Dapoxetin bei Ejaculatio praecox

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erstellt: 03.12.2012
letzte Revision: 03.01.2013
nächste Revision: 02.01.2015
Therapie
G04BX - Andere Urologika
Wichtigkeit:
Niveau II
Evaluation:
Dapoxetin bei Ejaculatio praecox
Dapoxetin ist das erste zur Therapie der vorzeitigen Ejakulation
zugelassene Medikament. Der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
muss eine bis drei Stunden vor dem Sexualverkehr, zusammen mit einem
grossen Glas Wasser eingenommen werden. [1,2,3,7]
Der Wirkstoff scheint die Zeitspanne bis zur Ejakulation versus Placebo um
ca. eine Minute zu verlängern. [2] Zu den für die SSRI typischen UAW
kommt ein Risiko für Hypotonie und Synkopen hinzu. [1,2]
In der Apotheke muss ein allfälliges Interaktionspotential, vor allem
betreffend Inhibitoren von CYP 3A4 (Azol-Antimykotika, Makrolide etc.),
abgeklärt und von Alkoholkonsum abgeraten werden (A.d.R.).
Evidence for
efficacy
Gewisse Männer beklagen sich beim Geschlechtsverkehr über eine zu kurze
Zeitspanne bis zur Ejakulation. Dies als eine Krankheit zu betrachten, ist nicht einfach;
die betroffenen Männer leiden aber psychisch unter dem als zu kurz empfundenen
Zeitraum.[1]
Bezüglich vorzeitiger Ejakulation gibt es keinen Konsens. Die üblichen
Klassifikationssysteme verwenden vage Definitionen, die den Aspekt der mangelnden
Kontrolle der Ejakulation betonen mit Beeinträchtigung der Zufriedenheit der Partner.
Diese Parameter werden aber subjektiv unterschiedlich wahrgenommen. [2]
Dapoxetin, ein chemisch Fluoxetin verwandter, selektiver SerotoninWiederaufnahmehemmer (SSRI) [1] ist als erster Wirkstoff für die Behandlung der
Ejaculatio praecox (EP) bei Männern zwischen 18 und 64 Jahren indiziert. [6] Die
Tabletten müssen 1-3 Stunden vor dem Sexualverkehr eingenommen werden; maximal
einmal in 24 h. [3] Wegen des bitteren Geschmacks der Tabletten wird empfohlen, ein
grosses Glas Wasser zu trinken. [2,7]
Wirksamkeit
Die Wirksamkeit von Dapoxetin 30 oder 60 mg, eingenommen eine bis drei Stunden vor
dem Sexualverkehr, scheint mässig zu sein. [1]
Dapoxetin soll, versus Placebo, die Zeitspanne bis zur Ejakulation um ca. eine Minute
verlängern (1.8 Min. unter Placebo versus 2,8 Min. unter Dapoxetin 30 mg und 3.3 Min.
unter 60mg). [2]
Die randomisierten doppelblinden Studien zeigen, dass bestenfalls einer von drei
Männern und eine von fünf Sexualpartnerinnen durch die spezifische Wirkung von
Dapoxetin eine grössere sexuelle Befriedigung (über den Placeboeffekt hinaus)
erfuhren. [1]
Unerwünschte Wirkungen
Die UAW von Dapoxetin entsprechen denen der SSRI (Auto- und Heteroaggressivität,
Serotonin-Syndrom, [1] verminderte Libido [2], erektile Dysfunktion [2,3] usw.) [1]. Aber
am häufigsten treten Nausea, Schwindel und Kopfschmerzen auf. [2,3]
Über Fälle von orthostatischer Hypotonie [1,2] und von Synkopen [1,2,4] wurde in den
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klinischen Studien berichtet. Den Synkopen wird eine vagale Ursache zugeschrieben.
Sie traten meist innert Stunden nach der Einnahme auf und oft mit Schwindel, Übelkeit
und Schweissausbrüchen als Vorzeichen. [1] Ein gleichzeitiger Alkoholkonsum muss
vermieden werden, in erster Linie weil dieser das Risiko für Synkopen erhöht. [3]
Interaktionen
Das Risiko für eine orthostatische Hypotonie steigt unter der Kombination mit einem
Vasodilatator (z.B. Alphablocker, Nitrate, Sildenafil). [1]
Es ist mit zahlreichen Interaktionen mit Dapoxetin zu rechnen, da mehrere Leberenzyme an dessen Metabolismus beteiligt sind. [1] Inhibitoren von CYP-3A4 sind
entweder kontraindiziert (z.B. Ketoconazol, Itraconazol, Ritonavir und Telithromycin [7])
oder machen eine Beschränkung der Dosis auf 30 mg nötig (Erythromycin,
Clarithromycin und Verapamil [7]).
Unter anderem muss die gleichzeitige Einnahme von andern Antidepressiva,
Hypericum, Lithium und der Konsum von Alkohol gemieden werden. [3,4]
Expertenkommentar:
Andere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und Clomipramin werden
ebenfalls regelmässig [1,2] oder bei Bedarf [1] zur Verlängerung der Zeitspanne bis zur
Ejakulation eingenommen; allerdings ohne offizielle Indikation. [1,2]
Die European Medicines Agency (EMA) war in Folge der von verschiedenen
Mitgliedsstaaten geäusserten Bedenken zur Nutzen/Risiko-Bilanz der Tabletten zu 60
mg gezwungen, ein Schiedsgericht einzuberufen. Diesen Staaten schien der
zusätzliche Nutzen gegenüber den Tabletten zu 30 mg, gemessen am erhöhten Risiko
für Synkopen, zu klein. Die EMA entschied schliesslich, die Bilanz sei trotzdem günstig.
[5]
Wirkstoffe:
Dapoxetine , Fluoxetine , Sildenafil , Ketoconazole , Itraconazole , Ritonavir ,
Telithromycin , Erythromycin , Clarithromycin , Verapamil , Lithium , Clomipramine
Referenz(en):
[1]
La revue Prescrire 2009; 29 (313): 811-814
[2]
arznei-telegramm 2009; 40 (6): 54-56
[3]
European Medicines Agency; 28.03.2012: Labelling Priligy
[4]
European Medicines Agency; 28.03.2012: Scientific conclusion..
[5]
[6]
European Medicines Agency; 28.03.2012: Assessment report for Priligy and
associated names
Swissmedic Journal 2012; (10): 978-979
[7]
Pharmazeutische Zeitung 2012; : id=302013
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