www.sternwarte-schafmatt.ch 1 5001 AARAU Bahnhofstrasse 55 Telefon 062 838 22 22 www.trotteraarau.ch 2 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU www.sternwarte-schafmatt.ch 3 INHALTSVERZEICHNIS Ausgabe Juni 2016 IMPRESSUM 4 EDITORIAL 5 AUS DER AVA 6 - Wir denken an unseren verstorbenen Roman Bättig AVA HISTORIKERGRUPPE 7 - Der Kreisgraben von Goseck und seine astronomischen Bezüge JUPITER IM BLICKPUNKT 9 - Das Projekt „JUNO“ AVA: UNSERE VORTRÄGE 11 - Vortrag: Das Universum aus Sicht der modernen Kosmologie EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS 14 - 1. SAG-Projekt „Kinderzeichnungen“ für CHEOPS - 2. Der schiefe Mond - 3. Warum ist die Mondbahn 5° gegenüber der Erdbahn geneigt? - 4. Ein Schweizer -Direktor! VERANSTALTUNGS-KALENDER 16 AVA FACHGRUPPE „METEORITEN“ 17 - Ostsee trifft auf Südafrika SAG-NACHRICHTEN 19 - unter neuer Leitung GELESEN 20 - Aus der Kantonsschule Limmattal RUSSLANDS NEUER WELTRAUMBAHNHOF 21 GELESEN 22 - Der genaue Blick ins Universum DAS STERNSCHNUPPENBILD 24 SCHLUSSPUNKT 26 - Zum Nachdenken! IMPRESSUM Redaktion und Layout: Manfred Koch, [email protected] Abonnemente und Adressen: Fritz Maurer, [email protected] Druck und Verlag: MiniDruck, Niedergösgen, [email protected] Präsident: Jonas Schenker, [email protected] AVA Sternwarte: www.sternwarte-schafmatt.ch PostFinance-Konto: 50-16754-7 Bank: Raiffeisenbank Aarau–Lenzburg, 5742 Kölliken 4IBAN/Konto-Nr. DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG CH75 8069 8000 0039 8765 6 AARAU EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser Neue Wege in der Planetenforschung Mit dem Projekt Juno hat die National Aeronautics and Space Administration NASA ein neues Kapitel in Sachen Forschung und zugleich Kosteneinsparung etabliert. Der Start erfolgte am 5. August 2011; in Kürze - am 4. Juli ! – wird die Sonde den Jupiter erreichen. Und daran ist die Wissenschaft interessiert: Prüfung der Existenz eines festen Jupiterkerns, Bestimmung der Anteile von Wasser, Ammoniak und Methan in der Atmosphäre, Studium der Konvektion und Erstellung von Windprofilen in der Atmosphäre, Bestimmung der Quelle des Jupiter-Magnetfeldes sowie Untersuchung der polaren Magnetosphäre. Das Spannende und Erstmalige für uns: Aus Kostengründen hat die NASA auf die vorgesehene ferngesteuerte Kamera verzichtet. Um trotzdem zu zeitnahen „speziellen“ Bildern zu kommen, forderte die Weltraumagentur alle Amateur-Astronomen auf, weltweit den Riesenplaneten genau ins Visier zu nehmen. Auffälligkeiten möge man dann direkt der NASA melden, damit die Sonde samt ihrer festen Kamera auf diese Gebiete ausgerichtet werden kann, um gezielt interessante Aufnahmen zu erhalten. Ob man die Einsparungen allerdings auf solche Weise kompensieren kann, steht noch buchstäblich in den Sternen bzw. im Raum. Für uns Amateur-Astronomen aber ist dies gewiss eine sich bietende neue und faszinierende Mitarbeits-Möglichkeit!. Mehr dazu im Bericht auf Seite 9. Herzliche Grüsse Manfred Koch Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 31. Juli 2016 (also früher als sonst!) www.sternwarte-schafmatt.ch 5 AUS DER AVA Wir denken an unseren verstorbenen Roman Bättig (25. September 1933 – 26. Mai 2016) von Hans Roth, Rheinfelden Bereits als Schüler interessierte sich Roman für Radiotechnik. Aber er musste sich natürlich zum Bäcker-Konditor ausbilden lassen, um den väterlichen Betrieb übernehmen zu können. Daneben wurde er zu einem Tonbandpionier in Villmergen und den Nachbardörfern. Er interessierte sich auch immer für Naturwissenschaften und wollte „es“ genau wissen. Etwa als er erfuhr, dass sich in Neuseeland die Stangenbohnen in entgegengesetzter Drehrichtung emporwinden. Also machte er Experimente, bei denen für die Bohnen auf einem Drehteller die Sonne in entgegengesetzter Richtung über den Himmel lief. Es stellte sich dann aber heraus, dass die Information aus Neuseeland falsch war. Für Biologen sind die Bohnen eben „linkswendend“, für Physiker beschreiben sie eine „Rechtsschraube“. Er machte es auch möglich, dass wir in der Kirche Villmergen ein Foucault-Pendel montieren konnten. Das 23 m lange Pendel gehorchte präzis den physikalischen Gesetzen, seine Schwingungsebene drehte sich in einer Stunde um die vorausgesagten 11°. 