Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschafts

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Beirat für
Wirtschafts- und Sozialfragen
Voraussetzungen für eine erfolgreiche
Wirtschafts- und Währungsunion
Les preables de l'Union Economique et
Monetaire a succes
Preconditions for a successful Economic
and Monetary Union
Internationa le Sozia Ipa rtner -Konferenz
Wien, 28.129. September 1998
Nr.76, 1999
BEIRAT FÜR WIRTSCHAFTS- UND SOZIALFRAGEN
Mitglieder:
Fidelis Bauer
Günther Chaloupek
Kar! Haas
Peter Kaluza
Georg Kovarik
Richard Leu tner
Rupert Lindner
Martin Mayr
Gernot Mitter
Werner Muhm
Heinz Peter
Johannes Schima
Rudolf Strasser
Werner Teufels bauer
Wolfgang Tritremmel
Ernst Tüchler
Geschäftsführer:
Thomas Delapina
Clarisse Pasztory
Ständige
Experten:
Christian Fes t a
Helmut Kramer
Maria Ku bit sc h ek
Joachim Lamel
Josef Peischer
Assistenten
der Geschäftsführung:
Johannes Mayer
Thomas Zouer
ISBN 3-901466-07-10
Medieninh.ber: Bcir.t fUr Wirtschafts- und Sozialfragen, Wiedner H.uptstraße 63, IO'U Wien
T.l. 501 05/>1279; Prinz-Eug.n-Straße
20, IOfI Wien, T.l. 501 651228>1. Her"ener und
Korruni<.ion.verlog: U.krrcut<r
Peint und Digimedi. G... m.b.H., 2100 Korneuhurg,
Indu.tri.orraß.
1
2
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT I PREFACE I FOREWORD
. . . . . ..
5
Einleitungsreferate:
Herbert Tumpel
11
Peter Mitterbauer
13
Padraig Flynn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Eleonora Hostasch
17
Tom Jenkins
18
Viktor Klima
20
Leopold Maderthaner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21
Fritz Verzetnitsch
23
Rudolf Edlinger
24
WORKSHOPS:
Workshop 1: Wirtschaftspolitische Handlungsfelder auf
nationaler Ebene
Hauptreferat: Helmut Kramer
Diskussion: Jean-Philippe Cotis, Servaas Deroose, Douglas
Godden, Lars Allan Nyberg
Vorsitz:
Vasco Cal
26
32
Workshop 2: Institutionelle Voraussetzungen auf nationaler
Ebene
Hauptreferat: Frans van Waarden
35
Diskussion: Luigi Cal, Georg Fischer, Werner Teufelsbauer . 38
Vorsitz:
Günther Chaloupek
Workshop 3: Wirtschaftspolitische Handlungsfelder auf
europäischer Ebene
Hauptreferat: Ludwig Schubert
Diskussion: Hans Borstlap, Harald Ettl, Peter Coldrick, Jan
Klaver, Peter Mooslechner
Vorsitz:
Ferdinand Lacina
Workshop 4: Institutionelle Voraussetzungen auf europäischer
Ebene
Hauptreferat: Franz Traxler
Diskussion: Walter Fremuth, Jean Lapeyre, Therese de
Liederkerke, Stefan Olsson
Vorsitz:
Kris Peeters
SCHLUSSWORT I CONCLUSIONS
Werner Muhm
TEILNEHMERLISTE
41
46
49
52
I CONCLUSIONS:
54
63
3
VORWORT
Im Zuge der Vertiefung der europäischen Integration werden traditionelle, nationale Instrumente der Wirtschaftspolitik in zunehmendem Maße unwirksam. Es stellt sich somit die Herausforderung, diese
auf nationaler
Ebene verloren gegangenen wirtschaftspolitischen
Handlungsspielräume
auf europäischer Ebene wiederzugewinnen. Für
eine europäische Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik bzw. für eine
Verbesserung der internationalen Koordination bietet die Wirtschaftsund Währungsunion neue Chancen.
Deshalb veranstaltete der Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen
der österreichischen Sozialpartner am 28. und 29. September 1998 in
Wien anläßlich des österreichischen EU-Ratsvorsitzes eine internationale Sozialpartner-Konferenz,
die dem Thema" Voraussetzungen für
eine erfolgreiche Wirtschafts- und Währungsunion"
gewidmet war.
Die Konferenz wurde finanziell von der Generaldirektion
V der
Europäischen Kommission unterstützt und fand breite Beachtung in
Öffentlichkeit und Medien.
Gleichsam am Vorabend der Realisierung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion wurden die Veränderungen der Handlungsspielräume der Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik auf nationaler wie auf internationaler Ebene erörtert. Dabei wurden auch institutionelle Fragen, insbesondere die Rolle der Interessenverbände, diskutiert.
Der Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen der österreichischen
Sozialpartner präsentierte - nicht zuletzt als Input für diese Konferenz
- vor kurzem seine grundlegenden Gedanken zum Thema "Wirtschaftspolitische Handlungsspielräume"
(Beiratsgutachten
Nr. 73).
Daß gerade die österreichischen Sozialpartner dieses Thema zum
Gegenstand einer Konferenz machten, liegt daran, daß die Sozialpartner in Österreich traditionell umfassend in die Gestaltung der
Wirtschafts- und Sozialpolitik eingebunden werden. Ihre Mitverantwortung für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft geht
somit weit über das Gebiet der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen
hinaus.
Ziel dieser Konferenz war es, eine breite europäische Diskussion aller gesellschaftlicher Gruppen mit den verantwortlichen
Entscheidungsträgern über die zukünftige Gestaltung des europäischen wirtschaftspolitischen Umfeldes zu beginnen. Mehr als 170 Teilnehmer,
davon etwa ein Drittel aus dem Ausland, besuchten diese Konferenz.
Alle 15 EU-Mitglieds länder waren vertreten. Die Teilnehmer repräsentierten nationale und europäische Sozialpartnerorganisationen,
europäische Institutionen wie die Kommission, das Europäische Parlament und den Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG, nationale
5
Regierungen, Ministerien, nationale Wirtschafts- und Sozialräte, N 0tenbanken, Forschungsinstitutionen und Journalisten.
Als Ehrengäste sprachen Viktor Klima (Bundeskanzler der Republik Österreich), Padraig Flynn (Mitglied der Europäischen Kommission), Tom Jenkins (Präsident des Wirtschafts- und Sozialausschusses
der EG), Eleonora Hostasch (Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Österreich), Rudolf Edlinger (Finanzminister,
Österreich), Fritz Verzetnitsch (Präsident des Europäischen Gewerkschaftsbundes) sowie die Präsidenten der österreichischen Sozialpartnerorganisationen.
Die Konferenz war in vier Workshops gegliedert, jeweils mit einem
Hauptreferenten und geladenen Diskutanten. Die vier Themen unter
dem Generalthema "Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschafts- und Währungsunion" waren: (1) Wirtschaftspolitische Handlungsfelder auf nationaler Ebene, (2) Institutionelle Voraussetzungen
auf nationaler Ebene, (3) Wirtschaftspolitische Handlungsfelder auf
europäischer Ebene, (4) Institutionelle Voraussetzungen auf europäischer Ebene.
Die Konferenzsprachen waren Deutsch, Französisch und Englisch.
Das Rahmenprogramm beinhaltete unter anderem einen Empfang im
Wiener Rathaus mit Finanzstadträtin Brigitte Ederer als Gastgeberin,
sowie einen typischen Wiener "Heurigen"-Abend, wobei sich auch
Gelegenheiten ergaben, den sozialen Dialog auf der persönlichen
Ebene zu intensivieren.
Der vorliegende Konferenzband gibt einen Überblick über die wesentlichen Inhalte der Referate und Diskussionen. Die veröffentlichten
Beiträge stellen eine Zusammenfassung seitens der Veranstalter dar
und unterliegen daher ausschließlich deren Verantwortung.
Auf diesem Wege sei nochmals allen gedankt, die zum guten Gelingen der Konferenz beitrugen, insbesondere dem Team der BeiratsGeschäftsführung, Thomas Delapina, Gerhard Huemer, Clarisse
Pasztory und Thomas Zotter.
Wien, im Februar 1999
Werner Teufelsbauer
Vorsitzender
6
PREFACE
Suite a l'approfondissement
de l'integration europeenne, les instruments traditionnels nationaux de la politique economique sont de
moins en moins effieaees. Ainsi en arrive-t-on au deli de regagner sur
le plan europeen, ees marges de manreuvre perdu es sur le plan national. L'Union eeonomique et monetaire offre de nouvelles ehanees
pour une politique economique ainsi que pour une politique d'emploi,
c'est-a-dire une amelioration de la coordination internationale.
C'est pourquoi les partenaires sociaux autriehiens ont organise une
confcrence internationale dediee aux «Prealables de l' Union Economique et Monetaire a Sucd~s" le 28 et 29 septembre 1998 a Vienne
dans le cadre de la pn~sidence autrichienne au Conseil europeen. La
conf6rence etait subventionnee par la Direetion Generale V de la
Commission Europeenne et elle a rencontre beaucoup de succes aupres du public et des medias.
A la veille de la realisation de l'Union europeenne economique et
monetaire, les changements des marges de mancruvre dans la politique
economique et dans la politique de l'emploi sur le plan national et international ont fait l'objet de debats. Outre les possibilites de la politique economique, on a egalement diseute des prealables institutionnels
necessaires, en plus partieulierement du role des groupes d'interets.
Le Conseil eonsultatif pour les questions economiques et sociales
des partenaires sociaux autrichiens a publie recemment ses idees de
base sur le theme «Marges de manreuvre de la politique economique»
(Nr. 73, 1998). Ce sont les partenaires sociaux autrichiens qui ont
choisi ce theme comme sujet de leur conference, les partenaires soeiaux faisant en Autriche traditionnellement partie integrante du deve~
loppement de la politique economique et sociale. C' est ainsi que leur
co-responsabilite pour le developpement de l'economie et de la societe
depasse largement le domaine des relations professionnelles.
Le but de cette conference etait de provo quer une diseussion europeenne approfondie de tüus les groupes sociaux avec les decideurs responsables sur le developpement de l'environnement de la politique
economique europeenne a venir. Plus de 170 participants, dont
presque un tiers venant de l'etranger, ont assiste acette conference.
Les 15 Etats membres de l'UE etaient representes. Parmi les participants figuraient des representants des assoeiations soeio-professionnelles europeennes et nationales, des institutions europeennes comme
la Commission, le Parlement europeen ou le Comite economique et
social de la CE, des gouvernements nationaux, des ministeres, des
Conseils economiques et soeiaux nationaux, des banques d'emission,
des institutions de recherche et des journalistes.
Sont intervenus en tant qu' hotes d'honneur: Viktor Klima (Chan7
eelier de la Republique federale, Autriehe), Padraig Flynn (Membre de
la Commission Europeenne), Tom Jenkins (President du Comite
eeonomique et soeial de la CE), Eleonora Hostaseh (Ministre du travail, de la sante et des affaires soeiales, Autriehe), Rudolf Edlinger
(Ministre des finanees, Autriehe), Fritz Verzetnitseh (President de la
Confederation syndieale europeenne) ainsi que les presidents des partenaires soeiaux autriehiens.
La eonferenee etait divisee en quatre workshops, avee un rapporteur
prineipal et des eo-rapporteurs. Les quatre themes retenus eomme des
«Prealables de l'Union Eeonomique et Monetaire a sueees» etaient les
suivants: (1) Champs de manreuvre politieo-eeonomiques sur le plan
national (2) Prealables institutionnels sur le plan national (3) Champs
de manreuvre politieo-eeonomiques sur le plan europeen (4) Prealables institutionnels sur le plan europeen.
Les langues offieielles de la eonferenee etaient l'allemand, l'anglais et
le fran~ais.
Le programme eadre eomprenait en outre une reeeption au Wiener
Rathaus presidee par Madame Brigitte Ederer, Direeteur des Finanees
de la mairie de Vienne, ainsi qu'une soiree «Heuriger» rypique, ou les
partieipants ont pu intensifier le dialogue soeial au niveau personnel.
Cette broehure presente un resurne du eontenu essentiel des rapports et des diseussions. Les rapports publies ont ete eompiles sous la
seule responsabilite des organisateurs.
Nous remereions toutes les personnes qui ont contribue au sueees
de eette eonferenee, surtout le seeretariat general du Conseil eonsultatif pour les questions eeonomiques et soeiales, Thomas Delapina, Gerhard Huemer, Clarisse Pasztory, Thomas Zotter.
Vienne, Fevrier 1999
Werner Teufelsbauer
President
8
FOREWORD
As Europe beeomes ever more deeply integrated the effeetiveness of
traditional national eeonomic poliey instruments diminishes. The
challenge for poliey makers thus is to regain on the European level
some of the room for manoeuvring in eeonomie poliey lost on the nationallevel. Econonlle and Monetary Union offers new opportunities
for a European econOnllC and employment poliey as weIl as improved
international co-ordination.
Therefore the Advisory Couneil for Economic and Social Affairs of
the Austrian Soeial Partners organised on the occasion of the Austrian
Couneil Presidency an international eonferenee for soeial partners
"Preeonditions for a Suceessful Economic and Monetary Union" on
28-29 September 1998 in Vienna to address those questions. The eonferenee reeeived finaneial support from DG V of the European Commission and extensive attention from the publie and media.
Almost literally on the eve of Eeonomie and Monetary Union, the
ehanges of the room for manoeuvring in national as weIl as European
eeonomie and employment poliey were diseussed. These diseussions
also addressed institutional issues, particularly the role of assoeiations.
Recently - and also in preparation for this conference - the Advisory Council for Economie and Soeial Affairs presented it's considerations on the "Room for Manoeuvring in Eeonomie Poliey" (Paper
No. 73). The fact that the Austrian Social Partners organised a eonferenee on this issue is explained by their long-standing and eomprehensive involvement in eeonomie and social poliey. Their shared responsibility for the development of the eeonomy as weIl as society as a
whole far transcends the realm of narrowly defined industrial relations.
The goal of this eonference was a broad European diseussion involving all groups of soeiety and responsible decision makers ab out
the future development of the European eeonomie poliey framework.
More than 170 people participated, approximately one third of whom
came from abroad. Partieipants from all of the 15 EU member states
represented national and European soeial partner organisations, European institutions, such as the Commission, the European Parliament, the Eeonomie and Soeial Committee, national governments,
ministries, national eeonomie and soeial councils, central banks, research institutions, and journalists.
Guests and speakers of honour have been Viktor Klima (Federal
Chancellor of Austria), Padraig Flynn (Member of the European
Commission), Tom Jenkins (President, Eeonomic and Social Committee of the EC), Eleonora Hostaseh (Minister for Labour, Health and
Soeial Affairs, Austria), Rudolf Edlinger (Minister of Finanee, Aus9
tria), Fritz Verzetnitsch (President, European Trade Union Confedetation) as weH as the presidems of the Austrian social partner organisations.
The conference included four successive workshops, each with a
main speaker and a panel of invited discussants. Under the general
topic "Preconditions
for a Successful Economic and Monetary
Union" the four topics were: (1) "Areas of Action for Economic Policy on the National Level", (2) "Institutional Requirements on the
National Level", (3) "Areas of Action for Economic Policy on the Eu~
ropean Level", and (4) "Institutional Requirements on the European
Level"
The conference languages were German, French, and English. The
social pro gram included a reception in Vienna's City Hall, hosted by
City Councillor, Brigitte Ederer, and dinner at a typical Viennese
"Heuriger", which provided ample opportunity for an informal and
personal conduct of social dialogue.
The present proceedings of the conference provide a summary of
the arguments presented by the main speakers as weIl as thc issues discussed. The papers published he re have been compiled by the organisers who are solely responsible for their contents.
We would like to use this opportunity to thank everybody who
contributed to the success of this conference, particularly the team of
the secretariat general, Thomas Delapina, Gerhard Huemer, Clarisse
Pasztory and Thomas Zotter.
Vienna, February
1999
Werner Teufelsbauer
President
10
EINLEITUNGSREFERATE
Herhert Tumpel
Präsident der Bundesarheitskammer
Wachstum und Beschäftigung zu schaffen, muß zum zentralen
Selbstverständnis der EU-Politik werden. Mit der gemeinsamen Währung hat Europa die Chance, eine stabile Region in einer instabilen
Welt zu sein. Dazu müssen die Institutionen und Instrumente auf ein
Ziel koordiniert werden, eine Integration der Wirtschafts-, Währungsund Geldpolitik auf Wachstum und Beschäftigung erreicht werden.
Diese Politikbereiche müssen ergänzt werden durch eine pragmatischere Handelspolitik, die Harmonisierung der Kapitalbesteuerung
und eine produktivitätsorientierte Einkommenspolitik als zentrale
Herausforderungen für die EU.
Die Währungsturbulenzen in Europa Anfang der neunziger Jahre
haben zu einer beträchtlichen Verwerfung der Wettbewerbsbedingungen geführt. Besonders Hartwährungsländer wie Österreich haben
einen Verlust an Arbeitsplätzen hinnehmen müssen. Nun, 95 Tage vor
Einführung des Euro, schafft Europa mit dieser gemeinsamen Währung die Voraussetzung für eine Vertiefung des Integrationsprozesses
und die Chance, Wachstum und Beschäftigung in den Mitgliedsländem zu schaffen und den Globalisierungsprozeß positiv mitzugestalten. Um diese Chancen auch tatsächlich nutzen zu können, müssen
nun die Institutionen und Instrumente entwickelt werden.
Gewissermaßen als Vorarbeit für diese Konferenz haben die österreichischen Sozialpartner eine Studie erstellt, die sich mit den Handlungsspielräumen der Wirtschaftspolitik in der Wirtschafts- und Währung beschäftigt. Erlauben Sie mir, die aus meiner Sicht wichtigsten
Punkte davon herauszustreichen. Vier zentrale Aufgaben der Wirtschaftspolitik sind es, die es zu erfüllen gilt, um die Wirtschafts- und
Währungsunion zu einem spürbaren Erfolg auch für die europäischen
Bürger machen zu können:
Eine integrierte Wirtschaftspolitik mit dem gemeinsamen Ziel, beschäftigungsintensives Wirtschaftswachstum zu forcieren, muß in allen Politikfeldem koordiniert angegangen werden. Neben der inneren
Stabilität des Euro ist auch die Frage des Außen wertes des Euro entscheidend. In den USA hat das Federal Reserve System mit einer pragmatischen Währungs- und Zinspolitik zum "Beschäftigungswunder"
beigetragen. In Europa müssen die Akteure europäischer Politik - Regierungen und EU-Institutionen, Europäische Zentralbank, Sozialpartner ~ erst zu einem Gleichklang ihrer Politiken finden. Wenn
Europa eine stabile Region in einer instabilen Welt sein will, muß die
Integration der Wirtschafts-, Währungs- und Geldpolitik und ihre
11
Ausrichtung auf das Ziel» Wachstum und Beschäftigung schaffen" erreicht werden.
Eine pragmatischere Außenhandelspolitik der EU, besonders gegenüber Ostasien und den USA, könnte die Position der EU wesentlich verbessern. Zur Zeit tritt die EU in den Handelsverträgen in Wort
und Tat für vollständige Liberalisierung ein, während die Handelspartner dem nur im Wort folgen. Ich trete hier nicht für eine Festung
Europa ein, aber die EU muß sich ihrer Stärke mehr besinnen und
eine pragmatischere Handelspolitik verfolgen, die beschäftigungsintensives Wachstum in der europäischen Exportindustrie ermöglicht.
Durch eine Harmonisierung der Kapitalbesteuerung muß es gelingen, den Faktor Arbeit steuerlich zu entlasten. Während die steuerliche Belastung der Arbeit in vielen Ländern zugenommen hat, ist Kapital europaweit entlastet worden. Diese Entwicklung ist unter anderem darauf zurückzuführen, daß anstelle einer Koordinierung der
Wirtschaftspolitiken die Mitgliedsländer bei der Kapitalbesteuerung
untereinander einen ruinösen Steuerwettlauf nach unten entwickelt
haben. Ich verstehe die Intention der Gründungsväter der EU aber so,
daß eine produktive Konkurrenz Ansporn sein solle, Wachstum zu
erreichen, nicht aber, daß sich Mitgliedsländer gegenüber den Nachbarn Vorteile verschaffen und gegenseitig Unternehmen abwerben.
Die Anstrengungen im Rahmen des ECOFIN-Rates, zu einer Harmonisierung der Steuerpolitik zu kommen, sind daher als ein wichtiger Beitrag zu Wachstum und Beschäftigung zu begrüßen.
Über weite Strecken der neunziger Jahre war und ist in weiten Teilen Europas die fehlende Nachfrage eines der Hauptprobleme der
Konjunktur. Seit mehr als zehn Jahren hinkt in den EU-Ländern die
Lohn- und Gehaltssumme hinter der Entwicklung der Produktivität
systematisch um einen Prozentpunkt hinterher. Allerdings bilden
Löhne und Gehälter mehr als 60 Prozent der europäischen Nachfrage.
Eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik könnte also eine zentrale
Stütze von Konjunktur und Wachstum sein.
Lassen Sie mich abschließend sagen, daß die EU mehr ist als die
Summe der Mitgliedsländer. Die Handlungsspielräume, um zu mehr
Wachstum und Beschäftigung zu kommen, sind daher größer als die
der einzelnen Länder zusammengenommen. Um diese auch nutzen zu
können, ist die Integration der Politiken eine wesentliche Voraussetzung.
