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AK
Argumentationshilfen
Hier werden in kurzer Form die folgenden häufig gestellten Fragen zu Gentechnik und
ökologischem Landbau beantwortet:
 Was ist Gentechnik?
 Ist Agro-Gentechnik eine Fortführung klassischer Züchtung?
 Was ist der Unterschied zwischen „roter“ und „grüner“ Gentechnik?
 Wo werden welche Gentechnikpflanzen angebaut?
 Welche Eigenschaften wurden in gentechnisch veränderte (GV-)Pflanzen eingebaut?
 Welche Saatgutunternehmen setzen auf Gentechnik?
 Kann man bei Öko-Produkten sicher sein, dass sie keine Gentechnik enthalten?
 Warum lehnt der Öko-Landbau Agro-Gentechnik ab?
 Wie lassen sich gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Lebensmitteln erkennen?
 Welchen Nutzen haben gentechnisch veränderte Pflanzen für die Ernährung?
 Trägt der Verzehr von GVO zur Vorbeugung von ernährungsbedingten Krankheiten bei?
 Sind mit dem Verzehr genveränderter Nahrung gesundheitliche Risiken verbunden?
 Sind genmanipulierte Lebensmittel besonders sicher?
 Birgt Gentechnikanwendung Risiken für die Umwelt?
 Können konventionelle, biologische und Gentechnik anwendende Landwirtschaft
nebeneinander existieren?
 Wem nützt die Agro-Gentechnik?
 Leistet Gentechnik einen Beitrag zur Ernährungssicherung der Menschheit?
Was ist Gentechnik?
Als Gentechnik werden alle Techniken bezeichnet, mit deren Hilfe Erbinformationen im Labor
neu kombiniert und auf einen anderen Organismus, meist über Artgrenzen hinweg, isoliert
übertragen werden, zum Beispiel:
 Bakteriengene werden in Mais, Soja oder Baumwolle eingebracht, damit die Pflanze in jeder
ihrer Zellen das Gift des Bakteriums selbst produziert und damit Fraßinsekten tötet.
 Menschliche Wachstumsgene werden in Karpfen und Lachse eingebracht, damit sie schneller
wachsen und größer werden als ihre Artgenossen.
 Menschliche Gene werden in Reispflanzen eingebracht, damit diese menschliche Eiweiße
erzeugen.
www.bioXgen.de
Praxishandbuch „Bio-Produkte ohne Gentechnik“
AK - Seite 1
Ist Agro-Gentechnik eine Fortführung klassischer Züchtung?
Nein, denn klassische Züchtung arbeitet mit Organismen der gleichen Art und nahen
Verwandten. Es werden die natürlich möglichen Eltern nach den gewünschten Kriterien
ausgewählt und gekreuzt. Dabei werden immer die gesamten DNA-Stränge neu kombiniert. Die
klassische Züchtung respektiert die von der Natur gesetzten Grenzen.
Allerdings haben auch dort Verfahren Einzug gehalten, die es möglich machen, artfremde
Organismen zu kreuzen. Dazu zählt beispielsweise die Cytoplastenfusion. Dabei werden die
Zellwände künstlich aufgebrochen, um anschließend die gesamte DNA der zwei
Kreuzungspartner zu kombinieren.
Was ist der Unterschied zwischen „roter“ und „grüner“ Gentechnik?
Werden pflanzliche Organismen gentechnisch verändert, spricht man von „grüner“ bzw. AgroGentechnik. Als „rote“ Gentechnik bezeichnet man die mit gentechnischen Verfahren erweiterte
Forschung an Menschen oder Tieren. Auch die Nutzung der Gentechnik bei der Herstellung von
Medikamenten wird als „rote“ Gentechnik bezeichnet. Als „weiße“ Gentechnik wird die Nutzung
der Technologie bei der Veränderung von Enzymen etc. bezeichnet.
Während weiße und rote Gentechnik nur in Laboren oder geschlossenen Behältern von
Industrieanlagen genutzt wird und die manipulierten Organismen nicht nach außen gelangen
dürfen, findet die Agro-Gentechnik in der freien Natur statt. Dort kann sich beispielsweise der
Pollen der manipulierten Pflanzen auf wilde Verwandte übertragen. Agro-Gentechnik ist nicht
rückholbar: Auch wenn später negative Eigenschaften entdeckt werden, ist es nicht möglich, die
Freisetzung rückgängig zu machen.
Wo werden welche Gentechnikpflanzen angebaut?
