1 1 AL Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken MA TE 1. Das System besteht aus vier Phasen: a) dampfförmige Phase, b) gesättigte Kochsalzlösung, c) festes Kochsalz, d) festes Kupfer. RI 1.1 Einführung in die chemische Thermodynamik TE D 2. a) Es gilt (bei Annahme, dass die elektrische Energie bei konstantem Druck zugeführt wird) Wel ¼ H ¼ Qp ¼ Cp ðgesamtÞ T GH und Cp ðgesamtÞ ¼ Cp ðH2 OÞ þ Cp ðGef äßÞ mit RI Cp ðH2 OÞ ¼ 4184 J K1 f ür 1 kg H2 O und damit 1:00 103 J ¼ 4:76 103 J K1 0:21 K CO Cp ðgesamtÞ ¼ PY Mit den Angaben in der Aufgabe wird Cp ðGef äßÞ ¼ 4:76 103 J K1 4:184 103 J K1 ¼ 576 J K1 Arbeitsbuch der Physikalischen Chemie: Lösungen. Gerd Wedler und Hans-Joachim Freund. ª 2012 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA. Published 2012 by Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA. 2 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken b) Berechnung der Wärmekapazität Cp des Eisenwürfels: Es ist (mit der Molzahl n und der molaren Wärmekapazität bei konstantem Druck Cpm) Cp ðFe WürfelÞ ¼ nðFeÞ Cpm ðFeÞ ¼ mðWürfelÞ V q Cpm ðFeÞ ¼ Cpm ðFeÞ MðFeÞ M ð5cmÞ3 ð7:87 g cm3 Þ 25:08 J mol1 K1 55:85 g mol1 ¼ 441:8 J K1 ¼ Dabei wurde angenommen, dass sich für feste Stoffe die Wärmekapazitäten bei konstantem Volumen (CV) und bei konstantem Druck (Cp) kaum unterscheiden. c) Berechnung der Mischungstemperatur: Es gilt in dem adiabatischen Kalorimeter (dem mit Wasser gefüllten Dewargefäß) HðFeÞ þ HðKalorimeterÞ ¼ 0 oder Cp ðFeÞ ðTE TA ðFeÞÞ þ Cp ðKalÞ ðTE TA ðKalÞÞ ¼ 0 ð441:8 J K1 ÞðTE 470:00 KÞ þ ð4:76 103 J K1 ÞðTE 298:51 KÞ ¼ 0 Daraus ergibt sich für die Endtemperatur nach dem Mischen TE ¼ 313:1 K 3. Die gesamte Stoffmenge n in den beiden Kolben bleibt bei dem Prozess erhalten. Da nach dem Prozess der Druck pE im System überall gleichgroß ist, muss gelten n¼ pA 3V pE V pE 2V ¼ þ RT1 RT2 RT1 Diese Gleichung ergibt für pE 3T2 3 ð373 KÞ ¼ ð1:0 barÞ 273 K þ 2 ð373 KÞ T1 þ 2T2 ¼ 1:10 bar pE ¼ pA 4. Das gesamte eingewogene Benzol soll in dem Kolben verdampfen, man kann deshalb die benötigte Masse mit Hilfe des Idealen Gasgesetzes berechnen. Es gilt: m¼ pVM ð104 PaÞ ð103 m3 Þ ð78:12 103 kg mol1 Þ ¼ RT 8:314 J mol1 K1 ð400 KÞ ¼ 2:35 104 kg ¼ 0:235 g 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 5. Die Substanz hat die Bruttoformel C2xH4xO1x und damit die Molmasse M ¼ ð2x 12 þ 4x 1 þ 1x 16Þ 103 kg mol1 ¼ 44x 103 kg mol1 Andererseits ergibt sich die Molmasse aus dem Idealen Gasgesetz nach mRT pV 0:176 103 kg 8:314 J mol1 K1 ð373 KÞ ¼ 9:60 104 Pa 64:5 106 m3 M¼ ¼ 88:1 103 kg mol1 Ein Vergleich ergibt für x den Wert 2. Die Bruttoformel lautet damit C4H8O2 . 6. Das totale Differential einer Funktion zðx; yÞ ist durch dz ¼ qz qz dx þ dy qx qy gegeben. Man muss demnach sowohl aus dem ersten Summanden – durch Integration über die Variable x – als auch aus dem zweiten Summanden – durch Integration über die Variable y – die Funktion z(x,y) berechnen können. Falls es sich um ein totales Differential handelt, muss gelten: Z Z qz qz dx ¼ dy z¼ qx qy a) Der Ausdruck stellt ein totales Differential dar. Es ist Z 3 8xy þ 24x 3 y3 dx ¼ 4x 2 y3 þ 6x 4 y3 ¼ Z 12x 2 y2 þ 18x 4 y2 dy ¼ 4x 2 y3 þ 6x 4 y3 b) Der Ausdruck stellt kein totales Differential dar. Es ist Z 2 6xy þ 6x 2 y3 dx ¼ 3x 2 y2 þ 2x3 y3 6¼ Z 2 6x y þ 6x 3 y3 dy ¼ 3x 2 y2 þ 1:5x 3 y4 Hinweis: In der Thermodynamik wird oft eine Beziehung zwischen den zweiten partiellen Ableitungen einer Funktion benutzt, die in Gl. (1.1-112) als Schwarz’scher Satz formuliert ist. 3 4 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 7. Für das Molvolumen Vm eines idealen Gases gilt gemäß Gl. (1.1-48/49): Vm ¼ V RT ¼ n p Das totale Differential für Vm ist dann gegeben durch qVm qV dT þ m dp qT qp 0 1 0 1 RT RT q q B C B p p C C B C ¼B @ qT AdT þ @ qp Adp dVm ¼ ¼ R RT dT þ 2 dp p p 8. In einer Gasmischung (Gesamtdruck pges, Gesamtvolumen Vges) gilt unter Annahme des Idealen Gasgesetzes für jede Komponente i (= A, B, C) mit dem jeweiligen Partialdruck pi m pi Vges ¼ ni RT ¼ i RT Mi und pi ¼ xi pges pges ¼ X ðxi ist der Molenbruch der Komponente iÞ pi i Für die Komponente A ist dann der Partialdruck 0.30 bar, die Komponente B hat einen Partialdruck von 0.25 bar. Damit folgt für den Partialdruck von Stickstoff (Komponente C) ein Wert von 0.45 bar. Die Masse des Stickstoffs berechnet man nach der ersten Gleichung zu m N2 ¼ pN2 Vges MN2 RT 4:5 104 Pa ð1 m3 Þ 28 103 kg mol1 ¼ 8:314 J mol1 K1 ð298 KÞ ¼ 0:509 kg 9. Die Temperaturabhängigkeit der Inneren Energie wird durch Gl. (1.1-90) beschrieben. Nach Integration erhält man U ¼ ZT2 T1 CV dT 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Darin ist die Wärmekapazität CV bei konstantem Volumen aus der Wärmekapazität bei konstantem Druck Cp für ein Mol eines Gases berechenbar nach cV ¼ cp R ¼ cp 8:314 J mol1 K1 T T2 ¼ 18:96 þ 5:22 103 0:0042 106 2 J mol1 K1 K K Nach der Integration erhält man für die Änderung der molaren Inneren Energie 1273K 1 T2 1 T3 0:0042 106 2 J mol1 K1 u ¼ 18:96 T þ 5:22 103 2 K 3 K 273K ¼ ð18960 þ 4035 3Þ J mol1 ¼ 22:99 kJ mol1 10. Die Verbrennungsenthalpie Hc (c = combustion) von Benzol bei hohen Temperaturen ist die Reaktionsenthalpie für die Reaktion C6 H6 þ 15 O ðgÞ ! 6CO2 ðgÞ þ 3H2 OðgÞ 2 2 Wenn doppelt so viel Luft (21 % O2, 79 % N2), wie für die Verbrennung von 1 mol C6H6 benötigt wird, ursprünglich in der Gasmischung vorhanden war, besteht die Gasmischung nach vollständiger Verbrennung aus 6 mol CO2, 3 mol H2O, 7.5 mol O2 und 15 79 % 56:4 mol N2 ¼ 2 2 21 % Diese Mischung wird durch die freigewordene Reaktionsenthalpie aufgeheizt. Es gilt dann Hc ¼ Cp ðMischungÞ T2 T1 Die Wärmekapazität des Gasgemisches nach der vollständigen Verbrennung ist X Cp ðMischungÞ ¼ ni cp ðiÞ i ¼ 6 5R þ 3 4:2R þ 7:5 3:75R þ 56:4 3:5R ¼ 268:1R ¼ 2:23 103 J K1 5 6 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Für die Endtemperatur T2 erhält man dann T2 ¼ ¼ H þ T1 Cp 3:3 106 J þ 373 K 2:23 103 J K1 ¼ 1853 K Bemerkung: Da Stickstoff einen Großteil der Gasmischung darstellt, beeinflusst die Annahme über die Zusammensetzung der Luft und somit die Annahme der Gesamtmenge des Gases die errechnete Endtemperatur T2 stark. 11. Es gilt für Reaktionen mit gasförmigen Reaktionspartnern (s. Gl. (1.1-155)) H ¼ ðU þ pV Þ ¼ U þ ðpV Þ ¼ U þ ðnRT Þ ¼ U þ RT n bei T ¼ const: und damit R H R U ¼ RT R n X ¼ RT mi i wobei mi der stöchiometrische Umsatzkoeffizient des Stoffes i ist. Es gilt die Vereinbarung, dass diese Werte für die Produkte positiv, die Werte für die Edukte negativ gezählt werden. Für die Wassergasreaktion ist X mi ¼ 1 þ 1 1 1 ¼ 0 Für die Ammoniaksynthese ist X mi ¼ 1 1=2 3=2 ¼ 1 Somit besteht nur bei der Ammoniaksynthese ein Unterschied zwischen der Reaktionsenthalpie RH und der Reaktionsenergie RU. 12. Es gilt nach dem Kirchhoff ’schen Satz (Gl. (1.1-159)) HT2 ¼ HT1 þ ZT2 T1 Cp dT 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 7 Im vorliegenden Fall ist Cp ¼ 2 cp NH3 cp N2 3 cp H2 2 3 3 T ð 2 25:87 27:27 3 29:04 Þ þ ð 2 32:55 5:22 þ 3 0:836 Þ 10 6 K7 7J mol1 K1 ¼6 2 4 5 T 6 þð2 3:04 þ 0:0042 3 2:01Þ 10 K2 2 3 T 6 T 12:10 10 J mol1 K1 ¼ 62:65 þ 62:39 10 K K2 Man erhält damit für das Integral ZT2 T1 1 T2 1 T3 12:10 106 2 Cp dT ¼ 62:65 T þ 62:39 103 2 K 3 K 3 ¼ 12:53 103 þ 4:65 103 0:34 10 J mol1 ¼ 8:22 kJ mol1 Daraus folgt: HT2 ¼ HT1 þ ZT2 Cp dT T1 ¼ 91:66 kJ mol1 þ 8:22 kJ mol1 ¼ 99:88 kJ mol1 13. Es gilt qU ¼ CV qT V und damit auch gemäß Gl. (1.1-157) qU ¼ CV qT V Daraus folgt durch Integration ZT2 T1 qU qT V dT ¼ UT2 UT1 ¼ ZT2 T1 CV dT 473K 273K J mol1 K1 8 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Durch Umformung erhält man UT2 ¼ UT1 þ ZT2 CV dT T1 14. Die Bildungsenthalpie von Ethin ist die Reaktionsenthalpie der Reaktion 2CðsÞ þ H2ðgÞ ! C2 H2ðgÞ H1 ¼ þ226:5 kJ mol1 Für die Bildung aus Atomen müssen die Elemente zunächst in diese zerlegt werden, dies ist für Kohlenstoff die Sublimation und für Wasserstoff die Dissoziation. H2 ¼ 2 717:7 kJ mol1 2CðsÞ ! 2CðgÞ H2ðgÞ ! 