1977 wurde Roman Mitglied der AVA. Und natürlich betrieb er auch dieses Hobby mit aller Kraft und Durchsetzungswillen. So erreichte er zum Beispiel, dass wir 1980 eine unvergessliche Nacht auf dem Schilthorn verbringen konnten. Vermutlich kam er bei der nächtlichen Arbeit in der Backstube jeweils zum Nachdenken über neue Ideen. Ganz sicher hat die Backstubenarbeit mit dem dritten Interessenbereich zu tun: der klassischen Musik, insbesondere auch der Oper. Damals sendeten die Radiostationen die Nacht hindurch Musik, möglichst ohne Zwischenmoderation. Und so kam Roman in den Genuss des ganzen Opernrepertoires und wurde zum profunden Opernkenner. Das allerdings nicht zur Freude seiner Lehrlinge. Immerhin: Am Freitag lief der „Nachtexpress“. Höhepunkte seiner Freizeitbetätigung waren dann die Tonbildschauen. Mittlerweile hatte sich Roman auch als Fotograf etabliert, sogar mit Besonderheiten wie Stereobildern. Die Tonbildschauen, entstanden aus Kombination seiner verschiedenen Hobbys, konnten wir auch in der AVA bewundern, sei es die Astronomieschau, die er für die GV der SAG im Mai 1983 in Aarau zusammenstellte, oder das „Son et Lumière“-Spektakel an unserem Planetenweg im August 1991. Vielleicht erinnern sich damalige Teilnehmer an einen humoristischen Glanzpunkt dabei: die Enthüllung einer Venusstatue mitten im Wald, natürlich mit passender Musik unterlegt. Selbstverständlich war Roman auch Präsident der AVA. Den damaligen Statuten entsprechend, musste er aber das Amt nach zwei Jahren wieder weitergeben. Wir erinnern uns auch gerne an die Generalversammlungs-Crèmeschnitten und an besondere Höhepunkte: die Zopfkurse in Bättigs Backstube. Nun bleiben uns nur noch die Erinnerungen an viele erfüllte Stunden. Danke, Roman. 6 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU AVA HISTORIKERGRUPPE von Ueli Rapold, Unterkulm DER KREISGRABEN VON GOSECK UND SEINE ASTRONOMISCHEN BEZÜGE Der Themenkreis für unsere Zusammenkunft Ende April: Wieder einmal etwas Archäo- Astronomisches – bezogen vor allem auf astronomische Ausrichtungen. Ich habe dazu das uralte und erst vor wenigen Jahren entdeckte Sonnen-Observatorium von Goseck gewählt. Hier handelt es sich um eine jungsteinzeitliche Kreisgrabenanlage am nordwestlichen Ortsrand von Goseck in Sachsen-Anhalt / Deutschland. Die ringförmigen Bodenverfärbungen hat der Luftbildarchäologe Otto Braasch 1991 bei einem Erkundungsflug entdeckt und als neues Bodendenkmal gemeldet. Die Anlage wurde zwischen 2002 und 2004 im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes vollständig ausgegraben. Die während des Mittelneolithikums vor etwa 6900 Jahren errichtete Anlage wird der Kultur der Stichbandkeramik zugeordnet. Einige Archäologen sehen hier sogar eines der ältesten Sonnenobservatorien der Welt, was nach meiner Meinung aber eine gewagte Behauptung ist. Nach Auswertung von 40 Radiokohlenstoff-Daten wird der Bau der Anlage in das 49. vorchristl. Jahrhundert datiert. Durch die Daten und die Typologie der stichbandkeramischen Funde kann gleichfalls als wahrscheinlich gelten, dass die Anlage bis ins 47. Jahrhundert v. Chr. benutzt wurde – also bis vor 6700 Jahren! www.sternwarte-schafmatt.ch 7 AVA HISTORIKERGRUPPE von Ueli Rapold, Unterkulm Die Kreisgrabenanlage liegt auf einem Plateau oberhalb des Saale-Tals und besteht aus einem deutlich erkennbaren, annähernd kreisrunden Ringgraben von etwa 71 m Durchmesser. Auch ein flacher Erdwall konnte rund um den Graben nachgewiesen werden. Die Anlage hat drei grabengesäumte Zugangswege, die nach N, SW und SO ausgerichtet sind. Im Inneren befinden sich Spuren zweier konzentrischer Palisaden (ca. 56 und 49 m Durchmesser) mit gleich ausgerichteten, zum Zentrum hin schmaler werdenden Toren. Auf der Innenfläche liess sich keine weitere Bebauung feststellen. Nach Untersuchungen des Astroarchäologen Wolfhard Schlosser vom Astronomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum, der früher schon die «Himmelsscheibe von Nebra» interpretiert hatte, sind die beiden südlichen Tore und Zugangswege vom Mittelpunkt der Anlage aus gesehen mit einer Genauigkeit von 3 bis 4 Tagen auf den Sonnenauf- und -untergang zur Wintersonnenwende um 4800 v. Chr. ausgerichtet, das nördliche Tor weist annähernd genau auf den astronomischen Meridian, also nach Norden. Dass es sich um ein Observatorium zur Bestimmung der Wintersonnenwende handelt, gilt daher als wahrscheinlich. In Mitteldeutschland haben mehrere Kreisgrabenanlagen des Mesolithikums Bezüge zu den Sonnenauf- und Untergängen. Zur Sommersonnwende etwa in Schalkenburg bei Quenstedt und das NW-Tor der Anlage von Quedlinsburg; zur Wintersonnwende das SOTor von Goseck. Solche Anlagen kamen aus dem östlichen Europa in den mitteldeutschen Raum Elbe-abwärts. Alle bisher datierten Anlagen wurden in einer recht kurzen Zeitspanne errichtet. Als hölzernes Henge-Monument ist die Anlage von Goseck jedoch rund 2000 Jahre älter als das – steinerne - Stonehenge in Südengland. (Der Begriff henge stammt aus dem Angelsächsischen; er wird heute für ein neolithisches Erdwerk von rundlicher Form verwendet ). Zur mehr als 2000 Jahre jüngeren «Himmelsscheibe von Nebra» (unweit von