Fahrfreude auf neuer Leistungsstufe

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TRAKTUELL-Österreich-Test: Renault Premium Route 450.19 T Euro 5
Fahrfreude auf neuer Leistungsstufe
Jetzt hat auch Renault seine Euro aktualisiert. Die Euro 5 Ausführung in SCR-Technik mit AdBlue war aber nicht
der einzige Grund für den TRAKTUELL- Österreich-Test. Den Gesamteindruck des modifizierten Renault Premium Route, insbesondere die Leistungssteigerung auf 450 PS, die Optidriver-Schaltung und die Tempomat- und
Retarder-Steuerung galt es zu beurteilen.
Renault
Wenn man als stattliche Person noch
einen größeren und stärkeren Bruder
hat, kann das leicht zu Komplexen
führen. So könnte es dem Premium
mit dem Renault Flaggschiff Magnum
an seiner Seite auch gehen. Er braucht
aber keine Angst zu haben, denn er hat
sich bereits vom schweren Verteiler bis
zum volltauglichen Fernfahrer am heimischen und am europäischen Markt bestens etabliert.
Renault-Manie
Wenn Manie von Manus [die Hand] abzuleiten wäre, dann würde dies auf das
Testfahrzeug genau zutreffen. Denn die
Tempomat-Hebel können als zentrales
Aufstieg in kleinen Schritten
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Steuerungselement der Geschwindigkeit
verwendet werden. Durch das automatische Schaltgetriebe ist das linke Bein ohnehin arbeitslos. Aber durch die Temporegelung über die Tempomat-Tasten hat
auch das rechte Bein immer wieder lange
Pausen.
Wie es funktioniert: Die derzeit gefahrene
Geschwindigkeit wird vorerst einmal gesetzt. Mit den Plus- und Minus-Tasten
kann dieses Tempo bei kurzem Tastendruck um jeweils 1 km/h verändert werden. Wird die Plus-Taste des Tempomat
gedrückt gehalten, so erfolgt ebenso lange
eine kontinuierliche Beschleunigung. Ein
abgesetztes Betätigen des Tasters ist nicht
erforderlich.
Auf die gleiche Art kann bei entsprechend
vorausschauender Fahrweise verzögert
werden. Elegant und kaum spürbar, aber
doch sehr wirksam wird das Tempo auf die
sich ändernden Bedingungen vor Kurven,
Ortseinfahrten, Baustellen und dergleichen angepasst.
Auch ohne Tempomat ist die angepasste
Temporeduktion nahezu ein Vergnügen.
Bei manueller Betätigung des Dauerbrems-Hebels setzt zuerst die Motorbremse ein, dann der Retarder und zuletzt
der Impuls für sofortiges Zurückschalten.
Alles wird unverzüglich und wirksam ausgeführt, nur vor dem Schalten auf einen
niedrigeren Gang checkt die Steuerung
die Möglichkeit der Drehzahlerhöhung.
Komplettes Licht beim Starten, nicht nur Tagfahrlicht
Traktuell
06/2006
drehmomentverlauf
testgeschwindigkeit
Messpunkt
über den Drehzahlbereich
Hochstraß
52
2240
A21
Gießhübl
53
1920
B54
Wechsel
43
A2
Arnwiesen
66
A9
Bosruck
68
B138
St. Pankraz
34
B1
Strengberg
41
1600
1280
Nm 8
10
12
Gute Durchsicht auf die Anzeigen
Rasch und sicher bergab
Ganz super ist das Bremssystem zum
Halten der mit Tempomat gesetzten Geschwindigkeit. Was auf den Bergab-Strecken der Wechsel-Panoramastraße oder
im Kremstal zur Zitterpartie werden
kann, wird dank des Retarders locker und
sicher mit maximalem Tempo gemeistert.
Alle Möglichkeiten der Zusatzbremsen
setzen exakt bei +3 km/h über der gewählten Geschwindigkeit ein. Um zum
Beispiel auf einer abfallenden Freilandstraße das 70er-Limit nicht zu überschreiten, wird der Tempomat auf 67 km/
h herunter gesetzt. Beschleunigt das Gefälle und scheint die Zahl 70 auf dem
Display auf, bremsen zuerst die Motorbremse, erforderlichenfalls mit Zurückschalten, und dann die 5 Retarder-Stufen. Die Nadel bleibt auf 70 „eingefroren“.
