apoFokus - apoBank

Werbung
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilien – Alles nur Fassade?
> Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
> Offene Immobilienfonds – Status Quo
> Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
Ausgabe 4│2009
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Düsseldorf, unterliegt der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn/Frankfurt.
Die in diesem apoFokus enthaltenen Informationen stellen keine Anlageberatung dar. Sie zielen nicht auf das individuelle
Anlageprofil des Empfängers ab, sondern enthalten allgemeine Informationen, die eine selbstständige Anlageentscheidung
erleichtern sollen. Mit dem apoFokus ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf verbunden.
Der apoFokus beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Die
vorliegende Publikation gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder. Die Inhalte sind sorgfältig recherchiert. Eine Haftung/Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann im Einzelfall aber nicht übernommen werden.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank.
2
Immobilien – Alles nur Fassade?
Inhalt
Einleitung
4
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
4
Offene Immobilienfonds – Status Quo
31
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
37
Zusammenfassung
43
3
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Einleitung
Einleitung
Die Finanz- und Wirtschaftskrise macht auch nicht vor der Anlageklasse
Immobilien halt. Fast täglich sind den Medien immer wieder neue Hiobsbotschaften bezüglich sinkender Verkaufserlöse, fallender Mietpreisniveaus und
wegbrechender Nachfrage nach Büros, Handelsimmobilien, Lager- und
Logistik-Flächen sowie auch nach Wohnraum zu entnehmen.
Kapitel 1 – Aktuelle Lage und
Ausblick auf die Immobilienteilmärkte
Kapitel 2 – Hintergrundinformationen zur derzeitigen Lage
offener Immobilienfonds
Kapitel 3 – Mögliche
zukünftige Entwicklungen bei
offenen Immobilienfonds
Für alle Anleger, die – direkt oder indirekt – in Immobilien investiert sind
bzw. in diese investieren wollen, ist deshalb die zukünftige Entwicklung der
einzelnen Teilmärkte unter Berücksichtigung der verschiedenen Nutzungsarten von Bedeutung. Der erste Teil dieses apoFokus bezieht sich daher auf
den direkten Immobilienmarkt und gibt einen Überblick über dessen Lage
und mögliche zukünftige Entwicklungen.
Offene Immobilienfonds sind ein beliebtes und sinnvolles Instrument für Privatanleger, die indirekt in Immobilien investieren wollen. Im Oktober 2008
waren einige Fondsmanager offener Immobilienfonds gezwungen, mit der
Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen auf verstärkte Rückgabewünsche seitens verschiedener Anlegerkreise zu reagieren. Die Verweigerung
des Rückkaufs von Anteilen löste bei vielen Anlegern – oft auch mangels
besseren Wissens – Ängste und Bedenken hinsichtlich der zukünftigen Wertentwicklung von Anteilen offener Immobilienfonds aus. Im zweiten Teil dieser Publikation werden daher die Hintergründe und auch die Auswirkungen
der Rücknahmeaussetzung detaillierter beschrieben.
Für Anleger sind zur Beurteilung einer Investition jedoch vielmehr zukünftige
Potenziale von Relevanz. Der dritte Teil dieses apoFokus gibt deshalb einen
Ausblick über die wahrscheinlichen zukünftigen Entwicklungen und Chancen
bei offenen Immobilienfonds
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Immobilien unter Einfluss der Finanz- und Wirtschaftskrise
Heterogenität gebietet
detaillierte Darstellung
hinsichtlich Standort und
Nutzungsart
4
Jedem Anleger ist die Heterogenität von Immobilien bzgl. ihrer geografischen
Lage und ihrer Nutzungsmöglichkeiten bewusst. Von letzteren ausgehend
werden die aktuelle Lage und der Ausblick deshalb auf einige regionale
Märkte herunter gebrochen dargestellt.
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Immobilien-Investitionsmarkt
weltweit
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat weltweit zu einer sich seit dem Jahr
2007 abschwächenden Nachfrage nach Immobilien geführt. Investoren legen
den Fokus auf so genannte Core-Immobilien, die aufgrund ihrer Lage und
ihrer (baulichen) Qualität stetige Mieterträge versprechen. Selektiv werden
auch Notverkäufe und wenige opportunistische Objekte als attraktiv angesehen. Deren Angebot ist jedoch sehr begrenzt.
Eine sich wieder belebende Nachfrage hängt eng mit der Erholung der Weltwirtschaft und deren Rückkehr auf einen gesunden Wachstumspfad zusammen. Durch die verzögerte Reaktion vieler Immobilienteilmärkte auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten ist eine solche Verbesserung nicht vor 2010
zu erwarten.
Korrektur der
Immobilienpreise in den USA
bereits fortgeschritten
Steht Konsolidierung am USImmobilienmarkt bevor?
Langfristige positive
Entwicklungstendenzen in
Amerika nach wie vor
gegeben
Trend zu Megametropolen in
den USA hält an
Die Ursachen und auch die Probleme des US-Immobilienmarktes sind hinreichend bekannt. Unstrittig ist ebenso, dass neben einer unzulänglichen und
leichtfertigen Kreditvergabe der Banken auch das Zusammentreffen mehrerer ökonomischer Faktoren (geringes Zinsniveau und Steigerung des Bruttoinlandsprodukts) die übertrieben Wertsteigerung von US-Immobilien begünstigt haben. Seit ca. zwei Jahren befindet sich nun der gesamte Immobilienmarkt in allen Nutzungsarten in einer deutlichen Korrekturphase.
Es stellt sich daher die Frage, ob die derzeit zu beobachtende und notwendige Marktbereinigung in absehbarer Zeit ihrem Ende entgegenstrebt. Die Umschuldungsbemühungen der US-Regierung könnten darauf schließen lassen,
die weiterhin hohe Zahl der Zwangsversteigerungen bei Wohnimmobilien
eher nicht.
Bei der Diskussion von Für und Wider im Speziellen darf jedoch der langfristige Trend nicht vergessen werden. Und dieser wird auch in den kommenden
Jahren weiter positiv sein. Dies hängt mit der nach wie vor schnell wachsenden Bevölkerung und deren Bedarf an Büro-, Gewerbe- und Wohnimmobilien
zusammen. Alle 13 Sekunden wird ein neuer US-Bürger geboren, die Bevölkerung wird bis zum Jahr 2042 auf über 400 Mio. Einwohner steigen. Diesem
Zuwachs muss mit entsprechenden Planungen im Immobilienbereich begegnet werden. So wird in 2043 ein zusätzlicher Bedarf an Flächen für Büros,
Gewerbe und Wohnungen von rund 310.000 km2 benötigt. Dies entspricht
knapp 90 % der Fläche der Bundesrepublik Deutschland!
Wie bisher auch schon absehbar, wird in den USA der Trend zu Megametropolen weiter anhalten, besonders im Westen und Süden der USA.
5
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Denn obwohl diese Großstädte nur 10 % der US-Fläche einnehmen, stehen
sie für 70 % der Wertschöpfung (gemessen am Bruttoinlandsprodukt). Dieses
wirtschaftliche Potenzial korrespondiert mit der Nachfrage nach geeigneten
Immobilien und stellt damit auch deren Wachstumsperspektiven – ungeachtet der derzeit notwendigen ökonomischen Bereinigungen – dar.
Verringerung der
Transaktionen und
Transaktionsvolumina von
2007 auf 2008 in Europa
Die Finanz- und Wirtschaftskrise führte zum Ausscheiden der spekulativen
und oft mit hohem Fremdkapital arbeitenden Investoren aus dem Investitionsmarkt. Gemäß den Angaben des internationalen Maklers Jones Lang
LaSalle standen in Europa im Jahr 2008 nur noch 2.500 gemeldete Verkaufstransaktionen 3.600 Verkäufen in 2007 gegenüber.
Aufgrund des Rückgangs der Kaufpreise verringerte sich jedoch nicht nur die
absolute Anzahl an Transaktionen, sondern auch das gehandelte Volumen.
Es sank im Jahr 2008 um ca. 54 % gegenüber 2007 auf 112,5 Mrd. Euro.
Der Abschwung in Zahlen
(Deutschland)
6
Bei Betrachtung des Investitionsmarktes der Immobilien mit gewerblicher
Nutzung fällt auf, dass das Transaktionsvolumen in Deutschland von rund 10
Mrd. Euro innerhalb des ersten Quartals 2007 bis auf ca. 2 Mrd. Euro im ersten Quartal dieses Jahres zusammengeschmolzen ist. Für das Gesamtjahr
2009 prognostiziert Jones Lang LaSalle ein Transaktionsvolumen von 6 bis
7 Mrd. Euro (im Vergleich 2007: rund 60 Mrd. Euro). Die Verminderung des
Transaktionsvolumens beruht dabei auf Anpassungen an beiden Variablen,
also sowohl an einem flächenmäßig geringeren Umsatz als auch an sinkenden Preisen. Der Einfluss letzterer ist jedoch begrenzt. Zumindest für Immobilien in Top-Lagen herrscht noch immer ein Bieter-Wettbewerb. Der Rückgang des Transaktionsvolumens sollte sich verlangsamen.
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Transaktionsvolumen in Deutschland bei Immobilien mit gewerblicher
Nutzung (in Mrd. Euro)
60
4. Quartal
3. Quartal
40
2. Quartal
20
1. Quartal
0
2006
2007
2008
2009
Quelle: Jones Lang LaSalle
Deutschland als stabilster
Markt im europäischen
Vergleich
Gemäß der Mehrzahl der mit Immobilienbewertungen betrauten Sachverständigen sind die Transaktionspreise am deutschen Immobilienmarkt (über
alle Nutzungsarten hinweg betrachtet) noch sehr stabil, deutliche Kaufpreissteigerungen oder auch –verringerungen sind nicht auszumachen. Die Bewerter basieren diese Aussage auf einer Analyse von Kaufpreisauswertungen. Dabei wurde berücksichtigt, dass die Anzahl der Transaktionen im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gemäß den
Angaben des Bundesverbandes der Immobilien-Investment-Sachverständigen (BIIS) um 60 % gesunken sind.
Im Vermietungsmarkt fällt hingegen auf, dass die Mieten zwar sinken, im
langfristigen Vergleich aber relativ stabil waren bzw. nur moderat nachgaben. Dies hängt mit der fehlenden Übertreibung des Mietniveaus der letzten
beiden Jahre im Vergleich zu anderen ausgereiften Märkten in Europa zusammen. Zum Beispiel liegt das Niveau der Gewerbemieten in Frankfurt/
Main derzeit auf der gleichen Höhe wie in den neunziger Jahren. Der aktuelle
Leerstand in der Stadt beträgt 12 %, unter Einrechnung der im Bau befindlichen Flächen wird mit einem Anstieg auf rund 16 % gerechnet.
Spanien befindet sich mitten
in der Preiskorrektur
Spaniens Immobilienmarkt gilt als einer der Märkte, die sich erst jetzt mitten
in der Korrektur befindet. Nach den abnormen Preissteigerungen von 150 %
bis 300 % wird nun mit einem deutlichen Sinken der Preise gerechnet. Während die Niveaus in den bis 2007 ähnlich performenden Märkten USA und
Großbritannien laut Angaben der Citigroup bereits um 34 % bzw. 23 % korrigierten, betrug der messbare Preisverfall auf dem spanischen Markt gegenüber den Höchstständen aus 2007 lediglich 7 %. Die Citibanker erwarten für
einen Zeitraum von maximal fünf Jahren einen Preisverfall von kumuliert
20 %.
7
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Niederlande und Polen als
aussichtsreiche Märkte
Die Niederlande und Polen zählen gemäß den volkswirtschaftlichen Daten zu
den zukünftig attraktivsten Ländern für gewerbliche Immobilieninvestitionen.
Niederlande
Bezogen auf das Jahresende 2008 wiesen die Niederlande sowohl beim Wirtschaftswachstum (2,1 %) als auch hinsichtlich der Arbeitslosenquote (lediglich 2,7 %) deutlich bessere Werte auf als der europäische Durchschnitt (0,9
% Wachstum und 8,2 % Arbeitslosenquote). Diese Werte wirken sich direkt
auf die Nachfrage nach Büro- und Einzelhandelsflächen aus. Die Leerstandsquote blieb in den Niederlanden bei Büroimmobilien im betrachteten Zeitraum konstant. Mietpreise für Ladenlokale stiegen sogar leicht an.
Polen
Was die Niederlande im westlichen Europa sind, ist Polen in Osteuropa. Ein
Wirtschaftswachstum von 4,8 % Ende 2008 korrespondiert mit einer relativ
niedrigen Arbeitslosenquote von 7 %. Besonders hoch ist die Nachfrage nach
Einkaufszentren (Leerstand gerade mal 1 %) und nach Logistikimmobilien.
Anfangsrenditen von 7 % sollten somit erzielbar sein.
Büroimmobilienmarkt
Europa/International
Seit Oktober 2007 sind die Zeiten ständig sinkender Renditen (bzw. stetig
steigender Preise für Büroimmobilien) vorbei. Zuvor wurden – besonders in
Paris und London – Büroobjekte in 1a-Lagen teilweise zu Renditen innerhalb
einer Spanne von nur 3 % bis 4 % verkauft. Diese Werte lagen unterhalb der
Verzinsung von Staatsanleihen. Die Zahlen waren somit deutliche Anzeichen
für eine Überhitzung des Marktes und für zu hohe Preise. Denn normalerweise besteht aufgrund unterschiedlicher Risikokonstellation ein deutlicher
Renditeabstand zwischen Immobilien und Staatsanleihen.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat spürbare Auswirkungen auf die Anzahl
der Bürobeschäftigten. Die Nachfrage nach Büroimmobilien schwächte sich
seit Anfang 2008 deutlich ab. Dies steht im Gegensatz zu den Angaben vieler
kleinerer regionaler Makler. Diese sahen auch im letzten Jahr noch ein gutes
Geschäftspotenzial, das allerdings oftmals noch aus der Abarbeitung von
Altaufträgen resultierte.
