Nukleinsäuren II In der lebenden Zelle werden Nukleinsäuren ständig um-, ab- und aufgebaut. Dies gilt beson-ders für sämtliche RNA-Arten. Aber auch die DNA wird z.B. in Folge von DNA-Reparatur enzymatisch ab- und aufgebaut. Beim Abbau von Polynukleotiden werden folgende Bindungen angegriffen: a) N-glykosidische Bindung b) 5’-Phosphatesterbindung c) 3’-Phosphatesterbindung Alle drei Bindungen können enzymatisch erkannt und gelöst werden. Dabei reagieren die hydrolytischen Enzyme sehr spezifisch, und man kennt heute eine Vielzahl von Nukleasen, bzw. Glycosylasen die auf unterschiedliche Weise die Nukleinsäuren angreifen bzw. abbauen. Eine nichtenzymatische hydrolytische Spaltung von Nukleinsäuren ist sowohl im sauren als auch im alkalischen Bereich möglich, wobei die entstehenden Reaktionsprodukte abhängig von der Art und Stärke der Säure bzw. Lauge sind. In den nachfolgenden Versuchen sollen Nukleinsäuren sowohl chemisch als auch enzymatisch hydrolysiert werden. Außerdem soll die Größe und Form von nativer DNA anhand ihrer Viskosität und Ausfällung in Ethanol demonstriert werden. Aufgabe: 1. Makromolekulare Struktur der DNA: a) Viskosität von Doppelstrang-DNA: Aufgrund der relativen Starrheit der Doppelhelix und des extremen Verhältnisses zwischen Länge und Breite besitzen wässrige Lösungen aus Doppelstrang-DNA eine hohe Viskosität. Die Hydrathülle, die das DNA-Molekül um mehrere Zehnerpotenzen vergrößert, erhöht ebenfalls die Reibungskraft von DNA in wässriger Lösung. Die Viskosität von verschiedenen DNA-Lösungen soll mit der Viskosität einer Proteinlösung anhand der Durchlaufge-schwindigkeit dieser Lösungen durch eine 50 µl-Pipette verglichen werden. Reagentien und Geräte: − 0,05 mol/l KPO4 pH 7, enthaltend 0,15 mol/l KCl − 2,5 mg/ml DNA (z.B. aus Lachsspermien) in Puffer 1 (am Vortag ansetzen) − 10 mg/ml Rinderserumalbumin in Puffer 1 − Reagenzgläser − 50 µl-Enzympipette mit intakter Spitze − Stoppuhr Durchführung: Aus der DNA-Stammlösung werden mehrere Verdünnungen in Puffer 1 hergestellt (5 Konzentrationen: 2.5 mg/ml; 2 mg/ml; 1 mg/ml; 1.5 mg/ml; 0.5 mg/ml. In Dreifachbestimmungen werden die Durchlaufgeschwindigkeiten der einzelnen DNALösungen durch die 50-µl-Pipette mit Hilfe der Stoppuhr gemessen. Dabei sollte sich die Zeitmessung auf den Durchlauf von 0-40 µl beschränken (warum?). Jeder Wert wird 2 x wiederholt. Daneben soll die Durchlaufgeschwindigkeit des reinen Puffers und die der Proteinlösung gemessen werden. Es wird mit den Kontrollen (Puffer, Proteinlösung) begonnen, danach werden die Versuche mit den niedrigen Konzentrationen bis hin zu den hohen Konzentrationen durchgeführt. Protokoll: Die Ergebnisse werden in Abhängigkeit von der Konzentration in ein Diagramm eingetragen. Die Kurve soll erklärt werden. Warum geht sie nicht durch den 0-Punkt? b) Fällung von DNA: Die fadenförmige Struktur der DNA kann durch vorsichtiges Fällen in der Kälte demonstriert werden. Reagentien und Geräte: − DNA-Lösung (wird mit Konzentrationsangabe ausgegeben) − 