12
Peter Mitterbauer
Präsident der Vereinigung Österreichischer Industrieller
Die Fragestellungen dieser Konferenz zu den Voraussetzungen für
eine erfolgreiche Wirtschafts- und Währungsunion betreffen nicht nur
die nationale und die europäische Politik, sondern auch die nationalen
und europäischen Sozialpartner. Die Europäischen Sozialpartner können im Rahmen des Sozialen Dialogs wichtige Beiträge zur Wirtschaftsentwicklung in den Mitgliedstaaten und der Union insgesamt
leisten und haben dazu beigetragen, daß die Grundlagen für die Wirtschafts- und Währungsunion geschaffen werden konnten. Im gemeinsamen Beitrag der Sozialpartner zum Beschäftigungsgipfel hat man
sich dafür ausgesprochen, den Prozeß der wirtschaftlichen Koordinierung auch im Hinblick auf die WWU zu verbessern.
Über die Geldpolitik wird in Zukunft auf europäischer Ebene
durch die unabhängige Europäische Zentralbank entschieden. Die
Unabhängigkeit der EZB läßt jeden Zweifel an der Stabilitätsorientierung der zukünftigen Geldpolitik im Euroland ausschließen, was ein
wertvolles Startkapital für die EZB auf den internationalen Kapitalmärkten darstellt. Die EZB muß nun, anders als die Deutsche Bundesbank, gesamteuropäisch agieren. Hierin gleicht sie dem Federal Reserve System in den USA, das in den letzten Jahren einen erfolgreichen und für Beschäftigung und Wachstum hilfreichen Stabilitätskurs
gefahren ist.
Die Diskussion um die Budgetpolitik hat sich in den letzten Jahren
- Maastricht-bedingt - an der Defizit- und Verschuldungs quote festgebissen, wodurch zwei standort-relevante Aspekte vernachlässigt
wurden: nämlich die Staats-, Sozial- und Sparquoten sowie die Struktur der öffentlichen Ausgaben. Die Sozialsysteme müssen treffsicherer
gemacht und die Effizienz der öffentlichen Verwaltung im Sinne des
New Public Management gesteigert werden. Die Notwendigkeit und
Sinnhaftigkeit einzelner vom Staat übernommener Aufgaben sind zu
hinterfragen. Und auch die Qualität der Ausgabenstruktur muß deutlich verbessert werden.
Ein weiterer Aspekt der Fiskalpolitik in der WWU ist die Frage der
Steuerpolitik bzw. Steuerharmonisierung. Einer weitgehenden Steuerharmonisierung stimme ich nur zu, wenn es im Durchschnitt zu einer
Absenkung der Steuerbelastung in der EU kommt. Der positive
Druck auf die Reduktion der Steuerbelasrung durch Steuerwettbewerb darf durch Maßnahmen der Steuerharmonisierung nicht verloren
gehen. Auch muß vor einer Diskussion über die Harmonisierung von
Steuersätzen eine Harmonisierung der Steuersysteme und der Steuerbasis Platz greifen.
Der Lohnpolitik kommt in der WWU eine steigende Bedeutung zu.
13
Einkommenspolitische Fehlentwicklungen scWagen sich in der WWU
unmittelbarer auf Wachstum und Beschäftigung nieder. Daraus aber
den Schluß zu ziehen, es bedürfe in der Währungsunion einer Koordinierung der Einkommenspolitik auf europäischer Ebene, ist völlig verfehlt. Dies würde nicht nur eine grobe Verletzung des Subsidiaritätsprinzips bedeuten. Die Lohnbildungsprozesse in den verschiedenen
an der WWU-Ländern sind so divergent, daß eine koordinierte Vorgangsweise auf europäischer Ebene zum Scheitern verurteilt wäre.
Auch wäre es widersinnig, den Lohnbildungsprozeß europaweit in
einer Zeit tendenziell zentralisieren zu wollen, in der die Sinnhaftigkeit von Flächentarifverträgen bereits auf nationaler Ebene in Frage
gestellt und zu Recht eine stärkere Verlagerung auf U nternehmensebene gefordert wird. Gleiches gilt für den Ruf nach einer Stärkung
der Gesamtnachfrage durch höhere LohnabscWüsse. Jede Erhöhung
der Lohnkosten kostet Beschäftigung.
Die Wirtschafts- und Währungsunion wird schließlich eine deutliche Verschärfung der Konkurrenz mit sich bringen. Der Wegfall der
Wechselkursschwankungen wird grenzüberschreitende Transaktionen
und Personenbewegungen erleichtern und damit zu einer stärkeren
Internationalisierung von Beschaffungs- und Absatzbeziehungen der
Unternehmen im einheitlichen Währungsraum führen. Dazu kommt
noch die bessere Vergleichbarkeit von Preisen, die in einheitlicher
Währung ausgezeichnet sind. Damit fallen regionale Cash-Cow-Nischen weg. Mit dem Übergang zur gemeinsamen Währung entsteht
außerdem ein groß dimensionierter, einheitlicher europäischer Kapitalmarkt. Anlegerentscheidungen werden sich in Zukunft nicht mehr
an nationalen Währungs räumen orientieren, sondern an Branchen und
Einzelunternehmen unter Berücksichtigung der Standortqualität, die
ihnen geboten wird.
Dadurch werden in der WWU nachteilige Rahmenbedingungen in
den einzelnen Währungsunionsländern schmerzhafter füWbar. Daraus
wird auch ein Druck auf eine autonome Verbesserung nationaler Rahmenbedingungen entstehen. In der WWU wird daher der Standortpolitik zentraler Stellenwert zukommen. Dabei sollte vermehrt auf das
Instrument des internationalen Benchmarkings mit dem Ziel zurückgegriffen werden, gute und erfolgreiche Praktiken einzelner Länder
innerhalb und außerhalb der WWU (die sogenannten "best practices")
zu studieren und, womöglich, auch umzusetzen.
14
Padraig Flynn
Mitglied der Europäischen Kommission
Der Vertrag von Amsterdam, der Beschäftigungsgipfel und die dar~
aufhin erarbeiteten Nationalen Beschäftigungspläne zeigen deutlich,
daß Europa nun seine gemeinsamen Probleme im Bereich der Beschäftigungspolitik in Angriff nimmt.
Den Mitgliedstaaten gemeinsam sind die fehlende wachstumsorientierte Koordination der Wirtschaftspolitik und die unzureichende Begleitung der Wandlungsprozesse auf dem Arbeitsmarkt. Ein gutes soziales Sicherheitsnetz für Arbeitslose ist zwar vorhanden, jedoch keine
ausreichenden Maßnahmen, Arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit
Gefährdeten neue Fähigkeiten bzw. neue Jobs zu vermitteln.
Die Antwort auf unser makroökonomisches Problem ist die Schaffung der WWU, in der wirtschaftlichen Turbulenzen durch Koordinierung und Konvergenz besser entgegen getreten werden kann. Das
strukturelle Problem Europas soll durch die Europäische Beschäftigungsstrategie, welche die Bemühungen der Mitgliedstaaten und der
Sozialpartner bei der Modernisierung ihrer Arbeitsmärkte unterstützt,
in Angriff genommen werden.
Preisstabilität wird im Vertrag von Amsterdam als erstes Ziel der
WWU genannt, Wachstum und Beschäftigung sind die allgemeinen
wirtschaftlichen Ziele der Union, die durch die WWU verwirklicht
werden sollen. Eine gleichzeitige Erfüllung all dieser Ziele erfordert
eine auf Preisstabilität ausgerichtete Budget- und Lohnpolitik als auch
ein Bekenntnis der Mitgliedstaaten und der Sozialpartner zu diesem
Ziel.
Bereits die Vorbereitungen auf die WWU haben die EU gegen die
Finanzkrisen in großen Teilen der Welt geschützt. Die Kriterien der
WWU stimmen mit den von den G7 beschlossenen Maßnahmen zur
Bekämpfung der Finanzkrise überein. Langfristiges Wachstum und
Investitionen müssen sichergestellt werden.
Während die Währungsunion also viel zu einer gesunden europäischen Wirtschaft beitragen kann, muß sichergestellt werden, daß aus
den Fehlern im Bereich der Beschäftigungspolitik gelernt wird, und
daß die WWU von der Bevölkerung als positiv auch im Sinne ihrer
eigenen Ziele und Wünsche wahrgenommen wird. Hierbei kommt
den Sozialpartnern eine besondere Rolle zu, die hinsichtlich der Weiterentwicklung und Implementierung der WWU noch nicht ausreichend entwickelt ist.
Im Vertrag von Amsterdam wird den Sozialpartnern durch das Sozialprotokoll ermöglicht, ihren Beitrag zum sozialen Fortschritt in der
Union zu leisten. Nach der Vollendung der WWU muß die Rolle der
Sozialpartner allerdings erweitert werden, um mit Hilfe ihrer Erfah15
rung eine soziale Dimension in die Wirtschaftspolitik zu bringen.
Darüber hinaus müssen auch die Sozialpartner erst ihre Rolle definieren.
Modernisierung auf dem Arbeitsmarkt bedeutet, Unternehmen und
Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben, wirtschaftlich erfolgreich
auf wirtschaftliche, technologische und soziale Veränderungen zu reagieren, und bedeutet, die Auswirkungen des Wandels auf die
Schwächsten abzufedern. Ziel der strukturellen Reform muß sein, daß
mehr Menschen einen Arbeitsplatz finden, daß neue vertragliche Arbeitsbeziehungen miterfaßt werden, und die Verbesserung der Fähigkeiten der Arbeitnehmer. Dazu muß die Sozialpartnerschaft dynamischer werden, und die Mitgliedstaaten müssen diese Dynamik unterstützen. Grundsätze dafür sind in der Europäischen Beschäftigungsstrategie niedergelegt.
Die Sozialpartner spielen eine wesentliche Rolle hinsichtlich der
Steigerung der Anpassungsfähigkeit, einer der Säulen der Beschäftigungsstrategie. Flexible Arbeitsbeziehungen müssen einen Ausgleich
zwischen Flexibilität und Sicherheit finden. Die bestehenden Strukturen und Verträge, welche die Arbeitsbeziehungen regeln, müssen erneuert werden. Dabei ist neben Flexibilität und Produktivität auch auf
Gleichberechtigung und die Versöhnung zwischen Berufs- und Familienleben zu achten, wie das "Grünbuch zur Partnerschaft für eine
neue Arbeitsorganisation" und die folgende Diskussion gezeigt haben.
Diese Fragen sind insofern bedeutend, als vor allem die Sozialpartner über ein flexibles Instrumentarium verfügen, um auf den Wandel
zu reagieren. In einer "Mitteilung der Kommission über die Modernisierung der Arbeitsorganisation und die Anpassungsfähigkeit" wird
bald ein Rahmen für das Tätigwerden der Sozialpartner gefordert werden.
Im Rahmen der WWU hat die Diskussion begonnen, welche Rolle
die Sozialpartner zu spielen haben. Wichtigste Aufgabe der Sozialpartner ist, die kommenden Probleme der realen Wirtschaft, wie Arbeitsplätze, Investitionen und Wachstum in den Griff zu bekommen. Hier
haben sie eine bedeutende Rolle zu spielen. Insgesamt stellt sich deshalb nicht die Frage, ob die Sozialpartner bei den kommenden Entscheidungen mitwirken sollen, sondern lediglich wie dies geschehen
soll.
16
Eleonora Hostasch
Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales
Nur wenn Europas Bürger in sozialem Frieden leben, werden sie die
Unionserweiterung, die Reform der Strukturfonds und den Euro akzeptieren. Deshalb ist auch der Schwerpunkt der österreichischen Präsidentschaft der Beschäftigungspolitik gewidmet. Zu den Elementen einer Strategie, die dazu geeignet ist, dieses Ziel zu erreichen, zählen: eine Kombination aus Struktur- und Makropolitik, die Koordinierung der Wirtschaftspolitik, die beschäftigungsorientierte Umorientierung der nationalen Budgets und die Umgestaltung der Steuer- und Abgabensysteme.
Beim Europäischen Rat im Dezember in Wien soll daher eine genaue Evaluierung der nationalen Beschäftigungspläne erfolgen. Darüber hinaus werden die "Europäischen Leitlinien für Beschäftigungspolitik" für 1999 bis zum Ende des Jahres fixiert werden. Erinnern wir
uns an das Weißbuch für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung, das unter Kommissionspräsident Jacques Delors verabschiedet wurde: Schon don wurden die makroökononUschen Rahmenbedingungen ebenso zur Sprache gebracht wie neue Kommunikationstechnologien, die Adaptierung der Bildungssysteme und die Reduktion der Abgabenbelastung auf den Faktor Arbeit.
Beschäftigungspolitik kann nicht unabhängig von Wirtschafts- und
Finanzpolitik gesehen werden. Beschäftigungspolitik ist daher mehr
als nur Arbeitsmarktpolitik. Der Zugang zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Europa muß daher ein gesamtwirtschaftlicher sein.
Das heißt, daß wir den Zugang verbreitern müssen, andere beschäftigungsrelevante Politikbereiche mit einbeziehen und quantifizierbare
Zielvorgaben für alle Bereiche entwickeln müssen.
Österreich hat den vier Säulen des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung daher eine fünfte hinzugefügt. Diese Maßnahmen reichen
von der Bekämpfung der illegalen Beschäftigung über Investitionen in
Technologie und Forschung bis hin zum Ausbau der Infrastruktur.
Auf nationaler, aber besonders auch auf europäischer Ebene, wird
es darüber hinaus unumgänglich sein, die einzelnen Instrumente der
Wirtschaftspolitik besser zu koordinieren. Damit ist die Abstimmung
der nationalen Steuerpolitiken untereinander ebenso gemeint wie
deren Abstimmung mit der Geldpolitik und der Lohn- und Einkommenspolitik. Die derzeit vorliegenden Grundzüge der Wirtschaftspolitik berücksichtigen diesen Umstand und Fragen der Beschäftigungspolitik noch nicht ausreichend.
Die beschäftigungsorientierte Umgestaltung der Steuer- und Abgabensysteme berührt verteilungs- und gesellschaftspolitische Grundhaltungen; dabei geht es auch darum, die Finanzierung der Sozialschutzsysteme sicherzustellen.
17
Die soziale Dimension Europas muß gestärkt werden. Unsere Aufgabe ist es, an der Umsetzung eines Europäischen Sozialmodells zu arbeiten.
Tom Jenkins
Präsident des Wirtschafts- und Sozialausschusses
Europäischen Gemeinschaften
der
Die umfassende Einbeziehung der Wirtschafts~ und Sozialpartner
ist eine der wesentlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschafts- und Währungsunion.
Schon die Gründungsmitglieder
des
"europäischen Projekts" waren davon überzeugt, daß die Gemeinschaft nur mit Hilfe der Sozialpartner den substantiellen, schmerzvollen Restrukturierungsprozeß
nach dem Zweiten Weltkrieg bewältigen
könne. Durch die Schaffung des Wirtschafts- und Sozialausschusses
der Europäischen Gemeinschaften in den Verträgen von Rom wurde
eine konsultative Plattform für die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kräfte geschaffen, um die europäische Politik direkter mit den
Interessen der Bürger zu verbinden.
In der bevorstehenden Wirtschafts- und Währungsunion werden
der Aufbau von Vertrauen und die Schaffung von Arbeitsplätzen die
wesentlichen Aufgaben der Politik sein. Der Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG hat deshalb einen europäischen Pakt für Beschäftigung und Stabilität gefordert, um eine Strategie zur Bekämpfung der
Beschäftigungskrise zu entwickeln. Beschäftigung und wirtschaftliche
Konvergenz waren die dominierenden Themen der europäischen Politik in der Phase der Vorbereitung und Einführung des Euro. Der
WSA hat häufig auf eine Verbindung dieser Bereiche gepocht und
auch eine umfassende Stellungnahme dazu auf seiner let zen Plenartagung verabschiedet, deren Hauptaussagen die folgenden sind:
Langfristig wird der Erfolg der Europäischen Währungsunion in
Bezug auf Wachstum und Beschäftigung von der Ausrichtung und
Koordinierung der Europäischen Lohn-, Geld- und Haushaltspolitik
abhängen. Auch die Förderung von Humankapital muß dazu beitragen, den Strukturwandel zu bewältigen und Produktivität und Einkommen anzuheben. Die Europäische Zentralbank sollte ihre Geldpolitik nicht nur auf Preisstabilität ausrichten, sondern auch auf die
Ziele Wirtschaftswachstum
und Senkung der Arbeitslosigkeit. Auch
die Steuersysteme müßten diese Zielen unterstützen,
insbesondere
durch eine Reduktion der Lohnnebenkosten, welche durch einen Anstieg bei indirekten Steuern, etwa Mehrwertsteuer und Energiesteuern,
kompensiert werden könnten. Eine koordinierte Lohn-, Geld- und
Fiskalpolitik könnte in der Währungsunion Wachstum und Beschäfti18
gung als Ergebnis von niedrigeren Transaktionskosten, niedrigeren
Zinssätzen und eines besseren Wettbewerbs beleben. Es ist klar, daß
eine Kooperation zwischen Staat und den Wirtschafts~ und Sozialpartnern essentiell ist, um die Kovergenzkriterien zu erfüllen und um
mehr Stabilität und Beschäftigung in der Zukunft zu erreichen.
Wirtschafts~ und Sozialräte oder ähnliche Einrichtungen existieren
in elf der fünfzehn EU-Mitgliedstaaten sowie auf europäischer Ebene.
In den meisten Ländern spielen diese Räte eine wichtige Rolle in der
Ausformulierung eines gemeinsamen makroökonomischen Rahmens
für gemeinsame Aktionen der Sozialpartner und der Regierung im
Hinblick auf die dritte Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion sowie bezüglich des Beschäftigungszieles.
Auf europäischer Ebene wurde sowohl die Rolle des Wirtschaftsund Sozialausschusses als auch des Sozialen Dialoges im Sinne von direkten Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern durch den Amsterdamer Vertrag gestärkt. Der institutionelle Einfluß erscheint aber
auf dem Gebiet der Beschäftigung größer als auf dem Gebiet der makroökonomischen Koordinierung. Hier muß also noch über eine entsprechende Balance nachgedacht werden. Der institutionelle Rahmen
wäre somit in entsprechender Form errichtet, nun liegt es an den Sozialpartnern, diesen auch mit Inhalten entsprechend auszufüllen.
In der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion müssen
sowohl der soziale Dialog als auch die Beratungsfunktion der organisierten gesellschaftlichen Kräfte in verschiedener Art und Weise gestärkt werden. Dies betrifft die beratende Rolle der wirtschaftlichen
und sozialen Organisationen in der Vorbereitungsphase von Gesetzen, den sozialen Dialog - sowohl zwischen den Organisationen und
der Kommission als auch die direkten Verhandlungen zwischen den
Sozialpartnern - sowie ganz allgemein den Dialog im weitesten Sinne,
welcher die Bürger der Union enger mit den politischen Entscheidungsträgern zusammenbringen soll.
Letztendlich ist das Konzept der Sozialpartnerschaft, also die Mitgestaltung der gesellschaftlichen Kräfte in Form von unabhängigen
Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen, eines der wesentlichen Grundelemente dessen, was allgemein als das europäische Sozialmodell verstanden werden kann.
Um in der Währungsunion, insbesondere in deren Startphase, Konflikte hintanzuhalten, müssen neue Wege entwickelt werden, wie etwa
im sozialen Dialog oder in der Koordination der europäischen Lohnverhandlungen, basierend auf bestehenden Strukturen, wie den Beratungsmechanismen des Wirtschafts- und Sozialausschusses. Diese
Konferenz wird sicherlich einen wesentlichen Beitrag zu dieser Debatte liefern.
19
Viktor Klima
Bundeskanzler der Republik Österreich
Die Vorbereitungen auf die europäische Währungsunion konnten
nur erfolgreich sein, weil sie auf den Leistungen der Bürger und der
Sozialpartner aufbauten, die das nötige Verständnis und die Kooperationsbereitschaft auch für einschneidende Maßnahmen aufbrachten.
Daraus erwächst die Verpflichtung für die Politik, die WWU auch erfolgreich umzusetzen. Ziel der österreichischen EU-Präsidentschaft ist
es, die europaweite Koordination der Beschäftigungspolitik soweit zu
etablieren, daß sie zu einem fixen Bestandteil der EU-Politik wird.
Denn die Beschäftigungspolitik muß genauso ernst genommen werden wie die Geld- und Fiskalpolitik.
Wir stehen heute kurz vor dem Beginn einer neuen Ära der europäischen Integration. Denn mit der Einführung des Euro am 1. Jänner
1999 müssen auch die europäische Wirtschafts-, Fiskal- und Beschäftigungspolitik auf europäischer Ebene besser koordiniert werden. Die
Politik muß dem Bürger verdeutlichen, daß sie ihren Gestaltungauftrag auf europäischer Ebene wahrnimmt. Denn die derzeitigen Krisen
auf den internationalen Finanzmärkten zeigen die Notwendigkeit von
Institutionen, die verhindern, daß ganze Volkswirtschaften ins Chaos
verfallen. Die Politik darf sich von ihrem Gestaltungsauftrag in Globalisierungszeiten nicht verabschieden. Dies würde einer Bankrotterklärung gleichkommen. Der Euro bietet hier ein enormes Potential für
die europäische Volkswirtschaft.
Ein starker Euro als wichtige Komponente im Weltwährungssystem
wird auch eine bessere Kontrollierbarkeit des internationalen Finanzsystems mit sich bringen. Die europäische Einheitswährung ist jedoch
nicht nur in wirtschaftlichem Kontext zu sehen, da sie auch ein wesentliches Stück gemeinsamen Europas zum Angreifen schafft.
Eine erfolgreiche europäische Geldpolitik erfordert Transparenz
und Berechenbarkeit. Hier reicht es jedoch nicht aus, die Fakten offen
auf den Tisch zu legen, sondern wir müssen auch einen verstärkten
Dialog mit den anderen Institutionen der Wirtschaftspolitik entwikkeln, mit der Europäischen Zentralbank, mit den Nationalbanken, den
nationalen Regierungen, mit dem EU-Parlament und den Sozialpartnern.