Aktuelle Lage
8
Gemäß den Angaben des Maklers Jones Lang LaSalle werden für 2009 weiterhin rückläufige Mieten und steigende Leerstandsraten erwartet. Ein besonders ausgeprägter Rückgang der Mieten wird für Finanzzentren (z. B.
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
London, Frankfurt) prognostiziert. Auch die Büro-Spitzenmieten sollten weiter sinken. Bereits im Bau befindliche Projektentwicklungen werden zeitlich
später fertig gestellt, Projekte im Planstadium entweder auf unbestimmte
Zeit verschoben oder sogar verworfen.
Breite Markterholung erst
2010 oder 2011 – Gute
Chancen für antizyklische
Investoren schon jetzt …
Wie Jones Lang LaSalle rechnen auch die AXA Real Estate Investment Managers mit einem Wendepunkt in dieser Entwicklung frühestens in 2010, eventuell erst im Jahr 2011. Im europäischen Maßstab gibt es jedoch bereits jetzt
in London und Paris (Ile de France) erste opportunistische Investitionsmöglichkeiten.
Die folgende Tabelle basiert auf den Prognosen des SEB Asset Management
und gibt eine Einschätzung zu den Hauptmärkten im Nutzungssektor Büroimmobilien.
9
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Standortbarometer Immobilienmarkt
Trend 2009/2010
Vermietung
Leerstand
Spitzenmiete
West-Europa
Amsterdam
Berlin
Brüssel City
Düsseldorf
Frankfurt City
Hamburg
Köln
London West End
Lyon
Mailand
München City
Paris Zentrum
Rom
Wien
Nord-Europa
Helsinki
Oslo
Stockholm
Osteuropa
Budapest
Prag
Warschau
USA
Chicago
New Yord Midtown
San Francisco
Asien
Shanghai
Singapur
Tokio
positv
negativ
neutral
Quelle: alpha+, Ausgabe 01/2009; SEB Asset Management
10
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Gemäß dem Mietpreisindex für Büroimmobilien des internationalen Immobilienberater Jones Lang LaSalle ist per viertem Quartal 2008 im Jahresvergleich ein deutlicher Rückgang der Spitzenmieten auf europäischen Büromärkten erkennbar.
Dieser Trend bestätigt sich auch in diesem Jahr. Per Ende März 2009 ist der
oben genannte Index in den vergangenen zwölf Monaten um 11,1 % gesunken. Im Vergleich vom ersten Quartal 2009 zum letzten Quartal 2008 betrug
der Rückgang 8 %.
Europäische Büroimmobilienuhr Quartal 4 2007
St. Petersburg
London City, Kiew
Moskau
Rom, London West End
Immobilienuhr für das vierte
Quartal 2007 …
Brüssel, Budapest, Düsseldorf, Frankfurt, Madrid
Barcelona, Paris Warschau
Dublin, Hamburg, München, Oslo, Stockholm, Wien
Bukarest, Lyon
Amsterdam, Kopenhagen, Helsinki, Luxemburg
Athen, Prag
Berlin, Edinburgh, Lissabon
Mailand
Verlangsamtes Beschleunigter
Mietpreis- Mietpreiswachstum rückgang
Beschleunigtes Verlangsamter
Mietpreis- Mietpreiswachstum rückgang
Quelle: Jones Lang LaSalle
Die Immobilienuhr veranschaulicht den Mietpreisrückgang. Während sich im
letzten Quartal des Jahres 2007 noch kein Teilmarkt im Quadranten des beschleunigten Mietpreisrückganges befand, wandelte sich das Bild per Ende
2008 grundlegend. Den größten Sprung machten die Teilmärkte Bukarest
und Helsinki, die innerhalb eines Jahres vom beschleunigten Mietpreiswachstum zum beschleunigten Mietpreisrückgang „wechselten“ und eine
ganze Phase der Immobilienuhr übersprangen.
Europäische Büroimmobilienuhr Quartal 4 2008
… und im Vergleich dazu vom
vierten Quartal 2008
Amsterdam, Düsseldorf,
Budapest, Kopenhagen,
Athen, Edinburgh, Frankfurt,
Hamburg, Lissabon
Berlin Stuttgart, Wien
Lyon
Bukarest, Helsinki, Mailand
Madrid, St. Petersburg
Istanbul
Verlangsamtes Beschleunigter
Mietpreis- Mietpreiswachstum rückgang
Barcelona, Dublin, Oslo,
Kiew, Moskau, Stockholm
Brüssel, London City
London West End, Warschau
Quelle: Jones Lang LaSalle
11
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Vergleicht man die Immobilienuhr des ersten Quartals diesen Jahres mit der
des letzten Quartals des vergangenen Jahres, so ist zum einen abzulesen,
dass sich 15 Teilmärkte im Quadranten des beschleunigten Mietpreisrückgang befinden. Darunter subsumiert wird z. B. auch Moskau. Dort sanken die
Mieten um 26 %.
Zum anderen fällt auf, dass sich per Ende März 2009 kein einzelner der von
Jones Lang LaSalle untersuchten Teilmärkte mehr im linken Teil der Immobilienuhr befindet, also in dem Teil, der auf Mietpreiswachstum hinweist.
Europäische Büroimmobilienuhr Quartal 1 2009
Amsterdam, Budapest, Düsseldorf,
Stuttgart, Lissabon, Prag
Rom
Edingburgh, Mailand, HH, Istanbul, Luxemb., M.
Frankfurt, Lyon
Athen, Barcelona, Berlin, Kopenhagen, Helsinki
Bukarest, Dublin, Madrid, Oslo, Paris, Stockholm
Verlangsamtes Beschleunigter
Mietpreis- Mietpreiswachstum rückgang
Moskau, St. Petersburg, Kiew, Warschau
Brüssel, London City
London West End
Quelle: Jones Lang LaSalle, Silvia Quandt Research GmbH
Steigende NettoAnfangsrenditen
Wo sollte investiert werden?
Der in den Jahren 2005/2006 beobachtete deutliche Rückgang der NettoAnfangsrenditen, der auf der damals hohen Nachfrage basierte, ist vorbei.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise und die damit einhergehende Verunsicherung an den Märkten lässt die Anfangsrenditen zusätzlich steigen. NettoAnfangsrenditen für Büroobjekte in Spitzenlagen liegen derzeit wieder bei
5 % und mehr. Dieser Anstieg sollte sich mindestens bis Ende 2009 fortsetzen.
Institutionelle Investoren konzentrieren sich derzeit bei Immobilien-Investitionen vornehmlich auf relativ stabile Märkte wie bspw. die Benelux-Staaten,
Deutschland, Skandinavien und zunehmend auch auf Polen.
Osteuropa/Zentralosteuropa
Investitionen in Immobilien in Osteuropa werden (bis auf Polen) derzeit als
noch nicht attraktiv genug angesehen. Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. in
Teilen von Moskau) sind die Preise noch nicht auf ein akzeptables Niveau
gefallen. Auch in den osteuropäischen Staaten werden die preislichen Wendepunkte wohl erst 2010 erreicht, derzeit fallen die Preise noch. Zudem
12
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
hinkt die politische (rechtliche) Stabilität westeuropäischen Standards immer noch etwas hinterher, was einige potenzielle Investoren zusätzlich verschreckt.
Moskau nimmt in Bezug auf die Höhe der Miete für Büroimmobilien weltweit
den dritten Rang ein.
Asien
Da es sich bei der nun schon seit mehr als einem Jahr andauernden Rezession um eine globale Finanz- und Wirtschaftskrise handelt, spürt man deren
Auswirkungen auch in Asien.
Die folgende Tabelle basiert auf einer Studie von CB Richard Ellis und zeigt
die Bürospitzenmieten im internationalen Vergleich. Demnach ist Tokio mittlerweile die teuerste Bürostadt der Welt. Zählt man Hongkong und Mumbai
dazu, dann sind drei asiatische Städte unter den neun teuersten Metropolen
der Welt vertreten.
Die 9 teuersten Bürostandorte weltweit
Rang Standort
US$/sq ft/
pro Jahr
€ pro m²
pro Monat
1
Tokio
183.62
124.30
2
London West End
172.62
116.85
3
Moskau
170.24
115.25
4
Hong Kong
150.42
101.83
5
Tokio (Outer Central)
149.58
101.26
6
Mumbai
131.04
88.71
7
Dubai
122.52
82.94
8
Paris
114.89
77.78
9
London (City)
103.50
70.06
Quelle: CB, Richard Ellis,
Platow Immobilien
In Asien sind die Büromieten zum Teil im zweistelligen Prozentbereich gefallen. Am stärksten betroffen war Singapur mit 34 %.
USA
Deutliche Anpassungen am
Investitionsmarkt
Ähnlich wie in Großbritannien sind auch in den USA seit dem Jahr 2008 die
Preise für Büroimmobilien um ca. 30 % bis 40 % gefallen. Das Transaktionsvolumen verringerte sich im Jahr 2008 im Vergleich zu 2007 in den USA um
75 %.
13
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Der US-Researchanbieter Costar verzeichnete im Jahr 2008 gegenüber 2007
ein Sinken des in den USA in Büroimmobilien investierten Kapitals um mehr
als 50 % auf nur noch 55 Mrd. US-Dollar. Für das erste Quartal dieses Jahres
ergibt sich im Vergleich zu Q1/2008 ein um 39 % gesunkener Wert von rund
5 Mrd. US-Dollar.
Laut Costar stieg die Rendite amerikanischer Büroimmobilien (Durcschnittsbetrachtung) vom dritten Quartal 2007 bis zum ersten des Jahres 2009 um
rund 0,7 %-Punkte auf 7,8 %.
Vermietungsmarkt
In der Zeit von 2004 bis 2007 übertraf die Vermietungsleistung in den USA
aufgrund der günstigen konjunkturellen Lage die fertiggestellten Flächen.
Dies führte zu sinkenden Leerständen und steigenden Mieten. Auch am
Vermietungsmarkt brachte die Rezession im Jahr 2008 eine deutliche Wende. Aufgrund der geringeren Nachfrage nach Büroflächen stieg die Leerstandsrate den Angaben von Torto Wheaton Research zufolge vom ersten
Quartal 2008 bis zum ersten Quartal 2009 um 1,8 %-Punkte auf 14,7 %. Zusätzlich sanken die Mieten spürbar.
Großbritannien
Aktuelle Lage in London (City)
In der Londoner Innenstadt sanken die Preise in den letzten beiden Jahren
um rund 35 % auf das Niveau des Jahres 1998. Dies macht den Londoner
Markt gerade für Investoren wieder zu einem prüfenswerten ImmobilienTeilmarkt.
Chancen auf „Schnäppchen“
Laut Angaben der Commerzreal bieten sich in Großbritannien (vor allem in
London) teilweise günstige Einstiegschancen. Dort sind mitunter schon wieder Renditen von mehr als 6 % zu erzielen (z. B. in London, Manchester, Liverpool). Zusätzlichen Anreiz für eine aktuelle Investitionsentscheidung bietet auch der Euro-Pfund-Wechselkurs (aufgrund der Abwertung des Pfunds in
der jüngeren Vergangenheit).
Immerhin stieg der Immobilienumsatz in Großbritannien im ersten Quartal
2009 im Vergleich zum Schluss des Jahres 2008 um 4,4 %, während auf gesamteuropäischer Ebene für den gleichen Zeitraum eine Verringerung des
Transaktionsvolumens um nochmals 30 % bzw. rund 12 Mrd. Euro zu verzeichnen war. Grund für Panik oder Hektik ist aber nicht gegeben. Das Zeitfenster lohnender Investitionen sollte noch mindestens bis Ende 2010 offenstehen.
14
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Deutschland
Der deutsche Markt für Büroimmobilien hat sich in den letzten anderthalb
Jahren im Vergleich zu anderen nationalen Immobilienmärkten sehr robust
gezeigt. Wertanpassungen in Größenordnungen wie in den USA oder in London blieben aus. Daher ist auch nicht mit einer Welle von Notverkäufen zu
rechnen. Solche Transaktionen traten bisher in nennenswerten Größenordnungen nicht auf, können zukünftig jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen
werden. Sie sollten aber eher die Ausnahme bleiben.
Vergleich der Top-Bürostandorte Deutschlands und Großbritanniens
Marktdaten 2009 London
sonstige Raumkosten
Mietkosten (€/m²/Jahr)
Spitzenrenditen (rechte Skala)
400
2%
0
0%
Q1/09*
4%
Q3/08
Q1/09*
Q3/08
Q1/08
Q3/07
0%
Q1/07
0
Q3/06
2%
Q1/06
200
6%
800
Q1/08
4%
8%
1.200
Q3/07
400
1.600
Q1/07
6%
Q3/06
600
Q1/06
Marktdaten 2009 München
sonstige Raumkosten
Mietkosten (€/m²/Jahr)
Spitzenrenditen (rechte Skala)
* erste Schätzungen, Quelle: Savillis Research
Die beiden Grafiken belegen die Robustheit des deutschen Büroimmobilienmarktes im Vergleich zum britischen Markt für Büroimmobilien. Es ist ersichtlich, dass in München als dem deutschen Top-Standort die Mieten –unabhängig von ihrer absoluten Höhe – im Zeitablauf weniger stark schwanken
als am englischen Vorzeigemarkt. Gleiches gilt somit auch für die Spitzenrendite.
Gemäß den Angaben von CB Richard Ellis bleibt Frankfurt/Main vor München der teuerste Bürostandort in Deutschland. Beide Großstädte finden
sich im internationalen Vergleich aber nur auf Rang 22 bzw. 37 wieder.
Finanzzentrum besonders
betroffen
Frankfurt ist, wie die meisten Finanzplätze weltweit auch, besonders vom
Nachfragerückgang nach Büroflächen betroffen. Vor allem die Fusion von
Commerzbank und Dresdner Bank führt zu einem Freiwerden von Flächen.
