere
die
Zugangstechnik,
auf
die
anatomischen Verhältnisse der Regio glutaea abgestimmt sein. Der Zugriff auf
das Biopsieareal sollte möglichst schonend (miniaml-invasiver Eingriff) und im
sicheren Abstand zu anderen Organsystemen erfolgen. Auch die richtige
Lagerung des Patienten, während und auch nach dem Eingriff, wirken sich positiv
auf die postoperative Wundheilung aus.
1.3.3 EINFACHE HANDHABUNG DER BIOPSIEWERKZEUGE
Die einfache Handhabung der Zylinderkernlochfräse ist eine Grundvoraussetzung
für die Durchführung eines erfolgreichen Biopsievorganges. Der Anwender sollte
keine besonderen Werkzeugkenntnisse oder chirurgische Fähigkeiten aufweisen
müssen, um das Biopsiewerkzeug bedienen zu können.
1.3.4 KOSTEN
Bei der Fertigung der Biopsiewerkzeuge sollten verschleißfeste Werkstoffe zum
Einsatz kommen, um die Qualität der Knochenprobe über lange Zeit zu
gewährleisten. Der nichtrostende Chromstahl des Zylinderkernlochfräsers und die
spezielle Wärmebehandlung der Fräserkrone sorgen für eine hohe Standzeit und
gleichzeitig für eine Senkung von Werkzeugkosten.
- 15 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2 STRUKTURELLE GLIEDERUNG (MODULBESCHREIBUNG)
2.1 SCHALENMODELL
Das Schalenmodell bezieht sich ausschließlich auf die Funktion bzw. Struktur der
Arbeitsmodule, die in das Weichteilgewebe eindringen und während des
Biopsievorganges mit Fett, Muskel oder Knochengewebe unmittelbar in Kontakt
stehen. Dieses Modell dient der Veranschaulichung positioneller Beziehungen,
zwischen den einzelnen Biopsiewerkzeugen während des Arbeitsvorganges. In
derselben Weise wie die Gliederung für das Schalenmodell, erfolgt jene des
Kapitels „Einzelteilbeschreibung“ nach Gesichtspunkten wie: Einsatzreihenfolge
und Lagebeziehung der Module zueinander bzw.
zu den umliegenden
Weichteilen. (Genauere Angaben funktioneller oder anatomischer Natur werden
vorerst vernachlässigt, in den darauf folgenden Kapiteln jedoch ausführlich
beschrieben. Detaillierte Anweisungen für die Inbetriebnahme des Biopsiesets
finden sich ebenfalls im anschließenden Kapitel 5. „ Funktionelle Gliederung“).
Die Erläuterung des Schichtenmodells erfolgt während des Betriebes in
Arbeitsposition der einzelnen Module. Das „Schalenmodell“ dient in erster Linie
dem leichteren Verständnis von strukturellen Aspekten, für die in den folgenden
Kapiteln beschriebenen Einzelteile.
Der Gewebekanal liegt mit geöffnetem und im Periost bzw. Kortikalis verankertem
Schnabel in anatomisch korrekter Position. Der Arbeitskanal verhindert den
Schluss der Gewebeschaftklappen und umschließt den rotierenden Biopsiefräser.
Die Sicherungseprouvette liegt im Hohlschaft des Fräsers und folgt passiv den
Bewegungen des Fräsers.
Jedes Einzelne der vier Werkzeuge besitzt eine röhrenförmige Geometrie, wobei
eines nach dem anderen durch das bereits positionierte, Vorhergehende
hindurchgeführt wird. Somit erhält das Werkzeug in Arbeitsposition und 2dimensionaler Betrachtung einen schalenförmigen Charakter. In 3-dimensionaler
Ansicht erscheinen die Arbeitsmodule teleskopartig ineinander geschoben.
Die Einteilung erfolgt nach der Einsatzreihenfolge und der Lage zu den
Weichteilen von innen nach außen. Die farbliche Kennzeichnung der Schichten in
der folgenden Einteilung wird auch in der Detailzeichnung weitergeführt. Um
- 16 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Lageverhältnisse des Werkzeugs und die Orientierung während der strukturellen
Beschreibung einfacher zu gestallten, werden alle Richtungsangaben auf das
Kernstück des Biopsiesets, den Fräser in dessen Arbeitsposition bezogen.
Richtungweisend für alle anderen Werkzeuge liegt der Fräskopf immer am oder im
Knochen. Im Gegensatz dazu bedeutet kupplungsorientiert: in Richtung Fräserkupplung oder Antriebseinheit weisend.
Biopsat
Sicherungseprouvette
Zylinderkernlochfräser
Arbeitskanal
Gewebekanal
Abb.4: Schalenmodell
2.1.1 FIXIERTE MODULE (SCHALE 1 UND 2, WEICHTEILKANÄLE)
Gewebekanal (1. Schale, Kapitel 2.2)
¾ Positionierung des Biopsiefräsers
¾ Stabilisierung der Probeentnahme
¾ Weichteilschutz
Arbeitskanal (2. Schale, Kapitel 2.3)
¾ Positionierung des Biopsiefräsers an der Kortikalis
¾ Verlagerungsschutz ( gesichertes Anschneiden des Knochens )
- 17 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Die ersten beiden Schalen verharren,
nach
ihrer
Positionierung
fix
im
Weichteilgewebe. Schicht 1 und 2
erfüllen die Aufgaben eines Kanals. Sie
stabilisieren, durch ihre Wandstärke
den Zugang zum Beckenknochen und
begrenzen die Arbeitsbewegungen des
Biopsiefräsers
um
Weichteil-
verletzungen zu verhindern. Weiters
Abb.5: Schnittdarstellung des
Schalenmodells
dienen sie der exakten Positionierung
und Führung der Biopsieinstrumente
(Abb.5, Schale 3 und 4) während der
Probeentnahme.
2.1.2 DYNAMISCHE MODULE (SCHALE 3 UND SCHALE 4)
Zylinderkernlochfräser (3. Schale, Kapitel 2.4)
¾ Auslösen der Knochenprobe
¾ Bergung der Knochenprobe
Sicherungseprouvette (4. Schale Kapitel 2.5)
¾ Sicherung der Knochenprobe
¾ Speicherreservoir für die Knochenprobe
Die Schichten 3 und 4 sind die eigentlichen Biopsiewerkzeuge. Sie werden durch
die bereits positionierten „fixierten Module“ an ihre Arbeitsposition navigiert. Nach
dem
Auslösen
der
Probe
aus
dem
Knochenverband,
dienen
sie
als
Speicherreservoir für das Biopsat. Kernlochfräser bzw. Sicherungseprouvette
unterscheiden sich von Gewebekanal und Arbeitskanal durch die von ihnen
ausgeführte
Rotations-
Vorschubbewegung.
Zusätzlich
Unterschiede in Ihrer bereits beschriebenen Funktionsweise.
- 18 -
bestehen
klare
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.2 GEWEBEKANAL (SCHALE 1)
2.2.1 GEOMETRIE
Der
Gewebekanal
hat
die
geo-
metrische Form eines Hohlzylinders,
dem an seiner Basis ein konisch
zusammenlaufender
Schnabel
an-
geschlossen ist. Der Schnabel ist mit
einer Kegelbohrung versehen und weist
mit seiner Schneide in Arbeitsrichtung.
An den Mantelflächen sind zwei gegenüberliegende Sollbruchstellen (Abb.10:
rote
Linien)
in
axialer
Richtung
Abb.6: Gewebekanal 3-dimensional
eingearbeitet, diese ermöglichen eine
symmetrische Aufklappung des Hohlkegels von der Schneide an (Abb.11).
Das Werkzeug kann durch diesen
Mechanismus
durchgängig
geöffnet
werden. Der gesamte Kanal wird in
einem Stück aus Kunststoff mit an der
Spitze des Schnabels eingesetzten
Metallschneiden gefertigt. Im Inneren
Abb.7: Gewebekanal in der Seitenansicht
des Gewebekanals liegt ein röhrenförmiger Hohlkörper, der als Arbeitskanal bezeichnet wird. Durch diesen
erfolgt der eigentliche Biopsie-vorgang.
(Nähere Angaben zum ver-wendeten
Kunststoff sind dem Kapitel 2.2.3 im
Anschluss
an
die
Einzel-
teilbeschreibung zu entnehmen). Der
Gewebekanal
wird
mit
der
HohlAbb.8: Gewebekanal im Vorderansicht
kegelspitze durch die Weichteile der
- 19 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
seitlichen Hüftregion
an
das Periost. über dem Darmbein geführt. Diese
gesicherte, temporäre Kontinuitätsunterbrechung des Gewebes wird für die
schonende Einführung des Arbeitskanales genützt, durch den der Kernlochfräser
die Gewebeprobe aus dem Beckenknochen löst. Der Kanal stellt die äußerste von
vier Schalen bzw. Röhren dar, durch die, während des Eingriffs, die einzelnen
Arbeitsmodule ein- bzw. ausgeführt werden. Jede Arbeitsbewegung wird also
durch den Gewebekanal zu den umliegenden Weichteilen abgegrenzt. Dies stellt
hohe Ansprüche an die Stabilität des Werkzeuges, da die hindurchgeführten
Werkzeuge erhebliche Weichteilschäden verursachen können und es zu postoperativen Komplikationen wie Blutungen, Schmerzen und Wundheilungsstörungen kommen kann.
2.2.2 EINZELTEILBESCHREIBUNG
2.2.2.1
Die
GEWEBESCHNABEL
konisch
zusammenlaufende
Schneide des Gewebekanals besteht
aus zwei symmetrischen Klappen, die
im geschlossenen Zustand die Form
eines Hohlkegels ergeben (Abb.9). Die
aus Kunststoff gefertigten Klappen des
Kanals werden zusammen als Gewebeschnabel
bezeichnet
und
gehen
fließend in den, an die Basis des
Kegels grenzenden, Gewebekanalhals
über. Die Länge des Hohlkegels, von
der
Basis
bis
zur
Schneide,
Abb.9: Klappen geschlossen
ist
abhängig von der zu durchdringenden
Weichteilstärke
und
der
Gewebe-
spannung.
- 20 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Das ideale Abmaß wurde in zahlreichen
Versuchen
ermittelt
und
steht
in
direktem Zusammenhang mit dem auf
den Gewebeklappen lastenden Weichteildruck,
dem
Durchmesser
des
Gewebehalses, der geforderten lichten
Weite und der Beschaffenheit des verwendeten Kunststoffes.
Die ermittelte Basis-Spitzenhöhe beträgt 25 mm und ist konstant, auch bei
Änderung
der
Gesamtlänge
Abb.10: Sollbruchstellen
des
Werkzeuges.
Wie bereits erwähnt, setzt sich der
Gewebeschnabel aus
zwei
sym-
metrischen Klappen zusammen. Diese
sind in ihrer Spiegelebene durch eine
Sollbruchstelle verbunden (Abb.10: rote
Linien). An der Schnabel-Halsgrenze,
also an der Basis des Hohlkegels, am
Übergang
zum
Gewebekanalhals,
befinden sich ebenfalls eingearbeitete
Abb.11: Klappenöffnung 1
Werkstoffsollbruchstellen.
Gewebeschnabel, Gewebehals und der
im Kapitel 2.3 beschriebene Arbeitskanal
wirken
als
Klappenöffnungs-
mechanismus zusammen (Abb.11, 12).
Der sich im Inneren des Gewebekanals
befindliche Arbeitskanal überragt in
seiner
Länge
das
Fußende
des
Gewebekanals und fungiert als Druckstempel (Abb.11: roter Pfeil)
Öffnungsmechanismus.
für den
Abb.12: Klappenöffnung 2
- 21 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
In geschlossener Klappenstellung liegt der rohrförmige Arbeitskanal,
Schnabel-Halsgrenze
an der
im Inneren des Weichteilkanals direkt an der Basis der
konisch zusammenlaufenden Gewebeklappen. Durch die „Rohr in Rohr“ Anordnung der beiden Kanäle und der konischen Form, werden die Gewebeklappen
mittels forciertem Druck auf den Stempel des Arbeitskanals, in ihren Sollbruchstellen von einander gelöst und geöffnet. Die Öffnung erfolgt von der Schneide
des Schnabels bis zur Basis der Klappen, welche durch Kunststoffbrücken
scharnierartig (Abb.10: rote Linien) einzeln mit dem Gewebekanalhals verbunden
sind. Durch die Klappenöffnung werden die vom Gewebekanal durchsetzten
Weichteile schonend verdrängt und der von Periost überzogene Knochen
freigelegt.
An der Scheide der Klappen befinden sich in den Kunststoff eingegossene
Metallschneiden, die sich in geschlossener Klappenposition übereinander legen
und eine bajonettartige Form annehmen. (Die genaue Funktionsweise des
Klappenöffnungsmechanismus wird im Kapitel 5.3.1.4 erläutert.)
2.2.2.2
GEWEBEKANALHALS
Der Gewebekanalhals ist, wie der
Fräserschaft und der Arbeitskanal, ein
durchgängiger Hohlzylinder und bildet
die
äußerste
von
Schichten
(Erklärung
modells
im
insgesamt
des
Kapitel
vier
Schalen„Funktion-
seinheiten“). In Arbeitsposition grenzt
der Kanal mit seiner Umfangsfläche
direkt an die ihn umgebenden Weichteile.
Er bildet somit einen abgegrenzten und
Abb.13: Gewebekanalhals
gesicherten Durchgang in dem die
einzelnen Arbeitsschritte des Biopsievorganges durchgeführt werden.
- 22 -
Diplomarbeit
Die
Mario Wieser
geometrische
Form
beschreibt
einen Hohlzylinder mit einem Außendurchmesser von 13,3 mm und einer
lichten Weite von 12,3 mm. Die daraus
resultierende Wandstärke liegt bei 0.5
mm und erstreckt sich konstant über
die Gesamtlänge des Gewebekanalhalses. Die Grenzen zum aufsitzenden
Gewebeschnabel und dem Gewebekanalfuß liegen zum einen der Basis
des Schnabels und zum anderen an
Abb.14: Zentriersystem
den Fingergriffen des Fußes (Abb.13)
Am Gewebekanalhals, direkt unter den Fingergriffen, befinden sich symmetrisch
gegenüberliegende
Spannleiste
aus
mehreren
hintereinander
gereihten
Sicherungsrasten, die sich bis kurz vor die Basis des Gewebekanalschnabels
erstrecken. Diese Sicherungsrasten
mechanismus)
und
werden
für
sind Teil des Zentriersystems (Spanndie
Positionierung
bzw.
Fixierung
des
Gewebekanals zwischen Lokalisationsplatte und Beckenknochen gebraucht
(Kapitel 5.3.1.4). Wie auch der Kernlochfräser wird der Gewebekanal in
unterschiedlichen Längen gefertigt. Aufgrund der körperlichen Konstitution
empfiehlt sich bis zu einem BMI von 30 die Verwendung des Gewebekanals mit
einer Länge von 20 mm. Bei einem BMI von über 30 sollte der längere Kanal mit
einem Abmaß von 60 mm gewählt werden. Wie schon beschrieben bezieht sich
die Längenänderung ausschließlich auf den Gewebehals und nicht auf Klappen
oder Fuß des Kanals. Weiters bietet auch der Spannmechanismus die Möglichkeit
für Ausgleichsbewegungen über kurze Distanzen (Kapitel 5.3.1.4).
- 23 -
Diplomarbeit
2.2.2.3
Mario Wieser
GEWEBEKANALFUSS
Der Gewebekanalfuß ist eines der
Bindeglieder zwischen den einzelnen
Funktionsmodulen.
Er
dient
als
Anschlag für die Antriebseinheit und
in
weiterer
Folge
der
exakten
Zentrierung des Biopsiefräsers. Der
Fuß besteht aus einer ringförmigen
Fixierungsplatte (Abb.15: roter Pfeil),
die die Öffnung des Gewebekanal-
Abb.15: Gewebekanalfuß 3-dimensional
halses verstärkt, sowie zwei sich
gegenüberliegenden
Fingergriffen
(Abb.15: grüne Pfeile). Am Gewebekanalfuß bzw. über dessen Öffnung
wird der Kernlochfräser in den Hals
des Kanals geführt. Die Fingergriffe
an der Fixierungsplatte ähneln der
einer handelsüblichen Spritze und erleichtern
die
Gewebekanals
Handhabung
während
der
Abb.16: Gewebekanalfuß in der Draufsicht
des
Ein-
führung in die Weichteile bzw. beim
Öffnen der Klappen.
Die so genannte Fixierungsplatte hat
die Form einer Scheibe, mit einem
Außendurchmesser von 10 mm und
ist die Fortsetzung des Gewebekanalhalses. Die Stärke der Platte beträgt
3 mm. Die Fingergriffe liegen direkt
am Umfang der Fixierungsplatte und
bieten mit ihrer Fläche Platz für die
Abb.17: Zentriersystem mit Biopsiefräser
Betätigung mit Zeige- und Mittelfinger. Die Handhabung des Gewebe-
- 24 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
kanals und der Fingergriffe wird im
Kapitel 5.3.1.3 („Durchsetzen der
Weichteile“) und 5.3.1.4 („Öffnen der
Gewebeklappen
und
Verankerung
des Kanals“) ausführlich erklärt.