Der Euro hat auch eine Katalysatorfunktion für weitere Strukturreformen der Märkte. Zielsetzung solcher Reformen darf jedoch nicht
die Flexibilisierung als Selbstzweck sein, sondern eine bessere Beschäftigungssituation und größeres Wachstum. Nach der notwendigen
und hoffentlich fairen Liberalisierung der Märkte ist es jedoch entscheidend für eine wettbewerbsfähige europäische Wirtschaft, massiv
in Bildung und Forschung zu investieren.
20
Durch die Euro-ll-Gruppe darf keine Kluft in der EU entstehen.
Es ist mir generell ein großes Anliegen, das einheitliche Auftreten der
EU nach außen zu stärken. So ist es beispielsweise nicht sinnvoll, daß
die vier EU-Finanzminister, die Mitglied der G7 sind, je eine eigene
Erklärung zur Krise in Rußland abgeben. In diesem Bereich müssen
wir eine gemeinsame Ebene finden.
Der soziale Dialog innerhalb der EU muß verstärkt werden, und die
Sozialpartner müssen stärker in die Wirtschaftspolitik einbezogen
werden. Österreich kann hier wesentliche Erfahrungen einbringen.
Noch während der Österreichischen EU-Präsidentschaft wird es Gespräche der EU-Troika mit den Sozialpartnern geben, um die zwischen den Nationalstaaten stark divergierenden Niveaus in diesem Bereich auszuloten. Als Ansatzpunkt könnten hier zum Beispiel die Nationalen Aktionspläne für Beschäftigung dienen. In Österreich ist der
Nationale Aktionsplan für Beschäftigung mit den Sozialpartnern diskutiert worden, in anderen Staaten wurden die Sozialpartner nicht
einmal informiert. Diese Defizite gilt es auszugleichen.
Die 18 Millionen Arbeitslosen der EU, darunter 5 Millionen Jugendliche, erwarten sich klare Antworten auf ihre Probleme und entschiedenes Handeln. Wir müssen daher das Beschäftigungsproblem an
die vorderste Stelle der nationalen und europäischen Politik zu setzen.
Eine besondere Komponente kommt dabei der Durchsetzung der
Chancengleichheit und der Förderung von Unternehmen zu, im speziellen von Klein- und Mittelbetrieben. Wir haben die Chance und die
Verpflichtung, den europäischen Weg einer Marktwirtschaft mit sozialer Verantwortung zu behaupten und zu festigen.
Leopold Maderthaner
Präsident der Wirtschaftskammer
Österreich
Die Europäische Union anerkennt die Sozialpartner als treibende
Kraft des Wirtschaftslebens und als unverzichtbares Bindeglied zur
Realität des Wirtschaftslebens und fördert deren Mitgestaltungsmöglichkeiten. Wir bekennen uns zu einer aktiven Mitarbeit in den sozialpartnerschaftlich zusammengesetzten EU-Gremien, insbesondere im
Wirtschafts- und Sozialausschuß, und zur konstruktiven Teilnahme
am Sozialen Dialog.
Darüberhinaus ist es im Interesse Österreichs, die Erfahrungen der
österreichischen Sozialpartner bei der Mitgestaltung und Umsetzung
der Regierungspolitik auf Europäischer Ebene einzubringen. Die Sozialpartnerschaft hat in unserem Land eine lange und durchaus erfolgreiche Tradition. Uns allen, Arbeitnehmern genauso wie Untern ehmervertretern, war immer klar und es stand außer Streit, daß wir in
21
Österreich die Wettbewerbsfähigkeit unserer Volkswirtschaft gegenüber anderen im Auge haben müssen, denn nur dann können Arbeitsplätze nachhaltig gesichert werden.
Ein zentraler Punkt für die Wettbewerbsfähigkeit ist die Lohnpolitik. Das sehen wir hier in Österreich besonders deutlich, wo jetzt
schon viele Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen von den
Lohnkosten abhängig machen. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich will keinesfalls unser erreichtes Lohnniveau zurückdrängen. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, müssen wir jedoch gemeinsam nach Lösungen suchen, die mehr
Flexibilität, also mehr Spielraum für einzelne Unternehmen innerhalb
der Kollektivverträge gewährleisten. Hand in Hand mit der Lohnpolitik geht auch die weitere Produktivitätsorientierung, ebenfalls ein gemeinsames Anliegen von Arbeitnehmern und Unternehmern.
Die große neue Herausforderung an die Sozialpartner ist die Einkommenspolitik in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion. An unserem ersten Konferenztag wurde festgestellt, daß die
Europäische Wirtschafts- und Währungsunion den Handlungsspielraum für eine nationale Wirtschaftspolitik einschränken wird. Das gilt
vor allem für Budget, Steuern und überall dort, wo öffentliche Mittel
benötigt werden (Infrastrukturausbau), aber vor allem auch für die
Einkommenspolitik. All das kann in den Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion nicht mehr isoliert betrieben
werden. Daran müssen wir uns gewöhnen.
Daher geht es weiters um die Frage, ob zusätzliche Kompetenzen
bzw. Handlungsmöglichkeiten geschaffen werden müssen, um das Vakuum der Wirtschaftspolitik zu füllen, das auf nationaler Ebene entstanden ist. Die österreichischen Sozialpartner sind gemeinsam der
Ansicht, daß die Verfolgung einer wirtschaftspolitischen Strategie auf
EU-Ebenen notwendig ist, damit Europa im Wettbewerb mit anderen
Weltregionen bestehen kann. Wir haben dies auch in einer gemeinsamen Studie "Wirtschaftspolitische Handlungsspielräume" festgestellt.
Um diese gemeinsamen Strategien zu erarbeiten, brauchen wir neue
Instrumente und Kompetenzen auf EU-Ebene, wie die Koordinierung
der Steuer- und Budgetpolitik oder die stärkere Betonung der Außenwirtschaftspolitik. Wir brauchen also einen neuen makroökonomischen "policy mix " . Damit eine solche Politik in der Europäischen
Union auch realisiert werden kann, bedarf es weiters einer Veränderung des instititutionellen Umfelds auf europäischer Ebene. Das Einstimmigkeitsprinzip bei wichtigen Entscheidungen muß überdacht
werden, eine verstärkte Einbindung des Parlaments und der Europäischen Sozialpartner ist notwendig.
Wenn man sich in Europa grundsätzlich zu einer produktivitätsorientierten Lohnpolitik bekennt, muß man auch sicherstellen kön22
nen, daß eine solche auch gemeinsam verfolgt wird - ansonsten wird
es kurzfristig Gewinner und Verlierer geben, langfristig leiden aber
alle unter den daraus entstehenden Spannungen. Eine langfristig orientierte Lohnpolitik kann auch nur gemacht werden, wenn den Akteu~
ren, also den Sozialpartnern, nicht nur die Verantwortung für die
Lohnentwicklung gegeben wird, sondern sie müssen dann auch in die
Gestaltung des wirtschaftspolitischen Umfeldes stärker einbezogen
werden, aber als gleichberechtigte Partner und nicht bloß als Krisenfeuerwehr!
Dies geht nur, wenn die europäischen Verbände so gestärkt werden,
daß sie auch Mitverantwortung übernehmen können.
Fritz Verzetnitsch
Präsident des Europäischen Gewerkschaftsbundes
Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes
Ein Niedriglohn- Wettbewerb schafft keine Arbeitsplätze. Es ist an
der Zeit, daß wir europäische Leitlinien für die Lohnpolitik schaffen.
Mit Lohnreduktion kann man keinen Wettbewerb gewinnen. Um
Europa nicht in einen ruinösen Lohndumping- Wettbewerb gleiten zu
lassen, bedarf es in Zukunft europaweiter Leitlinien für die Lohnpolitik. Dabei soll es keineswegs um die Festlegung eines einheitlichen
Prozentsatzes gehen, sondern um Mindeststandards und gemeinsame
Grundsätze der Lohn- und Sozialpolitik.
Bezüglich der Beschäftigungspolitik ist es bedauerlich, daß sich die
EU von ihrem Ziel, bis zum Jahre 2000 die Arbeitslosigkeit zu halbieren, verabschiedet hat. Heute geht es vorwiegend um Geldpolitik und
Preisstabilität. Manchmal habe ich den Eindruck, daß immer noch zu
viele europäische Banker unterwegs sind, die immer nur behaupten,
sie seien nur für die Geldpolitik zuständig.
Generell ist in der wirtschaftspolitischen Diskussion der vergangenen Jahre festzustellen, daß es viele Behauptungen und Dogmen gibt,
die sich nicht wirklich beweisen lassen. Dazu zäWe ich etwa die immer
wieder erhobene These, daß eine niedrige Inflationsrate mehr Beschäftigung schaffe. Wer in der derzeitigen Inflationsrate eine Gefahr sieht,
der übertreibt.
Von großer Bedeutung ist es auch, daß europaweit die Steuern harmonisiert werden, der Steuerwettlauf nach unten gestoppt wird, der
Faktor Arbeit entlastet wird, und die Besteuerung der Ressourcen
vorangetrieben wird. Dazu zäWt auch, daß Lücken in der Besteuerung, etwa der Körperschaftssteuer, geschlossen werden.
Was wir in Europa brauchen, ist ein umfassendes EU-Wirtschaftskonzept, in dem die Beschäftigungspolitik eine wesentliche Rolle
23
spielt, denn 18 Millionen arbeitslose Menschen lassen sich nicht" wegbeamen«. Vor allem, um das Problem der Jugendarbeitslosigkeit in
den Griff zu bekommen, bedarf es auch in Zukunft weiterer gemeinsamer Anstrengungen, daß jeder, der eine Lehrstelle sucht, auch eine
bekommt. Wer sich um Ausbildung und Bildung nicht kümmert, der
wird später viele Mittel aufwenden müssen, um Konflikte zu verhindern.
Die europäische Wirtschaftspolitik muß daher besser als bisher koordiniert und die Europäische Zentralbank sowie die Sozialpartner in
einen Dialog eingebunden werden. Die Einbindung der Sozialpartner
in die österreichische Geldpolitik hat dem Schilling sicherlich nicht
geschadet. Zu einer Verbesserung der Transparenz und des Dialogs
gehört zum Beispiel auch, daß der EZB~Rat die Ergebnisse seiner Sitzungen veröffentlicht.
Für eine ausgewogenere Vorgangsweise ist daher zu gewährleisten,
daß die europäischen Sozialpartner stärker in die EU-Politik eingebunden werden. Dies ist als Beitrag dafür zu sehen, das europäische
Wirtschafts- und Sozialmodell weiter zu entwickeln. Wir brauchen ein
wirtschaftspolitisches Fundament, an dem die europäischen Sozialpartner beteiligt sind.
Rudolf Edlinger
Bundesminister für Finanzen
In 94 Tagen wird die dritte Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion beginnen; damit ändern sich grundlegende Rahmenbedingungen der Wirtschaftspolitik. Mit der gemeinsamen Währung werden
viele Politikbereiche neu strukturiert, nun gilt es auch zu überlegen,
welche Irritationen im europäischen Binnenmarkt ausgeschaltet werden müssen, damit die potentielle gemeinsame Kraft auch entfaltet
werden kann.
Der Steuerpolitik kommt hierbei eine zentrale Rolle zu: An der
Notwendigkeit der Steuerkoordinierung oder -harmonisierung führt
kein Weg vorbei. Das beinhaltet mittelfristig auch die schrittweise Erreichung abgestimmter Sozialstandards.
Auf dem ECOFIN-Treffen in Wien wurde vereinbart, die Frage der
Kapitalbesteuerung in Angriff zu nehmen; dem Verhaltenskodex - zur
Zeit noch "ein Tiger ohne Zähne« - müssen bis Jahresende "Zähne
verpaßt werden«. Zu klären ist aber auch die Frage der Unternehmensbesteuerung, wobei hier vorerst die einzelenen Bemessungsgrundlagen zu untersuchen sind - die nominalen Steuersätze alleine
sagen ja noch nicht viel über die tatsächliche Besteuerung und davon
möglicherweise ausgehende Wettbewerbsverzerrungen aus.
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Freilich ist der Weg dorthin keineswegs einfach. Die Steuersysteme
der einzelnen Staaten sind historisch gewachsen, und selbst eine nationale Steuerreform, die Strukturschwächen beseitigen will, sozial ausgewogen ist und den Stabilitätszielen entspricht, bedarf einer großen
Anstrengung. Wenn man dem noch die europäische Ebene hinzufügt,
trägt dies sicherlich nicht zur Vereinfachung bei.
Erfreulich ist jedenfalls, daß unter den europäischen Finanzministern die sozialpolitische Verträglichkeit kein Tabuthema mehr ist.
Dies ist auch absolut notwendig, wenn wir die Union zu einer sozial
akzeptierten machen wollen. Die Steuern auf Arbeitseinkommen haben in Europa in den letzten Jahren zugenommen, jene auf Kapital
und Ressourcen eher abgenommen.
Ein entscheidender Punkt ist auch die Verteilung wirtschafts- und
geldpolitischer Entscheidungskompetenzen. Für Geldpolitik sei die
EZB zuständig, für Wechselkurspolitik die Finanzminister, und
Lohn- und Einkommenspolitik wird auf den nationalen Ebenen gemacht. Der Dialog zwischen den Entscheidungsebenen ist deshalb so
wichtig, weil die Bereiche zusammenwirken; hiermit ist auch die Verantwortung der Geldpolitik angesprochen.
Zusammenfassend kann man sagen, daß der Euro eine gelungene
Antwort Europas auf die Herausforderung der Globalisierung ist. Mit
der Euro-Zone entsteht ein Währungs gebiet, dessen Gewicht in der
Weltwirtschaft mit dem der USA vergleichbar sein wird; und der Euro
wird sich mittelfristig wahrscheinlich zu einer der wichtigsten Weltwährungen entwickeln. Damit entsteht für Europa eine große Verantwortung, die auf allen Entscheidungsebenen wahrgenommen werden
muß. Ein intensivierter Dialog aller Entscheidungsträger muß in den
Dienst der Erhaltung des europäischen Wirtschafts- und Sozialmodells gestellt werden.
Lassen Sie mich abschließend noch einige Worte zur aktuellen Situation in Rußland verlieren: Ein Aspekt tritt bei der Diskussion oft
in den Hintergrund: Rußland ist auf dem Weg in die Demokratie; die
Diskussion zwischen den Institutionen ist ein Teil dieser Entwicklung
und ist als demokratischer Reifeprozeß anzusehen. Der neue russische
Premier hat gute Chancen, sich auf politischer Ebene auf breitere Zustimmung stützen zu können. Der Westen hat es verabsäumt, die Entwicklung einer sozialen Marktwirtschaft in Rußland zu unterstützen.
Jetzt gilt es auch zu prüfen, welche technische und Know-How-Hilfe
- vor allem im Bereich des Steuer- und Bankensystems - der Westen
Rußland anbieten kann.
25
WORKSHOP I: WIRTSCHAFTSPOLITISCHE
HANDLUNGSFELDER AUF NATIONALER
EBENE
Helmut Kramer
Leiter des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung
In wenigen Wochen steht der Beginn der Währungsunion auf dem
Programm. Wir sind uns bewußt, daß in einer Währungsunion die Reaktionen, Mechanismen und Strategien der Wirtschaftspolitik sowohl
auf der nationalen wie der europäischen Ebene verändert werden müssen. Auf der einen Seite haben die Teilnehmer an der Währungsunion
die wesentlichen monetären Kompetenzen an eine zentrale Institution,
das europäische System der Zentralbanken, übertragen, auf der anderen Seite wird die Währungsunion die wirtschaftliche Integration weiter intensivieren, so daß die nationalen Akteure von noch mehr Offenheit und Transparenz der Wirtschaftspolitik gegenüber den Partnern
im Binnenmarkt und der Währungsunion ausgehen müssen.
Die Konstruktion der Währungsunion war bis zuletzt unter den
Ökonomen mehr umstritten als sie es unter den Politikern war. Einer
der am häufigsten geäußerten Kritikpunkte war, daß die Koordination
zwischen einer zentralen europäischen Geldpolitik und den auf nationaler Ebene verbliebenen wirtschaftspolitischen Kompetenzen, die
nach wie vor essentiell sind, nicht genügend klar definiert sei, so daß
daraus Interessenkonflikte resultieren könnten.
Ein anderer Ansatz der Kritik war, daß Reaktionen der nationalen
Wirtschaftspolitik, vor allem was Budget- oder Einkommenspolitik
und hier insbesondere Lohnpolitik betrifft, den Vorgaben aus der
Währungsunion nicht unbedingt entsprechen müßten. Aus diesem
Grund wurde die Verpflichtung zur wirtschaftlichen Konvergenz in
einem besonderen Pakt für Wachstum und Stabilität noch verschärft.
Daran knüpft sich eine weitere Kritik mancher Ökonomen, die befürchten, daß sich aus der Unfähigkeit bestimmter Länder, diese Kriterien zu erfüllen, weitere Spannungen innerhalb der Union ergeben
könnten.
Im folgenden soll besondere Aufmerksamkeit auf drei Punkte gelenkt werden, nämlich das Wesen der politischen Arbeitsteilung zwischen der nationalen und der supranationalen Ebene in einer Währungsunion, Erwartungen über die künftigen Mechanismen und Möglichkeiten der nationalen Wirtschaftspolitik sowie abschließend einige
Gedanken über die Rolle der Sozialpartner in diesem neuen wirtschaftspolitischen Umfeld.
26
Die Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips für die Wirtschaftspolitik
Die europäische Integration hat sich nicht nur politische Ziele gesetzt, sondern soll auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die
Wohlfahrt der Bevölkerung der Union erhöhen. Ein Mittel dazu ist
das Subsidiaritätsprinzip, das im wesentlichen besagt, die Wirtschaftspolitik auf der jeweils passenden, möglichst niedrigen Ebene mit den
erforderlichen Kompetenzen auszustatten. Dieses Prinzip hat seit dem
Vertrag von Maastricht Verfassungsrang in der Union (Art.3b EGVertrag).
Auf der Unionsebene sollen also nur jene Agenden angesiedelt werden, deren Ziele ihrem Umfang und ihrer Wirkung nach dort besser
erreicht werden können. Die nationale Wirtschaftspolitk war wegen
der wachsenden Integration der Märkte und den daraus resultierenden
grenzüberschreitenden Effekten immer häufiger nicht in der Lage,
wirksame Maßnahmen zu setzen. Für manche wirtschaftspolitischen
Problemstellungen hat sich der Nationalstaat zunehmend als zu klein
oder genauer gesagt als zu einflußlos erwiesen.
Das Subsidiaritätsprinzip bedeutet im Idealfall, daß jene horizontale
Ebene, also die Union oder der Nationalstaat, die das beste Nahever~
hältnis zu einem gegebenen Problem hat und daher auch mit den bes~
seren Informationen ausgestattet ist, auch über die entsprechende Ent~
scheidungskompetenz verfügt. Dieses Naheverhältnis läßt sich im ein~
zelnen nicht immer leicht erkennen, daher ist die Anwendung des
Subsidiaritätsprinzips in der Wirklichkeit oft umstritten. Spezielle
Probleme ergeben sich dabei in Hinblick auf die neue, bevorstehende
Stufe der Integration.
• In manchen Fällen kann etwa eine bestimmte Ebene z.B. die
Union vom Prinzip her im Umgang mit anstehenden Problemen
die effektivere sein, aber auf einer anderen Ebene, z.B. der nationalen, spielen gewisse politische Faktoren eine so gewichtige
Rolle, daß die Effizienz des Entscheidungsprozesses erheblich gemindert wird. Solche Faktoren sind etwa Prestigeüberlegungen,
nationale Sonderinteressen, Trittbrettfahrerturn oder mangelndes
Verständnis der Bevölkerung für supranationale Ziele.
• Auch wenn die nationale Ebene grundsätzlich ausreichen würde,
können nationale Gruppenkonflike die Effizienz verringern. Ist
die Durchsetzungskraft der nationalen Wirtschaftspolitik dadurch weit genug reduziert, kann es zu faulen Kompromissen
oder zum Aufschieben wichtiger, anstehender Entscheidungen
kommen. Derartige Patt-Stellungen auf nationaler Ebene können
durch die Union ausgeglichen werden. In Österreich wurde beispielsweise vor dem EU-Beitritt damit argumentiert, daß erst die
27
Union das Aufbrechen
möglichen würde.
bestimmter
versteinerter
Strukturen
er-
Ein weiterer Effekt, der sich aus der Verlagerung bestimmter Kompetenzen auf die gemeinsame, supranationale Ebene ergibt, ist das
Wegfallen bestimmter Unsicherheiten. Der Entscheidungsprozeß
auf
nationaler Ebene findet wegen der bereits erfolgten und der zu erwartenden Integration vermehrt vor dem Hintergrund des institutionellen
europäischen Rahmens statt. Dieser Rahmen wird dadurch ein fixer
Bestandteil in den Kalkulationen der nationalen Wirtschaftspolitik.
Da dies für alle Mitgliedsländer der Währungsunion gilt, können auch
die möglichen Reaktionen von Partnern, die sich mit den selben Rahmenbedingungen konfrontiert sehen, besser abgeschätzt werden. Dadurch kann die nationale Wirtschaftspolitik von einem besser kalkulierbaren internationalen Umfeld ausgehen. Ein wesentlicher Fortschritt der Währungsunion
diesbezüglich ist die Verringerung des
Wechselkursrisikos.
Durch den bereits erreichten
gende Entwicklungen erwarten:
Grad an Integration
lassen sich fol-
1. Aufgrund der allen Mitgliedern gemeinsamen Rahmenbedingungen
wird sich die bi- oder multilaterale Zusammenarbeit auch bei solchen Materien verbessern, die bisher noch nicht in den Kompetenzbereich der Union fallen.
2. Durch die grenzüberschreitende
Gültigkeit wirtschaftspolitischer
Spielregeln ergeben sich mehr Möglichkeiten für interregionale Zusammenarbeit. Die subnationale Ebene kann dadurch ebenfalls an
Einfluß gewinnen.
