Schleichende Gefahr im Bauch

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NORDWEST-ZEITUNG
Gesundheitsseite / Gesamtausgabe
DIENSTAG, 26. APRIL 2016
GESUND
DIENSTAG, 26. APRIL 2016
c
Liebe Leserin,
lieber Leser,
diese Seite entsteht unter
Mitwirkung eines medizinischen Beirats. Ihm gehören an: Dr. Gerd Pommer
(Oldenburg), Jens Wagenknecht (Varel) und Prof.
Dr. Andreas Weyland
(Oldenburg).
ALLES GUTE
EINGRIFFE an der Bauchspeicheldrüse sind in der
Hand eines erfahrenen Chirurgen schonender und sicherer geworden, so Prof.
Frank Schmitz. So haben
die Verfeinerungen der OPVerfahren dazu geführt,
dass der Gewichtsverlust
nach der OP geringer ausfalle. Spannend seien auch
die künftigen Entwicklungen im Bereich der laparoskopischen Chirurgie.
JUNIOR-ABC
Fachleute erklären in dem
kleinen Junior-Abc kurz und
auch für Kinder verständlich
Fachbegriffe aus dem Gesundheitsbereich.
Heute
geht der Gesundheitswissenschaftler Prof. Dr. Dr. Heinz
Spranger auf den Begriff
(S)alutogenese ein.
S
alutogenese ist die wissenschaftliche Bezeichnung für einen psychologischen Ansatz zur Förderung
der Gesundheitsprävention.
Ziel der Salutogenese ist, die
eigenen Ressourcen so zu
stärken, dass man vor psychischen und körperlichen
Erkrankungen geschützt ist.
So habe es einen positiven
präventiven Effekt, wenn
man sich dank innerer Stärke für die Anforderungen
des Lebens gerüstet fühlt.
SERVICE
DIE CHRONISCHE Bauchspeicheldrüsenentzündung
vergleicht Prof. Dr. Frank
Schmitz mit einem Schwelbrand tief im Bauchraum.
Der Patient leide an Gewichtsverlust, da er die
Nahrung nicht ausreichend
verdauen und verwerten
kann. Dieser Prozess habe
vor allem Durchfall als Leitsymptom. Das Problem lasse sich medikamentös behandeln, da die Verdauungssäfte der Bauchspeicheldrüse als Medikament
verfügbar sind.
TERMINE
TAG der Bauchspeicheldrüse 2016 ist am 10. Mai der
Titel einer Veranstaltung,
zu der die Universitätsklinik für Viszeralchirurgie
und das Pankreaskrebszentrum des Pius-Hospitals
sowie die Regionalgruppe
Oldenburg/Weser-Ems des
Arbeitskreises der Pankreatektomierten AdP gemeinsam einladen. Beginn ist
um 17 Uhr in der Großen
Cafeteria des Pius-Hospitals Oldenburg. Bis 18.30
Uhr wird es mehrere Vorträge von Fachleuten aus
der Medizin und aus der
Selbsthilfe geben.
EIN KURS zur Sturzprophylaxe beginnt am 12. Mai um
15.30 Uhr in der Universitätsklinik für Geriatrie des
Klinikums Oldenburg. Anmeldungen sind unter Tel.
0441/403 26 30 möglich.
Verantwortlich:
Lore Timme-Hänsel
t 0441/9988-2065
NR. 97 l NORDWEST-ZEITUNG l SEITE 31
HEIT
Schleichende Gefahr im Bauch
PANKREAS-ENTZÜNDUNG
Die Bauchspeicheldrüse
erfüllt mehrere lebenswichtige Aufgaben. Eine
chronische Entzündung
des Organs kann große
Probleme verursachen
und das Krebsrisiko erhöhen.
Chronischer Verlauf bleibt oft lange Zeit unerkannt
BILD: XXX
Prof. Dr. Frank Schmitz
(Bild) ist Chefarzt der Klinik
für Gastroenterologie und
Onkologie im Helios-Klinikum Hildesheim.
OLDENBURG – Die medizinisch
Erhebliche Folgeschäden
Mit Fortschreiten der Erkrankung stellen sich zunehmend erhebliche Mangelerscheinungen ein, berichtet
Priv.-Doz. Dr. Dirk Weyhe, Direktor der Universitätsklinik
für Viszeralchirurgie und des
von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Pankreaskrebszentrums im PiusHospital Oldenburg: „Wenn
die Erkrankung erkannt wird,
sind die Betroffenen oft schon
in einem sehr schlechten gesundheitlichen Allgemeinzustand.“
Als Folgeerscheinung der
exokrinen Pankreas-Erkrankung müssen Betroffene auch
mit einem zunehmenden
VON KLAUS HILKMANN
Dr. Dirk Weyhe kann mit seinem Team im Pius-Hospital mit modernster Technik auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse auf die Spur kommen.