In keinem einzigen Fall musste auf der
gesamten Teststrecke mit der Fußbremse
dazu gebremst werden. Der rechte Fuß
kann bei zu erwartenden Gefahren über
dem Pedal in Bremsbereit-Stellung lauern. Die Bremsen selbst bleiben aber geschont – sozusagen echt cool. Der Lenker
kann sich voll auf das Verkehrsgeschehen
und den Fahrbahnverlauf konzentrieren.
Polizei, Radar, Bremsversagen und sonstige Schreckensgespenster sind zu vergessen. Bergab geht es also mit dem RenaultPremium flott und sicher dahin. Nicht
umsonst wurde mit Antoine Deneriaz ein
Franzose Olympia-Sieger in der Abfahrt!
Schalten und walten
Der vornehme Lenker lässt heutzutage
schalten. Von dieser Hürde befreit, kann
er über wichtigere Aufgaben im Straßenverkehr walten. Denn die 12-GangSchalt-Automatik funktioniert wieder
einmal einwandfrei. Nicht nur das Hinaufschalten ist fast unspürbar. Durch ei06/2006
Tempo
A21
14
16
1/min x 100
18
20
Durchschnitt
ne Kombination von Zwischengas und
Vorgas wird auch das Zurückschalten
ruckfrei durchgeführt. In der Kombination mit dem Motor betrachtet, liebäugelt
das System eher mit Drehzahlen zwischen 1.000 und 1.500 Umdrehungen pro
Minute als mit einer 100er-Stufe darunter. So legt die Automatik auf Autobahnsteigungen wie Lassnitzhöhe lieber den
elften Gang ein.
Aber wenn der Übergang von Steigung
in eine Ebene auch nur ansatzweise spürbar wird, erfolgt sofort das Hochschalten
auf den zwölften Gang.
Nach den unnötigen aber zu Testzwecken
erfolgten manuellen Eingriffen wechselt
die elektronische Steuerung nach einigen
Sekunden wieder von selbst in die vom
elektronischen System errechnete optimale Schaltstufe. Der Schnellstart von
der Stopptafel in den Querverkehr erfolgt normalerweise im Schalt-Rhythmus
2-4-6-7-9-10-11-12. Wenn es von der
Halte-Position bergauf oder bergab geht,
kann sich dieses Schema ändern.
51,0
Dauer-Tempo und Power-Trick
Mit den 450 PS ist der Motor ausreichend
kräftig. Denn über weite Strecken auf der
Autobahn ist das Limit nicht die Leistung
sondern die erlaubte Geschwindigkeit.
Mit den 40 Tonnen ist klar, dass an den
Tempo-Messpunkten der Steigungen die
Tempolimits unerreichbar sind. Aber immerhin werden auf der Wiener Außenring-Autobahn die Steigungen nicht unter
52 km/h erklommen. Auch das nur jeweils
auf einer kurzen Strecke vor Hochstraß und
Gießhübl. Ansonsten ist bei Einhaltung der
Tempo-Limits an ein Überholen eher nicht
zu denken. Ausnahme: leichte Steigung und
vermutlich überladene Holz-Transporter
oder Beton-Trommler. (Zur Tempo-Frage
siehe Kasten „Testgeflüster“).
Die leidige erste Kurve auf der WechselStraße (in der Kurve ansteigend, im Kurvenausgang zuerst flach, dann steil) kann
mit dem Power-Trick gelöst werden. Denn
nach einem Widerstand in Vollgas-Stellung wird auf die „Power-Steuerung“ gewechselt und erst bei höherer Drehzahl
geschwindigkeit und verbrauch
STRECKE
Distanz
Zeit
Tempo
Verbrauch
Autobahn A - Freiland+Ortsdurchfahrten FO
km
h:min
km/h
l/100 km
Großram - A1 -A21- Kreuz Vösendorf
A
44
0:35
75
35,7
A2 – Ausfahrt Edlitz
A
63
0:50
76
33,9
FO
32
0:32
60
54,6
B 54 Wechsel – Auffahrt Friedberg
A2 – Autobahn-Kreuz Graz
A
88
1:09
76
29,2
A9 – Liezen – Ausf. Windischgarsten
A
140
1:50
75
34,9
FO
36
0:36
60
34,2
A
62
0:49
76
26,0
FO
22
0:22
60
56,0
B138 – Auffahrt Inzersdorf
A9 - A1 - Linz – Ausfahrt St. Valentin
B1 – Strengberg – Auffahrt Oed
A1 – Großram
A
104
1:21
76
31,4
AutobahnA
500
6:33
76
32,0
Freiland+Ort
90
1:30
60
48,5
590
8:03
73
34,3
FO
Gesamt
Anmerkungen: Zum Dieselverbrauch von 202 l sind die 10 l AdBlue wertberichtigt im Vergleich zum
Diesel-Preis dazugerechnet. Starker Gegenwind von Wels bis Großram
Traktuell
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österreich-test
Premium Route auf dem richtigen Weg
geschaltet. Damit schaltet die Automatik
auf der kurzen Ebene nicht zuerst hinauf
und dann nach wenigen Metern um 2
Gänge zurück, sondern bleibt im niedrigen Gang mit erhöhter Drehzahl. Kostet
in dieser Phase zwar mehr Kraftstoff, aber
für die lange Bergauf-Gerade ist ausreichend Schwung vorhanden. Jetzt kann das
Tempo gehalten werden, auch wenn das
Gaspedal von der Power-Stellung wieder
zurück genommen wird.