Künftige Funktionsweisen einer nationalen Wirtschaftspolitik
In der bisherigen Diskussion über die Rolle nationaler Wirtschaftspolitik in der Währungsunion kam es immer wieder zu Mißverständnissen. In der nationalen Debatte wurde oft argumentiert, daß mit der
Abgabe von wirtschaftspolitischen
Kompetenzen nach Brüssel oder
Frankfurt sich auch der Handlungsspielraum
auf nationaler Ebene
verringern müsse. Formaljuristisch betrachtet ist diese Argument auch
richtig. In materieller Hinsicht allerdings nicht, da die Wirksamkeit jener nationalen Instrumente, die nun an die Union delegiert wurden,
im internationalen Wettbewerb schon bisher stark nachgelassen hatte.
Dies gilt insbesondere für die Geldpolitik, da die meisten Mitgliedsstaaten der Währungsunion im Sinne der Effizienzsteigerung ihre formale Autonomie schon länger zugunsten einer DM-Bindung abgege-
28
ben haben. Durch die Teilnahme an der Währungsunion gewinnt die
nationale Wirtschaftspolitik entsprechend ihrem Einfluß auf die EZB
neue Handlungsspielräume, auf die sie vorher freiwillig verzichtet hat.
Die formale Verschiebung nationaler Kompetenzen zur Union hin
bedeutet nicht automatisch, daß deren Ausübung auf dieser Ebene
auch gewährleistet ist. Tatsächlich ist es so, daß ein Teil der formal nationalen Kompetenzen an die Union abgegeben wurde, dort aber
nicht angekommen ist. Dies gilt z.B. für die Wechselkurspolitik. Die
EZB ist entsprechend ihrer Satzung nur ermächtigt, die interne Preis~
stabilität des Euro aufrecht zu erhalten, nicht aber den Wechselkurs
zu anderen Währungen festzulegen. Diese Entscheidung obliegt dem
Rat. Die Handlungsspielräume der monetären Politik sind daher auf
Unionsebene geringer als sie es formal betrachtet bisher auf nationaler
Ebene waren.
Auch die Koordination der Geldpolitik mit anderen Politikfeldern,
die sich auf nationaler Ebene oft als sehr effektiv herausgestellt hat, ist
auf Unions ebene noch nicht entsprechend ausgeformt. Die Meinungen der Teilnehmerländer gehen in diesem Punkt noch sehr weit auseinander, insbesondere die Koordination der Geld- und Beschäftigungspolitik birgt noch das Potential einer ernsten Belastung für die
Union. Eine Wirtschaftspolitik mit dem Ziel einer Gesamtstabilität,
wie dies in Österreich in den siebziger Jahren der Fall war, ist auf
Unionsebene auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. Dazu trägt auch
bei, daß manche Kompetenzen zwar auf Unionsebene übertragen
werden, diese aber von den Ländern nicht mit entsprechenden Finanzmitteln ausgestattet wird. Die Unionsebene wäre in diesem Fall
entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip zwar die adäquate, sie ist aber
nicht handlungsfähig. Ein Beispiel dafür sind die grenzüberschreitenden Maßnahmen im Umweltschutz; die notwendigen Schritte auf nationaler Ebene unterbleiben, und die Union verfügt nicht über die benötigten Gelder.
Ein weiteres Argument in Hinblick auf die Währungsunion lautet,
daß mit dem Wegfall der nationalen Wechselkurs- und damit der
Zinspolitik die Hauptlast zur Gewährleistung von Wettbewerbsfähigkeit und Vollbeschäftigung bei der Lohnpolitik liege. Dies ist insofern
richtig, als das Gewicht eines Instruments zunimmt, wenn ein anderes
wegfällt. Durch die zunehmende Integration der Märkte hat sich der
Handlungsspielraum der nationalen Lohnpolitik verengt. In einem
Binnenmarkt muß sich die Lohnentwicklung immer mehr an den ge~
samteuropäischen Tendenzen - zumindest in der betreffenden Branche - orientieren. Nationale Kollektivverträge büßen immer mehr an
bindender Wirksamkeit ein.
In einer Währungsunion verschwindet zwangsläufig der Zusammenhang zwischen nationaler Lohnpolitik und Inflation. Damit geht
29
auch die Möglichkeit verloren, bei Kollektivvertragsverhandlungen
Reallohnziele zu verfolgen. Die von diesem Zusammenhang ausgehende diziplinierende Wirkung fällt also weg und damit vermeintlicherweise auch der Anreiz zu Arbeitsmarktreformen. Die Entkoppelung der Inflationsrate von der Lohnentwicklung ist aber nicht eine
Konsequenz der Währungsunion, sondern ergibt sich bereits aus der
Integration der Gütermärkte. Ein mäßiger Lohnabschluß auf nationaler Ebene hat eben einen geringeren Einfluß auf das Preisniveau auf
dem gesamteuropäischen Binnenmarkt. Tatsächlich können sich innerhalb der Währungsunion verschiedene nationale oder sogar regionale Inflationsraten bilden. Diese werden aber eher das Ergebnis unterschiedlicher öffentlicher Tarife und Steuersätze sein. Anreize zu
Reformen für mehr Effizienz am Arbeitsmarkt wird es auch in einer
Währungsunion geben. Diese werden dann nicht mehr durch Inflationsängste motiviert sein, sondern durch den intensiveren Wettbewerb am Binnenmarkt.
Wenn das Instrument der Abwertung entfällt, bleiben zwei Optionen zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit: flexiblere Löhne oder mehr
Mobilität des Faktors Arbeit. Da mit einer massiven Zunahme der
Mobilität nicht gerechnet werden kann, wird manchmal argumentiert,
daß sich angesichts steigender Arbeitslosenzahlen gewisse Anpassungsschwierigkeiten bei den Löhnen ergeben könnten. Die Arbeitskosten hängen aber nicht allein von der Lohnhöhe ab, sondern ergeben sich erst aus dem Verhältnis von Lohn- und Produktivitätsniveau.
Dieses Verhältnis ist eine der wichtigsten Determinanten in Bezug auf
die Wettbewerbsfähigkeit eines Standorts. Der entscheidende Parameter der nationalen Wirtschaftspolitik wird in Zukunft in der Gestaltung aller Einflußgrößen auf das Produktivitätsniveau liegen. Damit
ist nicht nur die betriebliche Produktivität angesprochen, sondern
auch die Gestaltung aller überbetrieblichen Rahmenbedingungen, also
die materielle Infrastruktur, Organisation und Effizienz des öffentlichen Dienstes, die Gestaltung des Steuersystems, die Struktur des
Staatshaushalts, die Förderung des Innovationspotentials aus F&E,
aber auch tiefere Ursachen für ein aufgeschlosseneres Klima gegenüber Innovation.
Konsequenzen für die Rolle der Sozialpartner
Die Währungsunion wird nicht so sehr die Spielräume nationaler
Wirtschaftspolitik verändern, da sich solche Veränderungen bereits
aus dem Foranschreiten der Integration ergeben haben. Natürlich
wirkt die Währungsunion in mancher Hinsicht wettbewerbsverschärfend, aber sie ermöglicht auch eine gewisse Immunisierung gegenüber
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globalen Turbulenzen. Auch die Schaffung eines gemeinsamen institutionellen Rahmens, der die Aktionen der Partner kalkulierbarer
macht, trägt zu Effizienzsteigerungen bei. Durch die Verlagerung formaler Kompetenzen, in denen die einzelnen Nationalstaaten ohnedies
keine autonomen Entscheidungen mehr treffen konnten, auf die
Ebene der Union gewinnen die Mitglieder der Währungsunion sogar
ein gewisses Mitspracherecht.
Lohn-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik werden als die wichtigsten
nationalen Handlungsspielräume überbleiben, aber auch hier gewin~
nen internationale Rahmenbedingungen an Bedeutung. Dadurch gerät
die Gestaltungsautonomie der Sozialpartner unter Druck, ebenso wie
die einzelstaatlichen Maßnahmen, insbesondere die Fiskalpolitik, immer mehr von internationalen Vorgaben und internationalem Wettbewerb geprägt sind. Gerade beim Wettbewerb der Steuersysteme gibt
es keine effiziente Koordination von Seiten der Union. Dies wird
wohl einer der wichtigsten anstehenden Integrationsschritte werden.
Grunsätzlich ist Wettbewerb zwischen nationalen Steuersystemen
nicht abzulehnen. Man muß jedoch zwischen fairem und unfairem
Wettbewerb unterscheiden. Als unfairer Wettbewerb lassen sich alle
Versuche bezeichnen, die allein darauf hinauslaufen, Teile der Besteuerungsbasis aus Nachbarstaaten in das eigene Land zu locken. Ansätze einer Koordination auf diesem Gebiet blieben bisher wirkungslos. Tritt diesbezüglich keine Änderung ein, ist die Finanzierung notwendiger öffentlicher Leistungen in Frage gestellt.
Die Antwort der nationalen Wirtschaftspolitik auf diese Tendenzen
muß in einer aktiveren Standortpolitik liegen, d.h. in der Gestaltung
attraktiver Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Tätigkeiten im
eigenen Staatsgebiet. Die Wettbewerbsfähigkeit inländischer Unternehmen gegenüber der internationalen Konkurrenz muß weiter ausgebaut werden, aber nicht durch einen verfehlten Wettlauf mit Subventionen und Steuererleichterungen. Entscheidend ist letztlich, ob die
Rahmenbedingungen günstig sind für Innovation und StrukturwandeI. Dazu gehören vor allem das Bildungssysrem, F&E, öffentliche
Meinungsbildung sowie die Effizienz der öffentlichen Dienste. Dies
wird die Basis der künftigen nationalen Wirtschaftspolitik, abgesehen
von einer aktiven Einflußnahme auf gesamteuropäische Entscheidungsprozesse.
Hier liegt nun auch eine neue Herausforderung für die Sozialpartner. Wegen der zunehmenden Integration hat ihr Einflußbereich an
Wirksamkeit verloren, teilweise wurden originäre Entscheidungskompetenzen auf die Unionsebene verlagert. Deshalb müssen die Sozialpartner verstärkt versuchen, ihren Einfluß auf europäischer Ebene zu
koordinieren, um ihren Interessen mehr Geltung zu verschaffen.
Daneben stellt sich auch die Aufgabe, an Verbesserungen der natio31
nalen Standortbedingungen, insbesondere der Innovationsfähigkeit
mitzuwirken. Dies ist nicht nur deshalb schwierig, weil die Sozialpartner Interessensvertreter sind und häufig dazu neigen, bereits vorhandene Interessen zu vertreten. Standortpolitik erfordert meist eine langfristige Orientierung, kurzfristige Edolge sind dabei eher unwahrscheinlich. Den von den Sozialpartnern Vertretenen kann wenig unmittelbarer, insbesondere monetärer Nutzen in Aussicht gestellt werden, vielmehr geht es dabei um eine Verbesserung der Wohlfahrt auf
längere Sicht.
Das notwendige Verständnis für solche wirtschaftspolitische Strategien zu wecken, sind die Sozialpartner viel eher in der Lage als irgendwelche Regierungsstellen. Sie haben einen direkten Kontakt zur Bevölkerung, sie verfügen über die relevanten Informationen, welche
Probleme sich aus einer bestimmten Politik für die Betroffenen ergeben. Diese unerläßliche Aufgabe sollte in Zukunft verstärkt von den
Sozialpartnern wahrgenommen werden.
Diskussion
Einige Diskussionspunkte, die im Zusammenhang mit der Währungsunion erörtert werden, prägen auch die Auseinandersetzung um
den Prozeß der Globalisierung. Dazu zählen vor allem die erhöhte
Mobilität von Produktionsfaktoren, also Kapital, Information und das
qualifiziertere Segment des Faktors Arbeit. Durch die Integration der
Märkte hat sich der Wettbewerb um diese Faktoren verschädt. Bereits
aus der Implementierung der Währungsunion hat sich eine einheitliche Geldpolitik entwickelt, die durch fixe Wechselkurse die Rahmenbedingungen für die Intensivierung des Wettbewerbs liefert.
Entgegen der Behauptung mancher Ökonomen ist der Wirtschaftspolitik keineswegs die Möglichkeit makroökonomischer Entscheidungen abhanden gekommen, sondern jene Kompetenzen, die auf der nationalen Ebene kaum mehr durchsetzbar waren, wurden auf die Ebene
der Union verlagert. Dazu zählt vor allem das Instrument der Geldpolitik, das in Zukunft dem direkten Einfluß der nationalen Akteure entzogen ist. Aber durch die Koordination auf europäischer Ebene ist
auch weiterhin ein makro ökonomischer policy-mix möglich. Es
wurde oft darauf hingewiesen, daß die Teilnehmerstaaten an der Währungsunion sich der Möglichkeit begeben, im Falle eines nur ihren
Staat betreffenden Schocks die ökonomische sinnvolle Reaktion einer
Abwertung zu setzen. Durch die wirtschaftliche Konvergenz der Mitglieder der Union sind solche regional begrenzten Schocks immer weniger wahrscheinlich geworden, viel eher ginge dies zu Lasten be32
stimmter Branchen, die sich in allen Staaten finden lassen. Die einzige
Ausnahme in dieser Hinsicht war die deutsche Wiedervereinigung.
Durch die Integration der Märkte und die stärkere Transparenz, die
sich aus einer gemeinsamen Währung ergibt, könnte sich der Druck
hin zu mehr Lohnflexibilität erhöhen, dies z.B. insbesondere in einer
Rezession. Da die europäische Integration aber ein langfristiger Prozeß ist, der bereits seit längerem voranschreitet, ist eine massive Verschärfung der Konkurrenz nicht zu erwarten. Zum Ausgleich konjunktureller Einbrüche muß auch nicht notwendigerweise das Lohnniveau sinken, da der nationalen Wirtschaftspolitik für diesen Zweck
auch weiterhin budgetäre Maßnahmen zur Verfügung stehen. Lohnverhandlungen werden aber zumindest auch mittelfristig auf nationaler Ebene geführt werden, da die Struktur der Arbeitsbeziehungen
von Nation zu Nation noch unterschiedlich sind, und verbleiben daher im Zuständigkeitsbereich der nationalen Sozialpartner.
Der Konjunkturstabilisierung durch das Budget sind allerdings
auch Grenzen gesetzt. Die Konsolidierung der Staatshaushalte hat in
der Vorbereitungsphase für die Währungsunion in den Teilnehmerländern Fortschritte gemacht, die Verschuldung der Staaten und ihr
jährliches Nettodefizit haben in den meisten Fällen eine positive Entwicklung genommen. Damit wurden Handlungsspielräume für die
Zukunft geschaffen, die nun nicht einfach aufs Spiel gesetzt werden
dürfen.
Eine Steigerung der Effizienz der öffentlichen Haushalte ist aber
nicht nur deshalb von Bedeutung, weil dadurch die Staatsverschuldung reduziert werden kann. Hohe steuerliche Belastungen können
zu Verzerrungen am Arbeitsmarkt führen, die dann vor allem im unteren Lohnsegment besonders deutlich zu spüren sind. Darüberhinaus
sehen sich die meisten Teilnehmerstaaten durch die demografische
Entwicklung mittel- bis langfristig mit einem erhöhten Finanzbedarf
ihrer öffentlichen Pensionssysteme konfrontiert. Die Finanzierung der
staatlichen Alterssicherung wird in den meisten Staaten durch lohnund einkommensbezogene Beitragszahlungen gewährleistet. Wenn
diese in Zukunft stark angehoben werden, wird damit der Faktor Arbeit verteuert, was kaum zur Verbesserung der europäischen Beschäftigungssituation beitragen wird.
Als ein weiteres Risiko der Währungsunion wurde der unfaire Steuerwettbewerb zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten genannt.
Durch Steuererleichterungen, insbesondere für mobilere Produktionsfaktoren, betreiben einige Staaten einen Standortwettbewerb innerhalb
der Union, der zur Aushöhlung der Besteuerungsbasis der mobilen
Faktoren und zu einer höheren Belastung der Faktoren mit geringerer
Mobilität, vor allem weniger qualifizierter Arbeit, führt. Hier muß auf
ein Schließen ungerechtfertigter Steuernischen durch verstärkte Koor33
dination auf Unionsebene gedrängt werden, und ein verbindlicher
Rahmen für fairen Steuerwettbewerb sollte geschaffen werden. In diesem Punkt gehen die Meinungen noch weit auseinander, einerseits
wird mittelfristig die Koordination der Kapital- und Unternehmensbesteuerung auf Unionsebene gefordert, um den unfairen Steuerwettbewerb zu unterbinden, während andere noch die wohlfahrtssteigernde Wirkung eines relativ freien Wettbewerbs der Steuersystem betonen.
Der Steuerwettbewerb läßt auch den Spielraum für nationale Umverteilungspolitik immer mehr schrumpfen. Um hier einer langfristigen VerscWechterung zum Zweck einer Erhöhung der kurzfristigen
Standort attraktivität vorzubeugen, sollte die Union die Schaffung sozialer Mindeststandards anregen. Ähnliches gilt auch auf dem Gebiet
der Umweltpolitik; um einem ungezügelten Wettbewerb um die am
wenigsten strengen Auflagen vorzubeugen, sollten auch gewisse Umweltnormen auf Unionsebene festgesetzt werden.
Durch die Fortschritte der europäischen Integration waren auch die
bislang geschützten Sektoren der nationalen Volkswirtschaften in zunehmenden Maße dem Konkurrenzdruck
ausgesetzt. Durch die Wäh~
rungsunion und die damit verbundene Transparenz der Preise wird
sich dieser Druck in Zukunft noch erhöh<.J:n.Vorhandene StrukturprobIcme werden dadurch umso deutlicher zum Vorschein kommen. Das
Beheben dieser Schwachstellen und die damit eng korrelierte Steigerung der gesamtwirtschaftlichen
Effizienz wird weiterhin eine Aufgabe der nationalen Wirtschaftspolitik sein. Vorschläge und Maßnahmen in dieser Richtung sollten von den zuständigen Akteuren in Zu~
kunft mit den Sozialpartnern abgesprochen werden.
34
WORKSHOP 11:INSTITUTIONELLE
AUF NATIONALER EBENE
Frans van Waarden
Universität Utrecht
VORAUSSETZUNGEN
(NL)
Vor- und Nachteile zweier Grundtypen von StaatWirtschafts-Beziehungen
Wirtschaftliche, politische und rechtliche Internationalisierung stellt
kein so enormes Bedrohungspotential
für nationale Politik dar, wie
man es ihr in der öffentlichen Diskussion oft zuschreibt. Zunehmende
Internationalisierung
bewirkt vielmehr, daß die Bedeutung der staatlichen Institutionen, jener Institutionen also, derer sich der Staat bei der
Gestaltung, Regulierung und Umsetzung seiner Politik bedient, zunehmen wird. Unterstrichen wird diese Aussage durch eine Reihe von
Studien, die zu dem Schluß kommen, daß die unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen
für die Verschiedenheiten
in der
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der einzelnen Mitgliedsstaaten der
Europäischen Union verantwortlich
sind. Sehr große Bedeutung
kommt daher in diesem Zusammenhang den Beziehungen zwischen
Staat und Wirtschaft zu. Wohlfahrtstaaten mit hochentwickelten Regulierungssystemen, welche tief in die Wirtschaft eingreifen, können
nicht auf die Beibehaltung und Entwicklung intensiver Beziehungen
zur Wirtschaft verzichten.
Man kann nun die Beziehungen zwischen Staat und Wirtschaft sehr
allgemein durch zwei Grundtypen charakterisieren: das konsensualkorporatistische und das adversial-pluralistische Modell.
Ein extremes Beispiel für das adversial-pluralistische
Modell sind
die USA. In den Vereinigten Staaten besteht der Glaube, daß man
durch Auseinandersetzung und Wettbewerb, durch das Aufeinanderprallen von Meinungen und Interessen zur besten Lösung gelangt.
Diese Tradition ist tief in der Geschichte verwurzelt und findet in vielen wirtschaftlichen, politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Institutionen ihren Ausdruck. Die wichtigsten Instrumente der Politik
sind regulative Vorgaben, Anordnungen und Kontrolle. Man geht davon aus, daß Staat und Wirtschaft unterschiedliche Interessen verfolgen, wobei der Staat das öffentliche Interesse und private Verbände
Partikularinteressen
vertreten. Beide stehen sich mißtrauisch gegenüber, und es gibt wenig gemeinsame Kooperation, welche zusätzlich
noch durch die Verfassung und einen großen Teil des Verwaltungsrechtes erschwert wird. In der Phase der Politikgestaltung betreiben
Verbände Lobbying gegenüber der Regierung, in der Umsetzung der
Politik leisten sie auf vielfältige Weise Widerstand.
35
Konsensual-korporatistische
Modelle sind typisch für kleinere
europäische Staaten. Diese haben eine lange Tradition der Problemlösung durch Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft und sind um
Kompromisse oder sogar Konsens bemüht. Diese Tradition ist auf historische Probleme der Bewältigung sozialer Konflikte, die in manchen Fällen zum Bürgerkrieg führten, zurückzuführen.
Es wurden
politische, rechtliche und wirtschaftliche Institutionen geschaffen, die
der konsens orientierten Beilegung von Interessenkonflikten
dienen
sollen. Wirtschaftliche Interessenvertretungen
werden sowohl in den
Gestaltungsprozeß
als auch in den Umsetzungsprozeß
öffentlicher
Politik eingebunden. Sie sollen damit in die Lage versetzt werden,
Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen. Beispiele dafür
sind der niederländische Wirtschafts- und Sozialrat und die österreichische Paritätische Kommission.
