Allgemeine Molekulare Mikrobiologie 1 (LvNr. 300415) SS09 Skriptum GNU General Public License 1 Bakterielles Wachstum Grundlegende Wachstumsbedingungen • • • • Osmolarität – Wasseraktivität in der Umgebung. Unterscheidung in osmotolerant, osmophil bzw. halotolerant, extrem halophil. Temperatur – Einfluss auf die Enzymaktivät, die Fluidität der Membran. Bei zu geringer kristallisieren die Lipide und der Stofftransport kommt zum Erliegen, anders bewirkt zu hohe Proteindenaturierung. Unterscheidung in psychrophil, mesophil, thermophil und extrem thermophil. pH-Wert – Unterscheidung in acidophil, mesophil und basophil Sauerstoff – Hinreichend bekannt, weiters bedürfen Bakterien klarerweise einer Reihe an Mineralsalzen und organischen Nährstoffe. Organismus pH Minimum pH Maximum Optimum Thiobacillus thiooxidans 0.5 4.0-6.0 2.0-2.8 Sulfolobus acidocaldarius 1.0 5.0 2.0-3.0 Bacillus acidocaldarius 2.0 6.0 4.0 Zymomonas lindneri 3.5 7.5 5.5-6.0 4.0-4.6 6.8 5.8-6.6 Staphylococcus aureus 4.2 9.0 7.0-7.5 Escherichia coli 4.4 9.3 6.0-7.0 5.0-5.8 8.5-9.0 6.0-7.6 Erwinia caratovora 5.6 9.3 7.1 Pseudomonas aerunginosa 5.6 8.0 6.6-7.0 Thiobacillus novellus 5.7 9.0 7.0 Streptococcus pneumoniae 6.5 8.3 7.8 Nitrobacter sp. 6.6 10.0 7.6-8.6 Lactobacillus acidophilus Clostridium sporogenes Kultivierungsmethoden • Streak Plate Method ◦ Öse in der Flamme sterilisieren ◦ In Probe eintauchen ◦ Ein Drittel der Agarplatte benetzen ◦ Sterilisieren ◦ Aus erstem Drittel in zweites Drittel ausstreichen ◦ Sterilisieren ◦ Aus zweitem Drittel in drittes Drittel ausstreichen • Pour Plate Method ◦ Probe verdünnen ◦ Auf Agar ausschütten -1- • Limiting Dilution Method ◦ Durchführung wie bei Pour Plate Method, nur wird die letzte Verdünnung auf verschiedene Medien aufgeteilt, das Ziel der Methode ist die Kultivierung in Abhängigkeit eines Faktors, der im Medium enthalten ist Bakterieller Zellzyklus Ein aktiv wachsendes Bakterium durchläuft 3 Stadien einer zellzyklus-ähnlichen Entwicklung. • • • B-Periode. Auch I-Periode, Herstellung von Proteinen und Ribosomen für die Zellteilung C-Periode. Chromosomenreplikation D-Periode. Septumbildung und Chromosomensegregation Die Menge an DNA/Zelle nimmt proportional zur Wachstumsrate zu. Bei hohen Wachstumsgeschwindigkeiten erhalten die Tochterzellen jeweils teils replizierte DNA. Die sogenannte multifork replication ermöglicht eine Generationzeit von 20 Minuten, obwohl die Chromosomen replikation etwa 40 Minuten dauert. Die Dauer der D-Periode ist konstant und unabhängig von der Wachstumsrate. Zählmethoden Methode Vorteile Zählkammer Viable Cell Count Nachteile • Schnell • billig • Inakkurat • zählt lebende Zellen tote Inkubation verschiedener Verdünnungen • Hohe Sensitivität • • erlaubt Selektion von • Spezies durch Wahl des Mediums • Turbidity Measurement und Kleine Kolonien übersehbar Kolonieraggregate können als eine zählen Medium diskriminiert Spezies Trübungsmessung mit Nephlometer (Lichtbrechung) Spectrophotometer (Absorption) bei 400-600 nm • Messung dauert < 1 • Zählt lebende Minute Zellen • Akkurat, wenn Populationsdichte nicht zu groß und und tote Mathematische Beschreibung Bakterien vermehren sich durch Zweiteilung. Eine Bakterienpopulation verhält sich daher exponentiell. Die Zahl der Zunahme an Individuen lässt sich mit einer Exponentialgleichung beschreiben, wobei n für die Generationszahl steht. N t =N 0∗2 n (1) -2- Durchschittliche Generationszeit tgen Ist die Zeit, die eine aktiv wachsende Kultur zur Verdopplung braucht. Gemessene Zeit / Anzahl der Generationen ⇒ t gen=t /n (2) Absolute Wachstumsgeschwindigkeit k Entspricht der Bakterienzunahme pro Zeiteinheit. Aufgrund der exponentiellen Zunahme an Zellen (Biomasse) nimmt die absolute Wachstumsgeschwindigkeit im Laufe der Kultivierung an. k = n/ t (3) Relative Wachstumsrate µ In einem kleinen Zeitraum (Verdopplungszeit) ist die Zunahme der Biomasse proportional der vorhandenen. Man definiert einen Proportionalitätsfaktor µ. X t = X 0∗e dt (4) Beispiel. Ermitteln der Generationszahl. Dazu wurden vor (N0) und nach (Nt) Beginn des Wachstums die Bakterien gezählt. Durch Umformen der von (1) erhält man n= ln N t −ln N 0 ln 2 (5) wo man nun die Anzahlen einsetzt. Daraus kann tgen und k berechnet werden. Beispiel. Ermitteln der relativen Wachstumsrate. Man will aus einem gemessenen Zuwachs die Wachstumsrate bestimmen. Die relative Beziehung des Wachstums in der Kultur gilt nur, wenn Verdopplungszeit minus Generationszeit kleiner gleich 2 ist, daher ist xt/x0 = 2 für den Zeitraum tgen. = ln xt / x 0 t−t 0 ⇒ = ln2 t gen (6) Das Wachstum einer bakteriellen Kultur gliedert sich in vier Phasen, für Experimente wird aber ein konstantes Wachstum ( Chemostat ) oder eine synchrone Kultur ( baby cell column ) benötigt. Lag-Phase Zeit vor dem exponentiellen Wachstum µ~0 Log-Phase Jede Zelle in der Kultur wächst und teit sich µ = µmax Stationary Phase Wachstumsstopp durch Mangel eines limitierenden Nährstoffs oder Anreicherung toxischer Metabolite. Wachsende und sterbende Zellen vorhanden µ < µmax Death Phase Zahl sterbender Zellen übersteigt Zahl der wachsenden µ << µmax Ein Chemostat ist ein Durchflusssystem mit konstantem Kulturvolumen und regulierbarer Zuflussrate. Er ermöglicht die Kultivierung großer Bakterienmengen unter konstanten Bedingungen. Es ist ein selbstregulierendes System, das über die Nährstoffkonzentration geregelt wird. Jeder Tropfen Medium bringt Nährstoffe, die sofort verbraucht werden. Erhöht man den Zufluss werden mehr Zellen ausgewaschen, die Wachstumsrate erhöht sich kurzzeitig, bis wieder -3- die ursprüngliche Zelldichte erreicht ist. Der spezifische Ertrag Y (produzierte Biomasse / verbrauchte Nährstoffe) bleibt konstant. Das Wachstum entspricht dem am Übergang zwischen Log- und Stationary Phase. Ein Chemostat ist im Gegensatz zur batch-Kultur (statisch) eines kontinuierliche Kultur. Die baby cell column ( Baby-Maschine ) ist ein Inkubator mit einer Membran als Boden, auf dem Bakterien kultiviert werden. Nun dreht man das Gerät auf den Kopf und tropft von oben kontinuierlich frisches Medium zu, wodurch Zellen ausgewaschen werden, die nicht an der Membran haften. Das Gerät dient der Herstellung synchroner Zellkulturen, der output des Geräts enthält also Zellen im gleichen Stadium des Zellzyklus. Man wendet es in zwei Methoden an. Forward Methode. Nach einer Minute des Auswaschens wird eine Fraktion entnommen und nach einer definierten Zeit eine Zeit lang auf einem Medium mit radioaktiv markiertem Inhalt inkubiert. Dadurch erkennt man, ob der radioaktive Marker in diesem Zeitraum eingebaut wurde. So untersucht man zum Beispiel die Segregation der Zellwand. Backward Methode. Hier inkubiert man zuerst verschieden alte Zellen mit einem radioaktiven Marker und synchronisiert dann die Kultur. Will man Informationen über Zellen, die Zugabe des Markers 5 Minuten alt waren, entnimmt man die Zellen nach 15 Minuten aus dem output. Die Minutenangaben beziehen sich auf die Generationszeit von E. coli. -4- 2 Bauplan bakterieller Zellen Die strukturellen Eigenschaften von Bakterien lassen sich grob in drei Strukturbereiche einteilen: • • • Cytoplasma Zellwand Außenstrukturen Das Cytoplasma ist umgeben von einer selektiv permeablen Plasmamembran, ein Lipid-Bilayer mit 7 nm Dicke. Das Plasma selbst besteht aus 80% Wasser, Nukleinsäuren, Enzymen, Aminosäuren, Kohlehydraten, Lipiden, anorganischen Ionen und einer Vielzahl anderer niedermolekularer Verbindungen. Hierin vollzieht sich der Großteil des Stoffwechsels. Darin ist auch der Kernbereich (Nukleoid) gelagert, ein die Erbinformation enthaltendes kreisförmiges Chromosom. Es sind an die 15.000 Ribosomen enthalten. Sie bestehen aus Ribonukleinsäure und Proteinen, bilden also 25 nm große Ribozyme aus zwei verschieden dichten Untereinheiten ( 50S und 30S ). In der Proteinbiosynthese lagern sich die subunits zu einem 70S Komplex zusammen. Die 30S Untereinheit bindet die mRNA, die 50S Untereinheit die mit einer Aminosäure beladenen tRNA. Bakterien enthalten granulöse Einlagerungen aus Schwefel, Polyhodroxybutyrat ( PHB ) oder Stärke, manche auch Lipide. Diese Speicher beinhalten Energiereserven oder Baumaterial als Aggregate oder Kristalle. PHB findet man zB in Rhodospirillum. Die Genera Bacillus und Clostridium sind zur Bildung von Endosporen befähigt, das sind ruhende Dauerformen der Bakterien, die eine Schutzhülle um die Erbinformation bildet und unwirtliche