Diabetes mellitus richtig verstehen E in R at g e b e r v o n » H i e r st Ih eht rN e m a « 3 Sehr geehrte Damen und Herren, diese Broschüre wendet sich an alle Menschen mit Diabetes mellitus, deren Angehörige und Interessierte. Diabetes ist inzwischen zu einer weit verbreiteten Volkskrankheit geworden und hat damit einen wesentlichen Anteil am Alltag vieler Menschen. Leben Sie unbeschwert Diagnose Diabetes mellitus. Diabetestypen Was bedeutet Diabetes mellitus? Typ-1 Typ-2 Typ-3 Typ-4 Gestationsdiabetes Insulinresistenz Seite Seite Seite Seite Seite Seite 4 5 5 7 7 8 Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite 9 9 9 12 13 14 16 18 20 Seite Seite Seite Seite Seite 21 21 22 23 23 Leben mit Diabetes aktiv und mit der Inhaltsverzeichnis Ziel dieser Broschüre ist es, Ihnen wertvolle Hinweise für ein unbeschwertes Leben mit Diabetes zu geben. Um dies zu erreichen, ist es notwendig, „Diabetes mellitus richtig zu verstehen“. Daher umfasst die vorliegende Broschüre sowohl Erläuterungen zu Diabetes-Typen und Folgeerkrankungen als auch wesentliche Punkte für ein aktives Diabetesmanagement. Von der Blutzuckerselbstkontrolle und Dokumentation über die Bedeutung von Bewegung bis hin zur Körperpflege, Autofahren und Reisen werden alle wichtigen Themen angesprochen. Sie selbst haben einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Erkrankung und welchen Stellenwert der Diabetes mellitus in Ihrem Alltag einnimmt. Diese Broschüre wird Ihnen neben den Empfehlungen Ihres Ernährungsberaters und den Anweisungen Ihres Arztes eine entscheidende Stütze bei einem aktiven Leben mit Diabetes mellitus sein. Bei Fragen oder auch Anregungen wenden Sie sich gerne vertrauensvoll an mich. Aktives Diabetesmanagement Blutzuckerwerte Blutzuckerselbstkontrolle Dokumentation Insulin und Tabletten Sport & Bewegung Überzuckerung (Hyperglykämie) Unterzuckerung (Hypoglykämie) HbA 1c Folgeerkrankungen Nervenschädigung Kleine Blutgefäße Augen Nieren Große Blutgefäße Körperpflege Fußpflege Zahnpflege Seite 24 Seite 25 Außer Haus Autofahren und Reisen Seite 26 Herzlichst, Ihre / Ihr »Hier steht Ihr Name« Impressum Herausgeber: e-flyer GbR · Fotos: Fotolia.com - Maria. P., Dmitry Lobanov, Pavel Losevsky, Yuri Arcurs, Speedfighter, crolique, 3drenderings, beerkoff, Jaeeho, Kzenon, psdesign1, Jeanette Dietl, Ilike, Sport Moments, Jason Stitt, volff, Kathrin39, N-Media-Images · Nachdruck – auch auszugsweise sowie jede Form der Vervielfältigung oder die Weitergabe mit Zusätzen ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung durch den Herausgeber gestattet. · Die Ratschläge in diesem Heft sind sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Herausgebers für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Was bedeutet „Diabetes mellitus“? Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zuckerkrankheit genannt, bedeutet „honigsüßer Durchfluss“. Das Ausscheiden von Glucose (Traubenzucker) über den Urin ist eines der bekanntesten Merkmale bei erhöhten Blutzuckerwerten. Der Diabetes ist eine chronische (bleibende) Stoffwechselstörung. Ein unbehandelter oder ungenügend behandelter Diabetes führt zu Folgeerkrankungen und Einschränkung der Lebensqualität. Durch eine gute Stoffwechseleinstellung können Komplikationen vermieden bzw. das Voranschreiten einer bereits bestehenden Schädigung verzögert werden. Wenn Ihr Körper das Hormon Insulin nicht produziert, nicht ausreichend zur Verfügung stellt oder es nicht hinreichend wirksam ist, haben Sie Diabetes mellitus. Insulin wird in den Betazellen des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) gebildet und von dort in die Blutbahn abgegeben. 5 Steht das Insulin dem Körper unzureichend zur Verfügung, kann der Zucker nicht oder nur teilweise in die Zelle gelangen und verbleibt im Blut. Der Blutzucker steigt höher, als bei gesunden Menschen und bleibt länger in einer erhöhten Konzentration. Typ-1 Diabetes Insulin ist verantwortlich für: » Regulierung des Blutzuckers, des Fett- u. Eiweißstoffwechsels » Speicherung von überschüssigem Zucker in Leber, Muskeln und Fettgewebe » Gluconeogenese (Zuckerneubildung) » Zuckerabgabe durch die Leber in die Blutbahn Durch eine Fehlsteuerung des körpereigenen Immunsystems werden beim Typ 1 die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Dieser Prozess verläuft über einen gewissen Zeitraum unbemerkt. Wenn mehr als 70% der Zellen zerstört sind, tritt der Diabetes mellitus mit folgenden Symptomen auf: LESE PROBE » » » » » » » gesteigertes „Wasserlassen“ starker, nicht stillbarer Durst Müdigkeit, Erschöpfung Sehstörungen Juckreiz Infekte der Harnwege, Geschlechtsorgane Gewichtsverlust Typ-2 Diabetes Ungefähr 