Vergleicht man nun die Vor- und Nachteile dieser skizzierten Modelle, so kommt man zu dem Ergebnis, daß das adversiale Modell
seine Vorzüge hat, es birgt aber auch hohe Kosten. Zum anderen können Konsens und Korporatismus auch Gefahren und Kosten in sich
bergen. Zu den wesentlichsten Kosten des adversialen Modelles zählen
die Kosten der Auseinandersetzung zwischen Interessen und Meinungen sowie die Transaktionskosten von Verhandlungen (z. B. Lohnverhandlungen). Beispiele dafür sind eine hohe Streikrate, daraus resultierende Verluste in der Produktivität, die Kosten gerichtlicher Auseinandersetzungen und Rechtsdurchsetzung
sowie die langsame Umund Durchsetzung politischer Maßnahmen. Da es keine vorgeschalteten Verhandlungen der betroffenen Interessen gibt, ist zwar der Entscheidungsprozeß relativ kurz, die Umsetzung erfolgt jedoch langsam
und ist darüberhinaus wenig effizient, da sie bei den betroffenen Interessengruppen auf Widerstand stößt.
Ein Trend in Richtung verstärkter gerichtlicher Durchsetzung ist
auch in Europa zu erkennen. Das bestehende Rechtssystem wurde
stärker ausgeweitet, und es wurden Institutionen geschaffen, welche
die Menschen in Europa zwar mit mehr Rechten ausstatten, die aber
auch einen zusätzlichen Kostenfaktor (Kosten von Rechtsstreits) entstehen lassen.
Dem korporatistischen
Modell wird vorgeworfen, für unklare
Strukturen in der Aufteilung der Verantwortlichkeit, für einen Mangel
an politischer Führung, für Patt-Stellungen im Entscheidungsprozeß,
für institutionelle Verkrustung und für den Mißbrauch öffentlicher
Macht für Partikularinteressen verantwortlich zu sein. Die Erfahrung
hat jedoch gezeigt, daß unter bestimmten Voraussetzungen eine Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft entscheidende Vorteile aufweist, welche die möglichen Kosten mehr als aufwiegen können; vor
allem wenn es gelingt, durch institutionelle Rahmenbedingungen und
36
eine gemeinsame Kultur die Gefahr von Partikularinteressen und das
Abschöpfen von Renten zu verhindern. Die Einbeziehung der gesell~
schaftlichen Organisationen in die Gestaltung der Politik erhöht die
wechselseitige Verantwortlichkeit zwischen Staat, dessen Regulierung
und den davon Betroffenen. Politische Maßnahmen und Regulierun~
gen werden pragmatischer, annehmbarer, realistischer. Gleichzeitig
wird deren Umsetzung effizienter und effektiver, da durch die enge
Zusammenarbeit zwischen Staat und Interessenverbänden ein breiter
Konsens über die öffentliche Politik geschaffen wurde.
Welches dieser alternativen Modelle ermöglicht einen größeren
Handlungsspielraum für die Wirtschafts~ und Sozialpolitik? Auf den
ersten Blick scheint das adversial~pluralistische Modell dem Staat eine
größere Autonomie und daher eine größere Freiheit zur Entwicklung
neuer Politik einzuräumen. Allerdings sind die Kosten der Um- und
Durchsetzung oft so hoch, daß sie die tatsächliche Effizienz einer solchen Politik wesentlich beeinträchtigen bzw. verringern. Im Gegensatz dazu bestehen bei konsensual-korporatistischer Beziehung zwi~
sehen Staat und Wirtschaft möglicherweise Beschränkungen für die
Politik. So können bestimmte Instrumente und Lösungen der Politik
nicht diskutiert werden, weil sie auf Widerstand bei den organisierten
Interessen stoßen. Andererseits können Maßnahmen, über die ein
Komprorniß oder sogar ein Konsens hergestellt werden kann, wahrscheinlich effizienter umgesetzt werden. Ein Indiz dafür ist die Tatsa~
ehe, daß kleinere konsensual~korporatistische Staaten erfolgreicher in
der Umgestaltung ihrer Sozialsysteme waren, als beispielsweise Mar~
garet Thatcher oder Ronald Reagan mit ihrer radikalen Politik der
Rückführung des Wohlfahrtsstaates, die in beiden Ländern großen
Widerstand ausgelöst hat.
Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg kooperativer Bezie~
hungen zwischen Staat und Wirtschaft ist die Existenz von wirtschaftlichen Interessenverbänden, die enge Eigeninteressen überwinden und
Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen können. Dazu müssen die Verbände mehr als nur ein Übertragungsmechanisus für die
ungefilterten Partikularinteressen ihrer Mitglieder sein. Sie müssen
eine Führungsrolle übernehmen und die Interessen ihrer Mitglieder
unter Berücksichtigung der Interessen und Möglichkeiten ihres Ge~
genübers neu formulieren. Zu den Faktoren, die das Entstehen, den
Bestand und die Legitimation solcher verantwortungsbewußter Interessenverbände födern, zählen:
• eine Kultur, in der Komprorniß und Zugeständnisse nicht unbedingt als Versagen, sondern als Beitrag zum Erfolg gesehen wer~
den;
• eine Kultur, wo in der sozio~ökonomischen Elite - den Arbeit~
37
nehmer- und Arbeitgeberverbänden,
Vertrauens basis besteht;
der Regierung - eine gute
• eine starke, anerkannte und selbstbewugte öffentliche Verwaltung, die mit den Interessenverbänden
in engen Kontakt treten
kann, ohne dag dabei der Verdacht einer Bevorzugung oder von
Privilegien besteht;
• die Existenz breiter und umfassender
über ein Mindestmag an Mechanismen
zung von Vereinbarungen verfügen;
Interessenverbände,
die
zur internen Durchset-
• ein häufiger Kontakt zwischen der Elite, welcher durch eine Vielzahl unterschiedlicher
institutioneller Kanäle für Konsultation
und Kooperation gefördert werden kann;
• die Einbeziehung der Sozialpartner in eine Reihe von Politikbereichen, dadurch die Möglichkeit für verstärkten Kompromig in
unterschiedlichen Bereichen;
• darüberhinaus entscheidend für die Legitimation eines konsensual-korporatistischen
Modells mit verantwortungsbewugten
In~
teressenverbänden
ist deren "Performance",
d. h. deren wirtschaftlicher Erfolg und Leistungsfähigkeit.
Es ist nun vollkommen klar, dag die Voraussetzungen für ein kooperationsorientiertes
Modell nicht in jedem Land im gleichen Ausmag bestehen. Die europäischen Ländern weisen hier groge Unterschiede auf, Unterschiede, die ihre Begründung in der Geschichte der Geschichte der Staats gründung, der Geschichte der Entwicklung
der Gesellschaft - finden. Aber gerade diese unterschiedliche Entwicklung der Mitgliedstaaten der Europäischen Union sollte es möglich erscheinen lassen, dag die einzelnen Staaten voneinander und aus
ihrer eigenen Geschichte lernen. Der Prozeß der europäischen Integration ist Herausforderung und Möglichkeit zugleich, eventuell auch
ein Druckmittel, um die Mitgliedstaaten 7.U einem neuen Lernprozeß
zu bewegen. Was bereits in der Vergangenheit möglich war, das Ler~
nen aus Erfahrungen, sollte auch in Zukunft wieder möglich sein und/
oder bleiben.
Diskussion
Die Einschätzung Van Waardens, wonach Korporatismus bzw. Sozialpartnerschaft in Europa wieder im Aufschwung ist, trifft nicht
auf allgemeine Zustimmung. Nach Meinung der Diskutanten lassen
sich keine eindeutigen Tendenzen, weder in Richtung einer Stärkung
38
noch hinsichtlich einer Auflösung korporatistischer Strukturen erkennen.
Es gab zwar in letzter Zeit Beispiele dafür, daß Länder, die eigentlich eine ganz andere Tradition hatten, auf Korporatismus setzten,
beispielsweise Italien, welches, um die erfolgreiche Umsetzung der
Maastricht-Kriterien
erreichen zu können, zu einem System der Zusammenarbeit zwischen den Sozial- und Wirtschaftspartnern
mit der
Regierung überging. Andererseits muß man dabei berücksichtigen,
daß es außergewöhnliche Umstände waren, die auch das Umfeld sehr
stark verändert haben und eine U morientierung notwendig machten.
Darüberhinaus
gibt es innerhalb der europäischen Sozialpartner
durchaus Stimmen, die wenig Zweifel daran lassen, daß sie an einer
Zusammenarbeit mit anderen Interessensverbänden
nur wenig Interesse haben.
Ein weiterer Grund für eine Relativierung der Einschätzung Van
Waardens ist das vollkommene Umschlagen der Stimmung und Beurteilung des kooperativen Modells in den Medien. Gab es in Österreich
in den siebziger und achtziger Jahren eigentlich einen breiten Konsens
darüber, daß das System der Kooperation etwas Positives war, so fand
im Zuge des österreichischen Beitritts zur Europäischen Union eine
Wende statt, hin zu der Ansicht, daß der moderne Staat ganz anders
organisiert zu sein hat. Da sich diese mediale Beurteilung seither nur
wenig verändert zu haben scheint, bleibt die Frage offen, wie sehr man
von einer nachhaltigen Entwicklung in Richtung eines kooperationsortientierten Modelles sprechen kann.
Trotz der Divergenzen hinsichtlich einer Stärkung korporatistischer
Modelle auf europäischer Ebene waren sich die Diskutanten einig darüber, daß durch die Währungsunion und die damit verbundenen Einschränkungen politischer und wirtschaftlicher Handlungsspielräume
kaum eine andere Möglichkeit besteht, als in die Richtung einer konsensualen Vorgangsweise zu gehen. Dabei darf vor allem auch der
Staat nicht aus seiner Verantwortlichkeit
entlassen werden.
Neben den Sozial- und Wirtschaftspartnern gäbe es jedoch noch weitere institutionelle Faktoren, die für die Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik eine Rolle spielen können und deren Interessen Berücksichtung finden müßten. Erwähnt sei hier vor allem die große Gruppe
der Arbeitslosen, bei denen sich eine deutliche Diversifizierung der Interessensformulierungen feststellen läßt. Zum einen findet man Organisationen und Initiativen, die den Anspruch erheben, die Interessen von
Arbeitslosen zu repräsentieren, zum anderen stellt sich die Frage, wie
dieser Anspruch im Verhältnis zu den Gewerkschaften und deren Fähigkeit zur Interessensvertretung zu bewerten ist. Es scheint daher notwendig zu sein, auch auf europäischer Ebene Formen zu finden, um den sogenannten NGOs mehr Raum in der politischen Diskussion zu geben.
39
Um die einzelnen Verbände in den Sozialen Dialog einzubinden, ist
es aber notwendig, daß diese auch gesamtwirtschaftliche Verantwortung übernehmen können bzw. zu tragen bereit sind. Sie sollten daher
von staatlicher Seite mit Organisationshilfen ausgestattet werden, die
sie in die Lage versetzen, ausreichend übergreifend organisiert zu sein,
um so nachhaltige Strukturen konsensualer Politik auf Verbändeebene
zu etablieren. Ein Beispiel für solch eine Organisationshilfe wäre es,
einen Verband mit der Möglichkeit auszustatten, Kollektivverträge
abzuschließen, die dann unter bestimmten Bedingungen allgemeine
Verbindlichkeit erlangen können.
Wenn darüberhinaus, im Zuge der Diskussion um eine Harmonisierung der Einkommens- und Lohnpolitik innerhalb Europas, die Notwendigkeit besteht, auf nationaler Ebene eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik zu betreiben, so wird man in jenen Fällen mit
Schwierigkeiten bei deren Umsetzung rechnen müssen, in denen es
Richtungsgewerkschaften oder rivalisierende Gewerkschaften gibt, die
unter Umständen versuchen könnten, auf Kosten anderer Marktanteile zu gewinnen. Die Lösung für dieses Problem liegt in den sogenannten "encompassing associations", umfassenden Verbänden: diese
sind nicht in der Lage, die Kosten auf andere abzuwälzen, womit die
Möglichkeit für einen internen Interessenausgleich geschaffen wird.
Im Fall der bereits angesprochenen NGOs stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, wie sehr es sich hier um Partikularinteressen
handelt, die zwar im politischen Gestaltungsprozeß gehört werden
sollten, deren Einbindung in den Sozialen Dialog aus diesem Grund
aber auch nur begrenzt möglich erscheint.
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Staat, Unternehmen
und Gewerkschaften muß sich also auch auf die Politik stützen können, und es bedarf des Vertrauens in die Institutionen bzw. die einzelnen Partner. In diesem Zusammenhang scheinen drei Punkte für eine
erfolgreiche Umsetzung eines kooperations orientierten Modelles von
Bedeutung zu sein: Die einzelnen Akteure des Systems müssen stark,
stabil und repräsentativ sein. Es bedarf demokratischer Strukturen innerhalb der Interessenvertretungen. Zwischen den einzelnen Akteuren
muß ein Klima der Anerkennung herrschen, darüberhinaus die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung und Verpflichtung.
Zusammenfassend kann man zu der vorsichtigen Einschätzung gelangen, daß das konsensuale Modell, trotz möglicher Nachteile und
Risken, eine erfolgreiche Bewältigung der Aufgaben im Rahmen der
Wirtschafts- und Währungsunion wahrscheinlicher und machbarer erscheinen läßt, als dies im Falle eines adversial-pluralistischen Systems
möglich wäre.
40
WORKSHOP 111:WIRTSCHAFTSPOLITISCHE
HANDLUNGSFELDER AUF EUROPÄISCHER
EBENE
Ludwig Schubert
Europäische Kommission, GD 11
Die Staaten, die an der Währungsunion teilnehmen, sehen sich gegenwärtig mit einem gravierendem Problem konfrontiert, nämlich der
hohen Arbeitslosigkeit. Die Lösung des Beschäftigungsproblems und
die Sicherung, Reform und Weiterentwicklung des europäischen Sozialmodells sind die zentralen Herausforderungen der Zukunft.
Die Währungsunion ist kein Ersatz für Beschäftigungspolitik, und
auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen allein sind zur Beseitigung
des Beschäftigungsdefizits nicht ausreichend. Zur Zeit gibt es 18 Millionen Arbeitslose in der Union, und die Erfahrung der letzten Jahre
hat gezeigt, daß selbst bei wachsenden Beschäftigtenzahlen die Arbeitslosigkeit nicht abnimmt. Verschiedene Schätzungen mit unterschiedlichen Zeithorizonten beziffern die Beschäftigungsreserve der
EU auf 22 bis 34 Millionen, sie geht also weit über die offiziellen Ar~
beitslosenzahlen hinaus. Der einzige Weg, der zu einer zufriedenste!lenden Lösung dieses Problems führen kann, ist ein stabiler, politischer und sozialer Rahmen, der ein angemessenes Wirtsehaftswachstum ermöglicht.
Wenn 22 bis 34 Millionen Menschen in den Produktionsprozeß integriert werden, werden auch mehr Güter und Dienstleistungen produziert, d.h. das Wachstum wird angekurbelt. Der Wettbewerb auf
den inländischen und internationalen Märkten sowie der technische
Fortschritt stimulieren Produktivitätsfortschritte. Die Erhöhung der
Produktivität allein bringt allerdings noch keine Beschäftigungseffekte. Die Beschäftigung steigt nur, wenn die Wachstumsrate des BIP
für einen längeren Zeitraum über jener der Produktivität liegt.
Mit einer Forcierung des Wirtschaftswachstums kann nicht nur die
Rückkehr zur Vollbeschäftigung erreicht werden, sie ist auch Grundlage der Sicherung unseres gegenwärtigen Sozialmodells. Die staatlichen Pensionssysteme müssen bis zur Mitte des kommenden Jahrhunderts wegen der zunehmenden Überalterung mit einem starken Anstieg der anspruchberechtigten Bevölkerung fertig werden. Zwischen
1995 und 2020 wird der Anteil der über 65-jährigen an der Bevölkerung der Gemeinschaft um ein Drittel zunehmen. Um das Verhältnis
der Pensionen zu den Löhnen auf einem ähnlichen Niveau zu halten
wie heute, wäre also ein Anheben der ohnedies schon sehr hohen Beiträge um 33% notwendig; ein solches Vorgehen ist politisch undenkbar. Die Finanzierung der Pensionssysteme läßt sich aber auch durch
die Wiedereingliederung der jetzigen Beschäftigungsreserve gewähr41
leisten. Durch diese Vergrößerung der Anzahl der BeitragsIcistenden
zum Sozialsystem könnten auch die Beiträge und damit die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Die Lohnnebenkosten
sind im Duchschnitt der Gemeinschaft von 10% im Jahr 1970 auf 16% angestiegen,
und dies nicht wegen einer zu großen Generosität der sozialen -Sy~
sterne, sondern wegen zu geringer Erwerbsquoten.
Wachstumspotentiale
Ein Wirtschaftswachstum,
das über der Produktivitätszunahme
liegt, ist im konjunkturellen Aufschwung möglich, dann sind nämlich
freie Kapazitäten, insbesondere qualifizierte Arbeitskräfte, vorhanden.
Das Wachstumspotential
der meisten Teilnehmerstaaten an der Währungsunion liegt zur Zeit zwischen 2,25% und 2,5% und damit nur
ganz wenig über dem langfristigen Produktivitätstrend
von 2%. Daraus ergibt sich noch keine Lösung des Beschäftigungsproblems.
Eine
solche kann sich nur aus einem länger anhaltenden Wirtschaftswachstum ergeben. Die Bedingung hierfür ist ein Anstieg der Investitionsquote und/oder eine Verringerung der Kapitalintensität der Produktion.
Sind diese Bedingungen einmal erfüllt, stellt sich die Frage, ob die
zur Realisierung eines länger anhaltenden Wachstums erforderlichen
Arbeitskräfte überhaupt in ausreichender Qualität und Quantität vorhanden sind. Oder anders formuliert: Steht einer vergrößerten Nachfrage am Arbeitsmarkt auch das entsprechende Angebot gegenüber?
Diese Frage läßt sich mit höchster Wahrscheinlichkeit bejahen. Etwa
die Hälfte der Arbeitslosen in der Gemeinschaft sind noch im Umsatz
des Arbeitsmarkts zu finden, sie stellen also eine kurz- bis mittelfristig
verfügbare Beschäftigungsreserve dar. Der Engpaß liegt also nicht bei
der Verfügharkeit von Arbeitskräften, sondern in der Schaffung des
erforderlichen Wirtschaftswachstums.
Damit soll nicht die Bedeutung
einer aktiven Arbeitsmarktpolitik
geschmälert werden. Gerade länger~
fristig sind Verbesserungen des Qualifikationsniveaus
und andere arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen nötig, um ein höheres Wirtschafts~
wachstum zu gewährleisten.
Wachstumshindemisse
Nun stellt sich die Frage, warum das Wirtschaftswachsrum
in den
letzten Jahren nicht über der Produktivitätssteigerung
liegen konnte.
Zum einen sind die monetären Turbulenzen innerhalb der Gemeinschaft daran schuld. Diese haben beispielsweise den Aufschwung
42
1994/95 regelrecht abgewürgt, und zwar sowohl in den Hartwährungsländer wie auch auch in den Staaten, in denen abgewertet wurde,
in letzteren vor allem deshalb, weil die dortige Wirtschaftspolitik verhindern wollte, daß die Abwertung im Inland zu Inflation führt.
Auch Stabilitätskonflikte, also Konflikte zwischen der Haushaltspolitik einerseits und der Lohnentwicklung und der Geldpolitik andererseits haben ein ausreichendes Wachstum der Produktionskapazität
verhindert. Ein typisches Beispiel hierfür war die deutsche Wiedervereinigung und die darauffolgenden Spannungen zwischen den zur wirtschaftlichen Umstrukturierung
in den neuen Bundesländern nötigen
Ausgaben auf der einen und der geldwertstabilitätsorientierten
Politik
der Bundesbank auf der anderen Seite. Die daraus resultierende Geldpolitik führte nicht gerade zu einer Investitionsquote, die erforderlich
wäre, um ein beschäftigungswirksames
Wirtschaftswachstum
zu ermöglichen.
Weitere Hindernisse sind etwa ein gewisser Wahstumspessimismus,
der Diskussionen erschwert und sie mit Tabus belastet, da jede Forderung nach einer wachstumsorientierteren
Politik sofort in den Verdacht des "inflationären Expansionismus"
gerät. Natürlich gibt es
auch Hemmnisse auf der strukturellen Ebene, aber der Engpaß bei der
Realisierung eines höheren Wirtschaftswachstums liegt im Bereich der
Makropolitik.
Durch die Währungsunion entfällt die Möglichkeit von Währungsturbulenzen zwischen den Teilnehmerstaaten und damit auch von sich
daraus ergebenden Wachstumshemmnissen.
Nach wie vor sind Währungsturbu1cnzen nach außen möglich, und auch hier sollte die Politik
eine Lösung finden. Durch die Koordination der Geldpolitik auf
europäischer Ebene ist eine wesentliche Voraussetzung dafür geschaffen worden. Die Währungsunion verringert auch die Wahrscheinlichkeit von Stabilitätskonflikten. Durch Artikel 104 des Vertrags sind die
einzelnen Staaten zu einer Politik der Haushaltskonsolidierung
verpflichtet. Zwar können einzelne Punkte hier noch modifiziert werden,
aber es besteht Einigkeit darüber, daß die Konsolidierung mittelfristig
stattfinden muß, auch aus beschäftigungspolitischen
Gründen. Ein relevanter Konflikt zwischen Geld- und Lohnpolitik ist gegenwärtig
nicht erkennbar. In den Teilnehmerstaaten an der Währungsunion ist
die durchschnittliche Lohnentwicklung mit dem Ziel der Preisstabilität voll vereinbar. Aber auch andere Ziele werden mit der Lohnpolitik
verfolgt, nämlich die Förderung des privaten Konsums als Nachfrageelement sowie die Stärkung der Kapitalrentabilität.
Im Vorfeld der Währungsunion
und auch während ihrer ersten
Jahre zeichnet sich also eine äußerst günstige Ausgangssituation ab.