Wachstumsbedingungen überdauert. Zur Grobstruktur Zellwand zählen die Cytoplasmamembran, das Peptidoglykan (Murein) und, bei gram-negativen Bakterien, eine weitere Lipidschicht. Bei letzteren wird der Raum zwischen innerer und äußerer Membran als periplasmatischer Raum bezeichnet. Er umgibt die gesamte Zelle und kann bis zu 40 % des gesamten Zellvolumens ausmachen. Die Matrix, die den Raum ausfüllt, wird als Periplasma bezeichnet. Das Periplasma unterscheidet sich deutlich vom Cytoplasma. Es ist von gelartiger Konsistenz und enthält eine hohe Konzentration an Enzymen sowie Binde- und Transportproteinen, die in verschiedene biochemische Prozesse eingebunden sind, zum Beispiel in die Nährstoffaufnahme, Zellwandsynthese, Sekretion, Bewegung, Abbau toxischer Stoffe. Die Vorgänge im Periplasma sind daher auch für die gesteigerte Antibiotikaresistenz mancher Bakterien verantwortlich. Neuerdings gibt es Hinweise auf die Existenz eines periplasmatischen Raumes auch bei grampositiven Bakterien, die allerdings keine äußere Membran besitzen. Hier befindet sich das Periplasma zwischen der Zellmembran und der vielschichtigen Zellwand. Die chemische Zusammensetzung der hydrophilen und hydrophoben Teile der Cytoplasmamembran kann variieren. Die polaren Gruppen des Lipids und die Fettsäurereste sind je nach Spezies unterschiedlich, was von der Wachstumstemperatur ( → Fluidität) abhängt. In die Membran sind -5- Proteine und Glykoproteine eingelagert (Sensorkinasen, Porine). Hopane, polycyclische, den Steroiden strukturell ähnliche Verbindungen, stabilisieren die Membran. Die Membran fungiert als Abgrenzung nach außen als Permeabilitätsbarriere, verhindert Ausrinnen, steuert die selektive Aufnahme von Nahrstoffen und Mineralsalzen sowie die Abgabe von Metaboliten. Sie führt Proteinsekretion durch und dient als Anker für Sensorproteine des Transports, der Energiegewinnung (proton motive force) sowie Chemotaxis. Bakterien besitzen spezifische Außenstrukturen. Gram-negative Bakterien haben Lipopolysaccharid (LPS) in der äußeren Membran verankert, welches als Virulenzfaktor für Pathogenität verantwortlich ist. Daneben finden sich Pili (Hohlröhrenstruktur) und Flagellae (komplexe Struktur bestehend aus 50 Proteinen, darunter Motorproteine und Filamente). Das Nukleoid ist eine Struktur aus Nukleinsäure und Proteinen, die strukturell den eukaryotischen Histonen ähnlich sind. Es ist in E. Coli 1400 µm lang, bei einer Länge von 2-3 µm des Bakteriums die Lösung: Supercoiling mit Hilfe folgender Proteine, Bildung Nucleosomartiger Strukturen durch Bindung 300 bp langer Sequenzen. • • • H-NS Histon-like Nucleoid structuring protein IHF Integration host factor: Interkalierendes, hochspezifisch DNA-interagierendes Protein HU Heat-unstable Protein: Unspezifisches DNA-Bindungsprotein, schaltet Virulenzgene an Neben dem Kernäquivalent sind Plasmide im Cytoplasma enthalten. Das sind kleine Moleküle aus doppelsträngiger helikaler extrachromosomaler DNA. Sie sind kreisförmig und beinhalten 5-100 Gene, genetische Information für die Synthese von Proteinen, die für das Wachstum nicht essentiell sind (non-housekeeping genes). Plasmide können gewonnen oder verloren werden, ohne Schaden anzurichten, stellen aber unter gewissen Bedingungen einen erheblichen Vorteil dar. An eine Erbinformation sind grundsätzlich folgende Anforderungen gestellt: 1. Erbinformation muss in der Lage sein, genetische Information zuverlässig zu speichern. 2. Erbinformation muss veränderlich genug sein, um Anpassung durch Mutation zu erlauben. Sonst sinkt die Fitness auf Grund fehlender biologischer Evolution. 3. Erbinformation muss die eigene Vermehrung veranlassen und durchführen können. 4. Erbinformation muss Prozesse in Gang setzen können, die die gespeicherte Information in ein Merkmal umsetzen. 3 Replikation in E. Coli Eine erfolgreiche Vermehrung zieht die Notwendigkeit der Vervielfältigung, der Replikation, der genetischen Information nach sich, um vermehrungsfähige Tochterzellen zu erzeugen. Hat die Replikation einmal begonnen, endet sie erst nach vollständiger Verdopplung des Genoms. Die Replikation erfolgt an einem sogenannten Replicon ( replisome ), das ist ein DNA-Abschnitt, an dem sich die Proteine des Replikationsvorgangs gerade aufhalten. Sie beginnt an einem Replikationsursprung (ORI, oriC, origin) und endet an einem Terminus (terC). Jedes DNA-Molekül mit einem ORI kann autonom repliziert werden. Vorgang hat folgende Eigenschaften: (1) Es ist ein semikonservativer Prozess, an Matrizen vollzieht sich eine Polymerisation geleitet durch komplentäre Basenpaarung. Die Eigenschaft wurde durch 15N markierte Basen nachgewiesen. (2) Sie schreitet bidirektional voran, vom ORI aus wandern 2 Replikationsgabeln in 5'-3'-Richtung. Der Nachweis gelang durch Autoradiographie. -6- Der Prozess gliedert sich als Polymerisationsreaktion in 1. Initiation (Start) 2. Elongation / Propagation (Strangsynthese) 3. Termination (Ende) Die Initiation beginnt am Replikationsursprung, ein spezifischer DNA-Bereich (240bp), der für die Replikation eines kreisförmigen Nukleinsäuremoleküls in E. coli ausreicht. Das 240bp-Fragment beinhaltet repetitive 9bp-Segmente (9mers, DnaA-boxes) und 13bp Sequenzen (13mers), welche reich an AT sind, die ein Aufschmelzen durch eine geringere Anzahl an H-Brücken begünstigt. Auf molekularer Ebene spielt sich folgendes ab: • • • • • DnaA bindet an die 9mers (DnaA-boxes) und schmilzt die 13mers unter ATP-Verbrauch auf. DnaC rekrutiert DnaB ( eine Helicase ) und leitet diese unter ATP-Verbrauch zum DnaAKomplex. DnaB bildet einen hexameren Ring um einen Einzelstrang und wickelt nun die DNA in 5'3'-Richtung vom Ursprung weg ab. SSB (single strand binding protein) stabilisiert die Einzelstränge, bis die Strangsynthese vollzogen wird DnaG (DNA-abhängige RNA-Polymerase) gesellt sich dazu, es entsteht der prepriming complex. Nun wird ein RNA-primer synthetisiert, der die DNA-Polymerase III auf den Plan ruft, sodass die Strangsynthese beginnen kann. Die Strangsynthese findet kontinuierlich am Leitstrang (leading strand) in 3'-5'-Richtung und diskontinuierlich am Folgestrang (lagging strand) in 5'-3'-Richtung statt. Die Replikationsgabeln bewegen sich bidirektional vom oriC weg, Stränge, an denen das Replicon in 5'-3'-Richtung läuft, sind Leitstränge. Die DNA-Polymerase III ist ein hochkomplexes Protein mit mehreren Untereinheiten. Als core enzyme wird der Komplex aus α, ε, Θ und γ bezeichnet. Die DNA-Polymerase liegt während der Strangsynthese als Dimer vor. • • • • • • β-subunit: Verbindet in clamp-Konformation das core enzyme mit der DNA und verbessert die Prozessivität. Hexamere Struktur. γ-complex: Vermittelt die Bindung der clamp an die DNA oder entfernt die clamp. Zweiteres ist bei der Folgestrangsynthese essentiell. Θ-subunit: Funktion unbekannt. ε-subunit: Hat Korrekturfunktion inne und entfernt mismatches. α-subunit: Verbindet freie Nukleotide mittels Phosphodiesterbildung mit dem neuen Strang. τ-subunit: Bewirkt die Dimerisierung der DNA-Polymerase III (Pol III) und beschleunigt die Helicase. Soweit die Proteine an der Replikationsgabel. Im Fall der Folgestrangsynthese wird eine weitere DNA-Polymerase benötigt, und zwar DNA-Polymerase I (Pol I). An diesem Strang werden in gewissen Abständen RNA-DNA-Hybridblöcke eingeführt (Okazaki-Fragmente), weil eine Esterbildung in 3'-5'-Richtung nicht möglich ist. Deswegen löst der γ-Komplex des Pol III -Dimers regelmäßig die Verbindung zum Folgestrang, wenn sie zum Okazaki-Fragment kommt und sich viel Folgestrang in Syntheserichtung aufgestaut hat. Dann ersetzt Pol I die RNA und eine Ligase knüpft den verbleibenden Phosphodiester. -7- Die Termination findet an terC statt, einem spezifischen Bereichetwa gegenüber von oriC. Die 2 Replikationsgabeln treffen sich bei terC, erreichen es aber nicht notwenigerweise gleichzeitig, was eine Replikationsfaller erforderlich macht. Deshalb setzt sich terC aus terC1 und terC2 zusammen, zwei 23bp lange Sequenzen, die nur in einer Richtung aktiv sind. Sie sind so angeordnet, dass die Gabeln an den inaktiven vorbei müssen, bevor die Termination beginnen kann und die Replicons im Überlappungsbereich stehen. In E. coli ist das von tus codierte Protein an der Bildung der Falle beteiligt. Zwei klassische Experimente stehen im Zusammenhang mit Replikation. Einerseits das MeselsonStahl-Experiment, mit dem sich nachweisen lässt, dass die Replikation der DNA semikonservativ ist. Dabei wurde zuerst auf mit 15N inkubiert, anschließend auf ein 14N-Medium gewechselt. Andererseits wurde im Taylor-Experiment mittels 3H-markiertem Thymidin nachgewiesen, dass die DNA-Replikation bidirektional abläuft. 