80% aller Menschen mit Diabetes mellitus in Deutschland haben einen Typ-2 Diabetes. Im Gegensatz zum Typ-1 entwickelt sich der Typ-2 über Monate und Jahre. Eine länger bestehende Insulinunempfindlichkeit führt zu einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel. Die Bauchspeicheldrüse versucht durch eine Mehrproduktion von Insulin eine Blutzuckernormalisierung zu erreichen. Langfristig führt das zur Erschöpfung der insulinproduzierenden Zellen sowie zu einer zeitverzögerten Insulinabgabe (Sekretionsstarre). lnsulin ist lebensnotwendig 4 Die Wissenschaft geht davon aus, dass genetische Einflüsse, Virusinfektionen, Allergene und Umweltfaktoren die Ursache für den Typ-1 Diabetes sind. Er tritt überwiegend bei schlanken Menschen auf, die jünger als 40 Jahre sind, und muss lebenslang mit Insulin behandelt werden. Unbehandelt besteht die Gefahr einer schweren Stoffwechselentgleisung, dem sogenannten diabetischen Koma. Das Risiko an Typ-2 Diabetes zu erkranken, kann genetischer Natur sein, wird aber meistens durch Übergewicht, Bewegungsmangel und ein höheres Lebensalter bestimmt. Grundsteine einer Therapie sind mehr körperliche Bewegung und Gewichtsregulation. Blutzuckerwert erreicht, über eine mögliche Behandlung mit Tabletten und/oder Insulin. Die Wirksamkeit des Insulins wird durch eine Gewichtsreduzierung bei Übergewicht und regelmäßige Bewegung erheblich verbessert. Arbeiten Sie aktiv mit und Bei vielen Menschen führen unklare Symptome oft zu einer verspäteten Diagnose. Es gibt Anzeichen, die auf einen Typ-2 Diabetes hinweisen, wie zum Beispiel: » » » » » unstillbarer Durst häufiges Wasserlassen Müdigkeit und Erschöpfung ungenaues, verschwommenes Sehen Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Füßen oder auch Händen » Wunden, welche schwer abheilen Oft passiert es, dass der Typ-2 Diabetes während einer Routineuntersuchung oder bei der Behandlung anderer Erkrankungen festgestellt wird. Der Typ-2 Diabetes kann durchaus schon einige Monate und Jahre bestanden haben, bevor er schließlich diagnostiziert wird. informieren Sie sich LESE PROBE Folgende Gruppen haben ein erhöhtes Risiko: » Übergewichtige » über 40-Jährige » familiär gehäuft auftretender Typ-2 » Frauen, die während der Schwangerschaft Diabetes hatten » Personen mit geringer Muskelaktivität Lassen Sie Ihren Blutzuckerwert bestimmen Risikogruppen bzw. Personen ab dem 45. Lebensjahr sollten ihren Blutzuckerwert bei Routineuntersuchungen bestimmen lassen. Insbesondere, wenn andere Risikofaktoren oder Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck (über 140/90 mm/Hg) und Fettstoffwechselstörungen vorliegen. Die Behandlung des Typ-2 Diabetes kann u.a. durch eine angepasste Ernährung sowie eine Bewegungssteigerung unterstützt werden. Ihr Arzt entscheidet, falls diese Behandlungstherapie nicht den gewünschten Informieren Sie sich regelmäßig über die Therapie des Diabetes mellitus. Nehmen Sie an Schulungen teil, die von Ihrer Krankenkasse und Ihrem behandelnden Arzt durchgeführt werden. Typ-4 Diabetes Der Typ-4 wird auch als Gestations- oder Schwangerschaftsdiabetes bezeichnet. Bei ein bis fünf Prozent der Frauen ist es möglich, dass sie in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft einen Schwangerschaftsdiabetes entwickeln. Nach der Geburt des Kindes normalisieren sich die Blutzuckerwerte zumeist. Bei folgenden Schwangerschaften kann Diabetes allerdings erneut auftreten: » » » » » Übergewicht, Adipositas Diabetes bei Eltern Kindern über 4500 g Geburtsgewicht früherem Gestationsdiabetes vorausgegangenen Fehlgeburten Je größer Ihr Wissen über den Typ-2 Diabetes, je aktiver Sie mitarbeiten, desto mehr fördern Sie Ihre Gesundheit. Typ-3 Diabetes Der Typ-3 Diabetes wird nach folgenden bekannten Ursachen klassifiziert: » genetische Defekte der Zellfunktion » genetische Defekte der Insulinwirkung » Erkrankungen oder auch Zerstörung der » » » » » Bauchspeicheldrüse hormonelle Störungen (Endokrinopathien) Medikamente, Chemikalien, Drogen, Gifte Infektionen seltene immunologisch bedingte Formen andere mit Diabetes assoziierte Formen 7 Insulinresistenz Die Entwicklung des Typ-2 Diabetes ist von einer Reihe von Faktoren geprägt. Eine erhebliche Einflussgröße ist die Insulinresistenz, die oft schon Monate bis Jahre vor einer Diagnose besteht. Bei einer Insulinresistenz handelt es sich um eine verminderte Empfindlichkeit des Gewebes gegenüber dem Hormon Insulin. Die Wirkung des Insulins kann sich am Bestimmungsort n i c h t entfalten. Es kommt zu einer re d u z i e r ten Aktivität der Insulinrezeptoren und wird folglich den Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel betreffen. Es gelangt weniger Glucose aus dem Blut in die Muskel- und Fettzelle, die Leber produziert ungehemmt Zucker (Gluconeogenese / Zuckerneubildung) und zu viele freie Fettsäuren aus dem Fettgewebe gelangen ins Blut (Erhöhung der Blutfette). Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) versucht mit einer Mehrproduktion von Insulin den erhöhten Bedarf durch die herabgesetzte Wirksamkeit des Hormons auszugleichen. Bleibt dieser Zustand von langer Dauer, kommt es zur „Erschöpfung“ der Bauchspeicheldrüse und damit zu einer geringeren Insulinproduktion. Eine dauerhaft reduzierte Insulinwirkung und zu wenig Insulin führen zum Typ-2 Diabetes. Die Ursachen sind vielschichtig und teilweise nicht beeinflussbar, wie zum Beispiel ein hohes Alter, infektiöse Erkrankungen, Stresssituationen, einige Medikamente sowie e i n e familiäre genetische Veranlagung. Aktives Diabetesmanagement Sie können Ihre Behandlung durch eigene Initiative günstig beeinflussen und somit Normalität und Flexibilität im Alltag erlangen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Diabetes nicht heilbar. Möglichst normnahe Blutzuckerwerte tragen wesentlich dazu bei, dass sich keine Folgeschäden beispielsweise an Augen und Nieren entwickeln. Ziel Ihrer Diabetestherapie ist es, den Blutzuckerspiegel innerhalb eines definierten Zielbereiches zu halten und Blutzuckerentgleisungen zu vermeiden. Blutzuckerwerte LESE PROBE Der größere Einfluss geht jedoch von folgenden beeinflussbaren Faktoren aus: Übergewicht, Bewegungsmangel, dauerhaft fett- und zuckerreiche Nahrung (vor allem reichlich süße Getränke), Alkohol und Fast-Food-Gerichte sowie unzureichend Schlaf. Die Folgen einer bestehenden Insulinresistenz sind nicht nur die Entstehung des Typ-2 Diabetes, sondern auch Bluthochdruck, Gefäßschädigungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht. Die nachfolgenden Werte sind Blutzuckerbereiche für Menschen ohne Diabetes. Nüchtern: <5,1mmol/l und nach einer Hauptmahlzeit: <7,8mmol/l. Ihre Blutzuckerzielbereiche werden von Ihrem behandelnden Arzt festgelegt. Misst Ihr Blutzuckermessgerät in der Einheit mg/dl, können Sie nebenstehende Tabelle zur Umrechnung in mmol/l verwenden. Ihr Blutzucker steigt bei: Ihr Blutzucker sinkt bei: » Infektionen » Bewegung und Sport » Verzehr von Kohlenhydraten » Tabletten (orale Antidiabetika) » Stress » Insulininjektionen Blutzuckerselbstkontrolle Ein Bestandteil Ihrer Diabetestherapie ist die Selbstkontrolle des Blutzuckerspiegels. So können Sie den Verlauf der Behandlung feststellen und eigene Verhaltensweisen überprüfen. Sie werden erkennen, wie sich Ihre Ernährung, blutzuckersenkende Medikamente, Bewegung und Sport sowie Reisen und Krankheiten auf Ihren Blutzuckerspiegel auswirken können. Das gibt Ihnen ein Plus an Motivation, Eigenverantwortung und Sicherheit sowie körperliches und seelisches Wohlbefinden. Durch die Selbstkontrolle erhalten Sie die Möglichkeit, Folgeerkrankungen bzw. dem Voranschreiten dieser Krankheit rechtzeitig entgegenzuwirken. mg/dl mmol/l 80 4,4 82 4,6 84 4,7 86 4,8 88 4,9 90 5,0 92 5,1 94 5,2 96 5,3 98 5,4 100 5,6 102 5,7 104 5,8 106 5,9 108 6,0 110 6,1 112 6,2 114 6,3 116 6,4 118 6,6 120 6,7 125 6,9 130 7,2 135 7,5 140 7,8 145 8,0 150 8,3 155 8,6 160 8,9 165 9,2 170 9,4 175 9,7 180 10,0 10 Wie führe ich eine Blutzuckerbestimmung korrekt durch? Heute sind moderne Blutzuckermessgeräte praktisch und anwenderfreundlich: Ein winziger Blutstropfen genügt, um in wenigen Sekunden ein Ergebnis zu erhalten. Sie bei Anbruch einer neuen Teststreifenpackung die dazugehörige Codenummer ein. Folgen Sie den Hinweisen des Geräteherstellers. Mögliche Fehlerquellen bei der Blutzuckerbestimmung » Zuckerreste an 1. Alles zurechtlegen: 4. Teststreifen Legen Sie sich zu Beginn alle benötigten Materialien wie Gerät, Teststreifen, Stechhilfe mit Lanzette, Tupfer, Tagebuch und Schreibstift zurecht. Bitte entnehmen Sie einen Teststreifen aus dem Behältnis und verschließen es wieder. 2. Hände waschen und pflegen: Waschen Sie sich Ihre Hände mit Wasser und Seife und trocknen Sie Ihre Hände gut ab. Verwenden Sie kein Desinfektionsmittel und auch keinen Alkohol. Sie vermeiden dadurch Hautreizungen und falsche Messwerte durch eventuell verbliebene Reste. 