Die Inflation befindet sich auf einem historisch niederen Niveau, und
die gesamtwirtschaftliche Rentabilität ist jetzt höher als in den Zeiten
43
der Vollbeschäftigung der sechziger Jahre und wird sogar noch weiter
ansteigen. Gleichzeitig fallen die realen Zinssätze, das gegenwärtige
Niveau von rund 3% wurde schon lange nicht mehr erreicht. Diese
günstigen Voraussetzungen sind ein Ergebnis der Bemühungen um
die Währungsunion. Die nächste Aufgabe wird sein, den Aufschwung
in einen Wachstumsprozeß überzuleiten, der gleichzeitig das Wachstumspotential anhebt. Als Störfaktoren treten nun die Entwicklungen
auf den emerging markets in Erscheinung, also die Währungsturbulenzen in Südostasien und Rußland. Hier hat die Geldpolitik ihre Bewährungsprobe bestanden.
Ein möglicher Kritikpunkt ist die Frage, ob sich die Wirtschaftspolitik nicht zu passiv verhält. Dabei sollte nochmals die Rolle der Geldpolitik diskutiert werden. Wie bereits erwähnt ergeben sich kaum
noch Konflikte zwischen der monetären und der Fiskalpolitik. Sinkende Zinsen und sinkende Staatsverschuldung schaffen zusätzliche
Spielräume für automatische Stabilisatoren in den schwächeren Phasen
des Wirtschaftswachstums.
Die durchschnittliche Lohnentwicklung in
der Gemeinschaft, die ja entscheidend ist für die gemeinsame Geldpolitik, verhält sich vernünftig, und das läßt sich auch für die nähere Zukunft erwarten. Gemäß Artikel 105 des Vertrags liegt das erste Ziel
der Geldpolitik in der Erhaltung der Geldwertstabilität,
und wenn
dieses Ziel gewährleistet ist, soll die allgemeine Wirtschaftspolitik der
Gemeinschaft unterstützt werden. Dies gilt vor allem in Hinblick auf
die Ziele der Gemeinschaft, die in Artikel 2 definiert sind, nämlich
Wachstum und Beschäftigung.
Auch die Strukturpolitik sollte gestärkt werden, wenngleich damit
nicht die Kernprobleme der Gemeinschaft gelöst werden können.
Strukturpolitik soll ein spannungsfreies Wachstum erleichtern und die
Wettbewerbsfähigkeit stärken. Damit ist eine Erhöhung der Produktivität impliziert, was wiederum dazu führt, daß für eine Steigerung der
Beschäftigung umso mehr Wachstum nötig ist. Die Strukturpolitik
sollte dahingehend entwickelt werden, daß die Beschäftigungsintensität des Wachstums gefördert wird, auch wenn damit eine Verlangsamung des Produktivitätsanstiegs
verbunden ist. Auch die Förderung
der Umweltverträglichkeit
des Wirtschaftswachstums
fällt in die Zuständigkeit der Strukturpolitik.
Dieser wirtschaftspolitische Ansatz ist durch den Vertrag von Maastricht abgedeckt. Der Vertrag erlaubt im Rahmen der Stabilitätsorientierung der Währungsunion,
politische Maßnahmen für Wachstum
und Beschäftigung zu setzen. Dabei wird besonderes Gewicht auf das
Zusammenspiel der Geldpolitik mit einer angemessenen Haushaltspolitik und einer angemessenen Lohnentwicklung gelegt.
44
Koordination der Wirtschaftspolitik auf Gemeinschaftsebene
Der Koordination auf europäischer Ebene liegt die Entwicklung
eines gemeinsamen wirtschaftspolitischen
Ansatzes zugrunde. Dieser
Ansatz existiert bereits in groben Zügen. Die Einhaltung bestimmter
Vereinbarungen in den einzelnen Mitgliedstaaten wird von der Gemeinschaft überwacht, hierzu zählen etwa die Stabilitäts- und Konvergenzprogramme, Berichte über den Arbeitsmarkt oder über die Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalmärkte. Koordination auf europäischer Ebene bedeutet aber noch mehr, nämlich die Koordination· der
verschiedenen Akteure des policy mix. Die Zentralbank als gesamteuropäischer Akteur trifft ihre Entscheidungen auf Grundlage der
durchschnittlichen
Entwicklung in der gesamten Gemeinschaft. Von
besonderer Bedeutung hierbei ist auch die durchschnittliche Lohnentwicklung. In der Währungsunion ist es daher wichtig, gewisse Grundsätze für die Lohnpolitik in allen Teilnehmerstaaten zu beschließen.
Eine Zusammenarbeit
der wirtschaftspolitischen
Akteure findet
momentan auf der Ebene des Ministerrats oder des Euro-ll-Rats
statt,
weniger auf der Ebene der Sozialpartner, insbesondere bestehen keine
institutionalisierten Kontakte zwischen letzteren und der EZB.
Kritische Würdigung
Der Weiterbestand und die Reform des europäischen Sozialmodells
hängen davon ab, ob es gelingt, eine Steigerung des Wirtschaftswachstums zu erreichen und dadurch die Rückkehr zur Vollbeschäftigung
zu ermöglichen. Dies sollte wieder als vorrangiges Ziel der Gemeinschaft proklamiert werden. Ein Konsens zwischen den Mitgliedstaaten
der Union über die Bedeutung dieses Ziels besteht ebenso wie die zu
seiner Erreichung notwendigen wirtschaftspolitischen
Grundlagen.
Die Verpflichtung der Mitgliedstaaten zu Stabilität ist kein Wachstumshemmnis, sondern schafft seinerseits erst die erforderlichen Rahmenbdingungen einer solchen Politik. Dennoch bestehen noch einige
Mängel, die zur Durchführung des skizzierten Ansatzes behoben werden müssen:
• Das Verständnis für die entscheidende Beziehung zwischen dem
europäischen Sozialmodell auf der einen und Wachstum und Beschäftigung auf der anderen Seite erscheint noch unzureichend.
• Die politische Entschlossenheit,
Wachstum und Beschäftigung
innerhalb des Stabilitätsrahmens der Währungsunion zu schaffen,
muß gestärkt werden. Trotz des positiven Beispiels, das Irland
mit seiner wachstumsorientierten
Politik gibt, haben Wachstums45
pessimismus und Tabuisierung von Vollbeschäftigungspolitik
mer noch Gewicht.
im-
• Politische Reaktionen bei externen Krisen sollten verstärkt koordiniert werden. Die Frage, welche Institution auf europäischer
Ebene für welche Agenden in diesem Bereich zuständig ist,
scheint noch zu unklar.
• Mittel- und langfristig ist die Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage endogen und sollte sich im Gleichschritt mit
dem gesamtwirtschaftlichen Angebot entwickeln, aber in der kurzen Frist muß ein Gleichgewicht zwischen Angebots- und Nachfragepolitik gefunden werden. In diesem Zusammenhang stellt
sich die Frage nach der Rolle der Geld- und Budgetpolitik.
• Im Bereich der öffentlichen Finanzen sollte auf europäischer
Ebene ein Konsens entwickelt werden, und zwar in Hinsicht auf
den Anteil des Staates an der Wirtschaft, die Beziehung zwischen
Steuern und Beschäftigung sowie Umwelt und besonders in der
Frage Steuerwettbewerb versus Steuerharmonisierung.
• Bezüglich der Lohnentwicklung hat sich im europäischen sozialen Dialog ein beachtlicher Konsens herausgebildet, allerdings
bleibt dieser Konsens bedroht, so lange die Ergebnisse insbesonders im Hinblick auf das Beschäftigungsziel nicht sichtbar werden. Die Frage eines großen Sozialpakts, der auch makroökonomische Aspekte einschließt, bleibt offen.
• Die Verfahren der wirtschaftspolitischen
Koordination sind noch
immer schwerfällig. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken,
wäre eine Reorganisation durch Sekundärgesetzgebung
auf Basis
des Artikels 103(5) des Vertrags.
Diskussion
Durch die Währungsunion werden die wirtschaftspolitischen
Kompetenzen der Union gestärkt, da die gesamte Geldpolitik nun auf diese
Ebene verlagert wird. Aber auch die nationalen Lohnverhandlungen
werden mehr Gewicht erhalten, da die Korrektur einer falschen Lohnsetzung durch Abwertung nun nicht mehr möglich ist. Bisher konnten
die Staaten über Abwertungen eine "beggar my neighbour-policy" betreiben, wenn sich die erforderlichen Schritte der Wirtschaftspolitik
nicht durchsetzen ließen oder bei Lohnverhandlungen nicht die angemessene Disziplin gewahrt wurde. Das führte dazu, daß manchmal
hausgemachte Probleme in Nachbarländer exportiert wurden. Durch
46
die Einführung einer gemeinsamen Währung ist dieser Art von Politik
ein Riegel vorgeschoben.
Die Schwierigkeiten der einzelnen Staaten lassen sich aber nicht immer auf nationaler Ebene lösen. Die Integration der Märkte ist bereits
so weit voran geschritten, daß einschneidende Preis- oder Steueränderungen von keinem Land mehr autonom gesetzt werden können, ohne
die entsprechenden Gegebenheiten in den anderen Mitgliedstaaten der
Währungsunion zu bedenken. Daher wird die Koordination einer gemeinsamen Politik auf europäischer Ebene an Bedeutung gewinnen.
Eine intelligente Form der Koordinierung auf europäischer Ebene
umfaßt eine klar strukturierte Aufgabenteilung zwischen den jeweiligen Akteuren, einen effizienten Prozeß zum Definieren der gemeinsamen Zielsetzungen sowie ein "benchmarking"
der "best practices",
also einen Wettbewerb der Staaten um die besten politischen Lösungswege, deren beste Umsetzung und die nötige Offenheit für die Verbreitung dieser "best practices".
Bei der Umsetzung der in diesem Wettbewerb erfolgreichen Maßnahmen der Wirtschaftspolitik kann die Union den Staaten ebenfalls
hilfreich sein, da manche der erforderlichen Maßnahmen auf nationaler Ebene als Tabu gelten oder gegen die Widerstände einflußreicher
Gruppen nicht durchsetzbar sind. Daher kann es effizienter sein, gewisse Entscheidungen auf Unions ebene zu koordinieren.
Die Flexibilisierung der Arbeitsmärkte ist z.B. ein Thema, das alle
Staaten der Union gleichermaßen berührt und das in einigen Punkten
auch auf europäischer Ebene behandelt werden muß. Besonders in
Hinblick auf soziale und arbeitsrechtliche Mindeststandards könnten
dabei unions weit gültige Rahmenbedingungen geschaffen werden. Ein
allgemeiner europäischer Rahmen sollte auch die Fragen der Diskriminierung am Arbeitsmarkt behandeln, Probleme wie etwa die Langzeitarbeitslosigkeit oder die Beschäftigung von Behinderten.
Die Lohnverhandlungen
sollten auch weiterhin auf nationaler
Ebene geführt werden. Bisher war es dabei möglich, sich durch den
politischen Dialog zwischen den nationalen Sozialpartnern mit den
nationalen Notenbanken auf Reallohnziele zu verständigen. Durch die
Vereinheitlichung der Geldpolitik werden sich die Entscheidungsträger der Lohnpolitik nun an den Entscheidungen der EZB orientieren
müssen. Bezüglich deren geldpolitischer Ausrichtung ist jedenfalls
klar, daß die EZB im Konfliktfall der Geldwertstabilität den Vorrang
geben wird. Ein Eingehen der EZB auf die allgemeinen Ziele der Wirtschaftspolitik würde durch einen Dialog mit den europäischen Sozialpartnern, wie er beispielsweise bereits zwischen EZB und europäischen Parlament existiert, erleichtert. Ohne Einbindung der Sozialpartner ist das Erreichen eines bestimmten Inflationsziels schwer vor~
stellbar. Offensichtlich gibt es noch einige Unterschiede in den Auf-
47
fassungen der Sozialpartner und denen der Zentral bank über die wirtschaftliche Bedeutung des Wachstums. Höhere Wachstumsraten und
damit verbundene Beschäftigungseffekte werden von einigen Zentralbankern nur als - vermeintliche oder tatsäcWiche - Gefahren für die
Geldwertstabilität wahrgenommen.
Durch die Währungsunion und die damit einhergehende Verstärkung der Integration wird auch der Konvergenzdruck auf die nationalen Steuersysteme zunehmen. Die Frage, ob diese Konvergenz durch
eine Harmonisierung der Besteuerung auf europäischer Ebene oder
durch den Wettbewerb der einzelnen Staaten realisiert werden sollte,
wird zur Zeit noch diskutiert. Mit der Schaffung der oben angeführten
sozialen Mindeststandards könnte auch die Errichtung eines verbind~
lichen Rahmens für die Besteuerung auf Unionsebene einhergehen,
damit auch die Durchführung und Finanzierung dieser Mindeststandards gewährleistet ist und nicht durch einen ungezügelten Wettbewerb der Steuersysteme gefährdet wird.
Neben den bereits erwähnten Politikfeldern wurde auch die Rolle
der Strukturpolitik betont. Einerseits helfen effizientere Strukturen,
die Beschäftigung zu erhöhen, andererseits herrscht ein Konsens darüber, daß dies nur bei ausreichendem Wachstum erreicht werden
kann. Besonders hervorgehoben wurde dabei die Bedeutung der
Transeuropäischen Netze sowie einer hochwertigen Bildungspolitik,
die über mehr Forschung und Entwicklung die Wettbewerbsfähigkeit
der Union stärken soll.
48
WORKSHOP IV: INSTITUTIONELLE VORAUSSETZUNGEN
AUF EUROPÄISCHER EBENE
Franz Traxler
Wirtschafts universität
Wien
Mit der Wirtschafts- und Währungsunion tritt Europa in eine neue
politische und ökonomische Phase ein. Die wichtigste ökonomische
Veränderung betrifft die Relevanz der Arbeitskosten. Einerseits ist der
Ausgleich zwischen wirtschaftlichen Ungleichgewichten unter den
Mitgliedsländern nur über Anpassungen in den Arbeitskosten möglich, andererseits sind die makroökonomischen Effekte der Arbeitskostenentwicklung wesentlich für die europäische Geldpolitik.
Durch die wachsende ökonomische Bedeutung der Arbeitskosten
wächst auch die Bedeutung der Sozialpartner. Denn es sind die Sozialpartner, die wesentlich die Entwicklung der Arbeitskosten regulieren.
In dieser Hinsicht unterscheidet sich Europa wesentlich von den
USA. In den USA gibt es keine Arbeitgeberverbände, und es gibt für
weniger als 20% aller Arbeitnehmer Tarifverträge, während in der EU
im ungewichteten Länderdurchschnitt Tarifverträge für etwa 80% aller Arbeitnehmer bestehen, wobei Arbeitgeberverbände in den Tarifverhandlungen eine prominente Rolle spielen.
Die Eigentümlichkeit Europas ist also die große Bedeutung der Interessenverbände für die Lohnpolitik. Daraus ergibt sich die These,
daß dies unter der Bedingung der Währungsunion einen Koordinierungsbedarf in zweierlei Hinsicht schafft: Zum einen betrifft das die
europaweite Koordinierung der nationalen Lohnpolitiken und zum
anderen die Koordinierung der Lohnpolitik mit der europäischen
Ge1d- und Fiskalpolitik.
Zu dieser These gibt es auch eine Gegenthese: Sie besagt, daß die
autonome Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ausreicht, um
Lohndisziplin und Preisstabilität sicherzustellen. Die Lohnpolitik hat
sich an die Geldpolitik anzupassen, sodaß keinerlei Koordinierung
notwendig ist. Dieses Argument ist aus zwei Gründen falsch:
Erstens zielt dieses Argument ausschließlich auf die Gefahr inflationistischer Tendenzen. übersehen wird dabei, daß die Löhne in
Europa in den nationalen Systemen der Arbeitsbezeichnungen verhandelt werden, die sehr unterschiedlich sind. Diese Unterschiede
können zu deflationistischem Lohndumping führen - in Analogie zu
Steuerdumping im Zusammenhang mit den national differenzierten
Steuersystemen.
Der zweite Einwand ist, daß international vergleichende empirische
Untersuchungen zeigen, daß eine stabilitätsorientierte Geldpolitik mit
hohen realwirtschaftlichen Kosten verbunden ist, wenn sie nicht ef49
fektiv mit der Lohnpolitik koordiniert wird. In der gegenwärtigen Situation relativ hoher Arbeitslosigkeit führt die mangelnde Koordinierung der Geld- und Lohnpolitik zu einem weiteren Zuwachs an Arbeitslosigkeit, da die Notenbank inflationistische Lohnabschlüsse nur
durch eine restriktive Geldpolitik eindämmen kann. Gerade wenn die
EU mittelfristig Fortschritte in der Beschäftigungspolitik machen
sollte, wird dieser Erfolg langfristig dann gefährdet, wenn es keine koordinierte Lohnpolitik in Europa gibt.
Angesichts dieser Interdependenz zwischen der Geld- und Fiskalpolitik einerseits und der Lohnpolitik andererseits ergibt sich die Notwendigkeit der Koordinierung dieser Politiken; und dies setzt wiederum die Koordinierung der nationalen Lohnpolitiken voraus. Wenn
es also diesen doppelten Koordinierungsbedarf gibt, stellt sich die
Frage, welche Institutionen erforderlich sind, um diese Koordinierung
sicherzustellen.
Zunächst zur Frage der Koordinierung der nationalen Lohnpolitiken: Angesichts der Größe und der Heterogenität der Europäischen
Union und der Disparatheit der nationalen Systeme der Arbeitsbeziehungen stellt sich die Frage, ob eine solche Koordinierung überhaupt
möglich ist. Sie ist nur möglich, wenn man die Verschiedenartigkeit
der nationalen Systeme als ein Faktum anerkennt und gleichzeitig von
folgenden Prämissen ausgeht:
1. Koordinierung bedeutet nicht Zentralisierung der Lohnpolitik.
Europäische Kollektivverträge lassen sich kaum realisieren und
sind auch nicht notwendig. Es genügt, die Lohnpolitik europaweit
in Hinblick auf wirtschaftliche Erfordernisse zu koordinieren,
während die Kollektivverträge selbst weiterhin auf nationaler
Ebene abgeschlossen werden. Anders ausgedrückt: Es geht um
netzwerkförmige, nicht hierarchische Koordinierung.
2. Die zentralen Akteure im Rahmen netzwerkförmiger Koordinierung sind einerseits die europäischen Spitzenverbände der Sozialpartner und andererseits jene Sektoren, die in den Mitgliedsländern
am stärksten organisiert sind. Die Aufgabe der europäischen Spitzenverbände liegt in der internen Koordinierung der Lohnpolitik
ihrer nationalen Mitgliederverbände. Im Rahmen dieser internen
Koordinierung fällt jenen Sektoren eine Schlüsselrolle zu, die am
stärksten organisiert sind. In dem Maß, in dem einer der beiden Sozialpartner die Fähigkeit entwickelt, die Lohnpolitik seiner Mitglieder zu koordinieren, wird auch die Gegenseite dazu veranlaßt werden, ihre Koordinierungsbemühungen zu verstärken. Die Fähigkeit
beider Sozialpartner zur europaweiten Koordinierung ihrer Mit~
gliederverbände schafft die Grundlage für die bilaterale Koordinierung der Lohnpolitik auf europäischer Ebene. Es ist hier noch ein50
mal hervorzuheben, daß auch diese bilaterale Koordinierung nicht
gleichzusetzen ist mit dem formellen Abschluß von europäischen
Tarifverträgen. Die bilaterale Koordinierung zwischen den europäischen Sozialpartnern wird primär den Charakter informeller
Absprachen und Gespräche annehmen.
3. Die Koordinierung der Lohnpolitik muß sich auf ein Mehrebenensystem der Lohnregulierung stützen. In territorialer Hinsicht umfaßt dieses System vor allem die nationale und die europäische
Ebene; in funktionaler Hinsicht umfaßt dieses System - je nach den
Eigentümlichkeiten der nationalen Systeme - die Ebenen des Unternehmens, des Sektors und der Gesamtwirtschaft. Ein solches
Mehrebenensystem kann nur dann funktionieren, wenn es eine
klare Aufgabenteilung zwischen den verschiedenen Ebenen gibt.
Im Einklang damit sollten sich die niedrigen Ebenen primär mit
den substantiellen Aspekten der Lohnpolitik und die höheren Ebenen mit deren prozeduralen Aspekten beschäftigen. Dies bedeutet,
daß sich die europäischen Sozialpartner darauf konzentrieren sollten, generelle Spielregeln für die nationale Lohnpolitik zu formulieren. Diese Spielregeln sollten sinnvollerweise auf ein Konzept
produktivitätsorientierter Lohnpolitik hinauslaufen. Ein solches
Konzept garantiert einerseits eine europaweite stabilitätskonforme
Koordinierung der Lohnpolitik; andererseits gibt es den nationalen
Sozialpartnern hinreichend Autonomie und Flexibilität, Lohnabschlüsse im Einklang mit der landesspezifischen ökonomischen
Entwicklung zu formulieren.
Es mag nun Zweifel daran geben, daß eine solche netzwerkförmige
Koordinierung in Europa realisierbar ist. Tatsache ist jedenfalls, daß
alle Länder der Währungsunion ihre Lohnpolitik koordinieren und
daß es eine Reihe von Ländern innerhalb und außerhalb der EU gibt,
in denen eine solche netzwerkförmige Koordinierung der Lohnpolitik
effektiv funktioniert. Es seien hier zwei Beispiele außerhalb der EU
genannt: In der Schweiz beruht die Lohnkoordinierung auf der intraverbandlichen Koordinierung des Gewerkschaftsbundes und des Arbeitgeberverbandes, und in Japan resultieren die Koordinierungseffekte aus der Lohnführerschaft der Metallindustrie.