Abb.18: Gewebekanal mit Arbeitskanal,
Druckstempel und Spacer
2.2.3 WERKSTOFF
POM-MG medical grade – Polyacethalharz Copolymer
Zertifizierung nach USP Class VI und DIN EN 10993-5, FDA conform
o Außergewöhnlich hohe Steifigkeit und Festigkeit
o Chemische Beständigkeit und Temperaturstabilität
o Geeignet für häufige Sterilisation
o Geeignet für den Umgang mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln
Anwendung:
¾ Medizintechnik
¾ Teletronik
¾ Luft- und Raumfahrt
¾ Chemische Verfahrenstechnik
¾ Transport
Werkstoffrichtwerte:
Dichte (g/cm³)
1,41
Temperatureinsatzbereich °C
-20°C bis + 140°C
- 25 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.3 ARBEITSKANAL (SCHALE 2)
2.3.1 GEOMETRIE
Der Arbeitskanal ist ein je nach BMI
unterschiedlich langer röhrenförmiger
Hohlkörper aus einem nichtrostenden
Chromstahl mit einer Wandstärke von
1,1 mm bei einem Durchmesser von 12
mm und 9,8 mm lichten Weite. Der
Kanal steht an beiden Enden offen, um
das Durchführen des Biopsiefräsers
Abb.19: Arbeitskanal
und dessen exakte Positionierung zu
gewährleisten. Als zweite von vier
Schalen ist der Arbeitskanal umgeben
von der 1. Schale, dem Gewebekanal,
und
wird
durch
diesen
von
den
Weichteilen klar abgegrenzt. Wie schon
zuvor beschrieben wurde, liegt der
Biopsiefräser (Schale 3) mit seinem
Umfang in der lichten Weite des
Arbeitskanals. Durch den Hinterschliff
des
Fräskopfes,
der
von
einem
Durchmesser von 11 mm auf 9,5 mm
abfällt, entsteht ein Spielraum von 1,25
mm
für
die
Durchführung
des
Biopsiefräsers. Das direkt unter dem
Fräskopf an der Kopf-Schaftgrenze
(Beschreibung im Kapitel 4) gelegene
Ende des Arbeitskanals wird aufgrund
seiner
am
Umfang
Zacken als Käfig
eingearbeiteten
bezeichnet. Diese
vier Fixierungszacken werden im Zuge
Abb.20: Spacer
- 26 -
Diplomarbeit
der
Mario Wieser
Kanalpositionierung
Knochenoberfläche
in
die
(Kortikalis)
ge-
drückt und sichern den Biopsiefräser
beim Anschnitt (Käfig verhindert das
Verlaufen des Fräsers) des Beckenknochens. Der Käfig geht ohne klare
Grenzen in den Schaft des Arbeitskanals über. Der Schaft endet als
Stempel und überragt den Gewebekanal, aus funktionellen Gründen, in
seiner Länge. Der Stempel besteht aus
Abb.21: Einführen des Gewebekanals
Kunststoff und ist dem Arbeitskanal an
seinem kupplungsseitigem Ende wie
eine Verschlusskappe aufgesetzt (Abb.20: roter Pfeil). Dieser dient als
Auflagefläche der manuellen Kraftübertragung des Daumendrucks auf den
Arbeitskanals und ist dem Klappenöffnungsmechanismus zuzurechnen. Der
Öffnungsmechanismus und seine Anwendung werden in den Kapiteln 5.3.1.4
(„Öffnen
der
Gewebeklappen“)
detailliert
beschrieben.
Im
Rahmen
der
„Strukturellen Gliederung“ wird lediglich die geometrische Form des Stempels
zeichnerisch dargestellt.
2.3.1.1
SPACER (ABSTANDHÜLSE)
Der Spacer (Abb.20) verhindert die vorzeitige Betätigung des Klappenöffnungsmechanismus durch den Arbeitskanal beim Durchsetzen der Weichteile. Nach
dem Entfernen des Spacers können die Gewebeklappen mittels Daumendruck
geöffnet werden. Die Abstandshülse ist demnach ein Platzhalter zwischen
Stempel und der Ringplatte des Gewebekanalfußes. Der verwendete Werkstoff ist
wie beim Gewebekanal; Polyacethalharz Copolymer.
- 27 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.3.2 WERKSTOFF
Nichtrostender Chromstahl, Normbezeichnung 1.4112; Marke Böhler N 685
Zusammensetzung
X90CrMoV18
Chrom (Cr)
17,50 %
Kohlenstoffgehalt (C)
0,90 %
Silizium (Si)
0,45 %
Mangan (Ma)
0,40 %
Molybdän (Mo)
1,10 %
Vanadium (V)
0,10 %
Mechanische Eigenschaften
Warmformgebungstemperatur 1100 – 800 °C
Weichglühtemperatur
Härtetemperatur
Anlasstemperatur
Erreichbare Härte
800 – 850 °C
1000 – 1050 °C Härtemittel – Öl
100 – 200 °C
58 – 60 HRC ( Härtegrade nach Rockwell)
Verwendung:
Für Schneidwaren aller Art; bei höheren Anforderungen an Korrosionsbeständigkeit, wie z.B. für chirurgische Schneidwerkzeuge, waschmittelsichere
Bestecke, ferner Messerklingen, Messerscheiben usw. mit hoher Schneidhärte
und Zähigkeit; außerdem für verschleißfeste Bauteile.
- 28 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.4 ZYLINDERKERNLOCHFRÄSER (SCHALE 3)
2.4.1 GEOMETRIE
Der
Zylinderkernlochfräser
unterscheidet
sich
von
herkömmlichen
Fräs-
werkzeugen, Kernlochbohrern ect. die in der Technik verwendet werden, durch die
völlig neuartige Werkzeuggeometrie und die Möglichkeit der Anwendung an
menschlichem Gewebe (Beckenknochen). Da es aus technischer Sicht keine
zufriedenstellenden medizinischen Erfahrungswerte über Schneidengeometrie zur
Bearbeitung von Knochengewebe gibt, war es notwendig, eine spezielle
Werkzeug- Schneidenform zu entwickeln. In der Metallbearbeitung wird der
ausgebohrte Kern verworfen; das kreisrunde Bohrloch ist das Ergebnis.
Für die Gewinnung von Knochenproben aus dem lebenden Organismus zum
Zwecke klinischer und wissenschaftlicher Fragestellungen, wird der zentrale
Knochenzylinder zum gewünschten Ergebnis und das entstandene kreisrunde
Loch hingegen zum Nebenprodukt. Demnach liegen die Prioritäten in der
Erhaltung der histologischen Struktur und der Bergung des Biopsates.
Die Grundform des Werkzeuges ist ein Hohlzylinder mit zirkulär angeordneten
Schneiden am Umfang der Stirnfläche. Die Schneidenformen sind für eine
kreisförmige
Schnittbewegung
bei
geradliniger,
axialer
Vorschubrichtung
konzipiert. Die Vorschubbewegung ist im Gegensatz zur Arbeitungsbewegung
geradlinig und erfolgt in Richtung der Rotationsachse des Werkzeuges, genau im
rechten Winkel zur Zerspanungsebene (Knochenoberfläche). Die Arbeitsbewegung
um die zentrale Rotationsachse liegt parallel zur Ebene der
Werkstückoberfläche. Die kreisförmige Arbeitsbewegung bewirkt ein radiäres
„Umschneiden“ in Form eines Kreisringes, rund um den zentrischen Mittelpunkt
des Bohrkerns. Infolge dessen und der Tatsache, dass sich die Spanabnahme auf
die gesamte Schneidenzahl der Fräserkrone verteilt, reduziert sich der
Zerspanungsquerschnitt und dadurch auch die Zerspanungsarbeit, auf ein
Minimum. Nachteile entstehen durch die zirkulär angeordneten Zähne, die, bei
initialem Kontakt mit dem Werkstück, alle gleichzeitig in den Werkstoff oder, wie
im Falle eines Knochenbiopsiewerkzeuges, in den Knochen eindringen sollten.
- 29 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Bei unebenen Werkstückoberflächen
reduziert sich der Kontakt auf nur
wenige Zähne einer
begünstigt
somit
die
Seite
und
dynamische
Verlagerung des Fräskopfes. Effektive
Zentrierarbeit
sorgt
für
den
gleichmäßigen Kontakt an der Oberfläche des Knochens.
Abb.22: Beckenkamm
Abb.23: Entnommene Knochenzylinder
2.4.2 EINZELTEILBESCHREIBUNG
2.4.2.1
FRÄSKOPF
Für spanende, formgebende Bearbeitungstechniken wie Bohren, Drehen und
Fräsen in technischen Werkstoffen (Stahl, Holz, Kunststoff, Keramik usw.), gibt es
am Sektor schneidender Werkzeuge dokumentierte Erfahrungswerte bezüglich
der Schneidengeometrie. Spitzen-, Keil-, Schnitt- und Freiwinkel sowie Daten, die
den Freischnitt bzw. den Hinterschliff definieren sind Fachbüchern und Tabellen
- 30 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
zu entnehmen. Werte für Schnitt-, Vorschubgeschwindigkeit und Drehzahl sind
werkstoffspezifisch
und
können
ebenfalls
Tabellen
entnommen
werden.
Medizinische Erfahrungswerte beziehen sich, hinsichtlich spanender Fertigungsverfahren, hauptsächlich auf Instrumente (Osteotome) die Knochengewebe durchtrennen (Osteotome): die gewünschte Form oder der Erhalt der histologischen
Struktur steht im Hintergrund. Zahlreiche Werkzeuge finden ihre Anwendung in
der
Osteochirurgie,
unterscheiden
sich
aber
grundsätzlich
in
ihrer
Schneidengeometrie und Wirkungsweise von dem neu konstruierten Zylinderkernlochfräser.
2.4.2.1.1 Zähnezahl, Zahnteilung
Der Fräskopf ist mit sechs in gleicher
Teilung am Umfang liegenden und zur
Bearbeitungsebene
gerichteten
(Kortikalis)
Zähnen
aus-
ausgestattet.
Zwischen den zwei Hauptschneiden
liegen die für den Knochenzylinder
formgebenden Vorschneiden (Abb.24).
Die Verteilung der Schnittkräfte auf 6
Zähne verringert den effektiven Druck
pro Zahn auf die Knochenstruktur und
Abb.24: Zähnezahl und Zahnteilung
verhindert Kompressionsfrakturen der
Spongiosabälkchen. Mitunter wird der
Verschleiß an den Zähnen reduziert,
was sich in weiterer Folge positiv auf
die Standzeit des Werkzeugs auswirkt.
Die Qualität der Knochenprobe kann
dadurch über eine längere Zeit mit dem
gleichen Fräser gewährleistet werden.
Die Hauptschneiden übernehmen den
größeren Anteil der Zerspanungsarbeit
und sorgen für genügend Freistellung in
Abb.25: Abmaße des Fräskopfes
- 31 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
der Schnittfuge, am Außendurchmesser
des Fräsers. Am Innendurchmesser
bzw. in der lichten Weite liegen die
Vorschneiden;
diese
überragen
die
Hauptschneiden in axialer Richtung um
0,5
mm.
zirkuläre
Die
Überlänge
Position
und
am
die
Innen-
durchmesser des Fräsers machen die
Vorschneiden
zu
idealen
Zentrier-
Abb.26: Abmaße des Fräskopfes
instrumenten.
2.4.2.1.2 Schneidengeometrie
Spitzenwinkel:
Der
Spitzenwinkel
beschreibt
den
Winkel der Schneiden zweier gegenüberliegender Zähne zum Werkzeugmittelpunkt. Im Fall des Kernlochfräsers
besteht keine Verbindung der Hauptschneiden in der Rotationsachse des
Werkzeugs. Der Spitzenwinkel der drei
Hauptschneiden
beträgt
140°.
Der
Spitzenwinkel der messerartigen Vorschneiden beträgt 70°. Durch das
Vorragen der drei Vorschneiden gegenAbb.27: Winkel am Fräser
über den Hauptschneiden in Bearbeitungsrichtung, wird ermöglicht,
dass
sich der Knochenzylinder vor dem Durchbohren der gesamten Stärke des
Beckenkamms vom Knochenverband löst. Infolgedessen wird der Knochenzylinder scharfkantig und ohne Grat aus dem knöchernen Becken abgesetzt.
- 32 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Keilwinkel:
Spanfläche und die Freifläche bilden den Keilwinkel des Schneidenkeils am
Fräszahn. Die Größe dieses Winkels wird von der Härte des zu spanenden
Werkstoffs bestimmt.
Durch Fräsversuche am Knochen wurde ein optimaler Keilwinkel von 50° ermittelt.
Spanwinkel:
Zwischen Spanfläche und einer zur Bearbeitungsfläche normal stehenden Linie
liegt der Spanwinkel. Die Wahl des optimalen Spanwinkels hängt ebenfalls von
der Härte des zu bearbeitenden Materials ab. Weiche Werkstoffe erfordern einen
großen Spanwinkel, harte hingegen einen kleinen. Die ermittelten Daten im
Fräsversuch ergaben einen optimalen Spanwinkel von 15°.
Schnittwinkel:
Keil- und Freiwinkel zusammen ergeben den Schnittwinkel. Ist der Schnittwinkel
kleiner als 90° so schneidet das Werkzeug. Ist er größer so spricht man im
Allgemeinen von Schaben.
Freiwinkel:
Der Freiwinkel liegt zwischen Schneiderücken und der Werkstoffoberfläche.
Wäre der Freiwinkel 0°, würde der Rücken der Werkzeugschneide die Freifläche,
an der bearbeiteten Fläche aufliegen und an ihr reiben. Durch den erhöhten
Schnittdruck und die starke Erwärmung würde die Knochenstruktur erheblichen
Schaden nehmen.
- 33 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.4.2.1.3 Hauptschneiden
Die drei Hauptschneiden (Abb.28,29:
rote Linien bzw. Pfeile) reichen in ihrer
Länge über die gesamte Wandstärke,
vom Außendurchmesser bis an die
lichte Weite der Fräserkrone. Sie liegen
im Winkel von 90º zur kreisförmigen
Schnittbewegung,
Schnittkraft
sodass
gleichmäßig
sich
über
die
Abb.28: Hauptschneiden
ihre
Schneidenlänge verteilen kann. Die
primäre Spanungsarbeit wird von den 3
Hauptschneiden
ausgeführt.
Sie
Sorgen für die nötige Freistellung in der
Schnittfuge und übernehmen das von
den Vorschneiden verdrängte Knochengewebe.
Abb.29: Fräskopf in Schnittdarstellung
2.4.2.1.4 Vorschneiden
An den Vorschneiden (Abb.30: grüne
Linien) findet die detaillierte Formgebung
des
Knochenzylinders
statt.
Infolge-
dessen ist die von ihnen verrichtete
Spanungsarbeit im Gegensatz zu den
Hauptschneiden sehr gering. Die drei
Vorschneiden
schneiden
überragen die
in Vorschubrichtung
Hauptund
Abb.30: Vorschneiden
liegen am Innendurchmesser der Fräserkrone. Der schneidende Charakter der
Vorschneiden wird, durch ihre zirkuläre Position, an der Fräserkrone verdeutlicht.
Der initiale Kontakt mit der Knochenoberfläche findet nur an den Vorschneiden
statt. Dabei führen sie, durch ihre Anordnung, den Fräser beim Anschnitt der
Kortikalis. Noch bevor die Hauptschneiden die gesamte Stärke des Becken- 34 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
knochens durchsetzt haben, lösen die um 0,5 mm vorragenden Vorschneiden den
Knochenzylinder aus dem Gewebeverband. Ausschließlich die Zähne mit den
Vorschneiden durchsetzen den Beckenkamm zur Gänze!
2.4.2.1.5 Kronenform, Spannut
In Richtung Schaft verjüngt sich die
Fräserkrone kontinuierlich von einem
Außendurchmesser 11 mm auf 9,50
mm. Diese Verjüngung wird als Hinterschliff (Abb.31: rote Linien) bezeichnet
und
bewirkt
die
Freistellung
des
Werkzeuges in der Schnittfuge.
Dasselbe
Prinzip
findet
auch
im
Fräskern seine Anwendung. Die lichte
Weite hingegen vergrößert sich von
den Vorschneiden in Richtung Fräserschaft.
Durch
diesen
Hinterschliff
kommt die Kronenform des Fräskopfes
zustande, diese bewirkt die Freistellung
Abb.31: Fräserkrone in der Vorderansicht
des Werkzeuges im Knochengewebe.
Am Umfang wird dadurch das Reiben
des Fräserschaftes am Knochen verhindert und
die damit verbundene
Wärmeentwicklung.
Gleichermaßen
sorgt der Hinterschliff für die nötige
Bewegungsfreiheit im Knochenkanal.
Der ausgefräste Knochenzylinder hat
einen Durchmesser von 7,1 mm und
wandert während des Bearbeitungsvorganges in den Fräserschaft. Das
Biopsat kann, ohne zusätzliche ReiAbb.32: Fräserkrone in Schnittdarstellung
- 35 -
Diplomarbeit
bung
hindert
und
Mario Wieser
Druckbelastung
durch
Reduktion
geborgen werden. Die spezielle Kronenform verder
Kontaktflächen
zwischen
Werkzeug
und
Bearbeitungswerkstoff, eine übermäßige Wärmeentwicklung. Der Kontakt sollte im
Idealfall nur durch die spanende Bearbeitung an den Vor- und Hauptschneiden
des Fräsers entstehen.
Die Spanabfuhr erfolgt über Spannuten (Abb.33: roter Pfeil), die, am äußeren
Umfang des Fräsers, schräg vor jeder der drei Hauptschneiden, in Schnittrichtung
angeordnet sind. Der flüssige Abtransport der Späne führt zur Reduktion der
Wärmentwicklung und beeinflusst die Oberflächenqualität der Knochenprobe.
Der Knochenspan wird aus seinem Gewebeverband gelöst und gleitet während
des Bearbeitungsvorgangs über die Spanfläche der Fräserzähne. Die Spannut
beginnt an der Basis des jeweiligen Zahnes (Hauptschneiden) von dem sie das
abgesetzte Knochengewebe aufnimmt. Die gebildeten Späne werden in der
Spannut gespeichert und über ihren Verlauf in Richtung Fräserschaft aus der
Schnittfuge abgeleitet. Ohne einer optimalen Spanabfuhr würde sich das
abgetragene Knochenmehl zwischen den einzelnen Zähnen sammeln und die
weitere Spanabnahme behindern, und zwar so lange, bis diese zum Stillstand
käme. Der Biopsiefräser würde sich unter steigender Wärmeentwicklung in der
Schnittfuge
reiben. Die Vorschubbewegung die bei
regelrechter Spanabnahme für eine
gleichmäßige Abtragung der Knochenstruktur sorgt, würde bei verlegten
Zähnen das Gewebe komprimieren und
das Biopsat für eine osteologische
Analyse unbrauchbar
machen. Die
Spannuten enden am Übergang zum
Fräserschaft, in den sie frei auslaufen.
Genauere Angaben zur Kronenform
und Spannut, sowie die Bemaßung des
Werkzeuges ist der Einzelteilzeichnung
zu entnehmen (Abb.35).
Abb.33: Spannuten
- 36 -
Diplomarbeit
2.4.2.2
Mario Wieser
FRÄSERSCHAFT
Der Fräserschaft dient zur Aufnahme
und
Sicherung
Knochenprobe,
Fräskopf
der
gewonnenen
welche
geformt
Knochenverband
durch
den
aus
dem
und
gelöst
wurde.