3. Codenummern: Die Notwendigkeit des Codierens eines Blutzuckermessgerätes ist abhängig vom Produkt. Bedarf es einer Codierung, geben 5. Stechhilfe benutzen: » » » den Fingern von Obst oder Süßigkeiten Reste von Desinfektionsmittel oder Alkohol im Blutstropfen schwitzige Finger unsachgemäße Blutentnahme durch andere Personen Reste von Handcreme falsche Codenummer zu hohe bzw. zu niedrige Umgebungstemperatur verfallene, feucht gewordene Teststreifen u.a. durch zu lange geöffnete Behältnisse LESE PROBE Um einen Blutstropfen zu gewinnen, setzen Sie die Stechhilfe seitlich an der Fingerkuppe auf. Sie spüren hier den Einstich am wenigsten. » » » 6. Blutstropfen gewinnen: Ein leichter Druck genügt, um einen Blutstropfen zu erhalten. Bei Quetschen und festem Drücken kann der Blutstropfen durch austretende Gewebsflüssigkeit „verdünnt“ werden. Um eine Hornhautbildung zu vermeiden, benutzen Sie nicht aufeinanderfolgend dieselbe Messstelle. » Hinweis: Bei ungewöhnlich hohen oder niedrigen Blutzuckerwerten kontrollieren Sie bitte wiederholt Ihren Blutzucker und schließen die genannten Fehlerquellen aus. Wann und wie oft soll ich meinen Blutzucker bestimmen? Ihr Arzt bzw. Ihr Diabetesberater bespricht mit Ihnen die Messfrequenz und Zeitpunkte, die je nach Behandlungsform sehr unterschiedlich sein können. Aufschluss über den Blutzuckerverlauf der Tages- oder Nachtzeit geben Blutzuckerkontrollen zu entsprechenden Zeitpunkten: » nüchtern » direkt vor einer Hauptmahlzeit » ca. 2 Stunden nach einer » » » » » Hauptmahlzeit bei körperlicher Belastung kurz vor dem Schlafengehen in der Nacht zwischen 2 und 4 Uhr bei Unwohlsein bei stark schwankendem Blutzucker Messen Sie Ihren Blutzucker zusätzlich: » bei Anzeichen einer Unterzuckerung » bei Krankheit, Fieber » vor, während und nach dem Sport » vor jeder Autofahrt und auf Reisen » bei Komaanzeichen Die Blutzuckerselbstkontrolle sowie die Dokumentation und Interpretation der gemessenen Werte sind wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Behandlung, gibt Ihnen Sicherheit und ermöglicht schnelles Reagieren. Dokumentation Eine gute Dokumentation ermöglicht es Ihnen und Ihrem Arzt, einen schnellen Überblick des aktuellen Blutzuckerverlaufes zu erkennen und nachfolgend die richtige Behandlungsstrategie zu finden. Das Erfassen der Blutzuckerwerte dient als Grundlage zur Festlegung einer Diabetestherapie und zur Therapieanpassung sowie in besonderen Situationen dazu geeignete Maßnahmen abzuleiten. Eine ausführliche Dokumentation beinhaltet: » Blutzuckerwerte, Datum, Uhrzeit » die gespritzte Insulinmenge » die eingenommenen Mahlzeiten (Kohlenhydratanteil) » gravierende Einflussfaktoren (z.B. Hypoglykämie, Sport...) Ihre Blutzuckermessgeräte können je nach Hersteller „vollblut“- oder „plasma“kalibriert sein. Beachten Sie bitte, ob auf der Verpackung Ihrer Teststreifen der Hinweis „plasmareferenziert“ zu finden ist. Durchschnittlich liegen die plasmakalibrierten Blutzuckerwerte 10-15% höher als die vollblutkalibrierten Werte. Messwerte-Umrechnung mg/dl Vollblut Plasma Messwerte-Umrechnung mmol/l Vollblut Plasma Vollblut Plasma Vollblut Plasma 55 61 - 63 120 132 - 138 3,1 3,4 - 3,6 6,7 7,4 - 7,7 60 66 - 69 125 138 - 144 3,3 3,6 - 3,8 6,9 7,6 - 7,9 70 77 - 81 130 143 - 150 3,9 4,3 - 4,5 7,2 7,9 - 8,3 75 83 - 86 135 149 - 155 4,2 4,6 - 4,8 7,5 8,3 - 8,6 80 88 - 92 140 154 - 161 4,4 4,8 - 5,1 7,8 8,6 - 9,0 85 94 - 98 150 165 - 173 4,7 5,2 - 5,4 8,3 9,1 - 9,5 90 99 - 104 160 176 - 184 5,0 5,5 - 5,8 8,9 9,8 - 10,2 95 105 - 109 180 200 250 300 198 - 207 5,3 5,8 - 6,1 10,0 11,0 - 11,5 220 - 230 5,6 6,2 - 6,4 11,1 12,2 - 12,8 275 - 288 5,8 6,4 - 6,7 13,9 15,3 - 16,0 330 - 345 6,1 6,7 - 7,0 16,7 18,4 - 19,2 6,4 7,0 - 7,4 LESE PROBE 100 110 - 115 105 116 - 121 110 121 - 127 115 127 - 132 Insulin und Tabletten - Wenn eine Basistherapie nicht ausreichend ist Sofern Sie einen Typ-2 Diabetes haben und eine individuelle und auf Sie abgestimmte Basistherapie allein nicht ausreicht, um in Ihren Blutzuckernormbereich zu gelangen, wird Ihr Arzt Ihnen zusätzlich orale Antidiabetika (blutzuckersenkende Tabletten) oder Insulin geben. Dabei beachten Sie bitte folgendes: » Sie benötigen Informationen zur Einnahme, Dosierung und zum Wirkprinzip der verordneten Medikamente. » Nehmen Sie Ihre Tabletten ein bzw. spritzen Sie Insulin, in Absprache mit Ihrem Arzt, zum richtigen Zeitpunkt. Auch bei zusätzlichen Erkrankungen wie z.B. Grippe und Infektionen! » Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie weitere Medikamente einnehmen, auch wenn diese nicht verschreibungspflichtig sind. 13 Sport und Bewegung sind gut für: Herz-Kreislauf-System Fettstoffwechsel Ihren Blutzuckerspiegel Sport und Bewegung haben einen blutzuckersenkenden Effekt. Es wird mehr Zucker verbraucht. Die Insulinempfindlichkeit der Muskelzellen steigt. Das bedeutet, dass die blutzuckersenkenden Tabletten bzw. das Insulin eine höhere Wirkung erzielen. Beachten Sie die Dosierung Ihrer Medikation und planen Sie gegebenenfalls zusätzlich Kohlenhydrate ein. LESE PROBE Stressabbau Fließeigenschaften des Blutes Sportliche Aktivitäten senken Finden Sie eine Freizeitaktivität, die