2010 lagen 92,5 % der Anbauflächen für gentechnisch veränderte Pflanzen in den USA,
Brasilien, Argentinien, Indien, Kanada und China. In großem Maßstab werden dort
gentechnisch veränderte Mais-, Soja-, Raps- und Baumwollsorten angebaut 1. In Europa findet
bisher keine nennenswerte kommerzielle Nutzung der Agro-Gentechnik statt. In Spanien
wurden 2010 76.575 Hektar genmanipulierter Mais angebaut, damit ist Spanien in Europa
Spitzenreiter im Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. In Deutschland und Frankreich
wird seit 2009 kein gentechnisch veränderter Mais mehr angebaut. Insgesamt liegt der Anteil
von GV-Mais an der Gesamtanbaufläche für Mais in der EU bei etwa einem Prozent. Derzeit
werden auf insgesamt 148 Millionen Hektar (6,2 %) der weltweiten landwirtschaftlichen
Nutzfläche GV-Pflanzen angebaut.
Welche Eigenschaften wurden in gentechnisch veränderte (GV-)Pflanzen eingebaut?
Es geht um Pflanzen, die für eine sehr stark spezialisierte und intensivierte Landwirtschaft
gemacht sind. Genutzt werden vor allem Soja, Mais, Baumwolle und Raps mit folgenden
Eigenschaften:
 Resistenz gegen ein Totalherbizid (68 %): Im Gegensatz zu allen anderen Pflanzen sterben
diese nicht ab, wenn sie mit dem betreffenden Herbizid besprüht werden.
 Insektenresistenz (19 %): Die Pflanze bildet in jeder ihrer Zellen ein Gift, ähnlich dem des
Bakteriums Bacillus thuringiensis (Bt-Toxin), das Fraßinsekten tötet.
 13 % besitzen sowohl Herbizidresistenz wie Insektenresistenz.
 Veränderte Pflanzeninhaltsstoffe sind derzeit ohne Bedeutung.
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Praxishandbuch „Bio-Produkte ohne Gentechnik“
AK - Seite 2
Kann man bei Öko-Produkten sicher sein, dass sie keine Gentechnik enthalten?
Der Einsatz von Gentechnik in Öko-Produkten ist laut EU-Gesetzgebung und nach den
Richtlinien ökologischer Anbauverbände verboten. Die Einhaltung wird durch ein engmaschiges
unabhängiges Kontrollsystem überprüft. Den Begriff »gentechnikfrei« verwenden die ÖkoProduzenten aber nicht. Denn: Der Öko-Landbau wirtschaftet nicht unter einer Glasglocke!
Durch Kontamination von benachbarten Feldern (z. B. Pollenflug) sowie unbeabsichtigte
Vermischung bei Ernte, Transport oder Verarbeitung sind Verunreinigungen nicht 100-prozentig
auszuschließen. Aber: Öko-Landbau stellt sicher, dass bei Anbau und Verarbeitung bewusst
und nachprüfbar keine Gentechnik eingesetzt wird!
Warum lehnt der Öko-Landbau Agro-Gentechnik ab?
Die Erfolge des Öko-Landbaus basieren auf einer ganzheitlichen Betrachtung natürlicher
Zusammenhänge: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Gentechnik folgt dem Prinzip der technologischen Machbarkeit und betrachtet Lebewesen als
zerleg- und veränderbares Material. Mögliche Konsequenzen für das Öko-System werden dabei
kaum berücksichtigt. Gentechnik setzt auf kurzfristige Problemlösungen und nimmt dabei
unkalkulierbare ökologische Risiken und Folgekosten in Kauf. Öko-Bauern hingegen wissen,
dass es sich auch wirtschaftlich lohnt, mit der Natur zu arbeiten.
Wie lassen sich gentechnisch veränderte Organismen (GVO) in Lebensmitteln erkennen?
Mit bloßem Auge ist nicht erkennbar, ob Lebensmittel gentechnisch verändert sind. In
Deutschland müssen alle Lebensmittel gekennzeichnet werden, die selbst ein GVO sind z. B.
Maiskolben, Soja, Tomate, Kartoffel. Das Gleiche gilt für Zutaten oder Zusatzstoffe, die aus
GVO hergestellt sind, z. B. Öle aus GV-Raps, Stärke aus GV-Mais, Zusatzstoffe wie Lecithin
aus GV-Sojabohnen. Alle Produkte, die zufällige oder technisch unvermeidbare Spuren von
GVO enthalten, müssen gekennzeichnet werden, wenn der Anteil dieser GVO-Spuren mehr als
0,9 % des Lebensmittels oder der Zutat ausmacht. Honig, Fleisch, Milch, Eier und andere
Produkte von Tieren, die mit gentechnisch veränderten Organismen gefüttert wurden, müssen
nicht gekennzeichnet werden. Öko-Produkte werden stets ohne den Einsatz von Gentechnik
hergestellt, auch beim Tierfutter wird darauf verzichtet.