2HðgÞ H3 ¼ 435:5 kJ mol1 2CðgÞ þ 2HðgÞ ! C2 H2ðgÞ B;at H ¼ ? Für die Gesamtenthalpie folgt dann mit Gl. (1.1-164) B;at H ¼ H1 H2 þ H3 ¼ ð226:5 ð1435:4 þ 435:5ÞÞ kJ mol1 ¼ 1644 kJ mol1 15. In einer kalorimetrischen Bombe läuft die Verbrennungsreaktion bei konstantem Volumen ab, die umgesetzte Energie (RU) wird im Kalorimeter bei konstantem (äußeren) Druck gemessen. Es gilt dann bei einem adiabatisch isolierten Kalorimeter HðKalÞ þ R U ¼ 0 Bei bekannter Wärmekapazität Cp(Kal) des Kalorimeters kann durch Messung der Temperaturänderung T(Kal) HðKalÞ ¼ Cp ðKalÞ T ðKalÞ berechnet werden. Die Größe Cp(Kal) wird durch Kalibrierung (Zuführung eines bekannten Betrages elektrischer Energie) bestimmt. Im vorliegenden Versuch gilt für die Verbrennung von 700 mg Benzoesäure HðKal; KalibrierungÞ Cp ðKalÞ TKalibrierung ¼ HðKal; BenzoesäureÞ Cp ðKalÞ TBenzoesäure 1 ¼ 0:616 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken HðKal; BenzoesäureÞ ¼ 0:616 30:0 kJ ¼ 18:48 kJ ¼ R U Mit n¼ m 0:700 g ¼ ¼ 5:73 103 mol M 122:122 g mol1 wird die molare Verbrennungsenergie R Um ¼ ¼ R U n 18:48 kJ ¼ 3224 kJ mol1 5:73 103 mol Die Reaktionsgleichung für die Verbrennung lautet C6 H5 COOHðsÞ þ 15 O ! 7 CO2ðgÞ þ 3 H2 OðlÞ 2 2ðgÞ Für die Reaktionsenergie gilt daher R U ¼ 7 B U CO2ðgÞ þ 3 B U H2 OðlÞ 15 B U C6 H5 COOHðsÞ þ B U O2ðgÞ 2 Umstellen der Energiebilanz unter Berücksichtigung von B U O2ðgÞ ¼ 0 liefert B U C6 H5 COOHðsÞ ¼ R U þ 7 B U CO2ðgÞ þ 3 B U H2 OðlÞ ¼ ð3224 7 393:5 3 286:0Þ kJ mol1 ¼ 389 kJ mol1 16. Das Ausgangsvolumen sei V0 und der Ausgangsdruck p0, das Endvolumen sei V6, wobei folgende Relationen gelten: V6 ¼ 2 V0 Vi ¼ V0 þ i V0 6 i ¼ 0; 1; :::; 6 Die Volumenarbeit für den ersten Prozess (reversible isotherme Expansion von V0 auf V6) berechnet sich nach Gl. (1.1-7). 9 10 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken WExp ¼ ZV6 paußen dV paußen ist der Druck; gegen den die Expansion erfolgt pinnen dV da die Expansion reversibel ist V0 ¼ ZV6 V0 ¼ ZV6 V0 nRT V dV ¼ nRT ln 6 ¼ nRT ln 2 V V0 ¼ ð1 molÞ 8:314 J mol1 K1 ð273 KÞ ln 2 ¼ 1573 J Für den zweiten Prozess, die stufenweise Kompression auf das Ausgangsvolumen, müssen zunächst die Drücke pi der einzelnen Zwischenschritte bestimmt werden. Es gilt nach dem Idealen Gasgesetz (Gl. (1.1-49)) bei konstanter Temperatur: pi Vi ¼ p0 V0 V V0 6 pi ¼ p0 0 ¼ p0 ¼ p0 V 6þi Vi V0 þ i 60 Für den ersten Schritt der Kompression (von V6 = (12/6)V0 auf V5 = (11/6)V0 ist ein äußerer Druck p5 erforderlich. Die aufzuwendende Volumenarbeit ist nach Gl. (1.1-169) W5 ¼ paußen V ¼ p5 V5 V6 6 11 12 V0 V0 ¼ p0 11 6 6 1 ¼ þp0 V0 11 Analoges erhält man für die weiteren Schritte des Komprimierens, so dass sich insgesamt für die sechs Schritte folgender Ausdruck ergibt: 0 0 X X Wi ¼ pi Vi Viþ1 WKompression ¼ i¼5 ¼þ 0 X i¼5 p0 V0 i¼5 6 6þi ¼ p0 V0 0:7365 ¼ nRT 0:7365 ¼ ð1 molÞ 8:314 J mol1 K1 ð273 KÞ 0:7365 ¼ 1672 J Für den gesamten Kreisprozess wird die Summe der beiden Arbeiten dem Arbeitsspeicher entnommen bzw. zugeführt. Für den hier betrachteten Prozess müssen dem Arbeitsspeicher 99 J entnommen werden. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 17. Im folgenden Diagramm ist der Kreisprozess dargestellt: Beim ersten Schritt wird das ideale Gas reversibel adiabatisch auf das doppelte Volumen expandiert. Dabei ändert sich die Temperatur von TA = 273 K auf die Endtemperatur TE. Diese Temperatur kann nach Gl. (1.1-185) berechnet werden. Es gilt cp TE VEc1 ¼ TA VAc1 mit c ¼ cV VA c1 TE ¼ TA 2VA Für das ideale Gas berechnet man für c c¼ cV þ R 12:47 J mol1 K1 þ 8:314 J mol1 K1 ¼ cV 12:47 J mol1 K1 ¼ 1:667 Damit wird 1:6671 1 TE ¼ ð273 KÞ 2 ¼ 172 K Die geleistete Arbeit errechnet sich nach Gl. (1.1-190): W1 ¼ ncV TE TA ¼ ð1 molÞ 12:47 J mol1 K1 ð172 K 273 KÞ ¼ 1259 J Dieser Betrag wird der Inneren Energie des Gases entnommen und dem Arbeitsspeicher zugeführt. Bei diesem Teilprozess erfolgt kein Austausch von Wärme mit der Umgebung, da es sich um einen adiabatischen Prozess handelt. 11 12 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Bei der anschließenden isochoren Erwärmung tauscht das System keine Volumenarbeit aus, da das Volumen konstant bleibt. Die von der Umgebung auf das System übertragene Wärme beträgt: Q ¼ ncV TA TE ¼ þ1259 J Dieser Energiebetrag wird der Inneren Energie des Gases zugeführt. Beim dritten Teilprozess, der reversiblen isothermen Kompression von 2VA nach VA, gilt für die Volumenarbeit: W3 ¼ ZVA nRTA dV V siehe Lösung von Aufgabe 1:1:22:16 2VA VA 2VA ¼ þð1 molÞ 8:314 J mol1 K1 ð273 KÞ ln 2 ¼ nRT ln ¼ 1573 J Bei diesem Prozess werden dem Arbeitsspeicher 1573 J entnommen. Da der Prozess bei fester Temperatur abläuft, ändert sich die Innere Energie des Gases nicht, es werden 1573 J als Wärme an die Umgebung abgegeben. Für den gesamten Kreisprozess gilt, dass 316 J dem Arbeitsspeicher entnommen und der Umgebung zugefügt werden. 18. Zustand p bar V dm3 T K 1 1.015 24.4 298 2 2.03 24.4 596 3 2.03 12.2 298 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken UE UA J HE HA J 0 3716 6192 6192 2476 3716 6192 1716 1716 0 0 760 760 0 0 Schritt Q J 1!2 3716 2!3 3!1 Kreisprozess W J Erläuterungen zu den Tabellen: Für den Zustand 1 gilt bei einem idealen Gas pV ¼ nRT nRT p1 ¼ V ð1 molÞ 8:314 J mol1 K1 ð298 KÞ ¼ ¼ 1:015 105 Pa ¼ 1:015 bar 24:4 103 m3 Für 1!2: Die Temperaturerhöhung erfolgt isochor, d. h. V ¼ 0. Wegen pV ¼ nRT ist p proportional T und damit p2 ¼ 2p1 ¼ 2:03 bar. Da V ¼ 0 gilt, wird keine Volumenarbeit verrichtet, d. h. W = 0. Die Abhängigkeit der molaren Inneren Energie u von der Temperatur ist durch die Wärmekapazität cv gegeben. Es gilt mit Gl. (1.1-165) bzw. (1.1-117): qU U ¼ UE UA ¼ T ¼ cv T ¼ 12:47 J mol1 K1 ð596 K 298 KÞ qT V ¼ 3716 J mol1 Da keine Arbeit verrichtet wird, ist nach dem ersten Hauptsatz Q ¼ U Im Gegensatz zur Inneren Energie U wird die Temperaturabhängigkeit der Enthalpie H über die Wärmekapazität cp beschrieben. Für ein ideales, einatomiges Gas ist (s. Gl. (1.1-111)) cp ¼ cv þ R. 13 14 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Damit ist H ¼ HE HA ¼ qH qT T ¼ cp T ¼ 20:78 J mol1 K1 ð596 K 298 KÞ V ¼ 6192 J mol1 Für 2!3: Für diese isobare Zustandsänderung ist der Druck konstant. Aus dem Gesetz für ideale Gase folgt, dass V proportional zu T ist. Daher ist V3 ¼ 12:2 dm3 . Da die Innere Energie und die Enthalpie nur von der Temperatur abhängig sind, stellt diese Zustandsänderung die Umkehr von 1!2 dar und es resultiert das entgegengesetzte Vorzeichen. Für den isobaren Prozess gilt weiterhin (s. Gl. (1.1-80)) HE HA ¼ Q: Damit ist nach dem ersten Hauptsatz: W ¼ U Q ¼ 2476 J mol1 . Für 3!1: Da die Temperatur konstant bleibt (isothermer Prozess), ändern sich U und H nicht. Aus dem ersten Hauptsatz folgt dann: W ¼ Q Für die Volumenarbeit W gilt nach Gl. (1.1-173) W ¼ Q ¼ nRT ln V2 24:4 dm3 ¼ ð1 molÞ 8:314 J mol1 K1 ð298 KÞ ln V1 12:2 dm3 ¼ 1716 J Man erkennt, dass für den gesamten Kreisprozess die Änderung von U und H Null ist, da es sich um Zustandsgrößen handelt, was auf Q und W jedoch nicht zutrifft. 19. Der Wirkungsgrad g ist definiert durch Gl. (1.1-192). Damit ist g1 ¼ 1 300 K ¼ 0:196 373 K und g2 ¼ 1 300 K ¼ 0:381 485 K Da g das Verhältnis von gewonnener Arbeit zur aufgenommenen Wärme beschreibt (Gl. 1.1-191), ist die aufgenommene Wärme jW j ¼ 5:102 kJ bzw: 2:625 kJ: QT1 ¼ g 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 20. Die Kältemaschine entzieht dem kälteren Thermostat eine Wärmemenge QT2 und nimmt von außen die Arbeit W auf. Der Wirkungsgrad ist damit QT2 g¼ jW j Analog zu Gl. (1.1-191) gilt deshalb g¼ T2 : T1 T2 Je größer g ist, desto effektiver arbeitet die Kältemaschine. Für die gegebenen Temperaturen ist gth ¼ 13:65. Da der tatsächliche Wirkungsgrad nur 40 % dieses theoretischen Wertes entspricht, folgt g ¼ 5:46: Die Berechnung der beim Gefrieren freiwerdenden Wärme erfolgt über die molare Schmelzenthalpie. Die Stoffmenge von 1 kg Eis ist wegen n ¼ m M1 mit M ¼ 18:015 g mol:1 n H2 O ¼ 55:5 mol Daraus folgt für die entzogene Wärmemenge: QT2 ¼ 55:5 mol 6:0 kJ mol1 ¼ 333 kJ Die notwendige Arbeit ist daher QT2 333 kJ ¼ 61 kJ ¼ jW j ¼ 5:46 g Diese Energie wird zusätzlich zur entzogenen Wärme an das Zimmer abgegeben. Daher ist QT1 ¼ 394 kJ. 15 ðUE UA ÞGas þQT1 nRT1 ln þnct ðT2 T1 Þ QT2 þ nRT2 ln nct ðT2 T1 Þ 0 Prozess isotherme Expansion isochore Erwärmung isotherme Kompression isochore Abkühlung Kreisprozess V2 ¼0 V1 V2 ¼0 V1 þnct ðT2 T1 Þ 0 þQT2 – nct ðT2 T1 Þ – Wärmeaustauscher – þQT2 – – warmer Thermostat QT1 – – – QT1 kalter Thermostat V2 V1 V2 V1 nRðT2 T1 Þln – nRT2 ln – þnRT1 ln Arbeitsspeicher V2 V1 22. Die erstere Aussage bezieht sich auf eine einzelne Zustandsänderung; der Zweite Hauptsatz sagt aber etwas über eine periodisch arbeitende Maschine aus. 21. 