Goseck) und zu Aspekten der bronzezeitlichen Archäo-Astronomie gibt es aber anscheinend keine archäologische Verbindung. Ein interessantes astronomisches Detail noch: Nach computergestützen Berechnungen erfolgte der Hyaden-Aufgang (Offener Sternhaufen im Sternbild Stier/Taurus) um 4800 v. Chr. genau zwischen den beiden Innenpfosten des SO-Tors. 8 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU JUPITER IM BLICKPUNKT von Manfred Koch, Erlinsbach DAS NASA-PROJEKT „JUNO“ Im August 2011 wurde der Startschuss für eine neue Planetenforschung gegeben: Die Mission Juno soll den Planeten Jupiter anfliegen, um dort eine Reihe von Untersuchungen durchzuführen. Die Sonde wird das Ziel nach 5-jährigem Flug am kommenden 4. Juli erreichen und ihre Arbeit aufnehmen. Die Energie bezieht sie aus rund 19’000 Solarzellen, die eigens für dieses Projekt entwickelt wurden. Doch warum gerade Jupiter? Durch seine Grösse hat der Riesenplanet die Geschichte des Sonnensystems sehr beeinflusst. Zudem wissen wir nicht (oder nur sehr oberflächlich), wie sich Jupiter einst gebildet hat. So ist vieles für uns noch offen: Was liegt unter den schönen, wirbelnden Wolken? Was genau treibt seine Magnetfeld an? Woraus besteht sein Kern? - Genau solche Fragen möchte man mit der Juno-Mission beantworten können. Am Ziel seiner Reise wird Juno in einen elliptischen polaren Orbit mit einer Umlaufzeit von 11 Tagen eintreten. Auf diese Weise befindet er sich nie im Jupiterschatten, was für seine permanente Versorgung mit Solarenegie entscheidend ist. „Jupiter ist 5-mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Das Sonnenlicht hat damit eine 25-mal geringere Kraft“, meint Rick Nybakken, Projektmanager für Juno am Jet Propulsion Laboratory der NASA in Pasadena. „Unsere gewaltigen Solarzellen-Paneele werden nur 500 Watt erzeugen, wenn wir Jupiter erreicht haben. Da die Sonde aber sehr energiesparend entwickelt wurde, ist dies mehr als genug.“ Techniker überprüfen die 18‘668 Solarzellen, die in Erdnähe eine Leistung von 14‘000 Watt durch das einfallende Sonnenlicht erzeugen können. www.sternwarte-schafmatt.ch 9 JUPITER IM BLICKPUNKT von Manfred Koch, Erlinsbach Um die Messungen durchzuführen, nähert sich die Raumsonde bis auf 5000 km, also ziemlich nahe, an die Wolkenschicht des Jupiters. Die Missionsdauer ist auf rund eineinhalb Jahre angelegt und wird 37 Jupiter-Umkreisungen umfassen. Im Februar 2018 soll die Sonde dann kontrolliert in die Jupiteratmosphäre stürzen. Dabei hofft man noch Daten aus nächster Nähe zu erhalten, bis sie schliesslich (und hoffentlich) den Kern erreicht. Obwohl sich die Gesamtkosten auf 1,1 Milliarden Dollar beliefen, musste man auch Einsparungen machen. Der Verzicht auf eine fernsteuerbare Kamera war leider eine davon. Nun muss man die Lage der Sonde mit Steuerdüsen verändern, um einen anderen Blickwinkel zu erhalten. Die „JUNOCAM“ der Raumsonde, mit einem 40-Megabyte-Chip. Speziell konstruiert von der Firma Malin Space Science System (San Diego, USA) Die NASA hat bereits weltweit alle Amateur-Astronomen aufgerufen, an dem Projekt mitzuwirken: Man soll Bilder vom Jupiter machen und bei interessanten Phänomenen gleich die Nasa informieren, die darauf die Sonden-Stellung so verändern kann, dass Juno von dem genannten Bereich Aufnahmen machen kann. 10 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU AVA: UNSERE VORTRÄGE von Andreas Mazoll, Strengelbach VOM URKNALL BIS ZUM LEEREN ENDE Das Universum aus Sicht der modernen Kosmologie REFERAT VON SIMON BIRRER, 11. APRIL 2016 Kann man sagen, wo der Urknall war? Wie sieht man, dass sich das Universum immer weiter ausdehnt? Ist unser Universum unendlich? Wie werden Distanzen im Universum gemessen? Simon Birrer, Doktorand an der ETH Zürich und Mitglied der Forschungsgruppe Kosmologie, erläuterte uns an diesem interessanten Vortragsabend auf anschauliche Weise, wie Distanzen im Universum mittels Helligkeitsmessungen und Winkelmessungen bestimmt werden. Sogar Supernova-Explosionen werden für Entfernungsmessungen verwendet. Auch sein bevorzugtes Forschungsgebiet über Gravitationslinsen kam nicht zu kurz. Hier wird das Licht von Hintergrundgalaxien durch grosse Massen im Vordergrund so abgelenkt, dass ein und dieselbe Galaxie für den Betrachter mehrere Male sichtbar wird. Die Linse bündelt das Licht der Galaxiensammlung SDSS J1038+4849: Die Anziehungskraft der Abermilliarden Sterne sorgt dafür, dass sich Lichtstrahlen krümmen. Da Galaxien nahezu perfekt rund sind, entsteht eine ringartige Struktur - ein sogenannter Einsteinring. (Quelle: http://www.spacetelescope.org) Berechnungen zeigen, dass nicht genügend sichtbare Masse in den Galaxien vorhanden ist. Dies legt die Vermutung nahe, dass es