3.1 Regulation der Initiation DnaA als Initiatorprotein bestimmt den zeitlichen Startpunkt der Replikation. Doch wie weiß es, wann es agieren muss? Vorweg muss erwähnt werden, dass es sich im folgenden um Vermutungen handelt, die noch nicht experimentell abgesichert sind. DnaA kommt im Komplex mit ATP und ADP vor, nur erstere Form ist in der Initiation aktiv und hat geringe intrinsische ATPase-Aktivität. Durch Hydrolyse des ATP-DnaA-Komplexes, also Zerfall in DnaA, ADP und Pi, nimmt die β-subunit die sliding clamp Konformation ein. Replikation ist daher mit DnaA-Inaktivierung gekoppelt. Aktives DnaA ist eng an die Zellmasse gekoppelt, nicht aber an die sogenannte Initiationsmasse (Masse/OriC). Die Massenkopplung ist besonders gut in langsam wachsenden Zellen beobachtbar, wo nur eine Replikationsinitiation per Zellzyklus erfolgt. Aber es ist unklar, nach welchem Prinzipien die Zellmasse an die Initiation gekoppelt ist. Ein alternatives Modell zur Zellmassenkopplung ist die Regulation der Aktivität des DnaA Proteins über intrazelluläre Titration der freien DnaA-Menge durch hochaffine Bindungsstellen außerhalb des oriC, welche sich im datA Locus befinden. Der Locus enthält 5 hochaffine Bindungsstellen für DnaA. Deletion von datA hatte im Experiment deregulierte (asynchrone) Initiation zur Folge. Die Modellannahme sieht vor, dass, sobald der datA Locus repliziert ist, die Menge an freiem DnaA durch Bindung an datA erniedrigt wird, was eine verfrühte Neuinitiation verhindert, weil nicht genügend DnaA für die Bindung an die 9mers und das Schmelzen der 13mers zur Verfügung steht. Daneben wurden 2 weitere regulierende Mechanismen gefunden. 1. OriC und der dnaA Promoter enthalten GATC-Motive, welche an Adenin des neuen Stranges durch Dam-Methylase methyliert werden. Dieser Vorgang braucht allerdings einige Minuten, sodass relativ lang ein Zustand der Hemimethylierung aufrecht erhalten wird. Dadurch wird eine Assoziation solcher Bereiche mit der Zellmembran vermutet, wodurch oriC blockiert und die Promoteraktivierung von dnaA verhindert wird. Dieser Mechanismus scheint sehr spezifisch zu sein, da er erst bei E. coli beobachtet wurde und zB B. subtilis gar keine GATC-Motive hat. 2. In E. coli befinden sich weiters etwa 1000 Moleküle des Proteins SeqA, welches vom DamMethylase abhängt. Es wirkt negativ regulierend und hat möglicherweise Einfluss auf oriCAktivierung und Sequestrierung ( = Abkapselung des oriC aus dem aktiven Geschehen, sprich Inaktivierung, damit nicht nochmal initiiert wird ). -8- Beobachtung 1 ist, dass seqA Mutanten frühzeitig, also vor Erreichen der Initiationsmasse initiieren, Beobachtung 2, dass gereinigtes SeqA hemimethylierte DNA unabhängig von der Sequenz und oriC unabhängig vom Methylierungszustand. Daraus schließt man, dass die Bindung an oriC ein vorzeitiges Aufschmelzen verhindert und dass eine Membranassoziation durch SeqA vermittelt wird. 3.2 Relax! Topoisomerasen in Aktion Die Polymerisationsreaktion und das unwinding der DNA läuft mit einer Geschwindigkeit von etwa 300 bp/sec ab. Als logische Folge kommt es downstream zu einem enormen Stau an überwundener (positive supercoil) und unterwundener (negative supercoil) DNA durch die Arbeit der Helicase, der entspannt werden muss, um die Replikation fortzusetzen. Das ist die Aufgabe der Topoisomerasen. Biochemisch wird zwischen Topoisomerase TypI und TypII unterschieden. TypI führt einen einfachen Strangbruch ein, TypII einen Doppelstrangbruch, natürlich in kontrollierter Weise. TypI schneidet also einzelsträngige DNA (TypI-A) oder einen Strang einer Doppelstrang-DNA. Dadurch kommt es zu Rotation und Entwindung der superhelikalen Struktur. E. coli enthält zwei Vertreter der TypII-Topoisomerasen, nämlich Topoisomerase IV und DNAGyrase. Topoisomerase IV vollzieht die Trennung von Catenanen ( kettenförmig verbundene DNA-Ringe ) am Ende einer Replikationsrunde. Eine Besonderheit der Gyrase ist, dass sie neben der Relaxation auch superheilkale Windungen einführen kann, um die Packungsdichte des Nukleoids zu erhöhen. Die tetramere DNA-Gyrase setzt sich aus zwei GyrA-Untereinheiten (aktive Zentren) und zwei GyrB-Untereinheiten (ATPase) zusammen, die tetramere Topoisomerase IV aus zwei ParC Untereinheiten und zwei ParE-Untereinheiten. Wie erfolgt die Relaxation chemisch? • Eine TypII-Topoisomerase bindet an Doppelstrang-DNA, welche nun als G(yrase)-Segment bezeichnet wird. • GyrB hydrolysiert ATP zu ADP, dadurch wird ein zweiter Doppelstrang ( T(ransfer)Segment ) gebunden, der durch das G-Segment geschleust werden soll, und die Konformation von GyrA geändert. • GyrA bildet mit einem Tyrosin in seinem aktiven Zentrum einen 5'-Phospho-Tyrosinester mit der DNA, die zweite Kopie von GyrA macht das gleiche, es kommt zum Schnit des GSegments. • Das T-Segments rutscht durch die Lücke im G-Segment, das G-Segment wird ligiert. • Gyrase löst die Verbindung zur DNA, das T-Segment wird freigesetzt. 4 Chromosomensegregation Nach erfolgreicher Verdopplung der Erbinformation muss dafür gesorgt werden, diese auf beide Tochterzellen zu verteilen, was im sogenannten partitioning ( Chromosomensegregation ) passiert. Voraussetzung dafür sind die erfolgte Dekatenierung und die Membranhaftung der Chromosomen, sonst kommt zu Fehlern wie in: ✗ ✗ par- Mutanten: Hier ist die Topoisomerase IV fehlerhaft, keine Dekatenierung muk- Mutanten: Hier wandern gelegentlich beide Kopien in eine Tochterzelle. Wie kann man die Wanderung von Chromosomen in Bakterien beobachten? Man führt Hybridgene -9- in ein Bakterium ein, welche in Hybridproteine translatiert werden, die zB Fluoreszenzmarker (XFP) tragen. Oder man macht mRNA sichtbar, indem man Nukleotide mit Floureszenzmarker in das Nährmedium gibt, welche dann in der Transkription polymerisiert werden. • • • FISH: Fluorescent in situ hybridization FROS: Flourescent repressor/operator system parB/parS technique 4.1 Segregationsmodelle in E. coli a) Passive Displacement: DNA-Replikation findet in der Zellmitte statt, Chromosomen haften an der Membran und werden durch das Wachstum derselben auseinandergezogen. b) Transertion: Replikation, Transkription und Translation sind gekoppelt, laufen parallel ab. Die Synthese von neuem Membranmaterial, welches kotranslational in die Membran eingefügt wird, bewirkt eine physische Kopplung der DNA mit der Membran. Es entsteht ein Supermolekül aus DNA-Transkriptionsapparat-mRNA-Ribosom-Protein-Membran. Die durch die Polymerasen bereit gestellte kinetische Energie könnte die Chromokinese vorantreiben. c) Biased Transcription: Die Transkription stark exprimierter Gene findet meist vom Replikationsursprung weg gerichtet statt, die mRNA wird also Richtung Zellmitte ausgespuckt. Diese Direktionalität könnte reichen, um Chromosomen auseinander zu schieben: Die RNA-Polymerase synthetisiert mRNA, welche Richtung Zellmitte strömt und eine Rückstoßwirkung entfacht, wodurch die Chromosomen Richtung Zellpole beschleunigt werden. d) Extrusion capture: Die replizierten ORIs werden von Proteinen erkannt und gebunden. Sie binden in der Nähe des Replikationsursprungs und kooperieren mit zwei weiteren Proteinen, einem, das mit dem Zellpol in Wechselwirkung steht, und ein zweites, welches die Replikate jeweils rekondensiert und packt, zB Gyrase oder IHF/HU/H-NS. Da die Nukleoide in Polnähe rekondensieren, entsteht eine Zugwirkung auf den zu replizierenden Teil der noch vorliegenden Theta-Struktur, die für eine vollständige Trennung der Chromosomen sorgt. e) Aktive Segregation mittels Zytoskelett-ähnlichen Strukturen: Bakterien besitzen Aktinhomologe und Centromer-homologe Proteine. Die Segregation der Nukleoide könnte analog der Migration von Metaphasenchromosomen ablaufen. 