16 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 23. Gesamtprozess 2. Schritt 1. Schritt SE SA ¼ nR ln SE SA ¼ 9:57 JK1 SE SA ¼ 0 1 W ¼ nRT ln V V W ¼ 2870 J W ¼ 1970 J V1 V2 SE SA ¼ 9:57 JK1 W ¼ 900 J 2 SE SA ¼ nR ln W ¼ pðV2 V1 Þ V2 V1 Gas SE SA Arbeitsspeicher W Q W ¼ T T W T SE SA ¼ 6:57 JK1 SE SA ¼ þ9:57 JK1 SE SA ¼ SE SA ¼ 3:00 JK1 SE SA ¼ Umgebung SE SA SE SA ¼ 6:57 JK1 SE SA ¼ 0 SE SA ¼ 6:57 JK1 Gesamtsystem SE SA 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 17 18 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 24. Nach Gl. (1.1-237) ist die Änderung der molaren Entropie eines idealen Gases gegeben durch ds ¼ cv d ln T þ R d ln V Bei adiabatischen Prozessen ist dQrev ¼ 0 und mit Gl. (1.1-204) auch ds ¼ 0. Also folgt R d ln V ¼ cv d ln T R cv ZV0 d lnV ¼ V ZT0 d ln T T cR V0 v T ¼ ln ln T0 V pV formt man um und erhält:: Mit T ¼ R cR V0 v pV ln ¼ ln p0 V 0 V Mit R ¼ cp cv und Auflösen der Logarithmen ergibt sich ccp 1 V0 v pV ¼ p0 V0 V ccp 1 V0 v V0 pV ¼ p0 V 0 V V cp Nach Einführung des Adiabatenkoeffizienten c ¼ wird daraus cv c V0 V pV ¼ V 0 p0 V 0 V Umstellen liefert die gesuchte Gleichung p0 V0 c ¼ p V c 25. Da das Erstarren einer unterkühlten Flüssigkeit ein irreversibler Prozess ist, kann man Gl. (1.1-204) nicht direkt benutzen. Zur Berechnung der Entropieänderung muss ein reversibler Weg gesucht werden. Die einzelnen Schritte sind: 1) Erwärmen von flüssigem Benzol von 267 K auf 278 K: Für die Entropieänderung von einem Mol Benzol bei konstantem Druck gilt nach Gl. (1.1-242): cp ds ¼ dT T 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Integration liefert für cp 6¼ f ðTÞ: s ¼ cp ln T1 T0 278 K ¼ 5:13 J mol1 K1 s1 ¼ 127 J mol1 K1 ln 267 K 2) Reversibles Erstarren bei konstanter Temperatur (am normalen Schmelzpunkt) s2 ¼ m H 9900 J mol1 ¼ 35:61 J mol1 K1 ¼ Tm 278 K 3) Abkühlen des festen Benzols von 278 K auf 267 K 267 K ¼ 4:97 J mol1 K1 s3 ¼ 123 J mol1 K1 ln 278 K Die Gesamtentropieänderung im Benzol ist damit SBenzol ¼ 35:45 J mol1 K1 Dieser Wert ist negativ, weil der feste Zustand eine höhere Ordnung als die Flüssigkeit aufweist. Für die Umgebung sei die Temperatur konstant, so dass folgt P Q SUmgebung ¼ T Dabei bezeichnet Q die effektiv aufgenommene Wärme (die Wärmemenge H(267 K), die beim Kristallisieren bei 267 K frei wird). Der Wert beträgt X Q ¼ Hð267 KÞ ¼ Hð278 KÞ þ 267K Z cp dT 278K ¼ Hð278 KÞ þ 2Z67K ðcp ðsÞ cp ðlÞÞdT 278K ¼ 9900 J mol1 127 J mol1 K1 ð11 KÞ þ 123 J mol1 K1 ð11 KÞ ¼ 9856 J mol1 Daraus ergibt sich für die Änderung der Entropie der Umgebung SUmgebung ¼ 9856 J mol1 ¼ 36:91 J mol1 K1 267 K Dieser Wert ist positiv, so dass in der Umgebung die Entropie zunimmt. Insgesamt ergibt sich eine Entropieänderung von +1.45 J mol–1 K–1. Eine Zunahme ist für einen irreversiblen Prozess zu erwarten. Beachte: Bei einem irreversiblen Prozess kann durchaus in einem Teil des betrachteten Systems die Entropie abnehmen, muss aber insgesamt im Gesamtsystem immer zunehmen. 19 20 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 26. Die Entropieänderung setzt sich aus drei Anteilen zusammen: einem Teil für den Schmelzvorgang, einem zweiten Teil, der mit der Temperaturerhöhung des geschmolzenen Wassers zusammenhängt, und einem dritten Teil, der von der Temperaturerniedrigung des wärmeren Wassers herrührt. Es ist daher zunächst notwendig, die Endtemperatur nach dem Mischen zu bestimmen. Da bei dem Prozess keine Energie verloren geht (das System ist abgeschlossen), kann man eine Energiebilanz aufstellen. Die zum Schmelzen (Schmelzenthalpie mH) und Erwärmen notwendige Energie (ErwH) ist vom Betrage her gleich der beim Abkühlen freiwerdenden Energie (AbkH). Mit TE als Endtemperatur, T1 und T2 den Anfangstemperaturen von Eis bzw. warmen Wassers sowie den Stoffmengen n1 und n2 heißt dies: m H þ Erw H þ Abk H ¼ 0 n1 m Hm þ n1 cp TE T1 þ n2 cp TE T2 ¼ 0 Auflösen nach TE ergibt cp n1 T1 þ n2 T2 n1 m Hm TE ¼ cp n1 þ n2 Die Stoffmengen n ergeben sich zu: n1 ¼ 5g ¼ 0:278 mol und 18:015 g mol1 n2 ¼ 2:78 mol Damit ergibt sich 75:24 J mol1 K1 ðð0:278 molÞ ð273 KÞ þ ð2:78 molÞ ð300 KÞÞ ð0:278 molÞ 6000 J mol1 TE ¼ 75:24 J mol1 K1 ð0:278 mol þ 2:78 molÞ ¼ 290:3 K Für die einzelnen Entropieänderungen gilt nun: Für das Schmelzen m S ¼ 1 n1 m Hm ð0:28 molÞ 6:00 kJ mol ¼ ¼ 6:15 J K1 Tm 273 K Für das Erwärmen bzw. Abkühlen (vgl. Aufgabe 1.1.22.25). S ¼ n cp ln T1 T0 290:3 K Erw S ¼ ð0:28 molÞ 75:24 J mol1 K1 ln 273 K ¼ 1:29 J K1 290:3 K Abk S ¼ ð2:8 molÞ 75:24 J mol1 K1 ln 300 K ¼ 6:92 J K1 Insgesamt ergibt sich eine Entropieänderung von +0.52 J K–1, ein positiver Wert, den man auch für einen freiwillig ablaufenden Prozess erwartet hätte. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 27. Das Anfangsvolumen ist durch das Gasgesetz für ideale Gase gegeben 1 nRTA ð1 molÞ 8:314 102 bar dm3 mol K1 ð273:15 KÞ ¼ 22:4 dm3 VA ¼ ¼ 1:013 bar pA a) Das Endvolumen VE ist laut AufgabeVE ¼ 2 VA ¼ 44:8 dm3 . Der Enddruck ist für einen adiabatischen Prozess über die Poisson’sche Gleichung (Gl. (1.1-186)) zu berechnen. c V pE ¼ pA A VE Dabei ist c ¼ cv þ R 5 3 ¼ für ein einatomiges Gas mit cv ¼ R. cv 3 2 Für den Enddruck folgt somit 53 1 pE ¼ 1:013 bar ¼ 0:32 bar 2 Zur Berechung der Endtemperatur kann das Ideale Gasgesetz oder Gl. (1.1-185) herangezogen werden. 23 c1 V 1 ¼ 273:15 K TE ¼ TA A 2 VE ¼ 172:1 K b) Für die Innere Energie gilt die Temperaturabhängigkeit: U ¼ n cv TE TA ¼ ð1 molÞ 12:47 J mol1 K1 ð172:07 K 273:15 KÞ ¼ 1261 J c) Da der Prozess reversibel ist und keine Wärme ausgetauscht wird, ändert sich die Entropie nicht. 21 22 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 1.2 Einführung in die kinetische Gastheorie 1. Gesucht: v H2 : v N2 : v O2 Nach Gl. (1.2-10) gilt für die mittlere Geschwindigkeit v der Moleküle bei fester Temperatur mit der Masse m (bzw. der Molmasse M): 1 1 v pffiffiffiffi pffiffiffiffiffi m M Für die drei Gase H2, N2 und O2 erhält man damit das Verhältnis: sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi g mol1 g mol1 g mol1 : : v H2 : v N2 : v O2 ¼ M H2 M N2 M O2 rffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1 1 1 : : ¼ 2:02 28:01 32:00 ¼ 0:71 : 0:19 : 0:18 ¼ 1 : 0:27 : 0:25 (siehe zu diesem Komplex auch Abschnitt 4.3) 2. Für ein ideales Gas hängt nach Gl. (1.2-7) die molare Translationsenergie NA etrans nur von der Temperatur ab: 3 NA etrans ¼ RT 2 3 etrans ¼ kT 2 Da 3 1 etrans ðArÞ ¼ kTAr ¼ mðArÞv2 ðArÞ 2 2 und 3 1 etrans ðHeÞ ¼ kTHe ¼ mðHeÞv2 ðHeÞ 2 2 folgt wegen der Bedingung: v2 ðArÞ ¼ v2 ðHeÞ 3kTAr 3kTHe ¼ mAr mHe TAr T ¼ He mAr mHe TAr ¼ THe mAr M 39:95 g mol1 ¼ THe Ar ¼ ð300 KÞ 3000 K mHe MHe 4:00 g mol1 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 3. Gesucht: c ¼ cp für verschiedene Moleküle cv Die molare Wärmekapazität bei konstantem Volumen cv wird über den Gleichverteilungssatz durch Bestimmung der quadratischen Freiheitsgrade ermittelt. Dabei entfällt auf einen Freiheitsgrad f eine molare Wärmekapazität von 0.5R. Es gilt dann: cv ¼ f 1 R 2 Jedes n-atomige Molekül besitzt 3n Freiheitsgrade. Darin enthalten sind drei Freiheitsgrade der Translation. Die Diskussion der Freiheitsgrade der Rotation erfordert die Unterscheidung zwischen linearer und gewinkelter Struktur eines mehratomigen Moleküls. Bei linearer Struktur werden zwei Freiheitsgrade durch Rotation beansprucht, bei gewinkelter Struktur sind es drei. Die verbleibenden Freiheitsgrade ð3n 5Þ bei linearer und ð3n 6Þ bei gewinkelter Struktur entfallen auf die Schwingungsbewegung. Jeder Freiheitsgrad der Schwingung entspricht zwei quadratischen Freiheitsgraden (aufgrund der Überlagerung von kinetischer und potentieller Energie). Die molare Wärmekapazität cp eines idealen Gases kann nach Gleichung (1.1.