dort Masse gibt, die nicht in Form von Sternen, Staub oder Gas sichtbar ist, eben die Dunkle Materie. Zum Schluss stellte der Referent die Frage: Wo fand der Urknall statt? - Überall! lautete seine Antwort dazu. Auch wenn wir uns gerne vorstellen, dass die Erde einzigartig im Universum ist, so ist doch zu sagen, dass es keinen bevorzugten Ort im Universum gibt. www.sternwarte-schafmatt.ch 11 EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein 1 - SAG-PROJEKT „KINDERZEICHNUNGEN“ FÜR CHEOPS Wir erinnern uns: Im Rahmen des Cheops-Projektes machten Kinder Zeichnungen von Raketen, Planeten und Ausserirdischen – und diese sollten dann in den Weltraum fliegen. Nein, nicht alle und „nicht einfach so“! Cheops ist ein Weltraumteleskop, das Ende 2017 flugbereit sein soll, und mit seinem Start werden 3000 ausgeloste Zeichnungen mit ins All geschickt – 1000-fach verkleinert und in eine Metallplatte eingraviert, die am Satelliten angebracht wird. 888 der ausgelosten 3000 Zeichnungen stammen aus der Schweiz; anschauen kann man sie auf der Webseite des Cheops-Projekts der Uni Bern: http://cheops.unibe.ch/childrendrawings/ Gestartet wurde die Zeichnungs-Sammelaktion letztes Jahr am Tag der Sonnenfinsternis. - Die Cheops-Mission ist die erste ESA-Mission unter Schweizer Leitung (vgl. Teil 4 im «Bunten Strauss»). Das Weltraumteleskop soll den Durchmesser von Exoplaneten bestimmen. Über die Masse eines Himmelskörpers lässt sich nämlich errechnen, ob es sich um einen Gasriesen oder einen Gesteinsplaneten wie die Erde handelt. Das Weltraumteleskop wird am Center for Space and Habitability (CSH) der Universität Bern entwickelt, konstruiert und getestet. «Cheops ist ein Höhepunkt der 50-jährigen Erfolgsgeschichte der Schweizer Wissenschaft und Industrie, die an vorderster Front in der Weltraumforschung dabei sind», sagt Sprecherin Blum. (sda/kmm; 19.3.2016) Erfreulicherweise sind unter den 888 Schweizer Zeichnungen 14 Bilder mit der Postleitzahl 5745 (Safenwil) aufgeführt. Jolanda Sidler, die Frau unseres AVA-Vorstandsmitglieds Heiner Sidler, hat dafür gesorgt, dass in ihrem Englisch-Unterricht an der Primarschule Safenwil Bilder für diesen Anlass gezeichnet wurden, und hat sie dann eingeschickt. 12 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein 2 - DER SCHIEFE MOND Quelle: Welt.de Jetzt wissen wir es: Der Mond hängt schief, denn vor Milliarden Jahren hat sich die Mondachse um 6° verschoben. Doch wieso - und was hat dies bewirkt? SpiegelOnline hat am 24. März darüber berichtet, dass dies bei der Analyse von Eisvorkommen auf dem Mond mehrere Forscher um Matthew Siegler vom Planetary Science Institute in Tucson (Arizona) entdeckt haben: Die Wissenschaftler hatten Wasserstoff-Vorkommen analysiert, die verschiedene Mondsonden seit den 90er-Jahren auf dem Erdtrabanten kartiert haben. Wasserstoff gilt als Indiz für Wassereis, das in kalten, lichtlosen Mondkratern Jahrmilliarden überdauern kann. Allerdings findet sich das Eis nicht immer genau dort, wo man es erwarten würde: Einige Wassereisvorkommen liegen leicht abseits des Nord- und Südpols auf dem Mond. Siegler und sein Team stellten fest, dass diese Eisablagerungen im Norden und Süden etwa gleich weit von den Mondpolen entfernt sind, aber in gegensätzlicher Richtung, sodass man eine gerade Linie durch die Ablagerungen und den Mondmittelpunkt legen kann. Die Forscher schlagen als Erklärung vor, dass diese Linie die ursprüngliche Mondachse darstellt, die sich im Laufe der Geschichte des Sonnensystems dann um etwa 6° verschoben hat. Als Ursache vermuten die Wissenschaftler eine Dichte-Anomalie im «Oceanus Procellarum» («Ozean der Stürme»), einer auf dem jungen Mond geologisch sehr aktiven Region. Die geringere Dichte in der Procellarum-Region hat demnach den rotierenden Mond nach und nach um 6° gekippt und die Mondachse so auf ihre heutige Position wandern lassen. Diese Achsverschiebung muss spätestens vor 3 Milliarden Jahren abgeschlossen gewesen sein, denn um diese Zeit endete auch der aktive Vulkanismus auf dem Mond. www.sternwarte-schafmatt.ch 13 EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein Die Schlussfolgerungen führen noch weiter: Demnach müssen die Eisablagerungen abseits der Pole sogar noch um einiges älter sein. Und dies wiederum kann bedeuten, dass es auch im Innenbereich unseres rund 4,5 Milliarden Jahre alten Sonnensystems schon früh Wasser gab, argumentieren die Wissenschaftler. Bislang ist unklar, ob sich das Wasser anfangs am Rand des Sonnensystems gesammelt hat und erst später mit Kometen und Asteroiden in den inneren Bereich getragen wurde. 