Ein solches Angebot in einer Rezessionsphase kann auch von anderen Branchen nicht ohne weiteres absorbiert werden, auch wenn die Deutsche Bahn
AG einen Teil der freiwerdenden Flächen (72.000 m2) im Silver Tower, der
15
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
ehemaligen Dresdner Bank-Zentrale, übernommen hat. Zusätzlich planen
Banken wie z. B. Deutsche Bank, DEKA, DZ-Bank und Sal. Oppenheim, um
nur einige zu nennen, in naher Zukunft eine Reduzierung ihrer Belegschaft.
Dies wirkt sich indirekt auf die Nachfrage und den Leerstand aus. Während
die Banken versuchen, ihre „Türme“ auszulasten (Deutsche Bank erst nach
Revitalisierung), werden andere, bisher zusätzlich genutzte Gebäude aufgegeben. Bankzusammenschlüsse (z. B. ABN Amro und Royal Bank of Scotland) vergrößern das Angebot an Büroflächen ebenfalls. Insofern ist es fraglich, ob die in der Entstehung befindliche Airport-City am Frankfurter Flughafen eine zufriedenstellende Auslastung erfährt. Dies wird vor allem dann gelingen, wenn Unternehmen aus der (teuren) Innenstadt an die Peripherie gelockt werden können.
Nach wie vor finden auch im Jahr 2009 deutlich weniger Transaktionen statt
als in den Jahren vor 2007/2008. Derzeit sind Käufer und Verkäufer noch
auf der mitunter recht schwierigen Suche nach dem preislichen „Einigungsbereich“.
Langfristige Prognose
Die zunehmende Alterung der Bevölkerung hat auch langfristige Auswirkungen auf die Nachfrage nach Büroimmobilien. Ausgehend von den Schätzungen der Bertelsmann-Stiftung zum Bevölkerungswachstum bis 2025 hat das
Institut der deutschen Wirtschaft aus Köln unter Annahme mehrer Szenarien
die Büroflächennachfrage berechnet. Zusammengefasst ergibt sich für die
sieben so genannten A-Städte (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln,
München und Stuttgart) – vor allem für Berlin und Frankfurt – eine deutlich
geringere Nachfrage nach Büroflächen. In München (+7 %), mit Abständen
auch in Köln und in Hamburg, ist dagegen mit einem höheren Flächenbedarf
zu rechnen. Hingegen wird in allen anderen aufgezählten Städten der Bedarf
an Büros eher sinken. Bei den kleineren B-Städten sind sowohl in den ostdeutschen Kommunen und teilweise auch im Ruhrgebiet weniger Vermietungen zu erwarten.
Bei diesen Angaben wurde eine – im Vergleich zu heute – konstante Quote
an Bürobeschäftigten unterstellt. Bezieht man Alternativszenarien mit Nachfrageschwankungen aufgrund von Zu- bzw. Abwanderungen mit ein, wandelt
sich das Bild etwas. Steigt zum Beispiel der Anteil von Bürobeschäftigten im
Vergleich zu der Gesamtzahl aller Beschäftigten um 2,5%-Punkte, so würden
zusätzliche Büros benötigt. Auch in diesem Szenario wäre München mit einem Nachfrageschub von rund 14 % Spitzenreiter. Auf Köln und Hamburg
würde ein zusätzlicher Flächenbedarf in Höhe von je 10 %, auf Berlin in Höhe
16
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
von 7 % entfallen.
Fast alle Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für Deutschland in
diesem Jahr eine sinkende Wertschöpfung. Die nachfolgende Tabelle des
Analyseunternehmens DEGI Research zeigt Preise, Renditen und Trends der
größten deutschen Bürostädte basierend auf der Annahme eines Rückgangs
des Bruttoinlandsproduktes um 2,5 %-Punkte.
Büromieten und Trends in Deutschland
Stadt
Bürospitzenmieten pro m²
Spitzenmietrendite in %
Trend
2009
Leerstände
2008 in m²
Leerstände
2008 in %
Berlin
22,0
5,4
steigend
1.450
8,1
Düsseldorf
23,0
5,3
steigend
890
10,4
Frankfurt
37,0
5,2
steigend
1.580
13,6
Hamburg
24,0
5,1
fallend
880
6,9
Köln
21,5
5,5
steigend
600
8,3
München
31,7
5,0
steigend
1.405
8,1
Stuttgart
17,5
5,5
steigend
460
6,2
Quelle: DEGI Research
Gewerbeimmobilienmarkt (Logistik- und Handelsimmobilien)
Europa/International
Grundsätzlich haben konjunkturelle Schwächephasen und Konsumzurückhaltung immer Einfluss auf Logistikimmobilien. Die Industrieproduktion der Eurozone sank im November 2008 gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,7 %.
Oftmals wird die Produktion und Distribution von Waren zu spät gedrosselt
oder heruntergefahren, so dass die Lager bei Beginn einer Rezession zunächst voll ausgelastet werden. Ein Nachfragerückgang nach Logistikimmobilien kommt dann zeitversetzt (und wird aktuell laut AXA Real Estate Investment Managers für das Jahr 2010 erwartet).
Die größten Rückgänge beim Investitionsvolumen in Logistikimmobilien wurden zum Halbjahr 2008 in Großbritannien ermittelt. Rechnet man diesen
Teilmarkt heraus, so ergibt sich nur ein Rückgang von 3 %.
17
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Können Logistik-Immobilien
der Krise widerstehen?
Sinkende
Einzelhandelsumsätze und
weniger Beschäftigte
Grundlegend sind Logistikimmobilien von den drei Nutzungsarten Büro, Handel und Logistik bisher am geringsten von der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise beeinflusst worden. Die Preise schwanken demzufolge weniger
stark. Der Immobilien-Spezialist DEGI Research hatte für Mitte 2008 eruiert,
dass sich Logistikimmobilien trotz der schlechten wirtschaftlichen Lage bislang gut „gehalten“ haben. Ungefähr 44 % aller betrachteten Regionen /
Städte hatten zu diesem Zeitpunkt stabile Mietpreise, bei 32 % der Zentren
wurden sogar Preissteigerungen festgestellt. Als Zielinvestitionsländer im
Logistikbereich bieten sich die stabilsten Länder der Eurozone, Frankreich
und Deutschland, sowie – aufgrund der hohen Bedeutung des Seehandels –
zum Teil auch Großbritannien an.
Die Umsätze der meisten Einzelhändler haben sich aufgrund der negativen
wirtschaftlichen Entwicklung vermindert. Auch die Anzahl der im Handel Beschäftigten ist seit Mitte 2007 rückläufig.
Die ursprünglichen Planungen zur Vermehrung von Flächen für Handelsimmobilien erscheinen zu optimistisch. Die rezessive Wirtschaftslage führt nun
– im Gegensatz zu den Jahren bis Anfang 2008 – zu einer deutlich reduzierten Ausweitung von Einzelhandelsflächen. Derzeitig im Bau befindliche Projektentwicklungen werden zeitlich gestreckt bzw. eventuell noch im Planungsstadium befindliche Projekte auf Eis gelegt.
Entwicklung der Shopping Center Flächen* (in 1.000 m² GLA)
7.000
zu positiv?
6.000
5.000
4.000
3.000
2.000
1.000
Fertigstellung
im Bau
2010*
2009*
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
0
geplant
* 16 europäische Länder, Quelle: PMA, AXA REIM
18
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Auch die Zahl der Shopping-Center wird im Fünf-Jahres-Zeitraum von 2002
bis 2013 eher rückläufig sein. Dies trifft vor allem auf die südeuropäischen
Länder (Italien, Spanien) zu, in denen es von 2002 bis 2007 zu deutlichen
Bestandsausweitungen kam.
Shopping Center Bestandsveränderung (in % pro Jahr)
10
8
6
4
2
2002 - 2007
2007 - 2012
UK
Spanien
Schweden
Portugal
Niederlande
Italien
Irland
Frankreich
Deutschland
0
2008 - 2013
Quelle: PMA, AXA REIM
Auch die Handelsimmobilien weisen in der aktuellen Krise im Durchschnitt
überwiegend stabile Indikatoren bezüglich des Umsatzes und der Besucherzahlen auf. Eine extreme Verunsicherung der Kunden und auch der Einzelhändler ist bisher noch nicht feststellbar. Grundlegend wird der Ertrag dieser
Immobilien in den meisten Ländern spürbar zurückgehen, mitunter auch negativ sein. Einige Ladenpassagen und Shoppingcenter wiesen jedoch auch
Ende 2008 noch zweistellig positive Wachstumsraten bei den (umsatzgekoppelten) Mieten aus. Beispiele aus Westeuropa sind Amsterdam (15,6 %)
und Brüssel (23,1 %).
Sonderfall Karstadt in
Deutschland
Die Insolvenz von Karstadt (Arcandor) ist ein Sonderfall, der als nicht typisch
für Handelsimmobilien angesehen werden kann. Zum einen kann Karstadt
mit seinem überholten Warenhaus-Konzept und dem daraus resultierenden
Produktangebot nicht mit modern strukturierten Shopping-Centern und
Malls im europäischen und internationalen Maßstab verglichen werden.
Doch am Kaufhaus-Charakter liegt es nicht allein. Konkurrent Kaufhof (Metro) vernichtet zumindest mit den eigenen Warenhäusern kein Geld, auch
wenn die Rendite gering ist. Die Schwierigkeiten von Karstadt resultieren
überwiegend aus zu nicht marktgerechten (zu hohen) Mieten für die Waren19
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
häuser, die im Rahmen einer Sales-Lease-Back-Transaktion zu bezahlen sind.
Ob Handelsimmobilien als „Bollwerk gegen den Sturm“ gelten können, ist
aber noch ungewiss. Genau wie bei den Erkenntnissen von Jones Lang LaSalle, die eine fast unveränderte Rendite der Investoren ausmachten, ist per
Ende 2008 die Gefahr einer umfassenden Konsumzurückhaltung und damit
eines Einbruchs der Nutzungsart Gewerbeimmobilien noch nicht berücksichtigt. Darauf weisen auch die Spezialisten der DekaBank hin. Danach würden
die Preise für Handelsimmobilien aufgrund des Ausbleibens der angelsächsischen Fremdkapital-Investoren stark fallen.
Nettoanfangsrenditen bei
Logistik und
Einzelhandelsimmobilien
Osteuropa mit hoher
Bedeutung
Bei den Logistik- und Handelsimmobilien ist bezüglich der Netto-Anfangsrenditen das Gleiche festzustellen wie bei den Büroimmobilien. Nach einem
deutlichen Rückgang der Renditen in 2005/2006 steigen diese seit Anfang
2008 wieder an. Es ist davon auszugehen, dass dieser Trend in 2009 und
2010 anhalten wird.
Die höchsten Renditesteigerungen bei Investitionen in Logistikimmobilien
werden in osteuropäischen Ländern (z. B. Prag, Warschau) erwartet.
Osteuropa/Zentralosteuropa
Folgerichtige Entwicklung bei
Logistikimmobilien im
Rahmen der EU-Erweiterung
Anstieg der Kaufkraft in den
Städten Osteuropas höher als
in ländlichen Gebieten
Expansion der internationalen
Einzelhandelsunternehmen
nach Osteuropa
20
Durch die schrittweise Erweiterung der Europäischen Union Richtung Osten
hat sich ein Trend bei Logistikimmobilien herausgebildet. Neben der Vergrößerung des Wirtschafts- und Absatzraumes hat sich auch die geografische
Mitte der Europäischen Union weiter ostwärts verschoben. Manche Logistiker ziehen nach und verlegen ihre Zentrallager aus den ursprünglich bevorzugten Ländern Belgien und Niederlande in Richtung Polen (z. B. nach Warschau, Breslau, Danzig).
Rumänien und wiederum Polen werden als Beispiele dafür genannt, dass in
den Städten Osteuropas die Kaufkraft und das verfügbare Einkommen in den
letzten Jahren stärker angestiegen sind als repräsentative Ladenflächen.
Dass Osteuropa ganz oben auf der Liste der internationalen Einzelhändler
steht, wenn es um Flächenausweitungen und Kapazitätserhöhungen geht,
beweist, dass allein die ersten fünf Plätze der als potenziell am besten eingestuften Länder durch osteuropäische Staaten belegt sind. Dies liegt am
immer noch riesigen Nachholbedarf dieser Länder beim (privaten) Konsum.
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Ausblick:
Polen als aussichtsreicher
Standort unter den
zentralosteuropäischen
Ländern
So wächst z. B. der Einzelhandel in Polen noch immer in zweistelligen Raten.
Für das Gesamtjahr 2008 wurde ein Zuwachs von 13 % errechnet, aktuell –
per März 2009 – sind es 11,8 %. Dieses Wachstum und auch das zukünftig
noch vorhandene Potenzial sehen die Investoren in einer jungen, gebildeten
Bevölkerung von 38,7 Mio. Menschen, die im Durchschnitt gerade mal 35
Jahre alt ist. Zudem ist Polen als Markt für Handelsimmobilien dadurch gekennzeichnet, dass sehr viele mittelgroße Zentren existieren. Damit sind die
80 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern gemeint. Deren oft junge und
konsumfreudige Bewohner werden von den Einzelhandelskonzernen als Zielgruppe angesehen, die entsprechend dem westlichen Standard konsumieren
möchte und dies finanziell gesehen auch zunehmend immer mehr kann.
Denn der reale Einkommenszuwachs bei Löhnen und Gehältern betrug in Polen im Jahr 2008 fast 6 % (10 % nominal abzüglich 4,2 % Inflation). Auch für
das Gesamtjahr 2009 wird trotz der rezessiven Weltkonjunktur ein realer
Einkommenszuwachs in einer Spanne von immerhin noch 1 % bis 3 % prognostiziert. Hinzu kommt: Eine in 2009 in Kraft getretene Reform des Steuerrechts lässt gerade der Mittelschicht mehr Nettoeinkommen als bisher. Aufbauend auf diesen Fakten sehen die Einzelhandels-Filialisten wie beispielsweise ALDI, Deichmann, IKEA, Kaufland, OBI und auch Tesco enormes Potenzial und benötigen für ihre Expansion entsprechende Immobilien.