Ihnen Freude bereitet und Ihren Körper ins „Schwitzen“ bringt. Es ist notwendig, eine ärztliche Untersuchung hinsichtlich der sportlichen Belastungsmöglichkeit durchführen zu lassen. Sind Sie körperlich gesund und haben Spaß an Bewegung oder sogar Leistungssport, ist Ihr Diabetes nach entsprechender Schulung kein Hinderungsgrund. Testen Sie Ihren BlutzuckerVorbeugung Bluthochdruck Gewichtsabnahme wert, um die Reaktion Ihres Körpers kennen zu lernen Es ist ratsam, vor, während und nach dem Sport Ihren Blutzuckerwert zu testen, da sich körperliche Betätigung bei jedem anders auswirkt. Anhand dieser Werte lernen Sie Ihren Körper besser kennen und können mit geeigneten Maßnahmen reagieren. Bewegungsbedingte Unterzuckerungen können vermieden werden, indem Sie folgende Punkte anwenden: » Insulindosis verringern » Sulfonylharnstoffmenge verringern » Kohlenhydrate essen oder trinken Bei einem positiven Azetonnachweis ist Ruhe zu bewahren und von körperlichen Aktivitäten abzuraten. Das Vorhandensein von Azeton im Urin ist ein Hinweis auf einen Insulinmangel. Bewegung führt zu einem Blutzuckeranstieg und einer erhöhten Entgleisungsgefahr. Besonders nach lang andauernder und intensiver körperlicher Bewegung müssen Sie noch mit einem späten Blutzuckerabfall rechnen, da die Zuckerspeicher in Leber und Muskelzellen wieder aufgefüllt werden. Achten Sie darauf, dass Ihr Blutzucker vor dem Schlafengehen nicht zu niedrig ist. Essen Sie im Bedarfsfall kohlenhydrathaltige Lebensmittel. Ein hohes Unterzuckerungsrisiko liegt im Alkoholgenuss vor und nach körperlichen Aktivitäten. 15 16 Häufige Ursachen, die zur Entwicklung des diabetischen Komas führen, sind: Überzuckerung Symptome, die auf einen erhöhten Blutzucker hinweisen: » häufiges Wasserlassen » unstillbarer Durst » Mattheit und Antriebslosigkeit » Infekte der Harnwege » schlechte Wundheilung » Sehstörungen » Juckreiz » Infektionen der Geschlechtsorgane » Infekte, fieberhafte Erkrankungen, Entzündungen. Hier kann das vorhandene Insulin schlechter wirken. » Insulin bzw. Tabletten nicht eingenommen » Insulin in ungeeignete Hautstellen gespritzt » Sport bei Insulinmangel » verstopfte Insulinkatheter » defekte Insulin-Pen LESE PROBE Hyperglykämie erhöhter Blutzucker Langsamer Verlauf mit sich verstärkenden Symptomen Die Entstehung von Azeton Es besteht Lebensgefahr Ein erhöhter Blutzuckerwert, auch Hyperglykämie genannt (Hyper = viel, glyk = Zucker, ämie = aufs Blut bezogen), hat folgende mögliche Ursachen: » » » » zu wenig Insulin nicht genügend wirksames Insulin kohlenhydratreiche Mahlzeit unstimmige, medikamentöse Einstellung Diabetisches Koma Ein diabetisches Koma entwickelt sich langsam über mehrere Stunden, nicht selten sogar über einige Tage bei sehr hoch ansteigenden Blutzuckerwerten. Komawarnzeichen sind: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Azetongeruch, Benommenheit, sehr hoher Blutzuckerspiegel Das hier beschriebene diabetische Koma - eine Stoffwechselnotlage - entsteht aufgrund einer Übersäuerung des Blutes. Hauptgrund dieser Übersäuerung ist ein Anstieg von Azeton. Sofern Glucose durch einen Insulinmangel nicht in die Körperzelle gelangen kann, greift unser Stoffwechsel auf andere Möglichkeiten der Energiegewinnung zurück. In diesem Fall liefern Protein (Eiweiß) und Triglycerid (Fette) die benötigte Energie. Bei dieser „Verbrennung“ entstehen Produkte, die als Ketonkörper bezeichnet werden. Das Azeton ist so ein Ketonkörper und kann zum Beispiel mittels Teststreifen im Urin nachgewiesen werden. Ein erhöhter Blutzucker und Azetonwert ++ oder +++ positiv bedeuten immer einen ausgeprägten Insulinmangel mit Entgleisungsgefahr. Was ist zu tun? » Arzt informieren » Blutzucker testen » ggf. Blutzuckerkorrektur mit Kurzzeitinsulin » viel stilles Wasser oder Tee trinken » körperliche Ruhe » Azeton im Urin testen » Blutzucker erneut testen Azeton im Urin bestimmen » Menschen mit Typ-1 Diabetes » vor allem schlanke Typ-2 Diabetiker, die Insulin spritzen oder Tabletten vom Typ der Sulfonylharnstoffe einnehmen » » » » bei Infektionen und Fieber bei Blutzuckerwerten >13 mmol/l bei Azetongeruch in der Atemluft bei Komawarnzeichen » Heißhunger, Zittern » merkbares starkes Herzklopfen » kalter Schweiß, Nervosität » Gereiztheit, Aggressivität, Angstgefühle, Wesensveränderung » Denk-, Sprach- und Koordinationsstörung Schneller Verlauf mit sich verstärkenden Symptomen niedriger Blutzucker Symptome, die auf einen niedrigen Blutzucker hinweisen: » Seh- und Gleichgewichtsstörung Was ist eine Hypoglykämie? Hypoglykämien sind die Folge eines Defektes der Regulierung zwischen Glucoseabgabe durch die Leber (aus dem Glykogenspeicher oder durch Gluconeogenese) und