Schweizer Psychotherapeutenverband SPV/ASP Merkblatt zur Psychotherapie Was ist Psychotherapie? Psychotherapie ist "Seelenheilkunde", d.h. sie ist fachkundige Hilfe für Menschen mit seelischen oder seelisch verursachten Leiden. Menschen, welche wegen ihrer "Schwierigkeiten", "Störungen", "Symptome", "Probleme" mit ihrem Leben schlecht zurechtkommen und diese nicht mehr alleine oder mit der Hilfe ihrer gewohnten Bezugspersonen bewältigen können, suchen psychotherapeutische Unterstützung. Seelisches Leiden kann sich in jedem Bereich des menschlichen Lebens ausdrücken: In Problemen in der Partnerschaft oder anderen Beziehungen, in der Sexualität und bei der Arbeit, in der Grundstimmung und im Lebensgefühl. Es kann sich vielfältig äussern: In körperlichen Beschwerden und Krankheiten, in depressiven Verstimmungen, in Ängsten, Zwängen, Antriebslosigkeit, Gefühlsdurchbrüchen, Süchten und anderen Symptomen. Was kann ich von einer Psychotherapie erwarten? In einer Psychotherapie werde ich nicht auf die gleiche Weise "kuriert" wie von einer Grippe. Psychotherapie ist kein "Medikament", das man schlucken muss, und dann passiert die Heilung von selbst. Psychotherapie ist Arbeit an sich selber, mit Hilfe des Psychotherapeuten bzw. der Psychotherapeutin. Das Ziel jeder Psychotherapie ist Veränderung, sei es die Befreiung von bestimmten Symptomen, die Überwindung von Fehlhaltungen und krankmachenden Einstellungen, neue Einsichten in die verborgenen Gründe der aktuellen Schwierigkeiten, oder das Eröffnen anderer Verhaltens- und Lebensweisen. Psychotherapie ist ein Lernprozess im Rahmen der Beziehung zwischen PatientIn und TherapeutIn. Da menschliche Lernprozesse - besonders wenn sie tief geprägte Einstellungen betreffen - langsam verlaufen, braucht eine Psychotherapie Zeit und Geduld. Mit welchen "Mitteln" arbeitet die Psychotherapie? Für jede Psychotherapie gilt: Sie beruht auf einer Beziehung zwischen PatientIn und TherapeutIn. Das A und O einer Therapie ist das Gespräch. D.h. weder chemische, physikalische noch übersinnliche Wirkkräfte gehören zur Psychotherapie. Wie das Gespräch zwischen PatientIn und TherapeutIn gestaltet wird, in dieser Hinsicht unterscheiden sich die verschiedenen psychotherapeutischen Methoden. Verschiedene Aspekte des zwischenmenschlichen Ausdrucks wie auch inhaltliche Themen im Gespräch können unterschiedlich gewichtet sein, z.B. spontane Einfälle, Träume, das Hier und Jetzt, die Kindheit, das Verhalten. Ein/e qualifizierte/r PsychotherapeutIn klärt den Patienten über seine/ihre Methode, ihre Wirkung und ihre Begrenzungen auf. Welcher therapeutische Ansatz ist der richtige für mich? Es gibt therapeutische Ansätze, die sich zur Behandlung eines breiten Spektrums seelischer Störungen eignen (z.B. Psychoanalyse, tiefenpsychologische Ansätze), andere wiederum sind für die Behandlung einfacher, klar umrissener Verhaltensprobleme konzipiert (z.B. Verhaltenstherapie). Bei der Wahl des richtigen Ansatzes spielt aber auch das eigene Menschenbild ein Rolle: Sehe ich mich mehr "mechanistisch" als Maschine, die schnell repariert werden möchte, oder möchte ich mehr Selbstverantwortung übernehmen und meine unbewussten Konflikte kennenlernen, verstehen und bessere Lösungen suchen? Bin ich an "Wachstum" interessiert? Ein/e gute/r PsychotherapeutIn kennt die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ansätzen und kann Ihnen bei der Entscheidung, was für Sie das richtige ist, weiterhelfen. Was ist ein/e PsychotherapeutIn, ein/e PsychologIn, ein/e PsychiaterIn? Für den Laien bedeuten diese Begriffe oft "irgendwie dasselbe". Dem ist aber nicht so. Es gibt feine aber klare Unterschiede, die man kennen muss. Der Psychotherapeut/die Psychotherapeutin ist ein Fachmann/eine Fachfrau, welche seelisch leidende und kranke Menschen behandeln kann. Die Ausbildung besteht in der Regel aus einem Hochschulstudium in einer Humanwissenschaft (meist Psychologie oder Medizin) und der eigentlichen psychotherapeutischen Spezialausbildung in mindestens einer wissenschaftlich anerkannten bewährten Therapiemethode. Der Psychologe/die Psychologin ist ein Fachmann/eine Fachfrau, die gesunde Menschen beurteilen und beraten kann. Die Ausbildung besteht aus einem Hochschulstudium in Psychologie. Der Psychiater/die Psychiaterin ist ein Fachmann/eine Fachfrau für schwere Geisteskrankheiten und deren medizinisch-psychiatrische Behandlung. Die Ausbildung ist ein Medizinstudium sowie eine spezialärztliche Weiterbildung in psychiatrischen Institutionen. Doppel-Identitäten bei diesen Berufsgruppen sind möglich: Viele PsychiaterInnen und PsychologInnen sind auch PsychotherapeutInnen, d.h. sie haben eine psychotherapeutische Spezialausbildung zusätzlich zu ihrem Studium gemacht, aber nicht alle! Es ist das Recht der PatientInnen zu erfahren, welche Ausbildung der Therapeut bzw. die Therapeutin in spe gemacht hat! Fragen Sie im Abklärungsgespräch danach! Markus Fäh Barwinski, President SPV ã Copy Right Schweizer Psychotherapeuten Verband SPV/ASP