Großbritannien
Preiskorrektur bei britischen
Gewerbeimmobilien um 40 %
Auch in dieser Nutzungsart
sind Lage und Objektgröße die
entscheidenden
Qualitätsmerkmale
Britische Gewerbeimmobilien haben ebenso wie Bürogebäude eine deutliche
Korrektur der Preise hinnehmen müssen. Diese sanken in den letzten beiden
Jahren im Durchschnitt um ca. 40 % und entsprechen nun wieder dem Niveau der 90iger Jahre. Aktuell sind somit mit Gewerbeimmobilien wieder (Anfangs-) Renditen von rund 5 % erzielbar.
Die Erträge für größere Objekte in besseren Lagen sind stabiler als die für
kleinere Objekte in ungünstigeren Lagen. Letztere reagieren auf rezessive
Wirtschaftslagen deutlicher und schneller. Dies wird bei Betrachtung der
Leerstandsquote von britischen Shopping-Centern besonders deutlich. Bei
großen Einkaufszentren (mehr als 46.450 qm) beträgt der durchschnittliche
Leerstand rund 7 %. Kleinere Malls (bis 46.450 qm) weisen dagegen Leerstände von beträchtlichen 16 % auf.
21
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Wohnimmobilienmarkt
Zurückgehende Aufträge, Kurzarbeit und Anstieg der Arbeitslosigkeit machen jedoch nicht nur den Segmenten der Büro- und Gewerbeimmobilien zu
schaffen. Auch auf den Wohnungsmarkt haben diese Faktoren Einfluss.
Auch Entwicklung von
Wohnimmobilien von der
Finanz und Wirtschaftskrise
betroffen
Qualitativer Aspekt ist nicht
zu unterschätzen
Ungeachtet der immer wieder gelobten Stabilität dieses Segments gerade in
Krisenzeiten sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten bereits vor Monaten
für Immobilienentwickler, aber auch für Investoren Realität geworden. Für
beide Gruppen ist derzeit die Beschaffung von Darlehen entweder sehr teuer
oder gänzlich unmöglich.
Gibt es grundlegend zu viel oder zu wenig Wohnraum? Zuviel anscheinend
nicht, zu wenig bezogen auf die qualitative Ausgestaltung schon. Es fällt bereits seit geraumer Zeit auf, dass oftmals an den Anforderungen der Nutzer
„vorbei“ gebaut wird. Ein mögliches Problem liegt somit auf qualitativer Ebene: Noch immer werden „falsch“ ausgestattete Wohnungen angeboten. Mieter und Käufer von Wohnungen legen bspw. zunehmend Wert auf flächenmäßig größeren Wohnraum je Zimmer bzw. je im Haushalt lebender Person, tageslichtfreundliche Räume und große, mit Essplätzen ausgestattete Küchen.
Besonders gefragt sind helle Bäder und große Balkone / Terrassen. Selbst
als Laie kann man beim Studium diverser Internetseiten erkennen, dass die
angebotenen Wohnungen mit kleinen Räumen, mitunter dunklen Küchen
bzw. Kochnischen und Bädern ohne Fenster nicht den heute üblichen Anforderungen entsprechen.
Spanien
Genau wie in den USA wurde auch in Spanien der Traum vom eigenen Haus
besonders für die Bevölkerungsschichten mit mittleren und niedrigen Einkommen geschürt. Per Zufall fiel die Einführung des Euro mit einer Phase
sehr tiefer Zinsen zusammen. Die Banken finanzierten bis Mitte 2007 auch
eigentlich nicht solvente Darlehensnehmer oft mit bis zu 140 % des damaligen Marktwertes des Hauses (Einrechnung von Nebenkosten). Das typische
spanische Immobiliendarlehen ist aber (z. B. im Gegensatz zu Deutschland)
variabel verzinst. Die Finanzierungen fanden anfänglich bei stetigem Wirtschaftswachstum und aufgrund der Gesamtnachfrage auch steigendem
Preisniveau für Wohnimmobilien statt. So stieg für diese das um die Inflation
bereinigte Preisniveau von 1996 bis 2006 um das 2,2-fache. Mittlerweile
sind rund 85 % aller spanischen Haushalte Immobilienbesitzer. Oft allerdings
22
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
auch hoch verschuldet. Schenkt man den statistischen Angaben Glauben, so
betrug die Haushaltsverschuldung im Jahr 2007 125 % des verfügbaren
Haushalt-Nettoeinkommens.
Immenser
Preisanpassungsbedarf bei
Wohnimmobilien im mittleren
und preiswerten Segment
Verkäufer und Käufer im
Teufelskreis
Ähnlich wie in den USA begann sich jedoch seit dem Jahr 2008 eine Diskrepanz zwischen steigenden Kreditzinsen und fallenden Immobilenpreisen zu
bilden. So stiegen die Kreditzinsen für Hypotheken von Januar 2008 zu Januar 2009 um über 10 %-Punkte. Trotzdem wurden weiter neue Wohnungen
und Häuser gebaut. Bauträger und Projektentwickler haben in den BoomJahren einen Überhang von geschätzt einer Million Wohnungen errichtet und
müssen diese nun verkaufen. Das Überangebot sollte die notwendigen
Preisanpassungen beschleunigen, zumal, wenn man sich vor Augen hält,
dass die in die Finanzierung involvierten Banken auf einem Immobilienbestand bereits zahlungsunfähiger Kunden im Wert von ca. 20,5 Mrd. Euro sitzen. Im Bereich der Wohnimmobilien sollten daher die Korrekturen der Preise mit 30 % bis 50 % am deutlichsten ausfallen. Dies betrifft jedoch hauptsächlich das mittlere und preiswerte Segment. Top-Wohnungen und exklusive Häuser wurden weniger bzw. gar nicht durch Kredite finanziert, so dass in
dieser Kategorie nur wenig Verkaufsdruck und damit auch nur geringer
Preisdruck besteht.
Doch die notwendigen Anpassungen könnten sich zeitlich noch hinziehen.
Viele Verkäufer träumen immer noch von einer Welt „im Jahr 2007“ und sind
noch nicht zu deutlichen Zugeständnissen bereit. Potenzielle Käufer hingegen warten auf den Preisrutsch und sehen einen derzeitigen Kauf größtenteils als verfrüht an. Die Lage der Hypothekenbanken hilft den Akteuren
mehrheitlich auch nicht. Denn die Immobilienfinanzierer wollen erst dann
wieder Darlehen vergeben, wenn der Preissturz bereits größtenteils vorüber
ist.
USA
Rettungsprogramm für USWohnungsmarkt
Ähnlich wie in Spanien kämpfen auch die USA, allerdings in einem sehr viel
größeren Maßstab, um die „Rettung“ des Wohnimmobilienmarktes, der ebenfalls durch eine zu großzügige Kreditvergabe an nicht solvente Darlehensnehmer in Schwierigkeiten geraten ist. Die US-Regierung hat ihr 75 Mrd.
Dollar schweres Rettungsprogramm ausgeweitet. Dieses bezieht sich nun
nicht mehr nur auf das erste, ursprüngliche Darlehen, sondern auch auf so
genannte „second mortgages“. Knapp die Hälfte aller sich derzeit in
23
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Zahlungsschwierigkeiten befindlichen Kreditnehmer haben ein solches Darlehen.
Zunahme der
Zwangsversteigerungen in den
USA
Die Zahl der Zwangsversteigerungen ist in den letzten Monaten weiter angestiegen. Ein winziger Lichtblick hingegen zeigt sich bei den Preisen für Eigenheime: Der Preisrückgang ist noch nicht zum Stillstand gekommen, allerdings hat sich (per Februar) die Dynamik des Preisverfalls verlangsamt. Die
Preise für Häuser in den 20 großen Metropolen lagen im Februar 2009 rund
18,6 % unter dem Vorjahresniveau, eine marginale Verbesserung zum Monat
Januar (etwas über 19 % zum Vorjahresmonat).
Doch nicht nur die US-Hauspreise sind zurückgegangen. Auch der Verkauf
von neu gebauten Wohnimmobilien ging im Jahr 2008 in den USA um rund
ein Drittel zurück. Die Anzahl der Transaktionen fiel auf den Wert von 1997
zurück.
Restriktivere Erteilung von
Baugenehmigungen
Um dem Preisverfall zu begegnen, wurden weniger Baugenehmigungen erteilt. Statt ca. 1,9 Mio. Wohnungen jeweils in den Jahren 2005 und 2006
rechnet man in diesem Jahr lediglich mit einer Fertigstellung von rund
800.000 Wohnobjekten.
Großbritannien
Auch in Großbritannien wurden in den letzten Jahren tendenziell weniger
Wohnungen fertig gestellt. Gemäß einer Studie der DZ-Bank waren die Preise
für Wohnimmobilien bereits im letzten Jahr um 8,5 % gefallen. Für das laufende Jahr rechnet das Spitzeninstitut der deutschen Genossenschaftsbanken mit einer noch stärkeren Korrektur in der Größenordnung von 14 % bis
16 %. Auch für 2010 wird mit einem Preisrückgang von 9 % bis 11% gerechnet.
Deutschland
Deutschland einig Mieterland
Besonders in Deutschland, in dem nur 43 % aller Einwohner im eigenen
Wohnraum leben und damit keine Miete zahlen, kommt der Nutzungsart
Wohnimmobilien eine besondere Bedeutung zu.
Unterdurchschnittliches Miet
Auch im Sektor Wohnen verhält es sich im internationalen Vergleich ähnlich
wie bei den anderen Segmenten: Das Miet- und Preisniveau ist – immer in
Relation zur Kaufkraft betrachtet – in Deutschland, verglichen zu solchen
überhitzten Märkten wie Großbritannien und Spanien, unterdurchschnittlich.
und Preisniveau
24
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Genauso wie bei Büroimmobilien hat sich in Deutschland keine spekulative
Preisblase bei Wohnungen und Häusern herausgebildet. Der Preis für einen
Quadratmeter Neubauwohnung in Berlin (Durchschnittswert aller Stadtbezirke), einem guten Indikator für den Wohnungsmarkt, kostete 1998 umgerechnet 2.600 Euro, im letzten Jahr 2.500 Euro (tiefster Wert von 2.350 Euro
in 2006).
Die Preisstabilität während der Finanz- und Wirtschaftskrise wird auch in der
folgenden Tabelle ersichtlich. Auch wenn die prognostizierte Steigerungsrate
der Appartementpreise für Gesamtdeutschland in 2009 deutlich sinkt, so
sind seit Ausbruch der Rezession alle Raten immer im positiven (steigenden)
Bereich.
Entwicklung der Appartement-Preise in Deutschland
Jahr
Deutschland
West-Deutschland
in %
Ost-Deutschland
in %
1995
in Euro
135.000
in Euro
139.100
in Euro
117.600
in %
1996
133.400
-1,2
139.600
0,4
114.000
-3,1
1997
132.400
-0,7
138.600
-0,7
105.300
-7,6
1998
136.500
3,1
142.700
3,0
109.900
4,4
1999
141.100
3,4
146.700
2,8
109.400
-0,5
2000
141.900
0,6
148.300
1,1
104.000
-4,9
2001
140.700
-0,8
146.600
-1,1
102.900
-1,1
2002
140.800
0,1
146.800
0,1
100.100
-2,7
2003
139.700
-0,8
145.100
-1,2
102.300
2,2
2004
138.600
-0,8
145.100
0,0
97.000
-5,2
2005
140.800
1,6
147.000
1,3
101.600
4,7
2006
140.700
-0,1
148.000
0,7
99.000
-2,6
2007
143.300
1,8
150.400
1,6
104.600
5,7
2008e
145.500
1,5
153.000
1,7
105.700
1,1
2009e
145.600
0,2
153.300
0,2
104.500
-1,1
Quelle: GEWOS August 2008, Silvia Quandt Research GmbH
Dies bedeutet jedoch nicht, dass dem Wohnungsmarkt in Deutschland
übermäßig gute Chancen eingeräumt werden sollten. Die Nebenkosten für
Energie und Abwasser sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen und befinden sich auf einem sehr hohen Niveau. Das lässt den Spielraum für die
Durchsetzung höherer Mieten (und über den Multiplikator indirekt auch für
den Kaufpreis von Wohnraum) deutlich kleiner werden, auch wenn verschärfte umweltpolitische Regularien (z. B. Energiepass) und daraus notwendige
Modernisierungsinvestitionen Mietsteigerungen objektiv begründbar machen.
25
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Die Angaben für die Nachfrage nach Wohnraum in Deutschland divergieren
je nach Anbieter bzw. Auftraggeber sehr deutlich. So wird vom Bundesbauministerium ein jährlicher Bedarf von 120.000 Wohnungen prognostiziert,
während bspw. der Zentralverband der Bauwirtschaft und die IG Bau eine
Größenordnung von 400.000 Wohnungen als realistisch einstufen (alle Angaben ohne sozialen Wohnungsbau).
Doch trotz des wohl unbestrittenen Bedarfs an mehr Wohnraum wurde in
Deutschland weniger neuer Wohnraum geschaffen als in den bekannten
Problemländern (Großbritannien, Spanien). Seit 2000 ist das Bauvolumen um
46 % zurückgegangen. Im letzten Jahr sank die Anzahl der Baugenehmigungen auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung.
Ausblick 2009
So schlecht diese Angaben für Bauträger und Projektentwickler aktuell sind
mittelfristig werden sie, zumindest in größeren Städten, den Immobilienbesitzern in die Hände spielen: Der Preis für Wohnraum wird aufgrund des
knapperen Angebots tendenziell zumindest stabil bleiben bzw. sich, vor allem in guten Lagen, leicht verteuern. Mieter können ebenfalls nicht auf deutlich sinkende Mieten hoffen. Im Gegenteil: Für qualitativ hochwertiges Wohnen muss wahrscheinlich mehr bezahlt werden. BulwienGesa geht insgesamt
von einem stabilen Markt aus und schätzt für 2009 sowohl beim Mietniveau
als auch bei der Preisentwicklung für deutsche Wohnimmobilien lediglich einen Rückgang von rund zwei bis drei Prozent (gesamtdeutscher Mittelwert).