der Glucoseaufnahme durch die verbrauchenden Körperzellen. Sie entwickeln sich oft akut und führen zu entsprechender Symptomen (siehe links). Hat Ihr Körper sich ungünstigerweise an dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte angepasst, kann das Herabsinken in den Normbereich als Unterzuckerung interpretiert werden. Gewöhnen Sie Ihren Organismus an die Normwerte. Messen Sie Ihren Blutzuckerspiegel erst nach dem Essen LESE PROBE Wird die Unterzuckerung nicht rechtzeitig behandelt, kann es zur Bewusstlosigkeit und zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen. Warnzeichen reduzieren sich nach jeder abgelaufenen Hypoglykämie. Da eine Unterzuckerung schnell eintreten kann, handeln Sie nach dem Motto: „Erst essen, dann messen!“. Je zügiger der Blutzuckerspiegel fällt, desto ausgeprägter sind die Symptome einer Hypoglykämie. Ursachen einer Unterzuckerung » Kohlenhydratportion innerhalb einer Mahlzeit zu klein » falsche Dosierung Ihrer Tabletten oder des Insulins » ungewohnte körperliche Aktivitäten » Alkoholkonsum Dokumentieren Sie sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte in Ihren Aufzeichnungen und besprechen Sie diese mit Ihrem Arzt oder Ihrem Diabetesberater. Maßnahmen bei Unterzuckerung Hypoglykämie – „zu wenig Zucker im Blut“ Um einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) entgegenzuwirken, verzehren Sie Lebensmittel, die „feine“, schnell verfügbare Kohlenhydrate enthalten, wie beispielsweise Traubenzucker, Säfte oder bei geringfügiger Symptomatik auch Obst. Unter einer Hypoglykämie ist eine Absenkung der Blutglucosekonzentration, unter den physiologischen Normwert von 60 mg/dl oder 3,3 mmol/l zu verstehen. Butterbrote, Schokolade oder Kuchen, welche reichlich Fett und/oder Ballaststoffe enthalten, die die Zuckeraufnahme in die Blutbahn verzögern, sind nicht geeignet. Unterzuckerung Hypoglykämie 19 HbA1c Prozent 14% Blutzucker mmmol/l Blutzucker mg/dl 20 360 130 330 119 300 108 HbA1c mmol/mol 19 13% 12% 18 17 16 11% 15 14 10% 280 13 12 97 260 240 220 9% 8% 75 11 200 10 180 9 7% 8 7 6 64 160 53 140 130 120 6% 5% 86 42 110 31 21 Der HbA1c -Wert Hb = Hämoglobin - roter Blutfarbstoff A = Adult („erwachsene“ Zelle) 1 = Bezug auf den Parameter Zucker c = spezieller Bezug zu Glukose Das Hämoglobin, das in unseren Blutzellen speziell in den Erythrozyten vorkommt und Sauerstoff sowie Kohlendioxid in unserem Körper transportiert, bindet ebenfalls Zucker an sich. Je höher und langanhaltender der Blutzuckerspiegel ist, desto höher ist auch der Anteil des „verzuckerten Hämoglobins“. LESE PROBE Der HbA 1c -Wert gibt Auskunft über die Veränderung der Fließeigenschaften des Blutes und somit mögliche Schädigungen an Nerven und Gefäßen. Da die Erythrozyten eine Lebensdauer von ungefähr 120 Tagen besitzen, kann nun der HbA 1c -Wert Auskunft darüber geben, wie gut die Blutzuckereinstellung in dem vergangenen Zeitraum gewesen ist. Der HbA1c -Wert ist somit für die ärztliche Verlaufskontrolle sehr bedeutsam. Eine Senkung des HbA1c -Wertes innerhalb des roten Bereiches reduziert Schäden an den kleinen Gefäßen (z.B. Augen und Nieren) sowie diabetesbedingte Folgeerkrankungen und Herzinfarkte. Nervenschädigung Eine Nervenschädigung (Neuropathie) wird entweder durch eine direkte Schädigung der Nervenzellen verursacht oder entsteht indirekt durch die Schädigung kleiner Blutgefäße, welche die Nervenzellen mit Nährstoffen versorgen sollten. Als Folge einer Nervenschädigung werden Schmerz- und Temperaturempfinden sowie die Oberflächen- und Tiefensensibilität beeinträchtigt. Überwiegend sind lange Nervenfasern und damit die Füße betroffen. Regelmäßige Kontrollen der Füße auf Druckstellen oder Verletzungen durch Ihren behandelnden Arzt und Sie selbst sind daher äußerst wichtig. Auch das sogenannte autonome Nervensystem kann von einer Schädigung betroffen sein. Die diesbezüglichen Symptome sind sehr vielschichtig und können von einer Störung der Magen-Darm-Tätigkeit bis zu einer Anpassungsbeeinträchtigung des Herzschlags reichen. Kleine Blutgefäße Eine Schädigung der kleinen Blutgefäße, auch Mikroangiopathie genannt, betrifft beispielsweise den Augenhintergrund (Retinopathie) und die Niere (Nephropathie). 