-111) berechnet werden: cp cv ¼ R Die Ergebnisse sind für die verschiedenen Moleküle in der Tabelle zusammengefasst. Molekül: Anzahl der Atome und Struktur 1 2 3 linear 3 gewinkelt Translation 3 3 3 3 Rotation – 2 2 3 Schwingung – 1 ðx2Þ 4 ðx2Þ 3 ðx2Þ Gesamtzahl der quadratischen Freiheitsgrade 3+0+0 ðx2Þ =3 3+2+1 ðx2Þ =7 3+2+4 ðx2Þ = 13 3+3+3 ðx2Þ = 12 cv 1.5 R 3.5 R 6.5 R 6.0 R cp 2.5 R 4.5 R 7.5 R 7.0 R c 1.67 1.29 1.15 1.17 Freiheitsgrade 23 24 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 4. Für die Änderung der Inneren Energie eines Gases bei konstantem Volumen gilt U ¼ cV T Beim betrachteten Prozess (adiabatisch) muss gelten UðHeÞ ¼ UðCl2 Þ nHe cV ðHeÞ TðHeÞ ¼ nCl2 cV ðCl2 Þ TðCl2 Þ 3 Es ist cV ðHeÞ ¼ R (nur drei Translationsfreiheitsgrade) 2 7 und cV ðCl2 Þ ¼ R (drei Translations- und zwei Rotationsfreiheitsgrade sowie ein 2 (doppelt zu zählender) Schwingungsfreiheitsgrad). Damit erhält man 3 7 ð2 molÞ R TE 600 K ¼ ð1 molÞ R TE 1100 K 2 2 und daraus TE ¼ 869 K 5. Bei reversibler adiabatischer Expansion gilt mit Gl. (1.1-182) cR T2 V1 V ¼ T1 V2 3 5 Im Falle von Helium ist cV ¼ R, für Wasserstoff beträgt der Wert R (drei Trans2 2 lations- und zwei Rotationsfreiheitsgrade). Gemessen wurde für T2 279 K ¼ 0:93 ¼ T1 300 K Im Falle von Helium würde man erwarten 23 cR R V1 V 150 cm3 32R 150 ¼ ¼ ¼ 0:89 3 180 V2 180 cm Für Wasserstoff würde sich ergeben 25 cR R V1 V 150 cm3 52R 150 ¼ ¼ ¼ 0:93 180 V2 180 cm3 Es befindet sich also Wasserstoff im Gefäß. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 6. Aus der mittleren Geschwindigkeit der Argon-Atome lässt sich die Ausgangstemperatur berechnen. Es gilt mit: 1 1 etrans ¼ mv2 ¼ mv2 2 2 1 2 1 NA mv ¼ Mv2 2 2 3 ¼ RT 2 Mv2 3R 2 39:95 103 kg mol1 ð300 m s1 Þ ¼ 3 8:314 J mol1 K1 T1 ¼ ¼ 144 K Bei der Erwärmung von 144 K auf 400 K bei konstantem Volumen wird eine Wärmemenge von Q ¼ ncv T 3 benötigt. cv ist nach Tab. (1.2-1) für Argon R: Daraus folgt: 2 3 Q ¼ ð2molÞ 8:314 J mol1 K1 ð400 K 144 KÞ 2 ¼ 6385 J 7. Es gilt für eine Temperaturänderung eines Gases bei konstantem Volumen U ¼ Q ¼ cV T Für gasförmiges H2O gilt (f ist die Anzahl der Freiheitsgrade) 1 1 1 cV ¼ ftrans R þ frot R þ 2fvib R 2 2 2 3 3 3 ¼ Rþ Rþ2 R 2 2 2 ðfvib ¼ 3n 6 ¼ 3Þ ¼ 6R Damit wird Q ¼ 6R ðTEnde TAnfang Þ ¼ 6 8:314 J mol1 K1 Þ ð15 KÞ ¼ 748 J mol1 (Das Minuszeichen gibt an, dass das System diese Wärmemenge abgegeben hat.) 25 26 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 1.3 Einführung in die statistische Thermodynamik 1. Es gibt die folgenden neun Möglichkeiten, zwei unterscheidbare Bälle A und B auf drei Behälter (I, II und III) zu verteilen: Möglichkeit Behälter I 1 A, B 2 A 3 A 4 B II B B A 5 A, B 6 A 7 III B B A 8 B 9 A A, B Man hat für den ersten Ball drei Möglichkeiten, ihn auf die Behälter zu verteilen. Dies gilt auch für den zweiten Ball, also hat man insgesamt 3 3 = 9 Möglichkeiten für beide Bälle. 2. a) Wenn sich alle 20 Moleküle im Zustand e1 befinden, ergibt sich für das statistische Gewicht nach Gl. (1.3-2): ¼ ¼ N! N0 !N1 !N2 ! N20 ! 20! 0! 20! 0! 0! 0! ¼1 mit 0! ¼ 1 b) Wenn ein Teilchen vom Zustand e1 nach e0 geht, so muss auch ein Teilchen vom Zustand e1 nach e2 gehen, damit die Gesamtenergie nicht verändert wird. Das resultierende statistische Gewicht dieses Zustandes ergibt sich zu: ¼ ¼ 20! 1! 18! 1! 0! 0! 0! 20! 18! ¼ 380 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken c) In diesem Fall hat man folgende Besetzungszahlen: N0 ¼ 7; N1 ¼ 9; N2 ¼ 2; N3 ¼ 1; N4 ¼ 1 Alle anderen Niveaus sind leer. Mit diesen Werten wird das statistische Gewicht ¼ ¼ 20! 7! 9! 2! 1! 1! 0! 0! 0! 20! 7! 9! 2! ¼ 6:65 108 3. Für das beschriebene System gibt es zwei unterschiedliche Makrozustände, die durch die folgenden Mikrozustände realisiert werden: Teilchen A mit der Energie e = e0 = 0 Teilchen B mit der Energie e = 3e1 Makrozustand 1: oder Teilchen B mit der Energie e = e0 = 0 Teilchen A mit der Energie e = 3e1 Makrozustand 2: Teilchen A mit der Energie e = e1 Teilchen B mit der Energie e = 2e1 oder Teilchen B mit der Energie e = e1 Teilchen A mit der Energie e = 2e1 4. Zur Lösung dieser Aufgabe wird auf den Abschnitt G im Mathematischen Anhang verwiesen. Es werden im Folgenden die Bezeichnungen aus diesem Abschnitt verwendet. Die Funktionen sind z ¼ exp x 2 þ y2 u¼xþy1¼0 Die benötigten Ableitungen ergeben sich daraus zu qz fx ¼ ¼ ð2x Þ exp x 2 þ y2 qx y qz ¼ ð2yÞ exp x 2 þ y2 fy ¼ qy x qu ux ¼ ¼1 qx y qu Þ ¼1 uy ¼ qy x 27 28 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken a) Lösung mit Hilfe der Substitutionsmethode Es muss nach Gl. (H-10) gelten u fx fy x ¼ 0 uy Dies führt zu x ¼ y. Aus der weiteren Bedingung (Gl. (H-6)) folgen sofort die Koordinaten des Maximums x¼y¼ 1 2 1 z ¼ exp x 2 þ y2 ¼ exp ¼ 0:607 2 b) Verfahren mit Hilfe der Lagrange’schen Multiplikatoren Man bildet die Funktion F nach der Vorschrift F ¼ z þ ku ¼ exp x 2 þ y2 þ k ðx þ y 1Þ Die ersten Ableitungen nach x und nach y werden berechnet und gleich Null gesetzt, um das Maximum zu bestimmen: Fx ¼ ð2x Þ exp x 2 þ y2 þ k ¼ 0 Fy ¼ ð2yÞ exp x 2 þ y2 þ k ¼ 0 Fk ¼ x þ y 1 ¼ 0 Aus Fx ergibt sich k. Diese Funktion für k wird in Fy eingesetzt. Daraus folgt hier 0 ¼ Fy ¼ ð2yÞ exp x 2 þ y2 þ þ2x exp x 2 þ y2 oder y¼x Die dritte Bedingung Fk liefert nun den Wert für die Koordinaten des Maximums wie unter Punkt a). x¼y¼ 1 2 z ¼ 0:607 5. Das Verhältnis der Zahl der Oszillatoren im Zustand i zur Zahl der Oszillatoren im Grundzustand (i = 0) ist gegeben durch Gl. (1.3-30): e e N ei 0 wobei ei ¼ i hm0 mit i ¼ 0; 1; 2; ::::::: ist ¼ exp i Ne0 kT 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Für i = 1 und eine Temperatur von 273 K ergibt sich daraus e e Ne1 0 ¼ exp 1 Ne0 kT hm0 0 ¼ exp kT ! 6:626 1034 J s 1:00 1013 s1 ¼ exp 1:381 1023 J K1 ð273 KÞ ¼ 0:172 Für die anderen drei Fälle berechnet man auf dem gleichen Wege i =1 2 2 T = 773 K 273 K 773 K 0.538 0.030 0.289 6. Es gilt nach Gl. (1.3-31) für den Bruchteil der Teilchen, die eine Energie e größer als (ie1) besitzen, im Falle des harmonischen Oszillators Neie1 i e1 ¼ exp Ngesamt kT Mit e1 = hm erhält man für Nee1 Ngesamt i ¼ 1 T ¼ 273 K hm ¼ exp kT ! 6:626 1034 J s 1:00 1013 s1 ¼ exp 1:381 1023 J K1 ð273 KÞ ¼ 0:172 Für die anderen drei Fälle berechnet man auf dem gleichen Wege i =1 2 2 T = 773 K 273 K 773 K 0.538 0.030 0.289 7. Es gilt nach Gl. (1.3-30) e e 1 N2 1 ¼ exp 2 ¼ 4 N1 kT Daraus folgt für e2 e2 ¼ e1 kT ln 1 4 1 ¼ 1:00 1021 J 1:381 1023 J K1 ð300 KÞ ln 4 ¼ 1:00 1021 J þ 5:743 1021 J ¼ 6:743 1021 J 29 30 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 8. Es gilt laut Gl. (1.3-30) e Nenþ1 en ¼ exp nþ1 Ne kT e ¼ exp kT 1 ¼ 1000 Daraus folgt e ¼ kT ln 1 1000 1 ¼ 1:381 1023 J K1 ð500 KÞ ln 1000 ¼ 4:77 1020 J 9. Nach Gl. (1.3-50) gilt für die Entropie eines idealen Gases S ¼ nR ln V þ ncV ln T þ const: Mit der Entropie S1 bei 273 K S1 ¼ nR ln V1 þ ncV ln T1 þ const und dem entsprechenden Wert S2 bei 373 K S2 ¼ nR ln V2 þ ncV ln T2 þ const muss dann gelten S2 S1 ¼ 0 ¼ nR ln V2 T þ ncV ln 2 V1 T1 Die molare Wärmekapazität cV eines einatomigen idealen Gases beträgt 3 cV ¼ R 2 Damit wird nR ln ln V2 3 T ¼ n R ln 2 2 V1 T1 V2 3 373 K ¼ 0:468 ¼ ln 2 273 K V1 und V2 ¼ 0:626 V1 V2 ¼ 0:626 V1 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 1.4 Einführung in die Quantentheorie 1. Nach der Bragg-Gleichung (Gl. (1.4-14)) gilt n k ¼ 2d sin hn Es ist n = 1, die Wellenlänge k und der Glanzwinkel h sind gegeben. Damit erhält man für den Netzebenenabstand d d¼ ¼ nk 2 sin hn 0:2291 109 m 2 sinð40:56 Þ ¼ 0:1762 109 m Nickel kristallisiert kubisch flächenzentriert, es gibt pro Elementarzelle zwei parallele Netzebenen. Die Gitterkonstante a ist also doppelt so groß wie der Netzebenenabstand: a¼2d ¼ 0:3624 109 m 2. Man berechnet zunächst nach Gl. (1.4-18) die Wellenlänge eines Elektrons, das mit 80 kV beschleunigt wird: 12:3 12:3 k ¼ rffiffiffiffi 1010 m ¼ rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 1010 m U 80 103 V V V ¼ 4:35 1012 m ¼ 4:35 pm Mit Hilfe der Bragg’schen Gleichung (Gl. (1.4-14)) kann die Gitterkonstante bestimmt werden. nk ¼ 2d sin hn Darin ist n die Ordnung der Beugung. Mit den Millerschen Indizes für die (200)Fläche erhält man pffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi n ¼ h2 þ k2 þ l2 ¼ 2 31 32 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Die Berechnung des Glanzwinkels hn geht aus der folgenden Skizze hervor: Es ist 1 r 2 ð29:0 mmÞ tan 2h ¼ ¼ ¼ 2:377 102 l 610 mm h ¼ 0:68 Mit Hilfe dieser beiden Werte lässt sich nun die Gitterkonstante d berechnen: 2 4:35 1012 m nk d¼ ¼ 2 sin h 2 sin 0:68 ¼ 3:66 1010 m ¼ 0:366 nm Siehe zu dieser Aufgabe auch die Aufgabe 1.4.17.1. 