4.2 Segregation in B. subtilis und C. crescentus Die molekulare Betrachtung von B. subtilis lässt die Frage aufkommen, ob es ein bakterielles mitotisches System gibt. Man hat ein Protein, mukB, gefunden, dessen Sekundärstruktur den eukayotischen SMC-Proteinen ( structural maintenance of chromosomes ) ähnelt. Es ist ein Dimer mit N-terminalem globulärem Walker-A-motif, welches Nukleotide bindet, und zentraler coiledcoil-Region mit mittigem hinge. In Anwesenheit von ATP klappt der hinge um und es kommt zur Bildung nukleosomenähnlicher Strukturen. Weiters besitzen Bakterien ein Protocytoskelett mit Aktin-homolgen (MreB, Mbl) und Centromerhomologen Proteinen. Ein Indiz für deren Involvierung in der Chromokinese ist die gestörte Chromokinese in Mutanten dieser Proteine. MreB und Mbl bilden eine Spiralstruktur von Pol zu Pol in B. subtilis, die für eine polare Lokalisierung der ORIs und eine dynamische Lokalisierung regulatorischer Proteine in Polnähe verantwortlich ist. FtsZ bildet als Tubulin-Homolog einen Ring in der Zellmitte, der die spätere Teilungsfurche markiert. Die Bildung eines Abschnürungsstelle in Polnähe wird durch das dort vorhandene MinC inhibiert. - 10 - 5 Mureinsynthese Die Zellwand (Peptidoglykan, Murein), eingelagert im Periplasma, besteht aus einem engmaschigen, molekularem Komplex. Es ist ein Polymer aus 2 alternierenden Aminozuckern: NAcetylglucosaminsäure (NAM) und N-Acetylmuraminsäure (NAG). NAM-Einheiten sind durch Peptidbrücken quervernetzt, in denen Diaminopimelinsäure, eine nicht-proteinogene Aminosäure, vorkommt. Das Murein schützt vor osmotischer Lyse. Gram+ Gram- Dicke: 20-80 nm Dicke: 2-3 nm Einlagerung: Lipoteichonsäure Einlagerung: Lipopolysaccharid Die Mureinsynthese umfasst im Wesentlichen drei Schritte und hat zwei Anforderungen: 1. Bildung der Bausteine im Cytosol 2. Transfer der Bausteine zur Plasmamembran 3. Einbau der Bausteine in die Zellwand 1. Polare Moleküle wie Zucker müssen für den Transport durch die apolare Plasmamembran hydrophob gemacht werden. Das erledigt ein Lipid-Carrier namens Bactoprenol, ein C55Isoprenoid-Alkohol. 2. Alle Polymerisationsprozesse in der Zellwand müssen Energie freisetzen, da im Periplasma kein ATP verfügbar ist. Die Mureinsynthese beginnt im Cytoplasman, mehrere Membrangebundene Enzyme einen Precursor herstellen. D-Alanyl-Alanin-Transpeptidase/Transglykosylase stellt Park's nucleotide her, das folgende Molekülkette ist: (UDP)-(NAM)-(L-Ala)-(D-Glu)-(L-Lys)-(D-Ala)2. Monofunktionale Transglykosylase fügt NAG an NAM an. Als nächstes bindet phosphoryliertes Bactoprenol, mit hydrophobem Ende permanent in der Plasmamembran verankert, unter Abspaltung von UMP, welches im Cytoplasma verbleibt. Der Precursor ist nun über ein Disphosphat an Bactoprenol gebunden, welches im flipping genannten Vorgang, den Precursor durch die Membran schleust. Im Perisplasma nimmt das membrangebundene Enzym D-Alanyl-Alanin-Endopeptidase/ Carboxypeptidase Anpassungen der Seitenketten vor der Transpeptidierung vor. Nun kommt es zur Insertion der Precursor in die Mureinstränge der Zellwand. Dazu trennen lytische Transglykosylasen die existierenden glykosidischen β-1,4-Bindungen in den Mureinsträngen sowie die Verbindung zwischen Precursor und Bactoprenol, das wieder ins Cytoplasma klappt. Die genannten Proteine gehören den PBPs an ( Penicillin binding proteins ), wie der Name schon sagt, kann Penicillin den Einbau der Precursor verhindern. Sie sind in der Cytoplasmamembran verankert. Die PBPs werden nach ihren formgebenden Aufgaben gegliedert: a) Klasse A: PBP1A+PBP1B → Länge, Breite, Entwicklung b) Klasse B: PBP2 + PBP3 → Länge, Teilung c) LMW (low molecular weight): PBP5 + PBP6 → Gestalt, ohne side chain trimming ( afunktionelle Endopeptidase/Carboxypeptidase ) nehmen Zellen von B. subtilis amöboide Gestalt an. - 11 - Three-for-one growth model In diesem Modell schlagen Vollmer und Höltje 2001 eine konzertierte Reaktion vor, in der ein Mureintriplett unter einen Akzeptorstrang (docking strand) der Zellwand gehängt wird. Das Mureintriplett ist ein dreisträngiges Polymer, das zuvor im Periplasma synthetisiert wurde. Die Depolymerisation des Akzeptorstrangs durch einen Komplex aus Transglykosylase und zwei Endopeptidasen legt Aminoenden frei. Zwei monofunktionale Transpeptidasen schließen das Triplett an diese an, sodass gleichzeitig mit dem Lösen der alten Interpeptide neue gebildet werden. Diese Reaktion beginnt an rund 200 Insertionsstellen und setzt sich spiralig am Umfang des Bakteriums fort entlang der MreB/Mbl Struktur fort. Eine komplette Runde des Synthesekomplexes dauert 8 Minuten. Um die mechanische Integrität während dem Wachstum zu gewährleisten, muss der Einsatz der Enzyme räumlich und zeitlich streng koordiniert sein. Die Länge des Bakteriums ist dann verdoppelt, wenn jeder zweite Strang durch drei neue ersetzt wurde. Um den Durchmesser der Zelle konstant zu halten, müssen die inserierten Stränge genau die Länge der resorbierten Akzeptorstränge haben, was automatisch erfüllt wird, da ein Akzeptorstrang mittels der frei werdenden Aminotermini als Schablone für den synthetisierenden Komplex fungiert. Das Bild zeigt die Ersetzung des Akzeptorstranges unter gleichzeitiger Resorption desselben und den Synthesekomplex, yin-yang-Enzymkomplex genannt ( © Current Opinion in Microbiology) . Gegen Ende der Mureinsynthese, am Beginn des eigentlichen Trennungsprozesses, wird preseptales Murein an der zukünftigen Teilungsstelle synthetisiert – es folgt die Bildung septalen Mureins. Mit der Bildung des Septums, bewirkt Mureinhydrolase die Trennung des aneinanderhaftenden Tochterzellen. 6 Septumbildung An der Septumbildung in E. coli sind mindestens 10 Proteine beteiligt, die mit der Einschnürungsstelle assoziieren und die Einschnürung sowie das Wachstum septalen Mureins koordinieren. Sie bewirken die Trennung der Tochterzellen. Der Enzymkomplex, den sie bilden, wird als Divisiosom oder Septosom bezeichnet. Die beteiligten Proteine heißen FtsZ, FtsA, ZipA, FtsK, FtsQ, FtsL, FtsB (früher YgbQ), FtsW, FtsI (PBP3) und FtsN. Die meisten Fts (filamentous temperature sensitive) Gene und die Mureinsynthesegene befinden im mrA Gencluster. - 12 - FtsZ hat eine zentrale Rolle inne, da FtsZ-Mutanten ineffiziente bis keine Septumbildung zeigen und neigen daher zu filamentösem Wachstum. Replikation und Chromosomensegregation funktioniert in den Mutanten, die Septumbildung nicht. FtsZ ist ein β-Tubulin-Homolog mit GTPase-Aktivität und befindet sich im Cytoplasma. Es bildet den Z-Ring an der Einschnürungsstelle noch bevor die Nukleoide separiert wurden, die beginnende Chromosomensegregation stimuliert dies. Die Bildung des Z-Rings beginnt an einer einzigen Stelle und setzt sich bidirektional fort. Der Z-Ring setzt sich aus vielen kurzen Protofilamenten zusammen, die gegeneinander verschiebbar sind. Der Carboxyterminus von FtsZ interagiert mit FtsA und ZipA, zwei cytoplasmatischen Aktin-Homologen, die den Z-Ring an der Membran verankern. Es gibt zwei Modelle, wie FtsZ die Einschnürung der Zellwand vollzieht. • • Gleitende Protofilamente. Die Protofilamente sind an der Membran verankert, Motorproteine ziehen diese zusammen, sodass konzertiert mit der Mureinsynthese der Zellinnenraum kontinuierlich durch das entstehende Septum in zwei Kompartimente getrennt wird. Depolymerisation. Weniger wahrscheinlich, da FtsZ tubulinhomolog ist und daher nur an den Enden verkürzt, was aber nicht zur Kontraktion des Z-Rings führt. Würden Monomere aus der Filamentmitte abgegeben, wird das Filament instabil. FtsQ scheint ebenfalls in die Mureinsynthese einzugreifen, da es nur in zellwand-enthaltenden Bakterien vorkommt. FtsW und FtsI (PBP3) sind polytopische Proteine der SEDS-Familie (shape, elongation, division, sporulation). SEDS-Gene liegen in der Nähe der Gene für PBPs der Klasse B ( side chain trimming, strand replacement ), ftsW und ftsI sind im selben Operon. Deren Funktion ist die Lokalisierung von PBPs zum Septum. FtsW schleust mit Precursor beladenes Bactoprenol durch die Membran und übergibt ihn dem geeigneten PG-synthetisierenden Enzym (PBP3). Die Septumbildung wird durch die replizierenden Nukleoide stimuliert, aber die Nukleoide inhibieren die Fertigstellung des Septums. Das Septum wird also vor der erfolgten Chromosomensegregation nicht fertiggestellt, was dazu führt, dass Erbinformation in Form der Thetastruktur vom schließenden Septum eingeschlossen wird und eine spezielle Machinerie dafür sorgen muss, dass die Nukleoide segregiert werden und keine Strangbrüche durch das Septum passieren. Man kann also das von Errington, Daniel, Scheffers 2003 aufgestellte Prinzip Nucleoid occlusion als Regulationsmechanismus ansehen. FtsK reguliert die korrekte Segregation zu replizierender DNA. Ein essentieller Bestandteil des Septosoms ist daher FtsK, eine DNAPumpe mit 7kb/s Translokationsrate. In vitro kristallisiert es zu einem Hexamer mit einem 30Å