Außerdem werden über den Schaft
axiale Antriebs- und Vorschubkräfte auf
die Knochenoberfläche übertragen. Der
Schaft hat die Form eines Hohlzylinder
bzw.
einer
Hohlwelle,
Bearbeitungsrichtung in die
die
in
Fräser-
krone übergeht und am andern Ende
eine Kupplung zur Kraftübertragung
besitzt. Die Kronen – Schaftgrenze
wird durch eine Stufe in der lichten
Weite an der Basis der Fräserkrone
gekennzeichnet. Der Fräserschaft be-
Abb.34: Fräserschaft
sitzt auf seiner ganzen Länge eine
Wandstärke von 0,65 mm über die die Kraftübertragung stattfindet. Am
Kupplungsende sitzt eine Schnellspannvorrichtung die zur Aufnahme der
Antriebseinheit dient. Die Länge des Schaftes wird durch die individuelle
Weichteilstärke und die zu durchsetzende Knochenstärke bestimmt. Aufgrund der
individuellen,
körperlichen
Konstitutionen
wird
die
Biopsiefräse
in
zwei
unterschiedlichen Längen gefertigt. Für Patienten mit einem BMI bis 30 eignet sich
eine Schaftlänge von 60 mm, ab einem BMI von über 30 empfiehlt sich die
Verwendung der Biopsiefräse mit einer Schaftlänge von 100 mm, um die
bestehende Weichteilstärke zu durchsetzen.
- 37 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.4.3 WERKSTOFF
Nichtrostender Chromstahl, Normbezeichnung 1.4112; Marke Böhler N 685
Zusammensetzung
X90CrMoV18
Chrom (Cr)
17,50 %
Kohlenstoffgehalt (C)
0,90 %
Silizium (Si)
0,45 %
Mangan (Ma)
0,40 %
Molybdän (Mo)
1,10 %
Vanadium (V)
0,10 %
Mechanische Eigenschaften
Warmformgebungstemperatur 1100 – 800 °C
Weichglühtemperatur
Härtetemperatur
Anlasstemperatur
Erreichbare Härte
800 – 850 °C
1000 – 1050 °C Härtemittel – Öl
100 – 200 °C
58 – 60 HRC ( Härtegrade nach Rockwell)
Verwendung:
Für Schneidwaren aller Art; bei höheren Anforderungen an Korrosionsbeständigkeit, wie z.B. für chirurgische Schneidwerkzeuge, waschmittelsichere
Bestecke; ferner: Messerklingen, Messerscheiben usw. mit hoher Schneidhärte
und Zähigkeit; außerdem für verschleißfeste Bauteile.
- 38 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Abb.35: Zylinderkernlochfräser
- 39 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.5 DIE SICHERUNGSEPROUVETTE (SCHALE 4)
Die Sicherungseprouvette (Abb.36) ist
ein röhrenförmiges Kunststoffgefäß und
dient der Bergung und Sicherung der
Knochenprobe (Abb.36: roter Pfeil),
welche
aus
dem
Beckenknochen
gefräst wurde. Die Eprouvette ist eine
Kombination aus Greifwerkzeug und
Speicherreservoir
für
Funktionell
die
ist
das
Biopsat.
Sicherungs-
eprouvette ein Teil der Fräserkrone, da
sie die Knochenprobe noch vor der
vollständigen
Ablösung
aus
dem
Beckenkamm umgreift und sie vor
weiterer
Beschädigung
durch
Abb.36: Sicherungseprouvette mit
Knochenzylinder
das
Biopsiewerkzeug schützt. Nach strukturellen Gesichtspunkten wird die Eprouvette dem Fräserschaft zugerechnet,
der sie auf der ganzen Länge umschließt und
in ihrer Arbeitsposition
fixiert.
Die Sicherungseprouvette ist ein durch-
Abb.37: Fingergriff
gängiger zylindrischer Hohlkörper, der
an einem Ende durch einen Fingergriff
(Abb.36: grüner Pfeil.) verschlossen ist
und am anderen Ende eine zentral
geschlitzte
Kunststoffmembran
trägt.
Diese Membran fungiert als Greifwerkzeug, indem sie den
aus dem
Knochenverband
Gewebe-
gelösten
zylinder am Umfang umschließt. Durch
Abb.38: Sicherungseprouvette in
Arbeitsposition
die fortlaufende Arbeitsbewegung wird
- 40 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
der Knochenzylinder immer weiter in
den Schaft des Kernlochfräsers geführt,
direkt in den zentralen Schlitz der
Schlussmembran und in weiterer Folge,
in die Sicherungseprouvette.
Die
detaillierte
Membran
Funktionsweise
und
der
der
Sicherungs-
eprouvette wird im Kapitel 5.5 erläutert.
Das Kunststoffblatt wird als Schlussmembran
bezeichnet
und
ist
als
Abb.39: Bergungsvorgang durch die
Sicherungseprouvette
kappenartiger Verschluss am offenen
Ende der Sicherungseprouvette angebracht. Die Schlussmembran ist sehr
dünn und weist lediglich eine Stärke
von 0,2 mm auf. Die Verbindung der
beiden Module erfolgt durch Verkleben,
dabei wird die Schlussmembran der
Eprouvette wie ein Deckel aufgesetzt.
Die
Retraktionskraft
der
Sicherungseprouvette
auf
der
sitzenden
Kunststoffmembran
wird
für
das
Festhalten der gewonnenen Knochenprobe genützt.
Die
Gesamtlänge
der
Sicherungs-
eprouvette beträgt 78 mm bei einem
Durchmesser von
8 mm und einer
lichten Weite von 7,1 mm. Sie bildet die
innerste von insgesamt vier Schichten
der
teleskopartig
schobenen
detaillierte
ineinander
ge-
Biopsiewerkzeuge.
Die
Erklärung
des
Abb.40: Sicherungseprouvette in der
Detailzeichnung
Schalen-
models findet sich im Kapitel 2.1. Die
Sicherungseprouvette ist im Inneren
- 41 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
des Biopsiefräserschaftes positioniert
und sitzt mit dem von der Schlussmembran bedeckten Ende an der Stufe
der Kronen- Schaftgrenze, direkt unter
der Fräserkrone. Ein Fingergriff am
Ende der Eprouvette
erleichtert die
Entnahme des Sicherungreservoirs aus
dem Fräserschaft. Im Anschluss an den
Fräsvorgang dient die Eprouvette als
Transportgefäß
für
den
Knochen-
zylinder und kann durch abbrechen des
Fingergriffes (Abb.41) geöffnet werden.
Der Knochenzylinder kann dann leicht
über die entstandene Öffnung entnommen werden.
Abb.41: Abbrechen des Fingergriffs
Abb.42: Sicherungseprouvette
- 42 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.6 LOKALISATIONSPLATTE MIT HAFTFOLIE UND STABILISATIONS-MEMBRAN
2.6.1 DEFINITION
Die Lokalisationsplatte ist eine aus 3 Teilen zusammengesetzte Interventionshilfe,
die den Biopsievorgang im Rahmen der osteologischen Basisdiagnostik für den
Anwender einfacher und den Patienten verträglicher gestalten soll. Die Platte eint
zwei funktionelle Systeme, die für einen raschen und erfolgreichen Einsatz im
Klinikalltag unerlässlich sind. Die Durchführung einer Gewebeentnahme erfordert
genaue anatomische Kenntnisse über die topographische Lage des Biopsieareals
und der umliegenden Strukturen der Regio glutaea. Das Auffinden der
gewünschten Position am Beckenknochen ist von besonderer Wichtigkeit und
bildet die Basis für die Gewinnung eines qualitativ hochwertigen Knochenzylinders. Die Lokalisationsplatte dient initial als „Anatomische Schablone“ und
fixiert durch ihre spezielle Form die Punktionsstelle, über die im Anschluss das
Biopsiebesteck an den Knochen geführt wird. Des Weiteren fungiert das aus
Kunststoff
gefertigte
Navigationsset
Stabilisierungsvorrichtung
für
den
als
transportable
Biopsiefräser.
Diese
Einspann-
bzw.
Werkzeugfixierung
ermöglicht eine atraumatische Führung des Biopsiebesteckes in den Weichteilen
der seitlichen Hüftregion. Die exakte Führung des Biopsiewerkzeuges ist neben
der optimalen Schneidengeometrie der wichtigste Faktor für den Erhalt der in vivo
bestehenden Knochenstruktur.
Jede Manipulation am menschlichen Körper verlangt eine hygienische Umgebung,
speziell wenn der gewünschte Eingriff eine Öffnung der Körperoberfläche erfordert
und das Weichteilgewebe den Schutz der Haut als natürliche Keimbarriere verliert.
Um die Sterilität rund um den gesetzten Gewebedefekt zu gewährleisten, dient die
Lokalisationsplatte mit ihrer integrierten Folie als temporärer Schutz vor
mikrobieller Belastung. Weiters sorgt die bombierte Platte wie ein Druckverband
für die peri- und postoperative Gefäßkompression um übermäßige Einblutungen in
das Biopsiareal zu verhindern. Die bisher getätigten Eingriffe erforderten eine
herkömmliche Wundversorgung mittels Einzelknopfnaht um die Kontinuitätsunterbrechung der Haut wieder zu verschließen. Dies verlangt ein gewisses Maß
an Erfahrung und Fingerfertigkeit des behandelnden Operateurs, um die gesetzten
- 43 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Wundränder optimal zu adaptieren und die für die Wundheilung benötigte
Gewebeperfusion zu gewährleisten. Die in die Lokalisationsplatte integrierte
Stabilisationsmembran sorgt auch ohne Wundverschluss mit Nadel und Faden,
rein durch die Retraktionskraft der Membran, für eine optimale, druckfreie
Wundrandadaption und unterstützt das Gewebe bei seiner natürlichen Heilung.
2.6.2 FUNKTIONSANGABEN
Zentriersystem
¾ Anatomische Navigation
¾ Zentrierung des Biopsiebestecks
¾ Fixierung bzw. Stabilisierung des Biopsiefräsers
¾ Sterile Eingriffsfläche
3-Stufen Wundversorgungseinheit
¾ perioperative Keimbarriere
¾ Blutstillung
¾ Wundstabilisation
¾ Postoperative Keimbarriere
Abb.43: Zentriersystem bzw. 3-Stufen
Wundversorgungseinheit
- 44 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
2.6.3 EINZELTEILBESCHREIBUNG
Grundsätzlich
besteht
das
Werkzeug
aus
der
Schutzfolie
und
einer
Lokalisationsplatte mit integrierter Stabilisationsmembran. Zum einen fungieren
die drei Teile als Zentriersystem und zum anderen als 3-Stufen Wundversorgungseinheit.
Das Navigationsset ist ein in drei Schichten angeordnetes NavigationsStabilisationssystem, welches auf die Haut der seitlichen Hüftregion geklebt wird.
Während der
Gewebekanalpositionierung und dem anschließenden Biopsie-
vorganges wirken die Einzelteile als Einheit und erleichtern die Probeentnahme.
Nach abgeschlossener Probeentnahme dient das Set als Wundversorgungseinheit, die in drei Phasen für eine optimale Heilung des Operationsdefektes sorgt.
Der geschichtete Aufbau entspricht dem stufenweisen Einsatz und der
Reihenfolge in der das Set wieder von dem Hautareal der Regio glutaea gelöst
wird.
2.6.3.1
HAFTFOLIE
Die Stabilisierung der Biopsiewerkzeuge erfolgt in erster Linie durch die
Lokalisationsplatte
(Abb.44:
gelber
Pfeil) und die Stabilisationsmembran
(Abb.44: roter Pfeil).
Die chirurgische Haftfolie stützt das
Gewebe rund um das Biopsieareal,
dient aber primär als
prä- und
perioperative Keimbarriere. Diese besteht aus drei Laschen, die flügelartig
mit dem Rahmen der Lokalisations-
Abb.44: Abbrechen des Fingergriffs
platte in einer Sollbruchstelle (Abb.46:
blauer
Pfeil)
verbunden
sind.
Die
Laschen sind, wie die Druckplatte, an
der gesamten Unterseite selbsthaftend
- 45 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
und werden als Ausläufer der Druckplatte auf die Hautareale geklebt, die an
die Regio glutaea anschließen. Wie
auch
die
Druckplatte
Stabilisationsmembran
und
dient
die
die
chirurgische Haftfolie der anatomischen
Navigation. Wichtige anatomische Fußpunkte sind auf den Ausläufern bzw.
Laschen der Haftfolie markiert. Das
fehlerhafte Aufkleben der Folie wird
durch
Beschriftung
der
Ausläufer
Abb.45. Ausläufer der Haftfolie
verhindert. Die erste Lasche wird auf
die
seitliche
(Abb.45:
Bauchregion
geklebt
Abdominallasche,
brauner
Pfeil), die Zweite erstreckt sich nach
dorsal
über
das
Gesäß
(Abb.45:
Glutteallasche, roter Pfeil) und die
Dritte wird nach distal auf den Oberschenkel
(Abb.45:
Femorallasche,
grüner Pfeil) geheftet. Weiters wurde
für die Verstärkung der Haftfolie einer
der
Femorallasche
angehängter
Ingunialausläufer (Abb.45: roter ge-
Abb.46: Sollbruchstellen an der
Lokalisationsplatte
bogener Pfeil) für die Leistenregion
gefertigt.
Es
bestehen
zwei
Aus-
führungen der Haftfolie, eine für die
rechte und eine für die linke Körperseite.
- 46 -
Diplomarbeit
2.6.3.2
Mario Wieser
LOKALISATIONSPLATTE MIT STABILISATIONSMEMBRAN
Die dünne, kreisförmige, zentral bombierte Druckplatte (Abb.47: roter Pfeil)
wird von einem starken formgebenden
Rahmen (Abb.47: blauer Pfeil) umgeben. Inmitten der konkav, konvexen
Platte befindet sich das, durch die
Stabilisationsmembran verschlossene,
Auge
(Biopsiefenster)
der
Kom-
pressionsvorrichtung (Abb.47: gelber
Pfeil).
Als
Einzelteil
dimensionaler
und
Betrachtung
in
2-
erscheint
Abb.47: Teile der Lokalisationsplatte
das Werkzeug in der Draufsicht als
runde Scheibe mit einem zentralen
Loch. Erst in der Seitenansicht erkennt
man die in Richtung Hautoberfläche
konvexe
geformte
Druckfläche
(Unterseite) und die konkave Richtfläche (Oberseite) der Kompressionsplatte.
Das
Loch
im
Krümmungs-
mittelpunkt der bombierten Flächen
wird als Auge (Abb.47: gelber Pfeil)
bezeichnet und fixiert bzw. begrenzt die
Punktionsstelle für den Biopsievorgang.
Abb.48: Positionierung der
Lokalisationsplatte
Rund um das Auge befindet sich eine Materialverstärkung, die als Spannlippe
bezeichnet wird. Die Spannlippe (Abb.47: schwarzer Pfeil) ist Teil des
Zentriersystems (Spannmechanismus), welches für die Positionierung bzw.
Fixierung des Gewebekanals zwischen Lokalisationsplatte und Beckenknochen
gebraucht wird. Die Druckfläche rund um das Auge dient als selbstklebende
Kontaktfläche, welche die Stabilisationsmembran bis zur 3. Phase des
Wundverschlusses trägt. Nach dem Gebrauch wird die Druckplatte von der
Stabilisationsmembran abgelöst. (Die Erklärung der Phasen für den Wund-
- 47 -
Diplomarbeit
verschluss
Mario Wieser
erfolgt
im
Kapitel
5.6.)
Während
der
Positionierung
der
Lokalisationsplatte ist das zentrale Auge von unten durch die Stabilisationsmembran verschlossen. Die Membran dient, wie auch das Auge, der Fixierung
des anatomisch relevanten Punktionsgebietes. An der hautabgewandten Fläche
trägt die Membran eine kleine balkenförmige Markierung, um den Faserverlauf der
darunter liegenden Weichteile zu verdeutlichen. Im Zuge der Positionierung des
Biopsiebestecks ist die Markierung als Ausrichtungskontrolle für den Gewebekanal
anzusehen.
Die gesamte Kompressionsplatte ist mit ihrem Rahmen in eine chirurgische
Haftfolie eingegossen. Der Rahmen umgibt die Platte und versteift bzw. hält sie in
den
jeweiligen
Funktionzuständen
in
Position.
Die
beiden
Module
der
Lokalisationsplatte werden durch ein Spritzgussverfahren in einem Teil gefertigt,
der Übergang von der Druckplatte zum Rahmen ist fließend. Wie schon zuvor
beschrieben, ist die gesamte Kompressionsplatte in eine Haftfolie eingegossen.
Die Verbindungsstelle der beiden Teile liegt am Umfang des Rahmens und ist eine
Sollbruchstelle, diese soll eine leichte Trennung der beiden Einzelteile nach dem
Eingriff ermöglichen.
Die Beschreibung der Lokalisationsplatte erfolgt in zwei unterschiedlichen
Funktionszuständen. Funktionsposition 1. ist mehr oder weniger das Spiegelbild
von Funktionsposition 2. Die Bombierung der Druckplatte ist in F. 1 entgegen der
in F. 2 ausgerichtet und weist von der Hautoberfläche weg. F. 1 beschreibt den
Zustand der Kompressionsplatte vor dem Gebrauch, F. 2 den Zustand während
oder nach dem Biopsievorgang. Die Druckplatte dient der intraoperativen
Blutstillung, indem sie von F. 1 in F. 2 umgeformt wird. Durch die Verlagerung der
Bombierung in Richtung der Weichteile, werden die Blutgefäße komprimiert und
der Blutfluss über die Dauer des Eingriffs unterbrochen. Die Haut zugewande
Fläche der Kompressionsplatte ist selbsthaftend und wird zusammen mit der
chirurgischen Haftfolie auf die Hautoberfläche geklebt. Der Außendurchmesser
des Lokalisationsplattenrahmens beträgt 70 mm, der Innendurchmesser ist
gleichzeitig der Durchmesser der Druckplatte und misst 50 mm. Die Druckplatte
wurde mit einem Krümmungsradius von 50 mm gefertigt. Das Biopsiefenster bzw.
Auge weist einen Durchmesser von 14 mm auf. Für die korrekte anatomische
Positionierung wurden farbige Markierungen am Rahmen der Lokalisationsplatte
- 48 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
und der Haftfolie angebracht. Diese Markierungen sollen die anatomischen
Fixpunkte der Regio glutaea verdeutlichen. Ein roter Punkt am Rahmen der
Druckplatte verdeutlicht a. den Darmbeinstachel (Abb.48: roter Pfeil, spina iliaca
anterior superior), ein schwarzer Bogen b. den Beckenkamm (Abb.48: grüner
Pfeil, Crista iliaca). Eine c. Pfeilmarkierung (Abb.48: schwarzer Pfeil, Trochanter
major), befindet sich ebenfalls an der Druckplatte, die Spitze hingegen liegt auf der
Femorallasche (Haftfolie) und weist unmissverständlich in Richtung des großen
Rollhügels hin.