3 – UND WARUM IST DIE MONDBAHN UM 5° GEGENÜBER DER ERBAHN GENEIGT ? Eigentlich müsste die Mondbahn in der Ebene des Erdäquators verlaufen. Doch warum ist dies nicht der Fall? Kosmische Vagabunden könnten nun eine Erklärung liefern, wie ein früherer Artikel im SpiegelOnline festhält (26.11.2015): Die Begegnung mit vagabundierendem Gestein hat den Mond kurz nach seiner Entstehung auf die schiefe Bahn gebracht! Das zeigen Modellrechnungen von zwei Forschern der Universität der Côte d'Azur im französischen Nizza: Der Erdtrabant ist nach der gängigen Theorie vor mehr als 4 Milliarden Jahren durch eine gigantische Kollision aus der Erde herausgeschlagen worden. Die Trümmer sammelten sich in einem Ring um die Erde und ballten sich zum Mond zusammen. Nach diesem Modell sollte die Mondbahn ziemlich genau in der Äquatorebene der Erde liegen. Tatsächlich weicht sie aber erheblich ab. Dieser scheinbare Widerspruch ist als «Inklinationsproblem» bekannt und lässt Astronomen seit Langem rätseln. 14 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU EIN BUNTER STRAUSS VON WELTRAUM-NEWS ausgewählt und kommentiert von Peter Grimm, Auenstein Die Anziehungskraft genügte, um den Mond abzulenken Kaveh Pahlevan und Alessandro Morbidelli haben nun im Computer simuliert, wie sich Begegnungen mit Planetesimalen im jungen Sonnensystem auf die Mondbahn ausgewirkt haben können. Planetesimale sind Zusammenballungen von Materie, die im Durchmesser weniger als etwa 100 km messen und zur Bildung von Planeten beitragen. Die Gesteinsvagabunden sind nicht auf dem Mond eingeschlagen; ihre Anziehung genügte, um den Erdtrabanten abzulenken. Die Simulationsrechnungen zeigen, dass bereits wenige Planetesimale, die lediglich 0,75 bis 1,5 Prozent der Erdmasse besitzen, mit ihrer Schwerkraft den Mond aus seiner Bahn gekippt und für die heutige Schieflage von rund 5° gesorgt haben können. Einige Dutzend Millionen Jahre nach der Entstehung unseres Trabanten war das Erde-Mond-System demnach besonders empfänglich für derartige Störungen. Die Störer seien dann nach und nach von der Erde geschluckt worden, schreiben die Forscher zu ihrer Theorie. 4 – EIN SCHWEIZER ESA-DIREKTOR ! Es war nur eine kurze, doch überaus erfreuliche Mitteilung in der NZZ: fsi. • Daniel Neuenschwander, Leiter des Swiss Space Office - der Abteilung Raumfahrt des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation -, wird neuer Direktor für Trägersysteme [volkstümlich: Raketen] der Europäischen Raumfahrtagentur. Dies teilte der ESA-Rat in Paris mit. Zurzeit präsidiert die Schweiz bis Ende dieses Jahres gemeinsam mit Luxemburg die ESA. - Neuenschwander ist der erste Schweizer Programmdirektor seit der Gründung der ESA (1975). Zurzeit wird an Europas neuer Trägerrakete Ariane 6 gearbeitet www.sternwarte-schafmatt.ch 15 VERANSTALTUNGS-KALENDER DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU Sonnen-Apéros: Sonntag, 19. Juni 2016 Sonntag, 24. Juli 2016 Sonntag, 21. August 2016 Thema: Beobachtung der Sonnenflecken und Protuberanzen im H-alpha- und im Weisslicht Ort: Sternwarte Schafmatt, Oltingen Beginn: 11:30 Uhr (Die Führung findet nur bei schönem Wetter statt, ab 10 Uhr erteilt Tel. 062 / 298 05 47 Auskunft über die Durchführung). 16 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ von Werner Keller, Wohlen OSTSEE TRIFFT AUF SÜDAFRIKA Die Vredefort-Struktur 120 km südweslich von Johannesburg in Südafrika ist der bisher grösste verifizierte Impakt-Krater der Erde. Der Krater - oder besser, was die Kontinentaldrift und die Erosion davon noch übrig gelassen haben - misst 350 x 180 km. Man geht davon aus, dass der vor 2 Milliarden Jahren dort eingeschlagene Asteroid einen Durchmesser von mindestens 10 km aufwies. Das Loch, das er in die Erdkruste riss, hatte eine Tiefe von 40 km, bevor es teilweise mit Rückfallmaterial wieder auf ca. 10 km Tiefe aufgefüllt wurde. Bild: Wikipedia Es bildeten sich mehrere Ringwälle, von denen heute nur noch der Vredefort-Ring im nordwestlichen Teil des Walls mit einem Durchmesser von 50 km erhalten ist. Die kuppelförmige Aufwölbung im Zentrum des Kraters ist heute eindeutig als Rest eines Zentralberges identifiziert. Solche Zentralberge sind vor allem bei grossen Kratern zu erwarten. Sie entstehen durch die Rückfederung des stark komprimierten Kraterbodens nach dem Einschlag. Auch auf dem Mond gibt es solche Ringkrater und es hat mich fasziniert, als ich in diesen Strukturen Parallelen zum Vredefort-Krater gefunden habe. Natürlich sind die in Frage kommenden Krater auf dem Mond weit besser erhalten, aber sie stimmen auch in der Grösse in etwa mit dem Impakt auf der Erde überein. Das Bild rechts stellt das Mare Orientale (eben, „die Ostsee“) dar. Aber entgegen seinem Namen befindet es sich am Südwestrand des Mondes und ist nur bei günstiger Libration sichtbar. Deutlich