3. Die Planck’sche Strahlungsformel lautet (s. Gl. (1.4-27)) E ðkÞdk ¼ hc 2 dk hc 1 k5 exp kkT Wenn die Planck’sche Konstante h gegen Null gehen soll, bieten sich zwei Möglichkeiten an, den unbestimmt werdenden Ausdruck zu behandeln: a. Entwicklung des Exponentialausdruckes in eine Reihe und Abbruch nach dem ersten Glied. b. Lösung unter Verwendung der Regel von l’Hospital mit der getrennten Bildung der Ableitungen von Zähler und Nenner. Hier soll nach dem ersten Vorschlag verfahren werden. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Es gilt dann hc hc þ ::::::::: 1 exp 1 1þ kkT kkT ¼ hc kkT Diesen Ausdruck setzt man in die Strahlungsformel ein und erhält E ðkÞdk ¼ hc 2 c dk ¼ 4 kTdk hc k k5 kkT Das ist das Strahlungsgesetz von Rayleigh und Jeans (Gl. (1.4-24)). 4. Nach dem Einstein’schen Frequenzgesetz (Gl. (1.4-33)) gilt die Energiebilanz 1 hm ¼ mv2 þ e 2 Darin ist hm die Energie des einfallenden Photons, F das Austrittspotential und 1 2 mv die kinetische Energie des Elektrons. 2 Es ist für Licht der Wellenlänge k = 400 nm c hm ¼ h k 2:998 108 m s1 ¼ 6:626 1034 J s 400 109 m 19 J ¼ 4:98 10 Für die Austrittsarbeit findet man e ¼ 1:602 1019 A s ð2:25 VÞ ¼ 3:60 1019 J Die kinetische Energie des Elektrons beträgt 1 2 mv ¼ 4:98 1019 J 3:60 1019 J 2 ¼ 1:38 1019 J Die angelegte Gegenspannung U0 muss gerade so groß sein, dass die gesamte kinetische Energie des Elektrons in potentielle Energie umgewandelt wird. Es muss also 1 eU0 ¼ mv2 2 sein. Daraus folgt für die gesuchte Gegenspannung 1:38 1019 VA s 1:602 1019 A s ¼ 0:861 V U0 ¼ 33 34 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 5. An der langwelligen Grenze der Photoemission ist die kinetische Energie der ausgelösten Elektronen gerade Null. Hier gilt, wenn F das Austrittspotential bezeichnet hm ¼ e Also hm hc ¼ e ek 6:626 1034 J s 2:998 108 m s1 ¼ 1:602 1019 A s 273 109 m ¼ ¼ 4:54 V Dieses Potential soll durch Kalium um 0.5 V erniedrigt werden, es beträgt dann 4.04 V. Da die Wellenlänge und das Austrittspotential umgekehrt proportional sind, ergibt sich kmit Kalium ¼ krein rein mit Kalium ¼ ð273 nmÞ 4:54 V 4:04 V ¼ 307 nm 6. Die Wellenlänge von Materiewellen lässt sich nach der de-Broglie-Beziehung (Gl. (1.4-15)) berechnen. k¼ h p Für den Impuls p bestimmt man im vorliegenden Fall p¼mv ¼ ð75 kgÞ 5 103 m h1 ! 5 103 m h1 ¼ ð75 kgÞ 3600 s h1 ¼ 104 kg m s1 Dieser Wert führt zu einer Wellenlänge k von k¼ 6:626 1034 J s 104 kg m s1 ¼ 6:4 1036 m Die Wellenlänge von typischen Röntgenstrahlen ist demnach um etwa einen Faktor 1025 größer. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 7. Nach Gl. (1.4-89) gilt für die Energieniveaus des Elektrons im H-Atom En ¼ me e4 1 1 ¼ EA 2 n 8e20 h2 n2 n ¼ 1; 2; 3; ::: und damit für den Übergang zwischen den Niveaus mit n = 6 und n = 1 E ¼ E6 E1 1 1 ¼ EA 2 2 6 1 ¼þ 4 9:109 1031 kg 1:602 1019 A s 35 35 EA ¼ 36 36 8 8:854 1012 A s V1 m1 2 6:626 1034 J s 2 ¼ 2:12 1018 J Da gilt E ¼ hm ¼ h c k erhält man für die Wellenlänge k hc E 6:626 1034 J s 2:998 108 m s1 ¼ 2:12 1018 J k¼ ¼ 9:37 108 m ¼ 93:7 nm 8. Nach der Balmer-Formel (Gl. (1.4-68)) gilt für die beiden Spektrallinien 1 1 ~mi ¼ R m2 n2 bzw. ~miþ1 ¼ R 1 1 2 m ðn þ 1Þ2 ! Aus diesen beiden Gleichungen lässt sich m eliminieren. Man erhält ~miþ1 ~mi ¼ R 2n þ 1 n2 ðn þ 1Þ2 oder 2n þ 1 n2 ðn 2 þ 1Þ ¼ ~miþ1 ~mi R 2:304 106 m1 2:057 106 m1 1:0968 107 m1 ¼ 0:225 ¼ 35 36 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Diese Gleichung muss für einen ganzzahligen Wert von n gelten. Durch Probieren findet man n = 4. Aus den obigen Formeln für ~mi oder ~miþ1 kann nun m berechnet werden. Es ist ~m 1 1 ¼ iþ m 2 R n2 ¼ 2:057 106 m1 1 þ 1:0968 107 m1 16 ¼ 0:250 ¼ 1 4 Also ist m = 2. Das heißt, die Linien gehören zur Balmer-Serie (m = 2) und entsprechen dem Übergang von n = 4 bzw. von n = 5. 9. Für die Spektrallinien des H-Atoms gilt nach der Balmer-Formel (Gl. (1.4-68)) 1 1 ~m ¼ R m ¼ 1; 2; 3; :::; n > m m 2 n2 Die langwelligste Linie im Spektrum entspricht dem Übergang mit dem geringsten Energieunterschied. Das ist der Fall, wenn n ¼ m þ 1 ist. Dafür gilt ! 1 1 1 2m þ 1 ~m ¼ ¼ R ¼R 2 k m2 ðm þ 1Þ2 m ðm þ 1Þ2 Der Wert für m kann aus folgendem Ausdruck berechnet werden 2m þ 1 m2 ðm þ 1Þ2 ¼ 1 1 ¼ kR 1875:1 109 m 1:0968 107 m1 ¼ 0:0486 Diese Gleichung muss für einen ganzzahligen Wert von m erfüllt sein. Durch Probieren erhält man m ¼ 3. Es handelt sich also um die Paschen-Serie. 10. Die Energie, die notwendig ist, um aus einer Ce-Oberfläche ein Elektron auszulösen, ist: E ¼e ¼ 1:602 1019 A s ð2:88 VÞ ¼ 4:61 1019 J 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Ein Photon mit dieser Energie besitzt die Wellenlänge hc E 6:626 1034 J s 2:998 108 m s1 ¼ 4:61 1019 J k¼ ¼ 4:31 107 m ¼ 431 nm Die Wellenlängen der Spektrallinien der Balmer-Serie können nach Gl. (1.4-68) berechnet werden: 1 1 1 ~m ¼ ¼ R 2 n ¼ 3; 4; 5; ::: k 4 n Man erhält für n ¼ 3 k¼ ¼ 1 1 1 R 4 9 36 5 1:0968 107 m1 ¼ 656 nm Ebenso ergibt sich für die Quantenzahlen (vgl. Abb. 1.4-18) n=4 n=5 n=6 488 nm 434 nm 410 nm Photonen der Balmer-Serie mit n 6 (d. h., ab der vierten Linie der Balmer-Serie) haben also genügend Energie, um die Elektronen aus dem Ce auszulösen. Die kürzere Lösung: Aus dem allgemeinen Ansatz 1 1 e U0 hm ¼ hc~m ¼ hc R 2 2 2 n erhält man e U0 1 1 hc R 4 n2 und daraus sofort die Bedingung für n n 5:1 37 38 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 11. Im Bohr’schen Modell des H-Atoms ist die Energie des Elektrons proportional zum Kehrwert des Quadrats der Quantenzahl n (s. Gl. (1.4-89)). E/ 1 n2 Außerdem kann man zeigen (s. Gl. (1.4-79)), dass gilt: Egesamt ¼ Ekin ¼ 1 mv2 2 Insgesamt ergibt sich v/ 1 n Wenn die Hauptquantenzahl n verdoppelt wird, ändert sich die Geschwindigkeit um den Faktor 1/2 . 12. Für wasserstoffähnliche Ionen mit der Kernladung Z e erhält man nach der Bohr’schen Theorie (in Gl. (1.4-73) wird die Ladung des Kerns (þe) ersetzt durch (þZ e)) für die möglichen Energiewerte des Elektrons analog zu Gl. (1.4-89) En ¼ ðZeÞ2 e2 l 1 8e20 h2 n2 n ¼ 1; 2; 3; ::: Darin ist l die reduzierte Masse des Systems Kern-Elektron, wegen des großen Massenunterschiedes zwischen Kern- und Elektronenmasse stets nur unwesentlich von der Elektronenmasse abweichend. Es ist also für gleiches n En / Z 2 Für Li2+ (mit Z ¼ 3) gilt demnach für den Grundzustand E1 Li2þ ¼ 9 E1 ðHÞ ¼ 9 ð13:59 eVÞ ¼ 122:3 eV ¼ 1:96 1017 J Für die Ionisierung eines Li2+-Ions aus dem Grundzustand muss eine Energie von 122.3 eV zugeführt werden. 13. Das Problem eines Teilchens im dreidimensionalen Kasten wird ausführlich im Abschnitt 1.4.13 des Lehrbuchs behandelt. Die Ergebnisse für den zweidimensionalen Fall erhält man sofort, wenn man alles, was mit der dritten Koordinate (z. B. z) zu tun hat, weglässt. Es ergibt sich für einen Kasten mit den Seitenlängen a in x-Richtung und b in y-Richtung für die Wellenfunktion (analog Gl. (1.4-182)) ny p n p y nx ; ny ¼ 1; 2; 3; ::: wnx ny ðx; yÞ ¼ A sin x x sin a b 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken und für die möglichen Energiewerte (analog Gl. (1.4-183)) ! 