Digitale Seitenblicke
Die digitalen Display-Anzeigen sind
großzügig und sinnvoll. Die gezeigte Geschwindigkeit ist riesig, so dass diese Zahl
auch im Blickwinkel erkannt wird, ohne
gezielt hinschauen zu müssen. Sicherheitsvorteil bei erforderlicher Blick-Konzentration zum Beispiel in GegenverkehrsTunnel oder bei unruhigen Autobahnkolonnen. Noch ein Vorteil: vor den Tunnel
braucht man nicht ans Licht zu denken.
Denn beim Starten wird die komplette
Lichtanlage eingeschaltet und nicht nur
das Tagfahrlicht vorne.
Bei richtiger Einstellung der Sitz- und
Lenk-Position verdeckt das Lenkrad nicht
die Anzeigen und erlaubt einen Durchblick auch zu den Schaltern und Hebeln
an der Lenksäule. Die rechtzeitige Warnung vor dem Ende der erlaubten Lenkzeit ist bestimmt eine Folge der diesbezüglichen strengen Kontrollen und drastischen
Strafen im Renault-Heimatland Frankreich. Warum jedoch während der nach 4
Stunden und 25 Minuten gerade noch im
Zeitlimit durchgeführten Lenkpause die
Fahrerkarte aus dem Kontrollgerät herausgefahren ist, liegt sicher nicht am Fahrzeug
und wäre mit Siemens-VDO zu klären.
Der manuelle Nachtrag am Gerät ist etwas
kompliziert, aber ein Lkw-Lenker wird
sich mit dem Digital-Tachograph einfach
abfinden müssen. Denn ohne Korrektur
hätten sich für den Rest der Tagesfahrt die
optischen und akustischen Warnungen zur
Lenkzeit-Überschreitung in kurzer Frequenz abgelöst, genervt und ein permanent
schlechtes Gewissen hervorgerufen....
Lärm, Lüfter und Laute
Der Lärmpegel in der Kabine ist äußerst gering. Sowohl Motor-, als auch Lauf- und
Wind-Geräusche sind bestens gedämpft.
Das Radio kann über die Tasten unter dem
Lenkrad in der Fahrerkabine auf Zimmerlautstärke eingestellt werden. Aber wehe
wenn der Straßenverlauf die Ebene verlässt.
Denn der Lüfter wirkt sehr sensibel auf die
Verlangsameranlagen. Kaum geht es etwas
bergab und die Motorbremse oder der Retarder greifen, und schon schaltet sich der
Ventilator unüberhörbar dazu. Sofort kommt
einem der Filmtitel „die mit den Wölfen
heulen“ in den Sinn. Ein ähnliches Spiel der
Laute erquickt sich beim Blinken. Das Geräusch der Blinkerkontrolle erinnert eher an
ein Zwiegespräch zwischen einem Frosch
und einer Kröte im Sumpf des Straßenverkehrs. Nach anfänglichem Erschrecken wird
bei Wiederholung die Aufmerksamkeit des
Lenkers erhöht und selbst die Fahrbegleiter
wachen auf. Résumé: besser etwas laut und
sicher als leise und gefährlich.
AdBlue im grünen Bereich
Wie nicht anders zu erwarten, ist beim Fahren die SCR-Innovation der AdBlue-Technik im Euro-5-Motor nicht spürbar. Direkte
Vergleiche der etwas höheren Verbrauchswerte mit der Euro-3-Version sind nicht
möglich, da die Teststrecke minimal anders
verläuft. Auch Verkehr, Wind und Wetter
sind variable Faktoren. Diesmal blies zwischen Wels und Großram ein starker Ostwind ins Premium-Gesicht.