Regionale Unterschiede sehr
Doch diese allgemeine Prognose muss je nach Mikro-Standort spezifiziert
werden. Beispielsweise werden Regionen und Städte, die stark von der Krise
der Automobilindustrie oder den Kapazitäts-Bereinigungen im Einzelhandel
betroffen sind, eine negative und deutlich schlechtere Wertentwicklung aufweisen. Hingegen werden Wohnimmobilien in attraktiven Großstädten ihren
Wert behalten bzw. leichte Wertzuwächse aufweisen können. In den von
BulwienGesa untersuchten 50 deutschen Metropolregionen rechnen die Immobilien-Researcher bei Eigentumswohnungen und Reihenhäusern in sechs
Städten (nämlich in Freiburg, Hamburg, Hannover, München, Nürnberg und
Stuttgart) mit steigenden Preisen, in 38 Gebieten sollen die Preise konstant
bleiben und nur in sechs Städten (Chemnitz, Duisburg, Halle (Saale), Krefeld,
Mainz und Solingen) sinken. Bei lediglicher Betrachtung der fünf deutschen
Großstädte (Berlin, München, Hamburg, Köln und Frankfurt) ergibt sich bezogen auf alle Stadtteile folgendes Bild: Für 27 Stadtteile werden steigende
Preise erwartet, 34 mal sollen die Preise stagnieren und in 21 Stadtteilen
sinken.
deutlich
26
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Langfristige Prognosen
Diese Zahlen belegen, dass von der Tendenz her der Einfluss der Finanz- und
Wirtschaftskrise eher zeitlich begrenzt bleiben sollte. Besonders für die Anbieter sind jedoch die zukünftigen strukturellen Veränderungen von größerer
Bedeutung. Gemessen an der Zahl der Haushalte wird sich zum Beispiel die
prognostizierte „Flucht“ aus ländlichen und strukturschwachen Gebieten hin
in urbane Lagen wesentlich langfristiger auswirken und den Wohnungsmarkt
für Jahre, mitunter auch Jahrzehnte, beeinflussen. Dies gilt auch für die so
genannten „Vorstadt-Speckgürtel“ der Großstädte. Dort steht zwar dem
Weggang von älteren Bewohnern eine Nachfrage von jungen Familien mit
Kind(ern) gegenüber, allerdings werden die seit Jahren sinkenden Geburtenraten insgesamt zu einem negativen Saldo führen. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in den Prognosen des Vermieterverbands „Haus und Grund“
wider. Ungeachtet der statistischen Prognoseunsicherheiten bei langen Zeiträumen geht dieser in den neuen Bundesländern ab 2015 und in den alten
Bundesländern ab 2020 von einem sinkenden Bedarf an Wohnungen aus.
Aber auch in den nächsten Jahren sollte dieses grundsätzliche Szenario Gültigkeit erlangen. Die Bertelsmann-Stiftung rechnet bis 2025 mit einem Verlust der ländlichen Bevölkerung (außerhalb der Ballungsgebiete) von bis zu
40 %, während die Einwohnerzahlen in Großstädten im gleichen Zeitraum bis
zu 12 % wachsen sollen.
Doch nicht nur die Anzahl der Haushalte in Zukunft ist für die Entwicklung
des Wohnimmobilienmarktes entscheidend, sondern auch deren „Struktur“.
Wie die folgende Tabelle zeigt, rechnet das Statistische Bundesamt mit einer
deutlich steigenden Anzahl an Single-Haushalten und einer abnehmenden
Zahl an Haushalten von Familien (Eltern und mindestens ein Kind).
27
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Mehr Singles, weniger Familien – Wie sich die Zahl der Haushalte
entwickelt (in Mio.)
40,5
40,0
GESAMT
39,5
15,5
Singles
12,5
8,5
Familien (ab 3 Personen)
2007 09 11
13
15
17
19
21
23
25
Quelle: Statistisches
Bundesamt
Die Folgen für Wohnimmobilien-Besitzer sind unmittelbar abzuleiten, wenn
man bedenkt, dass sich gemäß den Angaben von DEGI rund 76 % der gesamten selbst genutzten oder vermieteten Wohnimmobilien nicht in den Ballungsräumen befinden. Profitieren werden qualitativ gute innerstädtische
Wohnungen, während für sonstige Objekte bestenfalls mit einem Werterhalt
der Objekte zu rechnen ist.
Reaktionen von
institutionellen Investoren
während der Finanz- und
Wirtschaftskrise verhaltener
Strategisch zunehmende
Bedeutung der
Sozialimmobilien
28
Aufbauend auf der im europäischen Gesamtmaßstab geringen Eigentumsquote haben besonders ausländische Großinvestoren in den letzten beiden
Jahren riesige ältere, mit hohem Anteil fremdfinanzierte Mietwohnungsbestände erworben, um diese Wohnungen zu einem späteren Zeitpunkt (saniert
oder auch unsaniert) mit Gewinn zu verkaufen. Solche Investoren werden
zunächst nicht mehr am deutschen Wohnungsmarkt aktiv werden. In den
Vordergrund werden Einzeltransaktionen bei Mehrfamilienhäusern rücken,
die von eigenkapitalstarken Institutionellen dominiert sein sollten.
Speziell in Deutschland wird aus den bekannten demografischen Gründen
die Bedeutung der Sozialimmobilien (Altersheime, Pflegeheime) weiter zunehmen. Auch wenn die Gesetzgebung eine Investition in solche „Arten“ von
Immobilien mitunter erschwert, so hat die derzeitige Wirtschafts- und Finanzkrise bereits gezeigt, dass stetige Erträge stark schwankenden Spitzenrenditen vorgezogen werden (sollten). Im Gegensatz zu Büro- und Gewerbeimmobilien wird der Pflegemarkt nicht von konjunkturellen Schwankungen
heimgesucht. Besonders im ländlichen Bereich ist mitunter eine Unterver-
Immobilien – Alles nur Fassade?
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
sorgung an Pflegeeinrichtungen festzustellen. Dies begünstigt zumindest eine hohe Auslastung der angebotenen Kapazitäten und mitunter auch eine
Monopolstellung der Anbieter. Ähnlich wie bei den Wohnimmobilien wird der
Erfolg einer Investition in Pflegeimmobilien zum Teil auch davon abhängen,
inwiefern einem großen institutionellen Investor die Nachteile einer kleinteiligen Verwaltung solcher Immobilien abgenommen werden kann.
Zwischenfazit
Zwischenfazit zum direkten
Immobilienmarkt
Die Investitionen in den gewerblichen Immobilienmärkten gingen im ersten
Quartal 2009 – bezogen auf das Gesamtjahr 2008 – weiter zurück. Wieder
zunehmende Transaktionen sollten bei anziehender Kreditvergabe der Banken zu Tage treten. Die Anfangsrenditen werden in den Ländern, in denen
diese Kennziffer schon eine deutliche Zunahme erfahren hat, noch weiter
wachsen, wenngleich auch mit abnehmender Rate. Dagegen werden in geografischen Regionen, in denen die Anfangsrendite bisher eher noch konstant
war, entsprechende Anpassungen eintreten.
Der Vermietungsmarkt gibt in allen bedeutenden regionalen Teilmärkten das
gleiche Bild ab. Aufgrund der konjunkturellen Lage ist nach wie vor mit sinkenden Mietniveaus und steigenden Leerständen zu rechnen. Letztere sollten jedoch nur moderat zulegen, da die Fertigstellungen sich im Rahmen des
Erträglichen bewegen. Leichte Besserungstendenzen sind für Anfang 2010
zu erwarten, auch wenn hinsichtlich des Ausmaßes und der zeitlichen Struktur regionale Unterschiede zu erwarten sind. Für Investoren mit ausreichend
finanziellen Eigenmitteln, z. B. offene Immobilienfonds, ergeben sich exzellente antizyklische Investitionsmöglichkeiten.
Überlagerungen zwischen den
einzelnen Nutzungsarten
möglich
Deutscher Wohnungsmarkt
gegenüber inländischen Büro
und Gewerbeimmobilien
derzeit als chancenreicher
angesehen
Aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise wird es zu Überlagerungen zwischen den Nutzungsarten kommen. Nimmt bspw. das Internet-Shopping zu,
so wird sich der Bedarf an Einzelhandelsflächen reduzieren, jedoch könnten
Lager- und Logistikimmobilien dadurch von einer höheren Nachfrage profitieren.
Eine Umfrage beim Immobilienmakler Aengevelt, die ca. 1000 professionelle
Marktteilnehmer beantwortet haben, bestätigt einen sich verstärkenden
Trend. Aufbauend auf den prognostizierten Zunahmen der Anzahl privater
Haushalte in den nächsten Jahren und ungeachtet des Bevölkerungsrückgangs, der seine Wirkung aber erst ab 2020 und in den Folgejahren sichtbar
entfalten sollte, messen die Profis vor allem in Deutschland der Nutzungsart
29
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Immobilienteilmärkte – Aktuelle Lage und Ausblick
Wohnen mit rund 55 % mehr Bedeutung bei als Büro- und Gewerbeimmobilien.
Lohnt sich ein Investment in Immobilien?
Investieren oder nicht?
Betrachtet man die bisherigen Ausführungen, könnte man schnell zu dem
Schluss kommen: „Von Immobilien lass’ ich die Finger weg!“. Heißt das nun,
dass Anleger derzeit nicht in Immobilien investieren sollen?
So undifferenziert kann die Antwort nicht gegeben werden. Gemäß den Erkenntnissen von DEGI Research ist das zweite Quartal des Jahres 2009 der
Tiefpunkt bei sehr vielen Teilmärkten. Ein selektiver Einstieg in die Märkte,
die bereits korrigiert haben und bei denen Lage, Standort und Vermietungssituation stimmig sind, kann bereits heute sehr attraktiv sein. Nicht zu vergessen ist, dass gerade der deutsche Immobilienmarkt die Übertreibungen
der ausländischen Teilmärkte in den Jahren 2005 und 2006 nicht oder nicht
in gleichem Maße mitgemacht hat, was nun auch zu weniger Korrekturpotenzial führt.
Jemanden fragen, der sich
damit auskennt …!
Offene Immobilienfonds:
Liquiditätskrise ungleich
„Bewertungskrise“
30
Aufgrund des Klumpenrisikos wäre im Allgemeinen von einer Direktinvestition in eine bestimmte (fremdgenutzte) Immobilie (z. B. Bürohochhaus oder
Mietshaus) abzuraten, so lange diese Geldanlage nicht von einem professionellen Manager betreut wird. Für Privatanleger eignen sich offene Immobilienfonds, die aufgrund ihrer Diversifikation hinsichtlich der Nutzungsarten
und der geografischen Teilmärkte eine gewisse „Verstetigung“ der Ertragschancen bzw. eine „Abmilderung der Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise“ bieten. Zumal haben diese Fonds in den Boomjahren 2005/2006 aufgrund der konservativen Bewertung durch die Sachverständigen fast keine
Objekte zu deutlich überhöhten Preisen erworben. Somit sollte sich auch der
auf diesem Sachverhalt basierende Abwertungsbedarf in sehr engen Grenzen
halten. Manager offener Immobilienfonds sind auch keine Zauberer, aber sie
können durch aktive professionelle Betreuung und den Zugriff auf Spezialisten die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise begrenzen. Auch
wenn in den nächsten Jahren mit offenen Immobilenfonds keine MegaRenditen zu erzielen sind, so sollten die Erträge doch deutlich positiv sein
und im Verhältnis zum Risiko über denen von Staatsanleihen liegen.
Bereits in offenen Immobilienfonds investierte Anleger werden die oben genannten Argumente allein nicht überzeugen. Besonders den Investoren, die
über das im Fonds angelegte Geld aufgrund einer Aussetzung der Rücknah-
Immobilien – Alles nur Fassade?
Offene Immobilienfonds – Status Quo
me von Fondsanteilen derzeit nicht verfügen können, kann eine gesunde
Skepsis nicht übel genommen werden. Das aber ein Liquiditätsengpass nicht
zwangsweise zu einer Abwertung des Fondsanteilswertes führt, wie die Regelungen bezüglich einer Aussetzung der Anteilsrücknahme konkret ausgestaltet sind und welche möglichen Szenarien für offene Immobilienfonds daraus ableitbar sind, ist in den beiden folgenden Kapiteln dargestellt.
Offene Immobilienfonds – Status Quo
Grundsätzliches
Definition „offener
Immobilienfonds“
Im Gegensatz zu Geschlossenen Beteiligungen, die vor ihrem Laufzeitende
gar nicht oder nur eingeschränkt handelbar und somit auch wiederveräußerbar sind, können offene Immobilienfonds unter normalen Marktbedingungen
täglich bei der Fondsgesellschaft bzw. Kapitalanlagegesellschaft gekauft und
verkauft werden. Anleger erliegen jedoch oft einem Fauxpas: Der Name „offener Immobilienfonds“ suggeriert dem Laien die tägliche Verkaufbarkeit der
Fondsanteile. Als „offen“ gilt ein Immobilienfonds jedoch, weil rein rechtlich
gesehen die Zahl der Inhaber von Anteilen am Fonds (zumindest theoretisch)
unbegrenzt ist. Hingegen ist die Anzahl der Anteilseigner eines Geschlossenen Immobilienfonds (bzw. einer Geschlossenen Beteiligung) auf nur wenige
Personen begrenzt.
Aussetzung der Rücknahme von Anteilen Offener Immobilienfonds
im Oktober 2008
Der Passus „unter normalen Marktbedingungen“ im letzten Absatz ist wesentlich, auch wenn diese normalen Marktbedingungen nur selten verletzt
werden. Ende Oktober 2008 jedoch traf fast alle Anteilsbesitzer von Immobilienfonds die – zugegebenermaßen unerwartete – zeitlich begrenzte Aussetzung der Rücknahme von Fondanteilen durch die Immobilienfondsgesellschaften wie eine kalte Dusche. Insgesamt rund fünf Milliarden Euro wurden
innerhalb der letzten drei Monate des vergangenen Jahres durch institutionelle, semiinstitutionelle und auch privaten Kunden aus den rund 42 in
Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Offenen Immobilienfonds abgezogen.
