Gleich viel Komfort – mit viel weniger Energie

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Faktenblatt
Internationaler Tag
der Umwelt
5. Juni 2003
Klima
Gleich viel Komfort – mit viel weniger Energie
Hintergrund
Keine natürlichen Schwankungen. Klimaexperten des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate
Change) kommen im 3. Statusbericht von 2001 zu einem alarmierenden Befund: Die aussergewöhnlich
starke Erwärmung in der jüngeren Vergangenheit lässt sich mit natürlichen Klimaschwankungen allein
nicht mehr erklären.
CO2-Gehalt so hoch wie noch nie. Der Gehalt von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre hat seit 1750
um über 30 Prozent zugenommen. Dieses wichtigste Treibhausgas trägt etwa zu 60 Prozent zur Klimaerwärmung bei. In den vergangenen 420'000 Jahren ist die CO2-Konzentration nie so hoch gewesen wie
heute. Hauptursache dieser Zunahme ist die Verbrennung von Erdöl, Kohle und Erdgas. Rund drei Viertel
der in den letzten zwanzig Jahren vom Menschen verursachten CO2-Emissionen in die Atmosphäre sind
auf den Verbrauch fossiler Brennstoffe zurückzuführen. Den Rest macht die Waldzerstörung aus, d.h. vor
allem Brandrodungen.
Was Mensch und Umwelt droht
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Temperatur: Bis 2100 wird die globale Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche um 1,4 Grad
Celsius bis 5,8 Grad ansteigen.
Meeresspiegel: Kleine Inselstaaten wie die Malediven sowie tief gelegene und dicht besiedelte Küstengebiete in Bangladesch oder im Nildelta werden überflutet. Im 20. Jahrhundert stieg der mittlere
Meeresspiegel um 10 bis 20 Zentimeter. In diesem Jahrhundert wird je nach Szenario ein Anstieg zwischen 9 und 88 Zentimetern erwartet.
Gletscher und Schneedecke: Die Alpengletscher haben bis 1970 einen Drittel ihrer Fläche und mehr
als die Hälfte ihrer Masse verloren. In den letzten Jahren ist ein weiterer Viertel abgeschmolzen. Auch
die mit Schnee bedeckte Fläche ist seit 1960 um etwa 10 Prozent zurückgegangen.
Permafrost: Das gefrorene Wasser, welches im Untergrund loses Gestein zusammenhält, verflüssigt
sich. In den letzten hundert Jahren ist die Untergrenze der so genannten Permafrostböden um 150 bis
250 Meter angestiegen. Damit nimmt das Risiko zu, dass zuvor stabile Hänge und Felspartien ins Rutschen geraten.
Biodiversität: Bereits heute blühen die Pflanzen in unseren Breiten deutlich früher, Zugvögel treffen
früher bei uns ein und haben ihre Brutzeit vorverlegt. Das Verbreitungsgebiet von verschiedensten
Pflanzen- und Tierarten wird sich weiterhin polwärts und in die Höhe verschieben. Gewisse gefährdete Arten, deren Lebensraum bereits stark eingeschränkt ist, drohen auszusterben.
Naturkatastrophen, Hochwasser und Sturm, Erdrutsch und Lawinen: Wie globale Modelle zeigen, kann die Atmosphäre bei einer Erwärmung um ein Grad 7 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
Laut den Klimaexperten des IPCC haben die Niederschläge auf der Nordhalbkugel im 20. Jahrhundert
dadurch bereits um 5 bis 10 Prozent zugenommen.
Gesundheit: Zu den direkten Einflüssen zählen häufigere Wetterextreme wie Hitzewellen, unter denen besonders alte und kranke Menschen zu leiden haben. Doch auch indirekte Auswirkungen wie die
Verbreitung von Krankheitsträgern durch steigende Temperaturen haben gravierende Konsequenzen.
So verseuchen beispielsweise Stechmücken immer grössere Gebiete der Welt mit Malaria. Am meisten betroffen ist die arme Bevölkerung in den Entwicklungsländern.
Faktenblatt 3 Klima
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Wirtschaft: Versicherungen, Rück-Versicherungen und Banken fürchten steigende Kosten - Energiewirtschaft, Bau- und Landwirtschaft müssen sich anpassen. In den tieferen Lagen des schweizerischen Berggebiets, wo der Schnee immer spärlicher fällt, drohen zudem gravierende Einnahmeausfälle im Wintertourismus. Generell dürften häufigere Flut- und Hitzekatastrophen menschliche Siedlungsräume belasten.
Soziale Konflikte: Kriege und Völkerwanderungen können durch den Klimawandel ausgelöst werden.
Was bisher unternommen worden ist
Schweiz
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CO2-Gesetz. Kernstück der schweizerischen Klimapolitik ist das CO2-Gesetz, das seit 1. Mai 2000
gilt: Bis 2010 müssen die CO2-Emissionen gegenüber 1990 gesamthaft um 10 Prozent verringert werden, bei den Brennstoffen um 15 Prozent, bei den Treibstoffen um 8 Prozent. Die Ziele des CO2Gesetzes sind bisher noch nicht in Reichweite. Anfang 2004 wird zu entscheiden sein, ob eine CO2Abgabe notwendig wird und wie hoch diese allenfalls sein muss.
Freiwillige Massnahmen der Wirtschaft. Die Schweizer Wirtschaft hat 1999 mit der Gründung der
Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) ihren Willen unterstrichen, ihren Beitrag zur Minderung des
CO2-Ausstosses zu leisten. Gesamthaft sind bisher gegen 1‘000 Unternehmen in den Prozess mit der
Energie-Agentur eingebunden. Sie repräsentieren über einen Viertel der insgesamt von der Wirtschaft
ausgestossenen CO2-Menge, konkret sind das rund 2,5 Mio. Tonnen CO2.