Im Vergleich zur Koordinierung der nationalen Lohnpolitiken ist
die Koordinierung der Lohnpolitik mit der Finanz- und Geldpolitik
technisch weniger schwierig. Hier gilt es, eine Praxis des Meinungsaustausches mit ECOFIN und der europäischen Zentral bank zu entwickeln. Die Betonung liegt hier auf Praxis ~ auch allgemein anerkannte informelle Praktiken sind Institutionen, wenn sie das Verhalten der beteiligten Akteure berechenbar und vorhersehbar machen.
Das bedeutet, daß sowohl für die Koordinierung der nationalen
51
Lohnpolitiken als auch für die Koordinierung der Lohnpolitik mit der
Geld- und Fiskalpolitik informelle Gesprächsformen ausreichen. Eine
viel grundlegendere formale Frage der Entscheidungsfindung ist allerdings, ob die Wirtschafts- und Währungsunion eine stärkere Ausrichtung am Prinzip der Mehrheitsentscheidung in den Organen der EU
erfordert. Die Einführung des Mehrheitsprinzips ist umstritten, weil
dadurch für alle Beteiligten das Risiko besteht, majorisiert zu werden.
Kombiniert man die Einführung des Mehrheitsprinzips mit dem Ausbau der Mitsprachechancen der Sozialpartner, verringert sich dieses
Risiko, da dann das Konkordanzprinzip auch bei Geltung der Mehrheitsregel ein relativ starkes Gewicht erhalten wird.
In jedem Fall hängt der reale Einfluß der Sozialpartner in der Wirtschafts- und Währungsunion von ihrer Fähigkeit ab, die nationalen
Lohnpolitiken zu koordinieren. Dadurch fällt auch den nationalen Sozialpartnern eine hohe Verantwortung zu, da sie die europaweiten
Spielregeln der Lohnpolitik umzusetzen haben. In den Mitgliedstaaten
sind daher jene institutionelle Rahmenbedingungen für Lohnverhandlungen sicherzustellen, die den Verhandlungspartnern verläßliches,
verbindliches und erwartbares Verhalten ermöglichen. Insofern erfordert die Währungsunion nicht nur institutionellen Wandel auf gesamteuropäischer Ebene, sondern auch in einigen Mitgliedsländern.
Diskussion
In Europa kann man gegenwärtig auf nationaler Ebene einen Trend
in Richtung Dezentralisierung der Lohnverhandlungen erkennen.
Dieser ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Globalisierung,
die Implementierung neuer Technologien, die zunehmende Individualisierung der Lebens- und Arbeitsgewohnheiten von Arbeitnehmern
sowie die zunehmende Bedeutung der Beschäftigungsentscheidungen
auf Firmenebene. Zentrale Verhandlungen beschränken sich verstärkt
auf das Formulieren von Rahmenbedingungen und überlassen den untergeordneten Stellen die weitere Ausgestaltung und Adaptierung.
Es scheint daher unmöglich und wahrscheinlich kontraproduktiv zu
sein, auf europäischer Ebene allen Mitgliedstaaten gleichermaßen Methoden und Maßnahmen vorzuschreiben, ohne dabei die unterschiedlichen Entwicklungsstufen, die verschiedenen Systeme der industriellen Beziehungen oder der Lohnverhandlungen selbst zu berücksichtigen.
Wenn von einer Harmonisierung der Einkommens- und Lohnpolitik auf europäischer Ebene gesprochen wird, geht es daher weder um
die Durchsetzung einheitlicher Löhne, noch um einheitliche Nominallohnerhöhungen, sondern um eine allgemeine Orientierung an den
52
Wachstumsraten der Produktivität. Die einzelnen Mitgliedsländer verfügen über eigene Instrumente und Mechanismen, um diese allgemeinen Zielsetzungen und Empfehlungen, welche auf europäischer Ebene
formuliert werden könnten, umzusetzen. Die Einbindung der Sozialpartner in diesen Prozeß der Formulierung von Rahmenbedingungen
schafft jedoch eine breitere Basis für Konsens, für Kompromisse und
Übereinkommen, die das Aufrechterhalten der Qualität der Sozialsysteme sicherzustellen helfen.
Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang die Autonomie der
Sozialpartner in den Verhandlungen ein entscheidendes Prinzip. Die
Diskutanten sind sich im wesentlichen einig darüber, daß der bestehende formale Anhörungsprozeß unzureichend ist. Eine Ausweitung
der Beratung durch die Sozialpartner über sozialpolitische Fragestellungen hinaus und die Möglichkeit eines Gesetzesvorbegutachtungsverfahrens - nach österreichischem Vorbild - könnte die Koordinierung von Wirtschafts- und Sozialpolitik vereinfachen helfen und damit Voraussetzungen für eine Zusammenarbeit auf breiter Basis schaffen.
War die Europäische Union zunächst ein rein wirtschaftspolitisches
Gebilde mit dem Ziel, die Binnenzollschranken zu beseitigen, so hat
sie sich in den letzten Jahren weiterentwickelt und präsentiert sich gegenwärtig als Staatsfragment mit bundesstaatlichen Akzenten. Es werden Stimmen lauter, die das Europäische Parlament als einen
Schwachpunkt dieses Gebildes betrachten, welches zu bescheiden ausgestattet ist, um wirksam in den politischen Entscheidungsprozeß einzugreifen. Es würde jedoch einer zentralen Institution bedürfen, die
jene Richtlinien vorgibt, an denen sich die europäische Wirtschaftsund Sozialpolitik auszurichten hätte.
Sowohl auf vertikaler Ebene zwischen der Europäischen Union und
ihren Mitgliedstaaten als auch auf horizontaler Ebene zwischen den
Mitgliedstaaten und den Sozialpartnern bedarf es der Wahrung des
Prinzips der Subsidiarität. Da diese Ebenen nicht für sich alleine, sondern komplementär zueinander stehen, ist eine ausschließlich zentrale
Ebene nicht in der Lage, Problemlösungen anzubieten.
Eine weitere Etablierung und Mitsprache der Sozialpartner auf supranationalem Niveau wird entscheidend davon abhängen, welche
Kompetenzen an sie übertragen werden, und in welchem Ausmaß und
Umfang Machtübertragung und Mandatserteilung an sie erfolgen werden.
53
SCHLUSSWORT
Werner Muhm
Vorsitzender des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfrageni)
Gestatten Sie mir als derzeitigem Vorsitzenden des Beirats für Wirtschafts- und Sozialfragen zum Abschluß unserer Konferenz den Versuch einer ersten Zusammenfassung. Ich möchte mit einer Außensicht
auf Europa beginnen:
Der Historiker Paul Kennedy zitiert in seinem Buch "Vorbereitung
auf das 21. Jahrhundert" US-Professor Samuel Huntington folgendermaßen: "Sollte die Europäische Gemeinschaft sich politisch zusammenschließen, hätte sie die Bevölkerung, die Ressourcen, den ökonomischen Wohlstand, die Technologie und die potentielle militärische
Stärke, die herausragendste Macht des 21. Jahrhunderts zu werden.
Wenn das nächste Jahrhundert kein amerikanisches mehr sein sollte,
dann wahrscheinlich ein europäisches!"
So positiv sehen andere die Chancen des europäischen Gesellschaftsmodells. Das Modell baut auf hoher Leistungsfähigkeit der
wirtschaftlichen Substanz verknüpft mit sozialem Zusammenhalt der
Gesellschaft auf, also auf Wettbewerb und Solidarität.
Die Währungsunion ist ein weiterer wichtiger Integrationsbaustein
auf diesem Weg, und sie muß ein Erfolg werden. Erfolg bedeutet posi~
tive Beiträge zu folgenden Themenkomplexen:
• Wachstum und Beschäftigung,
• Abbau von Arbeitslosigkeit (der größten Gefahr für das europäische Modell),
• Chance zur Mitgestaltung des Globalisierungsprozesses,
• Identitätsstiftung für Europas Bürger.
Was sind notwendige Voraussetzungen für den Erfolg? Lassen Sie
mich entsprechend unseres Tagungsverlaufs die nationale Ebene für
politisches Handeln zuerst ansprechen:
Diese nationale Ebene wirtschaftspolitischen Handelns verflüchtigt
sich nicht - sie bleibt bedeutend für den Arbeitsmarkt (es wird noch
lange keinen europäischen Arbeitsmarkt geben), in der Einkommenspolitik, für die Wettbewerbs fähigkeit von Regionen und Staaten in der
Eurozone, und dies gilt für die Budgetpolitik mit ihrer wichtigen Sta~
bilisierungsaufgabe.
Damit ist die Bedeutung der Sozialpartner für Lösungen der anstehenden Probleme klar. Es gab in der letzten Zeit eine verstärkte Tendenz zu Pakten mit den Sozialpartnern. Erfolgreich wurde don agiert,
') nach dem Rotationsprinzip zum Zeitpunkt der Konferenz
54
wo es eine Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern und deren Einbindung in die Gesamtwirtschaft gab, eine Konzertierung mit der Regierung nach langfristigen und nachhaltigen Konzepten anstatt einer ad
hoc-Politik. Erfolgreiche Beispiele dafür waren in der letzten Zeit basierend auf einer gemeinsamen Problemsicht - Irland, die Niederlande, Dänemark und zuletzt Italien.
Erfolgversprechender bei der Problemlösung erscheinen Modelle
mit umfassender Einbindung der Sozialpartner (das bedeutet auch: die
Fähigkeit und Bereitschaft der Sozialpartner, Verantwortung zu übernehmen) über Arbeitsmarktfragen hinaus und mit umfassenden Interessenverbänden mit gesamtwirtschafdicher Ausrichtung.
Ich komme nun zur europäischen Ebene: Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion bringt Chancen für die Wirtschaftspolitik mit sich, die notwendigen Lösungen und Instrumente auf europäischer Ebene zu finden, welche auf nationaler Ebene nicht mehr verfügbar sind. Die Spielräume für die Wirtschaftspolitik werden in der
Währungsunion erweitert, das Ganze ist mehr als bloß die Summe seiner Teile.
Wir werden auf absehbare Zeit die institutionelle Schieflage zwischen zentralisierter Geldpolitik und nationaler Fiskal-, Arbeitsmarktund Einkommenspolitik nicht beseitigen können - mit großen Gefahren durch widersprüchliche Entscheidungen. Wir brauchen folglich
einen policy-mix, der langfristig Wachstum und Beschäftigung stützt.
Daher erscheinen mir gemeinsame Vorstellungen und Grundsätze in
folgenden Bereichen besonders vordringlich:
• Inflationsziel: der Stabilität verpflichtet, nicht aber der Deflation;
• Einkommenspolitik: Bekenntnis zu ausgewogenem Wachstum
von Angebot und Nachfrage; produktivitätsorientierte Einkommenspolitik, und: unter welchen Bedingungen ist gegebenenfalls
davon abzugehen;
• Außenwert des Euro: so stark, daß er der europäischen Beschäftigung nützt (beim Wechselkurs ist zu beachten, daß er realwirtschafdich nicht neutral wirkt);
• flexible Fiskalpolitik, aber keine Transferunion;
• Bedeutung der Nationalen Beschäftigungspläne;
• Steuerpolitik: Harmonisierung und Entlastung des Faktors Arbeit;
und schlußendlich erscheinen mir für den Erfolg der Währungsunion
auch geänderte institutionelle Beziehungen zwischen den Sozialpartnern, den Finanz- bzw. Wirtschaftsministern und der EZB erforderlich:
• es bedarf eines wirtschaftspolitischen Gegengewichtes zur EZB,
55
• deren Unabhängigkeit unbestritten ist, aber: man kann auch zu
unabhängig sein!
• denn eine Gesellschaft braucht Macht und Gegenrnacht - auch
Europa!
• daher ist eine stärkere Einbindung der Sozialpartner in den Dialog zwischen den Akteuren der Wirtschaftspolitik angesichts der
Interdependenzen der Real- und Finanzwirtschaft unumgänglich.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß auf europäischer Ebene Bedarf nach einem besser ausgewogenen policy-mix besteht, mit einer
besseren Koordinierung sowohl aller Gebiete der Wirtschaftspolitik
untereinander als auch der monetären mit den realen Faktoren. Dies
muß auf einer Koordination derjenigen Institutionen aufbauen, die für
Geld-, Fiskal- und Einkommenspolitik verantwortlich sind, was bedeutet, daß die Sozialpartner in den gesamten Prozeß der wirtschaftspolitischen Entscheidungsfindung eingebunden werden müssen.
Ein entsprechendes "Europäisches Modell", aufgebaut auf einer
Kultur der Kooperation, des Konsens und der sozialen Stabilität,
sollte zu einer Stärkung des Wirtschaftswachstums ebenso beitragen
können wie zu niedrigerer Arbeitslosigkeit, und es sollte auch Stabilität bewirken - eine Stabilität über die pure Preisstabilität hinaus, nämlich auch eine Stabilität von Einkommen, von Beschäftigung und von
kollektiver Sicherheit in einem Europa, welches im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig ist.
Angesichts der Vielfalt der Sozialpartnerstrukturen in Europa wird
dies alles nicht einfach zu bewältigen sein. Ich glaube, es muß zu einer
besseren Vernetzung der Sozialpartnerstrukturen kommen, aber es besteht auch der Bedarf nach starken und umfassenden Verbänden auf
europäischer Ebene, die zur Problemlösung beitragen und Verantwortung übernehmen können.
Auf dem Weg vom "Vertrags-" zum "Verfassungs-Europa" besteht
noch eine große Grauzone. Es besteht noch Bedarf nach einer Präzisierung der Aufgabenzuordnung zwischen Kommission, Rat, Parlament, Regierungen und den Sozialpartnern.
Die Bürger Europas werden die Währungsunion an Ihrem Beitrag
zum Abbau der Arbeitslosigkeit messen. Einige auf der Konferenz besprochenen Vorschläge erhöhen die Chancen zum Erfolg - wir sollten
sie nützen!
56
CONCLUSION
Werner Muhm
President du Conseil c~nsultatif
et sociales2)
pour les q\Jestions economiques
Permettez - moi en tant que President actuel du Conseil consultatif
pour les questions economiques et sociales d'essayer de faire un premier bilan a la fin de notre conference. J' aimerais commencer par vous
donner un regard de l'exterieur sur l'Europe.
Dans son livre «Preparation au 21e Siede» l'historien Paul Kennedy
cite Samuel Huntington, Professeur aux Etats-Unis, de la maniere suivante: «Si la Communaute Europeenne se reunissait politiquement,
elle aurait la population, les ressources, la prosperite economique, la
technologie et la force militaire potentielle pour devenir la souveraine
puissance du 21e siede. Si le prochain siede n'etait plus un siede americain, il serait probablement un siede europeen!»
C'est donc tres positivement que les autres voient les chances du
modele social europeen. Le modele s'appuie sur une producitvite augmentee de la substance economique liee a l'entraide sociale, c'est-adire, sur la concurrence et sur la solidarite.
L'Union monetaire est un autre grand pas sur ce eh emin, et elle doit
devenir un succes. Un succes implique des interventions positives dans
les domaines suivants:
• croissance et emploi,
• reduction du chomage (le danger le plus imminent pour le modele
europeen),
• chance pour une participation active a la mondialisation,
• l'etablissement d'une idemite pour les citoyens de l'Europe.
Quelles som les conditions prealables au succes? Suite a notre
agenda, laissez-moi aborder premieremem la politique economique au
niveau national:
La politique economique au niveau national ne disparait pas - elle
reste importante pour le marche du travail (un mare he du travail europeen ne se realisera pas dans un proehe avenir), pour la politique des
revenus, pour la competitivite des regions et des Etats dans la zone
«Euro» ainsi que pour la politique budgetaire et son role important de
stabilisateur.
Cela montre l'importance des partenaires sociaux pour la solution
des problemes en suspens. Ces derniers temps s'est affirmee une tendance croissante a condure des accords avec les partenaires sociaux.
') d'apres le principe de rotation au moment de la conference
57
ete
Les reussitcs ont
particulihcmcnt
manifestes dans les domaines OU
une cooperation avec les partenaires sociaux et leur integration dans
l'economie etait bien implantee; ainsi quc dans lcs domaincs ou une
concertation avec les gouvernements fondee sur des concepts fondamentaux et ancres dans le long terme au lieu d'une politique «ad-hoc»
avait etc developpe. De ce point de vue, l'Irlande, les Pays Bas, le Danemark et l'ltalie, ces derniers temps, donnent de bons exemples. Les
modeles pro metteurs so nt ceux avec une large integration des partenaires sociaux (cela implique aussi la capacite et la volonte des partenaires sociaux d'assumer leur part de responsabilite), qui depassent les
questions du marche du travail ainsi que des modeles de cooperation
avec des groupements d'interets economique a l'echelle mondiale.
Regardons le niveau europeen: L'Union economique et monetaire
offre la chance pour la politique economique de trouver les solutions
et instruments necessaires au niveau europeen, qui n'existent plus au
niveau national. Les marges de manreuvre de la politique economique
se sont etendues
l'Union monetaire; l'ensemble est plus que la
somme de ses elements. Dans un avenir determine nous ne reussirons
pas a trouver un equilibre institutionnel entre la politique monetaire
centrale et une politique nationale fiscale, une politique nationale de
l'emploi ainsi qu'une politique nationale des revenus - un equilibre
menace par des decisions contradictoires.
Par consequent, il nous faut un «policy-mix», qui soutienne la
croissance et l'emploi a long terme. C'est pourquoi il me semble primordial de trouver des principes ct des strategies communs dans les
domaines suivants:
a
• but de l'inflation: une obligation vis-a-vis de la stabilite, mais pas
la deflation;
• politique des revenus: affirmation d'une croissance equilibree de
l'offre et de la demande; politique des revenus orientee vers la
productivite et: definition des conditions de deviations possibles
• valeur exterieure de l'euro: si fort qu'il puisse supporter l'emploi
(le cours du change nc doit pas avoir des effets neutres sur
l' economie reelle)
• politique fiscale flexible: mais pas une union de transfert
• importance des plans d'action national pour l'emploi
• politique fiscale: harmonisation et degrevement du facteur du travail
Finalement j'ai aussi l'impression qu'il est necessaire d'arriver a un
renouvellement des relations institutionnelles entre les partenaires sociaux, les ministres des finances et de l'economie et la BCE.
58
• il faut contrebalaneer la BCE sur un plan politieo-eeonomique
• son independanee est incontestee, mais: attention a trop d'independance
• car une societe a besoin du pouvoir et du eontrepouvoir - meme
l'Europel
• par eonsequent, face l'interdependance de l'economie reelle et
de l'economie des finances il est necessaire d'arriver
une meilleure integration des partenaires soeiaux dans le dialogue entre les
aeteurs de la politique eeonomique.
a
a
En eonc1usion, on peut dire qu'au niveau europeen on a besoin d'un
«poliey-mix», mieux equilibre, d'une meilleure cooperation parmi
tous les domaines de la politique economique mais aussi entre les faeteurs monetaires et reels. Cette cooperation doit s'appuyer sur une
eoordination des institutions qui sont responsables pour la politique
monetaire, fiscale et pour celle des revenus. Cela signifie que les partenaires sociaux doivent etre integres dans le processus de la prise de decision politico-eeonomique.
Un tel «modele europeen» base sur une culture de cooperation, de
consensus et de stabilite sociale devrait contribuer au support de la
eroissanee economique mais egalement l'abaissement du ch6mage, et
a une certaine stabilite - stabilite qui depasse la stabilite des prix; c'esta-dire une stabilite des revenus, de l'emploi et d'une securite colleetive
dans une Europe eompetitive au niveau mondial.
Face la diversite des structures des partenaires soeiaux en Europe,
il ne sera pas facile de realiser ce modele. A mon avis, il faut arriver a
une meilleure interconnexion des structures des partenaires sociaux,
mais en meme temps, au niveau europeen, on a aussi besoin des associations et groupements forts et universels qui puissent eontribuer a la
solution des problemes et assumer leur responsabilite. La route du
«Traite» de l'Europe a la «Constitution» de I'Europe n'est pas eneore
bien determinee. Il faut encore definir les competences entre la
Commission, le Conseil, le Parlement, les gouvernements et les parte.
.
nalres SOClaux.
Les citoyens de l'Europe evalueront I'Union monetaire par sa
eontribution a l'abaissement du ch6mage. Quelques idees diseutees au
eours de la conferenee augmentent les chances pour qu'elle devienne
un succes - nous devrions les saisirl
a
a
59
CONCLUSIONS
Werner Muhm
President of the Advisory
Affairsl)
Council for Economic
and Social
At the end of this eonferenee, please allow me, as the eunent president of the Advisory Couneil for Eeonomie and Soeial Affairs, to
make a first attempt of a summary. I would like to start with an external view on Europe.
The Ameriean professor Samuel Huntington is quoted in the historian Paul Kennedy's book "Preparing for the Twenty-First Century"
as fallows: "The European Community, if it were to beeome politieally cohesive, would have the population, resourees, eeonomie
wealth, teehnology and aetual and potential military strength to be the
preeminent power of the 21" eentury. [... ] If the next eentury is not
the Ameriean eentury it is most likely to be the European eentury."
This is how positive the potential of the European model of soeiety
is viewed by outsiders. The model is hased on strang economie performance in eomhination with soeial eohesion; it is thus hased on
competition and solidarity.
EMU is yet another important step on the path towards integration
and it must heeome a sueeess. Its sueeess will he measured hy its positive eontributions in four main areas:
• growth and employment,
• reduetion of unemployment (the higgest threat for the European
model),
• an opportunity for poliey-shaping in the proeess of glohalisation,
• estahlishing a sense of identity for European eitizens.
What are the preeonditions for sueeess? In aeeordanee with the itinerary of this eonferenee, let me first address the national level of polieyaction:
The need for economie policy action on the national level does not disappear. It eontinues to be important for the lahour market (an integrated
European lahour market is a lang way off), for ineome poliey, for thc
competitiveness of regions and countries in EURO-land, as weIl as for
hudgetary polieies, whieh play an important role towards stahility.