31
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Offene Immobilienfonds – Status Quo
Netto-Mittelaufkommen offener Immobilienfonds 2008
(Angaben in Mrd. Euro)
1,4
1,2
0,5
0,5
0,1
0,4
1,2
0,9
0,5
-0,2
-0,7
Nach teils hohen Zuflüssen in den
Vormonaten flossen im Oktober
2008 per Saldo 5,1 Mrd. EUR ab.
Dez. 2008
Nov. 2008
Okt. 2008
Sep. 2008
Aug. 2008
Jul. 2008
Jun. 2008
Mai. 2008
Apr. 2008
Mrz. 2008
Feb. 2008
Jan. 2008
-5,1
Quelle: BVI
Daraufhin mussten die in der Tabelle aufgelisteten zwölf offenen Immobilienfonds die Rücknahmemöglichkeiten von Anteilen vorübergehend aussetzen.
Fonds
Anbieter
RücknahmeVolumen* (Geplante) Öffnung
ausetzung am in Mrd. € für Rücknahmen
KanAm US grundinvest
AXA Immoselect
KanAm grundinvest
SEB Immoinvest
TMW Immo. Weltfonds
Morgan St. P2 Value
UBS 3 Kontinente
UBS Euroinvest
CS Euroreal
Degi Europa
Degi International
KanAm Grund
AXA
KanAm Grund
SEB Investment
Pramerica
Morgan Stanley
UBS
UBS
Credit Suisse
DEGI
DEGI
27.10.2008
28.10.2008
28.10.2008
29.10.2008
29.10.2008
30.10.2008
30.10.2008
30.10.2008
31.10.2008
31.10.2008
31.10.2008
0,6* *
3,6
4,9* *
6,3
1,0
1,7
0,4
3,0
6,5
1,7
2,5
bis 27.10.2009
Ende Juni 2009
Sommer 2009
seit 02.06.2009
bis 29.10.2009
bis 29.10.2009
Sommer 2009
Sommer 2009
bis Juli 2009
vor 30.10.2009
seit 31.01.2009
* Stand: 02.11.2008, ** 06.10.2008, Quellen: BVI, Unternehmen
Mögliche Ursachen und Gründe für die Aussetzung der Rücknahme
Die möglichen Ursachen und Gründe für die vorübergehende Nichtausführung von Verkaufswünschen waren schnell eruiert. Natürlich ist die Finanzund Wirtschaftskrise der Dreh- und Angelpunkt. Die Bankenkrise mit der gefallenen Lehman Brothers-Bank war der Auslöser für massive Kursrückgänge
an den Aktien- und Anleihemärkten. Vermögensverwalter, Aktienfondsmanager und fast alle anderen Finanzberater, die im speziellen Kundenauftrag tätig sind, gerieten in eine mehrfache Notsituation:
32
Immobilien – Alles nur Fassade?
Offene Immobilienfonds – Status Quo
Einhaltung einer maximalen
Immobilienquote bei
Vermögensverwaltern
Vorsorge hinsichtlich einer
Mindestliquidität
Angst der Verwalter vor
weiteren Werteinbußen –
Verkauf von allen Titeln, die
noch eine positive
Wertsteigerung vorzuweisen
hatten
Garantie der Bundesregierung
für Spareinlagen
verunsicherte Privatanleger
Detaillierter Rückblick
Zum einen mussten die vertraglich festgeschriebenen Regularien einer maximalen Immobilienquote in Bezug zum gesamten verwalteten Vermögen
eingehalten werden. Da Immobilien in einem sinnvoll diversifizierten Kundenportfolio oder in einer nach bestimmten Rendite-/Risikoaspekten gemanagten Strategie nur einen Teil des Portfolios ausmachen, erhöht sich dieser
Portfolioanteil, wenn Aktien und Anleihen (und in bestimmtem Maß auch Alternativanlagen wie z. B. Rohstoffe) deutlich an Wert einbüßen. Die Einhaltung der vorgeschriebenen Strategie zwang daher institutionelle und semiinstitutionelle Verwalter, Immobilienfondsanteile zu verkaufen.
Zum anderen benötigten die Manager eine Mindestliquidität innerhalb ihrer
Produkte für eventuelle Auszahlungsansprüche der Kunden. Aktien und Anleihen verbuchten dicke Verluste. Die Werte der Immobilienfonds hingegen
blieben stabil, sie wiesen oftmals gegenüber dem Einstandspreis sogar Gewinne aus. Was blieb den oben angesprochenen semi-institutionellen Verwaltern übrig, als Anteile an diesen Fonds zu veräußern, um Liquidität zu beschaffen und reale Verluste in den Kundendepots zu vermeiden?
In einem inhaltlich engen Zusammenhang steht der dritte mögliche Grund für
die umfangreichen Anteilsverkäufe von offenen Immobilienfonds durch institutionelle und semi-institutionelle Anleger. Per Ende Oktober des letzten Jahres wiesen Aktien und Anleihen auf Jahressicht eine deutlich negative Performance auf. Das Jahresende 2008 war bald erreicht. Da erschien es logisch, die Gewinne der offenen Immobilienfonds zu realisieren und damit
auch zu sichern.
Doch nur auf die professionellen Anleger abzustellen, wäre zu kurz gegriffen.
Auch die Privatanleger zogen in einem spürbaren Maß Gelder aus offenen
Immobilienfonds ab. Aufbauend auf den negativen Erfahrungen beim Thema
„Emittentenbonität“ (bei Zertifikaten und Anleihen) und ungeachtet dessen,
dass die Fondsanteile als Sondervermögen von der Bonität der Fondsgesellschaft unabhängig sind, erwies die Bundesregierung mit der abgegebenen
Garantie bezüglich der bei Banken gehaltenen Spareinlagen dem Investmentmarkt einen Bärendienst. Privatanleger schichteten auch aus Immobilienfonds in Sparformen bei Banken um.
Viele Anleger offener Immobilienfonds waren und sind teilweise immer noch
verunsichert über das, was seit Ende Oktober 2008 passiert ist. Fondsgesellschaften haben mitunter in nebulösen Formulierungen beteuert, dass die
Aussetzung der Rücknahme zum Schutz des Anlegers ist. Diese Aussage ist
33
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Offene Immobilienfonds – Status Quo
richtig, aber für Laien schwer verständlich. Daher sollen die Vorgehensweise,
deren rechtliche Grundlagen und die daraus resultierenden praktischen Umsetzungen zum besseren Verständnis im Folgenden etwas detaillierter dargestellt werden.
Der rechtliche Rahmen
Den rechtlichen Rahmen für die Aussetzung der Rücknahme von Anteilen
offener Immobilienfonds bilden der § 81 des Investmentgesetzes und die
Allgemeinen Vertragsbedingungen des jeweiligen Fonds.
Lex specialis vor lex generalis
Auch in diesem Fall gilt der im Recht oft anzutreffende Grundsatz, dass eine
spezielle Regelung, hier festgehalten in den Allgemeinen Vertragsbedingungen, die allgemeingültige Bestimmung (in Form des Investmentgesetzes)
dominiert.
Den aus den oben skizzierten vier Gründen resultierenden „Run“ auf die Immobilienfonds konnten selbige nicht verkraften. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestliquidität für offene Immobilienfonds beträgt 5 % (§ 80 Abs. 1
Investmentgesetz). Viele Fonds hielten sich auch an die innerhalb der Branche 2006 auf selbst verpflichtender Basis beschlossene Quote von 10 % und
hatten somit Liquidität in doppelter, teils sogar dreifacher Höhe und mehr.
Doch diese Beträge reichten nicht aus. Gemäß § 81 Investmentgesetz sind
die Fondsmanager der Immobilien dazu berechtigt, die Rücknahme von Anteilen an offenen Immobilienfonds zu verweigern, wenn aufgrund der Auszahlungsansprüche „die Bankguthaben und der Erlös der nach § 80 Abs. 1 Investmentgesetz angelegten Mittel zur Zahlung des Rücknahmepreises und
zur Sicherstellung einer ordnungsgemäß laufenden Bewirtschaftung nicht
ausreichen oder nicht sogleich zur Verfügung stehen“. Dazu zählen z. B. die
Einhaltung aller vertraglich bzw. vorvertraglich eingegangenen Verpflichtungen hinsichtlich des Kaufes von neuen Immobilien, Modernisierungsaufwendungen, die Zahlung von Nebenkosten und auch die Sicherstellung der Ausschüttungen an Anteilseigner.
34
Immobilien – Alles nur Fassade?
Offene Immobilienfonds – Status Quo
Phasen der Aussetzung der Rücknahme gemäß Investmentgesetz und
den Allgemeinen Vertragsbedingungen
3 Monate
Verlauf der
Rücknahmeaussetzung in
verschiedenen Phasen
bis zu 9 Monaten
weitere 12 Monate
Phase 1
Phase 2
Phase 3
Befristete
Verweigerung
der Anteilscheinrücknahme aus
Liquiditätsgründen
Verlängerungsoption
sofern keine ausreichende Liquidität
vorhanden
Verpflichtung zur
Objektveräußerung
sofern angemessene
Kaufpreise erzielt
werden können
Bei unveränderten
Voraussetzungen
Verlängerung der
Phase 2
Eine Rücknahmeaussetzung bei offenen Immobilienfonds ist aus den gegebenen Eigenschaften der Immobilien (langer Zeitraum bis zum rechtlichen
und wirtschaftlichen Abschluss einer Veräußerung) in drei Phasen unterteilt,
die jeweils durch spezielle „Auflagen“ an das Fondsmanagement gekennzeichnet sind.
Phase 1 (3 Monate)
Das Investmentgesetz erlaubt die Aussetzung der Rücknahme von Anteilen
an offenen Immobilienfonds „bis zum Ablauf einer in den Vertragsbedingungen festzusetzenden Frist“. Für die meisten offenen Immobilienfonds wurde
in den Allgemeinen Vertragsbedingungen für diese erste Phase ein Zeitraum
von drei Monaten festgeschrieben. Die Fondsgesellschaft kann von sich aus
diesen Zeitraum unter Nennung eines konkreten Ablaufdatums aber auch
länger befristen, sofern dies im spezifischen Fall in geeigneter Form mitgeteilt wird.
Maßnahmen innerhalb der
Innerhalb der drei Monate ist das Fondsmanagement dazu angehalten, alles
dafür zu tun, dass sich die Liquiditätslage stabilisiert und eine möglichst baldige Rücknahme von Fondsanteilen ermöglicht werden kann. Das alles ist
jedoch inhaltlich begrenzt, und dies ist zum Vorteil des Anlegers. Der
Fondsmanager darf Immobilien nur zu „angemessenen Bedingungen“ veräußern, ein Verkauf bspw. zu einem deutlich geringeren Preis als dem Verkehrswert ist nicht zulässig. Zusätzliche Darlehen auf Fondsebene können
aufgenommen werden, allerdings nur innerhalb bestimmter Beleihungsgrenzen.
Phase 1, um eine Rücknahme
von Anteilen wieder zu
ermöglichen
35
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Offene Immobilienfonds – Status Quo
Die Restriktionen dienen dazu, die Interessen aller Anleger des Fonds zu
wahren und den Wert der Immobilien innerhalb des Fonds nicht oder nur
wenig zu verwässern. Dies hilft jedem Anteilseigner, denn seine Kapitalanlage bleibt somit wertstabil. Damit sind Befürchtungen, der Wert eines Fondsanteils würde nach Ablauf der Drei-Monats-Frist allein nur aufgrund der angespannten Liquiditätslage deutlich an Wert verlieren und der Anleger große
Verluste aufgrund von Notverkäufen von Immobilien zu Schleuderpreisen erleiden, per Definition obsolet. Wertminderungen könnten nur aufgrund geänderter Bewertungen der im Fonds enthaltenen Immobilien bzw. auf geänderten Renditen und Bewertungen von im Fonds enthaltenen Geldmarktinstrumenten resultieren.
Phase 2 (weitere 9 Monate)
Im Januar dieses Jahres endete die Drei-Monats-Frist. Doch bis auf zwei
Fonds verlängerten alle Immobilienfonds, die eine Aussetzung der Rücknahme Ende Oktober 2008 bekannt geben mussten, diese Frist mit Hinweis auf
das Investmentgesetz und die Allgemeinen Vertragsbedingungen des jeweiligen Fonds um bis zu weitere neun Monate. Also maximal bis Ende Oktober
dieses Jahres. Die zwischenzeitlich verfügbaren Gelder schienen den Managern der betreffenden Fonds Ende Januar als nicht ausreichend, um unter
Berücksichtigung etwaiger Rückgabewünsche eine ordentliche Liquidität innerhalb des Fonds sicherstellen zu können.
Maßnahmen in Phase 2
Was bedeutet dies für die Zukunft? Prinzipiell gelten hinsichtlich der Liquiditätsbeschaffung und Darlehensaufnahme für diese weiteren neun Monate
die gleichen Regelungen wie innerhalb des ersten Vierteljahres nach Bekanntgabe der Aussetzung der Rücknahme. Das Fondsmanagement hat jedoch länger Zeit, die erforderliche Liquidität bereitzustellen. Innerhalb der
Neun-Monats-Frist ist es auch per Gesetz verpflichtet, Immobilien „zu angemessenen Bedingungen“ – und nur zu diesen! – zu verkaufen.
ähnlich wie in Phase 1
Sollte es unter Berücksichtigung aller Verpflichtungen inkl. der zu erwartenden Rückgaben von Fondsanteilen vor Ablauf der Neun-Monats-Frist gelingen, eine adäquate Liquidität bereitzustellen, darf der Fonds die Rücknahme
auch früher wieder zulassen. Ein solches Beispiel lieferte vor wenigen Wochen die schwedische SEB Asset Management: Die Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen für einen der offenen Immobilienfonds dieser Kapitalanlagegesellschaft wurde bereits per Anfang Juni 2009 vorzeitig beendet,
obwohl die Frist der Phase 2 erst Ende Oktober abgelaufen wäre. Auch die
Credit Suisse Asset Management hat für ihren offenen Immobilienfonds eine
36
Immobilien – Alles nur Fassade?