sind bis zu 4 Ringwälle um den 300 – 950 km messenden Krater (je nachdem, was man als noch zu ihm gehörend bezeichnet) auszumachen. Bild: Lunar Reconnaissance Orbiter LRO; NASA www.sternwarte-schafmatt.ch 17 AVA-FACHGRUPPE „METEORITEN“ Mit 3,85 Milliarden Jahren ist dieser Krater aber fast doppelt so alt wie die Vredefort-Struktur. Die Gebirgsketten der mittleren Ringe sind bis zu 5‘000 m hoch! Ein Zentralberg fehlt. Dort, wo er sich befinden sollte, ist ein grosses Lavabecken zu sehen. Wahrscheinlich hat ihn die austretende Lava – der Mond war zu jener Zeit innen noch glutflüssig – zugedeckt. Definitiv auf der Rückseite des Mondes liegt das 1959 von der russischen Mondsonde Lunik 3 erstmals fotografierte Mare Moscoviense. Dieses Einschlagbecken hat einen Durchmesser von 350 km. Es dürfte etwa so alt sein wie das Mare Orientale und am Ende des Grossen Bombardements (Late Heavy Bombardement) entstanden sein, als sich die äusseren Planeten ihren definitiven Platz im Sonnensystem suchten und dabei im Asteroidengürtel für einige Turbulenzen sorgten. Das begann ca. 500 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems und dauerte rund 400 Millionen Jahre an. Der Mond war zu Beginn des Grossen Bombardements gerade einmal 400 Bild: Lunar Orbiter 5; NASA Millionen Jahre alt. Die auffallend dunkle Färbung des Lavabodens scheint jedenfalls nahe zu legen, dass das „Moskau-Meer“ jünger ist als die riesigen Einschlagbecken auf der Vorderseite des Mondes. Auch an diesem Einschlagbecken sind mehrere Gebirgsringe auszumachen. Ursprünglich wollte ich meinen Artikel „Moskau trifft auf Südafrika“ nennen. Aber seit der Ukraine-Krise sind wir auf Moskau nicht mehr so gut zu sprechen und deshalb habe ich den Titel geändert. 18 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU SAG - NACHRICHTEN SCHWEIZ. ASTRONOMISCHE GESELLSCHAFT SAG UNTER NEUER LEITUNG (PG) Am 21. Mai 2016 wurde anlässlich der Delegierten-Versammlung der neue SAG-Vorstand in Zürich gewählt. Die SAG hat damit wieder ein gut funktionierendes Team beisammen, das gemeinsam die anstehenden Arbeiten und Herausforderungen wahrnehmen wird: Die Zukunft kann kommen! Die astronomische Fachzeitschrift ORION wird neu in die ORION-Medien GmbH ausgelagert. Das Spezielle: Unter den neuen Vorstandsmitgliedern, die sich bereit erklärt haben, den schweizerischen Dachverband weiterzuführen, hat es erfreulich viele AVA-Mitglieder. Von links nach rechts: Roman Kläger (Jugendförderung), Stefan Meister (diverse Aufgaben), Othmar von Arx (AVA-Mitglied; Aktuar/Adressverwaltung), Stefano Sposetti (Vizepräsident), Manfred Koch (AVA-Mitglied; Website), Jonas Schenker (AVA-Mitglied;Fachgruppen), Christian Wernli (AVA-Mitglied; SAG-Präsident), Roger Spinner (Soziale Medien), Thomas Baer (ORION-Redaktor) und Hans Roth (AVA-Mitglied; Kassier). www.sternwarte-schafmatt.ch 19 GELESEN KANTONSSCHULE LIMMATTAL EIN 17-JÄHRIGER ZÜRCHER ZEIGT DIE MILCHSTRASSE VON IHRER SCHÖNSTEN SEITE von Florian Schmitz — az Limmattaler Zeitung 24.5.2016 (azonline) Unter den 50 vom Kanton Zürich ausgezeichneten Matura-Arbeiten befindet sich auch das Fotografie-Projekt von Yuri Schmid. Dem Maturanden Yuri Schmid der Kantonsschule Limmattal war klar, dass er praktisch und gestalterisch arbeiten wollte. Über sein Interesse für die Fotografie stiess er auf den Sternenhimmel. Insgesamt schoss der 17-Jährige 16’000 Fotos vom Nachthimmel mit der Milchstrasse, die er schliesslich zu einem 6-minütigen Zeitrafferfilm verarbeitete. Für optimale Sichtbedingungen reiste Schmid zum Fotografieren in abgelegene Bergregionen. «Ich habe die Natur neu für mich entdeckt», schwärmt er. Es sei immer wieder ein Erlebnis gewesen, mitten in der Nacht aufzuwachen und den klaren Sternenhimmel zu bewundern. Die Auszeichnung seiner Arbeit freue ihn, auch weil er sonst ein durchschnittlicher Schüler sei. „Es ist schön, zu sehen, dass etwas Tolles entstehen kann, wenn die Faszination fürs Thema da ist.“ Film: To the Stars / Astrophotography, Switzerland Er ist hier abrufbar: https://www.youtube.com/watch?v=tvOog2A6xCk (Red.) Auch bei unserem AVA-Vorstand treffen immer wieder Anfragen von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften diverser Schulstufen ein, die ein Astronomie-Projekt verfolgen möchten. Natürlich freuen wir uns darüber! Wir können ihnen unsere Infrastruktur zur Verfügung stellen und allenfalls Tipps geben. Zu mehr reichen allerdings unsere personellen Möglichkeiten nicht aus. 20 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU RUSSLANDS NEUER WELTRAUMBAHNHOF von Peter Grimm, Auenstein Weltraumraketen sollten möglichst nahe beim Äquator starten, damit man den Schwung der Erddrehung maximal nutzen kann! Ein alter