breiten Kanal. Nach Brigo et al. 2007 arbeitet FtsK nach einem Rotary Inchworm Model. Monomeres FtsK transloziert dsDNA in 2bp Schritten, Hexamere erlauben eine kontinuierliche Translokation durch aufeinanderfolgende Zyklen von - 13 - ATPase-Aktivität und DNA-Bindung an der Innenseite des FtsK-Kanals. Das Bild zeigt die essentielle Funktion von TopoIV, da die 2 Nukleoide noch eine superhelikale Struktur bilden. FtsK zieht replizierte DNA in die Kompartimente. KOPS sind FtsK orienting polar sequences, zeigen FtsK also die Syntheserichtung an, damit FtsK das richtige Nukleoid ins richtige Kompartiment pumpt. FtsN wirkt als negativer Regulator in diesem Prozess, er verhindert Überaktivität einzelner Proteine. Wie wird die Zellmitte bestimmt bzw. welche Protein sind an der Positionierung des Z-Rings beteiligt? Die Polymerisation von FtsZ wird durch die Min-Proteine gesteuert, Gitai und Shapiro 2003 haben den Einfluss des Min-Regulationssystems auf die Z-Ring-Positionierung beschrieben. MinD ist eine Dynamin-verwandte ATPase, die in Anwesenheit von ATP Filamente von einem Zellpol ausgehend bildet. Es bindet an die Membran und MinC bindet an MinD, sodass MinC an den Zellpolen lokalisiert wird. MinC destabilisiert die FtsZ-Protofilamente durch Verdrängung von FtsA. MinE assoziert an den MinD-Enden und stimuliert die Hydrolyse des ATP, das an MinD gebunden ist, als Folge werden MinDMonomere ins Cytoplasma freigesetzt. Neue MinD-Filamente werden vom gegenüberliegenden Pol aus gebildet. Genau in der Zellmitte entsteht ein Bereich, der frei von MinC ist, sodass sich der Z-Ring ausbilden kann. 7 Biogenese der Membranen Für die Biogenese der Cytoplasmamembran und der Außenmembran bei gram - Bakterien respektive müssen Membranbausteine ins Periplasma sekretiert werden. Die Membran muss zu jedem Zeitpunkt Integrität gewährleisten und trotzdem Wachstum erlauben. Biogenese der Plasmamembran Da die Cytoplasmamembran aus Lipiden und IMPs ( integral membrane proteins ) besteht, muss die Zelle über Mechanismen verfügen, diese im Zuge des Wachstums in die bestehende Membran einzubauen. Biogenese der Plasmamembran: Einbau von Lipiden Die für die Synthese von Lipiden notwendigen Enzyme befinden sich in der Membran selbst. Der Aufbau der äußeren Lipidschicht des Bilayers erfordert keine Energie und wird durch die einfache Diffusion der Phospholipide von der inneren Schicht über hypothethische hairpin bends in der Nähe von Transmembranproteinen bewerkstelligt. Es ist unklar, wodurch Lipide für den Einbau in die Innenmambran oder Außenmembran bestimmt werden. Biogenese der Plasmamembran: Einbau von Proteinen Für den Einbau von IMPs besitzen Bakterien ein spezielles Sekretionssystem, das Sec-System, das eine lebensnotwendige Eigenschaft darstellt und in weitere Sekretionswege involviert ist (siehe später). IMPs besitzen hydrophobe Sequenzbereiche (20 AS), die die Membran durchspannen und die Topographie des Proteins festlegen. Bezüglich der Orientierung von C- und N-Termini unterscheidet man zwischen - 14 - • Klasse-I-IMP → • Klasse-II-IMP → Trans-Orientierung: N-Terminus reicht ins Cytoplasma, C-Terminus ragt ins Periplasma Cis-Orientierung: Beider Termini liegen im Cytoplasma IMPs sind meist multimolekulare Komplexe mit spezifischen Aufgaben. Das Durchschleusen bzw. der Einbau von IMPs erfordert Energie und eine spezielle membrangebundene Maschinerie, selbst IMP. Diese Aufgaben werden durch den GSP – general secretory pathway wahrgenommen, auch Sec-System oder Sec-abhängige Proteinsekretion genannt. Es ist ein dreistufiger Prozess. 1. Targeting des Leaderpeptids (basische AS – hydrophobe AS – basische AS) durch Chaperone wie SRP, einem Ribozym 2. Bindung an Precursor-Translokase (Komplex aus SecA und SecYEG, reguliert durch SecD / SecF → Translocon) 3. Durchschieben und Spaltung des Precursors durch Leaderpeptidase (Lep) • • • Das Ribozym SRP bindet das in statu nascendi befindliche Protein an hydrophoben Domänen und verhindert eine vorzeitige Faltung. Der membrangebundene Faktor FtsY löst die Bindung zwischen SRP und Protein. Danach führt FtsY hydrophobe Bereiche des Proteins in den SecY-Kanal ein. SecA führt hydrophile Bereiche in SecY ein. SecY ist ein röhrenförmiges Oligomer, das von SecE und SecG an drei Seiten umgeben ist. Die dritte Mantelfläche ist offen – dadurch wird das freie Abdiffundieren hydrophober Transmembrandomänen in die Membran ermöglicht. Das zenrale Protein SecA, eine ATPase, ist für das prozessive Fortschreiten der Translokation verantwortlich. Es bindet das Protein, schiebt es ein Stück durch den SecYKanal und setzt es wieder frei. Dabei bleibt das Substrat an SecY gebunden. Anschließend packt SecA das Protein an einer anderen Stelle, 20-30 AS entfernt, und startet einen neuen Translokationszyklus. So werden pro Zyklus 100Å des Proteins transloziert. Biogenese der Außenmembran Sie findet an „Bayer'schen Brücken“ statt, das sind direkte Kontaktstellen von Innen- und Außenmembran, von denen es 200-400 pro Zelle gibt, selbstverständlich nur in gram- Bakterien. Biogenese der Außenmembran: Phospholipide Werden an der Innenmembran synthetisiert und zur Außenmembran transloziert, was von der proton motive force angetrieben wird. Biogenese der Außenmembran: Lipopolysaccharid (LPS) • • • • Das Kern-Oligosaccharid wird auf Lipid A als Primer und Träge zusammengesetzt Gleichzeitig werden die O-spezifischen Polysaccharide auf Bactoprenol synthethisiert O-Polysaccharide werden auf Lipid A / Kernoligosaccharid übertragen Flippase drückt das Ganze in die hydrophobe Zone, worauf es zur Außenmembran migriert Biogenese der Außenmembran: outer membrane proteins (OMPs) • Werden im Gegensatz zu IMPs in fast oder vollständig translatiertem Zustand mittels SecB zur Plasmamembran geführt - 15 - • • • Es folgt Sekretion mittels GSP Im Periplasma können mehrere Proteine als Chaperone agieren und die Faltung der OMPs regulieren Interaktion zwischen OMPs und LPS stimuliert die Faltung in kompakte β-barrel Strukturen sowie ihre stabile Insertion in die Außenmembran Biogenese der Außenmembran: Lipoprotein Prolipoprotein: Ein Peptid-Precursor (Prolipoprotein) wird an Cystein zu Apolipoprotein gespalten Apolipoprotein: Die Sulhydryl(SH)-Gruppe des Cystein wird mit einem Diglyceridrest verestert Lipoprotein: Der N-Terminus des Esters wird mit einem Lysinrest des Mureins verbunden. 8 Selektiver Transport – Transportmechanismen Abgesehen von fettlöslichen und kleinen ungeladenen Teilchen, benötigen alle Moleküle Trägerproteine, um durch die Membran zu kommen. Carrierproteine sind polytopische Transmembranproteine, d.h. Sie besitzen mehrere Transmembransegmente, die die Membran durchqueren. So entsteht ein Durchgang, der vollständig mit Protein ausgekleidet ist, vgl. β-barrels oder Porine. Oft wird für den Transport von Stoffen durch die Membran Energie gebraucht. Es gibt 4 grundlegende Transportmechnismen, die elektroneutral bzw. elektrogen sein können: 1. Passive Diffusion 2. Erleichterte Diffusion 3. Aktiver Transport 4. Gruppentranslokation Passive Diffusion Kleine ungeladene Moleküle treten unbehelligt durch die Membran, – – – – – es wird kein Trägerprotein gebraucht ist unspezifisch läuft ohne Energieverbrauch ab substrate müssen amphiphil sein arbeitet nur in Richtung des Konzentrationsgefälles Passive Diffusion am Beispiel von Wasser (Osmose). Die Bewegungsrichtung wird von der Innenund Außenkonzentration bestimmt, es ist keine Energie erforderlich. • • • Isotonisches Milieu: Es treten gleich viele Wassermoleküle in die Zelle wie aus der Zelle. Hypertonisches Milieu: Die Wasserkonzentration außerhalb ist niedriger (durch höhere Salzkonzentration = hohe Osmolarität), Wasser strömt aus der Zelle. Hypotonisches Milieu: Die H2O-Konzentration außerhalb ist höher, H2O strömt in die Zelle. Erleichterte Diffusion – – Es sind spezifische Proteine involviert, Uniporter genannt: transportiert einen spezifischen Stoff in Richtung seines Gradienten Stoffe migrieren wie bei jedem Diffusionsvorgang von einem Ort höherer Konzentration zu einem Ort niedriger Konzentration - 16 - Dieser Transportmechanismus wir von Bakterien im Zuge der Atmungskette als Energiequelle genutzt. Durch Protonenefflux entsteht neben einem chemischen Gradienten ein elektrisches Potential. Dadurch besteht eine hohe Tendenz der Protonen ins Kompartimentinnere zurück zu kehren. Die beim Rückstrom anfallende Energie kann sofort von anderen