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
vorzeitige Wiederaufnahme der Rücknahme von Fondsanteilen per Anfang
Juli ermöglicht. Es ist davon auszugehen, dass einige andere Immobilienfondsmanager ähnliche Entscheidungen treffen werden.
Die Auswirkungen der begrenzten Liquidität der von der Aussetzung der
Rücknahme von Anteilen betroffenen Immobilienfonds auf die Rendite derselben sind also gesetzlich bzw. vertraglich begrenzt. Genauer gesagt, der
Gesetzgeber verbietet aus Gründen der Gleichbehandlung von rückgabewilligen und nicht-rückgabewilligen Anlegern den Verkauf von Immobilien zu
„Schleuderpreisen“ nur aufgrund eines „Liquiditätsdrucks“. Die Ziele der
erstgenannten Gruppe werden zugunsten des Erreichens einer adäquaten
Verzinsung des angelegten Kapitals aller Anleger temporär beschränkt bzw.
untergewichtet.
Für beide Phasen gilt: Der Fonds wird weiter normal bewirtschaftet, es findet
also eine aktive Verwaltung der Immobilien statt. Dazu gehören (im Rahmen
der kaufmännischen Verantwortung) auch die Abwicklung bzw. die Nachverhandlung bereits vor dem Datum der Rücknahmeaussetzung geschlossener
Verträge für Immobilien, die tägliche Anteilspreisermittlung, die tägliche Erwerbbarkeit von Anteilen und auch die Bedienung der regulären Ausschüttung (zumeist möglich).
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche
Entwicklungen
Phase 3 (zusätzliche 12Monats-Frist)
Falls es dem Fondsmanagement auch nach Ablauf der Phase 2 nicht gelungen sein sollte, ausreichend Liquidität zu beschaffen, um eine Wiederzulassung der Rücknahme von Fondsanteilen und eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung zu ermöglichen, gestattet das Investmentgesetz die Verlängerung
der Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen nochmals um bis zu ein
weiteres Jahr, sofern dies in den Allgemeinen Vertragsbedingungen der
Fonds festgeschrieben ist.
Für aktuell von einer Aussetzung der Rücknahme betroffenen Immobilienfonds wäre diese Regelung der letzte Strohhalm, um Zeit zu gewinnen. Es ist
selbsterklärend, dass kein Fondsmanager im Oktober dieses Jahres eine weitere Verlängerung der Rücknahmeaussetzung publik machen möchte. Der
Imageschaden solch eines Schrittes wäre enorm. Zum einen natürlich für
37
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
den betreffenden Fonds, zum anderen aber auch für die gesamten Anbieter
offener Immobilienfonds.
Und dann nach den zwei
Jahren?
Vermögensverlust des
Anteilsinhabers in diesem Fall
wahrscheinlich
(Erst) nach Ablauf der gesamten Zwei-Jahres-Frist ist es den Immobilienfonds
erlaubt, die im Fonds befindlichen Objekte jeweils bis zu 100 % ihres Wertes
zu beleihen, um schnell eine anhaltende Liquidität schaffen zu können. Die
hohe Beleihung ist abzulösen, wenn Immobilien zu angemessenen Bedingungen verkauft werden können. Theoretisch verbietet sich durch den letzten
Halbsatz ein „Verramschen“ der einzelnen Objekte. Praktisch wird das
Fondsmanagement jedoch zulassen, dass einzelne Immobilien des Fonds
auch zu einem tieferen Preis als dem Verkehrswert veräußert werden bzw.
eine Neubewertung zu einem deutlich verringerten Verkehrswert führt.
Es ist einleuchtend, dass diese Regelungen den Wert des Fonds schmälern
bzw. die Preise für einen (immer noch nicht veräußerbaren) Fondsanteil
deutlich sinken lassen würden. Nach Ablauf der zwei Jahre steigt also für den
Anleger die Wahrscheinlichkeit eines Vermögensverlustes deutlich, falls die
Liquiditätslage des Fonds weiterhin unbefriedigend ist. Zur Ehrenrettung der
offenen Immobilienfonds muss jedoch hinzugefügt werden, dass solch ein
Fall bisher nicht vorgekommen ist.
Reguläre Zuflüsse der eingefrorenen Fonds seit Nov. 2008
(in Mio. EUR, Stichtag: 31.03.2009)
in % des
Fondsvolumens
305
CS Euroreal
132
SEB Immoinvest
86
Kanam Grundinvest
4,55
2,04
1,80
Degi Europa
50
3,02
Axa Immoselect
49
1,32
UBS Euroinvest
43
1,74
TMW Immobilien Weltfonds
18
1,80
Quelle: BVI
38
Immobilien – Alles nur Fassade?
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
Der Extremfall: Mangelnde
Beleihungs- und
Verkaufsmöglichkeiten
Welche Instrumente kommen
zum Zuge?
Zugegeben, es scheint unwahrscheinlich, dass es dem Fondsmanagement
nach den oben beschriebenen drei Phasen nicht gelingt, ausreichend Liquidität zu beschaffen. Falls dieser theoretische Fall jedoch eintreten sollte, so
stehen dem Fondsmanagement alle Maßnahmen offen, die es auch jederzeit
ohne die besondere Geschäftslage einer Aussetzung der Rücknahme von
Fondsanteilen anwenden dürfte. Konkret sind das:
> Schließung (Abwicklung) des Fonds:
Bei einer Schließung des Fonds werden sämtliche Vermögenswerte innerhalb des Sondervermögens veräußert und entsprechend der Anteilsquote am Gesamtvermögen an den Anleger ausbezahlt. Die Veräußerung
von Vermögenswerten kann auch zu einem Preis unterhalb des Verkehrswertes erfolgen.
> Übertragung des Fondsvermögens an / von einem anderen Fonds:
Unter Einhaltung der in den Allgemeinen Vertragsbedingungen angegebenen Voraussetzungen kann das Vermögen eines Immobilienfonds an
das eines anderen Immobilienfonds oder Mischfonds übertragen werden
bzw. der Immobilienfonds darf selbst auch Vermögen eines anderen
Fonds übernehmen. Die für den übernehmenden Fonds definierten Anlagegrundsätze sind dabei einzuhalten.
> Verschmelzung des Fondsvermögens mit einem anderen Fonds:
Unter Einhaltung der Bestimmungen der Allgemeinen Vertragsbedingungen ist es dem Fondsmanagement möglich, einen Immobilienfonds mit
einem anderen offenen Immobilienfonds zu vereinigen.
Alle diese Maßnahmen würden wahrscheinlich auch dann zur Anwendung
kommen, wenn die wirtschaftliche Weiterführung eines von Liquiditätsproblemen betroffenen offenen Immobilienfonds nicht gegeben ist. Gegenüber
der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) besteht eine Anzeigepflicht. Die BaFin behält sich im Sinne des Wohlergehens der Anleger
eine Überprüfung vor.
Ein möglicher Trick …
Doch aufgrund von Liquiditätsproblemen zu diesen – zugegebenermaßen
drastischen – Maßnahmen zu greifen, wird eher ein Einzelfall sein. Fondsmanager können diese Maßnahmen legal durch einen „Trick“ umgehen. Das
Management erlaubt die Rücknahme der Anteile nach Ablauf der ZweiJahres-Frist für einen kurzen Zeitraum (z. B. ein paar Tage) und gibt dann eine erneute Aussetzung der Anteilsrücknahme bekannt. Damit wäre es be39
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
rechtigt, das oben beschriebene Procedere des Drei-Phasen-Modells erneut
zu durchlaufen. Der Zeitraum für die Beschaffung liquider Mittel würde auf
Kosten der Fungibilität der Fondsanteile drastisch ausgedehnt. Selbsterklärend, dass diese Vorgehensweise nicht zur Vertrauensbildung beim Kunden
beiträgt.
Drastische Maßnahmen
unwahrscheinlich – Hilft die
Bad Bank?
Lehren für die Zukunft:
Anpassungen der gesetzlichen
Regelungen zur Umgehung
zukünftiger Massenflucht an
Kapital aus offenen
Immobilienfonds
Zu den oben aufgezeigten Maßnahmen sollte es nicht kommen. Es ist eher
davon auszugehen, dass es den Fondsmanagern der noch von der Aussetzung der Anteilsrücknahme betroffenen Fonds gelingt, über mit Gewinn realisierte selektive Verkäufe Barmittel zu beschaffen. Zusätzlich sollten die
Fonds auch von der Einrichtung einer Bad Bank profitieren. Geschäftsbanken
werden nach Bereinigung ihrer Bilanzen wieder zur Beleihung solider Sachwerte zurückkehren, wodurch sich die finanzielle Situation der Immobilienfonds zusätzlich entspannen sollte.
Die genauen Gründe für den im Oktober 2008 plötzlich und unerwartet aufgetretenen Liquiditätsengpass der offenen Immobilienfonds sind mittlerweile
eruiert und publik gemacht worden. Um eine nochmalige Situation ähnlich
dieser zu verhindern, wurden sowohl seitens der Fonds als auch seitens des
Interessensverbandes (Bundesverband für Investmentfonds –BVI) bereits einige Reformvorschläge hinsichtlich einer Überarbeitung des Investmentgesetzes und / oder der Allgemeinen Vertragsbedingungen diskutiert.
Vorgeschlagen wurde beispielsweise:
Die Vorschläge im Detail
> Einführung verschiedener Anteilsscheinklassen (Tranchen) für ein und
denselben offenen Immobilienfonds für private und institutionelle Anleger
Die Differenzierung würde über zwei verschiedene Wertpapierkennnummern erfolgen. Einige Immobilienfondsmanager haben dies bereits umgesetzt bzw. befinden sich in der Umsetzung dieser Maßnahme, auch wenn
diese noch nicht im Investmentgesetz geregelt ist.
> Einführung einer gesetzlichen Kündigungsfrist von 12 Monaten für institutionelle Anleger bzw. juristische Personen in Publikumsfonds (weitergehende Regelungen durch Vertragsbedingungen oder Einzelvereinbarungen möglich)
Inhaltlich ähnliche Abmachungen inkl. eines Rücknahmeabschlages bei
Nichteinhaltung der Abmachung sind bereits heute auf bilateraler einzelvertraglicher Basis zwischen Fondsgesellschaft und Investor üblich.
40
Immobilien – Alles nur Fassade?
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
Aufgrund dessen, das die gesetzliche Festlegung fehlt, hat ein Vertragsbruch wegen fehlender Sanktionen derzeit jedoch keine rechtlichen Konsequenzen. Solche Regelungen sind somit ein „zahnloser Tiger“.
> Erhebung von Rücknahmeabschlägen (auch in Verbindung mit Kündigungsfristen) ab einem bestimmten Anlagevolumen (z. B. bei Beträgen ab
1 Mio. EUR)
Auch solche Regelungen gibt es teilweise schon, aber nur auf Basis der
freiwilligen Selbstverpflichtung des Anlegers. Die Verkaufswelle im Oktober 2008 zeigte, dass die monetären Nachteile allein kein wirksames Abschreckungsmittel für (institutionelle) Investoren sind. Die Forderung von
Rücknahmeabschlägen nur aufgrund einer betragsmäßigen Unterscheidung von Anlegern ist jedoch unter dem Aspekt der Gleichbehandlung
von Anlegern juristisch umstritten. Diese und die zuvor genannte Regelung auf einzelvertraglicher Basis könnten zudem umgangen werden,
wenn die Fondsanteile an der Börse erworben wurden bzw. verkauft werden. Falls jedoch gesetzlich geregelt, wäre keine Umgehung mehr möglich.
> Möglichkeit zum vorübergehenden Einsatz einer 90-tägigen Kündigungsfrist für die Rückgabe von Fondsanteilen für alle Anleger, falls zuvor binnen 30 Tagen mehr als 5 % der Fondsanteile zurückgegeben worden sind
Diese Maßnahme soll einen überdurchschnittlich großen Mittelabfluss
innerhalb eines kleinen Zeitraumes von wenigen Tagen verhindern bzw.
zeitlich strecken. Für die Fondsgesellschaft werden die Mittelabflüsse
planbarer und das Management bekommt einen zusätzlichen zeitlichen
Spielraum, um eventuell benötigte Liquidität zu sichern.
> Einführung einer gesetzlichen Kündigungsfrist (auch) für Privatanleger
bzw. natürliche Personen
Solche Ausgestaltungen gibt es heute teilweise schon in Schweiz (12
Monate) und in Spanien (6 Monate). Ein Problem besteht im Erkennen
und in der Unterscheidung des Privatanlegers von dem institutionellen
Kunden. Die Order gibt die Identität des Kunden nicht an und unabhängig
von der technischen Machbarkeit hat die Depotbank keinerlei rechtliche
Grundlagen, den „Status“ des Kunden an Dritte, in diesem Fall die
Fondsmanager, weiter zu leiten.
> Einführung einer prozentualen Begrenzung, welchen Anteil Großanleger
an einem offenen Immobilienfonds maximal halten dürfen
41
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Perspektiven offener Immobilienfonds – Mögliche Entwicklungen
Die Definition eines „Großanlegers“ dürfte sich als kompliziert erweisen,
gerade weil es für letztere keine einheitliche Definition gibt. Zudem würden die Depotbanken mehr in die Pflicht genommen. Diese könnten die
Überschreitung von festgelegten Meldegrenzen überwachen und entsprechende Hinweise geben.