22 Nieren Werden die feinen Gefäße in den Nieren geschädigt, kommt es zunächst zu einer geringen Ausscheidung von Kleinsteiweißbestandteilen des Blutes durch den Urin (Mikroalbuminurie). Bei weiterem ungünstigen Krankheitsverlauf kommt es zur Steigerung der Eiweißausscheidung (Makroalbuminurie). Schließlich wird die Hauptaufgabe der Nieren beeinträchtigt, ihre Funktion als Filter von Giftstoffen bzw. harnpflichtigen Substanzen. Der dadurch hervorgerufene Anstieg an Toxinen im Körper führt langfristig zu einem Nierenversagen. LESE PROBE Eine Schädigung der Nieren beeinträchtigt auch den Blutdruck. Bereits in einem frühen Stadium der Nierenschädigung kann ein Augen Langfristig erhöhte Blutzuckerwerte führen zu Veränderungen an den feinen Blutgefäßen der Netzhaut, auch Retina genannt. Es können Ablagerungen und Aussackungen an der Gefäßwand entstehen, die entweder zu einem Verschluss oder einer Blutung führen. Durch die geringere Durchblutung des Auges können sich neue Gefäße entwickeln, die das Risiko einer Netzhautablösung begünstigen. Langfristig kann die Schädigung des Augenhintergrundes zu einer Erblindung führen, wenn sie nicht behandelt wird. Durch eine regelmäßige Kontrolle beim Augenarzt können Sie dieses Risiko minimieren. Eine gute Blutzucker- und Stoffwechseleinstellung sowie weitere Behandlungen können dazu führen, dass eine Veränderung des Augenhintergrundes entweder noch zurückgebildet oder an der Weiterentwicklung gehindert wird. erhöhter Blutdruck auf die versteckte Gefahr einer Nierenerkrankung hinweisen. Bei Menschen mit Diabetes ist es notwendig, dass stets der Blutdruck überprüft und der Urin regelmäßig auf Ausscheidungen von Eiweiß untersucht wird. Große Blutgefäße Bei einer Schädigung der großen Blutgefäße auf Grund eines erhöhten Blutzuckerwertes (Makroangiopathie) sind Herzkranzgefäße, Beinarterien oder hirnversorgende Gefäße betroffen. Die Gefahr droht in Form einer Art Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Als Folge können Schlaganfälle, Herzinfarkte oder arterielle Verschlusskrankheiten auftreten. Natürlich spielen bei den genannten Erkrankungen noch andere begünstigende Faktoren wie Rauchen, Übergewicht oder erhöhte Blutfettwerte eine erhebliche Rolle. Generell sind Diabetiker stärker gefährdet, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden als Nicht-Diabetiker. Daher sollte auch in Bezug auf die großen Blutgefäße regelmäßig eine ärztliche Kontrolluntersuchung stattfinden, welche Blutfettbestimmung, EKG und Ultraschall mit einschließt. Fußpflege Für Menschen mit Diabetes sind die richtige und regelmäßige Fußpflege sowie die Auswahl passenden Schuhwerks von größter Bedeutung. Jährlich kommt es zu unnötigen Fußamputationen, die in vielen Fällen vermeidbar gewesen wären. Das „diabetische Fußsyndrom“ Eine große Rolle spielt dabei die Nervenschädigung, die zu fehlender Schweißsekretion oder Fehlstellungen an den Füßen führt sowie ein mangelndes Temperaturempfinden hervorruft. Anzeichen für eine Schädigung der Nerven sind beispielsweise Kribbeln (Ameisenlaufen) an den Füßen und der Außenseite der Beine, Taubheitsgefühl, brennende Schmerzen (besonders in Ruhe), trockene und rissige Hautpartien oder auch Gefühllosigkeit. Gefäßschädigungen zeigen sich zum Beispiel durch kalte Füße, bläuliche Verfärbungen oder Besserung von Schmerzen beim Stehenbleiben (PAVK - Periphere arterielle Verschlusskrankheit; im Volksmund: Schaufensterkrankheit). Ein weiterer Punkt umfasst eine ungenügende und ggf. falsche Fußpflege oder schlecht sitzendes Schuhwerk. Diese Faktoren können Druckstellen, Einblutungen, Hornhautschwielen oder auch Entzündungen hervorrufen, die auf Grund der Diabeteserkrankung schlecht heilen bzw. das darunter liegende Gewebe schädigen. Tipps für die richtige Fußpflege: » Waschen Sie Ihre Füße täglich mit einer milden rückfettenden Seife und trocknen Sie diese danach sorgfältig ab - Zehenzwischenräume nicht vergessen. » Cremen Sie Ihre Füße anschließend mit einer rückfettenden parfümfreien Creme ein. » Wenn Sie Hühneraugen oder Druckstellen sowie Hornhaut feststellen, so lassen Sie diese, um Verletzungen zu vermeiden, lieber von einer med. Fußpflege entfernen. LESE PROBE Kontrollieren Sie Ihre Füße täglich auf Veränderungen Um Komplikationen oder chirurgische Eingriffe abzuwenden, ist es ratsam, die Füße täglich auf Blasen, Druckstellen, trockene Haut, Verletzungen oder Entzündungen sowie Veränderungen jeglicher Art zu untersuchen. Nehmen Sie auch Kleinigkeiten ernst und gehen Sie lieber frühzeitig zum Arzt, wenn Sie verunsichert sind. » Wenn Sie Fußbäder nehmen oder für den Abend eine Wärmflasche benötigen, achten Sie darauf, dass die Temperatur nicht zu heiß ist. Es besteht auf Grund des fehlgeleiteten Temperaturempfindens sonst die Gefahr von Verbrühungen. Tipps für den Schuhkauf: » genügend Platz für Füße und Zehen » faltige Einlagen verursachen Druckstellen » Absätze sollten nicht höher als 5 cm sein » Kaufen Sie Schuhe nachmittags (Füße werden im Tagesverlauf meist dicker) und tragen Sie die neuen Schuhe zu Beginn nur wenige Stunden. » Kontrollieren Sie mit Ihren Händen das Schuhinnere nach