5 mol/l NaCl − Ethanol − Zentrifugengläser − dünner Glasstab − Eisbad mit Kältemischung − Mikroskop Durchführung: Alle Schritte werden im Eisbad durchgeführt. Kalte DNA-Lösung (0,5 ml) wird mit 2 ml eiskaltem Ethanol und 2 Tropfen der NaCl-Lösung überschichtet. Beide Phasen werden mit einem Glasstab durch vorsichtiges Rühren gemischt. Was ist zu beobachten, wenn man den Glasstab aus der Lösung hebt? Nachdem die DNA am Glasstab gefällt ist, wird diese an der Luft getrocknet und die trockene DNA auf ihre Faserigkeit und Struktur mikroskopisch untersucht. 2. Saure Hydrolyse von RNA: Bei der sauren Hydrolyse von RNA entstehen verschiedene Produkte, je nachdem welche Bindungsart im Molekül bevorzugt angegriffen wird. Bei einer "sanften" Hydrolyse werden vornehmlich N-glykosidische Bindungen gelöst, wobei die von Purinen wesentlich labiler sind als die von Pyrimidinen. Als Produkt bleibt in der DNA unter Beibehaltung des Zucker-Phosphatgerüstes eine Apurin- bzw. Apyrimidinstelle zurück. Zusätzlich werden C-5'-Phosphatesterbindungen von Pyrimidinnukleotiden gespalten, so daß Mononukleotide mit freier 5'-OH-Gruppe entstehen. Die Entstehung von Spaltprodukten soll mit der Dünnschicht-Chromatographie unter Verwendung geeigneter Vergleichssubstanzen demonstriert werden. Reagentien und Geräte: − 2 mol/l Salzsäure − RNA (r-RNA aus Hefe, Fa. Sigma) 4 mg/ml in Wasser, 5-6 geeignete − − − − − − − − Referenzsubstanzen, die sich der Praktikant selbst überlegen sollte, Substanzen bei den Betreuern anfordern, Lösungen herstellen, je ca. 2 mg/ml in Wasser. n-Butanol Aceton Eisessig 5 % NH4OH-Lösung DC-Platten (Cellulose F254, 0,1 mm Schichtdicke) Tischzentrifuge Chromatographiekammer (mit Möglichkeit der Kammersättigung!) UV-Lampe, Föhn, UV-Brille, Transparentpapier Durchführung: Es werden 0,25 ml der RNA-Lösung mit 0,25 ml HCl (2 mol/l) 30 min im Wasserbad gekocht. Die Referenzsubstanzen werden in gleicher Weise mit HCL behandelt und 30 min gekocht. Falls beim Abkühlen der Proben ein Niederschlag entsteht, wird dieser abzentrifugiert. Neben dem RNA-Hydrolysat sollte jede Referenzsubstanz einzeln und alle Referenzsubstanzen gemischt aufgetragen werden. Dabei soll der Abstand zum unteren Rand mindestens 2,5 cm, zum seitlichen Rand 0,6 cm und zwischen den Proben 1,0 cm betragen. Jede Probe muß mindestens 6 x auf demselben Fleck aufgetragen werden und sofort danach geföhnt werden. Anschließend unter UV-Licht testen, ob genügend Probe aufgetragen worden ist. Die aufgetragenen Proben müssen mit dem Föhn vollkommen getrocknet werden (warum?). Die Chromatographie erfolgt mit Kammersättigung im Laufmittelsystem: nButanol: Aceton: Eisessig: 5 %ige NH4OH-Lösung: H2O = 4,5 : 1,5 : 1 : 1 : 2 (V : V : V : V : V). Nach ca. 2-3 Std. wird das Chromatogramm der Kammer entnommen, im Abzug getrocknet, und am nächsten Tag das Ergebnis unter der UV-Lampe auf Transparentpapier durchgezeichnet. UV-Schutz aufsetzen! Protokoll: Anhand der Rf-Werte werden die Hydrolyseprodukte der RNA identifiziert.