2.6.4 WERKSTOFF
POM-MG medical grade – Polyacethalharz Copolymer
Zertifizierung nach USP Class VI und DIN EN 10993-5, FDA conform
o Außergewöhnlich hohe Steifigkeit und Festigkeit
o Chemische Beständigkeit und Temperaturstabilität
o Geeignet für häufige Sterilisation
o Geeignet für den Umgang mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln
Anwendung:
¾ Medizintechnik
¾ Teletronik
¾ Luft- und Raumfahrt
¾ Chemische Verfahrenstechnik
¾ Transport
Werkstoffrichtwerte:
Dichte (g/cm³)
1,41
Temperatureinsatzbereich °C
-20°C bis + 140°C
- 49 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
3 ANATOMIE
3.1 REGIO GLUTAEA
3.1.1 BEGRENZUNG
Die Abgrenzung der Regio glutaea zu
den
benachbarten
Körperregionen
erfolgt ventral und medial durch eine
gedachte
Linie,
cranial
hingegen
bogenförmig,
Oberflächenkontur
kammes und
des
und
entlang
distal
der
Darmbein-
dem sogenannten Sitz-
halfters (Faszienzug).
Die craniale Begrenzung wird von der
Crista iliaca (Abb.49: grüner Pfeil)
gebildet. Sie kann sehr leicht unter der
Abb.49: Begrenzungen der Gesäßregion
Hautoberfläche getastet werden. Folgt
man ihrem Verlauf, dann endet sie
medial an der Spina iliaca posterior
superior (Abb.50: gelber Pfeil), ventral
an der Spina iliaca anterior superior
(Abb.50: roter
Pfeil). Die distale
Begrenzung ist im aufrechten Stand
durch die Vorwölbung des M. glutaeus
maximus leicht zu erkennen. Sie wird
durch den bogenförmigen Verlauf des
Sulcus glutaeus (Abb.49, 50: blauer
Pfeil)
gekennzeichnet. Eine gedachte
Abb.50: Gesäßregion von lateral
vertikale Linie, die durch die Spina
iliaca verläuft, begrenzt die Gesäß-
- 50 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
region nach ventral (Abb.49: rote Linie) . Nach medial ist die Gesäßregion bis zur
Analfurche (Abb.49, 50: braune Linie bzw. Pfeil) zu rechnen.
3.1.2 BEGRENZUNGEN DES BIOPSIEAREALS
Die craniale Grenze wird vom ventralen
Drittel, der zwischen den vorderen
oberen und hinteren oberen Darmbeinstacheln
verlaufenden
Crista
iliaca
(Abb.51: schwarzer Bogen) gebildet.
Nach ventral reicht das Biopsieareal bis
zu
der
gedachten
Verbindungslinie
(Abb.51: rote Linie), welche von der
Spina iliaca anterior superior (Abb.51:
roter Punkt) bis zum Trochanter major
(Abb.52: schwarzer Pfeil) zieht. Um den
Abb.51: Begrenzungslinien des Biopsieareals
Verlauf der dorsalen Begrenzung festzulegen muss ca. eine Handbreite
(schließt das Tuberculum iliacum mit
ein) von der Spina Iliaca anterior
superior entlang des Beckenkammes
getastet werden. Fixiert man den Punkt
am Beckenkamm und legt eine Verbindungslinie (Abb.51: rote Linie) zum
Trochanter
major,
ergibt
das
dorsale Grenze des Biopsieareals.
die
Abb. Biopsieareal mit Begrenzungslinien
Abb.52: Biopsieareal mit anatomischen
Fixpunkten
- 51 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
3.1.3 GEWEBESCHICHTEN DER REGIO GLUTAEA (BIOPSIEAREAL)
3.1.3.1
DIE HAUT
Die Haut der Regio glutaea ist sehr
derb und mit den darunter liegende
Fascien verwachsen. Das subcutane
Fettgewebe (Abb.56: gelber Pfeil) zieht
mit den bindegewebigen Faserzügen
der Subcutis tief zwischen die Muskelportionen
der
Gesäßregion.
Die
Spannungslinien (relaxed skin tensions
lines) der Haut verlaufen an der Regio
Abb.53: Hautspannungslinien
glutaea nahezu horizontal im Winkel
von ca. 90º zur Kontraktionsrichtung
der Muskulatur. Kleine Arterien und
Venen
durchziehen
das
Unterhaut-
bindegewebe und bilden ein zartes
Netzwerk. Die regionalen Lymphgefäße
sammeln
und
transportieren
die
entstandene Lymphe zu den Lymphknoten des Tractus horizontalis in der
Regio inguinalis.
Die Innervation der
Haut erfolgt über kleine Hautnerven die
Abb.54: Hautnerven der Regio glutaea
von den umliegenden Gebieten in die
Region einstrahlen. Von cranial aus der
Regio abdominalis lateralis kommend
erreicht der Ramus cutaneus lateralis
des
N.
iliohypogastricus
(Abb.54:
grüner Pfeil) die seitliche Gesäßregion.
Weiter dorsal ziehen die Nn. clunium
superiores (Abb.54: gelber Pfeil) über
Abb.55: Faserverlauf des Bindegewebes
die Crista iliaca und versorgen das
- 52 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Hautgebiet bis zum Trochanter major. Von der medialen Grenze der Regio glutaea
her kommen die Nn. clunium medii (Abb.54: brauner Pfeil). Die Haut um den
Sulcus glutaeus und weiter distal der Regio femoris posterior innervieren Zweige
des N. cutaneus femoris posterior, die Nn. clunium inferiores (Abb.54: roter Pfeil).
Über die Regio femoris anterior kommend schließt der N. cutaneus femoris
das Innervationsgebiet der Gesäßregion von
lateralis (Abb.54: blauer Pfeil)
ventral.
FASCIEN UND MUSKULATUR DES BIOPSIEAREALS
3.1.3.2
Im Bereich der seitlichen Hüftregion
überspannt
die
Glutäalfascie
die
Muskulatur mit samt ihren Inhaltsgebilden und bildet dadurch eine große
abgeschlossene
Kammer
über
der
knöchernen Kontur des Beckens. Die
große Glutealfascie ist mit den Fascien
der
angrenzenden
Regionen
ver-
bunden. Ventral geht sie am M. tensor
fasciae
latae
in
die
Fascia
lata
(Abb.56: grüner Pfeil) über, in derselben Weise wie auch nach distal, wo
Abb.56: Fascia lata mit darunter liegender
Muskulatur
sie ebenfalls am Sulcus glutaeus in die
Fascia lata einfließt. Cranial ist die
derbe Fascie mit dem Darmbeinkamm
verbunden, weiter medial endet sie am
Kreuzbein und Steißbein. Direkt unter
der Fascienhülle liegt der größte der
Glutealmuskeln;
maximus.
Weiter
der
M.
ventral
glutaeus
liegt
der
teilweise von ihm verdeckte M. glutaeus
medius
(Abb.56,57:
rote
Pfeile),
Abb.57: Fascia lata gespalten
- 53 -
Diplomarbeit
welcher
Mario Wieser
im
Rahmen
des
Biopsie-
vorganges durchsetzt werden muss.
Um
an
die
knöcherne
Darmbein-
schaufel zu gelangen verlangt es einen
weiteren
Muskel
zu
durchsetzen.
Dieser hat seinen Ursprung zwischen
der Facies glutaea Ala ossis ilium
(Abb.58:
brauner
Pfeil)
und
reicht
dadurch sehr weit nach ventral, der M.
glutaeus minimus (Abb.58: oranger
Pfeil). Von besonderer Wichtigkeit ist
der Faserverlauf der Glutäalmuskulatur,
Abb.58: Gewebeschichten der Regio
glutaea
dieser ist annähernd vertikal und ist
beim Einführen der Biopsieinstrumente
zu berücksichtigen.
3.1.4 GEFÄßE UND NERVEN
Die
für
die
Beckenkammbiopsie
relevanten
Nerven
gelangen
über
und
das
Gefäße
Foramen
ischiadicum majus aus dem Becken
und ziehen dann durch das Foramen
suprapiriforme zu den entsprechenden
Zielorganen der Regio glutaea. Die A.
glutaea superior ist das wichtigste
Gefäß im Bereich des Biopsieareals.
Sie stammt aus der A. iliaca interna und
ist zusammen mit der A. glutaea
inferior,
das
Hauptgefäß
Muskelversorgung
für
Abb.59: Biopsieareal am Darmbeinkamm
die
der Gesäßregion.
Kurz nach dem Austritt aus dem
Foramen suprapiriforme zerfällt die A.
- 54 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
glutaea superior in einen R. superficialis und profundus. Der R. superficialis tritt in den M. glutaeus maximus
ein, der R. profundus (Abb.61: roter
Pfeil)
zieht
zwischen
M.
glutaeus
medius und minimus (Abb.61: orange
Pfeile) nach ventral und versorgt diese
beiden Muskeln mit seinen Endästen.
Die Innervation des M. glutaeus medius
und minimus erfolgt durch den N.
glutaeus superior, welcher ebenfalls
durch des foramen suprapiriforme zieht.
Er verläuft
Abb.60: Topgraphische Lage des
Biopsieareals
zusammmen mit dem R.
profundus der A. glutaea superior über
eine kurze Strecke bis er sich aufteilt
und den M. glutaeus medius, minimus
und den M. tensor fasciae innerviert.
Das Biopsiebesteck wird durch den M.
glutaeus medius und minimus geführt,
ca. 60 – 70 mm dorsal von der Spina
iliaca anterior superior (Abb.61: brauner
Pfeil) und 30 – 40 mm caudal von der
Crista iliaca.
Abb.61: Anatomische Strukturen der Regio
glutaea
- 55 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
3.1.5 BIOPSIEAREAL AM DARMBEIN (KNÖCHERNE GRUNDLAGE)
Grundsätzlich besteht
aus
zwei
das Darmbein
Anteilen,
dem
Darm-
beinkörper (Abb.62: grüne Ellipse) und
der Darmbeinschaufel (Abb.62: rote
Ellipse).
Die
Grenze
bildet
eine
Knochenleiste die als Teil der Linea
terminalis auch gleichzeitig den Übergang vom großen in das Kleine Becken
markiert, die Linea arcuata. Wie ein
überdimensionales Gefäß umfassen die
beiden Darmbeinschaufel die Becken-
Abb.62: Anteile des Darmbeins
eingeweide. An der Außenfläche der
Darmbeinschaufel
sind
deutlich
die
Ursprünge der Glutäalmuskulatur zu
erkennen. Drei Knochenleisten dienen
hier als Ursprungsgebiet für den M.
glutaeus
maximus,
dem
Glutaeus
medius und minimus. Dorsal an der
Darmbeinschaufel liegt die vertikal verlaufende
Linea
glutaea
posterior
(Abb.63: brauner Pfeil). Im ventralen
Bereich zieht die Linea glutaea anterior
(Abb.63: blauer
Abb.63: Ansatzlinien der Gesäßmuskulatur
Pfeil) horizontal vom
Beckenkamm nach dorsal. Zwischen
diesen verläuft die nahezu horizontal
gestellte Linea glutaea inferior (Abb:63.
grüner Pfeil).
Die knöcherne Grundlage des Biopsieareals wird vom ventralen Anteil der
Facies glutaea (Abb:64: rote Pfeile) an
der Darmbeinschaufel (Ala ossis ilii) ge-
Abb.64: Position des Beckenknochens
- 56 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
bildet. Die craniale Begrenzung bildet
die Crista iliaca (Abb.65: grüner Pfeil),
diese ist unter der Haut sehr leicht zu
tasten und eignet sich folglich sehr gut
als anatomische Landmarke.
Der ventralste Fixpunkt ist die Spina
iliaca anterior superior, die in geradliniger Verbindung (Abb.65: rote Linie)
mit dem Trochanter major die vordere
Begrenzung des Biopsieareals bildet.
Nach dorsal, schließt eine gedachte
Linie
(Abb.65:
schwarze
Abb.65: Begrenzung des Biopsieareals
Linie)
zwischen dem großen Rollhügel und
dem Punkt am Übergang vom vorderen
zum mittleren Drittel (schließt das
Tuberculum
iliacum
mit
ein)
des
Beckenkammes das Biopsieareal.
Vom Tuberculum iliacum (Abb.66: roter
Pfeil) an der Crista iliaca verläuft ein
Knochenwulst (Abb.66: rote Linie) bis
an das Acetabulum. Diese liegt ca. 60 –
75 mm dorsal (Abb.66: blaue Linie) von
Abb.66: Grenzen des Biopsieareals
der Spina iliaca anterior superior und
eignet sich bestens für die Entnahme
der
zylinderförmigen
Knochenprobe.
Der erste Knochenzylinder sollte 35 –
40 mm unter dem Tuberculum iliacum
aus der beschriebenen Knochenwulst
gefräst
werden.
Weitere
Knochen-
proben können dann entlang dieser
knöchernen
gewissen
vorher
Auftreibung
in
Sicherheitsabstand
ausgefrästen
Loch
einem
zum
getätigt
Abb.67: Knochenzylinder
- 57 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
werden. Die Länge des ausgefrästen
Knochenzylinders
reduziert
sich
im
Verlauf nach distal bedingt durch die
Form der Darmbeinschaufel (Abb.68).
Abb.68: Knochenzylinder
- 58 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
4 LAGERUNGSVERHÄLTNISSE
4.1 VORBEREITUNG
Die richtige Lagerung des Patienten während des Biopsievorganges bildet die
Basis für eine erfolgreiche Probeentnahme aus dem Beckenkamm. Dabei sollte
dem Operateur der bestmögliche Zugang zu dem entsprechenden anatomischen
Areal geboten werden. Eine präzise Position über die Dauer des Eingriffs bietet
außerdem Schutz vor lagerungsbedingter Druckschädigung der
Haut und der
Gefäße. Weiters besteht die Gefahr, durch falsche Lagerung, Läsionen an
peripheren Nerven zu verursachen, welche in weiterer Folge Lähmungen und
Sensibilitätsstörungen an dem betreffenden Körperteil hervorrufen können. Darum
müssen die Extremitäten immer möglichst weich gelagert werden, damit sich der
Gewichtsdruck des Körperteils auf eine möglichst große Fläche verteilt.
Die Entnahme einer Knochenprobe am Beckenkamm erfordert keinen speziellen
Operationstisch
oder
Lagerungshilfen.
Ausreichend
ist
ein
herkömmliches
Krankenbett und, wenn vorhanden, können Schaumstoffrollen oder auch Kissen als
Unterlage für die betroffene Extremität verwendet werden. Wichtig ist eine stabile
Position des Patienten um Komplikationen durch ungewollte Bewegungen zu
vermeiden.
Infolge
der
kurzen
Dauer
des
Eingriffs
wird
dieser
unter
Analgosedierung durchgeführt. Als Sedativum empfiehlt sich die i.v Gabe von
Dormicum® (Midazolam). Für die Lokalanästhesie eignet sich die lokale Infiltration
mit Xylonest® (Prilocain - Hydrochlorid) oder Xylocain® (Lidocain – hydrochlorid).
benötigte Gegestände
9
Krankenbett
9
Lagerungsutensilien (Kissen, Schaumstoffrolle)
9
Analgosedierung - i.v
Dormicum® (Midazolam), Infiltration
Xylonest®
(Prilocain Hydrochlorid) oder Xylocain® (Lidocain – hydrochlorid)
9
Desinfektion des Wundgebietes (Betaisodona)
- 59 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
4.2 LAGERUNGSPOSITION
Der Patient wird in Linksseitenlage oder
Rechtsseitenlage positioniert, je nachdem von welcher Körperhälfte die
70 º
Beckenkammbiopsie benötigt wird. Das
110º
Biopsieset ist für die Anwendung an
beiden Seiten des Körpers ausgelegt,
dafür
liegt
das
Navigationssystem
(Lokalisationsplatte und Haftfolie) in
einer Rechts- und Linksvariante bereit.
Für
die
Betriebsanleitung
(Kapitel:
„Funktionelle Gliederung“) wurde das
Navigationsset
entsprechend
Abb.69: Rechte Gesäßregion in
Linksseitenlage
der
rechten Regio glutaea erläutert, demnach befindet sich der Patient in Linksseitenlage, wobei keine Unterschiede
bei der Anwendung der links oder
rechts ausgeführten Werkzeuge
be-
stehen.
Die
ent-
spricht
der
Lagerungsposition
„stabilen
Seitenlage“
(Notfallmedizin).
Das
linke
Bein
ist
im
Hüft
und
Kniegelenk leicht gebeugt und liegt
Abb.70: Haftfolienausläufer
annähernd in einer Linie mit dem
Oberkörper. Im Gegensatz zum linken,
wird das rechte Bein in der Hüfte 70 80º gebeugt und im Knie um 110 - 120º
(Abb.69) Die Anteversion im Hüftgelenk
entspricht
annähernd
dem
Winkel
zwischen Abdominal- und Femorallasche
(Haftfolienlaschen,
2.6.3.1 chirurgische Haftfolie)
Kapitel
am
Abb.71: Biopsieareal bei richtiger Lagerung
- 60 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Rahmen der Lokalisationsplatte. Die
beschriebene Hüftbeugung sollte eingehalten
werden,
positionerung der
um
eine
Fehl-
Haftfolie zu ver-
meiden. Das Biopsieareal (Abb.71) liegt
in Form eines Dreiecks ventral an der
Darmbeinschaufel
(Facies
glutaea),
direkt unter der Crista iliaca bzw. dem
Tuberculum iliacum und dorsal von der
Spina iliaca anterior superior. Vom
Tuberculum iliacum (Abb.72: blauer
Kreis)
verläuft
ein
rotes
Areal)
(Abb.72:
Abb.72: Knöcherne Grundlage des
Biopsieareals
Knochenwulst
bis
an
das
Acetabulum, diese eignet sich gut für
die Entnahme von Knochenproben.