Grundsatz, den sich aber nicht jedes Land so schön wie Europas ESA erfüllen kann. Sie hat ja ihre Startrampen in Kourou, und dieses wiederum liegt im südamerikanischen Französisch-Guayana – nahezu optimal auf dem nullten Breitengrad. Russland bzw. die frühere Sowjetunion (UdSSR) hatte es hier schwieriger: Das Kosmodrom liegt in Bajkonur, in der ehemaligen Sowjet-Republik Kasachstan, das aber heute ein selbständiges Land ist. Gut 115 Millionen Dollar bezahlt Putins Russland jährlich für die „Platzmiete“ der Startrampen. Wladimir Putin liess nun in Sibirien auf einem ehemaligen Waffenplatz der Strategischen Raketentruppen der UdSSR einen neuen Weltraumbahnhof bauen: das Kosmodrom Wostotschnij in der Nähe der chinesischen Grenze – aber halt ebenfalls weit vom Äquator entfernt. Medienwirksam beobachtete hier der russische Präsident kürzlich den ersten Start einer Sojus/Proton-Rakete. Im Vorfeld hatte es beim Bau aber mehrfach grössere Verzögerungen gegeben, und auch Putins heimlicher Wunsch ging nicht in Erfüllung: Dass das Projekt zumindest am 12. April eingeweiht werden könnte. An diesem 55. Jahrestag von Jurij Gagarins historischem Weltraumflug stahlen ihm nämlich zwei Amerikaner die Show: Steven Hawking und Mark Zuckerberg kündigten die Erforschung von Flügen zu den Sternen an – mit ihrer Idee, Mini-Raumschiffe mittels Laserstrahlen ins All zu schiessen. Allerdings kann Wostotschnij wohl kaum für bemannte Sojus-Flüge zur ISS genutzt werden. Die kritische Aufstiegsphase der Raketen führt Richtung Osten schon bald übers Meer, doch die für Bodenlandungen konstruierten Sojus-Kapseln sind im Falle von Notwasserungen wenig seetauglich. Und so dürfte Baikonur bis mindestens 2023 weiterhin ein wichtiger (und teurer) russischer Weltraumbahnhof bleiben. Die dortige Bevölkerung samt ihren Politikern haben daran wohl nur bedingt Freude: Die russischen Proton-Raketen fliegen mit hochgiftigem Hydrazin! In den letzten Jahren ist es verschiedentlich zu Start-Pannen, Abstürzen und damit in Kasachstan zu (v.a. für Russland teuren) Umweltschäden gekommen. www.sternwarte-schafmatt.ch 21 GELESEN Die STERNSCHNUPPEN-Redaktion ist kürzlich auf einen az-Artikel gestossen, der ein für Hobby- und Amateurastronomen allenfalls interessantes Produkt vorstellt. Wir drucken ihn hier ab und sind gespannt, ob wir aus unserem LeserInnen-Kreis Rückmeldungen über Erfahrungen mit dieser Brille und über deren Tauglichkeit erhalten. Der genaue Blick ins Universum von Raffael Schuppisser Gadget - Eine Brille für das Smartphone schafft Orientierung am Sternenhimmel. Ist das nun der Kleine Wagen oder der Grosse Bär? Und der helle Punkt da: Ist das der Polarstern oder doch die Venus? Wer nachts in den Himmel schaut, ist um Orientierung froh. Diese bieten entweder eine Sternkarte oder – wir sind ja im Smartphone-Zeitalter – diverse Apps. Einen Schritt weiter geht Universe-2Go. Dabei handelt es sich um eine Spezialbrille, die im Zusammenspiel mit dem Smartphone die Sternkarte direkt ins Sichtfeld des Betrachters zaubert. Dazu lädt man sich die gleichnamige App aufs Smartphone und schiebt das Handy in eine spezielle Plastikbrille. Damit schaut der Sternengucker dann in den Himmel und sieht fortan nicht nur die realen Himmelskörper, sondern auch deren dazugehörige Namen. Das Prinzip erinnert an die Virtual-Reality-Brille Gear VR von Samsung, mit der man in computergenerierte Welten eintauchen kann. Der Unterschied ist allerdings, dass die Sternenbrille einen nicht komplett von der Umwelt abschottet, sondern die reale Umgebung mit digitalen Informationen ergänzt. Statt von Virtual Reality spricht man deshalb von Augmented Reality (erweiterte Realität). Den Effekt erreicht Universe2Go mit einem Spiegel, der das Handydisplay ins Blickfeld des Nutzers spiegelt. Das ist raffiniert. Dank GPS und Bewegungssensoren weiss die App, in welche Richtung der Betrachter blickt und welche Sternbilder er anvisiert. Universe2Go verrät einem nicht nur, wie die Sterne am Himmel heissen, sondern bietet auch allerhand Hintergrundwissen. Etwa wie weit das Gestirn entfernt ist oder Interessantes zur Mythologie. Diese Zusatzinformationen werden nicht übers Sichtfeld angezeigt, sondern akustisch über die Lautsprecher des Smartphones oder die angestöpselten Kopfhörer erläutert. 