> Weiterführung von vor der Aussetzung der Anteilsrücknahme geschlossenen Auszahlplänen, falls diese einen Betrag von 3.000 Euro / Plan und
Monat nicht übersteigen
Damit soll dem Privatanleger die Auszahlung seines oft als „ZusatzRente“ geschlossenen Plans ermöglicht werden. Die bisherige Praxis und
das Verbot des Bundesaufsichtsamtes für Finanzwesen, Auszahlverträge
wegen einer angeblichen Benachteiligung der Fondsanleger ohne Sparplan während einer Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen nicht
aus dem Sondervermögen bedienen zu dürfen, ist rechtlich umstritten.
Die geplante Regelung würde für viel Klarheit und Transparenz sorgen.
Umsetzung frühestens 2010
Um eine generelle Einigung mit allen bzw. vielen Fondsanbietern zu erzielen,
bedarf es langwieriger Verhandlungen. Daher ist mit einer gesetzlichen Umsetzung nicht im diesjährigen Superwahljahr, sondern wohl erst in der
nächsten Legislaturperiode, wahrscheinlich nicht vor Ende des Jahres 2010,
zu rechnen. Inhaltlich ähnliche Regelungen auf freiwilliger Basis sind auch
eher jederzeit möglich.
Zwischenfazit
Unterscheidung zwischen
Liquiditätsengpass und
Bewertungsproblem
Für die Beurteilung der Lage und der Perspektiven offener Immobilienfonds
ist die Unterscheidung zwischen Liquiditätsengpässen und Bewertungsproblemen wesentlich. Die seit Oktober 2008 sichtbar zu Tage getretenen Probleme beruhen allein auf einem Liquiditätsengpass. Dies zeigen auch die zwischenzeitlich vorgenommenen regulären Bewertungen und auch die komplette Sonderbewertung aller Immobilien eines Fondsanbieters. Die Summe
der Wertzuschreibungen und Wertberichtigungen glichen sich bislang immer
weitgehend aus.
Chancen …
Auch die Rating-Agentur Scope bescheinigt den von ihr untersuchten Fonds
(31 Anbieter) ein befriedigendes bis gutes Rendite-Risiko-Verhältnis. Bei etwa der Hälfte dieser Fonds verbesserte sich die Einschätzung sogar.
… und Risiken
Für Anleger wird es immer wichtiger, sich der Qualität des Fonds bzw. der
darin enthaltenen Immobilien bewusst zu sein. Ein weiteres eminent wichti-
42
Immobilien – Alles nur Fassade?
Zusammenfassung
ges Kriterium für oder gegen eine Anlageentscheidung sind Art und Weise
der Liquiditätssteuerung und der Anteil des Fremdkapitaleinsatzes.
HausInvest global
-90
DEGI International
grundbesitz global
-710
-250
INTER ImmoProfil
-80
WestInvest 1
grundbesitz europa
-20
-50
EURO ImmoProfil 0
-10 HANSAimmobilia
20
TMW Immobilien Weltfonds 10
UBS (D) 3 Kontinente Immobilien 0
30
Deka-ImmobilienFonds
AXA Immoselect
Fonds offen für Anteilscheinrücknahme
Fonds mit temporärer Rücknahmeaussetzung
Morgan Stanley P2 Value
50
40
DEGI Europa
140
SEB ImmoInvest
90
Deka-Immobilien Global
KanAm grundinvest
160
150
UniImmo: Europa
180
170
hausInvest europa
190
WestInvest InterSelect
UniImmo: Deutschland
UniImmo: Global
Deka-Immobilien Europa
CS Euroreal
210
300
410
Mittelzuflüsse der offenen Immobilienfonds im Zeitraum vom 30.10.2008
bis 30.04.2009 (in Mio. EUR)
Quelle: BVI, 31.03.2009, Credit Suisse
Sind die wilden
Abschreibungsgerüchte
haltbar?
Die Gerüchte um Abschreibungen in Größenordnungen von um die 20 % und
mehr erscheinen zumindest für die meisten Immobilienfonds derzeit gegenstandslos. Für diese Meinung spricht auch, dass fast alle Fondsanbieter in
den letzten beiden Jahren (ab Mitte 2007) keine Immobilien zu überhöhten
Preisen erworben haben. Auch Zuschreibungen von großem Umfang, die nun
akut wertberichtigt werden müssten, wurden aufgrund der vorsichtigen Akquisitionsbewertungen der Sachverständigen selten bis gar nicht vorgenommen.
Zusammenfassung
Auswirkungen der Finanz und
Wirtschaftskrise
Bereits vor Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise im September 2008
zeigten diverse Indikatoren eine Ermäßigung des Wirtschaftswachstums, zunächst begrenzt auf den Raum der USA. Der Immobiliensektor in den Verei43
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Zusammenfassung
nigten Staaten stand aufgrund exorbitanter Wertzuwächse im Mittelpunkt
des Geschehens. Die Verspannungen an den internationalen Geld- und Kapitalmärkten haben aus den ersten rückläufigen Anzeichen eine deutliche Rezession entstehen lassen. Besonderheit dieser ist ihr globales Ausmaß und
die Ausdehnung auf fast alle Branchen zu einem Zeitpunkt. Das heißt, neben
den Industrieländern sind auch die Entwicklungs- sowie Schwellenländer betroffen. Den Immobilienmarkt haben vor allem negative Effekte im Zusammenspiel zwischen der Realwirtschaft und dem Finanzsektor beeinflusst.
Eher unterdurchschnittliches
globales
Wirtschaftswachstum in den
kommenden eineinhalb Jahren
Deutschland stabilster Markt
im europäischen Vergleich
Leerstandsraten und
Mietmärkte reagieren in
Deutschland zeitversetzt auf
die Krise
Nationale Bad Bank sollte
zukünftig Transaktionen
wieder möglich machen
44
Das globale Wirtschaftswachstum in den nächsten eineinhalb Jahren wird als
unterdurchschnittlich prognostiziert. So revidierte der Internationale Währungsfonds (IWF) – trotz sich derzeit mehrender konjunkturell positiver Indexkennziffern – seine Schätzungen bezüglich der Entwicklung des globalen
Bruttoinlandsproduktes (BIP) von ursprünglich 0,5 % auf -1,3 % für dieses
Jahr. Die Prognose von 3,0 % für das Jahr 2010 wurde auf 1,9 % gesenkt.
Im internationalen Vergleich fällt auf, dass es am deutschen Immobilienmarkt keine Übertreibungen, wie z. B. im europäischen Ausland, gegeben
hat. Gemäß Jones Lang LaSalle sind die Preise seit der Hochphase Ende
2007 bis zum ersten Quartal 2009 in deutschen Toplagen um 20 % gesunken. Betrachtet man alle guten Gewerbelagen, so beträgt die Wertminderung
ca. 30 %. Damit sollte der Wertkorrekturbedarf größtenteils vollzogen sein.
In Deutschland sind die Leerstandsraten – auch aufgrund moderater Fertigstellungen – bislang noch nicht exorbitant gestiegen. Ein Sockelleerstand
über alle Nutzungsarten hinweg von ca. 5 % bis 6 % gilt als normal. Ein deutliches Sinken der nachhaltigen Mieten wird erst dann erwartet, wenn die Finanz- und Wirtschaftskrise noch rund zwei bis drei Jahre anhalten würde.
Die Einrichtung einer Bad Bank und die Auslagerungen von problembehafteten Portfolios „bereinigen“ die Bilanzen der Banken und anderer Finanzintermediäre. Dies sollte ab dem dritten bzw. vierten Quartal dieses Jahres
wieder zu einer vermehrten Kreditvergabe unter Anwendung eines risikoadäquaten, aber nicht überzogenen Zinses führen. Von solch einer Kreditbelebung können sowohl Immobilienmakler als auch Immobilienfondsmanager in
Form wertmäßig steigender Transaktionen und zunehmender Anzahl von Objektkäufen/-verkäufen profitieren.
Immobilien – Alles nur Fassade?
Zusammenfassung
Im Detail unterschiedliche
internationale
Wertermittlungsverfahren von
Immobilien führen zu
angeblichen WertkorrekturHorrorszenarien
Horrende Abwertungen bei offenen Immobilienfonds blieben – anders als
von einigen professionellen Marktteilnehmern, z. B. großen Wirtschaftsprüfungskanzleien und Unternehmensberatungen, prognostiziert – aus. Dies ist
nachvollziehbar, wenn man sich die in Deutschland und im Vergleich dazu im
angelsächsischen Raum im Detail unterschiedlichen Bewertungsverfahren
inhaltlich genauer vergegenwärtigt.
Grundlegend basieren beide Verfahren auf Diskontierungsmodellen. Jedoch
werden in Deutschland nach dem gemäß der Wertermittlungsverordnung anzuwendenden Ertragswertverfahren nachhaltige Mieten (also Durchschnittswerte, keine Spitzenmieten) mit einem risikoadjustierten Zins diskontiert.
Dies führt grundsätzlich zu einer (zu) vorsichtigen Bewertung, in Boomphasen werden Immobilienobjekte unterbewertet, in Rezessionsphasen besteht
dafür jedoch nur dann Abwertungsbedarf, wenn sich die nachhaltig möglichen Erträge ebenfalls deutlich verringern.
Im angelsächsischen Raum kommt ebenfalls ein risikospezifischer Diskontierungsfaktor zum Einsatz. Allerdings werden bei dem dort angewendeten Verfahren aktuelle Ist-Mieten unter diversen Annahmen in die Zukunft fortgeschrieben und dann entsprechend abgezinst. Dies führt zwar zu einem korrekten Ausweis der aktuellen wirtschaftlichen Ertragskraft einer Immobilie.
Allerdings müssen selbst kurz- und mittelfristige Mietschwankungen durch
neue Schätzungen in dem Verfahren berücksichtigt werden. In Rezessionsphasen ergibt sich daher ein laufender Anpassungsbedarf, im Falle von Mietpreisrückgängen dann entsprechende Abwertungen der jeweiligen Immobilie.
Institutionelle Investoren
wollen Immobilienquote
erhöhen
Geeignete
Anlagemöglichkeiten für
Privatanleger
Untersuchungen der Feri Research GmbH und von Ernst & Young ergaben,
dass Institutionelle ihren Anteil an Immobilien innerhalb eines diversifizierten
Portfolios wieder ausbauen wollen. Dabei sollen vor allem indirekte Investments eine stärkere Gewichtung erfahren.
Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich offene Immobilienfonds bislang in
der Krise gut behauptet. Dies sollten sie auch weiterhin tun, wenn die Finanz- und Wirtschaftskrise zeitlich beschränkt bleibt. Ein länger anhaltender
globaler Wirtschaftsabschwung (über das Jahr 2011 hinaus) hingegen kann
wahrscheinlich auch von den offenen Immobilienfonds nicht abgefedert werden.
45
apoFokus
apoResearch Anlageinformation
Zusammenfassung
Verringerung der jährlichen
Renditeerwartung von offenen
Immobilienfonds aufgrund der
Auswirkungen der Finanz und
Wirtschaftskrise…
Liquiditäts- bzw.
Fungibilitätsbeschränkungen
haben nur bedingt negativen
Einfluss auf die
Wertentwicklung von
Immobilienfonds
Offene Immobilienfonds sind
keine „Nobelparkplätze“ für
kurzfristige liquide Mittel
Die in den letzten zwei bis drei Jahren mitunter erzielten Renditen einiger offener Immobilienfonds von bis zu sieben Prozent pro Jahr werden (zumindest
für einige Zeit) der Vergangenheit angehören. Dies ist jedoch auf den Zustand der Immobilienteilmärkte (weltweit fallende Mietniveaus und sinkende
Transaktionspreise) und nicht auf die Aussetzung der Rücknahme von
Fondsanteilen zurückzuführen. So fiel auf Basis des Monats März die jährliche Durchschnittsrendite von ca. 5 % in 2008 auf rund 4 % im März 2009.
Die Rating-Agentur Feri prognostiziert für das Gesamtjahr 2009 eine mittlere
jährliche Rendite offener Immobilienfonds von ca. 3,5 %. Die Zielvorstellungen der meisten Fondsmanager liegen mit einer Spanne von 4 % bis 5 % über
diesem Wert. Um die 4 % p. a. wäre für die beiden Jahre für 2009 und 2010
eine gute Wertentwicklung. Von dieser Größenordnung geht unter anderem
auch das Analysehaus Scope aus.
Panik ist fehl am Platze, Information ist alles. Derzeit besteht kein Grund,
sich um die Werthaltigkeit von Immobilienfondsanteilen Sorgen zu machen.
Die Manager der noch von der Aussetzung der Rücknahme betroffenen Immobilienfonds gehen davon aus, spätestens im Oktober den Ankauf von
Fondsanteilen über die Fondsgesellschaft wieder zu ermöglichen. Nur falls
sich abzeichnen sollte, dass dies als nicht realistisch einzustufen ist, müssten Anleger Vorkehrungen treffen.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Vermeidung ähnlicher zukünftiger Liquiditätsengpässe – wie dem aktuell seit Oktober 2008 anzutreffenden –
helfen nicht, wenn offene Immobilienfonds in Zukunft wiederholt als Geldmarktersatz missbraucht werden. Eventuell in der Vergangenheit begangene
„Sünden“ dürfen, egal von welchem Marktteilnehmer, nicht wiederholt werden. Die Aussetzung der Rücknahme von Fondsanteilen zeigt, dass die von
den offenen Immobilienfonds vorgenommene Fristentransformation zwischen einer Investition in langfristig rentable Immobilienobjekte und kurzfristig handelbaren Fondsanteilen – gerade in wirtschaftlich schwierigen
Zeiten – Grenzen hat.
Studie abgeschlossen am 22. Juni 2009
46
Verfasser: Sven Bartram
Immobilien – Alles nur Fassade?
47
Deutsche Apotheker- und Ärztebank
Hauptverwaltung
apoResearch
Richard-Oskar-Mattern-Straße 6
40547 Düsseldorf
Telefon: (0211) 59980
Internet: http://www.apobank.de
V.i.S.d.P.:
Uwe Zeidler
Layout und Produktion:
AMPK Publikationsmanagement
Druck:
Service-Druck Kleinherne GmbH & Co. KG
Bussardweg 5
41468 Neuss
48
Herunterladen