Die beiden Darmbeinschaufeln bilden
die Wände des großen Beckens und
haben
annähernd die geometrische
Form eines unvollständigen Hohlkegels
(Trichter), der nach unten in das kleine
Becken übergeht. Im aufrechten Stand
würde eine normal zur Biopsieebene
Abb.73: Biopsieebene
stehende Linie nach unten, zur Seite
und leicht nach dorsal zeigen. Angenommen der Patient liegt in strenger
Seitenlage
entsprechend
rechten
Stand
Körperhaltung),
dem
auf-
(dieselbe
was
infolge
der
Schwerkraft nur beschränkt möglich ist
(in
Links-
oder
Rechtsseitenlage
verkippt das Becken; der Körper passt
sich der Unterlage an), dann müsste
die Kernlochfräse (Abb.74: gestrichelte
Abb.74: Position der Kernlochfräse am
Darmbein
- 61 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Linie ) gemäß der
gedachten Linie schräg von dorsalunten an die Knochenoberfläche herangeführt werden, um das Biopsieareal
optimal (im Lot) zu treffen. Das ist unter
Normalbedingungen nur sehr schwer
zu erreichen. Aus diesem Grund wurde
das Zentriersystem (Lokalisationsplatte
mit Stabilisationsmembran, Gewebekanal und Arbeitskanal) konstruiert,
dass
Fehlpositionierungen
des
Kernlochfräsers ausgleicht und den
Anschnitt
von
unebenen
Knochen-
Abb.75: Fräser steht 90º zur Biopsiefläche
oberflächen erleichtert. Trotzdem sollte
versucht werden, das Becken bzw. das
Biopsieareal,
durch
Positionierung
des
Seitenlage
und
Extremitäten,
eine
Oberkörpers
das
in
stabile
Stützen
eine
für
in
der
die
Probeentnahme angemessene Stellung
zu bringen. Wird die Hüfte durch die
Rechtsseitenlage und die Beugung im
Hüftgelenk entsprechend leicht nach
ventral
bzw.
zur
Körpermitte
Abb.76: Lagerungsposition von dorsal
hin
gekippt, befindet sich das Biopsieareal
in
optimaler
(Abb.76)
anatomischer
für
die
Position
bevorstehende
Gewebeentnahme. Durch die richtige
Lagerung kann die Gefahr von postoperativen Komplikationen an Haut und
Weichteilen minimiert werden. Speziell
das Muskelbindegewebe bedarf der
Schonung
durch
die
individuelle
Abb.77: Lokalisationsplatte in F2
- 62 -
Diplomarbeit
Lagerung
Mario Wieser
des Patienten. Haut, Muskel und Bindegewebe sollten grundsätzlich
nicht unter Spannung stehen, wenn sie mit dem Gewebekanal durchsetzt werden.
Einzelne Gewebefasern können leichter verdrängt werden und entgehen dadurch
einer ungewollten Schädigung. Bei geschlossener Beinstellung befindet sich die
Glutealmuskulatur, besonders der laterale Anteil der Muskelzüge und auch die lat.
Fascienverstärkung (Fascia lata, Tractus iliotibialis) unter passiver Spannung.
Wird das Hüftgelenk leicht flektiert (70 - 80º) und das Becken nach ventral gekippt,
überträgt sich die Spannung auf die dorsalen Muskelzüge der Glutealmuskulatur.
Faserzüge über dem Biopsieareal unterliegen dann nur einem leichten Ruhetonus.
Das linke bzw. obere, flektierte Bein kann zusätzlich mit einer Schaumstoffrolle
stabilisiert (unterlegt) werden, was die Entspannung des betroffenen Gewebes
forciert. Die Position des Oberkörpers entspricht im Wesentlichen der „stabilen
Seitenlage“, wobei die linke Hand nicht zwingend auf dem gleichseitigen Knie zu
liegen kommen muss. Wichtig ist eine stabile Position, die dem Arzt den
bestmöglichen Zugang zum Biopsieareal ermöglicht und keine ungewollten
Bewegungen des Patienten zulässt. Alle erläuterten Lagerungsmaßnahmen sind
Benutzerorientiert und vereinfachen den Biopsievorgang.
Lagerungskontrolliste
1. Das Hüftgelenk der oben liegenden Extremität ist um 70 - 80º flektiert.
2. Das Kniegelenk der oben liegenden Extremität ist ebenfalls um 110 - 120º
flektiert.
3. Das untere Bein ist im Hüft- und Kniegelenk nur leicht gebeugt und liegt
annähernd in einer Linie mit dem Oberkörper.
4. Die Stellung des Oberkörpers entspricht der stabilen Seitenlage.
5. Haut und Weichteile über dem Biopsieareal sind weitgehend entspannt
(Unterlegen der betroffene Extremität mit einer Schaumstoffrolle)
6. Abtasten des Biopsieareals, dieses sollte durch die Lagerung annähernd in
der Horizontalebene liegen.
- 63 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5 FUNKTIONELLE GLIEDERUNG (FUNKTIONSBESCHREIBUNG)
Der Ablauf der Gewebeentnahme ist in fünf Prozessstufen unterteilt. Jede dieser
Stufen beschreiben in sich abgeschlossene Arbeitsabläufe, in denen wiederum die
spezifischen Prozesselemente (Werkzeuge) zum Einsatz kommen. Eine klare
Zuteilung der Werkzeuge zu den einzelnen Prozessstufen anhand struktureller
Aspekte ist nicht möglich, da die Biopsiewerkzeuge meist mehrere Aufgaben auf
verschiedenen Ebenen erfüllen. Demnach erfolgt die Gliederung der Arbeitsschritte in erster Linie nach funktionellen und weniger nach strukturellen Gesichtspunkten. Die Biopsiewerkzeuge werden anhand ihrer Gebrauchseigenschaften
einem
oder
mehrerer
Arbeitschritte
zugeordnet
und
am
Anfang
der
Prozesserklärung in einer kurzen Werkzeugtabelle angeführt. Weiters erfolgt vor
jeder Erläuterung der jeweiligen Prozessstufe eine Funktionszusammenfassung
und die detaillierte Auflistung der Verbesserungen bzw. Erneuerungen an den
Werkzeugen.
Biopsat
Knochenzylinder
Zugang
1.Prozessstufe
2. Prozessstufe
3. Prozessstufe
4. Prozessstufe
5. Prozessstufe
Anatomische
Navigation
Pathfinder
Ausfräsen des
Knochenzylinders
Bergung und
Sicherung des
Knochenzylinders
3-StufenWundheilungseinheit
Kompressionsplatte
Haftfolie
Lokalisationsplatte
Haftfolie
Stabilisationsmembran
Gewebekanal
Arbeitskanal
Zylinderkernlochfräse
Sicherungseprouvette
Antriebseinheit
Lokalisationsplatte
Haftfolie
Stabilisationsmembran
Gewebekanal
Arbeitskanal
Zylinderkernlochfräse
Lokalisationsplatte
Haftfolie
Stabilisationsmembran
Sicherungseprouvette
Arbeitskanal
Kompressionsplatte
Haftfolie
Stabilisationsmembran
Stabilisationsmembran
Gewebekanal
Arbeitskanal
Abb.78: Organigramm der Prozessstufen mit den entsprechenden Werkzeugen
- 64 -
Gewebekanal
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.1 VORAUSSETZUNGEN
Vor dem Gebrauch der Biopsiewerkzeuge
müssen wichtige Voraussetzungen
erfüllt sein, um optimale Rahmenbedingungen auf ethischer, rechtlicher und
medizinisch-technischer Ebene für die geplante Beckenkammbiopsie zu schaffen.
5.1.1 INDIKATION
Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die
Beckenknochenbiopsie für die
Bestimmung des Krankheitsbildes von Nöten ist und eine nennenswerte
medizinische Aussagekraft besitzt. Die Indikation kann aufgrund medizinisch
diagnostischer oder wissenschaftlich analytischer Fragestellung gestellt werden.
5.1.2 AUFKLÄRUNGSGESPRÄCH
Invasive Untersuchungsmethoden wie die Beckenkammbiopsie sind mit Risiken
verbunden. Jeder Patient muss über den Nutzen und die Belastung des ärztlichen
Eingriffs,
sowie
über
mögliche
Risiken
einer
Probeentnahme, aufgeklärt werden. Der behandelte
korrekt
durchgeführten
Arzt ist verpflichtet den
Patienten auf seine Selbstverantwortung und das eigene gesundheitsfördernde
Verhalten, nach dem Eingriff, hinzuweisen.
5.1.3 LAGERUNG DES PATIENTEN
Die richtige Lagerung des Patienten, vor und besonders während des
Biopsievorganges, bildet die Basis für eine erfolgreiche Probeentnahme aus dem
Beckenkamm. Dabei sollte dem Operateur der bestmögliche Zugang zum
entsprechenden anatomischen Areal geboten werden. Eine präzise Position über
die Dauer des Eingriffs bietet Schutz vor lagerungsbedingter Druckschädigung
der Haut, Nerven und Gefäße. Lagerungsmaßnahmen dienen der Unterstützung
und Vereinfachung des Biopsievorganges für den Anwender, aber besonders
auch für den Patienten, der durch die gewebeschonende Lagerungstechnik und
den minimalinvasiven Eingriff mit einer deutlich kürzeren Regenerationsphase
rechnen kann. Die Erläuterung des Biopsievorganges erfolgt in Linksseitenlage,
- 65 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
demzufolge wurde das Biopsieset entsprechend der Anwendung an der linken
Körperhälfte verwendet.
5.1.4 CHIRURGISCHE FLÄCHENDESINFEKTION
Um die mikrobielle Belastung und die damit verbundene Infektionsgefahr für den
Patienten zu reduzieren, sollte ein Flächendesinfektionsmittel verwendet werden.
Es empfiehlt sich das Desinfektionsmittel möglichst großflächig anzuwenden.
5.1.5 NARKOSE UND LOKALANÄSTHESIE
Infolge der kurzen Dauer des Eingriffs wird dieser unter Analgosedierung
durchgeführt.
Als Sedativum empfiehlt sich
die
i.v Gabe von Dormicum®
(Midazolam). Für die Lokalanästhesie eignet sich die lokale Infiltration mit
Xylonest® (Prilocain - Hydrochlorid) oder Xylocain® (Lidocain – hydrochlorid).
.
- 66 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.2 ANATOMISCHE NAVIGATION
Prozesselemente:
Î Lokalisationsplatte mit Haftfolie
Funktion:
o Fixierung der anatomisch korrekten Position
o Fixierung und Stabilisation der Punktionsstelle und der Faserrichtung der Haut
bzw. Weichteile
o Gefäßkompression durch Druckplatte
o Keimbarriere
5.2.1 POSITIONIERUNG DER LOKALISATIONSPLATTE
5.2.1.1
ANATOMISCHE LANDMARKEN
Für die korrekte Positionierung der
Druckplatte ist es erforderlich, drei
anatomische
Landmarken
seitlichen
Hüftregion
machen.
Zum
Beckenkamm
ausfindig
ersten
(crista
an
sollte
iliaca)
der
zu
der
palpiert
werden. Dieser stellt den kranialsten
der drei Fixpunkte dar. Wenn am
Beckenkamm
entlang
nach
ventral
getastet wird, erreicht man den am
weitesten medial gelegenen Punkt, den
Abb.79: Position des Biopsieareals
vorderen oberen Darmbeinstachel (spina iliaca anterior superior). Der dritte
Fixpunkt schließt das Biopsieareal (Abb.80: gestrichelte rote Linie) zu einem
Dreieck und befindet sich am Großen Rollhügel (Trochanter major). In jenem Areal
ist die Gefahr
der Verletzung von Nerven und größeren Gefäßstämmen sehr
gering, infolgedessen wird dieses Teilgebiet der Regio glutaea gerne für
intramuskuläre Injektionen von Impfstoffen genützt (Methode nach v. Hofstetter).
- 67 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Am Rahmen der Lokalisationsplatte
finden
sich
anatomischen
durch
dieselben
Strukturen,
einen
roten
drei
markiert
Punkt
für
den
oberen, vorderen Darmbeinstachel
(Abb.80
roter
Punkt,
spina
anterior
superior)
Bogen,
welcher die geschwungene
einen
iliaca
schwarzen
Form des Beckenkammes (Abb.80:
grüner Punkt, Crista iliaca)
und
imitiert
einem schwarzen Pfeil, dessen
Spitze
direkt
vor
dem
Abb.80: Anatomische Landmarken am
Darmbein
Großen
Rollhügel (Abb.80: schwarzer Punkt,
Abb.81:
schwarzer
Pfeil,
Trochnter
major) endet.
5.2.1.2
AUFKLEBEN DER LOKALISATIONSPLATTE
Wurden die korrekten anatomischen
Punkte aufgefunden, kann die Schutzfolie von der selbsthaftenden Unterseite
der
Lokalisationsplatte
abgezogen
werden. Es ist darauf zu achten, dass
die Schutzfolie nur von der Druckplatte
entfernt wird, nicht aber von den
Haftfolienlaschen. Die Stützlaschen der
chirurgischen Haftfolie sollten erst nach
dem exakten positionieren der Druckplatte
von
der Schutzfolie
befreit
Abb.81: Aufgeklebte Lokalisationsplatte
werden, um ein fehlerhaftes Verkleben der Druckplattenausläufer zu verhindern.
Die rote Punktmarkierung am Rahmen der Druckplatte verdeutlicht a.) den
Darmbeinstachel (Abb.81: roter Pfeil, spina iliaca anterior superior), ein
schwarzer Bogen b.) den Beckenkamm (Abb.81: grüner Pfeil, Crista iliaca). Die
- 68 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Basis der Pfeilmarkierung (Abb.81 schwarzer Pfeil, Trochanter major), befindet
sich ebenfalls an der Druckplatte, die Spitze hingegen liegt auf der Femorallasche
(Haftfolie) und weißt unmissverständlich in Richtung des c.) großen Rollhügels
(Abb.81: schwarzer Pfeil, Trochanter major). Es ist darauf zu achten, dass die
beschriebenen Markierungen möglichst deckungsgleich auf die Haut über den
anatomischen Fixpunkten des Beckenknochens verklebt werden. Eine erfolgreiche
Gewebeentnahme kann nur durch die exakte Positionierung der Navigationselemente gewährleistet werden. Weiters empfiehlt sich, die Markierungen für den
Beckenkamm und den Darmbeinstachel als erstes anzuheften. Daraufhin kann
die Druckplatte von proximal (Beckenkamm) nach distal in Richtung Trochanter
major abgesenkt und mit leichtem händischen Druck gegen die Haut gepresst
werden.
5.2.1.3
VERKLEBEN DER STABILISATIONSMEMBRAN
Die Stabilisationsmembran sitzt an der Unterseite der Druckplatte und verschließt
dessen zentrale Öffnung (Auge). Das Aufkleben der Stabilisationsmembran wird
zusammen mit der Druckplatte in einem Arbeitsschritt verrichtet, dadurch fällt zu
diesem Zeitpunkt keine zusätzliche Arbeit an. Strukturell handelt es sich um zwei
getrennte Module, die durch eine temporär unlösbare Klebeverbindung auf
Prozessebene, der „anatomischen Navigation“, funktionell zusammen gehören.
Postoperativ wird die Klebeverbindung (Sollbruchstelle) gelöst und somit auch
funktionell separiert. Die beiden Einzelteile sorgen dann im Rahmen der
„Wundheilung“ für ausreichende Blutstillung und einen optimalen Gewebeschluss.
Das so genannte Auge liegt im Krümmungsmittelpunkt der Druckplatte und ist jene
Öffnung,
durch
welche
die
Biopsiewerkzeuge
an
den
Beckenknochen
herangeführt werden. Im selben Arbeitsschritt erfolgt die passive Platzierung der
Stabilisationsmembran.
Betrachtet man die auf die Haut geklebte Lokalisationsplatte durch das zentrale
Auge, so ist die von der Unterseite aufsitzende Stabilisationsmembran zu
erkennen. Weiters sorgt eine schwarze, balkenförmige Markierung an der
Stabilisationsmembran für die Verdeutlichung der Faserverlaufsrichtung von
regionären, muskulären und bindegewebigen Strukturen, die für die Gewebe-
- 69 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
entnahme durchsetzt werden müssen. Diese Markierung sollte annähernd parallel
zur Körperlängsachse liegen, wobei die Position bereits beim Ankleben der
Druckplatte vorweg fixiert wurde. Liegt die Markierung quer zur Körperlängsachse
sollte die Position der Druckplatte überprüft werden, um spätere Verletzungen der
darunter liegenden anatomischen Strukturen durch die Biopsiewerkzeuge zu
vermeiden.
5.2.2 POSITIONIERUNG DER HAFTFOLIE
Am Rahmen der Lokalisationsplatte
liegt
die
chirurgische
Haftfolie
in
zirkulärer Anordnung als laschenartige
Ausläufer. Diese dient der Stabilisation
des Biopsieareals (Haut, Weichteile)
und in den folgenden Arbeitsschritten
auch der exakten Zentrierung bzw.
Fixierung
der
Kernlochfräse.
Haftfolie
fungiert
Die
perioperativ
wichtige Schutzbarriere vor
als
Keimen
Abb.82: Aufgeklebte der Haftfolienlaschen
der Hautflora und ist, wie auch die
Lokalisationsplatte,
an
ihrer
Unterseite
selbsthaftend.
Um
die
korrekte
anatomische Position über dem Beckenknochen zu halten, empfiehlt es sich, die
Laschen einzeln und spannungsfrei auf das entsprechende Hautareal zu kleben.
Die
Schutzfolien
sollten
einzeln
und
erst
nach
dem
Befestigen
der
vorhergehenden Lasche entfernt werden. Aufgrund der Oberfläche, ist es wichtig,
die größte der drei, die
Abdominallasche (Abb.82: roter Pfeil), als erste zu
verkleben. Nach dem Abziehen der Schutzfolie kann der Ausläufer mit leichten
Streichbewegungen der Handfläche, vom Rahmen der Druckplatte an, in Richtung
der seitlichen Bauch- bzw. Leistenregion auf die Haut ausgestrichen werden. Im
Anschluss folgt das Verkleben der Gluteallasche (Abb.82: grüner Pfeil), die mit
derselben Technik nach dorsal auf dem Gesäß platziert
Arbeitsschritt
empfiehlt
es
sich,
die
richtige
wird. Im letzten
anatomische
Lage
der
Lokalisationsplatte und die spannungsfreie Befestigung der Haftfolienlaschen zu
- 70 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
kontrollieren. Danach kann auch die letzte der drei Laschen, die Femorallasche
(Abb.82: schwarzer Pfeil), auf den Oberschenkel geheftet werden.
5.2.3 LAGEKONTROLLE
Wurde die Druckplatte korrekt auf der
Haut, über dem Beckenknochen, angebracht
und
die
Laschen
der
chirurgischen Haftfolie auf die entsprechenden
Regionen
geklebt,
ist
noch einmal die richtige Position der
beschriebenen
Prozesselemente
zu
kontrollieren.