Transportmechanismen (Aktiver Transport) verwendet werden oder sie treibt die membrangebundene ATP-Synthase an, die die Energie des Potentials (proton motive force) in Form von ATP speichert. Der Vorgang im Detail. Protonen diffundieren dem eigenen Konzentrationsgefälle folgend zurück durch die Membran. Die ATP-Synthase stellt die einzig mögliche Membranpassage dar. Die Protonen passieren das Enzym durch einen Kanal, das wie ein Mühlrad arbeitet. Die gewonnene mechanische Energie wird in chemische Energie in Form von ATP umgewandelt. Aktiver Transport – – – – Carrierproteine hochspezifisch, es muss das Substrat gebunden und durchgepumpt werden Keine chemische Modifikation der Substrate Stoffakkomodation im Cytoplasma möglich PMF als Energiequelle Aktiver Transport ist in drei verschiedenen Strukturen realisiert. • • • Symport: Gleichzeitige Einschleusung zwei verschiedener Substrate. So werden Anionen zusammen mit Protonen von der Zelle aufgenommen (Ladung bleibt gleich innen). Antiport: Gleichzeitiger Transport zweier Substrate in entgegengesetzte Richtung durch die Membran. So nimmt die Zelle Kationen auf, wenn sie Protonen ausschleust (Ladung bleibt gleich innen) Shock-sensitive System: Diese Transportmethode hat zwei Komponenten, ein Transmembranprotein und einen periplasmatischen Kofaktor. Der Kofaktor bringt das Substrat zum Transporter, der das Substrat zusammen mit ATP bindet. Die Hydrolyse des ATP im Cytoplasma ruft eine Konformationsänderung des Transporters hervor, sodass das Substrat ins Cytoplasma eintreten kann Gruppentranslokation – – – Chemische Modifizierung des Substrats Energiequelle PEP (Phosphoenolpyruvat) Stoffakkomodation im Cytoplasma Im Phosphatransferase-System kommt zur Translokation eines Phosphat-Restes von PEP auf Glucose innerhalb eines Transmembranprotein-Kanals. Das entstandene Glucose-6-Phosphat wird durch die Membran geschleust. Glucose-6-Phosphat kann nicht mehr zurücktransportiert werden. Eigenschaft Passive Diffusion Erleichterte Diffusion Aktiver Transport Gruppentrans-lokation Carrier vermittelt - + + + Stoffakkomodation - - + + Spezifität - + + + Energieaufwändig - - + + Chem. Modifikation - - - + - 17 - Einige essentiellen Nährstoffe von E. coli und deren korrespondierendes Importsystem: Glycerol Melibiose Laktose Maltose Glucose → Erleichterte Diffusion → Na+ Symport → H+ Symport → Shock-sensitive System → Gruppentranlokation 9 Proteinsekretionswege Gram- Bakterien haben mindestens fünf nicht-homologe Sekretionssysteme, mit denen sie neben Proteinen auch ssDNA und mRNA in andere Zellen transportieren oder ins Medium abgeben können. Typ I - Sekretion – Sec-unabhängig – 3 Proteinkomponenten a) IMP: ABC-Transporter mit ATPase-Aktivität, liefert Energie für Freisetzung ins Medium. b) MFP: Bildet als Homotrimer einen Kanal zwischen IMP und OMP, sodass die Sekretion ohne periplasmatischen Zwischenstufen auskommen kann. c) OMP: Bildet als Homotrimer eine Pore, Anker für MFP (membrane fusion protein) – Die Substrate enthalten eine C-terminale Signalsequenz von etwa 60 AS Länge – Substratbeispiel: α-Hämolysin von E. coli Typ II - Sekretion – – – – – – Sec-abhängig Substrate werden im Periplasma gespalten und gefaltet Das Sekreton setzt sich aus 12-16 Hilfsproteinen zusammen Zwei Komponenten befinden sich in der Außenmembran: GspS und GspD, sie bilden 5-10 nm breite Kanäle Das cytosolische GspE assoziiert mit der Plasmamembran. Es besitzt ein konserviertes ATPBindungsmotiv und Autokinaseaktivität. Des halb könnte es den Aufbau des Sekretons regulieren und Energie bereitstellen. Substratbeispiel: Pullulanase von Klebsiella oxytoca Typ III - Sekretion – – – – – – Sec-unabhängig Es gibt keine periplasmatischen Zwischenstufen Das Secreton setzt sich aus 20 Hilfsproteinen zusammen, die meisten davon sind mit der Plasmamembran assoziiert. Im Zentrum befindet sich ein Komplex aus YscR-U und LcrD, dieser Sekretionsapparat wird von YscN als Motor angetrieben Homolog mit Biogenese des Flagellums Substrate können mRNA und Proteine sein, letztere tragen eine N-termiale Bindungsstelle für das Syc-Chaperon Substratbeispiel: Yops (Yersinia outer proteins) von Yersinia - 18 - Typ IV - Sekretion – – – – – Sec-(un)abhängig Sekretion von ssDNA und Proteinen mittels einem Pilus-ähnlichem Apparat. Ermöglicht beispielsweise die Injektion von ssDNA in eukaryotische Zellen Hauptkomponenten: a) VirB4 und VirB11 sind mit der Plasmamembran assoziiert und binden an Nukleotide (vgl. Mechanismus von SecA) b) VirB7 und VirB9 verankern den Apparat in der Außenmembran c) VirB2 und VirB5 Bestandteile des Pilus Die Sekretion von ssDNA ist Sec-unabhängig, die Sekretion von Protein Sec-abhängig Substratbeispiele: Pertussis-Toxin (Bordetella pertussis) und Cag-Protein (Heliobacter pilori) Typ V – Sekretion, Autotransporter mit selbstprozessierender Protease – – Sec-abhängig, in einem ersten Schritt Sekretion ins Periplasma Verläuft ohne Energieaufwand a) Autotransporter • C-terminale Domäne des zu sekretierenden Proteins inseriert in die Membran und bildet einen Sekretionskanal (β-barrel) • Freisetzung der Passagierdomäne durch Proteolyse • Substratbeispiel: IgA1-Protease von Neisseria gonorrhoeae b) Single accessory pathway • Ein zusätzliches Protein bildet einen Sekretionskanal • Es erfolgt keine Proteolyse • Substratbeispiel: FHA von Bordetella pertussis Chaperon/Usher Sekretionsweg – – – – Sec-System befördert Pilin unter Proteolyse ins Periplasma Chaperon bindet Pilin am konservierten C-Terminus und bringt es zum Türsteher (usher) Usher sekretiert eine lineare Folge korrekt gefalteter Untereinheiten und sorgt für die typische helikale Konformation des Pilusstabes an der Zelloberfläche Substratbeispiel: P-Pilus von E. coli Gram+ Bakterien besitzen ebenfalls Sekretionsmechanismen für Proteine. Diese sind aber weniger bekannt als bei gram-negativen Bakterien. Die Sekretion ähnelt dem Sec-System, es gibt allerdings kein SecB, was auch logisch ist, da dieses bei gram-negativen OMP bindet, die es in gram-positiven Bakterien nicht gibt. SRP-ähnliche Chaperone binden translatierte Peptide im ungefalteten Zustand. Die Spaltung der Precursor erfolgt durch Signalpeptidasen und die Faltung durch membranassoziierte Peptidyl-prolyl-Isomerase (PrsA) + Metallionen. Wie erfolgt die Darstellung von Virulenzfaktoren (Proteinen) an der Oberfläche der Zellwand? Oberflächenproteine sind bei gram+ Bakterien in der Zellwand verankert. Durch das Sec-ähnliche System sezernierte Proteine werden durch ein sorting signal ( LPTXG + hydrophobe Domäne + geladenes Endstück ) in der Membran festgehalten. Sortase spaltet das sorting signal bei Threonin ab und verbindet den neuen C-Terminus des Proteins mit dem Peptidoglykan. - 19 - Die Bilder zeigen die vorhin beschriebenen Sekretionswege gram- Bakterien. Von links oben nach rechts unten: TypI, TypII, TypIII, TypIV, TypV, Chaperon/Usher. - 20 - 10 Signaltransduktion Dieser biochemische Prozess ermöglicht es Organismen, a) Ihre Umgebung wahrzunehmen b) Auf ihre Umgebung zu reagieren (zB durch Anpassung des Genexpressionsmusters) Signaltransduktion ist implementiert durch 1. Reversible Modifikation von Botenproteinen a) Bindung eines Liganden b) Kovalente Modifikation (Phosphorylierung, Methylierung) 2. Bildung von Signaltransduktionskomplexen 3. Lokalisierung von Signaltransduktionskomplexen Biochemisch ist Signaltransduktion mittels 2-Komponenten-Systemen implementiert, welche aus einem Sensor (Histidinkinase, input/transmitter) und einem Response Regulator (receiver, output) bestehen. Das Schema des Vorgangs ist folgendes: Ein Input führt zu Aktivierung des Sensors, der autophosphoryliert. Ein Receiver dockt an, die Phosphatgruppe wird auf ihn transferiert, der Sensor ist wieder im Grundzustand. Der Receiver entscheidet, ob das Signal versandet, indem er desphosphoryliert oder mit dem Phosphat einen Output erzeugt, indem er selbst eine Funktion ausübt oder das Signal weitergibt. In der Osmoregulation in E. coli wird ein ein 2-Komponenten-System verwendet, das die Porinexpression steuert. EnvZ ist der Sensor, OmpR der Receiver. EnvZ kann in zwei Konformationen vorliegen, bei hoher Osmolarität hat es Kinase-Aktivität, bei niedriger Osmolarität wirkt es als Phosphatase. Es überträgt bzw. entfernt Phosphat auf/von OmpR, welches an das Porin-Operon bindet und die Transkription unterschiedlicher Porine steuert. Porin Ø Expression bei hoher Osmolarität Expression bei