BILDER: LUKAS LEHMANN
Bei der Behandlung einer
chronischen Pankreas-Entzündung ist entscheidend,
den Patient von seinen oft
sehr starken, attackenähnlichen Schmerzen zu befreien und ihm eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen, so Dr. Dirk Weyhe. Voraussetzung für eine
erfolgreiche Therapie sei
stets, dass der Patient auf
Problemauslöser wie Alkohol und Nikotin verzichtet.
Die medikamentöse Therapie basiere unter anderem
auf der ärztlich kontrollierten Einnahme sogenannter
Pankreasenzyme, die den
Verlust verschiedener Funktionen wie etwa die fettgebundene Vitaminaufnahme
wieder ermöglichen. Die
positive Wirkung werde erzielt, indem der Patient bei
seinen Mahlzeiten eine bestimmte Menge enzymhaltiger Kapseln einnimmt.
Bei einer guten Enzymsubstitution und einem gesünderen Lebensstil kann
man mit einer chronischen
Bauchspeicheldrüsenentzündung ein fast normales
Leben führen. Allerdings
können die Schmerzen zunehmen und andere Komplikationen eintreten, die
eine Operation erfordern.
Zudem leben Betroffene
mit einem erhöhten Risiko
für Pankreaskrebs.
Funktionsausfall des endokrinen Organs rechnen, was wiederum in der Regel in einen
Diabetes mellitus und den damit verbundenen Folgeproblemen mündet. Häufigste Verursacher einer exokrinen
Pankreas-Erkrankung sind neben einem bösartigen Tumor
akute oder chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse.
Unter der auch als Pankreatitis bezeichneten chronischen
Form
leiden
in
Deutschland nach Einschätzung von Fachgesellschaften
rund acht bis zehn von
100 000 Menschen. Anders als
die mit starken Schmerzen
verbundenen akuten Entzündungen kann eine chronisch
wiederkehrende Pankreatitis –
ähnlich wie ein Tumor – lange
Zeit nur diskrete Beschwerden
verursachen. „Deshalb kann
sich die Erkrankung so weiterentwickeln, dass das Organ oft
bereits schwer geschädigt ist,
wenn das Problem identifi-
ziert wird“, erklärt Dr. Weyhe.
Ohne eine medizinische
Intervention – inklusive einer
Umstellung des Lebensstils –
führt die chronische Pankreatitis zu einer Zersetzung des
Organs. Genau das könne mit
einer frühzeitigen Behandlung verhindert werden. Um
so eher die Erkrankung erkannt und zielgerichtet behandelt wird, desto besser seien die Erfolgschancen für eine
Therapie, die eine gute Lebensqualität und Besserung
der Beschwerden ermöglicht.
Labor ist zudem erkennbar,
ob die Aufschlüsselung der
Fette funktioniert.
Bei auffälligen Werten sei
eine weitergehende Diagnostik – am besten in einem darauf spezialisierten Zentrum –
erforderlich. Dort können
mittels einer Ultraschalluntersuchung
und
einer
Computertomografie unnatürliche Veränderungen wie
Entzündungen oder Tumorbildungen in den Gallen- und
Bauchspeicheldrüsengängen
festgestellt werden, betont Dr.
Weyhe. Zusätzliche Ergebnisse können eine Endosonografie und eine Kernspinuntersuchung bringen. Nicht zuletzt
können bestimmte Funktionstests und Blutuntersuchungen zur Sicherung der
Diagnose beitragen.
Die Behandlung einer
chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung kann je
nach Art und Ausmaß der Beschwerden sehr unterschiedlich sein.
Urin- und Stuhltests
Erste Hinweise auf eine
Pankreas-Entzündung können sich schon beim Hausarzt
ergeben. So lässt sich mittels
Urinproben zum Beispiel eine
erhöhte
Glukosebelastung
feststellen, die ein Anzeichen
für eine unzureichende Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse ist. Anhand
einer Stuhluntersuchung im
Gesündere Ernährung entscheidend
PANKREAS-ENTZÜNDUNG
OLDENBURG/HIL – Zu einer erfolgsversprechenden Therapie gehört für Menschen mit
einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung neben der medikamentösen und wenn nötig
auch operativen Behandlung
eine kritische Überprüfung
des Lebensstils. Als Erstes
müssen Pankreas-Patienten
konsequent auf Alkohol und
Nikotin verzichten.