Abb.83: Lagekontrolle
9 Lagekontrolle
des
Patienten
(die
Betriebsanleitung
beschreibt
den
Patienten in Linksseitenlage)
9 Die Ausläufer der Haftfolie sollen spannungsfrei verklebt sein (rote Pfeile)
9 Die Markierungen der Druckplatte
liegen über den anatomischen
Fixpunkten (Farbringe)
9 Die Markierung auf der Stabilisationsmembran sollte annähernd parallel zur
Körperlängsachse liegen (blauer Kreis)
- 71 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.2.4 FUNKTIONSZUSTÄNDE DER LOKALISATIONSPLATTE
FUNKTIONSPOSITION 1 (F 1)
5.2.4.1
Die
Bauweise
der
Druckplatte
er-
möglicht das Wechseln zwischen zwei
unterschiedlichen Funktionszuständen
bzw. Positionen.
Die Richtfläche der Druckplatte ist in
konvexer, die Druckfläche in konkaver
Position (Abb.84: roter Kreis). Dieser
Zustand
beschreibt
die
Form
der
Druckplatte vor dem Eingriff bzw. nach
dem Verkleben der Lokalisationsplatte.
Während
der
ersten
Abb.84: Nicht aktivierte Lokalisationsplatte
Prozessstufe
verweilt die Druckplatte in F 1 und dient ausschließlich der Fixierung des Biopsieareals. Der Rahmen der Lokalisationsplatte setzt die Druckplatte unter Spannung.
Die potentielle Energie, welche die Druckplatte durch die Vorspannung speichert,
wird bei der Aktivierung (Umformung von F 1 in F 2) der Kompressionsvorrichtung
frei und komprimiert das darunter liegende Bindegewebe samt den Blutgefäßen.
5.2.4.2
FUNKTIONSPOSITION 2 (F 2)
In F2 steht die Lokalisationsplatte nicht
unter Spannung. Es ist die ursprüngliche Fertigungsform und diejenige,
welche die Lokalisationsplatte nach der
Aktivierung einnimmt.
Ist die Lokalisationsplatte in F2, muss
sie bereits an ihrer korrekten Position
über
sein.
dem
Beckenknochen
verklebt
Abb.85: Aktivierte Lokalisationsplatte
- 72 -
Diplomarbeit
5.2.4.3
Die
Mario Wieser
AKTIVIERUNG DER LOKALISATIONSPLATTE
Aktivierung
der
Kompressions-
vorrichtung erfolgt mittels Daumendruck
auf den Krümmungsmittelpunkt (Auge)
der Druckplatte.
Infolge der Vorspannung formt sich die
Druckplatte passiv
Umformung
in F2. Durch die
entfernt
sich
der
Krümmungsmittelpunkt der Platte vom
Rahmen der Kompressionseinrichtung
und presst sich in
das Weichteil-
gewebe der Regio glutaea.
Abb.86: Kompression der Weichteile
Gleichermaßen erhebt sich der Rahmen des Werkzeuges und zieht die an der
Druckfläche (Unterseite) haftende Haut mit in die Höhe. Die Lokalisationsplatte
verspannt sich mit dem Bindegewebe und sorgt im anschließenden Arbeitschritt
für die Stabilisation, welche für das Einführen des Gewebekanals von Nöten ist.
Jene Kraft, die bei der Umformung der Druckplatte frei wird, geht in das
Bindegewebe über und sorgt ohne dabei Gewebe zu beschädigen, durch die
Verspannung der Lokalisationsplatte und der Retraktionskraft der Haut, für
optimalen Halt. Infolgedessen presst sich die Bombierung in die Weichteile und
komprimiert die örtlichen Blutgefäße (Blutstillung).
- 73 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.3 PATHFINDER
Prozesselemente:
Î Lokalisationsplatte mit Haftfolie
Î Gewebekanal (Fixierte Module, 1. Schale)
Î Arbeitskanal (Fixierte Module, 2. Schale)
Funktion:
o Zugang zu Beckenknochen, Führung für den Biopsiefräser
o Stabilisation, Fixierung des Biopsieareals
o Weichteilschutz, Abgrenzung der Weichteile von Biopsiebesteck
5.3.1 EINBRINGEN DES GEWEBEKANALS
5.3.1.1
Der
BIOPSIEFENSTER
Krümmungsmittelpunkt
der
Lokalisationsplatte, das Auge, markiert
das Biopsiefenster, durch das die Entnahme
der
Knochenprobe
erfolgt.
Wurde die Lokalisationsplatte korrekt
angebracht, liegt das Biopsiefenster
inmitten des Dreiecks, das sich aus den
drei anatomischen Fixpunkten ergibt.
Die Stabilisationsmembran verschließt
das zentral gelegene Auge und trägt
eine
bereits
beschriebene, balken-
Abb.87: Biopsiefenster
förmige Markierung (Abb.87: roter Pfeil) die für die grobe Lagekontrolle der
Navigationswerkzeuge herangezogen werden kann. Doch in erster Linie, dient die
Markierung der Darstellung der Faserverlaufsrichtungen, des zu durchsetzenden
Gewebes (Faserverlauf der Muskel und Sehnen, nicht der Haut). Die Spannungs-
- 74 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
linien der Haut hingegen, verlaufen 90º zur Balkenmarkierung und müssen teilweise durchtrennt werden.
5.3.1.2
AUSRICHTEN DES GEWEBEKANALS
Der Gewebekanalschnabel trägt an
seiner
Spitze
eingegossene,
über-
Abb.86: Faserverlaufsmarkierung
einander liegende Metallklingen, die als
schneidender Anteil für die Inzision der
Weichteile sorgen. Die schnabelartig
konfigurierten Klappen sind für die
schonende Gewebeverdrängung konzipiert. Betrachtet man den Gewebekanalschnabel in der Seitenansicht,
erscheint die Schneide mit den Metallklingen flach, um 90º axial rotiert, stellt
sich
der
Schnabel
nadelartig
Abb.88: Balkenmarkierung
zu-
gespitzt dar.
Wird der Kanal für die Einführung
(durchstechen der Weichteile) in Stellung gebracht, ist darauf zu achten,
dass der Schnabel bzw. die Klappen
parallel in „Schlüssellochstellung“ zur
Balkenmarkierung (Abb.88: schwarzer
Balken) auf der Stabilisationsmembran
ausgerichtet ist. In dieser Position
stehen die Metallklingen in Faserverlaufsrichtung
Sehnen.
Die
Abb.89: Gewebekanal in richtiger Position
der Muskeln und
Durchtrennung
der
Weichteilstrukturen wird dadurch weitgehend
verhindert.
Die
zirkulär
verlaufenden Spannungslinien (relaxed
- 75 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
skin tensions lines) der Haut, müssen
teilweise von den Metallklingen durchtrennt werden, der größere Anteil der
Fasern, wird aber lediglich zur Seite
gedrängt. Post operative Komplikationen
wie
übermäßige
Schmerz-
entwicklung, Blutungen und Narbenbildung werden dadurch reduziert.
Abb.90: Faserverlauf der Fascia glutaea
5.3.1.3
DURCHSETZEN DER WEICHTEILE
Der Gewebekanal besitzt, ähnlich wie
eine
handelsübliche
Spritze,
zwei
Fingergriffe (Abb.91: blaue Pfeile) an
seinem Fuß, die das Einführen des
Kanals erleichtern sollen.
Der Spacer (Abb.91: grüner Pfeil) am
Arbeitskanal verhindert eine vorzeitige
Betätigung
des
Klappenöffnungs-
mechanismus.
In teleskopartiger Konfiguration liegt der
Abb.91: Schlüssellochstellung
Arbeitskanal im Inneren des Gewebekanals und überragt diesen in seiner
Länge. Das Fußende des Gewebekanals
fungiert
als
Druckstempel
(Abb.91: roter Pfeil) für den Öffnungsmechanismus der Klappen und
dient
im
Kraft-
weiteren
Sinne
der
übertragung, die für das Durchstechen
der Weichteile benötigt wird.
Abb.92: Gewebekanal im Weichteilgewebe
- 76 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Ist der Gewebekanal in gewünschter
Position,
können
die
Sicherungs-
membran mit der an ihr haftenden Haut
und die darunter liegenden Weichteile
mit
forciertem Druck durchsetzt wer-
den.
Der
Druck
sollte
so
lange
ausgeübt werden, bis die Schneide des
Kanals den Beckenknochen inseriert
und
ein
deutlicher
Widerstand
zu
spüren ist. Dabei ist darauf zu achten,
dass
der
Gewebekanal
möglichst
Abb.93: Weichteilkanal ohne
Biopsiebesteck
geradlinig, ohne Drehbewegung durch das Gewebe geführt wird. Die Schneide
des Gewebekanals ist nun an der Kortikalis des Beckenknochens positioniert.
5.3.1.4
Der
ÖFFNEN DER GEWEBEKLAPPEN UND VERANKERUNG DES KANALS
Klappenöffnungsmechanismus
besteht aus den beiden Klappen des
Gewebekanals und dem Arbeitskanal,
der als Druckstempel bei der Öffnung
des Gewebeschnabels dient. Vor der
Betätigung des Öffnungsmechanismus
muss der Spacer vom Arbeitskanal abgenommen werden. Liegt die Spitze der
Metallklingen an der Kortikalis des
Beckenknochens,
kann der Gewebe-
schnabel durch Eindrücken des Fingerstempels am Arbeitskanals geöffnet
werden.
Das
umliegende
Muskel-
gewebe wird währenddessen schonend
zur
Seite
geschoben,
ohne
dabei
Schaden zu nehmen. Bei der Betätigung
des
Abb.94: Entfernen des Spacers
Öffnungsmechanismus
- 77 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
sollten die beiden Kanäle nicht gegen
den Beckenknochen gepresst werden,
um eine Sperrstellung der Klappen
während der Öffnungsphase zu verhindern. Sind die Gewebeklappen ganz
geöffnet,
muss
der
Stempel
des
Arbeitskanals vollständig durchgedrückt
sein,
um
die
Verankerung
der
(Käfig)
der
Fixierungszacken
in
Kortikalis zu gewährleisten. Nur ein gut
gesicherter Arbeitskanal ist in der Lage
den
Fräskopf
beim
Anschnitt
der
Knochenoberfläche in Ruhe zu halten.
Abb.95: Klappenöffnung
Im selben Arbeitsschritt dringen die
Metallklingen der Gewebeklappen in
die Knochenoberfläche ein und sperren
den Schnabel in gespreizter Stellung.
Der Weichteildruck lastet nun auf den
Gewebeklappen
Arbeitskanal,
und
das
teilweise
am
Muskelgewebe
kommt jedoch zu keiner Zeit mit den
rotierenden Biopsiewerkzeugen (siehe
„Dynamische Module“ Kapitel 2.1.2) in
Abb.96: Klappenöffnugsmechanismus 1
Kontakt. Im letzten Schritt muss der
Gewebekanal an die Lokalisationsplatte
gekoppelt
werden,
Biopsiefräser
entnahme
Dazu
während
optimal
muss
die
zu
um
den
der
Probe-
stabilisieren.
Lokalisationsplatte
soweit angehoben werden, dass die
Spannlippe
(Kapitel
2.6.3.2
Lokalisationsplatte mit Stabilisationsmembran) in die Sicherungsrasten am
Abb.97: Klappenöffnugsmechanismus 2
- 78 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Gewebekanalschaft inseriert.
An welcher Sicherungsraste bzw. Höhe
die Lokalisationsplatte am Ende einrastet, ist individuell verschieden und
hängt
stark
von
der
körperlichen
Konstitution des Patienten ab. Je nach
Geschlecht
und
Fettverteilung,
entsprechender
bietet
der
Spann-
mechanismus dem Arzt die Möglichkeit,
sich in einem gewissen Rahmen an die
Abb.98: Klappenöffnugsmechanismus 3
variierende Weichteilstärke der Regio
glutaea anzupassen. Für Patienten mit
überproportionalen Körperdimensionen
(zb. Adipositas permagna) wurden die
Weichteilkanäle in zwei unterschiedlichen Längen gefertigt. In weiterer
Folge
können
Konturunterschiede
zwischen
Hautoberfläche
darunter
liegenden
und
dem
Darmbeinrelief,
durch das Inserieren mit der Spannlippe,
an
unterschiedlich
hoch
gelegenen
Sicherungsrasten
aus-
geglichen
Abb.99: Ideale Stellung des Gewebekanals
werden. Der Gewebekanal
liegt dadurch im günstigen Winkel von
90º zur Darmbeinoberfläche. Erst wenn
alle vier Verankerungssicherungen in
Position sind, ist der Gewebezugang an
den
Beckenknochen
genügend
stabilisiert und bereit für die Entnahme
der Knochenprobe. Die Verankerung
sollte im Anschluss aus Sicherheitsgründen kontrolliert werden.
Abb.100: Gewebekanal in Endposition
- 79 -
Diplomarbeit
5.3.1.5
Mario Wieser
VERANKERUNGSSICHERUNGEN
1. Sperrstellung der Klappen durch
den Arbeitskanal
9 Liegt der Arbeitskanal mit den
Fixierungzacken in der Kortikalis
des Beckenknochens, sind die
Klappen automatisch in Sperrstellung (Abb.101: rote Pfeile).
Abb.101: Verankerung durch den
Arbeitskanal
2. Durchdrücken des Stempels am
Arbeitskanal (Fixierungszacken in
der Kortikalis)
9 Arbeitskanal kann mit verankerter
Krone nicht mehr verdreht werden
(Verdrehprobe).
Abb.102: Durchgedrückter Stempel
3. Verankerung der Gewebeklappen
in der Kortikalis
9 Sind die Klappen mit den Metallklingen in der Kortikalis versenkt,
kann der Gewebekanal nicht mehr
bewegt werden (Abb.103: rote
Pfeile)
Abb.103: Verankerung der Gewebeklappen
- 80 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
4. Gewebekanal mit Lokalisationsplatte gekoppelt
9 Lokalisationsplatte liegt am
Gewebekanalfuße. Spannlippen
und Halterasten sind in Sperrstellung (Abb.104: roter Pfeil)
Abb.104: Gewebekanal mit
Lokalisationsplatte und Arbeitskanal
- 81 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.4 AUSFRÄSEN DES KNOCHENZYLINDERS
Prozesselemente:
Î Zentriersystem (Lokalisationsplatte mit Haftfolie, Gewebekanal, Arbeitskanal)
Î Zylinderkernlochfräser
Î Sicherungseprouvette
Î Antriebseinheit
Funktion:
o Stabilisation, Fixierung des Biopsieareals und der Kernlochfräse
o Weichteilschutz, Abgrenzung der Weichteile von Biopsiebesteck
o Auslösen der Knochenprobe
o Bergen des Biopsates
o Vorschub und Arbeitsbewegung
5.4.1 DAS ZENTRIERSYSTEM
Die
Prozesselemente
(Lokalisationsplatte
mit
Haftfolie,
Gewebekanal,
Arbeitskanal) die in den vorhergehenden Arbeitsschritten genutzt wurden, bilden
als Einheit das Zentriersystem. Im Laufe der Prozessstufen wurden die Einzelteile
komplementiert und dienen in weiterer Folge der Zentrierung und Führung der
Zylinderkernlochfräse. Es wird darauf hingewiesen, dass das Zentriersystem nur
als Einheit vollständig funktionsfähig ist!
Einzelteile:
1. Lokalisationsplatte mit chirurgischer Haftfolie
Navigationselement, stabilisiert die Weichteile
2. Gewebekanal
Zugangselement, Weichteilschutz
- 82 -
Diplomarbeit
3.
Mario Wieser
Arbeitskanal
Fixiert Biopsiestelle, Verlaufschutz der Kernlochfräse
5.4.2 KOPPELUNG DER ZYLINDER KERNLOCHFRÄSE MIT DEM ZENTRIERSYSTEM
Die von der Antriebseinheit generierte Arbeitsbewegung (Rotations- und
Vorschubbewegung) wird über eine Steckkupplung auf den Zylinderkernlochfräser
Übertragen. Die Kupplung liegt am Schaftende des Fräsers bzw. an der
Antriebswelle der Antriebseinheit und ermöglicht die schnelle Trennung der beiden
Werkzeuge.
Der Arbeitskanal wurde bereits im Zuge der Klappenöffnung mit dem Käfig in der
Kortikalis des Beckenkammes verankert, ist aber noch durch den Druckstempel
verschlossen. Um den Zylinderkernlochfräser in den Arbeitskanal einführen und
ihn mit dem Zentriersystem verbinden zu können, muss der Kunststoffstempel am
Ende des Kanals entfernt werden. Anschließend kann die Kernlochfräse über die
freiliegende Öffnung des Arbeitskanals an den Beckenkamm geführt und mit dem
Zentriersystem gekoppelt werden.
5.4.3 AUSFRÄSEN DER KNOCHENPROBE
5.4.3.1
EINSTELLUNG DER FRÄSTIEFE
Um die Knochenprobe vollständig aus ihrem Gewebsverband lösen zu können,
muss die gesamte Stärke des Beckenknochens mit dem Fräswerkzeug durchsetzt
werden. Dabei besteht die Gefahr, zu tief in das große Becken einzudringen und
Muskeln, Gefäße oder Organe zu perforieren. Um das Risiko derartiger
Zwischenfälle zu senken, sorgt ein Distanzring an der Antriebseinheit für die
gewünschte Tiefenkontrolle während des Fräsvorganges. Wird die gewünschte
Eindringtiefe erreicht, stoppt der automatische Vorschub der Antriebseinheit in der
vorab eingestellten Position. Auch ein weiterer unerwünschter Druck des
Anwenders würde den Fräser nicht tiefer vordringen lassen. Der Tiefenkontrollmechanismus liegt an der Kupplung, zwischen Antriebseinheit und Zylinder-
- 83 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
kernlochfräser. Der Distanzring am Tiefenkontrollmechanismus wird nach dem
Einführen des Kernlochfräsers in den Arbeitskanal, am Niveau der Knochenoberfläche, auf Tiefe 0 gestellt. Bevor der Fräsvorgang fortgesetzt werden kann,
muss man die gewünschte Biopsietiefe, durch Verdrehen des Distanzringes
festlegen. Es ist anzuraten, die geschätzte durchschnittliche Beckenstärke dieser
Region circa 15 mm zu unterschreiten und
einen Sicherheitsabstand von
mindestens 4 mm einzuhalten (Einstelltiefe 8 mm).
5.4.3.2
ANSCHNITT DER KORTIKALIS
Der Fräser liegt mit seiner gesamten
Länge im Arbeitskanal dicht über der
Knochenoberfläche und rotiert mit der
gewünschten Drehzahl. Es kann nun
die Kortikalis des Beckenknochens,
durch behutsames Vorschieben der
Antriebseinheit, angeschnitten werden.