Welchen Nutzen haben gentechnisch veränderte Pflanzen für die Ernährung?
Die bisher vermarkteten Produkte mit GVO bieten keinerlei besonderen Nutzen für Ernährung
und Gesundheit von Mensch und Tier.
Trägt der Verzehr von GVO zur Vorbeugung von ernährungsbedingten Krankheiten bei?
Gentechnisch erzeugte Nahrungsmittel haben keinen nachgewiesenen Vorteil gegenüber
Lebensmitteln aus konventioneller und biologischer Produktion.
Sind mit dem Verzehr genveränderter Nahrung gesundheitliche Risiken verbunden?
Das Wissen über die Auswirkungen von GV-Pflanzen auf die Gesundheit ist sehr lückenhaft. Es
fanden bisher keine Untersuchungen direkt am Menschen statt. Bei den obligatorischen
Zulassungsverfahren werden die manipulierten Pflanzen über relativ kurze Zeiträume an Ratten
und Kaninchen verfüttert.
Es gibt weltweit nur eine Handvoll unabhängiger Untersuchungen zu gesundheitlichen
Auswirkungen von GV-Futter auf Tiere. Alle kommen zu dem Schluss, dass dringend weiterer
Forschungsbedarf
besteht.
Vonseiten
der
Industrie
werden
deren
eigene
Forschungsergebnisse meist unter Verschluss gehalten.
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Praxishandbuch „Bio-Produkte ohne Gentechnik“
AK - Seite 3
Durch Gentechnik werden neue Gen-Konstrukte in die Nahrung eingeführt, die der Mensch
vorher niemals in der Nahrung hatte. Die Auswirkungen sind unbekannt. Möglich sind neue
Allergien, die durch neue Eiweiße (Proteine) entstehen.
Durch gentechnische Veränderung können im Organismus unvorhersehbare, unbeabsichtigte
Effekte und Wechselwirkungen auftreten.
Sind genmanipulierte Lebensmittel besonders sicher?
Genveränderte Lebensmittel werden von den Befürwortern als besonders sicher beschrieben,
weil sie besser untersucht seien als herkömmliche Lebensmittel. Die Sicherheitseinschätzung
von GV-Pflanzen besteht darin, dass sie im Hinblick auf ihre Inhaltsstoffe mit den
entsprechenden konventionell erzeugten Pflanzen verglichen und für sicher gehalten werden,
wenn sie sich nicht wesentlich unterscheiden (substantielle Äquivalenz). Die gesundheitlichen
Auswirkungen gentechnischer Veränderungen werden dabei nicht überprüft und nicht
festgestellt.
Untersuchungen zur Sicherheit von Lebensmitteln aus gentechnischer Erzeugung werden
überwiegend von der Industrie selbst durchgeführt.
Birgt Gentechnikanwendung Risiken für die Umwelt?
Die Ausbreitung von GV-Pflanzen lässt sich nicht begrenzen. Sie leben und können sich
vermehren. Über ihre Auswirkungen in der Natur wurde bisher nur in geringem Umfang
geforscht.
Die neuen Eigenschaften können in der Natur - einem offenen System - unbeabsichtigt und
unbemerkt auf andere Organismen übertragen werden. Die Folgen auf das komplexe
Zusammenspiel von Pflanzen, Insekten, Vögeln und Bodenlebewesen sind unbekannt,
unkalkulierbar und im Schadensfall nicht rückholbar. Die bisher vorliegenden Erkenntnisse
geben Anlass zur Besorgnis, zum Beispiel:
 Gift von Bt-Pflanzen bleibt im Boden und kann negative Auswirkungen auf Bodenlebewesen
haben 2.
 Eine britische Langzeitstudie weist nach, dass Raps mit gentechnisch erzeugter
Herbizidresistenz zur Reduzierung von Bienen, Schmetterlingen und Ackerbegleitkräutern
führt. Als Folge davon finden Vögel weniger Nahrung 3.
 Studien belegen, dass massiver, dauerhafter Einsatz von Totalherbiziden zur
Resistenzbildung bei Ackerbegleitkräutern führt, die sich nun ausbreiten und zu
„Superunkräutern“ werden. In den USA werden deutlich mehr Herbizide verbraucht, als vor
dem Einsatz von GV-Pflanzen 4.
 Durch erhöhten Pestizideinsatz und Ausweitung von Monokulturen wird die Artenvielfalt
reduziert. Experten gehen davon aus, dass heute nur noch dreißig Pflanzenarten 95 Prozent
der Nahrung liefern, vor allem Weizen, Reis und Mais. Agro-Gentechnik trägt weltweit durch
die weitere Intensivierung der Landwirtschaft zur weiteren drastischen Reduzierung der Artenund Sortenvielfalt bei 5.