Neben Rauchen und Trinken hat bei vielen Betroffenen
eine zu fettreiche Ernährung –
häufig verbunden mit erheblichem Übergewicht – an der
Entstehung der Erkrankung
mitgewirkt, berichtet Dr. Navid Tabriz, Facharzt in der
Universitätsklinik für Viszeralchirurgie des Pius-Hospitals
Oldenburg: „Eine Umstellung
Schmerzen mit
OP reduzieren
AUF PROBLEMAUSLÖSER WIE ALKOHOL UND NIKOTIN VERZICHTEN
VON KLAUS HILKMANN
als Pankreas bezeichnete
Bauchspeicheldrüse erstreckt
sich in Höhe der Lendenwirbelsäule zwischen dem Zwölffingerdarm und der Milz. Die
bei Erwachsenen zwischen
zwölf und 15 Zentimeter lange
Drüse vereint ein exokrines
und ein endokrines Organ mit
jeweils
unterschiedlichen
Funktionen.
Während der exokrine
Pankreas-Teil für die Produktion des Drüsensaftes verantwortlich ist, der die zur Aufspaltung der Nahrung wichtigen Verdauungsenzyme enthält, erzeugt das endokrine
Organ eine Reihe von Hormonen wie etwa Insulin, die an
der Regulierung des Blutzuckerspiegels beteiligt sind. In
beiden Fällen kann ein Funktionsausfall zu schwerwiegenden Beschwerden und Folgeerkrankungen bis hin zur Lebensgefahr führen.
Als typische Folgen einer
exokrinen Störung nennt die
Fachgesellschaft Gastro Liga
neben immer wieder kehrenden
Blähungen,
Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen auch die Ausscheidung sogenannter Fettstühle.
Hauptproblem ist dann, dass
die in der Nahrung enthaltenen fettlöslichen Vitamine
nicht mehr ausreichend über
den Darm aufgenommen werden können.
c
INTERVIEW
FRAGE: Wann reicht bei
einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung
eine medikamentöse Behandlung nicht mehr aus?
SCHMITZ: Die Entzündung
kann zu einem schwer behandelbaren Schmerzsyndrom führen, da die zur
Bauchspeicheldrüse
ziehenden Nerven mit entzündet und gereizt sind. Selbst
unter den hochpotentesten
Schmerzmitteln kann es zu
unerträglichen
Schmerzsyndromen im Bauch und
mit Ausstrahlung in den Rücken kommen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade in dieser Situation eine
OP hilfreich sein dürfte.
FRAGE: Gibt es weitere OPIndikationen?
SCHMITZ: Eine Operation
kann ebenfalls unvermeidbar sein, wenn es zu schwer
wiegenden Infektionen im
Bauchraum gekommen ist.
Hier gibt es Situationen, wo
eine Antibiotikatherapie in
Verbindung mit einem endoskopischen
Verfahren
nicht ausreichend sein
kann. Nicht zuletzt ist der
sogenannte Dilemma-Fall
zu nennen. Es ist oft
schwierig zu entscheiden,
ob die Bauchspeicheldrüse
nur entzündet oder schon
bösartig erkrankt ist. Dann
bringt eigentlich nur die OP
die allerletzte Gewissheit
zur Sicherung der Diagnose.
FRAGE: Wie funktioniert die
Operation?
SCHMITZ: Hier ist vor allem
die Einlage eines Kunststoffröhrchens in den Gang
der Bauchspeicheldrüse zu
nennen. Dies erfolgt mit
einer Endoskopie in der
Vorstellung, dass dadurch
der Saft der Bauchspeicheldrüse leichter abfließen
kann. Im Hinblick auf die
Reduktion der Schmerzen
ist die OP ein sehr wirksames Verfahren.
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Umstellung des Lebensstils Voraussetzung für Therapieerfolg
Dr. Navid Tabriz informiert Pankreas-Patienten auch über
Möglichkeiten zur Umstellung des Ernährungsverhaltens.
der Ernährungsgewohnheiten
ist die Voraussetzung für eine
erfolgreiche Therapie und
kann oft zur Verringerung der
Beschwerden führen.“ Für
Pankreas-Patienten im PiusHospital sei daher eine Ernährungsberatung mit individuel-
len Alltagstipps ein wichtiger
Teil der Behandlung.
Gute Erfahrungen machen
die Mediziner auch mit dem
Einsatz von Physiotherapie
nach Krebsoperationen. Erste
Ergebnisse einer derzeit im
Pius-Hospital laufenden Pilotstudie zeigen, dass die Patienten davon profitieren, wenn
sie mittels Physiotherapie
möglichst schnell wieder auf
die Beine kommen. Mit ersten
Bewegungsübungen werde –
wenn möglich – bereits kurz
nach der Operation begonnen, berichtet Dr. Tabriz: „Ziel
der Studie ist es, die Therapie
so zu optimieren, dass die Patienten mehr Lebensqualität
gewinnen.“ Die einjährige
Studie läuft bis Anfang 2017
und werde dann ausgewertet.
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