22 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU GELESEN Mit Kopfbewegungen navigiert man durch die verschiedenen Menüs der App. Das funktioniert eher schlecht als recht. Eine Sprachsteuerung, wie man sie etwa von Apples Siri kennt, wäre Gold wert. Auch das Kalibrieren der Brille ist eine eher mühsame Angelegenheit, aber zwingend nötig, damit die Angaben auf dem Display mit den Phänomenen am Himmel übereinstimmen. Ist alles richtig eingestellt, wird das Himmelbeobachten zum Genuss. Leider ist die Brille nicht für sehr grosse Handys entwickelt worden. Das iPhone 6 Plus passt knapp nicht hinein. Geräte unter 5,5 Zoll lassen sich aber einfach in der Plastikverankerung unterbringen. Eine Internetverbindung ist nur zum Laden der App nötig, danach gibt Universe2go auch offline die Geheimnisse des Weltalls preis. Die Informationen sind so reichhaltig, dass nicht nur Laien Neues über den Grossen Wagen, die Venus und Co. erfahren. Die Brille lässt sich über universe2go.de bestellen und kostet 99 Euro. az vom 21. Mai 2016 www.sternwarte-schafmatt.ch 23 DAS STERNSCHNUPPEN-BILD von Jonas Schenker, Oberentfelden MERKUR-TRANSIT VOM 9. MAI 2016 Trotz anfänglich trüber Aussichten vermochten wir im Laufe des Nachmittags doch noch ein paar Blicke vom Merkur zu erhaschen. Die Aufnahme entstand auf der Staffelegg und ist nur 1/8000 Sek. lang belichtet. Damit wurde die Luftunruhe regelrecht "eingefroren". Das kleine einsame Kügelchen unterhalb der Bildmitte ist der Planet Merkur, aus einer Entfernung von ca. 75 Mio. Kilometern betrachtet. Die anderen Flecken auf der Sonnenoberfläche beweisen zweifelsfrei, dass unser Tagesgestirn eigentlich gar keine so weisse Weste hat... Die Sternwarte war geöffnet: Fritz Maurer und Jörg Studerus hatten sie auf den Mittag zur Sonnenbeobachtung eingerichtet. So war der Refraktor mit dem H-alpha-Filter ausgerüstet, draussen stand der tragbare Takahashi mit dem Herschelkeil bereit, was Beobachtungen im Weisslicht erlaubte, und Fritz hatte seinen mitgebrachten Maktsukov-Cassergrain mit einem Folienfilter ausgerüstet. Erfreulicherweise fanden sich mehrere AVA-Mitglieder ein, von denen sich auch ein paar mit Fotografieren versuchten. Dies gestaltete sich aber etwas schwieriger als angenommen. Gäste erschienen bloss wenige, doch waren daran wohl vor allem die Wetterverhältnisse schuld: Zumeist gab sich der Himmel wolkenverhangen und liess nur punktuell den Blick auf die Sonne zu. 24 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU STERNWARTE SCHAFMATT Öffnungszeiten Jeden Donnerstag-Abend Jeden Freitag-Abend Die Sternwarte kann für individuelle Gruppenführungen reserviert werden. Öffentliche Führungen - die Sternwarte ist bei guter Witterung für jedermann und jedefrau geöffnet. Benutzen Sie dazu die Online-Anmeldung auf http://www.sternwarte-schafmatt.ch Bitte beachten Wir empfehlen Ihnen nebst warmer Kleidung (sogar Sommernächte können empfindlich kühl werden) auch eine Taschenlampe mitzubringen. Der Fussweg vom grossen Parkplatz führt via Naturfreundehaus Schafmatt bis zur Sternwarte und ist ausgeschildert, aber nicht beleuchtet. Sommer ab 21:00 Uhr (1. April bis 30. September) Winter ab 20:00 Uhr (1. Oktober bis 31. März) Bei zweifelhafter Witterung gibt die Telefon-Nr. 062 298 05 47 jeweils ab 18:00 Uhr Auskunft, ob die Führung stattfindet. Koordinaten (WGS84) Breite: 47.420240° N (47°25‘12,9“) Länge: 7.950819° O (07°57‘03.0“) Höhe: 820 M.ü.M www.sternwarte-schafmatt.ch 25 SCHLUSSPUNKT von Peter Grimm, Auenstein ZUM NACHDENKEN und zur Frage, ob Naturwissenschaftler eigentlich noch an Gott glauben (können) oder nicht – eine Frage, die Demonstratoren auf der Sternwarte immer wieder zu hören bekommen. «Queen», legendäre Rockband (We are the champions; We will rock you) v.a. der 70erund 80er-Jahre, tritt am 17. Juni am «Rock the Ring»-Konzert in Hinwil auf. Die Musiker sind mittlerweile etwas in die Jahre gekommen, ihr berühmter Sänger Freddie Mercury ist verstorben; Adam Lambert übernimmt auf der Tournée seinen Part. Der ebenfalls legendäre Gitarrist der Band – Brian May (69) – ist noch immer dabei. Und das Spezielle an ihm: Er verfügt über einen Doktortitel in Astrophysik und ist u. a. Verfasser des Buches «Bang – die ganze Geschichte des Universums» (Kosmos 2007) !! Ein Blick-Interview im Vorfeld des Hinwiler Konzerts schliesst mit seiner Antwort auf die Reporterfrage: „Sprechen wir zum Schluss noch über ein grosses Thema: Gott. Glauben Sie als Wissenschaftler mit einem Doktortitel in Astrophysik eigentlich an Gott?“ „Ich bin bestimmt kein Atheist. Man kann die Existenz von Gott nicht wissenschaftlich widerlegen. Darum: Ich denke, da oben könnte es einen Gott geben, in irgendeiner Form. Wir ignoranten Menschen haben aber nicht die leiseste Ahnung, wie oder was Gott genau sein könnte.“ Brian May mit der Blick-Redaktorin Seraina Etter 26 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU www.sternwarte-schafmatt.ch 27 Immer da, wo Zahlen sind. Reden Sie mit uns über Ihre Bankgeschäfte. In allen Lebenslagen. Raiffeisenbank Aarau-Lenzburg www.begegnungsbank.ch 28 DIE VEREINSZEITSCHRIFT DER ASTRONOMISCHEN VEREINIGUNG AARAU