2 h2 n2x ny En x n y ¼ þ 8m a2 b2 Eine Änderung tritt gegenüber dem dreidimensionalen Fall auf, wenn man die Entartung der Energieniveaus diskutiert. So liegt das niedrigste Niveau für einen quadratischen Kasten mit der Kantenlänge a in einer Abbildung gemäß Abb. 1.4-22 bei E = 2, das nächste Niveau bei E = 5 ist zweifach entartet. Das dritte Niveau bei E = 8 ist einfach, E = 10 ist wieder zweifach entartet. 14. Nach Gl. (1.4-164) gilt für die Energieeigenwerte eines Teilchens mit der Masse m in einem eindimensionalen Kasten der Länge a En ¼ h2 n2 8ma2 n ¼ 1; 2; 3; ::: Die Energiedifferenzen zwischen den Niveaus mit n ¼ 1 und n ¼ 2 unterscheiden sich also nur aufgrund der Länge des Kastens. Diese betragen für 1,3-Butadien Kette mit 3 Bindungen aBut ¼ 3 ð1:4 1010 mÞ ¼ 4:2 1010 m b-Carotin Kette mit 21 Bindungen aCar ¼ 21 ð1:4 1010 mÞ ¼ 29:4 1010 m Damit ergibt sich EBut a2Car 29:42 212 ¼ ¼ ¼ 2 ¼ 49 ECar a2But 3 4:22 39 40 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 15. Das Benzolmolekül wird durch einen quadratischen Kasten mit der Seitenlänge 2:8 1010 m (zwei C-C-Bindungen) angenähert. Im Molekül sind sechs p-Elektronen vorhanden, die im Grundzustand auf die drei tiefsten Niveaus verteilt werden (siehe dazu die Abbildung in der Lösung zu Aufgabe 1.4.17.13). Der höchste besetzte Zustand hat die Quantenzahlen (nx ¼ 1; ny ¼ 2) bzw. (nx ¼ 2; ny ¼ 1). Der erste angeregte Zustand wird durch die Quantenzahlen (nx ¼ 2; ny ¼ 2) charakterisiert. Die zugehörigen Energiewerte sind h2 2 1 þ 22 2 8ma 2 6:626 1034 J s ¼ 2 5 8 9:109 1031 kg 2:8 1010 m E12 ¼ E21 ¼ ¼ 3:842 1018 J und E22 ¼ h2 2 2 þ 22 8ma2 ¼ 6:148 1018 J Beim Übergang vom Grundzustand in den ersten angeregten Zustand wird eine Energie von E ¼ E22 E12 ¼ 2:306 1018 J benötigt. Diese kann durch Licht der Wellenlänge 6:626 1034 J s 2:998 108 m s1 hc ¼ k¼ E 2:306 1018 J ¼ 8:61 108 m ¼ 86:1 nm zur Verfügung gestellt werden. 16. Eine Kugel mit dem Radius r1 ¼ 5:3 109 m hat ein Volumen von V1 ¼ 6.236 10–31 m3. Das gleiche Volumen füllt ein Würfel mit den Kantenlängen a ¼ 8:544 1011 m aus. Für ein Teilchen der Masse m (hier ein Elektron) im dreidimensionalen Kasten mit der Kantenlänge a kann man nach Gl. (1.4-185) die möglichen Energiewerte berechnen. h2 2 nx ; ny ; nz ¼ 1; 2; 3; ::: nx þ n2y þ n2z Enx ny nz ¼ 2 8ma Im Grundzustand gilt für die Quantenzahlen nx ¼ ny ¼ nz ¼ 1. Daraus ergibt sich der Energieeigenwert: 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken E111 ¼ 2 6:626 1034 J s 2 3 8 9:109 1031 kg 8:544 1011 m ¼ 2:48 1017 J Aus der Bohr’schen Theorie kann nach Gl. (1.4-89) für den Grundzustand folgender Wert bestimmt werden: E1;Bohr ¼ me e4 1 8e20 h2 n2 n ¼ 1; 2; 3; ::: 4 9:109 1031 kg 1:602 1019 A s 1 ¼ 2 2 2 12 34 1 1 1 8 8:854 10 AsV m 6:626 10 Js ¼ 2:18 1018 J 17. Die Wellenfunktion eines Teilchens im linearen, potentialfreien Kasten der Länge a lautet in Abhängigkeit von der Quantenzahl n (Gl. (1.4-163)): rffiffiffi 2 np sin x wn ¼ a a Die Wahrscheinlichkeitsdichte ist damit: 2 2 2 np w ¼ sin x n a a Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit im Intervall 1/3 a bis 2/3 a. 2a W¼ Z3 a 3 2a 2 w dx ¼ n Z3 a 3 2 2 np sin x dx a a 1 Es ist sin2 a ¼ ½1 cosð2aÞ (vgl. Mathematischer Anhang, I-2). 2 Damit folgt für das Integral: Z Z 2 2 np 1 2np sin x dx ¼ 1 cos x dx a a a a x 1 2np sin x ¼ a 2np a Einsetzen der Integrationsgrenzen liefert für den n-ten Zustand: 2a W¼ Z3 a 3 ¼ 2 w dx ¼ 1 2 a 1 sin 2np 2 a 1 1 a 1 sin 2np 1 a n a 3 2np a 3 a 3 2np a 3 1 1 4np 2np sin sin 3 2np 3 3 41 42 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken a) Für den Grundzustand ist n ¼ 1 und die Wahrscheinlichkeit: 2a W¼ Z3 a 3 2 w dx ¼ 1 1 sin 4p sin 2p 1 3 2p 3 3 ¼ 0:61 b) Für den ersten angeregten Zustand ist n ¼ 2 und die Wahrscheinlichkeit 2a W¼ Z3 2 w dx ¼ 0:20 2 a 3 Dass die Wahrscheinlichkeit für den angeregten Zustand geringer ist, wird aus dem Verlauf der Wellenfunktion im betrachteten Intervall (Abb. 1.4-21) deutlich. 18. Die Energie des Menschen ist durch dessen kinetische Energie gegeben !2 mv2 1 6 km h1 E ¼ Ekin ¼ ¼ 70 kg 2 3600 s h1 2 ¼ 97:2 J Die Energiebarriere entspricht der potentiellen Energie, die notwendig ist, 70 kg um 4 m anzuheben, sodass ein Überqueren der Mauer möglich ist. V0 ¼ Epot ¼ mgh ¼ ð70 kgÞ 9:81 m s2 ð4 mÞ ¼ 2747 J Für die Tunnelwahrscheinlichkeit T gilt in sehr guter Näherung (Gl. (1.4-253)) ( 1 ) 16E V0 E 2ma2 V0 E 2 exp 2 T¼ V02 h2 Einsetzen liefert für den Transmissionskoeffizienten T 8 " #12 9 < 16 ð97:2 JÞ ð2747 J 97:2 JÞ 2 ð70 kgÞ ð0:2 mÞ2 ð2747 J 97:2 JÞ = T¼ exp 2 2 ; : ð2747 JÞ2 1:05 1034 J s ¼ 0:55 exp 2:32 1036 1010 36 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 19. Die Höhe des Potentialwalls ist V0 ¼ 2 eV ¼ 3:204 1019 J Die thermische Energie des Elektrons ist E ¼ kT ¼ 1:38 1023 J K1 ð300 KÞ ¼ 4:14 1021 J Damit wird 2ma2 V0 E 2 h ¼ 2 2 9:1 1031 kg 1 109 m ð3:20 0:04Þ 1019 J 2 1:05 1034 J s ffi 52:2 >> 1 Damit ist die Bedingung für die Näherung in Gl. (1.4-253) erfüllt. Für den Transmissionskoeffizienten T gilt also in diesem Fall ( 1 ) 16E V0 E 2ma2 V0 E 2 exp 2 Tffi V02 h2 pffiffiffiffiffiffiffiffiffi 16 4:1 1021 J 3:16 1019 J exp 2 52:2 ffi 2 3:2 1019 J ffi 0:2 5:3 107 ffi 107 20. Das Auto hat eine Geschwindigkeit von vAuto ¼ 120 km h1 ¼ 33:3 m s1 3600 s h1 mit einer Ungenauigkeit von vAuto ¼ 0:04 vAuto ¼ 0:04 33:3 m s1 ¼ 1:33 m s1 Das Elektron erhält durch die Beschleunigungsspannung U eine kinetische Energie von 1 T ¼ mv2 ¼ eU 2 und damit eine Geschwindigkeit von rffiffiffiffiffiffiffiffiffi sffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi 2 1:602 1019 A s ð1000 VÞ 2eU ¼ vElektron ¼ m 9:109 1031 kg ¼ 1:87 107 m s1 43 44 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Die Unschärfe der Geschwindigkeit des Elektrons beträgt vElektron ¼ 0:04 vElektron ¼ 0:04 1:87 107 m s1 ¼ 7:5 105 m s1 Die jeweilige Unschärfe des Ortes lässt sich durch die Heisenberg’sche Unschärferelation berechnen (s. Gln. (1.4-66/67)): x v ¼ h 2pm Man erhält xAuto ¼ 6:626 1034 J s ¼ 6:6 1038 m 2p ð1200 kgÞ ð1:33 m s1 Þ xElektron ¼ 6:626 1034 J s ¼ 1:5 1010 m 2p 9:1 1031 kg 7:5 105 m s1 Die Unschärfe des Ortes des Elektrons ist um ca. 28 Größenordnungen größer als die des Autos. Beim Elektron liegt sie in atomarer Größenordnung, beim Auto ist sie unmessbar klein. 1.5 Einführung in die chemische Kinetik 1. a) Ein einfacher Weg, die Ordnung einer Reaktion zu ermitteln, ist die graphische Darstellung der Messwerte (siehe dazu die Diskussion in Abschnitt 1.5.6). In dieser Aufgabe versucht man zunächst einen Ansatz für eine Reaktion erster Ordnung und trägt ln c (genauer ln at a1 ) als Funktion der Zeit t auf. Für alle Versuchsreihen (siehe folgende Darstellungen) wird so eine Gerade erhalten. Dies bestätigt die Annahme einer Reaktion erster Ordnung. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 45 46 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken b) Für diese Gerade gilt folgende Gleichung (s. Gl. (1.5-15)) ln c ¼ ln c0 kt Aus der Steigung der Geraden erhält man die Geschwindigkeitskonstante k. Eine Regressionsanalyse liefert folgende Werte für k: kI kII kIII kIV kV k/min–1 3.73 10–1 9.19 10–2 1.59 10–2 4.25 10–3 1.10 10–2 k/s–1 6.22 10–3 1.53 10–3 2.65 10–4 7.08 10–5 1.84 10–4 c) Aus der Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten gewinnt man mit Hilfe der Arrhenius-Gleichung (Gln. (1.5-79) und (1.5-80)) die Aktivierungsenergie der Reaktion. Nach Gl. (1.5-80) ln k ¼ ln k0 Ea 1 R T sollte die Auftragung von ln k gegen die reziproke Temperatur eine Gerade ergeben. In der folgenden Darstellung ist dies für die vier zusammengehörenden Messreihen I bis IV geschehen: 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Aus der Steigung m lässt sich die Aktivierungsenergie berechnen: Ea R Ea ¼ m R m ¼ ¼ ð10902 KÞ 8:314 J mol K1 ¼ 91 kJ mol1 Die so ermittelte Aktivierungsenergie beträgt etwa 91 kJ mol–1. d) Das Verhältnis der Geschwindigkeitskonstanten k(III) : k(V) = 1.4 entspricht etwa dem Verhältnis der H+-Ionen-Konzentrationen. Die Geschwindigkeitskonstante ist also in erster Näherung der Konzentration der katalytisch wirksamen H+-Ionen proportional. 