Können konventionelle, biologische und Gentechnik anwendende Landwirtschaft
nebeneinander existieren?
Durch Wind und Insekten wird GV-Pollen verbreitet. GV-Samen können über Jahre im Boden
überdauern und dann wieder aktiv werden. Das kann niemand verhindern. Saat und Ernte
können durch nicht getrennte Warenströme, Verunreinigungen und menschliches Versagen
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Praxishandbuch „Bio-Produkte ohne Gentechnik“
AK - Seite 4
vermischt werden. So ist der Rapsanbau ohne GV-Verunreinigung in Kanada inzwischen nicht
mehr möglich. In Mexiko wurde Wildmais durch GV-Mais verunreinigt.
Wem nützt die Agro-Gentechnik?
Agro-Gentechnik ist ausgerichtet auf die Probleme der stark intensivierten und spezialisierten
Landwirtschaft, die Umweltaspekte vernachlässigt. GV-Saatgut ist patentiert. Konzerne
verdienen an der Lizenzgebühr und an den Totalherbiziden, die als Paket mit dem Saatgut
verkauft werden. Es vor allem die Firma Monsanto, die den Markt für genverändertes Saatgut
bestimmt. Sie steht für ca. 90 Prozent des Umsatzes. Für Landwirte sind keine positiven mitteloder langfristigen Effekte zu erwarten. Gentechniksaatgut ist meist teurer als konventionelles.
Durch die Patentierbarkeit der Gentechnik-Saaten können Landwirte in vielen Ländern nicht
mehr frei entscheiden, ob sie die Ernte wieder aussähen. Oftmals wird das von den
Patentinhabern verboten. Für Verarbeiter und Verbraucher ergeben sich keine Vorteile. Im
Gegenteil. Da die Kosten für vorsorgende Gentechnik-Analysen in Lebensmitteln nicht von den
Verursachern getragen werden verteuert die Gentechnik die Lebensmittel für alle 6.
Leistet Gentechnik einen Beitrag zur Ernährungssicherung der Menschheit?
Um GV-Pflanzen auf den Markt zu bringen, bedarf es hoher Investitionen durch die
Unternehmen. Diese sollen und müssen durch Lizenzeinnahmen wieder eingespielt werden.
Daher wurden bisher nur Pflanzen in den kommerziellen Anbau gebracht, die dies ermöglichen,
beispielsweise weil sie für den Export angebaut werden.
So hat sich seit dem Anbau von GV-Pflanzen in Argentinien das Hungerproblem in dem Land
weiter verschärft, da noch mehr Flächen in Monokultur für Exportfrüchte genutzt werden. Auch
der Regenwald wird in großem Umfang für GV-Soja abgeholzt. Wo Pflanzen zur
Selbstversorgung genutzt werden, kann niemand die Lizenzgebühren aufbringen oder er gerät
in starke Abhängigkeit.
Alle großen Entwicklungshilfeorganisationen stehen der Gentechnik sehr skeptisch gegenüber.
Sie weisen darauf hin, dass Hunger vor allem ein Verteilungsproblem ist und z. B. in der
Nichtverfügbarkeit von Bodeneigentum, von sauberem und keimfähigem Saatgut und von
Lager- und Transportmöglichkeiten sowie in korrupten Verwaltungen begründet liegt.
Dazu kommt, dass GVO-Saatgut angepasste lokale Sorten verdrängt und kontaminiert. Und:
Die meisten der erstrebten Wirkungen genetischer Veränderungen (z. B. Stresstoleranz) lassen
sich auch durch konventionelle Züchtung erreichen 7.
1 www.isaaa.org
2 Tappeser B., Eckelkamp C., Weber B.: „Untersuchungen zu tatsächlich beobachteten Effekten von Freisetzungen
gentechnisch veränderter Organismen“, Umweltbundesamt, Monographien Band 129, Wien (2000)
3 www.royalfoc.ac.uk
4 Benbrook Ch. M.: „Impacts of Genetically Engineered Crops on Pesticide use in the U.S.“ (2003)
5 www.agrobiodiversitaet.net
6 Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (Hrsg., 2009): Schadensbericht Gentechnik.
www.boelw.de/gentechnik.html
Weitere Quellen:
www.informationsdienst-gentechnik.de ; www.oekologischer-aerztebund.de; www.weltagrarbericht.de
www.bioXgen.de
Praxishandbuch „Bio-Produkte ohne Gentechnik“
AK - Seite 5
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