Tank-Probleme mit dem AdBlue gibt es
auch nicht, da der Ad-Blue-Verbrauch im
Vergleich zum Diesel bei etwa 5% gelegen
Euro 5 wird jetzt auch bei Renault hinaus
posaunt
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Traktuell
06/2006
technische daten renault premium route 450.19 t euro 5
MOTOR
Type
Zylinder / Ventile
Einspritzung
Hubraum
Bohrung / Hub
Leistung
Max. Drehmoment
Nenndrehzahl
DXi 11, Euro 5
6 Zyl. Reihe
Pumpe-Düse
10,8 l
123 x 152 mm
331 kW / 450 PS bei 1.900 U/min.
2.140 Nm bei 1.100 – 1.300 U/min.
1.900 U/min (Motorbremse 2.300 U/min.)
ELEKTRIK
AdBlue: nur Deckel und Stutzen blau
ist. Zu den rund 200 Liter getanktem Kraftstoff genügt fast ein 10-Liter-Kanister Zusatzstoff. Auffallend ist jedoch, dass das einzig Blaue beim AdBlue der Verschluss-Deckel und der Füllstutzen sind. Alles Andere
erinnert eher tatsächlich an Harnstoff. Aber
der Umwelt hilft diese sicher mehr als
manch andere politisch motivierte Aktion.
P. Smirz
testgeflüster
Greenpeace-Aktivisten
dringend gesucht
Am Testtag stand die Republik im
Banne der Tempo-160-Thematik.
Immerhin 23% schneller als sonst
Spannung
Batterien
Lichtmaschine
GETRIEBE
Type
Gangzahl
Übersetzung
Schaltung
06/2006
AT 2412C TD
12 vorwärts / 4 retour
1 : 14,95 bis 1 : 1
Schaltautomatik „Optidriver“ + manuell
FAHRGESTELL
Radstand
Fahrerhaus
Lenkung
Wendekreis o
Räder
Reifen
Federung
Achsen / Achslasten
erlaubt.
n Eine völlig neue Methode der Leitung, Lenkung und Kontrolle des Verkehrs wurde von
Greenpeace praktiziert. Aus dem Motorsport
­bekannte Pace-Cars regulierten den Verkehrsfluss. Diese tolle Idee sollte erweitert werden.
Gelbe Flaggen am Straßenrand als „Absolutes
Überverbot“, rot-gelb-gestreifte Flaggen bei Regen. Pech: im Motorsport bedeutet grün „Freie
Fahrt“.
n Aber gerade bei der Testfahrt zeigte sich, was
sich auf Österreichs Straßen wirklich abspielt.
Während eines Tages überschreiten tausende
Pkw die erlaubten Speed-Limits auf der A2
nach und vor Wien, auf der gefährlichen Wechsel-Strecke und an vielen anderen Stellen bis
zu 100%.
n Also: Greenpeace-Aktivisten an die Verkehrsfront. Es darf aber bitte keine Ausländer-Feindlichkeit aufkommen. Fahrzeuge mit UA, PL, SK,
CZ, H und dergleichen müssen ungehindert und
straffrei weiter in Österreich rasen dürfen.
24 Volt
225 Ah
110 A
3.900 mm
Langkabine
Hydraulisch unterstützte Kugelmutter
12.500 mm , Spurkreis 11.884 mm
22,5 x 9,00; Alufelgen
Vorne Goodyear 385/55R22,5 LHS
Hinten Goodyear 315/70R22,5 RHD
Vorne: Parabel+ Teleskopstoßdämpfer starr + Drehstabstabilisator
Hinten: Luftfederung + Teleskopstoßdämpfer
Vorne: E 72 A / 7.100 kg
Hinten: P 13170, Übersetzung 1:2,84 / 11.500 kg
BREMSEN
Betriebsbremse
Feststellbremse
Dauerbremsen
Elektron. gesteuerte Scheibenbremsen (EBS), Berganfahrhilfe
Federspeicher auf Hinterachse
Motorbremse „Optibrake“, auch an die Betriebsbremse gekoppelt
Bremsleistung 275 kW / 374 PS bei 2300 U/min
Hydraulische Dauerbremse Voith R 115,
Bremsleistung von 500 kW / 680 PS.
GEWICHTE
Eigengewicht SZM
Höchstzul. Gesamtgewicht
Gesamtzuggewicht
Tats. Ges. Gew.
7.262 kg
18.000 kg
44.000 kg
39.900 kg
ABMESSUNGEN
Länge
Breite
Höhe
SZM 6.040 mm / inkl. Auflieger 16 mm
SZM 2.500 mm / Auflieger 2.550 mm
SZM 3.546 mm / Auflieger 3.800 mm
Die technischen Daten sind Werksangaben.
Traktuell
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