niedriger Osmolarität OmpF 0,58 nm niedrig hoch OmpC 0,54 mn hoch niedrig Mittels Signaltransduktion sind Bakterien zu gerichteter Bewegung fähig, genannt Taxis. Man unterscheidet nach Art der Reizquelle Chemotaxis, Phototaxis, Aerotaxis und Magnetotaxis. Bakterien bewegen sich mittels Flagellae, das sind spiralförmige Proteinstrukturen, die in der Plasmamembran verankert sind. Sie bestehen aus etwa 50 Proteinen der Familien Fli, Flg und Mot. Nach Position der Flagellae unterscheidet man die Begeißelung in monotrich amphitrich lophotrich peritrich → ein Flagellum an einem Zellpol → ein Flagellum an jedem Zellpol → mehrere Flagellae an jedem Zellpol → Flagellae an jeder Stelle der Oberfläche möglich. Ein Flagellum weist mehrere Strukturbereiche auf. Der Basalkörper verankert das Flagellum in der Zelle, es beginnt an der Cytoplasmamembran und endet an der Außenmembran und bildet den Motor für die Bewegung, ein Transportsystem für Flagellum-Proteine sowie ein Ringsystem für die Verankerung. Der Motor ist in der Plasmamembran und im Peptidoglykan verankert. Er besteht aus einem Rotor (MS-Ring und C-Ring aus FliF, G, M, N) und einem Stator (aus MotA und Mot B). - 21 - Die Proteine des Drive-shafts (FlgB, C, F, G) stellen eine Verbindung zum Hook her, bushing (L und P-Ring aus FlgH, I) verankert den Basalkörper im Peptidoglykan und der Aueßenmembran. Hook (aus FlgE aufgebaut, an das ein FlgK und FlgL Element anschließen) ist ein unbewegliches Element, das den Basalkörper und das eigentliche Flagellum verbindet. Das Helikale Filament ist das eigentliche Flagellum. Es ist aus FliC aufgebaut und durch FliD stabilisiert . Die Energie zum Antrieb des Flagellums kommt von der PMF. Molekulare Steuerung des flagellaren Motors Die beteiligten Proteine sind in den Operons MOCHA und MECHE abgelegt. a) MOCHA → MotA, MotB, CheA, CheW b) MECHE → CheY, CheB, CheZ, CheR Alle chemotaktischen Reize passieren den Regulator CheA, das Che Y phophoryliert, welches widerum auf die flagellaren Proteine wirkt, speziell auf die Konformation von MotA und MotB. CheY ist das cytoplasmatische Bindeglied zwischen zwei Ereignissen, die an der Plasmamembran stattfinden. Die Aktivität des rezeptorgebundenen CheA-Kinasekomplexes wird duch Schreck- oder Lockreize gesteuert. Die ausglöste Phosphorylierung von CheY verändert seine Konformation derart, dass CheY an FliM bindet, FliM bewirkt eine Konformationsänderung inFliG, es kommt zur CW Bewegung des Flagellums, somit zum Tumbling, bindet CheY nicht an FliM kommt es zur keiner Konformationsänderung in FliM und es kommt zu einer CCW-Bewegung, das Bakterium schwimmt Die Energie für die Bewegung stammt von der PMF, MotA und MotB bilden einen Protonenkanal in der Cytoplasmamemran, durch den Protonen in die Zelle gelangen, die für die - 22 - bewegung des Flagellums notwendig sind. CheY wird von CheZ dephosphoryliert. Die Erkennung von Lock- oder Schreckstoffen erfolgt mittels eines MCP – Methyl-accepting Chemotaxis Protein. Es kommt immer Dimer vor und enthält eine Bindungsstelle für Stoffe des extrazellulären Mediums am Interface zwischen den Monomeren. Die Transmembrandomäne ist durch dünne α-Helixbündel gekennzeichnet. Die intrazelluläre Domäne ist durch E- und Q-Reste gekennzeichnet, die eine Modifikation durch eine Amidase/Esterase (CheB) und eine Methyltransferase (CheR) zulassen. An die hochkonservierten turns sind CheA und CheW also Adaptormodule gebunden. CheA ist eine Histidinkinase mit 5 Domänen und liegt immer dimer vor. Die Domänen vom NTerminus aus sind: • • • • • H-Domäne: His-Autophosphorylierungsstelle YB-Domäne: Bindet an den Chemotaxis Response Regulator (RR) CheY D-Domäne: Dimerisierung C-Domäne: Katalytische Region, das Zentrum des Enzyms R-Domäne: Enthält ein Adaptormodul zur Vermittelung von (Signaltransduktionskomplex) MCP-Clustern Die Kinaseaktivität kann moduliert werden, indem Lockstoffe gebunden werden, die die Anordnung der extrazellulären Domäne verändern oder indem die elektrostatische Anziehung im Rezeptorcluster durch Methylierung der Glutamat(E)-Reste reguliert wird. Eine Methylierung bewirkt, dass die Affinität der MCP zum Substrat erniedrigt wird, somit wird eine dauerhafte Bindung verhindert, da das Substrat keine Veränderung erfährt. Ein Lockstoff führt - 23 - zu Demethylierung, die Domänenwechselwirkung sinkt, das Bakterium schwimmt. Ein Schreckstoff hingegen führt zu Methylierung, die Domänenwecheselwirkung steigt, die Kinase wird aktiv, das Bakterium taumelt. Durch die Adaption wird sichergestellt, dass ein Bakterium auch bei hohen AttractansKonzentration noch Tumbeln kann und sich nach Orten einer höheren Attractens-Konzentration orientieren und dann in diese Richtung schwimmen kann Ist die Attractans-Konzentration hoch, würde die Kinaseaktivität von CheA fallen, da der Rezeptor immer einen Liganden gebunden hat, CheY könnte nicht mehr phosphoryliert werden und das Bakterium könnte sich nicht neu orientieren. Um das zu verhindern, besitzt das System eine Methyltransferase CheR, die kontinuierlich Methylgruppen von S-Adenosyl-Methionin (Methyldonor) an die negativ geladene Glutamate der Rezeptors überträgt. Sind die AS des Rezeptors vollständig methyliert, kann der Rezeptor keinen Attractant mehr binden, es kommt zur Konformationänderung des Rezeptors wodurch die Kinaseaktivität von CheA steigt, CheY wird phosphoryliert und es kommt zum Tumbling und das Bakterium orientiert sich wieder nach höherer Konzentration. CheA phosphoryliert aber auch CheB, das nun im phosphorylierten Zustand die Methylgruppen des Rezeptors wieder wegnimmt (Demethylase), damit der Rezeptor wieder Attractans binden kann und die Bewegung von neuem gestartet werden kann. Das System pendelt also zwischen aktiven und inaktiven Rezeptor hin und her und kann sich dadurch immer neu orientieren. 11 Quorum sensing Bakterien werden im allgemeinen als unabhängige einzellige Organismen gesehen. Einige Bakterien weisen aber ein koordiniertes Verhalten auf, das einer ganzen Population von Bakterien erlaubt, eine bestimmte Funktion koordiniert durchzuführen oder ihre individuelle Aktivität zu modifizieren. Diese von der Zelldichte abhängige Regulation nennt man quorum sensing. Bekterielle Verhaltensweisen beginnen den Organisationsformen von mehrzelligen Organismen ähnlich zu werden. Quorum sensing nimmt Einfluss auf: Virulenz Sporulation Biofilmbildung Exopolysaccharidproduktion Warnung vor eukaryotischen Organismen Konjugation Warnung vor sekundären Metaboliten Biolumineszenz Bestimmte Bakterielle Eigenschaften prägen sich nur dann aus, wenn eine entsprechende Anzahl an Bakterien vorliegt. Dazu signalisieren sie der Umgebung ihre Anwesenheit und ermitteln, ob andere Zellen in der Umgebung sind, mittels Signalmolekülen wie AHL(acyl-HSL) oder Peptiden. Im Fall von Vibrio fischeri, einem Symbiont in den Leuchtorganen von Tiefseefischen, kommt ein Autoinducer zum Einsatz, der die mit Luciferase katalysierte Oxidation von Luciferin zu Oxyluciferin hervorruft. Freilebende Zellen, also solche, die außerhalb von Leuchtorganen des Symbionten und außerhalb anderer dichter Ansammlungen existieren, leuchten nicht. Zurückzuführen ist diese Beobachtung auf einen zelldichtenabhängigen Regulationsmechanismus der Biolumineszenz von V. fischeri. Um den mit einer Biolumineszenz einhergehenden Energieaufwand möglichst gering zu halten, lässt dieser Kontrollmechanismus nur eine biolumineszente Aktivität zu, wenn dieselbe für das Überleben des Symbionten auch erforderlich ist. Ermöglicht wird diese Regulation durch Genprodukte des lux-Operons. Auf diesem sind nicht nur - 24 - die zur Synthese der zur Biolumineszenz notwendigen Proteine codiert, sondern auch die Informationen zur Herstellung eines Enzyms, der Autoinduktor-Synthetase, sowie eines Apoaktivators. Im Cytoplasma werden von der Autoinduktor-Synthetase laufend Autoinduktormoleküle aufgebaut, die durch die Zellwand hindurch in die Extrazellularflüssigkeit diffundieren. Im Meerwasser werden sie dermaßen stark verdünnt, dass ein signifikanter Konzentrationsanstieg nicht messbar ist. Sobald aber V. fischeri in einem Leuchtorgan in höherer Zellzahl vorkommt, steigt die Konzentration der Autoinduktormoleküle deutlich. Da diese Moleküle die Zellwände der Bakterien relativ leicht passieren können, gelangen sie auch vermehrt in benachbarte Zellen - die freilich ebenfalls Autoinduktormoleküle herstellen. Insgesamt steigt also auch die