Infolge
der
zirkulär
angeordneten
Zähne des Fräskopfes, sollte der initiale
Kontakt möglichst gleichmäßig und im
Winkel von 90º zur Knochenoberfläche
Abb.105: Anschnitt der Kortikalis (ohne
Weichteile)
erfolgen (Abb.106: Rote gestrichelte
Linie).
Diese
Idealsituation
wird
aufgrund der schrägen Beckenkontur
oder durch Fehlpositionierung meist
nicht erreicht, sodass sich der Kontakt
zwischen Kortikalis und dem Fräskopf
auf nur einzelne Zähne des Kronenumfangs reduziert. Der Fräskopf kann
infolge
der
rotierenden
Arbeits-
bewegung über den Umfang verlaufen.
Die Lage des Biopsiegerätes würde
Abb.106: Anschnitt einer
Kunststoffoberfläche
sich daraufhin signifikant verändern und
- 84 -
Diplomarbeit
könnte
im
Mario Wieser
schlimmsten
Fall
das
umliegende Gewebe destruieren.
Um den gesicherten Anschnitt der
Knochenoberfläche zu gewährleisten
und einen ausreichenden Weichteilschutz zu bieten, wurde bereits der
Arbeitskanal (Fixierungszacken) in der
Kortikalis des Beckenknochens verankert. Translationsbewegungen parallel zur Knochenoberfläche sind nicht
mehr möglich. Der Fräskopf trägt an
seinem
Umfang
abwechselnd
eine
Hauptschneide (Abb.108: rote Linien
bzw. Pfeile) und eine Vorschneide
(Abb.108: grüne Linien bzw. Pfeile),
jeweils 3 an der Zahl. Die
Abb.107: Vor- und Hauptschneiden am
Fräskopf
Haupt-
schneiden übernehmen den größeren
Anteil des Spanvolumens und besitzen
den flacheren
Spitzenwinkel als die
Vorschneiden. Die Vorschneiden
hin-
gegen überragen die Hauptschneiden
in Bearbeitungsrichtung und weisen
den kleineren Spitzenwinkel auf. Infolge
der Längendifferenz und dem wesentlich geringeren Spitzenwinkel, dienen
diese Zähne dem verlaufsfreien Anschnitt der Knochenoberfläche. Die
Überlänge der Vorschneiden sorgt in
weiterer Folge, zusammen mit dem
Arbeitskanal, für die exakte
des
Kernlochfräsers
gewebe.
im
Führung
KnochenAbb.108: Schneidengeometrie
- 85 -
Diplomarbeit
5.4.3.3
Mario Wieser
SCHNITTFÜHRUNG IM KNOCHENGEWEBE
Rotiert der Fräser mit seinem gesamten
Umfang in der Schnittfuge, kann der
automatische Vorschub der Antriebseinheit aktiviert werden. Die Arbeitsbewegung (Vorschub, Rotation) wird
dann ausschließlich vom Antriebsmodul
ausgeführt,
Vorschub
drehungsgeschwindigkeit
einander
abgestimmt
und
Um-
sind
auf-
und
können
stufenlos geändert werden. Eine rein
Abb.109: Schnittführung im Knochen
händische Vorschubkontrolle wäre nicht
präzise genug und würde durch zuviel
oder zuwenig Druck die Schnittleistung
der
einzelnen
Zähne
unter
oder
überschreiten. Die Folgen wären eine
Überwärmung und Mikrofrakturen in der
Substantia spongiosa. Für genügend
Freistellung in der Schnittfuge sorgt die
konische Form (Abb.110: rote Linien)
des Fräskopfs, dabei verjüngt sich der
Fräser in Richtung Schaft und lässt
Abb.110: Konische Fräskopfform
genügend Spielraum für Ausgleichsbewegungen. In weiterer Folge verhindert der hinterschliffene Fräskopf,
das Reiben des Fräserschaftes am
Kochengewebe (Schnittfuge) und die
damit
verbundene
Entwicklung
von
Reibungswärme. Wie schon erwähnt,
wird die primäre Zerspanungsarbeit von
den 3 Hauptschneiden ausgeführt.
Abb.111: Schnittprofil
- 86 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Die Vorschneiden spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Das aus dem
Knochenverband gelöste Knochenmehl (Abb.109: roter Pfeil) wird während der
Bearbeitung über Spannuten aus der Schnittfuge abgeleitet und zwischen
Arbeitskanal und Fräserschaft gespeichert. Wurde der Biopsievorgang erfolgreich
beendet und die Knochenprobe unversehrt von der Sicherungseprouvette
geborgen, kann der Kernlochfräser aus dem Arbeitskanal entfernt werden. Das
gespeicherte Knochenmehl wird bei der Rückbewegung des Fräskopfes aus dem
Biopsiekanal befördert, ohne dabei Rückstände in der Wunde zu hinterlassen.
Ist die gewünschte Frästiefe erreicht, stoppt der automatische Vorschub der
Antriebseinheit. Die verbleibende Distanz, bis zur vollständigen Lösung des
Biopsiezylinders, kann durch Drehen am Distanzring (Tiefenkontrolle) überwunden
werden. Aufgrund der speziell für den Einsatz am Knochen konstruierten Vorschneiden, erfolgt die Abtrennung des Biopsiezylinders noch bevor die Hauptschneiden die gesamte Stärke des Beckenknochens durchsetzt haben. Der
Fräsvorgang kann noch im Beckenkamm abgeschlossen werden, lediglich die
Vorschneiden (Abb.106: grüne Pfeile) müssen die Gesamtstärke des Knochens
überwinden. Das Risiko für einen Durchbruch der Biopsiewerkzeuge in das große
Becken ist sehr unwahrscheinlich.
5.4.3.4
ABSETZEN DES BIOPSIEZYLINDERS
Während
die
Hauptschneiden
des
Fräskopfes in den Beckenknochen vordringen, formen die Vorschneiden das
Hauptprodukt
den
des
Biopsievorgangs:
Knochenzylinder.
Die
Vor-
schneiden übernehmen den fehlenden
Anteil der Zerspanungsarbeit die im
Rahmen des Fräsvorganges anfällt und
sind das primäre formgebende Element
für den Biopsiezylinder. Wie auch die
konisch
geformte
Außenkontur
des
Fräskopfs gestaltet sich das Innen-
Abb.112: Geborgener Knochenzylinder
- 87 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
leben. Von den Spitzen der Vorschneiden (Abb.113: rote Pfeile) am
Innendurchmesser der Krone, nimmt
die lichte Weite in Richtung Fräserschaft zu (Abb.113: grüne Linien).
Dadurch
entsteht,
wie
auch
am
Außendurchmesser
des
Fräskopfs,
eine Freistellung des Werkzeugs in der
Schnittfuge.
Der
Durchmesser
des
Abb.113: Fräskopf in Schnittdarstellung
ausgefrästen Knochenzylinders ist ident
mit der lichten Weite an den Spitzen
der Vorschneiden. Das Produkt des
Fräsvorganges erstreckt sich mit fortlaufender
Arbeitsbewegung
immer
weiter in den Schaft des Kernlochfräsers,
direkt
in
die
Sicherungs-
eprouvette (Abb.112: roter Pfeil), die
mit ihrer Öffnung an der Basis des
Fräskopfes liegt. Die zentral geschlitzte
Abb.114: Schnittprofil
Schlussmembran sitzt dem offenen
Ende der Eprouvette kappenförmig auf.
Durch die Arbeitsbewegung des Fräswerkzeugs
wird
die
gewonnene
Knochenprobe, schon vor der vollständigen Ablösung aus dem Beckenkamm, in die schlitzförmige Öffnung der
Schlussmembran
gepresst.
Die
Retraktionskraft der Membran fixiert
das Biopsat an seinem Umfang, ohne
die Knochenstruktur zu zerstören.
Abb.115: Innere Kortikalis
Noch bevor die Hauptschneiden (Abb.114: roter Pfeil)
die
gesamte
Stärke
des Beckenknochens durchsetzt haben, lösen die vorragenden Vorschneiden
- 88 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
(Abb.114: grüner Pfeil) den Knochenzylinder aus dem Gewebeverband.
Aus-
schließlich die Vorschneiden durchsetzen den Beckenkamm zur Gänze. Dadurch
wird
das
Verletzungsrisiko
von
Beckenorganen
reduziert.
Während
die
Kernlochfräse (Vorschneiden) die innere Kortikalis (Abb.115: roter Pfeil)
durchbricht, erfolgt zeitgleich die Abtrennung der Beinhaut. Dabei rotiert der
Fräser im Beckenknochen, ohne eine Vorschubbewegung auszuführen, so lange,
bis das Periost durch die Vorschneiden abgesetzt wurde. Die Schlussmembran
sichert die Knochenprobe währenddessen in ihrer Lage, um sie nach der
Abtrennung von der Beinhaut, ohne strukturelle Defizite an den Speicher der
Sicherungseprouvette, abzugeben.
- 89 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.5 BERGUNG UND SICHERUNG DES KNOCHENZYLINDERS
Prozesselemente:
Î Zentriersystem
Î Zylinderkernlochfräser
Î Sicherungeprouvette
Funktion:
o Stabilisation, Fixierung des Biopsieareals und der Kernlochfräsers
o Weichteilschutz, Abgrenzung der Weichteile von Biopsiebesteck
o Bergen des Biopsats
Nachdem die Knochenprobe über die
Schlussmembran in der Sicherungseprouvette zu liegen gekommen ist,
kann
der
Kernlochfräser
gespeicherten
Biopsat
mit
aus
dem
dem
Gewebekanal entfernt werden. Löst
man die formschlüssige Steckkupplung
nach abgeschlossener Bergung, wird
die
im
Fräserschaft
platzierte
Sicherungseprouvette (Abb.117: roter
Pfeil) sichtbar.
Ein
speziell
(Abb.116:
gefertigter
grüner
Pfeil)
Fingergriff
an
der
Abb.116: Funktion der Sicherungseprouvette
Eprouvette überragt den Fräserschaft
am Kupplungsende in seiner Länge und
erleichtert die händische Entnahme des
Sicherungsreservoirs.
Der transparente Kunststoff (Abb.116:
gestrichelte
Pfeile)
der
Eprouvette
ermöglicht die optische Inspizierung
Abb.117: Sicherungseprouvette in
Arbeitsposition
- 90 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
des Knochenzylinders direkt im Anschluss
an
den
Biopsievorgang.
Strukturelle Defizite bzw. qualitative
Minderwertigkeit
der
Knochenprobe
fordern eine Neupositionierung des
Gewebekanals und die Wiederholung
der Fräsarbeiten („mehrfach Probeentnahmen“ siehe Kapitel 5.5.1). Ist das
Biopsat
in
einwandfreiem
Zustand,
kann es für die osteologische Basisdiagnostik freigegeben werden. Die
Abb.118: Geöffnete Sicherungseprouvette
Sicherungseprouvette dient in weiterer
Folge
als
Transportgefäß
Knochenzylinder
und
für
sollte
den
erst
unmittelbar vor der Analyse geöffnet
(Abb.118) werden, um die Gewebeprobe vor schädigenden Einflüssen zu
schützen. Bricht man den Fingergriff
am Ende der Eprouvette ab, kann der
Knochenzylinder dem Sicherungsgefäß
über die entstandene Öffnung ent-
Abb.119: Biopsat
nommen werden.
5.5.1 MEHRFACHE PROBEENTNAHME
Das Biopsieset ist für die mehrmalige (3 mal) Anwendung innerhalb eines
Arbeitszyklus ausgelegt. Wurde, aus welchen Gründen auch immer, eine qualitativ
minderwertige Probe aus dem Beckenkamm entnommen, entsteht die Möglichkeit,
während desselben Eingriffs, mit den gleichen Werkzeugen, weitere, hochwertige
Knochenzylinder auszufräsen. Dafür muss lediglich der Gewebekanal neu
positioniert werden. Das Auge der Lokalisationsplatte ist für Ausgleichsbewegungen entsprechend weit gefertigt. Die Stabilisationsmembran verhindert eine zu
abrupte Lageveränderung und sichert den Gewebekanal in seiner neuen Position
- 91 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
am Beckenknochen. Vor einem Positionswechsel erfolgt immer das Lösen der vier
Verankerungssicherungen (5.3.1.4 Öffnen der Gewebeklappen und Verankerung
des Kanals). Lageveränderungen mit verankerten Werkzeugen können erhebliche
Weichteilverletzungen verursachen und sollten infolgedessen unterlassen werden.
Die neu ausgerichteten Biopsiewerkzeuge müssen anschließend wieder an der
Biopsiestelle verankert werden, dabei sind die Arbeitsschritte der Kapitel 5.3.1.3 –
5.4.3.4 in derselben Reihenfolge durchzuführen, wie auch bei dem ersten
Biopsieversuch.
Eine
weitere
(3.
Versuch)
Probeentnahme
fordert
eine
nochmalige Durchführung der beschriebenen Einzelschritte. Alle Sicherheitsmaßnahmen, wie die Kontrolle der richtigen anatomischen Position und der
Verankerungssicherungen am Gewebekanal, sind vor jedem Biopsieversuch
durchzuführen.
Es ist darauf hinzuweisen, dass alle Prozesselemente, außer der Antriebseinheit und dem Zylinderkernlochfäser, ausschließlich für den einmaligen
(an einem Patienten ein Arbeitszyklus) Gebrauch konstruiert wurden. Einwegteile können nur für einen Arbeitszyklus eingesetzt werden. Die
mehrfache Benützung (mehrere Arbeitszyklen) der Kunststoffteile ist mit
einem signifikanten Qualitätsverlust der Knochenprobe und einem hohen
Infektionsrisiko für den Patienten verbunden. Deshalb ist vor der mehrmaligen Verwendung von Einwegteilen abzuraten.
- 92 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.6 3-STUFEN-WUNDHEILUNGSEINHEIT
Prozesselemente:
Î Lokalisationsplatte mit Haftfolie
Î Sicherung
Î [Gewebekanal (Fixierte Module, 1. Schale)]
Î [Arbeitskanal (Fixierte Module, 2. Schale)]
Funktion:
•
Blutstillung durch Gefäßkompression
•
Keimbarriere
•
Wundrandstabilisation, Wundrandadaptierung,
•
(Weichteilschutz, Abgrenzung der Weichteile von Biopsiebesteck)
5.6.1 ALLGEMEINE FUNKTIONSBESCHREIBUNG
Es haben sich im Laufe der Jahre verschiedene Techniken für die Entnahme von
Organproben etabliert. Jedes Gewebe erfordert dabei, bedingt durch die
individuelle Struktur und materielle Beschaffenheit, spezifisch konstruierte
Instrumente. Speziell gefertigte Biopsiewerkzeuge trennen das Zielgewebe aus
dem Organverband und speichern das gewonnene Material für das anschließende
Analyseverfahren. Bei jeder Probeentnahme, besonders im Fall einer Beckenkammbiopsie, müssen mehrere Schichten anderer Gewebearten durchsetzt
werden, um das entsprechende Biopsieareal zu erreichen. Dazu ist ein willkürlich
gesetzter Defekt an der Haut und anderen Weichteilen erforderlich, durch die das
Biopsiebesteck
an
das
Zielgewebe
herangeführt
wird.
Die
temporäre
Kontinuitätsunterbrechung entspricht dabei einer chirurgischen Wunde, die keine
Fremdkörper oder Keime enthält und glatte Ränder aufweist. Das Wundgebiet ist
meist sehr gut durchblutet und hat keine nekrotischen Anteile. Bei einer
Beckenkammbiopsie, z.B. im
Rahmen der osteologischen Basisdiagnostik,
- 93 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
entstehen Läsionen
an der Haut, dem Fettgewebe, der Muskulatur und dem
dazwischen liegenden Bindegewebe.
Die neue konstruierte Wundversorgungseinheit, oder auch „wound healing unit“,
der Knochenbiopsiefräse, unterstützt das Gewebe schon vor dem Eingriff rund
um die Inzisionsstelle. Die Stabilisationsmembran verhindert die Einklemmung der
Wundränder während des Biopsievorganges und stabilisiert speziell nach der
Probenentnahme das Wundgebiet. Regionäre Gefäße werden über die Dauer des
Eingriffs durch die Druckplatte komprimiert; ungewollte Nachblutungen in das
Biopsieareal werden infolgedessen unterbunden. Um die Primärheilung des
Gewebes zu unterstützen, wird bei der Einführung des Gewebekanals auf den
Verlauf der Hautspannungslinien und dem Faserwerk des Muskelbindegewebes
geachtet. Die Inzision erfolgt dementsprechend immer parallel zur Faserrichtung.
Die weitere Öffnung des Zugangs wird ausschließlich durch Aufdehnen und
Verdrängen
der
einzelnen
Gewebeschichten
bewerkstelligt,
ohne
dabei
übermäßigen Schaden an der Gewebestruktur anzurichten. Gewebe- und
Arbeitskanal grenzen die rotierenden Werkzeugteile - speziell den Fräskopf gegenüber den umliegenden Weichteilen ab und verhindern demnach ungewollte
Gewebsverletzungen. Um die Minimalinvasivität der Probeentnahme zu gewährleisten, muss die Gewebskontinuität rund um die Biopsiestelle, während dem
Eingriff, so gut wie möglich, bewahrt werden. Die Devise lautet: „Schadensbegrenzung durch Schonung des Gewebes schon während dem Eingriff und
Unterstützung
der
physiologischen
Wundheilung
danach“.
Infolgedessen
beschränkt sich die Förderung der Wundheilung nicht ausschließlich auf die letzte
der fünf Prozessstufen (3- Stufen Wundversorgung), sondern erfolgt über die
gesamte Dauer des Biopsievorgangs.
- 94 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.6.2 3-STUFEN-WUNDVERSORGUNGSEINHEIT
Die „3-Stufen-Wundversorgungseinheit“ (Abb.120) ist ein speziell entwickeltes
System, zur Unterstützung der physiologischen Wundheilung, der Prävention von
Wundheilungsstörungen und Vermeidung übermäßiger postoperativer Schmerzentwicklung.
Die Wundversorgungseinheit setzt sich
aus Prozesselementen zusammen, die
bereits der anatomischen Navigation
dienten und für die Stabilisierung der
Fräswerkzeuge
genutzt
wurden.
Gegliedert in drei Stufen ersetzen die
drei
Kunststoffteile
einen
her-
kömmlichen Wunddruckverband. Nach
ihrem Einsatz können die Elemente der
Wundversorgungseinheit
hinter-
Abb.120: Wundversorgungseinheit
einander (in drei Stufen) abgetrennt
und entsorgt werden.