The role of the soeial partners in solving eurrent problems is thus
evident. In recent time there has been a growing tendency to eoneIude
pacts with social partners. Success has been achieved when eooperation with the social partners took place, when they were involved in
') according
60
to
the principle of rotation at the time of the conference.
over-all economic questions, and when eoneerted actions together
with government followed solid long-term eoneepts rather than ad
hoc polieies. Reeent sueeessful examples of sueh a course - based on a
common view of problems - include Ireland, the Netherlands, Denmark, and lately, Italy.
Models with a comprehensive integration of soeial partners going
beyond labour market issues and sharing responsibility with eomprchensive assoeiations with an orientation toward the over-all economy
(this implies the ability and willingness to bear responsibility), seem to
be more successful in solving problems.
I would now like to foeus on the European level: European Monetary and Economic Union provides an opportunity for eeonomie poliey to develop the neeessary solutions and instruments on the European level whieh are no longer available on the national level. The
room for manoeuvring in eeonomic poliey is inereased in EMU; the
whole is more than the sum of it's parts.
In the foreseeable future we will not be able to eorreet the institutional disequilibrium between a centralised monetary poliey and
national fiscal, labour market, and ineome polieies - a situation that
bears the inherent danger of contradictory deeisions. Consequently,
we need a poliey-mix that in the long term prornotes growth and employment. In my opinion eommon views and principles are of partieular importanee in the following areas:
• inflation: eommitment to stability, but not deflation,
• income poliey: eommitment to balanced growth of supply and
demand; productivity oriented ineome poliey; and under whieh
eircumstanees deviation from sueh a poliey might be reasonable,
• external value of the Euro: strong enough to promote European
employment (with regard to the exchange-rate one must eonsider
the fact that its effects are not neutral in real terms),
• flexible fiseal poliey, but not a "transfer-union",
• important role of national employment plans,
• tax policy: harmonisation and easing the tax burden on labour as
a produetion factor.
Last, but not least, the sueeess of EMU in my view requires a
ehange in the institutional relations between the soeial partners, the finance and eeonomies ministers, and the ECB:
• There is a need for a counterpart to the ECB in eeonomic poliey.
• The independenee of the ECB is undisputed, but independenee
eao be taken to far!
• A soeiety needs checks and balanees - also in Europel
• In view of the interdependeney of the real and finaneial eeonomy,
61
a stronger involvement of the social partners in the dialogue between economic policy makers is absolutely necessary.
By way of summarising, it can be said that on the European level
there is a need for a more balanced policy mix with a better co-ordination of aIl areas of economic policy among each other as weIl as with
the real and monetary factors. Such a co-ordination must build on the
co-ordination between those institutions responsible for monetary,
fiscal, and income policy. This means that the social partners need to
be integrated in the entire process of decisionmaking in economic polICY·
A corresponding "European Model", which is based on a culture of
co-operation, consensus, and social stability, should be able to make a
positive contribution towards economic growth as weIl as to reducing
unemployment. lt should also promote stability ~ the kind of stability
that goes beyond me re price stability, but stability of income, employment, and collective security in a Europe that is giobally competitive.
Considering the diversity of structures of social partners hip in Europe this is by no means an easy task. In my opinion a doser net~
worked relationship between the structures of social partnership is required, but there is also a need for strong and comprehensive associations on the European level, which are able to contribute to the solution of problems and bear responsibility.
There is yet uncharted territory between the "Europe of the
Treaty" and the "Europe of a Constitution" and there is still a need to
define the precise division of tasks among the Commission, the Council, the Parliament, governments and the social partners.
The citizens of Europe will judge EMU by its contribution toward
the reduction of unemployment. Some of the proposals discussed at
this conference improve the chances for success - we should grap this
opportunityl
62
TEILNEHMERLISTE
AI GINGER Karl
ALLEGREZZA Serge
AMENU-ZOTIER
Emebet
ASCHAUER-NAGL
Melitta
ASTL August
BAYER Kurt
BEYER Norbert
BIEHL Kai
BLAAS Wolfgang
BORSTLAP Hans
BREITENFELLNER
Andreas
BURGER Christina
BURKHARD Wolfgang
BUSCH Georg
CAL Luigi
CAL Vasco
CERNY Josef
CHALOUPEK
Günther
COLDRlCK
Peter
COTIS Jean-Philippe
DAENEMARK Andrea
DANIS Jean-Jacques
DE LIEDERKERKE Therese
DELAPINA Thomas
DENA YER Luc
DEROOSE Servaas
DROCHTER
Kar!
EBERHARDT
EDERHdmur
EDLINGER Rudolf
ENDESHA W Esayas
EPLER Margit
ETIL Harald
FELDHOFER
Norbc:rr
FISCHER Georg
FL YNN Padraig
FREITAG Robert
FREMUTH Walter
FRERICHS Göke
FÜRST Erhard
FÜRST Susanne
GAUPER Ortrun
GEHMACHER
Ernst
GERASIMOS Sourbis
GLATZ Harald
GODDEN Douglas
GRA TI Marion
GUARDA Paolo
GUARDA-RAUCHS
Alexandra
A, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
L, Ministere de I'Economie
USA, Economist
A, Arbeiterkammer Wien
A, Präsidentenkonferenz
der Landwirtschaftskammern
A, Bundesministerium für Finanzen
A, Wirtschaftskammer Tirol
A, Arbeiterkammer Wien
A, Technische Universität Wien
NL, Ministerie von Sociale Zaken en Werkgdegenheid
A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
A, Bundesministcrium für wirtschaftliche
Angdegenheiten
Wirtschafts- und Sozialausschuß dcr EG
Europäische Kommission, GD II
I, Confederazione Italiana Sindicati Lavoratori
P, Confederal;ao Geral dos Trabalhadores Portugueses
- Intersindical
A, Arbeiterkammer Wien
A, Arbeiterkammer Wien
European Trade Union Confederation
F, Ministere de l'Economie et des Finances
A, Winschaftskammer
Österreich
B, Force Ouvriere
UNI CE
A, Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen
B, Conseil Central de I'Economie
Europäische Kommission, GD II
A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
A, Präsidentenkonferenz
der Landwirtschaftskammern
A, Bundesminister für Finanzen
A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
A, Arbeiterkammer Wien
Europäisches Parlament
A, Bundeskanzleramt
Europäische Kommission, GD V
Europäische Kommission
A, Pensionsversicherung der Angestellten
CEEP
Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG
A, Vereinigung der Österreichischen Industrie
A, Arbeiterkammer Wien
A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
A, Österreichisches Institut für
Berufsbildungsforschung
GR, General Conference of SMEs of Greece
A, Arbeiterkammer Wien
UK, Confederation of British Industries
A, Bundeskanzleramt
L, Centre de Recherche Public
L, Ministere de l'Economie
63
HAAS Karl
HAAZE Guy
HAIDEN Rene Alfons
HEIDORN Berndt
HERDIN Fr
HÖPFLINGER Helmut
A, Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie
B, Syndicat Liberal
A, Wirtschaftskammer Österreich
A, Arbeiterkammer Steiermark
A, Bundesministerium für Arbeit, Gesundheit und
Soziales
HOSTASCH Eleonora
A, Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und
Soziales
HUEMER Gerhard
A, Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen
JAHN Genraud
A, Arbeiterkammer Oberösterreich
JAKLITSCH Hans
A, Wirtschaftskammer Steiermark
JENKINS Tom
Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG
JUNGK Wolfgang
Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG
JUTH Per
S, Federation of Private Enterprises
KAJASTA I1kka
FIN, Ministry of Finance
KARAVITIS Nikos
GR, National Statistical Service
KITTEL Bernhard
A, Universität Wien
KLAVERJan
NL, Vereingung VNO-NCW
KLIMA Viktor
A, Bundeskanzler der Republik Österreich
KRAMER Helmut
A, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
KRAUS Walter
A, Winschaftskammer Niederösterreich
KREISKY Peter
A, Arbeiterkammer Wien
KUJAWA MateuS:t
PO, Botschaft der Republik Polen
LACHS Thomas
A, Oesterreichische Nationalbank
LACINA Ferdinand
A, Erste Österreichische Sparcassen AG
LAMEL Joachim
A, Wirtschaftskammer Österreich
LAN6A F10rival
P, Conseil Econonomique e Social
LAPEYRE Jean
European Trade Union Confederation
LEMOINE Guy
B, CESI
LEPPÄNEN Seppo
FIN, Economic Council of Finland
LEUTNER Richard
A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
LIEBSCHER Klaus
A, Oesterreichische Nationalbank
LINDNER Rupen
A, Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern
MADERTHANDER Leopold A, Wirtschaftskammer Österreich
MARIAN 1 Arnaldo
I, National Council of Economy and Labour
MARTERBAUER Markus
A, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
MASURE M.
B, Bureau Federal du Plan
MAYR Martin
A, Wirtschaftskammer Österreich
McPARTLIN Deirdre
IRL, Department of Finance
MENA-BOHDAL Helga
A, Gewerkschaft der Gemeindebediensteten
MESCH Michael
A, Arbeiterkammer Wien
MIETHLING
MIKULITSCH Werner
A, Vereinigung der Österreichischen Industrie
MITTERBAUER Peter
A, Vereinigung der Österreichischen Industrie
MOOSLECHNER Peter
A, Oesterreichische Nationalbank
MORO Emique
Observatoire Social Europeen
MOSER Rudolf
A, Arbeiterkammer Oberösterreich
MOTSOS George
GR, General Conference of SMEs of Greece
MRKVICKA Franz
A, Arbeiterkammer Wien
MUHM Werner
A, Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen
MÜLLER Gloria
D, Deutscher Gewerkschaftsbund
MULLEY Klaus-Dieter
A, Arbeiterkammer Wien
NACHTNEBEL Karl-Heinz A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
NAUSCHNIGG Franz
A, Oesterreichische Nationalbank
NILSSON Veronico
S, TCO
NORTH Rudolf
A, Winschaftskammer Österreich
64
NORZ Richard
NYBERG Lars Allan
O'DONOHUE Pearse
OLSSON Stcfan
ORBAN Stephan
ORSOLITS Angela
PARAK Christoph
PASZTORY Clarisse
PEETERS Kris
PEISCHER Josd
PETER Heinz
PFABIGAN Wolfgang
PICCIOCCHI Angelica
PILLER Ernst
POINTNER Wolfgang
PRAGER Anton
PREINF ALK Hans
PRETIEREBNER Laura
RATH Fritz
RATHPOLLER Gerhard
REITER Alfred
REITER Franz
REPPLINGER Karl-Peter
REUNA Martti
ROSSMANN Bruno
ROTHSCHILD Kurt
RYAN Brendan
RYANPhü
SARRESCHTEHDARILEODOL TER Sylvia
SCHUBERT Ludwig
SCHUBERTH Hdene
SCHUH Andreas-Ulrich
SCHüRZ Martin
SCHW ARZBÖCK Rudolf
SCHWENG Christa
SEEFRANZ babella
SIGMUND Anne-Marie
STADLER Sabine
STAUDINGER R.
STECHER NAVARRA Jorge
STEINDL
STEINER Ilse
STEINHAUER Isabelle
STÖLLNBERGER Klaus
STOUGAARD Jens-Christian
STRASSER Rudolf
STREISSLER Agnes
STREITENBERGER
Wolfgang
STIJBENVOLL Karl
TEUFELSBAUER Werner
TRAXLER Franz
TRITREMMEL Wolfgang
TUMPEL Herben
A, Landwirtschaftskammer Tirol
S, Landsorganisationen Sverige
Europäische Kommission, GD V
Europäische Kommission, GD V
CEEP
A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
A, Verband der Öffentlichen Wirtschaft und
Gemeinwirtschaft
A, Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen
B, Comite National des PME
A, Arbeiterkammer Oberösterreich
A, Arbeiterkammer Vorarlberg
A, Vereinigung der Österreichischen Industrie
T, National Councü of Economy and Labour
A, Arbeiterkammer Burgenland
A, Konferenz-Organisation
A, Arbeiterkammer Wien
A, Arbeiterkammer Oberösterreich
A, Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie
Wirrschafts- und Sozialausschuß der EG
A, Arbeiterkammer Burgenland
A, Österreichische Investitionskredit AG
A, Wirrschaftskammer Oberösterreich
Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG
Wirrschafts- und Sozialausschuß der EG
A, Arbeiterkammer Wien
A, Universität Linz
IRL, Department of Finance
IRL, Department of Finance
A, Arbeiterkamer Wien
Europäische Kommission, GD II
A, Oesterreichische Nationalbank
A, Bundesministerium für Finanzen
A, Oesterreichische Nationalbank
A, Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern
A, Wirtschaftskammer Österreich
A, Arbeiterkammer Wien
A, Bundeskomitee der Freien Berufe
A, Sozialwissenschafterin
A, Wirtschaftskammer
Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG
A, Wirtschaftskammer
A, Vereinigung der Österreichischen Industrie
A, Wirtschaftskammer Österreich
Wirtschafts- und Sozilllausschuß der EG
DK, LO
A, Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern
A, Arbeiterkammer Wien
Ständige Vertretung der Europäischen Kommission in
Österreich
A, Arbeiterkammer Wien
A, Wirtschaftskammer Österreich
A, Universität Wien
A, Vereinigung der Österreichischen Industrie
A, Bundesarbeitskammer
65
TOCHLER Ernst
VAN NIEKERK Niko
VAN WAARDEN Prans
VERZETNITSCH
Fritz
VIIT ASALO Mikko
VOGLER Heinz
WALDBAUER Alfred
WEBER Maurice
WINKLER Egon
WOITECH Birgit
ZIESER Michael
ZINIEL Georg
ZÖHRER Gustav
ZOTTER Thomas
ZUCKERSTÄTTER
Josef
66
A, Österreichischer Gewerkschaftsbund
NL, Socio-Economic Council
NL, Utrecht University
Europäischer Gewerkschaftsbund
FIN, Akava R.Y.
Wirtschafts- und Sozialausschuß der EG
A, Wimchaftskammer
Oberösterreich
B, Ministere General des Finances
A, Wirtschaftskammer Österreich
A, Konferenz-Organisation
A, Arbeiterkammer Wien
A, Arbeiterkammer Wien
A, Gewerkschaft Metall, Bergbau und Energie
A, Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen
A, Arbeiterbmmer
Wien
PUBLIKATIONEN DES BEIRATS FÜR WIRTSCHAFTSUND SOZIALFRAGEN
(~ " vergriffen)
1~
Untersuchung
2~
Stabilisierungsprogramm
3
Vorschläge Zur Neugestaltung
4*
Vorschlage zur Kapitalmarktpolitik,
5
Vorausschätzung
6
Vorschau ,mI die österreichische
über die Preis- und Einkommensentwicklung
der Budgetpolitik
Empfehlungen
8*
Vorschläge zur Koordinierung
Die Erscheinungen
der Preisbildung
Arbeitskräftepotentials
(1965) ..............
bis 1980 (196~) .....
" ...................
und Stabilisierung in der Bauwinschaft
des grauen Marktes und ihr Zusammenhang
(1966) .....
Vorschläge zur Kapitalmarktpolitik,
11*
Zweite Vorausschätzung
Arbeitskräftepotentials
S 12,-
bis 1980 (1968) .......................................................
12
Vorschläge zur Kapitalmarktpolitik,
t3~ Untersuchung
4. Teil (1968) ...........................
des Preis- und Kostenauftriebes
14
Bericht über Teilzeitbeschäftigung
1~*
Untersuchung
16
Budgetvorschau
17
Vorschläge zur Indmtriepolitik
18
19~
Empfehlungen
20*
Untersuchung
Budgetvorschau
1971-1975
von Arbeitskräften
Vorschläge Zur region..Jen Strukturpolitik
23*
Die Verträge mit den Europäischen
24
Klein- und Mittelbetriebe
25
26*
Frauenbeschiiftigung
27
28~
Probleme der Umweltpolitik
29
Qualitative Aspekte der wirtschaftlichen
Entwicklung
S 12,S 12,nach
S 29,S 26,-
(1972) ........................
(1972) ............................
Gemeinschaften
in Wachstumsprozeß
im Österreich
1974-1978
S 26,S 26,S 26,-
(1972) ...................
(1973) .......................
S 36,S 22,-
(1974) .................................
(1974) .......................................
in Österreich
(1976) ...........................
S 22,(1976) .....
1976-1980
S 38,-
und gesellschaftlichen
S 38,-
(1976) ...................................................
Empfehlungen
(1977) .......................................
S 38,-
zur Verbe .. erung der Statistiken zur
Einkommensverteilung
Vonchläge
aus Österreich
und Grenzen des Einsatzes ausländischer Arbeitskräfte
Budgetvorschau
32
S 20,(1971) ...............
und in die Schweiz (1972) .................................
Gutachten über den Preis- und Kostenauftrieb
S 20,S 12,-
(1971) .......................................
21
22~
Möglichkeiten
(1969) .............
(1970) ....................................
der Konjunkturdiagnose
S 12,S 35,S 12,-
(1968) ..................................
über die Abwanderung
Budgetvorschau
(1968) .............
(1970) .......................................
zur Verbesserung
Süddeutschland
30
31~
in Österreich
über die Probleme der Arbeitszeitverkürzung
1970-1974
S 12,S 12,S 12,S 25,-
2. und 3. Teil (1966) .....................
des österreichischen
S 12,S 12,-
mit den Formen
(1966) ................................................
10
2,-
S 12,S 3,-
(1964) ......................
Wirtschaft im Jahre 1966 (1965) ...............
zur Budgetpolitik
S 12,S
1. Teil (1964) ...........................
des östcrreichischen
7
9*
(1964) .............
(1964) ..........................................
S 20,S 50,-
(1977) ...........................................
zur Industriepolitik
1978-1982
II (l978) ..................................
33
Budgetvorschau
34
Kurz- und mittelfristige Fragen der Zahlungsbilanzentwicklung
(1978) .......................................
35
Die statistische Differenz in der österreichischen
36
Längerfristige Arbeiurnarktentwicklung
37
Budgetvorsch ..u 1980-1984
38
Bericht zur Zahlungsbilanz
(1978) ..........
ZllhlungsbilllOz (1979) ..........
(1980) .............................
(j981) ......................................
Mittelfristige Fiananzplanung
Wohnb ..u (1981) ......................................................
41
Längerfristige
Aspekte der Energieversorgung
(1982) .........................
42
Untersuchung
ausgewählter Ausgabenbereiche
des Bundeshaushalu
43
Budgetvonchau
1982-1986
S 40,S 40,-
(1980) ........................................
39
(1982) .......................................
S 40,S 65,-
(1980) .......................................
40
S 38,S 80,-
S 57,S 68,S 80,(1982) .......
S 67,S 45,-
67
«
Methoden der Politikberatung
43
Budgetvor.chau
46
Regionale Strukturpolitik
47~
Arbeitszeitentwicklung
48
Schattenwirtschaft
49
1984 -1988
Landwirtschaftliche
Finanzmiirkte
Bereich (1984)
.
(1984)
und Arbeitszeitpolitik
S 49,-
.
S 251,-
(1984)
.
.
Produktion.alternativen
.
S 90,S 105,-
.
S 132,-
.
.
S
S
S
S
S
S
.
S 79,-
.
(1986)
31
Umweltpolitik
Öffnungszeiten
(1986)
33
Budgetvonchau
1986 -1990
54
Flächenstillegung
(1986)
33
Wachstum.orientierte
56
Empfehlungen
57
Entwicklung.politik
58~
Qualifikation
(1986)
als agrarpoliti.ches
Strukturpolitik
.
Instrument
(1987)
.
(1988)
.
aus Studien und Kurzgutachten
1984-1988
(1988)
.
(1988)
2000 (1989)
39
Internationali.ierung
60
Überlegungen
61~
Industriepolitik
62"
Vor.chläge
63
Strukturelle
und der Forschungspolitik
BudgetsaIden des Bundes 1986 -1990
64~
Soziale Sicherheit im Alter (1991)
65
Finanzverfassung
66
Abfallwirtschaft
und Finanzausgleich
Anpas.ungserfordemisse
-
Herau.forderungen
67,68,-
S 137,-
.
S 93,S 90,-
(1991)
(1991)
36,-
.
.
.
zur Reform des Hochschulwe.ens
41,28,-
.
.
Sy.tem der 90er Jahre (1990)
III (1991)
66,-
S
S
S
S
S
(1989)
Zum .tati.ti.chen
S 84,S 39,-
am Bei.piel Ethanol, Öisaaten und
(1985)
32
S 68,-
.
(1983)
Eiweißfutterpflanzen
50
im wirtschaftspoliti.chen
(1984)
.
26,24,29,19,24,-
und
(1992)
(1992)
.
67
üstöffnung
.
S 106,-
68
30 Jahre Beirat für Wirrschafts- und Sozialfragen (1993)
(1992)
.
69"
Lohnnebenkosten
.
70
Wirtschaftssrandort
.
S 63,S 39,S 70,-
71
Europäi.che
(1994)
Österreich
(1994)
Wirtschafts~ und Währung.union
die ösrerreichische
71
"
Wirtschafts-
~ Neue Rahmenbedingungen
und Finanzpolitik
Beschäftigungspolitik
(1997)
Handlungsräume
für
(1994)
.
S 83,S 80,S 66,-
.
S 117,-
.
S 73,-
.
S 52,-
.
.
73
Wirtschaftspolitische
74
Verbesserte Spielregeln für den Bundeshaushalt
(3.prachig) (1998)
73
Innovative Kooperationen
76
Voraussetzungen
(1998)
für eine lei.tung.fähige
flir eine erfolgreiche Wirtschafts-
Infrastruktur
(1998)
und Währung.union
(1999)
Preise ink!. 10% MwSt.
Ihre Be.tellung nimt da. Abo-Service von Ueberreuter
Tel.: (01261)
789-110
Fax: (0 22 62) 789-116
e-mail: [email protected]
http://digimedia.ueberreuter.com
68
Prillt und Digimedia gerne entgegen:
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