Konzentration dieser Moleküle innerhalb der Zellen, wo sie eine Verbindung mit den Apoaktivator-Molekülen eingehen. Dieser Komplex besetzt den Operator des lux-Operons und steigert die Transkriptionsrate der auf ihn folgenden Gene dramatisch: Es werden einerseits alle zur Biolumineszenz notwendigen Proteine vermehrt synthetisiert, andererseits kommt es auch zu einer deutlich vermehrten Transkription und Translation der Informationen zum Aufbau der Autoinduktor-Synthetasen und der Apoaktivatoren. Die Sprache der Gram- Bakterien im quorum sensing ist die Autoinduktion. Sie beginnt mit der Produktion diffundierbarer Botenstoffe, autoinducer genannt, die in die benachbarten Zellen diffundieren können. Autoinducer aktivieren Transkriptionsfaktoren, aber einer Konzentration von etwa 10 nM kommt es zum quorum response. Gram+ Bakterien kommunizieren über ein 2-Komponenten-System, das durch Signalpeptide angeregt wird. Die Peptide werden durch ABC-Transporter sezerniert, akkumulieren in der Umgebung und binden an eine Histidinkinase, die über einen Responeregulator die Genexpression reguliert. Bei Vibrio harveyi wurde zum ersten Mal ein Hybridsystem entdeckt, das zwei Arten von Autoinducern verwendet. AI-1 für die Steuerung des Lux-Operons, allerdings nicht über LuxI/R sondern über eine membrangebundene Histidinkinase. AI-2 ist ungewöhnlich, da er von mehreren bakteriellen Spezies produziert und erkannt wird. Kann dadurch eine Kommunikation zwischen verschiedenen Spezies etabliert werden? Biofilmbildung – Pseudomonas aerunginosa Freischwimmende, planktonische Bakterien erkennen eine Oberfläche und haften daran mittels Adhesinen fest. Sie teilen sich und rekrutieren weitere planktonische Zellen. Aus diesem zweidimensionalen Wachstum ergeben sich Probleme wie Nahrungsknappheit oder Anreicherung toxischer Metabolite. Als Lösung migrieren angehaftete Bakterien langsam von der Oberfläche weg, indem sie eine extrazelluläre Matrix absondern, die Biofilmmatrix. Die Zellen verbinden sich zu pilzartigen Strukturen mit Waserkanälen, durch die Nährstoffe hinein- und Abfallstoffe hinausgelangen. Die Matrix besteht wie das Glykokalyx gram+ Bakterien aus viskosem Polysaccharid- oder Polypeptidschleim. 12 Sporulation Die Endosporenbildung findet bei Bakterien der Genera Bacillus, Clostridium und einiger anderer seltenerer Genera statt. Es ist eine Reaktion auf extrem ungünstige Wachstumsbedingungen, wie sie beispielsweise am Ende der Log-Phase auftreten. Im Gegensatz zur normalen Zellteilung, bei der zwei gleich große Kompartimente entstehen, findet man zwei unterschiedlich große bei der Sporulation. Eine Spore hat eine doppelte Zellmembranen, - 25 - eine innere von der Tochterzelle und eine äußere von der Mutter (Sporangium), die die Vorspore mit ihrer Membran umfließt. Endosporen sind alternative ruhende Lebensformen. Manche haben in Bernstein 25 Millionen Jahre überdauert. Sie sind wegen ihrem hohen Proteinanteil lichtbrechend und erscheinen als helle Lichtpunkte im Phasenkontrastmikroskop. Nach der Lage der Spore im Sporangium unterscheidet man terminale, subterminale und zentrale endosporenbildende Bakterien. Eine Endospore gliedert sich als modifizierte Bakterienzelle in • • • • Cytoplasma – Kompakt, entwässert, wenig Ribosomen und Enzyme, Erbinformation an SSB gebunden (Strahlungsschutz) Cortex – Peptidoglykan mit niedriger Quervernetzung, enthält entwässerte Form der Muraminsäure Coat – Proteinhältige Schicht, quervernetztes Keratin verleiht Widerstandskraft gegen Chemikalien, Hitze und Bestrahlung Exosporium – Charakteristische Hülle mit Innen- und Außenmembran Unterschiede zwischen Endosporen und vegetativen Zellen Eigenschaft Endospore Vegetative Zelle Ca++ Gehalt Hoch Niedrig Dipicolinsäure Anwesend Abwesend SASPs (small acid soluble proteins) Anwesend Abwesend Wasser 10-25% 80-90% Cytoplasmatischer pH-Wert 5,5-6 7 Enzymaktivität Niedrig Hoch Metabolismus Kryptobiose Hoch Chemikalien-/Hitzeresistenz Hoch Niedrig Färbeverhalten Spezielle Agentien Gram Agentien Lysozym Resistent Empfindlich Sporulation ist eine primitive Form der Differenzierung. In B. Subtilis dauert der Prozess etwa 7 Stunden bei 37°C und involviert mehr als 200 Gene, sie sogenannten spo-Gene. Es werden acht Stadien durchlaufen: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Normales Wachstum Bakterielle Zellteilung Asymmetrische Septierung Kompartimentalisierung der Genexpression Cortex-Synthese Coat-Synthese Lyse der Mutterzelle Freie Spore - 26 - Molekulare Basis der Sporulation In der Mutterzelle wie in der Spore müssen unterschiedliche transkriptionelle Programme ablaufen – wie wird das bewerkstelligt und reguliert? In den Kompartimenten kommt es zur kaskadenartigen Aktivierung von Transkriptionsfaktoren für die RNA-Polymerase, den σ-Faktoren. In der Spore kommt es zur Expression der σ-Faktoren σF und σG, in der Mutterzelle σE und σK. Das gentische Programm der Sporulation ist noch nicht in allen Details geklärt. Schritt 1: Aktivierung (Phosphorylierung) von Spo0A Dieses Initiatorsignal führt zur Aktivierung einiger Kinasen und Phosphatasen. Schritt 2: Folgen der Spo0A-Aktivierung Als Folge kommt es zur Transkription und Expression septierender und kompartimentalisierender Proteine. • • • • spoIIA spoIIE spoIIG unknown → entählt den σF-Faktor sowie SpoIIAA und SpoIIAB, die ihn regulieren → eine Phosphatase, die an der σF-Aktivierung beteiligt ist → eine Protease, die σE aktiviert → ein unbekanntes Gen, das die Assemblierung von FtsZ steuert Schritt 3: Asymmetrische Zellteilung FtsZ lokalisiert in Analogie zur vegetativen binary fission an der Septumbildungsstelle. SpoIIIE lagert sich ins Septum ein, sodass es zwischen zwei Schichten FtsZ liegt, an die zu beiden Seiten SpoIIE bindet. Das Sporulationsseptum ist viel dünner als ein vegetatives Septum und liegt nicht in der Zellmitte. Anstatt einer Zellteilung, umfließt die Mutterzelle die Spore. Die Genexpression wird nach der Septumbildung kompartimentalisiert. Schritt 4: Kompartimentalisierung der Genexpression a) Aktivierung von σF Im Grundzustand liegt σF im Komplex mit SpoIIAB inaktiv vor. SpoIIAA ist phosphoryliert. SpoIIE (Phosphatase) dephosphoryliert SpoIIAA, sodass es SpoIIAB bindet und σF freisetzt. Warum passiert das nur in der Vorspore bzw. woher weiß das Bakterium, welches Kompartiment die Spore ist? Dazu gibt es zwei Theorien, die eine besagt, dass SpoIIE auf beiden Seiten des Septums vorkommt, aber nur an einer aktiv ist, weil an einer Seite ein Inhibitor aktiv ist oder SpoIIAB proteolytisch gespalten wird. Als zweite Erklärung gilt, dass SpoIIE nur auf einer Seite des Septums vorkommt. b) Aktivierung von σE Die Aktivierung von σF führt dazu, dass die Protease SpoIIG, reguliert durch SpoIIR, in der Mutterzelle pro-σE in σE spaltet, welches nun als Transkriptionsfaktor aktiv wird. c) Aktivierung von σG In der Spore liegt ein Komplex aus σG und SpoIIAB vor. In der Mutterzelle führt σE zur Expression von SpoIIIA und SpoIIIJ, letzteres lagert sich in den Proteincoat ein und bewirkt eine Freisetzung - 27 - von σG aus seinem Komplex in die aktive Form. d) Aktivierung von σK σG reguliert die Expression von SpoIVFB, das den σK-Precursor (pro-σK) proteolytisch zu aktivem σK umwandelt, welcher die Expression von SpoIVA startet. Dieses Protein verbindet Proteincoat und Exosporium. Schritt 5: Chromosomentranslokation Im letzten Schritt wird die Translokation des Nukleoids von der DNA-Translokase SpoIIIE durchgeführt. SpoIIIE ist eine DNA-abhängige ATPase wie auch FtsK. Es pumpt analog dazu DNA in ein anderes Kompartiment, generiert aber zusätzlich positive supercoils zur Verdichtung der Erbinformation in der Spore. Das Bild zeigt den Ablauf der kompartimentalisierten Genexpression. - 28 - 13 Materialverzeichnis Textunterlagen: Baccarini, M. - Foliensätze Unbekannt - Fragenausarbeitung Juni 2009 Skriptenforum - .../Skriptum:Allgemeine_und_Molekulare_Mikrobiologie_(Baccarini_Manuela) Bildmaterial: Bild 2.1 Bakterium - http://www.williamsclass.com/SeventhScienceWork/CellsOrganization.htm Bild 5.1 Three-for-One growth model – Vollmer, Höltje, Current Opinion in Microbiology 2001, 4:625–633 Bild 6.1 FtsK – Baccarinifolie Bild 6.2 MinC, MinD – Baccarinifolie Bild 9.1 bis 9.6 – Baccarinifolien Bild 10.1 Flagellum - http://www.nature.com/nrmicro/journal/v6/n6/fig_tab/nrmicro1887_F2.html Bild 10.2 MCP – Baccarinifolie Bild 12.1 Genexpressionsprogramm – Baccarinifolie - 29 -