5.6.2.1
STUFE 1 - ENTFERNUNG DER INTRAOPERATIVEN SCHUTZEINRICHTUNGEN
(GEWEBEKANAL, ARBEITSKANAL, HAFTFOLIE)
Zusammenfassung
Funktion:
Î Keimbarriere (prä- intra- postoperativ)
Prozesselement:
o Haftfolie
o (Gewebekanal)
o (Arbeitskanal)
- 95 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Wurde die Probeentnahme erfolgreich abgeschlossen und die qualitativen
Ansprüche hinsichtlich der Knochenstruktur erreicht, erfüllen die fixierten
Gewebekanäle (Gewebekanal, Arbeitskanal) keine Aufgabe mehr und können aus
den Weichteilen entfernt werden. Dazu muss die Spannlippe der Lokalisationsplatte von den Sicherungsrasten am Gewebekanalhals getrennt werden. Folglich
vermindert sich der vertikale
Druck der auf den Gewebeklappen lastet.
Anschließend können die Kunststoffklappen, durch zurückziehen des durchgedrückten Arbeitskanals, gelöst werden. Die Klappen leisten dann keinen
Widerstand gegen den Gewebedruck und kollabieren in die geschlossene
Schnabelstellung. Der Gewebekanal (+
Arbeitskanal) kann nun ohne größere
Kraftaufwendung aus der Operationswunde gezogen werden. Die rund um
den Rahmen der Lokalisationsplatte
fixierte Haftfolie diente vor, während
und
auch
nach
dem
Eingriff
als
Keimbarriere bzw. Stützelement, muss
aber
direkt
im
Anschluss
an
die
Probeentnahme von der Lokalisations-
Abb.121: Lösen der Haftfolie 1
platte getrennt werden (Abb.121,122).
Dafür
wurde
Rahmen
eine
am
Übergang
zum
Sollbruchstelle
ein-
gearbeitet, die das Abspalten der Folie
erleichtert. Die Druckplatte (Funktionsposition 2) dient weiterhin der Blutstillung und verweilt für eine weitere
Stunde an ihrer ursprünglichen Stelle.
Die abgetrennte Haftfolie wird nicht
weiter gebraucht und kann nach der
Ablösung von der Haut verworfen
Abb.122: Lösen der Haftfolie 2
werden.
- 96 -
Diplomarbeit
5.6.2.2
Mario Wieser
STUFE 2 - LÖSEN DER BLUTSCHRANKE (DEAKTIVIERUNG DER
DRUCKPLATTE)
Zusammenfassung
Funktion :
Î Blutschranke (prä- intra- postoperativ)
Prozesselement :
Lokalisationsplatte
Mit der Aktivierung (Kapitel 5.2.4.3),
bzw. Verlagerung der Druckplatte von
Funktionsposition
1
in
Funktions-
position 2, wurden die Blutgefäße über
die
Dauer
der
Probeentnahme
komprimiert und dadurch eine übermäßige Einblutungen in das Biopsieareal
verhindert.
Auch
postoperativ
bietet die Druckplatte Schutz vor Nachblutungen, indem sie eine weitere
Stunde in aktivierter Form an ihrem ur-
Abb.123: Lokalisationsplatte mit
Schlussmembran
sprünglichen Platz verweilt und die
Blutgefäße rund um die Regio glutaea
komprimiert. Mit Abschluss der 2. Stufe
erfolgt die Trennung der Lokalisationsplatte von der Stabilisationsmembran
(Abb.124). Hierbei ermöglicht wiederum
eine Sollbruchstelle (Klebeverbindung)
die Abspaltung der Lokalisationsplatte
(Lokalisationsplatte ist in Funktionsposition 2) von Haut und Sicherungs-
Abb.124: Lösen der Lokalisationsplatte
membran.
- 97 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
5.6.2.3
STUFE 3 – LÖSEN DER STABILISATIONSMEMBRAN
Zusammenfassung
Funktion :
Î Einführungshilfe für den Gewebekanal (Faserrichtung der Weichteile,
Spannungslinien der Haut), Wundrandstabilisation (Kompressionsschutz,
Perfusionshilfe) Wundrandadaptierung , Unterstützung der physiologischen
Wundheilung
Prozesselement :
o Stabilisationsmembran
Die Stabilisationsmembran (Abb.125)
wurde
für
Protektion
weiterer
die
der
Folge
prä-,
perioperative
Weichteile
zur
und
in
Wundheilungs-
unterstützung der Haut konstruiert. Bei
der Einführung der Weichteilkanäle
(Gewebekanal und Arbeitskanal) dient
die Membran als Schablone und weist
mit ihrer Balkenmarkierung (Abb.125:
roter Pfeil) an der Oberseite (Richtfläche
der
Druckplatte)
Abb.125: Modell der Schlussmembran
unmissver-
ständlich auf den senkrechten Verlauf
der zu durchsetzenden Muskelfasern
und Sehnenplatten hin.
Die Spannungslinien der Haut (relaxed
skin tensions lines) hingegen liegen im
Winkel von ca. 90º zur Faserung des
Musculus glutaeus medius (anatomisch
relevanter Muskel), nahezu horizontal.
Abb.126: Inzision der Weichteile
- 98 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Wird der Gewebekanal anhand der
Markierung
auf
der
Sicherungs-
membran in Stellung gebracht, stehen
die Metallklingen bzw. dessen Schnittrichtung senkrecht zu den Spannungslinien der Haut. Bei der Inzision werden
diese zwangsläufig gekreuzt.
Die Muskeln und Faszien wiederum,
erleiden
durch
das
Einführen
der
Weichteilkanäle kaum Läsionen, da die
schnabelförmige Spitze (Metallklingen)
Abb.127: Nach der Entfernung der
Stabilisationsmembran
des Gewebekanals parallel zur Verlaufsrichtung der Fasern ausgerichtet ist.
Priorität liegt dabei im Schutz von muskulären Bestandteilen, da der Großteil der
postoperativen Komplikationen (Blutungen, Schmerzen ect.) infolge
intra-
muskulärer Traumata entstehen.
Der Hautschnitt beträgt nur ca. 7mm. Die weitere Öffnung auf den Durchmesser
des Gewebekanals erfolgt durch schonendes Aufdehnen, über die Länge des
Gewebeschnabels Die mit der Epidermis verklebte Stabilisationsmembran wirkt
dabei als Kompressionsschutz (wirkt durch die Elastizität gegen eine übermäßige
Aufdehnung der Hautinzision) der
Wundränder und gewährleistet eine
ausreichende Durchblutung, rund um die Inzisionsstelle. Kann die Perfusion über
die Dauer der Probeentnahme aufrechterhalten werden, sinkt die Gefahr für
Gewebenekrosen. Nach abgeschlossener Probeentnahme, wird der Gewebekanal
händisch aus der Biopsiewunde herausgezogen. Dabei gleitet die Außenkontur
des Werkzeugs entlang der Stabilisationsmembran. Diese kontrahiert sich
währenddessen, solange bis sie ihre Ausgangsposition (geschlossene Membran)
erreicht hat und die an ihr klebenden Wundränder ohne Druck adaptiert wurden.
Die
Stellung
der
Haut
entspricht
dann
annähernd
der
physiologischen
Grundstellung; herkömmliche Wundeversorgungsmethoden mittels Nahtmaterial
werden überflüssig. Auch Komplikationen wie etwa Nekrosen der Wundränder
durch zu festes adaptieren, oder unschöne Narbenbildung (ausgenommen
angeborene Wundheilungsstörungen) werden weitgehend verhindert. Für die
Gewährleistung der optimalen Wundheilung empfiehlt es sich die Sicherungs-
- 99 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
membran bis zu 4 Tage (entspricht der Exsudationsphase der physiologischen
Wundheilung) auf der Wunde verweilen zu lassen. Danach kann auch diese
abgelöst und verworfen werden (Abb.127).
- 100 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Abb.128: Knochenzylinder 1
Abb.129: Knochenzylinder 2
- 101 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
6 ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb.1: Schema der Diagnose Sicherung bei neoplastischem Geschehen……
1
Abb.2: Herkömmliches Biopsiewerkzeug…………………………………………
4
Abb.3: Biopsiewerkzeug……………………………………………………………
4
Abb.4: Schalenmodell………………………………………………………………
7
Abb.5: Schnittdarstellung des Schalenmodells……………………………………
8
Abb.6: Gewebekanal 3-dimensional………………………………………………
9
Abb.7: Gewebekanal in der Seitenansicht ………………………………………
9
Abb.8: Gewebekanal im Vorderansicht……………………………………………
9
Abb.9: Klappen geschlossen………………………………………………………
10
Abb.10: Sollbruchstellen……………………………………………………………
11
Abb.11: Klappenöffnung 1…………………………………………………………...
11
Abb.12: Klappenöffnung 2…………………………………………………………
11
Abb.13: Gewebekanalhals…………………………………………………………
12
Abb.14: Zentriersystem………………………………………………………………
13
Abb.15: Gewebekanalfuß 3-dimensional…………………………………………
14
Abb.16: Gewebekanalfuß in der Draufsicht………………………………………
14
Abb.17: Zentriersystem mit Biopsiefräser…………………………………………
14
Abb.18: Gewebekanal mit Arbeitskanal, Druckstempel und Distanzhülse …
15
Abb.19: Arbeitskanal…………………………………………………………………
16
Abb.20: Spacer………………………………………………………………
16
Abb.21: Einführen des Gewebekanals……………………………………………
17
Abb.22: Beckenkamm………………………………………………………………
20
Abb.23: Entnommene Knochenzylinder……………………………………………
20
Abb.24: Zähnezahl und Zahnteilung ………………………………………………
21
Abb.25: Abmaße des Fräskopfes …………………………………………………
21
Abb.26: Abmaße des Fräskopfes …………………………………………………
22
Abb.27: Winkel am Fräser…………………………………………………………
22
Abb.28: Hauptschneiden……………………………………………………………
24
Abb.29: Fräskopf in Schnittdarstellung……………………………………………
24
Abb.30: Vorschneiden………………………………………………………………
24
- 102 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Abb.31: Fräserkrone in der Vorderansicht………………………………………
25
Abb.32: Fräserkrone in Schnittdarstellung………………………………………
25
Abb.33: Spannuten ………………………………………………………………
26
Abb.34: Fräserschaft………………………………………………………………
27
Abb.35: Zylinderkernlochfräser……………………………………………………
29
Abb.36: Sicherungseprouvette mit Knochenzylinder……………………………
30
Abb.37: Fingergriff…………………………………………………………………
30
Abb.38: Sicherungseprouvette in Arbeitsposition………………………………
30
Abb.39: Bergungsvorgang durch die Sicherungseprouvette …………………
31
Abb.40: Sicherungseprouvette in der Detailzeichnung ………………………
31
Abb.41: Abbrechen des Fingergriffs……………………………………………
32
Abb.42: Sicherungseprouvette…………………………………………………
32
Abb.43: Zentriersystem bzw. 3-Stufen Wundversorgungseinheit……………
34
Abb.44: Abbrechen des Fingergriffs…………………………………………
35
Abb.45. Ausläufer der Haftfolie…………………………………………………
36
Abb.46: Sollbruchstellen an der Lokalisationsplatte…………………………
37
Abb.47: Teile der Lokalisationsplatte……………………………………………
38
Abb.48: Positionierung der Lokalisationsplatte…………………………………
38
Abb.49: Begrenzungen der Gesäßregion ………………………………………
41
Abb.50: Gesäßregion von lateral………………………………………………
41
Abb.51: Begrenzungslinien des Biopsieareals………………………………
42
Abb.52: Biopsieareal mit anatomischen Fixpunkten…………………………
42
Abb.53: Hautspannungslinien…………………………………………………
43
Abb.54: Hautnerven der Regio glutaea………………………………………
43
Abb.55: Faserverlauf des Bindegewebes……………………………………
43
Abb.56: Fascia lata mit darunter liegender Muskulatur……………………
44
Abb.57: Fascia lata gespalten.. …………………………………………
44
Abb.58: Gewebeschichten der Regio glutaea…………………………
45
Abb.59: Biopsieareal am Darmbeinkamm…………………………………
45
Abb.60: Topgraphische Lage des Biopsieareals…………………………
46
Abb.61: Anatomische Strukturen der Regio glutaea……………………………
46
Abb.62: Anteile des Darmbeins…………………………………………………
47
- 103 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Abb.63: Ansatzlinien der Gesäßmuskulatur……………………………………
47
Abb.64: Position des Beckenknochens…………………………………………
47
Abb.65: Begrenzung des Biopsieareals………………………………………
48
Abb.66: Grenzen des Biopsieareals………………………………………………
48
Abb.67: Knochenzylinder ………………………………………………………
48
Abb.68: Knochenzylinder ………………………………………………………
49
Abb.69: Rechte Gesäßregion in Linksseitenlage………………………
51
Abb.70: Haftfolienausläufer ………………………………………………
51
Abb.71: Biopsieareal bei richtiger Lagerung…………………………
51
Abb.72: Knöcherne Grundlage des Biopsieareals …………………………
52
Abb.73: Biopsieebene ……………………………………………………………
52
Abb.74: Position der Kernlochfräse am Darmbein………………......................
52
Abb.75: Fräser steht 90º zur Biopsiefläche ………………………………
53
Abb.76: Lagerungsposition von dorsal…………………………………………
53
Abb.77: Lokalisationsplatte in F2……………………………………………
53
Abb.78: Organigramm der Prozessstufen mit den entsprechenden Werk.........
55
Abb.79: Position des Biopsieareals………………………………………………..
58
Abb.80: Anatomische Landmarken am Darmbein……………………………….
59
Abb.81: Aufgeklebte Lokalisationsplatte………………………………………….
59
Abb.82: Aufgeklebte der Haftfolienlaschen……………………………………….
61
Abb.83: Lagekontrolle ………………………………………………………………
62
Abb.84: Nicht aktivierte Lokalisationsplatte………………………………………..
63
Abb.85: Aktivierte Lokalisationsplatte ……………………………………………..
63
Abb.86: Kompression der Weichteile……………………………………………..
64
Abb.87: Biopsiefenster………………………………………………………………
65
Abb.88: Balkenmarkierung ………………………………………………………….
66
Abb.89: Gewebekanal in richtiger Position………………………………………..
66
Abb.90: Faserverlauf der Fascia glutaea…………………………………………
67
Abb.91: Schlüssellochstellung…………………………………………………….
67
Abb.92: Gewebekanal im Weichteilgewebe ………………………………………
67
Abb.93: Weichteilkanal ohne Biopsiebesteck …………………………………….
68
Abb.94: Entfernen des Spacers ……………………………………………………
68
Abb.95: Klappenöffnung ……………………………………………………………
69
- 104 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Abb.96: Klappenöffnugsmechanismus 1……………………………………
69
Abb.97: Klappenöffnugsmechanismus 2…………………………………
69
Abb.98: Klappenöffnugsmechanismus 3…………………………………
70
Abb.99: Ideale Stellung des Gewebekanals……………………………
70
Abb.100: Gewebekanal in Endposition……………………
70
Abb.101: Verankerung durch den Arbeitskanal…………………………
71
Abb.102: Durchgedrückter Stempel ………………………………
71
Abb.103: Verankerung der Gewebeklappen …………………………
71
Abb.104: Gewebekanal mit Lokalisationsplatte und Arbeitskanal …
72
Abb.105: Anschnitt der Kortikalis (ohne Weichteile) ………………………
75
Abb.106: Anschnitt einer Kunststoffoberfläche…………………………
75
Abb.107: Vor- und Hauptschneiden am Fräskopf……………………
76
Abb.108: Schneidengeometrie ………………………………………………
76
Abb.109: Schnittführung im Knochen……………………………………
77
Abb.110: Konische Fräskopfform …………………………………………
77
Abb.111: Schnittprofil …………………………………………………………
77
Abb.112: Geborgener Knochenzylinder……………………………………
78
Abb.113: Fräskopf in Schnittdarstellung ………………………………………
79
Abb.114: Schnittprofil ……………………………………………………………
79
Abb.115: Innere Kortikalis………………………………………………………
79
Abb.116: Funktion der Sicherungseprouvette…………………………………
81
Abb.117: Sicherungseprouvette in Arbeitsposition………………………
81
Abb.118: Geöffnete Sicherungseprouvette…………………………………
82
Abb.119: Biopsat……………………………………………………………
82
Abb.120: Wundversorgungseinheit………………………………………
86
Abb.121: Lösen der Haftfolie 1……………………………………………………
87
Abb.122: Lösen der Haftfolie 2……………………………………………………
87
Abb.123: Lokalisationsplatte mit Schlussmembran………………………………
88
Abb.124: Lösen der Lokalisationsplatte……………………………………
88
Abb.125: Modell der Schlussmembran………………………………………
89
Abb.126: Inzision der Weichteile ……………………………………………
89
Abb.127: Nach der Entfernung der Stabilisationsmembran …………………
90
- 105 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
Abb.128: Knochenzylinder 1……………………………………………………
92
Abb.129: Knochenzylinder 2…………………………………………………
92
- 106 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
7 LITERATURVERZEICHNIS
Anton Haferl, Walter Thiel (1969) Lehrbuch der Topographischen Anatomie (3.
Auflage, neu überarbeitet von Walther Thiel) Springer- Verlag Berlin,
Heidelberg, New York 1969
Hans-Dieter Doberl, Werner Doll, Ulrich Fischer, Werner Günter, Max Heinzler,
Dr. Eckhard Bobbert, Reinhard Vetter (2003) Fachkunde Metall (54 Auflage)
Verlag Europa- Lehrmittel; Düsselberger Straße 23, 42781 Haan- Gruiten
H. Leonhardt, B. Thillmann, G. Töndury, K. Zilles (1998) Rauber/Kopsch Anatomie
des Menschen, Bewegungsapparat
(2., verbesserte Auflage) Georg
Thiemen Verlag Stuttgart, New York
Werner Platzer (2005) Taschenatlas der Anatomie, Bewegungsapparat (9.,
überarbeitete Auflage) Georg Thieme Verlag Rüdigerstraße 14,D- 70469
Stuttgart
- 107 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
8 ANHANG
Abschließend werden hier die gesamten Fertigungszeichnungen der einzelnen
Biopsiewerkzeuge nach ihrem Entwicklungsstand aufgelistet.
- 108 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 109 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 110 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 111 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 112 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 113 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 114 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 115 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 116 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 117 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 118 -
Diplomarbeit
Mario Wieser
- 119 -
Herunterladen