Lärm Gesundheitsrisiken Prävention 01.06.2017 RhönEnergie Effizienz + Service GmbH Susanne Busch Betriebsärztin, Streit GmbH Definition Lärm • Lärm ist die schädigende Einwirkung von Schall. Wobei diese schädigende Einwirkung ein gesundheitlicher Schaden oder eine Wirkung sein kann, in deren Folge Gefahren für Gesundheit und Sicherheit eintreten können. Wenn eine Person einer zu großen Lärmimmission ausgesetzt ist, kann sie sich nicht mehr richtig konzentrieren, der Herzschlag steigt, die Arbeitsleistung sinkt die Fehlerquote erhöht sich. Die Wirkung von Lärm hängt jedoch nicht nur vom physikalisch messbaren Schalldruckpegel ab, sondern auch davon, wie jeder einzelne Hörer diesen bewertet. http://www.juraforum.de/lexikon/laerm Frequenzen, Schalldruck und Lautstärken Die Maßeinheit für die Lautstärke ist das Dezibel (dB). http://www.bgbau.de/praev/fachinformationen/gesundheitsschutz/laerm/lautstaerke Anatomie des Ohres http://www.werner-schmidt-wittenberg.de/bilder/bild_ohr.jpg . Normale Hörschwelle • Das menschliche Gehör empfindet gleich laute Töne unterschiedlicher Frequenzen als unterschiedlich laut. • Beispiel: Wird einer Person ein Ton von 1000 Hz vorgespielt, empfindet sie die Lautstärke dieses Tons wesentlich lauter als die Lautstärke eines tatsächlich gleich lauten Tons mit einer Frequenz von z. B. 50 Hz. Das Gleiche gilt für hohe Frequenzen, etwa von 15.000 Hz. • Der Arbeitslärm wird daher in Dezibel (A) angegeben, abgekürzt dB(A). Lärmpegel – Gesundheitliche Auswirkungen www.grund-wissen.de Lärmschutz - Was ist Lärm? - Unterweisung https://youtu.be/2l7K5Nvk7-k Funktionen des Ohres Schalleitung (Außenohr) Schalleitung (Mittelohr) Schallempfinden Reizumwandlung (Innenohr) Erregungsfortleitung (Hörnerv) Erregungsverarbeitung (Gehirn) http://e-learning.studmed.unibe.ch/webtbs/hno_laermhoer/html/2_5_der_luftschall_g.php?1 Normalhörigkeit https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fe/Tonaud_w_norm.jpg Lärmschwerhörigkeit Innenohrschädigung durch Lärm • Im Mittel bewirkt gleiche Schallenergie gleiche Schädigung. • Individuelle Ohren zeigen unterschiedliche Empfindlichkeit gegenüber Lärmschädigungen. • Impuls-Schall ist deutlich gefährlicher als ein lang anhaltender Schall gleicher Energie. Richtwerte (LärmVibrationsArbSchV) Gefahr einer Gehörschädigung bei Tätigkeiten in Lärmbereichen Auslösewerte Tages- Expositionspegel Unterer Auslösewert 80 dB(A) Oberer Auslösewert 85dB(A) Maximal sichere Schallexposition Die zulässige, tägliche Schallbelastung für eine 8stündige Arbeitsschicht ist auf 85 dB(A) festgelegt. (oberer Auslösewert nach Lärm-Vibrations-ArbschV) Die aufgeführten Pegelwerte setzen voraus, dass sich das Gehör außerhalb der Arbeitszeit erholen kann. Das bedeutet, dass der Schallpegel in der Freizeit unter 70 dB(A) bleibt. http://www.bgbau.de/praev/fachinformationen/gesundheitsschutz/laerm/pegel Maximal sichere Schallexposition Maßnahmen bei Erreichen bzw. Überschreiten der unteren/oberen Auslösewerte • • • Gefährdungsbeurteilung nach §5 ArbSchG Unterweisungspflicht (vor Aufnahme der Tätigkeit, danach regelmäßig) Allgemeine arbeitsmedizinische Beratung , Arbeitsmedizinische Vorsorgen (Angebot/Pflicht) • • • Substitution (leisere Maschinen, andere Arbeitsverfahren) Technisch (Umbaumaßnahmen, Einhausung von Maschinen) Organisatorisch Kennzeichnen von Lärmbereiche, Abgrenzung, sofern möglich, Arbeitsabläufe Aufenthalt nur wenn es die Arbeitsverfahren erfordern, Gehörschutz zur Verfügung stellen Persönliche Maßnahmen (PSA, Gehörschutztragepflicht ab 85 dB(A)) • http://www.dguv.de/medien/fb-holzundmetall/sachgebiete/einwirk_medien/dokumente/laerm_vibrations_kernelemente_2012.pdf Ausgeschilderte Lärmbereiche ab 85 dB(A) Gehörschutztragepflicht Gebotszeichen - Gehörschutz benutzen nach ISO 7010 (M 003) Hörfläche eines (normalhörenden) Menschen als Schallpegel in Abhängigkeit von der Frequenz www.rigips.com Anteil von Beschäftigten die nach langjähriger Arbeit im Lärm an einer Innenohrschwerhörigkeit leiden L (dB A) > 5 Jahre > 10 Jahre > 20 Jahre 80 0% 0% 0% 90 4% 10 % 16 % 100 12 % 29 % 42 % 110 26 % 55 % 78 % Lärmbedingte Erkrankungen - Definitionen • • • • Explosionstrauma Sehr hoher Pegel >> 120 dB HL (HL =hearing level), sehr kurze Expositionszeit ~ms Trommelfell - Mittelohr (Druckwelle) Innenohr Knalltrauma dB(A), sehr kurze Expositionszeit ~ms Innenohr Akutes Lärmtrauma Sehr hoher Pegel > 120 dB HL, kurz Expositionszeit > 7 sek Innenohr Chronische Lärmschwerhörigkeit Hoher Pegel > 85 dB HL, lange Expositionszeit > 8 h Innenohr Ototoxische Stoffe • Substanzen, die das Gehör schädigen können. • Ototoxische Nebenwirkungen bei Medikamenten Antibiotika (Aminoglykoside), Zytostatika (cis-Platin), Schleifendiuretika (Wassertablette – Blutdruckmedikament) Salizylate (Aspirin, ASS) und Chinin. Ototoxische Stoffe 2 Bei Einhaltung der derzeit gültigen Grenzwerte für ototoxische Arbeitsstoffe ist ein wesentlicher Hörverlust wenig wahrscheinlich. Ein erhöhtes Risiko kann bei Tätigkeiten mit ototoxischen Arbeitsstoffen auftreten, wenn es zu Überschreitungen der Grenzwerte kommt. Lärm ist der bei weitem stärkste Risikofaktor für Hörschäden. Lärmschwerhörigkeit Berufsbedingte Lärmschädigung - Anhaltspunkte Hörstörung hat sich während der Lärmexposition entwickelt Reine Innenohrschwerhörigkeit mit Betonung des Hörverlustes in den hohen Frequenzen Nachweis einer Hörstörung in den Sinneszellen des Innenohres Abgrenzung eines nicht lärmbedingten Anteiles z.B. zusätzliche Mittelohrstörung, anders verlaufende zeitliche Entwicklung, einseitige Tieftonschwerhörigkeit (Hörsturz) Königssteiner Merkblatt Verdachtsanzeige „Lärmschwerhörigkeit“ BK 2103 - Gesetzliche Verpflichtung ( SGB VII) - Lärmexposition - lärmtypische Innenohrschwerhörigkeit - Akutes Lärmtrauma - Arbeitsunfall/ Berufskrankheit (BK)? Arbeitswelt 2016 BK- Meldungen und Anerkennungen 2014 Gefahren durch Lärm am Arbeitsplatz 1. Erhöhtes Unfallrisiko infolge des Überhörens von Signalen und Warnrufen oder infolge von Fehlverhalten durch Ermüdung oder als Schreckreaktion auf andauernde oder unerwartete Geräuscheinwirkung; 2. Verminderte Arbeitsleistung durch Erhöhung der Beanspruchung des Organismus, insbesondere bei Tätigkeiten mit hohen geistigen Anforderungen wie Konzentration, Aufmerksamkeit, Gedächtnis; 3. Störung der sprachlichen Kommunikation, z.B. bei Lehrtätigkeiten, bei Gruppenarbeit oder im Call-Center; 4. Kombinierte Belastung, zusammen mit Ganzkörperschwingungen, Hitze, Kälte, Zugluft, Gefahrstoffen oder bei Zeitdruck und komplexen Arbeitstätigkeiten. Negative Beeinflussung physiologischer und psychischer Regulationsmechanismen führt zu einem erhöhten Stress-Hormonspiegel und zur Verengung der peripheren Blutgefäße. Auf Dauer erhöht sich das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislauf- und des Verdauungssystems. 5. Lärmschwerhörigkeit infolge mechanischer und/oder metabolischer Überbelastung der Hörzellen und Versorgungszellen im Innenohr mit nachfolgender Schädigung der Hörnervenfasern Prävention - Gehörschutz https://de.wikipedia.org/wiki/Geh%C3%B6rschutz Software zur Auswahl von Gehörschützern http://www.dguv.de/ifa/fachinfos/laerm/softwarehilfen/gehoerschuetzerauswahl/index.jsp# Zusammenfassung • Lärm (Dauerpegel > 85 dB) kann zur zeitweiligen und dauernden Schwerhörigkeit führen • Lärm (Spitzenpegel > 135 dB) kann innerhalb von sehr kurzer Zeit dauernde Schwerhörigkeit verursachen. • Lärm und Geräusche können vielfältig störend und belastend wirken. • Dauer der Schalleinwirkung je länger Lärm einwirkt, desto eher tritt eine Schädigung ein bei hohen Frequenzen (1 – 4 kHz) zuerst • Die Berufskrankheit "Lärmschwerhörigkeit" gehört zu den häufigsten anerkannten Berufskrankheiten. Zusammenfassung • Lärm am Arbeitsplatz empfinden wir nicht nur als störend und belästigend, Lärm kann auch Schädigungen hervorrufen oder eine erhöhte Unfallgefahr darstellen. So kann Lärm • die Gesundheit beeinträchtigen und bleibende Schäden verursachen, • die Arbeitsfähigkeit für bestimmte Aufgaben einschränken oder sogar ausschließen, • die Leistung mindern, • die Kommunikation stören, • die Unfallgefahr erhöhen (schlechtere Erkennbarkeit von Alarm- und Warnsignalen) und • die Lebensqualität beeinträchtigen. • Präventionsmaßnahmen sind angebracht und sinnvoll für die Arbeits- und Freizeitwelt. Film: Gehör in Gefahr – Suva – SuvaPro https://youtu.be/v4saS_jREJ4 https://www.bghm.de/arbeitsschuetzer/fachinformationen/laerm-undvibrationen/laerm/ https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitswelt-und-Arbeitsschutz-imWandel/Arbeitsweltberichterstattung/Arbeitswelt-im-Wandel/Arbeitswelt-2016.html http://www.raklg.de/RAK/Veranstaltungen/2009/RAK%20Berufsbedingte%20Laermschwerhoerigkeit .pdf http://www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/bes_praevgr/arbeitsmedizin/docum ents/oto_neuer_aspekt.pdf