2. Für den radioaktiven Zerfall (Reaktion erster Ordnung) gilt nach Gl. (1.5-21) N ¼ N0 ekt mit k¼ ln 2 ln 2 ¼ ¼ 4:95 1011 a1 t1=2 1:4 1010 a Damit wird N ¼ k t ln N0 und ln NN 0 t¼ k 0:9N ln N 0 0 ¼ 4:95 1011 a1 ¼ 2:128 109 a Es dauert etwa 2.1 109 Jahre, bis 10 % eines Thoriumpräparats zerfallen sind. 3. Die Reaktionsgeschwindigkeit entspricht der Messgröße „Strömungsgeschwindigkeit Q“. Diese ist zeitlich konstant. Es handelt sich also um eine Reaktion nullter Ordnung (siehe Gl. (1.5-45). Die Aktivierungsenergie der Reaktion wird über die Temperaturabhängigkeit der Geschwindigkeitskonstanten k berechnet. Es gilt die Arrhenius-Gleichung (Gl. (1.5-80)): Ea kn ¼ k0 eRT bzw. ln kn ¼ ln k0 Ea 1 R T 47 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Eine Auftragung von ln(Q) als Funktion von 1/T sollte eine Gerade mit der Steigung (–EA/R) ergeben. Die Messwerte sind im folgenden Diagramm aufgetragen. 2.5 2 In(Q) 48 1.5 1 0.5 y = –4649x + 8.2307 0 0.0012 0.0013 0.0014 0.0015 T 0.0016 0.0017 0.0018 –1[K –1] Aus einer Regressionsanalyse erhält man für die Steigung m = –4649 K. Damit wird Ea ¼ m R ¼ ð4649 KÞ 8:314 J mol1 K1 ¼ 38 kJ mol1 4. Für eine Reaktion erster Ordnung gilt für den zeitlichen Verlauf der Konzentration eines Stoffes A nach Gl. (1.5-15) ½A ¼ ½A0 ekt Daraus ergibt sich: ½A ln ¼ k t ½A0 und mit den beobachteten Werten ½A ln ½A0 k¼ t ln ð0:36Þ ¼ 6h ¼ 0:170 h1 Für die Halbwertszeit gilt: ln 2 k ln 2 ¼ ¼ 4:08 h 0:170 h1 t1=2 ¼ Die Halbwertszeit der Reaktion beträgt vier Stunden. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 5. Für eine Reaktion des Typs A+B!C+D, die nach zweiter Ordnung verläuft und in der gleiche Anfangskonzentrationen eingesetzt werden, gilt nach Gl. (1.5-30) folgendes Zeitgesetz 1 1 ¼ k2 t ½A ½A0 Die Anfangskonzentrationen in der Mischung betragen für beide Substanzen 0.05 mol dm–3. Mit den experimentell ermittelten Daten ergibt sich für die Zeit, nach der 40 % des Esters verseift sind 1 1 ½A ½A0 t¼ k2 1 1 0:03 mol dm3 0:05 mol dm3 ¼ 2:38 dm3 mol1 min1 ¼ 5:60 min 6. a) Nach den ersten zwei Stunden Reaktionszeit nahm die Konzentration eines Ausgangsstoffes auf die Hälfte der Ausgangskonzentration ab. Gleiches gilt, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt die Konzentrationen dieses Stoffes im zeitlichen Abstand von zwei Stunden vergleicht. Dies bedeutet, dass die Halbwertszeit der Reaktion – unabhängig vom Zeitpunkt der Messung – konstant ist. Dies ist nur bei Reaktionen erster Ordnung der Fall (siehe auch Abb. 1.5-5). Die Anfangskonzentration ist in diesem Fall nach drei Halbwertszeiten, also sechs Stunden, auf ein Achtel der Anfangskonzentration gesunken. b) Im zweiten Experiment beträgt die Halbwertszeit zu Beginn des Versuches wie in a) auch zwei Stunden, wird aber dann größer. Dies trifft für Reaktionen mit Reaktionsordnungen größer als 1 zu (siehe Abb. 1.5-5). Man versucht nun zunächst einen Ansatz gemäß einer Reaktion zweiter Ordnung. Für diese gilt ein Zeitgesetz der Form (Gl. (1.5-30)) 1 1 ¼ k2 t ½A A0 Aus den Angaben für die ersten beiden Stunden Reaktionszeit lässt sich k2 berechnen: 1 1 ¼ k2 ð2hÞ 0:5 ½A0 ½A0 k2 ¼ 1 ð2hÞ ½A0 49 50 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Mit diesem Wert für k2 berechnet man zunächst die Konzentration des Stoffes A nach einer Stunde Reaktionszeit. Es ergibt sich 1 1 ¼ k2 ð1 hÞ ½A1h ½A0 2 ½A1h ¼ ½A0 3 Diese Konzentration ist die neue Anfangskonzentration, mit der man nun wieder nach der obigen ersten Gleichung die Konzentration nach insgesamt vier Stunden Reaktionszeit berechnet 1 1 ¼ k2 ð3 hÞ ½A4h ½A1h 1 ½A4h ¼ ½A0 3 Dies ist aber genau die Hälfte der Konzentration, die nach einstündiger Reaktionszeit gemessen wurde. Die Rechnung spiegelt also das experimentelle Geschehen exakt wider. Die Reaktion verläuft demnach nach zweiter Ordnung. Um die Zeit zu bestimmen, nach der die Anfangskonzentration auf ein Achtel ihres Wertes gesunken ist, benutzt man wieder die obige erste Gleichung mit dem ermittelten Wert für k2. Es ergibt sich t ¼ 14 h 7. Zur Bestimmung der Reaktionsordnung einer Reaktion nutzt man die Gleichungen (1.5-(53-56)). Da bei der untersuchten Reaktion die Halbwertszeiten nicht konstant sind, kann es sich nicht um eine Reaktion erster Ordnung handeln. Versucht man als nächstes einen Ansatz für eine Reaktion nullter Ordnung, sollte nach Gl. (1.5-53) p0 ½A0 / ¼ 2k0 t1=2 t1=2 gelten, t1=2 also linear von p0 abhängig sein. Im Diagramm sind die Messwerte aufgetragen. Ersichtlich ergibt sich eine Gerade durch den Nullpunkt. Es handelt sich demnach um eine Reaktion nullter Ordnung. Aus einer Regressionsanalyse erhält man für die Steigung m einen Wert von m = 33.3 s mbar–1. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 900 800 700 t1/2 [s] 600 500 400 300 200 y = 33.3x – 0.8549 100 0 0 5 10 15 20 25 30 p0 [mbar] Mit Hilfe dieses Wertes lässt sich die Geschwindigkeitskonstante k2 berechnen: k2 ¼ 1 2m 1 2 33:3 s mbar1 ¼ 0:015 mbar s1 ¼ 8. a) Bei dieser Gasphasenreaktion nimmt der Gesamtdruck ab, da 1 mol Gas verschwindet. Da gleichzeitig genauso viel Mol N2 entstehen, ist dp dp N2 ¼ dt dt Ersichtlich ist dann auch dp 1 dp H2 O ¼ dt 2 dt Für die Edukte gilt dann wegen der Stöchiometrie entsprechend dp 1 dpðNOÞ 1 dp H2 ¼ ¼ dt 2 dt 2 dt b) Der Ansatz für die Geschwindigkeitsgleichung für die Anfangsgeschwindigkeit ist b dp ¼ k pðNOÞa p H2 dt 0 c) Das Verhältnis der Anfangsgeschwindigkeiten von Versuchsreihe A und C ist 0:0048 pA ðNOÞa 0:5 a ¼ ¼ 0:0012 pC ðNOÞa 0:25 a ¼ log2 4 ¼ 2 51 52 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Damit ist die Reaktionsordnung bezüglich Stickstoffmonoxid gleich 2. Für Wasserstoff erhält man durch eine analoge Betrachtung der Ergebnisse aus den Reihen B und C eine Reaktionsordnung von 1. d) Die Geschwindigkeitskonstante kann mit Hilfe der Gleichung aus Aufgabenteil b) mit den Exponenten aus Aufgabenteil c) bestimmt werden, wenn die Ergebnisse einer der Versuchsreihen eingesetzt werden. Nutzen wir die Ergebnisse aus Versuchsreihe A, gilt 0:0048 bar min1 ¼ k ð0:5 barÞ2 ð0:2 barÞ1 k ¼ 0:096 bar2 min1 9. a) Da die Bildungsgeschwindigkeit von der Konzentration an B unabhängig ist, muss B in einem so großen Überschuss vorliegen, dass sich die Konzentration im Verlauf der Reaktion praktisch nicht verändert. b) Die Halbierung der Ausgangskonzentration nach einer Stunde würde für eine Reaktion erster Ordnung eine Halbwertszeit von 1 h bedeuten, d. h. mit jeder weiteren Stunde halbiert sich die Konzentration erneut. Zeit /h 0 1 2 3 Konzentration A0 =4 A0 =8 A0 =16 A0 =32 Die Tabelle zeigt die Entwicklung unter der Annahme einer Reaktion erster Ordnung mit t1=2 ¼ 1 h innerhalb von drei Stunden. Der Verlauf entspricht der Beobachtung. Damit liegt eine Reaktion erster Ordnung bezüglich A vor. c) Für eine Reaktion erster Ordnung gilt das Zeitgesetz c ¼ ct¼0 ekt mit k¼ ln 2 t1=2 wenn mit t1/2 die Zeit bezeichnet wird, nach der die Hälfte der Substanz umgesetzt ist. Hier ist die Halbwertszeit 1 h, bekannt ist die Konzentration für den Zeitpunkt nach 7 h Reaktion. Dann ergibt sich die Anfangskonzentration aus ct¼0 ¼ c eþkt ð7 hÞ ln 2 ¼ 7:8 103 mol dm3 exp 1h 3 3 ¼ 7:8 10 mol dm 128 ¼ 1 mol dm3 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 10. Die Reaktionsgeschwindigkeit für die Hinreaktion lässt sich schreiben als v! ¼ k2 ½Hþ ½OH Für die Rückreaktion gilt entsprechend v ¼ k1 ½H2 O Im Gleichgewicht sind die Geschwindigkeiten der Hin- und der Rückreaktion gleich groß. Es ergibt sich aus dieser Bedingung k2 ½Hþ ½OH ¼ k1 ½H2 O k2 ¼ ¼ k1 ½H2 O ½Hþ ½OH 2:7 105 s1 ð55:56 mol dm3 Þ 1014 mol2 dm6 ¼ 1:5 1011 dm3 mol1 s1 1.6 Einführung in die Elektrochemie 1. In einem Silbercoulometer läuft bei der Abscheidung die Reaktion Agþ ðaqÞ þ e ! AgðsÞ ab. Aus der abgeschiedenen Menge mAg an Silber lässt sich die Molzahl nAg berechnen: mAg nAg ¼ MAg ¼ 0:856 g 107:88 g mol1 ¼ 7:94 103 mol Nach Gl. (1.6-7) entspricht diese Molzahl einer geflossenen Ladung von Q ¼ nAg z F ¼ 7:94 103 mol 1 96485 As mol1 ¼ 7:66 102 As Im Knallgascoulometer laufen an den Elektroden die folgenden Reaktionen ab: 4 Hþ ðaqÞ þ 4e ! 