Zementindustrie. Mit der Zementindustrie konnte am 10. Februar 2003 eine Zielvereinbarung über
die Begrenzung der CO2-Emissionen unterzeichnet werden.
Automobil-Importeure. Mit den Automobil-Importeuren, vertreten durch auto-schweiz, hat das
UVEK am 19. Februar 2002 eine freiwillige Vereinbarung zur Absenkung des spezifischen Treibstoffverbrauchs abgeschlossen. Neue Personenwagen sollen im Jahr 2008 statt 8,4 Liter durchschnittlich nur noch 6,4 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen.
Gebäude. Für den Gebäudebereich wurde im Sommer 2002 mit dem Verein MINERGIE ein Leistungsauftrag abgeschlossen. Darin verpflichtet sich MINERGIE, mit den Kantonen eine gemeinsame
Strategie zu entwickeln und diese bei der Umsetzung zu unterstützen. Ziel ist die Erhöhung des
Marktanteils von Minergie-Gebäuden auf 15 Prozent bei Neubauten und 4 Prozent bei Vollsanierungen.
International
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Kyoto-Protokoll. International ist die Umsetzung des Kyoto-Protokolls im Gang. Die EU, Japan,
Kanada usw. haben es bereits ratifiziert. Folgt Russland, kann das Protokoll in Kraft treten. Die Ratifikation durch die Schweiz ist auf gutem Weg. Der Ständerat hat im Dezember 2002 dem Übereinkommen zugestimmt, der Nationalrat wird in der Sommersession 2003 darüber abstimmen.
Globaler Umweltfonds GEF. Der GEF fördert Projekte mit globalem Umweltbezug und ist heute das
wichtigste Finanzierungsinstrument für den Umweltbereich. BUWAL-Direktor Philippe Roch vertritt
im GEF-Rat nicht nur die Schweiz, sondern auch die Interessen der so genannten Helvetistan-Gruppe.
Dazu gehören die zentralasiatischen Länder Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan,
Turkmenistan und Usbekistan.
Faktenblatt 3 Klima
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Was zu tun bleibt
Kyoto II. Das Kyoto-Protokoll, das den Industriestaaten Reduktionsziele für die Jahre 2008 bis 2012 auferlegt, ist erst ein kleiner Schritt in einem langen Prozess. Der weltweite Ausstoss von Treibhausgasen
muss über das Kyotoziel hinaus gesenkt werden. Um eine gefährliche Störung des Klimas zu verhindern,
empfehlen die Experten für die Industrieländer ein Emissionsniveau, das um mindestens 70 Prozent unter
demjenigen von 1990 liegt. Ein Augenmerk ist auch auf die Emissionsentwicklung in den Entwicklungsländern zu richten. Sie sind auf Aufholkurs und werden Schätzungen zufolge bereits vor 2020 für die
Hälfte des globalen Treibhausgasausstosses verantwortlich sein.
Technologieförderung. Die Entwicklung und der vermehrte Einsatz sauberer Technologien muss gefördert werden. Davon sollen auch Entwicklungsländer profitieren. Eine besondere Verantwortung hat der
Norden: Mit einem Anteil von 20 Prozent an der Weltbevölkerung verursacht er gegenwärtig 60 Prozent
des weltweiten CO2-Ausstosses. Rund ein Viertel der globalen CO2-Emissionen aus dem Verbrauch fossiler Energie geht allein auf das Konto der USA, wo lediglich 4,5 Prozent der Menschheit leben. Trotz
Kyoto-Protokoll, das die USA nicht ratifizieren will, werden die Emissionen der Industrieländer – laut der
Internationalen Energieagentur – auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen.
Vision 2000-Watt-Gesellschaft. Ohne Komforteinbusse könnte unsere Gesellschaft mit viel weniger
Energie auskommen als heute. Erkenntnisse der Klimaexperten zeigen, dass der Ausstoss an Treibhausgasen weltweit um mindestens 70 Prozent sinken muss, wenn eine gefährliche Störung des Klimasystems
verhindert werden soll.
Vor diesem Hintergrund hat die ETH Zürich ihre Vision einer 2000-Watt-Gesellschaft entwickelt. Demnach soll der Energiebedarf pro Kopf ohne nennenswerte Komforteinbussen von heute rund 6000 auf
2000 Watt sinken. Die Zielgrösse entspricht dem Gesamtverbrauch von 20 permanent brennenden Glühbirnen à 100 Watt. Im Jahr 2050 sollte das ausreichen, um den gesamten Bedarf einer Person für Mobilität, Wärme, Licht und die in den konsumierten Gütern versteckte graue Energie zu decken. Davon darf
dereinst jedoch nur noch ein Viertel aus nicht erneuerbaren Quellen stammen, wenn das Kriterium der
Nachhaltigkeit erfüllt sein soll. Setzt man 25 Prozent des künftigen – noch klimaverträglichen – Energiebedarfs für die Mobilität ein, so reicht dies beispielsweise aus, um mit einem Dreiliter-Benzin-Auto (oder
Wasserstoff-Auto) jährlich eine Fahrstrecke von rund 13'500 Kilometern zurückzulegen.
Internetadressen:
http://www.klima-schweiz.ch/politik (CO2-Gesetz, Kyoto-Protokoll)
http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_klima/daten/co2-stat/index.html
(Emissionen von Treibhausgasen)
http://www.klima-schweiz.ch/fakten (Fakten zur Klimaänderung)
Weitere Auskünfte:
Philippe Roch, Direktor BUWAL, Tel. 079 277 51 88
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