Fremdkörpern. Zahnpflege Die Zahnpflege ist bei Menschen mit Diabetes mit besonderer Achtsamkeit verbunden. Da Zahnfleischentzündungen und Infektionen, die oft schmerzfrei und unbemerkt verlaufen, schlechter abheilen, führen diese folglich schneller zu einem Zahnverlust. Stets nach dem Essen Nach jeder Mahlzeit ist die Pflege und Reinigung Ihrer Zähne notwendig. Reinigen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich und verwenden Sie für die Zahnzwischenräume Zahnseide. Bei Zahnfleischbluten oder anderen Schwierigkeiten Ihrer Zähne lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt zu einer Mundhygiene sowie einer Auswahl der Pflegeutensilien beraten. Autofahren Menschen mit Diabetes sind beim Autofahren besonderen Risiken ausgesetzt, denn bereits bei einer leichten Unterzuckerung sind Reaktionsfähigkeit und Wahrnehmung beeinträchtigt. Ein zu hoher Blutzuckerspiegel hat auch negative Auswirkungen auf das Sehvermögen und die Konzentrationsfähigkeit. mit Diabetes besonders wichtig. Bewahren Sie für den Notfall Ihren Diabetikerausweis zusammen mit Ihren anderen Papieren auf. Reisen Diabetes mellitus ist kein Grund, den Urlaub nur in der näheren Umgebung zu verbringen. Auch mit der Diagnose Diabetes ist das Reisen in die Welt natürlich möglich. LESE PROBE Fahren Sie auf keinen Fall Auto, wenn Sie sich nicht fit oder insgesamt unwohl fühlen und testen Sie vor Fahrtantritt Ihren Blutzucker. Allerdings sind gewisse Vorkehrungen zu treffen: Führen Sie Ihren Diabetikerausweis stets mit sich, damit Ihnen im Notfall schnell und auf die richtige Art und Weise geholfen werden kann. Am besten, Sie haben diesen in der jeweiligen Landessprache bei sich. Liegt der Blutzucker außerhalb der Normwerte, ist es nicht ratsam, sich hinters Steuer zu setzen. Um unterwegs bei den ersten Anzeichen von Unterzuckerung gegensteuern zu können, ist es wichtig, Traubenzucker, Obst, Müsliriegel oder kleine Zwischenmahlzeiten immer bereitzuhalten. Wenn Sie eine Fernreise per Flug unternehmen, gehören einige Dinge unbedingt in Ihr Handgepäck: Traubenzucker, Mineralwasser und Zwischenmahlzeiten, um Unterzuckerungssituationen vermeiden oder ihnen schnell entgegen wirken zu können. Auch alle Utensilien, die für die Blutzuckerbestimmung notwendig sind, dürfen im Handgepäck nicht fehlen. Legen Sie bei langen Fahrten regelmäßige Pausen ein Sobald Sie eine Unterzuckerung feststellen, erst einmal anhalten, eine Pause einlegen und Traubenzucker zu sich nehmen. Besonders bei längeren Fahrten besteht die Gefahr einer Unterzuckerung. Daher sind regelmäßige Pausen mit kleinen Mahlzeiten und Lockerungsübungen für Menschen Halten Sie daher das Blutzuckermessgerät, Teststreifen, Stechhilfe mit Lanzetten, ggf. Insulin und Insulinspritzen oder Pen und Penkanülen sowie das Diabetes-Tagebuch stets griffbereit. Hilfreich ist ein Attest Ihres Arztes, damit Ihnen die mitgeführten Utensilien bei der Abfertigung am Flughafen keine Probleme bereiten. Generell ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel genauer als gewöhnlich im Auge zu behalten, denn das Nahrungsmittelangebot und die Essgewohnheiten in fernen Ländern sind von unseren oft sehr verschieden. Achten Sie darauf, dass sowohl die Teststreifen als auch das Insulin vor direkter Sonneneinstrahlung oder zu großer Kälte geschützt sind und nicht unbrauchbar und damit die Testergebnisse nicht verfälscht werden. Kontrollieren Sie vor Reisebeginn das Mindesthaltbarkeitsdatum Ihrer Präparate. Falls auf Grund des Urlaubsziels eine Zeitverschiebung stattfindet, informieren Sie sich bei Ihrem behandelnden Arzt über die Möglichkeiten der Insulinanpassung, so Sie insulinpflichtig eingestellt sind. Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen steht einem erholsamen Urlaub auch in exotischen Ländern nichts im Wege. 27 »Hier steht Ihr Name« Ihre Berufsbezeichnung Ihre Straße Ihre Stadt Telefon Internet E-Mail Die vorliegende Broschüre wird dazu beitragen, Ihnen ein aktives Leben mit der Diagnose Diabetes mellitus zu erleichtern. Zu Beginn werden Ihnen die einzelnen Diabetes-Typen vorgestellt. Der Hauptteil ist dem normalen Alltag mit Diabetes gewidmet, in dem Blutzuckerbestimmung, Dokumentation, ggf. eine medikamentöse Therapie oder Über- bzw. Unterzuckerung eine Rolle spielen. Auch dem Kapitel möglicher Folgeerkrankungen wird in dieser Broschüre Rechnung getragen, denn es gilt, weiteren gesundheitlichen Schäden rechtzeitig entgegenzuwirken. Abschließend erhalten Sie wertvolle Tipps zur diabetesspezifischen Fußpflege, Autofahrten und Fernreisen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei einem unbeschwerten Umgang mit Diabetes und Freude an einem aktiven Leben.