2 H2 ðgÞ 2 H2 O ! O2 ðgÞ þ 4 Hþ ðaqÞ þ 4 e Eine Ladungsmenge von 4 F (4 mol Elektronen) erzeugt also 3 mol Knallgas. Es gilt dann 3 3 nKnallgas ¼ nAg ¼ 7:94 103 mol 4 4 ¼ 5:96 103 mol 53 54 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Das zugehörige Volumen des Knallgases berechnet man mit Hilfe des Idealen Gasgesetzes V¼ nRT p 5:96 103 mol 8:314 J mol1 K1 ð298 KÞ ¼ 0:960 105 Pa 4 3 ¼ 1:54 10 m ¼ 154 cm3 2. Für den Widerstand eines elektrischen Leiters gilt (siehe Gln. (1.6-27, 28)) R¼q l 1 ¼ C A j Darin ist 1 q l C¼ A j¼ die spezifische elektrische Leitf ähigkeit und die Zellkonstante der Elektrolysezelle Der Widerstand der KNO3-Lösung setzt sich aus zwei Anteilen zusammen, demjenigen des reinen Wassers und dem Anteil, der auf das Kaliumnitrat zurückzuführen ist. Es ist dann 1 1 1 ¼ þ Rgesamt RKNO3 RH2 O Aus den gemessenen Werten lässt sich der KNO3-Anteil ermitteln: 1 RKNO3 ¼ 1 1 3866:3 96 104 ¼ 2:5760 104 1 Die spezifische Leitfähigkeit des KNO3-Anteils lässt sich aus der molaren Leitfähigkeit berechnen: jKNO3 ¼ KNO3 c ¼ 123:65 1 cm2 mol1 0:001 mol l1 ¼ 1:2365 104 1 cm1 Damit erhält man für die Zellkonstante C: C ¼jR ¼ 1:2365 104 1 cm1 ¼ 0:48000 cm1 1 2:5760 104 1 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Im Falle des Rubidiumchlorids muss nun ebenso verfahren werden. Aus den gemessenen Werten berechnet man zunächst den RbCl-Anteil an der Leitfähigkeit 1 1 1 ¼ RRbCl 3698:0 96 104 ¼ 2:6937 104 1 und daraus mit dem bekannten Wert für die Zellkonstante C die spezifische Leitfähigkeit jRbCl jRbCl ¼ C RRbCl ¼ 0:48000 cm1 2:6937 104 1 ¼ 1:2930 104 1 cm1 Die gesuchte molare Leitfähigkeit RbCl folgt nun sofort nach j RbCl ¼ RbCl cRbCl ¼ 1:2930 104 1 cm1 0:001 mol l1 ¼ 129:30 1 cm2 mol1 3. Aus den gemessenen Werten für die Leitfähigkeiten der Lösung und des zum Lösen des AgBr verwendeten Wassers lässt sich die spezifische Leitfähigkeit des AgBr-Anteils in der Lösung bestimmen (siehe dazu auch Aufgabe 1.6.12.2): jAgBr ¼ jLösung jH2 O ¼ 15:37 108 1 cm1 4:05 108 1 cm1 ¼ 11:32 108 1 cm1 Weiterhin kann analog Gl. (1.6-43) die molare Grenzleitfähigkeit von AgBr berechnet werden: 0 ðAgBrÞ ¼ 0 ðAgNO3 Þ þ 0 ðHBrÞ 0 ðHNO3 Þ ¼ ð133:3 þ 429:4 420:0Þ 1 cm2 mol1 ¼ 142:7 1 cm2 mol1 Nach Gl. (1.6-29) ergibt sich die Konzentration des AgBr in der Lösung zu jAgBr cðAgBrÞ ¼ 0 ðAgBrÞ ¼ 11:32 108 1 cm1 142:7 1 cm2 mol1 ¼ 7:93 107 mol l1 55 56 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Damit wird die Löslichkeit c c ¼ MAgBr cðAgBrÞ ¼ 187:78 g mol1 7:93 107 mol l1 ¼ 1:49 104 g l1 4. Da nach Gl. (1.6-46) die Summe der Überführungszahlen gleich Eins ist, gilt tNaþ ¼ 1 tCl ¼ 1 0:617 ¼ 0:383 Nach Gln. (1.6-44) und (1.6-45) lassen sich aus den Gesamtleitfähigkeiten die Anteile der einzelnen Ionen berechnen. Mit m+ = m- = 1 wird für den 1-1-wertigen Elektrolyten NaCl ðNaþ Þ ¼ tNaþ ðNaClÞ ¼ 0:383 92:02 1 cm2 mol1 ¼ 35:24 1 cm2 mol1 ðCl Þ ¼ tCl ðNaClÞ ¼ 0:617 92:02 1 cm2 mol1 ¼ 56:78 1 cm2 mol1 Die Beweglichkeiten der Ionen erhält man nach Gln. (1.6-31, 32) zu uðNaþ Þ ¼ ðNaþ Þ 35:24 1 cm2 mol1 ¼ zþ F 1 96485 A s mol1 ¼ 3:65 104 cm2 V1 s1 uðCl Þ ¼ ðCl Þ 56:78 1 cm2 mol1 ¼ z F 1 96485 A s mol1 ¼ 5:88 104 cm2 V1 s1 Die Geschwindigkeiten v der Ionen sind proportional der elektrischen Feldstärke E vðNaþ Þ ¼ uðNaþ Þ E ¼ uðNaþ Þ U l ¼ 3:65 104 cm2 V1 s1 5:2 V 9 102 m ¼ 2:1 106 m s1 vðCl Þ ¼ uðCl Þ E ¼ uðCl Þ U l ¼ 5:88 104 cm2 V1 s1 ¼ 3:4 106 m s1 5:2 V 9 102 m 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken 5. Die Grenzleitfähigkeiten von Ionen in verschiedenen Lösungsmitteln verhalten sich bei gleicher Temperatur wie die Viskositäten dieser Lösungsmittel (Walden’sche Regel, Gl. (1.6-51)). Dabei ist vorausgesetzt, dass der Radius des Ions in den verschiedenen Lösungsmitteln gleich bleibt, also keine unterschiedlichen Solvatationseffekte auftreten. Es gilt dann 0 ðTBA Pikrat in PyridinÞ ¼ 0 ðTBA Pikrat in NitrobenzolÞ gðNitrobenzolÞ gðPyridinÞ 1:811 103 kg m1 s1 ¼ 27:9 1 cm2 mol1 0:8824 103 kg m1 s1 ¼ 57:3 1 cm2 mol1 Weiter gilt 0 ðTBA PikratÞ ¼ 0 ðTBA IonÞ þ 0 ðPikrat IonÞ und damit 0 ðTBA IonÞ ¼ 57:3 1 cm2 mol1 33:7 1 cm2 mol1 ¼ 23:6 1 cm2 mol1 6. Es handelt sich bei Kaliumnitrat um einen starken Elektrolyten, eine Auftragung gemäß des Gesetzes von Kohlrausch (Gl. (1.6-40)) pffiffi c ¼ 0 k c sollte eine Gerade mit der Steigung (–k) ergeben. In der folgenden Abbildung sind die Werte in dieser Weise aufgetragen. 57 58 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Ersichtlich verläuft die Kurve über einen weiten Konzentrationsbereich linear. Für die Punkte bis zu einer Konzentration von 0.01 mol l–1 (bis etwa zu dieser Konzentration gilt die Debye-Hückel-Theorie der starken Elektrolyte) ergibt eine Regressionsanalyse für den Schnittpunkt mit der Ordinate den Wert 0 ¼ 126:2 1 cm2 mol1 Für die Steigung der Geraden ermittelt man k ¼ 78:9 1 cm7=2 mol3=2 Nach der Theorie von Debye-Hückel-Onsager lässt sich die Leitfähigkeit c folgendermaßen berechnen (Gl. (1.6-98)) 2 3 1 jzþ z jq 1=2 4 3=2 3=2 3=2 8:8606 10 K m mol 6 7 pffiffiffi þ 6 7 pffiffi 1þ q 0 er T 7 I c ¼ 0 6 6 7 1 4 3=2 þ 5 5 2 2 1=2 1=2 þ 1:304 10 A s m K mol 1=2 ðjz j þ jz jÞ g er T Den Wert für q ermittelt man für KNO3 nach Gl. (1.6-97) zu 1/2 und die Ionenstärke I nach Gl. (1.6-72). Damit ergibt sich mit den Daten für T, g und er in der Aufgabe rffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffiffi c 1 1 2 c ¼ 0 0:2276 0 þ 50:740 cm mol mol dm3 Setzt man für 0 den oben extrapolierten Wert ein, erhält man für die Steigung k k ¼ 0:2276 126:2 1 cm2 mol1 þ 50:740 1 cm2 mol1 ¼ 79:5 1 cm7=2 mol3=2 in guter Übereinstimmung mit dem gemessenen Wert. 7. Das Gesetz von Kohlrausch für den Zusammenhang der Äquivalentleitfähigkeit und der Konzentration für starke Elektrolyte sagt nach Gl. (1.6-40) folgende Abhängigkeit voraus: pffiffi c ¼ 0 k c pffiffi Eine Darstellung der Werte für c als Funktion von c sollte also eine Gerade ergeben. In der folgenden Abbildung sind die Messwerte entsprechend aufgetragen. 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Die Auftragung nach Gl. (1.6-40) liefert keine Gerade. Demzufolge ist die Benzoesäure kein starker Elektrolyt. Mit dem Ostwald’schen Verdünnungsgesetz hat man eine quantitative Beziehung zur Beschreibung der schwachen Elektrolyte gefunden. Es führt zu einer linearen Abhängigkeit der Äquivalentleitfähigkeit von der Konzentration, wenn man annimmt, dass der Dissoziationsgrad a gegen 1 strebt. Dann ergibt sich (Gl. (1.6-63)): c ¼ 0 0 c Kc Die nächste Abbildung zeigt die entsprechende Auftragung. 59 60 1 Einführung in die physikalisch-chemischen Betrachtungsweisen, Grundbegriffe und Arbeitstechniken Auch diese Auftragung liefert keine Gerade. Das ist darauf zurückzuführen, dass die zur Ableitung der Gl. (1.6-63) gemachte Annahme, dass a nahezu gleich 1 ist, selbst bei der niedrigsten Konzentration bei weitem noch nicht erfüllt ist. Die molare Grenzleitfähigkeit 0 von Benzoesäure berechnet man analog zu Gl. (1.6-43): 0 C6 H5 COOH ¼ 0 C6 H5 COONa þ 0 ðHClÞ 0 ðNaClÞ ¼ ð82:3 þ 426:0 126:5Þ 1 cm2 mol1 ¼ 381:8 1 cm2 mol1 Den Dissoziationsgrad a und die Dissoziationskonstante Kc berechnet man nach den Gln. (1.6-59, 58): a¼ c 0 Kc ¼ a2 c 1a Dabei ist in der letzten Gleichung für c der Zahlenwert der Konzentration, gemessen in (moldm–3), einzusetzen. In der folgenden Tabelle sind die ermittelten Werte zusammengestellt. c (mol dm–3) a Kc c (mol dm–3) a Kc 9,0210–5 0,558 6,3510–5 1,0710–3 0,217 6,4410–5 1,9110–4 0,435 6,4010–5 1,3210–3 0,198 6,4510–5 2,6310–4 0,387 6,4310–5 2,0510–3 0,1628 6,4910–5 3,8110–4 0,335 6,4310–5 7,2210–3 0,0916 6,6710–5 7,5110–4 0,253 6,4410–5 1,43610–2 0,0651 6,5110–5 Der Dissoziationsgrad nimmt von a (c = 9,02 10–5 M) = 0,558 auf a (c = 1,436 10–2 M) = 0,065 ab. Kc ist dagegen nahezu unabhängig von der Konzentration.